<div type="chapter" id="chapter_2_1">
<head><pb edRef="#a" n="295"/>
<pb edRef="#b" n="9"/>
<pb edRef="#c" n="8"/>
<choice>
<orig>Erster Abschnitt. <lb/><index indexName="subjects-index">
<term>exegetisch</term>
</index>Exegetische Theologie.</orig>
<supplied reason="toc-title">Erster Abschnitt. <hi>Exegetische
Theologie</hi></supplied>
<supplied reason="column-title">II.1. Exegetische
Theologie</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="section_2_5-5">
<div n="5" type="section" id="section_2_5">
<head><app>
<lem>5</lem>
<rdg wit="#a" type="v">292</rdg>
</app>.</head>
<p>Es ist für den künftigen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion nichts weniger als <app>
<lem>überflüßig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">überflüssig</rdg>
</app>, sich zu überzeugen, wie nothwendig es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel mit dem angestrengtesten <app>
<lem>Fleisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fleiße</rdg>
</app> zu studieren, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Erforschung ihres Verstandes, und alles dessen, was dazu
erfordert wird, mit <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Augen zu sehen. Wenn es noch, selbst unter denen, die Lehrer seyn
wollen, so viele giebt, die sie gar nicht einmal, als in <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Fällen Amts wegen, lesen; die ihre Theologie lieber aus den Cisternen
oder den trüben Wassern der <index indexName="subjects-index">
<term>Compendien</term>
</index>Compendien und Systeme, als aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Quelle</term>
</index>Quelle selbst schöpfen wollen; die zufrieden sind, hergebrachte
Texte der Bibel, worüber sie die Religion vortragen sollen, nothdürftig zu
verstehen, ohne sich um den übrigen Inhalt der <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Schrift zu bekümmern, oft auch mit noch wenigerm, mit jedem guten
Gedanken, sich begnügen, der ihnen <app>
<lem>bey einen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei einem</rdg>
</app> solchen <app>
<lem>Text beyfällt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Texte beifällt</rdg>
</app>, ohne sich zu fragen, ob dies gerade das <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, was in dem <app>
<lem>Text</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Texte</rdg>
</app> liege; die, wenn sie ja auch das Uebrige in der Bibel lesen, statt <app>
<lem>eignen Fleisses</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigenen Fleißes</rdg>
</app>, auf den bloßen Uebersetzun<pb edRef="#a" n="296"/>gen oder
Commentarien <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> ausruhen; die ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer lieber mit ihren <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="10"/> Einfällen, als mit dem Inhalt der Bibel unterhalten;
die selbst gegen die zügellosesten Mißhandlungen der Bibel <app>
<lem>gleichgültig,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gleichgültig sind, sich</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="9"/> selbst <app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die unredlichsten Vorstellungen ihres Inhalts <app>
<lem>verliebt sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gefallen lassen</rdg>
</app>, wenn diese nur ihrer Einbildungskraft ein angenehmes Spiel geben: so
dürfte doch wohl jene Ueberzeugung von der <index indexName="subjects-index">
<term>Pflicht</term>
</index>Pflicht, die heilige Schrift, und zwar mit <app>
<lem>eignem Fleisse,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigenem Fleiße</rdg>
</app> zu studieren, selten genug, es dürften doch wohl der Vorurtheile
nicht wenig seyn, welche die Lust zu dieser Beschäftigung ersticken, und
denen man jene Ueberzeugung <app>
<lem>entgegen zu setzen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entgegenzusetzen</rdg>
</app> nöthig finden möchte.</p>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_6-21">
<div n="6" type="section" id="section_2_6">
<head><app>
<lem>6</lem>
<rdg wit="#a" type="v">293</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel auch nur als ein bloß menschliches Werk betrachtet <app>
<lem>wird:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird,</rdg>
</app> so muß sie doch jedem, der unbefangen den Werth eines Buchs zu
schätzen weiß, höchst <app>
<lem>respectabel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">achtungswerth</rdg>
</app> seyn. Ein Werk, das, <app>
<lem>so häufig, wie kein andres</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">häufiger als irgend ein anderes</rdg>
</app> in der Welt, gelesen worden <app>
<lem>ist; das</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ist,</rdg>
</app> mehr als irgend ein <app>
<lem>andres</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderes</rdg>
</app> gewirkt, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">indem es</rdg>
</app> Jahrtausende hindurch ganze Nationen, und gerade die <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärtester</term>
</index>aufgeklärtesten und gesittetsten, gebildet hat; das in einigen
Theilen eine Geschichte enthält, dergleichen es in Absicht auf <index indexName="subjects-index">
<term>Alterthum</term>
</index>Alterthum, Nachrichten von sonst ganz unbekannten Theilen, zumal der
ältesten Geschichte des menschlichen Geschlechts, und zugleich <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">der</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaubwürdigkeit</term>
</index>Glaubwürdigkeit, sonst gar nicht giebt; das in andern seiner Bücher <app>
<lem>zu erst</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zuerst</rdg>
</app> Aufschlüsse von <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Reli<pb edRef="#a" n="297"/>gion und <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre ertheilt, wie sie vor diesen Büchern nirgends <app>
<lem>waren,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">waren –</rdg>
</app> Aufschlüsse, die, <app>
<lem>bey <pb edRef="#b" n="11"/> alle</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei allem</rdg>
</app> dem, was sie von dem Gepräge der Zeit und der Nation, in der sie
zuerst gegeben wurden, <app>
<lem>tragen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">tragen –</rdg>
</app> doch so sehr alle Merkmale der reinsten <app>
<lem>Gotteswürdigen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Lauterkeit haben, und mit einer unübertreffbaren Einfalt,
Faßlichkeit, Fruchtbarkeit und Würde <app>
<lem>ausgedruckt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgedrückt</rdg>
</app> sind – sollte nicht die größte Aufmerksamkeit, sollte nicht vor allen
andern studiert zu werden verdienen? – Ist nun die Bibel gerade das
Werkzeug, dessen sich die göttliche <pb edRef="#c" n="10"/>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app>
<app>
<lem>bedienet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bedient</rdg>
</app> hat, jene <app>
<lem>reine</lem>
<rdg wit="#c" type="v">reinen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Religionsbegriffe</term>
</index>Religionsbegriffe auszubreiten, und dadurch erweislich zuerst die
allgemein herrschende und unüberwindlich scheinende Macht des Aberglaubens
und Götzendienstes zu stürzen; <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man also die so <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Fürsorge Gottes <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihrer Veranstaltung und Erhaltung nicht <app>
<lem>leugnen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">läugnen</rdg>
</app>; bekennen wir uns für überzeugt, daß das <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum von <index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index>Gott, daß es der <app>
<lem>zuverläßigste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zuverlässigste</rdg>
</app> Weg <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, der zu ihm und zur wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeit</term>
</index>Seligkeit führt; und ist die Bibel das einzige Werk, woraus wir, was
Christenthum <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, allein mit Sicherheit lernen können: so ist unbegreiflich, wie einem
verständigen und ehrlichen <app>
<lem>Mann</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Manne</rdg>
</app>, der dieses <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> glaubt, wie zumal einem Lehrer des <app>
<lem>Christenthums,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Christenthums</rdg>
</app> das Studium der Bibel gleichgültig, oder unwichtiger als irgend etwas <app>
<lem>anders,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anders</rdg>
</app> seyn könne; man mag diese Sache in Absicht auf die Erkenntniß
ansehen, die er <app>
<lem>vor <hi>sich</hi> haben</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>selbst</hi> besitzen</rdg>
</app>, oder die er <app>
<lem><hi>Andern</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>andern</hi></rdg>
</app> mittheilen soll.</p>
</div>
<div n="7" type="section" id="section_2_7">
<head><pb edRef="#a" n="298"/>
<pb edRef="#b" n="12"/>
<app>
<lem>7</lem>
<rdg wit="#a" type="v">294</rdg>
</app>.</head>
<p>Ist die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel die <index indexName="subjects-index">
<term>Quelle</term>
</index>Quelle, woraus die christliche Lehre allein sicher geschöpft werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und enthält sie die Anzeige, wie und wodurch Gott selbst die
Menschen nach und nach zu reinern <index indexName="subjects-index">
<term>Religionskenntnisse</term>
</index>Religionskenntnissen und göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnungen</term>
</index>Gesinnungen erzogen <app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat:</rdg>
</app> so müßte schon deswegen jeder, der auch nur vorerst wissen wollte, ob
er sich für oder wider das Christenthum zu erklären habe, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dieser Frage ehrlich verfahren wollte, selbst die Bibel studieren.
Weit mehr müßte er es also noch, wenn er sie für das <index indexName="subjects-index">
<term>Archiv</term>
</index>Archiv hält, darin Gott seine Belehrungen der Menschen über die
wahre Religion niedergelegt <app>
<lem>hat,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat;</rdg>
</app> und noch mehr, wenn er ein Lehrer dieser Religion seyn will, auf
dessen <app>
<lem>Untersuchungen und</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Untersuchungen, ein Ausspender derselben, auf
dessen</rdg>
</app> Treue sich <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andre</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> sollen <app>
<lem>verlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">verlassen</rdg>
</app> können. (<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:4:1 1Kor:4:2">1 Kor. 4, 1. 2.</citedRange></bibl>)</p>
</div>
<div n="8" type="section" id="section_2_8">
<head><pb edRef="#c" n="11"/>
<app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#a" type="v">295</rdg>
</app>.</head>
<p>Zwar könnte er sich auf <app>
<lem>Andre <app>
<lem>verlaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verlassen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Andere verlassen</rdg>
</app>, die bereits diesen Unterricht und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">diese</rdg>
</app> Lehre aus der heiligen Schrift gezogen, oder den Sinn der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel sorgfältig untersucht <app>
<lem>haben. Aber</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">haben; aber</rdg>
</app> doch nur <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app>, wenn er selbst keine <app>
<lem>Fähigkeit beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Fähigkeit, Beides</rdg>
</app> zu thun, oder wichtigere Beschäftigungen, als diese, hätte, und wenn
er völlig sicher seyn könnte, daß diese Andern nichts übersehen, keine
Fehler <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> begangen hätten. Mit <app>
<lem>jenen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jenem</rdg>
</app>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er sich nicht entschuldigen; denn was <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> für <hi>ihn</hi> wich<pb edRef="#a" n="299"/><pb edRef="#b" n="13"/>tiger seyn, als vorerst Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen aus den reinsten, <app>
<lem>ächtesten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">echtesten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Urkunden</term>
</index>Urkunden seines Willens zu schöpfen? <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Und</rdg>
</app> wer nicht einmal die Kenntnisse erwerben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> oder will, die zur überzeugenden Einsicht des wahren Verstandes
dieser Urkunden nöthig sind, mit welchem Recht will der sich Andern zum
<index indexName="subjects-index">
<term>Wegweiser</term>
</index>Wegweiser anbieten? Sicher, ohne <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> Untersuchung, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er eben so wenig seyn, daß die, denen er folgen will, ihn vollständig
und richtig von dem <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum belehrt haben. Denn jeder, der, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gebrauch der dazu dienlichen Hülfsmittel, selbst forscht, findet
gewiß Manches in der Bibel, was <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> nicht gesehen <app>
<lem>haben;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben,</rdg>
</app> findet, wo nicht neue Aussichten über ihren richtigern Verstand und
die darin enthaltenen Sachen, doch neue Beweise, neue Beziehungen der
Lehren, neue <app>
<lem>Arten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Arten,</rdg>
</app> sie faßlicher und eindrücklicher zu machen. Und wäre auch alles dies <app>
<lem>nicht:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nicht,</rdg>
</app> so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er sich doch Andern, die ihm vorgearbeitet haben, eher nicht sicher
anvertrauen, als bis er geprüft hat, ob sie mit hinlänglicher Einsicht und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Unpartheylichkeit</term>
</index>Unpartheylichkeit dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Unparteilichkeit dabei</rdg>
</app> verfuhren. Dies <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Menschen, die fehlen, Manches nicht wissen, Manches übersehen können,
schlechterdings nicht mit Gewißheit annehmen, wenn er die Kenntnisse nicht
selbst mit allem Fleiß zu erlangen <pb edRef="#c" n="12"/> sucht, oder nicht
aufs gewissenhafteste <app>
<lem>braucht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anwendet</rdg>
</app>, die <app>
<lem>zur</lem>
<rdg type="v" wit="#a">zu</rdg>
</app> Bestimmung des Verstandes der heiligen Schrift und <app>
<lem>zur</lem>
<rdg type="v" wit="#a">zu</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Prüfung</term>
</index>Prüfung der verschiedenen Meinungen darüber nöthig sind; <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> am allerwenigsten dann entscheiden, wenn die <index indexName="subjects-index">
<term>Ausleger</term>
</index>Ausleger der Bibel über den Verstand gewisser <pb edRef="#a" n="300"/>
<pb edRef="#b" n="14"/> Stellen oder über gewisse <app>
<lem>Puncte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Punkte</rdg>
</app>, welche die Bibel <app>
<lem>angehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angehen</rdg>
</app>, unter sich uneins sind.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. Der Wahn, daß es irgend einen oder mehrere Menschen gebe, die in
Bestimmung des Sinnes der heiligen Schrift <app>
<lem>untrüglich</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>untrüglich</hi></rdg>
</app> wären, verdient weder Aufmerksamkeit noch Widerlegung. Er stößt zu
sehr gegen den schlichten <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenverstand</term>
</index>Menschenverstand und gegen die allgemeine Erfahrung an; ist
Widerspruch gegen die göttliche Weisheit, die nichts vergeblich thut, und
geradezu solchen Menschen Aufschluß in der Religion geben könnte, ohne erst
durch einen Umweg Aufschluß über den Verstand eines Buchs zu geben, das
Aufschluß über die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion enthalten soll; und noch hat seit den Zeiten, da das
Christenthum zuerst schriftlich in diesen Büchern verfaßt wurde, keiner, der
sich dieser untrüglichen Erklärungen rühmte, den Beweis für diese seine
Einbildung führen, oder das göttliche <index indexName="subjects-index">
<term>Creditiv</term>
</index>Creditiv dazu aufweisen können.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2. Daß jeder, der die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel und ihren Verstand untersuchen soll, eben so, wie <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>, irren könne, ist <app>
<lem>freylich wahr. Aber</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">freilich wahr; aber</rdg>
</app> es bleibt doch jedem kein <app>
<lem>andres</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderes</rdg>
</app> Mittel, möglichst sicher zu <app>
<lem>gehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gehen</rdg>
</app>, als <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> Untersuchung, und deswegen möglichstes Streben nach den <index indexName="subjects-index">
<term>Mittel</term>
</index>Mitteln, die ihn dazu in den Stand setzen <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="v">können.</rdg>
</app> (<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:14:12 Röm:14:22 Röm:14:4 Röm:14:5">Röm. 14, 12. 22. 4. <app>
<lem>5.).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5.)</rdg>
</app></citedRange></bibl> Mehr, als das Mögliche thun, mehr, als
alle Mittel <app>
<lem>wozu</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dazu</rdg>
</app> sich bekannt machen, und treu <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app>, fordert Gott nicht. Wenn uns unser Herz, auch hierin, nicht
verdammt, so haben wir Freudigkeit vor <app>
<lem>Gott,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gott;</rdg>
</app> und was wir bitten, werden wir von <pb edRef="#b" n="15"/> ihm
empfangen, denn wir thun was vor ihm recht <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist.</rdg>
</app> (<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:3:22">1 Joh. 3, <app>
<lem>22.).</lem>
<rdg wit="#c" type="v">22.)</rdg>
</app></citedRange></bibl></note>
</div>
<div n="9" type="section" id="section_2_9">
<head><pb edRef="#a" n="301"/>
<pb edRef="#c" n="13"/>
<app>
<lem>9</lem>
<rdg wit="#a" type="v">296</rdg>
</app>.</head>
<p>Dieser <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index>Fleiß in Forschung der heiligen Schrift ist zwar zunächst und <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> wegen der darin enthaltenen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehren</term>
</index><hi>Lehren</hi> nöthig, aber nicht minder wegen der darin
enthaltenen <hi>Geschichte</hi> und der <hi>historischen Kenntnisse</hi>,
welche zur Einsicht in den Verstand der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel nothwendig sind, aber oft deswegen, wie die biblische
Geschichte selbst, verachtet, oder für entbehrlich gehalten werden, weil sie
keinen Theil des <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthums selbst ausmachten, und die Geschichte mehr zur
zufälligen Einkleidung, als zum Wesen des biblischen Unterrichts gehöre;
weil, durch die fleißige Beschäftigung damit, die Aufmerksamkeit von dem
Wichtigern, von der Lehre selbst, abgelenkt, oder diese historischen
Umstände wichtiger, als die Lehre selbst, gemacht würden; weil der größte
Theil dieser Geschichte die Christen, wenigstens die jetzigen, gar nichts
angehe; weil endlich der Lehrer des Christenthums das Volk nur in den
Lehren, nicht in den <app>
<lem>beyläufig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiläufig</rdg>
</app> erzählten Geschichten, zu unterrichten habe. – Allein, von
auswärtigen historischen Kenntnissen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> von solchen, welche zur Kritik, zur Sprach- und <app>
<lem>Geschichtkunde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Geschichtskunde</rdg>
</app> gehören, welche zum voraus da seyn müssen, ehe man sich an die
Erklärung der Bibel wagen <app>
<lem>kan,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann:</rdg>
</app> von diesen ist hier die Rede noch nicht; davon wird sich hernach <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den <pb edRef="#b" n="16"/>
<app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Kenntnissen, die ein <index indexName="subjects-index">
<term>Ausleger</term>
</index>Ausleger der Bibel mitbringen muß, besser reden <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>. Diese gehören zwar in den Unterricht des Volks nicht; <pb edRef="#a" n="302"/> aber sie gehören zum Unterricht und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zur</rdg>
</app> Ueberzeugung des Lehrers selbst; ohne sie <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er weder den Verstand der heiligen Schrift, noch die <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> und Göttlichkeit der <app>
<lem>Bibel,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bibel</rdg>
</app> mit <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app> Ueberzeugung einsehen.</p>
</div>
<div n="10" type="section" id="section_2_10">
<head><pb edRef="#c" n="14"/>
<app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#a" type="v">297</rdg>
</app>.</head>
<p>Aber die historischen Stellen selbst, die einen <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Theil des Inhalts der biblischen Bücher ausmachen, verdienen eben
auch, und zum Theil eben so sehr, Aufmerksamkeit und Untersuchung des
Lehrers, als die eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrstellen</term>
</index>Lehrstellen. Wahr ists, die <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Theile der biblischen Geschichte sind weder <app>
<lem>im gleichen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">in gleichem</rdg>
</app> Grade beglaubt noch wichtig; die Geschichte ist um der Lehren willen
aufgezeichnet, und diese also der wichtigste Theil der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel; <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dieser ganzen Geschichte muß man sich mehr an den Geist als an den
Buchstaben halten, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> mehr an Handlungen als an Ereignisse, mehr an Gottes <index indexName="subjects-index">
<term>Absichten</term>
</index>Absichten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Geschehenen als an das Geschehene selbst, mehr an das Allgemeine,
was für uns darin liegt, als an <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Umstände der Begebenheiten. Schon dadurch fallen die meisten
Vorurtheile wider diese Geschichte (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_9">9.</ref>)</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_9">296</ref>)</rdg>
</app> weg, und der Mißbrauch wird, wenn man dieses immer vor Augen hat,
verhütet. Noch mehr, wenn man Folgendes <app>
<lem>erwegt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erwägt</rdg>
</app>, was den <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth der biblischen Ge<pb edRef="#b" n="17"/>schichte und die
Nothwendigkeit begreiflich machen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, sie mit aller Sorgfalt zu studieren.</p>
</div>
<div n="11" type="section" id="section_2_11">
<head><pb edRef="#a" n="303"/>
<app>
<lem>11</lem>
<rdg wit="#a" type="v">298</rdg>
</app>.</head>
<p>Einmal müssen wir doch 1) die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel so nehmen, wie sie ist, und in der Gestalt, wie sie uns <index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index>Gott hat zukommen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>. Gesetzt, die Geschichte in derselben hinge mit den Lehren darin gar
nicht zusammen, welches <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> von einigen Begebenheiten nicht zu <app>
<lem>leugnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">läugnen</rdg>
</app> ist: so nimmt sie doch einen beträchtlichen Theil der Bibel ein, ist
entweder aus eben der Feder, wie das <app>
<lem>Uebrige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">übrige</rdg>
</app>, geflossen, oder, so weit <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Kenntniß von der Geschichte <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Bücher, oder dieser ganzen Sammlung reicht, durch <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kanal</term>
</index>Kanal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Canal</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="15"/> zu uns <app>
<lem>gekommen. Und</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gekommen; und</rdg>
</app>, da es, wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einer jeden sehr alten Schrift oder Text, wo nicht unmöglich, doch
sehr schwer fällt, die Gränzlinie zwischen dem mehr oder minder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Avthentisches</term>
</index>Avthentischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Authentischen</rdg>
</app> zu ziehen, oder sie Andern fühlbar zu machen: so <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man in Absicht auf die allermeisten, auch unter nachdenkenden Lesern
der Bibel, annehmen, daß sie dieselbe als ein Ganzes ansehen werden, welches
in dem Maaß ihnen verdächtig und zweifelhaft wird, in welchem man
Schwierigkeiten und Einwürfe gegen <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzele</rdg>
</app> Theile nicht zu ihrer Befriedigung auflösen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Selbst die Geschichte der feindseligen Angriffe auf die Bibel lehrt
es zur Genüge, daß, wenn man ihre Lehre <app>
<lem>umzustoßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">umzustossen</rdg>
</app> verzweifeln <app>
<lem>mußte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">müßte</rdg>
</app>, man es für das <app>
<lem>wirksamste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wirksamste</rdg>
</app> hielt, seine Angriffe auf ihre Geschichte zu richten, in der <pb edRef="#b" n="18"/> Absicht, indem man diese <app>
<lem>verdächtigte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verdächtig machte</rdg>
</app>, um jene, und überhaupt das Ansehen der <app>
<lem>Bibel,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Bibel</rdg>
</app> zu stürzen, oder wenigstens verdächtig zu <app>
<lem>machen; der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">machen. Der</rdg>
</app> Er<pb edRef="#a" n="304"/>folg hat auch gezeigt, daß man diese
Wirkung nicht übel berechnet habe. Wenn also Fälle genug vorkommen, wo der
Lehrer des <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthums über historische Schwierigkeiten in der <app>
<lem>Bibel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bibel,</rdg>
</app> entweder von nachdenkenden, redlichen und mit Zweifeln kämpfenden
Lesern, die Ruhe und Ueberzeugung suchen, befragt wird, oder sich in die
Nothwendigkeit versetzt sieht, feindselige Einwürfe dagegen zu beantworten:
wäre es denn da und deswegen nicht Pflicht, auch diese Geschichte genau zu
studieren, um selbst das Ansehen der Bibel und der darauf sich gründenden
Lehre zu retten?</p>
</div>
<div n="12" type="section" id="section_2_12">
<head><app>
<lem>12</lem>
<rdg wit="#a" type="v">299</rdg>
</app>.</head>
<p>Und verdient denn 2) diese Geschichte nicht den darauf verwendeten Fleiß, da
sie zum Theil in die <app>
<lem>älteste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ältesten</rdg>
</app> Zeiten <pb edRef="#c" n="16"/> hinein reicht, wo uns alle <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Denkmale und Urkunden entgehen, und sich alle <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Nachrichten in ein undurchdringliches Dunkel verlieren, oder in die
abgeschmacktesten Fabeln übergehen? Verdient nicht wenigstens die Geschichte
der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion und der göttlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Vorsehung,</rdg>
</app> in der nach und nach veranstalteten Entwickelung wahrer <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsbegriffe</term>
</index>Religionsbegriffe, verdienen nicht wenigstens die so unverkennbar
wahren Züge der Sitten und Begriffe aus Zeiten, wo selbst <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Cultur</term>
</index>Cultur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
</app> noch wenig verdorben hatte, die Achtung und den Fleiß des Freundes
der Menschen- und <pb edRef="#b" n="19"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Religionskenntniß</term>
</index>Religionskenntniß? <app>
<lem>Mags</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Mag's</rdg>
</app> doch seyn, daß diese Geschichte, daß selbst der Vortrag der <app>
<lem>Lehren,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehren</rdg>
</app> die Farbe roher <index indexName="subjects-index">
<term>jüdisch</term>
</index>jüdischer Begriffe trage: so <pb edRef="#a" n="305"/> wäre doch
diese so oft verachtete Geschichte schon darum der Untersuchung werth, damit
man <app>
<lem>sichre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sichere</rdg>
</app> Spuren finden könnte, um dieses Nationelle von dem allgemein Wahren
und Brauchbaren absondern, um einsehen zu lernen, ob sich der Vortrag der
Lehren bloß nach diesen jüdischen Begriffen und Bedürfnissen gerichtet habe,
oder ob sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem, zwar in vieler Absicht rohen, aber gewiß in Absicht der
Religion weit mehr, als <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> gleichzeitige, <app>
<lem>aufgeklärtem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">aufgeklärten</rdg>
</app> Volke, Religionsbegriffe fänden, die werth wären, ihm abgelernt zu
werden?</p>
</div>
<div n="13" type="section" id="section_2_13">
<head><app>
<lem>13</lem>
<rdg wit="#a" type="v">300</rdg>
</app>.</head>
<p>Halten wir uns 3) an die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart</term>
</index>Lehrart, welche fast durchaus in der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <app>
<lem>Vortrage</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vortrag</rdg>
</app> der Lehre herrscht, und trauen es der Weisheit Gottes zu, daß er
diese als die beste <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dieser einzigen Ertheilung seiner nähern Aufschlüsse befunden habe:
so ist augenscheinlich, daß im alten und neuen Testament, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t7">Mose</persName>, <index indexName="persons-index">
<term>David</term>
</index><persName ref="textgrid:2z6t1">David</persName>, den Propheten und
Aposteln, Lehre an <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte geknüpft, daß sogar die eigentliche christliche Lehre
durchaus und so auf die Geschichte <pb edRef="#c" n="17"/>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> gebaut ist, daß die
Apostel behaupten, es werde jene und die Ueberzeugung davon wanken, wenn
diese verkannt würde, <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Kor:15:1" to="f"><app>
<lem>1</lem>
<rdg wit="#a" type="v">1.</rdg>
</app> Kor. 15, 1 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:20:30 Joh:20:31">Joh. 20,
30. 31.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Apg:4:9" to="f">Apostelg.
4, 9 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Apg:4:18" to="Apg:4:20">18–20</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> Und wirklich ist 4) die Geschichte in der Bibel Beleg zu den <pb edRef="#b" n="20"/> Lehren. Beruht das, was wir christliche Lehre
nennen, darauf, daß <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus Christus</persName>
<pb edRef="#a" n="306"/>
<app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> und nichts anderes, als Gottes Gesandter, gesagt hat, daß nach ihm
seine vertrauten <index indexName="subjects-index">
<term>Schüler</term>
</index>Schüler eben <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> und noch mehr gesagt haben: woher wissen wir dieses anders <app>
<lem>zuverläßig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zuverlässig</rdg>
</app>, woher, daß sie, indem sie diese Lehre für göttlich ausgeben,
glaubwürdig, dieser Lehre kundig, in Ueberlieferung derselben aufrichtig
waren, als eben aus der biblischen Geschichte? <app>
<lem>Und</lem>
<rdg type="v" wit="#a">und</rdg>
</app> was erweckt ein gegründeteres Vorurtheil, daß die Bücher, die wir
unter <app>
<lem>ihrem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ihren</rdg>
</app> Namen <app>
<lem>haben, ächt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">besitzen, echt</rdg>
</app> sind, als eben die Uebereinstimmung des Inhalts <app>
<lem>ihrer Bücher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">derselben</rdg>
</app> mit dem, was wir aus andern <app>
<lem>Büchern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Theilen</rdg>
</app> der Bibel von ihrer und ihrer Zeitgenossen Geschichte wissen?</p>
</div>
<div n="14" type="section" id="section_2_14">
<head><app>
<lem>14</lem>
<rdg wit="#a" type="v">301</rdg>
</app>.</head>
<p>Ist denn nicht auch 5) <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte gerade das, was <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Menschen die meiste Aufmerksamkeit erregt und unterhält,
allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheiten</term>
</index>Wahrheiten, vornehmlich moralische, am deutlichsten macht, und aufs
anschaulichste darstellt? Allgemeine moralische Sätze wirken nicht nur an
sich <app>
<lem>bey weiten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei weitem</rdg>
</app> so stark nicht als <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrungen</term>
</index>Erfahrungen und <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiele</term>
</index>Beyspiele, sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Beispiele. Sie</rdg>
</app> wirken eigentlich gar nicht auf Herz und Leben, als <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> wir das, was sie ausdrucken, mit dessen seligen oder unseligen
Folgen, an uns oder <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app>, als wirklich vorhanden, als jetzt, oder vorhin, oder künftig
vorhanden, denken. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_14_1"/>Geschichte ist <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral in Wirklichkeit verwandelt; von wirklichen, nicht von <app>
<lem>möglichen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">möglichen</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="21"/> Dingen hängt unser körperliches und <pb edRef="#c" n="18"/> geistiges Le<pb edRef="#a" n="307"/>ben ab. Darum spricht Gott
in der Natur zu uns durch <app>
<lem><hi>Thaten</hi>, dadurch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Thaten</hi>. Dadurch</rdg>
</app> hält er uns gleich weit von <app>
<lem>Grübeley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Grübelei</rdg>
</app> und <app>
<lem>Empfindeley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Empfindelei</rdg>
</app>, vom Unglauben und von <app>
<lem>Schwärmerey, ab; darum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schwärmerei ab. Darum</rdg>
</app> sprachen <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName> und seine Schüler,
nachdem heidnische und jüdische Weisen lange genug dogmatisirt, und damit so
wenig zur wirklichen Besserung und vernünftigen Gemüthsruhe gewirkt hatten,
so viel sie konnten, durch <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app>; sie predigten aufs wirksamste Besserung, indem sie nach ihren
Grundsätzen handelten, Gemüthsruhe und <app>
<lem>fröliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fröhliche</rdg>
</app> Aussicht in die Zukunft, indem sie für den Glauben und die Hoffnung
ihrer Lehre mit Ruhe und Freudigkeit litten. Und <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Betragen</term>
</index><hi>Betragen</hi>, die Geschichte der Folgen ihrer Lehre, sollte
weniger Aufmerksamkeit verdienen, als ihre Lehre selbst? <app>
<lem>ihre vortrefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ihre vortreffliche</rdg>
</app> Art, durch Geschichte zu lehren, sollte nicht <index indexName="subjects-index">
<term>Muster</term>
</index>Muster für uns, nicht eben so werth seyn, <app>
<lem>studiert</lem>
<rdg wit="#c" type="v">studirt</rdg>
</app> und nachgeahmt zu werden?</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_14_1">
<label>Geschichte ist Moral […] studiert und nachgeahmt zu werden</label>
<p>Die griffige Formel, Geschichte sei in Wirklichkeit verwandelte Moral,
lässt sich nicht nachweisen, erinnert aber an die sog. pragmatische
Geschichtsschreibung (vgl. I § 225).</p></note>
</div>
<div n="15" type="section" id="section_2_15">
<head><app>
<lem>15</lem>
<rdg wit="#a" type="v">302</rdg>
</app>.</head>
<p>Endlich ist ja doch 6) die in der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift <app>
<lem>vorgetragne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgetragene</rdg>
</app> Lehre immer von <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName>, den Propheten und
Aposteln, unter dem Charakter göttlicher <hi>Gesandten</hi>, vorgetragen;
fast nie, höchstens nur <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ungelehrigen Zuhörern oder hartnäckigen Widersprechern, führen sie
Beweise; sie rechtfertigen ihren Charakter nur durch <hi>Thaten</hi>, und
sonach verlangen sie <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index><hi>Glauben</hi>. Beruhet also der Glaube, den sie fordern, auf dem
Ansehen des<pb edRef="#b" n="22"/>jenigen, und auf dem Vertrauen zu dem, dem
<pb edRef="#a" n="308"/> man glauben <app>
<lem>soll:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">soll,</rdg>
</app> so ist die Geschichte derselben, die uns die <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">heilige</rdg>
</app> Schrift liefert, von <app>
<lem>großer</lem>
<rdg type="v" wit="#a">grosser</rdg>
</app> Wichtigkeit, da <hi>sie</hi> nur uns lehren <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, ob und wie viel Glauben sie verdienen, wie überschwenglich viel sie,
namentlich und vornehmlich <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus</persName>, der Stifter des
<index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthums, <pb edRef="#c" n="19"/> zum Besten der Menschen
gethan und gelitten, wie viel sie Liebe und Nachahmung verdienen; und es ist
daher sehr zu fürchten, daß sie in dem Maaß aufhören, uns werth und unser
Muster zu seyn, in welchem wir gleichgültig gegen ihre Geschichte sind.</p>
<app>
<lem><note place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Vergl.</abbr>
<expan>Vergleiche</expan>
</choice> auch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_15_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Doederlein, Johann Christoph</term>
</index><hi>Joh.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Man <choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
</choice>
<hi>Ioh.</hi></rdg>
</app>
<hi>A. Christoph. <persName ref="textgrid:2chmv">Döderlein</persName></hi>
<app>
<lem>4</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vier</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Abhandl.</abbr>
<expan>Abhandlungen</expan>
</choice> de historiae <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd"><app>
<lem>Jesu</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Iesu</rdg>
</app></persName> tenendae tradendaeque necessitate in dessen
Opusculis theologicis, <app>
<lem>Jenae 1789<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2r56s"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ienae 1789.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 1 <app>
<lem><choice>
<abbr>folgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">folgg<supplied>.</supplied>; desgleichen
die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_15_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Hess, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgpb">Hessischen</persName></hi> Schriften über die
biblische Geschichte.</rdg>
</app></note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_15_1">
<label>Joh. A. Christoph. Döderlein 4 Abhandl. […] S. 1 folgg.</label>
<p>Im Inhaltsverzeichnis ist <hi>De historiae Iesu tenendae tradendaeque
necessitate ac modo</hi> (aaO 1–58) näher als <hi>Scripta IV.
programmatibus in Festo Nativitatis Christi, Ienae annis
1783–1786</hi> bestimmt. Dieser Text zerfällt in zwei Teile: <hi>De
necessitate tenendae historiae Christi et tradendae</hi> (aaO 6–21)
und <hi>De modo historiae Iesu tenendae et tradendae</hi> (aaO 22–58).
Eine Initiale <hi>A.</hi> ist für den Autor nicht
nachzuweisen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_15_2">
<label>Hessischen Schriften über die biblische Geschichte</label>
<p>Gemeint sind die Schriften des Zürcher Theologen Johann Jakob Hess
(1741–1828). Zu nennen ist v.a. die <hi>Geschichte der drei letzten
Lebensjahre Jesu</hi> (1768–1773 aus Angst vor Zensur ohne Angabe
des Verfassers und des Druckortes erschienen), die später, um die 1773
veröffentlichte <hi>Jugendgeschichte Jesu</hi> ergänzt, zur mehrfach
aufgelegten, nachgedruckten und übersetzten <hi>Lebensgeschichte
Jesu</hi> in drei Bänden (<hi rend="superscript">8</hi>1822–1823)
ausgearbeitet wurde. Die aus dem göttlichen Geschichtsplan abzuleitenden
Konsequenzen für die Dogmatik sind etwa in <hi>Von dem Reiche Gottes.
Ein Versuch über den Plan der göttlichen Anstalten und
Offenbarungen</hi> (1774), das unter dem Titel <hi>Kern der Lehre
vom Reiche Gottes. Nach Anleitung des biblischen
Geschichtinhalts</hi> (1819) in kürzerer Überarbeitung erschien,
sowie in der <hi>Bibliothek der heiligen Geschichte. Beyträge zur
Beföderung des biblischen Geschichtstudiums, mit Hinsicht auf die
Apologie des Christenthums</hi> (1791/1792) dargestellt.</p></note>
</div>
<div n="16" type="section" id="section_2_16">
<head><app>
<lem>16</lem>
<rdg wit="#a" type="v">303</rdg>
</app>.</head>
<p>Eben so sehr, als um sein selbst willen, sollte der Lehrer des Christenthums
die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel um seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index>Zuhörer <app>
<lem>willen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willen</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_6">6</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_6">293</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_6">6.</ref></rdg>
</app>) mit ganz <app>
<lem>eignem Fleiß, studieren</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigenem Fleiß studiren</rdg>
</app>. 1) <index indexName="subjects-index">
<term>überzeugen</term>
</index><hi>Ueberzeugen</hi> könnte er sie von den Lehren auch wohl durch <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Gründe, als durch das <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> der <app>
<lem>Bibel,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bibel;</rdg>
</app> und <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> ist jede Wahrheit Gottes Wort, sie stehe in der Bibel, und werde aus
ihr genommen, oder nicht. Aber, wenn wir als Christen glauben, daß die
heilige Schrift gewiß <hi>Gottes</hi> Wort enthalte, so haben wir es nicht
weit zu suchen, und wir brauchen <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> weniger besorgt zu seyn, daß wir unsere <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Einfälle, die nicht gleich Gottes Gedanken sind, <pb edRef="#b" n="23"/> statt dieser unterschieben möchten; es bedarf weiter nichts,
als uns vorher durch Fleiß und gebrauchte rechte <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfsmittel</term>
</index>Hülfsmittel zu überzeugen, daß wir den rechten Sinn der Stellen,
woraus wir schöpfen, getroffen haben, und ihnen hernach diesen so faß<pb edRef="#a" n="309"/>lich und einleuchtend zu machen, als es die
Kenntnisse, die sie haben, oder, ohne Gelehrsamkeit, bekommen können,
erlauben. – Und da <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel der Zuhörer an diesem richtigen Sinn diese ihre Ueberzeu<pb edRef="#c" n="20"/>gung aus der Bibel hindern, also die Pflicht des
Lehrers seyn würde, diesen, wo er sie fürchten muß, <app>
<lem>zuvor zu kommen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zuvorzukommen</rdg>
</app>, oder, wenn sie sie ihm entdecken, zu heben: so versteht sich von
selbst, daß er deswegen fleißig und mit <app>
<lem>eignem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenem</rdg>
</app> Nachforschen die Bibel gelesen haben müsse.</p>
</div>
<div n="17" type="section" id="section_2_17">
<head><app>
<lem>17</lem>
<rdg wit="#a" type="v">304</rdg>
</app>.</head>
<p>Soll er zugleich 2) die göttlichen Lehren zu ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index><hi>Besserung</hi> und <index indexName="subjects-index">
<term>Beruhigung</term>
</index><hi>Beruhigung</hi>
<app>
<lem>anwenden:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anwenden,</rdg>
</app> so hat es auch da seine <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Vortheile, die Bibel zu diesem Zweck zu benutzen. <index indexName="subjects-index">
<term>Ansehen</term>
</index><hi>Ansehen</hi> wirkt <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den meisten Menschen aufs kürzeste und <app>
<lem>kräftigste,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kräftigste;</rdg>
</app> und hat einmal jemand die Ueberzeugung, daß <index indexName="subjects-index">
<term>Gott</term>
</index><hi>Gott</hi> in der Bibel redet, daß sie die Lehren <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu Christi</persName>
<app>
<lem>enthält:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">enthält,</rdg>
</app> so wirkt dieses: <hi>Gott</hi>, <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName></hi>
<app>
<lem>hats</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat's</rdg>
</app> gesagt, es wirkt die Liebe, das Vertrauen, zu dem, der so viel für
uns gethan hat, der Wunsch, ihm ähnlich zu werden, gewiß stärker als alle <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Gründe. Solche kurze, kräftige, fruchtbare Aussprüche, wie die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel enthält, behalten sich leicht, bleiben der Seele ge<pb edRef="#b" n="24"/>genwärtiger, fallen uns wieder leicht da ein, wo wir
sie brauchen, erinnern leicht wieder an das Gute, was man darüber gehört, an
die seligen Erfahrungen, die man darnach gemacht hat. Durch <app>
<lem>öftere, mannigfaltigere</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">öftre, mannichfaltigere</rdg>
</app> Anwendungen die<pb edRef="#a" n="310"/>ser Aussprüche auf das Beste
der Zuhörer, bekommt die Bibel für sie einen <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Werth, weil sie immer darin die Geschichte ihres Herzens lesen, <app>
<lem>ihren Bedürfnissen gerathen, immer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Rath für ihre Bedürfnisse,</rdg>
</app> Belehrung, Ermunterung und Trost über <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ihre innersten</rdg>
</app> Angelegenheiten <app>
<lem>ihres Herzens</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> finden. Was könnte man doch, da die wenigsten Menschen über
unsichtbare Dinge selbst zu denken, und Weisheit aus sich selbst zu <app>
<lem>schöpfen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">schöpfen</rdg>
</app> verstehen, und auch die, welche dieses können, <app>
<lem>Veranlaßung</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Veranlassung</rdg>
</app> zum Nach<pb edRef="#c" n="21"/>denken, Hülfe da brauchen, wo sie oft
nicht zu Gedanken kommen, sie sich nicht interessant und eindrücklich machen <app>
<lem>können,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">können:</rdg>
</app> was könnte man da ihnen für ein <app>
<lem>besseres</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besseres,</rdg>
</app> immer offen liegendes Handbuch empfehlen, als die Bibel? – Daß der <app>
<lem>Lehrer, ihnen dazu</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Lehrer nur auf diese Art</rdg>
</app> die Bibel <index indexName="subjects-index">
<term>nutzbar</term>
</index>nutzbar zu machen, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">selbst</rdg>
</app> mit ihr sehr bekannt seyn müsse, um, nach <app>
<lem>jedes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Jedes</rdg>
</app> Bedürfnissen, mit <app>
<lem>ihnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Jedem</rdg>
</app> zu rechter Zeit zu reden, das Allgemeine in der Bibel auf die
besondern Umstände der Zuhörer anzuwenden, und das <app>
<lem>Besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Besondere</rdg>
</app> in ihr ins Allgemeine, mit Weisheit, zu verwandeln, bedarf keiner
Erinnerung.</p>
</div>
<div n="18" type="section" id="section_2_18">
<head><app>
<lem>18</lem>
<rdg wit="#a" type="v">305</rdg>
</app>.</head>
<p>Und sollte denn der Lehrer 3) nicht <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> und den übrigen
Lehrern in der Bibel Herablas<pb edRef="#b" n="25"/>sung, Klugheit,
Herzlichkeit <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> seinem <index indexName="subjects-index">
<term>Vortrag</term>
</index><hi>Vortrage</hi> ablernen können, worin diese so <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Muster</term>
</index>Muster sind? Wo herrscht selbst eine einfältigere, würdigere, so
ganz den Lehren und seligen Eindrücken von Gott <app>
<lem><app>
<lem>angemessnere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angemeßnere</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache, mehr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">angemeßnere Sprache mehr,</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="311"/> als in der <app>
<lem>Bibel,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bibel;</rdg>
</app> und wie viel trägt ein solcher Ausdruck zur Erregung wahrhaftig
göttlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen <app>
<lem>bey? Freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei? Freilich</rdg>
</app> nur, wenn man ihn versteht. Aber eben darum <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> der Lehrer ihren Sprachgebrauch <app>
<lem>studieren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">studiren</rdg>
</app>; darum lernen, ihn, wo er dunkel oder <app>
<lem>zweydeutig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweideutig</rdg>
</app> ist, gegen deutlichere Ausdrücke, die sich diesem so sehr als möglich
nähern, zu vertauschen; gelegentlich den Zuhörern dieses Dunkle im
biblischen Ausdruck <app>
<lem>erklären;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erklären:</rdg>
</app> und so <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er, ohne Unsinn oder Mißverstand zu besorgen, <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> selbst diese biblischen Arten zu reden behalten, die darum <app>
<lem>beybehalten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beibehalten</rdg>
</app> zu werden verdienten, weil <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">theils</rdg>
</app> die Idee des durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel geheiligten Gebrauchs daran hängt, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">theils</rdg>
</app> solche zu diesen religiösen Vorstellungen ganz eigen gewidmete und
sonst nicht von gleichgültigen oder gar schlech<pb edRef="#c" n="22"/>ten
Dingen gebrauchten Ausdrücke mehr Würde behalten, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auch</rdg>
</app> leichter <app>
<lem>wieder</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> die guten Gedanken und Empfindungen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">wieder</rdg>
</app> erwecken, die man ehedem <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gebrauch der biblischen Aussprüche gehabt hat.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Ueber einige gewöhnliche Vorurtheile gegen die Nothwendigkeit des <app>
<lem>eignen Fleisses bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigenen Fleißes bei</rdg>
</app> dem Studium der Bibel, nebst Empfehlungen <app>
<lem>desselben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">desselben,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Amama, Sixtinus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r57z">Sixtini Amama</persName></hi>
Antibarbarus biblicus (der <app>
<lem>vermehrtern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vermehrten</rdg>
</app> Ausgabe, Franecker 1656.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2r581"/> 4.) in der vorgesetzten Rede de barbarie und
in dem ersten Buche.</note>
</div>
<div n="19" type="section" id="section_2_19">
<head><pb edRef="#b" n="26"/>
<app>
<lem>19</lem>
<rdg wit="#a" type="v">306</rdg>
</app>.</head>
<p>Die Nothwendigkeit der <app>
<lem>fleissigen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">fleißigen</rdg>
</app> Beschäftigung mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel, einer gründlichen Kennt<pb edRef="#a" n="312"/>niß der
Hülfmittel zur Entdeckung ihres wahren Verstandes, und eines treuen
Gebrauchs derselben, wie zu diesem Zweck, so zur Herleitung der
Religionslehren aus ihr, wird durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte bestätigt, welche augenscheinlich zeigt, daß die
Lauterkeit der christlichen Lehre immer mit diesem gelehrten und
gewissenhaften Fleiß gleichen Schritt gehalten, <app>
<lem>daß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">das</rdg>
</app> Steigen und Fallen dieses <app>
<lem>Fleisses</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fleißes</rdg>
</app> immer den <app>
<lem>Fort-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fortgang</rdg>
</app> oder Rückgang des wahren Christenthums nach sich gezogen habe.
Unkunde des wahren biblischen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauchs; Vorliebe zu einer schwärmenden Philosophie; <app>
<lem>einreissende</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einreißende</rdg>
</app> Gewohnheit, die christliche Wahrheit mehr nach dem Herkommen und den
Meinungen angesehener <app>
<lem>Gemeinen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Gemeinden</rdg>
</app> und Lehrer, als nach der Bibel, und wenn man ja die letztere
brauchte, den Werth ihrer Erklärung mehr nach der Uebereinkunft eines
zufälligen Sinnes mit gewissen herrschenden <app>
<lem>Lieblingsideen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lieblingsideen</rdg>
</app> oder nach dem Ansehen einer <app>
<lem>Erklärung,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Erklärung</rdg>
</app> zu entscheiden, gab dem menschlichen <app>
<lem>Ansehen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehn</rdg>
</app>, in Sachen des Christenthums, das erste Uebergewicht über die Bibel,
und die Entscheidung <pb edRef="#c" n="23"/> der angesehensten Bischöfe und
Concilien befestigte dieses. Mehr bekannt mit der Sprache des neuen <app>
<lem>Testaments,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Testaments</rdg>
</app> waren die ältern griechischen Ausleger bis ins 5te Jahrhundert den
lateinischen <app>
<lem>unleugbar</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unläugbar</rdg>
</app> in der Erklärung überlegen; das Gute der <app>
<lem>letzteren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Letztern</rdg>
</app>, wenige ausge<pb edRef="#b" n="27"/>nommen, war entweder errathen,
oder von jenen entlehnt. Selbst da man seitdem in der griechischen Kirche
sich mit Sammlungen <app>
<lem>ältrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">älterer</rdg>
</app> Erklärungen behalf, blieb immer durch die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Catenen</term>
</index>Catenen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Catenen</hi>, wie man diese Sammlungen von
Excerpten aus mehrern frühern Exegeten nannte,</rdg>
</app> ei<pb edRef="#a" n="313"/>ne <app>
<lem>bessere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beßre</rdg>
</app> Erklärungsart herrschender als in der lateinischen, die, eben wegen
Unbekanntschaft mit der Sprache, von jeher fruchtbarer an neuen <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmen</term>
</index>Dogmen war, welche die übrige Kirche weder kannte noch billigte. So
lange diese noch nicht in die Erklärung eingemischt wurden, so lange man nur
noch die Bibel erklärte ohne zu <index indexName="subjects-index">
<term>allegorisiren</term>
</index>allegorisiren, und noch einiges Gute der ältern Ausleger benutzen
konnte, blieb in den Abendländern die Auslegung noch erträglich; <app>
<lem>so bald</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sobald</rdg>
</app> aber jene Gewohnheiten die Oberhand gewonnen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_1"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName> Ansehen die <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Andern</rdg>
</app> verdunkelte, und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_2"/>Glossa ordinaria des 9ten Jahrhunderts alles <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> verschlang, so war sie so gut als <app>
<lem>verlohren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verloren</rdg>
</app>. Jetzt trat menschliches <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> und angebliche Tradition ganz an die Stelle der Bibel; von Rom aus
entschied man statt der heiligen Schrift, man sprach sogar gegen sie, und
diese Aussprüche schlugen die nieder, welche nach der Bibel entscheiden
wollten. Die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_3"/><index indexName="subjects-index">
<term>Scholastiker</term>
</index>Scholastiker, mehr darauf bedacht, <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenmeinungen</term>
</index>Kirchenmeinungen zu <app>
<lem>befestigen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befestigen</rdg>
</app> und sie durch Philosophie <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufzuklären, <app>
<lem>verlohren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verloren</rdg>
</app> die Bibel fast ganz aus dem Gesichte; die <index indexName="subjects-index">
<term>Mystiker</term>
</index>Mystiker suchten Licht in sich, statt es in der Bibel zu suchen;
immer zwangen die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_4"/>Paulizianer, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_5"/>Katharer, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_6"/>Waldenser
und ähnliche, mehr einfältig die Bibel, als <pb edRef="#c" n="24"/> die
Kirche, befragende <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Parteyen</term>
</index>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app>, selbst ihren Gegnern das Bekenntniß ab, daß sie, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen Irr<pb edRef="#b" n="28"/>thümern, reicher am thätigen
Christenthum wären. Mit der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_7"/><app>
<lem>Auferstehung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wiederbildung</rdg>
</app> der Wissenschaften seit dem 15ten Jahrhundert, und noch mehr mit der
<index indexName="subjects-index">
<term>Reformation</term>
</index>Reformation in dem folgenden, wachte die <pb edRef="#a" n="314"/>
Liebe zur <app>
<lem>Bibel,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bibel</rdg>
</app> und der Fleiß sie zu <app>
<lem>forschen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">forschen</rdg>
</app> wieder auf, und das menschliche Ansehen fing an zu sinken; letzteres
erhob sich unter den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_8"/>gereinigtern Kirchen wieder, <app>
<lem>so wie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">als</rdg>
</app> gegen das Ende des 16ten Jahrhunderts Kenntniß der Sprachen und <app>
<lem>Nachfragen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Nachforschen</rdg>
</app> in der Bibel <app>
<lem>ab-, menschliche Grübeley zunahm; sank wieder,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der wieder zunehmenden dogmatischen Grübelei
weichen mußte. Es gewann aber wieder Boden,</rdg>
</app> als <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_9"/>einige <app>
<lem>trefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">treffliche</rdg>
</app> Sprachkundige, gegen die Mitte des 17ten, die richtige Art der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Bibelerklärung</term>
</index>Bibelerklärung,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bibelerklärung</rdg>
</app> und, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_10"/>gegen
das Ende desselben, die <app>
<lem>hallische Theologen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>hallischen Theologen</hi></rdg>
</app> mit ihren Schülern, Liebe zur Bibel durch <app>
<lem>ihr Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Wort und Beispiel</rdg>
</app> empfahlen. Der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_19_11"/>Eifer, die Bibel zu forschen, und die exegetische Theologie nach allen
ihren Theilen zu bearbeiten, stieg sichtbar seit der Mitte des 18ten
Jahrhunderts; <app>
<lem>neben ihm</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">daneben</rdg>
</app> eine gründlichere Kenntniß der Kritik, der Grundsprachen, der alten
Geschichte und <app>
<lem>der Morgenländer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">des Morgenlandes</rdg>
</app>; zugleich mehr Geschmack und Drang, die biblische Auslegung von <app>
<lem>hineingetragnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hineingetragenen</rdg>
</app> Begriffen zu reinigen, sicherlich auch, – <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allem Verfall auf <app>
<lem>Extremen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Extreme</rdg>
</app>, wovon keine Zeit <app>
<lem>frey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">frei</rdg>
</app> ist – die Reinigkeit der christlichen Lehre <app>
<lem>mit einer vernünftigern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">und deren vernünftigere</rdg>
</app> und <app>
<lem>fruchtbarern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fruchtbarere</rdg>
</app> Anwendung.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Wer blind gegen die Fortschritte der Wissenschaften in <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Zeit, oder undankbar gegen Gottes allezeit weise <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app>, dieses letzte <app>
<lem>leugnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">läugnen</rdg>
</app> will, sieht gewiß nicht, wie sehr <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">die hier und da nicht zu läugnende</rdg>
</app> schnöde Verachtung der <app>
<lem>Reli<pb edRef="#b" n="29"/>gion</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Religion</hi></rdg>
</app> und des <app>
<lem>Christenthums zu unsrer Zeit,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Christenthums, gewöhnlich, wo nicht</rdg>
</app> Gleichgültigkeit oder Haß gegen die Bibel, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">doch</rdg>
</app> Unkunde <app>
<lem>gründlicher Kenntnisse eines biblischen Auslegers</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">einer gründlichen Auslegung derselben</rdg>
</app> zur <pb edRef="#c" n="25"/> Seite haben; wie die, welche die Bibel
jetzt verstellen, <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eben</rdg>
</app> aus <app>
<lem>den Erzählungen und dem Vortrage der <pb edRef="#a" n="315"/>
biblischen Schriftsteller überhaupt lernen, sondern die Bibel, bey
dem</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Mangel <app>
<lem>gründlicher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dazu nothwendiger</rdg>
</app>
<app>
<lem>Kenntnisse,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kenntnisse</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">aus</rdg>
</app>
<app>
<lem>Unfähigkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unfähigkeit</rdg>
</app> sich <app>
<lem>in sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den alterthümlichen Geist derselben</rdg>
</app> hinein zu denken, durch <app>
<lem>eine andre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">fremde</rdg>
</app> Einkleidung nach ihrer Phantasie <app>
<lem>umschmelzen; und daß eben</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">umschmelzen. Eben</rdg>
</app> jene <app>
<lem>unleugbare</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unläugbaren</rdg>
</app> Fortschritte in exegetischen Hülfsmitteln <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sind dagegen</rdg>
</app> ein Damm <app>
<lem>sind</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, den die göttliche <app>
<lem>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app> solchen Mißhandlungen der Bibel und der Religion vorzieht.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_1">
<label>Augustins Ansehen</label>
<p>Der aus dem nordafrikanischen Thagaste stammende spätere Bischof Augustin
von Hippo (354–430) gehört, an der Schwelle zum Mittelalter stehend, zu
den bedeutendsten Theologen und Philosophen der Alten Kirche sowie der
christlich-abendländischen Tradition überhaupt (Augustinismus) und hat
die christliche Theologie (v.a. im Hinblick auf die Trinitäts-,
Prädestinations-, Erbsünden- und Gnadenlehre) über das Mittelalter
hinaus entscheidend geprägt (vgl. II § 115). </p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_2">
<label>Glossa ordinaria des 9ten Jahrhunderts</label>
<p>Unter <hi>Glossa ordinaria</hi> versteht man Glossen (der Zusatz
<hi>ordinaria</hi> ist nicht vor dem 14. Jh. belegt) zur Vulgata,
die den Kirchenvätern und späteren Autoren entnommen waren, zusätzlich
aber auch Bemerkungen der Glossatoren selbst enthielten. Längere Glossen
waren an den Rand (<hi>glossa marginalis</hi>), kürzere zwischen die
Zeilen (<hi>glossa interlinearis</hi>) des biblischen Textes
geschrieben. Die Glosse wurde so zum normativen Bestandteil des
Schriftstudiums, Bibeltext und Glosse bildeten graphisch wie sachlich
eine Einheit und wurden grundsätzlich zusammen betrachtet. Neben der
Theologie spielten Glossen auch in den Rechtswissenschaften (hier zum
<hi>Corpus Iuris Civilis</hi>) eine bedeutende Rolle, die
Rechtsgeschichte bezeichnet das 12. und 13 Jh. gar als Glossatorenzeit.
In theologiegeschichtlicher Perspektive ist v.a. Anselm von Laon (ca.
1050–1117) zu nennen, dessen <hi>Glossa ordinaria</hi> gemeinhin als
erstes Werk dieser Art angesehen werden, rechtsgeschichtlich sei auf die
<hi>Glossa ordinaria</hi> des italienischen Rechtsgelehrten
Accursius (1185–1263) mit ihren knapp 100.000 Glossen verwiesen. Die
Entstehungsgeschichte der <hi>Glossa ordinaria</hi> ist zwar noch nicht
abschließend rekonstruiert, doch finden sich voneinander durchaus
abweichend glossierte Handschriften einzelner biblischer Bücher bereits
in der Karolingerzeit.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_3">
<label>Scholastiker, mehr darauf bedacht, Kirchenmeinungen zu befestigen,
und sie durch Philosophie aufzuklären, verlohren die Bibel fast ganz aus
dem Gesichte</label>
<p>Unter Scholastik (Schulwissenschaft) wird vielfach lediglich die
Theologie und Philosophie des Mittelalters verstanden, streng genommen
meint sie jedoch eher eine Denkform, die im Mittelalter jedwede
Wissenschaft umfasst und sich als solche auch später (s.u.) findet. Als
Grund für die Herausbildung der mittelalterlichen Scholastik ist der
immense Rationalitätsschub im 12. Jh. anzuführen (vgl. II § 115). Wie
die Sentenzenwerke, insbesondere das des Petrus Lombardus (vgl. II §
115), zeigen, nahm die lehrbuchartige Aufbereitung theologischer Themen
zu. Die Tendenz, über die Bibel hinaus autoritative philosophische Texte
(Augustin, Aristoteles etc.) für die ausholende Klärung von
theologischen Sachfragen heranzuziehen, schlägt sich in spezifischen
literarischen Formen wie Kommentaren oder Summen, am bekanntesten die
des Thomas von Aquin (vgl. II § 115), nieder. Insgesamt ist die
Scholastik, deren wichtigste Phase zwischen 1250 und 1350 anzusetzen
ist, in sehr hohem Maße von formalen Betrachtungsweisen geprägt und aus
diesem Grund später nicht selten negativ konnotiert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_4">
<label>Paulizianer</label>
<p>Die erstmals im 7. Jh. im armenischen Raum auftretenden und bald über
ganz Kleinasien verbreiteten Paulizianer (Paulikianer) waren eine
dualistische Glaubensgemeinschaft, die immer wieder mit der Gnosis, dem
Manichäismus (vgl. II § 113) oder Marcion von Sinope (gest. vor 160) in
Verbindung gebracht wurde. Im Neuen Testament bezogen sie sich v.a. auf
Paulus (im 18. Jh. wurde aus der Hochschätzung des Apostels auch der
Name abgeleitet); das Alte Testament wurde, wie etwa auch die Bilder-
und Kreuzesverehrung und die bestehende kirchliche Hierarchie,
abgelehnt. Während der Zeit des Ikonoklasmus im byzantinischen Reich
(vgl. II § 83) wohl noch toleriert, wanderten am Ende des 9. Jh.s
zahlreiche Paulizianer nach Syrien, Süditalien und auf den Balkan aus.
Vor ihrem Verschwinden ab dem 11. Jh. scheinen sie auf dem Balkan die
Bogomilen und über diese die Katharer beeinflusst zu haben.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_5">
<label>Katharer</label>
<p>Die Katharer oder auch die <hi>Reinen</hi> (griech. <foreign lang="grc">καθαρός</foreign>) sind eine ab dem 11. Jh.
nachzuweisende, v.a. in Südfrankreich (vgl. II § 113), dann aber auch in
Italien und Deutschland verbreitete dualistische Glaubensgemeinschaft
mit eigener Kirchenorganisation, die ebenfalls mit der Gnosis und dem
Manichäismus (vgl. II § 113) in Verbindung gebracht wurde und wie die
Waldenser im Kontext der Laien- und Armutsbewegung zu sehen ist. Äußeres
Kennzeichen war eine zumindest in Teilen (die sog. <hi>perfecti</hi>
bzw. <hi>perfectae</hi>) streng asketische Lebensführung und ein durch
das Gebet bestimmter Tagesablauf. Nach dem in mehreren Phasen geführten
Albingenserkreuzzug (1209–1229) waren die Katharer zwar grundsätzlich
militärisch besiegt, verschwanden jedoch erst im 14. Jh.
endgültig.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_6">
<label>Waldenser</label>
<p>Die auf den zu einem Leben in Armut bekehrten Lyoner Kaufmann (Petrus)
Valdes (gest. vor 1218) zurückgehenden und bis heute existierenden
Waldenser (das 18. Jh. kennt jedoch über zwanzig weitere Bezeichnungen)
wurden auf dem Konzil von Verona (1184) erstmals als Häretiker
verurteilt und seitdem immer wieder teils massiv verfolgt. Nach ihrer
Vertreibung aus Lyon breiteten sich die auch als <hi>Arme von Lyon</hi>
bekannten Anhänger Valdes', die ein asketisches Leben anstrebten und im
Gegensatz zu den Katharern an den Lehren der römischen Kirche
festhielten, sich dann jedoch zunehmend von allem distanzierten, was
ihrer Meinung nach nicht im Evangelium begründet war, von Südfrankreich
u.a. nach Norditalien aus. Dort wurden sie auch als <hi>Lombardische
Arme</hi> bezeichnet. Die weitere Ausbreitung in Europa (u.a. in den
deutschsprachigen Raum) verlief regional unterschiedlich, und auch die
Anschauungen der einzelnen Gruppen konnten durchaus voneinander
abweichen. Gemeinsames Kennzeichen blieb jedoch ein intensiver
biblizistischer Schriftbezug.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_7">
<label>Auferstehung der Wissenschaften seit dem 15ten Jahrhundert</label>
<p>Gemeint ist der die Antike wiederbelebende Renaissance-Humanismus im
Allgemeinen und der Bibelhumanismus – zu nennen sind etwa Melanchthon
und Erasmus von Rotterdam, aber auch Hebraisten wie Johannes Reuchlin
(1455–1522) – im Besonderen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_8">
<label>gereinigtern Kirchen […] menschliche Grübeley zunahm</label>
<p>Nachdem die Lehre der gereinigteren, d.h. reformatorischen, Kirchen
festgelegt war und im Vergleich zu den mittelalterlichen Summen dem
Umfang nach massiv reduziert werden konnte (vgl. v.a. Melanchthons
<hi>Loci Communes</hi> [1521]), ging man in der Orthodoxie des
ausgehenden 16. Jh.s dazu über, diese Lehre methodisch und systematisch
zu entfalten. Die Darstellungen führender orthodoxer lutherischer
Theologen wie Johann Gerhards (1582–1637) neunbändige <hi>Loci
theologici</hi> (1610–1622) und Abraham Calovs (1612–1686)
unvollständiges zwölfbändiges <hi>Systema locorum theologicorum</hi>
(1655–1677) wurden so wieder kleinteiliger und nahmen dem Umfang nach
zu. Bisweilen wird dieses Phänomen als <hi>protestantische
Scholastik</hi> (s.o.) bezeichnet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_9">
<label>einige trefliche Sprachkundige, gegen die Mitte des 17ten, die
richtige Art der Bibelerklärung</label>
<p>Zu den Vorreitern einer freieren Exegese, die die biblische Überlieferung
im 17. Jh. philologisch und historisch, d.h. im Wesentlichen wie jede
antike Quelle, erschlossen, gehören der reformierte Theologe Hugo
Grotius (vgl. I § 207 c) sowie der Katholik Richard Simon (1638–1712).
Während die freiere Bibelauslegung im protestantischen Bereich nach und
nach zur Durchsetzung kam (Clericus, Turrettini, Wettstein u.a.), fand
der mit Richard Simon im katholischen Bereich auf den Weg gebrachte
historisch-kritische Ansatz keine Verbreitung. V.a. in Gestalt
Marie-Joseph Lagranges (1855–1938) änderte sich dies erst gegen Ende des
19. Jh.s, Theologen wie etwa Johann Leonhard Hug (vgl. II § 34 c) waren
zuvor eher die Ausnahme geblieben.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_10">
<label>gegen das Ende desselben, die hallische Theologen mit ihren Schülern,
Liebe zur Bibel durch ihr Beyspiel empfahlen</label>
<p>Gemeint ist die Behandlung der Bibel innerhalb des maßgeblich von August
Hermann Francke (1663–1727) geprägten halleschen Pietismus (vgl. II §
98) und seiner auf Philipp Jakob Spener zurückgehenden <hi>Collegia
biblica</hi> (vgl. II § 63 c). Durch die Beschränkung auf Halle
bleibt eine Autorität wie Johann Albrecht Bengel an dieser
Stelle unberücksichtigt (vgl. II § 35 c).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_19_11">
<label>Eifer, die Bibel zu forschen, und die exegetische Theologie nach
allen ihren Theilen zu bearbeiten, stieg sichtbar seit der Mitte des
18ten Jahrhunderts</label>
<p>Am Ende des in diesem Paragraphen gebotenen exegesegeschichtlichen
Abrisses stehen Theologen wie Johann Salomo Semler (vgl. II § 104),
Johann David Michaelis (vgl. I § 157), Johann Gottfried Eichhorn
(1752–1827) (vgl. II § 34 bzw. II § 34 c) oder Johann August Ernesti
(vgl. I § 136), die allesamt zu den Bahnbrechern einer kritischen
Exegese und bedeutendsten Vertretern der Aufklärungstheologie zu rechnen
sind und mit ihren Arbeiten in der <hi>Anweisung</hi> immer wieder
angeführt werden.</p></note>
</div>
<div n="20" type="section" id="section_2_20">
<head><app>
<lem>20</lem>
<rdg wit="#a" type="v">307</rdg>
</app>.</head>
<p>Der bisher <app>
<lem>empfohlne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">empfohlene</rdg>
</app> angelegentliche und <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index>Fleiß ist um so nöthiger, je mannichfaltiger die Kenntnisse und
Beschäftigungen sind, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">welche erfordert werden, um</rdg>
</app> die heilige Schrift recht verstehen und <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app> zu lernen, und <app>
<lem>je mit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mit je</rdg>
</app> mehrern Schwierigkeiten man <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> zu kämpfen hat. – <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> allen den Wissenschaften, wo es auf <app>
<lem>vielerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vielerlei</rdg>
</app> und ausgebreitete Kenntnisse ankommt, wo der Fleiß sehr ins Kleine
gehen muß, und wo <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">Manches sogar</rdg>
</app> auf einem sichern Gefühl beruht, das erst durch lange Uebung erworben
oder befestigt wird, ist es gar nicht zu verwundern, daß der Unwissende oder
Anfänger sie sich leichter vorstellt, als sie <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
</app> und als er sie hinterher findet. Wenn man auch weiß, daß zu einer
Wissenschaft viel gehöre, daß man <app>
<lem>dies</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dieß</rdg>
</app> eben nur <hi>lernen</hi>, nicht selbst erfinden, oder nur <app>
<lem>als<pb edRef="#b" n="30"/>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> erfinden könne, wo man erst <app>
<lem>Vieles</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vieles</rdg>
</app> vorher <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">von</rdg>
</app> Andern abgelernt und <app>
<lem>gesammlet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesammelt</rdg>
</app> hat – wie dieses der Fall <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen historischen Wissenschaften <app>
<lem>ist –:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ist: – da</rdg>
</app> verläßt man sich gar zu leicht auf <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vorarbeit</term>
</index>Vorarbeit, forscht nicht selbst nach, und beruhigt sich ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Prüfung</term>
</index>Prüfung <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem, was man vorfindet. <pb edRef="#a" n="316"/> Dieses sind wohl
einige Hauptursachen, die das Vorurtheil erzeugen, als wenn <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem exegetischen Studium wenig von uns selbst zu thun, oder <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> leicht zu er<pb edRef="#c" n="26"/>lernen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, so wie man sich auf der andern Seite die Schwierigkeiten oft zu groß
vorstellt, wenn und weil man so viele <app>
<lem>auswärtige nöthige</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">subsidiarische</rdg>
</app> Kenntnisse <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> sich vermißt, oder nicht weiß, wo man sie hernehmen soll.</p>
</div>
<div n="21" type="section" id="section_2_21">
<head><app>
<lem>21</lem>
<rdg wit="#a" type="v">308</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> der heiligen Schrift kommen noch manche <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Umstände dazu, welche das Vorurtheil verstärken, daß, sie zu
verstehen, so gar schwer nicht seyn könne. Man hat sie von Jugend auf <app>
<lem>gelesen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gelesen</rdg>
</app> und erläutern gehört, und glaubt, weil uns ihre <app>
<lem>Geschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Geschichten</rdg>
</app> und Lehren, den Worten und Sachen nach, geläufig sind, so wäre sie
uns auch verständlich genug. Man hat selbst gehört, daß <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Theologen gegen die römische Kirche die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_21_1"/><app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Deutlichkeit</term>
</index>Deutlichkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Deutlichkeit</hi></rdg>
</app> der heiligen Schrift, als eine <index indexName="subjects-index">
<term>Unterscheidungslehre</term>
</index>Unterscheidungslehre, vertheidigen und beweisen. Wie sollten auch,
denkt man, Bücher schwer zu <app>
<lem>verstehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verstehen</rdg>
</app>, die <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> derselben nicht ausgemacht seyn, worin Gott seinen Willen für
jedermann, selbst deutlicher als durch die Natur, geoffenbart <pb edRef="#b" n="31"/> hat? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_21_2"/><app>
<lem>Man</lem>
<rdg wit="#c" type="v">man</rdg>
</app> dürfe sich nur an den ersten einfältigsten Sinn halten, der sich uns
darin darstellt, mit Einfalt und Lernbegierde lesen, und Gott um Erleuchtung
bitten. Wenn man denn auch in <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Stellen nicht gerade den eigentlichen Sinn <app>
<lem>treffe:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">treffe,</rdg>
</app> so <app>
<lem>stoße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">stosse</rdg>
</app> man doch gewiß auf <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheiten</term>
</index>Wahrheiten, die zu <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Erbauung</term>
</index>Er<pb edRef="#a" n="317"/>bauung dienten. Und wo uns irgend
Schwierigkeiten <app>
<lem>aufstießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">aufstiessen,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">aufstießen:</rdg>
</app> über welches Buch in der Welt <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> mehr geschrieben, mehr gedacht, mehr Nutzbares schon <app>
<lem>ausgezogen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ausgezogen</rdg>
</app> und <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> Zweifel gesetzt worden? Nach so vielen und zum Theil <app>
<lem>vortreflichen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">vortrefflichen</rdg>
</app> Arbeiten könne schwerlich noch etwas unserm <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Fleiß <app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">überlassen</rdg>
</app> seyn.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_21_1">
<label>Deutlichkeit der heiligen Schrift, als eine
Unterscheidungslehre</label>
<p>Im Hintergrund steht die von Luther in <hi>De servo arbitrio</hi> (1525)
formulierte Grundannahme von der <hi>claritas</hi> (<hi>externa</hi>
bzw. <hi>interna</hi>) <hi>scripturae</hi> (vgl. WA 18 [1908], [551]
600–787, 606–609). Diese wurde in der Folgezeit ausgebaut und gehört als
Lehre von der Klarheit (<hi>claritas</hi> bzw. <hi>perspicuitas</hi>)
der Schrift im Rahmen der sog. <hi>affectiones scripturae primariae</hi>
zum festen Bestand der altprotestantischen Dogmatik. Dagegen bleibt die
Schrift nach katholischer Auffassung ohne kirchliches Lehramt dunkel und
für Laien unverständlich.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_21_2">
<label>Man dürfe sich nur an den ersten einfältigsten Sinn halten, der sich
uns darin darstellt</label>
<p>Vgl. II § 70; II § 143.</p></note>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_22-62">
<div n="22" type="section" id="section_2_22">
<head><pb edRef="#c" n="27"/>
<app>
<lem>22</lem>
<rdg wit="#a" type="v">309</rdg>
</app>.</head>
<p>Geräth aber, auf der andern Seite, jemand über die verschiedenen Folgen und
Lehren, die aus der heiligen Schrift gezogen seyn sollen, und welche <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> verschiedenen <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> und Menschen einander so sehr widersprechen; merkt er die
Abweichungen der <index indexName="subjects-index">
<term>Ausleger</term>
</index>Ausleger von einander, und wird verlegen, was er unter so
verschiedenen Erklärungen als das Wahre wählen soll; befriedigen sie oder
ihre Gründe ihn nicht; fällt er selbst auf einen Sinn, der ihm einleuchtend
scheint, den er aber zu beweisen nicht genug Kenntnisse hat; oder ist er zu
ängstlich, um seinen eigenen Einsichten zu trauen, um einen Sinn annehmlich
zu finden, der von herrschenden Erklärungen abgeht, oder gegen Meinungen <app>
<lem>anzustoßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anzustossen</rdg>
</app> scheint, die er für wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehren</term>
</index>Religionslehren hält; oder zu gewissenhaft in <pb edRef="#b" n="32"/> göttlichen Dingen, als daß er mit einem Sinn, der sich hören läßt, ohne
überzeugende Beweise zufrieden seyn sollte; oder hat jemand auf Schulen
durch eine schlechte und ihm durch manche <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenumstände</term>
</index>Nebenumstände verleidete Erklärungsart der Bibel oder alter
Schriftsteller, einen Widerwillen gegen <pb edRef="#a" n="318"/> alle
Auslegung <app>
<lem>gefaßt,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gefaßt;</rdg>
</app> oder <app>
<lem>er ist</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ist er</rdg>
</app> zu sehr versäumt, als daß er <app>
<lem>hoffen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">glauben</rdg>
</app> sollte, das viele Versäumte noch nachholen zu <app>
<lem>können,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">können;</rdg>
</app> und hat er nach und nach mehr Geschmack an sogenannten <index indexName="subjects-index">
<term>Realkenntnisse</term>
</index>Realkenntnissen bekommen, und sich an solche gewöhnt; oder hält er <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="v">diese</rdg>
</app> für weit wichtiger, als daß er die darauf zu verwendende Zeit noch
sogenannten <index indexName="subjects-index">
<term>Wortkenntnisse</term>
</index>Wortkenntnissen und Beschäftigungen des Gedächtnisses aufopfern
sollte; und wird <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">er</rdg>
</app> vollends in seinem <app>
<lem>Eckel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ekel</rdg>
</app> dagegen und in dem Wahn von ihrer Entbehrlichkeit durch <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app> bestärkt, die ihm <app>
<lem>Sprache</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sprachen</rdg>
</app>, <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel und die Geschichte in derselben verächtlich machen, seinen
Stolz auf die <app>
<lem>Fähigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fähigkeit,</rdg>
</app> selbst zu <app>
<lem>denken</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denken,</rdg>
</app> nähren, oder ihn bereden, <pb edRef="#c" n="28"/> daß das Wesentliche
der Bibel in sehr Wenigem <app>
<lem>bestehe,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bestehe</rdg>
</app> und schon ganz aufs Reine gebracht <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>: so ist <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">es</rdg>
</app> sehr begreiflich, wie leicht er dadurch und durch das Gefühl der <app>
<lem>mancherley Schwierigkeiten,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mancherlei Schwierigkeiten</rdg>
</app> dahin gebracht werden könne, das Studium der Bibel selbst, oder doch <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app>, ausharrenden Fleiß, ganz aufzugeben.</p>
</div>
<div n="23" type="section" id="section_2_23">
<head><app>
<lem>23</lem>
<rdg wit="#a" type="v">310</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beiden</rdg>
</app> Vorurtheilen entgegen zu arbeiten, und auf der einen Seite die
Trägheit, auf der <app>
<lem>anderen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">andern</rdg>
</app> Muthlosigkeit zu verhüten, ist es sehr noth<pb edRef="#b" n="33"/>wendig, sich frühzeitig <hi>theils</hi> den <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Umfang und die <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzbarkeit</term>
</index>Nutzbarkeit der <app>
<lem>bey dem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">für das</rdg>
</app> Studium der Bibel nöthigen Kenntnisse, <hi>theils</hi> die Mittel
bekannt zu machen, wie man <app>
<lem>die Schwierigkeiten <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sie</rdg>
</app> heben, erleichtern, und sich eine Fertigkeit erwerben könne, die
heilige <pb edRef="#a" n="319"/> Schrift und ihren Sinn gründlich zu
erforschen. Den Werth der Bibel vorausgesetzt, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man sie anders nicht benutzen, als wenn und sofern man überzeugt ist,
daß, was man daraus zieht, wirklich darin enthalten <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Diese Ueberzeugung erfordert, wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jedem Gesetz oder <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">jeder</rdg>
</app> Urkunde, daraus man etwas lernen will, <app>
<lem>zweyerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweierlei</rdg>
</app>: <hi>erstlich</hi>, daß man mit <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung wisse, was man zur heiligen Schrift rechne, <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> wirklich, wenigstens im Wesentlichen, dasselbe, was die Verfasser
niedergeschrieben haben; <hi>hernach</hi>, daß man den Sinn gefunden, und
Grund angeben könne, daß und warum der Sinn, den wir gefunden haben, der
einzige wahre, oder doch wahrscheinlichste <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Der <app>
<lem>Inbegriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Inbegrif</rdg>
</app> der Kenntnisse, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welche</rdg>
</app> die <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> der biblischen Bücher und des biblischen Textes betreffen, ist die
<hi>biblische <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik</hi> (Critica sacra), so wie der <app>
<lem>Inbegriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Inbegrif</rdg>
</app> dererjenigen, welche die Auslegung desselben <app>
<lem>angehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angehen</rdg>
</app>, die eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Exegetik</term>
</index><hi>Exegetik</hi>.</p>
<note place="end"><pb edRef="#c" n="29"/>
<app>
<lem>Bey beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Bei beiden</rdg>
</app> Wissenschaften soll im Folgenden zugleich von ihrem Umfang, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ihrer</rdg>
</app> Nothwendigkeit, Schwierigkeit, und <app>
<lem>Mitteln</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den Mitteln,</rdg>
</app>
<app>
<lem>diese</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sie</rdg>
</app> zu heben, oder gründliche Kenntnisse und Fertigkeiten darin zu
erlangen, überhaupt gehandelt werden. Dadurch werden die Vorurtheile von dem
zu Leichten oder zu Schweren <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem biblischen Studium von selbst wegfallen, daß sie <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">dann</rdg>
</app> keiner <app>
<lem>besondern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weitern</rdg>
</app> Widerlegung bedürfen.</note>
</div>
<div n="24" type="section" id="section_2_24">
<head><pb edRef="#b" n="34"/>
<app>
<lem>24</lem>
<rdg wit="#a" type="v">311</rdg>
</app>.</head>
<p>So sehr <app>
<lem>diese</lem>
<rdg wit="#c" type="v">die</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik von <app>
<lem>jeher</lem>
<rdg wit="#a" type="v">je her</rdg>
</app> der Verachtung und noch mehr der Verleumdung der <pb edRef="#a" n="320"/> Unwissenden ausgesetzt gewesen ist, die <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">alle</rdg>
</app> kritische Versuche <app>
<lem>selbst oft</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wohl gar</rdg>
</app> für Anfälle auf Gottes Wort angesehen haben, ohne zu bedenken, daß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">biblische</rdg>
</app> Kritik nur eine Revision des auf uns <app>
<lem>gekommnen geschriebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gekommenen geschriebenen</rdg>
</app> oder gedruckten <app>
<lem><hi>Textes</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Textes</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel<app>
<lem>, nicht der <hi>Bibel</hi> selbst,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ist: so ist sie doch nicht nur eine <app>
<lem>unschuldige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unschädliche</rdg>
</app>, sondern <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sogar</rdg>
</app> auch nothwendige Wissenschaft. Soll 1) eine Lehre oder Begebenheit
aus einem Zeugniß der <app>
<lem>heiligen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">heil.</rdg>
</app> Schrift dargethan, oder eine Redensart als schriftmäßig
gerechtfertigt <app>
<lem>werden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden</rdg>
</app> (wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:5:7">1 Joh. 5,
7.</citedRange></bibl> oder <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:3:16">1 Tim. 3, 16.</citedRange></bibl>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Joh:7:53" to="Joh:8:11">Joh. 7, 53.–8, 11.</citedRange></bibl> und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:20:28">Apostelgesch. 20,
28</citedRange></bibl>): so muß bewiesen werden können, daß das
Buch, die Stelle und der Ausdruck <app>
<lem>ächt sey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">echt sei</rdg>
</app>, die man als ein Zeugniß anführt (<app>
<lem><choice>
<abbr>Th.</abbr>
<expan>Theil</expan>
</choice> 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <app>
<lem><ref target="#section_1_74">74</ref>),</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_74">74.</ref>);</rdg>
</app> und so bodenlos sonst der Beweis seyn würde, so vergeblich wäre die
Erklärung einer Stelle oder eines Ausdrucks, um einen Schluß daraus zu
ziehen, ehe noch ausgemacht wäre, daß sie von den heiligen Schriftstellern <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">selbst</rdg>
</app> herrührten, und sich daraus etwas, als von ihnen gesagt, ziehen <app>
<lem>ließe</lem>
<rdg wit="#a" type="v">liesse</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="25" type="section" id="section_2_25">
<head><app>
<lem>25</lem>
<rdg wit="#a" type="v">312</rdg>
</app>.</head>
<p>Sehr oft werden 2) gewisse Bücher, Stellen und <index indexName="subjects-index">
<term>Lesearten</term>
</index>Lesearten der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel bestritten, und müssen, wenn sie können, <pb edRef="#c" n="30"/>
<app>
<lem>gerechtfertiget werden; es</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gerechtfertigt werden. Es</rdg>
</app> ist auch unwidersprechlich, daß von <app>
<lem>jeher</lem>
<rdg wit="#a" type="v">je her</rdg>
</app> an der <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> einiger Bücher gezweifelt worden, und <pb edRef="#b" n="35"/> der
Text in <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Handschriften, Uebersetzungen und Anführungen, mit vieler
Verschiedenheit durch <app>
<lem>Nachläßigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Nachlässigkeit</rdg>
</app> oder <app>
<lem>willkührliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkürliche</rdg>
</app> Aen<pb edRef="#a" n="321"/>derungen, zu uns gekommen ist. Anders als
nach sichern Regeln und Gründen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> doch jene Rechtfertigung nicht <app>
<lem>geführet, willkührliche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">geführt, willkürliche</rdg>
</app> Aenderung <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">können</rdg>
</app> anders nicht entdeckt und abgelehnt, und überhaupt keine Fehler in
diesem Text anders klar gemacht werden. Und ist es eben so unverantwortlich,
etwas zu der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift hinzu, als davon zu thun, etwas <app>
<lem>Unächtes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unechtes</rdg>
</app> gelten zu <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, als etwas <app>
<lem>Aechtes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtes</rdg>
</app> zu verwerfen: so <app>
<lem>bleibt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bleibet</rdg>
</app> schlechterdings kein anderes <app>
<lem>Mittel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Mittel,</rdg>
</app> sich gegen diese <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> Abwege zu verwahren, als kritische Untersuchung.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Es ist also widersinnig, zu behaupten, durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik würde die heilige Schrift <app>
<lem>dem Willkühr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der Willkür</rdg>
</app> und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">dem</rdg>
</app> Muthwillen der Menschen Preis gegeben; da eben die Kritik das Mittel
ist, um zu entdecken, ob <app>
<lem>hiebey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierbei</rdg>
</app> etwas <app>
<lem>willkührlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkürlich</rdg>
</app> und widerrechtlich geschehen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> oder nicht, und um diesem zu steuern, oder es zu Schanden zu
machen.</note>
</div>
<div n="26" type="section" id="section_2_26">
<head><app>
<lem>26</lem>
<rdg wit="#a" type="v">313</rdg>
</app>.</head>
<p>Selbst 3) von den Vorwürfen der <app>
<lem>erlittnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erlittenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verfälschung</term>
</index>Verfälschung, die man so oft der heiligen Schrift gemacht, und
dadurch ihr Ansehen zu schwächen gesucht hat, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app> sie auf keine andere Art <app>
<lem>befreyet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befreiet</rdg>
</app> werden. Wer der wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik kundig ist, erschrickt <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> allen solchen Beschuldigungen nicht. Er findet sie, nach angestellter
Untersuchung, entweder gegründet oder nicht; verlangt, in jenem Fall, <pb edRef="#b" n="36"/> das nicht zu vertheidigen, was nicht zu den heiligen
Büchern gehört, und schneidet so die Ge<pb edRef="#a" n="322"/>legenheit ab,
das <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Ansehen</rdg>
</app> der Bibel zu <pb edRef="#c" n="31"/> erschüttern; weiß hingegen, in
dem andern <app>
<lem>Fall</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Falle</rdg>
</app>, zu zeigen, wie sehr dergleichen Angriffe auf Unwissenheit oder
falschen Schlüssen beruhen. Wer aber <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesen Vorwürfen von Verfälschung ängstlich thut, und seine Furcht <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> Gefahr verräth, die der Bibel bevorstehe, bestätigt die Gegner in
ihrem <app>
<lem>Verdacht; er</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Verdacht. Er</rdg>
</app> könnte es ja sonst nur der ruhigen Untersuchung <app>
<lem>überlaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">überlassen</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="27" type="section" id="section_2_27">
<head><app>
<lem>27</lem>
<rdg wit="#a" type="v">314</rdg>
</app>.</head>
<p>Zu besorgen ist auch nicht, daß 4) durch kritische Untersuchungen die <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel ungewiß und zweifelhaft gemacht werde, und manches <app>
<lem>trefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">treffliche</rdg>
</app> Zeugniß aus derselben wegfalle. So lange nichts untersucht wird, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> Zweifel und Verdacht nie gehoben werden; die <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> Entdeckung der Verschiedenheit <app>
<lem>aber,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">aber</rdg>
</app> macht so wenig die Bücher und ihren Text zweifelhaft, als die
Verschiedenheit der Erklärungen einer Stelle den Sinn ungewiß macht; Gründe
müssen in <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> Fällen zeigen, auf welcher Seite die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Wenn diese die <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> eines Buchs, einer Stelle oder <index indexName="subjects-index">
<term>Leseart</term>
</index>Leseart darthun, so bleibt ihr Zeugniß erhalten; beweisen sie
hingegen, sie <app>
<lem>sey untergeschoben:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei untergeschoben,</rdg>
</app> so verlieren wir weiter nichts als einen falschen Beweis, durch den
die Wahrheit nie gewinnt, sondern unwiderleglichen Angriffen ausgesetzt <app>
<lem>wird;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird:</rdg>
</app> und darüber sich beschweren, was wäre das anders, als mit Gott
rechten, daß er uns nicht <pb edRef="#b" n="37"/> mehr Bücher und Beweise
für eine Wahrheit gegeben habe? – <pb edRef="#a" n="323"/> Kurz, alle Klagen
und Besorgnisse <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Kritik selbst – nicht <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihrem Mißbrauch, den eben <app>
<lem>sichre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sichere</rdg>
</app> Regeln und Gründe verhüten müssen – beruhen <hi>entweder</hi> auf
Unwissenheit, wenn man Verschiedenheit in den Meinungen und Zeugnissen, die
Bücher und den Text der Bibel betreffend, <app>
<lem>ableugnet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">abläugnet</rdg>
</app>, oder <pb edRef="#c" n="32"/> keine kritischen Grundsätze und
Entdeckungen gelten <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> will, <app>
<lem><hi>oder</hi>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>oder</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>bei</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bey</rdg>
</app> aller Einbildung von Liebe und Eifer für die Bibel, auf
Gleichgültigkeit gegen sie; wodurch man nicht nur selbst die ihr schuldige
Untersuchung <app>
<lem>vernachlässigt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vernachläßigt</rdg>
</app>, sondern auch die Arbeiten <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app>, die mehr Kenntnisse und <app>
<lem>besseren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beßren</rdg>
</app> Willen haben, unbenutzt läßt, oder sie gar abschreckt, sie an <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Stelle zu unternehmen.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Erasmus, Desiderius</term>
</index><persName ref="textgrid:24h47">Erasmi</persName> Apologia und dessen
Capita argumentorum contra morosos quosdam ac indoctos, vor der 2ten Ausgabe
seines griechischen neuen <app>
<lem>Testamentes (1519)<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:250dd"/></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Testaments (1519.)</rdg>
</app>, und in dessen folgenden Ausgaben, nebst <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> seiner <app>
<lem>Apologien</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Apologieen</rdg>
</app> im 9ten Bande seiner Werke nach <index indexName="persons-index">
<term>Clericus, s. Le Clerc, Jean</term>
<term>Le Clerc, Jean</term>
</index><persName ref="textgrid:251ms">le <app>
<lem>Clerc</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Clerc's</rdg>
</app></persName> Ausgabe; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_27_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Bentley, Richard</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25k02">Rich. Bentley</persName></hi>
Anmerkungen über das Buch: <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app> zu denken, nach der deutschen Uebersetzung, Halle <app>
<lem>1745<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2r5gf"/>
in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1745.</rdg>
</app> 8. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 200 <app>
<lem><choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">f</rdg>
</app>; und in bündigster Kürze die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_27_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Griesbach, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h7">Griesbachische</persName></hi>
Vorrede zum <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> Bande seiner Ausgabe des neuen Testaments, sind sehr dienlich, um
gleich im Anfang diese Vorurtheile niederzuschlagen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_27_1">
<label>Rich. Bentley Anmerkungen […] S. 200 f.</label>
<p>Richard Bentleys (unter dem Pseudonym <hi>Phileleutherus Lipsiensis</hi>
veröffentlichte) <hi>Remarks upon a late Discourse of Free-Thinking</hi>
(1713) wurden mehrfach aufgelegt (<hi rend="superscript">8</hi>1743) und
übersetzt. Die deutsche Übersetzung <hi>Richard Bentleys […]
Anmerckungen über das Buch Freyheit zu dencken</hi> (1745) besorgte
der hallesche Theologe Friedrich Eberhard Rambach (1708–1775). Die hier
angeführte <hi>zwey und dreißigste Anmerckung</hi> (aaO 200–263)
behandelt John Mills Ausgabe des Neuen Testaments (vgl. II § 35) und
verteidigt trotz der in dieser Edition festgestellten etwa 30.000
Textvarianten die prinzipielle Glaubwürdigkeit der neutestamentlichen
Überlieferung.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_27_2">
<label>Griesbachische Vorrede zum zweyten Bande seiner Ausgabe des neuen
Testaments</label>
<p>Der während des Studiums in Halle u.a. von Semler und Nösselt und in
Leipzig von Ernesti beeinflusste Johann Jakob Griesbach (1745–1812)
wurde 1773 außerordentlicher Professor der Theologie in Halle, wechselte
dann jedoch als Ordinarius nach Jena und prägte die dortige Universität
maßgeblich. Griesbach zählt zu den führenden Textkritikern des 18. Jh.s
und ist für seine Ausgabe des Neuen Testaments (vgl. II § 34) bekannt.
Nach ihm benannt ist die Griesbach-Hypothese, nach der das Lukas- vom
Matthäusevangelium abhängig ist und das Markusevangelium eine
Kurzfassung beider darstellt. Ein bedeutendes neologisches Werk (vgl.
BdN III) ist seine <hi>Anleitung zum Studium der populären Dogmatik</hi>
(1779; <hi rend="superscript">4</hi>1789).</p></note>
</div>
<div n="28" type="section" id="section_2_28">
<head><app>
<lem>28</lem>
<rdg wit="#a" type="v">315</rdg>
</app>.</head>
<p>Und diesen Fleiß in der biblischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik sollte man um so weniger <app>
<lem>schwächen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">niederschlagen</rdg>
</app>, da diese Kri<pb edRef="#a" n="324"/>tik <pb edRef="#b" n="38"/> ein
überaus schweres Studium ist, und nur <app>
<lem>äusserst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerst</rdg>
</app>
<app>
<lem>Wenige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wenige</rdg>
</app> wahren Beruf dazu haben. <hi>Zuerst</hi> hält es schon sehr schwer,
die <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> Abwege <app>
<lem>hiebey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierbei</rdg>
</app>, Aengstlichkeit und Verwegenheit, zu <app>
<lem>vermeiden; der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vermeiden. Der</rdg>
</app> Kranke befindet sich gleich übel <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>, wenn der Arzt <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app>, und wenn er nichts wagt, nach gar keinen festen Grundsätzen
verfährt, oder auch nicht einmal nach solchen etwas unternimmt. Auch der
<index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärtester</term>
</index>aufgeklärteste Mann, wenn er gewissenhaft ist, rührt das ungern an,
was einmal <app>
<lem>das,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">das –</rdg>
</app> gegründete oder <app>
<lem>ungegründete,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ungegründete –</rdg>
</app> Vorurtheil des Göttlichen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">oder auch nur durch das Alterthum
Geheiligten</rdg>
</app> vor <pb edRef="#c" n="33"/> sich hat; und wer einmal <app>
<lem>einzureissen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">einzureißen</rdg>
</app> anfängt, reißt<app>
<lem>, wenn er im Reissen ist,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> oft auch das Gute und Haltbare mit ab, und braucht, verleitet vom
Gefühl seiner Kraft, nur zu oft gewaltsame und verzweifelte Mittel. Wahrer
Muth und wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Bescheidenheit</term>
</index>Bescheidenheit sind gleich selten.</p>
</div>
<div n="29" type="section" id="section_2_29">
<head><app>
<lem>29</lem>
<rdg wit="#a" type="v">316</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Wenn <hi>aber auch</hi> jemand hiebey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Doch selbst der, welcher hierbei</rdg>
</app> mit der <app>
<lem>größesten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">größten</rdg>
</app> Vorsicht und Entschlossenheit, also mit wahrer Gewissenhaftigkeit, <app>
<lem>verführe: so</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verfährt,</rdg>
</app> wird <app>
<lem>er</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> doch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Unternehmung <app>
<lem>selbst</lem>
<rdg wit="#a" type="v">selbst,</rdg>
</app> ausnehmende Schwierigkeiten finden, sowohl in Wegräumung der
Hindernisse, welche <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Unwissenheit, Vorurtheile und Irrthümer in diesem Fach <app>
<lem>gelegt haben</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">in den Weg legen</rdg>
</app>, als in Aufführung des Bessern. Denn erstlich <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bedarf</rdg>
</app> man <app>
<lem><hi>sichre</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>sicherer</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index><hi>Regeln</hi>
<app>
<lem>haben</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app>, wonach man <app>
<lem>verführe – und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu verfahren hat; –</rdg>
</app> diese <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">aber</rdg>
</app> setzen <app>
<lem><hi>sichre <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntnisse</term>
</index>Kenntnisse</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>sichere Kenntnisse</hi>,</rdg>
</app> von den Büchern und deren Text <app>
<lem>sowohl,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sowohl</rdg>
</app> als von <pb edRef="#a" n="325"/> den Hülfsmitteln, voraus, die <app>
<lem>man</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zur Berich<pb edRef="#b" n="39"/>tigung des Streitigen <app>
<lem>nöthig hat</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unentbehrlich sind</rdg>
</app>. – Wäre <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> denn auch <app>
<lem>sichrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sicherer</rdg>
</app> als es <app>
<lem>meistens nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">in den meisten Fällen</rdg>
</app> ist, so würden sich in der <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index><hi>Anwendung</hi> der Grundsätze noch immer neue Schwierigkeiten
zeigen.</p>
</div>
<div n="30" type="section" id="section_2_30">
<head><app>
<lem>30</lem>
<rdg wit="#a" type="v">317</rdg>
</app>.</head>
<p>Wie <app>
<lem>viel <app>
<lem>einigermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einigermassen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wenig</rdg>
</app> Sicheres wissen wir 1) von den <hi>vorläufigen Kenntnissen</hi>? <app>
<lem>von</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Von</rdg>
</app> der Geschichte der biblischen Bücher, der Sammlung ihrer <app>
<lem>Theile,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Theile</rdg>
</app> (<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> der Psalmen, der <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Weissagungen in den Propheten <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>) und der Sammlung dieser Bücher in ein Ganzes? von der Geschichte
ihres Textes, und der oft so unerklärlichen Art, wie die Verschiedenheit des
Textes in den Quellen entstanden ist? von der Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Handschriften</term>
</index>Handschriften und der al<pb edRef="#c" n="34"/>ten <index indexName="subjects-index">
<term>Uebersetzungen</term>
</index>Uebersetzungen, des Textes in <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> und dessen Veränderungen? von der Fähigkeit, den Hülfsmitteln und der
Treue, welche diejenigen hatten oder bewiesen, die uns Stücke dieses Textes
in ihren Büchern aufbehalten haben? selbst von der Geschichte der Ausgaben,
und der Art des Verfahrens <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>? Wie vieler feinen historischen, <app>
<lem>literarischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">litterarischen</rdg>
</app> und philologischen Kenntnisse und Bemerkungen bedarf es, um nur erst
einiges Land zu <app>
<lem>gewinnen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewinnen;</rdg>
</app> und wie wenig ist das, was wir hier mit einiger Sicherheit kennen,
gegen das, was wir noch erst entdecken <app>
<lem>sollten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">müßten</rdg>
</app>, um die <app>
<lem>hiebey vorkommende</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hierbei vorkommenden</rdg>
</app> Lücken auszufüllen, und alle Schwierigkeiten befriedigend zu <app>
<lem>beantworten.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beantworten!</rdg>
</app></p>
<app type="structural-variance">
<lem><note place="end"><seg id="var_2_30_p1"><pb edRef="#a" n="326"/>
<pb edRef="#b" n="40"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_30_1"/>Was hier
und in dem Folgenden gesagt ist, fühlt schwerlich jemand, <app>
<lem>wer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Untersuchungen dieser Art hergekommen ist, und selbst
Versuche gemacht hat. Die wunderbaren Erscheinungen in der
alexandrinischen Uebersetzung des <choice>
<abbr>A. Test.</abbr>
<expan>Altes Testament</expan>
</choice> und in griechisch-lateinischen Handschriften des
neuen, können hier zu einigen <app>
<lem>Beyspielen dienen,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Beispielen dienen;</rdg>
</app> und wer die kritische Literatur kennt, wie sie sich <app>
<lem>ohngefehr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ungefähr</rdg>
</app> seit den <app>
<lem>nächsten <app>
<lem>dreyßig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zwanzig</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">letzten dreißig</rdg>
</app> Jahren gebildet hat, <app>
<lem>kan <app>
<lem>einigermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einigermassen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann einigermaaßen</rdg>
</app> sehen, wie viel sich in diesem noch so unbekannten Lande,
durch Aufsuchung bisher verborgen gewesener Hülfsmittel und
durch regelmäßigen <app>
<lem>Fleiß,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fleiß</rdg>
</app> entdecken <app>
<lem>laße</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lasse</rdg>
</app>, und noch zu entdecken übrig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Traurig ists nur immer, daß, wenn man einigen <index indexName="subjects-index">
<term>Schutt</term>
</index>Schutt weggeräumt hat, um diese <app>
<lem>verborgnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verborgenen</rdg>
</app> Schätze zu entdecken, so manche <app>
<lem>unberufne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unberufene</rdg>
</app> Arbeiter wieder neuen Schutt aufhäufen, und, unter
Vorspiegelung einer höhern Kritik, die guten Gänge zuwerfen, um <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> zu graben, die statt des Erzes nur <app>
<lem>Kolen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Kohlen</rdg>
</app> enthalten.</seg>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><milestone unit="p" type="structure" edRef="#c"/><seg id="var_2_30_p2">{Was würde der
selige Verfasser erst gesagt haben, wenn er erlebt
hätte, wie wenig zuletzt diese sogenannte höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik noch als echt an den biblischen,
besonders den Schriften des neuen Testaments, möchte
gelten lassen! <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></seg></rdg>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end">
<p copyOf="#var_2_30_p1"/>
<p copyOf="#var_2_30_p2"/></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_30_1">
<label>Was hier und in dem Folgenden gesagt ist, fühlt schwerlich jemand,
wer nicht bey Untersuchungen dieser Art hergekommen ist, und selbst
Versuche gemacht hat</label>
<p> In seiner Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) betont Niemeyer, dass
Nösselt nicht zuletzt aufgrund seiner exegetischen Arbeiten zu den
führenden Theologen seiner Zeit gezählt werde (aaO I 252), dass auf dem
Gebiet der Exegese nichts Großes oder Kleines geschehen sei, was
Nösselts Aufmerksamkeit entgangen wäre (vgl. aaO I 156), und weiß von
Nösselts Plan, eine eigene Ausgabe des Neuen Testaments zu besorgen
(vgl. aaO I 157). Dass die exegetische Theologie zu Nösselts
Interessenschwerpunkten gehörte, wird auch an der relativen Häufigkeit
seiner diesbezüglichen Vorlesungen deutlich.</p></note>
</div>
<div n="31" type="section" id="section_2_31">
<head><pb n="35" edRef="#c"/>
<app>
<lem>31</lem>
<rdg wit="#a" type="v">318</rdg>
</app>.</head>
<p>Nach diesen <app>
<lem>großentheils</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossentheils</rdg>
</app> noch so unvollständigen <app>
<lem>Kenntnissen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kenntnissen,</rdg>
</app> können 2) schwerlich <index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index><hi>Grundsätze</hi> entworfen werden, <app>
<lem>die allgemein</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">denen man eine absolute Allgemeinheit</rdg>
</app> und <app>
<lem>sicher genug wären</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sicherheit zuschreiben könnte</rdg>
</app>. Wenn es nicht schon <app>
<lem>gewissermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewissermassen</rdg>
</app> die meisten bisherigen Versuche solcher Regeln bewiesen, die entweder
auf ganz falsche Einbildungen gegründet <app>
<lem>sind <ref type="note" target="#noe_2_2_31_note1">*)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sind, <ref type="note" target="#noe_2_2_31_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> oder sich durch ihre Unbestimmtheit selbst <app>
<lem>zerstören <ref type="note" target="#noe_2_2_31_note2">**)</ref>:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zerstören: <ref type="note" target="#noe_2_2_31_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> so müßte es die Natur der Sache selbst lehren. Manche <pb edRef="#b" n="41"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln sind noch viel zu früh; weil uns die Geschichte der Quellen
oder Zeugen fehlt, wonach <pb edRef="#a" n="327"/> man erst ihr <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> beurtheilen könnte, und weil das Ansehen dieser Zeugen meistens erst
durch fleißige Untersuchung der Art ihres Textes, und durch sorgfältige
Zusammenhaltung desselben mit dem Text anderer <index indexName="subjects-index">
<term>Handschriften</term>
</index>Handschriften, Uebersetzungen <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> erkannt werden <app>
<lem>kan <ref type="note" target="#noe_2_2_31_note3">†)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann. <ref type="note" target="#noe_2_2_31_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> Wo man es aber auch so weit gebracht hat, daß man den Werth gewisser
Handschriften <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> kennt: so können ja die Regeln, <hi>theils</hi>, wenn sie
<hi>allgemeine</hi> Regeln seyn sollen, nur erst nach Vergleichung
mehrerer <app>
<lem>solchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">solcher</rdg>
</app> Handschriften <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> unter einander und mit andern Quellen gemacht, mit <app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Einem</rdg>
</app> Wort, nur aus mehrern uns gleich gut bekannten Quellen zusammen,
abgezogen <app>
<lem>werden, <ref type="note" target="#noe_2_2_31_note4">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werden; <ref type="note" target="#noe_2_2_31_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app>
<hi>theils</hi>, zeigen sich <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> so viele einander entgegenlaufende Erscheinungen, die für und wider
einen angenommenen Grundsatz streiten, daß sich etwas <app>
<lem>ganz</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Allgemeines, ohne viele feinere Bestimmungen, nicht festsetzen läßt. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_31_note5">†††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_31_note5"><hi rend="superscript">5</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_31_note1" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> die Regeln: welche <index indexName="subjects-index">
<term>Leseart</term>
</index>Leseart die <hi>meisten</hi> Zeugnisse vor sich hat, ist die <app>
<lem>beste;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beste; –</rdg>
</app> die lateinischen Lesearten sind der Verfälschung verdächtig <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></note>
<note n="2" id="noe_2_2_31_note2" place="end"><app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice>
<hi>wenn</hi>
<app>
<lem><hi>alles</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Alles</hi></rdg>
</app>
<hi>gleich ist</hi>, ist die <hi>ältere</hi> Leseart <pb edRef="#c" n="36"/>
der <hi>neuern</hi> vorzuziehen; die <hi>schwierigere</hi> oder
<hi>ungewöhnlichere</hi> Leseart ist <app>
<lem>ächter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">echter</rdg>
</app> als die leichtere <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></note>
<note n="3" id="noe_2_2_31_note3" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> So ist das allerdings gewiß, was ehedem niemand <app>
<lem>sahe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sah</rdg>
</app>, daß es <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> sogenannte <index indexName="subjects-index">
<term>Recensionen</term>
</index>Recensionen oder Arten des Textes im neuen Testament giebt, und daß
unter diesen eine alexandrinische ist; aber <pb edRef="#b" n="42"/> welche
Handschriften, <pb edRef="#a" n="328"/> Uebersetzungen und dergleichen diese
Recension enthalten, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man zum Theil wohl aus <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app> Umständen, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> dem Texte, wie er <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ägyptischen <app>
<lem>Kirchenvätern</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Kirchvätern</rdg>
</app>, in der koptischen Version <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> vorkommt, <app>
<lem>schließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schliessen</rdg>
</app>, noch weit mehr aber aus Vergleichung solcher Lesearten, die gewisse
Handschriften vor andern auszeichnen. Und doch hält es wieder schwer, den
<hi>allgemeinen</hi> Charakter dieser Recension zu bestimmen, da manche
Handschriften in einigen Büchern <app>
<lem>dieser</lem>
<rdg wit="#a" type="v">diese</rdg>
</app>, in andern einer andern folgen, wie <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die sogenannte alexandrinische in den Briefen <index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index><persName ref="textgrid:251kf">Pauli</persName>, nicht so in den
Evangelisten; auch noch bis jetzt kein Text in irgend einer solchen
Handschrift aufgefunden ist, der nicht auch Lesearten enthielte, die einer
andern Recension eigen sind.</note>
<note n="4" id="noe_2_2_31_note4" place="end"><app>
<lem>††) Und wenn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">4) Wenn</rdg>
</app> also nicht die Geschichte aller dieser Quellen bekannt ist, können
die Regeln unmöglich richtig oder bestimmt genug <app>
<lem>werden;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden –</rdg>
</app> ein Fehler, dessen sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem hebräischen Text diejenigen eben sowohl schuldig machen, die den
sogenannten masorethischen Text schlechthin verwerfen, als die, so ihn
geradezu vorziehen.</note>
<note n="5" id="noe_2_2_31_note5" place="end"><app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
</app> So sind es sehr gute Regeln <app>
<lem>bey den</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei dem</rdg>
</app> griechischen Text des neuen Testaments: <app>
<lem>Unter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">„Unter</rdg>
</app> mehrern Lesearten ist diejenige wahrscheinlicher, die mit der
sonstigen Art zu reden ebendesselben Schriftstellers am meisten
übereinstimmt; ein härterer, ungriechischer Ausdruck ist weniger verdächtig,
als der leichtere und sonst gewöhnlichere, und: die Leseart ist die
verdächtigere, deren Ursprung aus der andern <pb edRef="#b" n="43"/> gezeigt
werden <app>
<lem>kan.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann.“</rdg>
</app> Aber eben sowohl <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> der Parallelismus zur Veränderung einer Leseart verführt <app>
<lem>haben:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben;</rdg>
</app> der ungriechische Ausdruck <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> aus einem <index indexName="subjects-index">
<term>Schreibfehler</term>
</index>Schreibfehler <app>
<lem>solchen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">solcher</rdg>
</app> Abschreiber herrühren, <pb edRef="#a" n="329"/> die des Griechischen
unkundig waren; <pb edRef="#c" n="37"/> und die eine Leseart läßt sich <app>
<lem>bisweilen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> eben sowohl aus der andern, wie diese aus jener ableiten.</note>
</div>
<div n="32" type="section" id="section_2_32">
<head><app>
<lem>32</lem>
<rdg wit="#a" type="v">319</rdg>
</app>.</head>
<p>Die Hauptsache kommt also 3) immer <hi>auf den selbst</hi> an, der das <app>
<lem>Aechte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echte</rdg>
</app> von dem <app>
<lem>Unächten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unechten</rdg>
</app> unterscheiden <app>
<lem>will,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">will;</rdg>
</app> und selbst die sichersten <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln helfen nichts, wo es an der geschickten und vorsichtigen
<index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index>Anwendung fehlt. <app>
<lem>Fleissiges</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Fleißiges</rdg>
</app> Nachforschen auch nach Kleinigkeiten, welche die Geschichte und den
Charakter der Quellen aufklären können, <app>
<lem>viele</lem>
<rdg wit="#a" type="v">viel</rdg>
</app> feine Sprachkenntniß der Grundsprachen überhaupt und des Charakters
eines biblischen Schriftstellers <app>
<lem>insbesondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
</app>; Vorsichtigkeit in der Vergleichung und Anwendung aller solcher
Kenntnisse; und ein feines <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühl</term>
</index>Gefühl oder kritisches <index indexName="subjects-index">
<term>Genie</term>
</index>Genie, das erst durch lange Uebung reif und sicher wird, müssen <app>
<lem>beysammen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beisammen</rdg>
</app> seyn. Denn es kommen <app>
<lem>hiebey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierbei</rdg>
</app> so unendlich viele Collisionen gemachter Bemerkungen und <app>
<lem>abgezogner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">abgezogener</rdg>
</app> Regeln vor, und diese Collisionen werden nicht einmal bemerkt,
vielweniger <app>
<lem>mitbenutzt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mit benutzt</rdg>
</app>, wo nicht sehr viele feine Beobachtungen vorhergegangen sind, daß von
der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschicklichkeit</term>
</index>Geschicklichkeit und <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissenhaftigkeit</term>
</index>Gewissenhaftigkeit des <index indexName="subjects-index">
<term>Kritiker</term>
</index>Kritikers selbst zuletzt <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> abhängen muß. Selbst da, wo in allen jetzt bekannten Quellen ein sehr
alter Feh<pb edRef="#b" n="44"/>ler allgemein ist – ein sehr möglicher und
glaublicher Fall – könnte nur das feinere Gefühl ihn entdecken, ob es
gleich, um nicht nach <app>
<lem><app>
<lem>bloßem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossem</rdg>
</app> Willkühr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bloßer Willkür</rdg>
</app> zu ver<pb edRef="#a" n="330"/>fahren, durch irgend einige Spur in den
bekannten Quellen geleitet werden müßte.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> So möchte <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_32_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Valckenaer, Lodewijk Caspar</term>
</index><app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:276t7">Valkenar</persName></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi><persName>Valkenaer</persName></hi></rdg>
</app> in den Adnott. crit. in loca quaedam <app>
<lem>libr.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">libri</rdg>
</app> novi foederis, hinter <index indexName="persons-index">
<term>Hemsterhuis, Tiberius</term>
</index><persName ref="textgrid:276t6"><app>
<lem>Ti.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Tib.</rdg>
</app> Hemsterhusii</persName> Orationibus (Lugd. Bat. 1784.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3c0g3"/> 8.) <choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 365 <choice>
<abbr>seq.</abbr>
<expan>sequens</expan>
</choice> wohl <app>
<lem>recht</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Recht</rdg>
</app> haben, daß <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:19:38">Luc. 19, 38</citedRange></bibl> statt <foreign lang="grc">εἰρήνη
ἐν οὐρανῷ</foreign>, <pb edRef="#c" n="38"/> zu lesen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_32_2"/><foreign lang="grc">εἰρ. ἐν <hi>ἀνθρώποις</hi></foreign>. Denn die gemeine
Leseart hat keinen schicklichen <app>
<lem>Sinn;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sinn,</rdg>
</app> die ähnliche Stelle <choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:2:14">2,
14.</citedRange></bibl> erforderte <foreign lang="grc">ἐν
ἀνθρώποις</foreign>, oder etwas Aehnliches; die alexandrinische
Handschrift hat <app>
<lem><foreign lang="grc">οὐρανοις</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">οὐρανοῖς</foreign></rdg>
</app>, aus der Abkürzung <app>
<lem><foreign lang="grc"><hi rend="overline">αν</hi>οις</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">ανοις</foreign></rdg>
</app> (<foreign lang="grc">ἀνθρώποις</foreign>) konnte leicht <app>
<lem><foreign lang="grc"><hi rend="overline">ουν</hi>οις</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">οὐνοις</foreign></rdg>
</app> (<foreign lang="grc">οὐρανοῖς</foreign>) entstehen, wie <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Offb:16:18"><app>
<lem>Apocalyps.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Apokalyps.</rdg>
</app> 16, 18.</citedRange></bibl> wirklich geschehen ist, und <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> in das gewöhnlichere <foreign lang="grc">οὐρανῷ</foreign>
frühzeitig übergehen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_32_1">
<label>Valkenar in den Adnott. crit. […] p. 365 seq.</label>
<p>Der hier angeführte Band beinhaltet Reden des niederländischen Philologen
Tiberius Hemsterhuis und seines Schülers Lodewijk Caspar
Valckenaer (vgl. I § 90). Den Reden Valckenaers sind die
<hi>Schediasma, specimen exhibens Adnotationum Criticarum in loca
quaedam Librorum Sacrorum Novi Foederis</hi> (aaO 324–412)
angehängt. Hier findet sich seine in der <hi>Anweisung</hi> nachfolgend
wiedergegebene Auseinandersetzung der unterschiedlichen Lesarten in Lk
19,38; 2,14; Offb 16,18 (vgl. aaO 365f.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_32_2">
<label><foreign lang="grc">εἰρ.</foreign></label>
<p>D.i. erneut <foreign lang="grc">εἰρήνη</foreign>.</p></note>
</div>
<div n="33" type="section" id="section_2_33">
<head><app>
<lem>33</lem>
<rdg wit="#a" type="v">320</rdg>
</app>.</head>
<p>Diese <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Schwierigkeiten, welche mit der biblischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik verknüpft sind, beweisen, daß es nicht jedem, der sich auf
das gelehrte Studium der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel legt, zur Pflicht gemacht werden könne, sich selbst auf diese
Kritik <app>
<lem>einzulaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">einzulassen</rdg>
</app>; welches aber keinesweges die Pflicht ausschließt, sich mit den
nothwendigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntnisse</term>
</index>Kenntnissen, die dazu gehören, bekannt zu machen, und das zu
benutzen, was uns Kenner darin vorgearbeitet haben. Denn wer 1) gar keine
Kenntniß davon hat, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> ja nicht beurtheilen, wie weit sie und die Uebungen in dergleichen
Arbeiten ihm doch nöthig seyn möch<pb edRef="#b" n="45"/>ten, und wie weit
er Fähigkeit dazu <app>
<lem>habe,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">habe</rdg>
</app> oder erlangen könne? als woraus er erst abnehmen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, ob und wie weit es für <app>
<lem>ihm</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihn</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="331"/> Pflicht <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, sich damit zu beschäftigen. Er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> 2) sonst gewisse oft sehr herrschende und scheinbare Vorurtheile
nicht vermeiden, die ihm in der rechten <index indexName="subjects-index">
<term>Auslegung</term>
</index>Auslegung sowohl als in dem Gebrauch, den er von der Bibel macht,
ungemein hinderlich fallen, und auf Irrthümer führen; wovon die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_33_1"/>bekannte Streitigkeit
über das Alterthum und die <app>
<lem>Avthentie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Authentie</rdg>
</app> der <app>
<lem>Puncte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Punkte</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Accente</term>
</index>Accente im hebräischen Texte des alten Testaments, und die oben (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_24">24</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_24">311</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_24">24.</ref></rdg>
</app>) angeführten Stellen der <app>
<lem>Bibel</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bibel,</rdg>
</app> zum <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> dienen können. Er <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> 3) viele Schwierigkeiten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift nicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">überzeugend</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="39"/> auflösen, und viele Angriffe auf dieselbe nicht
widerlegen, die aus der fälschlich <app>
<lem>angenommnen Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">angenommenen Echtheit</rdg>
</app> gewisser Bücher, oder deren Stellen und <index indexName="subjects-index">
<term>Lesearten</term>
</index>Lesearten, entstehen, oder hergenommen werden, noch das, was <app>
<lem>ächt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">echt</rdg>
</app> ist, gegen ungegründete Vorwürfe oder Eingriffe vertheidigen. Und 4)
selbst in die Erklärung des Sinnes der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift hat diese Kritik so vielen Einfluß, daß oft weder der
rechte, noch auch einmal ein erträglicher Sinn gefunden werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wenn man der Kritik ganz unkundig ist. Es ist doch ein <app>
<lem>großes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosses</rdg>
</app> Glück, wenn wir <app>
<lem>bey eignem</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei eigenem</rdg>
</app> Unvermögen uns auf Kenner und ihre Untersuchungen <app>
<lem><app>
<lem>verlaßen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verlassen</rdg>
</app> können. Nur</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">verlassen können; nur</rdg>
</app> die unverzeihlichste Gleichgültigkeit <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> solche Vorarbeiten unbenutzt <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, und nur der einfältigste Stolz <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> sich den Trotz auf Dinge zu gut halten, die man nie gründlich
untersucht hat, oder auch nur untersuchen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, oder <pb edRef="#b" n="46"/> das verachten, was über <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Fähigkeiten und Begriffe ist.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_33_1">
<label>bekannte Streitigkeit […] im hebräischen Texte des alten
Testaments</label>
<p>Vgl. I § 165.</p></note>
</div>
<div n="34" type="section" id="section_2_34">
<head><pb edRef="#a" n="332"/>
<app>
<lem>34</lem>
<rdg wit="#a" type="v">321</rdg>
</app>.</head>
<p>Es sollte daher jeder, der, als Gelehrter, die heilige Schrift studieren
will, wenigstens 1) <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen biblischen Untersuchungen eine Ausgabe des <index indexName="subjects-index">
<term>Grundtext</term>
</index>Grundtextes zum Grunde legen, die einen mit kritischem Fleiß und
Gewissenhaftigkeit behandelten Text enthält, zumal wenn die, wenigstens <app>
<lem>erheblichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erheblichsten</rdg>
</app>, <index indexName="subjects-index">
<term>Lesearten</term>
</index>Lesearten mit ihren Zeugnissen <app>
<lem>beygefügt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigefügt</rdg>
</app> sind, wovon wir <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_1"/>im neuen <app>
<lem>Testamente</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Testament</rdg>
</app> ein <app>
<lem>vortrefliches</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vortreffliches</rdg>
</app> Muster an der <index indexName="persons-index">
<term>Griesbach, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h7">Griesbachischen</persName></hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und <index indexName="persons-index">
<term>Knapp, Georg Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2s9ff">Knappischen</persName></hi></rdg>
</app> Ausgabe haben; <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">so wie die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Doederlein, Johann Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2chmv">Döderlein</persName>-<index indexName="persons-index">
<term>Meisner, Johann Heinrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2527g">Meisnersche</persName></hi> Besorgung der Ausgabe von <index indexName="persons-index">
<term>Reineccius, Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2548s">Reineccius</persName></hi> dieß für das alte Testament
leistet;</rdg>
</app> 2) sich die besten Bücher bekannt machen, welche <hi>theils</hi>
historische Kenntnisse sowohl von der Geschichte der biblischen Bücher als
von den allgemeinern Ver<pb edRef="#c" n="40"/>änderungen ihres Textes und
von den Quellen, woraus ihre Kenntniß geschöpft werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, <hi>theils</hi> bewährte <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln der biblischen <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik, oder doch geprüfte Vorschläge von dem rechten und
vorsichtigen Verfahren <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Beurtheilung des biblischen Textes, enthalten. <app>
<lem>Noch fehlt es uns freylich zum Theil an solchen, die für den
Anfänger oder den brauchbar wären, der sich auf keine tiefere
Untersuchungen <app>
<lem>einlaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einlassen</rdg>
</app> kan, worin auch nur das alles gesammlet und wohl geordnet
wäre, was man bis jetzt in diesem Felde entdeckt hat. Bey dem alten
Testament könnte man die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Eichhorn, Johann Gottfried</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:254v6">Eichhornische</persName></hi> Einleitung ins alte <app>
<lem>Testament,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Testament</rdg>
</app> verglichen mit der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Carpzov, Johann Gottlob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2rcgw">Carpzovschen</persName></hi> Introductione und Critica S. V.
T., bey dem neuen die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Michaelis, Johann David</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251jt">Michaelische</persName></hi> Einleitung, <pb edRef="#b" n="47"/> nach der <app>
<lem>4ten<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2rcgz"/></lem>
<rdg wit="#a" type="v">3ten<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2rch1"/></rdg>
</app> Auflage, als die bis jetzt besten Handbücher, brauchen, so
weit man die Angaben <pb edRef="#a" n="333"/> darin bewiesen findet.
Die übrigen (in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_6"/><app>
<lem><hi>Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher
in der Theologie</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Anweisung zur Kenntniß der besten
allgemeinen Bücher in der Theologie</rdg>
</app> §. 26 und 27. 30–32. 34 <choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice> 60–64 <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app>) Schriften sind mehr zum Theil schätzbare Beyträge zur
Beförderung dieser Kritik. Was man in den genannten Handbüchern,
zumal in Absicht auf verschiedne Lesearten des biblischen Textes,
sonderlich im alten Testament, nicht findet, das müßte man von den
gelehrten und vorsichtigsten Auslegern lernen, die bey Erklärung
biblischer Bücher auch die wichtigsten Lesearten mit <app>
<lem>erwähnt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnt</rdg>
</app> und geprüft haben.</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app></p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> {Von den Untersuchungen über die <index indexName="subjects-index">
<term>Echtheit</term>
</index>Echtheit oder Unechtheit der biblischen Bücher, findet man
in den <hi>Einleitungen</hi> die beste Auskunft. Unter denen über
das alte Testament, zeichnet sich die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Eichhorn, Johann Gottfried</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:254v6">Eichhornsche</persName></hi> und die kürzere <index indexName="persons-index">
<term>Bauer, Georg Lorenz</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253tb">Bauersche</persName></hi>, über das neue Testament die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Michaelis, Johann David</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251jt">Michaelisische</persName></hi> mit <index indexName="persons-index">
<term>Marsh, Herbert</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sbnr">Marsh</persName></hi>
Zusätzen, die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Hänlein, Heinrich Karl Alexander</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sdwh">Hänleinsche</persName></hi>, daß gleiche die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_10"/><index indexName="persons-index">
<term>Eichhorn, Johann Gottfried</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:254v6">Eichhornsche</persName></hi>, und vorzüglich auch die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_11"/><index indexName="persons-index">
<term>Hug, Johann Leonhard</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sdwj">Hugsche</persName></hi>
aus. Ueber die sämmtlichen biblischen Schriften verbreiten sich die
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_34_12"/><hi>Einleitungen</hi> von <index indexName="persons-index">
<term>Bertholdt, Leonhard</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sfv0">Berthold</persName></hi>
und <index indexName="persons-index">
<term>De Wette, Wilhelm Martin Leberecht</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24kr2">de
Wette</persName></hi>.}</note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_1">
<label>im neuen Testamente ein vortrefliches Muster an der Griesbachischen
Ausgabe haben</label>
<p>Nach den Ausgaben Mills, Bengels und Wettsteins (vgl. II § 35) stellt
Johann Jakob Griesbachs <hi>Novum Testamentum Graece</hi>
(1775/1777; <hi rend="superscript">2</hi>1796/1806; <hi rend="superscript">3</hi>1803/1807) den Höhepunkt der
wissenschaftlichen Editionen des Neuen Testaments im 18. Jh. dar. Auch
wenn der bis auf Erasmus von Rotterdam zurückgehende <hi>textus
receptus</hi> bereits zuvor immer wieder in Frage gestellt wurde,
gilt Griesbach als der erste, der diesen an gleich mehreren hundert
Stellen abänderte. Seine Edition wurde zum Vorbild nachfolgender
Ausgaben, sein Text fand im 19. Jh. weite Verbreitung und wurde
letztlich erst durch die Ausgabe (1898) Eberhard Nestles (1851–1913)
abgelöst. In der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> ist zusätzlich
das <hi>Novum Testamentum Graece</hi> (1797; <hi rend="superscript">3</hi>1824) Georg Christian Knapps (1753–1825) angeführt, der als
Sohn des Pietisten und Direktors der Franckeschen Stiftungen Johann
Georg Knapp (1705–1771) in Halle studiert und nach einer Stelle als
Lehrer an der Waisenhausschule und einer Studienreise seit 1782 ebenda
eine ordentliche theologische Professur innehatte. Zudem wurde er wenig
später Kondirektor der Franckeschen Stiftungen. Gemeinsam mit Nösselt
und Niemeyer gehörte Knapp – häufig als letzter Repräsentant des
halleschen Pietismus bezeichnet – zu den prägenden Gestalten des
theologischen Seminars. Knapps griechischer Text des Neuen Testaments
war so geschätzt, dass Johann Severin Vater (1771–1826) 1824, in
demselben Jahr, in dem auch die dritte Auflage der Knappschen Ausgabe
erschien, auf Grundlage Griesbachs und Knapps eine eigene Handausgabe
besorgte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_2">
<label>Döderlein-Meisnersche Besorgung der Ausgabe von Reineccius</label>
<p>Gemeint ist die ursprünglich von Christian Reineccius (1667–1752) (vgl. I
§ 160) besorgte und von Johann Christoph Doederlein und Johann Heinrich
Meisner (1755–1813) durch die Berücksichtigung der Varianten Kennicotts
und de Rossis (vgl. II § 35) verbessert herausgegebene <hi>Biblia
hebraica Veteris Testamenti</hi> (1793).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_3">
<label>Eichhornische Einleitung ins alte Testament</label>
<p>Aufgrund seiner dreibändigen <hi>Einleitung ins Alte Testament</hi>
(1780–1783), die Johann David Michaelis' unvollendet
gebliebene <hi>Einleitung in die göttlichen Schriften des Alten
Bundes</hi> (1787) überragte und die in der vierten Auflage
(1823–1824) auf fünf Bände angewachsen war, wird der bedeutende,
theologisch der Neologie zuzurechnende Historiker, Orientalist und
Philologe Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) nicht selten als
Begründer der kritischen Einleitungswissenschaft angesprochen. In diesem
Zusammenhang sei auch Eichhorns <hi>Einleitung in die apokryphischen
Schriften des Alten Testaments</hi> (1795) erwähnt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_4">
<label>Carpzovschen Introductione und Critica S. V. T.</label>
<p>Gemeint sind die dreiteilige <hi>Introductio in libros canonicos
bibliorum Veteris Testamenti omnes</hi> (1714–1721; <hi rend="superscript">4</hi>1757) und die ebenfalls dreiteilige
<hi>Critica sacra Veteris Testamenti</hi> (1728; <hi rend="superscript">2</hi>1748) des Leipziger Extraordinarius und
späteren Lübecker Superintendenten Johann Gottlob Carpzov (1679–1767),
der als Vertreter der lutherischen Orthodoxie die zunehmend in Frage
gestellte Verbalinspiration des Alten Testaments
verteidigte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_5">
<label>Michaelische Einleitung, nach der 4ten Auflage</label>
<p>Beide Bände der vierten und letzten von Johann David Michaelis besorgten Auflage der <hi>Einleitung in die göttlichen
Schriften des Neuen Bundes</hi> stammen aus dem Jahr 1788, die in
der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> angeführte dritte Auflage aus
dem Jahr 1777. Als <hi>Zusätze und Veränderungen der vierten
Ausgabe</hi> sind die gegenüber der dritten Auflage vorgenommenen
Neuerungen 1788 auch separat erschienen. Aufgrund seiner
richtungsweisenden <hi>Einleitung</hi> zählt Michaelis wie sein
Göttinger Nachfolger Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) (s.o.) zu den
Begründern der biblischen Einleitungswissenschaft.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_6">
<label>Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der
Theologie</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_7">
<label>Eichhornsche und die kürzere Bauersche</label>
<p>Anders als die mehrbändige <hi>Einleitung</hi> Eichhorns (s.o.) ist der
für seine Vorlesungen konzipierte <hi>Entwurf einer Einleitung in die
Schriften des alten Testaments</hi> (1794; <hi rend="superscript">3</hi>1806) Georg Lorenz Bauers in nur einem Band
erschienen. In der Vorrede zur ersten Auflage stellt Bauer die Bedeutung
der Eichhornschen <hi>Einleitung</hi> nicht nur für seinen eigenen
<hi>Entwurf</hi> heraus, wehrt sich jedoch dagegen, dass man ihn für
einen bloßen Epitomator halte. Exegesegeschichtlich wird Bauer immer
wieder eine Eigenständigkeit gegenüber Eichhorn attestiert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_8">
<label>Michaelisische mit Marsh Zusätzen</label>
<p>Die vierte Auflage von Michaelis' <hi>Einleitung in die göttlichen
Schriften des Neuen Bundes</hi> (s.o.) ist von dem späteren Bischof
Herbert Marsh (1757–1839), der u.a. bei Michaelis studiert hatte, ins
Englische übersetzt und mit umfangreichen Anmerkungen versehen worden
(1793). Diese vielbeachteten Anmerkungen sind von Ernst Friedrich Karl
Rosenmüller (1768–1835), 1817 mit der Ehrendoktorwürde der Universität
Halle bedacht, unter dem Titel <hi>Herbert Marsh's Anmerkungen und
Zusätze zu Joh. David Michaelis Einleitung in die Göttlichen
Schriften des Neuen Bundes</hi> (1795/1803) ins Deutsche übersetzt
und mit Michaelis' Korrekturen aus dessen eigenem Handexemplar
angereichert worden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_9">
<label>Hänleinsche</label>
<p>Heinrich Karl Alexander Hänlein (1762–1829) hat sich mit seinem
<hi>Handbuch der Einleitung in die Schriften des neuen
Testaments</hi> (1794; <hi rend="superscript">2</hi>1801–1809) an
Michaelis' maßgeblicher <hi>Einleitung</hi> (s.o.) abgearbeitet und
diese formal und inhaltlich modifiziert, so dass dem <hi>Handbuch</hi> –
ähnlich wie bei Bauer und Eichhorn (s.o.) – nicht selten eine
grundsätzliche Eigenständigkeit zugesprochen wird. 1802 ist zudem
Hänleins auf dem <hi>Handbuch</hi> fußendes <hi>Lehrbuch der Einleitung
in die Schriften des neuen Testamentes für Akademien und
Gymnasien</hi> erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_10">
<label>Eichhornsche</label>
<p>Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) hat neben seiner bahnbrechenden
<hi>Einleitung ins Alte Testament</hi> (s.o.) auch eine fünfbändige
<hi>Einleitung in das Neue Testament</hi> (1804–1827) verfasst, in
der etwa die bereits zuvor in Aufsatzform vertretene
Urevangeliumshypothese, nach der die drei synoptischen Evangelien auf
eine griechische Übersetzung eines aramäischen Urevangeliums
zurückgehen, ausgeführt und begründet wird.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_11">
<label>Hugsche</label>
<p>Die <hi>Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments</hi> (1808; <hi rend="superscript">4</hi>1847) des katholischen Theologen und
Orientalisten Johann Leonhard Hug (1765–1846), in Freiburg zunächst
Professor für orientalische Sprachen und Altes Testament, später auch
für das Neue Testament, zeichnet sich durch konsequente Anwendung der
historisch-kritischen Methode aus, wie sie in der katholischen Exegese
durch Richard Simon (1638–1712) auf den Weg gebracht wurde (vgl. II §
19).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_34_12">
<label>Einleitungen von Berthold und de Wette</label>
<p>Gemeint ist die eigentümlich angeordnete und nicht selten als umständlich
empfundene sechsteilige <hi>Historischkritische Einleitung in sämmtliche
kanonische und apokryphische Schriften des alten und neuen
Testaments</hi> (1812–1819) des Erlanger Theologen Leonhard
Bertholdt (1774–1822) sowie Wilhelm Martin Leberecht De Wettes
<hi>Lehrbuch der historisch kritischen Einleitung in die Bibel Alten
und Neuen Testaments</hi>. Der erste Teil (Altes Testament) ist 1817
(<hi rend="superscript">8</hi>1869) erschienen, der zweite Teil
(Neues Testament) erst 1826 (<hi rend="superscript">6</hi>1860).</p></note>
</div>
<div n="35" type="section" id="section_2_35">
<head><app>
<lem>35</lem>
<rdg wit="#a" type="v">322</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Fände</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Findet</rdg>
</app> man nun <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eigenen</rdg>
</app> Studium der Bibel selbst Geschmack an <app>
<lem>kritischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>kritischen</hi></rdg>
</app> Untersuchungen; <app>
<lem>fühlte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">fühlt man</rdg>
</app> sich dazu vorzüglich aufgelegt – welches man daraus abnehmen <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wenn <app>
<lem>man, bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man bei</rdg>
</app> angestellten <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Versuchen in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik <app>
<lem>sähe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fühlt</rdg>
</app>, daß <app>
<lem>unser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sein</rdg>
</app> Urtheil über <index indexName="subjects-index">
<term>Lesearten</term>
</index>Lesearten, und die Art, wie <app>
<lem>wir dabey verfahren</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man dabei verfährt</rdg>
</app>, mit dem Urtheil und Verfahren der besten Kenner <app>
<lem>übereinträfe; – hätte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">übereintrifft; – hat</rdg>
</app> man <app>
<lem>Gelegenheit,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gelegenheit</rdg>
</app> die hier nothwendigen <app>
<lem>Hülfsmittel</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Hülfsmittel</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Sammlungen, (die in gedachten Stellen der eben §. <app>
<lem><ref target="#section_2_34">34.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_34">321.</ref></rdg>
</app> genannten <hi>Anweisung</hi>
<app>
<lem><choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>etc.</hi></rdg>
</app> angeführt sind), bey dem alten Testament wenigstens die
beyden Hauptsammlungen von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Kennicott, Benjamin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2s9kb">Kennicott</persName></hi>
und <index indexName="persons-index">
<term>De Rossi, Giovanni Bernardo</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2s9k9">de Roßi</persName></hi>,
bey dem neuen die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Mill, John</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h9">Millischen</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Wettstein, Johann Jakob</term>
</index><app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:2r5h8">Wetsteinischen</persName></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#a"><hi><persName>Wettsteinischen</persName></hi></rdg>
</app><hi>, <index indexName="persons-index">
<term>Griesbach, Johann Jakob</term>
</index><persName ref="textgrid:2r5h7">Griesbachischen</persName></hi>, <pb edRef="#b" n="48"/>
auch des <app>
<lem>Letztern</lem>
<rdg type="v" wit="#a">letztern</rdg>
</app> Symbolas criticas (<choice>
<abbr>Tom.</abbr>
<expan>Tomus</expan>
</choice> prior. Halae 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2s9k6"/> 8.), nebst den alten Uebersetzun<pb edRef="#a" n="334"/>gen des <choice>
<abbr>A.</abbr>
<expan>Alt</expan>
</choice> und <choice>
<abbr>N.</abbr>
<expan>Neu</expan>
</choice>
<app>
<lem><choice>
<abbr>T.</abbr>
<expan>Testament</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><choice>
<abbr>Test.</abbr>
<expan>Testament</expan>
</choice></rdg>
</app> mit genugsamer Kenntniß ihrer Sprache,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Sammlungen</hi></rdg>
</app> zu <app>
<lem>brauchen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchen</rdg>
</app>; und <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> man durch dergleichen Untersuchungen nicht von wichtigern, weit näher <app>
<lem>zu unserm</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zum</rdg>
</app> Beruf <app>
<lem>gehörigen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gehörigen</rdg>
</app> Beschäftigungen abgehalten: so <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mag</rdg>
</app> man sich <app>
<lem>schon auf nähere Untersuchungen in diesem Fach legen, und man wird,
wo alle genannte Voraussetzungen da sind, aus der bisherigen
Aufmerksamkeit auf die besten Kritiker dieser Art und aus eigner
Beobachtung hinlänglich finden, was bey diesem weitern Fleiß zu thun
sey.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">diesem Studium auch recht eigentlich hingeben
und auf der Bahn der glücklichsten Vorgänger fortschreiten.</rdg>
</app></p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1.</rdg>
</app> Wer schon<app>
<lem>, auch</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> mit kritischem <app>
<lem>Auge,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Auge</rdg>
</app> die Werke der alten <app>
<lem>griechischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>griechischen</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>lateinischen Schriftsteller</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>lateinischen Schriftsteller</hi></rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="41"/> gelesen hat, wird viel <app>
<lem>zuverläßiger</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zuverlässiger</rdg>
</app> urtheilen können, ob er <app>
<lem>auch Beruf</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Beruf auch</rdg>
</app> zur Kritik des biblischen Textes habe; nur versteht <app>
<lem>sichs</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sich's</rdg>
</app>, daß er <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der letztern sich vorher mit der eigenthümlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache desselben, die von <app>
<lem>jener</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jenem</rdg>
</app> sehr abgeht, und zum Theil auch <app>
<lem>andre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">andere</rdg>
</app> kritische Regeln erfordert, und mit der Geschichte der Bücher und des
Textes wohl bekannt gemacht haben müsse. Je schwerer die biblische Kritik
ist, und je wichtiger der Inhalt der Bibel, desto weniger sollte man sich an
jene wagen, wenn man nicht dazu schon durch das kritische Lesen der
sogenannten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Profanscribenten</term>
</index>Profanscribenten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Profanskribenten</rdg>
</app> wäre gebildet worden.</note>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 2. Für allgemeine Kritik, ohne besondere Rücksicht auf die
biblische, bleibt <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Clericus, s. Le Clerc, Jean</term>
<term>Le Clerc, Jean</term>
</index><persName ref="textgrid:251ms">Clerici</persName> ars
critica ein schätzbares Werk. Die biblische (critica sacra) ist
theoretisch von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Bauer, Georg Lorenz</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253tb">Bauer</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Wettstein, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h8">Wettstein</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Griesbach, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h7">Griesbach</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName></hi>
behandelt. Die Hauptsammlungen der Lesearten aus den Handschriften
und Uebersetzungen sind bei dem alten Testament von <index indexName="persons-index">
<term>Kennicott, Benjamin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2s9kb">Kennicot</persName></hi>
und <index indexName="persons-index">
<term>De Rossi, Giovanni Bernardo</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2s9k9">de Rossi</persName></hi>,
bei dem neuen Testament von <index indexName="persons-index">
<term>Mill, John</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h9">Mill</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Bengel, Johann Albrecht</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgjq">Bengel</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Wettstein, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h8">Wettstein</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Griesbach, Johann Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2r5h7">Griesbach</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_35_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Matthäi, Christian Friedrich von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0g4">Matthäi</persName></hi>
veranstaltet worden. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_1">
<label>Kennicott und de Roßi</label>
<p>Der Geistliche und Hebraist Benjamin Kennicott (1718–1783) hat mit seinem
<hi>Vetus Testamentum hebraicum cum variis lectionibus</hi>
(1776–1780) die bis dahin umfassendste Kollation hebräischer Manuskripte
geliefert (unter Mithilfe zahlreicher Gelehrter wurden insgesamt 615
hebräische Manuskripte, 16 Handschriften des samaritanischen Pentateuch
sowie 52 Editionen verglichen). Trotz einiger Mängel ist diese Sammlung
noch immer als Meilenstein in der Geschichte der Textüberlieferung des
Alten Testaments anzusprechen. Der in Parma lehrende Hebraist Giovanni
Bernardo de Rossi (1742–1831) führte Kennicotts Arbeit mit den
vierbändigen <hi>Varia lectiones Veteris Testamenti</hi> (1784–1788) und
einem dazugehörigen Supplementband (1798) weiter und erhöhte die
Gesamtzahl der kollationierten Manuskripte auf etwa 1500. Beide Werke
finden bis heute Beachtung, ihr Wert für die Textkritik des Alten
Testaments war und ist jedoch umstritten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_2">
<label>Millischen, Wetsteinischen, Griesbachischen, auch des Letztern
Symbolas criticas (Tom. prior. Halae 1785. 8.)</label>
<p>In chronologischer Reihenfolge werden maßgebliche NT‐Editionen des 18.
Jh.s aufgezählt: John Mills (1645–1707) in Oxford erschienenes <hi>Novum
Testamentum Graecum</hi> (1707), das später von Ludolf Küster neu
besorgt wurde (Rotterdam 1710; Leipzig 1723; Amsterdam 1746) (vgl. II §
27), dann das sowohl aufgrund des textkritischen (s.u.) als auch
aufgrund des Annotationenapparates berühmte <hi>Novum Testamentum
Graecum</hi> (1751/1752) Johann Jakob Wettsteins und
schließlich die bahnbrechende Ausgabe Johann Jakob Griesbachs (vgl. II §
34). Griesbachs zweibändige <hi>Symbolae criticae</hi> (1785/1793), die
eine Nachlese des v.a. von Wettstein zusammengetragenen textkritischen
Materials nebst eigenen Vergleichen darstellen, sind zwar nach der
Erstauflage seines <hi>Novum Testamentum Graece</hi> (1775/1777)
erschienen, können jedoch als Vorarbeit zu dieser Ausgabe verstanden
werden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_3">
<label>Clerici ars critica</label>
<p>Die 1697 in zwei Bänden erschienene und 1700 um einen dritten Band
erweiterte <hi>Ars Critica</hi> des aus Genf stammenden und nach seinem
Übertritt zum Arminianismus am Amsterdamer Remonstrantenseminar
lehrenden Jean Le Clerc (Clericus) (1657–1736) war als Standardwerk der
Textkritik bis weit in das 18. Jh. hinein in Gebrauch.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_4">
<label>Bauer</label>
<p>Nach dem Studium in Altdorf war Georg Lorenz Bauer (1755–1806) zunächst
zehn Jahre als Frühprediger an der Nürnberger Schloßkapelle tätig. 1786
wurde er ebenda Lehrer und ein Jahr später Konrektor an der Schule bei
St. Sebald, 1789 als Nachfolger seines Altdorfer Lehrers Johann Andreas
Michael Nagel (1710–1788) Professor für Beredsamkeit, morgenländische
Sprachen und Moral, bevor er ein Jahr vor seinem Tod eine Professur für
morgenländische Literatur und biblische Exegese in Heidelberg übernahm.
Bauer gilt innerhalb der Aufklärungstheologie als bedeutender Vertreter
einer streng historisch verfahrenden <hi>theologia biblica</hi>, im
Titel seiner <hi>Einleitung in das Alte Testament</hi> (1794) hat er den
Begriff <hi>historisch-kritisch</hi> erstmals programmatisch verwendet.
Hervorzuheben ist zudem seine Arbeit zu Mythos und Mythologie. An dieser
Stelle ist Bauers <hi>Critica sacra Veteris Testamenti</hi> (1795) im
Blick, die aus der Bearbeitung der <hi>Philologia Sacra</hi> des Salomon
Glaß (vgl. I § 161) hervorgegangen ist.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_5">
<label>Wettstein</label>
<p>Der in Basel geborene und nach massiven Auseinandersetzungen in seiner
Heimatstadt (<hi>Wettsteinhandel</hi>) als Nachfolger Le Clercs am
Seminar der Remonstranten in Amsterdam lehrende Johann Jakob Wettstein
(1693–1754) gehört zu den bedeutendsten Textkritikern nicht nur des 18.
Jh.s. Die seiner zweibändigen Ausgabe des Neuen Testaments (s.o.)
beigegebenen <hi>Prolegomena ad Novi Testamenti Graeci editionem
accuratissima</hi> waren anonym bereits 1730 erschienen und können
als bis dahin gründlichste Studie zur neutestamentlichen Textkritik
gelten, der textkritische Apparat seiner Ausgabe übertraf alles bisher
Dagewesene. Dass die <hi>variae lectiones</hi> zu Wettsteins
wissenschaftlichem Lebensthema werden würden, deutete sich bereits mit
der in der <hi>Disputatio</hi> (1713) vertretenen These <hi>integritatem
scripturae per lectionum diversitatem non labefactari</hi> an, mit
der Wettstein sein Studium in Basel abschloss. Wettsteins
<hi>Prolegomena</hi> wurden später von Semler erneut herausgegeben
(s.u.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_6">
<label>Griesbach</label>
<p>Theoretische Äußerungen zur Textkritik finden sich in den Vorreden zu
Griesbachs (vgl. II § 27) Ausgaben des Neuen Testaments (vgl. II §
34).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_7">
<label>Semler</label>
<p>Seit seiner Magisterdisputation 1750 hat sich Johann Salomo Semler immer
wieder eingehend mit textkritischen Fragen beschäftigt. Besonders
hervorzuheben ist seine Neuausgabe (1764) der <hi>Prolegomena</hi>
Johann Jakob Wettsteins (s.o.). Ursprünglich finden sich innerhalb der
<hi>Prolegomena</hi> auch die <hi>Animadversiones et cautiones ad
examen variarum lectionum N.T. necessariae</hi>, die in Wettsteins
NT-Edition (s.o.) in den Anhang gewandert sind. In Semlers Ausgabe der
<hi>Prolegomena</hi> finden sich die <hi>Animadversiones</hi> nicht,
stattdessen hat er sie gemeinsam mit dem ebenfalls im Anhang der
NT-Edition abgedruckten Stück <hi>De interpretatione libri
Apocalypseos</hi> unter dem Titel <hi>Libelli ad crisin atque
interpretationem Novi Testamenti</hi> (1766) erneut
herausgegeben.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_8">
<label>Bengel</label>
<p>Nach dem Studium an der Universität Tübingen wurde Johann Albrecht Bengel
(1687–1752) zunächst Stiftsrepetent und Vikar und nach einer
Studienreise mit dem Hauptziel Halle im Jahre 1713 Lehrer an der
neugegründeten Klosterschule Denkendorf. In dieser Position prägte
Bengel als große Gestalt des württembergischen Pietismus (vgl. II § 98)
wenigstens zwei Generationen von Schülern und damit nachhaltig die
gesamte Landeskirche. Da die erhoffte universitäre Karriere ausblieb,
wurde er 1741 Prälat von Herbrechtingen, ab 1747 Mitglied des Landtages
und 1749 Abt von Alpirsbach mit Sitz in Stuttgart, ein Jahr vor seinem
Tod verlieh ihm die Tübinger Universität ehrenhalber den theologischen
Doktortitel. Bengel hat ein umfangreiches Werk und eine reichhaltige
Korrespondenz hinterlassen und gehört mit seiner (mit Ausnahme der
Johannesapokalypse) den <hi>textus receptus</hi> bietenden und mit einem
umfangreichen textkritischen Apparat versehenen Ausgabe des Neuen
Testaments (1734) zu den maßgeblichen Wegbereitern der
neutestamentlichen Textkritik. Es fällt auf, dass Bengel in der
Ausgabenabfolge der ersten beiden Auflagen der <hi>Anweisung</hi> fehlt
(vgl. II § 19).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_35_9">
<label>Matthäi</label>
<p>Gemeint ist Christian Friedrich von Matthäi (1744–1811), der sich nach
dem Studium der klassischen Philologie in Leipzig 1770 ebenda
habilitierte. Auf Empfehlung Ernestis wurde Matthäi 1772 zunächst
Gymnasialdirektor in Moskau, wenige Jahre später außerordentlicher und
schließlich ordentlicher Professor der klassischen Philologie an der
dortigen Universität. 1782 wurde er zudem zum Kollegienrat ernannt.
Nachdem ihn seine Gesundheit während eines Heimaturlaubes an der
Rückreise nach Russland gehindert hatte, übernahm Matthäi 1785 das
Rektorat der Meißener Fürstenschule und 1789 eine Professur für
Griechisch in Wittenberg. Neben den Klassikern galt sein Interesse dem
Neuen Testament, das er zuvor in griechisch-lateinischer Ausgabe
(1782–1788) besorgt hatte. In Wittenberg erschien dann u.a. auf
Grundlage Moskauer Handschriften sein heute kaum noch bekanntes
zweibändiges <hi>Novum Testamentum Graece</hi> (1803/1804). Kurz darauf
kehrte Matthäi nach Moskau zurück, wo er, inzwischen zum
Kaiserlich-russischen Hofrat ernannt, starb.</p></note>
</div>
<div n="36" type="section" id="section_2_36">
<head><app>
<lem>36</lem>
<rdg wit="#a" type="v">323</rdg>
</app>.</head>
<p>Unentbehrlicher als die <app>
<lem>Kritik</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kritik</hi></rdg>
</app> ist <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> die biblische <index indexName="subjects-index">
<term>Exegetik</term>
</index><hi>Exegetik</hi>, oder der <app>
<lem>Inbegriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Inbegrif</rdg>
</app> der zur Ein<pb edRef="#b" n="49"/>sicht in den <hi>Verstand</hi> der
heiligen Schrift nöthigen Kenntnisse, und alles desjenigen, was dazu <pb edRef="#a" n="335"/> dient, eine Fertigkeit in Anwendung dieser
Kenntnisse auf die Erklärung der heiligen Schrift zu <app>
<lem>erlangen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erlangen.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_23">23</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_23">310</ref>).</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_23">23.</ref>)</rdg>
</app> Eine jede Schrift, welche nicht bloß allgemeine Sätze, sondern auch
<index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte enthält, oder welche jene in Rücksicht auf die
Denkungsart, Kenntnisse, Bedürfnisse und besondern Umstände gewisser Leser
vorträgt – und <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dieß</rdg>
</app> ist augenscheinlich der Fall <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den biblischen <app>
<lem>Büchern –:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Büchern –,</rdg>
</app> erfordert nicht nur, wenn sie <pb edRef="#c" n="42"/> recht
verstanden werden soll, <hi>Kenntniß der Sprache</hi>, worin sie abgefaßt
ist, sondern auch <hi>historische <index indexName="subjects-index">
<term>Kenntnisse</term>
</index>Kenntnisse</hi>, und, wie jede Beschäftigung, wovon man sich
oder Andern Rechenschaft geben soll, <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index><hi>Regeln</hi>, wonach man in ihrer Anwendung verfährt, um den Sinn
zu finden, und ihn Andern überzeugend mitzutheilen, so wie <app>
<lem>fleissige</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">fleißige</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebung</term>
</index><hi>Uebung</hi>, nach diesen Regeln zu verfahren, um die nöthige
Fertigkeit in der Erklärung zu erlangen.</p>
</div>
<div n="37" type="section" id="section_2_37">
<head><app>
<lem>37</lem>
<rdg wit="#a" type="v">324</rdg>
</app>.</head>
<p>Wie nothwendig es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, gute <hi>Kenntnisse in <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachen</term>
</index>Sprachen</hi> mitzubringen, ehe man zur <index indexName="subjects-index">
<term>Erklärung</term>
</index>Erklärung der heiligen Schrift schreiten will, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in welchen <app>
<lem>Sprachen? dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sprachen, dieß</rdg>
</app> ist schon oben gezeigt <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">worden.</rdg>
</app> (<app>
<lem><choice>
<abbr>Th.</abbr>
<expan>Theil</expan>
</choice> 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <ref target="#section_1_113">113</ref>–<ref target="#section_1_120">120.</ref> §. <ref target="#section_1_150">150</ref>
<app>
<lem><choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice>).</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>fgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice>)</rdg>
</app> Wer sie nicht schon, wenigstens <app>
<lem>nothdürftig</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>nothdürfig</sic>
<corr type="editorial">nothdürftig</corr>
</choice></rdg>
</app>, <app>
<lem>mitbringt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besitzt</rdg>
</app>, wenn er sich auch der Anweisung eines Andern in wirklicher Erklärung
der <app>
<lem>heiligen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">heil.</rdg>
</app> Schrift bedient, der wird ihm wohl nachsprechen lernen, wird al<pb edRef="#b" n="50"/>lenfalls die <app>
<lem><choice>
<sic>Günde</sic>
<corr type="editorial">Gründe</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">Gründe</rdg>
</app> fassen, womit jener die Er<pb edRef="#a" n="336"/>klärung
unterstützt; aber selbst <app>
<lem>ein</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Ausleger wird er nie <app>
<lem>werden, er</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werden. Er</rdg>
</app> wird <app>
<lem>ohnehin alles</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vielmehr Alles</rdg>
</app>, wozu nicht <app>
<lem>bloßes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosses</rdg>
</app> Nachdenken zureicht, bloß auf <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Credit</term>
</index>Credit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Glauben</rdg>
</app> seines Vorgängers annehmen müssen; es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> denn, daß er nun noch erst anfange, sich auf die bisher versäumten
Sprachen mit einem <app>
<lem>Fleiß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fleiße</rdg>
</app> zu legen, der kaum zu erwarten ist, wenn man so lange dieses
Sprachstudium <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">hat</rdg>
</app> anstehen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lassen</rdg>
</app>, und der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschmack</term>
</index>Geschmack an andern unterhaltenderen <app>
<lem>Kenntnissen,</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Kenntnissen</rdg>
</app> den Geschmack an jenem kaum noch aufkommen läßt. Setzt sein Lehrer
ohnehin billig jene Kenntnisse und einige Fertigkeit in solchen Sprachen
voraus, als etwas, das man schon auf Schulen sollte erworben haben, und hält
sich nur <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Schwerern, sonderlich in Absicht <pb edRef="#c" n="43"/> der in
der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel vorkommenden Sachen, auf: so muß ein solcher versäumter
Zuhörer vollends zurückbleiben, und das Studium der Bibel wird ihm eben
dadurch verleidet werden, weil er, wegen Unwissenheit des Bekannten,
nirgends fortkommen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. – Worauf übrigens zu sehen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wenn man die <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift so fern verstehen lernen will, als sie durch <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachkenntniß</term>
</index>Sprachkenntniß <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufgeklärt wird, ist auch oben (<app>
<lem>Theil 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <app>
<lem><ref target="#section_1_77">77.</ref>–<ref target="#section_1_81">81</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_1_77">77</ref>–<ref target="#section_1_81">81</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_1_77">77.</ref>–<ref target="#section_1_81">81.</ref></rdg>
</app>) bemerkt worden; das <app>
<lem>übrige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Uebrige</rdg>
</app> muß eine gute <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Hermenevtik</term>
</index>Hermenevtik</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hermeneutik</rdg>
</app> der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift lehren.</p>
<note place="end"><app>
<lem>Von den Büchern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Die Hauptschriften</rdg>
</app> zur eigenthümlichen Kenntniß des <app>
<lem>Sprachgebrauchs <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice>
<hi>die</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sprachgebrauchs, hat der Verfasser in
seiner</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_37_1"/><hi>Anweisung zur
Kenntniß der besten Bücher in der</hi>
<app>
<lem><hi>Theologie</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Theologie</hi>,</rdg>
</app> §. 95–98. 100–107. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">angeführt. Für den angehenden Ausleger reichen
die besten Wörterbücher, wie das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_37_2"/>hebräische von <hi>Gesenius</hi>, das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_37_3"/>griechische
von <hi>Schleußner</hi>, nebst den besten homiletischen Commentaren
über die einzelnen Schriften, völlig aus.</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_37_1">
<label>Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie §. 95–98.
100–107</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_37_2">
<label>hebräische von Gesenius</label>
<p>Der ab 1810 als Professor in Halle wirkende Wilhelm Gesenius (1786–1842)
zählt bis heute zu den bedeutendsten Hebraisten, sein zweibändiges
<hi>Hebräisch-deutsches Handwörterbuch über die Schriften des Alten
Testaments</hi> (1810/1812) ist nach mehreren Überarbeitungen und
einer Vielzahl von Auflagen (zuletzt <hi rend="superscript">18</hi>2013)
noch immer ein bibelwissenschaftliches Standardwerk. In der dritten
Auflage der <hi>Anweisung</hi> sind darüber hinaus weitere hebraistische
Arbeiten Gesenius' berücksichtigt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_37_3">
<label>griechische von Schleußner</label>
<p>Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Leipzig wurde Johann Friedrich
Schleusner (1759–1831) Professor in Göttingen und wechselte 1794 nach
Wittenberg. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit stand das
hellenistische Griechisch, im Blick ist hier sein <hi>Novum lexicon
Graeco-latinum in Novum Testamentum</hi> (1792; <hi rend="superscript">4</hi>1819).</p></note>
</div>
<div n="38" type="section" id="section_2_38">
<head><pb edRef="#a" n="337"/>
<pb edRef="#b" n="51"/>
<app>
<lem>38</lem>
<rdg wit="#a" type="v">325</rdg>
</app>.</head>
<p>Ein <index indexName="subjects-index">
<term>Schriftsteller</term>
</index>Schriftsteller, der, wie die biblischen, zunächst für seine
Zeitgenossen und <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">seine</rdg>
</app> Nation schreibt, <app>
<lem>kan bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann bei</rdg>
</app> Erzählungen und einem nach <app>
<lem>dieser Leser</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den</rdg>
</app> Umständen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">damaliger Leser</rdg>
</app> eingerichteten <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrvortrag</term>
</index>Lehrvortrag, vieles als ihnen bekannt voraussetzen, <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#a" type="v">daß</rdg>
</app> er bloß zu berühren braucht, oder worauf er anspielt, was sich aber
mit der Zeit ändert, oder vergessen wird, oder <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Lesern <app>
<lem>späterer</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">aus späteren</rdg>
</app> Zeiten und <app>
<lem>Ausländern</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Ländern</rdg>
</app> unbekannt ist. Die heiligen Schriftsteller beziehen sich, wie vorhin
schon gesagt worden ist, sehr oft auf dergleichen zufällige <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umstände, und der <index indexName="subjects-index">
<term>Ausleger</term>
</index>Ausleger <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> sie daher gar nicht ganz verstehen, oder sich in diese Umstände
hinein denken, wenn er sich nicht eine möglichst genaue <hi>Kenntniß dieser
historischen Umstände</hi> erworben hat.</p>
<note place="end"><pb edRef="#c" n="44"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Diese Kenntniß hat <app>
<lem><app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> dem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ausserdem</rdg>
</app>, daß sie den Sinn der heiligen Schrift <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufklärt, noch einen andern <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, <app>
<lem>nemlich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nämlich,</rdg>
</app> die Ueberzeugung von der <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> und Glaubwürdigkeit der biblischen Bücher besser zu bewirken. Denn
diese Ueberzeugung hängt sehr davon ab, daß die Denk- <app>
<lem><choice>
<sic>nnd</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="typo-correction">und</rdg>
</app> Schreibart in diesen Büchern, und die darin vorkommenden Umstände,
dem Charakter der Zeit, des Landes, der nächsten Leser, für die sie bestimmt
waren, der Personen, <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> für die Verfasser gehalten werden, und den übrigen Umständen, gemäß
sind, die darin vorkommen. <app>
<lem>Doch dieser Nutzen betrifft mehr die Kritik der biblischen
Bücher.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">{<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_38_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Hug, Johann Leonhard</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sdwj">Hug</persName></hi> hat
sie in der Einleitung in das Neue <choice>
<abbr>Test.</abbr>
<expan>Testament</expan>
</choice> trefflich benutzt.}</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_38_1">
<label>Hug hat sie in der Einleitung in das Neue Test.</label>
<p>Vgl. II § 34 c.</p></note>
</div>
<div n="39" type="section" id="section_2_39">
<head><pb edRef="#b" n="52"/>
<app>
<lem>39</lem>
<rdg wit="#a" type="v">326</rdg>
</app>.</head>
<p>Zu diesen historischen Kenntnissen gehört 1) die Kenntniß der <hi>alten
<index indexName="subjects-index">
<term>Geographie</term>
</index>Geographie</hi>, so weit sie <pb edRef="#a" n="338"/> in der
heiligen Schrift vorkommende Sachen <app>
<lem>betrifft</lem>
<rdg wit="#a" type="v">betrift</rdg>
</app>. Diese <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> sich 1) auf die Lage, die Beschaffenheit, die Abtheilung und das
natürliche oder durch Revolutionen der Völker <app>
<lem>entstandne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstandene</rdg>
</app> Verhältniß der Oerter und Länder gegen einander erstrecken, und zwar
nach verschiedenen <index indexName="subjects-index">
<term>Zeiten</term>
</index>Zeiten, <app>
<lem>wohinein</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wohin</rdg>
<rdg type="pp" wit="#c">in welche</rdg>
</app> die biblischen Nachrichten gehören, welche Zeiten oft nicht genug <app>
<lem>pflegen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> unterschieden zu werden <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">pflegen</rdg>
</app>. Sie <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> zugleich auch Kenntniß der natürlichen Producte dieser Oerter, nach
den verschiedenen <app>
<lem>Naturreichen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Naturreichen</rdg>
</app> und der aus der natürlichen Beschaffenheit dieser <app>
<lem>Oerter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Länder</rdg>
</app> entstehenden Zufälle, als der Witterung, der Krankheiten <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>
<app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">umfassen</rdg>
</app>. Eine solche Kenntniß <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wird</rdg>
</app> 2) sehr ins Kleine <app>
<lem>gehn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">gehen</rdg>
</app> müssen, und viele feine Bemerkungen erfordern, weil sich die heilige
Schrift auf dergleichen sehr <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> und kleine <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umstände bezieht. Eben daher ist dieses Studium 3) mit <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Schwierigkeiten verknüpft, weil es sehr ausgebreitete und genaue
Kenntnisse erfordert, weil es sich, wegen Ungewißheit der <index indexName="subjects-index">
<term>Sprache</term>
</index>Sprache, und besonders der bestimmten Bedeutung der Namen und
Wörter, <pb edRef="#c" n="45"/> wegen Entfernung der Zeiten und Oerter und
Mangel der Nachrichten, sonderlich in Absicht auf <index indexName="subjects-index">
<term>Topographie</term>
</index>Topographie, in <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Dunkelheit verliert, und weil man selbst erst durch eine fleißige
Beschäftigung mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel lernen muß, was hier einer Untersuchung bedarf oder nicht.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Die allgemeinen Hauptwerke sind im ersten Theil §. <ref target="#section_1_140">140.</ref> bereits genannt. Ueber
<hi>biblische Geographie</hi> sind die Hauptschriftsteller <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_39_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Bochart, Samuel</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgkq">Bochart</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_39_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Bachiene, Willem Albert</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgkn">Bachiene</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_39_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Hamelsveld, Ijsbrand van</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgkg">Ysbrand von
Hamelsfeld</persName></hi>, und neuerlich <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_39_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253tj">E. K.
Rosenmüller's</persName></hi> altes und neues Morgenland,
Leipzig 1818.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sgkb"/> bis jetzt 1ster und 2ter Band. Die
nähere Anzeige findet man in des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_39_5"/>Verfassers Anweisung zur theologischen
Bücherkenntniß, und in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_39_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Niemeyer, David Gottlieb</term>
</index><index indexName="persons-index">
<term>Wagnitz, Heinrich Balthasar</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250c7">Niemeyer</persName>-<persName ref="textgrid:2548m">Wagnitzischen</persName></hi> Bibliothek für Prediger. 2te
Ausgabe. 1ster und 4ter Theil.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:271fd"/>
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_39_1">
<label>Bochart</label>
<p>Der reformierte Theologe Samuel Bochart (1599–1667) wurde nach dem
Studium in Frankreich, England und den Niederlanden 1625 zunächst
Pfarrer in Caen. Daneben festigte sich jedoch auch sein Ruf als
versierter Kenner der orientalischen Sprachen, so dass er 1652 zum
Studium arabischer Handschriften von Königin Christina von Schweden
(1626–1689) nach Stockholm eingeladen wurde. Durch das
<hi>Hierozoicon</hi> (1663) ist Bochart im Zusammenhang der
biblischen Tierkunde hervorgetreten, daneben zählt die biblische
Geographie zu seinen Hauptarbeitsgebieten. Seine zweiteilige
<hi>Geographia sacra</hi> (1646) ist mehrfach aufgelegt worden und
hat in Johann David Michaelis' <hi>Spicilegium geographiae Hebraeorum
exterae post Bochartum</hi> (1769/1780) ein
Nachfolgewerk.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_39_2">
<label>Bachiene</label>
<p>Der niederländische Geistliche und Geograph Willem Albert Bachiene
(1712–1783) war nach dem Theologiestudium in Utrecht als Prediger,
zuletzt in Maastricht, tätig. 1764 wurde Bachiene, der die Geographie
seit frühester Jugend in seiner Freizeit betrieben hatte, ebenda
Professor für Astronomie und Geographie am reformierten <hi>Gymnasium
Illustre</hi>, dessen Lehrkörper v.a. aus ansässigen Geistlichen
bestand. Zu Bachienes wichtigsten Werken zählt die <hi>Historische und
Geographische Beschreibung von Palästina, nach seinem ehemaligen und
gegenwärtigen Zustande</hi> (1766–1775). Die Übersetzung des
Originals <hi>Heilige Geographie of aardrykskundige Beschryving van alle
de Landen, enz. in de H. S. voorkommende</hi> (1758–1768) stammt von
dem Gymnasialkonrektor Gottfried Arnold Maas (ca. 1734–1810), mehr als
zehn Jahre nach Bachienes Tod ist unter dem Titel <hi>De Geographie der
Heilige Schrift</hi> (1796) ein weiterer, von Samuel van Emdre
(1746–1816) besorgter Teil erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_39_3">
<label>Ysbrand von Hamelsfeld</label>
<p>Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Utrecht übernahm Ijsbrand van
Hamelsveld (1743–1812) zunächst unterschiedliche Predigtstellen,
privatisierte jedoch 1779 aufgrund von Konflikten mit einem Amtskollegen
und wandte sich in Utrecht eigenen Studien zu. Dort wurde er 1784 zum
Professor der Theologie berufen, jedoch wenige Jahre später aus
politischen Gründen des Amtes enthoben. Daraufhin immatrikulierte er
sich 1789 in Leiden. Als ihm nach Gründung der Batavischen Republik
erneut eine Professur in Utrecht angeboten wurde, lehnte van Hamelsveld
ab und war stattdessen als Mitglied der Nationalversammlung politisch
tätig. Im Zuge der Gegenrevolution wurde van Hamelsveld schließlich
gefangengesetzt und zog sich nach seiner Entlassung bis zu seinem Tod
von allen Ämtern zurück. Wissenschaftlich ist van Hamelsveld
insbesondere auf dem Gebiet der Kirchengeschichtsschreibung der
Niederlande hervorgetreten, im europäischen Ausland war er v.a. durch
die von dem Hamburger Pastor Rudolph Jänisch (1750–1826) ins Deutsche
übersetzte dreiteilige <hi>Biblische Geographie</hi> (1793–1796)
bekannt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_39_4">
<label>E. K. Rosenmüller's altes und neues Morgenland, Leipzig 1818., bis
jetzt 1ster und 2ter Band</label>
<p>Ernst Friedrich Karl Rosenmüllers (1768–1835) <hi>Das alte und neue
Morgenland; oder Erläuterungen der heiligen Schrift aus der
natürlichen Beschaffenheit, den Sagen, Sitten und Gebräuchen des
Morgenlandes</hi> ist in insgesamt sechs Bänden (1818–1820)
erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_39_5">
<label>Verfassers Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_39_6">
<label>Niemeyer-Wagnitzischen Bibliothek für Prediger. 2te Ausgabe. 1ster
und 4ter Theil</label>
<p>Vgl. I § 43 c.</p></note>
</div>
<div n="40" type="section" id="section_2_40">
<head><pb edRef="#b" n="53"/>
<app>
<lem>40</lem>
<rdg wit="#a" type="v">327</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Noch wichtiger wären</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Nicht minder wichtig ist</rdg>
</app> 2) die <app>
<lem>Kenntnisse derjenigen Sachen, die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kenntniß alles dessen, was</rdg>
</app> man gemeiniglich unter dem <pb edRef="#a" n="339"/> Namen der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Alterthümer</term>
</index>Alterthümer</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Alterthümer</hi></rdg>
</app> begreift, wohin man <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> rechnen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, was die <index indexName="subjects-index">
<term>Verfassung</term>
</index>Verfassung der Völker und ihrer <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Stände, nebst dem auf <index indexName="subjects-index">
<term>Convention</term>
</index>Convention beruhendem Verhältniß derselben gegen einander angeht,
als <app>
<lem>Religions-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religions-,</rdg>
</app> bürgerliche und militärische Verfassung, häusliches Leben, Handel und
Gewerbe, Abhängigkeit und Bündnisse von und mit einander, und die <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allem diesen <app>
<lem>eingeführte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eingeführten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gewohnheiten</term>
</index>Gewohnheiten. Ein wieder sehr weitläufiges und schweres Studium,
weil es so mannichfaltige in der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel <app>
<lem>erwehnte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">erwähnte</rdg>
</app> Völker, aus sehr verschiedenen Zeiten, umfassen muß, deren
Einrichtungen und Gewohnheiten, eben weil sie auf <app>
<lem>Willkühr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Willkür</rdg>
</app> beruheten, und sich darum auch leicht veränderten, zumal aus den
ältern Zeiten, schwerer zu entdecken sind, als natürliche Einrichtungen, die
in jedem Lande sich weit seltner ändern, und sich meistens bis auf unsre
Zeit erhalten haben. Eben da<pb edRef="#c" n="46"/>durch wird das Eindringen
in den Geist solcher Verfassungen und in die Ursachen derselben, die in dem
<index indexName="subjects-index">
<term>Klima</term>
</index>Klima und den daraus entstehenden Bedürfnissen, in gewissen
politischen Revolutionen, oft auch in der Begierde nachzuahmen, oder gar in
einem <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Zufall</term>
</index>Zufall, liegen können, erschwert, oder gar unmöglich gemacht, wenn
auch derer mehr wären, als sie <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wirklich</rdg>
</app> sind, die mit so vielfältiger Gelehrsamkeit und philosophischem Blick
jene Ursachen und Ab<pb edRef="#b" n="54"/>sichten untersuchen, als <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Spencer, John</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgmm">Spencer</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Goguet, Antoine-Yyes</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dbq">Goguet</persName>,</hi>
<app>
<lem><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Michaelis, Johann David</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:251jt">Michaelis</persName></hi>
und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Gatterer, Johann Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24wfq">Gatterer</persName></hi>,
bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Michaelis</persName>,</hi>
<hi><persName>Gatterer</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Heeren, Arnold Herrmann Ludwig</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgmv">Heeren</persName></hi>,
bei</rdg>
</app> den Einrichtungen der Israeliten und einiger andern Völker versucht
haben. Und doch hat diese philosophi<pb edRef="#a" n="340"/>sche Behandlung
solcher Verfassungen und Einrichtungen ihren unentbehrlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, selbst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Erklärung der heiligen Schrift. Sie macht diese Einrichtungen
begreiflich, hebt das Befremdliche derselben, und befestigt dadurch die
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaubwürdigkeit</term>
</index>Glaubwürdigkeit der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel. Sie zeigt die Weisheit Gottes und seiner <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app> in Einführung gewisser Anstalten unter seinem Volk, die sich auf jene
Verfassung und Gewohnheiten gründete, oder diese einführte, um dadurch wahre
<index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, nach den Bedürfnissen solcher Menschen, zu befördern. Sie
beschämt dadurch viele Vorwürfe gegen die heilige Schrift, und falsche
Vorstellungen von ihrem Inhalt, die auf Unbekanntschaft mit diesen
Einrichtungen, auf Unkunde ihrer Ursachen und Absichten, und auf einer übel
angebrachten Philosophie, beruhen, welche, unerleuchtet durch das Licht der
<index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte, sich über den Kreis <app>
<lem><hi>unsrer</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>unserer</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sitten</term>
</index>Sitten und Verfassungen nicht <app>
<lem>hinausdenken kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hinaus denken kann</rdg>
</app>.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Die biblischen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_6"/>Alterthümer (Anthologie) haben in neuern
Zeiten besonders <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Warnekros, Heinrich Ehrenfried</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgmw">Warnekroß</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Jahn, Johann</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253t7">Jahn</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Bauer, Georg Lorenz</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253tb">Bauer</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_10"/><index indexName="persons-index">
<term>De Wette, Wilhelm Martin Leberecht</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24kr2">de Wette</persName></hi>
am glücklichsten bearbeitet. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_11"/><index indexName="persons-index">
<term>Nösselt, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gvc">Nößeltsche</persName>
Bücherkenntniß</hi> und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_12"/>Bibliothek für Prediger, 1ster <pb edRef="#c" n="47"/> und 4ter Theil. Eine allgemeine Uebersicht
der Realkenntnisse giebt <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_13"/><index indexName="persons-index">
<term>Hezel, Wilhelm Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253t4">Hezel's</persName></hi>
biblisches Reallexicon; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_40_14"/><index indexName="persons-index">
<term>Leun, Johann Georg Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2548x">Leun's</persName></hi>
biblische Encyklopädie. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_40_1">
<label>Spencer</label>
<p>Der englische Theologe John Spencer (1630–1693) erwarb nach dem Studium
am <hi>Corpus Christi College</hi> in Cambridge 1665 den theologischen
Doktorgrad und war zunächst als Universitätsprediger tätig. Nach
weiteren Stellen in Gemeinde und Schule wurde Spencer 1667 zum
<hi>Master</hi> seines Colleges gewählt, im akademischen Jahr
1673/1674 war er Vizekanzler der Universität. 1667 wurde er zum
<hi>Archdeacon</hi> in Sudbury und zehn Jahre später zum
<hi>Dean</hi> an der Kathedrale von Ely bestellt. Bekannt ist
Spencer v.a. für sein bedeutendes Werk <hi>De legibus Hebraeorum
ritualibus et earum rationibus</hi> (1685), das in mehreren Auflagen
u.a. auch in Deutschland erschien. Entgegen der Annahme, das Judentum
sei die älteste Religion der Menschheitsgeschichte, stellt Spencer hier
die Bedeutung des alten Ägypten für die Entwicklung des Judentums heraus
und zählt damit zu den frühen Vertretern eines dezidiert
religionsgeschichtlichen Ansatzes.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_40_2">
<label>Goguet</label>
<p>Der französische Historiker Antoine-Yves Goguet (1716–1758) war nach dem
Studium der Rechte als Parlamentsrat in seiner Heimatstadt Paris tätig,
sein eigentliches Interesse galt jedoch der Altertumskunde. Goguets
<hi>Untersuchungen von dem Ursprung der Gesezze, Künste und
Wissenschaften</hi> werden in der ersten Auflage der
<hi>Anweisung</hi> noch explizit angeführt (vgl. I § 262 a),
Jahrzehnte später hat der Nürnberger Gymnasialprofessor Johann Paul
Sattler (1747–1804) einen <hi>Auszuge nach dem Französischen des Herrn
Goguet, zum gemeinnüzigen Gebrauch für studierende Jünglinge und
andere Leser</hi> (1796) besorgt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_40_3">
<label>Michaelis</label>
<p>Angespielt ist auf Johann David Michaelis' berühmtes sechsteiliges
<hi>Mosaisches Recht</hi> (1770–1775; <hi rend="superscript">2</hi>1775–1803), in dem die Gesetze des Pentateuch vor dem Hintergrund
der geschichtlichen Bedingungen ihrer Entstehungszeit und nicht in ihrer
Bedeutung für die christliche Dogmatik interpretiert werden und für das
Carsten Niebuhrs (1733–1815) Arabien-Berichte (vgl. I § 157)
umfangreiches Vergleichsmaterial lieferten, sowie auch auf die zuvor in
zwei Auflagen erschienene <hi>Abhandlung von den Ehe-Gesetzen Mosis</hi>
(1755; <hi rend="superscript">2</hi>1768).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_40_4">
<label>Gatterer</label>
<p>Der bedeutende Historiker Johann Christoph Gatterer (1727–1799) übernahm
nach dem Studium in Altdorf und Tätigkeiten als Gymnasiallehrer in
Nürnberg und Professor am dortigen <hi>Aegidianum</hi> 1759 einen
Lehrstuhl für Geschichte in Göttingen und prägte die deutsche
Geschichtswissenschaft über die Grenzen seiner Universität hinaus.
Besondere Verdienste erwarb sich Gatterer im Bereich der historischen
Hilfswissenschaften (v.a. der Genealogie und der Diplomatik) sowie der
Universalgeschichte. Darüber hinaus ist die Gründung des
<hi>Königliche[n] Historische[n] Institut[s]</hi> und die in diesem
Zusammenhang entstandene <hi>Allgemeine historische Bibliothek</hi>
(1767–1771) hervorzuheben. An dieser Stelle sind die aus Gatterers
Lehrtätigkeit hervorgegangenen universalhistorischen Werke, v.a. der
erste, bis zum Jahr 500 reichende Band des <hi>Handbuch[s] der
Universal-Historie</hi> (1761; <hi rend="superscript">2</hi>1765),
der <hi>Abriß der Universalhistorie</hi> (vgl. I § 235) sowie die
<hi>Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange</hi> (vgl. I § 235),
gemeint.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_40_5">
<label>Heeren</label>
<p>Arnold Hermann Ludwig Heeren (1760–1842) wurde nach dem Studium in
Göttingen und anschließender Studienreise 1787 ebenda außerordentlicher,
1794 ordentlicher Professor der Philosophie und 1801 ordentlicher
Professor der Geschichte. Gemeinsam mit Friedrich August Ukert
(1780–1851) gab Heeren die ab 1828 erscheinende Reihe <hi>Geschichte der
europäischen Staaten</hi> heraus und übernahm nach dem Tode
Eichhorns im Jahre 1827 die Redaktion der <hi>Göttingische[n]
Gelehrte[n] Anzeigen</hi>. Gedacht ist hier an Heerens Hauptwerk
<hi>Ideen über Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten
Völker der Alten Welt</hi> (1793/1796), in dem sich sein Interesse
an den konkreten Lebensbedingungen der Antike dokumentiert, sowie das
<hi>Handbuch der Geschichte der Staaten des Altertums</hi> (1799).
Beide Werke erlebten weitere Auflagen und wurden in mehrere europäische
Sprachen übersetzt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_40_6">
<label>Alterthümer (Anthologie)</label>
<p>Hier ist nicht <hi>Anthologie</hi>, sondern <hi>Archäologie</hi> gemeint.
Darauf deuten nicht zuletzt auch die Titel der Darstellungen Jahns oder
De Wettes (s.u.) sowie John Potters <hi>Griechische Archäologie oder
Alterthümer Griechenlandes</hi> (vgl. I § 142) hin.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_40_7">
<label>Warnekroß</label>
<p>Nach dem Studium in Göttingen wurde Heinrich Ehrenfried Warnekros
(1752–1807) 1776 in Greifswald promoviert, war danach als Rektor des
städtischen Gymnasiums tätig, setzte jedoch gleichzeitig seine
Vorlesungstätigkeit an der Universität fort. Neben einer Arbeit zu
Shakespeare ist Warnekros v.a. durch den <hi>Entwurf der hebräischen
Alterthümer</hi> (1782) hervorgetreten, der 1794 in zweiter,
verbe