<div type="section-group" id="less_1_PassPred">
  <app>
    <lem><div type="section" id="less_section_1pass">
        <head type="main"><ptr target="#passpred1_erl_5" type="editorial-commentary"/><choice>
            <orig>Erste <app>
                <lem>Passions-Predigt</lem>
                <rdg wit="#b" type="v">Passions-Predigt.</rdg>
              </app></orig>
            <supplied reason="toc-title">1. Passionspredigt (1Petr
                                        1,14–21)</supplied>
            <supplied reason="column-title">1. Passionspredigt (1Petr
                                        1,14–21)</supplied>
          </choice></head>
        <head type="sub">über <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Petr:1:14" to="1Petr:1:21">1 <hi>Petri</hi> 1,
                                        14–21.</citedRange></bibl></head>
        <head type="sub">Von dem <hi><hi rend="spaced-out">Verdienstlichen</hi></hi> der Leiden <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>.</head>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Meine</hi> Andächtigen Zuhörer!</hi> Die
                                Zeit ist wieder da, die traurig-angenehme Zeit, dem Andenken des
                                Leiden unsers und der Welt Heilandes geweihet. Was kan
                                <hi>trauriger</hi> seyn, als der <index indexName="subjects-index">
            <term>Jammer</term>
          </index>Jammer worin wir hier <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesum</hi></persName>; und die
                                Bosheit, worin wir die Welt erblicken? Aber eben diese Geschichte
                                die uns Thränen des Mitleidens und des Schmerzes auspresset, eben
                                diese flösset uns auch, den kräftigsten Trost; und die edelsten,
                                frohesten Empfindungen des Danks, und der Liebe gegen einen Solchen
                                Gott, gegen einen Solchen Heiland ein!</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Die</hi></hi> ganze Geschichte der alten
                                und neuen Zeiten, hat kein Aenliches Beispiel der <hi>Leidenden
                                    Unschuld</hi>.</p>
        <p><pb edRef="#b" n="549"/><hi><hi rend="spaced-out">Welche</hi></hi>
                                Unschuld! – – <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus
                                    Christus</hi></persName><hi>!</hi> Der weiseste Mann. Der
                                zärtlichste Freund. Die <index indexName="subjects-index">
            <term>fühlbare Seele</term>
          </index>fülbarste Seele. Der gröste Wohltäter <choice>
            <sic>des <index indexName="subjects-index">
                <term>Menschengeschlecht</term>
              </index>
              <pb n="570" edRef="#a"/> schen-Geschlechts</sic>
            <corr type="editorial">des <pb n="570" edRef="#a"/>
                                        Menschen-Geschlechts</corr>
          </choice>, den je die Welt gesehen! – Er <hi>der so feurige als
                                    <index indexName="subjects-index">
              <term>erleuchtete Anbeter Gottes</term>
            </index>Erleuchtete Anbeter Gottes.</hi> Der ihn nicht mit <index indexName="subjects-index">
            <term>fasten</term>
          </index>Fasten, und Peinigungen, und Selbst Quaal, sondern mit
                                tiefster Ehrfurcht gegen Ihn; mit weisem und unwandelbahrem
                                Vertrauen bei seinen dunkelsten Gängen; mit Zufriedenheit und
                                Unterwerfung bei seinen bittersten Schickungen; mit zärtlichstem
                                Dank für alle seine Wohlthaten; und mit brennender Liebe zu Ihm und
                                Seinen Menschen ehrete. – – Er der <hi>gröste</hi>
          <app>
            <lem><hi>Wohltäter</hi></lem>
            <rdg wit="#b" type="v"><hi>Woltäter</hi></rdg>
          </app>
          <hi>der Welt</hi>! Sein ganzer <hi>Unterricht</hi>, war eine Samlung
                                der wichtigsten und
                                gemeinnüzigsten<!-- in der Fahne getrennt, in der Vorlage ein Wort -->
                                Wahrheiten! Sein ganzes <hi>Leben</hi>; eine Kette von <app>
            <lem>Müseeligkeiten</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">Müseligkeiten</rdg>
          </app> und Leiden die er für die Menschen duldete! Sein ganzer
                                    <hi>Wandel</hi>, eine Abwechselung von Uebungen der Demuth,
                                Sanftmuth, Geduld, Gefälligkeit, Freundlichkeit, Wohltätigkeit,
                                womit er alles um sich her zu erfreuen und zu beglücken suchte! – –
                                Noch einmahl <hi>meine Zuhörer</hi>! Welche Unschuld! Wo hat die
                                Welt einen Mann gesehen; dessen Tugend, So Erleuchtet, So
                                Unbefleckt, So Groß, So Gemeinnüzig, So Unveränderlich war!</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Und</hi></hi> nie hat sie auch einen
                                Tugendhaften – <hi>in</hi>
          <app>
            <lem><hi>Solchen</hi></lem>
            <rdg wit="#b" type="v"><hi>solchen</hi></rdg>
          </app>
          <hi>Leiden</hi> gesehn. Thorheit und Laster sind, wie natürlich, von
                                je her wider die Tugend verschworen. Sie wiegeln ihre grosse
                                Parthei, gegen den Freund der Tugend auf; und foltern ihn mit
                                Verläumdung, Schmähung, Verfolgung, <pb edRef="#b" n="550"/>
                                Feindseeligkeit, Grausamkeit, und mit allen den <index indexName="subjects-index">
            <term>schwarze Ränke der Hölle</term>
          </index>schwarzen Ränken der Hölle. Unzäliche mahl hat man redliche Richter
                                abgesezt und im Elende sterben lassen. Gewissenhafte Hofmänner
                                verlacht, <pb n="571" edRef="#a" id="less_571"/> und vom Hofe
                                verbant. Treue Rathgeber angeschwärzt, und ins Elend verwiesen.
                                    <index indexName="subjects-index">
            <term>Bekenner</term>
          </index>Bekenner der Wahrheit in dunkele Kerker gesperrt, den <index indexName="subjects-index">
            <term>Giftbecher</term>
          </index>Giftbecher trinken lassen; auf die <index indexName="subjects-index">
            <term>Folter</term>
          </index>Folter gelegt, und in <index indexName="subjects-index">
            <term>Scheiterhaufen</term>
          </index>Scheiterhaufen verbrant. – – – Aber nie, nie ist ein solches
                                Heer von Leiden; den peinlichsten Leiden auf das Haupt eines
                                Redlichen gefallen! Ach wer kan es ohne Schmerz, ohne Thränen sehen!
                                Wenn Er, der beste unter den Menschen; die gütigste, die
                                wohltätigste, die edelste Seele die je auf dem Erdboden gewandelt; –
                                    <ptr target="#passpred1_erl_1" type="editorial-commentary"/>Von
                                einem Schüler verrathen; und von seinem Freunde verleugnet wird! –
                                Wenn man seine Arme, diese Arme, die sich fast nie ausgestreckt als
                                zum Wohlthun, mit Stricken bindet: Seinen Rücken mit Geisseln
                                zerfezt. Seine Hände und Füsse an ein Holz nagelt. Seinen Leib am
                                Creuze drei Stunden lang mit den aller allerpeinlichsten Martern
                                foltert! – Wenn man ihn gar – denn für edle Seelen, ist das grössere
                                Pein als jenes alles, mit aller Art der Verachtung und Spötterei
                                belastet. Vor Gericht aushöhnet! Ihm sein würdigstes Angesicht
                                bespeiet! Ihn in Purpur gehüllt und mit einer Dornen-Krone gekrönet,
                                dem Gelächter öffentlich aussezt! Ihn als ein <index indexName="subjects-index">
            <term>Scheusal</term>
          </index>Scheusahl der Nation,
                                den gröbsten Bösewichtern, Mördern und Aufrürern zugesellet;
                                nachsezet! Und endlich als den verächtlichsten Sclaven am Creuze
                                hinrichtet. – Ihr Seelen für Freundschaft gemacht! Ihr weichen
                                Gemüter! <pb edRef="#b" n="551"/> Ihr die eine edle Ehrbegierde
                                anfeuert? Wo ist eine Pein des Leibes! Wo ist eine <index indexName="subjects-index">
            <term>Folter der Seele</term>
          </index>Folter der Seele, die nicht auf <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesum</hi></persName> gefallen! –
                                Ja! euer Herz breche aus in Seufzer. Euer Auge zerfliesse in <pb n="572" edRef="#a"/> Thränen! Nie sind Seufzer und Thränen
                                gerechter, als bei dem Leiden und Sterben, unsers besten Lehrers,
                                unsers treuesten Rathgebers. Unsers grossen Musters. Unsers
                                zärtlichsten Freundes.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Aber</hi></hi> lasset uns, unsre Augen
                                höher emporheben. Lasset uns diesen Todt unsers Freundes nicht bloß
                                beweinen; sondern ihn auch mit Erstaunen, mit Entzücken anbeten
                                lernen. – Es ist nicht bloß ein <hi>Todt der leidenden
                                Unschuld</hi>? Nicht wie der Todt eines <index indexName="persons-index">
            <term>Stephanus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:3rq2z"><hi>Stephanus</hi></persName> und
                                    <index indexName="persons-index">
            <term>Paulus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:251kf"><hi>Paulus</hi></persName>, nur der
                                Todt des <hi>Martyrers</hi>, der sein Leben mit seinem Blut
                                besiegelt. Nur der Todt des <hi>Tugendhaften</hi>, welcher der Welt
                                ein Beispiel des Heldenmuths und anderer Tugenden giebt. – – Noch
                                unaussprechlich Wichtiger, Lehrreicher, Trostvoller ist er. Denn er
                                ist, wie uns <index indexName="persons-index">
            <term>Petrus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:2z6t8"><hi>Petrus</hi></persName> heute
                                lehren wird, <hi>Ein <hi rend="spaced-out">verdienstlicher</hi>
                                    Todt</hi>.</p>
        <p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:18 1Petr:1:19"><choice>
                  <abbr>v.</abbr>
                  <expan>Vers</expan>
                </choice> 18. <app>
                  <lem>19.</lem>
                  <rdg wit="#b" type="v">19</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Wisset</hi> Christen, daß ihr nicht mit
                                    vergänglichem Silber oder Golde erlöset seyd von eurem eiteln
                                    Wandel, nach väterlicher Weise; Sondern mit dem theuren
                                    Blut</hi>
          <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christi</hi></persName><hi>, als
                                    eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.</hi></p>
        <milestone unit="line" type="separator" rend="star"/>
        <p><pb edRef="#b" n="552"/>
          <seg type="margin"><choice>
              <abbr>vergl.</abbr>
              <expan>vergleiche</expan>
              <expan>verglichen</expan>
            </choice>
            <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Petr:1:14" to="1Petr:1:17"><choice>
                  <abbr>v.</abbr>
                  <expan>Vers</expan>
                </choice>
                <app>
                  <lem>14–17.</lem>
                  <rdg wit="#b" type="v">14–17</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Lebet</hi> nicht</hi>, – so ruft uns
                                    <index indexName="persons-index">
            <term>Petrus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:2z6t8"><hi>Petrus</hi></persName> bei dem
                                Anfange der Leidens-Wochen <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName> zu. O daß es
                                bei uns allen, bei uns Erwachsenen und bei euch Jünglingen, tief ins <app>
            <lem>Herz</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">Herze</rdg>
          </app> dringe, und die ganze Seele einnehme! – <hi>Lebet nicht nach
                                    den sündlichen Begierden! Seyd heilig, wie Gott es ist der euch
                                    berufen hat; Füret euren Wandel, in dieser Zeit der
                                    Wanderschaft, mit kindlicher Furcht vor Gott:</hi> – denn –
                                denn</p>
        <p><pb n="573" edRef="#a"/>
          <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:18">vers 18</citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Bedenket</hi>, daß ihr nicht mit
                                    vergänglichem Silber oder Gold</hi> (mit vergänglichen,
                                nichtigen Dingen, etwa mit Silber <app>
            <lem>oder</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">und</rdg>
          </app> Gold) <hi>erlöset</hi>, losgekauft, <hi>seyd von eurem eiteln
                                    Wandel nach väterlicher Weise.</hi> Genauer, von eurem
                                Abgöttischen Wandel, <hi>den ihr von euren Vätern geerbet</hi>.</p>
        <p><index indexName="persons-index">
            <term>Petrus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:2z6t8"><hi><hi rend="spaced-out">Petrus</hi></hi></persName> schreibet hier an Christen, die
                                ehedem Heiden, Gözendiener gewesen. Den abgöttischen Wandel hatten
                                sie von ihren Vätern empfangen; er war gleichsam das Erbtheil ihrer
                                Väter. – – Trauriges, Allertraurigstes Erbtheil! Denn dieser
                                Gözendienst war nicht etwa bloß, ein Unschädlicher Irthum. Sondern
                                mit den gröbsten Lastern, <index indexName="subjects-index">
            <term>Schwelgerei</term>
          </index>Schwelgerei, Unzucht, <index indexName="subjects-index">
            <term>Menschenfeindschaft</term>
          </index>Menschenfeindschaft, und Lastern aller Art verbunden.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Von</hi></hi> diesem abgöttischen,
                                lasterhaften Unseeligen Wandel, waren sie <hi>Erlöset,</hi>
          <app>
            <lem><hi>Losgekauft</hi></lem>
            <rdg wit="#b" type="v"><hi>losgekauft</hi></rdg>
          </app>. Das Bild ist von einem <hi>Sclaven</hi>, oder von einem
                                    <hi>Schuldner</hi> genommen, den man von seiner Scla<pb edRef="#b" n="553"/>verei, oder aus dem <app>
            <lem><choice>
                <sic>Schuld-Thurn</sic>
                <corr type="editorial">Schuld-Thurm</corr>
              </choice></lem>
            <rdg type="typo-correction" wit="#b">Schuld-Thurm</rdg>
          </app> durch ein Lösegeld loskauft! So waren auch diese Heiden, so
                                sind auch wir und alle Menschen, von der Sünde, durch das theure
                                Blut <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu Christi</hi></persName>
                                losgekauft. – Und warum gerade, durch das <hi>Blut</hi>, durch den
                                Todt, <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>? Warum nicht
                                durch seine Lehre? – – Darum weil der Bürge, den Verschuldeten nicht
                                bloß lehren, wie er keine neue Schulden mache, sondern auch seine
                                alten bezahlen muß.</p>
        <p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:19">vers <app>
                  <lem>19.</lem>
                  <rdg wit="#b" type="v">19</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Sondern</hi> mit dem theuren Blut</hi>
                                (durch das kostbahre Blut) <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christi</hi></persName> (das
                                heißt des Weltheilandes) <hi>als eines unschuldigen und unbefleckten
                                    Lammes</hi> (genauer, des wahrhaftig Untadelhaften und
                                Fehlerlosen <app>
            <lem>Lammes).</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">Lammes.)</rdg>
          </app></p>
        <p><pb n="574" edRef="#a"/>
          <hi><hi rend="spaced-out">Das</hi></hi> Bild ist hergenommen von dem
                                Lamm, welches im <index indexName="subjects-index">
            <term>Altes Testament</term>
          </index><choice>
            <abbr>A. T.</abbr>
            <expan>Altes Testament</expan>
          </choice> zum Opfer dargebracht ward. Dieses muste keinen Fehl, gar
                                keinen Tadel haben, wenn anders das Opfer angenommen werden, und
                                Gott gefallen solte. – <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus Christus</hi></persName>
                                ist dieses <hi>Opfer Lamm</hi>; das heißt, das Opfer für die Welt
                                dargebracht. Das <hi>wahrhaftig untadeliche, fehlerlose Lamm</hi>:
                                das <hi>Gott wahrhaftig wohlgefällige</hi> Opfer! Und wir sind also
                                    <hi>losgekauft, durch das theure Blut</hi>
          <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu Christi</hi></persName>
          <hi>, des wahrhaftig untadelhaften und fehlerlosen Opfer
                                Lammes</hi>: „durch den Todt den <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus Christus</hi></persName>,
                                als Mittler der Welt, an unsrer Stelle erduldet!“</p>
        <p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:20">vers <app>
                  <lem>20.</lem>
                  <rdg wit="#b" type="v">20</rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Der</hi></hi> (besser, <hi>welches</hi>,
                                nämlich Opferlamm) <hi>zuvor versehen ist, ehe der Welt Grund
                                    ge</hi><pb edRef="#b" n="554"/><hi>leget war</hi> (ehe noch eine
                                Zeit war, schon von Ewigkeit her bestimt, nämlich zum Opfer bestimt
                                ist). <hi>Aber offenbahret in dieser lezten Zeit. Unter euch</hi>
                                (in dem <index indexName="subjects-index">
            <term>Menschenalter, jetziges</term>
          </index><app>
            <lem>jezigen Menschenalter).</lem>
            <rdg wit="#b" type="pp">Menschenalter.)</rdg>
          </app></p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Bestimt</hi></hi>, das heißt,
                                    <hi>vorhergesehen,</hi> und <hi>beschlossen</hi>; schon von
                                Ewigkeit her bestimt, sind alle Dinge ohne Ausnahme. Bestimt ist der
                                Augenblick der Geburt und des Todes bei jedem unter uns. Bestimt
                                jede Veränderung seines Lebens; die kleinste so wie die gröste: wenn
                                eine <index indexName="subjects-index">
            <term>Kugel</term>
          </index>Kugel ihn verwundet, oder ein <index indexName="subjects-index">
            <term>Insekt</term>
          </index>Insect ihn sticht; wenn er zu einer hohen Ehrenstelle
                                hinaufsteiget, oder durch einen Trunk Wassers seinen Durst löscht!
                                    <ptr target="#passpred1_erl_6" type="editorial-commentary"/>Jeder Sperling der todt zur Erde fällt. Jedes Gräschen, das unter
                                unsern Füssen aufkeimt. Jedes <app>
            <lem>Häärchen</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">Härchen</rdg>
          </app> das von unserm Haupte fält – Alles, alles ist von Gott, schon
                                von Ewigkeit, <hi>vorher</hi><pb n="575" edRef="#a"/><hi>gesehen</hi>; und entweder <hi>verordnet</hi>, daß es
                                geschehen solte; oder <hi>zugelassen</hi>, daß es geschehen könte. –
                                    <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:15"><app>
                  <lem>Apostelgeschicht</lem>
                  <rdg wit="#b" type="v">Apost. Gesch.</rdg>
                </app> 15,</citedRange></bibl></seg>
          <hi>Gott sind</hi>, sagt <index indexName="persons-index">
            <term>Jakobus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:3r6cz">Jacobus</persName>, <hi>alle seine
                                    Werke bekandt von Ewigkeit her</hi>: Alles was er thut, <app>
            <lem><choice>
                <sic>geschicht</sic>
                <corr type="editorial">geschieht</corr>
              </choice></lem>
            <rdg type="typo-correction" wit="#b">geschieht</rdg>
          </app> nicht blindlings; alles ist schon von Ewigkeit her, <app>
            <lem><hi>Ueberleget,</hi></lem>
            <rdg wit="#b" type="v"><hi>Ueberleget</hi>.</rdg>
          </app>
          <hi>Angeordnet</hi>, und <hi>Beschlossen</hi>.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">In</hi></hi> diesem Sinne, kan also das
                                Wort, hier nicht <app>
            <lem>genommen</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">angenommen</rdg>
          </app> werden. Denn das wäre ja kein <hi>Vorzug</hi> des Opfers
                                    <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu Christi</hi></persName>.
                                Vielmehr muß man es, von der <hi>Wirkung</hi> jener Vorherbestimmung
                                verstehen. <hi>Das Opfer</hi>
          <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu Christi</hi></persName><hi>,
                                    ist von Ewigkeit vorher bestimt</hi>; das heißt, schon von
                                Ewigkeit her <hi>Gültig, wirksahm</hi> ist die<pb edRef="#b" n="555"/>ses Opfer. – „Obgleich, will <index indexName="persons-index">
            <term>Petrus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:2z6t8"><hi>Petrus</hi></persName> sagen,
                                dieses Opfer allererst jezo, nach <hi>viertausend Jahren</hi>
                                dargebracht worden: so ist es doch nicht, erst seit jezo kräftig.
                                Für alle <ptr target="#passpred1_erl_2" type="editorial-commentary"/>die Millionen Menschen, die bereits gelebet, ist es schon wirksam
                                gewesen. Alle diese Millionen hat es <hi>losgekauft</hi>!“</p>
        <p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:21">vers 21</citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Unter</hi> euch, die ihr durch ihn <index indexName="subjects-index">
              <term>glauben</term>
            </index>gläubet an Gott</hi> (zu dem Dienste Gottes gefüret seyd
                                    <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:18">vers
                                        18</citedRange></bibl>.) <hi>Der ihn auferwecket hat von den
                                    Todten, und ihm die Herrlichkeit gegeben,</hi> (in den Himmel
                                erhaben) <hi>auf daß ihr <index indexName="subjects-index">
              <term>Glaube</term>
            </index>Glauben und Hofnung zu Gott haben möchtet.</hi> Genauer,
                                „damit euer Glaube und Hofnung, <hi><hi rend="spaced-out">auf
                                        Gott</hi></hi>, gegründet sey.“</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Auf Gott</hi></hi>; nicht auf
                                Versicherungen trüglicher Menschen; sondern, auf <hi><hi rend="spaced-out">Gott selbst</hi></hi> gegründet! – Gott
                                selbst hat die göttliche Sendung <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, und die
                                Gültigkeit seines Opfers bezeuget, indem Er ihn vom Tode
                                auferwecket, und in den <pb n="576" edRef="#a"/> Himmel erhaben.
                                Folglich ist, <hi>euer Glaube</hi>, an den Todt <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>; und
                                    <hi>eure Hofnung</hi>, der Freundschaft Gottes und der
                                Seeligkeit seines Himmels, <hi>auf Gott selbst gegründet</hi>. –
                                    <ptr target="#passpred1_erl_3" type="editorial-commentary"/>Auf
                                – <hi><hi rend="spaced-out">Gott Selbst</hi></hi> – einen Grund
                                gebauet, der fester ist als Erde und Himmel! –</p>
        <p><app>
            <lem><hi><hi rend="spaced-out">Ja</hi>!</hi></lem>
            <rdg type="v" wit="#b"><hi>Ja!</hi></rdg>
          </app> Ihr <hi><hi rend="spaced-out">Reuvolle</hi></hi>, über eure
                                Sünden bekümmerte <hi><hi rend="spaced-out">Seelen</hi></hi>; die
                                ihr noch von allerlei Zweifeln wegen eurer ehemahligen und schweren
                                Sünden beunruhiget werdet! Sezet euren Klagen Grenzen. Verbannet die
                                Zweifel die euch peini<pb edRef="#b" n="556"/>gen! – Ihr <hi><hi rend="spaced-out">Leidende</hi></hi>, Dürftige, Kranke,
                                Betrübte! Die ihr, schon lange bekehrt, schon lange Freunde der
                                Tugend, immer noch eure Leiden, als Strafen des rächenden Gottes,
                                <index indexName="subjects-index">
            <term>schreckensvoll</term>
          </index>schreckensvoll betrachtet! Richtet muthig euer Haupt <app>
            <lem>empor.</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">empor,</rdg>
          </app> Fasset Vertrauen. – Ihr <hi>christlichen Streiter</hi>! Die
                                ihr bei der Stärke der sündlichen Begierden, die sich in euch regen,
                                fast euren Muth sinken laßt! – Ihr <hi>Frommen alle</hi>, die das
                                    <index indexName="subjects-index">
            <term>Gefühl der Unwürdigkeit</term>
          </index>Gefül der Unwürdigkeit und Strafbahrkeit, von Gott
                                <index indexName="subjects-index">
            <term>zurückschrecken</term>
          </index>zurükkeschreckt; oder doch furchtsam, schüchtern macht! – Gehet
                                freudig zu dem Thron des <hi><hi rend="spaced-out">Ewigen</hi></hi>!
                                Nähert euch getrost allen Schäzen Seiner Huld! Schöpfet aus Seinem
                                <index indexName="subjects-index">
            <term>Reichtum, unermesslicher</term>
          </index>Unermeslichen Reichthum, eine Gnade nach der andern! Denn – –
                                    <hi>Euer Glaube, eure Hofnung ist auf <hi rend="spaced-out">Gott
                                        selbst</hi> gegründet!</hi> – – <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus Christus</hi></persName>,
                                Sein Sohn ist nicht allein gestorben, sondern auch auferstanden, und
                                gen Himmel gefahren. – – So gewiß denn, als Gott, Gott ist, so
                                gewiß, so untrüglich sicher, ist euer Glaube an den Todt <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>; eure Hofnung der
                                Freundschaft Gottes und der Seeligkeit Seines Himmels!</p>
        <p><pb n="577" edRef="#a"/>
          <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Petr:1:18">vers <app>
                  <lem><choice>
                      <sic>18.</sic>
                      <corr type="editorial">19.</corr>
                    </choice></lem>
                  <rdg wit="#b" type="v"><choice>
                      <sic>18</sic>
                      <corr type="editorial">19</corr>
                    </choice></rdg>
                </app></citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">So</hi></hi> ist denn der Todt <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, nach <index indexName="persons-index">
            <term>Petrus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:2z6t8"><hi>Petri</hi></persName> Belehrung,
                                    <hi>Ein blutiges Opfer</hi>. Ein Todt, ein Leiden, das er <hi>an
                                    der Menschen Stelle</hi> erduldet. Denn blutige Opfer wurden an
                                der Stelle des Opfernden dargebracht. – Er ist das, <hi>Gott
                                    wahrhaftig-wohlgefällige Opfer</hi>: der Todt der durch alle
                                jene blutigen Opfer im <choice>
            <abbr>A. T.</abbr>
            <expan>Altes Testament</expan>
          </choice>, angekündiget und abgebildet worden. – Dieser Todt <hi>hat
                                    uns <hi rend="spaced-out">losgekauft</hi> von der Sünde</hi>.
                                    <pb edRef="#b" n="557"/> Durch ihn sind die Strafen unsrer
                                Sünden gebüsset. – Und, <hi>schon für <hi rend="spaced-out">alle
                                        Zeitalter</hi> ist er wirksam gewesen</hi>. – Er wirkte noch
                                ehe er geduldet worden.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Folglich</hi></hi>; diesen Todt, dieses
                                Leiden hat <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus Christus</hi></persName>
                                geduldet, <hi>an unsrer Stelle</hi>! – Er hat uns damit,
                                    <hi>Begnadigung, und Vaterliebe bei Gott verdienet</hi>. – Mit
                                einem Worte: der Todt <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, ist ein
                                        <hi><hi rend="spaced-out">Verdienstlicher</hi>, <hi rend="spaced-out">Vertretender</hi>, <index indexName="subjects-index">
              <term>Tod, versöhnender</term>
            </index><hi rend="spaced-out">Versönender</hi> Todt</hi>.</p>
        <p>1) <hi><hi rend="spaced-out">An unsrer Stelle</hi></hi> hat <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>, <hi>seine
                                    Leiden geduldet</hi>! Alle die Schmerzen des Leibes und der
                                Seele die ihn drücketen, waren die Strafen unsrer Sünde.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Wo</hi></hi> ist ein Mensch in der Welt,
                                der nicht die Geseze Gottes übertreten, mehr als einmahl in seinem
                                Leben übertreten? Und was solte Gott nun mit uns Sündern thun? – Uns
                                ungestraft lassen? Das hiesse die Sünde privilegiren! Uns auf blosse
                                Reue begnadigen? Das würde uns das Sündigen zu leichte machen; und,
                                wer weiß wie viele andre üble Folgen, in dem Unermeslichen Staate
                                Gottes nach sich ziehen. Oder soll er Seine Geseze vernachlässigen,
                                sie gleichsam unsern Lüsten Preis ge<pb n="578" edRef="#a"/>ben? Das
                                würde das Wohl der Welt zernichten. – Solte Er uns denn,
                                Unerbittlich strafen? – – „Ja! Das köntest du thun. Allgerechter!
                                Allerheiligster! Das hatten wir verdienet, unzälichemal verdient,
                                mit dem schwarzen Undank, mit dem frechen Ungehorsam gegen dich.
                                Aber <pb edRef="#b" n="558"/>
          <hi>Deine</hi> Liebe Vater der Menschen! wolte uns retten! Wolte uns
                                beglücken; und dennoch das Ansehen deiner Wohlthätigen Geseze
                                sichern! – Darum straftest du, in deinem Eingebohrnen Sohne unsre
                                Sünden: um uns Sünder zu begnadigen; und zu gleicher Zeit, uns die
                                Sünde, unser Unglück, <index indexName="subjects-index">
            <term>schrecklich</term>
          </index>schrecklich zu machen!“</p>
        <p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Jes:53:4" to="Jes:53:7">Jesaiä 53,
                                            4–7</citedRange></bibl></seg>
          <hi><hi rend="spaced-out">Er</hi> trug unsre <index indexName="subjects-index">
              <term>Krankheit</term>
            </index>Krankheit, und lud auf
                                    sich unsre Schmerzen. Er ist um unsrer Missethat willen
                                    verwundet, und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe
                                    die uns Glück bringt, liegt auf ihm; und durch seine Wunden
                                    werden wir geheilet. Wir giengen alle in der Irre wie Schaafe,
                                    ein jeglicher sahe auf seinen Weg: aber der Herr warf unser
                                    aller Sünde auf ihn. Da er gestraft und gemartert ward, thät er
                                    seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlacht-Bank
                                    gefüret wird, und wie ein Schaaf, das verstummet vor seinem
                                    Scheerer, und seinen Mund nicht aufthut.</hi></p>
        <p>2) <hi><hi rend="spaced-out">Durch</hi> seinen Todt hat er uns nun,
                                    Begnadigung und Liebe Gottes</hi>, nicht allein publiciret,
                                sondern auch <hi><hi rend="spaced-out">verdienet</hi></hi>.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Denn</hi></hi> nun ist, die Strafe
                                gebüsset. Nun ist die Schuld bezahlet. Nun sind die üblen Folgen der
                                Sünde; die Zerrüttungen die sie in der Welt <pb n="579" edRef="#a"/>
                                angerichtet, ausgetilget! Und nun kan uns Gott, <app>
            <lem>Vergeben;</lem>
            <rdg wit="#b" type="v">Vergeben:</rdg>
          </app> uns bei redlicher Besserung begnadigen: ohne Seine
                                    <hi>Gerechtigkeit</hi> und Heiligkeit zu <pb edRef="#b" n="559"/> verlezen. Oder vielmehr; ohne <hi>Seine Güte zu schänden</hi>;
                                sie in Verkehrung des Rechts und Unrechts, in Beförderung des
                                Lasters zu verwandeln! – <hi>Die Strafe die uns Glück bringet,
                                    lieget auf ihm, und nun sind wir durch seine Wunden
                                    geheilet.</hi>
          <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jes:53:5"><hi>Jesaiä</hi> 53, 5</citedRange></bibl>.</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Ferne</hi></hi> sey es von uns,
                                    <hi>Meine</hi>
          <choice>
            <abbr><hi>Christl. Zuh.</hi></abbr>
            <expan>Christliche Zuhörer</expan>
          </choice> diejenigen zu verachten, oder zu verurtheilen, welche an
                                dieser Lehre zweifeln! Das hiesse die Erlösung <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu Christi</hi></persName>, den
                                verdienstlichen Todt mit dem Munde <index indexName="subjects-index">
            <term>bekennen</term>
          </index>bekennen und ehren, und durch unsre Thaten schänden. Sie
                                diese <index indexName="subjects-index">
            <term>menschenfreundliche Versöhnung</term>
          </index>menschenfreundliche <index indexName="subjects-index">
            <term>Versöhnung</term>
          </index>Versönung des Sohnes Gottes, die uns jeden Menschen theuer
                                machet; uns folglich <index indexName="subjects-index">
            <term>Menschenliebe</term>
          </index>Liebe zu allem was Mensch ist einflössen muß!</p>
        <p><hi><hi rend="spaced-out">Aber</hi></hi> lasset uns desto frölicher,
                                desto innbrünstiger die Güte Gottes preisen, welche so zärtlich für
                                unsre Ruhe, für den Trost unsers Gewissens gesorgt. Es ist wahr. Die
                                blosse Versicherung Gottes, uns bei redlicher Besserung zu
                                begnadigen, kan und soll uns genug seyn. Aber so lange wir noch
                                hier, in dem Lande der Zweifel leben, muß uns jeder Zusaz von
                                Gewisheit höchst willkommen seyn. Und wie? Wenn wir nun <hi>sehr
                                    schwere Sünden</hi> begangen? <hi>Schwere Sünden, Christen!</hi>
                                Das sind nicht Sünden, die der <index indexName="subjects-index">
            <term>Arm der Obrigkeit</term>
          </index>Arm der Obrigkeit mit dem Schwerdte straft. Sondern, gegen
                                unsre bessern Einsichten, gegen die Erinnerungen unsers Gewissens,
                                bei sehr vielen und grossen Gunstbezeugungen Gottes; mit langer
                                    Ueber<pb n="580" edRef="#a"/>legung sündigen; und viele andre
                                Menschen in un<pb edRef="#b" n="560"/>sre Sünden verwickeln. Das
                                alles sind vorzüglich schwere Sünden. Und wenn wir nun diese
                                begangen; würde da nicht, immer ein geheimer Zweifel an der
                                Begnadigung bei Gott, unser Herz nagen? Würde nicht dieser Zweifel,
                                unser Leben zu Pein, und unsern Todt zur Marter machen? – Doch wozu
                                füre ich die Schweren Sünden an? <hi>Jede Sünde</hi>, lasset uns das
                                tief unsrer Seele einprägen. <hi>Jede Sünde hat, in einer Welt des
                                    Allweisen, die lauter Ursache und Wirkung ist, <hi rend="spaced-out">ewige Folgen</hi>.</hi> Ueble Folgen, die
                                in alle Ewigkeit fortwären. – Wir kränken unsern <index indexName="subjects-index">
            <term>Nebenmensch</term>
          </index>Nebenmenschen. Wir verfüren die Unschuld. Wir schwächen
                                unsre Gesundheit durch <index indexName="subjects-index">
            <term>Schwelgen und Unzucht</term>
          </index>Schwelgen, Unmässigkeit, Unzucht. Wir zerrütten eine Familie
                                durch Zwietracht, Verleumdung, oder Unzucht. Da bringen wir üble
                                Folgen, Nachtheile, über einige unsrer Nebenmenschen. Diese wiederum
                                über andre. Diese noch über andre. Und so gehet alsdenn, die Reihe
                                übler Folgen, unaufhaltbahr durch alle Geschlechter, bis ans Ende
                                der Welt, bis in Ewigkeit fort. So wie bei einem Flusse, die Ersten
                                <index indexName="subjects-index">
            <term>Tropfen</term>
          </index>Tropfen, die aus der Quelle fliessen, von den nächsten; diese
                                wiederum von andern fortgestossen werden, und solchergestalt einen
                                Strohm machen, der Städte und Länder, und Königreiche durchströmet,
                                und sich endlich in die Schlünde des Oceans ergiesset. – Und was
                                könte uns nun bei dem Zweifel völlig beruhigen: „<hi>die</hi> üblen
                                Folgen meiner Sünden, dauern noch immer fort. In Ewigkeit fort! Ich
                                sündige also, <hi>der Wirkung nach</hi>, alle Tage aufs neue!“ – –
                                Was an<pb n="581" edRef="#a"/>ders als diese trostvolle Lehre des
                                    <index indexName="subjects-index">
            <term>Evangelium</term>
          </index>Evangelii: daß <pb edRef="#b" n="561"/>
          <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> die Strafen
                                unsrer Sünden geduldet; und dadurch eine Veranstaltung getroffen,
                                diese <index indexName="subjects-index">
            <term>schreckliche Zerrüttung</term>
          </index>schreckliche Zerrüttung zu heben, die sie in Gottes Reich
                                angerichtet.</p>
        <p><hi>Meine</hi>
          <choice>
            <abbr><hi>Christl.</hi></abbr>
            <expan>Christlich</expan>
          </choice>
          <hi>Zuhörer!</hi> Was kan der Liebe unsers Gottes gleichen, welcher
                                mit solcher Zärtlichkeit für unsre Ruhe sorget! O so lasset uns
                                denn, dieses Siegel, dieses Unterpfand seiner zärtlichen Huld,
                                    <hi>die Lehre von dem verdienstlichen Tode</hi>
          <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName> seines
                                Sohnes, <hi>unsrer Seele tief einprägen</hi>: damit sie uns
                                beruhige, wenn in den trüben Stunden der Leiden, wenn in der
                                <index indexName="subjects-index">
            <term>schreckliche Stunde des Todes</term>
          </index>schrecklichen Stunde des Todes quälende Zweifel uns ängstigen. Zu
                                dem Ende erinnere und bitte ich euch; in diesen Leidens Wochen, so
                                viel möglich, täglich einige kurze Zeit, etwa des <index indexName="subjects-index">
            <term>Abend</term>
          </index>Abends, der Betrachtung dieser Geheimnisse der Liebe Gottes
                                zu widmen! Leset die Passions Geschichte in der <index indexName="subjects-index">
            <term>Bibel</term>
          </index>Bibel. Verbindet damit die Betrachtung eines gut
                                geschriebenen <index indexName="subjects-index">
            <term>Andachtsbuch</term>
          </index>Andachts-Buches. Erwecket euch <ptr target="#passpred1_erl_4" type="editorial-commentary"/>durch
                                einen geistvollen Gesang, die Grösse der Huld Gottes zu empfinden;
                                euch in dieses Meer der Liebe zu versenken. – Lasset uns denn aber
                                auch, diese zärtliche Liebe Gottes, <hi>mit gerürtem Herzen
                                    anbeten</hi>, und wie es edle Seelen geziemt, <hi>mit Dank
                                    erwiedern</hi>. Ihm unser ganzes Herz weihen, Ihm, der uns so <app>
            <lem>unendlich</lem>
            <rdg type="typo-correction" wit="#b"><choice>
                <sic>unedlich</sic>
                <corr type="editorial">unendlich</corr>
              </choice></rdg>
          </app> liebet! Ach wer verdienet mehr, unsern Dank, unsre Liebe,
                                unser Vertrauen, unsern Gehorsam, als <hi>unser Gott</hi>! – Lasset
                                uns endlich, denn dieses ist der beste, der einzige wohlgefällige
                                Dank dafür, Sein <hi>Göttliches Muster nachahmen, <hi rend="spaced-out">die Menschen</hi></hi>
          <pb n="582" edRef="#a"/>
          <pb edRef="#b" n="562"/>
          <hi><hi rend="spaced-out">lieben</hi></hi>, so wie Gott sie liebet!
                                Diese Erlösung aller Menschen durch den Sohn Gottes, tödte in uns
                                jede <index indexName="subjects-index">
            <term>menschenfeindlich</term>
          </index>menschenfeindliche lieblose Regung; belebe uns mit lauter
                                    <index indexName="subjects-index">
            <term>liebesvolle Neigungen</term>
          </index>liebesvollen, grosmütigen Neigungen. Wenn sich nun der
                                Stolz, der Neid, die Haabsucht, die Rachbegierde sich in uns regt:
                                da lasset uns alsbald denken „wie! <hi>den</hi> solte ich
                                beschädigen, kränken, für den <index indexName="persons-index">
            <term>Christus, s. Jesus Christus</term>
            <term>Jesus Christus</term>
          </index>
          <persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> gestorben!
                                Den Gott so unaussprechlich theuer achtet!“ Wenn sich eine
                                Gelegenheit uns darbeut, Menschen zu erfreuen und zu beglücken, da
                                lasset uns voll von dieser Lehre, alsbald zu uns sprechen „Eile
                                meine Seele, dem Gott deine Liebe zu <index indexName="subjects-index">
            <term>beweisen</term>
          </index>beweisen, der dich so unendlich geliebet. Ihn, meinen Gott,
                                in Seinen Menschen, die Er so unendlich theuer geachtet, zu
                                erfreuen!“ – So müsse diese Lehre, nicht bloß in unserm Kopfe seyn;
                                sondern unser <hi>Ganzes Leben</hi> regieren. Uns nicht zu
                                Disputanten, sondern zu Guten, Gottgefälligen und Seiner Welt
                                nüzlichen Menschen machen! Amen!</p>
      </div></lem>
    <rdg type="om" wit="#c #z"/>
  </app>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="passpred1_erl_1"><label>Von
                        einem Schüler verrathen; und von seinem Freunde verleugnet</label>
    <p>Diese Wendung findet sich auch <ref target="textgrid:25dg0.5#less_526">a526</ref>, gemeint sind Judas Iskariot (vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:25dg0.5#quin_erl_2"/>) und Petrus (vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:25dg0.5#quin_erl_3"/>).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="passpred1_erl_2"><label>die
                        Millionen Menschen, die bereits gelebet</label>
    <p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rp.5#sontr7_erl_9"/>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="passpred1_erl_3"><label>Auf –
                        Gott Selbst – einen Grund gebauet, der fester ist als Erde und
                        Himmel!</label>
    <p>Vgl. Ps 73,25.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="passpred1_erl_4"><label>durch
                        einen geistvollen Gesang [...] euch in dieses Meer der Liebe zu
                        versenken</label>
    <p>Vgl. die erste Strophe des ersten Passionsliedes „Herr, stärke mich, dein
                        Leiden zu bedenken, mich in das Meer der Liebe zu versenken, die dich bewog,
                        von aller Schuld des Bösen uns zu erlösen“ (Neues christliches Gesangbuch.
                        Nebst einer Anleitung zur Gebetsübung, hg. von G. Leß u. J. P. Miller, <hi rend="superscript">3</hi>1788, 86f. [= Nr. 90]).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="passpred1_erl_5"><label>Erste
                        Passions-Predigt über 1 Petri 1,14–21. Von dem Verdienstlichen der Leiden
                        Jesu.</label>
    <p>Diese Predigt findet sich auch in G. Leß, Passions-Predigten. Nebst einem
                        Anhange, 1776, [297]–310. In der dritten Auflage der
                            <hi>Sontags-Evangelia</hi> fehlen alle drei Passionspredigten (vgl. <ref target="textgrid:3r95r.2#less_VIII_c">c[VIII]</ref>).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" id="passpred1_erl_6"><label>Jeder
                        Sperling der todt zur Erde fällt [...] Jedes Häärchen das von unserm Haupte
                        fält</label>
    <p>Vgl. Mt 10,30 par. (vgl. <ref target="textgrid:259rk.5#less_75">a75</ref>).</p></note>
</div>