Die pietistische Erziehung, die der spätere Toellner-Schüler Gotthilf Samuel Steinbart (1738–1809) im Kloster Berge erhalten hatte, konterkarierte er durch die autodidaktische Rezeption westeuropäischer Aufklärungsphilosophie. Nach dem Studium in Halle und Frankfurt/Oder war er zunächst Lehrer in Berlin und Züllichau. 1774 übernahm Steinbart die Direktion des Waisenhauses, 1788 auch die des angegliederten Lehrerseminars in Züllichau. Parallel dazu lehrte er seit 1774 als Professor der Philosophie und Theologie an der Viadrina. Für kurze Zeit wirkte er zudem als Schulrat und Mitglied des preußischen Oberschulkollegiums in Berlin.
Steinbart wurde durch seine neologische „Glückseligkeitslehre“ weithin bekannt. In ihr propagierte er eine allgemeinverständlich artikulierte, den alttestamentlichen Gottesbegriff mitsamt der traditionellen Satisfaktionslehre verabschiedende, zugleich vernünftige und christliche Erkenntnis der von Jesus gelehrten Gottesliebe und der damit gesetzten Bestimmung des Menschen zur Glückseligkeit. Diesen Inbegriff christlicher Lebenserfüllung verstand er freilich nicht platt eudämonistisch, sondern als den Zustand des Überwiegens des irdisch Guten sowie der Hoffnung auf Unsterblichkeit. Von blankem Rationalismus blieb Steinbart dadurch geschieden, dass er der Bibel weiterhin eine autoritative Bedeutung zuerkannte, die sich allerdings vor dem Forum der Vernunft, welches alle metaphysischen Überformungen des dogmatischen Lehrbestands als widervernünftig zurückwies, zu verantworten hatte. Mit diesem Werk suchte Steinbart die zeitgenössische, breit geführte Staatszweckdebatte, die ihrerseits um den Zentralbegriff der „Glückseligkeit“ kreiste, in die Theologie einzuholen. Nicht zuletzt dadurch löste diese Schrift sogleich eine heftige, intensiv geführte Debatte aus, an der sich einige der namhaftesten Geister der Zeit, darunter Herder, Hamann und Lavater, intensiv beteiligten.
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