Gott /a*).a\

/a*) Bey dem Vortrage der Lehre von den göttlichen |c50*| |d51*| Eigenschaften muß der Volkslehrer /ba)b\ der Bibel nachahmen; also allemal in Beziehung auf uns Menschen von ihnen reden, vornehmlich von den sogenannten moralischen und wirksamen handeln, ihre Betrachtung mit der Betrachtung derjenigen göttlichen Werke, aus welchen sie am deutlichsten erkannt werden können, verbinden, und tiefsinnige Spekulationenb1, wozu die natürliche Theologie so vielen Stoff anbietet, die aber hier ohne Nutzen seyn würden, weglassen. /bb)b\ Und weil der größte, d2 gewiß sehr wichtige und respektable, Theil der Menschen nicht fähig ist, sich zu den transscendentalen Begriffen, die der Philosoph und Theolog von Gottes /dEigenschaftend\d3 |b35*| sich machen, zu erheben, so ist es Pflicht für dend4 Volkslehrer sich herabzulassen. Wollte er aus übertriebenem Bestreben alles anthropopathische zu vermeiden, unterlassen, von Gottes Gerechtigkeit, Gnade, Barmherzigkeit, Langmuth, von dem Wohlgefallen Gottes an den Tugendhaften u. s. f. zu reden, weil doch allen diesen Begriffen etwas menschliches anklebt; und wollte er statt dieser populären Vorstellungsarten immer nur die mehr geläuterten, welche in den Schulen der Philosophen vorgetragen werden, brauchen: so würden die meisten Zuhörer ganz ohne wirkliche Begriffe bleiben, und auch bey den wenigen, die den Lehrer vielleicht fassen möchten, dürfte gröstentheils mehr Erstaunen über die Größe des Unendlichen, als sol|d52*| che |c51*| Empfindungen, Gesinnungen, Entschließungenb5 etc. erregt werden, deren Hervorbringung die Absicht des Unterrichts von Gott ist. /bc)b\ Gleichwohl muß der Volkslehrer auch mit jenen philosophischeren Begriffen bekannt seyn, theils um die Grenzlinie genau abzustecken, über welche bey dem Herablassen zu der Schwäche der Unfähigernb6 nicht hinausgegangen werden kann, ohne Gefahr, schädliche Vorurtheile und Irrthümer zu erzeugen,b7 oder zu nähren; theils um doch auch Fähigere befriedigen und zeigen zu können, wie die populären biblischen Vorstellungsarten sich auf die philosophischeren zurückführen lassen, und im Grunde eben das sagen. /bd) Da sehr würdige und scharfsinnige Philosophen über einige Sätze der natürlichen Theologie und manche Beweißarten nicht einig sind, so muß der Lehrer der Religion nicht so unvorsichtig seyn, mit dem, was gerade das Neueste ist, in seinen öffentlichen Vorträgen glänzen zu wollen. Denn überhaupt sollte man nichts in den gemeinen Religionsunterricht des Volks aufnehmen, was nicht durch mehrjährige kaltblütige Prüfung bewährt gefunden worden /dist. Dieser langsame aber bedächtige und fested\
dist, damit es nicht zu bald abermaliger Abänderungen bedürfe. Denn das Volk hat die Gewandheit des Geistes nicht, mit welcher der geübte Denker sich leicht in ganz verschiedene Systeme findet. Ein langsamer aber bedächtiger und festerd
Schritt bringt sicherlich am weitesten. e) Doch wird sich der gewissenhafte |d53*| Volkslehrer auch in Acht nehmen, daß er nicht, aus Anhänglichkeit am Alten, der Verbreitung wahrer Berichtigungen unsrer Kenntniße von Gott Hinderniße in den Weg lege, sondern |c52*| wird vielmehr suchen, seine Lehrlinge mit Klugheit zu Annehmung gründlicherer Einsichten vorzubereiten.b\a\
b1: Speculationen d2: und daher d3: höchster Vollkommenheit d4: dem b5: Entschliesungen b6: Unfähigeren b7: erzeugen

a1 35. Urheber und Beherrscher der Welt, ist der biblische Grundbegriff von Gott. |c50| Jes. |d51| /a40.d2 22–26.a\a3 42, 5. /a8.a\ 45, 18. /aJer. 10, 10–16. |b35| Ps. 96, 4. 5.a\ Act. 14, 15–17.a4 |c51| |d52| 17, 24. /aDaß ein Gott sey, kanna\a5 jeder Mensch, der a6 auf einer gewissenab7 Stufe der Kul|d53|turb9 des |c52| Verstandes steht, aus solchen Beweisen erkennen, die wir, wie auch die Bibel thut, Ps. 14, 1. Hebr. 11, 6. aus der natürlichen Theologie hier voraussetzen; bey deren Auswahl aber der Volkslehrera10 zweckmäsig verfah|b36|ren muß. a11 Act. 14, 15. 16. 17. 17, 22–28. Röm. 1, 19. 20. Ps. 19, 2–7.

a1: §. d2: 40, a3: 40, 22. 26. a4: 15. a5: Sein Daseyn kan a6: nur ab7: mittelmäsigen (a); mäßigen (b) b9: Cultur a10: Pre|a22|diger a11: Vergl.

36. /aWas Gott sey, lehrt eben sowohl die Natur durch die Vernunft, zu deren Gebrauch das Volk anzuleiten ist, /b(§. 31.)b\ als die Bibel. Nämlich a) an uns selbst und an allen Dingen, deren unermeßlichen Inbegriff wir die Welt nennen, bemerken wir allenthalben solche Einrichtungen, so harmonische Verbindungen und so regelmäßigeb1 Veränderungen, daß uns bey fortgesetzter aufmerksamer und ruhiger Ueberlegung immer deutlicher wird, dieß alles ziele auf einen großen Zweck, und zwar auf Vollkommenheit des Ganzen. Da nun eine solcheb2 absichtsvolle Einrichtung und Ordnung weder vom Ungefähr herrühren, noch aus einer blinden Nothwendigkeit hergeleitet werden kann, d3 so |d54| sind wir berechtiget zu schließen, /dnicht nur, daß sie einen verständigen Urheber habe, sondern auch,d\ daß dieser ein Geist von /bunbegränztem Verstandeb\b4, höchster Güte des Willens und unumschränkter Macht sey. |c53| Und da ferner b) wir selbst und alle Theile der Welt, die sich nur von uns bemerken lassenb5, Glieder einer Reihe von Ursachen und Wirkungen und so beschaffen sind, daß man ihnen weder einzeln noch zusammengenommen ein unabhängiges, unbedingtes,b6 nothwendiges Daseyn zugestehen kann, so leitet uns /ddieß auf den Begriff eines unabhängigen, nothwendigen, ewigen, unendlichen, vollkommensten Wesensd\d7, welches der letzte Grund der Dinge außerbd8 ihm /distd\d10. Und dieser /dverständiged\d11 Urheber der Welt, dieses nothwendige unendliche Wesen ist eben der Gott, den auch die Bibeld12 als den Schöpfer der Welt prediget.a\

aIst Gott der Schöpfer der Welt, des Inbegrifs aller der Dinge, deren keins die lezte Ursache seiner selbst oder der übrigen in sich enthält, deren Zahl unermeßlich ist, und deren Verbindungen unter einander und Veränderungen auf Vollkommenheit des Ganzen abzwecken; so hat Gott den Grund seines Daseyns in sich selbst, ist unabhängig, nothwendig, ewig, unveränderlich, unendlich, das allervollkommenste Wesen, von der Welt verschieden, ein Geist von unbegrenztem Verstand, höchster Güte des Willens, und uneingeschränckter Macht.a

b1: regelmäsige b2: so d3: sondern ihren Grund in Gott, dem Urheber der Welt, haben muß, b4: unbegrenztem Verstand b5: laßen b6: unbedingtes d7: dies darauf, daß dasjenige Wesen bd8: auser (b); ausser (d) d10: ist, unabhängig, nothwendig, ewig und unendlich seyn müße d11: verständige, allgütige und allmächtige d12: Bibel

|b37| 37. Wenn wir /adiese Begriffe weiter entwickeln *), und bey der Betrachtung der Geschö|d55|pfe von den an den Wirkungen bemerkten Realitäten auf die Kräfte ihrer letzten wirkenden Ursache so schließen, und demnacha\a1 Gott alle Vollkommenheiten, auf die uns die auf|c54|merksamea2 Betrachtung des Ursprungs und der Einrichtung der Welt leitet, so /abeylegen,a\

abeilegen, und bey Betrachtung der Geschöpfe von den an den Wirkungen bemerckten Realitäten auf die Kräfte ihrer letzten wirkenden Ursache so schliesen,a
daß wir jede Vollkommenheit in Gott uns als unendlich /aund nothwendiga\ denken, mit Absonderung aller aus der Natur endlicher /aabhängigera\ Dinge entspringenden /aEinschränkungen:a\a3 so lernen wir die Eigenschaften Gottes kennen, d. i. diejenigen Vollkommenheiten, welche dem unendlichen Wesen nothwendig zukommen, /aund die wir uns, um deutliche Begriffe uns zu erleichtern oder sie praktischer zu machen, einzeln denken und von einander in Gedanken unterscheiden, ob es gleich nur Einebd4 höchste Vollkommenheit des Unendlichen ist. /dDen Inbegriff dieser Vollkommenheiten nennet man das Wesen Gottes.d\a\a5

/a*) Deutet gleich die Bibel nur selten und kurz die Begriffe von einem nothwendigen etc. Wesen an, so würde doch bey dem Grade der Kulturb6, den unter Christen selbst /bein großerb\b7 Theil /ddes Volksd\d8 jetzt hat, die Kenntniß von Gott allzumangelhaft seyn, und leichtvermeidlichenb9 irrigen Vorstellungen zu wenig vorgebeuget werden, wenn jene Begriffe bey dem Volksunterrichtd10 ganz übergangen würden. Doch ist dies der nächstvorhergegangenen Anmerkungd11 unbeschadet zu verstehen.a\
a1: auf diesem Weg fortgehen, und a2: aufmercksame a3: Einschränckungen; und wenn wir hiernächst den Begrif des nothwendigen Wesens weiter entwickeln; bd4: eine a5: deren Inbegrif das Wesen Gottes ausmacht. b6: Cultur b7: der größte d8: der Nichttheologen b9: leicht vermeidlichen d10: Unterricht d11: Anmerkungen

38. /aBey dena\a1 mancherley Schwierigkeiten und /aZweifeln, welche bey diesen Untersuchungen selbst |b38| dem geübten Denker aufstoßen, und nothwendig noch mehr den an tiefsinnige Untersuchungb2 minder gewöhnten Freund der Wahrheit beunruhigen müssen, kommta\a3 uns a4 die Bibel /amit ihrem /dUnterricht zu Hülfe, und bestätigt und erweitertd\d5 a\a6 unsre Erkenntnißa7 von /aGottd8. Doch b)a\a9 auch selbst die /aBibel kann mit Menschen nicht anders als menschlich von Gott reden, und von ihm und seinena\a10 Eigenschaften nicht anders /aunsa\ belehren, als durch nothwendig sehr /aunvoll|d56|kommene Vergleichungena\a11 des Unendlichen mit uns bekannten endlichen |c55| Dingen, deren Vollkommenheiten nicht etwa nur dem Grade sondern /aselbsta\ |a23| der Art nach von den göttlichen verschieden sind. a12 Es können sogar manche Vollkommenheiten in Gott seyn, von welchen wir vielleicht durchaus keinen Begriff noch irgend einige Ahndung haben können, weil es seyn kanna13, daß unter allen uns bekannten endlichen Dingen keines ist, das einige Aenlichkeit mit jenen Vollkommenheiten an sich trüge. /aZudem darf nicht vergessen werden, für was für Zeiten und Menschen der Unterricht, den das A. T. giebt, zunächst bestimmt war, daß in ihm oft der begeisterte Dichter, dem es um Darstellung und Versinnlichung der Begriffe zu thun war, redet, daß die Bibel bey ihren Lesern Begriffe von Gott mehr voraussetzt als erst erwecken will, und daß ihre Hauptabsicht dahin gehet, diese Begriffe rein zu erhalten und sie theils gewisser theils faßlicher theils praktischer zu machen.a\ Indessen /ac)a\ ist das, was uns Vernunft und Schrift von Gott sagen, /ahinlänglich und gewiß genuga\a14, um der Religion zur Grundlage zu dienen.

a1: Doch würden auf diesem Wege b2: Untersuchungen a3: Zweifel selbst den schärfsten Dencker beunruhigen, wenn a4: nicht d5: Unterricht, durch welchen a6: zu Hülfe käme, und a7: Erkenntnis d8: bestätigt und erweitert wird, sehr erwünscht a9: Gott bestätigte und erweiterte. Ja a10: Bibel kan uns von Gott und dessen a11: unvollkommene Vergleichungen a12: Eines anschauenden Begrifs von Gottes Wesen und Eigenschaften sind wir schlechterdings unfähig. a13: kan a14: hinlänglich und gewis genug

|b39| 39. Die /aBibel legt Gotta\a1 alle wahre Vollkommenheiten, die sich /ain dem Unendlichena\ nur denkena2 lassen, im höchsten Grade bey, und beschreibt ihn als das majestätischte, anbetungswürdigste (oder in der Sprache der Bibel, das |d57| heiligste Jes. 6, 3. vergl. 29, 23. Ezech. 38, |c56| 23. /aPs. 99, 5.a\) Wesen, dem die höchste Herrlichkeit zukomme, das alle unsere Begriffe übersteige, und /ain Absicht der Menge und Größe seiner Vollkommenheitena\ mit nichts verglichen werden könne. 2 Mos. 15, 11. Ps. 86, 8–10. 99, 1–5. 104, 1.a3 folgg. 113, 1–5. 145, 3. folgg. 147, 5. 148, 13. Jes. 40, 12.–28.abd4 Röm. 11, 33–36. 1 Tim. 6, 15. 16.

a1: Bibel, welche von Gottes Eigenschaften allemal in Beziehung auf uns redet, legt ihm a2: dencken a3: 1 abd4: 12–28.

40. Gott ist ein Geist, Joh. 4, 24. an dem sich nichts körperliches befindet, und kanna1 er daher weder mit den Sinnen empfunden, Röm. 1, 20. 1 Tim. 1, 17. 6, 16. noch unter irgend einer Gestalt oder /aeinem Bildea\a2 vorgestellet werden, 2 Mos. 20, 4. Jes. 40, 18–25. wenn gleich die Bibel oft bildliche Redensarten von menschlichen Gliedern entlehnt, um Gottes Eigenschaften zu beschreibend3. /abDaraus folgt, daß Gott anders nicht, als auf geistige Weise verehrt werden könne.ab\

a1: kan a2: Bild d3: schreiben

41. Sein Daseyn /aa)a\ hat weder einen Anfang noch ein Ende; Jes. 41, 4. 1 Tim. 6, 16. er ist ewig, im strengsten Verstande, Ps. 90, 1–4. und bleibt /ab)a\ ohne alle innere Veränderung Ps. 102, 25–28. Jac. 1, 17. Mal. 3, 6. Röm. 1, 23. /abSo unmöglich es istab\ab1, daß Gott /abnicht sey, eben so unmöglich ist es, daß erab\ anders sey, als er /abistab\ab2. Ebendas. /a/bUnd dies ist eine wichtige Stütze unsers Vertrauens auf |d58| ihn, und ein starker Antrieb seinen unabänderlichen Willen zu vollbringen!b\ c)a\ Er hängt von |c57| nichts auser ihm ab, Jes. 46.abd3 10. 11. und ist sich selbst genug/ab, ohne zu seiner höchsten Seligkeit unsrer oder unsers Dienstes zu bedürfenab\. Act. 17, 24. 25.

ab1: Es ist eben so un|a24|möglich ab2: ist, als es unmöglich ist, daß er nicht sey abd3: 46,

|b40| 42. Als der unendliche Geist, besitzt Gott /ddas vollkommenste, unendliche, Vorstellungsvermögend\d1. Er ist allwissend, und /akann nicht nur alles erkennen, sonderna\ kennet /awirklich a)a\ alles, das /dmögliche und wirklichea2, das nothwendige und zufällige,/adasa\d\ /avergangene, gegenwärtige und zukünftige, Jes. 41, 26. 27. 42, 9. Ps. 139, 2. 16. Act. 15, 18. d3 aucha\a4 die freien Entschließungenab5 der Menschen und die davon abhängendena6 Dinge, 1 Sam. 23, 11. 12. Jer. 11, 18. 19. (ohne daß durch Gottes Vorherwissen freie Handlungen nothwendig würden,) a7 /dauch das, was unter gewissen, jetzta8 nicht /astatt habendena\a9, Voraussetzungen geschehen seyn würde, /abz. E.ab\ 1 Sam. 23, 10–13. Jer. 38, 17–20. Math.ab10 11, 21.d\ das größteab12 und das kleinste, Ps. 147, 4. Math.abd13 10, 29. 30. alle Dinge und alle ihre Veränderungen und Schicksale, Hebr. 4, 13. Ps. 56, 9. Math.abd14 6, 32. /anebst allen ihren möglichen und wirklichen Verbindungen, d15 insbesonderea\a16 auch alle, selbst die geheimsten, ja dem Menschen selbst zuweilen unbemerkte, Gedanken, Begierden und Handlungen, nebst ihren Triebfedern. Ps. /a10, 14. 17.a\ 38, 10. 139, 1–16. Jes. 29, 15. Jer. 11, 18. 19. 20. 17, 9. 10. Luc. |c58| 16, 15. Act.d17 1, 24. Röm. 8, 27. /aHebr. 4, 12. 13. |d59| 1 Joh. 3, 20.a\ Das alles /ab)a\ erkennet Gott auf das untrüglichst gewisseste, deutlichste, anschauendste und ohne Bilder oder Zeichen benöthigt zu seyn, alles auf einmal, ohne Abstraktion, Schlüsse u. dergl. /aund ohne daß in seiner Erkenntnißb18 irgend einiged19 Veränderung, ein Vergessen, Erinnern u. d. gl. statt hätte, und in ewig gleichem Grade der höchsten Deutlichkeit, Gewißheit u. s. f.a\

d1: den vollkommensten, unendlichen, Verstand a2: würckliche d3: das nothwendige und zufällige, a4: z. E. ab5: Entschliesungen a6: abhängende a7: das vergangene, gegenwärtige und zukünftige, Jes. 41, 26. 27. 42, 9. Ps. 139, 2. 16. Act. 15, 18. a8: jezt a9: statthabenden ab10: Matth. (a); Matth. (b) ab12: gröste abd13: Matth. abd14: Matth. d15: und dem Maase der Kräfte eines jeden Dings, a16: insbesondre d17: Act[.] b18: Erkenntnis d19: eine

|b41| 43. Als der vollkommenste Geist hat Gott den vollkommensten Willen, von dessen Daseyn in Gott auch seine Werke zeugen. Ps. 33, 6. 115, 3. 135, 6. Eph. 1, 11. und den wir uns nicht als ein bloßesab1 Vermögen, sondern als einen ewigen ununterbrochnen Aktus denken müssen. Da seine Erkenntnißab2 die vollkommenste ist, und sein Wille aufs vollständigste in dieser gegründet ist, weswegena3 in ihm ab4 keine Affekten statt haben, so geht seine Neigung nur auf das wah|a25|re Gute, und seine Abneigung /a(von welchem Begriff aber alle Nebenideen von Verdruß u. d. gl. abzusondern sind)a\ nur auf das wahre Böse a5. Das /aGute, dasb6 a\a7 er will, will er stets, und auf einmal, und unveränderlich. 1 Sam. 15, 29. Röm[.]abd8 11, 29.

ab1: bloses ab2: Erkenntnis a3: weßwegen ab4: auch a5: und beide sind dem Grade der Vollkommenheit oder Unvollkommenheit des Gegenstandes aufs genaueste proportionirt b6: was a7: Gute was abd8: Röm.

44. /aGott a) kann nichts anders wollen, als nur das Beste. Dießd1 ist aber dasjenige, was in dem besten Zusammenhange das Vollkommenste, also für das Wohl des Ganzen das |c59| zuträglichsted2, ist. Nur dieses also beschließt Gott. /dDieser beschließende Wille, welcher nie ohne objektiveb3 Gründe ist, giebt jederzeit seinem Gegenstande die Wirklichkeit.d\d4 b) Was aber nur in einem andern als dem besten d. i. wirklichwerdenden Zusammenhange wahrhaftig gut seyn würde, oder was nur unter gewissen Bedingungen möglich ist, Marc. 16, 16. Ezech. 18, 21. deren Erfüllung Gott nicht beschließen kann, weil sonst der beste Zusammenhang, das wahre Wohl des Ganzen, gestöhretd5 (z. B. die Freiheit der vernünftigen Geschöpfe ganz aufgehoben) werden würde; was also nicht wirklich wird, weil es in der That das Beste nicht ist: das will auch |b42| Gott, eigentlich zu reden, nicht d6. Scheint die Bibel zuweilen das Gegentheil zu sagen, so sind es entweder anthropopathische Redensarten, wie Jes. 38, 1. 5. Jon. 3, 10. welche nur zu erkennen geben, daß gegen alles Erwarten etwas nicht geschehen sey, welches geschehen seyn würde, wenn nicht Gott weise Ursachen gehabt hätte, es nicht zur Wirklichkeit kommen zu lassen; oder es wird dabey voraus gesetzt, daß die Leser die anderwärts her bekannten Bedingungen hinzudenken, unter welchen Gott etwas wolle und beschlossen habe, |d61| 1 Tim. 2, 4; oder es wird dadurch nur angedeutet, daß der Grund, warum etwas nicht geschehen sey, nicht in einem unbedingten Rathschluße Gottes, sondern in dem Ver|c60|halten der Menschen zu suchen sey. Math.b7 23, 37. c) Dünkt es aber uns, die wir den Zusammenhang nicht übersehen, daß Gott etwas geschehen lasse, und also wolle, das an sich betrachtet nichts Gutes ist, so drücken wir unser Urtheil darüber dadurch aus, daß wir sagen, Gott /blasse es zub\b8.a\

a{Es ist aber dieses Gute entweder nur unter gewissen Bedingungen möglich, Marc. 16, 16. Ezech. 18, 21. oder auch ohne sie; *) da dann, wenn die Bedingungen unerfüllt bleiben, Gottes Wille zwar ernstlich, aber doch nicht thätig ist. Matth. 23, 37. Jon. 3, 10. Jes. 38, 1. 5. Das Gute das nur unter gewissen Bedingungen wirklich werden kan, will Gott entweder blos überhaupt und in so fern es an sich und auser allem Zusammenhang, oder in einem andern als dem wirklich werdenden Zusammenhang betrachtet, doch ein mögliches Gute ist; 1 Tim. 2, 4. oder er will es, in so fern es in einem bestimmten, und zwar dem besten, und also wirklich werdenden, Zusammenhang möglich und das Beste ist. Matth. 9, 2. Der leztere ist der beschliesende Wille, **) welcher also nie ohne objektive Gründe ist, und allein und jederzeit seinem Gegenstand die Wirklichkeit, unmittelbar 1 Mos. 1, 3. oder mittelbar durch Zwischenursachen, ***) giebt, wenigstens zugiebt daß er durch die von ihm abhängige Kräfte freihandelnder Geschöpfe zur Wirklichkeit gebracht werde. ****)}a

a*) Voluntas absoluta et conditionata.
**) Vol. antecedens et consequens s. decernens.
***) Vol. absoluta et ordinata.
****) Vol. approbans et permittens.a
d*) Die gewöhnlichen Eintheilungen des göttlichen Willens sind dem Christen, wenn sie auch ganz richtig und genau wären, entbehrlich. Aber Erläuterungen über einige in der Bibel vorkommende, und daher in den gemeinen Sprachgebrauch der Christen übergegangene Redensarten scheinen nöthig zu seyn, um Mißverständige und der Gottheit unwürdige Vorstellungen zu verhüten.d
d1: Dies d2: Zuträglichste b3: objective d4: (§. |d60| 66.) d5: gestöret d6: *) b7: Matth. b8: lasse es zu

45. /aKann gleich Gotta\

aIst gleich a) der Wille Gottes, so fern er Gott und dessen Eigenschaften und innere Werke oder sonst etwas schlechterdings nothwendiges zum Gegenstand hat, |a26| schlechterdings nothwendig; *) b) ist es ihm gleich unmöglich, etwas anders als das Beste zu wollen, und kan er gleicha
das Böse oder das minder Gute so wenig wollen als der unendlichea1 Verstand etwas widersprechendes denkena2 oder die Allmacht das unmögliche wirklicha3 machen /akann; (§. 44.)a\a4 und a5 bestimmt a6 sich gleich /aGottes Willea\ allemal nothwendig nach den von dem unendlichen Verstandeab7 vollkommenst erkannten Bewegungsgründen, nicht aber nach einer bloßenab8 Willkühr: /a(§. 43.)a\ so /akann man den göttlichen Willena\a9 dennoch /afrey nennen, /dnicht nurd\a\a10 in sofern a11 Gott /din der höchsten Bedeutung selbstthätig /aist, sondern aucha\a12 weil erd\ /aa)a\ frey ist /avom äuserna\a13 Zwange, innerem blindenab14 Instinktd15, und Affekten, und nichts ihn hindern kanna16, immer das, was sein unendlicher Verstand für das Beste erkennet, zu wollen und zu /abeschließen, Röm.a\a17 9, 16. 19. 20. 21. oder auch das Beschlossene auszuführen; Eph. 1, 11. /aJes. 43, 12. 13.a\ Ps. 33, 9. 115, 3. Luc. 1, 57.a18 vergl.d19 §. 51. daß also Gott seinen Willen nicht einrichten, oder gar ändern, muß nach den Umständen, sondern |d62| alle Umstände einrichtet nach seinem Willen, und die freienb20 Handlungen sei|c61|ner Geschöpfe nur so weit zulässetd21, als sie mit seiner Endabsicht bestehen /akönnen,b22 Röm.a\a23 9, 19. Ps. 2, 2. 3. 4. 33, 10. 11. 15. Prov. 21, 1. 19, 21. denn nichts geschiehet ohne seinen Willen; Math.abd24 10, 29. b)a25 weil /aGott unter seine Geschöpfe Wohlthaten unverdient und ohne sie ihnen schuldig zu seyn nach seinem Wohlgefallen austheilt. Röm. 9, 11–21. Ezech. 1, 5. 6. 9. 11. vergl. §. 67. und 128. 129.a\
aer unter mehrern Dingen, die an sich betrachtet gut, und in Rücksicht auf die göttliche Allmacht möglich sind, nur dasjenige wählt, was in dem besten Zusammenhang das Beste ist; und δ) weil es kein Widerspruch ist, daß Gott dieselbe Endabsicht auch durch eine andre, als die in dieser Welt wirkliche, Reihe von Mittel-Absichten eben so gut habe erreichen können, ob es gleich gewiß ist, daß sie durch keine andre besser habe erreicht werden können. Röm. 9, 11. 12. 13. – Freilich ist Gottes Freiheit der Freiheit der Menschen sehr unänlich, und noch unerklärbarer als diese.a

a*) Vol. necessaria s. naturalis et libera.a
a1: göttliche a2: dencken, a3: wircklich a4: kan; a5: c) a6: er ab7: Verstand ab8: blosen a9: ist der göttliche Wille a10: frey, a11: α) a12: ist; β) a13: von äuserem ab14: blindem d15: Instinkte a16: kan a17: beschliesen, Rom. a18: 37. d19: vergl[.] b20: freyen d21: zuläßet b22: können; a23: können; Rom. abd24: Matth. a25: γ)

46. Gott ist allweise. Röm.a1 16, 27. /aa)a\ Er will nicht nur nichts ohne Zweck, und hat jederzeit die besten |a27| Zwecke, (§. 43d2) sondern kennet auch alle mögliche Mittel, wodurch sie erreicht werden können, (§. 42.) übersieht /avon Ewigkeit hera\ alle Verhältnisse der Dinge gegen einander und alle mögliche Reihen untergeordneter Zwecke, wendeta3 zu seinen Absichten untrüglich die hinreichendsten und kürzesten Mittel /aana\, verknüpft sie auf das vollkommenste unter einander, und verfehlet seinen Zweck nie d4. /ab)a\ Seine Weis|d63|heit zeigt sich theils in der Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt, Ps. 104, 24. Sprüchw. 3, 19. 20. Jer. 51, 15. theils in dem Werkeab5 der Erlösung. 1 Cor. 2, 6–12. |b44| Eph. 3, 10. Col. 2, 3. /ac)a\ Sie ist allen Creaturenabd6 unergründlich, /aJes. 40, 28.a\ Röm. 11, 33–36. und läßt sich daher von Menschen nicht bestimmen, wie Gott nach seiner Weisheit handeln werde und müsse.

d*) Man stelle sich nur kein Berathschlagen, kein Aufsuchen und Abwägen der Mittel, keine eigentliche Wahl vor, sondern erinnere sich, daß Gott Zweck und Mittel gleich ewig und auf einmal kennt und unabänderlich will, so werden diese Beschreibungen der höchsten Weisheit nicht verwerflich seyn, sondern mit unläugbarem Nutzen gebraucht werden können.d
a1: Rom. d2: 43. a3: wählt d4: *) ab5: Werk abd6: Kreaturen

47. Gott ist der allerheiligste d1. (vergl. |c62| §. 39.) 1 Joh. 3, 3. 1 Petr. 1, 15. 16. Jac. 1, 13. 1 Joh. 1, 5. Das moralischd2 Gute will und befördert er, das moralisch bösead3 hingegen /akann er nie wollen, sonderna\a4 hindert es ernstlich. 5d5 Mos. 32, 4. Jac. 1, 13. Eben so will er daß die Neigungen aller seiner freihandelnden Geschöpfe seyn sollen. An den Tugendhaften hat er sein Wohlgefallen, und an den Lasterhaften seind6 Mißfallen. Ps. /a1, 6.a\ 5, 5–7. Mal. 3, 18. 1 Petr. 3, 12. Hebr. 12, 14.

d*) Heiligkeit, Güte, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, sind freilich nichts anders oder mehreres, als die höchste Vollkommenheit des göttlichen Willens. Aber diese in der Anwendung auf verschiedene Arten der Objekte zu betrachten, und zu diesem Behufe verschiedene Namen ihr zu geben, ist so wenig irrig als unnütz.d
d1: *) d2: moralische ad3: Böse a4: verabscheuet er und d5: 5. d6: seine

48. Gott ist allgütig. Ps. 103, 1–18. 118, 1–4. 136, 1. folg. /aa)a\ Er hata1 wie |d64| an allem Guten, (§. 43d2) so auch an den Vollkommenheiten /aund dem Glücka\ seiner Geschöpfe, sein Wohlgefallen, Luc[.]abd3 15, 7. liebet sie, 1 Joh. 4.abd4 8. 16. Joh. 3, 16. und will allen den höchsten Grad von Glückseligkeita5, der nach eines jeden Empfänglichkeit und nach seiner Weisheit möglich ist, gewähren. Jac. 1, 17. /ab)a\ Seine Güte ist höchst vollkommen in Absicht der Erweisung, z. E. Ps. 103, 13. Jes. 49,a6 15. Ebr. /a12, 9d7 a\a8 Math.ab9 5, 45. 48. Röm.a10 2, 11.d11 Jac. 1, 5. und unermeßlich, /aPs. 103, 11.a\ theils in Absicht ihrer Gegenstände, Ps. 33, 5. 57, 11. Ps. 145, 9. 147, 9. Röm.a12 10, 12. zu welchen besonders auch die Menschen gehören,ab13 Tit. 3, 4. 5 Mos. 33, 3. Ps. 36, 7–10. 8, |b45| 5.ab14 folgg.d15 vorzüglicha16 die Frommen, /awelche mehr als andre der Erweisungen der göttlichen Güte fähig sind,a\ Ps. 31, 20. folgg.ad17 34, 1.b19 folgg.d20 86, 5. Luc. |c63| 15, 7. Röm.ab21 8, 31–39. theils in Absicht der vielen und mancherley Güter und Wohlthaten.a22 Jac. 1, 17. /abMath. 6.d23 ab\ab24 32. 33. Act. 14, 17. 17,b25 25. /ac) Mannbd26 a\a27 erkennet sie aus der Schöpfung und ursprünglichen Einrichtung der Welt, aus der täglichen Erfahrungabd28, und besonders aus der durch Christum geschehenen Erlösung. Joh. 3, 16. Röm.a29 5, 8–11. /ad)a\ Gottes Güte, soferna30 sie sich an uns erweiset, ohne, ja gegen unser Verdienst, also höchst frey, /a(§. 45.)a\ und ohne daß wir ein Recht dazu gehabt hätten, heist Gnade:a31 Röm. 11, 6. Eph. 2, 7–9. soferna32 |d65| sie von Uebeln uns befreiet, und besonders verdiente Strafen uns erläßt, Barmherzigkeit; Ps. 103, 8–14. 51, 3. Hos. 11, 8. 9. Joel 2, 12. 13. so fern sie mitab33 Vollstreckung der Strafen /abnicht eilet, sondern dem Sünder Zeit zur Besserung läßtab\ab34, Langmuth und Gedultd35 Röm. 2, 4. und so fern sie die /agedrohetena\ Strafen mildert, Gelindigkeit.a36 Ps. 89, 31–34. /aS. die Anm. d37 zu §. 35.a\

a1: hat, d2: 43. abd3: Luc. abd4: 4, a5: Glükseligkeit a6: 49. d7: 9. a8: 12. 9. ab9: Matth. a10: Rom. d11: 11 a12: Rom. ab13: gehören ab14: 5 d15: folg. a16: Vorzüg|a28|lich ad17: 22. (a); folg. (d) b19: 1, d20: folg. ab21: Rom. a22: Wohlthaten d23: 6, ab24: Matth. 6, b25: 17. bd26: Man a27: Man abd28: Erfarung a29: Rom. a30: so fern a31: Gnade; a32: so fern ab33: die ab34: aufschiebt d35: Geduld a36: Gelindigkeit d37: b.

49. Gott ist wahrhaft, Joh. 3, 33. 1 Thess. 5, 24. kanna1 sich nicht verstellen, noch trügena2, 4 Mos. 23, 19. Tit. 1, 2. noch seine gegebenea3 Zusagen und Versicherungen brechen; Röm. 3, 3. 4. 2 Tim. 2, 13. daher man sich vollkommen auf /dihnd\d4 verlassen und ihm vertrauen kanna5. Röm. 4, 20–22. Hebr. 6,b6 17. 18. 10, 23.

a1: kan a2: lügen a3: gegebne d4: seine Verheisungen a5: kan b6: 6.

50. Ist Gott der allerheiligste und allweise, |c64| so /aa) kanna\a1 er seinen vernünftigen Geschöpfen nicht mehr Gutes erweisen, als jene Eigenschaften ge|b46|statten; aber auch weniger nicht. Um bey ihnen das moralische Gute zu befördern, und das moralische Böse zu hindern, (§. 47.) und sie dadurch zu den Erweisungen seiner Güte fähiger zu machen, (§. 48.) wendeta2 er nach seiner Weisheit die wirksamstenb3 Mittel /aana\. (§. 46.) /dEr schreibt ihnen /adaher b)a\ Gesetze vord\d4, Mich. 6, 8.d5 Jac. 4.abd6 12. Röm. 2, 14. 15. /aVergl. §.a\ /d/a97. 98.a\ und verknüpft sied\d7 mit den kräftigsten Bewegungsgründen zu ihrer /dBeobachtung. 2.ab8 d\d9 Mos. 20, 5. 6. /aVergl. §. 99.a\ /dSeine Gesetze sind die untrüglichste Erkenntnißquelleab10 von dem was gut ist, (§. 43.) Ps. 19, 8–12. zielen auf |a29| nichts als das Beste der Geschöpfe, Röm. 12, 2. Ps. 119, 144. Jes. 48, 17. 18. und können schon deswegen nicht ohne unausbleiblichen Nachtheil übertreten werden. /ac)a\ Ind\d11 Absicht des Verhaltens seiner freihandelnden Kreaturen gegen die Gesetze, /dbeweistd\ sich /dGottd\ seinen sämmtlichen Eigenschaften gemäs, /ad. i.a\a12 als den Allgerechten,a13 d14 Ps. 7, 9. 12. 2 Thess. 1, 5–9. Jer. 17, 10. 2 Cor. 5, 10. Act. 17, 31. Gal. 6, 7. Denn /adα)ad\ er belohnt die Beobachtung seiner Gesetze, Röm. 2, 6. 7. 10. Hebr. /a6, 10.a\ 11, 6. und bestraft ihre Uebertretung; Röm. 2, 2. /a5.a\ 6. 8. 9. Ps. 7, 12–14. Hebr. a15 10, 30. 31. 12, 29. /dbeides, /aβ)a\ um das Ansehen der Gesetze auf|c65|recht zu erhalten, Ps. 50, 21. und hierdurch sowohl moralische Güte als Glückseligkeit möglichst unter seinen Geschöpfen zu verbreiten; also aus weiser heiliger Güte, und seiner Wahrhaftigkeit gemäs. /aγ)a\d\ Die göttlichen Belohnungen und Bestrafungen aber erstrecken sich über alle freie Handlungen ohne Ausnahme, Röm. /abd2. 3,abd\abd16 16. 1 Cor. |b47| 4, 5. Hebr. 4, 12. 13. Matth. 12, 36. 25, 31–46. sind denselben vollkommen proportionirt, 1 Mos. 18, 25. Röm. 2, 12. 2 Cor. 9, 6. und unpartheiisch. Röm. 2, 11. Col. 3, 25. /aVergl. §. 99–111d18.a\

a1: kan a2: wählt b3: würksamsten d4: Dahin gehören b) seine Gesetze d5: 3. abd6: 4, d7: 97–99. die er ab8: 2 d9: Beobach|d66|tung verknüpft, 2 ab10: Erkentnisquelle d11: und c) in a12: oder a13: Allgerechten. d14: beweist. a15: 6, 10. abd16: 2, 3. (ab); 2, 2. 3. 6. (d) d18: 90–111

51. Gott ist allmächtig Eph. 1, 11.a1 19. /aa)a\ Er hat nicht nur alles was wirklich ist, diese ganze uns undenkbar großeab2 Welt, d3 zur Wirklichkeit gebracht,a4 1 Mos. 1, 1. folgg.d5 Jes. a6 44, 24. Jer.a7 27, 5. 32, 17. Röm. 4, 17. /dsondern könnte auch a8 allem /aandern,a\ was nur möglich ist, wenn er wollte, Ps. 115, 3. 135, 6. /ad. i. wenn es seiner Weisheit und Güte gemäs wäre,a\ die Wirklichkeit geben. Luc. 1, 37. a9 Jer. 32, 27. /ab)a\ Ob er aber gleichd\

dund auf das weiseste nach seinen liebevollen Absichten eingerichtet, (§. 68–70.) sondern er erhält und regiert sie auch durch seine alles vermögende Kraft. (§. 72–79.) Daß er aber nicht noch mehreres geschaffen, oder dem Geschaffenen eine andere Einrichtung gegeben hat, |d67| rühret nicht von einem Mangel seiner Macht her; denn was er will, geschieht, Ps. 115, 3. 135, 6. und ihm ist nichts zu schwehr, noch eins schwehrer als das andere; Luc. 1, 37. Jer. 32, 27. Zachar. 8, 6. sondern der Grund liegt darin, daß es seiner Weisheit und Güte so am gemäsesten, d. h. am besten war, und daß er daher es so und nicht anders wollte. b) Nicht nur das ist ein Werk seiner Allmacht, was erd
durch bloßesab10 Wollen Ps. 33, 9. /aund ohne Anwendung einer hievon verschiedenen Kraft,a\ /dunmittelbar alles was er willd\d11 unwiderstehlich und in einem Augenblick /dwirklich machen könnte, und zum Theil auchd\ wirklich macht,d12 /a1 Mos. 1, 3.a\ Hebr. 11, 3. Ps. |c66| 33, 6. /dohne daß ihm etwas zu schwehr, oder eins schwehrer als das andre wäre; Zach. 8, 6. 2 Chron. 14, 11. so läßt er doch vieles, nach seiner Weisheit,d\d13 durch Mittelursachen/a, welche ihr Daseyn und ihre Kräfte von seiner Allmacht haben,a\ und nach dem /avon ihm eingerichtetena\ ordentlichen Laufea14 der Natur wirklich /dwerden.d\d15

a1: 7. ab2: grose d3: mit allen ihren Theilen, a4: gebracht. d5: folg. a6: 40, 26. a7: Jerem. a8: auserdem a9: 1 Mos. 18, 14. ab10: bloses d11: unmittelbar, d12: macht. d13: sondern auch alles das ist es, was er a14: Lauf d15: werden, hervorbringt. (§. 83. 84.)

|a30| 52. Gott ist allgegenwärtig. Ps. 139, 7–10. 1 Kön. 8, 27. Jes. 66, 1. Act. 17, 24. Er weißd1 was überall geschieht, Jer. 23, 23. 24. Matth. 6, 4. 6. 18, 20. und kanna2, was er will, überall zugleich unmittelbar wirkenad3 Ps. 115, 2. 3. 135, 6. Matth. 28, 20.

d1: weiß, a2: kan ad3: wirken.

|b48| 53. Es ist nur ein einiger Gott. 5 Mos. 4,b1 35. /a6, 4. 5.a\ Marc. 12, 29. /aJes. 45, 5. 21. 22.a\ Ps. 86, 8. 10. 1 Cor. 8, 4–6. Eph. 4, 6. Alle bisher beschriebene Eigenschaften kommen nur diesem Einzigen, und auser ihm Nieman|d68|den, zu; es giebt also keinen der ihm gleich sey; so wie auch Niemand die Welt geschaffen hat, als er allein. §. 35.

b1: 4

54. /a*)a\ Wenn die heiligen Schriftsteller von Jesu Christo reden, den sie durchweg |c67| als ei|b49||d69|nen wahren Menschen, dergleichen wir sind, beschreiben, Hebr. 2, 14. 16. 17. 4, 15. |c68| so bedienen sie sich a) zuweilen solcher Redensarten, die deutlich anzeigen, daß er auch noch in einer andern Rücksicht betrachtet werden könne, als in der, da er Mensch, von Maria gebohren, und ein Nachkömmling Davids ist; Röm. 1, 3. 4. 9, 5. d1 ein Umstandd2 der sonst beyd3 keiner andern Person in der Bibel vorkommt, durch welchen wir darauf geführt werden, daß der Mensch Jesus Christus nicht ein bloßerab4 Mensch, wie wir, seyn, sondern daß mit diesem von David abstammenden Menschen ein Wesen andrer |d70| Natur, daßabd5 nicht von David abstammete, auf eine ganz besondrea6 Weise, verbunden gewesen seyn müsseab7. Dießd8 bestätigt sich sehr dadurch, daß das N. T. b) häufig versichert, er sey eher,ab9 als er von Maria gebohren worden,a10 schon /abda gewesenab\ab11, und zwar im Himmel, bey Gott; welches die Bibel von |c69| keinem andern Menschen so saget. Joh. 1, 30. 3, 13. 31. 32. 6, 38. 42. 46. 8, 58. Ja er wird, als der erste, über die Schöpfung der Welt und den Anfang aller Kreaturen hinausgesezta12. Joh. 1,a13 1. 2. 3. 17, 5.b14 Col. |a31| 1, 15. 17. Dieses präexistirende übermenschliche Wesen c) benennet die Bibel mit dem erhabnen Namen des Sohnes Gottes, (welcher Name /abzwar meistens, aber dochab\ nicht immer mit der Be|b50|nennung Christus oder Messias d15 gleichbedeutend ist) Röm. 1, 4. und zwar nennet sie ihn den eingebohrnen oder einzigen Sohn, Joh. 1, 14. 18. 3, 16. 18. 1 Joh. 4, 9. ingleichemd16 den Logos Joh. 1, 1. 14. worunter man /ddamalsd\d17 den erhabensten Geist nächst Gott verstand.

/a*) Von dem, was die theologischen Lehrbücher von der Gottheit Christi und des heil. Geistes und von der Dreyeinigkeit enthalten, /ba)b\ gehört in den |c67*| populären Religionsunterricht /bsehr wenig, nämlichb\ nur so viel, als nöthig ist, damit nicht ein großer Theil unsrer übrigen Religionstheorie ganz unverständlich sey, und damit man viele wichtige Stellen der Bibel verstehend18 und an der gemeinschaftlichen Gottesverehrung in den Versammlungen unsrer Brüder aufrichtigen und herzlichen Antheil nehmen könne. Zu diesen Zwecken kann die Lehre von der göttlichen Würde unsers Erlösers nicht gemisset /bwerden. Will man aber das Volk hievon so unterrichten, daß es nicht gedankenlos an den Worten hängen bleibt, sondern wirklich etwas, nicht ganz und gar unbestimmtes, dabey denkt, so wird es unvermeidlich seyn, ihm auch darüber etwas zu sagen, wie man den Satz: es ist nur ein einziger Gott, mit den Sätzen: der Vater unsers Herrn Jesu Christi ist Gott, und: Christus ist Gott, vereinigen könne. Und in so fern scheintb\b19 einige Kenntnis der Dreyeinigkeitslehre /bunentbehrlich zu seyn. b)b\b20 Eine zusammenhängende Beleh|d69*| rung /bvon diesen Materienb\b21 ist in dem Unterricht der erwachsenen Katechumenen zu ertheilen, und auf diesen wird in den Vorträgen vor dem Volk gelegentlich gebauet. /bc)b\ Dabey nimmt der Volkslehrer immer Rücksicht auf die durch Christum geschehene Erlösung, auf die ihm beigelegte Oberherrschaft über alles, und auf die ihm gebührende Verehrung, und d22 vermeidet unbi|c68*| blische Kunstwörter, auffallende Antithesen, vermeinte Erläuterungen und Vergleichungen, untaugliche und kritisch oder exegetisch unsichere Beweise, zu|b49*| mal aus dem A. T., Polemik gegen die anders Denkenden und unbedachtsame Klagen oder Declamationen gegen sie, und unverständige Uebertreibung der /bin den vorhin bemerkten Rücksichtenb\b23 freilich nicht zu leugnenden Wichtigkeit dieser Lehren. /bd)d24 Zur leichtern Ueberzeugung von der Gottheit Christi, trägt eine zweckmäßige Stellung des Beweises nicht wenig bey.b\a\
d1: Matth. 22, 45. d2: Umstand, d3: bei ab4: bloser abd5: das a6: besondere ab7: müße d8: Dies ab9: eher a10: worden ab11: dagewesen a12: hinausgesetzt a13: 1. b14: 5 d15: (§. 132.) d16: ingleichen d17: nach erweislichem damaligen Sprachgebrauch, d18: verstehen, b19: werden; diese aber macht b20: unentbehrlich. b21: davon d22: d) b23: an sich d24: e)

55. Unleugbar geschieheta1 es in Rücksicht auf diesen erhabnen, vor dem Entstehen des Menschen Jesu schon /abda gewesenenab\ab2, in Jesu befindlichen /dLogosd\d3, daß das N. T. a) Jesu eine Würde und Majestät beilegt, die /düberd\ alle menschliche weit /derhaben istd\d4, Phil. 2, 6. und daß es ihn hoch über alle Engel hinaussetzt, Hebr. |d71| 1, 4–14. Eph. 1, 21. Col. 2, 10. und Beschreibungen von ihm macht, die für jeden noch so vollkommenen Menschen und Engel viel zu /agroßb5 sind;a\a6 Hebr. 1, 3. Col. 1, 15. b) daß es befiehlt, ihm eine Verehrung zu erweisen, /a1 Cor. 1, 2.a\ dergleichen nur dem einzigen wahren Gott zu|c70|kommt; auf ihn sich eben so,ab7 wie auf Gott,ab8 taufen zu lassenad9 Matth. 28, 19. ihn anzubeten, Hebr. 1, 6. und an ihn sein Gebet zu richten; Act. 7, 59. vergl. (von der Erhörung) Joh. 14, 13. 14. welches zusammengenommen mehr ist, als Ehrfurcht und Dank bloßab10 für die unaussprechlichen Verdienste, die er um das menschliche Geschlecht hat; Phil. 2, 7–11. und ist dieß um so mehr zu verwundern, da die heil. Schrift sonst über die dem einzigen wahren Gott allein gebührende Verehrung und Anbetung mit unbeschreiblicher Eifersucht hält. Jes. 45, 22. 23. d11 vergl. Phil. 2, 10. Jes. 42, 8. Wir sind daher verpflichtet, sorgfältigst nach weiterm Unterricht überb12 die wahre Beschaffenheit dieser so auserordentlichen Person uns umzusehen.

a1: geschieht ab2: dagewesenen d3: erhabenen Geist d4: übersteigt b5: gros a6: gros sind. ab7: so ab8: Gott ad9: lassen, ab10: blos d11: Röm. 14, 11. b12: uber

|b51| 56. Diesen giebt uns das N. T. indem es a) Christumab1 als den Oberherrn und Regenten der Menschen /aRöm. 14, 9.a\ Phil. 2, 11. und der übrigen Geschöpfe, Matth. |a32| 28, 18. /a20. 1 Cor. 15, 27.a\ Eph. 1, 21.b2 22. Hebr.b3 1, 2. als den Mitregenten auf dem Throne der Gottheit, vorstellt. Hebr. 1, 3. Eph. 1, 20. Matth. |d72| 22, 44. 45. ab4 Oberherrschaft aber über die /aWelt und Regierung derselbena\a5 ist ein Prädikat, welches die Bibel ausschließungsweiseab6 dem einzigen wahren Gott allein giebt, und es aus der Schöpfung herleitet, (vergl. Hebr.a7 1, 3.) und welches All|c71|wissenheit, Allmacht und Allgegenwart voraus setzt; b) Jesu Werke beilegt, die nur Gott zukommen, und ohne göttliche Eigenschaften, welche an ein endliches Wesen nicht mitgetheilt werden können, ganz undenkbar sind, z. B. das künftige allgemeine Weltgericht, Joh. 5, 25–29. vergl. Hebr. 12, 23. welches ohne Allwissenheit unmöglich ist; 1 Cor. 4, 5. vornehmlich aber c) die Schöpfung der Welt, Joh. 1, 3. 10. Col. 1, 16. Hebr. 1, 2. 3. 10. und die Col. /aErhaltung derselbena\a8 1, 17. Hebr.b9 1, 3. a10 ihm zuschreibt; ungeachteta11 Weltschöpfer, und der einzige wahre Gott, in der Bibel einerley Begriffe sind; endlich auch d) Eigenschaften ihm ausdrücklich beilegt, deren kein endliches, sondern nur das unendliche Wesen fähig ist, als Ewigkeit und Unveränderlichkeit, Hebr. 1, 11. 12. vergl. Joh. 1, 1. und 17, 5. Allmacht Phil. 3, 21. Hebr. 1, 3. vergl. 11, 3.

ab1: Jesum b2: 21, b3: Hebr[.] ab4: Ps. 110, 1. a5: Welt, ab6: ausschliesungsweise a7: Heb. a8: Erhaltung, b9: Hebr[.] a10: wie auch die Regierung derselben Matth. 28, 18. 20. a11: ohnerachtet

57. /dFolglich müssen wir es ganz eigentlichd\d1 verstehen, wenn das N. T. diesen erhabnen, mit |b52| dem Menschen Jesu verbundenen Geist, oder den Logos, /abGott nenntab\ab2, wie sied3 wirklich |d73| thut Joh. 1, 1. (Röm. 9, 5. Tit. 2, 13. Hebr. 1, 8. 1 Joh. 5, 20.) /ab/dHabend\d4 wir also nicht Grund genug in der Bibel, zu lehren, er seyab\ab5 in gleichem Verstande Gott, als der Vater unsers Herrn Jesu Christi?ab6

d1: Dem allem, zusammengenommen, zu Folge, halten wir uns für verpflichtet ganz eigentlich es zu ab2: Gott nennt d3: es d4: Und haben ab5: Er ist ab6: Christi.

|c72| 58. Denjenigen, welchen der eingebohrne Sohn seinen Vater nennt, unterscheidet die Bibel deutlich von diesem Eingebohrnen oder Logos, der auch eigentlicher wahrer Gott ist. Joh. 1, 1. 2. 14. 18. 17, 5.a1 Col. 1, 15. Hebr. 1, 2. 3.

a1: 3.

|a33| 59. Das N. T. nennt neben dem Vater und dem Sohne einigemal den heiligen Geist, und stellt ihn jenen dergestalt an die Seite, Matth. 28, 19. 2 Cor.b1 13, 13. 1 Cor. 12, 4. 5. 6. (1 Petr. 1, 2.) daß /absich daraus schließen läßtab\ab2, er stehe gegen beide in einem /abVerhältnisse, ähnlichd3 ab\ab4 demjenigen, in welchem jene beide gegen einander /dstehend\d5. – Es ist auch gewißa6, daß das vieldeutige Wort Geist in dem damaligen Sprachgebrauche unter andern zur Bezeichnung wirklicher Personen, also nicht blosd7 abstrakter Dinge oder Kräfte und Wirkungen, sondern auch ihre eigene Subsistenz habender und freihandelnder Subjekte, gebraucht worden sey, z. E. Apocal. 4, 5. d8 Und in eben |d74| dieser Bedeutung wird es/ab, nach unsrer Einsicht,ab\ in einigen Stellen des N. T. ab9 genommen, welche von dem heiligen Geist so reden, daß man weder an Wirkungen oder Gaben Gottes, noch an eine bloßeab10 Prosopopöie denken kanna11; 1 Cor. |b53| 12, |c73| 11. vergl.d12 V. 4. 6. 8. 9. 1 Cor. 2, 10. 11. vergl. Joh. 1, 18.ab13 Joh. 14, 16. 17. 26. 15, 26. 16, 7. 8. 13. 14. 15. vergl. 12, 50. wozu man noch Matth. 28, 19. (Eph. 4, 30.) fügen kanna14.

b1: Cor[.] ab2: wir berechtigt sind zu glauben d3: das ab4: Verhältniße, änlich d5: stehen, nicht ganz unänlich sey a6: gewis d7: bloß d8: 5, 6. ab9: offenbar ab10: blose a11: kan d12: Vergl. ab13: 18, a14: kan

60. Daß der heilige Geist/a, wenn er überhaupt eine Person ist,a\ eine göttliche a1 sey, ist schon aus der Zusammensetzung mit dem Vater und Sohnd2 /absehrab\ab3 wahrscheinlich, nachdem die Gottheit des Sohnes nun schon erwiesen ist; zumal da wir auf ihn eben so wie auf Vater und Sohn getauft werden sollen. Es wird aber gewißab4, wenn man dazu nimmtab5, daß ihm Allwissenheit beigelegt wird,ab6 1 Cor. 2, 10. 11. und Allmacht, indem die Schrift ihn als den Urheber der Wunder und Wundergaben häufig beschreibt, z. E. 1 Cor. 12, 11. wozu man /aballenfallsab\ noch setzen kanna7, daß seine Wohnung ein Tempel genannt wird. 1 Cor.b8 3, 16. 6, 19. vergl. 2 Cor. 6, 16. Ob das N. T. ihn ausdrücklich Gott nenne,ab9 (Act. 5, 3. 4. 1 Cor. 3, 16.) läßt sich zwar kaum mit völliger Gewißheita10 entscheiden, ist aber auch kein unentbehrliches Stück des Beweises für die wahre wesentliche Gottheit des heil. Geistes.

a1: Person d2: Sohne ab3: im höchsten Grade ab4: gewis ab5: nimt ab6: wird a7: kan b8: Cor[.] ab9: nenne a10: Gewisheit

|a34| |d75| 61. Der heil. Geist ist vom Vater sowola1 als vom Sohne unterschieden. Matth. 28, 19. Joh. 14, 16. 26. 15, 26.

a1: sowohl

|c74| 62. Der ganze Inbegriffa1 aller unendlichen Vollkommenheiten, welcher nur allein in dem einzigen nothwendigen Wesen, dem Schöpfer der Welt, möglich ist, oder die wahre wesentliche Gottheit, |b54| kommt unwidersprechlichab2 dem Vater unsers Herrn Jesu Christi zu; aber nicht minder kommt sie auch dem ewigen Sohne des Vaters, dem mit dem Menschen Jesu vereinigten Logos, zu /ab(§. 57.)ab\; und eben so dem heil. /abGeiste (§. 60).d3 ab\ab4 Diese drey aber sind wirklich, und nicht blos den Nahmen nach oder in unsrer Vorstellung, von einander unterschieden, /ab(§.d5 58. 61.)ab\ als a6 besonders handelnde, und also für sich bestehende – Personen nennt mans, weil man doch irgend ein Wort haben muß, wenn man von der Sache reden, und die in der Bibel vorkommende Sätze untereinander vergleichen und in Eins zusammenfassen soll, und weil von diesen Dreyen /aim N. T.a\ so geredet wird, wie man sonst unter Menschen von Personen im eigentlichsten Verstand redet; welcher Ausdruck aber eben so bloßab7 analogisch gebraucht wird, wie man bloßab8 analogisch es versteht, wenn man von Gottes Freiheit, Rathschlüssen, Gegenwart u. s. w. redet. Uns ist es |d76| genug, ohne hier in Untersuchungen über die innern Verhältnisse dieser Drey gegen einander uns zu wagen, durch die verschiedene äusere Verhältnissea9 sie zu unterscheiden, in welchen jeder |c75| anders als der andre sich uns geoffenbaret hat, indem dem Vater die Fassungab10 des Rathschlussesa11 über unsre Beseeligungab12, dem Sohne die Ausführung desselben in dem Werkd13 der Erlösung, und dem heil. Geiste die Zubereitung unsrer Gemüther zur wirklichen Theilnehmung an der uns zugedachten und erworbnend14 Glückseligkeit, zugeschrieben wird; so wie die Schrift auch lehret, der Vater sey es, der den Sohn sende, der Sohn aber sende den heil. Geist vom Vater. /aDoch auch diese Belehrun|b55|gen sind ohne Zweifel nach der Schwachheit unsers Fassungsvermögens eingerichtet.a\

a1: Inbegrif ab2: also d3: 60.) ab4: Geist. d5: a6: drey ab7: blos ab8: blos a9: Verhältniße ab10: Faßung a11: Rathschlußes ab12: Beseligung d13: Werke d14: erworbenen

|a35| 63. Da es ein unumstöslicher Grundsatz der /anatürlichen und geoffenbartena\ Religion ist, daß nur ein einziger Gott sey, a1 und daß a2 alle göttliche Vollkommenheiten einzig und allein nur /adiesem Einzigena\a3, und keinem Dinge auser ihma4, zukommen /ab(§. 53.)ab\; so müssen Vaterd5 Sohn und Geist zusammen dieser einzige /aGotta\a6 seyn, und das göttliche Wesen muß d7, zwar nur ein einzigmal, aber doch in diesen Dreyen, eben so unbegreiflich mit einander vereinigten,a8 als unbegreiflich von einander verschiedenen, ungetheilt vorhanden seyn.

a1: oder, daß die nothwendige allervollkommenste Substanz nur einmal existire, a2: also a3: dieser einzigen Substanz a4: derselben d5: Vater, a6: Gott, die einzige nothwendige Substanz, d7: demnach a8: vereinigten

64. Die Unbegreiflichkeit dieser Lehre steht ihrer Wahrheit eben so wenig im Wege, als |d77| die Unbegreiflichkeit vieler Sätze der natürlichen Theologie für einen Beweis ihrer Falschheit gehalten wird. Genug, daß kein |c76| wahrer Widerspruch in ihr erwiesen werden kanna1, wie man denenjenigen zeigen kanna2, welche sich in tiefere Spekulationen/a, dergleichen man in den Schulen der Theologen nach verschiedenen Hypothesen angestellet hat,a\ einlassen wollen.

aDenn in den Schulen trägt man diese Lehre mit einigen nähern Bestimmungen unsrer Vorstellung von ihr vor, theils um nöthigen Falls darthun zu können, daß sie nichts widersprechendes in sich fasse, theils um sich von gewissen ehedem aufgekommenen irrigen Vorstellungen derselben desto sichrer zu entfernen.a
Auser der Schule aber begnügt sich ein von der Wahrheit der in der Bibel enthaltnen Offenbarung überzeugter Christ damit, daß, nach dem deutlichen Inhalt des N. T. nur ein einziger Gott sey, und daß zu dem einigen Gott gehören der Vater, der Sohn, und der heil.d3 Geist. Hiervon aber hat uns die Bibel unterrichtet, damit wir den Rathschluß Gottes über unsere Seeligkeitab4 richtiger /abund deutlicherab\ uns vorstellen, die darin sich zeigende Liebe Gottes demüthiger verehren, /dundd\ von der |b56| göttlichen Würde unsers Erlösers und Herrn, Jesu Christi, belehrt /dwerdend\d5 möchten.

a1: kan a2: kan d3: heil[.] ab4: Seligkeit d5: werden, und einen desto festeren Grund unsers Vertrauens auf ihn haben