Johann Jakob Griesbach
Anleitung zum Studium der populären Dogmatik
11779–41789

Johann Jakob Griesbach (1745–1812) wirkte als Theologieprofessor in Jena und gilt als ein Begründer der neutestamentlichen Textkritik. Mit den wichtigsten Repräsentanten der Weimarer Klassik (Herzog Karl August, Goethe, Schiller, Wieland), dazu mit Gellert und J.H. Voß stand er auf vertrautem, teilweise sogar freundschaftlichem Fuße.

Griesbachs „Anleitung“ erweist ihn über seine Bedeutung als Gründungvater moderner biblischer Exegese hinaus zugleich als einen repräsentativen Populartheologen der Neologie. In dieser zur Ausbildung künftiger Religionslehrer dienenden populären Dogmatik entwarf er eine hochschuldidaktische Anwendung der aufklärerischen Fundamentalunterscheidung von Theologie und Religion: Während sich angehende Pfarrer und Universitätstheologen weiterhin den gesamten Umfang des einschlägigen Wissensbestandes aneignen sollten, konzentrierte Griesbach den Lehrstoff der katechetischen Unterweisung auf diejenigen Teile, die zur späteren Ausübung des schulischen Lehrberufs unentbehrlich erschienen und zudem eine nützliche frömmigkeitspraktische Bedeutung aufwiesen. Dadurch trat die schulische Vermittlung metaphysischer Theoriebildungen wie der Erbsünden-, Trinitäts- oder Zweinaturenlehre weithin zurück, wohingegen etwa die Lehre von der Heiligen Schrift, die christliche Tugendlehre oder die Vermittlung christlicher Trost- und Hoffnungsgründe zentrale Bedeutung gewannen. Die von Griesbach vertretene, weit verbreitete Populardogmatik ist durch eine verhalten konservative Tönung gekennzeichnet, die ihn beispielsweise den Gedanken der Verbalinspiration noch modifizierend festhalten ließ.

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