August Friedrich Wilhelm Sack
Vertheidigter Glaube der Christen
11748/51–21773

Der berühmte Berliner Hof- und Domprediger und Oberkonsistorialrat August Friedrich Wilhelm Sack (1703–1786) war neben Spalding der maßgebliche Gründungsvater der Neologie. Seine in acht Lieferungen erschienene Schrift „Vertheidigter Glaube der Christen“ stellte das entscheidende theologische Portalwerk der Epoche bereit. In dieser religionstheologischen Apologie plädierte Sack nachhaltig für religiöse Gedanken- und Gewissensfreiheit sowie für eine aus Selbstdenken zu erreichende Vergewisserung des christlichen Glaubens. Im Offenbarungsgedanken sah Sack nicht einen Widerspruch, sondern eine Ergänzung zu der – ihrerseits von Gott erleuchteten– natürlichen Vernunft; als das „Fernrohr der Vernunft“ lasse sie die natürlichen religiösen Wahrheiten allererst deutlich erkennen. Den materialen Lehrbestand einschließlich der überkommenen Versöhnungs- und Trinitätslehre ließ Sack noch weithin unberührt, nur für die Erbsündenlehre bestritt er die Existenz einer zureichenden biblischen Begründung. Sack stand mit Gleim, Klopstock und Wieland in freundschaftlicher Verbindung, dazu unterhielt er intensive aufklärungstheoretische Korrespondenzen etwa mit dem Historiker Johannes Müller, mit den Zürcher Gelehrten Breitinger, Bodmer und Zimmermann sowie mit dem Engländer Kennicot. Selbst Papst Clemens XIV. äußerte sein Bedauern darüber, dass er aus Unkenntnis der deutschen Sprache die Schriften Sacks nicht zu lesen vermöge.

Aufgrund ihrer initialen und auf Jahrzehnte hinaus anhaltenden Bedeutung gebührt Sacks Schrift „Vertheidigter Glaube der Christen“, die auch Übersetzungen ins Holländische und Französische erfuhr, ein Stammplatz in der „Bibliothek der Neologie“. Die in unserer Edition innerhalb der als Leittext gewählten ersten Auflage kritisch ausgewiesenen Änderungen der zweiten Auflage sind nicht zuletzt darin von hohem Interesse, dass sie eindrucksvoll und konkret aufweisen können, wie sich die am Fortschritt der neologischen Theoriearbeit orientierte theologische Selbstrevision des Autors aus dem Abstand von 20 Jahren vollzogen hat.