|b[I]| D. Johann Jakob Griesbach's,
Sachsen Weimar- und Eisenachischen Geheimen Kirchenraths
und ersten Lehrers der Theologie zu Jena,

Anleitung
zum Studium
der
populären Dogmatik,

besonders
für künftige Religionslehrer.


Zweite stark vermehrte Ausgabe.
Mit Churfürstl. Sächßis. gnädigsten Privilegien.Jena,
im Verlag der Cunoischen Erben
1786.
|b[II]|

|b[III]| Vorrede.

Vor sieben Jahren wurde diese kleine Schrift zum erstenmal auf meine eigene Kosten gedruckt. Weil sie aber bloß zum Leitfaden bey meinen akademischen Vorlesungen bestimmt war, und nur die Stelle zeitverderblicher Diktaten bey meinen Zuhörern vertreten sollte, hielt ich es für unnöthig, sie in den Buchhandel und durch diesen unter das Publikum kommen zu laßen. Inzwischen ward sie doch manchen zufälligerweise bekannt; und dieß veranlaßte dann allerley Anfragen. Um diesen für die Zukunft auszuweichen, und den Schein zu vermeiden, als würde dieses kleine Lehrbuch wohl gar absichtlich geheim gehalten, ließ ich es, als die erste Auflage vergriffen war, geschehen, daß eine zweite auf die sonst gewöhnliche Weise veran|b[IV]|staltet würde. Damit ich aber dem Werckchen, ehe es in die Hände des Publikums käme, so viel Vollkommenheit geben könnte, als meine Kräfte und die nächste Absicht, die ich nicht aus den Augen verliehren durfte, erlauben wollten, gieng ich alles noch einmal aufmerksam durch, änderte und verbesserte, was es mir zu bedürfen schien, machte die nöthigen Zusätze, und schickte vor jedem Abschnitte einige Anmerkungen voraus, welche etliche Winke für den Volkslehrer enthalten, worauf es bey dem populären Vortrag der in jedem Abschnitte abgehandelten Lehren vornehmlich ankomme. Alle diese Veränderungen und Zusätze den Lesern hier aufzuzählen, würde ganz ohne allen Nutzen seyn. Es kann genug seyn, zu sagen, daß nicht leicht ein einziger Paragraph ganz so geblieben ist, wie er war, ob ich gleich im Wesentlichen und in den Sachen selbst fast nichts abzuändern nöthig fand.Vor sieben Jahren wurde diese kleine Schrift zum erstenmal auf meine eigene Kosten gedruckt. Weil sie aber bloß zum Leitfaden bey meinen akademischen Vorlesungen bestimmt war, und nur die Stelle zeitverderblicher Diktaten bey meinen Zuhörern vertreten sollte, hielt ich es für unnöthig, sie in den Buchhandel und durch diesen unter das Publikum kommen zu laßen. Inzwischen ward sie doch manchen zufälligerweise bekannt; und dieß veranlaßte dann allerley Anfragen. Um diesen für die Zukunft auszuweichen, und den Schein zu vermeiden, als würde dieses kleine Lehrbuch wohl gar absichtlich geheim gehalten, ließ ich es, als die erste Auflage vergriffen war, geschehen, daß eine zweite auf die sonst gewöhnliche Weise veran|b[IV]|staltet würde. Damit ich aber dem Werckchen, ehe es in die Hände des Publikums käme, so viel Vollkommenheit geben könnte, als meine Kräfte und die nächste Absicht, die ich nicht aus den Augen verliehren durfte, erlauben wollten, gieng ich alles noch einmal aufmerksam durch, änderte und verbesserte, was es mir zu bedürfen schien, machte die nöthigen Zusätze, und schickte vor jedem Abschnitte einige Anmerkungen voraus, welche etliche Winke für den Volkslehrer enthalten, worauf es bey dem populären Vortrag der in jedem Abschnitte abgehandelten Lehren vornehmlich ankomme. Alle diese Veränderungen und Zusätze den Lesern hier aufzuzählen, würde ganz ohne allen Nutzen seyn. Es kann genug seyn, zu sagen, daß nicht leicht ein einziger Paragraph ganz so geblieben ist, wie er war, ob ich gleich im Wesentlichen und in den Sachen selbst fast nichts abzuändern nöthig fand.
Sollte sich jemand darüber wundern, daß eine Anleitung zur populären Dogmatik nicht in einem populärern Ton abgefaßt ist, oder daß sie so vieles enthält, was doch gewiß weder in Katechesationen noch auf der Kanzel von einem verständigen Lehrer abgehandelt werden wird, und mehr zur Theorie über die Glaubenslehren als zur simpeln Lehre der Bibel selbst zu gehören scheint; so muß ich bitten, |b[V]| dasjenige, was hierüber in der Vorerinnerung gesagt ist, wohl zu überlegen, und nicht zu vergeßen, daß mein Augenmerk nicht unmittelbar auf gemeine Christen sondern zunächst auf Religionslehrer gerichtet war, und daß ich nicht eine Anweisung zum populären Vortrag der Glaubenslehren, welche die Katechetik und Homiletik ertheilt, sondern eine Anleitung zum Studium derjenigen Dogmen geben wollte, die der Lehrer der Religion, mit steter Rücksicht auf die sehr verschiedenen Bedürfniße seiner Zuhörer und Schüler, in sehr mannigfalter Form populär vortragen muß, oder wenigstens nach Beschaffenheit der Umstände nicht ohne Nutzen vortragen kann. Es ist auch, der Anmerkungen nicht zu gedenken, durch die Stellung und Verbindung der Sätze und durch den geflissentlich gewählten Ausdruck, wie ich hoffe, hinlänglich angedeutet worden, was meiner Einsicht nach zur allgemeinen Christenthums-Lehre gehöre, und was hingegen für bloße Erläuterung, die nach Anleitung der Bibel den Wißbegierigen darüber gegeben werden könne, zu halten sey. Und überhaupt wäre es zu bedauern, wenn das Bestreben nach Popularität die Wirkung hervorbringen sollte, daß der den Nichttheologen ertheilte Religions-Unterricht immer oberflächlicher, unbestimmter und unvollständiger würde. Ein geschickter Lehrer weiß vieles nicht nur verständlich sondern auch nutzbar und interessant zu machen, |b[VI]| was in dem Munde eines andern, der es bloß als ein rohes, geradehin aus seinem gelehrten System oder gar Compendium herausgerissenes Stück hersagt, dem Nichttheologen eben so unverständlich als unbrauchbar ist.Sollte sich jemand darüber wundern, daß eine Anleitung zur populären Dogmatik nicht in einem populärern Ton abgefaßt ist, oder daß sie so vieles enthält, was doch gewiß weder in Katechesationen noch auf der Kanzel von einem verständigen Lehrer abgehandelt werden wird, und mehr zur Theorie über die Glaubenslehren als zur simpeln Lehre der Bibel selbst zu gehören scheint; so muß ich bitten, |b[V]| dasjenige, was hierüber in der Vorerinnerung gesagt ist, wohl zu überlegen, und nicht zu vergeßen, daß mein Augenmerk nicht unmittelbar auf gemeine Christen sondern zunächst auf Religionslehrer gerichtet war, und daß ich nicht eine Anweisung zum populären Vortrag der Glaubenslehren, welche die Katechetik und Homiletik ertheilt, sondern eine Anleitung zum Studium derjenigen Dogmen geben wollte, die der Lehrer der Religion, mit steter Rücksicht auf die sehr verschiedenen Bedürfniße seiner Zuhörer und Schüler, in sehr mannigfalter Form populär vortragen muß, oder wenigstens nach Beschaffenheit der Umstände nicht ohne Nutzen vortragen kann. Es ist auch, der Anmerkungen nicht zu gedenken, durch die Stellung und Verbindung der Sätze und durch den geflissentlich gewählten Ausdruck, wie ich hoffe, hinlänglich angedeutet worden, was meiner Einsicht nach zur allgemeinen Christenthums-Lehre gehöre, und was hingegen für bloße Erläuterung, die nach Anleitung der Bibel den Wißbegierigen darüber gegeben werden könne, zu halten sey. Und überhaupt wäre es zu bedauern, wenn das Bestreben nach Popularität die Wirkung hervorbringen sollte, daß der den Nichttheologen ertheilte Religions-Unterricht immer oberflächlicher, unbestimmter und unvollständiger würde. Ein geschickter Lehrer weiß vieles nicht nur verständlich sondern auch nutzbar und interessant zu machen, |b[VI]| was in dem Munde eines andern, der es bloß als ein rohes, geradehin aus seinem gelehrten System oder gar Compendium herausgerissenes Stück hersagt, dem Nichttheologen eben so unverständlich als unbrauchbar ist.
Neue Entdeckungen wird kein Verständiger in einem Buche dieser Art suchen. Man wird aber doch finden, daß ich die schäzbaren Aufklärungen mancher Dogmen, die wir dem Scharfsinne und dem Fleiß neuerer Gelehrten verdanken, so weit ich sie für gegründet hielt, benuzt habe, und zuweilen wird selbst ein gerade in dieser Absicht beibehaltener von jenen Männern gebrauchter Ausdruck den kundigen Leser erinnern, was und wen ich dabey im Sinne hatte. Wären diese Bogen gleich damals, als sie entworfen wurden, in die Hände des Publikums gekommen, so hätte man vielleicht mehreres als izt daran gefunden, wodurch sie sich von den damals gewöhnlichsten Lehrbüchern unterscheiden. Welchen rechtschaffenen Lehrer wird es aber nicht freuen, wenn er siehet, daß Einsichten, welche er für richtig und nützlich erkennt, sich immer allgemeiner verbreiten? Es kommt auch hier gar nichts darauf an, was alt oder neu, diesem und jenem eigen oder mehrern gemein ist; sondern allein darauf mußte gesehen werden, daß aus dem ganzen Umfange der Dogmen und der darüber ver|b[VII]|suchten Erklärungen und Erläuterungen, mit Absonderung bloß gelehrter Spekulationen, die so wenig mittelbar als unmittelbar dem Christen nützen können, diejenigen ausgehoben würden, welche einer auch Ungelehrten verständlichen und gemeinnützigen Behandlung fähig sind; daß diese so geordnet und von der Seite vornehmlich gezeiget würden, von welcher sie am leichtesten faßlich gemacht und zu praktischen Zwecken angewendet werden können; daß den gewöhnlichsten Zweifeln und Einwürfen so viel möglich gleich so vorgebeugt würde, daß es keiner Widerlegung derselben bedürfe; und daß endlich die Beweise so gewählt und so angelegt und gestellt würden, wie es zur Erleichterung einer gründlichen Ueberzeugung, selbst bey solchen, die mit Vorurtheilen gegen gewisse Lehrsätze oder Beweise schon eingenommen sind, am dienlichsten schien. Was insbesondere die Auswahl der biblischen Beweisstellen betrift, so bin ich dabey mit aller Sorgfalt zu Werk gegangen. Ich weiß zwar sehr wohl, daß manche angeführte Stellen von andern mir schäzbaren Gelehrten anders erklärt werden, und daß dagegen manche Beweissprüche hier fehlen, welche andere für tauglich halten. Allein ich bitte mir zuzutrauen, daß ich jedesmal hinlängliche Gründe, so zu handeln, zu haben glaubte. Und auserdem muß ich noch erinnern, daß aus manchen Stellen nicht ein direkter sondern nur ein in|b[VIII]|direkter Beweis geführet werden soll; daß die Beweisstellen nicht in der Meinung gehäuft sind, als käme etwas auf die Menge derselben an, sondern weil es dem Volkslehrer nützlich seyn kann, mehrere gleichsam in Vorrath zu haben, um bald von der einen, bald von einer andern, Gelegenheit zum Vortrage der wichtigsten Wahrheiten nehmen zu können; und daß ich durchgängig denen Lesarten folge, welche im Text meiner Ausgabe des N. T. stehen.Neue Entdeckungen wird kein Verständiger in einem Buche dieser Art suchen. Man wird aber doch finden, daß ich die schäzbaren Aufklärungen mancher Dogmen, die wir dem Scharfsinne und dem Fleiß neuerer Gelehrten verdanken, so weit ich sie für gegründet hielt, benuzt habe, und zuweilen wird selbst ein gerade in dieser Absicht beibehaltener von jenen Männern gebrauchter Ausdruck den kundigen Leser erinnern, was und wen ich dabey im Sinne hatte. Wären diese Bogen gleich damals, als sie entworfen wurden, in die Hände des Publikums gekommen, so hätte man vielleicht mehreres als izt daran gefunden, wodurch sie sich von den damals gewöhnlichsten Lehrbüchern unterscheiden. Welchen rechtschaffenen Lehrer wird es aber nicht freuen, wenn er siehet, daß Einsichten, welche er für richtig und nützlich erkennt, sich immer allgemeiner verbreiten? Es kommt auch hier gar nichts darauf an, was alt oder neu, diesem und jenem eigen oder mehrern gemein ist; sondern allein darauf mußte gesehen werden, daß aus dem ganzen Umfange der Dogmen und der darüber ver|b[VII]|suchten Erklärungen und Erläuterungen, mit Absonderung bloß gelehrter Spekulationen, die so wenig mittelbar als unmittelbar dem Christen nützen können, diejenigen ausgehoben würden, welche einer auch Ungelehrten verständlichen und gemeinnützigen Behandlung fähig sind; daß diese so geordnet und von der Seite vornehmlich gezeiget würden, von welcher sie am leichtesten faßlich gemacht und zu praktischen Zwecken angewendet werden können; daß den gewöhnlichsten Zweifeln und Einwürfen so viel möglich gleich so vorgebeugt würde, daß es keiner Widerlegung derselben bedürfe; und daß endlich die Beweise so gewählt und so angelegt und gestellt würden, wie es zur Erleichterung einer gründlichen Ueberzeugung, selbst bey solchen, die mit Vorurtheilen gegen gewisse Lehrsätze oder Beweise schon eingenommen sind, am dienlichsten schien. Was insbesondere die Auswahl der biblischen Beweisstellen betrift, so bin ich dabey mit aller Sorgfalt zu Werk gegangen. Ich weiß zwar sehr wohl, daß manche angeführte Stellen von andern mir schäzbaren Gelehrten anders erklärt werden, und daß dagegen manche Beweissprüche hier fehlen, welche andere für tauglich halten. Allein ich bitte mir zuzutrauen, daß ich jedesmal hinlängliche Gründe, so zu handeln, zu haben glaubte. Und auserdem muß ich noch erinnern, daß aus manchen Stellen nicht ein direkter sondern nur ein in|b[VIII]|direkter Beweis geführet werden soll; daß die Beweisstellen nicht in der Meinung gehäuft sind, als käme etwas auf die Menge derselben an, sondern weil es dem Volkslehrer nützlich seyn kann, mehrere gleichsam in Vorrath zu haben, um bald von der einen, bald von einer andern, Gelegenheit zum Vortrage der wichtigsten Wahrheiten nehmen zu können; und daß ich durchgängig denen Lesarten folge, welche im Text meiner Ausgabe des N. T. stehen.
Wer in unsern Zeiten eine Dogmatik schreibt, kann mit Gewißheit voraus sehen, daß ein Theil der Leser über die Anhänglichkeit des Verfassers an alte Orthodoxie mitleidig die Achseln zucken wird, während dem ein andrer Theil über vermeinte Heterodoxieen (Neologie nennt mans izt) bedenklich den Kopf schüttelt. Dem ist nun einmal nicht abzuhelfen; und, die Wahrheit zu sagen, es wäre nicht gut, wenn es für izt anders wäre. Mag ich dann meinen gewissenhaften Ueberzeugungen von dem, was Wahrheit und nützliche Wahrheit ist, nicht eben so gut und ungestöhrt folgen, als andere den ihrigen? Oder was berechtigt euch, Ihr, die ihr Freunde der Wahrheit seyn wollet, und, wie ich glaube, seyd, etwas mehreres zu thun, als die Gründe eurer Ueberzeugungen mit möglichster Deutlichkeit uns übrigen darzulegen? Stre|b[IX]|ben wir alle aber wirklich nach Einem Ziele, so kann ich es ja geschehen lassen, daß ihr einen Weg wählet, der mit dem meinigen nicht durchgängig parallel läuft, und ihn vielleicht nur hie und da in einzelnen Punkten berührt. Wo wir aber einander uns nähern, da biete ich euch jedesmal brüderlich die Hand; und wenn ihr dann eure Bahn weiter verfolgt, wie ich die meinige, so begleiten euch meine herzlichen Wünsche, daß wir wenigstens am Ziele wieder zusammentreffen mögen. Nur verrenne keiner dem andern den Weg, oder suche ihn auf den seinigen mit fortzuschleppen. Oder ist etwa der Weg etwas mehr, als nur Weg?Wer in unsern Zeiten eine Dogmatik schreibt, kann mit Gewißheit voraus sehen, daß ein Theil der Leser über die Anhänglichkeit des Verfassers an alte Orthodoxie mitleidig die Achseln zucken wird, während dem ein andrer Theil über vermeinte Heterodoxieen (Neologie nennt mans izt) bedenklich den Kopf schüttelt. Dem ist nun einmal nicht abzuhelfen; und, die Wahrheit zu sagen, es wäre nicht gut, wenn es für izt anders wäre. Mag ich dann meinen gewissenhaften Ueberzeugungen von dem, was Wahrheit und nützliche Wahrheit ist, nicht eben so gut und ungestöhrt folgen, als andere den ihrigen? Oder was berechtigt euch, Ihr, die ihr Freunde der Wahrheit seyn wollet, und, wie ich glaube, seyd, etwas mehreres zu thun, als die Gründe eurer Ueberzeugungen mit möglichster Deutlichkeit uns übrigen darzulegen? Stre|b[IX]|ben wir alle aber wirklich nach Einem Ziele, so kann ich es ja geschehen lassen, daß ihr einen Weg wählet, der mit dem meinigen nicht durchgängig parallel läuft, und ihn vielleicht nur hie und da in einzelnen Punkten berührt. Wo wir aber einander uns nähern, da biete ich euch jedesmal brüderlich die Hand; und wenn ihr dann eure Bahn weiter verfolgt, wie ich die meinige, so begleiten euch meine herzlichen Wünsche, daß wir wenigstens am Ziele wieder zusammentreffen mögen. Nur verrenne keiner dem andern den Weg, oder suche ihn auf den seinigen mit fortzuschleppen. Oder ist etwa der Weg etwas mehr, als nur Weg?
Manchen Lesern wird vielleicht eine gewisse Einförmigkeit und Schwehrfälligkeit des Periodenbaues in diesen Blättern misfallen. Allein nach meiner Einsicht und Erfarung, ist ein Lehrbuch, welches durch akademische Vorlesungen erläutert werden soll, am zweckmäßigsten eingerichtet, wann die zur Sache gehörigen Begriffe und Sätze in der gedrungensten Kürze vorgelegt und so unter einander verkettet sind, daß auf der einen Seite der Zusammenhang unter ihnen und ihre wechselsweisen Verhältnisse gegen einander, auf der andern aber die einzelnen Theile, in welche das Ganze zerlegt werden soll, deutlich auf einen Blick in die Augen fallen. Hiebey aber werden einförmige, |b[X]| gedehnte und etwas zerstückelte Perioden kaum leicht ohne Affektation zu vermeiden seyn. Ein akademisches Lehrbuch ist aber auch nicht dazu bestimmt, flüchtig gelesen, sondern eigentlich studirt zu werden. Und daß ein solches zweckmäßiges Lehrbuch sich zugleich auch angenehm werde lesen lassen, oder daß ein Buch, das sich gut und leicht weglesen läßt, auch ein wirklich ganz zweckmäßiges Lehrbuch abgeben könne, daran zweifle ich immer noch sehr. Doch lasse ich gern jedem seine Weise. Geschrieben auf der Fürstlich Sächsischen Gesammt Akademie zu Jena, im März 1786.
J. J. Griesbach.
Manchen Lesern wird vielleicht eine gewisse Einförmigkeit und Schwehrfälligkeit des Periodenbaues in diesen Blättern misfallen. Allein nach meiner Einsicht und Erfarung, ist ein Lehrbuch, welches durch akademische Vorlesungen erläutert werden soll, am zweckmäßigsten eingerichtet, wann die zur Sache gehörigen Begriffe und Sätze in der gedrungensten Kürze vorgelegt und so unter einander verkettet sind, daß auf der einen Seite der Zusammenhang unter ihnen und ihre wechselsweisen Verhältnisse gegen einander, auf der andern aber die einzelnen Theile, in welche das Ganze zerlegt werden soll, deutlich auf einen Blick in die Augen fallen. Hiebey aber werden einförmige, |b[X]| gedehnte und etwas zerstückelte Perioden kaum leicht ohne Affektation zu vermeiden seyn. Ein akademisches Lehrbuch ist aber auch nicht dazu bestimmt, flüchtig gelesen, sondern eigentlich studirt zu werden. Und daß ein solches zweckmäßiges Lehrbuch sich zugleich auch angenehm werde lesen lassen, oder daß ein Buch, das sich gut und leicht weglesen läßt, auch ein wirklich ganz zweckmäßiges Lehrbuch abgeben könne, daran zweifle ich immer noch sehr. Doch lasse ich gern jedem seine Weise. Geschrieben auf der Fürstlich Sächsischen Gesammt Akademie zu Jena, im März 1786.
J. J. Griesbach.

|b[XI]| Inhalt.

  • Vorerinnerung über populäre Dogmatik überhaupt, über die dem Lehrer des Volks nöthige Kenntnis derselben, und über ihren Unterschied von der ihm gleichfalls unentbehrlichen Katheder oder Schuldogmatik. S. 1–5.
  • I. Religion, Offenbarung und Bibel. §. 1 bis 34.
    • A. Religion überhaupt; Wichtigkeit derselben zur höhern Glückseligkeit des Menschen. §. 1 3.
    • B. Natürliche und geoffenbarte Religion; der leztern Möglichkeit, Wünschenswürdigkeit, Wahrscheinlichkeit und Eigenschaften, und taugliche Beweisarten für sie. §. 4 9. b.
    • C. Die Bibel enthält eine wahre göttliche Offenbarung. §. 10 34.
      • 1) Die Bücher des Neuen Testaments §. 10 23.
        • a) sind ächt, und die darin erzählte Geschichte wahr. 10.
        • |b[XII]| b) Jesus ist der vollkommenste Lehrer der Weisheit und Tugend. 11. Seine Lehre kommt von Gott, 12. und beruht auf einer unmittelbaren göttlichen Offenbarung. 13. 14.
        • c) Die Apostel trugen die Lehre Jesu unter göttlicher Auktorität untrüglich vor, und die Menschen sind verbunden ihre Religionslehre als göttlich anzunehmen. 15. 16. Ihre Schriften sind der alleinige Erkenntnisgrund der christlichen Religion, und was daraus erwiesen werden kann, ist wahr; 17. und das um so mehr, da ihre Verfasser einer göttlichen Eingebung genossen. 18.
        • d) Die Bücher des N. T. enthalten zwar viel Lokales und Temporelles, 19. bleiben aber doch immer die verbindliche Richtschnur des Glaubens und Lebens für alle Christen. 20.
        • e) Ihr Inhalt ist verschieden; 21. aber die in ihnen enthaltene Religionslehren sind durchaus praktisch, 22. wenn gleich nicht alle in gleichem Grade wichtig. 23.
      • 2) Die Bücher des Alten Testaments; §. 24 28. dessen Glaubwürdigkeit, Beschaffenheit, Nutzen und Gebrauch. 24 26. Die darin enthaltene Religion ist wahr und göttlich; 27. doch sollen sich Christen vornehmlich an den Neutestamentlichen Unterricht halten: mit demselben aber das A. T. vergleichen. 28.
      • 3) Zweck und Hinlänglichkeit der Bibel. 29. 30. Vernunft und Glaube. 31. 32. Rechte des Christen in Absicht auf die Bibel. 33. Kirchliche Lehrvorschriften. 34.
  • II Gott. §. 35 64.
    • A. Von Gott überhaupt. §. 35 53.
      • 1) Biblischer Grundbegriff von Gott. 35.
      • 2) Es ist ein Gott. 35.
      • 3) Quellen und Beschaffenheit unsrer Kenntniß von Gott, und von dessen Eigenschaften und Wesen. 36 38.
      • |b[XIII]| 4) Biblischer Unterricht von Gottes Eigenschaften. 39 53. Er besitzt alle wahre Vollkommenheiten, 39. ist ein Geist, 40. ewig, unveränderlich, unabhängig, sich selbst genug, 41. hat die vollkommenste Erkenntnis von allem, 42. und den vollkommensten Willen, und Freiheit 43 45. ist allweise, 46. heilig, 47. allgütig, 48. wahrhaft, 49. gerecht, 50. allmächtig, 51. allgegenwärtig, 52. und einzig. 53.
    • B. Der mit dem Menschen Jesu innigst verbundene Logos ist in gleichem Verstande Gott als der Vater Jesu Christi, und doch von diesem unterschieden. §. 54 58.
    • C. Der heilige Geist ist eine göttliche, vom Vater und Sohne unterschiedene, Person. §. 59 61.
    • D. In diesen Dreien, eben so innig unter einander Vereinigten als reell von einander Unterschiedenen, verehret der Christ, ohne von dem großen Grundsaz der Einheit des göttlichen Wesens abzuweichen, den wahren Gott. 62. 63. Anmerkungen hierüber. 64.
  • III Werke Gottes. §. 65 88.
    • A. Werke und Rathschlüße Gottes überhaupt, 65 67.
    • B. Schöpfung. §. 68. 69. Absichten Gottes dabey. 70. Mosaische Beschreibung der Schöpfung. 71.
    • C. Vorsehung. §. 72–84.
      • 1) Gott erhält alle geschaffene Dinge. 72. 73. und ihre Kräfte, 74. und
      • 2) regiert alle Veränderungen in der Welt. 75. Seine Regierung erstrekt sich auf alle leblose, empfindende, und vernünftige Geschöpfe, und sowohl auf einzelne Menschen, als auf das ganze Menschengeschlecht und größere Theile desselben. 76 78. Beschaffenheit der göttlichen Regierung. 79. Unter ihr stehet auch das Uebel in der |b[XIV]| Welt; sowohl das moralische als das physische, 80 82. ingleichem alles, was durch ein Wunder geschieht. 83. 84.
    • D. Unter den Geschöpfen verdienen, nächst dem Menschen, die Engel eine nähere Betrachtung, sowohl die guten Engel 85. als die bösen Geister. 86 88.
  • IV Bestimmung und moralische Natur des Menschen. §. 89 111.
    • A. Bestimmung des Menschen, in diesem Leben und in der Ewigkeit. 89. 90. Leben nach dem Tode. 91. 92. Wiedererwekung der Leiber. 93. Allgemeines Weltgericht. 94.
    • B. Moralische Natur des Menschen §. 95 111.
      • 1) Worin sie besteht? Von der Freiheit. 95. 96.
      • 2) Durch Gesetze Gottes, des unumschränkten Oberherrn der Menschen, wird ihr Wille moralisch zum Guten gelenkt. 97. Diese sind theils natürliche theils positive. 98.
      • 3) Motive zum Gehorsam gegen die göttlichen Gesetze; 99. insbesondere
        • a) Belohnungen. 100 103. Zwecke derselben; 100. Natürliche und positive, in diesem und jenem Leben 101. 103.
        • b) Strafen. 103. b. 111. Strafrecht Gottes 103. b. Zwecke der göttlichen Strafen. 104. 105. Natürliche, 106. Positive Strafen, in diesem und jenem Leben. 107 110. Dauer derselben. 111.
  • V Zustand des Menschen vor und nach seinem Verfalle. §. 112. 131.
    • A. Der Mensch §. 112 126.
      • a) in seinem ursprünglichen 112. 113. und
      • b) jetzigen Zustande. Gute Anlagen. 114. Moralische Verdorbenheit. 115 117. Sünden. 118.
      • c) Ursachen des Verderbens, überhaupt, 119. 120. und der ersten Verschlimmerung des Menschengeschlechts ins|b[XV]|besondere. 121. Betrachtungen über den Zusammenhang der jetzigen Verdorbenheit der Menschen mit der Versündigung Adams, und über die Folgen der letztern für Adam selbst 122. und für seine Nachkommen 123. 124.
      • d) Die jetzige Beschaffenheit der Menschen macht, daß alle strafwürdig werden; 125. doch hatte Gott die Sünde Adams zuzulassen beschloßen. 126.
    • B. Anstalten Gottes zur Wiederherstellung des Menschengeschlechts. §. 127. 131.
      • a) Was geschehen mußte, wenn dem Menschen geholfen werden sollte. 127.
      • b) Der Mittelpunkt aller, aus Liebe, von Gott nach seinem freien Rathschluße angeordneten Anstalten, ist die durch Christum geschehene Erlösung, 128. welche alle Menschen angehet, wenn sie gleich nicht allen bekannt gemacht worden ist. 129. Von denen, welchen die nähere Offenbarung mangelt. 130.
      • c) Die Schicksale aller einzelnen Menschen unmittelbar nach ihrem Tode, sind mit in dem ewigen unveränderlichen Rathschluße Gottes über die Welt begriffen. 131.
  • VI Christus, der Wiederhersteller des Menschengeschlechts, §. 132. 151.
    • A. Jesus
      • 1) ist der Meßias; 132. 133.
      • 2) wahrer Mensch, und wahrer Gott 134.
      • 3) Bey seinem Leben auf Erden 135 146.
        • a) zeigte er sich nicht in seiner ganzen Hoheit und wählte sogar ein selbst unter Menschen für niedrig geachtetes Leben, 135. und war seinem Vater in allem gehorsam. 136.
        • b) Er führte ein öffentliches Lehramt, unterrichtete sowohl das Volk als seine vertrauteren Freunde, und bewies seine göttliche Sendung durch Wunder. 137. 140.
        • c) Er lidte und starb für die Menschen, zu Erreichung |b[XVI]| vieler und großer Zwecke, besonders aber, um den strafwürdigen Sündern Begnadigung zu erwerben. 141. 143. Wie der Tod Jesu die Begnadigung der Menschen bewirkt habe? 144. Die reine biblische Vorstellung dieser Lehre 145. enthält nichts Gott unwürdiges. 146.
      • 4) In seinem himlischen Leben nach dem Tode, besorgt er das ganze Geschäft der wirklichen Seligmachung seiner Erlöseten bis ans Ende der Welt. 147. Zu dem Ende hat er seine Kirche gestiftet, und erhält und regieret sie. 148. a. b.
    • B. Von der Kirche und dem Lehramte. §. 149. 150.
    • C. Von der Taufe. §. 151.
  • VII Wie wird der Christ durch seine Religion zu seiner großen Bestimmung geführet? §. 152. 170.
    • A. Es geschiehet dieß durch eine vollständige Sinnesänderung. §. 152 162. Denn
      • 1) den mehresten Getauften fehlt die zur Erlangung der Seligkeit erforderliche moralische Beschaffenheit. 152.
      • 2) Daher ist eine Sinnesänderung bey ihnen nöthig. 153.
      • 3) Was durch diese bewirkt werden solle, 154. und wie sie geschehe? sowohl überhaupt, 155. als in Absicht der einzelnen dazu gehörigen Stücke. 156. 157.
      • 4) Durch sie wird der Mensch geheiliget, 158. und zu christlichen guten Werken geschickt; 159. muß aber im Guten, durch den Gebrauch der in der Bibel empfohlnen Mittel, zu beharren und zuzunehmen suchen, 160. und sich für dem Rückfall hüten. 161.
      • 5) Ihr Urheber ist Gott. 162.
    • B. Auf dem Wege der Sinnesänderung gelangt der Mensch zur Vergebung der Sünden und zum Antheil an allen durch Christum erworbenen Gütern, 163. vermittelst des Glaubens. 164.
    • C. Vom heiligen Abendmahl. 165. 170.