<div type="section-group" id="less_11_SonTr">
  <app>
    <lem><div type="section" id="less_section_11">
        <head type="main"><pb edRef="#a" n="149" type="sp"/>
          <pb edRef="#b" n="146"/>
          <pb edRef="#c" n="146"/>
          <choice>
            <orig>Evangelium am 11 Sontage nach Trinitatis.</orig>
            <supplied reason="toc-title">11. Sonntag nach Trinitatis (Lk
                                        18,9–14)</supplied>
            <supplied reason="column-title">11. Sonntag nach Trinitatis (Lk
                                        18,9–14)</supplied>
          </choice></head>
        <head type="sub"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:18:9" to="Lk:18:14"><hi>Lucä</hi> 18, <app>
                <lem/>
                <rdg type="pt" wit="#b #c">vers</rdg>
              </app> 9–14.</citedRange></bibl></head>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Diese</hi></hi>
          <app>
            <lem>Gleichnis Rede</lem>
            <rdg type="pp" wit="#b #c">Gleichniß-Rede</rdg>
          </app> ist der heilsamste Unterricht, zur <hi>Beschämung</hi> für
                                diejenigen, welche zufrieden mit sich selbst und stolz auf ihre
                                Tugend, unaufhörlich über das grosse Verderben der Welt klagen; und
                                für uns alle zur <hi>Belehrung</hi>, wie wir unsern Seelen-Zustand
                                mit Sicherheit beurtheilen <app>
            <lem>können<supplied>.</supplied></lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">können.</rdg>
          </app><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:9"><app>
                  <lem>vers 9</lem>
                  <rdg type="pp" wit="#b #c">v. 9.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>
          <hi>sagte zu etlichen,</hi> (oder, <hi>Gegen</hi> etliche, die er
                                vielleicht damahls gegenwärtig sahe) <hi>die sich selbst vermassen
                                    daß sie fromm wären und verachteten die andern, folgendes
                                    Gleichniß.</hi> Ge<pb edRef="#a" n="150"/>gen solche also, 1)
                                die sich eine ganz <app>
            <lem>volkomne</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">vollkomne</rdg>
          </app> Tugend zutrauen. Der <index indexName="subjects-index">
            <term>Pharisäer</term>
          </index>Pharisäer zerstümmelte erst die Tugend, er machte sich
                                selbst ein <index indexName="subjects-index">
            <term>Religion, Gespinst von</term>
          </index>Gespinst von Religion: und nun war es ganz natürlich und <app>
            <lem>nothwendig</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">nothwendig,</rdg>
          </app> daß er sich für einen ganz <app>
            <lem>volkomnen</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">vollkomnen</rdg>
          </app> Heiligen ansahe. 2) Die auf ihre vermeinte Tugend sich
                                stüzen; ihr Glück, nicht als ein Geschenk der Gnade <app>
            <lem>Gottes</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gottes</hi></rdg>
          </app> erflehen, sondern als einen verdienten Lohn von <app>
            <lem>ihm</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Ihm</hi></rdg>
          </app> fordern, und 3) die sich mit ihrer wahren oder vermeinten
                                Tugend brüsten; alles um sich her herabsezen, verachten, verdammen,
                                die Tugend ihrer <index indexName="subjects-index">
            <term>Nebenmensch</term>
          </index>Neben-Menschen zerstören, um auf diese Ruinen das Gebäude
                                    <pb edRef="#b" n="147"/>
          <pb edRef="#c" n="147"/> ihres eignen Ruhms zu errichten. Kurz,
                                gegen <hi>solche die sich auf ihre Tugend verlassen und ihre</hi>
          <app>
            <lem><hi>Neben Menschen</hi></lem>
            <rdg type="pp" wit="#b #c"><hi>Neben-Menschen</hi></rdg>
          </app>
          <hi>verachten</hi>, machte <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> folgende
                                Erzälung.</p>
        <p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:10"><app>
                  <lem>vers 10</lem>
                  <rdg type="pp" wit="#b #c">v. 10.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Es</hi> giengen zwei Menschen hinauf in
                                    den</hi>
          <app>
            <lem><hi>Tempel</hi>; die</lem>
            <rdg type="pp" wit="#c"><hi>Tempel</hi>. Die</rdg>
          </app> Tempel-Gebäude zu <hi>Jerusalem</hi> standen auf einem Berge.
                                    <ptr target="#sontr11_erl_10" type="editorial-commentary"/>Von
                                dem <hi>Vorhofe der Heiden</hi>, wo <app>
            <lem>diejenigen</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">diejenigen,</rdg>
          </app> die nicht Juden <app>
            <lem>waren</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">waren,</rdg>
          </app> sich versamleten, stieg man zu dem <hi>Vorhofe des
                                Volks</hi>, und von diesem zu dem <hi>Vorhofe der</hi>
          <pb edRef="#a" n="151" id="less_151"/>
          <hi>Priester</hi>
          <app>
            <lem>hinauf.</lem>
            <rdg type="v" wit="#b">hinauf</rdg>
          </app><app>
            <lem><hi>zu</hi></lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Zu</hi></rdg>
          </app>
          <hi>beten: einer ein Pharisäer, der andre ein Zöllner</hi>. Unter
                                der jüdischen Nation <ptr target="#sontr11_erl_4" type="editorial-commentary"/>gärete schon damahls der Geist des <app>
            <lem>Aufrurs</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Aufruhrs</rdg>
          </app> gegen die <index indexName="subjects-index">
            <term>Römer</term>
          </index><hi>Römer</hi> ihre <app>
            <lem>damahlige</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">damahligen</rdg>
          </app> Oberherren. Die von diesen bestellte Zoll-Einnehmer, oder <app>
            <lem>Pächter</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">Pächter,</rdg>
          </app> waren daher dem Volk äusserst verhaßt; um so mehr, da sie in
                                der That, wie es <app>
            <lem>gemeiniglich</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">gemeiniglich,</rdg>
          </app> besonders bei Zoll-Verpachtungen geschiehet, viele
                                Ungerechtigkeiten und Erpressungen verübten. – <ptr target="#sontr11_erl_11" type="editorial-commentary"/>Ein
                                    <hi>nichtswürdiger Mensch</hi>, ein <hi>Bösewicht</hi>, und ein
                                    <hi>Zöllner</hi> waren darum bei den Juden Einerlei. Welch ein
                                ungeheurer Abstand zwischen einem <hi>Zöllner</hi>, und einem
                                    <hi>Pharisäer</hi> dem Gözen der Nation!</p>
        <p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:11 Lk:18:12"><app>
                  <lem>vers</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">v.</rdg>
                </app> 11. 12.</citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Der</hi> Pharisäer stand und betete bei
                                    sich selbst also.</hi> – Genauer ist folgende Uebersezung: „der
                                    <hi>Pharisäer</hi> stellete sich <hi>allein</hi>, von den
                                übrigen abgesondert, dahin:“ um nämlich desto mehr gesehen, und
                                gehöret zu werden. Das paßt ganz <app>
            <lem>volkommen</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">vollkommen</rdg>
          </app> zu dem <app>
            <lem>Character</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Charakter</rdg>
          </app> der <app>
            <lem>Pharisäer</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Pharisäer</hi></rdg>
          </app>, <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:6:5"><app>
                  <lem>Matth.</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">Math.</rdg>
                </app> 6, <app>
                  <lem>5</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">5.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg> welche an den Ecken der <app>
            <lem>Queer Strassen</lem>
            <rdg type="pp" wit="#b #c">Queer-Strassen</rdg>
          </app> stille standen um zu beten. Und nun sprach er mit erhabener
                                Stimme, <pb edRef="#b" n="148"/>
          <pb edRef="#c" n="148"/> folgendes <index indexName="subjects-index">
            <term>Gebet</term>
          </index>Gebet aus. <hi>Ich</hi>
          <pb edRef="#a" n="152" id="less_152"/>
          <hi>danke dir Gott! daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen,
                                    diese Räuber, Ungerechte, Ehebrecher; oder auch wie dieser
                                    Zöllner. Zweimahl in der Woche <index indexName="subjects-index">
              <term>fasten</term>
            </index>faste ich; und gebe den Zehnten von allem das ich
                                    habe,</hi> (eigentlich, <hi>ich gebe den Zehnten von allen
                                    meinen Einkünften den Armen.</hi>
          <choice>
            <abbr>vergl.</abbr>
            <expan>vergleiche</expan>
            <expan>verglichen</expan>
          </choice>
          <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Dtn:14:22" to="Dtn:14:29">5 <app>
                <lem>Buch</lem>
                <rdg type="v" wit="#b #c">B.</rdg>
              </app>
              <hi>Mose</hi> 14, 22–29.</citedRange></bibl>)</p>
        <p><seg type="margin">
            <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:13"><app>
                  <lem>vers 13</lem>
                  <rdg type="pp" wit="#b #c">v. 13.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Der</hi> Zöllner aber stand von</hi>
          <app>
            <lem><hi>fernen,</hi> ferne</lem>
            <rdg type="pp" wit="#c"><hi>ferne</hi>, „ferne</rdg>
          </app> von dem Pharisäer stand er unbemerkt <app>
            <lem>da,</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">da“</rdg>
          </app>
          <hi>und wagte es nicht, nur seine Augen gen Himmel aufzuheben</hi>; <app>
            <lem>er</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">„er</rdg>
          </app> hob nicht seine Hände gen Himmel, auch nur die Augen
                                aufzuschlagen wagte er <app>
            <lem>nicht.</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">nicht.“</rdg>
          </app>
          <hi>Sondern schlug an seine <index indexName="subjects-index">
              <term>Brust</term>
            </index>Brust, und sprach, <ptr target="#sontr11_erl_14" type="editorial-commentary"/>Gott!
                                    erbarme dich über mich, den Sünder!</hi>
          <app>
            <lem>mich</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">„mich</rdg>
          </app>, der ich auf nichts mich stüzen, nichts vor dir sagen <app>
            <lem>kan</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">kan,</rdg>
          </app> als daß ich ein Sünder <app>
            <lem>bin.</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">bin.“</rdg>
          </app></p>
        <p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:14"><app>
                  <lem>vers 14</lem>
                  <rdg type="pp" wit="#b #c">v. 14.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Ich</hi> sage euch, dieser gieng hinab
                                    gerechtfertiget vor jenem</hi>; genauer, „dieser gieng hinab
                                    <hi>Gelobt</hi>, mit dem Beifall <app>
            <lem>Gottes</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gottes</hi></rdg>
          </app>, <hi>nicht aber jener</hi>.“ <seg type="margin">Siehe <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:16:15">Lucä 16, <app>
                  <lem>15</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">15.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi>Denn, – wer sich selbst erhöhet der wird erniedriget
                                    werden.</hi> „Wer <pb edRef="#a" n="153"/> sich selbst
                                    <hi>erhebet</hi>, wie der Pharisäer mit seiner eingebildeten
                                    <index indexName="subjects-index">
            <term>engelrein</term>
          </index><app>
            <lem>engel reinen</lem>
            <rdg type="pp" wit="#b #c">engel-reinen</rdg>
          </app> Tugend sich brüstet, der wird <hi>erniedriget werden</hi>,
                                den wird <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> durch das Verdammungs-Urtheil zu Schanden machen.“ – <hi>Und
                                    wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet werden.</hi> „Wer
                                aber <hi>seine Niedrigkeit <index indexName="subjects-index">
              <term>fühlen</term>
            </index>fület</hi>; wie der Zöllner, seine Unwürdigkeit und
                                Strafbarkeit vor <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app>, tief empfindet: <hi>der wird erhöhet werden</hi>, den wird
                                    <pb edRef="#b" n="149"/>
          <pb edRef="#c" n="149"/>
          <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> mit <app>
            <lem>seinem</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Seinem</hi></rdg>
          </app> Beifall und <app>
            <lem>Lob</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Lobe</rdg>
          </app> ehren und erfreuen.“</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Dies</hi></hi> nun ist die <hi>Lehre</hi>
                                (die Moral) dieser Erzälung. <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> stellet uns
                                hier, zwei Beispiele vor, um uns in dem einen die <hi>Blendwerke des
                                    menschlichen Herzens</hi>; und in dem andern, die <hi>Natur der
                                    wahren Besserung die uns Gottes Gunst verschaffet</hi>, vor die
                                Augen zu mahlen. Und beide <app>
            <lem>zusammen,</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">zusammen</rdg>
          </app> lehren, daß der Stolz nebst seiner unzertrenlichen Begleitung
                                der Lieblosigkeit und <index indexName="subjects-index">
            <term>Menschenfeindschaft</term>
          </index>Menschen-Feindschaft, <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> äusserst verhaßt sey: die <hi>Demuth</hi> hingegen diese
                                vertrauteste Freundin der <index indexName="subjects-index">
            <term>Menschenliebe</term>
          </index><hi>Menschen-Liebe</hi>, mit <app>
            <lem>Seinem</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Seinem</hi></rdg>
          </app> Beifall und Gunst beehret <app>
            <lem><choice>
                <sic>werde.“</sic>
                <corr type="editorial">werde.</corr>
              </choice></lem>
            <rdg wit="#b #c" type="typo-correction">werde.</rdg>
          </app><ptr target="#sontr11_erl_5" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jak:4:6"><app>
                  <lem>Jacobi</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b">Jac.</rdg>
                  <rdg type="v" wit="#c">Jak.</rdg>
                </app> 4, 6.</citedRange></bibl>
            <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:5:5">1
                                            Petr. 5, <app>
                  <lem>5</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">5.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi>daß</hi>
          <pb edRef="#a" n="154" id="less_154"/>
          <hi>Gott den Stolzen sich widersezt, die Demütigen aber mit Gnade
                                    aufnimmt.</hi></p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">So</hi></hi> lasset uns denn an dem <app>
            <lem>Beyspiel</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">Beispiel</rdg>
          </app> des <hi>Pharisäers</hi> lernen, was wir bei der
                                    <hi>Beurtheilung unsrer selbst und unsrer Neben-Menschen</hi> zu
                                meiden? und worauf wir dabei vornehmlich zu sehen haben? Zunächst
                                sehen wir alsbald, daß dies Gebet die <index indexName="subjects-index">
            <term>Sprache des Herzens</term>
          </index>Sprache seines Herzens war: er als ein Jude von <index indexName="subjects-index">
            <term>Religion</term>
          </index>Religion kante die Allwissenheit <app>
            <lem>Gottes</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gottes</hi></rdg>
          </app> so gut, daß man ohne ihn zu einem völlig <index indexName="subjects-index">
            <term>Unsinniger</term>
          </index>Unsinnigen zu machen
                                nicht annehmen kan, <app>
            <lem>er habe</lem>
            <rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
                <sic>erhabe</sic>
                <corr type="editorial">er habe</corr>
              </choice></rdg>
          </app>
          <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> selbst betrügen wollen. Nein! Er war hierin nicht ein
                                Betrüger, sondern der Betrogene! – Aber er muste ja, wird man
                                denken, sich selbst kennen, wissen was für niedrige, schändliche
                                Absichten und Neigungen in seiner Seele herrschten, wissen daß vor <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> Menschen-Liebe besser sey als alle Opfer <choice>
            <abbr>u. s. w.</abbr>
            <expan>und so weiter</expan>
          </choice> Freilich hätte <pb edRef="#b" n="150"/>
          <pb edRef="#c" n="150"/> er dies alles wissen können, wenn nicht der
                                Stolz, die Haabsucht nebst andern schändlichen Neigungen über das
                                alles eine glänzende Farbe gestrichen, oder eine dicke Decke
                                gehangen hätten. – Bei der Beurtheilung seiner selbst heftete er
                                bloß seine Augen auf das <hi>äussere</hi>, <pb edRef="#a" n="155" id="less_155"/> und verschloß sie gänzlich vor den
                                    <hi>innern Absichten</hi>. Zweimahl in der Woche fastete er; und
                                den zehnten Theil seiner Einkünfte gab er den Armen. Es ist wahr,
                                    <ptr target="#sontr11_erl_3" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:23:14"><app>
                  <lem><choice>
                      <sic>Marth.</sic>
                      <corr type="editorial">Matth.</corr>
                    </choice></lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">Math.</rdg>
                  <!-- Umsetzung in Fahne prüfen! -->
                </app> 23, 14.</citedRange></bibl>
            <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:11:42">Lucä
                                            11, <app>
                  <lem>42.</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b">42</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg> er that das um die
                                Lobsprüche der Welt zu erhaschen, und desto sicherer die Häuser der
                                Wittwen und Waisen fressen zu können. Allein hiervon zogen jene in
                                der Seele herrschende Leidenschaften seine Augen ab, oder stellten
                                es ihm in einem ganz falschen <index indexName="subjects-index">
            <term>Licht</term>
          </index>Lichte dar. – Eben darum sahe er
                                    <hi>auch nichts von seinen</hi>
          <app>
            <lem><hi>Fehlern</hi><supplied>.</supplied></lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c"><hi>Fehlern</hi>.</rdg>
          </app> Er wolte sie nicht sehen. Und so hielte er sich für ganz <app>
            <lem>engelrein</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">engel-rein</rdg>
          </app>. Keine Sylbe höret man in seinem Gebet, von Bitte um Gnade
                                und Nachsicht. Er thut nichts als <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> seine Tugenden vorrechnen. – <app>
            <lem>Ja</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Ja,</rdg>
          </app> so gar <app>
            <lem><hi>seine</hi></lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">seine</rdg>
          </app>
          <hi>Laster</hi> sahe er nicht. <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:23"><app>
                  <lem>Matth. 23</lem>
                  <rdg type="pp" wit="#b #c">Math. 23.</rdg>
                </app></citedRange></bibl>
            <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:11:39" to="Lk:11:54">Lucä 11, <app>
                  <lem>39–Ende</lem>
                  <rdg type="typo-correction" wit="#b #c"><choice>
                      <sic>19–Ende</sic>
                      <corr type="editorial">39–Ende</corr>
                    </choice></rdg>
                </app></citedRange></bibl>
            <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:5:20" to="Mt:5:48"><app>
                  <lem>Matth.</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b">Math<supplied>.</supplied></rdg>
                  <rdg type="v" wit="#c">Math.</rdg>
                </app> 5, <app>
                  <lem>20–Ende</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">20–Ende.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg> Jene kindische Rang-
                                und <app>
            <lem>Titel-sucht</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Titel-Sucht</rdg>
          </app>, jene Betrügereien und Verleumdungen, jene grobe
                                himmelschreiende Ungerechtigkeiten und Erpressungen, jene gottlose
                                Beschönigungen der <index indexName="subjects-index">
            <term>Meineid</term>
          </index>Meineide, jene unzüchtige Neigungen, jener
                                <index indexName="subjects-index">
            <term>schwarzer Neid</term>
          </index>schwarze Neid, boshafte <app>
            <lem>Schaden Freude</lem>
            <rdg type="pp" wit="#b #c">Schaden-Freude</rdg>
          </app>, grausame Rachbegierde, <index indexName="subjects-index">
            <term>höllische Feindseligkeit</term>
          </index>höllische Feindseligkeit, nebst dem ganzen abscheulichen
                                Wust von lieblosen und <index indexName="subjects-index">
            <term>menschenfeindliche Gesinnungen und Taten</term>
          </index>menschenfeindlichen Gesinnungen und Thaten: wie kam <app>
            <lem>es</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">es,</rdg>
          </app> daß dies <pb edRef="#a" n="156"/> alles ihm selbst unbemerkt
                                blieb, daß er dennoch mit so viel Zuversicht im Herzen und Ruhe auf
                                seinem Gesicht hintreten und sagen konte, <hi>Gott</hi>
          <pb edRef="#b" n="151"/>
          <pb edRef="#c" n="151"/>
          <hi>ich danke dir daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen, ein
                                    Räuber, Ungerechter, Ehebrecher, oder auch wie dieser
                                    Zöllner</hi>? Daher kam es, weil jede dieser schändlichen
                                Leidenschaften ihm gleichsam <ptr target="#sontr11_erl_6" type="editorial-commentary"/>ein Glaß vor die Augen rückte, und
                                durch hundert <app>
            <lem>Casuistereien</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Kasuistereien</rdg>
          </app>, Laster in gleichgültige Dinge, in Tugend gar, verkehrete.
                                „Ich kan es mir nicht verheelen daß ich so manchen meiner Mitbürger
                                durch eidliche Versprechungen hintergangen; aber Betrug und Meineid
                                war das nicht: <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:5:33"><app>
                  <lem>Matth.</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">Math.</rdg>
                </app> 5, 33.</citedRange></bibl>
            <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:23:16" to="Mt:23:22"><app>
                  <lem>Kapitel</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">Kap.</rdg>
                </app> 23, <app>
                  <lem>16–22.</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b">16.–22.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg> denn ich habe mich wohl
                                gehütet, den Nahmen <app>
            <lem>Gottes</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gottes</hi></rdg>
          </app> dabei auszusprechen, ich schwor ihnen bloß bei dem Tempel,
                                oder bei dem Altar, oder bei dem Himmel. Und zudem war die Absicht
                                rümlich, <app>
            <lem><choice>
                <sic>warnm</sic>
                <corr type="editorial">warum</corr>
              </choice></lem>
            <rdg type="typo-correction" wit="#b #c">warum</rdg>
          </app> ich ihn hintergieng. <app>
            <lem>Dort</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">– Dort</rdg>
          </app> einen andern habe ich um alles das Seinige gebracht: aber mit
                                Recht; er war ein Bösewicht; und das Geld konte in keine bessere
                                Hände kommen als die meinigen. <app>
            <lem>Das</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">– Das</rdg>
          </app> Gut jener Witwe habe ich durch Gewalt an mich gezogen,
                                worüber sie nebst ihrer ganzen Familie <app>
            <lem>verhungerte<supplied>.</supplied></lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">verhungerte.</rdg>
          </app>
          <pb edRef="#a" n="157"/> Was konte ich mehr thun als es auf den
                                Spruch der Obrigkeit ankommen lassen? Der Richter war zwar mein <app>
            <lem>Client</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Klient</rdg>
          </app>: was ist aber unrechts darin, sich <app>
            <lem>Clienten</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Klienten</rdg>
          </app> zu machen? <app>
            <lem>Ich</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">– Ich</rdg>
          </app> bin es mir freilich bewust, daß ich allerlei Begierden nach
                                dieser und jener Person bei mir hege; <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:8:3" to="Joh:8:9"><app>
                  <lem>Johannis</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">Joh.</rdg>
                </app> 8, <app>
                  <lem>3–9</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">3–9.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg> und jener vertraute
                                Umgang mit meines Nächsten Ehefrau macht Aufsehen, und entzweiet sie
                                mit ihrem Mann. Allein mein Gewissen giebt mir das Zeugniß, <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:5:27 Mt:5:28"><app>
                  <lem>Matth.</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">Math.</rdg>
                </app> 5, 27. <app>
                  <lem>28</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">28.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg> daß ich nie das Ehebett
                                eines Mannes geschändet.“ – Dies war ohne Zweifel die <index indexName="subjects-index">
            <term>Sprache</term>
          </index>Sprache, welche seine ungerechte, räu<pb edRef="#b" n="152"/><pb edRef="#c" n="152"/>berische, ehebrecherische Neigungen
                                ihm eingaben. Und nun gieng er ruhig hin und dankte <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#b">Gott,</rdg>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi>,</rdg>
          </app> daß er kein Ungerechter, Räuber und Ehebrecher wie andre
                                Menschen sey. So wie noch bis auf unsre Zeit so mancher Geizige, am
                                    <index indexName="subjects-index">
            <term>Abend</term>
          </index>Abend eines Tages, an dem er hundert seiner <app>
            <lem>Neben Menschen</lem>
            <rdg type="pp" wit="#b #c">Neben-Menschen</rdg>
          </app> betrogen; und so mancher <ptr target="#sontr11_erl_7" type="editorial-commentary"/>Verleumder und <index indexName="subjects-index">
            <term>Afterreden, Afterredner</term>
          </index>Afterredner, der aus einer Gesellschaft nach Hause <app>
            <lem>komt</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">komt,</rdg>
          </app> wo er den guten Nahmen seiner Mitbürger <index indexName="subjects-index">
            <term>ermorden</term>
          </index>ermordet, sich auf die Knie wirft und <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> dankt daß er den Tag so wohl hingebracht und für die Ewigkeit
                                gelebt habe.</p>
        <p><pb edRef="#a" n="158"/>
          <hi><hi rend="spaced-out">Doch</hi></hi> kaum ist es wahrscheinlich,
                                daß der Pharisäer noch so viele Mühe angewandt um sich selbst zu
                                prüfen. Denn es ist gewönlich, daß man bei diesem Geschäfte
                                    <hi>nicht In sich selbst hinein</hi>, <app>
            <lem>sondern,</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">sondern</rdg>
          </app>
          <hi>Um sich herum</hi> siehet. Wir schauen umher, ob wir nicht
                                Menschen finden, die Laster an sich haben wovon wir frei sind, oder
                                frei zu seyn <index indexName="subjects-index">
            <term>glauben</term>
          </index>glauben. Haben wir diese gefunden: so ist alles geschehen;
                                so stehet alles gut mit uns. Und indem wir dergestalt <hi>Andere
                                    geprüfet</hi>, so bilden wir uns ein <hi>Uns selbst geprüft</hi>
                                zu haben. <app>
            <lem>So</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">– So</rdg>
          </app> sahe der Pharisäer nicht auf sich selbst; sondern auf andre
                                Menschen, und auf den Zöllner. Und nun war das Urtheil gefällt,
                                    <hi>ich danke dir Gott daß ich nicht bin – wie andre Menschen,
                                    oder wie dieser Zöllner</hi>.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Und</hi></hi> – welch ein <hi>liebloses,
                                        <index indexName="subjects-index">
              <term>menschenfeindliches Bild</term>
            </index>menschenfeindliches Bild machte er von seinen</hi>
          <app>
            <lem><hi>Nebenmenschen</hi></lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c"><hi>Neben-Menschen</hi></rdg>
          </app>? Allenthalben sahe er nichts, als Räuber, Ungerechte,
                                Ehebrecher. Freilich hatte <pb edRef="#b" n="153"/>
          <pb edRef="#c" n="153"/> die damahlige Welt durch <index indexName="subjects-index">
            <term>Aberglaube</term>
          </index>Aberglauben und Laster eine sehr traurige Gestalt. Aber so
                                sehr war Religion und Tugend noch nicht verbant, daß sie nicht, <pb edRef="#a" n="159" id="less_159"/> selbst unter den Juden zu <app>
            <lem>Jerusalem</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Jerusalem</hi></rdg>
          </app>, selbst unter den Pharisäern ihre Anhänger gefunden <app>
            <lem/>
            <rdg type="pt" wit="#c">hätte</rdg>
          </app>. Alle diese Tugenden wurden unsichtbahr, oder verdächtig;
                                Thorheiten wurden zu Unsinn, Fehler zu Verbrechen, Schwachheiten zu
                                Bosheit vergrössert: so bald der Stolz in der Seele des Pharisäers
                                das <app>
            <lem>Richter Amt</lem>
            <rdg type="pp" wit="#b #c">Richter-Amt</rdg>
          </app> übernahm. Denn dies war der Schatten, um seine eigne Fehler
                                zu verdunkeln, und seine armseelige Schein-Tugenden zu erhöhen. Um
                                Plaz für das grosse Gebäude seines Ruhms zu erhalten, ward alle
                                Tugend seiner Neben-Menschen unbarmherzig und grausam
                                zertrümmert.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Doch</hi></hi>, der gröste Kunstgriff war
                                noch übrig: jener uralte, aus der <index indexName="subjects-index">
            <term>Hölle</term>
          </index>Hölle abstammende Kunstgriff, wodurch schon so manche <index indexName="subjects-index">
            <term>Seele, unsterbliche</term>
          </index>unsterbliche Seelen in die <index indexName="subjects-index">
            <term>Sklaverei des Satans</term>
          </index><app>
            <lem>Sclaverei</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Sklaverei</rdg>
          </app> des Satans gezogen worden; nämlich <ptr target="#sontr11_erl_8" type="editorial-commentary"/><index indexName="subjects-index">
            <term>Religion, Schmiedung einer eigenen</term>
          </index><hi>die Schmiedung einer eigenen Religion</hi>. Die
                                sündlichen Leidenschaften und die Religion sind unverträgliche
                                Nachbahren, die sich um des Friedens willen bald von einander
                                trennen. <app>
            <lem></lem>
            <rdg type="om" wit="#b #c"/>
          </app> Die Religion ist ihnen <app>
            <lem>lästig</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">lästig,</rdg>
          </app> sie muß daher ganz, oder zum Theil weggeschaffet werden. <pb edRef="#a" n="160" id="less_160"/> Und wie? Die Tugenden
                                werden mit verächtlichen, und die Laster mit sanften, oder rümlichen
                                Nahmen belegt. Aufrichtigkeit heißt nun Einfalt, und Falschheit
                                Klugheit. <index indexName="subjects-index">
            <term>liebesvolle Beurteilung</term>
          </index>Liebesvolle Beurtheilung andrer, übertriebene
                                Aengstlichkeit; Verleumdung hingegen und <index indexName="subjects-index">
            <term>Afterreden, Afterredner</term>
          </index>Afterreden, Feine <pb edRef="#b" n="154"/>
          <pb edRef="#c" n="154"/> Lebensart. <index indexName="subjects-index">
            <term>Bekenntnis</term>
          </index>Bekentniß der Religion in Gesellschaften, unzeitiger Eifer;
                                und <app>
            <lem>Verheimlichung</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">Verheimlichung,</rdg>
          </app> Verdrehung derselben, kluge Vertheidigung. <index indexName="subjects-index">
            <term>Hurerei</term>
          </index><app>
            <lem>Hurerei,</lem>
            <rdg type="v" wit="#b #c">Hurerei</rdg>
          </app> und <index indexName="subjects-index">
            <term>Ehebruch</term>
          </index>Ehebruch, sind Liebe, Zärtlichkeit; oder höchstens
                                menschliche Schwachheiten. Nun ist man auf einmahl von allen den
                                beschwerlichen Gesezen der Religion los. Diejenigen ihrer Geseze
                                aber, die uns keine Ueberwindung kosten, die gerade mit unserm
                                Temperament zusammenstimmen, lässet man in Ansehen; man erklärt sie
                                gar aufs strengeste, und machet wohl noch, eigene Zusäze. Nun ist
                                die <index indexName="subjects-index">
            <term>Leibreligion</term>
          </index><app>
            <lem>Leib-Religion</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Leib-Religion</hi></rdg>
          </app> des Menschen fertig. Und durch diesen <index indexName="subjects-index">
            <term>Prozess</term>
          </index>Proceß ist nun <ptr target="#sontr11_erl_9" type="editorial-commentary"/>eine gebahnte Strasse zu jedem
                                beliebigen Laster eröfnet, und das Kunststück erfunden, – bei den
                                gröbsten Lastern der gröste Heilige zu seyn. <index indexName="subjects-index">
            <term>Religion des Pharisäers</term>
          </index>Des Pharisäers ganze Religion war, kein Räuber, Ungerechter,
                                Ehebrecher nämlich in <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:11 Lk:18:12"><choice>
                  <abbr>v.</abbr>
                  <expan>Vers</expan>
                </choice> 11. <app>
                  <lem>12</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">12.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi>dem</hi> Sin zu seyn, den er diesen Wor<pb edRef="#a" n="161" id="less_161"/>ten gab; zweimahl in der Woche zu fasten und
                                den Zehnten seiner Einkünfte den Armen zu geben. Und so war er denn,
                                bei allen jenen groben Lastern, dennoch der gröste Heilige.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Sehet</hi></hi> hier das menschliche Herz,
                                das sich allenthalben und zu allen Zeiten gleich ist, bis auf <ptr target="#sontr11_erl_1" type="editorial-commentary"/>seine <app>
            <lem>geheime</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">geheimen</rdg>
          </app> Falten entwickelt! Auch wir sind Menschen. Sicher können wir
                                also annehmen, daß diese Blendwerke, bald das eine bald das andre,
                                auch bei uns, nur mehr oder weniger, das Urtheil über unsern
                                Seelen-Zustand leiten. <ptr target="#sontr11_erl_2" type="editorial-commentary"/>Nichts halten wir für leichter als
                                uns selbst zu kennen. Und nichts ist gleichwohl selte<pb edRef="#b" n="155"/><pb edRef="#c" n="155"/>ner als dieses. Denn wir sind
                                blind gegen die <app>
            <lem>geheime</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">geheimen</rdg>
          </app> Absichten <app>
            <lem>unsrer</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">unser</rdg>
            <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
          </app> Handlungen, gegen unsre Fehler, ja selbst gegen <app>
            <lem>unsre</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><choice>
                <sic>unsreer</sic>
                <corr type="editorial">unsere</corr>
              </choice></rdg>
          </app> Laster. Oder, wir prüfen nicht uns, sondern andre. Oder, wir
                                klagen so ofte und so eifrig über das Verderben und die Bosheit der
                                Welt, daß wir uns am Ende im Ernste einbilden, wir seyn Christen,
                                weil wir so eifrig über den Verfall des Christenthums klagen. Oder,
                                wir schmieden uns eine eigene Religion, und machen uns selbst den <app>
            <lem>Maaß Stab</lem>
            <rdg type="pp" wit="#b #c">Maaß-Stab</rdg>
          </app> unsern Werth zu <pb edRef="#a" n="162" id="less_162"/>
                                messen. Ist es nun noch <index indexName="subjects-index">
            <term>Wunder</term>
          </index>Wunder, daß auch ganz Unwissende und
                                Verblendete, schlechte, niedrige, ja die schändlichsten Menschen,
                                sich dennoch immer mit den Träumen von ihren grossen <app>
            <lem>Einsichten</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Einsichten,</rdg>
          </app> Untrüglichkeit, und Tugend <app>
            <lem>ergözen: daß</lem>
            <rdg type="pp" wit="#c">ergözen? Daß</rdg>
          </app> wir <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Offb:3:17"><app>
                  <lem>Offenbahrung Johan.</lem>
                  <rdg type="pp" wit="#b">Offenbahr. Joh.</rdg>
                  <rdg type="pp" wit="#c"><choice>
                      <sic>Offen bahr.</sic>
                      <corr type="editorial">Offenbahr.</corr>
                    </choice> Joh.</rdg>
                </app> 3, 17.</citedRange></bibl></seg>
          <hi>sprechen, ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts; ob
                                    wir gleich Elend und Jämmerlich, Arm, Blind und Bloß sind</hi>?
                                – – Wohl uns, wenn wir den so gleich hinzugefügten Rath <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName> befolgen,
                                    <ptr target="#sontr11_erl_12" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Offb:3:18"><app>
                  <lem>vers 18</lem>
                  <rdg type="pp" wit="#b #c">v. 18.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi>salbe deine Augen mit Augensalbe daß du sehen mögest!</hi></p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Diese</hi></hi>
          <app>
            <lem>Augensalbe</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Augensalbe,</rdg>
          </app> – dieses Mittel gegen jene unselige <index indexName="subjects-index">
            <term>Eigenliebe, Verblendungen der</term>
          </index>Verblendungen der
                                Eigenliebe und sündlichen Begierden, ist das <hi>Beispiel</hi> des
                                    <hi>Zöllners</hi>. – <ptr target="#sontr11_erl_13" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:13"><choice>
                  <abbr>v.</abbr>
                  <expan>Vers</expan>
                </choice>
                <app>
                  <lem>13</lem>
                  <rdg type="v" wit="#b #c">13.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg> Der Zöllner aber stand
                                ferne von dem Pharisäer, und <hi>wagte es nicht, auch nur seine
                                    Augen gen Himmel aufzuheben</hi>. Wie sehr war dieser
                                durchdrungen von dem <index indexName="subjects-index">
            <term>Gefühl, lebhaftes</term>
          </index>lebhaften Gefül seiner Verschuldung: seiner
                                    <hi>Unwürdigkeit</hi>, und <app>
            <lem><hi>Strafbahrkeit</hi></lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Strafbarkeit</hi></rdg>
          </app> vor <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app>! – <hi>Er schlug an seine Brust.</hi> Ein Ausdruck des in<pb edRef="#b" n="156"/><pb edRef="#c" n="156"/>nigsten Schmerzes!
                                Er betrachtete die Sünden nicht als eine Kleinigkeit, als eine <app>
            <lem>unzertrenliche</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">unzertrennliche</rdg>
          </app>
          <pb edRef="#a" n="163" id="less_163"/> Schwachheit der
                                menschlichen Natur: sondern, wie sie es auch wirklich sind, als die
                                einzige und äusserste Schande und Unglück eines Menschen. Darum war
                                seine ganze Seele mit Schaam und Reue über seine ehemahlige
                                Vergehungen angefüllt. <app>
            <lem></lem>
            <rdg type="om" wit="#b #c"/>
          </app> Und aus diesem Schaamvollen und Besserungsbegierigen Herzen
                                brach der Seufzer hervor: <hi>Gott! Erbarme dich über mich
                                    Sünder!</hi> – – <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:14"><app>
                  <lem>vers 14</lem>
                  <rdg type="pp" wit="#b #c">v. 14.</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg> Dies ist die Gestalt
                                einer Seele die <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> gefällt! <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app> ist unser Einziger Gesezgeber und Richter. Wir alle hingegen
                                sind <hi>Sünder</hi>: ein grosser Theil von uns <app>
            <lem>gar</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">gar,</rdg>
          </app> vorsäzliche Sünder, und auch der <index indexName="subjects-index">
            <term>Held der Tugend</term>
          </index>Held in der <app>
            <lem>Tugend</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">Tugend,</rdg>
          </app> hat immer noch seine Fehler. Jede <hi>Sünde</hi> aber ist,
                                Undank der schwärzesten Art; Ungehorsam gegen <app>
            <lem>Gott</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
          </app>, und Störung der Ordnung, Ruhe und Wohlfarth der <index indexName="subjects-index">
            <term>menschliche Gesellschaft</term>
          </index>menschlichen Gesellschaft. – Was ist nun billiger und
                                <index indexName="subjects-index">
            <term>vernünftig</term>
          </index>vernünftiger, als daß wir uns, <hi>bloß</hi> nach den Gesezen <app>
            <lem>Gottes</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gottes</hi></rdg>
          </app>
          <app>
            <lem>beurtheilen</lem>
            <rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
                <sic>brurtheilen</sic>
                <corr type="editorial">beurtheilen</corr>
              </choice></rdg>
          </app>; <hi>uns</hi> prüfen in der Absicht, Fehler und Sünden an uns
                                zu finden; <hi>insbesondre</hi> die <app>
            <lem>geheime</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">geheimen</rdg>
          </app> Absichten bei unsern Handlungen, und die innerlich <app>
            <lem>herrschende</lem>
            <rdg type="v" wit="#c">herrschenden</rdg>
          </app> Neigungen der Seele prüfen; <hi>unsre</hi> Sünden mit inniger
                                Schaam und Reue betrachten; <hi>alles</hi>
          <pb edRef="#a" n="164"/> lediglich von der Barmherzigkeit <app>
            <lem>Gottes</lem>
            <rdg type="v" wit="#c"><hi>Gottes</hi></rdg>
          </app> durch <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christum Jesum</hi></persName>
                                hoffen; <hi>und</hi> diesen so Unendlich-Barmherzigen desto feuriger
                                lieben? Alsdenn wird es auch von uns heissen: <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:18:14"><choice>
                  <abbr>v.</abbr>
                  <expan>Vers</expan>
                </choice> 14.</citedRange></bibl></seg>
          <hi>Er gieng weg, mit dem Beifall und Lobe Gottes.</hi></p>
      </div></lem>
    <rdg type="om" wit="#z"/>
  </app>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_1"><label>seine
                        geheime Falten</label>
    <p>Gemeint sind die verborgenen „Neigungen“ des menschlichen Herzens (vgl.
                            <hi>Campe</hi>, „Falte“).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_2"><label>Nichts
                        halten wir für leichter als uns selbst zu kennen.</label>
    <p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rj.5#sontr4_erl_1"/>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_3"><label>{Matth.
                        23, 14. [...]} [...] die Häuser der Wittwen und Waisen fressen zu
                        können</label>
    <p>Textkritisch ist Mt 23,14 problematisch. Während Wettstein den Vers an Ort
                        und Stelle bietet, ordnet ihn Griesbach hinter Vers 12 ein und zählt Mt
                        23,12.14.13.15 (vgl. <hi>Wettstein</hi> bzw. <hi>Griesbach</hi>, z. St.).
                        Heute wird Mt 23,14 als sekundär betrachtet. Zur besonderen Stellung von
                        Witwen und Waisen vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rf.5#sontr2_erl_8"/>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_4"><label>gärete
                        schon damahls der Geist des Aufrurs gegen die Römer ihre damahlige
                        Oberherren</label>
    <p>Dieser Geist (vgl. auch <ref target="textgrid:259rv.5#less_167">a167</ref>.
                            <ref target="textgrid:25dfm.5#less_399_c">c399</ref>. <ref target="textgrid:25dfv.5#less_490">a490</ref>) war besonders von den
                        sog. Zeloten und ihrer Naherwartung der Alleinherrschaft Gottes (vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259sh.5#sontr23_erl_1"/>) sowie der
                        Hoffnung auf einen irdischen Messias (vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259s9.5#sontr18_erl_4"/>) getragen. Der Widerstand
                        gegen die Römer mündete schließlich in den von Leß als „Siebenjähriger
                        Krieg“ bezeichneten <hi>Jüdischen Krieg</hi> (66–70) (vgl. <ptr type="page-ref" target=" textgrid:259rs.5#sontr10_erl_1"/>).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_5"><label>{Jacobi
                        4, 6. 1 Petr. 5, 5} daß Gott den Stolzen [...] mit Gnade aufnimmt</label>
    <p>Sowohl Jak 4,6 als auch 1Petr 5,5 nehmen Spr 3,34 auf.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_6"><label>ein Glaß
                        vor die Augen rückte</label>
    <p>Hier ist keine Seh<hi>hilfe</hi> (vgl. <ref target="textgrid:25dfj.5#less_378">a378</ref>; dazu <ptr type="page-ref" target="#z1_erl_15"/>), sondern gerade das Gegenteil gemeint: Der Blick
                        durch Glas führt zu einem falschen oder unzureichenden Urteil, erklärt wird
                        dieses Bild mit den trüben und/oder farbigen Fenstern des Mittelalters (vgl.
                            <hi>Grimm</hi>, „Glas“). Vgl. dazu auch Wendungen und Begriffe wie „in
                        einem ganz falschen Lichte“ (<ref target="#less_155">a155</ref>), „glänzende
                        Farbe“ oder „dicke Decke“ (<ref target="#less_154">a154</ref>) sowie
                        „Schatten“ (<ref target="#less_159">a159</ref>) und „Blendwerke“ (<ref target="#less_161">a161</ref>). Zu klarer Sicht verhilft „Augensalbe“
                            (<ref target="#less_162">a162</ref>).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_7"><label>Verleumder und Afterredner</label>
    <p>Der bereits zu Leß’ Zeiten veraltete Begriff „Afterredner“ bezeichnet seiner
                        Komposition gemäß jemanden, der hinter („after“; vgl. auch <ptr type="page-ref" target="textgrid:25dft.5#sonep5_erl_2"/>) dem Rücken
                        redet (vgl. <hi>Adelung</hi>, „Afterrede“; „Afterreden“). Verleumdung und
                        Afterrede (vgl. <ref target="#less_160">a160</ref>) oder auch Schmähsucht
                        stellen für Leß ein besonders schändliches Verhalten dar (vgl. G. Leß,
                        Christliche Moral, 1777, 267–269 [= § 177]; dazu ders., Christliche
                        Religions-Theorie fürs gemeine Leben, oder Praktische Dogmatik, <hi rend="superscript">2</hi>1780, 333f. [= § 187]).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_8"><label>die
                        Schmiedung einer eigenen Religion</label>
    <p>Diese Wendung (vgl. auch <ref target="#less_161">a161</ref>) lässt an die
                        Geschichte vom goldenen Kalb (Ex 32,1–9) denken.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_9"><label>eine
                        gebahnte Strasse zu jedem beliebigen Laster</label>
    <p>Vgl. Mt 7,13f. (als Gegenbild auch Jes 35,8f.).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_10"><label>Von dem
                        Vorhofe der Heiden [...] zu dem Vorhofe der Priester hinauf.</label>
    <p>Zur Beschreibung des Herodianischen Tempels vgl. Jos. Ant. XV 380–423; Bell.
                        V 5.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_11"><label>Ein
                        nichtswürdiger Mensch, ein Bösewicht, und ein Zöllner waren [...]
                        Einlerlei.</label>
    <p>Als Geldeintreiber (zur schlechten Reputation vgl. Lk 3,12f.; 19,8) für die
                        unerwünschte römische Origkeit (vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rt.5#sontr11_erl_4"/>) waren Zöllner den Juden
                        besonders verhasst. Zur Gleichsetzung von Zöllnern und Sündern vgl. Mt 9,9–13
                        parr.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_12"><label>{vers
                        18} salbe deine Augen mit Augensalbe daß du sehen mögest!</label>
    <p>D.i. Offb 3,18.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_13"><label>{v. 13}
                        Der Zöllner aber stand ferne von dem Pharisäer, und</label>
    <p>Dieser Teil des Satzes gehört bereits zu Lk 18,13, ist jedoch nicht nach den
                        Gepflogenheiten der <hi>Sontags-Evangelia</hi> durch Fettdruck (d.i. in der
                        vorliegenden Edition durch Kursivierung) hervorgehoben, weil Leß hier den
                        bereits <ref target="#less_152">a152</ref> wiedergegebenen Vers aufgreift
                        und es ihm im Folgenden um die Reaktion des Zöllners geht.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr11_erl_14"><label>Gott!
                        erbarme dich über mich, den Sünder!</label>
    <p>In Lk 18,13 (vgl. auch <ref target="#less_162">a162f.</ref>) wird Ps 51,3
                        zitiert.</p></note>
</div>