Johann Peter Miller
Grundsätze einer weisen und christlichen Erziehungskunst
11769–21771

Johann Peter Miller (1725–1789) wurde durch Vermittlung seines gleichnamigen Onkels Hauslehrer in der Familie des Theologen Johann Lorenz von Mosheim, mit dem er 1747 nach Göttingen kam. Nach seinem Studium ebendort, u.a. bei dem Aufklärungspädagogen und Theologen Johann Matthias Gesner, wurde Miller als Gymnasialdirektor in Helmstedt (1751–1756) und Halle (1756–1766) tätig. 1766 nahm er einen Ruf an die Universität Göttingen an und widmete sich dort einerseits der schon zuvor begonnenen Herausgabe von Mosheims „Sittenlehre“, während er andererseits vielfach pädagogisch orientierte Vorlesungen hielt und mit der Publikation von Lehrbüchern und Unterrichtswerken hervortrat. So wurde er nicht nur zu einem der hochgeschätztesten Autoren pädagogischer Literatur seiner Zeit, sondern zugleich ein entscheidender Wegbereiter für die Entstehung der (Aufklärungs-)Pädagogik als eigenständige Wissenschaft.

Mit seinen „Grundsätzen“ legte Miller erstmals einen systematischen Entwurf einer Erziehungslehre vor, die das Kind in seinen Voraussetzungen, Bedürfnissen und Bestimmungen als die Erziehung orientierende Grundkonstanten wahrnimmt. Seine Darstellung thematisiert, neben grundsätzlichen Betrachtungen, die Erziehung in Ansehung des Körpers sowie der Seele und zeichnet gleichermaßen einen häuslichen und schulischen Erziehungsplan, der alle Kinder jeglicher Herkunft mit einbegreift. Ausgezeichnet durch seine langjährige Erfahrung in der schulischen Praxis vermag Miller eine realistische Überschau des kindlichen Vermögens und der kindlichen Erziehungsbedürftigkeit zu geben, immer darauf bedacht, dem Kind als christlichem Kind und Ebenbild Gottes Genüge zu tun. Die „Grundsätze“ markieren genau die Schwelle und Millers Verdienst, die Theologie für pädagogische Überlegungen geöffnet zu haben, um gleichzeitig durch die Prägnanz seiner Einsichten über den theologischen Kontext hinauszuweisen.