|b136| Christus der Wiederhersteller des /aMenschen-Geschlechts /d*)d\a\a1.

a1: Menschen Geschlechts
/ad*) So weitläuftig in der Dogmatik a) die Abschnitte von den Naturen Christi und deren Vereinigung zu Einer Person durch die von jeher darüber geführten Streitigkeiten geworden sind, so kann und soll doch der Volkslehrer, der zum Inhalt seiner Belehrungen nur das gemeinnützige und gemeinver|c180*| ständliche auszuwählen hat, sich kurz darüber fassen; und auch das /bwenige,b\ was er darüber sagt, muß immer genutzt werden, um Ehrfurcht für unsern Herrn und Erlöser einzuprägen und das Vertrauen auf ihn zu stärken. b) Auch ist es für die jetzigen Christen nicht eben nöthig, die Wahrheit, daß Jesus der Meßiasb1 sey, sehr umständlich durch gehäufte Stellen des A. T. zu erweisen, ob sie gleich nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden kann.b2 c) Desto ausführlicher müssen die Christen von den eben so mannichfaltigen als grossenb3 Verdiensten Jesu um das menschliche Geschlecht unterrichtet werden, und zwar nicht nur von denen, die er um uns durch sein Leiden und Sterben hat, sondern auch von denen, welche er durch sein ganzes Leben und durch die Führung seines Lehramts sich um uns erwarb. Durchgehends |b137*| ist er als unser grosserb4 Wohlthäter, als der Gegenstand unsrer innigsten Liebe,b5 Dankbarkeit und Verehrung, und, mit gehörigen Einschränkungen, als Muster der Nachahmung vorzustellen/b; in welcher letzten Rücksicht auch der Satz, daß er ein wahrer Mensch wie wir gewesen, in seiner wahren Wichtigkeit erscheintb\. d) Die Absicht und die Früchte seines Todes sind weder einzig und allein auf die Vergebung der Sünden einzuschränken, aber noch weniger ist dieser wichtige Nutzen desselben den Christen aus den Augen zu rücken. Nur muß bey der Betrachtung dieses Zwecks der |c181*| Leiden und des Todes Jesu theils unterschieden werden, nicht nur die simple Lehre der Bibel von dem, was spekulirende Theologen wohlmeinend hinzugesetzt haben, sondern auch, was die Bibel ganz deutlich und oft lehrt von dem, was nicht alle Wahrheitsuchende Verehrer derselben mit gleicher Klarheit in ihr sehen: durch welche Unterscheidung die Ueberzeugung, indem man stufenweis vom deutlichen zum schwehrern fortschreitet, /bz. B. §. 142. 143. 144. erleichtert,b\b6 und zugleich verhütet wird, daß kein Schriftbeweis weiter als seine Beweiskraft reicht, ausgedehnet werde; theils muß diese ganze Lehre so behandelt werden, daß der Christ nicht weniger Antriebe zur christlichen Tugend und Frömmigkeit, als Gründe zur Beruhigung in ihr finde. e) Es muß der Unterricht von dem, was Christus zu unserm Besten gethan hat, nicht mit seinem Tode oder seiner Auferstehung abgebrochen, sondern es muß auch gezeigt werden, wie viele Wohlthaten Jesus, auch nach seiner Erhöhung, den Menschen erwiesen hat und noch erweiset.ad\
b1: Messias b2: kann[.] b3: großen b4: großer b5: Liebe b6: erleichtert

132. d1 Die Israelitischen Propheten hatten eine Person angekündigt, /a(§. 14. d.) |c180| welchea\a2 nicht nur, um die Menschen von Sünden und den unglücklichen Folgen derselben zu |c181| befreien, unschuldig die größtenab3 Leiden und selbst den Tod erduldena4, /dJes. 53. /avergl.a\d\ /aLuc. 24, 44–46. d5 1 Petr. 1, 10. 11. d6 /bsondern auchb\b7 a\a8 eine allgemeine geistige Religion stiften, /dPs. 40, 7. 8. 9. /avergl.a\d\ /aHebr. 8, 6–13. 10, 1–9. d9 /bundb\b10 a\a11 in dieser den vollkommen|b137|sten Unterricht ertheilen, Ps. |a87| 40, 10. 11. ad12 und d14 |d181| Verehrung Gottes unter allen Völkerschaften |c182| verbreitend15 werde.a16 d17 Ps. 22, 28–32. /dJes. 11, 10.d\ Und weil sie diese Person, welche aus den Nachkommen Abrahams und aus der Familie Davids abstammen sollte, d18 Jes. 11, 1. 10. /dMatth. 22, 42.d\ vergl. 1 Mos. 22, 18abd19 2 Sam. 7, 13. 16. am |b138| häufigsten unter dem Bilde eines grossenab20 Königs vorstelleten, /dPs. 110. Jes. 11, 1–5. 10.d\ Marc. 11, 10abd22 Luc. 19, 38. 1, 32. 33. d23 der sein /d(moralisches Joh. 18, 36. 37.)a24 d\d25 Reich, d26 Jes. 9, 7. das Reich Gottes, Matth. 3, 2. Marc. 1, 15. über die ganze Welt ausbreiten werde; d27 Jes. /d53, 10. 11ab28 12.d\ 65, 1. 66, 18–21. d29 so nenntea30 man diesen erwarteten Sohn Davids den Gesalbten des Herrn, oder Meßiasab31, Joh. 4, 25. /avergl. 1 Sam. 24, 7.a\ und den Sohn Gottes. Matth. 16,b32 16. vergl. §. 54. c.

d*) Für die jetzigen Christen ist nicht eben nöthig, die Wahrheit, daß Jesus der Meßias sey, sehr umständlich durch gehäufte Stellen des A. T. zu erweisen, ob sie gleich nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden kann.d
d1: *) a2: welcher ab3: grösten a4: erdulten d5: 1 Cor. 15, 3. d6: 2, 22–25. Act. 8, 32–35. Luc. 22, 37. Jes. 53. b7: und a8: und d9: Ps. 40, 7–9. b10: sondern auch a11: sondern auch ad12: und wahre Erkenntnis (a); vergl. Joh. 1, 17. 18. (d) d14: wahre d15: verbreitet a16: werde d17: Röm. 15, 9–12. Jes. 11, 10. d18: Matth. 22, 42. abd19: 18. ab20: grosen (a); großen (b) abd22: 10. d23: Matth. 22, 43–46. Ps. 110. Jes. 11, 1–5. 10. a24: 37) d25: moralisches d26: Joh. 18, 36. 37. d27: Röm. 10, 20. ab28: 11. d29: 53, 10–12. a30: nennete ab31: Messias b32: 16.

133. Als man zur Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius diese Person begierigst erwartete, Luc. 2, 25. 3, 15. Joh. 1, 19. ff. 45. 4, 25. Matth. 11, 3. und alles zu ihrem Empfang in der Welt hinlänglich vorbereitet war, auch Johannes der Täufer auf göttlichen Befehl Luc. 3, 2. Joh. 1, 6. d1 die Aufmerksamkeit des jüdischen Volksab2 aufs neue rege gemacht hatte; trat endlich Jesus auf, und erklärte auf die glaubwürdigste Art, (§. 14.) er |d182| sey der versprochene Meßiasab3 oder Christus:ad4 Matth. 16, 16. 17. 20. 26, 63. 64. Joh. 4, 25. 26. |c183| vergl. Luc. 2, 11. welche Versicherung auch seine Apostel wiederhohlten. Joh. 20, 31. 1 Joh. 2, 22. 23. Act. 2, 36. Und an ihm findet man nicht nur jene Hauptkennzeichen des Meßiasab5, sondern Gott hat auch die Vorfälle seines Lebens so eingerichtet, daß eine grosseab6 Menge anderer Umstände bey ihm eintraf, welche die Propheten von ihm vorausgesagt hatten, oder welche wenigstens, nach damals gewöhnlicher Auslegungsart, an dem Meßiasab7 erwartet wurden. Ps. 22, u. s. w. d8

d1: Matth. 21, 25. ab2: Volcks ab3: Messias ad4: Christus; ab5: Messias ab6: grose ab7: Messias d8: Vergl. §. 14. c.

|a88| |b139| 134. d1 Jesus war /aa)a\ ein wahrer Mensch, 1 Tim. 2, 5. Hebr. 2, 6. 7. 9. 11. 17. Phil. |d183| 2, 7.a2 von Maria, einer Jungfrau, ohne Zuthun eines Mannes, durch eine wunderthätige Wirkung Gottes, Matth. 1, 18. 20. Luc. 1, 31. 34. 35. empfangen, und gebohren; Gal. 4, 4. Röm. 1, 3. Röm. 9, 5. Luc. 2, 5. 6. 7. jedoch ohne diejenige /dsündhafte Beschaffenheitd\d3, mit welcher alle übrige Menschen (§. 123. 124.) auf die Welt kommen,d4 1 Joh. 3, 5. Hebr. 4, 15.a5 7, 26. 2 Cor. 5, 21. /dwie auch ohne der Nothwendigkeit zu sterben unterworfen zu seyn. Joh. 10, 18. vergl. Röm. 6, 23.d\ /abUebrigens aberab\ab6 hatte /aberab\ eben so wohl eine wahre menschliche Seele, Luc. 2, 40. 52. Marc. 13, 32. Joh. 11, 33–35. Luc. 19,d7 41. 12, 50. Matth. 26, 37. 38. 39. als einen wahrhaftig menschlichen Leib. Hebr. 2, 14. /aAber Christus |c184| war nicht ein gemeiner oder blosserd8 Mensch, sondern b)a\a9 /dder Logosd\d10, welcher wahrer wesentlicher /dGottd\d11 /a(§. 54–58d12) ist, c) vereinigte sich mit dem Menschen Jesu von dessen erstem Entstehen ana\a13 auf die innigste, unzertrennlichste und in ihrer Art einzige Weise, Joh. 1, 14. Hebr. 2, 14. /adergestalt, daßa\a14 /dder Logosd\d15 mit denabd16 Menschen Jesu nur /aEinen Christusd17 a\a18 ausmacht, (1 Cor. 8, 6. 1 Tim. 2, 5.) Hebr. 1, 3. 1 Tim. 3, 16. /a/bin welchem die Gottheit mit der /dMenschheitd\d19 auf das genaueste vereiniget istb\b20; daher sowohl die Handlungen, wozu /bdieseb\ beide b21 das Ihrige beitragen, Gal. 3, 13. 1 Joh. 3, 8. Hebr. 1, 3. als auch |d184| das, was /bentweder der Gottheit oder der Menschheitb\b22 eigen ist, dem ganzen Christus mit Recht beigelegt wird. (Röm. 9, 5.) 1 Petr. 3, 18. 1 Joh.d23 1, 7. d) Zufolge dieser innigsten Vereinigung/d, welche jedoch den wesentlichen Unterschied |b140| der Menschheit Christi von seiner Gottheit nicht aufhebt,d\ wirket /dder Logosd\d24 in und durch den Menschen Jesus stets, wann und wie es die Bestimmung des Erlösers und Oberherrn der Menschen erfordert; und eben diesera\a25 Vereinigung ist es zuzuschreiben, a26 daß /ddem Menschen Jesu /atheilsa\ göttliched\d27 /aWürde,a\a28 Majestät und Verehrung, /atheilsa\ /ddied\d29 Regierung der Welta30 d31 und andered32 göttliche Werkea33 /dmit Grunde /abeigelegt werden können;a\a34 d\d35 (§. 55. 56.) Hebr. 1, 2. 3. Phil. 2, 9. 10. 11. Eph. 1, 20–22. |c185| Matth. 28, 18. Joh. 5, 19. 21–23. /a/bd25 bis 28.bd\bd36 dessen allen er nicht fähig wäre, wenn er ein blosserd37, obgleich noch so vollkommner Mensch wäre, oder wenn die Gottheit in ihm und durch ihn anders nicht wirkte, als sie in und durch andere Menschen, welche sie zu ihren Werkzeugen gebrauchet, z. B. die Apostel, wirket.a\a38

d1: *) a2: 17. d3: verkehrte Disposition d4: kommen. a5: 25. ab6: Er d7: 19. d8: bloßer a9: Mit diesem Menschen Jesu aber vereinigte sich von seinem ersten Entstehen an d10: jener erhabenste Geist d11: Gott, obgleich vom Vater verschieden d12: 54–58. a13: ist, (§. 54–58.) a14: dergestalt daß, obgleich der wesentliche Unterschied der göttlichen Natur von der menschlichen nicht aufgehoben worden ist, dennoch d15: dieser erhabenste Geist abd16: dem d17: Christus, a18: Eine Person d19: Menschheit, ohne daß der wesentliche Unterschied zwischen beiden aufgehoben wäre, b20: welcher zugleich Gott ist und Mensch b21: Naturen b22: jeder Natur d23: Joh[.] d24: die Gottheit a25: welche zugleich Gott ist und Mensch. Dieser innigsten a26: theils, daß der Logos an allem Theil nimt und alles sich zueignet, was der Mensch Jesus, als der Mittler und Erlöser der Menschen, thut oder leidet; 1 Joh. 1, 7. theils, d27: der Mensch Jesus theils an der göttlichen a28: Eigenschaften, göttliche Würde d29: an der a30: Welt, d31: Theil nehmen d32: wahrhaft a33: Werke, a34: beigeleget werden, d35: verrichten kann; bd36: 25–28. d37: bloßer a38: 25–28.
d*) So weitläuftig in der Dogmatik die Abschnitte von den Naturen Christi und deren Vereinigung zu Einer Person durch die von jeher darüber geführten Streitigkeiten geworden sind, so kann und soll doch der Volkslehrer, der zum Inhalt seiner Belehrungen nur das gemeinnützige und gemeinverständliche auszuwählen hat, sich kurz darüber fassen; und auch das wenige, was er davon sagt, muß immer genutzt werden, um Ehrfurcht für unsern Herrn und Erlöser einzuprägen, das Vertrauen auf ihn zu stärken, und uns zur Nachahmung des vollkommensten unter den Menschen anzutreiben; in welcher letzten Rücksicht auch der Satz, daß Jesus ein wahrer Mensch, wie wir, gewesen ist, in seiner wahren Wichtigkeit erscheint.d

135. /aDie Wirkungen dieser Vereinigung sah man jedoch während des irdischen Lebens Jesu noch nicht (§. 147. i.) ununterbrochen und in ihrer ganzen Grösseb1, sondern nur da und in so fern, als es zua\a2 Ausführung desa3 Geschäfts, welches der Vater ihm /aauf Erden auszurichtena\ aufgetragen hatte,

ageschickt zu |a89| seyn, enthielt sich Jesus bey seinem Leben auf Erden des Gebrauchs der unendlichen göttlichen Kraft, (Phil. 2, 6. 7.) auser in so fern ihre Anwendung zu Ausrichtung seines grosen Geschäftsa
nothwendig war. /a/dDer Logos selbst bliebd\d4 zwar d5 auch /ddamalsd\d6 a\a7 unverändert bey dem Gebrauche aller d8 göttlichen Eigenschaften, d9 und in dem vollen Besitzea10 und Genusseab11 der unendlichen Herrlichkeit und /dSeligkeit; wie er auch nicht einen Augenblick aufhörte, mit dem Vater das Weltall zu erhalten, zu regieren etc.d\d13 Aber der mit ihm vereinigte Mensch Jesus, erschien auf Erden nicht, wie er zufolge dieser Vereinigung wohl hätte thun können, /amit göttlicher Macht unda\ |b141| im Glanze göttlicher Herrlichkeit, /awie er dereinst bey seiner Wiederkunft erscheinen wird, Matth[.]bd14 25, 31.a\ sondern /aso, wie es der Zweck seines irrdischenb15 Lebens mit sich brachte,a\ als |c186| ein schwacher Mensch,d16 Phil.b17 2, 6. 7. /dob er es gleich von Zeit zu Zeit an Merkmalen seiner hohen Majestät nicht fehlen ließ. Joh. 1, 14.d\ Er bewies sich nicht als den Herrn über alles, sondern als einen Diener der Gottheit, d18 und wollte in allen Stücken, die Sünde ausgenommen, seinen Brüdern gleich seyn. /dPhil. 2, 7.d\ Hebr. 2, 17. Ja er wählte sogar ein Leben unter solchen Umständen, welche selbst unter Menschen für niedrig und armselig gehalten werden, Matth. 8, 20.d19 2 Cor. 8, 9.d20 und endigte es durch die schmähligsteab21 Todesart. Phil. 2, 8. Hebr. 12, 2.

b1: Größe a2: Um zur a3: desjenigen d4: Joh. 1, 14. Jener erhabenste Geist stieg d5: nicht, wie man |d185| sich zuweilen unschicklich ausgedrückt hat, von dem Throne der Gottheit herab, sondern blieb, d6: während des Erdenlebens Jesu, a7: Zwar blieb der Logos d8: ihm eigenthümlichen d9: und der göttlichen Macht, kraft welcher er mit dem Vater die Welt erhält und regiert, a10: Besitz ab11: Genuß (a); Genuße (b) d13: Seligkeit. bd14: Matth. b15: irdischen d16: Mensch. b17: Phil[.] d18: Phil. 2, 7. d19: 20, d20: 9 ab21: schmählichste

136. /aJesus a) leistete den von Gott den Menschen vorgeschriebenen Gesetzen den allervollkommensten Gehorsam, z. B. Matth. 4, 4. 7. 10. Luc. 2, 51. so daß er sich nie ei|d186|ner Uebertretung derselben schuldig machte, 1 Joh. 3, 5. sondern ganz unsträflich war, und die Tugend eben so vollkommen ausübte, als er sie lehrte. Nicht weniger b) erfülleted1 er in dem ihm aufgetragenen Geschäfte d2 a\a3 den Willen seines Vaters, der ihn gesandt hatte, Joh. 4, 34. 8, 28. 29. 17, 4. Phil. 2, 8. erkannte diesen für die Richtschnur seines Verhaltens, Joh. 5, 30. 6, 38. ergab sich in denselben willig, Luc. 22, 42. Hebr. 5, 7. 8. und bewies diesab4 besonders durch einen freudigena5, alle Tugenden in sich schliessenden, |c187| /aGehorsam in Uebernehmunga\a6 theils der grossenab7 Leiden, die er für die Menschen |b142| zu erduldena9 hatte, Phil. 2, 8. 1 Petr. 2, 21. 22. 23. theils aller übrigen, /dmeist schmerzlichab10 d\d11 und unangenehmen, Umstände während seines ganzen Lebens, ohne welche die Absicht seiner Sendung nicht würde haben erreicht |d187| wer|a90|den können; wozu auch die Unterwerfung unter die positiven mosaischen Gesetze gehörte, Gal. 4, 4. Luc. 2, 21. weil jene Absicht es mit sich brachte, daß er als ein Jude gebohren ward und lebte. /ac)a\

aUeberdieß leistete er auch den von Gott allen Menschen vorgeschriebenen Gesetzen den allervollkommensten Gehorsam, z. E. Matth. 4, 4. 7. 10. Luc. 2, 51. so daß er sich nie einer Uebertretung derselben schuldig machte, 1 Joh. 3, 5. sondern ganz unsträflich war, und die Tugend eben so vollkommen ausübte als er sie lehrte.a
Hierdurch gab er nicht nur das erhabenste Beispiel der vollständigsten menschlichen Tugend, Röm. 13, 14. Phil. 2, 5. welches diejenige,a12 welche an den Früchten seiner Erlösung Antheil haben wollen, zur Nachahmung verpflichtet, 2 Cor. 5, 15.d13 1 Petr. 2, 24. vergl. 21,ab14 22. 1 Joh. 2, 6. sondern diese vollkommene Heiligkeit war auch nöthig, wenn durch seine Erduldunga15 der Leiden die Erlösung der Menschen bewirkt werden sollte. Hebr. 7, 26. 27. /abUnd in sofern ist der Gehorsam Christi uns sehr tröstlich.ab\ /dDennab16 da /ader Sohn Gottesa\a17 überhaupt aus keiner andern Absicht Mensch geworden ist, als uns von den Strafen unsrer Sünden zu befreien und der Seligkeit uns wieder empfänglich zu machen; so gehört zu Erreichung /aebena\ dieser /abwohlthätigenab\ Absicht auch seine willige Leistung sowohl allesb18 dessen, was Gott von den Menschen überhaupt fordert, als |c188| dessen, was von dem Erlöser der Menschen insbesondere gefordert wurdeab19.d\ Röm. 5, 18. 19.a20

d*) Von den eben so mannichfaltigen als großen Verdiensten Jesu um das menschliche Geschlecht müssen die Christen ausführlich und genau unterrichtet werden, und zwar nicht nur von denen, die er um uns durch sein Leiden und Sterben hat, sondern auch von denen, welche er durch sein ganzes Leben und durch die Führung seines Lehramts sich um uns erwarb. Durchgehends ist er als unser großer Wohlthäter, als der Gegenstand unsrer innigsten Liebe, Dankbarkeit und Verehrung, und, mit gehörigen Einschränkungen, als Muster der Nachahmung vorzustellen.d
d1: erfüllte d2: *) a3: In dem ihm aufgetragenen Geschäfte erfüllete er ab4: dieß a5: freudigen a6: Gehorsam in Uebernehmung ab7: grosen (a); großen (b) a9: erdulten ab10: schmerzlichen d11: mühevollen a12: diejenige d13: 15, ab14: 21. a15: Erdultung ab16: Und a17: Christus b18: alle ab19: ward a20: 19[.]

137. Als Jesus /aa)a\ unter entfernteren Vorbereitungena1 das Alter erreicht hatte, in welchem er schicklich einen Lehrer vorstellen konnte, Luc. 3, 23. und nachdem noch einige nähere Zubereitungen theils unter dem Volke, Joh. 1, 6. 7. 19–34. Matth. 3, 1–12. theils mit Jesu selbst, Matth. |b143| 3, 13–17. 4, 1–11. vorhergegangen waren, und /aera\a2 mit Lehrd3 und Wunder-Gaben, mehr als irgend ein göttlicher Gesanderad4 vor |a91| ihm, ja ohne Maas, ausgerüstet, und dadurch zu seinem Amte /abgleichsamab\ eingeweihet worden war; Act.d5 10, 38. Joh. 3, 34. 35. Luc. 3, 22. 4, 1. 14. Matth. 12, 28.a6 trat |d188| er /ab)a\ sein öffentliches Lehramt an. Matth. 4, 17. Marc. 1, 14. 15. Er behauptete von sich selbst, daß er ein ausserordentlicherab7 göttlicher Lehrer, (Prophetab8) und unter diesen der größtea9, sey. (§. 13.) Seine Zeitgenossen erkannten auch seine Vorzüge vor andern Lehrern, Matth. 7, 28.d10 29. Luc. 4, 22. 7, 16. Joh. 6, 14. 7, 31. 46. 3, 2. Matth. 9, 8. Marc. 1, 27. Joh. 9, 32. 33. 11.abd11 47. 48. und seine Apostel setztena12 sie nachher noch mehr auseinander. Joh. 1, 9. 17. 18. vergl. 3, 31.a13 ff. Hebr. 1, 1. 2, 1–4. Die Wahrheit seiner Aussage von seiner göttli|c189|chen Sendung bestätigte er /ac)a\ durch eine Reihe von Wundernab14 (§. 14. f.abd16) welche die Aufmerksamkeit des Volks wecken, und seinen Versicherungen Glauben verschaffen konnten. Nie verrichtete er sie bloßa17 zur Schau, noch brauchte er seine Wunderkraft um sich selbst Vortheile, Bequemlichkeit und Sicherheit zu verschaffen. Matth. 4, 3. 6. 12, 38. 39. 16, 1–5. Joh. 6, 30–32. 8, 59. Und /dob sie gleichd\d18 fast alle von der Art waren, daß sie zur Verminderung des menschlichen Elendes unter seinen Zeitgenossen gereichten, so war doch ihre eigentliche Absicht, die Bestätigung seiner göttlichen Sendung.

a1: Vorbereitungen a2: er, weil er sich des ordentlichen Gebrauchs seiner göttlichen Allwissenheit und Allmacht enthielt, Marc. 13, 32. d3: Lehr- ad4: Gesandter d5: Act[.] a6: 38. ab7: auserordentlicher ab8: (Prophet, a9: gröste d10: 28 abd11: 11, a12: sezten a13: 31 ab14: Wundern, (a); Wundern, (b) abd16: e. a17: blos d18: obgleich seine Wunder

138. Sein Unterrichta1, der sich bloßa2 auf Religionslehren einschränkte, war theils ein öffent|b144|licher, theils ein vertrauter. Oeffentlich |d189| Joh. 18, 20. trug er dem Volk seine Lehre so vor, wie es dessen /ageringer Fassungskrafta\a3, und damaligen nächsten Bedürfnissen am angemessensten war; also nicht nur in hohem Grade populär, durchaus praktisch, mit /agrößter Autoritätb4a\a5, ohne Menschenfurcht oder Menschengefälligkeit, mit einer die Herzen einnehmenden natürlichen Beredsamkeit, mit Benutzung der schicklichsten Gelegenheiten; |a92| sondern auch sinnlich und meist in Bildern, mit weiser Herablassung zu derab6 schwachen Denkungsart /abseiner Palästinischen Zuhörerab\, und |c190| zu den ihnen geläufigen Beweisarten etc. in der den Juden gewöhnlichen Religionssprache, und mit liebreicher Schonung solcher Vorurtheile, die entweder nicht mit einemmale weggeräumet werden konnten, oder nicht nothwendig schädliche praktische Folgen hatten.

a1: Unterricht a2: blos a3: geringen Faßungskraft b4: Auktorität a5: gröster Auktorität ab6: ihrer

139. Er unterwies aber seine Zuhörer vornehmlich in den Lehren /aa)a\ von Gott und dessen allgemeinen Menschenliebe, von der Vorsehung, von dem Zustande der Vergeltung nach dem Tode, und /ab)a\ noch ausführlicher von den Pflichten ächter Gottesverehrer, besonders der Menschenliebe, von den Bewegungsgründen zur Ausübung dieser Pflichten, von seiner Meßianischenab1 Würde, von der durch ihn zu veranstaltenden Religionsverfassung, (dem Reiche Gottes),ab2 von der Absicht seiner Sendung, und von der Nothwendigkeit ihm zu glauben, ihn für den von |d190| Gott verheissenen Erretter zu erkennen, und ein festes Vertrauen in ihn zu /asetzen; womita\a3 er die Widerlegung der unter dem Volk herrschenden praktischen /aVorurtheile verband. Ausserdemb4 c) gab er aucha\a5, so weit es die Fähigkeit der Zuhörer erlaubte, einen vorläufigen Unterricht von der himmlischen Würde seiner Person, von den grossenab6 Absichten und Wirkungen seines bevorstehenden gewaltsamen Todes, und von der Abschaffung des mosaischen Gesetzes, |c191| und der zu erwartenden Einführung einer allgemeinen geistigen Religion; von welchen Dingen jedoch eine ganz richtige und vollständige Vorstellung nicht wohl vor seinem Tode und seiner Auferstehung möglich war, daher es seinen Aposteln vorbehalten blieb, hierüber, ja überhaupt über die gesammte Religionslehre, genauere und ausführlichere Belehrungen zu ertheilen. Inzwischen arbeitete Jesus, während seines Lehramtes, ihnen vor.

ab1: Messianischen ab2: Gottes,) a3: setzen. Hiermit verband b4: Auser|b145|dem a5: Vorurtheile, und ab6: grosen (a); großen (b)

|a93| 140. Seinen vertrauteren Freunden, die er in seiner Schule zu künftigen allgemeinen Religionslehrern für die Welt bildete, gab er über die erwähnten Wahrheiten noch näheren Unterricht, erklärte ihnen was sie bey dem öffentlichen Vortrage nicht recht gefaßt hatten, Marc. 4, 10. 11,ab1 34. entdeckte ihnen ihre künftige Bestimmung, versicherte sie, daß er ihnen noch nicht alles, was sie zu wissen hätten, jetztab2 vortragen könne, versprach ihnen aber dabey den |d191| heiligen Geist zum Beistande,d3 /a(§. 15. d. e.)a\ der sie nicht nur an alles Gehörte erinnern, sondern auch in dem ganzen Umfange der Religionswahrheiten /dsied\ weiter unterrichten solle. Joh. 14, 26. 16, 12. 13. 14.

ab1: 11. ab2: jezt d3: Beistande

141. /aa) Christus selbst und seine Apostel versichern, und lernbegierige Aufmerksamkeit auf die weisen Absichten Gottes bey der An|c192|ordnung des |b146| ganzen Lebens und der Schicksale Jesu leitet uns gleichfalls darauf, daß der Zweck seiner Sendung in die Welt nicht einzig und allein gewesen sey, seine fürtrefliche Lehre vorzutragen, zu empfehlen und zu bestätigen.a\ Die /aletztea\a1 Periode seinesa2 niedrigen Lebens /aauf Erdena\a3, welche sein Leiden und Sterben begreiftd4, /aist |d192| noch in andern Rücksichten höchst merkwürdig und eröfnet uns neue Aussichten. b) Siea\ fieng sich mit einer ausserordentlichab5 heftigen Angst an, welche, wenn alle Umstände zusammen genommen werden, und wenn man die sonstige Seelengrösseab6 und Edelmuth Jesu /abedenkt, kauma\a7 aus solchen Ursachen befriedigend hergeleitet werden kanna8, die auch bey jedem andern frommen Leidenden unter ähnlichenad9 Umständen statt haben /dkönnten. Matth.d\d11 26, 37–44. Luc. 22, 41–44. vergl. Hebr. 5, 7.

dwodurch wenigstens unsere Wißbegierde, ob die Bibel über die eigentliche Beschaffenheit und die Absicht der Leiden Jesu keine weitere Aufschlüße gebe, vorläufig gereizt und unsere Aufmerksamkeit gespannt werden muß.d
Nach vielen ausgestandenen Leiden endigte er zuletzta12 sein Leben durch einen gewaltsamen und schmälichen Tod am Kreuze:ab13 worauf er bis zum dritten Tage tod im Grabe blieb. Diese seine Leiden und seinen Tod übernahm er unschuldig, /a(§. 136.)a\ Luc. 23, 14. 15. Matth. 27, |d193| 24. 4. 2 Cor. 5, 21. /a1 Petr. 2, 21. 22. 3, 18.a\ ganz freiwillig, Matth. 16, /abd21. bis 24.abd\abd14 Joh. 13, 1. 21–33. 14, 31. 18, /abd1. bis 8.abd\abd16 nach dem ewigen Rathschlusse Gottes, (§. 128.) aus grosmüthigerd17 Liebe zu uns. Joh. 15, 12. 31.a18 Denn /ac)a\ sie zweckten ab |c193| zu unserm Besten, und wurden für uns erduldeta19, Luc. 22, 19. 20. Joh. 10, 15. Röm.a20 5, 6–8. 2 Cor. 5, 14. 15. Tit. 2, 14. Hebr. 2, 9. und waren gleichsam das /aLösegeld für uns, das ist dasjenige, wodurcha\a21 wir ausd22 dem größtena23 Un|a94|glücke befreiet, und erlöset wurden;a24 Matth. 20, 28. 1 Tim. 2, |b147| 6. Hebr. 9, 12. daher die Bibel unsre Erlösung ganz bestimmt dem gewaltsamen Tode Jesu zuschreibt. Röm.a25 5, 8. 9. 10. Ebr. 9, 12. 1 Petr. 1, 18. 19.

d*) Die Absicht und die Früchte der Leiden und des Todes Jesu sind weder einzig und allein auf die Vergebung der Sünden einzuschränken, aber noch weniger ist dieser wichtige Nutzen derselben den Christen aus den Augen zu rücken. Nur muß bey der Betrachtung dieses Zwecks des Leidens und Sterbens Jesu theils unterschieden werden, nicht nur die simple Lehre der Bibel von dem, was spekulirende Theologen wohlmeinend hinzugesetzt haben, sondern auch, was die Bibel ganz deutlich und oft lehrt von dem, was nicht alle Wahrheitsuchende Verehrer derselben mit gleicher Klarheit in ihr sehen: durch welche Unterschei|d192*| dung die Ueberzeugung, indem man stufenweis vom deutlichen zum schwehrern fortschreitet, z. B. §. 142. 143. 144. erleichtert, und zugleich verhütet wird, daß kein Schriftbeweis weiter als seine Beweiskraft reicht, ausgedehnet werde; theils muß diese ganze Lehre so behandelt werden, daß der Christ nicht weniger Antriebe zur christlichen Tugend und Frömmigkeit, als Gründe zur Beruhigung in ihr finde.d
a1: lezte und merkwürdigste a2: des a3: Christi d4: *) ab5: auserordentlich ab6: Seelengröße a7: bedenckt, nicht a8: kan ad9: aenlichen (a); änlichen (d) d11: könnten; Matth[.] a12: zulezt ab13: Kreuze; abd14: 21–24. 20, 13. (a); 21–24. (bd) abd16: 1–8. d17: großmüthiger a18: 13. a19: erdultet a20: Rom. a21: Lösegeld, durch welches d22: von a23: grösten a24: wurden, a25: Rom.

142. Es war aber der Zweck seines Todes A) /anicht nura\a1 daß er a) das erhabenste Beispiel der Standhaftigkeit und Geduldab2 uns gäbe, (§. 136.) b) daß er, aus eigner Empfindung des größtenab3 Kummers und der äusserstenab4 Leiden, lerntea5, wie es seinen leidenden Brüdern zu Muthe sey, und daß er also zu Führung seines himmlischen Geschäfts, der Besorgung der Seligkeit der Menschen, /ab(§. 148.)ab\ vorbereitet, Hebr. 2, 17. 18. 4, 15. und a6 zu demselben gleichsam eingeweihet würde. Hebr. 2, 10. 5, 9. c)a7 Daß er seine ganze Lehre mit seinem Blute versiegelte, 1 Tim. 6, 13. und besonders d)a8 die göttliche |d194| Zusage, daß alled9 welche in die von Jesu vorgeschriebene Ordnung sich begeben, Vergebung der Sünden und die ewige Seligkeit erhalten sollen, bestätigte, und gleichsam durch Darbringung eines Bundesopfers d10 unwiderruflich machte, |c194| Hebr. 9, 15–20. d11 und uns solchergestalt ein /dRecht zurd\d12 Vergebung der Sünde und zurd13 Seligkeit d14 erwürbe; /azugleich aber auch uns zur Erfüllung unsrer Pflicht aufs kräftigste verbände; e)a\a15 daß er allen fernern Opferdienst (und mithin auch die ganze jüdische Religionsverfassung /aHebr. 7, 11. 10, 8.a\) für unnütz und abgeschaft erklärte, Hebr. 8, 6–13. 9, 12. 10, 1–18.a16 7, 15–19. und /adie Menschen, die damals allgemein an Opfer gewöhnt waren und durch diese die Gottheit zu versöhnen hoffeten, von denselben abzöge, und statt des Opferdienstesa\a17 eine geistige Religion gründete, vergl. Röm. 12, 1. 2. |b148| Hebr. 13, 13. 16. Joh. 4, /ab22–24.ab\ab18 folglich auch f)a19 den bisherigen Unterschied zwischen Juden und Heiden aufhübed20; Eph. 2, 13–19. Col. 1, 20. g)a21 daß wir den allerstärksten Beweis dadurch bekämen, sowohl von der unendlichen Liebe Gottes gegen uns, der seines eingebohrnen Sohnes nicht verschonet, sondern ihn zu unserm Besten, zu Erreichung der erwähnten Zwecke, solche Leiden und den Tod erduldena22 lassen, Joh. 3, 16. Röm. 5, 8. 1 Joh. 4, 10. |d195| als |a95| auch von der unaussprechlichen Liebe Christi, Röm. 5, 6. 7. Joh. 15, 12. 13. der um unsertwillen diesad23 alles freiwillig übernommen; welches uns theils zur dankbarsten Gegenliebe, zum willigen Gehorsam, und zum unabläßigen Eifer in der Nachahmung Christi antrei|c195|ben, Joh. 15, 12–14. 1 Cor. 6, 20. 7, 23. Eph. 4, 32. 5, 1. 2. Col. 1, 21. 22. Tit. 2, 14. Hebr. 9, 14. 1 Petr. 1, 15–19. 2, 24. theils das festeste Vertrauen auf Gott, und eine unerschütterliche Hofnungab25 der höchsten d26 uns möglichen Glückseligkeit gründen soll. Röm. 5, 9. 10. 8, 31–39. – – Sonderna27 B) wir können uns aucha28 über dießd29 alles noch aus der Bibel gewissenhaft überzeugen, daß /ddas Leiden und der Tod Christi a30 nicht bloßa31 der Versicherungsgrund, /asondern auch selbst der Erwerbungsgrund der Begnadigunga\a32 des strafwürdigen Sünders sey.d\

dder strafwürdige, aber sich bessernde, Sünder nicht nur die Gewißheit der Begnadigung, sondern auch die Begnadigung selbst dem Leiden und Tode Christi zu verdanken habe.d

a1: nicht nur, ab2: Gedult ab3: grösten ab4: äusersten a5: lerne a6: c) a7: d) a8: e) d9: alle, d10: (vergl. 1 Mos. 15, 8–18. 2 Mos. 24, 3–8.) d11: 23. d12: Recht, d13: die d14: ganz zuversichtlich von Gott zu erwarten, a15: f) a16: 9–18. a17: an dessen statt ab18: 22. 23. 24. a19: g) d20: aufhöbe a21: h) a22: erdulten ad23: dieß (a); dieses (d) ab25: Hoffnung d26: für a27: Sondern a28: auch d29: dies a30: selbst der Erwerbungsgrund, a31: blos a32: der Begnadigung

143. Nämlich, /aa) aus weiser Güte (§. 50. 104.) wollte Gott, daß auf Sünden unausbleiblich Strafen, und zwar nicht nur natürliche, (§. 106.) sondern auch in jener Welt positive, (§. 108. 109.) folgen sollten, durch welche der |b149| Sünder zugleich von den positiven Belohnungen jenes Lebens, (§. 102.) die er etwa für die von ihm doch auch zuweilen verrichteten guten Handlungen hätte hoffen mögen, ausgeschlossen seyn, und selbst im Genusseb1 der natür|d196|lichen guten Folgen seiner etwa vollbrachten guten Handlungen gestört werden mußte. b) Wäre nuna\a2 Christus nicht für uns gestorben, so würde der Sünder, hätte er auch gleich seine Vergehungen bereuet, sich gebessert, den gestifteten Schaden möglichst gut gemacht, |c196| und die Vorschriften der Religion Jesu nach seinem besten Vermögen d3 zu befolgen sich bestrebt, dennoch nicht von allen den Strafend4, von welchen wir nun durch Christum befreiet worden sind, haben freyd5 ausgehen, /amithin auch nichta\a6 diejenige /aganzea\ Glückseligkeit, die wir nunmehr /dum Christi willend\ hoffen dürfen, haben erlangen können. /ac)a\ /dDurch Christi Tod aber sind diejenige, welche in der vorgeschriebenen Ordnung an seiner Erlösung theilnehmen, theils von den positiven Strafen des künftigen Lebens gänzlicha7 befreiet; theils wirda8 d\

dZwar ist α) wahr, daß ein Theil der natürlichen Strafen, der Natur der Sache nach, unabänderlich ist, und also auch selbst durch Christi Erlösung nicht hat aufgehoben werden können, (§. 103. 106. 111.) z. B. das kränkende Bewußtseyn einmal unrecht und seiner Pflicht und Bestimmung entgegen gehandelt zu haben, die durch Sündigen verursachte Versäumniß in dem Geschäfte unsrer Vervollkommung, das Bewußtseyn, daß man auf einer höheren Stufe der Vollkommenheit jetzt stehen würde, wenn man nicht gesündiget hätte, u. s. w. Auch β) muß man gestehen, daß die Aufhebung oder Milderung eines andern Theils der natürlichen Strafen, als eine natürliche Folge der Besserung, und der durch Christum erlangten höchsten Gewißheit der unermeßlichen Liebe und Gnade Gottes gegen |d197| die sich bessernden Sünder, betrachtet werden könne. Dahin rechnen wir nicht nur, daß z. B. die ängstigende Furcht vor Strafen und vor dem Richter aufhört, sondern auch, daßd
die /aschmerzhafte Empfindung derjenigen (keinesweges aufgehobenen)a\ natürlichen Strafen, welche sich auf den äussernab9 Zustand des Menschen /ain diesem Lebena\ beziehen, /a(§. 106.) ungemein dadurch gemildert d10, daß der Gebesserte, der /din Gott seinend\ durch Christum /dversöhntend\d11 Vater /derkennetd\d12, innigst überzeugt ist, sie seyn nicht Beweise des fortdauernden Mißfallensd13 eines erzürnten furchtbaren Richters an ihm und seinen d14 Gesinnungen und Handlungen, sondern vielmehr für ihn und andere wohlthätige (§. 104. 105.) Einrichtungen;d15 a\a16 /dtheils ist auch ein Theil derjenigen natürlichen übeln Folgen, welche das Gemüth des |b150| Sünders treffen, aufgehoben, z. B. Furcht vor Strafe und vor dem Richter u. d. gl. obgleich ein /aandrera\ Theil dieser Art der schlimmen Folgen der Sünde durch|a96|aus, der Natur der Sache nach, unab|c197|änderlich ist, (§. 103. 106. 111.) z. B. das /akränkende Bewußtseynb17 a\a18 einmal unrecht gehandelt zu haben, die durch Sündigen verursachte Versäumnißa19 in dem Geschäfte unsrer Vervollkommung, das Bewußtseynab20, daß man auf einer höhern Stufe der Vollkommenheit ab21 jetzt stehen würde, wenn man nicht gesündiget hätte, u. s. w. /ad) Hat nuna\a22 der sich bessernde Sünder dem Versöhnungstode Christi /aes zuzuschreibena\a23, daß er von Gott nicht ferner für einen strafwürdigen geachtet, /amithin (§. 48. a.) nuna\a24 als ein solcher angesehen wird, der an allen Erweisungen der göttlichen Gnade, deren er nur empfänglich ist, /a/bTheil nehmenb\b25 darf, so hat er auch eben diesem Tode des Erlösers seinen Antheila\a26 an den durch positive Veranstaltung Gottes zu bewirkenden Freuden jenes Lebens, (§. /a102.) zu verdanken. vergl. §. 163. –a\a27 Alles dießd\
dAllein d) die nur gedachte Befreiung von aller Furcht und die an deren Stelle tretende Beruhigung, selbst unter schmerzhaften Empfindungen gewisser Folgen der Sünde, wird doch vollständiger, wenn der Mensch sich überzeuget hat, daß Gott insonderheit um Christi willen denenjenigen, welche in der vorgeschriebenen Ordnung an der Erlösung theilnehmen, alle Strafen, die nur, ihrer Natur nach, erlaßen werden können, und vornehmlich e) die angedroheten positiven Strafen jenes Lebens erläßt, und folglich, (§. 48. a.) vermöge seiner höchsten Güte, sie auch f) an den durch positive Veranstaltung zu bewirkenden Freuden jenes Lebens, (§. 102.) wovon sie durch die Nothwen|d198|digkeit positive Strafen zu erdulden sonst ausgeschloßen geblieben wären, (oben a.) Antheil nehmen läßt, wodurch g) selbst der Genuß der natürlichen guten Folgen der guten Handlungen des Gebesserten erhöhet wird. – – Daß wir dieses alles Christo und seinem bis zum Tode am Kreuze dem Vater geleisteten Gehorsam zu verdanken haben,d
lehren die Stellen der Bibel, in welchen es heißt, Christus sey um unsrer Sündend28 willen gestorben, Röm.a29 4, 25. 1 Cor. 15, 3. 1 Petr. 3, 18. Jes. 53, 5. er habe sein Blut vergossen zur Vergebung der Sünden, Matth. 26, 28. Eph. 1, 7. /avergl. Marc. 3, 29. oder, um uns von Sünden zu reinigen, Hebr. 1, 3. vergl. Ps. 51, 4. 2 Petr. 1, 9.a\ er habe die Sünden der Menschen versöhnt und dafür /agebüssetd30, Röm.a\a31 3, 25. Hebr. 2, 17. 1 Joh. 2, 2. 4, 10. /avergl. Kap. 1, 7.a\ durch ihn seynab32 die Menschen /age|c198|rechtfertiget d. i. begnadiget, Röm. 3, 24. 5, 9. 2 Cor[.]bd33 5, 21. (§. 163.) unda\ mit Gott |b151| versöhnt, welcher ihre Sünden ihnen nicht zurechne, /ad. i. vergl. Röm. 4, 7. 8. sie um derselben willen nicht strafe,a\ 2 Cor. 5, 18. 19. /aRöm. 5, 10. 11.a\ er sey für uns gestorben, damit wir /anicht verlohren gehen,b34 sonderna\ ewig glücklich werden möchten. Joh. 3, 15. 16. Hierdurch erhält nun auch der Sinn der oben §. 141. angezogenen Stellen seine nähere Bestimmung.

b1: Genuße a2: wäre d3: künftig d4: vorherbegangener Sünden d5: frei a6: noch a7: gäntzlich a8: sind ab9: äusern d10: wird d11: Gott als seinen liebevollen d12: kennengelernt hat d13: Misfallens d14: vormaligen d15: Einrichtungen. a16: in Hinsicht auf den Gestraften in liebreiche Züchtigungen verwandelt; b17: Bewustseyn a18: kränckende Bewustseyn a19: Versäumnis ab20: Bewustseyn ab21: und Glückseligkeit a22: Uberhaupt aber hat es a23: zu dancken a24: sondern b25: theilnehmen a26: und a27: 102) theilnehmen darf. d28: Sünde a29: Rom. d30: gebüßet a31: gebüßet, Rom. ab32: seyen bd33: Cor. b34: gehen

144. Dieab1 Art und Weise, wie der Tod Jesu die Begnadigung der Sünder bewirkt habe, |d199| /abzu wissen, ist zwar dem Christen nicht schlechterdings unentbehrlich. Da aber jeder noch nähere Unterricht, welchen die Bibel über einen so wichtigen Gegenstand ertheilet, dem lernbegierigen und nach bestimmten Begriffen sich sehnenden Christen nicht anders als höchst angenehm seyn, und ihm sowohl zu einem festeren Grund seiner Beruhigungd2 als auch zum neuen Antrieb, Gott aus Dankbarkeit nach den Vorschriften Christi wohlgefällig zu leben, dienen kann, so kann man das bisher Gesagteab\ab3 nach Anleitung /abverschiedener biblischen Stellenab\ab4 noch näher dahin bestimmen, daß die verdienten Strafen uns deswegenab5 erlassen werden, weil /dChristus an unsrer statt Strafe erlitten hat.d\

ddie von Christo unschuldig und großmüthigst, aus Gehorsam gegen den Willen des Vaters und aus Liebe zu den Menschen erduldete Leiden die Stelle der Strafen, die wir hätten übernehmen müssen, vertraten, und von eben der Wirkung sind, als hätten wir die verschuldeten Strafen selbst erlidten.d
Darum heißt es:a6 er |c199| sey um unsertwillen als ein Sünder von Gott behandelt worden, 2 Cor. 5, 21. Gal. 3, 13. er habe unsre Sünden auf sich genommen, und die Strafen für dieselben erduldeta7, Jes. 53, 4–6. |a97| Joh. 1, 29. (vergl.a8 3 Mos. 16, 21. 22. /aund Ezech. 18, 20.) Hebr. 9, 28. 1 Petr. 2, 24.a\ sein Tod sey so anzusehen, als hätten wir alle den Tod, die verdienten Strafen, erlittend9. 2 Cor. 5, 14. /avergl. Vers 18. 19.a\ Hierzu kanna10 man noch viele andre Redensarten nehmen, |d200| in welchen der Tod Christi mit den Opfern und den Priesterverrichtungen des A. T. verglichen wird, und die Stellen, welche sagen, durch jenen sey alles das /anoch weit vollkommenera\a11 ein für allemal bewirkt worden, was fromme Israeliten durch diese zu erhalten hoftenab12. Eph. 5, 2. Röm. 3, 25. Hebr. 9, 7. 11–14. 25–28. 10, 1–14. 18. 13, 11. 12. u. a. m. /aMit dieser Vorstellung der Art und Weise, wie Christus |b152| uns die Begnadigung verschaftb13 habe, streitet nicht, daß es in einigen Stellen heissetb14, es sey diesb15 geschehen durch seinen Gehorsam, Röm.d16 5, 19. (vergl. §. 136. c.) oder durch seine Auferstehung, Röm. 4, 25. (vergl. §. 147. a.) oder durch seine Fürbitte im Himmel; Röm. 8, 34. (vergl. §. 148.) denn auch dieses alles stehet in der genauesten Beziehung auf seinen für uns erduldeten Tod.a\

ab1: Die d2: Beruhigung, ab3: läßt sich ab4: der Bibel ab5: deßwegen a6: es, a7: erdultet a8: vergl. d9: erlidten a10: kan a11: auf das vollkommenste ab12: hofften b13: verschafft b14: heiset b15: dieß d16: Röm[.]

|c200| 145. Die simple Vorstellung der Bibel von dieser bewundernswürdigen Anstalt zur Wiederherstellung des menschlichen Geschlechts, kanna1 und muß von den in guter Absicht erfundenen Hypothesen über diese Lehre abgesondert werden; z. B.d2 daß Christus unendliche Strafen, ja selbst die Höllenstrafen, für uns erduldeta3, und genau eben so viel /aund gerade eben dasa\ gelittend4 habe, wasa5 alle einzelne Sünder zusammengenommen würden haben leiden müssen; daß durch jedes einzelne Stück der Leiden Jesu besondere Arten von Sünden gebüssetabd6 worden seyna8; daß |d201| das Blut Christi mittelst einer physischen Kraft wirke; daß Gott eher nicht zum Erbarmen habe bewogen werden können, als bis er Blut fliessenabd9 sehen; daß a10 eine vollständige Genugthuung für alle Sünden schlechterdings nothwendig, und die stellvertretendena11 Leiden Christi das einzige mögliche Mittel zu unsrer Rettung gewesen /aseyn; ob der Grund dieser Nothwendigkeit einer Genugthuung allein in Gott und dessen Strafgerechtigkeit, oder vielmehr in dem für uns daraus entstehenden grössernb12 und sicherernd13 Vortheil gesucht werden müsse? u. d. gl.a\a14

a1: kan d2: z[.] B. a3: erdultet d4: gelidten a5: als abd6: gebüset (a); gebüßet (bd) a8: seyen abd9: fließen a10: um der göttlichen Strafgerechtigkeit willen a11: stellvertretende b12: größern d13: sicheren a14: seyen etc.

|b153| 146. Daß die rein biblische Vorstellung (§. 144.) unserer Kirche von dieser Lehre keinesweges Gott unwürdig, noch seinen Eigenschaften zuwider sey, läßt sich unter andern |c201| durch folgende Betrachtungen begreiflicher machen: 1) wenn /abman behauptetab\ab1, daß Christus /dan unsrer statt die Strafen unsrer Sünden erlittend\d2 habe, so schliessenab3 wir damit die übrigen Zwecke des Leidens und Sterbens Jesu (§. 142. A.) nicht aus, und finden da|a98|her desto weniger Schwierigkeit darin, daß der göttlichen Weisheit gerade dieses Mittel, unsre Begnadigung zu begründenab4, gefallen hat, da durch dasselbe so viele andere wichtige Zwecke zugleich erreicht wurden. 2) Unsre Lehre müßte ganz unrichtig vorgetragen oder völlig verkehrt verstanden werden, wenn durch sie irgend je|d202|mand entweder den Satz, daß jeder nach seinen eignen Gesinnungen und Handlungen belohnt und bestraft werde, zu bezweifeln verleitet, oder auf den irrigen d5 Wahn gebracht würde, man könne durch fremdes Verdienst ohne eigene Rechtschaffenheit selig werden. 3) /dStrafen, die an einem andern als dem Sünder, an einemd\d6 Unschuldigen, /dvollzogen werdend\d7, sind weder nothwendig ungerecht, noch auch immer zur Besserung der /dsündigenden Menschend\d8 unwirksam/a, sondern können /dals Strafexempeld\, wenn nur die nöthigen Erklärungen von Seiten des Richters hinzukommen, d9 von grossemb10 und ausgebreitetem Nutzen seyna\. Unrecht widerfuhr dem zwar unschuldig aber /afreiwillig, (§.a\a11 141.) /aaus edler Liebe zu den Menschen, und mit der gewissesten Ueberzeu|c202|gung von dem dadurch zu bewirkenden unaussprechlich grossenb12 und ewig bleibenden Nutzen,a\ leidenden Jesu gewißa13 auf keine |b154| Weise. (vergl. §. 147.a14) Und /ddas in seiner Person aufgestellte ausserordentlicheab15 Strafexempeld\d16 giebt uns die kräftigsten und edelsten Bewegungsgründe zum eifrigsten Streben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit. Denn a) bewirkt /dein solches rührendesd\d17, selbst die Einbildungskraft /dbeschäftigendes Beispiel,d\d18 eine eben so starke als vernünftige Ueberzeugung von der Abscheulichkeit und Schädlichkeit der Sünde, und von dem äusserstenab19 Misfallen Gottes an derselben, der /dsie nie unbestraft läßt, undd\ /aSünden nichta\a20 vergiebt, /aohnea\a21 d22 dieses /dMisfallen /adarana\ thätig bewiesend\d23 /azu habena\a24. b) /dDem hartnäckigen Sünder wird alle Hoffnung abgeschnitten, daß Gott anders als nach der strengsten Gerechtigkeit mit ihm verfahren werde, wenn er sich durch jenes grosseab25 Strafexempel nicht zur Besserung bringen lasse. c)d\ Die Grösseab27 der Liebe Gottes gegen die Menschen ward durch diese Anstalt auf das deutlichste bewiesen. Denn da einestheils der Sünder nicht ungestraft bleiben konntea29, (§. /a50. 143. a.a\a30) und Gott doch anderntheils zu gnädig gegen uns war, alle Sünder, d. i. alle Menschen zu strafen, zumal da sie ohne |a99| ihr Verschulden mit /dsündhaftend\d31 Dispositionen auf die Welt kommen: (§. 123.) so bewog ihn seine Liebe zu den |c203| Menschen, ein Mittel anzuwenden, durch welches beide Zwecke zugleich erreicht würden.

dc) Dem hartnäckigen Sünder wird die täuschende Hoffnung ganz abgeschnitten, daß Gott anders als nach der strengsten Gerechtigkeit mit ihm verfahren werde, wenn er durch den mit der höchsten Güte verbundenen Ernst Gottes, welcher aus dieser ganzen Veranstaltung hervorleuchtet, sich nicht zur Besserung bringen lasse.d
d) Es ward auf diese Weise ein unerschütterlicher Grund gelegt zu einem festen Zutrauen zu Gott, zu dem jeder /dbusfertiged\d32 Sünder sich nun um so viel gewisser alles Guten versehen /aund alle knechtische Furcht, welche sich mit einem kindlichen Gehorsam nicht verträgt, fahren lassen und |d204| wegen seines künftigen Schicksals gänzlich be|b155|ruhigt seyn kanna\a33. Und unser Vertrauen muß um so viel mehr wachsen, da die Besorgung des ganzen Geschäfts unsrer Seligmachung demjenigen übergeben ist, der um unsertwillen schon so viel gethan und gelittend34 hat. – /aIna\a35 diesen Betrachtungen /aliegen Bewegungsgründe, welche gewißa\a36 nicht nur sicherer, sondern auch eine weit edlere Besserung /awirkena\, als von der eignen Empfindung der Strafen erwartet werden /akann. Sie erfüllen das Herz mit dem aufrichtigsten Abscheu für der Sünde, mit Ehrfurchtd37 Liebe und Dank gegen Gott und gegen Jesum, unsern großmüthigen Retter, und mit Eifer, diese Gesinnungen dadurch thätig zu beweisen, daß wir alle unsre Handlungen dem Willen Gottes und den Vorschriften Jesu gemäs einrichten. Joh. 14, 21. 2 Cor. 5, 14. 15. 1 Joh. 2, 5. 15. 16. 3, 16. 4, 10. 11. 16. 20. 21.a\a38

ab1: wir behaupten d2: durch seinen Tod auf die §. 144. angezeigte Weise Vergebung und Begnadigung uns verschafft ab3: schließen ab4: erwerben d5: und höchstschädlichen d6: Leiden eines d7: welche die Stelle der von den Schuldigen verwirkten Strafen vertreten d8: Schuldigen oder zur Warnung Anderer d9: eben die Wirkungen, welche sonst Strafexempel haben, hervorbringen, und in dieser Rücksicht sowohl als in mehrern andern b10: großem a11: freiwillig (§ b12: großen a13: gewis a14: 147 ab15: auserordentliche d16: sein Tod, den er, um uns von Strafen, die sonst an uns wären vollzogen worden, zu befreien erduldete, d17: eine solche rührende d18: beschäftigende Begebenheit, wenn wir sie, als die Stelle der von uns verwirkten |d203| Strafen vertretend, betrachten, (§. 144.) ab19: äusersten a20: keine Sünde a21: an der er nicht wircklich d22: tätige Beweise d23: Misfallens gegeben a24: hätte ab25: grose (a); große (b) ab27: Gröse (a); Größe (b) a29: durfte a30: 50 d31: verkehrten von den Voreltern ererbten d32: sich bessernde a33: kan d34: gelidten a35: Die aus a36: hergenommene Bewegungsgründe wirken gewis d37: Ehrfurcht, a38: kan.

|c204| 147. a) Am dritten Tage nach /aseinem Begräbnisseb1 a\a2 gieng Jesus, /awie er es oft vorhergesagt hatte,a\ zum Beweise, daß der Vater alles was er gelehrt und für die Menschen gethan hatte, vollkommen genehmige, wieder lebendig aus dem Grabe hervor, Act. 2, 24–32. /a17, 31. Röm. 1, 4. 4, 25.a\ 1 Cor. 15, 3–23. a3 und b) nachdem er noch 40 Tage unter seinen Jüngern zugebracht hatte, um sie /avon der Wahrheit seiner Auferstehung völliger zu überzeugen und siea\ |d205| zu ihrem bevorstehenden Lehramte tüchtiger zu machen, c) ward seine Menschheit sichtbar dieser Erde entrückt, und in die Wohnungen der Seligen versetzt Act. 1, 9–11. 3, 21. /aHebr. 4, 14. 8, 1. 9, 24. 1 Petr. 3, 22.a\ d) wo er als ein wahrer Mensch, Act. 1, 11. |b156| 17, 31. obgleich e) mit einem verklärten Körper, Phil. 3, 21. vergl. 1 Cor. 5ab4, 42–53. f) /dbey fortdaurender innigster Vereinigung mit dem Logos, g)d\ für dasd5 was er auf Erden für die Menschen gethan und gelitten hat, durch ewigdaurende unaussprechliche Seligkeit und überschwengliche Herrlichkeit, belohnt wird. Phil. 2, 9–11. Luc. 24, 26. Hebr. 2, 9. 10. 12, 2. Joh. 17, 5. Denn in diesem seinem erhöheten Zustande h)d6 hat alle Niedrigkeit, welche er während seines Lebens auf Erden übernommen hatte, gänzlich aufgehört; Röm. 6, 9. |a100| 10. Hebr. /a7, 16. 25.a\ 10, 12–14. i)d7 er |c205| stehet als Mensch in dem vollen /aund ununterbrochenena\ Gebrauche der ihm, wegen der d8 Vereinigung mit dem Logos, zukommenden göttlichen /aMacht und in dem vollständigsten Genusse aller eben daher rührenden Vorzüge,a\a9 (§. /a134. 135.a\a10) k)d11 genießt von allen vernünftigen seligen Geschöpfen göttliche Verehrung, Phil. 2, 10. 11. 1 Cor. 15, 25–27.a12 l)d13 nimmt Theil an der Regierung der Welt, Hebr. 1, 3. /a12, 2.a\ Eph. 1, 20. 22. /aCol. 3, 1. 1 Petr. 3, 22. vergl. 1 Cor. 15, 25.a\ m)d14 und ist besonders der allgemeine Oberherr und Regent der Menschen; /aEph. 1, 10.a\ Phil. 2, 11. Röm. 14, |d206| 9. n)d15 daher er das ganze Geschäft ihrer wirklichen Seligmachung /a(§.d16 sq.)a\ bis ans Ende der Welt besorget, /aJoh. 17, 2.a\ Hebr. 7, 24. 25. 9, 24. und o)d17 dereinst auch alle Toden erwecken, Joh. 5, 25–29. 1 Cor. 15, 21–23. 2 Cor. 4, 14. 1 Thess. 4, 16. Phil. 3, 20. 21. und p)d18 als der allgemeine Richter das ewige Schicksal eines jeden Menschen bestimmen, und /ajedema\a19 dasselbe wirklich anweisena20 wird; Matth. 25, 31. ff. Joh. 5, 22. |b157| 27. Act. 10, 42. 17, 31. 2 Cor. 5, 10. 2 Thess. 1, 7. q)d21 womit sich seine auf die Beseligung der Menschen abzielende Geschäfte endigen werden. 1 Cor. 15, 24.a22 ff.

b1: Begräbniße a2: seiner Begräbnis a3: Röm. 4, 25. ab4: 15 d5: das, d6: g) d7: h) d8: innigsten und fortdauernden a9: Eigenschaften a10: 134 d11: i) a12: 25–27, d13: k) d14: l) d15: m.) d16: d17: n) d18: o) a19: jeden in a20: versetzen d21: p) a22: 24

148. Die himmlischen Geschäfte unsers erhöheten Erlösers d1, welche sich auf die |c206| Beseligung der Menschen beziehen (§. 147. n.d2) die noch in dieser Welt leben, bestehen in seinen Wirkungen zur Stiftung, Ausbreitung, Erhaltung und Regierung seiner Kirche, deren Oberhaupt er ist,a3 Eph. 1, 22. 23. 4, 15. 16. 5, 23. 24. Col. 1, 18. /aund zur Beförderung der Seligkeit einzelner Menschen. Diese seine Verrichtungen werdena\a4 im N. T. /aun|d207|ter verschiedenen Bildern beschrieben. So z. B. wird er geschildert a)a\ bald /aalsa\ unser /aKönig, (vergl. §. 132.)a\a5 Luc. 1, 32. 33. a6 1 Cor. 15, 24. 25. Hebr. 1, 8. 9. /awelcher, nachdem era\a7 während seines Lehramts auf Erden den Grund zu seinem moralischen Reiche gelegt, Joh. 18, /a36.a\ 37. /a(vergl. Kap. 6, 15. Röm. 14, 17. 18.)a\ Luc. 17, 20. 21. Matth. 11, 12. und durch seinen Tod theils das Eigenthumsrecht über seine Unterthanen sich erworben, Act. 20, 28. Tit. 2, 14. Eph. 5, 25–27. /a2 Petr. 2, 1.a\ theils von der tirannischen Herrschaft seiner Feinde sie befreiet hatte, Col. 1, 13. /avergl. Joh. 8, 32–36. Röm. 6, 18. Gal. 5, 1. 1 Petr. 1, 18. nunmehra\a8 |a101| im Himmel für ihr Bestes Sorge trägt, Eph. 1, 23. 5, 29. Joh. 17, 2. ihre Bitten erfüllet, Joh. 14, 13. 14. und ihnen unter mancherley Gefahren Schutz und Beistand angedeihen läßt, Joh. 16, 33. /a1 Joh. 4, 4.a\ 1 Cor. 15, /a25. 26.a\ 57. bis er sie in |b158| sein himmlisches Reich versetzen wird; 2 Tim. 4, /a18. Bald b) wird er, mit Rück|c207|sicht auf die Lieblingsideen gebohrner Juden, unter dem Bilde unsers himmlischen Hohenpriestersa\a9 Hebr. 4, 14. ff. 5, 5. ff. 7, 24. 25. ff. 8, 1. ff. und Vertretersa10 bey Gott Röm. 8, 34. 1 Joh. 2, 1. /avorgestellta\a11, welcher dadurchd12 daß er für uns /astarba\a13 (daß er sich zum Opfer für uns brachte, und vor Gott mit seinem Blute im Himmel, gleichsam im Allerheiligsten, erschien) die stetsbleibende Ursache gewor|d208|den ist, daß bis ans Ende der Welt alle sich bessernde Sünder Vergebung erlangen, und welcherabd14 nachdem er für seine freiwillig um der Mensch willen übernommene Leiden die Oberherrschaft und die Fürsorge für die Menschen von Gott aufgetragen bekommen, (durch die Darbringung seines Opfers zu einem ewigen Hohenpriester selbst eingeweihet worden) nunmehr die ihnen /aerworbenen moralischena\a15 Güter allen denend16 die seinen Wirkungen zu ihrer Besserung Raum lassen, mittheilt, (den freien Zutritt zu Gott ihnen verschaft, und sie selbst zu geweihtena17 Priestern macht) und der immerwährende Grund aller geistlicher Güter ist, die sie in Zeit und Ewigkeit geniessenab18. (bey Gott sie vertritt, für sie bittet, sie segnet u. s. w.)d19

d*) Der Unterricht von dem, was Christus zu unserm Besten gethan hat, muß nicht mit seinem Tode oder seiner Auferstehung abgebrochen, sondern es muß auch gezeigt werden, wie viele Wohlthaten Jesus, auch nach seiner Erhöhung, den Menschen erwiesen hat und noch erweiset.d
d1: *) d2: m. a3: ist; a4: daher er a5: König heißt, Matth. 27, 11. Joh. 18, 36. 37. a6: 19, 38. a7: vergl. §. 132. (der a8: und nun a9: 18.) – bald als unser himmlischer Hoherpriester a10: Vertreter a11: beschrieben wird d12: dadurch, a13: gestorben ist abd14: welcher, a15: erworbene moralische d16: denen, a17: geweiheten ab18: genießen d19: u. s. w.[)]

148. b. Zur /a1)a\ Stiftung seiner Kirche gehörte a) die Bevollmächtigung seiner Apostel, allen Menschen seine Lehre zu verkündigen, und allenthalben ihm Gemeinden zu |c208| sammlen. Matth. 28, 18–20. Luc. 24, 47. Joh. 20, 21–23. Act. 1, 8. 26, 16–18. b) Die Ertheilung des heil. Geistes an die Apostel, Joh. 16, 7. Luc. 24, |b159| 49. Act. 2, 1–4.d1 33. zur Gründung der Kirche,a2 c) die Verordnung und Ausrüstung anderer ausserordentlichena3 Lehrer, 1 Cor. 12, 5. Eph. 4, 7. 11. d) diea4 Sammlung der neuen got|a102|tesdienstlichen Gesellschaft aus Juden und Heiden, welche durch died5 zu der mit der Lehre selbst verbundenen Kraft /ahinzukommendend6 |d209| ausserordentlichenb7 Wirkungena\a8 zu Stande gebracht, 1 Cor. 1, 17. 18. 2, 1–5. Gal. 2, 8. Marc. 16, 20. und durch weise Regierung der darauf eine Beziehung habenden Umstände der Welt überhaupt, /aMatth. 28, 20.a\ und der Apostel insbesondere z. E. Act. 16, 6–10. 18, 9. 10. 23, 11. befördert ward. e) Die durch die Apostel geschehene Anordnung eines beständigen Lehramtes Eph. 4, 12–16. 2 Tim. 2, 2. eines gemeinschaftlichen Gottesdienstes, und solcher Anstalten, welched9 der christlichen Gesellschaft Festigkeit und Dauer geben konnten z. B. 1 Cor. 10, 16. 17. f) Die veranstaltete Abfassunga10 der heiligen Bücher der Christen, unter dem Beistande des den Verfassern ertheilten heil. Geistes. (§. 15–18.). g) Die völlige Aufhebung der jüdischen Religionsverfassung. /a2)a\ Die Ausbreitung,ab11 Erhaltung und Regierung der gesammtena12 Kirche |c209| bewirket Christus vermittelst der ihm übergebenen Regierung der Welt und aller ihrer Veränderungen. Matth. 28, 20. Röm. 15, 18. Eph. 1, 22. 23. 2, 20,abd13 21. 5, 29.a14 Col. 2, 19. Was aber /a3)a\ die Besorgung der Seligkeit einzelner Glieder der Kirche betrift, so geschiehet sie vermittelst der christlichen Lehre, welche die Menschen bessert und zur Seligkeit zubereitet, wie auch durch die andern von Christo dazu verordneten Mit|b160|tel, (S. unten) durch die Regierung der Schicksale einzelner Menschen, und durch die §. 147. o. p.d15 |d210| schon erwähnte Verrichtungen. vergl. Eph. 5, 25–27.

d1: 1–4 a2: Kirche a3: ausserordenlichen a4: Die d5: die, d6: hinzukommenden, b7: auserordentlichen a8: hinzukommende auserordentliche Wirckungen d9: welcher a10: Abfaßung ab11: Ausbreitung a12: gesamten abd13: 20. a14: 29, d15: n.

149. /a*)a\ Die christliche Kirche /aa)a\ ist der Inbegriff derjenigen Menschen, welche |c210| darin übereinkommen, daß sie Gott nach der Lehre Jesu Christi verehren. /ab)a\ Sofern diese Menschen in ihrem Gemüthe übereinstim|a103|men, Gott auf diese Art zu verehren, sindab1 sie, bey allem übrigen Unterschiede, /abBrüder und machenab\ eine einige allgemeine, Röm. 12, 5. 1 Cor. 10, 17.a2 12, 13. |d211| Eph. 4, 4–6. aber /anur durch unsichtbare Bande verbundenea\a3 Kirche/a, die Christenheit,a\ aus. /aEph. 1, 22. 23.a\ Sofern sie aber zu Ausübung dieser Art der Gottesverehrung auch in |b161| eine /aäussereb4 a\a5 Verbindung getreten sind und diese unterhalten, /atheilen siea\a6 sich, nicht nur nach Ort und Zeit, sondern auch nach mancherley Unterschieden in einzelnen Lehrsätzen und Gebräuchen, in mehrere gottesdienstlichea7 Gesellschaften oder /aPartikularkirchenb8, welchea\a9 aber /ac)a\ in Rücksicht theils /dauf die Reinigkeit der Lehre, theils aufd\d10 die Zweckmäßigkeita11 der äussernab12 Einrichtung und der gottesdiestlichen Gebräuche, /abvon ungleichem Wertheab\ab13 sind; /adaher es nicht ganz gleichgültig seyn kann, zu welcher derselben |c211| man sich halte, obgleich keine im ausschliessendenb14 Besitze der Wahrheit d15 ist, d16 so wie es auch keine christliche Kirche giebt, die nicht sehr viele wichtige und nützliche Wahrheiten, wenn schon mit mehr oder weniger Irrthum vermischt, bekennete. Im Ganzen genommen (denn eine beurtheilende Vergleichung aller einzelnen Lehrsätze ist nicht jedermanns Sache),b17 muß man einer Kirche einen so viel grössernb18 Werth zugestehen, je mehr es Grundsatz in ihr ist, /bmit Beyseitsetzungd19 menschlichen Ansehens,b\ bloß der Bibel und der Vernunft zu folgen, und eigne Untersuchung der Wahrheit, und dadurch wahre Ueberzeugung von derselben, und immer grössere |d212| Fortschritte in Erkenntnissen zu befördern;

dje entfernter sie von allen Arten des Gewissenszwanges, und von Anmaaßungen einer Autorität in Glaubenssachen ist; je weniger es sich mit ihren Grundsätzen verträgt, durch andere Mittel, als durch aufrichtige Belehrung, sich zu erhalten oder auszubreiten;d
je geschickter das ganze System ihrer Lehren ist, ihre Bekenner zu thätigen Christen, und damit zugleich zu guten Menschen und guten Bürgern, zu bilden; je weniger es Aberglauben, Schwärmerey, /bgehäßige Gesinnungen gegen Andersdenkende undb\ Intoleranz u. d. gl. begünstiget; je angemessener die kirchlichen Gebräuche und Einrichtungen dem Geiste der Religion Jesu sind/d; je weniger es sich mit den Grundsätzen der Kirche verträgt, durch andre Mittel, als durch aufrichtige Belehrung, sich zu erhalten oder auszubreitend\ u. s. f. d) Alle verschiede|b162|ne Kirchen mit einander /bvereinigenb\b20 wollen, wäre nicht nur ein vergebliches und unnützes, sondern selbst |c212| ein schädliches Unternehmen. Es kann auch mit der Verschiedenheit in Meinungen, Gebräuchen und Einrichtungen gar wohl gegenseitige Liebe und Verträglichkeit bestehen. /bAber eben deswegen, und weil selbst zur gemeinschaftlichen Uebung in der Gottesverehrung gänzliche Uebereinstimmung in allen und jeden Meinungen nicht unentbehrlich ist, e) wäre es auch unrecht und dem Sinne der Religion Jesu entgegen, wenn man leichtsinnig, aus /dRechthaberey, Stolz,d\d21 Neuerungssucht u. d. gl. zu Spaltungen und gewaltsamen, Zerrüttung verursachenden, Revolutionen in der Kirche Gelegenheit geben wollte. Nur |d213| dann kann es rechtmäßig seyn, von einer Kirche, deren Glied man ist, sich förmlich abzusondern, wenn diese so ausgeartet wäred22, daß sie auf Grundsätzen beharreted23, welche dem Geist des Christenthums widersprechen, ächte Religiosität und Moralität ihrer Natur nach hindern, und die Rechte des Gewissens oder der Menschheit d24 kränken /df).d\d25 b\b26 Diea\
aso wie auch die einzelnen Glieder der sichtbaren Kirche an moralischer Güte sehr verschieden sind, und alle Partikularkirchen jederzeit gemischte Haufen waren, Matth. 13, 3. ff. 47. ff. wenn gleich diea
Aufnahme in die christliche Kirche /averpflichtet zwara\ jedes Glied zur Heiligkeit und Unsträflichkeit a27, Gal. 5, 13. Ephes.ab28 4, 1. 1 Thess. 2, 12. 4, 7. 2 Thess. 2, 13. 14. 1 Petr. 1, 15. 2, 21. 3, 9. und von Seiten Gottes /aista\ alles geschehen a29, wodurch der Zweck, die Glieder der Kirche zu heiligen und b30 unsträflichen Menschen zu machen, befördert werden konnte. Eph. 5, 23–27. Tit. 2, 14. |c213| /aDem ungeachtet aber waren alle Partikularkirchen jederzeit /dgemischte Haufend\d31, Matth[.]bd32 13, 3. ff. 47. ff. und die einzelnen Glieder derselben an moralischer Güte sehr ungleich. g)b33 Wollte aber jemand hierdurch oder durch andere Gründe sich bewegen lassen, aller Gemeinschaft mit solchen Kirchen zu entsagen, /bund von allen getrennt allein für sich Gott zu verehren,b\ so würde er sich mannichfaltigerb34 Beförderungsmittel zur christlichen d. i. edelsten Tugend selbst berauben; des Schadens nicht zu gedenken, den Personen von |d214| Ansehen durch ein solches Beispiel bey andern stiften würden. Denn unter dem grossenb35 Haufen der Menschen wenigstens würde die so wohlthätige christliche Religion ohne gemeinschaftliche Uebung derselben und ohne darauf abzweckende Anstalten sich nicht erhalten können, wenigstens bald gänzlich ausarten.a\
aHingegen stehen diejenigen Glieder aller von einander getrennten Partikularkirchen, welche die Lehre Jesu von Herzen befolgen, (als Glieder der unsichtbaren Kirche) in einer allgemeinen Verbindung der Gemüther.a

/a*) Die Lehre von der Kirche /ba)b\ scheint hier am schicklichsten eingeschaltet werden zu können. Sie muß aber /bb)b\ so behandelt werden, daß daraus die Ueberzeugung entstehe, es sey ein Glück, ein Glied einer christlichen Kirche zu seyn; daß eine unpartheiische Schätzung des Werths derjenigen Kirche, zu welcher wir uns bekennen, befördert und der Grund zu pflichtmäßigen Gesinnungen gegen die Glieder andrer Religionspartheien gelegt werde;d36 |c210*| daß die Absicht und der Werth kirchlicher Cerimonien und die Wohlthätigkeit des von Christo gestifteten ordentlichen Lehramts erhelle; und daß, so weit es für diejenige welche belehret werden sollen nützlich seyn kann, richtige Begriffe von den wahren und vermeinten Rechten der Lehrer und von dem Verhältnisse der Kirche zum Staat festgesetzt werden. – /bc)b\ Mit der Lehre von der Kirche verbinden wir gleich die von der Taufe.a\
d*) Hierin liegen die Hauptgründe zur Apologie der Reformation.d
ab1: machen a2: 27. a3: gleichsam unsichtbare, b4: äusere a5: äusere in die Sinne fallende a6: gehören sie zur sichtbaren Kirche, welche a7: Gottesdienstliche b8: Partikularkirchen a9: Partikularkirchen theilet, die d10: auf die Schriftmäßigkeit und Vernunftmäßigkeit der Lehre, theils auf a11: Zweckmäsigkeit ab12: äusern ab13: von ungleichem Werthe b14: ausschließenden d15: und untrüglich d16: noch sich für die alleinseligmachende ausgeben darf, b17: Sache,) b18: größern d19: Beiseitsetzung b20: vereinigen zu d21: Rechthaberey und Stolz, oder aus d22: ist d23: beharret d24: oder des Staats d25: *). f) b26: e) a27: verpflichtet ab28: Eph. a29: ist b30: zu d31: gemischte Haufen bd32: Matth. b33: f) b34: mannigfaltiger b35: großen d36: werde:

150. /aa)a\ Der /dZweck der /aKirche, (diea\a1 d\d2 /aErhaltung und Fortpflanzung der Lehre Jesu und die Beförderung ihrer Ausübung durch gemeinschaftliche Anstalten und |b163| /dUebungen),b3 d\d4 a\ erfordert, /ab)a\ daß ein ordentliches Lehramt in der Kirche sey, welches daher schon die Apostel angeordnet haben, (§. 148. b.) 1 Tim. 3, 1. 2 Tim. 2, 2. Tit. 1, 5. Act. 14, 23. 20, 28. und zu welchem man durch feierliche Bestellung von der Kirche, oder von |c214| denen,a5 welchen die Kirche die |a104| Verwaltung dieses Rechts aufgetragen hat, gelanget; /abdaher sich zu Vermeidung schädlicher Unordnungen niemand eigenmächtig zu einem öffentlichen Lehrer aufwerfen soll;ab\ obgleich auch ab6 jeder Christ das Recht und die Pflicht hat, zur Erhaltung und Vermehrung religiöser Kenntnisseab7 und Gesinnungen bey andern, zumal bey denen, die seiner nähern Fürsorge anvertrauet sind, nach Vermögen das seinige beizutragen. Röm. 15, 14. Gal. 6, 1. Eph. 5, 19. Col. 3, 16. 1 Thess. 5, 14. Eph. 6, 4. /ac)a\ Der Lehrer,d8 /abdarf keiner Herrschaft über die Gewissen sich an|d215|maassen, und,ab\ als Lehrer bloßa9 betrachtet, /akann /berb\a\a10 kein anderes Recht über den seiner Sorgfalt anvertrautend11 Theil der Kirche (seine Gemeinde) haben, als sie zu unterrichten und zu ermahnen, Act. 20, 28. 1 Petr. 5, 2. die d12 gottesdienstlichena13 Handlungen zu verrichten, und dafür seinen Unterhalt von ihr zu erwarten. 1 Cor. 9, 6–14. vergl. 1 Petr. 5, 3. Doch kanna14 sowohl die Kirche als auch die Obrigkeit einem Lehrer noch anderweite /abRechte, Befugnisse und Verrichtungen auftragenab\ab15, ingleichem /a/bmehrere Freiheiten ihm zugestehenb\b16. d) Aeussereb17 Gottesdienstlichea\a18 Handlungen hat Christus, ausserab19 dem ohnehin zum Zwecke der Kirche wesentlich gehörenden d20 Lehren und Ermahnen, dem gemeinschaftlichen Gebet etc. keine andere vorgeschrieben, |c215| als die Taufe und das /aAbendmahl. (§. 151. 165.)a\a21 Alle andereab22 hat er dem Gutbefinden der Kirche selbst überlassen. Doch könnenab23 zur Erhaltung der Gottesdienstlichena24 Gesellschaft und zu Erreichung ihres Zwecks noch einige andere /abnützlich seynab\ab25, welche jede Kirche nach Befinden der Umstände anordnen und abändern /akann. e)a\a26 Die Verbindungd27 der Menschen zu einer kirchlichen Gesellschaft ändert nichts in ihren bürgerlichen oder häuslichen Verhältnissen,ab28 1 Cor. 7, 20. 24. /abund dispensiret kein Glied einer solchen Gesellschaft von der Erfüllung der ihm sonst obliegenden Pflichten.ab\ Auch ist die Kirche keinesweges eine dem Staat entgegenge|d216|setzteab29, oder dessen Rechte schmälernde Gesellschaft, sondern befördert vielmehr alle rechtmäßigea30 Absichten der bürgerlichen Gesellschaft, und sind insbesondere die Glieder der Kirche zum genauesten Gehorsam gegen die Obrigkeiten angewiesen. Röm. 13, 1. ff. 1 Petr. 2, 13–17. Luc. 20, 25. Aber auch der Staat kanna31 über die Kirche keine andere Rechte haben, als in sofern die Religion äusserlich aus|a105|geübt wird, oderd32 zum Nachtheil des Staats ausarten /dkönnte; dahingegen die innere Ausübung der Religion von jeder Obrigkeit gänzlich freygelassenab33 werden muß.d\

dkönnen. Wenn daher das letztere zu besorgen kein Grund da ist, so hat der Staat eben so wenig Befugniß neue Meinungen und deren bescheidene Bekanntmachung, bloß deswegen weil er sie für irrig hält, zu verbieten und die Kirche zu pünktlicher Beibehaltung ihres alten Systems wider ihren Willen zu zwingen, als wenig es ihm zukommt, neue Lehren der Kirche aufzudringen. Hingegen ist es Pflicht des Staats, dafür zu sorgen, daß es seinen Bürgern, und zumal denen, die zu einem kirchlichen Lehramt bestimmt sind, nicht an Gelegenheit ihre Begriffe von Religionswahrheiten immer mehr zu berichtigen, fehle, übrigens aber jede Kirche bey ihren erweislichen Rechten und gegen alle Zudringlichkeiten andrer Kirchen sowohl als auch solcher Lehrer, welche ihre Privatüberzeugungen den Gemeinden wider ihren Willen aufdringen wollen, zu schützen. Die innere Ausübung der Religion aber muß von Rechtswegen jede, zumal christliche, Obrigkeit gänzlich freylassen. Jede Art von |d217| Gewissenszwang ist Verletzung der Rechte der Menschheit und dem Geist der Religion Jesu völlig entgegen.d

a1: Kirche d2: Zweck der Kirche ist die bd3: Uebungen,) (b); Uebungen. Dieser Zweck (d) a5: denen ab6: ein ab7: Kenntniße d8: Lehrer a9: blos a10: kan d11: anvertraueten d12: öffentlichen a13: Gottesdienstliche a14: kan ab15: Rechte und Befugniße b16: Freiheiten, mittheilen b17: Aeusere a18: Freiheiten, mittheilen. Äusere gottesdienstliche ab19: auser d20: öffentlichen a21: Abendmal. ab22: andre ab23: sind a24: gottesdienstlichen ab25: unent|b164|behrlich a26: kan. d27: Verbindungen ab28: Verhältnißen. ab29: entgegengesezte a30: rechtmäsige a31: kan d32: und ab33: freigelassen

|c216| 151. /aa)a\ Die Aufnahme der Menschen in die Kirche Christi geschiehet, nach der Einsetzung Jesu, durch die Taufe, /a(vergl. §.d1 170.)a\ Matth. 28, 19. Marc. 16, 15. 16. Joh. 3, 5. welche durch Eintauchung in a2 Wasser Act. 8, 38. 10, 47. Eph. 5, 26. oder durch Besprengung mit demselben, dergestalt verrichtet wird, daß der Mensch dabey zu derjenigen Religion, welche uns den Vater, den Sohn, und den heiligenab3 Geist verehren lehrt, Matth. 28, 19. oder welches einerley ist, die Christus gestiftet und gelehret hat, Act[.]abd4 2, 38. 8, 16. 10, 48. Röm. 6, 3. verpflichtet wird. vergl. 1 Cor. |b165| 1, 13. 15. 10, 2. Die Verrichtung dieser Handlung ist durch Verordnung der Kirche den Lehrern aufgetragen, welches auch /abganz schicklichab\ab5 ist, wenn gleich in besondern Fällen auch jeder andere Christ taufen kanna7. Es soll aber jeder Mensch,a8 der ein Christ seyn will,a9 ohne Ausnahme getauft werden, ohnerachtet man nicht behauptet, daß die Taufe allen Menschen zur Seligkeit schlechterdings nothwendig sey. /ab)a\ Bey dem allerersten Anfang der Stiftung der Kirche wurden hauptsächlich Erwachsene getauft, nachdem ihnen vorher so viel Unterricht ertheilet worden war, als |d218| zur Ueberzeugung von der Göttlichkeit der christlichen Religion nöthig war. Act. 2, 41. 8, 36. 38. /a9, 17. 18.a\ Ein solcher Mensch verpflichtete sich dadurch feierlichst zur Religion Jesu, und zur |c217| Befolgung aller ihrer Vorschriften, 1 Petr. 3, 21. wardb10 ein Glied der Kirche, /aAct. 2, 41.a\ übernahm die Verbindlichkeit,a11 als ein solches sich zu betragen, Eph. 4, 3‒5. ward aller Rechte eines solchen theilhaftig, und (vorausgesetztab12, daß er die Taufe mit aufrichtigem Herzen begehre /a1 Petr. 3, 21.a\) erhielt /aberab\ die göttliche Versicherung, daß |a106| seine Sünden ihm vergeben seynab13, Act. 2, 38. daß Gott um Christi willen ihm gnädig sey, Gal. 3, 27. und daß er bey redlichem Bestreben,ab14 der übernommenen Verpflichtung nachzukommen, die ewige Seligkeit hoffen dürfe. Marc. 16, 16. Hiernächst ist auch die Taufhandlung ungemein geschickt, die innere Besserung eines solchen Menschen nicht nur abzubilden, Röm. 6, 2‒4. Col. 2, 12. sondern auch d15 zu bewirken. Eph. 5, 26. /ac)a\ Für die Kindertaufe haben wir, ausserab16 andern Gründen, d17 das Exempel des größtenab18 Theils |b166| der ältesten Kirche vor uns, welches sich höchstwahrscheinlich auf ab19 apostolische Beispieleab20 selbst gründet. Durch sie wird das Kind theils zur künftigen d21 Annahme und Befolgung der |d219| Religion Jesu d22 verpflichtet, theils zum Glied der Kirche wirklich aufgenommen, theils aller Rechte eines Christen und aller Verheisungen, die Gott den Verehrern Jesu gegeben hat, theilhaftig. vergl. Marc. 10, 14. Die Eltern aber, die ihr Kind zur Taufe bringen, werden nicht nur von dem allem feierlich |c218| versichert, sondern auch zur christlichen Erziehung des Kindes verpflichtet, damit die ihm zu Theil gewordenena23 Rechte ihm erhalten, und es dermaleinst zum wirklichen Genusseab24 und zur Ausübung derselben gelangen möge.

d1: § a2: das ab3: heil. abd4: Act. ab5: der Natur der Sache am angemessensten (a); der Natur der Sache angemessen (b) a7: kan a8: Mensch a9: will b10: war a11: Verbindlichkeit ab12: (vorausgesezt ab13: seyen ab14: Bestreben d15: auf eine moralische Art, in sofern sie ein sinnlicher symbolischer Unterricht in sehr wichtigen Religionswahrheiten ist, ab16: auser d17: die vom Nutzen derselben hergenommen sind, ab18: grösten ab19: das ab20: Beispiel d21: Prüfung, d22: vorläufig a23: gewordene ab24: Genuß (a); Genuße (b)