<div type="chapter" id="chapter_4_1">
  <head><pb edRef="#a" n="732"/>
    <pb edRef="#b" n="158"/>
    <pb edRef="#c" n="142"/>
    <choice>
      <orig>Erster Abschnitt. <lb/><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">Von den</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Fähigkeiten</term>
        </index>Fähigkeiten eines künftigen <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrer</term>
        </index>Lehrers der <index indexName="subjects-index">
          <term>Religion</term>
        </index>Religion.</orig>
      <supplied reason="toc-title">Erster Abschnitt. <hi>Von den
                                            Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der
                                        Religion</hi></supplied>
      <supplied reason="column-title">IV.1. Fähigkeiten eines
                                        künftigen Lehrers</supplied>
    </choice></head>
  <div type="section-group" id="section_3_94-116">
    <div n="94" type="section" id="section_3_94">
      <head><app>
          <lem>94</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">596</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Wir nehmen hier diese <index indexName="subjects-index">
          <term>Fähigkeiten</term>
        </index><hi>Fähigkeiten</hi>
        <app>
          <lem>in weiterm</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">im weitern</rdg>
        </app> Verstande, und rechnen dahin: – die natürlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Kräfte</term>
        </index><hi>Kräfte</hi> zu diesem <index indexName="subjects-index">
          <term>Beruf</term>
        </index>Beruf – die zu dessen würdiger Führung <app>
          <lem>nöthigen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">nöthige</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Kenntnisse</term>
        </index><hi>Kenntnisse</hi> – und die <index indexName="subjects-index">
          <term>Gemüthsfassung</term>
        </index><hi>Gemüthsfassung</hi>, welche erfordert wird, die dahin <app>
          <lem>gehörige</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gehörigen</rdg>
        </app> Beschäftigungen gern und mit gewissenhaftem <app>
          <lem>Fleisse</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Fleiße</rdg>
        </app> zu treiben. Von dem <app>
          <lem>zweyten</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
        </app> Stück ist schon bisher geredet worden; von den <app>
          <lem>beyden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
        </app> übrigen also hier das Weitere.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app> Man könnte noch <app>
          <lem>hieher</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">hierher</rdg>
        </app> auch <app>
          <lem><hi>äusserliche</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>äußerliche</hi></rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Umstände</term>
        </index>Umstände rechnen, auf die allerdings <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der Wahl einer <index indexName="subjects-index">
          <term>Lebensart</term>
        </index>Lebensart mit sollte gesehen werden, weil sie nicht nur auf das <app>
          <lem>äussere</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußere</rdg>
        </app> Fortkommen und die <app>
          <lem>mehrere Möglichkeit</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">größere Wahrscheinlichkeit</rdg>
        </app>, mit seinen Kräften und Kenntnissen recht nutzbar zu werden, sondern
						auch selbst auf die Entwickelung <app>
          <lem>unsrer Fähigkeiten,</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">unserer Fähigkeiten</rdg>
        </app> einen <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Einfluß haben. <app>
          <lem>Indessen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Indeß</rdg>
        </app> sollten sie nur dann eine Regel seyn, wonach wir eine Lebensart <app>
          <lem>wählten</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">wählen</rdg>
        </app>, und eine <app>
          <lem>andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
        </app>, wozu wir vorzüglich Fähigkeit und Neigung haben, fahren <app>
          <lem>ließen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
        </app>, wenn es uns <hi>entweder</hi> durch die Umstände ganz unmög<pb edRef="#b" n="159"/>lich wird, diese <app>
          <lem>letztre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">letztere</rdg>
        </app> Lebensart zu ergrei<pb edRef="#c" n="143"/>fen, <hi>oder</hi> wenn
						diese <pb edRef="#a" n="733"/> Umstände die Uebernehmung der letztern oder
						die Zubereitung dazu gar zu sehr erschweren, und wir überzeugt sind, daß wir
						zu einer andern Lebensart eben so gut aufgelegt <app>
          <lem>seyn</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">seyen</rdg>
        </app>, und nicht weniger Nutzen stiften können, als <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> derjenigen, die wir sonst <app>
          <lem>würden</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app>, nach sorgfältiger Prüfung <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app> selbst, <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">würden</rdg>
        </app> vorgezogen haben. <app>
          <lem>Ausser</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Außer</rdg>
        </app> diesen <app>
          <lem>zwey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
        </app> Fällen würde man sein Gewissen und seinen innerlichen Beruf einem
						zeitlichen <app>
          <lem>Verlust</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Verluste</rdg>
        </app> oder Gewinn aufopfern. Selbst die <app>
          <lem>größeste</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grösseste</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">größte</rdg>
        </app> Armuth sollte <app>
          <lem>niemand</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">niemanden</rdg>
        </app> abschrecken, denjenigen Beruf zu wählen, wozu er sich am fähigsten,
						und, nach vernünftigen Gründen, am geneigtesten erkennt. Sie erschwert <app>
          <lem>freylich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
        </app> dem, der sich den Wissenschaften weihen will, <app>
          <lem>seinem</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">seinen</rdg>
        </app> Beruf auf mehr als Eine <app>
          <lem>Art. Aber</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Art; aber</rdg>
        </app> sie giebt auch, wie alles Gefühl des Bedürfnisses, dem, der mit
						Verstand und redlichem Herzen gewählt hat, mehr Ermunterung zum
						angestrengten <app>
          <lem>Fleiß</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Fleiße</rdg>
        </app>; und es ist Unglaube und <app>
          <lem>Verleugnung</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Verläugnung</rdg>
        </app> der Vorsehung Gottes, sich nur <hi>dadurch</hi> abschrecken zu <app>
          <lem>laßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
        </app>. Wer auch mit sehr mittelmäßigen Umständen zufrieden ist, sich
						gehörig einzuschränken versteht, und sich durch <index indexName="subjects-index">
          <term>Tugenden</term>
        </index><hi>Tugenden</hi> Freunde zu machen weiß, wird, wenn er wahren
						innern Beruf zum Studieren hat, gewiß nicht <app>
          <lem>verlaßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">verlassen</rdg>
        </app> werden.</note>
    </div>
    <div n="95" type="section" id="section_3_95">
      <head><app>
          <lem>95</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">597</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Die natürlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Kräfte</term>
        </index><hi>Kräfte</hi>, welche hier in Anschlag kommen, sind: – <hi>Kräfte
							der <index indexName="subjects-index">
            <term>Seele</term>
          </index>Seele</hi><pb edRef="#b" n="160"/> (oder, wie es <app>
          <lem>einige</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Einige</rdg>
        </app> nennen, <hi>der gute</hi>
        <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Kopf</term>
            </index><hi>Kopf</hi>,</lem>
          <rdg type="v" wit="#a"><hi>Kopf</hi></rdg>
        </app> oder das <index indexName="subjects-index">
          <term>Genie</term>
        </index><hi>Genie</hi>, im Gegensatz gegen <index indexName="subjects-index">
          <term>Fleiß</term>
        </index>Fleiß) – <hi>Kräfte des Körpers</hi> – und, weil es hier auf Bildung
						eines Lehrers ankommt – die <hi>Kraft</hi> oder <app>
          <lem>Gabe</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Gabe,</rdg>
        </app>
        <hi>sich wohl</hi>
        <app>
          <lem><hi>auszudrucken</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>auszudrücken</hi></rdg>
        </app>.</p>
      <note n="1" place="end"><p><pb edRef="#a" n="734"/>
          <app>
            <lem/>
            <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
                <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
                <expan>Anmerkung</expan>
              </choice></rdg>
          </app> Ueber die <index indexName="subjects-index">
            <term>Geisteskräfte</term>
          </index>Geisteskräfte und deren Prüfung, siehe den <app>
            <lem>treflichen</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">trefflichen</rdg>
          </app>
          <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_95_1"/>Versuch über die
							Prüfung der Fähigkeiten in der <hi>Sammlung einiger Abhandlungen</hi>
							von <index indexName="persons-index">
            <term>Garve, Christian</term>
          </index><hi>Christian</hi>
          <app>
            <lem><app>
                <lem><hi><persName ref="textgrid:253n1">Garve</persName></hi></lem>
                <rdg wit="#c" type="v"><hi><persName>Garve</persName></hi>,</rdg>
              </app> Leipzig</lem>
            <rdg wit="#a" type="pp"><hi><persName>Garve</persName></hi>,
									Leipzig,</rdg>
          </app>
          <app>
            <lem>1779<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253pb"/>,
									in Octav,</lem>
            <rdg wit="#c" type="pp">1779. 8.</rdg>
          </app>
          <choice>
            <abbr>S.</abbr>
            <expan>Seite</expan>
          </choice> 8 <app>
            <lem><choice>
                <abbr>flgg.</abbr>
                <expan>folgende</expan>
              </choice></lem>
            <rdg wit="#c" type="v"><choice>
                <abbr>f.</abbr>
                <expan>folgend</expan>
              </choice></rdg>
          </app></p>
        <p><pb edRef="#c" n="144"/> Es versteht sich von selbst, daß – da der
							Umkreis von Beschäftigungen, der einem Lehrer der Religion in seinem
							besondern <app>
            <lem>Beruf</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">Berufe</rdg>
          </app> angewiesen ist, <app>
            <lem>größer</lem>
            <rdg wit="#a" type="v">grösser</rdg>
          </app> und kleiner, einfacher und <app>
            <lem>zusammengesetzter</lem>
            <rdg wit="#a" type="v">zusammengesetzter,</rdg>
          </app> seyn <app>
            <lem>kan</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
          </app>, zu so <app>
            <lem>verschiednen</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
          </app> Aemtern nicht immer <app>
            <lem>ausserordentliche Menschen</lem>
            <rdg wit="#c" type="pp">außerordentliche Talente</rdg>
          </app> erfordert werden, <app>
            <lem>und</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">ja</rdg>
          </app> selbst <app>
            <lem>große</lem>
            <rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
          </app>
          <index indexName="subjects-index">
            <term>Fähigkeiten</term>
          </index>Fähigkeiten in einem kleinen und <app>
            <lem>einfachen</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">beengten</rdg>
          </app> Kreise das Interesse an gewissen Beschäftigungen schwächen, und
							leicht verleiten, über das Ziel hinauszulaufen – daß, sag' ich,
								<hi>theils</hi> diese Fähigkeiten nicht <app>
            <lem>bey</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
          </app> allen <app>
            <lem>im hohen</lem>
            <rdg wit="#c" type="pp">in hohem</rdg>
          </app> Grade brauchen vorhanden zu seyn, <hi>theils</hi> ein jeder sich,
							nach der besondern Art <app>
            <lem>von Fähigkeit wozu</lem>
            <rdg wit="#c" type="pp">der <hi>seinigen</hi></rdg>
          </app>, <app>
            <lem>derjenigen</lem>
            <rdg wit="#a" type="v">der</rdg>
          </app> besondern Art von Beschäftigungen widmen müsse, die jenen am
							angemessensten <app>
            <lem>sind</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
          </app>, und hinwiederum nach seinem vorzüglichen Geschmack an gewissen
							Beschäftigungen des Lehramts sich prüfen, ob und wie weit er dazu die
							ihnen <app>
            <lem>entsprechende</lem>
            <rdg wit="#c" type="v">entsprechenden</rdg>
          </app> Fähigkeiten <app>
            <lem>habe,</lem>
            <rdg wit="#a" type="v">habe</rdg>
          </app> oder erlangen könne.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_95_1">
        <label>Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten in der Sammlung einiger
							Abhandlungen von Christian Garve Leipzig 1779, in Octav, S. 8
							flgg.</label>
        <p>Der Aufsatz <hi>Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten</hi> findet sich
							in Christian Garves <hi>Sammlung einiger Abhandlungen aus der Neuen
								Bibliothek der schönen Wissenschaften</hi> (1779), 8–115.</p></note>
    </div>
    <div n="96" type="section" id="section_3_96">
      <head><pb edRef="#b" n="161"/>
        <app>
          <lem>96</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">598</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Wir <index indexName="subjects-index">
          <term>empfinden</term>
        </index><hi>empfinden</hi>, innerlich oder <app>
          <lem>äusserlich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerlich</rdg>
        </app>, was wir uns als gegenwärtig vorstellen, oder was einen Eindruck auf
						uns macht, dessen wir uns bewußt sind; es <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, daß wir es selbst wahrnehmen, oder daß es uns von Andern mitgetheilt
						werde, in so fern wir es bloß auffassen, und zu <app>
          <lem>unsrer eignen</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">unserer eigenen</rdg>
        </app> Vorstellung machen. Das Vermögen zu <app>
          <lem>empfinden</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">empfinden,</rdg>
        </app> verschafft uns alle <index indexName="subjects-index">
          <term>Vorstellungen</term>
        </index>Vorstellun<pb edRef="#a" n="735"/>gen, die hernach erst die Seele
						vergleichen, bearbeiten und anwenden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, und seine gute Beschaffenheit hat also einen Einfluß auf die <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheit</term>
        </index>Vollkommenheit desjenigen, was <app>
          <lem>unsre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
        </app> übrigen <index indexName="subjects-index">
          <term>Seelenkräfte</term>
        </index>Seelenkräfte hervorbringen. – Die Vollkommenheit <app>
          <lem>dieser Kraft</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">des <hi>Empfindungsvermögens</hi></rdg>
        </app> läßt sich <app>
          <lem>daraus abnehmen: –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">am sichersten <choice>
              <sic>im</sic>
              <corr type="editorial">in</corr>
            </choice> folgenden Merkmalen erkennen: – 1)</rdg>
        </app> wenn jemand viel Wißbegierde hat; wenn ihm also alle Gelegenheit
						willkommen ist, wo er etwas lernen, und je<pb edRef="#c" n="145"/>der
						Vorfall, Umgang, jedes Buch <app>
          <lem><choice>
              <abbr>u. d. gl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
              <abbr>u. dgl.</abbr>
              <expan>und dergleichen</expan>
            </choice></rdg>
        </app> um so weniger für ihn anziehend, je weniger er daraus etwas <app>
          <lem>Neues</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Neues,</rdg>
        </app> oder das Bisherige besser lernen <app>
          <lem>kan; –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kann; 2)</rdg>
        </app> wenn ihm die Art der Sache, und ob sie gut oder schlecht, brauchbar
						oder nicht <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, nicht gleichgültig ist, sondern seine <index indexName="subjects-index">
          <term>Wißbegierde</term>
        </index>Wißbegierde desto mehr erregt und unterhalten wird, je mehr er den
						Werth einer solchen Sache wahrnimmt; welches beweiset, daß ihn nicht
						Eitelkeit oder nur Liebe zu Veränderungen, sondern vernünftige Wißbegierde <app>
          <lem>leite; –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">leite; 3)</rdg>
        </app> wenn er nicht unter <app>
          <lem>vielerley</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">vielerlei</rdg>
        </app> Dingen herumirrt, und <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> ergreift, was sich ihm darstellt, sondern <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> besondern Eindrücken gern stehen bleibt, die Auf<pb edRef="#b" n="162"/>merksamkeit fest daran heftet, sie genau aufzufassen sucht;
						weil dieses ein Zeichen der Thätigkeit und des Interesse für eine Sache <app>
          <lem>ist; –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">ist; 4)</rdg>
        </app> wenn er weniger Vergnügen an übersinnlichen als an sinnlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Vorstellungen</term>
        </index>Vorstellungen hat, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> den ersten wenigstens immer geschäftig ist, sie sich durch Bilder und <app>
          <lem>Beyspiele</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
        </app> zu versinnlichen; ein Beweis, wie thätig die <index indexName="subjects-index">
          <term>Empfindungskraft</term>
        </index>Empfindungskraft <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, und wie wenig sich die Seele selbst Genüge thue, wenn sie nicht
						empfinden <app>
          <lem>kan; –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kann; 5) wenn</rdg>
        </app> eben deswe<pb edRef="#a" n="736"/>gen<app>
          <lem>, wenn</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> jemand sich nicht mit Worten begnügt, ohne <app>
          <lem>dabey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
        </app> etwas Bestimmtes zu denken, und wenigstens die Einbildungskraft
						arbeitet, um den Abgang der Empfindung oder <index indexName="subjects-index">
          <term>deutlich</term>
        </index>deutliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Begriffe</term>
        </index>Begriffe zu <app>
          <lem>ersetzen; –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">ersetzen; 6)</rdg>
        </app> wenn man sich desjenigen, was man ehedem empfunden hat, leicht genau
						wieder erinnern <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>; ein Zeichen, daß man die Sache gut aufgefaßt <app>
          <lem>habe; –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">habe; 7)</rdg>
        </app> wenn die Begierden, die aus gewissen Empfindungen entspringen,
						lebhaft, und noch mehr, wenn sie dauerhaft sind, und durch die Erinnerung
						des Empfundenen die Leidenschaft leicht wieder erregt wird; jenes, ein
						Zeichen von einer lebhaften, <app>
          <lem>dies</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
        </app> ein Zeichen <app>
          <lem>von</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> einer tiefen Empfindung; – endlich, <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">8)</rdg>
        </app> wenn <pb edRef="#c" n="146"/> es uns leicht wird, uns in Anderer Lage
						zu versetzen, die uns gewisse Vorstellungen mittheilen, oder deren
						Ereignisse oder Handlungen uns erzählt <app>
          <lem>werden; obgleich dabey</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">werden. Obgleich dabei</rdg>
        </app> auch andere Seelenkräfte, so wie gute Kenntniß der Sprache, <app>
          <lem>worinn</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">worin</rdg>
        </app> uns etwas vorgestellt wird, <app>
          <lem>mit wirken; denn</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">mitwirken; so beweiset</rdg>
        </app> es <app>
          <lem>beweiset,</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">doch auch</rdg>
        </app> die <app>
          <lem>Fähigkeit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Fähigkeit,</rdg>
        </app> leicht mit zu empfinden.</p>
      <note place="end"><pb edRef="#b" n="163"/>
        <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app> Wie sehr uns <app>
          <lem>diese glückliche Empfindung</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">ein solches glückliches
								Empfindungsvermögen</rdg>
        </app>, in Absicht auf Theologie, insbesondere <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> allen Gegenständen der <index indexName="subjects-index">
          <term>Erfahrung</term>
        </index>Erfahrung, wie <app>
          <lem>sehr</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">es</rdg>
        </app> sie <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Auslegung der heiligen Schrift, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem Studium der Geschichte, wenn wir uns <app>
          <lem>andrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
        </app> Vorstellungen und Meinungen bekannt zu machen haben, und sie gerecht
						beurtheilen wollen, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem Gefühl der Bedürfnisse <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app> Zuhörer, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Theilnehmung an ihren Umständen, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> einer anziehenden und lebhaften Darstellung für sie, zu Statten
						komme, bedarf kaum einer Erinnerung. Es läßt sich auch leicht absehen, zu
						welchen Theilen der Theologie ein <pb edRef="#a" n="737"/> Mensch von guter
						Empfindungskraft, wenn <app>
          <lem>sonst</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>
        <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> gleich ist, am meisten aufgelegt <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, und welche man vorzüglich studieren müsse, wenn man dieses Vermögen
						üben und verbessern wolle.</note>
    </div>
    <div n="97" type="section" id="section_3_97">
      <head><app>
          <lem>97</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">599</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Das <index indexName="subjects-index">
          <term>Gedächtniß</term>
        </index><hi>Gedächtniß</hi>, oder die Kraft der Seele, wodurch das
						Wahrgenommene erhalten wird, und wodurch wir uns der Vorstellungen eben so,
						wie ehedem, wieder bewußt werden, stellt entweder die Sachen wieder dar,
						ohne daß wir uns anzustrengen oder zu besinnen brauchen, oder es erfordert
						Anstrengung, um durch eine erweckte Vorstellung andere damit verbundene zu
						erwecken. Jenes könnte man das <hi>mechanische</hi>, dieses das <index indexName="subjects-index">
          <term>intellectuell</term>
        </index><hi>intellectuelle</hi> nennen. – Ob man <hi>jenes</hi> habe, <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> man daraus wissen, wenn wir leicht, selbst wörtlich, etwas auswendig
						lernen können, selbst das, <app>
          <lem>wobey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
        </app> wir wenig oder nichts <pb edRef="#b" n="164"/> denken, oder was wenig
							<pb edRef="#c" n="147"/> oder nicht zusammenhängt, wenigstens mit dem,
						dessen wir uns zugleich erinnern, in keinem natürlichen Zusammenhange steht;
						auch zum Theil, wenn wir uns überhaupt aufgelegter und geneigter zum <app>
          <lem>Lernen,</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Lernen</rdg>
        </app> als zum <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Nachdenken</term>
            </index>Nachdenken,</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">Nachdenken</rdg>
        </app> finden. <app>
          <lem></lem>
          <rdg type="om" wit="#a"/>
        </app> Das <app>
          <lem><hi>Letztere</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Letztere</rdg>
        </app> aber, wenn es uns leicht wird, natürlich zusammenhängende Dinge zu
						behalten, und durch diesen Zusammenhang Vorstellungen wieder zu erwecken. –
						Da eigentlich das Gedächtniß die sonst gehabten Vorstellungen, wenigstens
						für die Erkenntniß, dauerhaft, und sie für die Zu<pb edRef="#a" n="738"/>kunft brauchbar macht; da kein <index indexName="subjects-index">
          <term>Fortschritt</term>
        </index>Fortschritt und Wachsthum in der <index indexName="subjects-index">
          <term>Erkenntniß</term>
        </index>Erkenntniß möglich ist, ohne wenn das in <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app> Erkenntniß bleibt, was wir schon wissen, und wo wir etwas hinzu
						lernen; da die Schnelligkeit und zum Theil die <app>
          <lem>Zuverläßigkeit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Zuverlässigkeit</rdg>
        </app> im Denken davon abhängt, daß uns das Gedächtniß <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app>, was und wenn wir es brauchen, wiedergiebt: so sieht man die
						Unentbehrlichkeit des guten Gedächtnisses.</p>
      <note n="1" place="end"><app>
          <lem><app>
              <lem><choice>
                  <abbr>Anm.</abbr>
                  <expan>Anmerkung</expan>
                </choice></lem>
              <rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
            </app> 1.</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
        </app> Es ist also <app>
          <lem>thöricht:</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">thöricht,</rdg>
        </app> zu <app>
          <lem>schließen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">schliessen</rdg>
        </app>, daß dem, der ein gutes Gedächtniß habe, ein desto kleineres Maaß vom
						Verstande müsse zu Theil <app>
          <lem>worden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">geworden</rdg>
        </app> seyn; sich um so mehr vielen <index indexName="subjects-index">
          <term>Verstand</term>
        </index>Verstand einzubilden, je schwächer unser Gedächtniß ist; zu glauben,
						daß Verstand den Abgang des Gedächtnisses hinlänglich ersetze; oder
						gleichgültig gegen die Erhaltung und Uebung des Gedächtnisses zu seyn. Jene
						Irrthümer oder Einbildungen rühren von Verwechselung der <app>
          <lem>beyden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
        </app> angegebenen Arten des Gedächtnisses <app>
          <lem>her.</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">her, und werden durch die Beispiele so vieler
								trefflichen und geistvollen Gelehrten, die ein vorzüglich
								bewundernswürdiges Gedächtniß hatten, widerlegt.</rdg>
        </app></note>
      <note n="2" place="end"><pb edRef="#b" n="165"/>
        <app>
          <lem><app>
              <lem><choice>
                  <abbr>Anm.</abbr>
                  <expan>Anmerkung</expan>
                </choice></lem>
              <rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
            </app> 2.</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">2)</rdg>
        </app> Da Erinnerung gleichsam nur perennirende Empfindung ist, oder das
						Gedächtniß nur gemachte Wahrnehmungen <app>
          <lem>aufbehält</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">aufhebt</rdg>
        </app> und wiedergiebt: so gilt, in Absicht auf <app>
          <lem>besondre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beson<pb edRef="#c" n="148"/>dere</rdg>
        </app> Theile der Theologie, hier eben das, was in der Anmerkung zum vorigen <app>
          <lem>§en</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">§.</rdg>
        </app> von dem Vermögen zu empfinden gesagt wurde. Für den, dem es an <app>
          <lem>mechanischen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mechanischem</rdg>
        </app> Gedächtniß fehlt, wird das Studium der angeblichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Gedächtnißwissenschaften</term>
        </index>Gedächtnißwissenschaften doch sehr erleichtert, wenn ihre Theile
						nicht als abgerissene Stücke, sondern im Zusammenhange studiert werden, wenn
						die Geschichte bündig und pragmatisch, und eine Sprache nach allgemeinen
						Regeln und philosophisch studiert wird. Je gründlicher <pb edRef="#a" n="739"/> man eine jede Disciplin, und je mehr man sie im Zusammenhange
						studiert, desto leichter läßt sie sich auch behalten, und das Gelernte
						wieder erinnern. <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="ptl">{Dagegen ist die Anwendung einer künstlichen
									<index indexName="subjects-index">
              <term>Mnemonik</term>
            </index><hi>Mnemonik</hi> oder Gedächtnißkunst ein ganz vergebliches
								Beginnen. (<choice>
              <abbr>S.</abbr>
              <expan>Siehe</expan>
            </choice>
            <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_97_1"/><index indexName="persons-index">
              <term>Niemeyer, August Hermann</term>
            </index><hi><persName ref="textgrid:24gvf">Niemeyer's</persName></hi> Grundsätze der Erziehung, 1ster
								Theil, <choice>
              <abbr>S.</abbr>
              <expan>Seite</expan>
            </choice> 489 der 2ten Ausgabe<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2542v"/>.)}</rdg>
        </app></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_97_1">
        <label>Niemeyer's Grundsätze der Erziehung, 1ster Theil, S. 489 der 2ten
							Ausgabe</label>
        <p>Im ersten Band der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> (1818) sind
							Niemeyers <hi>Grundsätze</hi> noch in der sechsten Auflage (1810)
							angeführt worden (vgl. I § 64 c), hier ist dagegen der erste Teil der
							siebenten Auflage (1818/1819) gemeint. Der Titel der fünften Beilage des
							ersten Teils (1818) lautet <hi>Ueber die Uebung der Gedächtnißkraft, mit
								Rücksicht auf die neuesten Bearbeitungen der Mnemonik</hi> (aaO
							489–515).</p></note>
    </div>
    <div n="98" type="section" id="section_3_98">
      <head><app>
          <lem>98</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">600</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Was man empfunden und was das <index indexName="subjects-index">
          <term>Gedächtniß</term>
        </index>Gedächtniß aufbehalten hat, das verarbeitet unsere <index indexName="subjects-index">
          <term>Seele</term>
        </index>Seele auf mehr als Eine Art. Zuvörderst durch <index indexName="subjects-index">
          <term>Zusammenstellung</term>
        </index><hi>Zusammenstellung</hi> solcher Dinge, die sie ehedem einzeln
						empfunden hat, oder deren Eindrücke, ohne daß sie sichs selbst bewußt ist,
						so <app>
          <lem>zusammenfließen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">zusammenfliessen</rdg>
        </app>, daß sie dadurch neue Vorstellungen von vorher noch nicht erkannten
						Dingen bekommt, die Empfindungen zu seyn scheinen, weil und <app>
          <lem>so ferne</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
        </app> sie sich die Art nicht angeben <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, wie sie dieselben zusammengesetzt hat. Man nennt diese Kraft der
						Seele, <index indexName="subjects-index">
          <term>Einbildungskraft</term>
        </index><hi>Einbildungskraft</hi> (Imagination). Sie <pb edRef="#b" n="166"/> ist also eine Kraft, <hi>theils</hi> Empfindungen zu erneuern, und
						dadurch tritt sie in die Stelle des Vermögens zu empfinden, <hi>theils</hi>
						sich neue Empfindungen zu verschaffen, die nicht, wie <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der Empfindungskraft, durch <app>
          <lem>bloße</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
        </app> einzelne Eindrücke, sondern durch deren Zusammenhang entstehen. Je
						richtiger sie jene wiedergiebt, und je <pb edRef="#c" n="149"/> richtiger, <choice>
          <abbr>d. i.</abbr>
          <expan>das ist</expan>
        </choice> je mit einander verträglicher, sie die ehemals empfundenen Sachen <app>
          <lem><choice>
              <sic>zusammenstellt.</sic>
              <corr type="editorial">zusammenstellt,</corr>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="typo-correction">zusammenstellt,</rdg>
        </app> desto <app>
          <lem><hi>zuverläßiger</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>zuverlässiger</hi></rdg>
        </app> ist <app>
          <lem>sie. Je</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">sie; je</rdg>
        </app> mehr sie solche Verbindungen machen, oder je mehr sie Aehnlichkeiten
						und mit einander <app>
          <lem>beysammen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beisammen</rdg>
        </app> mögliche Dinge wahrnehmen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, desto <app>
          <lem><hi>fruchtbarer</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">fruchtbarer</rdg>
        </app> ist <app>
          <lem>sie. Je</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">sie; je</rdg>
        </app> mehr sich den wiederholten <app>
          <lem><choice>
              <sic>Empfinduugen</sic>
              <corr type="editorial">Empfindungen</corr>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="typo-correction">Empfindungen</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>beson<pb edRef="#a" n="740"/>dre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
        </app> Umstände <app>
          <lem>derselben</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">derselben,</rdg>
        </app> oder Wahrnehmungen des <index indexName="subjects-index">
          <term>Nutzen</term>
        </index>Nutzens von dem Empfundenen, <app>
          <lem>beymischen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beimischen</rdg>
        </app>, desto <app>
          <lem><hi>lebhafter</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">lebhafter</rdg>
        </app> ist sie.</p>
    </div>
    <div n="99" type="section" id="section_3_99">
      <head><app>
          <lem>99</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">601</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Sie ist nicht nur eine sehr ergiebige und unerschöpfliche Quelle neuer
						Entdeckungen, sondern sie verstärkt auch die ehemaligen Empfindungen selbst;
						sie ist daher ein unschätzbares Mittel, die menschliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Erkenntniß</term>
        </index>Erkenntniß vollkommner zu machen, und ihren <index indexName="subjects-index">
          <term>Einfluß</term>
        </index>Einfluß auf das Herz zu befördern. Sie bildet in allen
						Wissenschaften die Erfinder, sie bildet den klugen Mann und den Redner, oder
						jeden, der im Umgang oder durch seinen <app>
          <lem>Vortrag</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Vertrag</rdg>
        </app> auf <app>
          <lem>Andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
        </app> wirken soll. Wenn man diese Kraft oder deren <app>
          <lem>größre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">größere</rdg>
        </app> Vollkommenheit glaubte in der Theologie entbehren zu können, weil man
						wähnte, daß die Natur der (geoffenbarten, oder <pb edRef="#b" n="167"/>
						durch <app>
          <lem>kirchlichen Willkühr</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kirchliche Willkür</rdg>
        </app> einmal festgesetzten) <index indexName="subjects-index">
          <term>Theologie</term>
        </index>Theologie keine neuen Aussichten erlaubte: so sollte man doch ihre
						Nothwendigkeit <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem erbaulichen oder wirklich eindrücklichen Vortrage und der ganzen
							<index indexName="subjects-index">
          <term>Amtsführung</term>
        </index>Amtsführung eines Geistlichen anerkennen. Selbst die so leichten,
						ungeheuren, und für die ganze Religion gefährlichen Ausschweifungen der
							<index indexName="subjects-index">
          <term>Einbildungskraft</term>
        </index>Einbildungskraft, machen es zur <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Pflicht, an der steten Verbesserung dieser unter allen <index indexName="subjects-index">
          <term>Seelenkräfte</term>
        </index>Seelenkräften am meisten zu Ausschweifungen geneigten <app>
          <lem>Kraft</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Imagination</rdg>
        </app> zu arbeiten.</p>
    </div>
    <div n="100" type="section" id="section_3_100">
      <head><pb edRef="#a" n="741"/>
        <pb edRef="#c" n="150"/>
        <app>
          <lem>100</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">602</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Kennzeichen, daß es <app>
          <lem>jemanden</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">jemandem</rdg>
        </app> an <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Einbildungskraft</term>
            </index>Einbildungskraft</lem>
          <rdg type="v" wit="#c"><hi>Einbildungskraft</hi></rdg>
        </app> nicht fehle, sind schon zum Theil die Eigenschaften, welche oben (§. <app>
          <lem><app>
              <lem><ref target="#section_3_96">96</ref></lem>
              <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_96">598</ref></rdg>
            </app>) bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_3_96">96.</ref>) bei</rdg>
        </app> dem Vermögen zu empfinden angegeben sind, weil und so fern die
						Einbildungskraft <app>
          <lem>ehemaliger</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ehemalige</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Empfindungen</term>
        </index>Empfindungen wieder erneuert; <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> Abgeneigtheit von <app>
          <lem>trocknen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">trockenen</rdg>
        </app>, übersinnlichen, und Streben nach bildlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Vorstellungen</term>
        </index>Vorstellungen. So fern sich aber diese Kraft im <app>
          <lem>Zusammenhang</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Zusammensetzen</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">Zusammenhange</rdg>
        </app> zeigt, dient Folgendes, diese Fähigkeit <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> sich zu <app>
          <lem>entdecken. –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">entdecken. 1)</rdg>
        </app> Schon der starke Reitz, den das Neue für uns hat, wenn <app>
          <lem>nemlich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">nämlich</rdg>
        </app> dieses Neue nicht in bisher uns ganz unbekannten Dingen, sondern in
						der Gestalt und <app>
          <lem>Darstellung</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Einbildung</rdg>
        </app> auch des sonst <app>
          <lem>Bekannten,</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">Bekannten</rdg>
        </app> (nicht in der Materie, sondern in der <app>
          <lem>Form,) liegt. –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Form) liegt. 2)</rdg>
        </app> Vergnügen an Aufsätzen, die sich durch schöne Darstellung und durch
						das Unterhaltende des Vortrags <app>
          <lem>empfehlen. –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">empfehlen. 3)</rdg>
        </app> Theilnehmung an <app>
          <lem>allem</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Allem</rdg>
        </app>, was Leidenschaften erregt und unterhält, und über<pb edRef="#b" n="168"/>haupt an dem, was auf das Herz <app>
          <lem>wirkt. – Oeftre</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">wirkt. 4) Oeftere</rdg>
        </app> Wahrnehmung solcher Gemüthsbewegungen <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> sich, die sich aus unsern gegenwärtigen Empfindungen nicht erklären <app>
          <lem>laßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
        </app>. – Die Gabe, Andern wahre oder erdichtete Begebenheiten gut und
						darstellend zu erzählen, oder Personen auf diese Art zu <app>
          <lem>charakterisiren. –</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">charakterisiren. 5)</rdg>
        </app> Die Hinlänglichkeit eines <app>
          <lem>bloßen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
        </app> Winks, oder einer <app>
          <lem>bloßen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
        </app> Andeutung und <app>
          <lem>Veranlaßung</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">Veranlassung</rdg>
        </app>, um auf eine detaillirte Vorstellung einer Sache und ihres Ganges
						gebracht zu <app>
          <lem>werden,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">werden, –</rdg>
        </app> und die an uns gemachte Bemerkung der Gabe, in <pb edRef="#a" type="sp" n="742"/> den Wissenschaften bisweilen durch glückliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Sprünge</term>
        </index>Sprünge auf Entdeckungen zu kommen, oder auch sonst aus einer Menge
						von erkannten Umständen augenblicklich den Erfolg abzunehmen, ohne sich in <app>
          <lem>beyden</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
        </app> Fällen <pb edRef="#c" n="151"/> seines Schlusses bewußt zu seyn;
						überhaupt die Gabe, eine ganze Reihe von Vorstellungen mit <app>
          <lem>einem</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Einem</rdg>
        </app> Blick zu übersehen.</p>
    </div>
    <div n="101" type="section" id="section_3_101">
      <head><app>
          <lem>101</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">603</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Die Richtigkeit oder Regelmäßigkeit <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Einbildungskraft</term>
        </index>Einbildungskraft können wir <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">aber</rdg>
        </app> danach erproben: <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> wenn wir <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">1) bei</rdg>
        </app> dem in <app>
          <lem>einzelnen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
        </app> Fällen von ihr genommenen <app>
          <lem>Gange</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Gange,</rdg>
        </app> das Wahrscheinliche von dem Unwahrscheinlichen, das Schickliche von
						dem Unschicklichen, das mit einander Verträgliche von dem
						Unzusammenhängenden wohl und schnell zu <index indexName="subjects-index">
          <term>unterscheiden</term>
        </index>unterscheiden wissen; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> wenn wir <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">2)</rdg>
        </app> etwas mit seinen <index indexName="subjects-index">
          <term>Umstände</term>
        </index>Umständen so gut zu erzählen verstehen, daß Andere es, auf diese Art
						erzählt, wahrscheinlich und begreiflich finden, oder wenn Andere durch <pb edRef="#b" n="169"/> unsere gemachte Beschreibung von gewissen Personen
						oder <app>
          <lem>Handlungen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Handlungen,</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>beyde</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
        </app> völlig als dieselben wieder erkennen; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> wenn <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">3)</rdg>
        </app> das, was wir nach gewissen vorausgesetzten Umständen vorhersehen,
						genau <app>
          <lem>eintrift</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eintrifft</rdg>
        </app>, oder wir doch, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> genauerer Prüfung, einsehen, daß es <hi>so</hi> würde eingetroffen
						seyn, wenn nicht manche veränderte besondere Umstände dem <app>
          <lem>Lauf</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Laufe</rdg>
        </app> der Sache eine andere Richtung gegeben <app>
          <lem>hätten;</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">hätten; –</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>überhaupt, <app>
              <lem></lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">überhaupt, 4)</rdg>
        </app> wenn das, was ein Werk <app>
          <lem>unserer</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einer</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Imagination</term>
        </index>Imagination ist, in deutliche Begriffe <app>
          <lem>aufgelöset</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">aufgelöst</rdg>
        </app>, denkbar <app>
          <lem>erscheinet</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">erscheint</rdg>
        </app>, und dessen <pb edRef="#a" n="743"/> Theile, mit einander verglichen,
						wohl zusammenhängend gefunden werden.</p>
    </div>
    <div n="102" type="section" id="section_3_102">
      <head><app>
          <lem>102</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">604</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Diese Beurtheilung ist ein Werk des <index indexName="subjects-index">
          <term>Verstand</term>
        </index><hi>Verstandes</hi>, oder des Vermögens zu <index indexName="subjects-index">
          <term>deutlich</term>
        </index>deutlichen Vorstellungen, dem also die <index indexName="subjects-index">
          <term>Scheidung</term>
        </index><hi>Scheidung</hi> der empfundenen Dinge und ihrer Theile zukommt,
						so wie der <index indexName="subjects-index">
          <term>Einbildungskraft</term>
        </index>Einbildungskraft ihre Zusammensetzung; <pb edRef="#c" n="152"/> der
						auch, indem er verschiedene Dinge vergleicht, das Aehnliche und Verschiedene
						derselben entdeckt, und das, was sie mit einander gemein haben, von dem,
						wodurch sie sich von einander unterscheiden, absondern, und dieses
						Gemeinschaftliche in einen allgemeinen Begriff vereinigen <app>
          <lem>kan, wobey</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">kann, wobei</rdg>
        </app> also ganz von den <index indexName="subjects-index">
          <term>Dinge</term>
        </index><hi>Dingen</hi> selbst abgesehen wird, und nur die ihnen gemeinsamen
							<index indexName="subjects-index">
          <term>Eigenschaften</term>
        </index><hi>Eigenschaften</hi> als Eins betrachtet werden. <app>
          <lem>Freylich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Freilich</rdg>
        </app> nimmt auch die Einbildungskraft, welche einzelne Empfindungen
						zusammensetzt, dieses Aehnliche und Verschiedene <app>
          <lem>einzelner</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
        </app> Dinge wahr, aber nur undeutlich, <pb edRef="#b" n="170"/> und so, <app>
          <lem>das</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">daß</rdg>
        </app> sie das Aehnliche oder das Gemeinschaftliche anders nicht, als mit
						den Dingen zugleich und in denselben, vorstellt. Daher hat man dieses
						Vermögen der Seele, sich dieses Gemeinschaftliche undeutlich und
						unabgesondert von den Dingen vorzustellen, den <index indexName="subjects-index">
          <term>praktisch</term>
        </index><hi>praktischen <index indexName="subjects-index">
            <term>Verstand</term>
          </index>Verstand</hi>
        <app>
          <lem><app>
              <lem>genennet</lem>
              <rdg wit="#c" type="v">genannt</rdg>
            </app> (§. <app>
              <lem><ref target="#section_3_77">77</ref></lem>
              <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_77">77.</ref></rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">genennet – (§ <ref target="#section_3_77">579.</ref></rdg>
        </app>), in so fern sie eben das, <app>
          <lem>nemlich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">nämlich</rdg>
        </app> die <app>
          <lem>Wahrnehmungen</lem>
          <rdg type="v" wit="#a">Wahrnehmung</rdg>
        </app> dessen, was mehrere Dinge gemein haben, durch die Einbildungskraft,
						in Absicht auf undeutliche Vorstellungen, <pb edRef="#a" n="744"/>
        <app>
          <lem>verrichtet</lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
              <sic>rrichtet</sic>
              <corr type="editorial">verrichtet</corr>
            </choice></rdg>
        </app>, was sie durch den Verstand, vermittelst deutlicher Vorstellungen,
						vermag; hingegen hat man das Vermögen der Seele, sich dieses deutlich
						vorzustellen, mit <app>
          <lem>den</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">dem</rdg>
        </app> Namen des <index indexName="subjects-index">
          <term>theoretisch</term>
        </index><hi>theoretischen</hi> oder <index indexName="subjects-index">
          <term>speculativ</term>
        </index><hi>speculativen Verstandes</hi> belegt.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app>
        <hi>Praktisch</hi> nennt man jenen Verstand, weil in Geschäften (Praxi) des
						Lebens undeutliche Wahrnehmung des Aehnlichen und Unähnlichen der Dinge
						zureicht; und, obgleich derselbe mit der Einbildungskraft <app>
          <lem>einerley</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
        </app> ist, so fern diese auf die Bemerkung des Aehnlichen oder Unähnlichen <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> einzelnen Dingen angewendet wird, so hat doch dieselbe uneigentlich
						den Namen des <hi>Verstandes</hi> wohl deswegen erhalten, weil der Verstand
						sich mit deutlichen Begriffen beschäftigt, also das <app>
          <lem>Unterschiedne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Unterschiedene</rdg>
        </app> in den einzel<pb edRef="#c" n="153"/>nen Dingen von einander, mithin
						auch die Eigenschaften der Dinge von den Dingen selbst, trennt.</note>
    </div>
    <div n="103" type="section" id="section_3_103">
      <head><app>
          <lem>103</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">605</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Wenn die <index indexName="subjects-index">
          <term>Seele</term>
        </index>Seele nicht bloß einzelne Dinge, sondern ihre Uebereinstimmung oder
						das Gegen<pb edRef="#b" n="171"/>theil, kurz, ihre <index indexName="subjects-index">
          <term>Verhältnisse</term>
        </index>Verhältnisse, folglich auch nicht bloß das Einzelne, sondern auch
						das Gemeinschaftliche und <app>
          <lem>Allgemeinere,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Allgemeinere</rdg>
        </app> wahrnehmen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>: so könnte man dieses Vermögen <index indexName="subjects-index">
          <term>Verstand</term>
        </index><hi>Verstand</hi> nennen; er möchte es deutlich oder undeutlich
						wahrnehmen, abgesondert von den Dingen selbst, oder mit ihnen, und so ist,
						wie gesagt, abzusehen, warum man diese Wahrnehmung, die, so fern sie
						undeutlich ist, der Einbildungskraft zukommt, <index indexName="subjects-index">
          <term>praktisch</term>
        </index>praktischen <hi>Verstand</hi> genannt hat. – Ein Kennzeichen des <pb edRef="#a" n="745"/> Verstandes überhaupt – im Unterschiede von dem
						Vermögen zu <app>
          <lem>empfinden,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">empfinden</rdg>
        </app> oder wieder zu empfinden, oder bloß zusammen zu setzen, ohne auf das
						Allgemeine zu <app>
          <lem>merken,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">merken</rdg>
        </app> – ist es: wenn man <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> sich Trieb und Fähigkeit findet, nicht bloß Kenntnisse zu empfangen,
						oder Andern nachzuempfinden, nachzuglauben und nachzusprechen, sondern zu
							<index indexName="subjects-index">
          <term>prüfen</term>
        </index>prüfen, ob sie wahr und gut sind, und warum sie es sind; selbst zu
						untersuchen, und <app>
          <lem>ausfündig</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ausfindig</rdg>
        </app> zu machen; sich nicht mit Kenntnissen einzelner Dinge zu begnügen,
						sondern sie im <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Zusammenhang</term>
            </index>Zusammenhang</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Zusammenhange</rdg>
        </app> zu <app>
          <lem>betrachten,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">betrachten</rdg>
        </app> und darein zu bringen; nicht <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem <app>
          <lem>Einzelnen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Einzeln</rdg>
        </app> stehen zu bleiben, sondern das Allgemeine abzuziehen, und wieder in
						ähnlichen Fällen anzuwenden. Wer nur Wißbegierde, und nicht auch <index indexName="subjects-index">
          <term>Wahrheitsliebe</term>
        </index>Wahrheitsliebe besitzt; wer leicht glaubt, und <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
        </app> Untersuchung scheut; wer in Sprachen, in der Geschichte, in den
						schönen, und überhaupt in Wissenschaften, mit historischen Kenntnissen
						zufrieden ist, oder sich mit dem Mechanischen <pb edRef="#c" n="154"/>
						begnügt, ohne Alles ins Allgemeine zu führen, sich Grundsätze, Regeln oder
							<pb edRef="#b" n="172"/> Maximen aus den Beobachtungen abzuziehen, und
						ihre <index indexName="subjects-index">
          <term>Anwendung</term>
        </index>Anwendung in ähnlichen Fällen zu denken: der <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> auf Verstand gewiß wenig oder gar keinen Anspruch machen.</p>
    </div>
    <div n="104" type="section" id="section_3_104">
      <head><app>
          <lem>104</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">606</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Da der <index indexName="subjects-index">
          <term>praktisch</term>
        </index><hi>praktische <index indexName="subjects-index">
            <term>Verstand</term>
          </index>Verstand</hi> eigentlich eine Art der <index indexName="subjects-index">
          <term>Einbildungskraft</term>
        </index>Einbildungskraft ist (§. <app>
          <lem><ref target="#section_3_102">102</ref>):</lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_102">604</ref>):</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_102">102.</ref>),</rdg>
        </app> so sind die Merkmahle, woraus man diese abnehmen <pb edRef="#a" n="746"/>
        <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> (§. <app>
          <lem><ref target="#section_3_100">100</ref></lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_100">602.</ref></rdg>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_100">100.</ref></rdg>
        </app>), auch Merkmahle von jenem, doch nur alsdann, wenn zugleich die
						Merkmahle des Verstandes überhaupt (§. <app>
          <lem><ref target="#section_3_103">103</ref></lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_103">605.</ref></rdg>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_103">103.</ref></rdg>
        </app>) damit verbunden sind. Man <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> ihn am besten in Geschäften, wo es auf das Schickliche, auf
						Wahrscheinlichkeit, Klugheit, Wohlstand und Unterhaltung ankommt, wo auf <app>
          <lem>besondre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
        </app> Umstände Rücksicht zu nehmen ist, wo es einer schnellen Uebersicht
						vieler, auch kleinen Umstände, und einer schnellen <app>
          <lem>Entschließung</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Entschliessung</rdg>
        </app> bedarf, und in solchen Wissenschaften, bemerken, die dergleichen
						nicht im strengsten Verstande <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_262">264.</ref>
            <choice>
              <abbr>Anm.</abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice> 3.)</rdg>
        </app> sind, und mehr <app>
          <lem>besondre</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">besondre,</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
        </app> als allgemeine Dinge zum <app>
          <lem>Gegenstande</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gegenstand</rdg>
        </app> haben, – <hi>da</hi>
        <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> man ihn eigentlich kennen lernen, und auch da ist er am
						unentbehrlichsten.</p>
    </div>
    <div n="105" type="section" id="section_3_105">
      <head><app>
          <lem>105</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">607</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Hingegen zeigt sich der eigentliche oder <index indexName="subjects-index">
          <term>theoretisch</term>
        </index><hi>theoretische</hi>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Verstand</term>
        </index>Verstand <app>
          <lem>(§. <app>
              <lem><ref target="#section_3_102">102</ref></lem>
              <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_102">102.</ref></rdg>
            </app>)</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>, der <app>
          <lem>vornemlich bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">vornehmlich bei</rdg>
        </app> Wissenschaften nothwendig ist, <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> an dem Trieb und Bestreben, <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> sich zu verdeutlichen; nicht nach dem <hi>Ob?</hi> nicht sowohl nach
						dem <hi>Wie?</hi> als nach dem <hi>Warum?</hi> zu fragen; die Gedan<pb edRef="#b" n="173"/>ken nicht nach einer oder mehrern Seiten zu
						betrachten, sondern alle Seiten aufzusuchen und zu <app>
          <lem>erwegen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">erwägen</rdg>
        </app>; die <index indexName="subjects-index">
          <term>Gründe</term>
        </index>Gründe <pb edRef="#c" n="155"/> für Alles bedächtig und langsam
						abzuwägen; überall gemessene <index indexName="subjects-index">
          <term>Ordnung</term>
        </index>Ordnung, <index indexName="subjects-index">
          <term>Methode</term>
        </index>Methode zu beobachten und zu <app>
          <lem>classificiren</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">claßificiren</rdg>
        </app>; an der Liebe, mehr zur bestimmten und gründlichen, als lebhaften
						Erkenntniß; und an der Fähigkeit, allgemei<pb edRef="#a" n="747"/>ne Dinge
						und Sätze als abgesonderte Gegenstände der Betrachtung, oder sie ohne Bilder
						und <app>
          <lem>Beyspiele</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
        </app>, zu denken und zu behandeln.</p>
      <app type="structural-variance">
        <lem><note place="end"><seg id="var_3_105_note_p1"><app>
                <lem/>
                <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
                    <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
                    <expan>Anmerkung</expan>
                  </choice></rdg>
              </app> Es wäre <app>
                <lem>überflüßig</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">überflüssig</rdg>
              </app>, die vorzügliche Nothwendigkeit des Verstandes <app>
                <lem>bey</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
              </app> dem Studium und der Anwendung der Theologie darzuthun,
									oder <app>
                <lem>diejenige</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">diejenigen</rdg>
              </app> Theile derselben, wo er besonders sich zeigen muß,
									anzugeben. – Es scheint eben so <app>
                <lem>überflüßig</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">überflüssig</rdg>
              </app>, von dem <hi>Witz, Scharfsinn, Geschmack</hi> und
										<hi>Genie</hi>, oder der Nothwendigkeit dieser Fähigkeiten,
									besonders zu reden. Denn <index indexName="subjects-index">
                <term>Witz</term>
              </index><hi>Witz</hi> (im weitern Verstande) oder das Vermögen,
									die <app>
                <lem>Aehnlichkeit</lem>
                <rdg wit="#c" type="v"><hi>Aehnlichkeit</hi></rdg>
              </app>, und <index indexName="subjects-index">
                <term>Scharfsinn</term>
              </index><hi>Scharfsinn</hi>, oder das Vermögen, die <app>
                <lem>Verschiedenheit</lem>
                <rdg wit="#c" type="v"><hi>Verschiedenheit</hi></rdg>
              </app> der Dinge, sinnlich oder <app>
                <lem>deutlich,</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">deutlich</rdg>
              </app> zu erkennen, erfordert eben sowohl Einbildungskraft als <app>
                <lem>Verstand,</lem>
                <rdg type="v" wit="#c">Verstand;</rdg>
              </app> der Witz mehr jene, der Scharfsinn mehr diese. <app>
                <lem>Hienach</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">Hiernach</rdg>
              </app> und durch Vergleichung dessen, was bisher von den
									Kennzeichen der Einbildungskraft und des Verstandes gesagt
									worden, <app>
                <lem>kan</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
              </app> man bald von selbst finden, ob und wie weit uns gedachte
									Fähigkeiten zu Theil <app>
                <lem>worden</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">geworden</rdg>
              </app> sind. – Eben <app>
                <lem>dies</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
              </app> gilt in seiner Art von dem <index indexName="subjects-index">
                <term>Geschmack</term>
              </index><hi>Geschmack</hi> und dem <index indexName="subjects-index">
                <term>Genie</term>
              </index><hi>Genie im engern Verstande</hi>
              <app>
                <lem>(<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_105_1"/>Theil 1. §.)</lem>
                <rdg wit="#a" type="pp">(§. <ref target="#section_1_268">270</ref>)</rdg>
                <rdg wit="#c" type="om"/>
              </app>. Das <app>
                <lem>Letztere</lem>
                <rdg wit="#a" type="v">letztere</rdg>
              </app> bildet den eigentlichen Er<pb edRef="#b" n="174"/>finder.
									Weil aber unter mehrern Fähigkeiten doch <app>
                <lem>bey</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
              </app> jedem, der sie besitzt, eine am meisten hervorsticht, und
									diese von den übrigen nur unterstützt wird, auch jeder, unter
									den <app>
                <lem>verschiednen</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
              </app> Gegenständen der Wissenschaften, zu Einem mehr aufgelegt
									und geneigt <app>
                <lem>ist,</lem>
                <rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
              </app> sich damit zu beschäftigen, als mit einem <app>
                <lem>Andern:</lem>
                <rdg wit="#a" type="v">andern:</rdg>
                <rdg wit="#c" type="v">Andern;</rdg>
              </app> so entstehen daher <app>
                <lem>verschiedne</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
              </app> Arten des <app>
                <lem><hi>Genie's</hi>,</lem>
                <rdg wit="#c" type="v"><hi>Genie's</hi>:</rdg>
              </app> ein <app>
                <lem>exegetisches <choice>
                    <abbr>z. B.</abbr>
                    <expan>zum Beispiel</expan>
                  </choice></lem>
                <rdg wit="#c" type="pp">dichterisches z. B.,</rdg>
              </app> ein historisches, ein speculatives, praktisches <app>
                <lem><choice>
                    <abbr>u. d. gl.</abbr>
                    <expan>und dergleichen</expan>
                  </choice></lem>
                <rdg wit="#c" type="pp"><choice>
                    <abbr>u. dgl.</abbr>
                    <expan>und dergleichen</expan>
                  </choice></rdg>
              </app>, die ein jeder, wer Genie hat, bald an sich erkennen, und
									sehen wird, <hi>welche</hi> Arten von Wissenschaften <pb edRef="#a" n="748"/> er vorzüglich trei<pb edRef="#c" n="156"/>ben sollte. – <choice>
                <abbr>S.</abbr>
                <expan>Siehe</expan>
              </choice> mit mehrern den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_105_2"/><hi>Versuch über den Geschmack</hi>,
										<hi>von Alexander</hi>
              <index indexName="persons-index">
                <term>Gerard, Alexander</term>
              </index><app>
                <lem><hi><persName ref="textgrid:25091">Gerard</persName></hi>, (übersetzt)</lem>
                <rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Gerard</persName></hi>
											(übersetzt),</rdg>
              </app> Breslau 1766.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253mz"/>
              <app>
                <lem>in</lem>
                <rdg wit="#c" type="om"/>
              </app> 8., und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_105_3"/>Ebendesselben <hi>Versuch über
										das</hi>
              <app>
                <lem><hi>Genie</hi>, (übers.) Leipz.</lem>
                <rdg wit="#c" type="pp"><hi>Genie</hi> (übersetzt),
											Leipzig</rdg>
              </app> 1766.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253n8"/>
              <app>
                <lem>in</lem>
                <rdg wit="#c" type="om"/>
              </app> 8.</seg><app>
              <lem/>
              <rdg wit="#c" type="ptl"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/><seg id="var_3_105_note_p2">{Die neuen
											Psychologen weichen zwar in dem Audruck, und selbst den
											Erklärungen mehrerer in den nächst vorhergehenden §§.
											erörterten Begriffe von den Seelenvermögen ab; indeß
											harmoniren sie doch in der Hauptsache, und eine
											Vergleichung der Ansichten würde theils zu weit führen,
											theils außer dem Plan dieser Schrift liegen, die
											vielleicht hier schon selbst zu sehr in ein fremdes Feld
											übergegangen ist. <hi rend="right-aligned"><choice>
                      <abbr>A. d. H.</abbr>
                      <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
                    </choice>}</hi></seg></rdg>
            </app></note></lem>
        <rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end"><p copyOf="#var_3_105_note_p1"/>
            <p copyOf="#var_3_105_note_p2"/></note></rdg>
      </app>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_105_1">
        <label>Theil. I. §.</label>
        <p>Für den späteren Nachtrag ist die Paragraphenzahl offengelassen (vgl. I §
							120 a; III § 77). Da in der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> an
							dieser Stelle auf § 270 verwiesen wird, dürfte in der zweiten Auflage §
							268 gemeint sein. Zudem wird in der dortigen Anmerkung auf III § 105
							verwiesen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_105_2">
        <label>Versuch über den Geschmack, von Alexander Gerard, (übersetzt) Breslau
							1766</label>
        <p>Die Übersetzung von Alexander Gerards (1728–1795) <hi>An Essay on
								Taste</hi> (1759) stammt von Karl Friedrich Flögel (1729–1788), der
							nach dem Studium in Halle zunächst in den Schuldienst in seiner
							Heimatstadt Breslau eintrat und schließlich als Professor für
							Philosophie an die nahegelegene Liegnitzer Ritterakademie berufen wurde.
							Neben Flögels Übersetzung enthält der in Breslau und Leipzig erschienene
							Band zudem <hi>Zwo Abhandlungen über eben die Materie vom Herrn von
								Voltaire, und Hrn. v. Alembert</hi>.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_105_3">
        <label>Ebendesselben Versuch über das Genie, (übers.) Leipz. 1766</label>
        <p>Die von Christian Garve besorgte Übersetzung von Gerards <hi>An Essay on
								Genius</hi> (1774) ist 1776 erschienen.</p></note>
    </div>
    <div n="106" type="section" id="section_3_106">
      <head><app>
          <lem>106</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">608</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Es ist schon oben gesagt (§. <app>
          <lem><app>
              <lem><ref target="#section_3_95">95</ref></lem>
              <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_95">597.</ref></rdg>
            </app>
            <choice>
              <abbr>Anm.</abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice>):</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_3_95">95.</ref>
								Anm.),</rdg>
        </app> daß von denen, die sich der <index indexName="subjects-index">
          <term>Theologie</term>
        </index>Theologie widmen, nicht gleich <app>
          <lem>Vieles</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
        </app> könne gefordert werden; der besondere <index indexName="subjects-index">
          <term>Beruf</term>
        </index>Beruf, den man <app>
          <lem>hiebey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">hierbei</rdg>
        </app> wählen oder ergreifen will, muß es entscheiden, was vorzüglich von
						solchen Fähigkeiten nöthig <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, und ob der <app>
          <lem>innre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">innere</rdg>
        </app> Beruf, auf den es am meisten ankommt, dem <app>
          <lem>äussern</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußern</rdg>
        </app> entspreche. – Ist jemand zum <app>
          <lem>bloßen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Volkslehrer</term>
        </index><hi>Volkslehrer</hi> bestimmt: so <app>
          <lem>ist</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ists</rdg>
        </app><app>
          <lem>ausser</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
        </app> den hernach anzugebenden Eigenschaften des Charakters – genug, wenn
						er mittelmäßige Fähigkeiten besitzt, falls er nur zugleich das Gefühl einer
						ihm unerreichbaren <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheit</term>
        </index>Vollkommenheit hat, um nicht mit <app>
          <lem>verschnittnen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verschnittenen</rdg>
        </app> Flügeln nach der Sonne fliegen zu <pb edRef="#b" n="175"/> wollen,
						und sich aus dem Kreise zu entfernen, den ihm die Natur und sein <app>
          <lem>äusserlicher</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerlicher</rdg>
        </app> Beruf vorgezeichnet hat. Es ist genug, wenn er guten schlichten
							<index indexName="subjects-index">
          <term>Menschenverstand</term>
        </index>Menschenverstand <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_a_1_206">206.</ref>
            <choice>
              <abbr>Anm.</abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice>)</rdg>
        </app> hat, der das Schickliche von dem Ungereimten zu <index indexName="subjects-index">
          <term>unterscheiden</term>
        </index>unterscheiden weiß; wenn er leicht in den Sinn desjenigen, was er
						hört, <app>
          <lem>liest</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">lieset</rdg>
        </app> und sieht, eindringen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>; wenn er ein treues oder durch die Uebung leicht zu schärfendes
						Gedächtniß besitzt; wenn es <pb edRef="#c" n="157"/> ihm an der Gabe des
							<index indexName="subjects-index">
          <term>populär</term>
        </index>populären Vortrags, und an Klugheit nicht fehlt, um seine Kenntnisse
						nach <pb edRef="#a" n="749"/> den wirklichen Bedürfnissen <app>
          <lem>Andrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
        </app> wohl anzuwenden. Mag es ihm an eigentlicher <app>
          <lem>Gelehrsamkeit</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Gelehrsamkeit</hi></rdg>
        </app> fehlen; wenn er nur das eigentlich <index indexName="subjects-index">
          <term>Praktisches</term>
        </index>Praktische in der Religion versteht, und die zu seiner <app>
          <lem>eignen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
        </app> Ueberzeugung und gewissenhaften Führung seines Berufs nothwendigen
						Kenntnisse derselben und der menschlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Angelegenheiten</term>
        </index>Angelegenheiten hat, besonders der Angelegenheiten seiner Zeit, der
						Bedürfnisse derer, die ihm empfohlen sind, und desjenigen, was <app>
          <lem>ihn</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">ihm</rdg>
        </app>, diese zu beurtheilen und ihnen gewachsen zu seyn, in <app>
          <lem>den</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> Stand setzt; endlich die Kenntniß der nöthigen Hülfsmittel, wodurch
						er sich <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> vorkommenden <app>
          <lem>ausserordentlichen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">außerordentlichen</rdg>
        </app> Fällen zu helfen weiß. Daß zu allen diesem noch eine fleißige <index indexName="subjects-index">
          <term>Uebung</term>
        </index>Uebung kommen, und er nie glauben müsse, völlig genug gelernt zu
						haben, sondern sich zu seinem Beruf immer reifer machen, wird ohnehin
						vorausgesetzt.</p>
      <app type="structural-variance">
        <lem><note place="end"><seg id="var_3_106_note_p1"><app>
                <lem/>
                <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
                    <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
                    <expan>Anmerkung</expan>
                  </choice></rdg>
              </app> Hat er mehr Fähigkeiten oder Kenntnisse, als er <app>
                <lem/>
                <rdg wit="#c" type="pt">gerade</rdg>
              </app> in seinem engern Kreise <app>
                <lem>braucht:</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">gebraucht,</rdg>
              </app> so nutze er sie so gut als er <app>
                <lem>kan,</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">kann;</rdg>
              </app> nur nicht mit <app>
                <lem>Vernachläßigung</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">Vernachlässigung</rdg>
              </app>
              <pb edRef="#b" n="176"/> und zum Nachtheil der Pflichten seines
									besondern Berufs. Er vergesse <app>
                <lem>insbesondre</lem>
                <rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
              </app> nie, sich mit den Hülfsmitteln und besonders Schriften
									bekannt zu machen, wodurch er, wenn er in einen weitumfassendern
									Kreis versetzt wird, das nachholen könne, was ihm, diesen würdig
									zu bestreiten, nöthig seyn möchte.</seg>
            <app>
              <lem/>
              <rdg wit="#c" type="ptl"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/><seg id="var_3_106_note_p2">{Die Zweifel,
											ob man nicht von dem praktischen Religionslehrer viel zu
											viel fordere, fällt weg, sobald man ihn nur in seiner
											doppelten Qualität betrachtet, 1) als Volkslehrer, wozu
											er in der That weit weniger nöthig hat, als er auf
											Universitäten lernt und treibt, und 2) als Mitglied des
											Gelehrtenstandes. Als solchem liegen ihm doch die
											theologischen und angränzenden Kenntnisse am nächsten,
												<pb edRef="#c" n="158"/> und er gewinnt an Achtung
											in dem geselligen Kreise, und, was noch viel wichtiger
											ist, er gewinnt an Selbstgenuß, wenn er ein viel
											ausgebreiteteres Wissen hat, als er gerade für das Amt
											nöthig hätte. Dasselbe ist ja auch der Fall bei andern
											Geschäftsmännern, die für das bloße Geschäft mit sehr
											Wenigem ausreichen könnten, aber die man um so höher
											achtet, je mehr sie <hi>über das Nothwendige</hi> hinaus
											wissen, und nicht bloß handwerksmäßige Routiniers sind.
												<hi rend="right-aligned"><choice>
                      <abbr>A. d. H.</abbr>
                      <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
                    </choice>}</hi></seg></rdg>
            </app></note></lem>
        <rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end"><p copyOf="#var_3_106_note_p1"/>
            <p copyOf="#var_3_106_note_p2"/></note></rdg>
      </app>
    </div>
    <div n="107" type="section" id="section_3_107">
      <head><app>
          <lem>107</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">609</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Ist er hingegen zum <index indexName="subjects-index">
          <term>Lehrer</term>
        </index><hi>Lehrer der <index indexName="subjects-index">
            <term>Theologie</term>
          </index>Theologie</hi> oder der damit verbundenen Wissenschaften, <pb edRef="#a" n="750"/> überhaupt zu Bildung künftiger Lehrer, oder zur
							<hi>Regierung und <index indexName="subjects-index">
            <term>Aufsicht</term>
          </index>Aufsicht der <index indexName="subjects-index">
            <term>Volkslehrer</term>
          </index>Volkslehrer</hi>, oder an einer <app>
          <lem>Gemeine</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gemeinde</rdg>
        </app> angestellt, die aus <app>
          <lem>gelehrtern</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Gelehrten</rdg>
        </app> oder doch gebildetern Zuhörern besteht: so muß er <app>
          <lem>freylich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
        </app> höhere Fähigkeiten haben, und in den für sein Fach bestimmten
						Wissenschaften ausgebreitetere, feinere und gründlichere Kenntnisse
						besitzen. Alsdann bedarf er auch weniger einer näheren Anweisung, und was er
						dann können und verstehen, wenigstens wornach er trachten <app>
          <lem>müsse,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">müsse:</rdg>
        </app> dazu möchten die bisher in <app>
          <lem>diesem Buche</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">dieser Schrift</rdg>
        </app> geschehenen Vorschläge nicht undienlich seyn, da es besonders auch in
						Rücksicht auf <app>
          <lem><app>
              <lem>die</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">diese</rdg>
            </app> Classe</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">diese Klasse</rdg>
        </app> künftiger <index indexName="subjects-index">
          <term>Religionslehrer</term>
        </index>Religionslehrer abgefaßt ist.</p>
    </div>
    <div n="108" type="section" id="section_3_108">
      <head><app>
          <lem>108</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">610</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Daß <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der <app>
          <lem>Ergreiffung</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">Ergreifung</rdg>
        </app> des theologischen Studiums auch die Kräfte des <index indexName="subjects-index">
          <term>Körper</term>
        </index><hi>Körpers</hi> (§. <app>
          <lem><ref target="#section_3_95">95</ref></lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_95">597.</ref></rdg>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_95">95.</ref></rdg>
        </app>) mit in Anschlag kommen müssen, bedarf kaum einer Erinnerung; da die
						natürliche Beschaffenheit und die Veränderungen <app>
          <lem>des Körpers</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">desselben</rdg>
        </app> einen so <pb edRef="#b" n="177"/>
        <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg type="v" wit="#a">grossen</rdg>
        </app> Einfluß in die Beschaffenheit und den Gebrauch der <index indexName="subjects-index">
          <term>Seelenkräfte</term>
        </index>Seelenkräfte haben; Anstrengung des Geistes, <pb edRef="#c" n="159"/> eine sitzende Lebensart, und andere Umstände <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Studierenden die <index indexName="subjects-index">
          <term>Gesundheit</term>
        </index>Gesundheit merklich zerrütten; und <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem Lehrer <app>
          <lem>in äusserlichem</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">im äusserlichen</rdg>
          <rdg wit="#c" type="pp">im äußerlichen</rdg>
        </app> Vortrage so viel von der Stimme, von der <app>
          <lem>freyen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">freien</rdg>
        </app> Brust, selbst vom körperlichen Ansehen und Bildung, so wie, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der ganzen Führung seines Amts, von einer dauerhaften Gesundheit,
						Abhärtung des <app>
          <lem>Körpers,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Körpers</rdg>
        </app> und ähnlichen <app>
          <lem>Umständen,</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">Umständen</rdg>
        </app> ab<pb edRef="#a" n="751"/>hängt. Was uns hier möglich <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app> oder abgehe, ist noch viel leichter, als die Beschaffenheit <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>Seelenkräfte,</lem>
          <rdg type="v" wit="#a">Seelenkräfte</rdg>
        </app> zu erkennen.</p>
      <note place="end"><app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice></rdg>
        </app>
        <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_108_1"/><index indexName="persons-index">
          <term>Tissot, Samuel</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:253mk">Tissot</persName></hi> von der
						Gesundheit der <app>
          <lem>Gelehrten</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Gelehrten,</rdg>
        </app> (übersetzt), Zürich,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253s7"/> und in einer andern Uebersetzung, <app>
          <lem>Leipz.</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Leipzig,</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">Leipzig</rdg>
        </app><ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253sf"/> 1768. <app>
          <lem>in 8.</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">8.,</rdg>
        </app> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_108_2"/>auszugsweise in <index indexName="persons-index">
          <term>Tissot, Samuel</term>
        </index><persName ref="textgrid:253mk"><app>
            <lem><choice>
                <sic><hi>Tisso'ts</hi></sic>
                <corr type="editorial"><hi>Tissot's</hi></corr>
              </choice></lem>
            <rdg wit="#c" type="typo-correction"><hi>Tissot's</hi></rdg>
          </app></persName>
        <app>
          <lem><app>
              <lem>medicinischen</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">medicinischen,</rdg>
            </app> praktischen</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">medicinisch-praktischem</rdg>
        </app> Handbuche, <app>
          <lem>Leipz.</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Leipzig</rdg>
        </app> 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3c094"/>
        <app>
          <lem>in <app>
              <lem>8</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">8.</rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">8.</rdg>
        </app> (im ersten Theile); Ueber die Krankheiten der Gelehrten <app>
          <lem>- -</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> von <index indexName="persons-index">
          <term>Ackermann, Johann Christian Gottlieb</term>
        </index><hi><persName ref="textgrid:253mp">J. C. G.
							Ackermann</persName></hi><app>
          <lem>, <app>
              <lem>Nürnb.</lem>
              <rdg wit="#c" type="v">Nürnberg</rdg>
            </app> 1777.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253mr"/>
            <app>
              <lem>in</lem>
              <rdg wit="#c" type="om"/>
            </app>
            <choice>
              <abbr>gr.</abbr>
              <expan>groß</expan>
            </choice>
            <app>
              <lem>8</lem>
              <rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>; und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_108_3"/>der Arzt
						der Gottesgelehrten (von <index indexName="persons-index">
          <term>Franz, Johann Georg Friedrich</term>
        </index><hi>J. G. F.</hi>
        <app>
          <lem><hi><persName ref="textgrid:253ms">Franz</persName></hi>),</lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><hi><persName>Franz</persName></hi>)</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>zweyte <choice>
              <abbr>Aufl.</abbr>
              <expan>Auflage</expan>
            </choice>
            <app>
              <lem>Leipzig,</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">Leipzig</rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">zweite Aufl., Leipzig</rdg>
        </app> 1770.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:253mv"/>
        <app>
          <lem>in 8.</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">8., <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_108_4"/><index indexName="persons-index">
              <term>Jördens, Johann Heinrich</term>
            </index><hi><persName ref="textgrid:2543r">J. H.
									Förders</persName></hi> über die menschliche Natur – zur
								Beherzigung junger Studierenden, 2 Bände, Leipzig 1797.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2543m"/></rdg>
        </app> sind Bücher, deren Empfehlung hier gewiß nicht <app>
          <lem>überflüßig</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">überflüssig</rdg>
        </app> ist.</note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_108_1">
        <label>Tissot von der Gesundheit der Gelehrten (übersetzt), Zürich, und in
							einer andern Uebersetzung, Leipz. 1768</label>
        <p>Die aus dem Jahr 1768 stammende Zürcher Übersetzung von Samuel Tissots
							(1728–1797) ursprünglich auf Latein (1766) publiziertem Traktat <hi>De
								la Santé des Gens de Lettres</hi> (1768) wurde von Johann Rudolph
							Füssli (1709–1793) besorgt. Die Leipziger Übersetzung desselben Jahres
							ist anonym erschienen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_108_2">
        <label>auszugsweise in Tissot's medicinischen praktischen Handbuche, Leipz.
							1785. in 8 (im ersten Theile)</label>
        <p>Der Auszug aus Samuel Tissots (1728–1797) <hi>Von der Gesundheit der
								Gelehrten</hi> findet sich als <hi>Von der Gesundheit der Gelehrten
								und kränklicher Personen</hi> in dessen von Christian Friedrich Held
							(1740–1788) herausgegebenem <hi>Medicinische[n], praktische[n]
								Handbuch</hi> I (1785), 437–512.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_108_3">
        <label>der Arzt der Gottesgelehrten (von J. G. F. Franz), zweyte Aufl.
							Leipzig, 1770</label>
        <p><hi>Der Artzt des Gottesgelehrten welcher Vorschriften giebt wie sich
								Prediger in Ansehung ihrer Gesundheit bey Führung ihres Amtes zu
								verhalten haben</hi> des Leipziger Mediziners Johann Georg Friedrich
							Franz (1737–1789) ist auch in der ersten Auflage (1769) anonym
							erschienen.</p></note>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_108_4">
        <label>J. H. Förders über die menschliche Natur – zur Beherzigung junger
							Studierenden, 2 Bände, Leipzig 1797</label>
        <p>Das zweibändige Werk <hi>Über die menschliche Natur und die Mittel ein
								hohes Alter zu erreichen. Zur frühen Beherzigung junger Studierenden
								auf Schulen und Universitäten, und für Personen die sich einer
								sitzenden Lebensart widmen</hi> (1797) stammt von Johann Heinrich
							Jördens (1764–1813).</p></note>
    </div>
    <div n="109" type="section" id="section_3_109">
      <head><app>
          <lem>109</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">611</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Von der Nothwendigkeit der <hi>Gabe sich wohl</hi>
        <app>
          <lem><hi>auszudrucken</hi></lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v"><hi>auszudrücken</hi></rdg>
        </app> (§. <app>
          <lem><ref target="#section_3_95">95</ref></lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_95">597.</ref></rdg>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_95">95.</ref></rdg>
        </app>), ist schon oben, <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der Abhandlung von den Sprachen (<app>
          <lem>Theil 1.</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> §. <app>
          <lem><ref target="#section_1_59">59</ref>
            <choice>
              <abbr>flgg.</abbr>
              <expan>folgende</expan>
            </choice></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_1_59">59.</ref>
            <choice>
              <abbr>f.</abbr>
              <expan>folgend</expan>
            </choice></rdg>
        </app>) und im <hi>ersten</hi> Abschnitt des <hi>dritten</hi> Theils geredet
						worden. Da die <index indexName="subjects-index">
          <term>Sprache</term>
        </index>Sprache der Abdruck <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app> Ideen ist, und jeder Verständige so gute Mittel <app>
          <lem>braucht</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gebraucht</rdg>
        </app>, um sein Ziel zu erreichen, <pb edRef="#b" n="178"/> als in seiner
						Gewalt <app>
          <lem>sind:</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sind;</rdg>
        </app> so <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> man sicher <app>
          <lem>schließen</lem>
          <rdg type="v" wit="#a">schliessen</rdg>
        </app>: wie der natürliche <index indexName="subjects-index">
          <term>Vortrag</term>
        </index>Vortrag eines Menschen ist, so sind seine Begriffe und Ueberzeugung
						von den Sachen selbst. <app>
          <lem>Kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Kann</rdg>
        </app> man sicher seyn, daß jemand nicht eitel <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, um nur sich selbst gern zu hören oder zu lesen, oder Andern bloß zu
						gefallen, <pb edRef="#c" n="160"/> und daß er nicht so arm an <index indexName="subjects-index">
          <term>Verstand</term>
        </index>Verstande und <index indexName="subjects-index">
          <term>Menschenkenntniß</term>
        </index>Menschenkenntniß <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, um zu glauben, wenn nur das gut <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, <hi>was</hi> er sagt, so <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app> es gleichviel, <hi>wie</hi> er es sage: so <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> man selbst <app>
          <lem>schließen:</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">schliessen,</rdg>
        </app> wie sorgfältig er in seinem <pb edRef="#a" n="752"/> Vortrag ist, so
						viel hat er Interesse für die Sachen, die er vorträgt, und so viel Eifer,
						mit seinen Kenntnissen <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Andern Gutes zu stiften. – Um sich über die Gabe des Vortrags zu
						prüfen, gebe man nur <app>
          <lem>acht</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Acht</rdg>
        </app>, ob und warum uns <app>
          <lem>wohl geschriebene</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">wohlgeschriebene</rdg>
        </app> Schriften, oder warum uns Vorträge, die auch im Ausdruck vorzüglich
						sind, gefallen? ob uns <app>
          <lem>beyde</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
        </app> um so mehr anziehen, je faßlicher, deutlicher, ordentlicher,
						zusammenhängender, bestimmter <choice>
          <abbr>u. s. f.</abbr>
          <expan>und so ferner</expan>
        </choice> sie sind? oder ob uns alle, oder einige, und welche, Eigenschaften
						des Vortrags, uns gleichgültig sind? Man mache selbst <index indexName="subjects-index">
          <term>Versuche</term>
        </index>Versuche, anfänglich eines Andern guten mündlichen oder
						schriftlichen Vortrag über eine Sache, <app>
          <lem>nachher</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">nachher,</rdg>
        </app> was man überhaupt von Andern ausgeführt gelesen hat, im Zusammenhange <app>
          <lem>frey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">frei</rdg>
        </app>, nach seiner <app>
          <lem>eignen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
        </app> Art, zu wiederholen, <choice>
          <abbr>d. i.</abbr>
          <expan>das ist</expan>
        </choice> fremde Gedanken in seine <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
        </app> umzukleiden, und bemerke, wie weit es uns gelinge, unsern Mustern
						nachzukommen. Man mache zuletzt öfters Versuche, was man selbst gedacht und
						untersucht hat, über eine Sache or<pb edRef="#b" n="179"/>dentlich
						aufzuschreiben, oder Andern mündlich, genau vorbereitet oder nicht,
						vorzutragen. Man <app>
          <lem>laße</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">lasse</rdg>
        </app> sich von <index indexName="subjects-index">
          <term>Kenner</term>
        </index>Kennern beurtheilen, und genau nach der strengsten Kritik sagen, <app>
          <lem>worin</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">worinn</rdg>
        </app> unser Vortrag gut oder fehlerhaft <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, und gewisse Vollkommenheiten uns, nach vielen Versuchen, erreichbar <app>
          <lem>seyn</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">seien</rdg>
        </app> oder nicht? – <app>
          <lem>Alsdann</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">alsdann</rdg>
        </app> wird man wohl finden, welche Art des Vortrags uns möglich, wenigstens
						durch fleißige anhaltende Uebung zu erlangen <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>.</p>
    </div>
    <div n="110" type="section" id="section_3_110">
      <head><pb edRef="#a" n="753"/>
        <pb edRef="#c" n="161"/>
        <app>
          <lem>110</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">612</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Wenn alle bisher erwähnte Fähigkeiten wohl angewendet, selbst, wenn sie
						gehörig gebildet werden <app>
          <lem>sollen:</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sollen,</rdg>
        </app> so erfordern sie eine gewisse <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Gemüthsfassung</term>
            </index><hi>Gemüthsfassung</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Gemüthsfassung</hi>,</rdg>
        </app> oder gewisse Eigenschaft des <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Charakter</term>
            </index><hi>Charakters</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><hi>Characters</hi></rdg>
        </app> (§. <app>
          <lem><ref target="#section_3_94">94</ref></lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_94">596</ref></rdg>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_94">94.</ref></rdg>
        </app>), über die man sich wohl prüfen sollte, ehe man sich zur Wahl des
						theologischen Studiums entschlösse. Auf folgende Tugenden möchte es hier <app>
          <lem>vornemlich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
        </app> ankommen. – Zuerst, auf <index indexName="subjects-index">
          <term>Liebe</term>
        </index><hi>Liebe zur <index indexName="subjects-index">
            <term>Wahrheit</term>
          </index>Wahrheit</hi>, wo man diese auch immer finden sollte.
						Veränderungen in der Seele eines Andern <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> man nur durch Vorstellungen hervorbringen, wenn diese der von ihnen
						erkannten Natur der <app>
          <lem>Sache</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Sache,</rdg>
        </app> oder andern schon für wahr erkannten Vorstellungen gemäß sind; und <app>
          <lem>dies</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
        </app> setzt voraus, daß man sie selbst als wahr erkannt habe. Wem also
						Wahrheit gleichgültig ist, dem liegt entweder nichts daran, Andere zu
						belehren und zu bewegen, oder er <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> nicht sicher darauf rechnen, daß er seinen Zweck erreichen werde;
						vielweniger wird er sich selbst bemühen, hinter die rechte Wahr<pb edRef="#b" n="180"/>heit zu kommen. Je inniger <app>
          <lem>bey jemanden</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">bei jemandem</rdg>
        </app> die Liebe zur genauesten Wahrheit ist, um so mehr wird er selbst die
						Wahrheit finden können, so weit sie ihm erreichbar ist; um so mehr wird er
						dafür und für ihren Werth eingenommen seyn; um so mehr auf <app>
          <lem>Andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
        </app> wohlthätig wirken, wenigstens mehr sich darum bemühen, und es mit
						mehr Hoffnung eines glücklichern Erfolgs unternehmen. <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> Der allgemeine <index indexName="subjects-index">
          <term>Prüfstein</term>
        </index>Prüfstein dieser <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>unparteyisch</term>
            </index>unparteyischen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unparteiischen</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Wahrheitsliebe</term>
        </index>Wahrheitsliebe ist: wenn wir es uns bewußt sind, oder es <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der strengsten Prüfung finden, daß <app>
          <lem>unsre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
        </app> Neigungen <pb edRef="#a" n="754"/> und Abneigungen keinen Einfluß in
						die Annehmung oder <app>
          <lem>Prüfung</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Verwerfung</rdg>
        </app> einer Sache haben. <app>
          <lem>Wäre dir</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Wäre – so frage sich jeder selbst – mir</rdg>
        </app> eine Sache auch noch so theuer, schiene sie <app>
          <lem>dir</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mir</rdg>
        </app> unzertrennlich von <app>
          <lem>deinem</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mei<pb edRef="#c" n="162"/>nem</rdg>
        </app> Wohl, und <app>
          <lem>entbehrtest du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">entbehrte ich</rdg>
        </app> sie höchst ungern, läge sie <app>
          <lem>dir</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mir</rdg>
        </app> selbst, als <app>
          <lem><hi>deine</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>meine</hi></rdg>
        </app> Erfindung, sehr am Herzen: <app>
          <lem>würdest du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">würde ich</rdg>
        </app> gleichwohl, auch <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem geringsten Anlaß zum Zweifel, <app>
          <lem>dich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mich</rdg>
        </app> nicht scheuen, sie aufs neue zu prüfen, sie dennoch aufopfern, wenn <app>
          <lem>du</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ich</rdg>
        </app> sie <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> der Prüfung ungegründet <app>
          <lem>fändest? Bist du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">fände? Bin ich</rdg>
        </app> geneigter, die Wahrheit nach den <app>
          <lem>dir</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mir</rdg>
        </app> schädlich oder nützlich scheinenden Folgen derselben, oder unabhängig
						von dieser Rücksicht, zu beurtheilen? Kommt <app>
          <lem>bey dir</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">bei mir</rdg>
        </app>, wenn <app>
          <lem>du</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ich</rdg>
        </app> für oder wider <app>
          <lem>einer Sache entscheidest, dies</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">einen Streitpunkt entscheide, dieß</rdg>
        </app> in Anschlag, ob die, so <app>
          <lem>du liebest</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">ich liebe</rdg>
        </app> oder <app>
          <lem>achtest</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">achte</rdg>
        </app>, oder die, so <app>
          <lem>du hassest</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">ich hasse</rdg>
        </app> und <app>
          <lem>verachtest</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verachte</rdg>
        </app>, eben das behaupten? <app>
          <lem><app>
              <lem>Kanst</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">Kannst</rdg>
            </app> du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Kann ich</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Widerspruch</term>
        </index>Widerspruch vertragen, wenn er mit Gründen geschieht, <app>
          <lem>siehst du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sehe ich</rdg>
        </app> ihn selbst gern, und <app>
          <lem>forderst</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">fordere</rdg>
        </app> Andere dazu auf, als ein Mittel, <app>
          <lem>dich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mich</rdg>
        </app> zum weitern Nachdenken zu bringen? <app>
          <lem>Wenn</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Erkennst</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>du</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ich</rdg>
        </app> auch die<pb edRef="#b" n="181"/>sen Widerspruch für ungegründet <app>
          <lem><app>
              <lem>erkennst</lem>
              <rdg wit="#a" type="om"/>
            </app>, benutzest du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">erkenne, benutze ich</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>gleichwohl alsdann</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">alsdenn</rdg>
        </app> doch auch das wenige Wahre, was <app>
          <lem>darinn</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">darin</rdg>
        </app> liegt, <app>
          <lem>deine</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">meine</rdg>
        </app> Erkenntniß immer mehr zu berichtigen, und durch <app>
          <lem>kleine</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">nähere</rdg>
        </app> Bestimmungen zu mehrerer Genauigkeit zu bringen? Ist <app>
          <lem>dir's</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mir's</rdg>
        </app> gleichgültig, auch unbekannt zu bleiben, wenn nur das, was <app>
          <lem>du</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ich</rdg>
        </app> gesagt, oder gar erfunden <app>
          <lem>hast</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">habe</rdg>
        </app>, für wahr erkannt wird? <app>
          <lem>Siehst du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Sehe ich</rdg>
        </app> es gern, wenn <app>
          <lem>Andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
        </app> auf <app>
          <lem>dein</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mein</rdg>
        </app> Ansehen oder <app>
          <lem>dir</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mir</rdg>
        </app> zu Gefallen, etwas für wahr <app>
          <lem>annehmen, legst du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">annehmen? Legte ich</rdg>
        </app> es wohl gar darauf an, bloß durch <app>
          <lem>dein</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">mein</rdg>
        </app> Ansehen <pb edRef="#a" n="755"/> zu <app>
          <lem>wirken? Dies</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">wirken? – Dieß</rdg>
        </app> sind die <index indexName="subjects-index">
          <term>Merkmahle</term>
        </index>Merkmahle, woran <app>
          <lem>du sehen <app>
              <lem>kanst</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">kannst</rdg>
            </app></lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">jeder erkennen kann</rdg>
        </app>, ob <app>
          <lem>du</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">er</rdg>
        </app> wirklich Liebe zur <hi>Wahrheit</hi>
        <app>
          <lem>hast</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">habe</rdg>
        </app><app>
          <lem>, oder nicht</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app>.</p>
      <app>
        <lem/>
        <rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><p><choice>
                <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
                <expan>Anmerkung</expan>
              </choice> Eine kurze aber treffliche Betrachtung von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_110_1"/><index indexName="persons-index">
                <term>Fichte, Johann Gottlieb</term>
              </index><hi><persName ref="textgrid:2541c">Fichte</persName></hi>: Ueber Belebung und Erhöhung des
									reinen Interesse an <hi>Wahrheit</hi>, findet man in den
										<hi>Horen</hi><ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:255kg"/>. Nachdem er den Begriff selbst
									tief begründet und klar dargestellt, schließt er mit folgenden
									Worten, die hier wohl eine Stelle ver<pb edRef="#c" n="163"/>dienen, da der Aufsatz nicht so leicht bei der Hand seyn
									möchte, und die Sache vorzüglich auch für den <index indexName="subjects-index">
                <term>Religionslehrer</term>
              </index><hi>Religionslehrer</hi>, dessen ganzes Leben ein
										<hi>Forschen nach Wahrheit</hi> seyn soll, von so hoher
									Wichtigkeit ist.</p>
            <p>„Mit dieser sichern Ueberzeugung, stets einig mit sich selbst zu
									seyn, geht der entschiedene Freund der Wahrheit auf dem Wege der
									Untersuchung ruhig fort; er geht muthig Allem entgegen, was ihm
									auf demselben aufstoßen möchte. Es ist für denjenigen, der mit
									sich selbst noch nicht recht Eins geworden ist, was er denn
									eigentlich suche und wolle, äußerst beängstigend, wenn er auf
									seinem Wege auf Sätze stößt, die allen seinen bisherigen
									Meinungen und den Meinungen seiner Zeitgenossen und der Vorwelt
									widersprechen: und gewiß ist diese Aengstlichkeit eine der
									Hauptursachen, warum die Menschheit auf dem Wege zur Wahrheit so
									langsame Fortschritte gemacht hat. Von ihr ist derjenige, der
									die Wahrheit um ihrer selbst willen sucht, völlig frei. Er
									blickt jeder noch so befremdenden Folgerung kühn in das Gesicht.
									Ob sie ein befremdendes, oder bekanntes Aussehen habe, ob sie
									seiner und aller bisherigen Meinung widerspreche, oder nicht,
									davon war nicht die Frage. Die Frage war: ob sie, seinem besten
									Wissen nach, mit den Gesetzen des Denkens übereinstimme, oder
									nicht, und das wird er untersuchen. Wird sich finden, daß sie
									damit übereinstimme, so wird er sie als heilige ehrwürdige
									Wahrheit aufnehmen; wird sie nicht damit übereinstimmen, so wird
									er sie als Irrthum verwerfen, nicht weil sie der gemeinen
									Meinung, sondern weil sie, seinem besten Wissen nach, den
									Gesetzen des Denkens widerspricht. Bis dahin ist er völlig
									gleichgültig gegen sie; über ihren Inhalt hat er die Frage nicht
									erhoben; derselbe ist ihm bekannt; ihre Form hat er noch zu
									untersuchen.“</p>
            <p>„Mit dieser kalten Ruhe und festen Entschlossenheit, blickt er
									hinein in das Gewühl der menschlichen Meinungen überhaupt und
									seiner eigenen Einfälle und Zweifel. Es wirbelt und stürmt
										<hi>um ihn herum</hi>, aber nicht <hi>in ihm</hi>; er selbst
									sieht aus seiner unerreichbaren Burg ru<pb edRef="#c" n="164"/>hig dem Sturme zu. Er wird ihm zu seiner Zeit gebieten, und
									eine Welle nach der andern wird sich legen. – Er will nur
									Harmonie mit sich selbst, und er bringt sie hervor, so weit er
									bis jetzt gekommen ist. Dort ist noch Verwirrung in seinen
									Meinungen; das ist nicht seine Schuld, denn bis dahin hat er
									noch nicht kommen können. Er wird auch <hi>dahin</hi> kommen,
									und dann wird jene Unordnung in die schönste Ordnung sich
									auflösen.“</p>
            <p>„Was wäre denn wohl endlich das Härteste, was ihm begegnen
									könnte? Gesetzt er fände, entweder weil die Schranken der
									endlichen Vernunft überhaupt, welches unmöglich ist, oder weil
									die Schranken seines Individuums solches mit sich bringen, als
									letztes Resultat seines Strebens nach Wahrheit, daß es überhaupt
									gar keine Wahrheit und keine Gewißheit gebe. Er würde auch
									diesem Schicksale, dem härtesten, das ihn treffen könnte, sich
									unterwerfen; denn er ist zwar unglücklich, aber schuldlos; er
									ist seines redlichen Forschens sich bewußt, und das ist statt
									alles Glücks, dessen er nun noch theilhaftig werden kann.“</p>
            <p>„Eben so ruhig – wenn dieser Umstand der Erwähnung werth ist –
									bleibt der entschiedene Freund der Wahrheit darüber, was
										<hi>Andere</hi> zunächst zu seinen Ueberzeugungen sagen
									werden, wenn er in der Lage seyn sollte, sie mittheilen zu
									müssen; und der Gelehrte ist immer in dieser Lage, da er nicht
									bloß für sich selbst, sondern zugleich für Andere forscht. Die
									Frage ist ja gar nicht, ob wir mit Andern, sondern ob wir mit
									uns selbst übereinstimmend denken. Ist das Letztere, so können
									wir des Erstern ohne unser Zuthun, und ohne erst die Stimmen zu
									sammeln, bei allen denen gewiß seyn, die mit sich selbst in
									Uebereinstimmung stehen; denn das Wesen der Vernunft ist in
									allen vernünftigen Wesen Eins, und eben dasselbe. Wie
										<hi>Andere</hi> denken, wissen wir nicht, und wir können
									davon nicht ausgehen. Wie <hi>wir</hi> denken sollen, wenn wir
									vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir
									denken sollen, sollen alle vernünftige Wesen denken. Alle
									Untersuchung muß von innen heraus, nicht von außen herein,
									geschehen. <hi>Ich</hi> soll nicht denken, wie <hi>Andere</hi>
									denken; sondern wie <hi>ich</hi> denken soll, so, soll ich
									annehmen, denken auch Andere. – Mit denen übereinzustim<pb edRef="#c" n="165"/>mend zu seyn, die es mit sich selbst
									nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges
									Wesen?“ <hi rend="right-aligned"><choice>
                  <abbr>A. d. H.</abbr>
                  <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
                </choice></hi></p>
          </note></rdg>
      </app>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_110_1">
        <label>Fichte: Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse an Wahrheit,
							findet man in den Horen</label>
        <p>Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814) Aufsatz <hi>Ueber Belebung und
								Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit</hi> ist anonym in der
							von Friedrich Schiller herausgegebenen Monatsschrift <hi>Die Horen</hi>
							I,1 (1795), 79–93 (IV.) erschienen. Das in der dritten Auflage der
								<hi>Anweisung</hi> auf den folgenden Seiten wiedergegebene Zitat
							findet sich aaO 88–91.</p></note>
    </div>
    <div n="111" type="section" id="section_3_111">
      <head><app>
          <lem>111</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">613</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Eine <app>
          <lem>andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
        </app> Tugend ist die <index indexName="subjects-index">
          <term>Bescheidenheit</term>
        </index><hi>Bescheidenheit</hi>. – Je weniger man selbst weiß, oder es recht
						und mit Ueberzeugung versteht; je weniger man den <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Umfang desjenigen kennt, was zur rechten Wissenschaft einer Sache und
						zur wahren Ueberzeugung gehört; je weniger man die Schwierigkeiten <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> einer jeden Untersuchung, die Schranken der menschlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Erkenntniß</term>
        </index>Erkenntniß überhaupt, und die <app>
          <lem>großen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
        </app> Lücken seiner eigenen Erkenntniß, nebst dem eingeschränkten Maaß
						seiner Fähigkeiten, <app>
          <lem>insbesondre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
        </app>, wahrnimmt: desto eingenommener ist man von sich selbst, und desto
						mehr verachtet man <app>
          <lem>Andre</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">Andere</rdg>
        </app>. Dieser Dünkel hält uns selbst von Einsicht dieser Fehler, und von
						weitern Fortschritten in der Erkenntniß und der wahren Besserung überhaupt
						zurück; macht uns <pb edRef="#b" n="182"/> ungeschickt, von Andern zu
						lernen; erstickt den <app>
          <lem>eignen</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">eigenen</rdg>
        </app> Fleiß, der von dem mehrern oder mindern Gefühl dieses Bedürfnisses
						abhängt, und macht uns abgeneigt, die Wahrheit überall, wo wir sie finden,
						anzunehmen. – Demnach sind alle Kennzeichen der <index indexName="subjects-index">
          <term>Wahrheitsliebe</term>
        </index>Wahrheitsliebe (§. <app>
          <lem><ref target="#section_3_110">110</ref></lem>
          <rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_3_110">612.</ref></rdg>
          <rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_3_110">110.</ref></rdg>
        </app>) auch Kennzeichen der Bescheidenheit. <app>
          <lem>Wenn du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Wer</rdg>
        </app> lieber schlecht als vortheilhaft von Andern <app>
          <lem>denkst</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">denkt</rdg>
        </app>, und <app>
          <lem>Andrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
        </app> Erklärungen oder Entschuldigungen nicht gern <app>
          <lem>hörst,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">hörst</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">hört,</rdg>
        </app> oder gelten <app>
          <lem><app>
              <lem>läßest</lem>
              <rdg wit="#a" type="v">lässest</rdg>
            </app>; wenn du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">läßt; wer</rdg>
        </app> nicht von Andern Erinnerungen über <app>
          <lem>dich an<pb edRef="#a" n="756"/>nimmst; wenn du dich schämst</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sich annimmt; wer sich schämt</rdg>
        </app>, gegen Andere unrecht zu haben; <app>
          <lem>wenn du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">wer</rdg>
        </app>, ohne anhaltende bedächtige Prüfung, gleich zu entscheiden geneigt <app>
          <lem>bist; wenn du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">ist; wer</rdg>
        </app>, anstatt Andern Gründe vorzulegen, <app>
          <lem>dir</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sich</rdg>
        </app> Machtsprüche, oder <app>
          <lem>Spöttereyen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Spöttereien</rdg>
        </app>, oder <app>
          <lem>Hohn, erlaubst; wenn du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Hohn erlaubt; wer</rdg>
        </app> schon Sachen zu <app>
          <lem>verstehen,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">verstehen</rdg>
        </app> und durchzuschauen <app>
          <lem>glaubst</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">glaubt</rdg>
        </app>, und <app>
          <lem>Andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">An<pb edRef="#c" n="166"/>dere</rdg>
        </app> zu belehren <app>
          <lem>suchst</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sucht</rdg>
        </app>, ehe <app>
          <lem>du</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">er</rdg>
        </app> noch im Stande <app>
          <lem>bist</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
        </app>, sie Andern deutlich und mit Gründen vorzutragen; <app>
          <lem>wenn du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">wer</rdg>
        </app> nicht noch lieber <app>
          <lem>lernest</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">lernt</rdg>
        </app> als <app>
          <lem>lehrest;</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">lehrt,</rdg>
        </app> und wenn <app>
          <lem>du</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">er</rdg>
        </app> von einem <app>
          <lem>lehrreichen,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">lehrreichen</rdg>
        </app> zumal mit gründlichen Untersuchungen <app>
          <lem>beschäftigtem,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beschäftigten</rdg>
        </app> Umgange, oder von <app>
          <lem>dergleichen Buche, zurückkommst</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">einem Buche der Art zurückkommt</rdg>
        </app>, ohne <app>
          <lem>dich</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sich</rdg>
        </app> an <app>
          <lem>deine</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">seine</rdg>
        </app> Brust zu schlagen, und das Bekenntniß tief zu fühlen: O wie viel
						ists, was <hi>ich</hi> noch nicht <app>
          <lem>weiß: – so bist du</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">weiß! – da ist er</rdg>
        </app> von <app>
          <lem>der Bescheidenheit</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">dieser <hi>Bescheidenheit</hi></rdg>
        </app> noch weit entfernt.</p>
    </div>
    <div n="112" type="section" id="section_3_112">
      <head><app>
          <lem>112</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">614</rdg>
        </app>.</head>
      <p><index indexName="subjects-index">
          <term>Fleiß</term>
        </index><hi>Fleiß</hi> ist eine dritte Tugend, und besteht in einer
						angestrengten <index indexName="subjects-index">
          <term>Wirksamkeit</term>
        </index>Wirksamkeit, die verschiedent<pb edRef="#b" n="183"/>lich betrachtet
						werden <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, daher auch die <app>
          <lem>verschiedenen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">verschiednen</rdg>
        </app> Bedeutungen des Wortes entstanden sind, die selbst durch <app>
          <lem>besondre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
        </app> Namen bezeichnet werden. Wird diese Wirksamkeit mehr in Rücksicht auf
						die Menge der Beschäftigungen, <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> oder auf <app>
          <lem>dabey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
        </app> beobachtete Genauigkeit und Sorgfalt, <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> oder auf die anhaltende, selbst durch die Schwierigkeiten oder den
						langsamen Fortgang nicht <app>
          <lem>ermüdete,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ermüdete</rdg>
        </app> Anstrengung genommen: so ist der Fleiß im ersten Fall <index indexName="subjects-index">
          <term>Arbeitsamkeit</term>
        </index><hi>Arbeitsamkeit</hi>; <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> im <pb edRef="#a" n="757"/>
        <app>
          <lem>zweyten</lem>
          <rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
              <sic>ten</sic>
              <corr type="editorial">zweyten</corr>
            </choice></rdg>
          <rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
        </app>, <hi>Fleiß im engern</hi>
        <app>
          <lem><hi>Verstande</hi>,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Verstande</hi></rdg>
        </app> (man sagt <choice>
          <abbr>z. B.</abbr>
          <expan>zum Beispiel</expan>
        </choice> ein Kunstwerk <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app> mit Fleiß <app>
          <lem>gemacht,)</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">gemacht),</rdg>
        </app> oder <hi>genauer Fleiß</hi> oder <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Indüstrie</term>
            </index><hi>Indüstrie</hi></lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Industrie</hi></rdg>
        </app> (wiewohl dieses <app>
          <lem>letztre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Letztere</rdg>
        </app> gemeiniglich anders, als das lateinische Industria, für
						Betriebsamkeit oder immer auf Erweiterung einer Kunst gerichtete
						Beschäftigung genommen wird); <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> im dritten Falle aber <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Unverdrossenheit</term>
            </index><hi>Unverdrossenheit</hi>. Oder</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp"><hi>Unverdrossenheit</hi>; oder</rdg>
        </app> kürzer, die <app>
          <lem><hi>erste</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">erste</rdg>
        </app> scheint mehr extensive, die <app>
          <lem><hi>zweyte</hi></lem>
          <rdg wit="#a" type="v">zweyte</rdg>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>zweite</hi></rdg>
        </app> mehr intensive, die <app>
          <lem><hi>dritte</hi> mehr</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">dritte</rdg>
        </app> protensive Geschäftigkeit zu seyn.</p>
    </div>
    <div n="113" type="section" id="section_3_113">
      <head><pb edRef="#c" n="167"/>
        <app>
          <lem>113</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">615</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Es ist ein sehr leidiges Vorurtheil, daß sich <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Fleiß</term>
            </index>Fleiß</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Fleiß</hi></rdg>
        </app> mit <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>Genie</term>
            </index>Genie</lem>
          <rdg wit="#c" type="v"><hi>Genie</hi></rdg>
        </app> nicht vertrage. Wahr ist es, Leute von Genie, und, noch mehr, Leute,
						die sich Genie zu haben einbilden, sind selten eigentlich fleißig, weil sie
						sich zu sehr auf ihre Kräfte <app>
          <lem>verlaßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">verlassen</rdg>
        </app>, und zu ungeduldig sind, lange <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> einer Sache zu beharren. Wahr ists auch, daß dem Genie <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> leichter wird, und daß ohne dasselbe durch <app>
          <lem>bloßen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
        </app> Fleiß keine Werke von vorzüglicher <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheit</term>
        </index>Vollkommenheit entstehen. Aber, Fleiß <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> doch <pb edRef="#b" n="184"/> den Abgang des Genies <app>
          <lem>einigermaßen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">einigermassen</rdg>
        </app> ersetzen, so wie die <index indexName="subjects-index">
          <term>Kunst</term>
        </index>Kunst, die immer Fleiß erfordert, der Natur nachhelfen, und sie
						verbessern <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>. Alle Fähigkeiten des Geistes bleiben unbrauchbar, oder werden nicht
						in dem Grade <index indexName="subjects-index">
          <term>nützlich</term>
        </index>nützlich, als sie es könnten, wenn nicht <hi>theils</hi>
						mannichfaltige und genaue Kenntnisse hinzukommen, ohne welche das Genie
						nichts hat, was es verarbeiten <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, <hi>theils</hi> viele, genaue und anhaltende Uebungen in einer <pb edRef="#a" n="758"/> Sache angestellt werden, wodurch erst Fertigkeiten
						entstehen. Und so sehr auch dem <app>
          <lem>bloßen</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
        </app> Genie oft ein <app>
          <lem>vollkommenes</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">vollkommnes</rdg>
        </app> Werk <app>
          <lem>gelingt:</lem>
          <rdg type="v" wit="#c">gelingt,</rdg>
        </app> so können doch weder Ausschweifungen desselben verhütet, noch dessen
						Erfindungen gehörig geprüft, berichtigt, und in <hi>dem</hi> Grade
						vollkommen werden, als wenn noch anhaltender und bedächtiger Fleiß dazu
						kommt. – Es ist <app>
          <lem>beynahe</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">beinahe</rdg>
        </app> unnöthig, Kennzeichen des <app>
          <lem>Fleißes</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Fleisses</rdg>
        </app> anzugeben. Man darf sich nur aufrichtig <app>
          <lem>prüfen,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">prüfen, –</rdg>
        </app> ob uns nichts gleichgültig <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, was uns irgend der Vollkommenheit näher bringen <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>, – ob es uns genug <app>
          <lem>sey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
        </app>, <hi>daß</hi> etwas gemacht werde, unbekümmert <hi>wie</hi> es
						geschehe; – ob wir sehr die Veränderungen lieben, und uns durch
						Schwierigkeiten abschrecken <app>
          <lem>laßen</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
        </app>: so werden wir bald davon urtheilen können.</p>
    </div>
    <div n="114" type="section" id="section_3_114">
      <head><pb n="168" edRef="#c"/>
        <app>
          <lem>114</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">616</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Zu diesem Fleiß muß sich <index indexName="subjects-index">
          <term>Liebe</term>
        </index><hi>Liebe zur <index indexName="subjects-index">
            <term>Ordnung</term>
          </index>Ordnung</hi> gesellen. – Unordnung in dem Gange <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app> Gedanken und <app>
          <lem>Geschäfte</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Geschäfte,</rdg>
        </app> verräth und erzeugt <app>
          <lem>Verwirrungen,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Verwirrungen</rdg>
        </app> und Mangel des Zusam<pb edRef="#b" n="185"/>menhangs in Begriffen;
						erschwert auch das Denken, die Untersuchung und die Ausführung der Sachen. –
						Wenn man <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> sich bemerkt, – daß man leicht von Einem auf das Andere falle, wenn
						Beschwerlichkeiten uns von einem angefangenen Werk leicht abschrecken, und
						erwartete Vergnügungen oder Erleichterungen uns leicht zu andern
						Unternehmungen hinziehen; – wenn man <pb edRef="#a" n="759"/> ungewohnt ist,
						sich <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> dem, was man nach einander vornimmt, Grund anzugeben, warum man so
						und nicht anders handle, das Eine früher und das <app>
          <lem>Andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
        </app> später thue; – und wenn man Sachen zu unternehmen pflegt, ohne sich
						vorher um das zu bekümmern, was <app>
          <lem>dabey muß</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">dabei</rdg>
        </app> vorausgesetzt werden <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">muß</rdg>
        </app>: so kann man mit Recht fürchten, daß es uns an dieser Liebe zur
						Ordnung fehle.</p>
    </div>
    <div n="115" type="section" id="section_3_115">
      <head><app>
          <lem>115</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">617</rdg>
        </app>.</head>
      <p>Wer an einer gewissen Art von Beschäftigung keinen solchen <index indexName="subjects-index">
          <term>Geschmack</term>
        </index>Geschmack findet, daß ihm diese mehr Vergnügen macht, und ihn mehr
						anzieht als <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#a" type="pt">alle</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem>andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
        </app> Arten von Beschäftigungen: der wird es weder <app>
          <lem>darinn</lem>
          <rdg wit="#a #c" type="v">darin</rdg>
        </app> jemals zu einer rechten <index indexName="subjects-index">
          <term>Vollkommenheit</term>
        </index>Vollkommenheit bringen, noch auch nur den schuldigen Fleiß darauf
						wenden, wenn er sich ihr vorzüglich zu widmen beschlossen hat; er wird noch
						weniger sich Mühe geben, Andern damit aufs möglichste <index indexName="subjects-index">
          <term>nutzbar</term>
        </index>nutzbar zu werden. Man <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> daher von dem, der das Studium und die Empfehlung der <index indexName="subjects-index">
          <term>Religion</term>
        </index>Religion zu <app>
          <lem>seinen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">seinem</rdg>
        </app> eigenthümlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Beruf</term>
        </index>Beruf machen will, mit Recht fordern, daß er sich wohl <pb edRef="#b" n="186"/> prüfe, ob <pb edRef="#c" n="169"/>
        <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> ihm der <hi>Geschmack an dieser Wissenschaft</hi> und den damit
						verbundenen Beschäftigungen über alles <app>
          <lem>Andre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
        </app> gehe; um so mehr, da diese überwiegende Neigung ein sicheres
						Kennzeichen ist, daß er dazu die meiste natürliche verhältnißmäßige
						Fähigkeit <app>
          <lem>habe,</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">habe</rdg>
        </app> (<choice>
          <abbr>d. i.</abbr>
          <expan>das ist</expan>
        </choice> die meiste Fähigkeit wenigstens zu <hi>den</hi> Theilen der
						Beschäftigung, die ihn eigentlich <app>
          <lem>interessiren</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">intereßiren</rdg>
        </app>). – Die<pb edRef="#a" n="760"/>sen vorzüglichen Geschmack <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app> man sich leicht abmerken. Beschäftige ich <app>
          <lem>mich</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">mich – so darf man sich nur fragen –</rdg>
        </app> wirklich am liebsten damit? Ist mir <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app> interssant, was dahin einschlägt? Beziehe ich <app>
          <lem>alles</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
        </app>, was ich <app>
          <lem>ausser</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
        </app> dieser Wissenschaft lese, oder sonst vorfinde, darauf, um es zur
						Verbesserung meiner Erkenntniß, zur Nahrung meiner Gesinnung, in Absicht auf
						die Religion, zu benutzen? Ist mir kein Schicksal der Religion, und
						überhaupt nichts gleichgültig, was sie und ihren Eindruck <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Andern fördern oder hindern <app>
          <lem>kan</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
        </app>? Würd' ich auch bereit seyn, wenn es nicht anders seyn könnte,
						ansehnlichere Einkünfte, <app>
          <lem>größeres</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">grösseres</rdg>
        </app> Ansehen, und andere <app>
          <lem>äusserliche</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
        </app> Vortheile zu entbehren, oder aufzuopfern, wenn ich, falls ich diese
						erhalten wollte, mich weniger mit der Religion und dem zu ihrer <index indexName="subjects-index">
          <term>Anwendung</term>
        </index>Anwendung <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> Andern nöthigen <app>
          <lem>Geschäfte</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">Geschäften</rdg>
        </app> abgeben müßte? Finde ich einen unüberwindlichen <index indexName="subjects-index">
          <term>Trieb</term>
        </index>Trieb <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> mir, Andern meine verbesserten Einsichten in der Religion und meine
						darüber gemachten Bemerkungen mitzutheilen, ihnen ihre Zweifel <app>
          <lem>darinn</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">darin</rdg>
        </app> zu benehmen, <app>
          <lem/>
          <rdg wit="#c" type="pt">sie selbst</rdg>
        </app> ihnen <app>
          <lem>die Religion</lem>
          <rdg wit="#c" type="om"/>
        </app> werth zu machen, sie <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> allen Angelegenheiten Anderer aufs weiseste und nützlichste
						anzuwenden? <app>
          <lem>Dies</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Dieß</rdg>
        </app> wären <pb edRef="#b" n="187"/>
        <app>
          <lem>ohngefähr</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ungefähr</rdg>
        </app> die sichersten Kennzeichen eines solchen überwiegenden Geschmacks
						daran.</p>
    </div>
    <div n="116" type="section" id="section_3_116">
      <head><pb edRef="#c" n="170"/>
        <app>
          <lem>116</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">618</rdg>
        </app>.</head>
      <p><app>
          <lem>Endlich ist</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">Wie dürfte aber endlich dem, der sich ganz und
								vorzüglich zum Lehrer der Religion bilden will,</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Liebe</term>
        </index><hi>Liebe zur <index indexName="subjects-index">
            <term>Tugend</term>
          </index>Tugend</hi> überhaupt und <hi>wahre <index indexName="subjects-index">
            <term>Frömmigkeit</term>
          </index>Frömmigkeit</hi>
        <app>
          <lem>eine nothwendige</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">fehlen, oder nicht gerade für die
								nothwendigste</rdg>
        </app> Eigenschaft <app>
          <lem>desjenigen, der sich ganz und vorzüglich <pb edRef="#a" n="761"/>
								zum Lehrer der Religion bilden will.</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">gehalten werden?</rdg>
        </app>
        <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> Die <index indexName="subjects-index">
          <term>Religion</term>
        </index>Religion ist durchaus <app>
          <lem><index indexName="subjects-index">
              <term>praktisch</term>
            </index>praktisch</lem>
          <rdg type="v" wit="#c"><hi>praktisch</hi></rdg>
        </app>, und hat ja eben ganz unmittelbar die Absicht, die Menschen durch
						Tugend glücklich zu machen, sie ganz an Gott zu binden, durch die
						Vorstellung Gottes und seines Willens Tugend und wahre Beruhigung zu <app>
          <lem>befördern. Wie</lem>
          <rdg wit="#a" type="pp">befördern; wie</rdg>
        </app> könnte uns die Beschäftigung damit, die uns immer an <app>
          <lem>unsre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
        </app> Pflichten, an <app>
          <lem>unsre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
        </app> Fehler und Vergehungen, und an deren unausbleibliche Folgen erinnert,
						wie könnte die uns wahrhaftig werth seyn, wenn es uns gleichgültig wäre,
						dahin zu streben, daß wir ihr immer gleichgesinnter würden und
						gleichförmiger lebten? <app>
          <lem>Wie,</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">wie</rdg>
        </app> könnten wir sie zu <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app> vornehmsten Beschäftigung machen, ohne uns selbst, wegen <app>
          <lem>unsrer</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
        </app> Unredlichkeit, Vorwürfe zu erregen, oder uns auf eine unnatürliche
						Art dagegen zu betäuben? Wie könnten wir, wenn wir dieses unentbehrliche
						Mittel zu unserm <app>
          <lem>eignen</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
        </app> Besten nicht anwendeten, geneigt seyn, für Andere dadurch zu sorgen? <app>
          <lem>Wie</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">wie</rdg>
        </app> sie Andern mit angestrengtem Fleiß, Wärme und <app>
          <lem>eigner</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
        </app> Freudigkeit empfehlen, wenn sie uns selbst nicht an Herzen läge? <app>
          <lem>Wie</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">wie</rdg>
        </app>, <app>
          <lem>so gar</lem>
          <rdg wit="#c" type="pp">sogar</rdg>
        </app> nicht fürchten, durch unsern Wandel das wieder zu zerstören, was wir
						mit Mühe durch Unterricht gebauet hät<pb edRef="#b" n="188"/>ten, oder, wie
						sie mit Ernst empfehlen, ohne es zugleich durch das noch viel stärker, als
						alle <app>
          <lem>bloße</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
        </app> Vorstellungen, wirkende <app>
          <lem>eigne</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
        </app> gute <app>
          <lem>Beyspiel</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
        </app>, und durch die auf uns selbst so wirksame Kraft der Religion zu thun? <app>
          <lem>Wie</lem>
          <rdg wit="#a" type="v">wie</rdg>
        </app>, nicht der so starken Versuchung un<pb edRef="#c" n="171"/>terliegen,
						selbst die Religion zum Mittel sträflicher Absichten und Leidenschaften zu
							mißbrau<pb edRef="#a" n="762"/>chen? <app>
          <lem></lem>
          <rdg wit="#a" type="om"/>
        </app> Auch hängen alle zur treuen und gewissenhaften Führung unsers <index indexName="subjects-index">
          <term>Amt</term>
        </index>Amts nöthigen Tugenden so sehr von dem Einfluß der Frömmigkeit und
						von dem Gedanken ab: Es ist <index indexName="subjects-index">
          <term>Gott</term>
        </index><hi>Gottes</hi> Sache, die wir <app>
          <lem>bey</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
        </app> den Menschen befördern sollen; <hi>wir</hi> sind Schuld, daß Seine
						Ehre unter ihnen leidet, wenn wir Ihn nicht auch durch <app>
          <lem>unsre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
        </app> ganze Gesinnung und Wandel ehren; <app>
          <lem>unsre</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
        </app>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Rechenschaft</term>
        </index>Rechenschaft ist desto schwerer, je Mehreres und je etwas
						Wichtigeres uns anvertrauet <app>
          <lem>ist</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">ist:</rdg>
        </app> – von diesen uns stets vorschwebenden Gedanken hängen alle andere
						Tugenden so sehr ab, und werden dadurch so sehr ermuntert und verstärkt, daß
						wir ohne wahre Frömmigkeit uns nie eines <hi>solchen</hi>
        <index indexName="subjects-index">
          <term>Beruf</term>
        </index>Berufs würdig betragen können. – Es ist nicht schwer zu erkennen, ob
						wir wahrhaftig diese Liebe zur Tugend und Frömmigkeit haben, wenn wir nur
						wissen, was diese ist, und die im vorigen <app>
          <lem>§en</lem>
          <rdg wit="#c" type="v">§§.</rdg>
        </app> angegebenen Kennzeichen auch hier, in ihrer Art, anwenden. Je früher
						wir nach dieser wahren Frömmigkeit getrachtet haben, desto leichter und
						unverdächtiger wird uns diese Beurtheilung werden.</p>
      <app>
        <lem/>
        <rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
              <abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
              <expan>Anmerkung</expan>
            </choice> Wenn es auf der einen Seite allerdings scheint, daß
								niemand mehr Antrieb zum Guten, und namentlich zu einem religiösen
								Sinn habe, als gerade der <index indexName="subjects-index">
              <term>Prediger</term>
            </index>Prediger, da er sich beständig mit Gegenständen dieser Art
								beschäftige, und gleichsam in dem Element der Religion lebe, so ist
								doch daneben nicht zu übersehen, daß, weil er die <hi>Religion</hi>,
								ihr <hi>Lehren</hi> und <hi>Verwalten</hi> als ein
								<hi>Geschäft</hi>, als ein <hi>Amt</hi> treibt, dieß auch
								Veranlassung werden könne, daß sie, – da Alles, was gewohnheitsmäßig
								wird, leicht in etwas Mechanisches oder Bewußtloses übergeht, – dieß
								auch hier der Fall seyn könne. Es wird daher wenigstens diese <pb edRef="#c" n="172"/> Bemerkung die Urtheile über den Prediger
								billig machen, wenn er nicht stets mit gleichem Eifer, in gleicher
								höherer Stimmung der Seele seine <index indexName="subjects-index">
              <term>Amtsgeschäfte</term>
            </index>Amtsgeschäfte verrichtet, und das, was <choice>
              <abbr>z. B.</abbr>
              <expan>zum Beispiel</expan>
            </choice> bei der Verwaltung der heiligen Gebräuche anfangs ihn
								mächtig ergriffen hat, nach und nach ihm schon gewohnter wird und
								kälter läßt. Aber sie muß zugleich den Prediger aufmerksam darauf
								machen, wie leicht er in diese Gefahr kommen kann, und doppelt
								antreiben, das Interesse stets aufs neue in sich zu erwecken und zu
								beleben. <hi rend="right-aligned"><choice>
                <abbr>A. d. H.</abbr>
                <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
              </choice></hi></note>
          <note place="end">„Wie sehr, sagt <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_3_116_1"/><index indexName="persons-index">
              <term>Zollikofer, Georg Joachim</term>
            </index><hi><persName ref="textgrid:255h9">Zollikofer</persName></hi> in seiner Predigt über das
								christliche Lehramt (in den Predigten über die Würde des Menschen,
								2ter Theil, <choice>
              <abbr>S.</abbr>
              <expan>Seite</expan>
            </choice> 474), wie sehr müssen wir nicht über uns selbst wachen. –
								Eben dadurch, daß wir uns so oft, und auch wohl zu solchen Zeiten,
								wo wir keinen besonderen Antrieb dazu haben und weniger aufgelegt
								sind, mit den Lehren der Religion beschäftigen müssen, können sie in
								Absicht auf uns viel von ihrer Kraft verlieren. Diese Gedanken
								werden uns durch die öftere Wiederholung leicht allzu geläufig, und
								Andachtsübungen selbst verlieren durch den häufigen Genuß viel von
								ihrer Lebhaftigkeit.“ <hi rend="right-aligned"><choice>
                <abbr>A. d. H.</abbr>
                <expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
              </choice></hi></note></rdg>
      </app>
      <note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_3_116_1">
        <label>Zollikofer in seiner Predigt über das christliche Lehramt (in den
							Predigten über die Würde des Menschen, 2ter Theil, S. 474)</label>
        <p>Georg Joachim Zollikofers Predigt mit dem Titel <hi>Das christliche
								Lehramt</hi> über Eph 4,11 ist im Anhang des zweiten Bandes der
							Neuauflage seiner <hi>Predigten über die Würde des Menschen, und den
								Werth der vornehmsten Dinge, die zur menschlichen Glückseligkeit
								gehören, oder dazu gerechnet werden</hi> (1784), 459–492 abgedruckt.
							Die bei der bibliographischen Angabe wiedergegebene Passage findet sich
							aaO 474f.</p></note>
    </div>
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