<body xml:id="bs_e">
  <div type="chapter" xml:id="bs_e_1">
    <p><pb xml:id="bs_e_page_3" edRef="#e" type="sp" n="3"/> Ich habe bereits <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_0_1"/>in einer <hi>kurzen
                        Erklärung</hi><ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3rnnd"/>,
                    welche ich in des Herrn <index indexName="persons-index">
        <term>Mylius, August</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r67p">Mylius</persName> Verlag, im vorigen
                    Jahr, auf einen halben Bogen, bekannt gemacht habe, mich über die Absichten
                    meines Glaubensbekenntnisses herausgelassen, und dieselben gegen zudringliche
                    Beschuldigungen nothdürftig vertheidigt. Diese Erklärung mußte für den damaligen
                    Zwek kurz seyn, und ich habe nicht geglaubt, jemals einer längern und
                    weitläuftigern zu bedürfen: zumal da es mein herzlicher Wunsch war, <pb xml:id="bs_e_page_4" n="4" edRef="#e"/> daß jenes mir durch einen
                    Reichsbefehl <hi>abgedrungene</hi> Bekenntniß, als eine <hi>Sammlung
                        theologischer</hi>
      <index indexName="subjects-index">
        <term>Vorstellungsarten</term>
      </index>
      <hi>Vorstellungsarten</hi> eines unbedeutenden <index indexName="subjects-index">
        <term>Privatmann</term>
      </index><hi>Privatmanns</hi>, eben so schnell vergessen werden möchte, als es
                    war gelesen worden. Denn es war nichts weniger als meine Absicht, mit jenem
                    Bekenntniß einiges Aufsehen bey der Nation zu erregen. Und es hat dieser
                        <hi>abgenöthigte</hi> Schritt auch gewiß nicht durch mich selbst, weder
                    durch meine Person, noch durch die Art, wie ich ihn gethan, sondern vielmehr
                    durch den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_0_2"/>öffentlichen
                        <hi>Befehl der höchsten Reichsgerichte</hi> seine Publicität erhalten, und
                    die Aufmerksamkeit meiner Zeitgenossen rege gemacht.</p>
    <p>Gleichwohl scheint das deutsche <index indexName="subjects-index">
        <term>Publikum</term>
      </index>Publikum, zu meiner wahren Bekümmerniß, noch immer jene unwichtige
                    Schrift, nicht nur als einen Gegenstand zu betrachten, an welchen man <pb xml:id="bs_e_page_5" n="5" edRef="#e"/> seine Gabe zu ahnden und zu
                    weissagen üben muß, sondern sie auch als eine unvermeidliche Veranlassung zu
                    wichtigen Schritten von Seiten meiner, und zu merkwürdigen Folgen von Seiten der
                    Nation zu betrachten – weil einige, denen es nicht genügen will, mich durch die
                    Geständniße meiner <index indexName="subjects-index">
        <term>Privatmeinungen</term>
      </index>Privatmeinungen unglücklich zu sehen, durchaus fortfahren, mir die
                    Absicht schuld zu geben, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_0_3"/>als ob ich mich aus <index indexName="subjects-index">
        <term>Leichtsinn</term>
      </index>Leichtsinn und <index indexName="subjects-index">
        <term>Übereilung</term>
      </index>Uebereilung von der lutherischen <hi>Kirche losgesagt</hi>, und die
                        <hi>Stiftung einer neuen</hi>
      <index indexName="subjects-index">
        <term>Sekte</term>
      </index><hi>Secte</hi> erzielet hätte.</p>
    <p>Dieser kränkende Vorwurf, den ich so oft und öffentlich hören muß, nöthigt mich,
                    noch einmal, und – meinem festen Vorsatze nach – zum leztenmale die Feder zu
                    ergreifen; und mich über mein genanntes Glaubensbekenntniß bestimmt und <choice>
        <sic>freymühig</sic>
        <corr type="editorial">freymüthig</corr>
      </choice> zu erklären.</p>
    <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_0_1"><label>in einer
                        kurzen Erklärung</label>
      <p>Gemeint ist <ref target="#bs_c">c</ref>.</p></note>
    <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_0_2"><label>öffentlichen
                        Befehl der höchsten Reichsgerichte</label>
      <p>Vgl. <ref target="#bs_a_page_6">a6f.</ref></p></note>
    <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_0_3"><label>als ob ich
                        mich aus Leichtsinn und Uebereilung von der lutherischen Kirche losgesagt,
                        und die Stiftung einer neuen Secte erzielet hätte</label>
      <p>Vgl. <ref target="#bs_b_page_10">b10</ref> („Uebereilung, Leichtsinnigkeit“),
                        zum Vorwurf, eine (unversalreligiöse) Sekte einführen zu wollen, vgl. z.B.
                            <ref target="#bs_b_page_V">b[V].</ref><ref target="#bs_b_page_19">19f.</ref><ref target="#bs_b_page_29">29.</ref><ref target="#bs_b_page_38">38.</ref><ref target="#bs_b_page_57">57.</ref><ref target="#bs_b_page_63">63–66</ref>; siehe auch <ref target="#bs_c_page_5">c5</ref>.</p></note>
    <floatingText>
      <body>
        <div type="section">
          <head><pb xml:id="bs_e_page_6" n="6" edRef="#e"/> 1.</head>
          <p>Ich bezeuge also zuvörderst, daß jene Schrift <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_1_1"/>nicht <hi>Folge
                                    des <index indexName="subjects-index">
                <term>Leichtsinn</term>
              </index>Leichtsinns und der <index indexName="subjects-index">
                <term>Übereilung</term>
              </index>Uebereilung</hi> war. – <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_1_2"/>Ein höchstes Reichsgericht hatte
                                geurtheilt, ich müsse wegen meiner Uebersetzung des neuen
                                Testaments, aller meiner Aemter entsezt werden; und dabey
                                    <hi>ausdrücklich</hi> anbefohlen, daß ich in einer, an den
                                    <index indexName="subjects-index">
              <term>Reichsbücherkommissarius</term>
            </index>Reichsbücherkommissarius einzuschickenden,
                                    <hi>Druckschrift</hi>, mich über die meiner Uebersetzung
                                schuldgegebenen Irrthümer erklären, oder aus dem deutschen Reiche
                                weichen solle. Nun war es zwar weder überhaupt, noch durch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_1_3"/>die eingeholten
                                    <index indexName="subjects-index">
              <term>Responsa</term>
            </index><foreign xml:lang="lat">Responsa</foreign> erwiesen, daß
                                ich, in gedachter Uebersetzung, Hauptlehren der Kirche angegriffen,
                                oder Grundirrthümer ausgestreuet hätte: vielmehr zeugen jene <index indexName="subjects-index">
              <term>Responsa</term>
            </index><foreign xml:lang="lat">Responsa</foreign> zur Genüge, daß
                                eine eigentliche Verwerfung wesentlicher Lehren des Christenthums,
                                aus meiner Uebersetzung schlechterdings nicht zu erzwingen sey:
                                indessen mußte ich mich, da diese Richter mir keine Vertheidigung
                                gestatten, noch meinen damaligen Landesherrn, den durchlauchtigsten
                                    <index indexName="persons-index">
              <term>Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, Carl Friedrich Wilhelm Graf
                                        von</term>
            </index><persName ref="textgrid:3r66w">Fürsten von
                                    Leiningen</persName>, die ihm allein gebührende <pb xml:id="bs_e_page_7" n="7" edRef="#e"/> Untersuchung der Sache
                                überlassen wolten, jenem Urtheil unterwerfen, mir meine Absetzung
                                    <ref target="#bs_e_1_note1" type="note">*)</ref> gefallen
                                lassen, und die Verlegenheit, in die mich jene mir überdem noch
                                abgesonderte Erklärung versezte, eine überströmende Quelle meines
                                Unglücks werden sehen. Denn bisher hatte ich, nach dem allgemeinen
                                    <index indexName="subjects-index">
              <term>Menschenrechte</term>
              <term type="alternative">Rechte der Menschheit</term>
            </index>Recht der Menschheit, von den <index indexName="subjects-index">
              <term>Lehrsätze</term>
            </index>Lehrsätzen der <index indexName="subjects-index">
              <term>Kirche</term>
            </index>Kirche denken können, was ich gewolt. Aber jezt – mußte ich
                                    <hi>entweder</hi>, wider meine Ueberzeugung, Sätze, die ich im
                                Herzen verwarf, öffentlich bekennen, <hi>oder</hi> mich (nach einer
                                gewissen doppelten <index indexName="subjects-index">
              <term>Lehrart, doppelte</term>
            </index>Lehrart) hinter zweydeutige Ausdrücke verstecken,
                                    <hi>oder</hi>, der Wahrheit ein Opfer bringen. Mancher Andrer
                                würde freylich in meiner Stelle den <index indexName="subjects-index">
              <term>Mittelweg</term>
            </index>Mittelweg gewählt haben. Und es fanden sich auch einige
                                unter meinen Bekannten, welche mir riethen, nicht gerade
                                herauszugehn, <pb xml:id="bs_e_page_8" n="8" edRef="#e"/> sondern
                                mich, in gemilderten Ausdrücken, so zu erklären, daß man mir nicht
                                beykommen könnte. Allein dieser Weg schien mir, – vielleicht habe
                                ich mich geirrt, vielleicht auch nicht – genung <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_1_5"/>mir schien
                                dieser <index indexName="subjects-index">
              <term>Mittelweg</term>
            </index>Mittelweg eine niederträchtige <index indexName="subjects-index">
              <term>Heuchelei</term>
            </index><hi>Heucheley</hi> zu seyn. Denn so lange mich keine <index indexName="subjects-index">
              <term>Obrigkeit</term>
            </index>Obrigkeit um meinen Glauben, in Absicht auf das Detail
                                einzelner und besonderer Begriffe und <index indexName="subjects-index">
              <term>Vorstellungsarten</term>
            </index>Vorstellungsarten, befragt hat, so lange habe ich freylich
                                meine <index indexName="subjects-index">
              <term>Privatmeinungen</term>
            </index>Privatmeinungen für mich behalten und verhelen können, ohne
                                mein <index indexName="subjects-index">
              <term>Gewissens, Verletzung des</term>
            </index>Gewissen zu verletzen – weil mir die <index indexName="subjects-index">
              <term>Religion</term>
            </index>Religion ein so weites Feld des Unterrichts zum <index indexName="subjects-index">
              <term>Trost</term>
            </index>Trost und zur <index indexName="subjects-index">
              <term>Belehrung</term>
            </index>Belehrung meiner Gemeinen eröfnete, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_1_6"/>daß ich im
                                    <index indexName="subjects-index">
              <term>Volksunterricht</term>
            </index>Volksunterricht nie nöthig hatte, jene streitigen Punkte zu
                                berühren, wo ich von den Vorstellungsarten des grossen Haufens
                                abwich. – Aber, da ich jezt von dem höchsten Richterstuhle des
                                Reichs aufgefordert ward, Lehrsätze, die ich nicht <hi>so</hi>
                                glaubte, wie sie der große Haufe glaubt, nicht nur öffentlich zu
                                bekennen, sondern auch in einer <hi>Druckschrift</hi> zu erklären,
                                daß ich sie <hi>nie</hi> zu leugnen <hi>willens gewesen</hi>, – da,
                                sage <pb xml:id="bs_e_page_9" n="9" edRef="#e"/> ich, meine Richter
                                nach meiner <hi>innern, geheimen</hi> Ueberzeugung ausdrücklich
                                fragten – da konnte ich, bey dem Vorschlage, mich hinter
                                Zweydeutigkeiten zu verstecken, <hi>mein Gewissen</hi> ohnmöglich
                                beruhigen. <hi>Ich</hi> hielt es für <index indexName="subjects-index">
              <term>Pflicht</term>
            </index><hi>Pflicht</hi>, meine Privatmeinungen freymüthig
                                herauszusagen. Vielleicht daß <hi>Andre</hi> anders urtheilen.
                                Genung ich urtheilte so, und mein Urtheil ist noch jezt das
                                nemliche. Ich war schuldig, die Wahrheit, so nackend und rein, wie
                                sie in meiner Seele lag, darzustellen. Und ich habe sie gesagt, das
                                heißt, ich habe <hi>meine</hi> Ueberzeugungen, wie sie damals in
                                meinem Gemüthe sich vorfanden, offenherzig gestanden. Ich habe mich
                                dabey sorgfältig geprüft. Ich habe alle Winkel meines Herzens
                                durchsucht, um wahre, feste Ueberzeugung, von heimlicher
                                Prädilection zu Lieblingsmeinungen, wohl zu unterscheiden. Ich habe
                                das Resultat einer funfzehnjährigen ehrlichen <index indexName="subjects-index">
              <term>Wahrheitforschung</term>
            </index>Wahrheitforschung in meiner Seele aufzufassen und meiner
                                Feder mitzutheilen gesucht. Kurz, was ich geschrieben habe, habe ich
                                in keinem Betracht aus <index indexName="subjects-index">
              <term>Leichtsinn</term>
            </index>Leichtsinn <pb xml:id="bs_e_page_10" n="10" edRef="#e"/>
                                oder <index indexName="subjects-index">
              <term>Übereilung</term>
            </index>Uebereilung geschrieben. Und ich schmeichle mir, daß wenn
                                ich einst Gelegenheit haben solte, mich über mein Glaubensbekenntniß
                                näher zu erklären, die Worte desselben genauer zu bestimmen, und von
                                diesen so bestimten Worten meine Gründe der Welt vor Augen zu legen,
                                jedermann werde gestehen müssen, daß sehr, sehr viel Ueberlegung vor
                                Abfassung dieser Schrift angestellt worden sey. Habe ich es, in
                                Ansehung der <hi>Art des</hi>
            <index indexName="subjects-index">
              <term>Vortrags, Art des</term>
            </index><hi>Vortrags</hi>, in welchen ich dieß abgenöthigte
                                Geständniß meiner Ueberzeugungen eingekleidet habe, einem oder dem
                                andern nicht nach seinem Sinne gemacht, so ist das meine Schuld
                                nicht. Denn dieß ist das unvermeidliche Schicksal <hi>aller</hi>
                                menschlichen Handlungen, daß <hi>keine</hi> den Beyfall
                                    <hi>aller</hi> hat: weil jeder einen andern Maasstab hat, nach
                                dem er sie mißt – jeder eine andre Wage, auf der er sie wiegt –
                                jeder einen andern Gesichtspunkt, aus welchem er sie begaft oder –
                                beurtheilt. Genung, daß die Bekanntmachung selbst mir nicht zu
                                schulden kommen kann. Denn sie war Folge des <index indexName="subjects-index">
              <term>Gehorsam</term>
            </index><hi>Gehorsams</hi>. – Aus freyem An<pb xml:id="bs_e_page_11" n="11" edRef="#e"/>triebe hätte ich vielleicht – gewiß weiß ich
                                es nicht, so wenig ein Mensch in der Welt es weiß, was er in der
                                Zukunft thun wird – vielleicht nie so laut und deutlich gesprochen,
                                wenigstens bey meinem Leben nicht. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_1_7"/>Aber <hi>auf Befehl</hi> des
                                Reichsrichterstuhls <hi>mußte</hi> ich; was auch Gott für Folgen
                                über diesen Schritt des willigen Gehorsams zu verhängen beschlossen
                                haben mochte. Und was aus einem solchen Gehorsam entsteht, wären es
                                auch die allerwichtigsten Ereignisse, kann nur der
                                    <hi>Befehlende</hi>, nie der <hi>Gehorchende</hi>, zu
                                verantworten haben.</p>
          <note xml:id="bs_e_1_note1" place="bottom">*) <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_1_4"/>Welche
                                natürlicherweise mein mit Credit angefangenes Erziehungsinstitut zu
                                    <index indexName="subjects-index">
              <term>Heidesheim (Philanthropinum)</term>
            </index>Heidesheim niederstürzte, und mich nöthigte, <index indexName="subjects-index">
              <term>Schulden (Bahrdts)</term>
            </index>Schulden, die nach und nach getilgt werden solten, unbezahlt
                                zu lassen, und mich meinen Gläubigern mit Hab und Gut Preiß zu
                                geben.</note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_1_1"><label>nicht Folge des Leichtsinns und der Uebereilung</label>
            <p>Anspielung auf <ref target="#bs_b_page_10">b10</ref>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_1_2"><label>Ein höchstes Reichsgericht hatte geurtheilt [...] aus
                                    dem deutschen Reiche weichen solle</label>
            <p>Vgl. <ref target="#bs_a_page_6">a6f.</ref></p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_1_3"><label>die eingeholten Responsa</label>
            <p>Gemeint sind die Gutachten der theologischen Fakultäten in
                                    Göttingen und Würzburg; vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_7"/>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_1_4"><label>Welche natürlicherweise mein mit Credit angefangenes
                                    Erziehungsinstitut zu Heidesheim niederstürzte, [...] mich
                                    meinen Gläubigern mit Hab und Gut Preiß zu geben</label>
            <p>Vgl. Bahrdts beschönigende Darstellung der Ereignisse mit <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_14"/> (Heidesheim), <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_15"/> (ander Land) und <ptr type="page-ref" target="#erl_b_10_34"/>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_1_5"><label>mir schien dieser Mittelweg eine niederträchtige
                                    Heucheley zu seyn</label>
            <p>Vgl. <ref target="#bs_a_page_9">a9</ref>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_1_6"><label>daß ich im Volksunterricht nie nöthig hatte, jene
                                    streitigen Punkte zu berühren, wo ich von den Vorstellungsarten
                                    des grossen Haufens abwich</label>
            <p>Vgl. <ref target="#bs_a_page_11">a11</ref>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_1_7"><label>Aber auf Befehl des Reichsrichterstuhls mußte
                                    ich</label>
            <p>Vgl. <ref target="#bs_a_page_7">a7</ref>.</p></note>
        </div>
        <div type="section">
          <head>2.</head>
          <p>Ich bezeuge zweytens, daß ich mich durch mein Glaubensbekenntniß,
                                welches – ich sage es noch einmal, <hi>nichts</hi>, als
                                abgenöthigtes Geständniß meiner <index indexName="subjects-index">
              <term>Privatmeinungen</term>
            </index><hi>Privatmeinungen</hi> war – keinesweges von der
                                    <hi>lutherischen Kirche</hi> habe <hi>lossagen</hi> wollen.
                                Denn</p>
          <list>
            <item rend="margin-horizontal">a) erstlich, hört niemand auf ein
                                    Glied der <index indexName="subjects-index">
                <term>Kirche, Glied der</term>
              </index>Kirche zu seyn, der, im <pb xml:id="bs_e_page_12" n="12" edRef="#e"/> Stillen, den oder jenen <index indexName="subjects-index">
                <term>Lehrsätze</term>
              </index>Lehrsatz der Kirche sich anders vorstellt, als der große
                                    Haufe. Sonst müßten gar viele Lutheraner, Reformirte und
                                    Katholiken aufhören, das zu seyn, was sie sind. Denn der
                                        <hi>innere</hi>
              <index indexName="subjects-index">
                <term>Glaube</term>
              </index>Glaube wird, durch die <hi>äußere</hi> Gesellschaft, zu
                                    der man sich hält, nicht bestimmt. Jeder <index indexName="subjects-index">
                <term>selbstdenkend</term>
              </index>selbstdenkende Christ hat seine Religion für sich, das
                                    heißt, er folgt <hi>innerlich</hi> seiner Ueberzeugung, und
                                        <hi>äußerlich</hi> hält er sich, – weil er zu <hi>einer</hi>
                                    sich halten <hi>muß</hi> – zu einer Kirche, welche ihm
                                    vergleichungsweise die Beste dünkt, oder – gewöhnlichermassen zu
                                    der, in welcher er geboren ist. Und da die <hi>innere</hi>
              <index indexName="subjects-index">
                <term>Religion, innere</term>
              </index>Religion zu den <index indexName="subjects-index">
                <term>Menschenrechte</term>
                <term type="alternative">Rechte der Menschheit</term>
              </index>Rechten der Menschheit gehört, so ist leicht
                                    begreiflich, daß darüber weder Fürst noch Consistorium zu
                                    gebieten hat. Die <index indexName="subjects-index">
                <term>Obrigkeit</term>
              </index>Obrigkeit wacht nur über das Aeußerliche, so fern die
                                    Kirche eine Gesellschaft ist. Und ob einer zu einer Kirche
                                    gehöre, und, zu welcher er gehöre, das kann nicht nach den
                                    Meinungen und innerlichen Vorstellungen der Seele, sondern nach
                                    den äußerlichen Handlungen beurtheilt werden. Wer sich also
                                    äußerlich zur <index indexName="subjects-index">
                <term>lutherisch</term>
              </index>lutherischen Kir<pb xml:id="bs_e_page_13" n="13" edRef="#e"/>che hält, ihre <index indexName="subjects-index">
                <term>Gottesdienst</term>
              </index>Gottesdienste besucht, ihre <index indexName="subjects-index">
                <term>Sakramente</term>
              </index>Sakramente gebraucht <choice>
                <abbr>etc.</abbr>
                <expan>et cetera</expan>
              </choice> der ist ein Lutheraner, er mag innerlich glauben, was
                                    er will. – Und das habe ich bisher gethan. – Ueber die äußere
                                        <index indexName="subjects-index">
                <term>Religion, äußere</term>
              </index>Religion mögen Menschen richten, über die <index indexName="subjects-index">
                <term>Religion, innere</term>
              </index>innere kann nur Gott Richter seyn. – Und man sage hier
                                    nicht etwa, daß durch mein Bekenntniß <hi>meine</hi>
              <index indexName="subjects-index">
                <term>Religion</term>
              </index>Religion aufhöre, eine <hi>bloß innerliche</hi> zu seyn,
                                    und daß sie folglich dadurch, daß ich meine Meinungen
                                        <hi>laut</hi> gesagt habe, ein Object der weltlichen <index indexName="subjects-index">
                <term>Obrigkeit</term>
              </index>Obrigkeit werde. Denn dieser Einwurf fällt
                                    augenblicklich in sein Nichts, wenn man erstlich überlegt: daß
                                        <index indexName="subjects-index">
                <term>Privatmeinungen</term>
              </index><hi>Privatmeinungen</hi>, die auf <hi>höchsten Befehl
                                        laut</hi> gesagt werden, dadurch <hi>nicht aufhören</hi>,
                                    Privatmeinungen zu seyn; – zweytens: daß auch derjenige, der
                                    einzelne <index indexName="subjects-index">
                <term>Vorstellungsarten</term>
              </index>Vorstellungsarten seiner Kirche bezweifelt, auch wenn er
                                    seine Zweifel laut sagt, deswegen noch nicht aufhört, Glied
                                    seiner Kirche zu seyn. Denn es kommt ja darauf an, <hi>wie</hi>
                                    er es sagt. Wenn ich <choice>
                <abbr>z. B.</abbr>
                <expan>zum Beispiel</expan>
              </choice> über das Gesetzbuch meines Königs meine Meinung sagte,
                                    und ein oder anderes Gesetz, in einem gewissen vorausgesez<pb xml:id="bs_e_page_14" n="14" edRef="#e"/>tem Sinne, in
                                    Absicht auf seine Güte oder Nuzen bezweifelte, würde ich dadurch
                                    ein Rebell werden? Und wenn ich so gar in einer Druckschrift,
                                    über einzelne Gesetze, Bedenklichkeiten äußerte, und dem
                                    Landesherrn einige gründliche Verbesserungen ehrerbietig
                                    vorlegte: würde ich dadurch aufhören, ein Unterthan meines
                                    Regenten zu seyn? Würde man mir um deswillen schuld geben, daß
                                    ich mich vom Staate losgesagt hätte? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_1"/>Oder würde
                                    mein Wahrheitliebender König nicht vielmehr diese Vorschläge
                                    prüfen lassen, und mich, wenn sie gründlich und dem Lande
                                    heilsam wären, dafür belohnen? Also – kann ich ja hundert <index indexName="subjects-index">
                <term>Religionszweifel</term>
              </index>Religionszweifel haben, auch diese Zweifel, und meine
                                    vermeintlich bessern Vorstellungsarten laut anzeigen, – so lange
                                    ich Gottes Wort und die <index indexName="subjects-index">
                <term>Sakramente</term>
              </index>Sakramente meiner Kirche beybehalte, und mich nicht
                                        <hi>selbst</hi>, <index indexName="subjects-index">
                <term>öffentlich lossagen</term>
              </index><hi>öffentlich</hi>, – mit <hi>deklarirter Resistenz
                                        gegen alle Belehrung</hi>, – von ihr <hi>lossage</hi>, so
                                    lange bleibe ich Mitglied meiner Kirche. Und so berufe ich mich
                                    nun</item>
            <item rend="margin-horizontal"><pb xml:id="bs_e_page_15" n="15" edRef="#e"/> b) auch auf den <index indexName="subjects-index">
                <term>Augenschein</term>
              </index><hi>Augenschein</hi> – in meinem Glaubensbekenntniß
                                    selbst, welcher jeden, der nur sieht, was er sieht, nicht, was
                                    er sehn <hi>will</hi>, zu dem Geständniß nöthigen wird, daß
                                    nicht eine Spur von jener <index indexName="subjects-index">
                <term>Lossagung</term>
              </index>Lossagung darinnen zu finden sey – und – wem damit noch
                                    nicht genüget, den erinnere ich</item>
            <item rend="margin-horizontal">c) an jene unzählbare Menge von
                                        <hi>Beyspielen</hi> und <hi>Vorgängern</hi>, welche lange
                                    vor mir, ihre <index indexName="subjects-index">
                <term>Privatmeinungen</term>
              </index>Privatmeinungen über einzelne <index indexName="subjects-index">
                <term>Vorstellungsarten</term>
              </index>Vorstellungsarten des <index indexName="subjects-index">
                <term>Kirchensystem</term>
              </index>Kirchensystems, <hi>laut</hi> genung gesagt haben, ohne
                                    deswegen für <index indexName="subjects-index">
                <term>Abtrünnige</term>
              </index>Abtrünnige erklärt worden zu seyn. Ich bin zwar nicht im
                                    Stande, jezt ein vollständiges Register derselben aufzustellen,
                                    dazu eine sehr große Bibliothek erfordert würde: und es würde
                                    auch dieß für Kenner überflüßig, und für Unwissende nicht
                                    hinreichend seyn, weil diese doch die historischen Quellen nicht
                                    benutzen können, aus denen man die Untersuchung über die
                                    Aechtheit eines solchen Registers ableiten müßte. Allein ich
                                    will doch einige der wichtigsten anfüh<pb xml:id="bs_e_page_16" n="16" edRef="#e"/>ren, deren Untersuchung fast allen meinen
                                    Lesern leicht werden wird, und die mir um so mehr zu meiner
                                    Absicht hinlänglich scheinen, je gewisser es ist, daß in diesem
                                    Falle etliche Beyspiele so viel beweisen als tausend, nämlich:
                                        <hi>daß deklarirte Abweichungen von den herrschenden</hi>
              <index indexName="subjects-index">
                <term>Lehrsätze</term>
              </index><hi>Lehrsätzen der Kirche keine</hi>
              <index indexName="subjects-index">
                <term>Lossagung</term>
              </index><hi>Lossagung von der Kirche selbst in sich
                                        schliessen</hi>. – Hat nicht der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_2"/>Herr Abt
                                        <index indexName="persons-index">
                <term>Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm</term>
              </index><persName ref="textgrid:2726p"><hi>Jerusalem</hi></persName> in seinen Betrachtungen über
                                    die Religion den gewöhnlichen Begrif der <index indexName="subjects-index">
                <term>Erbsünde</term>
              </index>Erbsünde, vermöge welchen sie eine concupiscentia
                                    habitualis, oder wohl gar eine natürliche Abneigung gegen Gott
                                    seyn soll, so wie die gemeine Lehre von ihrer moralischen <index indexName="subjects-index">
                <term>Zurechnung, moralische</term>
              </index>Zurechnung verlassen? Hat nicht <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_3"/>Herr
                                    Consistorialrath <index indexName="persons-index">
                <term>Steinbart, Gotthilf Samuel</term>
              </index><persName ref="textgrid:32dvz"><hi>Steinbart</hi></persName> in seinem Lehrbuche der
                                    Religion, betitelt, Glückseeligkeitslehre <choice>
                <abbr>etc.</abbr>
                <expan>et cetera</expan>
              </choice> den systematischen Begrif von der <index indexName="subjects-index">
                <term>Genugtuung</term>
              </index>Genugthuung <index indexName="persons-index">
                <term>Jesus Christus</term>
                <term type="alternative">Christus</term>
              </index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> so
                                    wohl, als die <index indexName="classics-index">
                <term>Athanasius von Alexandrien</term>
              </index><persName ref="textgrid:2sjxr">Athanasianische</persName> Dreyeinigkeitslehre, nebst
                                    andern sonst gewöhnlichen theologischen Vorstellungsarten, eben
                                    so wie ich, als unbiblisch verworfen? Hat sich nicht der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_4"/>Herr
                                    Oberconstitorialrath <index indexName="persons-index">
                <term>Büsching, Anton Friedrich</term>
              </index><persName ref="textgrid:24wfm"><hi></hi><pb xml:id="bs_e_page_17" n="17" edRef="#e"/><hi>sching</hi></persName> über die Endlichkeit der <index indexName="subjects-index">
                <term>Höllenstrafen</term>
              </index>Höllenstrafen (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_5"/>die auch <index indexName="classics-index">
                <term>Origenes</term>
              </index><persName ref="textgrid:2r5jq"><hi>Origenes</hi></persName> glaubte) und andere solche
                                    Punkte, an mehr als einem Orte, eben so wie ich erklärt? Hat
                                    nicht der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_6"/>Herr Senior <index indexName="persons-index">
                <term>Urlsperger, Johann August</term>
              </index><persName ref="textgrid:3r68d"><hi>Urlsperger</hi></persName> in Augspurg, vor kurzem, in
                                    seinen Schriften über das <index indexName="subjects-index">
                <term>Geheimnis</term>
              </index>Geheimniß des Vaters und Sohnes, die Lehre der Kirche
                                    von der <index indexName="subjects-index">
                <term>Dreieinigkeit</term>
              </index>Dreyeinigkeit als falsch und unbiblisch vorgestellt, und
                                    eine andre vorgeschlagen, die bis jetzt noch kein Mensch völlig
                                    verstanden hat, und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_7"/>von welcher ehemals in Göttingen
                                    Recensent urtheilte, daß sie sich dem <index indexName="subjects-index">
                <term>Sabellianismus</term>
              </index>Sabellianismus nähere? Hat nicht Herr
                                    Oberconsistorialrath und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_8"/>Probst <index indexName="persons-index">
                <term>Teller, Wilhelm Abraham</term>
              </index><persName ref="textgrid:2541s"><hi>Teller</hi></persName> in Berlin, in seinem Wörterbuche
                                    denselben Begrif des <index indexName="subjects-index">
                <term>Glaube</term>
              </index>Glaubens schon vor mir, und andere damit verwandte
                                    Begriffe, als schriftmäßig zu beweisen übernommen – den auch die
                                    symbolischen Bücher durch den Ausdruck: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_9"/><foreign xml:lang="lat">fides est obedientia erga
                                        Evangelium</foreign>, zu bestätigen scheinen? Hat nicht <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_10"/>Herr
                                    Doctor <index indexName="persons-index">
                <term>Semler, Johann Salomo</term>
              </index><persName ref="textgrid:250ds"><hi>Semler</hi></persName> in seiner neusten Schrift gegen
                                    die Wolfenbüttlischen Fragmente, über Geist, Wunder, <pb xml:id="bs_e_page_18" n="18" edRef="#e"/> Auferstehung
                                        <index indexName="persons-index">
                <term>Jesus Christus</term>
                <term type="alternative">Christus</term>
              </index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>,
                                    Dreyeinigkeit <choice>
                <abbr>etc.</abbr>
                <expan>et cetera</expan>
              </choice> im Grunde eben solche Gesinnungen geäußert, wie aus
                                    meinem Glaubensbekenntniß hervorleuchten? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_10a"/>Hat er
                                    nicht die Lehre von der <index indexName="subjects-index">
                <term>Inspiration</term>
              </index>Inspiration der Bibel eine neue Theorie genannt, die man
                                    erst in spätern Zeiten erfunden hat? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_11"/>Sagt er
                                    nicht in dem angeführten Buche Seite 94. ausdrücklich: „Es ist
                                    ganz entschieden, ganz ausgemacht, daß eben diese wörtliche
                                    Beschreibung – eine Lehre von dreyen verschiednen <index indexName="subjects-index">
                <term>Personen, drei</term>
              </index>Personen, in dem einem göttlichen Wesen – <hi>gar
                                        nicht</hi> zu den <hi>Grundlehren</hi> der christlichen
                                    Religion oder des Christenthums gehöre. Ich habe schon (setzt er
                                    hinzu) <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_12"/><index indexName="persons-index">
                <term>Gerhard, Johann</term>
              </index><persName ref="textgrid:250f3"><hi>Gerhards</hi></persName> Kritik über die Dreyfaltigkeit
                                    und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_13"/><index indexName="persons-index">
                <term>Hunnius, Nikolaus</term>
              </index><persName ref="textgrid:3r68f"><hi>Hunnius</hi></persName> Anzeige aus dem <foreign xml:lang="lat">Epitome credendorum</foreign> angeführt, der
                                    es gerade heraussagt, daß diese Beschreibung, <hi>von dreyen
                                            <index indexName="subjects-index">
                  <term>Personen, drei</term>
                </index>Personen gar nicht nöthig ist</hi>, für die
                                    Christen?“ – Und wie viel rechtschafne Lehrer der Kirche liessen
                                    sich anführen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_14"/>welche wie ich, über <index indexName="subjects-index">
                <term>Gewissenszwang</term>
              </index>Gewissenszwang geklagt, die <index indexName="subjects-index">
                <term>symbolische Bücher</term>
              </index>symbolischen <pb xml:id="bs_e_page_19" n="19" edRef="#e"/>
              <choice>
                <sic>cher</sic>
                <corr type="editorial">Bücher</corr>
              </choice> den <index indexName="subjects-index">
                <term>Gewissen</term>
              </index>Gewissen für lästig gehalten, und eine ausgebreitetere
                                        <index indexName="subjects-index">
                <term>Toleranz</term>
              </index>Toleranz gewünscht haben? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_15"/>Ist aber
                                    je ein einziger darüber, wie ich, für einen <index indexName="subjects-index">
                <term>Abtrünnige</term>
              </index>Abtrünnigen angesehen worden? – <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_2_16"/>Und
                                    geschieht es nicht noch jetzt in der englischen Kirche, daß
                                    einzelne Lehrer und Bischöfe, gewisse Lehrstücke der <index indexName="subjects-index">
                <term>Neununddreißig Artikel</term>
              </index>39 Artikel öffentlich bezweifeln, einiges davon für
                                    schädlich, irrig, <choice>
                <abbr>u. s. w.</abbr>
                <expan>und so weiter</expan>
              </choice> erklären, ja so gar die Abschaffung derselben
                                    vorschlagen? ohne daß ihnen irgend jemand dieß als <index indexName="subjects-index">
                <term>Lossagung</term>
              </index><hi>Lossagung</hi> von der Kirche anrechnet, oder sie
                                    ihres Amts für unfähig erklärt.</item>
          </list>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_1"><label>Oder würde mein Wahrheitliebender König nicht vielmehr
                                    diese Vorschläge prüfen lassen, und mich, wenn sie gründlich und
                                    dem Lande heilsam wären, dafür belohnen?</label>
            <p>Vgl. <ref target="#bs_a_page_9">a9</ref>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_2"><label>Herr Abt Jerusalem in seinen Betrachtungen über die
                                    Religion</label>
            <p> Gemeint ist Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709–1789), der
                                    nach dem Theologiestudium in Leipzig und Wittenberg, kürzeren
                                    Anstellungen in Göttingen und Hannover und mehrjährigen
                                    Aufenthalten in Holland und England ab 1742 Braunschweiger
                                    Hofprediger und Prinzenerzieher war sowie ab 1752 Abt von
                                    Riddagshausen. In seinem unvollendeten Hauptwerk
                                        <hi>Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der
                                        Religion</hi>, 3 Bde. (<hi rend="superscript">1</hi>1768–1779), äußert sich Jerusalem ausführlich zur „Lehre
                                    von der moralischen Regierung Gottes über die Welt, oder
                                    Geschichte vom Falle“ (4. Abschnitt aus dem zweiten Band des
                                    zweiten Teils, 1779, 627–755). Jerusalem interpretiert die
                                    Sündhaftigkeit des Menschen nicht als Folge der einmaligen Sünde
                                    des Stammvaters Adams, sondern als Folge seiner Beschränkung als
                                    endliches Wesen mit sinnlichen Neigungen (716f.). Die sinnliche
                                    Natur sei „der Grund der menschlichen Schwäche, wenn sie von
                                    Vernunft und Religion nicht geleitet wird“ (718).</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_3"><label>Herr Consistorialrath Steinbart in seinem Lehrbuche der
                                    Religion, betitelt, Glückseeligkeitslehre</label>
            <p>Gemeint ist Steinbarts <hi>System der reinen Philosophie oder
                                        Glückseligkeitslehre des Christenthums</hi> (<hi rend="superscript">1</hi>1778; <hi rend="superscript">4</hi>1794, BdN VIII); s. <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_30"/>. Darin wird die klassische
                                    christliche Genugtuungs- oder Satisfaktionslehre (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_3_10"/>) als unbiblisch und
                                    unethisch zurückgewiesen, vgl. §§ 56–66 (118–148). Steinbart
                                    spricht sogar vom „kranken Hirn“ (133) der Augustinianer und
                                    Anselmianer. Er lehnt ferner, wenn auch um diplomatische
                                    Formulierungen bemüht, die athanasianische Dreieinigkeitslehre
                                    (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_20"/> und <ptr type="page-ref" target="#erl_b_0_46"/>) ab; Jesus war ein
                                    bloßer Mensch: „Gott [veranstaltete] unter dem jüdischen Volk
                                    zuerst die Geburt eines ganz vorzüglichen Mannes, welchen er mit
                                    allen Talenten des Geistes ausrüstete, und mit welchem er so
                                    vereint war, daß man an diesem Jesu sehen konnte, wie Gott gegen
                                    die Menschen handeln <hi>würde</hi>, wenn er als Mensch uns
                                        <hi>erschiene</hi>“ (226; Herv. d. Hgg.; vgl. 223); zur
                                    Wirkung Steinbarts vgl. auch <ptr type="page-ref" target="#erl_b_v_14"/>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_4"><label>Herr Oberconsistorialrath Büsching über die Endlichkeit
                                    der Höllenstrafen</label>
            <p>Anton Friedrich Büsching (1724–1793), lutherischer Theologe,
                                    Historiker und einflussreicher Geograph, amtierte seit 1766 als
                                    Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster und
                                    Oberkonsistorialrat in Berlin. Bahrdt spielt auf die
                                        <hi>Allgemeine[n] Anmerkungen über die symbolischen
                                        Schriften der evangelisch-lutherischen Kirche, und besondere
                                        Erläuterungen der augsburgischen Confeßion</hi> (1771) an:
                                    „[D]ie Erlösung Jesu Christi gehet auf wirkliche Errettung aller
                                    und jeder Menschen, und man kann unmöglich gedenken, daß unserm
                                    Gott seine große gnädige Absicht bey derselben, der Hauptsache
                                    nach mißlingen sollte: sie muß also an denenjenigen, bey welchen
                                    sie auf Erden nicht erreicht werden kann, künftig erfüllet
                                    werden“ (93 [§ 37]), was „eine unaufhörliche Dauer der Strafen“
                                    (91) ausschließe.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_5"><label>die auch Origenes glaubte</label>
            <p>Der antike Theologe Origenes (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_7_4"/>) lehnte die Lehre von der Ewigkeit der
                                    Höllenstrafen ab und nahm die Allversöhnung aller Geschöpfe
                                        (<foreign xml:lang="grc">ἀποκατάστασις πάντων</foreign>) an,
                                    vgl. z.B. sein <foreign xml:lang="grc">Περὶ ἀρχῶν</foreign> (De
                                    Principiis) I.6.3.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_6"><label>Herr Senior Urlsperger [...] in seinen Schriften über
                                    das Geheimniß des Vaters und Sohnes [...] die bis jetzt noch
                                    kein Mensch völlig verstanden hat</label>
            <p>Johann August Urlsperger (1728–1806), lutherischer Theologe,
                                    wurde 1772 Senior (Hauptpastor) in Augsburg, legte aber bereits
                                    im Jahre 1776 all seine kirchlichen Ämter aus Krankheitsgründen
                                    nieder. Er wirkte weiter als Privatgelehrter und Begründer der
                                    gegen Deismus und Rationalismus gerichteten <hi>Deutsche[n]
                                        Gesellschaft zur Beförderung reiner Lehre und wahrer
                                        Gottseligkeit</hi> (Deutsche Christentumsgesellschaft).
                                    Urlspergers <hi>Versuch in freundschaftlichen Briefen einer
                                        genauern Bestimmung des Geheimnißes Gottes und des Vaters
                                        und Christi [...]</hi> war in vier Stücken zwischen 1769 und
                                    1774 erschienen. Die Zeitgenossen waren sich einig, dass das
                                    Werk nicht als ein Muster an Verständlichkeit gelten könne; der
                                    Rezensent der <hi>Allgemeinen deutschen Bibliothek</hi> 16
                                    (1772), 211, urteilte etwa, der Verfasser mache das Geheimnis
                                    der Dreieinigkeit nur „noch verworrener und
                                anstößiger“.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_7"><label>von welcher ehemals in Göttingen Recensent
                                    urtheilte</label>
            <p>Bahrdt spielt auf die Rezension des zweiten Stücks des
                                        <hi>Versuch[s] in freundschaftlichen Briefen</hi> (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_e_2_6"/>) in den
                                        <hi>Göttingische[n] Anzeigen von gelehrten Sachen</hi>, 25.
                                    St. (28.2.1771), 209–212, an, nimmt sich bei der
                                    Charakterisierung aber einige Freiheit. Laut dem Rezensenten
                                    fordert Urlsperger den Vorwurf des Sabellianismus (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_36"/>) zwar heraus, ein
                                    solcher Vorwurf sei jedoch gleichwohl „ungerecht“ angesichts der
                                    „öfteren Versicherungen, daß er die drey Personen, wirklich als
                                    Personen [...] [an]erkenne“ (210) und nicht bloß als die
                                    Personifizierung bestimmter Eigenschaften ein und derselben
                                    Person.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_8"><label>Probst Teller [...] in seinem Wörterbuche</label>
            <p>In Tellers (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_3_20"/>)
                                        <hi>Wörterbuch des Neuen Testaments</hi> (BdN IX) heißt es
                                    unter dem Lemma „Glauben“: „<hi>Glauben</hi>, schlechtweg,
                                    bedeutet etwas <hi>annehmen, für wahr halten, davon überzeugt
                                        seyn</hi> [...] und also mit den Zusätzen, an <hi>Jesum, an
                                        das Evangelium, an den Namen Jesu</hi>, ihn, seine Lehre,
                                        <hi>annehmen, sie befolgen, in Ausübung bringen</hi>. [...]
                                    Dies ist auch die älteste Erklärungsart. <hi>Clemens</hi> von
                                    Alexandrien sagt ausdrücklich [...]: <hi>Glauben</hi> nennen wir
                                    die Annehmung des auch schon durch die Vernunft erkannten Wahren
                                    und Guten“ (<hi rend="superscript">3</hi>1780, 221). Teller
                                    wendet sich damit gegen Konzeptionen, die im christlichen
                                    „Glauben“ ein <hi>Vertrauen</hi> (fiducia) auf Gott sehen, das
                                    sich weder auf ein bloßes <hi>Glauben-Dass</hi> gründen oder gar
                                    reduzieren, noch (vollständig) durch Belege oder Argumente
                                    absichern lässt. Propositionales Wissen über Gottes Schöpfung
                                    und Jesu Lebens- und Leidensgeschichte sei, so Vertreter dieser
                                    Ansicht, auch Teufeln und Atheisten zugänglich – und trotzdem
                                    glauben sie im entscheidenden Sinne des Wortes nicht. Vgl. den
                                    20. Artikel des <hi>Augsburger Bekenntnisses</hi>, z.B.: „[D]ie
                                    schrifft [redet] vom glauben, und heißt nicht glauben ein
                                    solichs wissen, das teufel und gotlosen menschen haben, dan also
                                    wirtt vom glauben geleret [in Hebr. 11], das glauben sei nicht
                                    allein di historien wissn, sonder zuversicht haben zu Gott,
                                    [...] das er uns gnedig sei, und heiß nicht allein, solich
                                    historien wissen, wie auch di teuffel wissen“ (BSLK 79f.).
                                    Besagte Zuversicht äußere sich – so etwa Peter Ahlwardt unter
                                    Verweis auf Gal 2,20 in seinen <hi>Gründliche[n] Betrachtungen
                                        über die Augspurgische Confession</hi>, 5. Teil (1746),
                                    373–401, – darin, dass der Glaubende das Verdienst Christi
                                    „ergreift“ und es sich zu seiner eigenen Seligkeit selbst
                                    „zueignet“, eine Vorstellung, gegen die Bahrdt in <ref target="#bs_a_page_20">a20</ref> Stellung bezieht; vgl. auch
                                        <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_40"/>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_9"><label>fides est obedientia erga Evangelium</label>
            <p>Das lateinische Zitat „Fides autem est oboedientia erga
                                    Evangelium“ (Glaube aber ist der Gehorsam gegenüber dem
                                    Evangelium) findet sich im IV. Artikel (CR 27, 519; vgl. BSLK
                                    220) der von Melanchthon verfassten <hi>Apologia Confessionis
                                        Augustanae</hi> (Oktavausgabe; 1531).</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_10"><label>Herr Doctor Semler in seiner neusten Schrift gegen die
                                    Wolfenbüttlischen Fragmente</label>
            <p>Gemeint ist Semlers <hi>Beantwortung der Fragmente eines
                                        Ungenanten insbesondere vom Zweck Jesu und seiner
                                        Jünger</hi> (1779). Die von Reimarus verfassten und von
                                    Lessing herausgegebenen <hi>Fragmente</hi> waren zwischen 1774
                                    und 1778 in der Zeitschrift <hi>Zur Geschichte und Litteratur.
                                        Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu
                                        Wolfenbüttel</hi> erschienen.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_10a"><label>Hat er nicht die Lehre von der Inspiration der Bibel
                                    eine neue Theorie genannt, die man erst in spätern Zeiten
                                    erfunden hat?</label>
            <p>Vgl. Semler, <hi>Beantwortung der Fragmente eines Ungenanten</hi>
                                    (1779), 280: „Ehe die neue <hi>Theorie</hi> von
                                        <hi>Inspiration</hi> unter unsre Theologie aufgenommen
                                    worden war, welches erst hinter der Zeit <hi>Lutheri</hi> und
                                        <hi>Melanchthons</hi>, fast unvermerkt geschehen ist
                                    [...].“</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_11"><label>Sagt er nicht in dem angeführten Buche Seite 94.
                                    ausdrücklich: „Es ist ganz entschieden [...] für die
                                    Christen?“</label>
            <p>Die, von der Kursivierung und unbedeutenden Varianzen abgesehen,
                                    korrekt zitierte Stelle beginnt bereits auf S. 93 von Semlers
                                        <hi>Beantwortung der Fragmente eines Ungenanten</hi> (1779).
                                    Vgl. auch die ganz ähnliche Formulierung in <ref target="#bs_b_page_28">b28</ref>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_12"><label>Gerhards Kritik über die Dreyfaltigkeit</label>
            <p>Laut Johann Gerhard (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_10_3"/>) ist vom Heil zwar ausgeschlossen,
                                    wer die Dreifaltigkeit leugnet oder nicht um sie weiß, es ist
                                    jedoch nicht für alle Kirchenmitglieder <hi>derselbe</hi> Grad
                                    an Kenntnis der Trinität erforderlich. Vgl. <hi>Loci
                                        Theologici</hi>, lc. III, c. I, § 2: „Excludimus ab
                                    hominibus salvandis non solum Trinitatis <hi>negationem</hi>,
                                    sed etiam <hi>ignorationem</hi>. [...] Non requirimus ab omnibus
                                    ecclesiae membris <hi>aequalem cognitionis gradum</hi>, cum lux
                                    notitiae spiritualis ac fidei in quibusdam sit illustrior, in
                                    quibusdam vero obscurior“ (zitiert nach der von Johann Friedrich
                                    Cotta herausgegebenen Ausgabe, III [1764]).</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_13"><label>Hunnius Anzeige aus dem Epitome credendorum</label>
            <p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_0_47"/>.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_14"><label>welche wie ich, über Gewissenszwang geklagt, die
                                    symbolischen Bücher den Gewissen für lästig gehalten</label>
            <p>Bahrdt dürfte vor allem an die 1767 von dem Berliner Neologen,
                                    Pfarrer und wichtigen Rezensenten der <hi>Allgemeinen deutschen
                                        Bibliothek</hi> Friedrich Germanus Lüdke (1730–1792)
                                    losgetretene Kontroverse um die symbolischen Bücher denken. Vgl.
                                    Lüdke, <hi>Vom falschen Religionseifer</hi> (1767), 123–125:
                                    „Und wenn doch gleichwol in unsern Zeiten verständige und
                                    rechtschaffene Leute sagen: Wir sind in allen Hauptsachen des
                                    Glaubens mit euch einig, nur in dem und dem Stük denken wir
                                    anders, wir wollen auch gerne bey euch bleiben, laßt uns nur
                                    darin unsre Freiheit zu denken, zu reden und zu schreiben; so
                                    stellen wir [Lutheraner] uns doch den Päbstlern völlig gleich,
                                    und wollen sie in aller Absicht nicht für Brüder und
                                    rechtgläubige Christen erkennen. [...] es ist nicht gut, daß man
                                    noch in unsern Tagen die Lehrer protestantischer Gemeinden auf
                                    Menschenwort, dergleichen doch die Symbola der Kirchen sind,
                                    vereidet. Bloß auf Gottes Wort in der Schrift solte man sie
                                    schwören lassen.“ Gegenwind kam keineswegs nur von orthodoxen
                                    Theologen wie Goeze. Während Teller, A.F.W. Sack und Büsching
                                    (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_e_2_4"/>) sich auf
                                    Lüdkes Seite schlugen, verteidigten Johann Gottlieb Töllner
                                    (1724–1774; <hi>Unterricht von symbolischen Büchern
                                        überhaupt</hi>, 1769) und Semler (im <hi>Apparatus ad libros
                                        symbolicos Ecclesiae Lutheranae</hi>, 1775) die
                                    prinzipielle, wenn auch in bestimmter Weise einzuschränkende,
                                    Verbindlichkeit der Bekenntnisschriften. </p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_15"><label>Ist aber je ein einziger darüber, wie ich, für einen
                                    Abtrünnigen angesehen worden?</label>
            <p>Weder Lüdke noch seine in der letzten Anmerkung erwähnten
                                    Verteidiger sahen sich infolge ihrer Kritik der symbolischen
                                    Bücher persönlichen Repressalien ausgesetzt. Auf preußischem
                                    Gebiet beheimatet standen sie allerdings auch unter dem
                                    besonderen Schutz der toleranten Religionspolitik Friedrichs II.
                                    (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_e_4_4"/>), welcher für
                                    das übrige Reich keineswegs selbstverständlich war.</p></note>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_2_16"><label>Und geschieht es nicht noch jetzt in der englischen
                                    Kirche [...] für unfähig erklärt</label>
            <p>Vgl. <ref target="#bs_c_page_5">c5f.</ref>, <ptr type="page-ref" target="#erl_c_6"/> und <ptr type="page-ref" target="#erl_c_7"/>.</p></note>
        </div>
        <div type="section">
          <head>3.</head>
          <p><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_3_1"/>Ich bezeuge
                                endlich auch drittens, daß es mir nie in den Sinn gekommen ist,
                                    <hi>eine eigne</hi>
            <index indexName="subjects-index">
              <term>Sekte</term>
            </index><hi>Secte zu stiften</hi>. – Ich halte ein solches Vorhaben,
                                bey jetziger Verfassung des deutschen Reichs an sich selbst für eben
                                so abgeschmackt <pb xml:id="bs_e_page_20" n="20" edRef="#e"/> als
                                unmöglich. Hiernächst darf ich mich wohl rühmen, so viel
                                Menschenkenntniß zu besitzen, um einzusehn, daß, gesetzt auch, ich
                                hielte meine <index indexName="subjects-index">
              <term>Privatmeinungen</term>
            </index>Privatmeinungen für die alleinige absolute <index indexName="subjects-index">
              <term>Wahrheit, absolute</term>
            </index>Wahrheit, dennoch für diese vermeinte Wahrheit, mit einer
                                neuen <index indexName="subjects-index">
              <term>Sekte</term>
            </index>Secte nichts ausgerichtet seyn würde: weil – so lange
                                Menschen Menschen seyn, wenigstens so lange unter den Menschen der
                                    <hi>eigne</hi> Gebrauch ihrer <index indexName="subjects-index">
              <term>Seelenkräfte</term>
            </index>Seelenkräfte fortdauern wird – auch Verschiedenheit des
                                Glaubens, der Ueberzeugung, und der <index indexName="subjects-index">
              <term>Vorstellungsarten</term>
            </index>Vorstellungsarten in der Religion, fortdauern werden. Wozu
                                sollte ich mir also eine neue <index indexName="subjects-index">
              <term>Sekte</term>
            </index>Secte wünschen? – Nein, wahrhaftig, ich freue mich mit
                                dankbarem Herzen, jedes Schimmers von <index indexName="subjects-index">
              <term>Licht</term>
            </index>Licht, dessen mich Gott in meiner Erkenntniß gewürdiget hat,
                                und lebe meines Glaubens so, daß ich dabey das ganze Glück einer
                                beruhigten Ueberzeugung schmecke: aber ich bin so fern von aller
                                    <index indexName="subjects-index">
              <term>Proselytenmacherei</term>
            </index>Proselytenmacherei, daß ich vielmehr wünsche, es möchten
                                    <hi>alle</hi> spekulativen Gegenstände des Glaubens,
                                    <hi>allen</hi> Menschen, zu eigner For<pb xml:id="bs_e_page_21" n="21" edRef="#e"/>schung frey gegeben, und gar niemanden eine
                                bestimmte Vorstellungsart jener streitigen Lehrsätze mehr
                                aufgedrungen werden.</p>
          <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_3_1"><label>Ich bezeuge endlich auch drittens, daß es mir nie in den
                                    Sinn gekommen ist, eine eigne Secte zu stiften</label>
            <p>Vgl. <ref target="#bs_e_page_5">e5</ref>.</p></note>
        </div>
      </body>
    </floatingText>
    <div>
      <p>Und ich fodere auch bey diesem Punkte alle <index indexName="subjects-index">
          <term>Unparteiische</term>
        </index>Unpartheyische auf, mein Glaubensbekenntniß zu prüfen, und, zu
                        untersuchen, ob auch nur die allermindeste <hi>Spur</hi> des Vorhabens,
                            <hi>eine neue <index indexName="subjects-index">
            <term>Sekte</term>
          </index>Secte zu stiften</hi> darinnen zu finden sey.</p>
      <p>Eben so öffentlich und freymüthig kann ich mich endlich auch auf die nähern
                        Zuschauer meiner <hi>bisherigen Handlungsweise</hi> berufen, und von ihnen
                        das Zeugniß erwarten, daß ich nie, auch nur die entfernteste Veranlassung
                        gegeben habe, mir ein so thörigtes Unternehmen zuzutrauen. Ich habe seit
                        meinem <pb xml:id="bs_e_page_22" n="22" edRef="#e"/> Glaubensbekenntniß
                        nichts geschrieben, welches das <index indexName="subjects-index">
          <term>Publikum</term>
        </index>Publikum aufmerksam auf mich hätte machen können. Ich habe auch
                        keinem geantwortet, der sich berufen fühlte, gegen mein Glaubensbekenntniß
                        zu schreiben oder meinen Charakter durch boshafte Erdichtungen verdächtig zu
                        machen. Ich habe nicht einmal nach der Zeit mit jemand über mein
                        Glaubensbekenntniß korrespondirt, ohngeachtet häufige Anfragen und
                        Veranlassungen dazu geschehen sind. – <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_4_1"/>Ich habe nie Erlaubniß gesucht, eigentliche
                        theologische Collegia zu lesen. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_4_2"/>Und ohngeachtet, bald nach meiner Ankunft in <index indexName="subjects-index">
          <term>Halle (Bahrdt in)</term>
        </index>Halle, der allerhöchste Befehl an die Universität ergieng, daß man
                        mich nicht hindern solle, den hier studierenden jungen Leuten durch <index indexName="subjects-index">
          <term>Vorlesungen (Bahrdts)</term>
        </index>Vorlesungen nützlich zu seyn, so habe ich doch von diesem Recht
                        nicht gleich Gebrauch gemacht, sondern erst auf wiederholtes Anrathen meiner
                        Freunde, und <pb xml:id="bs_e_page_23" n="23" edRef="#e"/> auf das Bitten
                        vieler hier Studierenden, mich erst im vorigen Herbst dazu entschlossen,
                            <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_4_3"/>ein practisches
                        Collegium über die <hi>Beredsamkeit</hi> nach den Grundsätzen des <index indexName="classics-index">
          <term>Quintilian</term>
        </index><persName ref="textgrid:24gwt"><hi>Quintilian</hi></persName> und
                        eines über die Anfangsgründe der <hi>hebräischen Sprache</hi> zu lesen;
                        denen ich künftig nichts als kursorische <index indexName="subjects-index">
          <term>Vorlesungen (Bahrdts)</term>
        </index>Vorlesungen über die Klassiker der <hi>Griechen</hi> und
                            <hi>Römer</hi> hinzufügen werde. – Mit einem Worte, meine ganze
                        Handlungsweise sieht gewiß keinen Anstalten zu Stiftung einer neuen <index indexName="subjects-index">
          <term>Sekte</term>
        </index>Secte ähnlich.</p>
      <p>Ich suche nichts, und habe bisher nichts gesucht, als was ich schon habe, –
                        und wofür ich dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_e_4_4"/>weisen und duldsamen Monarchen, der alle fleissige und nützliche
                        Unterthanen mit gleicher Vaterhuld nährt, und jeden im Stillen seines
                        Glaubens leben läßt, hier öffentlich danke – Schutz <pb xml:id="bs_e_page_24" n="24" edRef="#e"/> und ruhige Existenz. Wer mir
                        stolzere Wünsche und weitaussehende Absichten zugetrauet, hat mich
                        verkannt.</p>
      <signed><index indexName="persons-index">
          <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
        </index><persName ref="textgrid:2541p">Carl Friedrich
                        Bahrdt</persName>.</signed>
      <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_4_1"><label>Ich habe
                            nie Erlaubniß gesucht, eigentliche theologische Collegia zu
                            lesen</label>
        <p>Vgl. aber <ref target="#bs_b_page_5">b5</ref> und <ref target="#bs_d_page_119">d119</ref>, außerdem <ptr type="page-ref" target="#erl_d_1_17"/>.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_4_2"><label>Und
                            ohngeachtet, bald nach meiner Ankunft in Halle, der allerhöchste Befehl
                            an die Universität ergieng, daß man mich nicht hindern solle, den hier
                            studierenden jungen Leuten durch Vorlesungen nützlich zu seyn</label>
        <p>Vgl. zur Universität in Halle <ptr type="page-ref" target="#erl_d_1_17"/>
                            und zu Minister v. Zedlitz <ptr type="page-ref" target="#erl_d_1_18"/>.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_4_3"><label>ein
                            practisches Collegium über die Beredsamkeit nach den Grundsätzen des
                            Quintilian und eines über die Anfangsgründe der hebräischen Sprache zu
                            lesen [...] Vorlesungen über die Klassiker der Griechen und
                            Römer</label>
        <p>Bahrdt las ab dem Wintersemester 1779/80 an der Philosophischen Fakultät
                            der Universität Halle (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_1_17"/>).
                            Bahrdt schreibt über sich selbst im <hi>Kirchen- und Ketzer-Almanach
                                aufs Jahr 1781</hi> [1780], 13: „Er lebt jezt in Halle und ließt
                            über den <hi>Quintilian, Tacitus, Plato</hi>.“</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_e_4_4"><label>weisen
                            und duldsamen Monarchen, der [...] jeden im Stillen seines Glaubens
                            leben läßt</label>
        <p>Unter Friedrich II. (1712–1786) herrschte in Preußen eine weitreichende
                            Toleranz gegenüber anderen Konfessionen und Religionen. Schon zu Beginn
                            seines Regierungsantritts vermerkte er im Juni 1740 handschriftlich auf
                            der Eingabe des geistlichen Departements über den Umgang mit Katholiken
                            in Preußen: „Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden, und Mus der
                            fiscal nuhr das auge darauf haben das Keine der andern abruch Tuhe, den
                            hier mus ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden.“ Auch schon unter
                            seinem Vater Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) hatte es aus pragmatischen
                            politischen Erwägungen deutliche Zugeständnisse etwa gegenüber
                            Katholiken gegeben, gleichwohl blieb die repressive Haltung gegenüber
                            Juden auch unter Friedrich II. unverändert.</p></note>
    </div>
  </div>
</body>