<div type="chapter" id="chapter_2_2">
<head><pb edRef="#a" n="385"/>
<pb edRef="#b" n="100"/>
<choice>
<orig><app>
<lem>Zweyter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweiter</rdg>
</app> Abschnitt. <lb/>Historische Theologie.</orig>
<supplied reason="toc-title">Zweyter Abschnitt. <hi>Historische
Theologie</hi></supplied>
<supplied reason="column-title">II.2. Historische
Theologie</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="section_2_78-96">
<div n="78" type="section" id="section_2_78">
<head><app>
<lem>78</lem>
<rdg wit="#a" type="v">365</rdg>
</app>.</head>
<p>Es ist eine überaus lehrreiche Beschäftigung, dem <app>
<lem>verschiedenen Gang</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gange</rdg>
</app> nachzuforschen, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion in der Welt, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> so verschiedenen Fähigkeiten, <app>
<lem>Aufmerksamkeit,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Hülfsmitteln, Neigungen, Sitten und Verbindungen der Menschen unter
einander, genommen hat, man <app>
<lem>mag die Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">betrachte sie nun</rdg>
</app> als Erkenntniß Gottes und des Verhältnisses zwischen ihm und den
Menschen, oder als Dienst desselben, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> als <app>
<lem>Betragen ansehn, das</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Verehrung Gottes durch Gesinnungen oder äußere
Handlungen, die</rdg>
</app> auf Religion gegründet <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sind</rdg>
</app>. Eine <app>
<lem>allgemeine <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der Religion müßte –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>allgemeine Geschichte der Religion</hi>
müßte,</rdg>
</app> in <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><hi>jener</hi></rdg>
</app> Rücksicht <app>
<lem>auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index><hi>Erkenntniß</hi> Gottes,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> lehren, <pb edRef="#c" n="89"/> was nach und <app>
<lem>nach,</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">nach und</rdg>
</app> hie und da, unter den Menschen, in Absicht auf diesen Gegenstand, für
Wahrheiten oder Irrthümer, Ueberzeugungen, Vorurtheile und <app>
<lem>Zweifel?</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Zweifel geherrscht,</rdg>
</app> aus was für Quellen, oder durch welche <app>
<lem>Veranlassung,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Veranlassung</rdg>
</app> sie <app>
<lem>entsprungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entsprungen,</rdg>
</app> und <app>
<lem>wodurch</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>befördert,</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">sie befördert</rdg>
</app> oder <app>
<lem>vermindert?</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vermindert sind;</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">und</rdg>
</app> was für merkwürdige Veränderungen dadurch in der Denkungsart, dem
Charakter, den Sitten der Menschen und ganzer Völker, selbst in ihren <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">äußerlichen</rdg>
</app> Einrichtungen und Schicksalen, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">allmählig</rdg>
</app> hervorgebracht <app>
<lem>worden <pb edRef="#a" n="386"/> sind?</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">worden;</rdg>
</app> – in Rücksicht aber auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Dienst</term>
</index><hi>Dienst</hi>
<app>
<lem>und Verehrung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">oder die <hi>Verehrung</hi></rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="101"/> Gottes, oder <app>
<lem>den Ausbruch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">die Wirkungen</rdg>
</app> dieser Begriffe <app>
<lem>von Gott und die daraus entstandnen Empfindungen:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auf Empfindungen und Handlungen,</rdg>
</app> wie sich diese <app>
<lem>Begriffe und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Empfindungen <app>
<lem>geäussert?</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geäußert,</rdg>
</app> durch was für Anstalten und Mittel das Wachsthum oder die Abnahme
religiöser Gesinnungen und Handlungen, auch des <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app> Gottesdienstes, befördert <app>
<lem>worden? welche Begriffe und Empfindungen,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">worden;</rdg>
</app> und wie sie auf <app>
<lem>diesen Gottesdienst,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den äußern Gottesdienst (Cultus) gewirkt,
und</rdg>
</app> umgekehrt <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, welche <app>
<lem>gottesdienstliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gottesdienstlichen</rdg>
</app> Handlungen auf die <app>
<lem>Verändrung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Veränderung</rdg>
</app> der Erkenntniß Gottes, wie und auf welche Theile <app>
<lem>derselben,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">derselben</rdg>
</app> sie Einfluß gehabt <app>
<lem>haben.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">haben?</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="79" type="section" id="section_2_79">
<head><app>
<lem>79</lem>
<rdg wit="#a" type="v">366</rdg>
</app>.</head>
<p>Alle Kenntnisse, welche diese <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der Religion betreffen, rechnet man zur <index indexName="subjects-index">
<term>historisch</term>
</index><hi>historischen Theologie</hi>, nach dem weitern Begriff, den man
dem Namen der Theologie untergelegt hat (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_2">2</ref></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_2_2">2.</ref></rdg>
</app> und <app>
<lem><ref target="#section_2_3">3</ref>);</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><ref target="#section_2_3">3.</ref>):</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#a"><ref target="#section_2_2">289.</ref>
<ref target="#section_2_3">290</ref>),</rdg>
</app> und so würde dieser Theil der Theologie, als eine Wissenschaft
betrachtet, nichts anders seyn, als <hi>Geschichte der Religion</hi> in
ihrem ganzen Umfange <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#a">(§. <ref target="#section_1_216">219</ref> und
<ref target="#section_1_217">220</ref>)</rdg>
</app>, die alle merkwürdigere Veränderungen der Erkenntniß und des Dienstes
Gottes <app>
<lem>aller Zeiten</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>aller Zeiten</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Völker</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Völker</hi></rdg>
</app> begreifen müßte. Weil aber diese Wissenschaft von einem
unübersehlichen Umfang seyn würde, wenn sie <pb edRef="#c" n="90"/> nur <app>
<lem>einigermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einigermassen</rdg>
</app> das leisten sollte, was der Name einer solchen allgemeinen Geschichte <app>
<lem>verspricht;</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">verspricht,</rdg>
</app> und uns von den meisten, <pb edRef="#a" n="387"/> wenigstens allen <app>
<lem>barbarischen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">barbarischen</rdg>
</app> Völkern, Jahrtausende <app>
<lem>hindurch,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hindurch</rdg>
</app> die Nachrichten dieser Art entweder ganz fehlen, oder so mangelhaft
und <pb edRef="#b" n="102"/> unsicher sind, daß sich keine eigentliche
zusammenhängende Geschichte davon liefern läßt: so schränkt man sich
gemeiniglich nur auf die Geschichte der in der Bibel enthaltenen Religion
und der darauf gegründeten Gesellschaften, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte, ein; zumal da es gewöhnlich ist, das Wort
Theologie vornehmlich und eigentlich von der biblischen zu verstehen.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. Diejenigen, welche eine Geschichte der Religionen, auch derer, die
sich nicht auf die heilige Schrift gründen, zu entwerfen unternommen haben,
geben doch eigentlich nur eine <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgeschichte</term>
</index>Religionsgeschichte einiger bekannten Völker, die noch dazu sehr
dürftig und <app>
<lem>unzuverläßig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unzuverlässig</rdg>
</app> ist, wie man sich leicht überzeugen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wenn man die in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_79_1"/><hi>Anweisung zur Kenntniß der</hi>
<app>
<lem><hi>theol.</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>theologischen</hi></rdg>
</app>
<hi>Bücher</hi> §. <app>
<lem>293</lem>
<rdg wit="#c" type="v">293.</rdg>
</app> und <app>
<lem>94</lem>
<rdg wit="#c" type="v">294.</rdg>
</app> angeführten <app>
<lem>Bücher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schriften</rdg>
</app> vergleicht. Alle übrige (daselbst §. 296 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>) sind nur, zum Theil <app>
<lem>vortrefliche, Beyträge</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vortreffliche, Beiträge</rdg>
</app> zur <app>
<lem>Religionsgeschichte besondrer Völker, und der mit so mühsamen Fleiß
und philosophischen Blick entworfne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Religionsgeschichte. Selbst der</rdg>
</app>
<hi>Grundriß der Geschichte aller Religionen</hi>, von <index indexName="persons-index">
<term>Meiners, Christoph</term>
</index><hi>C.</hi>
<app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi>
(Lemgo</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Meiners</persName></hi>,
Lemgo</rdg>
</app> 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtm"/>
<app>
<lem>8.)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app>, schränkt sich nur auf einige Religionsbegriffe und Gebräuche ein,
die unter den Menschen am gangbarsten gewesen sind, <app>
<lem>betrift</lem>
<rdg wit="#c" type="v">betrifft</rdg>
</app> eigentlich nur den religiösen Aberglauben, und läßt sich auf gar
keine Geschichte der Völker und Gesellschaften ein, so <app>
<lem>ferne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fern</rdg>
</app> sie sich über Religionsbegriffe und davon abhängende Uebungen
getrennt und unterschieden haben. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{<index indexName="persons-index">
<term>Lindemann, Johann Gottlieb</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sjtn">Lindemann's</persName></hi> Geschichte der Meinungen alter und
neuer Völker von Gott, in 7 Theilen, 1784–1795.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtq"/> ist zwar
eine ziemlich reiche, aber zu wenig geordnete und gesichtete
Sammlung von Materialien. Eine kurze Uebersicht der Religionen der
wichtigsten Völker findet man in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_79_2"/><hi>meinem</hi> Lehrbuch der Religion für
<pb edRef="#c" n="91"/> Schulen, 1ste <choice>
<abbr>Abth.</abbr>
<expan>Abtheilung</expan>
</choice>, verglichen mit den erläuternden Anmerkungen. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></rdg>
</app></note>
<note n="2" place="end"><pb edRef="#a" n="388"/>
<pb edRef="#b" n="103"/>
<app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #c" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2. In einem <hi>engern</hi> Verstande wird <hi>historische
Theologie</hi> nur von der Geschichte oder dem Fortgang und den
Veränderungen der verschiedenen Begriffe der Menschen von besondern
Religionslehren genommen, oder gar <app>
<lem>nur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nur,</rdg>
</app> theils auf Vorstellungen selbst, theils nur auf die verschiedenen
Begriffe von den in der Bibel geoffenbarten Lehren eingeschränkt. <app>
<lem>Am</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">In der</rdg>
</app>
<hi>engsten</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Bedeutung</rdg>
</app> wird dieses Wort von <app>
<lem>denenjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denen</rdg>
</app>
<app>
<lem>gebraucht</lem>
<rdg wit="#a" type="v">genommen</rdg>
</app>, welche darunter die angeblich christlichen Lehren verstehen, sofern
ihr Beweis, oder doch der Beweis ihres <index indexName="subjects-index">
<term>Alterthum</term>
</index>Alterthums in der christlichen Kirche, auf Nachrichten und
Aussprüchen angesehener Kirchenlehrer, oder auf Decreten der sogenannten
Kirche darüber, mit <app>
<lem>einem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Einem</rdg>
</app> Wort, auf <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Tradition</term>
</index>Tradition beruht.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_79_1">
<label>Anweisung zur Kenntniß der theol. Bücher §. 293 und 94</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_79_2">
<label>meinem Lehrbuch der Religion für Schulen, 1ste Abth.</label>
<p>Gemeint ist August Hermann Niemeyers häufig aufgelegtes <hi>Lehrbuch für
die oberen Religionsclassen gelehrter Schulen</hi> (1801; <hi rend="superscript">18</hi>1843). In der ersten Abteilung findet sich
die historische Behandlung der Religion, die in eine Einleitung in die
biblischen oder Religionsschriften und die Religionsgeschichte
zerfällt.</p></note>
</div>
<div n="80" type="section" id="section_2_80">
<head><app>
<lem>80</lem>
<rdg wit="#a" type="v">367</rdg>
</app>.</head>
<p>Die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Religionen unter den <app>
<lem>Menschen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Menschen,</rdg>
</app> verdient es <app>
<lem>sehr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von vielen Seiten</rdg>
</app>, daß man sie mit aller Sorgfalt studiere. Denn sie ist einer der
wichtigsten Theile der <app>
<lem>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Menschheit</term>
</index>Menschheit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Geschichte der Menschheit</hi></rdg>
</app>, und überall <app>
<lem>zeiget</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zeigt</rdg>
</app> sich der mächtige Einfluß der Religion auf die übrigen Arten der
menschlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Cultur</term>
</index>Cultur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
</app>. Ueberall, wo man das Christenthum zuerst <app>
<lem>predigte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gepredigt hat</rdg>
</app>, schmiegte man entweder diesen Unterricht den <app>
<lem>vorhandnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorhandenen</rdg>
</app> Religionen an, oder es ging natürlich <app>
<lem>vieles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vieles</rdg>
</app> aus diesen in das Christenthum über, das sich nach <app>
<lem>diesen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ihnen</rdg>
</app> in solchen Gegenden <app>
<lem>bildete; in so fern kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bildete. Insofern kann</rdg>
</app> selbst die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte dieser Kenntniß <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> Religionen nicht entbehren. <app>
<lem>– Ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Außer</rdg>
</app> den Frag<pb edRef="#b" n="104"/>menten von dieser allgemeinern <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgeschichte</term>
</index>Religionsgeschichte, die sich in der bekannten <index indexName="subjects-index">
<term>Völkergeschichte</term>
</index>Völkergeschich<pb edRef="#a" n="389"/>te finden, sind <app>
<lem>zuverläßige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zuverlässige</rdg>
</app> Reisebeschreibungen, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> sie sich auch auf Sitten und Verfassungen der Völ<pb edRef="#c" n="92"/>ker <app>
<lem>eingelaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">eingelassen</rdg>
</app> haben, eine unentbehrliche Quelle solcher Kenntnisse.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Ein Verzeichniß der wichtigsten steht hinter <index indexName="persons-index">
<term>Meiners, Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi> Grundriß
der Gesch. aller Rel. (<app>
<lem><choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <app>
<lem><ref target="#section_2_79">79.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_79">366.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>1.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">2.</rdg>
</app>) und in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_80_1"/><hi>Anweisung zur</hi>
<app>
<lem><hi>theol.</hi>
<app>
<lem><hi>Bücherkenntn.</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Bücherk.</hi></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>theologischen Bücherkenntniß</hi>,</rdg>
</app> §. 297 <app>
<lem><choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_80_1">
<label>Anweisung zur theol. Bücherkenntn. §. 297 flgg.</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
</div>
<div n="81" type="section" id="section_2_81">
<head><app>
<lem>81</lem>
<rdg wit="#a" type="v">368</rdg>
</app>.</head>
<p>Aus diesen <index indexName="subjects-index">
<term>Quellen</term>
</index>Quellen <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app> man sich nach und nach <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Nachrichten <app>
<lem>sammlen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu sammeln</rdg>
</app>, und sie entweder nach den <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Ländern und Völkern <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> ordnen, oder nach den merkwürdigsten Lehren, Einrichtungen und
Gewohnheiten, die nach den besondern <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsbegriffe</term>
</index>Religionsbegriffen getroffen, oder angenommen <app>
<lem>worden.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">worden<supplied>.</supplied></rdg>
</app>
<app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> der <app>
<lem>ersten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erstern</rdg>
</app> Methode <app>
<lem>könnte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man etwa die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_81_1"/><app>
<lem>anderwärts schon erwähnte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oben §. <ref target="#section_1_235">238</ref>
erwehnte</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Gatterer, Johann Christoph</term>
</index><app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:24wfq">Gattererische</persName></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi><persName>Gatterersche</persName></hi></rdg>
</app> Weltgeschichte, oder die <app>
<lem>ohngefähr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ohngefehr</rdg>
</app> da gemachte Anlage, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der andern <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_81_2"/>den
eben genannten Abriß von <index indexName="persons-index">
<term>Meiners, Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Meiners</persName></hi> zum
Grunde legen. <app>
<lem>Man müßte hernach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Nächstdem muß man</rdg>
</app>, sowohl nach der auffallenden Aehnlichkeit der Religionen <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Völker mit einander, als nach den Nachrichten der Geschichte über den
Ursprung eines Volks aus dem andern, <app>
<lem>und über</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oder</rdg>
</app> den Einfluß des einen aus dem andern, zu entdecken suchen, welche
Völker, auch in Absicht auf Religion originell sind, oder welche sich nach
andern gebildet haben, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="105"/> dem, was jedes Volk in seiner Religion Eignes hat,
nach den natürlichen und sittlichen <app>
<lem>Ursa<pb edRef="#a" n="390"/>chen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ursachen</rdg>
</app> forschen, aus welchen sich dieses Eigene, der Geschichte gemäß,
erklären läßt. <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> Befolgung dieser Regel <app>
<lem>würden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">werden</rdg>
</app> auch <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Untersuchungen gelehrter Männer über diese <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgeschichte</term>
</index>Religionsgeschichte mit Nutzen <app>
<lem>gebraucht</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<sic>vergleichen</sic>
<corr type="editorial">verglichen</corr>
</choice></rdg>
</app> werden können.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> Der Versuch über die Religionsgeschichte der ältesten Völker,
besonders der Egyptier, von <index indexName="persons-index">
<term>Meiners, Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2c">Chr. Meiners</persName></hi>, <pb edRef="#c" n="93"/> Göttingen <app>
<lem>1775,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sjtz"/> in
8. kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1775., 8., kann</rdg>
</app>, wenigstens einen Theil des Gesagten, deutlicher, und auf die
Vorsichtigkeit <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen Sammlungen und Untersuchungen aufmerksam machen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_81_1">
<label>anderwärts schon erwähnte Gattererische Weltgeschichte</label>
<p>Vgl. I § 235.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_81_2">
<label>eben genannten Abriß von Meiners</label>
<p>Vgl. II § 80 bzw. II § 79.</p></note>
</div>
<div n="82" type="section" id="section_2_82">
<head><app>
<lem>82</lem>
<rdg wit="#a" type="v">369</rdg>
</app>.</head>
<p>Unter allen Theilen der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgeschichte</term>
</index>Religionsgeschichte ist die <hi>Geschichte der christlichen</hi>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index><hi>Kirche</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kirche</rdg>
</app> am bekanntesten, und am meisten bearbeitet. Das Wort <hi>Kirche</hi>
(<foreign lang="grc">Ἐκκλησία</foreign>), welches in der gewöhnlichen
Bedeutung nur erst unter Christen aufgekommen ist, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesen nur von solchen gesagt wird, die der in der heiligen Schrift
liegenden, oder überhaupt von einer wahren nähern göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Offenbarung</term>
</index>Offenbarung abhängenden Lehre folgen, bezeichnet vornehmlich die
Christen zusammengenommen, oder den ganzen <app>
<lem>Inbegrif dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Inbegriff derer</rdg>
</app>, welche die von <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName> und seinen
Aposteln bekannt gemachte Religion für wahr annehmen, und, <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> man es von einer <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">äußerlichen</rdg>
</app> Gesellschaft nimmt, alle die zusammengenommen, welche sich zu dieser
Religion, durch Theilnehmung an den <pb edRef="#b" n="106"/> darauf
gegründeten <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienst</term>
</index>Gottesdienst, bekennen. <hi>Kirchengeschichte</hi>, <app>
<lem>oder,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">oder</rdg>
</app> be<pb edRef="#a" n="391"/>stimmter zu reden, <hi>christliche
Kirchengeschichte</hi>, heißt daher die Erzählung der merkwürdigern
Veränderungen dieser <app>
<lem>Gesellschaft,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesellschaft</rdg>
</app> im Zusammenhang.</p>
</div>
<div n="83" type="section" id="section_2_83">
<head><app>
<lem>83</lem>
<rdg wit="#a" type="v">370</rdg>
</app>.</head>
<p>Es versteht sich von selbst, daß diese Geschichte nicht bloß auf die
christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index><hi>Gesellschaft</hi> und deren Schicksale eingeschränkt werden
müsse. <app>
<lem>Denn, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Denn</rdg>
</app> da sich diese Gesellschaft auf besondere <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsbegriffe</term>
</index>Religionsbegriffe gründet, und dadurch sowohl als durch den <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gottesdienst</term>
</index>Gottesdienst,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gottesdienst</rdg>
</app> von andern unterscheidet; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> da diese Begriffe und die darauf beruhenden Gesinnungen durch
Sprachen und <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Handlungen <app>
<lem>ausgedruckt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgedrückt</rdg>
</app>, diese <pb edRef="#c" n="94"/> durch jene Begriffe und Gesinnungen
gestimmt werden, und hinwiederum Sprachen und Gebräuche, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> ihrer besondern Modification, einen <app>
<lem>grossen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">großen</rdg>
</app> Einfluß in die Bestimmung und Richtung <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">der</rdg>
</app>
<app>
<lem>religiösen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">religiöser</rdg>
</app> Vorstellungen und Gesinnungen <app>
<lem>äussern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußern</rdg>
</app> (<app>
<lem>Theil 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <ref target="#section_1_60">60</ref>–<ref target="#section_1_67">67</ref>); <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> da endlich <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> merkwürdigere <app>
<lem>Personen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Personen</rdg>
</app> und ihre Schriften, oder <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Gesellschaften, durch ihr erlangtes Ansehen, Gelegenheit zu <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Veränderungen in <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrvorstellungen</term>
</index>Lehrvorstellungen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">den Ton, in Lehren</rdg>
</app>, in deren Ausdruck und in gemachten Einrichtungen unter den Christen <app>
<lem>gegeben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">angegeben</rdg>
</app> haben: so muß die christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte nicht bloß die Veränderungen der Kirche, als
Gesellschaft betrachtet, sondern auch die Beschaffenheit und Geschichte der
Lehre und des Gottesdienstes, der <pb edRef="#b" n="107"/> Ausdrücke, der
Einrichtungen und Gebräuche, der <pb edRef="#a" n="392"/> merkwürdigern
Personen, Schriften und besondern <app>
<lem>Gesellschaften,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesellschaften</rdg>
</app> erzählen, welche jene Veränderungen bewirkt haben.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Die Geschichte der Lehren von <app>
<lem>Dreyeinigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dreieinigkeit</rdg>
</app> Gottes, <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app> des menschlichen Willens, Erbsünde, Prädestination, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_1"/>Transsubstantiation <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> – der <app>
<lem>verschiednen <index indexName="subjects-index">
<term>Liturgien</term>
</index>Liturgien</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen Liturgieen</rdg>
</app>, besonders der römischen, die so eifrig als die Lehre selbst
ausgebreitet worden, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_2"/>Bilderdienstes, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_3"/>Kindertaufe, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_4"/>Kelchsverweigerung <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem heiligen Abendmahl, – die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_5"/>Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche,
und der Wörter <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_6"/><foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, <foreign lang="grc">φύσις</foreign>, fides,
bona opera, satisfactio <choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> – der bischöflichen und übrigen hierarchischen Einrichtung, der
Concilien und Synoden, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_7"/>Bullen in Coena Domini und Unigenitus, der <app>
<lem>Kirchenbuße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchenbusse</rdg>
</app> und des Beichtwesens – der <app>
<lem>Gebräuche,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gebräuche</rdg>
</app> über die sich oft allein <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzele</rdg>
</app> Gesellschaften getrennt haben, als über <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_8"/>gesäuertes <app>
<lem>Brodt bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Brod bei</rdg>
</app> dem heiligen Abendmahl, über Kindertaufe und Untertauchung oder
Besprengung – die Geschichte des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_9"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Athanasius von Alexandrien</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sjxr">Athanasius</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_10"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Hieronymus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sjxs">Hieronymus</persName>, <app>
<lem><index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_11"/><index indexName="persons-index">
<term>Hus, Jan</term>
</index><persName ref="textgrid:2sjwn">Hussens</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><persName>Augustinus</persName>,
<persName>Huß</persName></rdg>
</app>, <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName>, <index indexName="persons-index">
<term>Melanchthon, Philipp</term>
</index><persName ref="textgrid:24h48">Melanchthons</persName>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. A.</abbr>
<expan>und Andere</expan>
</choice></rdg>
</app> – der <pb edRef="#c" n="95"/> Schriften des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_12"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Dionysius Areopagita</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hn">Dionysius Areopag.</persName>, der
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_13"/><app>
<lem>Vulgate</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vulgata</rdg>
</app>, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_14"/>falschen
<index indexName="persons-index">
<term>Isidor, s. Pseudo-Isidor</term>
<term>Pseudo-Isidor</term>
</index><persName ref="textgrid:2sjzm">Isidorus</persName>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_15"/><app>
<lem>Weissagungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Weißagungen</rdg>
</app> des <app>
<lem>Abts <index indexName="persons-index">
<term>Joachim von Fiore</term>
</index><persName ref="textgrid:2sjzn">Joachim</persName></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Abt <persName>Joachims</persName></rdg>
</app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_83_16"/>Formulae
Concordiae <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> – der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Orden <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> hier zum Beweise dienen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_1">
<label>Transsubstantiation</label>
<p>D.i. die wesenhafte (d.h. nicht akzidentielle, sondern substantielle) und
dauerhafte Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi
während der Eucharistie. Die katholische Lehre von der
Transsubstantiation (vgl. II § 113) wurde zwar von den Reformatoren
einvernehmlich abgelehnt, doch kam es zwischen Martin Luther und Ulrich
Zwingli (1484–1531) auch zu innerreformatorischen Auseinandersetzungen.
Im sog. ersten Abendmahlsstreit der Reformationszeit (vgl. II § 113)
hielt Luther an der Realpräsenz Christi im Abendmahl fest, während
Zwingli die Auffassung eines geistlich-symbolhaften Erinnerungsmahls
vertrat; in dem in den 1550er Jahren entbrennenden sog. zweiten
Abendmahlsstreit wurde die Realpräsenz dann mithilfe der Lehre von der
Ubiquität Christi (vgl. II § 113) begründet. Später wurden Realpräsenz
und Ubiquität Christi in der <hi>Konkordienformel</hi> (s.u.) gegen das
katholische und das auf Zwingli (und Calvin) zurückgehende reformierte
Abendmahlsverständnis festgestellt (Art. 7). Zur Geschichte der
Abendmahlslehre vgl. insbesondere auch II § 113.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_2">
<label>Bilderdienstes</label>
<p>D.i. die Anbetung von Heiligenbildern, insbesondere der Jungfrau Maria.
Da den Heiligen nach katholischer Vorstellung eine vermittelnde Funktion
zwischen Gott und Mensch zukommt, können diese als Fürsprecher vor Gott
angerufen werden. In diesem Zusammenhang steht auch das Reliquienwesen.
Sowohl der Bilderdienst als auch der Reliquienkult wurden von den
Reformatoren abgelehnt, auf katholischer Seite jedoch durch das
<hi>Tridentinum</hi> (vgl. II § 98) bestätigt. Ähnlich dem auf
protestantischer Seite ausbrechenden Bildersturm der Reformationszeit
hatte die Frage nach dem rechten Umgang mit Ikonen bereits im sog.
byzantinischen Bilderstreit (8./9. Jh.) zu ikonoklastischen Unruhen
geführt (vgl. II § 113). Theologisch besonders bedeutsam ist die auch in
der <hi>Anweisung</hi> dargelegte Verbindung des Bilderdienstes mit dem
Abendmahl (vgl. II § 113).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_3">
<label>Kindertaufe</label>
<p>Die seit der Alten Kirche (vgl. II § 85) weit verbreitete Praxis der
Kindertaufe ist im 16. Jh. von radikal-reformatorischen Gruppen
abgelehnt worden (Täuferbewegung). Trotz ihrer Verurteilung auf dem
Reichstag zu Speyer (1529) und teils massiven Verfolgungen haben sich
täuferische Glaubensgemeinschaften (z.B. die Mennoniten) bis heute
gehalten. Die Frage nach der Kindertaufe wird in protestantischer
Tradition bis in die Gegenwart hinein diskutiert und ist in
freikirchlichem Kontext nicht selten zugunsten der Gläubigen- oder
Erwachsenentaufe entschieden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_4">
<label>Kelchsverweigerung bey dem heiligen Abendmahl</label>
<p>Vor dem Hintergrund der scholastischen (vgl. II § 19) Vorstellung von der
Konkomitanz (vgl. II § 113) hat sich in der katholischen Kirche eine
Eucharistiepraxis entwickelt, in der der Priester beim Abendmahl Brot
und Wein, die Gemeinde jedoch nur das Brot erhält. Laien wird der Kelch
vorenthalten, das Abendmahl demnach nur unter einerlei Gestalt
(<hi>communio sub una specie</hi>) dargereicht. Die Position des Jan
Hus (s.u.), der das Abendmahl unter beiderlei Gestalt (<hi>communio sub
utraque specie</hi>), d.h. den Kelch auch für Laien, gefordert
hatte, wurde auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) ausdrücklich
verboten. Später wurde das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zum
Kennzeichen der reformatorischen Bewegung, das Verbot seitens der
katholischen Kirche trotz anfänglicher Zugeständnisse auf dem Konzil von
Trient (1545–1563) erneuert (vgl. § 98). Seit dem Zweiten Vatikanischen
Konzil (1962–1965) ist die Kelchkommunion jedoch auch in der
katholischen Kirche wieder erlaubt und sogar angeraten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_5">
<label>Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche</label>
<p>Das allgemeine Zurücktreten des Griechischen zugunsten des Lateinischen
als römische Verkehrssprache verstärkte sich im Westen durch die Teilung
des Römischen Reiches nach dem Tod Theodosius' I. im Jahre 395 in
besonderer Weise. Während im oströmischen Teil das Griechische
beherrschend blieb, wuchsen im weströmischen Teil <hi>romanitas</hi> und
<hi>latinitas</hi> immer mehr zusammen. Durch die <hi>Vetus
Latina</hi> und dann v.a. die Vulgata (s.u.) erhielt die biblische
Überlieferung eine lateinische Gestalt, Latein wurde zur Sprache des
Gottesdienstes, der Theologie, des Kirchenrechts, der Bildung und nicht
zuletzt auch der Mission und blieb es – auch wenn das
philologiegeschichtliche Urteil teilweise äußerst hart ausfällt – nach
der als karolingische Renaissance bezeichneten Bildungsreform Karls des
Großen (747–814) das gesamte Mittelalter hindurch (Scholastik). Während
etwa mit Jan Hus (s.u.) und dann v.a. mit der Reformation die Bedeutung
der Nationalsprachen für Gottesdienst und Kirche zunehmend aufgewertet
wurde, blieb das Lateinische im Zuge des Renaissance-Humanismus
Gelehrten- und damit auch Theologensprache (vgl. I § 123–128). In der
römisch-katholischen, lateinischen Kirche spielt das Lateinische bis
heute eine zentrale Rolle und ist (vgl. <hi>Sacrosanctum Concilium</hi>
Art. 36) noch immer Sprache der Messe und Amtssprache des
Vatikanstaats.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_6">
<label><foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, <foreign lang="grc">φύσις</foreign>, fides,
bona opera, satisfactio</label>
<p>Im Hintergrund stehen die bereits zuvor festgestellten Probleme die
Sprache betreffend (vgl. I § 61–63). Die dogmatischen Schlüsselbegriffe
<foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> und <foreign lang="grc">φύσις</foreign>
(vgl. auch I § 63) sind der vorchristlichen Philosophie entliehen und
wurden im Rahmen der komplexen, Jahrhunderte dauernden Beschreibung
christologischer bzw. trinitätstheologischer Zusammenhänge in
altkirchlicher Zeit uneinheitlich verwendet und ins Lateinische
übersetzt. Der Begriff <foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>
beschreibt die Wesensgleichheit der drei Personen der Trinität (Vater,
Sohn, Heiliger Geist), die ihrerseits mit dem christlich umgeprägten
Begriff <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> bezeichnet werden.
Die sich herausbildende christologische Grundformel lautet im
griechischen Osten <foreign lang="grc">μία οὐσία</foreign>, <foreign lang="grc">τρεῖς ὑποστάσεις</foreign> und im lateinischen Westen
(Tertullian u.a.) <hi>una substantia, tres personae</hi>. Allerdings
wurde <foreign lang="grc">οὐσία</foreign>, lange Zeit gleichbedeutend
mit <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign>, auch mit
<hi>essentia</hi>, <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> in
wörtlicher Entsprechung mit <hi>substantia</hi> und <hi>persona</hi> mit
<foreign lang="grc">πρόσωπον</foreign> übersetzt. Die damit
einhergehenden definitorischen Probleme sind in der Dogmatik des 18.
Jh.s wohlbekannt. Der Begriff <foreign lang="grc">φύσις</foreign>
(Natur), zunächst auch synonym für <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> gebraucht, bezeichnet die göttliche und die
menschliche Natur Christi (Zwei-Naturen-Lehre). Glaube (<hi>fides</hi>)
und gute Werke (<hi>bona opera</hi>) sind Zentralbegriffe der
lutherischen Rechtfertigungslehre, nach der der Mensch vor Gott nicht
durch gute Werke, sondern allein durch den als Gnadengeschenk
verstandenen Glauben gerecht wird (<hi>sola gratia</hi> bzw. <hi>sola
fide</hi>). Diese gegen die Vorstellung einer Werkgerechtigkeit
gerichtete Bestimmung der Rechtfertigung gehört zu den zentralen
Theologumena des reformatorischen Christentums. Zum Begriff der
<hi>Genugtuung</hi> (<hi>satisfactio</hi>) vgl. I § 61.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_7">
<label>Bullen in Coena Domini und Unigenitus</label>
<p><hi>In Coena Domini</hi> ist eine seit dem ausgehenden Mittelalter
mehrfach erschienene und ergänzte Bannbulle gegen unterschiedliche
Häresien und Verstöße gegen die Kirche. Die endgültige Form dieser
Sammlung fällt in das Pontifikat Urbans VIII. (1623–1644), Clemens XIV.
(1769–1774) hob die Bulle 1770 auf. Martin Luther, der in <hi>In Coena
Domini</hi> 1521 namentlich als Ketzer aufgeführt wurde,
übermittelte unter dem Titel <hi>Bulla coena domini, das ist, die Bulla
vom Abendfressen des allerheiligsten Herrn, des Papstes</hi> zum
Jahreswechsel 1521/1522 eine Übersetzung nebst Vorrede und Anmerkungen
nach Rom (vgl. WA VIII [1889], [688] 691–720). <hi>Unigenitus Dei
filius</hi>, kurz <hi>Unigenitus</hi>, bezeichnet eine 1713 auf
Wunsch des französischen Königs von Papst Clemens XI. (1700–1721)
verfasste Bulle, die sich besonders gegen die <hi>Réflexions morales sur
le Nouveau Testament</hi> (1671) Pasquier Quesnels (1634–1719) und
den erstarkenden Jansenismus (vgl. II § 98) richtete. Wohl nicht gemeint
ist die Bulle <hi>Unigenitus Dei filius</hi> aus dem Jahr 1343, in der
Papst Clemens VI. (1342–1352) den Sündenablass regelte und die insofern
eine wichtige Grundlage für den von den Reformatoren bekämpften
Ablasshandel darstellt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_8">
<label>gesäuertes Brodt bey dem heiligen Abendmahl</label>
<p>Hier ist v.a. der sog. Azymenstreit zu nennen, der ein Grund für das
Große Schisma von 1054 zwischen der römisch-katholischen und den
orthodoxen Kirchen war. Während sich im Westen ab dem 9. Jh. der
Übergang zu ungesäuertem Brot (griech. <foreign lang="grc">ἄζυμα</foreign>) vollzog, wird im byzantinischen Ritus bis heute
gesäuertes Brot verwendet. Im Hintergrund steht die Frage, ob das
Abendmahl Jesu als Pessachmahl zu verstehen ist. Mit dem auch <hi>Fest
der ungesäuerten Brote</hi> (Matzen) genannten Pessachfest (vgl. Ex
12) wird im Judentum an den Auszug der Israeliten aus Ägypten
erinnert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_9">
<label>Athanasius</label>
<p>Über das Leben des Kirchenvaters und Heiligen Athanasius von Alexandrien
(gest. 373), auch <hi>der Große</hi> genannt, ist vergleichsweise wenig
bekannt. Nach koptischer Tradition wurde Athanasius im Alter von 33
Jahren als Nachfolger Alexanders von Alexandrien (gest. 328), den er als
Diakon auf die Synode von Nicäa (325) begleitet hatte, Bischof. Sein
Geburtsjahr ist danach mit 295 anzugeben. Als Bischof und einer der
Protagonisten des das 4. Jh. dominierenden arianischen Streites (vgl. I
§ 63) setzte er den Kurs von Nicäa fort und musste in theologisch wie
politisch unruhigen Zeiten mehrfach ins Exil fliehen. Neben seinen
antiarianischen Schriften (u.a. die <hi>Orationes contra Arianos</hi>)
seien die Lebensbeschreibung des Wüstenvaters Antonius (<hi>Vita
Antonii</hi>), das apologetische Doppelwerk <hi>Contra gentes / De
incarnatione Verbi</hi> sowie der 39. Festbrief mit der erstmaligen
Aufzählung der 27 kanonischen Schriften des Neuen Testaments
hervorgehoben. Neben Gregor von Nazianz (II § 102), Johannes
Chrysostomus (vgl. II § 104) und Basilius (vgl. II § 115) zählt er zu
den vier griechischen Kirchenlehrern.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_10">
<label>Hieronymus</label>
<p>Der aus einer begüterten Familie stammende Sophronius Eusebius Hieronymus
(ca. 347–420) verbrachte die ersten Lebensjahrzehnte in
unterschiedlichen Zentren des Reiches und bekehrte sich bereits früh zum
monastischen Leben. Dass er in der chalkidischen Wüste in Syrien für
einige Jahre in einer Mönchsgemeinschaft gelebt habe und später
päpstlicher Sekretär Damasus' I. (305–384) gewesen sei, wird heute
angezweifelt, dass er in Rom <hi>spiritus rector</hi> eines asketischen
Kreises adliger Frauen (Marcella, Paula u.a.) war, gilt hingegen als
gesichert. Nach Auseinandersetzungen um die Nachfolge Damasus' I.
verließ Hieronymus gemeinsam mit Paula und deren Tochter Eustochium Rom,
gründete im Jahre 386 ein Frauen- und ein Männerkloster in Bethlehem und
stand diesen bis zu seinem Tod vor. In diese Zeit fällt ein großer Teil
seiner umfangreichen literarischen Tätigkeit. Hieronymus schrieb ein
hervorragendes Latein, neben asketischen Schriften hatte besonders seine
v.a. an Origenes orientierte, spiritualistische Bibelauslegung einen
beträchtlichen Einfluss auf die mittelalterliche Theologie des Westens
(vgl. II § 115). Von substantieller Bedeutung sind Hieronymus' der
Vulgata (s.u.) zugrundeliegende Übersetzungen bzw. Revisionen des Alten
(unter Rückgriff auf den hebräischen Urtext) und Teilen des Neuen
Testaments. Nicht selten wird Hieronymus als der eigentliche Urheber der
Vulgata (s.u.) angesprochen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_11">
<label>Hussens</label>
<p>Jan Hus (ca. 1370–1415) studierte nach dem Besuch der Artistenfakultät in
Prag ebenda Theologie und empfing im Jahr 1400 die Priesterweihe. Seit
1402 ebenda Professor wurde er in unruhigen Zeiten (Wyclifstreit)
1409–1410 Rektor der Prager Universität. Als der Prager Erzbischof
zunehmend gegen Anhänger des Oxforder Theologen und Kirchenreformers
John Wyclif (1326–1384) vorging, für dessen Lehren sich neben Hus etwa
auch Hieronymus von Prag (1379–1416) begeistert hatte, verschärfte sich
Hus' Kritik an der verweltlichten Kirche. Seine Exkommunikation 1411
erfolgte, nachdem er einer Vorladung der Kurie nicht nachgekommen war.
Da sich Hus auf dem 1414 eröffneten Konzil von Konstanz weigerte, seine
Lehren zu widerrufen, wurde er hier 1415 als Ketzer verbrannt. Von
Wyclif übernahm Hus etwa die Lehre von der doppelten Prädestination,
bestimmend in den Auseinandersetzungen mit dem Hussitismus (vgl. II §
98) blieb jedoch insbesondere auch die Frage nach der Eucharistie und
dem Laienkelch (s.o.). Zudem ist Hus als Verfechter des Gebrauchs des
Tschechischen im Gottesdienst (s.o.) hervorgetreten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_12">
<label>Dionysius Areopag.</label>
<p>Dionysius Areopagita ist das Pseudonym (Pseudo-Dionysius) eines um 500
lebenden Autors mehrerer theologischer Werke sowie von zehn Briefen, der
vorgibt, der in Apg 17,34 genannte Dionysius zu sein, der wiederum laut
Eusebius von Caesarea (vor 264/265–339/340) erster Bischof von Athen
wurde. Bischof Gregor von Tours (538–594) kennt dagegen einen
Missionsbischof, der in Paris das Martyrium erlitten haben soll und
später mit dem Dionysius der Apostelgeschichte gleichgesetzt wurde.
Hilduin (gest. Mitte des 9. Jh.s) identifizierte diesen Märtyrerbischof
schließlich mit dem Verfasser der oben genannten Schriften. Bereits in
der Spätantike und im Mittelalter (Abaelard) kamen Zweifel an der
Apostelnähe des Autors auf, die dann von den Humanisten Lorenzo Valla
(1407–1457) und Erasmus von Rotterdam erneut formuliert wurden. Die
Schriften des Pseudo-Dionysius wurden mehrfach ins Lateinische übersetzt
und kommentiert (u.a. von Thomas von Aquin) und haben die christliche
Theologie und Philosophie des Mittelalters stark beeinflusst.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_13">
<label>Vulgate</label>
<p>Mit dem Namen <hi>Vulgata</hi> wird die lateinische Übersetzung der Bibel
bezeichnet, die sich in der Spätantike gegenüber älteren Übersetzungen
(<hi>Vetus Latina</hi>) durchsetzen konnte und zur bestimmenden
Bibelgestalt des Mittelalters wurde. Als Urheber der Vulgata gilt
Hieronymus (s.o.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_14">
<label>falschen Isidorus</label>
<p>Unter dem Namen eines sonst unbekannten Bischofs Isidorus Mercator ist
eine Sammlung von ca. 100 Papstbriefen überliefert, die – vielleicht
auch unter Inanspruchnahme der Autorität Isidors von Sevilla (vgl. II §
115) – zusammen mit weiteren Sammlungen kirchenrechtlicher Dokumente,
die ebenfalls unter dem Namen Isidors firmieren, in der ersten Hälfte
des 17. Jh.s durch David Blondel (vgl. II § 90) als Fälschung erkannt
wurde (Pseudo-Isidor). Die aus dem 9. Jh. stammenden Dokumente
imponieren durch einen hohen Grad an Belesenheit und tatsächlicher
Quellenkenntnis und fanden insbesondere ab dem 11. Jh. Verbreitung.
Neuerdings wird vermutet, dass es sich bei dem Autor um Radbert von
Corbie (ca. 790–859) (vgl. II § 110) handelt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_15">
<label>Weissagungen des Abts Joachim</label>
<p>Joachim von Fiore (ca. 1132–1202) war auf Wunsch der Eltern zunächst als
Jurist tätig, wandte sich vermutlich nach einem Bekehrungserlebnis
jedoch einem mönchischen Leben zu und wurde zum Priester geweiht. Nach
seinem Eintritt in das Benediktinerkloster Corazzo wurde er hier Prior,
dann Abt. In den 1190er Jahren gründete Joachim im kalabrischen
Sila-Gebirge den Florenser-Orden sowie das Kloster <hi>San Giovanni di
Fiore</hi>. In diese Zeit fallen Visionen und der Abschluss seiner
drei exegetisch-prophetischen Hauptschriften. Aufgrund seiner
Prophezeiungen genoss Joachim bei Päpsten und weltlichen Herrschern
(z.B. Richard I. von England) großes Ansehen, bedeutsam ist dabei sein
allegorisches Verständnis der Schrift und das in drei trinitarisch
ausgedeutete <hi>status</hi> gegliederte Geschichtsbild: die
alttestamentlich-synagogale Zeit des Vaters, die nach eigener Vorhersage
bis zur Mitte des 13. Jh.s reichende neutestamentlich-klerikale Zeit des
Sohnes und die sich anschließende mönchische Zeit des Heiligen Geistes,
die nach vorausgehenden endzeitlichen Kämpfen von der <hi>intelligentia
spiritualis</hi> durchdrungen sein und ohne die Papstkirche
auskommen sollte. Joachimitische Vorstellungen fanden schnell
Verbreitung (etwa bei den franziskanischen Spiritualen) und wirkten bis
in die Aufklärung (Lessing) und darüber hinaus.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_83_16">
<label>Formulae Concordiae</label>
<p>Die 1577 auf Deutsch erschienene und erst später ins Lateinische
übersetzte <hi>Konkordienformel</hi> ist die letzte der im
<hi>Konkordienbuch</hi> (vgl. II § 211) festgehaltenen lutherischen
Bekenntnisschriften und sollte die innerreformatorischen
Auseinandersetzungen zwischen den gemäßigteren Philippisten bzw.
Kryptocalvinisten (vgl. II § 98) und den streng lutherischen
Gnesiolutheranern beilegen. Gegen das katholische und das auf Zwingli
(und Calvin) zurückgehende reformierte Abendmahlsverständnis wurden
Realpräsenz und Ubiquität Christi festgestellt (Art. 7). Insgesamt
verstehen sich die zwölf Artikel der <hi>Konkordienformel</hi> nicht als
neues Bekenntnis, sondern wiederholen und erklären verschiedene Artikel
der <hi>Confessio Augustana</hi> (vgl. II § 211). Neben die ausführliche
Darlegung (<hi>Solida Declaratio</hi>) trat eine Kurzfassung
(<hi>Epitome</hi>).</p></note>
</div>
<div n="84" type="section" id="section_2_84">
<head><app>
<lem>84</lem>
<rdg wit="#a" type="v">371</rdg>
</app>.</head>
<p>Alles, was <app>
<lem>im ersten Theil dieses Buchs</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oben (§. <ref target="#section_1_218">221</ref>–<ref target="#section_1_221">24</ref>)</rdg>
</app> von dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte überhaupt ge<pb edRef="#b" n="108"/>sagt wurde, gilt auch
von der Religions- und <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte <app>
<lem>insbesondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
</app>, und macht dem, der ein <pb edRef="#a" n="393"/> würdiger Lehrer der
Religion und des Christenthums seyn will, das Studium dieses Theils der
Geschichte zur ganz besondern Pflicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_228">231.</ref>)</rdg>
</app>: man mag <hi>entweder</hi> auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung seines Charakters, als eines solchen sehen, der die Religion
lehren und empfehlen soll, auf welche Bildung dieses Studium einen so <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Einfluß hat, <hi>oder</hi> auf die <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Theile der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie, womit er sich, nach dem ganzen Umfang seines Berufs,
beschäftigen muß.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Der Nutzen der Kirchengeschichte reicht zwar viel weiter, als hier
angegeben ist. Kein Christ, der wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung, der anschauende Ueberzeugung in der Religion sucht, und
nach erleuchteter Frömmigkeit trachtet, sollte dieses Studium <app>
<lem>vernachläßigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigen</rdg>
</app>, wenn er irgend Gelegenheit und Hülfsmittel dazu haben <app>
<lem>könnte. Noch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könnte; noch</rdg>
</app> weniger irgend jemand, <app>
<lem>der,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app> als <app>
<lem>Obrigkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Obrigkeit,</rdg>
</app> dereinst, auch durch sein Betragen in Absicht auf die Beförderung und
Leitung der Religion, vieler Menschen Glück oder Elend befördern <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, weil <app>
<lem>beydes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beides</rdg>
</app> so sehr vom Einfluß wahrer oder falscher Religion, von Achtung oder
Gleichgültigkeit dagegen, von den weisen und unweisen Mitteln, ihren Einfluß
zu befördern oder zu hindern, abhängt. Und daß <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Wissenschaften, Geschichte <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>, Staatskunst, Rechtsgelehrsamkeit, vornehmlich die geistliche, das
Licht der Kirchengeschichte gar nicht entbehren können, bedarf keines
Bewei<pb edRef="#c" n="96"/>ses. <app>
<lem>Aber, nach</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Nach</rdg>
</app> der Absicht dieses <app>
<lem>Buchs,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Buchs</rdg>
</app>
<app>
<lem>kommt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kömmt</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">indeß</rdg>
</app> hier nur die Nothwendigkeit <pb edRef="#b" n="109"/> dieses Studiums
der <app>
<lem>Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kirchengeschichte,</rdg>
</app> in Absicht auf den Lehrer der <app>
<lem>Religion</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Religion,</rdg>
</app> in Anschlag.</note>
</div>
<div n="85" type="section" id="section_2_85">
<head><pb edRef="#a" n="394"/>
<app>
<lem>85</lem>
<rdg wit="#a" type="v">372</rdg>
</app>.</head>
<p>Der <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Einfluß einer rechten Kenntniß der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirchengeschichte</hi></rdg>
</app> auf die <hi>gründliche Erlernung der theologischen
Wissenschaften</hi>, zeigt sich in <app>
<lem>allen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>allen</hi></rdg>
</app> Theilen der <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie. In <hi>der <index indexName="subjects-index">
<term>exegetisch</term>
</index>exegetischen</hi> 1) ganz eigentlich: <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Erklärung <app>
<lem>dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">derjenigen</rdg>
</app> Stellen <app>
<lem>neues</lem>
<rdg wit="#c" type="v">neuen</rdg>
</app> Testaments, welche historische Umstände zur Zeit der Apostel
enthalten, um in dieselbe mehr Licht zu bringen, oder falsches Licht davon
zu entfernen; zur Kenntniß der Geschichte der neutestamentlichen Bücher; und
zur Kenntniß mancher merkwürdigen Bücher der ältesten Zeiten, die, wenn sie
gleich <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_1"/>apokryphisch <app>
<lem>genennt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genannt</rdg>
</app> werden, doch, wegen der darin liegenden Vorstellungen vieler unter
den ältesten Christen oder Juden, auch wegen mancher Fragmente der
historischen Tradition, noch einen reichen <app>
<lem>Schaz</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Schatz</rdg>
</app> von historischen Erläuterungen des neuen <app>
<lem>Testaments,</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Testaments</rdg>
</app> enthalten, und dazu gebraucht werden können, <app>
<lem>so bald</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sobald</rdg>
</app> erst durch Hülfe der genauern Kirchengeschichte die wahre Zeit, wohin
sie gehören, und andere historische Umstände derselben bestimmt sind. 2) <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik des neuen Testaments, wo ohne genaue Kenntniß der
Kirchengeschichte nicht einmal die Geschichte des heiligen Textes klar ist,
so wenig als das <index indexName="subjects-index">
<term>Alterthum</term>
</index>Alterthum und der Werth gewisser Lesearten, ohne diese Kenntniß
beurtheilt werden <app>
<lem>kan. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="110"/> 3) Um sich gegen manche sehr schädliche Vorurtheile
in der eigentlichen Theologie zu verwahren, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="v">um</rdg>
</app> ihren Ungrund aufzudecken. Denn viele Irrthü<pb edRef="#a" n="395"/>mer in der Theologie, so wie viele Beweise auch richtiger Lehren, beruhen
auf <app>
<lem>bloßem Mißverstande</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blossen Mißverstand</rdg>
</app> der heiligen Schrift, oder gar <pb edRef="#c" n="97"/> ihrer
Uebersetzungen, hinter den man ohne diese Kenntniß nicht wohl kommen <app>
<lem>kan, <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note2">**)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann, <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> oder sie gar für apostolische Tradition hält; so wie man sich oft
nicht gegen gewisse richtigere Erklärungen der heiligen Schrift sträuben
würde, wenn man ihr Alterthum und den neuern Ursprung falscher <app>
<lem>herrschenden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">herrschender</rdg>
</app> Erklärungen <app>
<lem>kennete. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note3">***)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kennte. <ref type="note" target="#noe_2_2_85_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> Ueberhaupt würde man bald hierin von Irrthümern zurückkommen, wenn
man die <index indexName="subjects-index">
<term>Genealogie</term>
</index>Genealogie und <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Chronologie</term>
</index>Chronologie einiger berühmten Erklärungen, die von Hand in Hand
gegangen sind, fleißiger aus der Kirchengeschichte aufsuchte, und sich aus
dieser überzeugte, daß die angebliche exegetische <index indexName="subjects-index">
<term>Tradition</term>
</index>Tradition und fortgepflanzte sogenannte Erklärung der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index><hi>Kirche</hi> oft anders nichts ist, als <index indexName="subjects-index">
<term>Privaterklärung</term>
</index>Privaterklärung eines, oft ohne sein Verdienst, berühmt <app>
<lem>gewordnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewordenen</rdg>
</app> alten Auslegers, die durch zufällige Umstände gangbar wurde, oder in
häufig gelesene Commentarien überging, und hernach, ohne <app>
<lem>weitre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">weitere</rdg>
</app> Untersuchung, als ausgemachte Wahrheit, von Kirche zu Kirche, und
Jahrhundert zu <app>
<lem>Jahrhundert,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Jahrhundert</rdg>
</app> nachgesagt wurde, zumal wenn sie gewissen herrschenden Meinungen in
der Theologie günstig war. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_85_note4">****)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_85_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_85_note1" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> Wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:3:16">1 Timoth. 3,
16</citedRange></bibl>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Joh:5:7">1 <app>
<lem>Joh.</lem>
<rdg wit="#c" type="typo-correction"><choice>
<sic>Joh,</sic>
<corr type="editorial">Joh.</corr>
</choice></rdg>
</app> 5, 7</citedRange></bibl>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:8:11">Röm. 8, <app>
<lem>11.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">11</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">11,</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<foreign lang="grc">διὰ τοῦ ἐνοικοῦντος πνεύματος</foreign>, statt
<foreign lang="grc">διὰ τὸ</foreign>
<pb edRef="#b" n="111"/>
<foreign lang="grc">ἐνοικοῦν πνεῦμα</foreign>; <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:27:49">Matth. 27,
49.</citedRange></bibl> der Zusatz aus <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:19:34">Joh. 19, <app>
<lem>34</lem>
<rdg wit="#c" type="v">34.</rdg>
</app></citedRange></bibl> in einigen Handschriften.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_85_note2" place="end"><pb edRef="#a" n="396"/>
<app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Wie die Vorstellungen in der lateinischen Kirche von praedestinatio,
poenitentia, sacramentum; die alten Deutungen von <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Spr:8:22">Sprüchw. 8,
22.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Ps:110:3"><app>
<lem>Psalm.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Psalm</rdg>
</app> 110, 3.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:16:18">Matth. 16,
18.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:16:26">Joh. 16, <app>
<lem>26.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">26,</rdg>
</app></citedRange></bibl> und eine neuere von <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:3:21">Apostelgesch. 3,
21.</citedRange></bibl></note>
<note n="3" id="noe_2_2_85_note3" place="end"><app>
<lem>***)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Als <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:12:6">Röm. 12,
6.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:2:14">1 Kor. 2,
14.</citedRange></bibl></note>
<note n="4" id="noe_2_2_85_note4" place="end"><app>
<lem>****)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app> Wie viel ist <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> aus dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_2"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Origenes</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5jq">Origenes</persName> in lateinische
Ausleger, aus den <app>
<lem>africanischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">afrikanischen</rdg>
</app> Kirchenvätern, sonderlich dem <index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustinus</persName>, in eben
dieselbe, aus solchen la<pb edRef="#c" n="98"/>teinischen Auslegern hernach,
vermittelst des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_3"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Ambrosiaster</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2skd2">Ambrosiasters</persName>, oder <index indexName="classics-index">
<term><persName>Hilarius Diaconus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2skd3">Hilarius Diaconus</persName>, und
später durch die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_4"/>Glossam <app>
<lem>ordinarium</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ordinariam</rdg>
</app>, in alle Exegeten der lateinischen Kirche <app>
<lem>übergangen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">übergegangen</rdg>
</app>? Eben so in der griechischen Kirche; <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_85_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Ernesti, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h06">Ernesti</persName></hi> Opuscula
philol. crit. <choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 317 <choice>
<abbr>seq.</abbr>
<expan>sequens</expan>
</choice></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_1">
<label>apokryphisch</label>
<p>Vgl. I § 163.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_2">
<label>Origenes</label>
<p>Der bedeutende und literarisch äußerst produktive Theologe Origenes (ca.
185–254) war zunächst als Grammatiklehrer in seiner Heimatstadt
Alexandrien tätig. Ob er wie auch Plotin (ca. 205–270) ein Schüler des
Platonikers Ammonios Sakkas war, wird heute ebenso bezweifelt wie seine
Selbstentmannung. Bischof Demetrius von Alexandrien (gest. 232), der ihn
um 217 als Leiter einer Katechetenschule eingesetzt hatte, strengte um
230 zwei Synoden gegen den mittlerweile in Caesarea zum Presbyter
ordinierten Origenes an und schloss ihn aus der Gemeinde aus. Origenes
siedelte daraufhin nach Caesarea über und sammelte auch hier Schüler um
sich. Origenes starb an den Folgen der im Zusammenhang der decischen
Verfolgung erlittenen Folter. Aus seinem Werk seien neben der Hexapla
(vgl. I § 162) das Werk <hi>De principiis</hi> und die Streitschrift
<hi>Contra Celsum</hi> hervorgehoben. Auf den bereits zu Lebzeiten
theologisch umstrittenen Origenes (vgl. II § 98) geht die Lehre vom
mehrfachen (bei ihm noch dreifachen) Schriftsinn zurück (vgl. II § 56),
trinitätstheologisch sprach er bereits von einem Wesen und drei
Hypostasen, vertrat jedoch einen dynamischen Subordinatianismus (vgl. I
§ 63).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_3">
<label>Ambrosiasters, oder Hilarius Diaconus</label>
<p>Ambrosiaster ist ein Paulus-Kommentator aus der zweiten Hälfte des 4. Jh.,
dessen Schriften seit dem Frühmittelalter unter dem Namen des Ambrosius
von Mailand überliefert sind und weit verbreitet waren. Ob
der Name <hi>Ambrosiaster</hi> auf die Mauriner (vgl. II § 104) oder
Erasmus von Rotterdam zurückgeht, der die falsche Zuordnung dieser
Schriften nachgewiesen hat, ist nicht eindeutig zu klären. Neben seinen
Kommentaren zum Corpus Paulinum werden Ambrosiaster auch die
pseudo-augustinischen <hi>Quaestiones Veteris et Novi Testamenti</hi>
zugeschrieben, die Zuweisung weiterer Schriften wird heute abgelehnt.
Auffällig ist die theologische und exegetische Eigenständigkeit seines
Werkes, dessen Kenntnis etwa bei Augustin, Pelagius und Hieronymus
nachzuweisen ist. Hervorzuheben ist, dass Ambrosiasters Werk ein
lateinischer Bibeltext zugrunde liegt, der vor der Vulgata anzusetzen
ist. Der als radikaler Luciferianer in die Kirchengeschichte
eingegangene Hilarius Diaconus (4. Jh.) begleitete Bischof Lucifer von
Calaris (gest. 371) als Diakon zur Synode von Mailand (355) und ist als
unerbittlicher Verfechter des nicänischen Glaubens und Anhänger des
Athanasius gemeinsam mit Lucifer exiliert worden. Laut Hieronymus
forderte Hilarius in einer heute verlorenen Schrift die erneute Taufe
für reuige Arianer, die er als Ketzer für ungültig getauft hielt. Heute
ist die nicht nur im 18. Jh. weit verbreitete Identifizierung von
Ambrosiaster und Hilarius Diaconus nicht mehr haltbar.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_4">
<label>Glossam ordinarium</label>
<p>Vgl. II § 19. Mit der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> müsste es an
dieser Stelle <hi>ordinariam</hi> heißen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_85_5">
<label>Ernesti Opuscula philol. crit. p. 317 seq.</label>
<p>In den bereits zuvor (vgl. I § 120) angeführten <hi>Opuscula philologica
critica</hi> (Leiden 1764) geht Johann August Ernesti in der
Abhandlung <hi>De Origene, interpretationis librorum SS. grammaticae
auctore</hi> (aaO 288–323) an benannter Stelle auf den großen
Einfluss des Origenes ein.</p></note>
</div>
<div n="86" type="section" id="section_2_86">
<head><app>
<lem>86</lem>
<rdg wit="#a" type="v">373</rdg>
</app>.</head>
<p>Die Kirchengeschichte giebt 4) erst die recht anschauliche Ueberzeugung, wie
sehr die ganze Theologie an ihrer Lauterkeit und wahrhaften <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen <index indexName="subjects-index">
<term>Brauchbarkeit</term>
</index>Brauchbarkeit gewonnen oder gelitten habe, je nachdem man die wahren
Hülfsmittel zur Einsicht des Sinnes der heiligen Schrift recht kannte,
schätzte und <app>
<lem>brauchte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebrauchte</rdg>
</app>, oder nicht (<app>
<lem>§. <app>
<lem><ref target="#section_2_19">19</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_19">19.</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§ <ref target="#section_2_19">306</ref></rdg>
</app>); und, indem sie uns so deutlich zeigt, welchen unsäglichen Schaden
die Herrschaft des menschlichen Ansehens in der Kirche gestiftet <app>
<lem>habe:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">habe,</rdg>
</app> so macht sie uns die göttlichen Schriften <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">nur</rdg>
</app> desto <app>
<lem>werther. <pb edRef="#b" n="112"/> Und</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">werther; und</rdg>
</app>, weil auch <app>
<lem>die Menschen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> über den Sinn dieser göttlichen Belehrungen wieder <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">die Menschen</rdg>
</app> so verschieden urtheilen, diese Verschiedenheit und Uneinigkeit aber
immer <app>
<lem>größer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösser</rdg>
</app> und unvereinbarer wird, wenn man nicht hierin mit Gewalt und <app>
<lem>offenbaren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">offenbarem</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gewissenszwang</term>
</index>Ge<pb edRef="#a" n="397"/>wissenszwang eine <app>
<lem>äußerliche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">äusserliche</rdg>
</app> Einigkeit befördern will: so lehrt sie uns sehr einleuchtend die
Nothwendigkeit fester exegetischer Grundsätze, und des Fleißes, den man auf
die deutliche <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung von dem wahren Sinn der heiligen Schrift und die klare
Darlegung desselben wenden muß. Und wenn denn auch nur 5) die
Kirchengeschichte, wie sie es wirklich thut, uns mit der <app>
<lem>so sehr</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sosehr</rdg>
</app>
<app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Denkungsart, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">den</rdg>
</app> Fähigkeiten, vorzüglichen Hülfsmitteln und Sitten, und den dadurch
geleiteten mannichfaltigen Vorstellungen und Neigungen der Menschen in so <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<sic>versch edenen</sic>
<corr type="editorial">verschiedenen</corr>
</choice></rdg>
</app> Zeiten und so besondern Lagen, bekannt machte: so könnte sie uns
wenigstens mehr gewöhnen, uns <pb edRef="#c" n="99"/> in fremde Zeiten und
Umstände hinein zu denken, welches <app>
<lem>so sehr viel</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zur <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung des wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Ausleger</term>
</index>Auslegers <app>
<lem>beyträgt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">so viel beitragen kann</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="87" type="section" id="section_2_87">
<head><app>
<lem>87</lem>
<rdg wit="#a" type="v">374</rdg>
</app>.</head>
<p>Noch ausgebreiteter ist der <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen dieses Studiums in der <app>
<lem><hi>eigentlich sogenannten <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">eigentlichen sogenannten Theologie</rdg>
</app>. – In der <index indexName="subjects-index">
<term>dogmatisch</term>
</index><hi>dogmatischen</hi> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_87_1"/><index indexName="subjects-index">
<term>elenchtisch</term>
</index><hi>elenchtischen</hi>, so fern 1) diese doppelte Wissenschaft nicht
bloß die Religionslehren selbst, sondern auch die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen davon vorlegen soll, ist ja die Geschichte dieser
Lehren und der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Begriffe davon, ein Haupttheil der Kirchen<pb edRef="#b" n="113"/>geschichte, der uns die <app>
<lem>Veranlaßung</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Veranlassung</rdg>
</app> der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen, das Interesse <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>, und den Zusammenhang mit andern Lehren und Vorstellungen, zum Theil
die zu ihrer Unterstützung gebrauchten Gründe, und die eingetretenen
Umstände <app>
<lem>lehret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">lehrt</rdg>
</app>, welche gewissen Meinungen An<pb edRef="#a" n="398"/>sehen
verschafft, oder Widerspruch gegen sie veranlaßt haben. 2) Indem sie dieses
thut, unterrichtet sie uns von dem wahren Sinn <app>
<lem>dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">derer</rdg>
</app>, die über gewisse Lehren der Religion, über gewisse Vorstellungen
davon, oder über gewisse davon gebrauchte Ausdrücke <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Meinung waren. Dadurch wird vielfältiger Mißverstand gehoben, viel
unnützer Streit <app>
<lem>und Untersuchung</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> abgeschnitten, und unnöthige, <app>
<lem>parteyische</lem>
<rdg wit="#a" type="v">partheyische</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">parteiische</rdg>
</app>, oder gar <app>
<lem>gehäßige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gehässige</rdg>
</app> Beurtheilung verhütet.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_87_1">
<label>elenchtischen</label>
<p><hi>Elenchtisch</hi> wird in der <hi>Anweisung</hi> als Synonym für
<hi>polemisch</hi> (vgl. II § 93) verwendet (vgl. II §
186).</p></note>
</div>
<div n="88" type="section" id="section_2_88">
<head><app>
<lem>88</lem>
<rdg wit="#a" type="v">375</rdg>
</app>.</head>
<p>Sie legt 3) zugleich den unsäglichen Schaden vor Augen, den die <index indexName="subjects-index">
<term>Vermischung</term>
</index>Vermischung dieser Meinungen über Religionslehren mit diesen
letztern selbst, der gleiche Werth, den man auf jene, wie auf diese gelegt
hat, das Bestreben, durch alle, auch unerlaubte Mittel, jene eben so wie
diese geltend zu machen, gestiftet <app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat,</rdg>
</app> und befördert dadurch <pb edRef="#c" n="100"/> nicht nur die <index indexName="subjects-index">
<term>Billigkeit</term>
</index>Billigkeit in Beurtheilung <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Vorstellungen, sondern auch die Vorsichtigkeit, um nicht durch <app>
<lem>Zweydeutigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweideutigkeit</rdg>
</app>, Unbestimmtheit, Vermengung der Hauptsache mit Nebensachen, und
unzeitigen Eifer für <app>
<lem>unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unsere</rdg>
</app> Meinungen, Gelegenheit zu Zwistigkeiten zu geben, und <pb edRef="#b" n="114"/> der <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptsache</term>
</index>Hauptsache selbst dadurch zu schaden. Sie allein zeigt 4) wie manche
Lehren oder Meinungen davon <app>
<lem>eher gar</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">früher</rdg>
</app> in Gang gekommen, oder Aufsehen und Widerspruch erregt, als bis
gewisse <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Umstände, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> Eifersucht oder Herrschsucht angesehener Kirchen und Bischöfe, <pb edRef="#a" n="399"/>
<app>
<lem>ausserordentliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außerordentliche</rdg>
</app> Achtung gegen einen berühmten Mann <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> dazu gekommen, und diese zufälligen <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umstände erst die Sache wichtig, oder der weit um sich <app>
<lem>gegriffne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gegriffene</rdg>
</app> Streit sie zu einer Quelle <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app> Revolutionen gemacht <app>
<lem>habe,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">habe</rdg>
</app> (wovon die Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_88_1"/>pelagianischen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_88_2"/>nestorianischen, monophysitischen und
Sacramentstreitigkeiten <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> traurige <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> liefert); wie daher die Wichtigkeit einer solchen Lehre, Meinung oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eines solchen</rdg>
</app> Ausdrucks gar nicht, oder lange nicht so sehr in der Natur der Sache
selbst, und ihrem <app>
<lem>Zusammenhang</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zusammenhange</rdg>
</app> mit den Lehren des eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthums, und mit <index indexName="subjects-index">
<term>praktisch</term>
</index>praktischen <app>
<lem>Folgen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Folgen</rdg>
</app> liege, als vielmehr in gewissen <app>
<lem>Zufällen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zufälligkeiten</rdg>
</app>, welche die Religion gar <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nichts</rdg>
</app> angingen.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_88_1">
<label>pelagianischen</label>
<p>Im Mittelpunkt des auf den wohl aus Britannien stammenden Laienchristen
Pelagius (ca. 350–420) und seinen Anhänger Caelestius zurückgehenden
pelagianischen Streites stehen deren Ablehnung der Erbsündenlehre, nach
der Adam lediglich ein schlechtes Beispiel gewesen und seine Sünde nicht
auf seine Nachkommen übergegangen sei, und damit verbunden die die
Prädestinations- und Gnadenlehre tangierende Möglichkeit des Menschen,
kraft seines freien Willens selbst für sein Heil zu sorgen. Konkret
wurden diese Lehrauffassungen etwa im Hinblick auf die Bedeutung der
Sakramente und der Kindertaufe (vgl. II § 83). Die im Verlauf der
Auseinandersetzung dann v.a. von Julian von Aeclanum (ca. 385–450)
gewandt vertretenen pelagianischen Positionen standen der Theologie
Augustins von Hippo (vgl. II § 113) entgegen, der über Jahrzehnte
literarisch und kirchenpolitisch gegen den Pelagianismus vorging und
schließlich auf dem Konzil von Ephesus (431) dessen endgültige
Verurteilung erreichte. Die Lehren Augustins sollten die
Kirchengeschichte von nun an maßgeblich prägen, doch kamen v.a. mit
Cassian (vgl. II § 115) im 5. und 6. Jh. nochmals pelagianisierende
Ideen auf (Semipelagianismus).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_88_2">
<label>nestorianischen, monophysitischen und Sacramentstreitigkeiten</label>
<p>Zum nestorianischen und monophysitischen Streit vgl. I (§ 63). Im
weiteren Sinne haben sich viele Auseinandersetzungen innerhalb der
Geschichte der Kirche auch auf das Verständnis der Sakramente und ihre
Ausgestaltung ausgewirkt (vgl. etwa den pelagianischen [s.o.] oder den
Azymenstreit [vgl. II § 83]), im engeren Sinne dürften jedoch v.a. die
mit den Begriffen <hi>Transsubstantiation</hi> und
<hi>Kelchsverweigerung</hi> (vgl. II § 83) verbundenen
Auseinandersetzungen um das Sakrament des Abendmahls in der
Reformationszeit und ihre Vorgeschichte (vgl. II § 113) gemeint
sein.</p></note>
</div>
<div n="89" type="section" id="section_2_89">
<head><app>
<lem>89</lem>
<rdg wit="#a" type="v">376</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Wenn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">So zeigt</rdg>
</app> denn die Kirchengeschichte einem jeden <app>
<lem>Unbefangnen so augenscheinlich zeigt, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Unbefangenen augenscheinlich,</rdg>
</app> wie es <app>
<lem>so gar keine völlige Einigkeit jemals</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu keiner Zeit eine <hi>völlige innere
Einigkeit</hi></rdg>
</app> in Meinungen gegeben habe, und alle <app>
<lem>äusserliche völlige Einstimmung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>äußerliche</hi> Uebereinstimmung,</rdg>
</app> weder durch öffentliche Religionsgespräche, noch Friedens- oder
Glaubensformeln, sondern nur durch Zwang oder durch blinden Glauben bewirkt <app>
<lem>worden; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">worden. Sie zeigt,</rdg>
</app> daß der Triumph gewisser <pb edRef="#b" n="115"/>
<pb edRef="#c" n="101"/> Meinungen über <app>
<lem>andre, so</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">andere, höchst</rdg>
</app> selten durch Ueberzeugung, und gemeiniglich nur durch Anschmiegen an
Vorurtheile des <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Haufens, oder an eingeführte <index indexName="subjects-index">
<term>Gewohnheiten</term>
</index>Gewohnheiten, und noch <app>
<lem>öfterer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">öfter</rdg>
</app> durch <app>
<lem>mehrere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">größere</rdg>
</app> Macht und Kühnheit ihrer Vertheidiger, durch <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app>
<app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosser</rdg>
</app>
<app>
<lem>Männer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kirchenlehrer</rdg>
</app>, oder berühmterer <pb edRef="#a" n="400"/> Kirchen, durch
geschlossene Verbindungen der Bischöfe, durch <app>
<lem>Beystand</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beistand</rdg>
</app> der Fürsten, erfochten worden; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß zu Einer Zeit und in Einem Lande das wieder verdammt worden, was
zu einer andern Zeit und anderwärts als Lehre und Befehl der Kirche, aus
angeblicher Eingebung des heiligen Geistes, festgesetzt worden war; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daß Bischöfe, <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> und Concilien einander selbst widersprochen, und ihre <app>
<lem>vorige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorigen</rdg>
</app> Aussprüche wieder zerstört <app>
<lem>haben; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">haben. Sie lehrt,</rdg>
</app> daß die <app>
<lem>vorgegebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorgegebene</rdg>
</app> bessere Einsicht oft bloß durch Einfluß der Höfe und mächtigerer <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Parteyen</term>
</index>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> gestimmt worden <app>
<lem>sey; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei;</rdg>
</app> daß die sogenannte <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirche</hi></rdg>
</app> sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sehr</rdg>
</app> oft herausgenommen habe, über das Gewissen und die Seligkeit, selbst
über und <app>
<lem>wider</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wieder</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und seiner Apostel <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> Lehren und Verordnungen, zu entscheiden; <app>
<lem><app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> daß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">aber</rdg>
</app>, wenn sich die unterdrückte <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> nur <app>
<lem>entschließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">entschliessen</rdg>
</app>
<app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="v">konnte</rdg>
</app>, um des Gewissens willen zu leiden, oder <app>
<lem>zu schweigen, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">schweigend durch solche Belehrungen</rdg>
</app> in der Stille zu wirken, keine Macht je im Stande gewesen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, den Fortgang der Wahrheit zu <app>
<lem>verhindern: <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verhindern,</rdg>
</app> so wirkt sie 5) die innigste <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung, daß überall kein menschliches Ansehen und kein Ansehen
der sogenannten Kirche und Tradition eine den Verstand und das Gewissen
verpflichtende Kraft habe, sondern höchstens ein Vorurtheil errege, das uns
zur nähern <pb edRef="#b" n="116"/> Untersuchung der Sachen auffordert; <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#a" type="v">daß</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">daß vielmehr</rdg>
</app> schlechterdings <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Untersuchung</term>
</index>Untersuchung in der Religion nothwendig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, und <app>
<lem>eigner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigener</rdg>
</app> Glaube <app>
<lem>frey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">frei</rdg>
</app> bleibe; und daß man nur Glauben an <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gott,</rdg>
</app> und Muth, die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit zu untersuchen, <pb edRef="#c" n="102"/> und mit Weisheit
zu bekennen, <app>
<lem>erhalten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">festhalten</rdg>
</app> dürfe, um gewiß <pb edRef="#a" n="401"/> zu seyn, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> veränderten Umständen, die in Gottes Hand sind, werde die Wahrheit
doch durchdringen, und die Ehre des <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens gerettet werden. Eine <app>
<lem>Ueberzeugung, die auch bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">solche Ueberzeugung ist aber, bei</rdg>
</app> gewissenhafter Untersuchung der Religionslehren und der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Meinungen darüber, unumgänglich nöthig <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">kann</rdg>
</app> die Auffindung der Wahrheit ungemein <app>
<lem>befördert</lem>
<rdg wit="#c" type="v">befördern</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="90" type="section" id="section_2_90">
<head><app>
<lem>90</lem>
<rdg wit="#a" type="v">377</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Und wodurch <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lassen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Wodurch lassen</rdg>
</app> sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">aber auch</rdg>
</app> 6) <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen, die man fälschlich für christliche Lehren ausgiebt, und
die keine andere Gründe <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vor</rdg>
</app> sich haben, als <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> der Kirche, überzeugender widerlegen, als wenn man aus der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirchengeschichte</hi></rdg>
</app> darthun <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wie spät ihr <index indexName="subjects-index">
<term>Ursprung</term>
</index>Ursprung, und wie wenig die Kirche aller Zeiten darüber einig
gewesen <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>? Gegen solche <app>
<lem>Gemeinen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemeinden</rdg>
</app>, die ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Unterscheidungslehren</term>
</index>Unterscheidungslehren <app>
<lem>auf das Ansehen der ältern <choice>
<abbr>christl.</abbr>
<expan>christlich</expan>
</choice> Kirche</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">darauf</rdg>
</app> gründen, <app>
<lem>giebts</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">giebt es</rdg>
</app> kein wirksameres Mittel zur Widerlegung, als <app>
<lem>die Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gerade diese Geschichte</rdg>
</app>; und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_1"/><app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Casaubon, Isaak</term>
</index><persName ref="textgrid:252gb">Casaubon's</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Saumaise, Claude</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hp">Saumaisen</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Blondel, David</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hq">Blondel's</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Daillé, Jean</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hr">Daillés</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_90_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Richer, Edmond</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hs">Richer's</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Casaubon's</persName>,
<persName>Saumaisen</persName>,
<persName>Blondel's</persName>,
<persName>Daillés</persName>,
<persName>Richer's</persName></hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> gründliche Kenner <app>
<lem>dieser Geschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">derselben,</rdg>
</app> haben allezeit mehr ausgerichtet, als die ganze Polemik bloß
scholastischer Theologen. Wem das Studium der Kirchengeschichte, selbst für
den <pb edRef="#b" n="117"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Volkslehrer</term>
</index>Volkslehrer, gleichgültig scheint, der muß entweder den immer regen,
auch in Geheim <app>
<lem>wirkenden,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wirkenden</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<sic>Bekehrunsgeist</sic>
<corr type="editorial">Bekehrungsgeist</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Bekehrungsgeist</rdg>
</app> der römisch-katholischen Kirche und die daher unserer <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gewissensfreyheit</term>
</index>Gewissensfreyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gewissensfreiheit</rdg>
</app> drohende Gefahr, oder die wirksame Macht religiöser Vorurtheile <pb edRef="#a" n="402"/> und des menschlichen Ansehens auf die Gemüther
nicht kennen. Eben von <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> giebt die Kirchengeschichte die überzeugendsten Beweise.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_1">
<label>Casaubon's</label>
<p>Isaak Casaubon (1559–1614) war ein bedeutender protestantischer Humanist
und Schüler Bezas, der neben einer Kommentierung des NT (1587) v.a.
durch die Edition und Annotierung antiker Autoren hervorgetreten ist. In
kirchenhistorischer Perspektive ist besonders der unter dem Titel
<hi>Exercitium ad Appendicem Annalium Baronii XVIII</hi> (1614)
erschienene kritische Kommentar zu den zwölfbändigen <hi>Annales
ecclesiastici a Christo nato ad annum 1189</hi> (1588–1607) des
katholischen Theologen und späteren Kardinals Cesare Baronio (Baronius)
(1538–1607) hervorzuheben. Daneben könnte Nösselt hier auch Casaubons in
Genf geborenen Sohn Florence Estienne Méric Casaubon (1599–1671) im
Blick gehabt haben, der früh zu seinem Vater nach England übergesiedelt
und ebenfalls als Gelehrter aufgefallen war.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_2">
<label>Saumaisen</label>
<p>Claude de Saumaise (Claudius Salmasius) (1588–1653) gehört wie Isaak
Casaubon zu den bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit.
Auch er beschäftigte sich v.a. mit klassischen Autoren und wurde nach
dem Studium an der Sorbonne und in Heidelberg, wo er sich zum
Protestanismus bekannte, und nachdem er Stellen in Italien und England
ausgeschlagen hatte, 1632 schließlich Nachfolger Scaligers in Leiden.
Aus seinem umfangreichen und vielseitigen Gesamtwerk sei an dieser
Stelle die Schrift <hi>De primatu Papae</hi> (1645) hervorgehoben, in
der er den Primat des Papstes bestritt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_3">
<label>Blondel's</label>
<p>David Blondel (1591–1655) zählt zu den wichtigsten reformierten
Kontroverstheologen und Kirchenhistorikern des 17. Jh.s. Nach dem
Studium in Sedan und Genf war er zunächst als Prediger in Frankreich
tätig und trat bereits in dieser Zeit durch akademische Arbeiten hervor.
1631 wurde er für eine theologische Professur in Saumur vorgeschlagen,
doch wurde er seitens der Gemeinde und der Nationalsynode nicht
freigestellt. Zur Erleichterung seiner Studien gestattete man ihm 1644
jedoch, nach Paris überzusiedeln, und verlieh ihm ein Jahr später den
Titel eines Honorarprofessors, wodurch er sich nun voll auf die
akademische Arbeit konzentrieren konnte. 1650 folgte er Gerhard Johannes
Voss als Professor für Geschichte am Amsterdamer <hi>Athenaeum
Illustre</hi> nach. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die
<hi>Modeste déclaration de la sincérité et vérité des églises
réformées de France, contre les invectives de l'évêque de Luçon et
autres</hi> (1619), in der die reformierte Lehre gegen den Bischof
von Luçon, den späteren Kardinal Richelieu, verteidigt wird, sowie der
die Suprematie des Papstes bestreitende <hi>Traité historique de la
Primauté en l'Eglise</hi> (1641) (vgl. II § 129). Zudem hat Blondel,
wie auch Casaubon, Baronios <hi>Annalen</hi> kritisch kommentiert (1675
bzw. 1679). Bedeutsam ist schließlich auch die Schrift
<hi>Pseudo-Isidorus et Turrianus vapulantes</hi> (1628), in der
Blondel die unter dem Namen <hi>Isidor</hi> firmierenden Dekretalen als
mittelalterliche Fälschung (<hi>falscher</hi> oder
<hi>Pseudo-Isidor</hi>) überführt hat (vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_4">
<label>Daillés</label>
<p>Der reformierte Theologe Jean Daillé (Dallaeus) (1594–1670) war zunächst
Hauslehrer der Enkel des Gouverneurs Duplessis-Mornay, später dessen
Schlossprediger. Danach übernahm er Predigtstellen in Saumur und
Charenton bei Paris und wurde schließlich Präsident der letzten
reformierten Nationalsynode in Loudun (1659). Zudem verfasste er
zahlreiche Schriften, v.a. zur Alten Kirche. Sein wohl bedeutendstes
Werk <hi>Traité de l'employ des saints Pères pour le jugement des
différends qui sont aujourd'hui en la religion</hi> (1632) wurde ins
Englische (1651; 1675) und ins Lateinische (1655 u.a.) übersetzt. Daillé
wendet sich hier gegen die Autorität der Kirchenväter, deren Texte
häufig korrupt und deren Denkweisen inkonsistent seien.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_90_5">
<label>Richer's</label>
<p>Der Theologe Edmond Richer (1559–1631) ist v.a. als herausragender
Vertreter des Gallikanismus hervorgetreten. Zunächst Hausdiener am
Collège du Cardinal Lemoine, fiel Richer durch eine hohe Begabung auf
und konnte über ein Stipendium an der Sorbonne Theologie studieren. Nach
dem Erwerb des Doktorgrades 1592 wirkte er als hochgeschätzter Prediger
in Paris. In den Wirren des letzten Hugenottenkrieges legte der zunächst
der Liga und den Jesuiten zuneigende Richer 1594 jedoch sein Predigtamt
nieder und schwenkte auf die Seite Heinrichs IV. über. Wenige Jahre
später trat er als Reformer des akademischen Lehrbetriebs am Collège du
Cardinal Lemoine und ab 1601 an der Sorbonne hervor, wo er als Höhepunkt
seiner Universitätslaufbahn schließlich zum Syndikus der Theologischen
Fakultät gewählt wurde (1608). In der nach der Ermordung Heinrichs IV.
1610 entbrennenden Auseinandersetzung gab Richer dem radikalen
Gallikanismus mit dem <hi>Libellus de ecclesiastica et politica
potestate</hi> (1611), in Übersetzung <hi>De la Puissance
ecclesiastique et politique</hi> (1612), eine Programmschrift, in
der er die Emanzipation des französischen Königs vertrat und im Zuge
dessen den Episkopat und den niederen Klerus aufwertete. Auf Betreiben
papsttreuer Kreise (der <hi>Libellus</hi> wurde 1613 indiziert) wurde
Richer daraufhin ins Abseits gestellt, bis er 1629 widerrief. Nach
seinem Tod wurden Richers Ideen jedoch immer wieder aufgegriffen
(Jansenismus; Richerismus). Unter den zu seinen Lebzeiten erschienenen
Schriften sind neben dem <hi>Libellus</hi> auch die <hi>Demonstratio
libelli de ecclesiastica et politica potestate</hi> (1622) und die
<hi>Apologia pro Joanne Gersonio</hi> (1606)
hervorzuheben.</p></note>
</div>
<div n="91" type="section" id="section_2_91">
<head><pb edRef="#c" n="103"/>
<app>
<lem>91</lem>
<rdg wit="#a" type="v">378</rdg>
</app>.</head>
<p>Mitten in einer solchen Fluth menschlicher Meinungen, unter allen
Verderbnissen <app>
<lem>des Christenthums</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieser Religion</rdg>
</app>, und den mannichfaltigen Versuchen, <app>
<lem>es</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sie</rdg>
</app> nach menschlicher <app>
<lem>Willkühr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Willkür</rdg>
</app> abzuändern, oder gar zu <app>
<lem>verdrängen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verdrängen,</rdg>
</app> hat sich denn doch 7) das <app>
<lem>eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum selbst</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>eigentliche Christenthum</hi> seinem wahren
Wesen nach</rdg>
</app> immer <app>
<lem>erhalten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erhalten</rdg>
</app> und bewährt <app>
<lem>befunden</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>. Alle, nicht <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Uebelunterrichteten, Leichtsinnigen und Leichtgläubigen, sondern <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> wahrhaftig <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index>aufgeklärten und gründlich untersuchenden Köpfen, <app>
<lem>wirksame</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wirksamen</rdg>
</app> und <app>
<lem>siegende</lem>
<rdg wit="#c" type="v">siegenden</rdg>
</app> Angriffe auf <app>
<lem>das sogenannte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">das, was sie</rdg>
</app> Christenthum <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">nannten,</rdg>
</app> haben nie <app>
<lem>das Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieses an sich</rdg>
</app> selbst, sondern nur die falschen Zusätze und Vorstellungen
zernichtet. Selbst in den verderbtesten Zeiten und Kirchen hat sich das <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> der <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice> Schrift und <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu Christi</persName>, hat sich das
wahrhaftig allgemein Trostreiche und wahrhaftig Bessernde <app>
<lem>im Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">seiner Lehre</rdg>
</app> überhaupt erhalten. Diese Ueberzeugung macht <app>
<lem>das Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dasselbe</rdg>
</app> und seinen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">inneren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth sehr <app>
<lem>respectabel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">achtungswürdig</rdg>
</app>, und <app>
<lem><app>
<lem>dergleichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">diese</rdg>
</app> historische <index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index>Ueberzeugung gewährt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nichts ist so geschickt, sie zu befördern,
als</rdg>
</app> das fleißige Studium der <app>
<lem>christlichen Kirchengeschichte, welches auch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte. Nicht weniger wird
dasselbe</rdg>
</app> 8) zur rechten <pb edRef="#b" n="118"/>
<app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Ueberzeugung von der wahren Beschaffenheit, <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app>, Glaubwürdigkeit und <app>
<lem>wesentlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Unverdorbenheit der biblischen Bücher <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">im Wesentlichen</rdg>
</app>, worauf die Ueberzeugung von der Wahrheit und <pb edRef="#a" n="403"/> Verbindlichkeit der daraus geschöpften Lehren mit beruht, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">eben</rdg>
</app> sowohl erfordert <app>
<lem>wird</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, als zur Beschämung der <index indexName="subjects-index">
<term>Vorwürfe</term>
</index>Vorwürfe gegen <app>
<lem>das Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">diese Religion</rdg>
</app> und <app>
<lem>dessen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">deren</rdg>
</app> wohlthätige Wirkungen. Denn alle Scheinbarkeit dieser Vorwürfe
gründet sich lediglich darauf, daß man entweder nur das <app>
<lem>Gehässige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gehäßige</rdg>
</app> oder die nachtheilige Seite hervorzieht, auf der sich das sogenannte
Christenthum leider oft genug gezeigt hat, und <app>
<lem>daß man</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nicht mit eben dem ehrlichen Fleiß dem Guten nachspürt, welches das
<pb edRef="#c" n="104"/>
<app>
<lem>wahre Christenthum</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">echte</rdg>
</app>, selbst <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> so <app>
<lem>mancherley</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mancherlei unläugbaren</rdg>
</app> Verderbnissen, gestiftet hat; oder daß man das Christenthum selbst
nicht von den ihm aufgehängten Zusätzen und Vorstellungen darüber
unterscheidet; oder daß man das auf die Rechnung <app>
<lem>des Christenthums</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">desselben</rdg>
</app> setzt, was <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">doch</rdg>
</app>
<app>
<lem>bloßer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosser</rdg>
</app> Ausbruch <app>
<lem>der <index indexName="subjects-index">
<term>Leidenschaft</term>
</index>Leidenschaft</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von Leidenschaften</rdg>
</app> war, die überall, nicht <app>
<lem>verbunden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bloß in Verbindung</rdg>
</app> mit <app>
<lem>dem Christenthum allein</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der Religion</rdg>
</app>, die menschliche <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit <app>
<lem>zerstört</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zerstören</rdg>
</app>. Eben <app>
<lem>dieser</lem>
<rdg wit="#a" type="v">diesen</rdg>
</app> Unterschied, der so traurigen und ungerechten Mißverstand veranlaßt,
und eben jene <app>
<lem>unleugbar</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unläugbar</rdg>
</app> heilsamen Einflüsse des Christenthums auf die Glückseligkeit der
Welt, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nur der rechte Fleiß in der Kirchengeschichte klar machen.</p>
</div>
<div n="92" type="section" id="section_2_92">
<head><app>
<lem>92</lem>
<rdg wit="#a" type="v">379</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_92_1"/><index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte überhaupt die beste Schule der Weisheit und Tugend werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app>, <pb edRef="#b" n="119"/> wo man die Menschen <app>
<lem>sieht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erblickt</rdg>
</app>, wie sie wirklich sind, und <app>
<lem>wie sie wirklich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">was aus ihnen</rdg>
</app> werden <app>
<lem>können,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könne;</rdg>
</app> wo man sie unter und nach ihren jedesmaligen besondern Umständen <pb edRef="#a" n="404"/> handeln sieht, wo man sich von dem Werth und
Einfluß ihrer moralischen Grundsätze und Gesinnungen in das <app>
<lem>Verhalten</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Verhalcen</sic>
<corr type="editorial">Verhalten</corr>
</choice></rdg>
</app> und in die <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit der Gesellschaft überzeugen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>: so gewährt die Kirchengeschichte <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ganz</rdg>
</app> vorzüglich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
</app> diesen <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app>, weil sie, ihrer Natur nach, <app>
<lem>mehr Auftritte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">so vieles</rdg>
</app> enthält, <app>
<lem>wo</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wobei</rdg>
</app> sich die Menschen in ihrem eigentlich sittlichen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Charakter und</rdg>
</app> Verhalten zeigen, <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app>, weil sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">gerade</rdg>
</app> da die besondern Wirkungen wahrer und falscher <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index><choice>
<sic>Vorstellungtn</sic>
<corr type="editorial">Vorstellungen</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">Vorstellungen</rdg>
</app> in der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion und des rechten und unrechten Gebrauchs offenbaren, den man
von ihr <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem sittlichen Betragen macht. <app>
<lem>Sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Auf der einen Seite</rdg>
</app> stellt <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sie</rdg>
</app> uns <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> von <app>
<lem><choice>
<sic>religöser</sic>
<corr type="editorial">religiöser</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">religiöser</rdg>
</app>
<app>
<lem>Schwärmerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Schwärmerei</rdg>
</app> und Aberglauben, von Leidenschaften unter der <app>
<lem>Masque</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Larve</rdg>
</app> der Religion, von Irreligiosität und höchstem <app>
<lem>Sittenverderbniß auf einer, und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Sittenverderbniß,</rdg>
</app>
<app>
<lem>auf <pb edRef="#c" n="105"/> der <app>
<lem>andern Seite,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">andern, nicht weniger Beispiele</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> von erleuchteter, reiner Frömmigkeit, von der Macht der Religion über
die Schwäche des Herzens, und über die Stärke der Leidenschaften, in <app>
<lem>mancherley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mancherlei</rdg>
</app> Lagen und Gestalten <app>
<lem>vor;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vor,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">auf;</rdg>
</app> und einem aufmerksamen Beobachter, der zugleich das von den
wirklichen Handlungen und ihren durchschimmernden Triebfedern zu scheiden
versteht, was <app>
<lem>Parteylichkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheylichkeit</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteilichkeit</rdg>
</app> Gutes oder Böses <app>
<lem>hinzu gedichtet</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hinzugedichtet</rdg>
</app> hat, <app>
<lem>einem solchen kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann</rdg>
</app> es selten schwer fallen, zu entdecken, woraus <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
</app> Arten von Handlungen entsprungen sind, wodurch sie Nahrung bekommen,
was für wohlthätige oder schädliche Wirkungen sie hervorgebracht haben. Wie
viel Gewinn <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app> also die <pb edRef="#b" n="120"/>
<hi>christliche <index indexName="subjects-index">
<term>Sittenlehre</term>
</index>Sittenlehre</hi> aus der Kirchengeschichte <app>
<lem>ziehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ziehen</rdg>
</app>, da diese Geschichte so viele Belege enthält, die den Inhalt dieser
Sittenlehre bewähren, an<pb edRef="#a" n="405"/>schaulich darstellen, und
eine so reiche Quelle feiner Beobachtungen über das menschliche Herz oder
genauerer Bestimmungen der Sittenlehre eröffnen!</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_92_1">
<label>Geschichte […] die beste Schule der Weisheit und Tugend</label>
<p>Wie etwa die <hi>Beyspiele der Weisheit und Tugend aus der
Geschichte</hi> (1777/1780) Jakob Friedrich Feddersens (1736–1788)
zeigen, ist die pragmatische (vgl. I § 225) Auffassung,
<hi>Geschichte</hi> sei eine Schule der Weisheit und Tugend,
durchaus gängig und hat zu einschlägigen Sammlungen geführt. In seinem
über die Auflagen hinweg auch unter anderen Titeln erschienenen
<hi>Ausführliche[n] Lehrgebäude der Religion</hi> (1787) bezeichnet
Carl Friedrich Bahrdt die <hi>Erfahrung</hi> als Schule der Weisheit und
Tugend, die jedoch immer auch mit der Geschichte zu verbinden sei (vgl.
aaO 323f.). Diese Behauptung einer solchen Verbindung findet sich auch
in der <hi>Anweisung</hi> (vgl. II § 96).</p></note>
</div>
<div n="93" type="section" id="section_2_93">
<head><app>
<lem>93</lem>
<rdg wit="#a" type="v">380</rdg>
</app>.</head>
<p>Die sogenannte <hi>symbolische Theologie</hi>, wenn sie ihrem Namen treu <app>
<lem>bleibet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bleibt</rdg>
</app>, und nicht in das Gebiet der Dogmatik und Polemik schweift, ist
selbst nichts anders als ein Theil der Kirchengeschichte, man mag auf die <app>
<lem>Geschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Geschichte</hi></rdg>
</app> der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Symbolen</term>
</index>Symbolen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Symbolen</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>symbolischen Bücher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>symbolischen Bücher</hi></rdg>
</app>, oder auf die <app>
<lem>Geschichte der</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Geschichte der</hi></rdg>
</app> darin vorkommenden <app>
<lem>Lehren und Vorstellungen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Lehren und Vorstellungen</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>davon</lem>
<rdg wit="#a" type="v">darüber</rdg>
</app> sehen, die sowohl selbst, als die Nothwendigkeit, sie zu behaupten,
zu vertheidigen oder zu widerlegen, schlechterdings ohne christliche
Kirchengeschichte nicht verstanden werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="94" type="section" id="section_2_94">
<head><pb edRef="#c" n="106"/>
<app>
<lem>94</lem>
<rdg wit="#a" type="v">381</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Diejenigen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Und diejenige</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">Weniger scheinen diejenigen</rdg>
</app> Wissenschaften, <app>
<lem>die nun eigentlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">welche</rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Amtsführung</term>
</index><hi>Amtsführung des <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Predigers</hi><app>
<lem>, und was dazu gehört,</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> betreffen, <app>
<lem>scheinen zwar</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> die Kenntniß der <app>
<lem>Kirchengeschichte in dem Grade, wie die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte, als der</rdg>
</app> bisher <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app>
<app>
<lem>Wissenschaften, nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Theile der Theologie,</rdg>
</app> zu erfordern. Denn – die Kenntniß der geistlichen Rechte abgerechnet, <app>
<lem>wobey freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wobei freilich</rdg>
</app> diese Geschichte unentbehrlich bleibt, die aber zur Theologie
eigentlich nicht gehört – so <app>
<lem>nützlich es seyn würde</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">würde es zwar nützlich seyn</rdg>
</app>, auch <pb edRef="#b" n="121"/> in <index indexName="subjects-index">
<term>Predigten</term>
</index>Predigten und <index indexName="subjects-index">
<term>Katechisationen</term>
</index>Katechisationen den Vortrag durch wohlgewählte <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiele</term>
</index>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> aus der christlichen Geschichte anschaulicher und eindrücklicher zu
ma<pb edRef="#a" n="406"/>chen, <app>
<lem>und so sehr auch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wie denn auch sehr</rdg>
</app> zu wünschen wäre, daß selbst dem gemeinen Christen und den Kindern
recht frühzeitig <app>
<lem>möchte</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> ein <app>
<lem>Begrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriff</rdg>
</app> von dem für sie lehrreichen Inhalt der <app>
<lem>Kirchen-</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Kirchen,</rdg>
</app> sonderlich der <index indexName="subjects-index">
<term>Reformations-Geschichte</term>
</index>Reformations- und übrigen Geschichte ihrer Kirche, <app>
<lem>beygebracht werden: so</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beigebracht werden möchte. Es</rdg>
</app> sind <app>
<lem>doch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">jedoch</rdg>
</app> jene <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> nur unzusammenhängende Bruchstücke, die man, auch ohne eigentliches
Studieren der Kirchengeschichte, sich bekannt machen <app>
<lem><app>
<lem>könnte;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">könnte, und</rdg>
</app> es gehörte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könnte. Ueberdieß gehört</rdg>
</app> viel <app>
<lem>Vorsichtigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vorsicht</rdg>
</app> und weise Wahl dazu, um nicht den Vortrag, der für die Religion
bestimmt ist, mit <index indexName="subjects-index">
<term>Nebensachen</term>
</index>Nebensachen, oder gar solchen Dingen anzufüllen, die für <app>
<lem>solche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">viele</rdg>
</app> Zuhörer unnütz, vielleicht selbst, wegen des zu leichten
Mißverstandes, schädlich werden <app>
<lem>könnten; und das</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">könnten. Das</rdg>
</app> wirklich für sie Nützliche könnte ihnen <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">auch</rdg>
</app> anderwärts wohl bequemer und vollständiger, als <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gottesdienst selbst, <app>
<lem>beygebracht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigebracht</rdg>
</app> werden. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Allein der eigentlichste und wesentliche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Aber es giebt dennoch einen andern sehr
wesentlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
</app> der Prediger aus der Kirchengeschichte ziehen <app>
<lem>müßte, wäre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann –</rdg>
</app> die so unentbehrliche Klugheit <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Mittheilung der Religion und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> seinem ganzen Betragen, ja überhaupt die <hi>Bildung seines
ganzen</hi>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Character</term>
</index><hi>Characters</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Charakters</hi></rdg>
</app> dadurch, die doch überall das Wichtigste ist, wornach er zu trachten
hat, und die so <pb edRef="#c" n="107"/> sehr durch das rechte Studieren der
Kirchengeschichte <app>
<lem>geschehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kann</rdg>
</app>. – Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gefördert werden kann. – Dieß</rdg>
</app> führt uns auf den <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zweiten (§. <ref target="#section_2_84">84.</ref>)</rdg>
</app> höchst wichtigen Vortheil, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
</app> der <app>
<lem>auf diese Wissenschaft</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hierauf</rdg>
</app> gewendete <app>
<lem>Fleiß <app>
<lem>giebt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">giebt.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_84">84.</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_84">371.</ref>)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Fleiß, wenn er nur rechter Art ist, und nicht
ein bloßes Gedächtnißwerk bleibt, unfehlbar gewähren wird.</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="95" type="section" id="section_2_95">
<head><pb edRef="#a" n="407"/>
<pb edRef="#b" n="122"/>
<app>
<lem>95</lem>
<rdg wit="#a" type="v">382</rdg>
</app>.</head>
<p>Man muß sich sehr wenig auf die rechte Schätzung des Werths der Dinge
verstehen, wenn man sich einbilden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">kann</rdg>
</app>, die Hauptsache, oder gar Alles, komme <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der Religion auf das an, <hi>was er Andern wieder
vortrage</hi>; dies müsse er eigentlich und vornehmlich, und nächstdem
die <index indexName="subjects-index">
<term>Kunst</term>
</index>Kunst lernen, es deutlich und lebhaft <app>
<lem>vorzutragen. Dieser Vortrag</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Andern mitzutheilen. Der <hi>Vortrag</hi></rdg>
</app> ist doch nur ein Theil seines Berufs; <app>
<lem>dazu</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">für manche Arten desselben und manche
Gemeinden</rdg>
</app> bedürfte es nicht einmal <app>
<lem><hi>gelernter</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">studierter</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger; es bedürfte nur einiger <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app> Gaben, eines <app>
<lem>mittelmäßigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesunden</rdg>
</app> schlichten Menschenverstandes, eines guten Gedächtnisses, des
fleißigen Lesens guter, der <app>
<lem>Classe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Klasse</rdg>
</app> der Zuhörer, vor welcher man reden soll, angemessener Predigten, oder <app>
<lem>einer kleinen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">einiger</rdg>
</app> Aufmerksamkeit auf die Manier beliebter Prediger im <app>
<lem>Vortrage:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vortrage,</rdg>
</app> so <app>
<lem>wäre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könnte</rdg>
</app> ein solcher <app>
<lem>Prediger fertig</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Geistlicher immer schon recht viel Nutzen
stiften</rdg>
</app>. Wenn aber das übrige schlechte, oder wenigstens gleichgültige oder
unvorsichtige Betragen des Predigers das Gute, so etwa durch Predigten
gestiftet werden könnte, verhindert, oder wieder zerstört, oder doch
schwächt; wenn die Kraft des ganzen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Beyspiel</term>
</index>Beyspiels</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiels</rdg>
</app> weit mehr wirkt als alles Predigen, und diesem erst den rechten
Nachdruck giebt; wenn der Prediger durch sein ganzes Benehmen zum Guten
wirksam, wahrer Vater und Seelsorger der ihm Anvertraueten seyn soll; wenn
er so nicht reden und handeln <pb edRef="#c" n="108"/>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, ohne <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> innige Ueberzeugung von dem, was er empfehlen, ohne <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigene</rdg>
</app> herzliche Gesinnung und Liebe, die er dagegen <app>
<lem>einflößen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einflössen</rdg>
</app> will, ohne <pb edRef="#a" n="408"/>
<pb edRef="#b" n="123"/> wahrhaftige Weisheit in der Wahl und in der <app>
<lem>Art</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Art,</rdg>
</app> wie er redet und handelt: so möchte doch wohl auf seine <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">eigene <hi>ganze</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index><hi>Bildung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bildung</rdg>
</app> weit mehr ankommen, als auf seinen <app>
<lem><hi>Vortrag</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vortrag</rdg>
</app>, der ohnehin <app>
<lem>nach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mit</rdg>
</app> jener <app>
<lem>gestimmt werden wird</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">in einem genauern Zusammenhange steht</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="96" type="section" id="section_2_96">
<head><app>
<lem>96</lem>
<rdg wit="#a" type="v">383</rdg>
</app>.</head>
<p>Eben diese <app>
<lem>eigne <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>vollendete Bildung</hi> des ganzen
Menschen</rdg>
</app> ists, die durch das rechte Studieren der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte, mehr als durch irgend etwas
Anderes,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte in</rdg>
</app> so <app>
<lem>sehr</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hohem Grade</rdg>
</app> befördert werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Denn sie zeigt <app>
<lem>eigentlich</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ja in einem lebendigen Bilde</rdg>
</app> das Schicksal und die Wirkungen der <hi>Religion</hi>, nach den <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Umständen der Menschen und dem <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Gebrauch, den sie davon <app>
<lem>machten; und, wenn</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">machten. Kann</rdg>
</app> man gleich diese Wirkungen auch aus Beobachtungen seiner selbst und
Anderer, mit denen wir leben, lernen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>: so zeigt uns doch die Kirchengeschichte eine viel <app>
<lem>größere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössere</rdg>
</app> Verschiedenheit der Menschen, <app>
<lem>ein</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eine</rdg>
</app> viel <app>
<lem>mannichfaltigeres moralisches Verhalten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">größere Mannigfaltigkeit des moralischen
Verhaltens</rdg>
</app> derselben, viel mehr <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Umstände, in die sie, in Absicht auf die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion, kommen können, und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_96_1"/>ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer
sehr eingeschränkten <index indexName="subjects-index">
<term>Erfahrung</term>
</index>Erfahrung abgeht. – Sie bildet und befestigt 1) unsre eigne <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Ueberzeugung</term>
</index><hi>Ueberzeugung</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ueberzeugung</rdg>
</app> vom Christenthum <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> durch die Vorstellung des Fortgangs, der wunderbaren Erhaltung und
Entwickelung der wahren Religion unter so <app>
<lem>mancherley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mancherlei</rdg>
</app> Hindernissen und Angriffen, und ihrer für <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Menschen und die ganze Gesellschaft so heilsamen Wirkungen; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> durch die ausgezeichnetsten Spuren der göttlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app>, <pb edRef="#a" n="409"/>
<pb edRef="#b" n="124"/> die so sehr für <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a" type="v">seine</rdg>
</app> Erkenntniß <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Gottseligkeit</term>
</index>Gottseligkeit einnehmen, <pb edRef="#c" n="109"/> so sehr das
Vertrauen auf ihn auch unter den mißlichsten Umständen, nebst dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_96_2"/>Muth, Gutes zu thun,
und nicht müde zu werden, stärken; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> durch die so deutlichen Anzeigen des Unterschieds zwischen dem <app>
<lem>ächten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">echten</rdg>
</app> und daher unveränderlich bleibenden Christenthum, und zwischen den
falschen Zusätzen oder nicht <app>
<lem>allgemein</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allgemeinen</rdg>
</app> nothwendigen Vorstellungen davon; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> durch die ganz besondere Fürsorge Gottes für <hi>die</hi> besondere
Lehre und <hi>die</hi> besondere Kirche, zu der wir uns bekennen, durch die,
im Ganzen genommen, <app>
<lem>geringre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geringere</rdg>
</app> Mängel derselben, oder durch mehrere <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gewissensfreyheit</term>
</index>Gewissensfreyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gewissensfreiheit</rdg>
</app>, <app>
<lem>sichrere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sichere</rdg>
</app> Grundsätze und <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit überhaupt, die sie uns gewährt.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_96_1">
<label>ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer sehr eingeschränkten
Erfahrung abgeht</label>
<p>Vgl. II § 92.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_96_2">
<label>Muth, Gutes zu thun, und nicht müde zu werden</label>
<p>Vgl. Gal 6,9.</p></note>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_97-108">
<div n="97" type="section" id="section_2_97">
<head><app>
<lem>97</lem>
<rdg wit="#a" type="v">384</rdg>
</app>.</head>
<p>Durch diese einleuchtende Darstellung der wunderbaren und allezeit herrlichen
Wege Gottes sowohl, als durch so viele <app>
<lem>gute</lem>
<rdg wit="#a" type="v">guten</rdg>
</app> und <app>
<lem>böse</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bösen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Beyspiele,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> und des ganzen Ganges, den das <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg type="v" wit="#c">verschiedene</rdg>
</app> Betragen der Menschen genommen hat, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> sie 2) sehr die ganze gute <index indexName="subjects-index">
<term>Gesinnung</term>
</index>Gesinnung des <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehrer</term>
</index>Religionslehrers bilden. Welche Achtung gegen Wahrheit und Gewissen,
welche Zufriedenheit mit Gott <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> so mannichfaltigen <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen vom Christenthum, die auf so <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Wegen doch alle zu <app>
<lem>Einem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einem</rdg>
</app> Hauptzweck führen, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> oft so sehr gegen einander laufenden Mitteln, die doch alle zu
Beförderung der Absichten Gottes mitwirken müssen; welche Werthschätzung der
<pb edRef="#a" n="410"/>
<pb edRef="#b" n="125"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft, der heiligen Schrift, der eignen Untersuchung, nützlicher
Wissenschaften und guter Anstalten; welche Ueberzeugung von dem <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Umfang von Kenntnissen und Eigenschaften und ihrer Nothwendigkeit, um
ganz dem Beruf eines <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers der Religion, nach den <index indexName="subjects-index">
<term>Bedürfnisse</term>
</index>Bedürfnissen seiner Zeit und seiner <app>
<lem>Zuhörer,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Zu<pb edRef="#c" n="110"/>hörer</rdg>
</app> ein Genüge zu <app>
<lem>thun,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">thun;</rdg>
</app> und welchen regen Trieb <app>
<lem>darnach;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">darnach,</rdg>
</app> welche Standhaftigkeit gegen diejenigen, die dieses Gute stören
wollen, und welche Geduld, Mitleiden, Billigkeit gegen Irrende, oder die so
von uns verschieden denken; welche Achtung und Liebe gegen unsern <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">eignen,</rdg>
</app> so weit und <app>
<lem>mannichfaltig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mannigfaltig</rdg>
</app> zum Besten der Menschen wirkenden <index indexName="subjects-index">
<term>Beruf</term>
</index>Beruf; wie viel Selbsterkenntniß und Ermunterung zu allen Tugenden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> dieses Studium wirken, wenn man, durch fleißige Beobachtung dieser
Vorgänge in der Kirchengeschichte und ihrer Ursachen und Folgen, sie sich zu
einer lehrreichen Schule der Bildung unsers eignen Herzens macht!</p>
</div>
<div n="98" type="section" id="section_2_98">
<head><app>
<lem>98</lem>
<rdg wit="#a" type="v">385</rdg>
</app>.</head>
<p>Wie viel dieses Studium 3) zur Beförderung der wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Klugheit</term>
</index>Klugheit eines <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers der Religion <app>
<lem>beytrage</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beitrage</rdg>
</app>, können <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> folgende Bemerkungen lehren. – Der <app>
<lem>vernachläßigte</lem>
<rdg type="v" wit="#c">vernachlässigte</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied zwischen <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthum und <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theologie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Unterricht des Volks thut unsäglichen Schaden; die
einleuchtendsten Beweise davon stellt die Kirchengeschichte fast <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_1"/>arianischen, nestorianischen, monophysitischen und andern) <pb edRef="#a" n="411"/>
<pb edRef="#b" n="126"/> Streitigkeiten auf, an welchen selbst das Volk
Theil <app>
<lem>nahm,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nahm;</rdg>
</app> und sie zeigt auch, welche Lehren von jeher unter den Christen und
unbestritten gewesen, welche hingegen erst nach und nach entstanden, oder
nie auf einstimmige Art von allen behauptet worden sind. – Nichts ist dem
immer mehrern Wachsthum des Guten in der Kirche nachtheiliger, als die zu
hohen Begriffe von gewissen <index indexName="subjects-index">
<term>Heilige</term>
</index>Heiligen, angesehenen Lehrern, Anstalten, und der Untrüglichkeit der
Kirche, so wie die Furcht vor der Gefahr, die aus <app>
<lem>allem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Allem</rdg>
</app>, was <app>
<lem>neu</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>neu</hi></rdg>
</app> scheint, <app>
<lem>entsteht; dies</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entsteht. Dies</rdg>
</app> verhindert alle weitere und eigne <pb edRef="#c" n="111"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Untersuchung</term>
</index>Untersuchung, und giebt selbst Mängeln und Ausschweifungen ein
unverletzliches Ansehn. Nichts ist<app>
<lem>, auf der andern Seite,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> der Erhaltung des wahrhaftig Guten, der Festigkeit der Grundsätze,
und der gemeinschaftlichen Liebe gefährlicher, als das unzeitige und
unvorsichtige <index indexName="subjects-index">
<term>Reformiren</term>
</index>Reformiren; nichts empört so sehr auch gegen gute neue Anstalten und
Untersuchungen, als die <app>
<lem>unterlaßne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unterlassene</rdg>
</app> Schonung, die man dem Gewissen, der <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app> der Menschen, und nützlichen, wenigstens unschädlichen, Vorurtheilen
oder Dingen schuldig ist, an welche ein Theil von Menschen einmal seine
Ueberzeugung von wichtigen Wahrheiten, seine Gemüthsruhe, oder seine Andacht
und die Ausübung seiner Pflichten geknüpft hat. – Die Einigkeit in <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen über <index indexName="subjects-index">
<term>Religionssachen</term>
</index>Religionssachen, in wie fern, und durch welche Mittel und unter
welchen Umständen sie könne hervorgebracht werden, oder nicht, und was aus
solchen Versuchen für Folgen <app>
<lem>entstehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstehen</rdg>
</app>? was <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="412"/> alle diese Fragen besser <pb edRef="#b" n="127"/>
beantworten, als die <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der Conföderationen, der öffentlichen Religionsgespräche,
der Glaubens- und Vereinigungsformeln? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> was mehr die nöthige Vorsichtigkeit, auch in Einführung und <app>
<lem>Aendrung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Aenderung</rdg>
</app> bloß <app>
<lem>äusserlicher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlicher</rdg>
</app> Anstalten und der <index indexName="subjects-index">
<term>Nebendinge</term>
</index>Nebendinge in der Religion, lehren? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note2">**)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> was aufmerksamer auf Erhaltung der <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app>, selbst in gleichgültigen Dingen? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note3">***)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> was billiger in Beurtheilung hartnäckig- oder zu <app>
<lem>nachgiebigscheinender</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nachigiebig-scheinender</rdg>
</app> Dissentienten? <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note4">†)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app> was geneigter in Schätzung jedes Guten in seiner Art <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note5">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_98_note5"><hi rend="superscript">5</hi>)</ref></rdg>
</app> machen <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>,</rdg>
</app> als die Geschichte solcher Personen oder Unternehmungen? – Kurz, es
giebt keine lehrreichere Schule zur <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung kluger und <app>
<lem>bescheidner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bescheidener</rdg>
</app> Lehrer der Religion, als die Kirchengeschichte, und immer haben sich
in dieser Absicht diejenigen durch wahre <pb edRef="#c" n="112"/> Klugheit,
und in dem Maaß ausgezeichnet, welche und in welchem Maaß sie mit Fleiß und <app>
<lem>unbefangnem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unbefangenem</rdg>
</app> Gemüth diese Geschichte studiert hatten.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_98_note1" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_2"/>Omousianer, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_3"/>Eusebianer und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_4"/>Anomöer; der Vertheidiger und Gegner der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_5"/>chalcedonischen Kirchenversammlung; der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_6"/>Streitigkeiten über
den <index indexName="classics-index">
<term><persName>Origenes</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5jq">Origenes</persName> und über die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_7"/><app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app> Kapitel <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> – der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_8"/>Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der letztern
unter einander; der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_9"/>wittenbergischen Concordie, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_10"/>kryptocalvinistischen Händel, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_11"/>sendomirischen
Vereins, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_12"/>Concordienformel, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_13"/>jansenistischen Streitigkeiten <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></note>
<note n="2" id="noe_2_2_98_note2" place="end"><app>
<lem>**)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_14"/>Feyer des Pascha unter den ersten Christen, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_15"/><app>
<lem><foreign lang="grc">Τριςαγιον</foreign></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><foreign lang="grc">Τρισαγιον</foreign></rdg>
</app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_16"/>Streitigkeiten <pb edRef="#a" n="413"/> über <pb edRef="#b" n="128"/>
Verehrung der Bilder, über den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_17"/>Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten <app>
<lem>Brodts</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brods</rdg>
</app> im heiligen Abendmahl <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app></note>
<note n="3" id="noe_2_2_98_note3" place="end"><app>
<lem>***)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_18"/>Geschichte der <app>
<lem>päbstlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">päpstlichen</rdg>
</app> Obergewalt, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_19"/>eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den <app>
<lem>Päbsten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpsten</rdg>
</app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_20"/>falschen
Decretalien, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_21"/>Eingriffe der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> in die <app>
<lem>bischöfliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bischöflichen</rdg>
</app> Rechte, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_22"/>Immunitäten und Privilegien der Bettelorden, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_23"/>Benehmens der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen die <app>
<lem>Hussiten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hußiten</rdg>
</app>, wie des zu <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_24"/>Trident gegen die Protestanten, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_25"/>Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu
unterdrücken, und evangelische Landesherren zu Proselyten zu <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">machen</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice></note>
<note n="4" id="noe_2_2_98_note4" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_26"/>Geschichte der
pelagianischen Streitigkeiten und der aus dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_27"/>Interim entstandenen
Händel.</note>
<note n="5" id="noe_2_2_98_note5" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">5)</rdg>
</app> Geschichte der <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen Mängeln, <app>
<lem>Fehlern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fehlern,</rdg>
</app> und <app>
<lem>Irrthümern</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Irrthü-</sic>
<corr type="editorial">Irrthümern</corr>
</choice></rdg>
</app> sehr mächtig und heilsam auf Verbesserung der Kirche wirkenden <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_28"/>Priscillianisten,
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_29"/>Paulicianer,
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_30"/>Henrichianer,
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_31"/>Waldenser, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_32"/>böhmischen <app>
<lem>Brüder,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brüder</rdg>
</app> und sogenannten <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_98_33"/>Pietisten. Vergleichung zwischen <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luther</persName>, <index indexName="persons-index">
<term>Melanchthon, Philipp</term>
</index><persName ref="textgrid:24h48">Melanchthon</persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Erasmus, Desiderius</term>
</index><persName ref="textgrid:24h47">Erasmus</persName>. Vergleichung der
sich einander <app>
<lem>balanzirenden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">balancirenden</rdg>
</app> Gewalt der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> und Geistlichkeit auf einer, und der Landesherren und des befehdenden
Adels, auch zum Theil der Bischöfe, auf der andern Seite.</note>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><pb edRef="#c" n="113"/>
<choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Zu dem, was von dem Verfasser über die große Wichtigkeit
kirchenhistorischer Kenntnisse, auch namentlich für den praktischen
Religionslehrer, gesagt ist, kann man hinzusetzen, daß für den Mann,
der in seiner theologischen Bildung und seinen Studien
fortschreitet, kaum ein Studium bis in die spätesten Jahre so viel
Interesse behalten kann, als Geschichte überhaupt und
Religionsgeschichte insonderheit. Wenn so manche andere Studien, je
länger man sie besonders als <hi>praktische Arbeiten</hi> betreibt,
immer weniger befriedigen, weil man einsieht, daß man entweder nicht
merklich weiter darin kommt, oder wenigen Gebrauch davon im Leben
und in seiner amtlichen Wirksamkeit machen kann; wenn die Grübeleien
der höhern Philosophie, der theologischen Metaphysik oder Dogmatik,
der höhern und niedern Kritik, nach und nach ermüden und wenigstens
dem Gemüth keinen Genuß gewähren, so liefert dagegen die Geschichte
einen immer neuen, und je mehr man ins Einzelne geht, immer
anziehendern Stoff für das Nachdenken, und afficirt das Gefühl auf
die verschiedenartigste Weise. Wer mit offenen Augen vor dem großen
Drama der Geschichte steht – wer könnte <hi>da</hi> ermüden? – Wie
viel Lehre, wie viel Trost der denkende <index indexName="subjects-index">
<term>Prediger</term>
</index>Prediger, namentlich aus der Geschichte der Kirche <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesu</persName> schöpfen, wie
er seinen sinkenden Muth durch sie beleben, wie er sich in den
drückendsten Zeiten an dem Bilde derer, die das <hi>Bessere</hi>
gefunden und erwählt hatten, erquicken, mit welcher Beschämung er
von der Betrachtung derer, die unter unendlichen Schwierigkeiten
lange <hi>vor</hi> uns, <hi>für</hi> uns gearbeitet haben,
zurückkommen werde, das ist schon oben berührt, kann aber nicht oft
genug wiederholt werden. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_1">
<label>arianischen, nestorianischen, monophysitischen</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_2">
<label>Omousianer</label>
<p>Die christologische Position der Homousianer, nach der Vater und Sohn
wesens<hi>gleich</hi> (<foreign lang="grc">ὁμοούσιος</foreign>)
sind, wurde gegen den Arianismus auf dem Konzil von Nicäa (325) fixiert
(<hi>Nicänum</hi>) und auf den Konzilien von Konstantinopel (381)
und Chalcedon (451) bestätigt (<hi>Nicäno-Constantinopolitanum</hi> bzw.
<hi>Chalcedonense</hi>) (vgl. I § 63).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_3">
<label>Eusebianer</label>
<p>Der zu Arius (vgl. I § 63) tendierende Bischof Eusebius von Nikomedien
(gest. 341), später Bischof von Konstantinopel, wurde nach dem Konzil
von Nicäa (325) nach Gallien exiliert, aber bereits 328 wieder in sein
Bistum eingesetzt. Eusebius, der gute Verbindungen zu Kaiser Konstantin
und seiner Familie hatte und diesen 337 kurz vor seinem Tod taufte,
konnte erwirken, dass auch Arius zurückgerufen, dessen entschiedener
Gegner Eustathius von Antiochien (gest. Mitte d. 4. Jh.s) abgesetzt und
Athanasius von Alexandrien gleich zweimal ins Exil gezwungen wurde. Im
nach dem Tod Konstantins und der gescheiterten Synode von Serdica (342)
religionspolitisch weiter aufgeladenen 4. Jh. vertraten Eusebius und
seine Anhänger einen gemäßigten Arianismus, der sich v.a. im Osten des
Reiches ausbreiten konnte und die in Nicäa fixierte Wesensgleichheit der
göttlichen Personen bestritt. Laut der von Semler herausgegebenen
Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) verdankt sich
der Name der Eusebianer jedoch auch Eusebius von Caesarea (ca.
260–339).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_4">
<label>Anomöer</label>
<p>Anders als die arianischen Homöusianer (vgl. I § 63) vertraten die
gelegentlich auch als radikale Arianer bezeichneten Anhomöer
christologisch die Auffassung, der Sohn sei dem Vater in allem unähnlich
(<foreign lang="grc">ἀνόμοιος</foreign>). Bisweilen wurden die
Anhomöer nach ihren führenden Persönlichkeiten Aetius von Antiochien
(gest. ca. 367), seinem Schüler Eunomius (gest. ca. 395) oder Acacius
von Caesarea (gest. 365) auch <hi>Aetianer, Eunomianer</hi> oder
<hi>Acacianer</hi> genannt, wobei Letztere nach der von Semler
herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c)
gemäßigtere Positionen vertraten und aufgrund ihrer Zugeständnisse an
homöische Auffassungen auch als arianische Mittelpartei bezeichnet
wurden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_5">
<label>chalcedonischen Kirchenversammlung</label>
<p>Gegen die Monophysiten wurde auf dem Konzil von Chalcedon (451) endgültig
die Zwei-Naturen-Lehre fixiert (vgl. I § 63) und zugleich die Position
der Homousianer bestätigt (s.o.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_6">
<label>Streitigkeiten über den Origenes</label>
<p>Obgleich einige der Lehren Origenes' bereits zu Lebzeiten umstritten
waren, werden als origenistische Streitigkeiten im engeren Sinne die im
4. Jh. unter ägyptischen Mönchen entstandenen Auseinandersetzungen
zwischen Origenisten (Subordinatianismus) und den sog. Anthropomorphiten
verstanden, die einen Gott in menschlicher Gestalt und mit materiellem
Körper annahmen. Zu nennen sind Epiphanius von Salamis (ca. 315–403) und
dessen Widersacher Johannes von Jerusalem (gest. 417). Im weiteren
Verlauf schlug sich Bischof Theophilus von Alexandrien (gest. 412), der
zunächst eine vermittelnde Position einnahm, aus politischen Gründen auf
die Seite der Anthropomorphiten und bedrohte die Origenisten mit dem
Bann. Im Zuge einer dadurch ausgelösten Verfolgungswelle flohen einige
origenistische Mönche nach Konstantinopel. Als ihnen der bedeutende
Bischof Johannes Chrysostomus hier Asyl gewährte, wurde auch er
angeklagt und nach langwierigen Auseinandersetzungen verbannt.
Allerdings scheinen diese Vorgänge die allgemeinen Sympathien für den
Origenismus verstärkt zu haben, der fortan geduldet wurde. Im 6. Jh.
reagierte Kaiser Justinian (482–565) auf erneut auftretende
Auseinandersetzungen um Origenes, indem er auf dem Zweiten Konzil von
Konstantinopel (553), das ursprünglich wegen des Drei-Kapitel-Streites
(s.u.) einberufen worden war, mehrere als unorthodox eingestufte
Lehrsätze des Origenes verurteilen ließ und die Zustimmung aller
Bischöfe des Reiches erhielt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_7">
<label>drey Kapitel</label>
<p>Die auf dem Konzil von Chalcedon (451) als orthodox fixierte
Zwei-Naturen-Lehre hatte eine Integration des Monophysitismus
aussichtslos werden lassen (vgl. I § 63). In seinem Bemühen um die
Wiederherstellung der Kircheneinheit versuchte Kaiser Justinian
(482–565), die auf dem Konzil von Ephesus (431) übereinstimmend
abgelehnten Nestorianer (vgl. I § 63) als gemeinsamen Gegner in Stellung
zu bringen. Per Edikt verurteilte Justinian Schriften des Ibas von
Edessa (gest. 457), des Theodoret von Cyrus (gest. ca. 466) und v.a. des
Theodor von Mopsuestia (ca. 350–428), die als die <hi>drei Kapitel</hi>
bezeichnet werden, als nestorianisierend. Während die Bischöfe im Osten
widerwillig zustimmten, erhob sich auf Seiten des Westens Widerstand,
der sich zu einem jahrelangen Machtkampf zwischen Justinian und Papst
Vigilius (gest. 555) ausweitete. Auf dem zur Klärung einberufenen
Zweiten Konzil von Konstantinopel (553), auf dem aus aktuellem Anlass
auch die noch immer anhaltenden origenistischen Streitigkeiten
verhandelt wurden (s.o.), konnte sich Justinian schließlich durchsetzen
und eine offizielle Verurteilung der drei Kapitel erreichen. Im Westen
folgte man diesem Beschluss teils widerwillig, teils gar nicht (Schisma
von Aquileia), die kirchliche Einheit mit den Monophysiten kam nicht
mehr zustande.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_8">
<label>Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der
letztern unter einander</label>
<p>Aus den den reformatorischen Loslösungs- und Konsolidierungsprozess
begleitenden Religionsgesprächen zwischen Katholiken und Protestanten im
16. Jh. seien das Nürnberger Religionsgespräch (1525), die Abfolge der
Hagenauer (1540), Wormser (1540/41) und Regensburger (1541)
Religionsgespräche, die erneuten Religionsgespräche zu Regensburg (1546)
und Worms (1557) sowie im 17. Jh. das Thorner Religionsgespräch (1645)
hervorgehoben. Zu den in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennenden
Disputationen zählen insbesondere die Heidelberger (1518) und die
Leipziger (1519) Disputation sowie im Schweizer Raum die Zürcher
Disputationen (1523–1524) und die Disputationen zu Bern (1528) und Genf
(1535). Innerprotestantisch ist z.B. das auch in der <hi>Anweisung</hi>
genannte Marburger Religionsgespräch (vgl. II § 113) zu nennen, zudem
sind etwa auch die Wittenberger Konkordie (s.u.) oder der <hi>Consensus
Sandomiriensis</hi> (s.u.) das Ergebnis von
Religionsgesprächen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_9">
<label>wittenbergischen Concordie</label>
<p>Die v.a. durch das Engagement des Straßburger Reformators Martin Bucer
(1491–1551) zustande gekommene und in ihrer Textgestalt im Wesentlichen
auf Melanchthon zurückgehende <hi>Wittenberger Konkordie</hi>
(<hi>Formula Concordiae Lutheri et Buceri</hi>) des Jahres 1536 ist
das Ergebnis einer Verständigung der oberdeutschen und Wittenberger
Theologen v.a. in der Abendmahlsfrage (vgl. II § 83). Im Zuge der
Konsensverhandlungen änderte Melanchthon den betreffenden Artikel der
<hi>Confessio Augustana</hi> (vgl. II § 212). Dass man ihr in Basel,
Zürich und Bern letztlich nicht zustimmen wollte, beförderte in der
Folge die Verselbständigung der deutschen und der schweizerischen
Reformation (vgl. II § 212).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_10">
<label>kryptocalvinistischen Händel</label>
<p>Der sog. kryptocalvinistische Streit ist eine in der zweiten Hälfte des
16. Jh.s entstandene Auseinandersetzung um das lutherische
Abendmahlsverständnis. Lutheraner, die wie Melanchthon der Position
Zwinglis zuneigten (vgl. II § 83), wurden als Kryptocalvinisten
angefeindet, der kursächsische (vgl. II § 113) Kanzler Nikolaus Krell
(1550–1601) später sogar hingerichtet. Mit der <hi>Konkordienformel</hi>
sollte der Streit zwischen Philippisten und Gnesiolutheranern beigelegt
werden (vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_11">
<label>sendomirischen Vereins</label>
<p>Der auch als <hi>sendimirischer Vergleich</hi> bezeichnete <hi>Consensus
Sandomiriensis</hi> oder auch <hi>Sendomir(i)ensis</hi> ist ein 1570
im südpolnischen Sandomir (Sandomierz) zwischen den polnischen
Lutheranern, Reformierten und dem sich Mitte des 16. Jh.s
verselbständigenden polnischen Zweig der Böhmischen Brüder (s.u.)
formuliertes Übereinkommen, mit dem sich die teilnehmenden Parteien
gegenseitig ihrer Eigenständigkeit und Rechtgläubigkeit sowie der
gemeinsamen Abwehr gegenreformatorischer Angriffe versicherten. Im
Zentrum des <hi>Consensus</hi> standen die Ablehnung antitrinitarischer
Positionen und die Erörterung der Abendmahlslehre.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_12">
<label>Concordienformel</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_13">
<label>jansenistischen Streitigkeiten</label>
<p>Der auf Cornelius Jansens (1585–1638) posthum veröffentlichte Abhandlung
<hi>Augustinus</hi> (1640) zurückgehende Jansenismus lehrte unter
Berufung auf die Gnadenlehre des Kirchenvaters, dass die Erlösung
ausschließlich von der göttlichen Gnade abhängig und der Mensch ohne
eigene Einflussmöglichkeit sei. In Frankreich, ihrem
Hauptverbreitungsgebiet, wurden die Jansenisten schnell zu einer
kirchlichen Erneuerungsbewegung (Kloster Port-Royal), die auch die
gebildete Oberschicht (z.B. Blaise Pascal) anzusprechen vermochte.
Aufgrund ihrer Gnadenlehre gerieten die Jansenisten in Konflikt mit dem
Jesuitenorden (Molinismus). Die römisch-katholische Kirche reagierte bis
ins 18. Jh. hinein in mehreren Bullen, und auch der französische Staat
setzte den bereits unter Kardinal Richelieu (1585–1642) begonnenen
antijansenistischen Kurs grundsätzlich fort (Abriss des Klosters
Port-Royal im Jahre 1713). V.a. infolge der Bulle <hi>Unigenitus Dei
filius</hi> (vgl. II § 83), die auf jansenistischer, aber auch auf
gallikanischer Seite als unzulässige Einmischung des Papstes in
französische Angelegenheiten verstanden wurde, wurde der Jansenismus
zunehmend zum Politikum, eine Entwicklung, die nicht zuletzt in die
Aufhebung des Jesuitenordens (1773) mündete.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_14">
<label>Feyer des Pascha unter den ersten Christen</label>
<p>Gemeint ist das Verhältnis von Abendmahl und Pessachfest (vgl. II § 83),
aber auch die Frage nach dem Ostertermin, die etwa in der
Auseinandersetzung mit den Quartodezimanern (vgl. II § 128) von
Bedeutung war.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_15">
<label><foreign lang="grc">Τριςαγιον</foreign></label>
<p>Das <hi>Trishagion</hi> (d.h. dreimal heilig) gehört zu den ältesten
christlichen Hymnen (vgl. Jes 6,3; Offb 4,8) und ist ein zentraler
Bestandteil der orthodoxen Liturgie. In der katholischen Kirche zählt es
zu den Improperien am Karfreitag und ist auch in evangelischen
Gesangbüchern zu finden. Das Schluss‐Sigma (kein Stigma) in der
Wortmitte erklärt sich aus der Zusammensetzung des Begriffs aus τρίς und
ἅγιον. Verwiesen werden kann in diesem Zusammenhang auf die unter
Siegmund Jacob Baumgarten in Halle gehaltenene Disputation <hi>Historia
Trisagii</hi> (1744).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_16">
<label>Streitigkeiten über Verehrung der Bilder</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_17">
<label>Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten Brodts im heiligen
Abendmahl</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_18">
<label>Geschichte der päbstlichen Obergewalt</label>
<p>Gemeint ist zunächst der in den päpstlichen Reservatrechten
(<hi>reservationes papales</hi>) u.a. zum Ausdruck kommende Primat
oder Supremat des Papstes über die Bischöfe (Papalismus), der innerhalb
der Kirchengeschichte immer wieder in Frage gestellt wurde
(Episkopalismus bzw. Konziliarismus) und erst mit dem im Ersten
Vatikanischen Konzil (1870) festgestellten Lehr- und Jurisdiktionsprimat
des Papstes zur vollumfänglichen Durchsetzung kam. Neben den
innerkatholischen Entwicklungen ist die Frage nach der päpstlichen
Obergewalt zudem im Hinblick auf die Geschichte der Kirchentrennungen
(Großes Schisma, Reformation, Altkatholiken [vgl. II § 122]) relevant
und betrifft nicht zuletzt auch das Verhältnis des Papsttums zur
weltlichen Herrschaft (vgl. Investiturstreit, Suprematsakte und -eid
u.Ä.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_19">
<label>eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den Päbsten</label>
<p>Gemeint sind das Heilige Römische Reich und die römisch-deutschen Kaiser.
Die Krönung der Kaiser durch die Päpste geht auf Karl den Großen
(747–814) zurück, der im Jahr 800 von Papst Leo III. (795–816) in Rom
zum römischen Kaiser gekrönt wurde (<hi>translatio imperii</hi>). Als
letzter römisch-deutscher Kaiser wurde Karl V. (1500–1558) im Jahre 1530
von Papst Clemens VII. (1523–1534) in Bologna gekrönt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_20">
<label>falschen Decretalien</label>
<p>Gemeint ist etwa der sog. <hi>falsche</hi> oder <hi>Pseudo-Isidor</hi>
(vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_21">
<label>Eingriffe der Päbste in die bischöfliche Rechte</label>
<p>Zu den bischöflichen Rechten zählen neben allgemeinen Standes- und
Ehrenrechten (Tragen bischöflicher Insignien, Kleidung etc.) auch die
geistliche Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit innerhalb der Diözese sowie
dem Bischof qua Rang zukommende Vollmachten. Zu diesen zählen die
Priesterweihe, der Bau von Kirchen und Klöstern, die Kirchweihe, aber
etwa auch die Salbung von Königen, die Vergabe von Kirchenämtern und
Pfründen und das Einfordern von Abgaben.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_22">
<label>Immunitäten und Privilegien der Bettelorden</label>
<p>Die klassischen Bettel- oder Mendikantenorden (<hi>ordines
mendicantium</hi>) der Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten und
Augustiner-Eremiten entstanden im Zusammenhang der Armutsbewegung des
13. Jh.s und unterschieden sich neben dem Verzicht auf Besitz auch durch
das Fehlen der Organisation in Klöstern (<hi>stabilitas loci</hi>) von
älteren monastischen Formen. Aufgrund ihrer Lebenweise, aber auch durch
die im Wesentlichen in Predigt, Seelsorge und v.a. bei den Dominikanern
im Vorgehen gegen Häresien bestehenden Ziele ließen sich die Mitglieder
von Bettelorden v.a. in Städten nieder und wirkten hier auch an den
entstehenden Universitäten. Aus den kirchlichen Strukturen vor Ort
herausgenommen (<hi>exemtio</hi>) und mit zahlreichen Sonderrechten
ausgestattet kam es, wie es besonders eindrücklich der Pariser
Bettelorden- oder Mendikantenstreit (1252–1272) zeigt, schnell zu
Konkurrenzproblemen mit dem ansässigen Klerus bzw. weltgeistlichen
Professoren. Der Bettelordenstreit hatte sich v.a. an der Frage nach den
Beicht- und Seelsorge-, aber auch Lehrprivilegien entzündet, darüber
hinaus genossen die Bettelorden umfangreiche steuerliche
Privilegien.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_23">
<label>Benehmens der Päbste und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen
die Hussiten</label>
<p>Auf dem auch als Konzil von <hi>Costnitz</hi> bezeichneten Konstanzer
Konzil (1414–1418), auf dem durch das seit 1378 andauernde sog.
Abendländische Schisma mit Johannes XXIII. (Pisa), Benedikt XIII.
(Avignon) und Gregor XII. (Rom) gleich drei gewählte Päpste um das
höchste kirchliche Amt konkurrierten, wurden 1415 Jan Hus und im
folgenden Jahr auch sein Mitstreiter Hieronymus von Prag verurteilt und
verbrannt (vgl. II § 83). Das von Papst Martin V. (1417–1431)
einberufene, nach dessen Tod jedoch unter Eugen IV. (1431–1447)
eröffnete Basler Konzil (1431–1449) sollte wie schon das Konzil zu
Konstanz zu einem bedeutenden Beispiel für den Konziliarismus werden.
Die in unterschiedliche Lager zerfallenen Hussiten, die unter dem
Eindruck der von Martin V. erlassenen <hi>Kreuzzugsbulle</hi> (1420) und
den sich anschließenden Hussitenkriegen zunehmend auch militärischen
Widerstand leisteten, hatten mit den <hi>Prager Artikeln</hi> (1420)
zentrale Anliegen formuliert, die zur Grundlage der Verhandlungen auf
dem Basler Konzil wurden und ihren Abschluss in den <hi>Prager
Kompaktaten</hi> (1433) fanden. Auch wenn die Forderungen der
<hi>Prager Artikel</hi> nicht durchgesetzt werden konnten, wurde
unter der Voraussetzung, dass die Kommunikanten über die vollständige
Präsenz Christi sowohl im Brot als auch im Wein belehrt werden, das
Abendmahl unter beiderlei Gestalt (vgl. II § 83) zugestanden.
Päpstlicherseits wurden die <hi>Kompaktaten</hi> nicht
anerkannt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_24">
<label>Trident gegen die Protestanten</label>
<p>Das vor dem Hintergrund reformatorischer Kritik zur umfassenden
Erneuerung der Kirche einberufene Konzil von Trient (1545–1563) (nach
dem lateinischen <hi>Tridentum</hi> auch <hi>Tridentinum</hi>), zu dem
auch protestantische Vertreter eingeladen waren, fand in drei
Tagungsperioden (1545–1547, 1551–1552, 1562–1563) statt, die in das
Pontifikat Pauls III. (1534–1549), Julius' III. (1550–1555) und Pius'
IV. (1559–1565) fielen. Festgehalten wurde, bei maßvoller und nicht auf
Gewinn zielender Handhabung, etwa am Ablasshandel, an dem sich die
Kritik der Reformatoren entzündet hatte, sowie an der Verehrung von
Heiligen, Heiligenbildern und Reliquien (vgl. II § 83), der Siebenzahl
der Sakramente und der Realpräsenz Christi im Abendmahl (vgl. II § 83).
Die Entscheidung der Frage nach der Kelchkommunion wurde zunächst dem
Papst überlassen, später wurde das Verbot jedoch erneuert (vgl. II §
83). Bereits in einer frühen Phase des Konzils wurde die Vulgata zur
weiterhin verbindlichen Gestalt der Bibel erklärt (vgl. II § 83) und die
kirchliche Tradition als Autorität neben der Heiligen Schrift
bekräftigt. Aufgrund der deutlich zutage tretenden Lehrunterschiede hat
das <hi>Tridentinum</hi> die konfessionelle Spaltung eher befördert als
verhindert, die weitreichende Bedeutung der in Trient gefassten
Beschlüsse zur Konsolidierung der römisch-katholischen Lehre steht außer
Frage.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_25">
<label>Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu unterdrücken, und
evangelische Landesherren zu Proselyten zu machen</label>
<p>Der 1534 von Ignatius von Loyola (1491–1556) u.a. gegründete und 1540
durch Papst Paul III. (1534–1549) anerkannten Jesuitenorden
(<hi>Societas Jesu</hi>) war früh in ganz Europa, aber auch in
Übersee tätig und gehörte, obgleich ursprünglich ohne
antireformatorische Stoßrichtung, im Zuge des durch das Konzil von
Trient (s.o.) eingeleiteten Konsolidierungsprozesses innerhalb der
römisch-katholischen Kirche schnell zu den treibenden Kräften der sog.
Gegenreformation und der Rekatholisierung. Erklärtes Anliegen der
Jesuiten war es, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des seit dem
Augsburger Religionsfrieden (vgl. III § 83) geltenden Grundsatzes
<hi>cuius regio, eius religio</hi> v.a. auch auf politische
Entscheidungsträger (z.B. Maximilian I. von Bayern [1573–1651])
einzuwirken, um den Einfluss und die Ausbreitung des als Häresie
verstandenen Protestantismus zu unterbinden und die Position der
römisch-katholischen Kirche zu stärken. Durch ihre Funktion als Berater,
Seelsorger und Beichtväter u.Ä., aber auch über das jesuitische
Bildungswesen gelang es dem Orden bis ins 18. Jh. hinein, zahlreiche
protestantische Fürsten, Adlige und Bürger zur Konversion zu bewegen.
Prominente Beispiele sind etwa Christina von Schweden (1626–1689), die
nach dem Tod ihres immerhin als Retter des Protestantismus gefeierten
Vaters Gustav II. Adolf (1594–1632) Königin von Schweden wurde, jedoch
bereits 1654 abdankte und zum Katholizismus übertrat, sowie die
Konversion mehrerer Kinder Friedrichs V. (1596–1632), pfälzischer
Kurfürst, kurzzeitig böhmischer König („Winterkönig“) und führender
Vertreter der protestantischen <hi>Union</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_26">
<label>Geschichte der pelagianischen Streitigkeiten</label>
<p>Vgl. II § 88.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_27">
<label>Interim entstandenen Händel</label>
<p>Gemeint ist das <hi>Augsburger Interim</hi> (1548), das zwischen dem
Reichstag von Augsburg 1547/1548 und dem Abschluss des Konzils von
Trient (1545–1563) in 26 Artikeln drängende Religionsfragen regeln
sollte, letztlich jedoch ein Sondergesetz für die evangelischen
Reichsstände darstellte, das kaum zur Durchsetzung kam. Die Duldung der
Priesterehe und des Laienkelchs (vgl. II § 83), wo beides bereits
eingeführt war, als wichtigste Zugeständnisse fanden auf katholischer
Seite keine Zustimmung, doch kam es im Zuge der Verhandlungen auch auf
protestantischer Seite zu Auseinandersetzungen (adiaphoristischer
Streit). Das <hi>Interim</hi> als letzter kaiserlicher Vergleichsversuch
zwischen Katholiken und Protestanten wurde durch den <hi>Passauer
Vertrag</hi> (1552) und schließlich den <hi>Augsburger
Religionsfrieden</hi> (vgl. III § 83) aufgehoben und muss insgesamt
als Misserfolg gewertet werden. Zu bemerken ist, dass (in polemischer
Weise) auch die den sächsischen Sonderweg repräsentierenden
<hi>Leipziger Artikel</hi> (1548) als Leipziger <hi>Interim</hi>
bezeichnet wurden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_28">
<label>Priscillianisten</label>
<p>Über diese auf den spanischen Bischof Priscillianus von Avila (ca.
340–385) zurückgehende Bewegung ist wenig bekannt, hinzu kommt, dass die
meisten Quellen antipriscillianisch sind. Zudem wird heute darauf
hingewiesen, dass nur schwer zwischen den Ansichten Priscillians und
denen seiner Anhänger unterschieden werden könne. Augustin und Sulpicius
Severus (ca. 363–420) sehen v.a. gnostische und manichäische (vgl. II §
113) Anleihen, Hieronymus äußert sich zunächst abwägend, später jedoch
ebenfalls verurteilend. Der als Spiritualist zu bezeichnende Priscillian
forderte eine absolute Treue zu den Taufgelübden, einen der Gottessuche
gewidmeten Lebensstil und begründete eine radikal asketische Bewegung,
die sich aus Welt und Kirche zurückzog, aber durchaus mit
kirchenreformerischem Anspruch auftrat. Nachdem Priscillian in Trier –
auf einer zuvor einberufenen Synode in Bordeaux (384) hatte er an den
kaiserlichen Hof des weströmischen Usurpators Maximus (ca. 335–388)
appelliert – wegen seiner Lehre (aber auch wegen Zauberei und diversen
Ausschweifungen) als Ketzer hingerichtet worden war, kam es in Spanien
und Gallien, dem Hauptverbreitungsgebiet der Priscillianer, zu
Spaltungen und weiteren Verurteilungen. V.a. im Nordwesten Spaniens hat
sich der Priscillianismus mindestens bis zum Ende des 6. Jh.s gehalten.
</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_29">
<label>Paulicianer</label>
<p>Vgl. II § 19.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_30">
<label>Henrichianer</label>
<p>Die He(i)nricianer waren Anhänger des im 12. Jh. lebenden Heinrich von
Lausanne (die Verbindung mit dieser Stadt ist jedoch ein Produkt des 18.
Jh.s und nicht mehr haltbar), der im Gefolge des dem Armutsideal
verpflichteten und die Mittlerrolle der Kirche bestreitenden
Wanderpredigers Petrus von Bruis (gest. ca. 1132/1133) nach 1130 v.a.
durch die Ablehnung der Kindertaufe und der Erbsündenlehre aufgefallen
war. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob
Baumgartens (vgl. II § 124 c) geht die Bezeichnung <hi>Heinricianer</hi>
auf den in Lausanne wirkenden Henricus Eremita Tolosanus zurück, doch
werde bisweilen auch ein Bruder des Petrus von Bruis namens Heinrich
angeführt. In jedem Fall ist die Bezeichnung <hi>Heinricianer</hi> für
Baumgarten (vgl. II § 124 c) eines der Synonyme für die Waldenser (vgl.
II § 19).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_31">
<label>Waldenser</label>
<p>Vgl. II § 19.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_32">
<label>böhmischen Brüder</label>
<p>Die Gemeinschaft der Böhmischen Brüder (auch <hi>fratres unitatis</hi>
bzw. <hi>unitas fratrum</hi>) ist Mitte des 15. Jh.s in Böhmen und
Mähren aus unterschiedlichen Gruppierungen der Hussiten (vgl. II § 83)
entstanden und hat v.a. taboritische (eine klare Abgrenzung von den
Utraquisten oder Calixtinern erfolgte durch die Wahl eigener Priester
auf der Brüderversammlung zu Lhotka 1467), aber auch waldensische (vgl.
II § 19) Traditionen fortgeführt. Nach ihrer Konsolidierung als neben
dem Utraquismus und dem Katholizismus dritte Glaubensrichtung in Böhmen
wurden die Brüder im 16. Jh. in konfessionspolitische
Auseinandersetzungen hineingezogen, im Zusammenhang mit der
<hi>Confessio Bohemica</hi> (1575) und ihrer offiziellen Billigung
durch den Majestätsbrief Rudolfs II. im Jahre 1609 wurden sie in Böhmen
erstmals gesetzlich anerkannt, während des Dreißigjährigen Krieges
jedoch nahezu vollständig vernichtet. Ein eigener Zweig der Brüder
entwickelte sich in Polen-Litauen (s.o.), der nach und nach in den
Reformierten aufgehen sollte. Ein Nachleben erfuhren die Böhmischen
Brüder etwa in der Herrnhuter Brüdergemeine und durch das Werk ihres
bedeutenden letzten Seniors (d.i. Bischofs) Johann Amos Comenius
(1592–1670). Nach der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund
Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) wurden die Böhmischen Brüder von
ihren Gegnern auch als Waldenser und Hussiten bezeichnet, sie selbst
haben diese Bezeichnung jedoch vehement abgelehnt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_98_33">
<label>Pietisten</label>
<p>Der Pietismus ist eine in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s entstehende
protestantische Frömmigkeits- und Reformbewegung, als deren
Gründungsgestalt der lutherische Theologe Philipp Jakob Spener (vgl. II
§ 63 c) gelten kann, im reformierten Kontext ist Theodor Undereyck
(1635–1693) zu nennen. Im Zentrum stehen ein intensiver Bibelbezug sowie
die Individualisierung und Verinnerlichung religiösen Lebens, äußere
Merkmale sind etwa das Konventikelwesen (<hi>Collegia pietatis</hi>) und
eine ausgeprägte soziale und missionarische Tätigkeit. Als bedeutendste
Zentren des Pietismus sind Halle (v.a. August Hermann Francke
[1663–1727]) und Württemberg (v.a. Johann Albrecht Bengel; Friedrich
Christoph Oetinger [1702–1782], Johann Michael Hahn [1758–1819]) zu
nennen, die jeweils ein durchaus eigenständiges Gepräge aufweisen.
Zeitlich lässt sich der Pietismus in eine Früh- (1670–1690), eine Haupt-
(1690–1740) und eine Spätphase (1740–1780) gliedern, das Verhältnis zu
Orthodoxie und Kirche, aber auch zur Aufklärung (Vertreibung Christian
Wolffs aus Halle) war von Konflikten geprägt (vgl. II § 122). Eigens zu
erwähnen ist in diesem Zusammenhang der sog. separatistische oder
radikale Pietismus, in dem die dem Pietismus inhärenten
spiritualistischen Tendenzen besondere, teils ausgefallene Formen
annahmen. Durch Auswanderung konnte der Pietismus u.a. auch in
Nordamerika Fuß fassen.</p></note>
</div>
<div n="99" type="section" id="section_2_99">
<head><app>
<lem>99</lem>
<rdg wit="#a" type="v">386</rdg>
</app>.</head>
<p>Es ist <app>
<lem>vor sich klar</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">indeß kaum nöthig zu erinnern</rdg>
</app>, daß dieser <app>
<lem>so</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">und mannigfaltige</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen der <app>
<lem>christlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte nur <app>
<lem>als<pb edRef="#b" n="129"/>dann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">dann</rdg>
</app> erreicht werden könne, wenn sie die <app>
<lem>im ersten Theil <pb edRef="#c" n="114"/> erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_222">225</ref><pb edRef="#a" n="414"/>–<ref target="#section_1_225">228</ref>
erwehnten</rdg>
</app> Eigenschaften <app>
<lem>einer guten Geschichte</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> hat, und wenn man sie so studiert, daß man beständig diese vor Augen <app>
<lem>behält</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat</rdg>
</app>, und mit möglichstem <app>
<lem>Fleisse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Fleiße</rdg>
</app> sie zu erreichen sucht. Dadurch fällt der <app>
<lem>einfältige</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Vorwurf <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">der Unwissenden</rdg>
</app> von selbst weg, daß sie ein <app>
<lem>bloßes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosses</rdg>
</app> Gedächtnißwerk, mit unnützen und unfruchtbaren Kleinigkeiten <app>
<lem>(wie wohl jede andre Wissenschaft)</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> überhäuft, und zur Zubereitung eines künftigen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrers der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion sehr entbehrlich <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>. Eine flüchtige und <app>
<lem>oberflächige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">oberflächliche</rdg>
</app> Bekanntschaft mit derselben ist so viel wie gar keine, und schwerlich
giebts irgend eine Art von akademischen <index indexName="subjects-index">
<term>Vorlesungen</term>
</index>Vorlesungen für einen künftigen Theologen, die er, wenn er
Gelegenheit hätte, sie ausführlich und auf die angezeigte Art zu hören,
weniger versäumen, und <app>
<lem>öftrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">öfter</rdg>
</app> hören sollte, als solche historische. Denn <hi>zuerst</hi> ist den <app>
<lem>meisten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Meisten</rdg>
</app> darin <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> ganz neu und fremd; <app>
<lem>vieles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vieles</rdg>
</app> unverständlich, weil so manche andre Kenntnisse <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> vorausgesetzt, oder <app>
<lem>mit beygebracht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beigebracht</rdg>
</app> werden müssen, die schlechterdings sich in der Kürze nicht abfertigen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>, sondern umständliche Auseinandersetzung erfordern; und Vieles muß,
wenn dem Zuhörer fast <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> noch unbekannt ist, seiner Aufmerksamkeit <app>
<lem>entwischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entgehen</rdg>
</app>. <hi>Hiernächst</hi>
<app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> er kaum den Abgang dieser versäumten Gelegenheit durch eignen Fleiß
ersetzen, weil es ein gar zu weitläufiges Studium ist, das sehr viele <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfsmittel</term>
</index>Hülfsmittel erfordert, die selten jemand haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, so wenig wie hernach Geduld und <app>
<lem>Muße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
</app> genug, um in seinem künftigen Beruf dieses nachzuholen; <pb edRef="#b" n="130"/>
<app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> da es so sehr an guten Handbüchern fehlt, <pb edRef="#a" n="415"/>
woraus man sich selbst helfen könnte. Denn alle diese sind <hi>entweder</hi>
<app>
<lem>viel</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> zu unvollständig, <hi>oder</hi>
<app>
<lem>sehr unzuverläßig</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unzuverlässig</rdg>
</app>, selten aus den rechten Quellen geschöpft, und gar nicht so
bearbeitet, daß sie sich durch die vorhin gedachten Eigenschaften <app>
<lem>empfehlen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">empfählen</rdg>
</app>; <hi>oder</hi> sie enthalten <app>
<lem>trefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">treffliche</rdg>
</app> Materialien, die aber nicht genug geordnet, nicht lehr<pb edRef="#c" n="115"/>reich und überzeugend genug <app>
<lem>zusammengestellt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zusammengestellet</rdg>
</app> sind, und für den Anfänger noch zu viel Dunkles und Unerläutertes
enthalten; <hi>oder</hi> sie sind <app>
<lem>– und das trift selbst die besten Handbücher, –</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nicht vollendet, nicht auf die neuesten Zeiten fortgeführt.
Ausführlichere Werke aber sind zu kostbar, und keines faßt den ganzen Umfang
der Kirchengeschichte in sich.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Wahr ists, der akademische Unterricht darüber bleibt immer noch kurz <app>
<lem>genug,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">genug;</rdg>
</app> und wer sich selbst mit eignem Fleiß auf dieses Studium legen, und
aus den Quellen schöpfen will, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> es <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> darin weiter bringen, und diese Geschichte <app>
<lem>noch überzeugender</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sichrer und überzeugter</rdg>
</app> lernen. Aber wer <hi>darum</hi> dergleichen Vorlesungen nicht auf
Universitäten hören wollte, der würde nicht überlegen, daß, nach diesem
Grundsatz, überall der akademische Unterricht auch in andern Wissenschaften
entbehrlich wäre; daß es doch besser <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, wenigstens das Nothdürftigste von einer solchen nützlichen
Wissenschaft, als gar nichts davon zu lernen; daß ein solcher Unterricht
eine gute Grundlage für das künftige eigne Studieren <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>; und daß man doch schon viel gewonnen habe, <pb edRef="#b" n="131"/>
wenn man auch nur auf <app>
<lem>dasjenige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">das</rdg>
</app> aufmerksam gemacht <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wird</rdg>
</app>, worauf man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem Studium hauptsächlich sehen muß, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wenn man <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">endlich</rdg>
</app> dem Lehrer die wahre <pb edRef="#a" n="416"/> Art <app>
<lem>ablernte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ablernete</rdg>
</app>, wie die Kirchengeschichte <app>
<lem>studieret</lem>
<rdg wit="#c" type="v">studiert</rdg>
</app> werden müsse. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Uebrigens ist wohl nicht zu läugnen, daß bei
der Kürze eines gewöhnlichen Triennii, selbst die besten Vorlesungen
der Krichengeschichte doch nur Skizzen, Uebersichten und Andeutungen
seyn können, und gerade dieß Studium einen fortgesetzten Fleiß
erfordert. Die im Vorigen angegebenen Schwierigkeiten sind indeß
nicht unüberwindlich. Wem nur recht daran liegt, der wird sich die
Hülfsmittel schon zu verschaffen und es zu sparen wissen, weiß auch
schon, wohin er sich wenden kann, um sie zu benutzen. Auch haben wir
seit dem Tode des Verfassers gar manche Bereicherung in diesem Fach
erhalten. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice><supplied>}</supplied></hi></rdg>
</app></note>
</div>
<div n="100" type="section" id="section_2_100">
<head><pb edRef="#c" n="116"/>
<app>
<lem>100</lem>
<rdg wit="#a" type="v">387</rdg>
</app>.</head>
<p>Gemeiniglich stellt sich der <index indexName="subjects-index">
<term>Anfänger</term>
</index>Anfänger die Schwierigkeiten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem Studium <app>
<lem>größer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösser</rdg>
</app> und unüberwindlicher vor, als sie sind, nicht nur wegen der Menge und
Mannichfaltigkeit der Sachen, sondern <app>
<lem>auch</lem>
<rdg type="v" wit="#c">auch,</rdg>
</app> weil man sich in der Geschichte und in allen Wissenschaften, wo nicht
der Verstand das Meiste thun muß, weniger selbst helfen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg type="v" wit="#c">kann</rdg>
</app>, sondern von Andern lernen muß; weil fast <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> in dieser Geschichte dem Anfänger ganz fremd <app>
<lem>ist;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist,</rdg>
</app> und weil wenige Arten von den einem Studierenden nöthigen Kenntnissen
so sehr auf Schulen versäumt werden, als die Kenntniß der Geschichte.
Indessen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app> sie sich durch die Beobachtung folgender Vorschläge gar wohl
überwinden, die zugleich auch zeigen, wie man dergleichen Vorlesungen über
die Kirchengeschichte mit <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">den</rdg>
</app> meisten Nutzen hören könne.</p>
</div>
<div n="101" type="section" id="section_2_101">
<head><app>
<lem>101</lem>
<rdg wit="#a" type="v">388</rdg>
</app>.</head>
<p>Weil <app>
<lem>Wahrheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Wahrheit</hi></rdg>
</app> die Seele der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte, <app>
<lem>Zuverläßigkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zuverlässigkeit</rdg>
</app> der Erzählung der Grund aller andern aus der Geschichte zu ziehenden
Vortheile ist, und der <index indexName="subjects-index">
<term>Anfänger</term>
</index>Anfänger sich hier vornehmlich <app>
<lem>muß</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> auf die Kenntniß, Genauigkeit und Deutlichkeit des <pb edRef="#b" n="132"/> Docenten sowohl, als auf seine gute Wahl des <index indexName="subjects-index">
<term>Nützlichstes</term>
</index>Nützlichsten, und auf die lehrreichste Behandlung der Geschichte von
ihm, <app>
<lem>verlaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verlassen</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">muß verlassen</rdg>
</app> können: so <pb edRef="#a" n="401[!]"/>
<app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> man 1) vor allen Dingen, wenn man die Wahl unter mehrern <index indexName="subjects-index">
<term>Docenten</term>
</index>Docenten haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, in dieser Wahl sehr vorsichtig <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">beurtheile</rdg>
</app> sie nach dem <app>
<lem>beurtheilen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, was unten darüber gesagt werden soll. <app>
<lem>Man müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Dann sollte man auch</rdg>
</app> 2) nie Kirchengeschichte studieren wollen, ehe man sich nicht die
Universalgeschichte seit <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> Geburt, und 3) die
ältere und neuere <index indexName="subjects-index">
<term>Geographie</term>
</index>Geographie wenigstens <app>
<lem>nothdürftig, und</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> so weit bekannt gemacht hätte, <app>
<lem>daß man</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">um</rdg>
</app> sich mit Hülfe guter <index indexName="subjects-index">
<term>Landcharten</term>
</index>Landcharten in vorkommenden Fällen helfen <app>
<lem>könnte; weil man sich ohne beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu können. <pb edRef="#c" n="117"/> Ohne diese
beiderlei</rdg>
</app> Vorerkenntnisse <app>
<lem>gar nicht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wird man sich auf dem großen Felde
schwerlich</rdg>
</app> zurecht finden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Es wäre sehr zu wünschen, daß man einige recht gute allgemeine
Landcharten bekäme, <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app> ganz eigentlich für die Kirchengeschichte wären, und <app>
<lem>welche</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Diöcesen in den christlichen Ländern zu <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Zeiten vorstellten, <app>
<lem>ohngefähr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ungefähr</rdg>
</app> so, wie die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_1"/>christlichen Patriarchate von <index indexName="persons-index">
<term>Anville, Jean Baptiste Bourguignon d'</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gz8">d'Anville</persName></hi> in
<index indexName="persons-index">
<term>Lequien, Michel</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxh">le Quien</persName></hi> Oriens
Christianus, und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_2"/>afrikanische Diöces von <index indexName="persons-index">
<term>L'Isle, Guillaume de</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxn">de l'Isle</persName></hi> vor
<index indexName="persons-index">
<term>Du Pin, Louis Ellies</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250h7">Du Pin</persName></hi>
<app>
<lem>Ausgabe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">(Ausgabe</rdg>
</app> des <index indexName="classics-index">
<term><persName>Optatus von Mileve</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2svxm">Optatus <app>
<lem>Milev.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Milev.),</rdg>
</app></persName> woran es jetzt noch eben so, wie an einem guten
Handbuch der Kirchengeographie fehlt. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Spanheim, Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2svxp"><hi>Friedrich</hi>
<app>
<lem><hi>Spanheims</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Spanheim's</hi></rdg>
</app></persName>
<app>
<lem>Introductio ad Geographiam sacram</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Geographia sacra et ecclesiastica</rdg>
</app> ist fast das einzige<app>
<lem>, obgleich sehr dürftige,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Handbuch, das man ziemlich leicht haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, und doch sind nur erst in der Ausgabe im ersten Tomo seiner Werke
Landcharten <app>
<lem>beygefügt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigefügt</rdg>
</app>, die <app>
<lem>zum Theil <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app>, zum Theil</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nicht viel besser <app>
<lem>sind,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sind</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="133"/> als die in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Vialart, Charles</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxq">Caroli a S. Paulo</persName></hi>
Geographia <app>
<lem>S. Amstel. 1703.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svxs"/>
<choice>
<abbr>fol.</abbr>
<expan>folio</expan>
</choice>;</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">S.,</rdg>
</app> auch gehen <app>
<lem>beyderley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiderlei</rdg>
</app> Werke und Charten nur die ältere Kirchengeographie <app>
<lem>bis ins 6te Jahrhundert</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> an. Die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_5"/>oben <app>
<lem>schon</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app>
<app>
<lem><app>
<lem>empfohlnen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">(§. <ref target="#section_1_231">234</ref>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>) angezeigten</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Anville, Jean Baptiste Bourguignon d'</term>
</index><persName ref="textgrid:24gz8">d'anvillischen</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">empfohlenen
<persName>d'Anvillischen</persName></rdg>
</app> Charten und <app>
<lem>übrige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übrigen</rdg>
</app> Hülfsmittel bleiben doch überhaupt, auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Kirchengeschichte, unentbehrlich. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Seit dem dieß geschrieben ist, hat <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_101_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Stäudlin, Karl Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxt">K. F.
Stäudlin's</persName></hi> kirchliche Geographie und
Statistik, Erlangen 1804.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svxw"/> 2 Bände, dem Bedürfniß sehr glücklich
abgeholfen.}</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_1">
<label>christlichen Patriarchate von d'Anville in le Quien Oriens
Christianus</label>
<p>Das dreibändige Werk <hi>Oriens Christianus. In quatuor Patriarchatus
digestus</hi> des französischen Dominikaners und Bibliothekars
Michel Lequien (1661–1733) ist posthum 1740 in Paris erschienen und
enthält mehrere Karten des bedeutenden Kartographen Jean Baptiste
Bourguignon d'Anville (1697–1782).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_2">
<label>afrikanische Diöces von de l'Isle vor Du Pin Ausgabe des Optatus
Milev.</label>
<p>Die den von Louis Ellies Du Pin (1657–1719) unter dem Titel <hi>Sancti
Optati Afri Milevitani Episcopi De schismate donatistarum libri
septem</hi> (1700) mehrfach herausgegebenen Schriften des
nordafrikanischen Bischofs Optatus von Mileve (4. Jh.) beigegebene
Faltkarte stammt von Guillaume de L'Isle (1675–1726).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_3">
<label>Friedrich Spanheims Introductio ad Geographiam sacram</label>
<p>Die <hi>Introductio ad Geographiam Sacram</hi> (1679) des jüngeren
Friedrich Spanheim (1632–1701) ist 1698 als <hi>Geographia Sacra et
Ecclesiastica</hi> erneut erschienen und unter diesem Titel auch im
ersten Band seiner <hi>Opera omnia</hi> (1701) enthalten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_4">
<label>Caroli a S. Paulo Geographia S. Amstel. 1703</label>
<p>Die in der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> ohne Jahresangabe
genannte <hi>Geographia Sacra</hi> des auch unter dem Namen Carolus a
Sancto Paulo bekannten französischen Bischofs Charles Vialart
(1592–1644) ist erstmals 1641 erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_5">
<label>oben schon empfohlnen d'anvillischen Charten und übrige
Hülfsmittel</label>
<p>Vgl. I § 140; I § 231.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_101_6">
<label>K. F. Stäudlin's kirchliche Geographie und Statistik, Erlangen 1804.,
2 Bände</label>
<p>Dieses Werk ist in Tübingen erschienen.</p></note>
</div>
<div n="102" type="section" id="section_2_102">
<head><pb edRef="#a" n="402[!]"/>
<app>
<lem>102</lem>
<rdg wit="#a" type="v">389</rdg>
</app>.</head>
<p>Dem <index indexName="subjects-index">
<term>Gedächtniß</term>
</index>Gedächtniß, wegen der vielen Namen und Jahrzahlen, zu Hülfe zu
kommen, sich überall mehr zu orientiren, und immer einen Faden zu haben,
woran man die Kenntnisse reihe, die man in der Kirchengeschichte erlangt <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>, <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app> man sich 4) an ein gutes Handbuch <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> gewöhnen, worin, nebst einer verhältnißmäßigen allgemeinen
Vollständigkeit, eine gleichförmige <index indexName="subjects-index">
<term>Ordnung</term>
</index>Ordnung <app>
<lem><app>
<lem>herrschte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">herrscht</rdg>
</app>
<ref type="note" target="#noe_2_2_102_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">herrscht, <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note1_c"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref> sodann</rdg>
</app> 5) sich gewisse Epochen und <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptbegebenheiten</term>
</index>Hauptbegebenheiten genau und <pb edRef="#c" n="118"/> fest mit ihren
Umständen <app>
<lem>eindrücken <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note2">††)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">einzudrücken, <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> und 6) <app>
<lem>sich</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> entweder selbst synchronistische <index indexName="subjects-index">
<term>Tabellen</term>
</index>Tabellen <app>
<lem>machen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anzulegen</rdg>
</app>, oder dergleichen immer vor Augen <app>
<lem>haben <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note3">†††)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zu haben; <ref type="note" target="#noe_2_2_102_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> überall aber 7) nicht bloß das Gedächtniß <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> beschäftigen, sondern stets auf eine solche Kenntniß der
Kirchengeschichte bedacht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zu</rdg>
</app> seyn, welche die <app>
<lem>schon im ersten Theil angegebenen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oben gedachten</rdg>
</app> Eigenschaften <app>
<lem>einer guten Geschichte</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> hat. <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#section_1_222">225</ref>–<ref target="#section_1_225">28.</ref>)</rdg>
</app></p>
<app type="structural-variance">
<lem><note n="1" id="noe_2_2_102_note1" place="end"><seg id="var_2_102_note_p1_1"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> In <hi>dieser</hi> Absicht scheint die Methode, die
Kirchengeschichte nach den Jahrhunderten abzuhandeln, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jedem <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> unter <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Hauptrubriken zu bringen, so manche Unvollkommenheit sie
auch sonst <pb edRef="#b" n="134"/> mit sich führt, für den
Anfänger die zuträglichste zu seyn; <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> da er sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> längern Perioden zu leicht aus einer Zeit in die <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> verirrt, und den Synchronismus aus den Augen verliert, <app>
<lem><choice>
<sic>anch eimal</sic>
<corr type="editorial">auch einmal</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a #c">auch einmal</rdg>
</app> das Rechnen nach Jahrhunderten üblich ist, und die
synchronistischen Tabellen darnach eingerichtet sind. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><persName ref="textgrid:250j4"><app>
<lem><hi>Mosheims</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Mosheim's</hi></rdg>
</app></persName> Institutiones Hist. Eccles. verdienen
deswegen, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen etwanigen Mängeln, noch immer Empfehlung, selbst
auch mit darum, weil der Anfänger an <app>
<lem>zwey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zwei</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="403[!]"/> vermehrten <app>
<lem>deutschen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Uebersetzungen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Uebersetzungen, von <index indexName="persons-index">
<term>Schlegel, Johann Rudolph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0m7">Schlegel</persName></hi> und von <index indexName="persons-index">
<term>Einem, Johann August Christoph von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0m6">Einem</persName></hi>,</rdg>
</app> einen kleinen Commentar über das Buch haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</seg>
<app>
<lem><seg id="var_2_102_note_p1_2">Unter den Handbüchern,
die, ohne sich an einzelne Jahrhunderte zu binden, die
Zeitfolge zum Grunde legen, ist die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_2"/><app>
<lem><hi>allgemeine</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Allgemeine</hi></rdg>
</app>
<hi>Geschichte der christl. Kirche</hi>, von <index indexName="persons-index">
<term>Henke, Heinrich Philipp Conrad</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sz53">H. P. C.
Henke</persName></hi>, <app>
<lem>wovon bis jetzt zu</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Braunschweig <app>
<lem>1788–91<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz55"/> drey Theile erschienen
sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1800–1806.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz56"/> 1ster bis 6ter Theil,
4te Auflage, deren Beendigung von <index indexName="persons-index">
<term>Vater, Johann Severin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25399">Vater</persName></hi> erwartet wird</rdg>
</app>, unstreitig das</seg>
<app>
<lem>beßte.</lem>
<rdg wit="#c" type="ppl"><seg id="var_2_102_note_p1_3">beste und
reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern
Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Stäudlin, Karl Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxt">C. F.
Stäudlin's</persName></hi> Universalgeschichte der
christlichen Kirche. Bremen 1816.,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz5f"/> 2te <choice>
<abbr>Ausg.</abbr>
<expan>Ausgabe</expan>
</choice> in einem Bande.}</seg>
<milestone unit="p" edRef="#c" type="structure"/><seg id="var_2_102_note_p2">{Der selige
<index indexName="persons-index">
<term>Nösselt, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24gvc">Nößelt</persName></hi> blieb der Methode nach
Jahrhunderten getreu, welche seit den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_4"/><hi>Magdeburgischen <index indexName="subjects-index">
<term>Centuriatoren</term>
</index>Centuriatoren</hi>, die
Hauptschriftsteller, wie <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Spanheim, Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svxp">Spanheim</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Le Nain de Tillemont, Sébastien</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw2p">Tillemont</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Alexander, Natalis</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw08">Natalis
Alexander</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Weismann, Christian Eberhard</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2t4j3">Weisman</persName>,</hi>
<pb edRef="#c" n="119"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Pfaff, Christoph Matthäus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253jr">Pfaff</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_10"/><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250j4">Mosheim</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_11"/><index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svzh">Baumgarten</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_12"/><index indexName="persons-index">
<term>Walch, Christian Wilhelm Franz</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svz4">W. E.
Walch</persName></hi> u. a. befolgt hatten. Indeß
ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden,
daß die Eintheilung in größere <index indexName="subjects-index">
<term>Perioden</term>
</index>Perioden vorzuziehen sei, wenn diese nur
nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer
besonders wichtigen und universellen Begebenheit
eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr
vermehrt wird. Man vergleiche <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_13"/><index indexName="persons-index">
<term>Planck, Gottlieb Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2505r">Plank's</persName></hi> Einleitung in die
theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 <choice>
<abbr>fg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></seg></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end" id="noe_2_2_102_note1_c">
<join scope="branches" result="p" target="#var_2_102_note_p1_1 #var_2_102_note_p1_2 #var_2_102_note_p1_3"/>
<p copyOf="#var_2_102_note_p2"/></note></rdg>
</app>
<note n="2" id="noe_2_2_102_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Hierin sowohl als in der pragmatischen <app>
<lem>Behandlung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Behandlung,</rdg>
</app> hat der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_14"/><index indexName="persons-index">
<term>Spittler, Ludwig Timotheus von</term>
</index><persName ref="textgrid:253k3"><app>
<lem><hi>spittlerische</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Spittlerische</hi></rdg>
</app></persName> Grundriß der Geschichte der christlichen <app>
<lem>Kirche (2te</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirche, 3te</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Aufl.</abbr>
<expan>Auflage</expan>
</choice>
<app>
<lem>Götting. 1785.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sz5h"/> 8.)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Göttingen 1791.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2t2kk"/> 8.</rdg>
</app> entschiedene Vorzüge, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> wenn er etwas mehr mit Begebenheiten und Literatur bereichert, auch
der <app>
<lem>Gesichtspunct</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkt</rdg>
</app>, so wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Geschichte der Hierarchie, eben so in andern merkwürdigen
Rücksichten erweitert würde. Wer sich gewisse Hauptvorfälle mit ihren
Umständen bemerkt, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> dadurch leicht, vermittelst der Association, auch <app>
<lem>andre</lem>
<rdg type="v" wit="#c">andere</rdg>
</app> Merkwürdigkeiten an ihren Ort stellen, wie <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> wenn man einmal die Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_15"/><app>
<lem>2ten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> ökumenischen Kirchenversammlung sich eingedrückt <pb edRef="#b" n="135"/> hat, den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_16"/>arianischen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_17"/><app>
<lem>macedonianischen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>man cedonianischen</sic>
<corr type="editorial">macedonianischen</corr>
</choice></rdg>
</app>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_18"/>apollinarischen Händeln, <app>
<lem>dem</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>de-</sic>
<corr type="editorial">dem</corr>
</choice></rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_19"/>Ursprung des
constantinopolitanischen Patriarchats, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_20"/>Regierung <index indexName="persons-index">
<term>Theodosius I.</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0m8">Theodosii des <app>
<lem>Großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Grossen</rdg>
</app></persName>, dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_21"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Gregor von Nazianz</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3c0m9">Gregorius Nazianz.</persName> und
somit mehrern Andern, ihr Platz angewiesen wird.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_102_note3" place="end"><app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Wenn man dergleichen nicht schon <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem gewählten Handbuch hat, ist für den Anfänger der <app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Seiler, Georg Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250cq">seilerische</persName></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_22"/><hi>Seiler-</hi> und <index indexName="persons-index">
<term>Rosenmüller, Johann Georg</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sgvt">Rosenmüllersche</persName></hi></rdg>
</app> kurze <app>
<lem>Inbegrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Inbegriff</rdg>
</app> der Kirchengeschichte des N. T. in Tabellen, <app>
<lem>nach der <hi>dritten</hi> Ausgabe (Erlangen 1777.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tff0"/> 4.)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">7te Ausgabe, Erlangen 1796.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tff2"/> 4.</rdg>
</app> sehr brauchbar. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Uebertroffen aber ist dieß Werk durch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_102_23"/><index indexName="persons-index">
<term>Vater, Johann Severin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25399">J. S.
Vater's</persName></hi> synchronistische Tafeln der
Kirchengeschichte. 3te Auflage, Halle 1818.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2tgnk"/>}</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_1">
<label>Mosheims Institutiones Hist. Eccles. […] an zwey vermehrten deutschen
Uebersetzungen einen kleinen Commentar über das Buch</label>
<p>Johann Lorenz von Mosheims Hauptwerk erschien zunächst als
<hi>Institutiones historiae ecclesiasticae Novi Testamenti</hi>
(1726), dann in zwei überarbeiteten Teilen als <hi>Institutiones
historicae Christianae antiquioris</hi> (1737) bzw.
<hi>Institutiones historicae Christianae recentioris</hi> (1741) und
schließlich als <hi>Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae et
recentioris libri quatuor</hi> (1755). Dieses Werk wurde posthum und
unverändert erneut aufgelegt (1764) und von Johann August Christoph von
Einem (1730–1810) in neun (1769–1778) und von Johann Rudolph Schlegel
(1729–1790) in sieben Bänden (1770–1796) ins Deutsche übersetzt,
vermehrt und fortgesetzt. Daneben finden sich Übersetzungen ins
Englische und Italienische, zudem hat Mosheims Schüler Johann Peter
Miller (1725–1789) ein <hi>Compendium</hi> (1761) besorgt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_2">
<label>allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von H. P. C. Henke, wovon
bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind</label>
<p>Dieses Werk ist zunächst in sechs Teilen erschienen (1788–1804). Wie in
der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> nachgetragen, hat Johann
Severin Vater (1771–1826) einen siebenten bis neunten Teil (1818–1823)
folgen lassen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_3">
<label>C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen
1816., 2te Ausg. in einem Bande</label>
<p>Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) <hi>Universalgeschichte</hi> ist in
Hannover erschienen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_4">
<label>Magdeburgischen Centuriatoren</label>
<p>Die in Jahrhunderte (<hi>centuriae</hi>) unterteilten und nach
theologisch-inhaltlichen Stichworten (<hi>loci communes</hi>) geordneten
<hi>Magdeburger Centurien</hi> (1559–1574) gelten als das erste
universal angelegte protestantische Kirchengeschichtswerk. In
konfessionspolemischer Abzweckung stellt es die Lehre Luthers als
Wiederherstellung des wahren urchristlichen Glaubens dar. Als
Centuriatoren sind der Initiator Matthias Flacius Illyricus (1520–1575)
und Johannes Wigand (1523–1587) zu nennen, die sich auf die Zuarbeit
anderer Gelehrter stützen konnten, als katholische Anwort auf die
<hi>Centurien</hi> gelten die von Isaak Casaubon kritisch
kommentierten (vgl. II § 90) und von Antoine Pagi bearbeiteten (vgl. II
§ 104) <hi>Annales ecclesiastici</hi> des Cesare Baronio (Baronius)
(1538–1607).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_5">
<label>Spanheim</label>
<p>Gemeint ist Friedrich Spanheim d. J. (1632–1701), der nach Studium und
Promotion in Leiden 1656 einem Ruf an die Universität Heidelberg folgte,
hier v.a. Kontrovers- und Moraltheologie sowie später auch Neues
Testament las und schließlich Rektor wurde. Als Nachfolger des Johannes
Coccejus kehrte Spanheim 1670 als Professor der Theologie und der an der
Philosophischen Fakultät angesiedelten Kirchengeschichte nach Leiden
zurück. Hier hat er sich zudem als Bibliothekar und Rektor verdient
gemacht und war ab 1684 als <hi>professor primarius</hi> von seinen
Vorlesungsverpflichtungen entbunden. Spanheim hat ein umfangreiches Werk
hinterlassen (vgl. II § 101), ist jedoch v.a. als Kirchenhistoriker
hervorgetreten. Insbesondere seine in Epochen bzw. Jahrhunderte
eingeteilte <hi>Brevis introductio ad historiam Sacram utriusque
Testamenti ac praecipue Christianam ad Annum MDXVIII. inchoata jam
reformatione</hi> (1694) war hoch gelobt und als akademisches
Lehrbuch weit verbreitet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_6">
<label>Tillemont</label>
<p>Vgl. II § 104.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_7">
<label>Natalis Alexander</label>
<p>Vgl. II § 103.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_8">
<label>Weisman</label>
<p>Der Theologe Christian Eberhard Weismann (1677–1747) wurde nach dem
bereits 1693 erlangten Magisterabschluss in Tübingen ebenda Repetent,
dann Diakon in Calw, 1705 Hofkaplan in Stuttgart und zwei Jahre später
Gymnasialprofessor für Kirchengeschichte und Philosophie sowie
Mittwochsprediger an der dortigen Stiftskirche. 1721 kehrte Weismann als
außerordentlicher Professor an die Theologische Fakultät Tübingen zurück
und wurde hier zugleich auch Stadtpfarrer. Ein Jahr später erwarb er den
theologischen Doktorgrad und wurde 1726 Ordinarius. Weismann ist v.a.
als Kirchenhistoriker hervorgetreten, sein Hauptwerk ist die
zweibändige, zwischen Kompendium und ausführlicher
Kirchengeschichtsdarstellung anzusiedelnde <hi>Introductio in
Memorabilia ecclesiastica historiae sacrae Novi Testamenti, maxime
vero saeculorum primorum et novissimorum</hi> (1718/1719; <hi rend="superscript">2</hi>1745). Im Unterschied zu den
<hi>Magdeburger Centurien</hi> (s.o.) oder der pietistischen
Geschichtsschreibung eines Gottfried Arnold (1666–1714) ging es
Weismann, der zur unmittelbaren Vorgeschichte der modernen
Kirchenhistoriographie in Gestalt Johann Lorenz von Mosheims gehört, um
eine weitgehend objektive Darstellung von Geschichte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_9">
<label>Pfaff</label>
<p>Christoph Matthäus Pfaff (1686–1760) war nach dem Studium in Tübingen
zunächst Vikar, dann Stiftsrepetent, begab sich von 1706 bis 1709 auf
eine Bildungsreise, die ihn neben Zielen in Deutschland auch nach
Dänemark, in die Niederlande und nach England führte, und begleitete
anschließend bis 1716 den württembergischen Erbprinzen Friedrich Ludwig
(1698–1731) auf einer Reise durch Europa. 1717 wurde er (nicht zuletzt
aufgrund der Edition angeblicher Irenäus-Fragmente, die gleich nach
ihrem Erscheinen in ihrer Echtheit angezweifelt und später von Adolf von
Harnack als Fälschungen Pfaffs identifiziert wurden) Professor in
Tübingen, später <hi>Primarius</hi> der Theologischen Fakultät, Kanzler
sowie Propst der Stiftskirche, 1724 kaiserlicher Hofpfalzgraf, 1727 Abt
des Klosters Lorch und 1731 Mitglied der Berliner Akademie der
Wissenschaften. Nach einer fehlgeschlagenen Berufung nach Göttingen
wechselte Pfaff 1756 nach Gießen und war hier neben seiner theologischen
Professur auch als Universitätskanzler und Generalsuperintendent tätig.
U.a. durch sein Lehrbuch <hi>Institutiones historiae ecclesiasticae</hi>
(1721) ist Pfaff als Kirchenhistoriker hervorgetreten, hat sich aber
insbesondere im Bereich des Kirchenrechts und durch seine
Unionsbemühungen verdient gemacht.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_10">
<label>Mosheim</label>
<p>S.o.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_11">
<label>Baumgarten</label>
<p>Als Kirchenhistoriker ist Siegmund Jacob Baumgarten durch den
vierbändigen, in Jahrhunderte gegliederten <hi>Auszug der
Kirchengeschichte, von der Geburt Jesu an</hi> (1743–1762) sowie den
<hi>Abris einer Geschichte der Religionsparteien</hi> (vgl. II § 124
c) hervorgetreten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_12">
<label>W. E. Walch</label>
<p>Gemeint ist Christian Wilhelm Franz Walch (1726–1784), der nach dem
Studium und der philosophischen Promotion in Jena sowie einer gemeinsam
mit seinem Bruder Johann Ernst Immanuel Walch (1725–1778) absolvierten
Studienreise 1750 ebenda außerordentlicher Professor für Philosophie
wurde. 1753 als ordentlicher Professor für Philosophie (Geschichte) nach
Göttingen berufen, erhielt er hier im darauffolgenden Jahr den
theologischen Doktorgrad sowie zu seiner philosophischen eine
außerordentliche theologische Professur. Seit 1757 Ordinarius an der
Theologischen Fakultät wurde er hier 1766 Primarius, 1772
großbritannischer Konsistorialrat und 1779 Direktor der Gesellschaft der
Wissenschaften zu Göttingen. Besonders bedeutend sind seine
kirchenhistorischen Arbeiten, sein Hauptwerk ist der elfbändige,
unvollendet gebliebene <hi>Entwurf einer vollständigen Historie der
Kezereien, Spaltungen und Religionsstreitigkeiten bis auf die Zeiten
der Reformation</hi> (1762–1785), der, wie andere seiner Werke auch,
einer Einteilung in Jahrhunderte folgt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_13">
<label>Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S.
223 fg.</label>
<p>Vgl. Vorrede Hg. c [VIII].</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_14">
<label>spittlerische Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (2te
Aufl. Götting. 1785. 8.)</label>
<p>Der Autor ist Ludwig Timotheus von Spittler.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_15">
<label>2ten ökumenischen Kirchenversammlung</label>
<p>D.i. das von Theodosius I. (347–395) einberufene Erste Konzil von
Konstantinopel (381), auf dem v.a. die seit dem Konzil von Nicäa (325)
bestehenden christologischen Streitigkeiten (vgl. I § 63) geklärt werden
sollten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_16">
<label>arianischen</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_17">
<label>macedonianischen</label>
<p>Die nach Makedonius I. von Konstantinopel (gest. ca. 360) benannten
Makedonianer erkannten, anders als die Arianer, die in Nicäa (325)
festgelegte Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (vgl. I § 63) an,
bestritten jedoch, wie die Arianer, die Wesensgleichheit des Heiligen
Geistes. Aus diesem Grund wurden die binitarischen Makedonianer auch als
<hi>Pneumatomachen</hi> (d.h. Geistbekämpfer) bezeichnet und auf dem
Ersten Konzil von Konstantinopel (381) verurteilt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_18">
<label>apollinarischen Händeln</label>
<p>Mit Bischof Apollinaris von Laodicea (ca. 310–390) verbindet sich eine
monophysitische Christologie (vgl. I § 63) eigenen Gepräges, die das
Inkarnationsgeschehen philosophisch zu durchdringen sucht und nur eine
einzige fleischgewordene Natur (<foreign lang="grc">μία ϕύσις
σεσαρκωμένη</foreign>) des göttlichen Logos annimmt. Laut der von
Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II §
124 c) eignet Christus laut Apollinaris zwar menschliche Sinnlichkeit,
jedoch keine menschliche Seele (<foreign lang="grc">πνεῦμα</foreign>). Aus diesem Grund fehle ihm menschlicher Verstand und
Wille. Auch diese Position wurde auf dem Ersten Konzil von
Konstantinopel (381) verurteilt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_19">
<label>Ursprung des constantinopolitanischen Patriarchats</label>
<p>Die kirchliche Bedeutung Byzantions, von Kaiser Konstantin (ca. 275–337)
als neue Hauptstadt bestimmt, im Jahre 330 als <hi>Neues Rom</hi>
eingeweiht und bald als Konstantinopel bekannt, blieb als
Suffraganbistum des thrakischen Herakleia zunächst gering. Dies änderte
sich mit der Inthronisation Gregors von Nazianz (s.u.) im Jahre 380 und
dem von Theodosius I. (s.u.) ein Jahr später einberufenen Ersten Konzil
von Konstantinopel (s.o.). Für Konstantinopel wurde hier in
antialexandrinischer Stoßrichtung und mit der ausschließlich politischen
Begründung, man sei das <hi>Neue Rom</hi>, der zweite Ehrenrang nach Rom
beansprucht (Kanon 3), auf dem Konzil von Chalcedon (451) sprach man der
Stadt schließlich gleiche Vorrechte (<foreign lang="grc">ἴσα
πρεσβεῖα</foreign>) wie der älteren Kaiserstadt Rom und ihrem
Bischof umfangreiche Weihegewalt für weitreichende Gebiete zu (Kanon
28).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_20">
<label>Regierung Theodosii des Großen</label>
<p>Nach dem Tode Valens' (328–378) und militärischen Erfolgen gegen die
Goten wurde Theodosius I., der Große (347–395), im Jahre 379 durch den
weströmischen Kaiser Gratian (359–383) zum Augustus erhoben. In den
Folgejahren v.a. mit der Konsolidierung seines oströmischen
Herrschaftsbereiches (u.a. durch den sog. Gotenvertrag des Jahres 382)
beschäftigt, sah sich Theodosius später gezwungen, militärisch gegen die
weströmischen Usurpatoren Maximus und Eugenius vorzugehen, und wurde so
für die letzten Monate seines Lebens zum Alleinherrscher des Imperiums.
Durch das gemeinsam mit Gratian und dessen Mitkaiser Valentinian II.
(371–392) verabschiedete Edikt <hi>Cunctos populos</hi> (380) und das
Erste Konzil von Konstantinopel (s.o.) verbindet sich mit Theodosius
religionspolitisch v.a. die Durchsetzung des Christentums nizänischer
Prägung (vgl. I § 63). Daneben ist jedoch auch sein Vorgehen gegen die
alten Kulte sowie die Auseinandersetzung mit Ambrosius von Mailand zu
nennen, dessen bischöfliche Autorität den 380 getauften Kaiser durchaus
zu Zugeständnissen bewegen konnte. Immer wieder angeführt werden
Ambrosius' Veto gegen den Wiederaufbau einer Synagoge im syrischen
Callinicum sowie der dem Kaiser abgeforderte Bußakt nach einer außer
Kontrolle geratenen Strafaktion in Thessaloniki.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_21">
<label>Gregorius Nazianz.</label>
<p>Nach dem Studium in unterschiedlichen Metropolen des Ostens neigte Gregor
von Nazianz (ca. 329–390) einem monastisch-asketischen Lebensstil zu.
Basilius d. Gr., Bischof von Caesarea, berief seinen Studienfreund 372
zum Bischof von Sasima, doch trat Gregor diese Stelle, wie auch die
Nachfolge seines Vaters, des Bischofs von Nazianz, nicht an. Stattdessen
wurde er nach dem Herrschaftsantritt des nizänisch gesinnten Theodosius
(s.o.) 379 als Leiter einer nizänischen Gemeinde in das mehrheitlich
arianische (vgl. I § 63) Konstantinopel berufen und war hier nicht
zuletzt aufgrund seiner hervorragenden rhetorischen Fähigkeiten derart
erfolgreich, dass er ein Jahr später von Theodosius zum Bischof bestellt
wurde und als Nachfolger des Meletius von Antiochien das wiederum ein
Jahr später an seinen Amtssitz einberufene Konzil leitete. Bereits nach
wenigen Wochen scheiterte er jedoch an der Lösung des sog.
meletianischen (antiochenischen) Schismas (vgl. II § 128) und zog sich,
nach einem Zwischenspiel in Nazianz, 383 auf sein in der Nähe gelegenes
Landgut zurück. Das Werk des musterhaften Rhetors besteht neben Reden
aus zahlreichen Gedichten und Briefen, Gregor selbst zählt mit Gregor
von Nyssa (gest. vor 400) und Basilius (vgl. II § 115) zu den <hi>drei
Kappadoziern</hi> und mit Basilius, Johannes Chrysostomus (vgl. II §
104) und Athanasius (vgl. II § 83) zu den vier griechischen
Kirchenlehrern.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_22">
<label>Seiler- und Rosenmüllersche kurze Inbegriff der Kirchengeschichte des
N. T. in Tabellen, 7te Ausgabe, Erlangen 1796</label>
<p>Georg Friedrich Seilers (1733–1807) <hi>Kurzer Inbegriff</hi> ist in
siebenter Auflage 1793 erschienen und enthält als Anhang die von Johann
Georg Rosenmüller (1736–1815) besorgte <hi>Kirchengeschichte des
achtzehnten Jahrhunderts in V. Tabellen</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_102_23">
<label>J. S. Vater's synchronistische Tafeln der Kirchengeschichte. 3te
Auflage, Halle 1818</label>
<p>Dieses Werk ist 1819 erschienen.</p></note>
</div>
<div n="103" type="section" id="section_2_103">
<head><app>
<lem>103</lem>
<rdg wit="#a" type="v">390</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn man sich auf die gedachte Art entweder durch gute Vorlesungen, oder
durch den Gebrauch eines guten <pb edRef="#c" n="120"/> Handbuchs der
Kirchengeschichte eine allgemeinere Kenntniß derselben erworben <app>
<lem>hätte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat</rdg>
</app>, und <app>
<lem>man wollte</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> dieses Studium, wegen seines <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Nutzens, weiter <app>
<lem>fortsetzen <ref type="note" target="#noe_2_2_103_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">fortsetzen, <ref type="note" target="#noe_2_2_103_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="404[!]"/> und <app>
<lem>sie selbst untersuchen:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">mit eigenen Untersuchungen verbinden will,</rdg>
</app> so <app>
<lem>würden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dürfen</rdg>
</app>, in Beziehung auf die oben <app>
<lem>im ersten Theil</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_222">225</ref>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
</app> nothwendigen Eigenschaften einer wahren und nützlichen
Geschichtskunde, folgende <index indexName="subjects-index">
<term>Regeln</term>
</index>Regeln nie <app>
<lem>müssen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>aus der</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ausser</rdg>
</app> Acht <app>
<lem>gelaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">gelassen</rdg>
</app> werden. 1) Weil <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Geschichte <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> auf Nachrichten und Zeugnisse ankommt, und es, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der ungeheuren Menge <app>
<lem>von Nachrichten</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">derselben</rdg>
</app>, die oft in <app>
<lem>Denkmahlen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Denkmalen</rdg>
</app> und Schriften, wo man sie gar nicht sucht, nur <app>
<lem>beyläufig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiläufig</rdg>
</app> vorkommen, unmöglich ist, daß auch der <app>
<lem>fleissigste</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">fleißigste</rdg>
</app> Mann <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> wissen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, was hier einiges Licht <app>
<lem>ausbreiten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verbreiten</rdg>
</app>
<app>
<lem>möchte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">möchte:</rdg>
</app> so muß man sich vor allen Dingen sowohl um die <index indexName="subjects-index">
<term>Quellen</term>
</index>Quellen aller Art, <pb edRef="#b" n="136"/> als um die, welche sie
schon benutzt, und darnach irgend einen Theil der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengeschichte</term>
</index>Kirchengeschichte untersucht haben, bekümmern.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_103_note1" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1. †)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> Es wäre allerdings sehr gut, vor der <app>
<lem>eignen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Untersuchung, ein oder anderes <app>
<lem>größeres</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösseres</rdg>
</app> Werk über diese Geschichte zu <app>
<lem>studieren.</lem>
<rdg type="v" wit="#a">studieren<supplied>.</supplied></rdg>
</app> Man würde dadurch nicht nur jene erste Grundlage, sondern auch die <app>
<lem>verschiednen Gesichtspuncte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen Gesichtspunkte</rdg>
</app> erweitern, aus der man die zur Kirchengeschichte gehörigen Sachen
ansehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. Denn die Verfasser der Handbücher schränken sich gemeiniglich nur
auf gewisse <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Gesichtspuncte</term>
</index>Gesichtspuncte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtspunkte</rdg>
</app>, und oft zu sehr, ein, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> auf Geschichte der Kirche, ohne eben so genau der Geschichte der
Lehre nachzuforschen, auf Geschichte der Hierarchie, ohne die Geschichte der
religiösen <app>
<lem>Cultur,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
</app> und der sie befördernden Mittel <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">u. d. gl.,</rdg>
</app> eben so fleißig darzustellen. Jeder läßt <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der nothwendigen Kürze und in Rücksicht auf seine Leser oder Zuhörer
vieles Nützliche weg, der Theologe <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die Geschichte der Kirchengesetze, der Protestant Manches, was ihn
weniger als den <pb edRef="#a" n="405[!]"/> Katholiken <app>
<lem>interessirt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">intereßirt</rdg>
</app>, und das doch auch für ihn in mancher Absicht sehr nothwendig werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. – Aber noch kenne ich kein ausführlicheres und <pb edRef="#c" n="121"/> mit gehöriger Kenntniß der Quellen und Untersuchungsgeist <app>
<lem>geschriebnes</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">geschriebenes</rdg>
</app> Werk, das <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ganz</rdg>
</app>
<hi>vollständig</hi> wäre<app>
<lem>, und die Kirchengeschichte aller Jahrhunderte umfaßte</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>. Sonst würde ich, obgleich in <app>
<lem>verschiedner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedener</rdg>
</app> Rücksicht, für den, der weiter gehen will, die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_1"/><app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Bossuet, Jacques Bénigne</term>
</index><index indexName="persons-index">
<term>Cramer, Johann Andreas</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svzz">bossuet</persName>-<persName ref="textgrid:2sw00">cramerische</persName></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi><persName>Bossuet</persName>-<persName>Cramersche</persName></hi></rdg>
</app> Einleitung, die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_2"/><app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250ds">semlerischen</persName></hi> selecta Capita</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Semlerschen</persName></hi>
Selecta capita</rdg>
</app>, Versuch eines fruchtbaren Auszugs <pb edRef="#b" n="137"/> der
Kirchengeschichte, und Versuch christlicher <app>
<lem>Jahrbücher (Halle 1785</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Jahrbücher, Halle 1785.</rdg>
</app> und <app>
<lem>86<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sw06"/>
in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">86.,</rdg>
</app> 2 <app>
<lem>Theilen in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Theile,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice>
<app>
<lem>8.)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app>, nebst der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_3"/><app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Schroeckh, Johann Matthias</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h2x">schröckhischen</persName></hi> christl. Kirchengeschichte,
hernach die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_4"/>Hist. Ecclesiastique par <index indexName="persons-index">
<term>Fleury, Claude</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw07">Fleury</persName></hi>,
und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Alexander, Natalis</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw08">Natalis
Alexandri</persName></hi> Hist. Ecclesiast. <app>
<lem>(<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">(<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice></rdg>
</app> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_6"/>Anweisung zur <app>
<lem>Bücherkenntn.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bücherk.</rdg>
</app> §. 329. 330. und 333)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Schröckhischen</persName></hi>
christlichen Kirchengeschichte (bis zur Reformation 34 Theile, seit
der Reformation 9 Theile)</rdg>
</app>, vor allen andern empfehlen. <app>
<lem>Da sie inzwischen nicht bis auf</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ueber</rdg>
</app> die <app>
<lem>neueste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">neuesten</rdg>
</app> Zeiten <app>
<lem>gehen, so müßte man diesen Abgang durch einige</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">geben die</rdg>
</app> in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_7"/><app>
<lem><hi>Anweisung</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bücherkenntniß</rdg>
</app> §. <app>
<lem>501, <app>
<lem>386</lem>
<rdg wit="#a" type="v">336</rdg>
</app> und 337 genannte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">501. 386. 337. genannten</rdg>
</app> Bücher <app>
<lem>ersetzen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hinlängliche Auskunft</rdg>
</app>.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2)</rdg>
</app> Nirgends ist <index indexName="subjects-index">
<term>Literargeschichte</term>
</index>Literargeschichte (<app>
<lem><choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">den</rdg>
</app> ersten <app>
<lem>Th.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Theil</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_245">247</ref></rdg>
</app>) und die Sammlung brauchbarer Excerpte unentbehrlicher, als <app>
<lem>beym</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beim</rdg>
</app> Studium der Geschichte. Die Bücher, welche ganz eigentlich für die
Kirchengeschichte und <app>
<lem>zu</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> deren <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">bestimmt</rdg>
</app> sind, allgemeinere und <app>
<lem>besondre, kan</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">besondere, kann</rdg>
</app> man in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_8"/>Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der <app>
<lem>Theologie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Theologie,</rdg>
</app> Theil 1. <app>
<lem>Abschn.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Abschnitt</rdg>
</app> 3. und in den daselbst §. <app>
<lem>289</lem>
<rdg wit="#c" type="v">289.</rdg>
</app> angezeigten <app>
<lem>Werken</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Werken, desgleichen in der Bibliothek für
Prediger, 2ter und 4ter Theil,</rdg>
</app> finden. <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>, die kleine Theile der <app>
<lem>Kirchengeschichte,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchengeschichte</rdg>
</app> oder <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Umstände betreffen, muß man sich aus denenjenigen bekannt machen,
welche diese mit Zeugnissen belegt, oder in ihren Schriften über <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Gegenstände die gebrauchten Quellen angegeben haben. Es giebt auch
Bücher, wo man die wichtigsten Quellen und Schriften über die besondersten
Umstände angezeigt <pb edRef="#a" n="406[!]"/> findet, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> in dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_9"/>Catalog. Biblioth. <app>
<lem>Bunavianae</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bunavianae,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Tom.</abbr>
<expan>Tomus</expan>
</choice>
<app>
<lem>1.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">I.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Vol.</abbr>
<expan>Volumen</expan>
</choice> 2. <choice>
<abbr>lib.</abbr>
<expan>liber</expan>
</choice> VI. <choice>
<abbr>c.</abbr>
<expan>caput</expan>
<expan>capitulum</expan>
</choice>
<app>
<lem>1.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1.,</rdg>
</app> die, welche von einzeln berühmten <app>
<lem>Schriftstellern,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schriftstellern</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Tom.</abbr>
<expan>Tomus</expan>
</choice> III. <choice>
<abbr>Vol.</abbr>
<expan>Volumen</expan>
</choice>
<app>
<lem>II.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">I.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 597 <app>
<lem><choice>
<abbr>seq.</abbr>
<expan>sequens</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v">seq.,</rdg>
</app> die, so von <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzeln</rdg>
</app> Heiligen <pb edRef="#b" n="138"/> und Märtyrern geschrieben haben.
Wenn man über die Kirchengeschichte <app>
<lem>ein solches</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">dergleichen</rdg>
</app>, aber <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">ein</rdg>
</app> noch viel mehr erweitertes Buch hätte, wie <index indexName="persons-index">
<term>Hamberger, Georg Christoph</term>
</index><persName ref="textgrid:2580v"><app>
<lem><hi>Hambergers</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Hamberger's</hi></rdg>
</app></persName> Directorium <app>
<lem>historicum - -</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">historicum –</rdg>
</app> post <index indexName="persons-index">
<term>Freher, Marquard</term>
</index><persName ref="textgrid:2sw0n">Marq. Freherum</persName> et iteratas
<index indexName="persons-index">
<term>Köhler, Johann David</term>
</index><persName ref="textgrid:24fpk"><app>
<lem>Jo.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Io.</rdg>
</app> Dav. Koeleri</persName>
<app>
<lem>curas (Göttingen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">curas, Göttingen</rdg>
</app> 1772.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sw0q"/>
<app>
<lem>4.)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4.,</rdg>
</app> ist: so würde dem, der die Quellen der besondern Kirchengeschichte
will kennen lernen, viele Mühe und <pb edRef="#c" n="122"/> Zeit, nebst dem
Abgang vieler <app>
<lem>wichtigen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wichtiger</rdg>
</app> Quellen, <app>
<lem>ersparet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erspart</rdg>
</app> werden. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{In <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_103_10"/><index indexName="persons-index">
<term>Planck, Gottlieb Jakob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2505r"/>Plank's</hi> Einleitung
in das Studium der Theologie, 2 Theile, sind die allgemeinern und
besondern Schriften ebenfalls sehr vollständig angegeben.}</rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_1">
<label>bossuet-cramerische Einleitung</label>
<p>Jacques Bénigne Bossuets (1627–1704) <hi>Discours sur l'histoire
universelle</hi> (1681) wurde von dem Kieler Theologen Johann
Andreas Cramer (1723–1788) unter dem Titel <hi>Einleitung in die
allgemeine Geschichte der Welt, bis auf Kaiser Carln den Großen</hi>
(1748) ins Deutsche übertragen, mit einem Anhang historisch-kritischer
Abhandlungen versehen und bis 1786 als <hi>Einleitung in die allgemeine
Geschichte der Welt und der Religion</hi> in sieben weiteren Teilen
fortgesetzt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_2">
<label>semlerischen selecta Capita […] (Halle 1785 und 86 in 2 Theilen in
gr. 8.)</label>
<p>Gemeint sind Johann Salomo Semlers <hi>Historiae ecclesiasticae selecta
capita. Cum epitome canonum excerptis dogmaticis et tabulis
chronologicis</hi> I–III (1767–1769) sowie dessen <hi>Versuch eines
fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte</hi> I–III (1773–1778).
Der erste, bis in das Jahr 900 reichende Teil seines <hi>Versuch[s]
christlicher Jahrbücher, oder ausführlicher Tabellen über die
Kirchenhistorie</hi> stammt aus dem Jahr 1783.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_3">
<label>schröckhischen christl. Kirchengeschichte</label>
<p>Johann Matthias Schroeckhs (1733–1808) großes, bis in das 18. Jh.
reichendes Kirchengeschichtswerk besteht aus insgesamt 45 Bänden. Die
<hi>Christliche Kirchengeschichte</hi> (1768–1803) umfasst 35 Bände
und reicht bis zur Reformation, danach schließt sich die <hi>Christliche
Kirchengeschichte seit der Reformation</hi> (1804–1808) in acht
Bänden an. Die das Werk beschließenden letzten beiden Bände (1810/1812)
stammen bereits von Heinrich Gottlieb Tzschirner (1778–1828). Dass in
der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> 34 bzw. neun Teile gezählt
werden, erklärt sich dadurch, dass es sich bei Bd. 35 der
<hi>Christliche[n] Kirchengeschichte</hi> um einen Registerband
handelt und der zehnte Band der <hi>Christliche[n] Kirchengeschichte
seit der Reformation</hi> eine von Tzschirner verfasste Biographie
Schroeckhs sowie ein Register der vorangegangenen neun Teile
enthält.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_4">
<label>Hist. Ecclesiastique par Fleury</label>
<p>Gemeint ist die bedeutende zwanzigbändige <hi>Histoire
ecclésiastique</hi> (1691–1720) des katholischen Kirchenhistorikers
Claude Fleury (1640–1723). Dieses ursprünglich bis in das Jahr 1414
reichende Werk wurde später von Jean Claude Fabre (1668–1753) in 16 und
Alexander a Sancto Johanne de Cruce (1719–1794) in weiteren sechs Bänden
bis 1778 fortgesetzt. Friedrich der Große (1712–1786) besorgte 1766
einen Auszug. 1840 erschien eine Neuausgabe des Werks mit einer
handschriftlich hinterlassenen Fortsetzung Fleurys bis in das Jahr
1517.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_5">
<label>Natalis Alexandri Hist. Ecclesiast.</label>
<p>Die zunächst 23, dann 26 Bände umfassenden <hi>Selecta historiae
ecclesiasticae capita</hi> (1676–1686 bzw. 1688–1689) des
Dominikaners und bedeutenden Kirchenhistorikers Noël Alexandre (Natalis
Alexander) (1639–1724) reichen bis zum Ende des Trienter Konzils
(1545–1563), wurden zwischenzeitlich indiziert und wie die später
veröffentlichte achtbändige <hi>Historia ecclesiastica Veteris Novique
Testamenti ab orbe condito ad annum post Christum natum 1600</hi>
(1699) häufig neu aufgelegt. Gemeint ist wohl der letztgenannte
Titel.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_6">
<label>Anweisung zur Bücherkenntn. §. 329. 330. und 333</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_7">
<label>Anweisung §. 501, 386 und 337 genannte Bücher</label>
<p>Wie die dritte Auflage der <hi>Anweisung</hi> deutlich macht, ist hier
die <hi>Bücherkenntniß</hi> gemeint (vgl. I § 43). Statt § 386 (enthält
Literatur zur äthiopischen bzw. abessinischen Kirchengeschichte) ist
jedoch, wie in der ersten Auflage der <hi>Anweisung</hi> korrekt
angegeben, § 336 einzusehen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_8">
<label>Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie Theil 1.
Abschn. 3. und in den daselbst §. 289 angezeigten Werken</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_9">
<label>Catalog. Biblioth. Bunavianae Tom. 1. Vol. 2. lib. VI. c. 1. […] Tom.
III. Vol. II. p. 597 seq. die, so von einzelnen Heiligen und Märtyrern
geschrieben haben</label>
<p>Vgl. I § 134. Die hier angegebenen Seiten 597ff. befinden sich gemäß der
zweiten und dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> im zweiten Band des
dritten Teils (1756).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_103_10">
<label>Plank's Einleitung in das Studium der Theologie, 2 Theile</label>
<p>Vgl. Vorrede Hg. c [VIII].</p></note>
</div>
<div n="104" type="section" id="section_2_104">
<head><app>
<lem>104</lem>
<rdg wit="#a" type="v">391</rdg>
</app>.</head>
<p>Weil aber angebliche <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Quellen</term>
</index>Quellen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Quellen</hi></rdg>
</app> diesen Namen nicht immer verdienen, und nicht aus <hi>der</hi> Zeit,
noch von <hi>den</hi> Verfassern sind, welchen sie zugeschrieben werden: so
muß <app>
<lem>man 2),</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">man, 2)</rdg>
</app> ehe man sie <app>
<lem>braucht</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gebraucht</rdg>
</app>, von ihrer <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Aechtheit</term>
</index>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> überzeugt seyn, oder wissen, wie fern sie Quellen seyn können. Diese
<index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik ist vielleicht nirgends nöthiger, als <app>
<lem>bey diesen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gerade bei den</rdg>
</app> Quellen der Kirchengeschichte, weil <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der früh <app>
<lem>entstandnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstandenen</rdg>
</app> Einbildung von Rechtmäßigkeit des sogenannten frommen <index indexName="subjects-index">
<term>Betrug</term>
</index>Betrugs, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der so bald unter Christen eingerissenen Gewohnheit, nach
menschlichem <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Tradition</term>
</index>Tradition Wahrheit und Pflicht zu bestimmen, und dem daher
entstandenen Interesse, die <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> gewisser berühmten Denkmahle zu <app>
<lem>behaupten</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>dehaupten</sic>
<corr type="editorial">behaupten</corr>
</choice></rdg>
</app>, endlich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem bis gegen die Zeiten <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>ber</sic>
<corr type="editorial">der</corr>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Reformation</term>
</index>Reformation fast gänzlichen Mangel der <app>
<lem>hiebey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierbei</rdg>
</app> gebrauchten Kritik und <app>
<lem>den</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dem</rdg>
</app> blinden <app>
<lem>Glauben an, zumahl herrschende,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Glauben, selbst an herrschend gewordene</rdg>
</app> Sagen, so viele <app>
<lem>un<pb edRef="#a" n="407[!]"/>ächte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unechte</rdg>
</app> Schriften und Denkmahle <app>
<lem>einen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ein</rdg>
</app> sehr <app>
<lem>unverdienten Credit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unverdientes Ansehen</rdg>
</app> erlangt haben.</p>
<note n="1" place="end"><pb edRef="#b" n="139"/>
<app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> Da so viel darauf ankommt, den Werth der Quellen recht zu würdigen:
so ist zur Kenntniß derselben und ihrer rechten Beurtheilung überhaupt,
<index indexName="persons-index">
<term>Walch, Christian Wilhelm Franz</term>
</index><hi>C. W. F.</hi>
<app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:2svz4">Walchs</persName></hi>
critische</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Walch's</persName></hi>
kritische</rdg>
</app> Nachricht von den Quellen der Kirchenhistorie, <app>
<lem>Leipz. 1770<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sw0s"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Leipzig 1770.</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice>
<app>
<lem>8.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.,</rdg>
</app> ein unentbehrliches Buch. Wie sehr wäre zu wünschen, daß man in
Absicht auf die ganze Kirchengeschichte ein <app>
<lem>solch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">solches</rdg>
</app> Werk hätte, wie der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds"><app>
<lem><hi>semlerische</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Semlersche</hi></rdg>
</app></persName> Versuch, den Gebrauch der Quellen in der Staats- und
Kirchengeschichte zu erleichtern, Halle 1761.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2sw0v"/>
<app>
<lem>8</lem>
<rdg wit="#c" type="v">8.</rdg>
</app>, in Absicht auf einen <app>
<lem>kleinern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kleinen</rdg>
</app> Theil der <app>
<lem>mitlern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mittlern</rdg>
</app> Geschichte <app>
<lem>ist!</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist.</rdg>
</app> Mehrere in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_2"/><hi>Anweisung</hi>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> §. <app>
<lem>409 genennte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">409. genannte</rdg>
</app>
<app>
<lem>Schriftstel<pb edRef="#c" n="123"/>ler,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Schriftsteller</rdg>
</app> und <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> diesen, in Rücksicht auf <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Schriften, manche Herausgeber der Schriften der Kirchenväter und
alter <app>
<lem>Denkmale</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Denkmahle</rdg>
</app>, sonderlich die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_3"/>Benedictiner von der Congregation des <choice>
<abbr>heil.</abbr>
<expan>heilig</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Maurus von Subiaco</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0mb">Maurus</persName>, <app>
<lem>desgleichen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Sirmond, Jacques</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw0w">Jac. Sirmond</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Launoy, Jean de</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw13">Joh. Launoi</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Daillé, Jean</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0hr">Joh. Daillé</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Pagi, Antoine</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw2h">Anton Pagi</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Le Nain de Tillemont, Sébastien</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw2p">Tillemont</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250ds">J. S. Semler</persName>,</hi>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_10"/><index indexName="persons-index">
<term>Spittler, Ludwig Timotheus von</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:253k3">C. T. Spittler</persName></hi>,
und einige wenige <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>, haben auch hierin um die Kirchengeschichte sehr <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Verdienste.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2)</rdg>
</app> Wie man <app>
<lem>hiebey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hierbei</rdg>
</app> nicht auf die <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Urtheile, sondern auf die Gründe sehen muß, womit man jene
unterstützt <app>
<lem>hat;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat,</rdg>
</app> denn der Zweifel geht sehr oft, nicht minder wie der blinde Glaube,
über die Gränzen: so ist deswegen ein Denkmahl nicht gleich unbrauchbar,
wenn es gleich fälschlich in eine gewisse Zeit <app>
<lem>gesetzt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gesetzt</rdg>
</app> oder <app>
<lem>einem</lem>
<rdg type="v" wit="#a">einen</rdg>
</app> Verfasser <app>
<lem>beygelegt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigelegt</rdg>
</app> worden ist; es <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, wie viele <app>
<lem>unächte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unechte</rdg>
</app> Schriften, doch in <hi>der</hi> Zeit, wohin es wirklich gehört, und
deren Spur es trägt, <app>
<lem>großes</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosses</rdg>
</app> Licht geben, und <pb edRef="#b" n="140"/> unter vielem <app>
<lem>Unächten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unechten</rdg>
</app>, doch schätzbare historische <pb edRef="#a" n="408[!]"/> Fragmente
enthalten, wie die sogenannten <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_11"/>Apocrypha <choice>
<abbr>N. T.</abbr>
<expan>Novum Testamentum</expan>
</choice>, die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_12"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Ignatius von Antiochien</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sx2s"><app>
<lem>ignatianischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ignatianischen</rdg>
</app></persName> Briefe, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_13"/>Canones und Constitut. Apostolicae, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_14"/>Recognitiones <index indexName="classics-index">
<term><persName>Clemens von Rom</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3r06t">Clementis</persName>, viele <app>
<lem>unächte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unechte</rdg>
</app> Schriften vom <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_15"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Chrysostomus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:276c6">Chrysostomus</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_16"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Ambrosius von Mailand</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sx6x">Ambrosius</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_104_17"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustinus</persName>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">u. a.,</rdg>
</app> wenn man nur <app>
<lem>vorher</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ihren Ursprung und ihr Alter <app>
<lem>ausfündig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ausfindig</rdg>
</app> machen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_1">
<label>semlerische Versuch, den Gebrauch der Quellen in der Staats- und
Kirchengeschichte zu erleichtern, Halle 1761</label>
<p>Gemeint ist Johann Salomo Semlers <hi>Versuch den Gebrauch der Quellen in
der Staats- und Kirchengeschichte der mitlern Zeiten zu
erleichtern</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_2">
<label>Anweisung etc. §. 409</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_3">
<label>Benedictiner von der Congregation des heil. Maurus</label>
<p>Die Mönche der von 1618 bis 1792 bestehenden benediktinischen
Reformkongregation von Saint-Maur mit ihrem Hauptsitz im Kloster
Saint-Germain-des-Prés in Paris erarbeiteten u.a. grundlegende
Textausgaben griechischer und lateinischer Kirchenväter. Hervorgehoben
seien neben einer fünfbändigen <hi>Bibliotheca Patrum ascetica</hi>
(1661–1664) und den Schriften frühchristlicher Apologeten (1720) unter
den Griechen die Ausgabe des Athanasius in drei (1698), des Origenes in
vier (1733–1759) und des Chrysostomus in 13 Bänden (1718–1738) sowie
unter den Lateinern die Ausgabe des Ambrosius (1686–1690), des
Hieronymus (1693–1706) und v.a. Augustins (1681–1700).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_4">
<label>Jac. Sirmond</label>
<p>Der Jesuit Jacques Sirmond (1559–1651) war zwischen 1581 und 1590 als
Lehrer am Collège de Clermont in Paris tätig und wurde dann bis 1608
persönlicher Sekretär seines Ordensoberen Claudio Acquaviva (1543–1615)
in Rom. Später hatte er das Rektorat am Collège de Clermont inne und war
zudem mehrere Jahre Beichtvater Ludwigs XIII. (1601–1643). Bedeutend für
die französische Kirchengeschichte sind seine <hi>Concilia antiqua
Galliae</hi> (1629), doch ist Sirmond v.a. durch seine zahlreichen,
aus heute teilweise verlorenen Handschriften erstellten Textausgaben wie
denen des Sidonius Apollinaris (1614), Radbert (1617), Theodoret von
Cyrus (1642), Eusebius von Caesarea (1643), Avitus von Vienne (1643),
Hinkmar von Reims (1645) und Theodulph von Orléans (1646)
hervorgetreten. Daneben hat Sirmond mit der in der <hi>Dissertatio in
qua Dionysii Parisiensis et Dionysii Areopagitae discrimen
ostenditur</hi> (1641) vorgetragenen Bestreitung der Identität von
Dionysius von Paris und Dionysius Areopagita eine Kontroverse ausgelöst
(vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_5">
<label>Joh. Launoi</label>
<p>Nach dem Philosophie- und Theologiestudium am Collège de Navarre in Paris
erhielt Jean de Launoy (1603–1678) im Jahre 1636 die Doktorwürde und
noch im selben Jahr die Priesterweihe. Als bedeutender Gelehrter,
Gallikaner und zumindest Sympathisant des Jansenismus (II § 98) hat der
auch <hi>dénicheur de saints</hi> genannte de Launoy eine Vielzahl
kritischer Schriften (zu christlichen Märtyrerlegenden, der unbefleckten
Empfängnis oder der Aufnahme Marias in den Himmel) veröffentlicht und
sich v.a. um die kirchliche Verfassungsgeschichte verdient gemacht.
Zudem schaltete er sich in die von Sirmond ausgelöste
Dionysius-Kontroverse (s.o.) ein.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_6">
<label>Joh. Daillé</label>
<p>Vgl. II § 90.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_7">
<label>Anton Pagi</label>
<p>Der auf einer Jesuitenschule erzogene Antoine Pagi (1624–1699) trat auf
Betreiben seines Onkels in den Franziskanerorden ein, legte 1641 die
Profess ab und wurde später mehrfach zum Provinzial gewählt. Er
studierte Philosophie und Theologie und hatte vorübergehend ein
Predigtamt inne, ist aber v.a. als gewissenhafter und umsichtiger
Berichtiger des bedeutenden Kirchenhistorikers Cesare Baronio (Baronius)
(1538–1607) hervorgetreten. Pagis <hi>Critica historico-chronologica in
universos annales ecclesiasticos Eminentissimi et Reverendissimi
Caesaris Cardinalis Baronii</hi> (1689–1705) wurden mehrfach
aufgelegt und im Rahmen späterer Baronius-Ausgaben
berücksichtigt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_8">
<label>Tillemont</label>
<p>Der aus adliger Familie stammende Historiker Louis Sébastien Le Nain de
Tillemont (1637–1698) erhielt nach dem v.a. (kirchen-)historisch
ausgerichteten Studium 1676 die Priesterweihe und trat noch im selben
Jahr in die Abtei Port-Royal ein (vgl. II § 98). Aufgrund der Verfolgung
des Jansenismus zog er sich 1679 bis zu seinem Tod auf das
familieneigene Landgut Tillemont bei Montreuil zurück. Berühmt sind
neben der sechsbändigen <hi>Histoire des empereurs</hi> (vgl. I § 244)
v.a. seine <hi>Mémoires pour servir à l'histoire ecclésiastique des six
premiers siècles</hi> (1693–1712) in 16 Bänden, durch die Tillemont
zu den bedeutendsten Historikern nicht nur des 17. Jh.s zu zählen ist.
Sein Werk wurde etwa von Edward Gibbon (I § 229) hoch
geschätzt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_9">
<label>J. S. Semler</label>
<p>Mit dem Namen des in Halle lehrenden Baumgarten-Schülers, Mitbegründers
der historisch-kritischen Bibelwissenschaft und herausragenden Neologen
Johann Salomo Semler (1725–1791) verbinden sich theologiegeschichtlich
v.a. die weitreichenden Unterscheidungen von Theologie und Religion
sowie von Wort Gottes und Heiliger Schrift, zudem wandte er sich gegen
Verbalinspiration und die Vorstellung von einem göttlichen Ursprung der
biblischen Überlieferung und ließ das Alte Testament nicht mehr als
Quelle christlicher Glaubensvorstellungen gelten. Aus dem umfangreichen
und vielfältigen Werk (bis zur Veröffentlichung der ersten Auflage der
<hi>Anweisung</hi> bereits über 200 Titel) ist besonders Semlers
Hauptwerk, die vierbändige <hi>Abhandlung von freier Untersuchung des
Canon</hi> (1771–1775), für die Kirchengeschichte im Speziellen die
bereits erwähnten <hi>Selecta Capita</hi> und der <hi>Versuch eines
fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte</hi> (1773–1778) (vgl. II
§ 103) zu nennen. Im Hinblick auf Nösselt sei bemerkt sei, dass Semler
Baumgartens <hi>Auslegung der beiden Briefe St. Pauli an die Corinthier
mit Anmerkungen und einer Paraphrasi M. Johann August Nösselts
öffentlichen Lehrers der heiligen Gottesgelersamkeit</hi> (1761) mit
einer Vorrede herausgegeben hat.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_10">
<label>C. T. Spittler</label>
<p>Gemeint ist Ludwig Timotheus von Spittler (vgl. I § 229 c). Neben der
<hi>Geschichte des canonischen Rechts</hi> (vgl. III § 89) und dem
<hi>Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche</hi> (vgl. II §
102) sind auch die <hi>Kritische Untersuchung des sechzigsten
Laodicenischen Canons</hi> (1777), <hi>De usu versionis Alexandrinae
apud Josephum prolusio</hi> (1779) und die <hi>Historia critica
chronici Eusebiani</hi> (1784) zu nennen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_11">
<label>Apocrypha N. T.</label>
<p>Die Definition und Eingrenzung der neutestamentlichen Apokryphen (zu den
alttestamentlichen vgl. I § 163) gestaltet sich bis heute nicht zuletzt
durch neue Textfunde (im 20. Jh. v.a. die Bibliotheken von Nag Hammadi
und Medinet Madi) als schwierig. Der gegen Ende des 17. Jh.s einsetzende
Aufschwung der Apokryphensammlung und -forschung verbindet sich v.a. mit
Jean-Baptist Cotelier (1629–1686), als für das 18. Jh. und darüber
hinaus maßgebliche Ausgabe ist Johann Albert Fabricius' (1668–1736)
dreibändiger <hi>Codex apocryphus Novi Testamenti</hi> (<hi rend="superscript">2</hi>1719) zu nennen. Am Beginn des 19. Jh.s
steht <hi>The Apocryphal New Testament</hi> (1820) des englischen
Verlegers William Hone (1780–1842). Die für Nösselt respektive Niemeyer
als Referenzwerk anzunehmende Sammlung des Fabricius enthält im ersten
Band Kindheitsevangelien, Nikodemusevangelium und Pilatusbriefe, den
Lentulusbrief sowie Fragmente apokrypher Evangelien, im zweiten Band
<hi>Acta, Epistolae, Apocalypses aliaque scripta Apostolis falso
inscripta</hi> und im dritten Band neben Nachträgen Liturgien unter
apostolischen Namen sowie den <hi>Hirt des Hermas</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_12">
<label>ignatianischen Briefe</label>
<p>Unter dem Namen des Bischofs Ignatius von Antiochien, der laut Eusebius
von Caesarea (ca. 260–339) am Beginn des 2. Jh.s unter Trajan (53–117)
in Rom das Martyrium erlitten haben soll, sind in einer kürzeren
Rezension sieben, bereits bei Eusebius genannte Briefe überliefert, eine
längere Rezension umfasst sechs weitere Briefe. Seit Auffindung des
<hi>Corpus Ignatianum</hi> und der Edition der <hi>recensio
longior</hi> im 15. bzw. 16. Jh. existieren Zweifel an der Echtheit
der Briefe, eine Frage, die die Ignatiusforschung bis heute maßgeblich
bestimmt. Hält man die Briefe, die zu den den neutestamentlichen
Apokryphen (s.o.) nahestehenden <hi>Apostolischen Vätern</hi> zählen,
für authentisch, eröffnen sie bedeutsame Einblicke in die Geschichte des
Christentums am Beginn des 2. Jh.s.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_13">
<label>Canones und Constitut. Apostolicae</label>
<p>Die insgesamt 85 <hi>apostolischen Canones</hi> (<hi>Canones
Apostolorum</hi>) bilden den Schluss der <hi>apostolischen
Konstitutionen</hi> (<hi>Constitutiones Apostolorum</hi>), wurden
aber bald auch unabhängig überliefert und anders als die
<hi>apostolischen Konstitutionen</hi> von der Zweiten Trullanischen
Synode Ende des 7. Jh.s nicht als häretisch verworfen. Aufgrund des
vergleichsweise allgemein gehaltenen Abbildes der Gemeindeverhältnisse
lassen sich konkrete Adressaten kaum ermitteln, durch die (wenngleich
fiktive) apostolische Verfasserschaft wurden sie im Osten wie im Westen
hoch geschätzt. Bei den im 16. Jh. wiederentdeckten und 1563 edierten
<hi>apostolischen Konstitutionen</hi> handelt es sich um die
umfangreichste Kirchenordnung der ersten Jahrhunderte, die ihr
vorgeblicher Verfasser Clemens von Rom (1. Jh.), der wie Ignatius von
Antiochien (s.o.) zu den <hi>Apostolischen Vätern</hi> gezählt wird, auf
dem Jerusalemer Apostelkonzil (vgl. Apg 15,1–29; Gal 2,1–10)
niedergeschrieben haben soll. Wurden die <hi>Konstitutionen</hi>
zunächst für echt gehalten, erwiesen sie sich später als im ausgehenden
4. Jh. entstandene Kompilation bereits vorliegender Kirchenordnungen,
deren Bearbeiter u.U. auch für die Interpolationen der längeren
Rezension der Ignatius-Briefe (s.o.) verantwortlich ist.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_14">
<label>Recognitiones Clementis</label>
<p>Die <hi>Recognitiones Clementis</hi> gehören wie die sog.
<hi>Homilien</hi> u.a. zu der unter dem Namen Clemens' von Rom (1.
Jh.) kursierenden pseudoclementinischen Literatur. Sowohl die nur in
lateinischer und teilweise auch syrischer Übersetzung erhaltenen
<hi>Recognitiones</hi> (Wiedererkennungen) als auch die griechisch
verfassten <hi>Homilien</hi> wurden bereits von Eusebius von Caesarea
(ca. 260–339) als pseudonym erkannt. Der neueren Forschung zufolge
handelt es sich bei beiden Schriften um zwei unabhängig voneinander
entstandene und aufgrund der christologischen Aussagen in das 4. Jh. zu
datierende Rezensionen einer gemeinsamen Grundschrift aus dem 3. Jh.,
die sich als pseudoclementinischer Roman (die erste Hälfte lässt sich
als Entwicklungs-, die zweite als Familien- bzw. Wiedererkennungsroman
verstehen) darstellt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_15">
<label>Chrysostomus</label>
<p>Der umfassend ausgebildete Johannes Chrysostomus (d.h. <hi>Goldmund</hi>)
(ca. 349–407) wurde unter dem Einfluss des Bischofs Meletius (360–381)
im Jahre 368 getauft, zog sich einige Jahre später als Asket in die
syrischen Berge zurück, musste diesen Lebensstil aus gesundheitlichen
Gründen jedoch nach sechs Jahren wieder aufgeben. In seiner Heimatstadt
Antiochia wurde Chrysostomus erst zum Diakon, dann zum Presbyter geweiht
und erlangte v.a. aufgund seiner Fähigkeiten als Prediger in den
folgenden Jahren hohes Ansehen. 397 zum Erzbischof von Konstantinopel
ernannt, stieß er auf Einfachheit und <hi>caritas</hi> zielende Reformen
an, die beim Klerus und in Teilen der Gemeinde zu Protesten und im
Gemenge der Auseinandersetzungen um Origenes (vgl. II § 98) zu seiner
ersten Verbannung führten. Von seiner zweiten Verbannung kehrte
Chrysostomus nicht mehr zurück. Unter seinem Namen wurden 17
Abhandlungen, vier Bibelkommentare, 241 Briefe und mehr als 700
Predigten (vgl. II § 65 c) überliefert, so viele wie von keinem anderen
griechischen Kirchenvater. Zu den unechten Schriften zählen v.a. zwei
als <hi>Pseudo-Chrysostomus</hi> bzw. <hi>Chrysostomus Latinus</hi>
bekannte Sammlungen lateinischer <hi>sermones</hi>. Neben Gregor von
Nazianz (vgl. II § 102), Basilius (vgl. II § 115) und Athanasius (vgl.
II § 83) zählt er zu den vier griechischen Kirchenlehrern.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_16">
<label>Ambrosius</label>
<p>Der in Trier geborene, sorgfältig ausgebildete und insbesondere durch
seine für den römischen Westen überdurchschnittlich guten
Griechischkenntnisse auffallende Ambrosius von Mailand (ca. 339–397)
schwenkte zunächst in eine Beamtenlaufbahn ein, an deren Ende er Anfang
der 370er Jahre Provinzstatthalter der <hi>Aemilia Liguria</hi> mit Sitz
in der kaiserlichen Residenzstadt Mailand wurde. Im Jahre 374 eher
zufällig und wohl noch als Katechumene (vgl. II § 126) zum Bischof
gewählt, vertrat Ambrosius im mehrheitlich homöischen Mailand schnell
einen neunizänischen Kurs (vgl. I § 63), der von allergrößter Bedeutung
für die Durchsetzung der neunizänischen Interpretation des Nicänums
(325) im Abendland insgesamt zu werten ist und ihn zu einem der vier
lateinischen Kirchenlehrer (vgl. II § 115) werden ließ. Zu bemerken ist
zudem seine Auseinandersetzung mit Theodosius I. (vgl. I § 102). Etwa
die Hälfte seines umfangreichen Werkes ist exegetischen Inhalts,
besonderen Aufschluss über Ambrosius' Wirken gibt das in zehn Bücher
eingeteilte Briefkorpus. Mit Blick auf die unechten Schriften des
Ambrosius ist v.a. Ambrosiaster zu nennen (vgl. II § 85).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_104_17">
<label>Augustinus</label>
<p>Dass sich immer wieder auch Schriften finden, die irrtümlich oder
absichtlich (vgl. die <hi>sermones ad fratres in eremo</hi>) unter dem
Namen und der Autorität Augustins (vgl. II § 19) überliefert sind, zeigt
erneut Ambrosiaster (vgl. II § 85). Da Augustin in seinen
<hi>Retractationes</hi> (vgl. auch das <hi>Indiculum</hi>) selbst
über seine Werke Auskunft gibt, Predigten und Briefe jedoch nicht
einzeln, sondern summarisch auflistet, finden sich unechte Werke gerade
auch in diesen Textgattungen. Heute sind mehr pseudo-augustinische als
augustinische Predigten bekannt. Als pseudo-augustinisch gelten etwa
auch die bis in die Frühe Neuzeit hinein als authentisch aufgefassten
Schriften <hi>De oratione et elemosina</hi>, <hi>De sobrietate et
castitate</hi>, <hi>De incarnatione et deitate Christi ad
Ianuarium</hi> und der <hi>Dialogus quaestionum</hi>, darüber hinaus
existieren <hi>Dubia</hi>.</p></note>
</div>
<div n="105" type="section" id="section_2_105">
<head><app>
<lem>105</lem>
<rdg wit="#a" type="v">392</rdg>
</app>.</head>
<p>Eben diese <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app> 3) <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app>
<app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Stellen und deren Lesearten angewendet werden, wo, nach den Quellen,
die zur richtigen Darstellung eines Textes dienen, oder nach andern
wahrscheinlichen Spuren, Verdacht des <app>
<lem>Unächten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Unechten</rdg>
</app> entstehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, auch hernach 4) <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Bestimmung des richtigen Sinnes, wozu die Kenntniß des, besonders
kirchlichen, <index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauchs, der in verschiedenen Gegenden und Zeiten sehr
verschieden ist, unumgänglich erfordert wird, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> da er, durch <app>
<lem>Vernachläßigung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vernachlässigung</rdg>
</app> dieses Unterschieds, durch Un<pb edRef="#c" n="124"/>wissenheit und
Vorurtheile, die durch <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">mancherlei</rdg>
</app> Interesse geleitet wurden, sehr verdunkelt worden ist.</p>
<note place="end"><app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Bei</rdg>
</app> der dritten Regel <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> die <app>
<lem>Theil 1.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> §. <ref target="#section_1_90">90.</ref>
<app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app> Schriftsteller, und wegen der vierten die, welche in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_105_1"/><hi>Anweisung</hi>
zur Bücherkenntniß §. <app>
<lem>410</lem>
<rdg wit="#c" type="v">410.</rdg>
</app> genannt worden sind. <index indexName="persons-index">
<term>Casaubon, Isaak</term>
</index><persName ref="textgrid:252gb"><app>
<lem><hi>Casaubons</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Casaubon's</hi></rdg>
</app></persName><hi>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Saumaise, Claude</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0hp">Salmasii</persName>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Blondel, David</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hq"><app>
<lem><hi>Blondels</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Blondel's</hi></rdg>
</app></persName> und einiger Andern Schriften, unter den Neuern <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_105_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Ernesti, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h06">J. A. Ernesti</persName></hi>
Antimuratorius, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_105_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Rösler, Christian Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2svzs"><app>
<lem><hi>C. F. Rößlers</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Rößler's</hi></rdg>
</app></persName> Bibliothek der Kirchenväter <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> enthalten sehr schätzbare <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärungen</term>
</index>Aufklärungen über diesen Sprachgebrauch.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_105_1">
<label>Anweisung zur Bücherkenntniß §. 410</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_105_2">
<label>J. A. Ernesti Antimuratorius</label>
<p>Johann August Ernestis erneut in seinen <hi>Opuscula theologica</hi>
(1773), 1–134 abgedruckte Schrift <hi>Anti Muratorius sive confutatio
Muratorianae disputationis de rebus liturgicis ad Salomonem
Deylingium</hi> (1755) richtete sich gegen die katholische
Abendmahlslehre und wurde indiziert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_105_3">
<label>C. F. Rößlers Bibliothek der Kirchenväter</label>
<p>Vgl. II § 120.</p></note>
</div>
<div n="106" type="section" id="section_2_106">
<head><pb edRef="#a" n="409[!]"/>
<pb edRef="#b" n="141"/>
<app>
<lem>106</lem>
<rdg wit="#a" type="v">393</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn man von dem wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Sinn</term>
</index>Sinn in einer <app>
<lem>ächten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">echten</rdg>
</app> Stelle eines solchen Denkmahls oder Schriftstellers überzeugt ist,
bleibt noch 5) die <index indexName="subjects-index">
<term>Prüfung</term>
</index>Prüfung der Glaubwürdigkeit des Zeugnisses übrig. Es ist hier der
Ort nicht, zu zeigen, wie diese Prüfung, und nach welchen Regeln, sie
anzustellen <app>
<lem>sey <ref type="note" target="#noe_2_2_106_note1">†)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sei; <ref type="note" target="#noe_2_2_106_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> aber Vorsichtigkeit <app>
<lem>kan bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">kann bei</rdg>
</app> dieser Geschichte, die durch Unwissenheit, <app>
<lem>Parteygeist</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheygeist</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteigeist</rdg>
</app> und Hang zum <app>
<lem>Ausserordentlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Außerordentlichen</rdg>
</app> so sehr verdorben ist, nicht genug empfohlen, der angehende
Geschichtschreiber nicht oft genug erinnert werden, eher nicht zu urtheilen,
als bis und so weit er sich das Zeugniß geben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, eben die Eigenschaften <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dieser Prüfung mitzubringen, die <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Zeugen seyn müssen, den man prüfen soll, <app>
<lem>nehmlich:</lem>
<rdg wit="#a" type="v">nehmlich</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">nämlich</rdg>
</app> in Absicht auf die Eigenschaften unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntniß</term>
</index><hi>Erkenntniß</hi>, hinlängliche Bekanntschaft mit der Geographie,
Chronologie, der bürgerlichen und <app>
<lem>Völker-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Völker-,</rdg>
</app> der <app>
<lem>Literar-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Literar-,</rdg>
</app> auch der übrigen gleichzeitigen Kirchengeschichte, Philosophie,
Kritik und genaue Sprachkenntniß, alles dieses verbunden mit gesundem
Verstande, treuem Gedächtniß, feiner Menschen- und Weltkenntniß,
scharfsinnigem <app>
<lem>Beobachtungsgeist</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beobachtungsgeist,</rdg>
</app> und Fähigkeit, selbst kleine Umstände, nach <pb edRef="#c" n="125"/>
den <index indexName="subjects-index">
<term>Spuren</term>
</index>Spuren, die uns die Geschichte <app>
<lem>weiset</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zeigt</rdg>
</app>, geschickt zu verbinden; und in Absicht auf den <hi>guten <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen</hi>, <hi>theils</hi> strenge <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Unparteylichkeit</term>
</index>Unparteylichkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unpartheylichkeit</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Unparteilichkeit</rdg>
</app>, die sich weder durch Liebe gegen das, wofür wir eingenommen sind, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> Religion, oder <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app>, <pb edRef="#a" n="410[!]"/> oder eigne Entdeckung und <pb edRef="#b" n="142"/> Einfall, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> Neues, das wir sagen, oder Altes, was wir vertheidigen wollen, noch
durch Abneigung von Personen, Gesellschaften oder Sachen, verführen läßt,
<hi>theils</hi> unermüdeten <index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index>Fleiß, dem selbst anscheinende Kleinigkeiten nicht zu gering sind,
weil und wenn sie auf die Spur der so <app>
<lem>oft</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> versteckten Wahrheit leiten können. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_106_note2">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_106_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_106_note1" place="end"><app>
<lem>†) S.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1) Siehe</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Ernesti, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h06">J. A. Ernesti</persName></hi>
<app>
<lem>vortrefliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vortreffliche</rdg>
</app> Bemerkungen und Regeln in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_106_1"/>Diss. de fide historica recte aestimanda in den
Opuscul. phil. crit. <choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 64 <choice>
<abbr>seqq.</abbr>
<expan>sequentes</expan>
</choice>
</note>
<note n="2" id="noe_2_2_106_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Kein bescheidner Mann, und wer irgend die Menschen kennt, wird sich
oder <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andre</rdg>
</app> für ganz <app>
<lem>frey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">frei</rdg>
</app> von allen Leidenschaften halten. Aber <app>
<lem>Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiele</rdg>
</app> von <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> hier <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app> Eigenschaften, auch mehrere zusammen, wird man doch vorzüglich in
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_106_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Pagi, Antoine</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw2h">Ant. Pagi</persName></hi> Critica
in Annal. Baronii, in einigen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_106_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Mosheim, Johann Lorenz von</term>
</index><persName ref="textgrid:250j4"><app>
<lem><hi>mosheimischen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Mosheimischen</hi></rdg>
</app></persName> Werken über die Kirchengeschichte, in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_106_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Beausobre, Isaac de</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2tmwh">Beausobre</persName></hi> Hist.
crit. du Manicheisme, in den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_106_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><app>
<lem><hi><persName ref="textgrid:250ds">semlerischen</persName></hi>
hieher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Semlerschen</persName></hi>
hierher</rdg>
</app> gehörigen Schriften, in <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_106_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Walch, Christian Wilhelm Franz</term>
</index><persName ref="textgrid:2svz4"><hi>C. W. F.</hi>
<app>
<lem><hi>Walchs</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Walch's</hi></rdg>
</app></persName> Entwurf einer vollständigen Historie der <app>
<lem>Ketzereyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ketzereien</rdg>
</app>, in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_106_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Planck, Gottlieb Jakob</term>
</index><persName ref="textgrid:2505r"><app>
<lem><hi>Plankischen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>plankischen</hi></rdg>
</app></persName> Geschichte des protestantischen <app>
<lem>Lehrbegriffs,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehrbegriffs</rdg>
</app> und in einigen <app>
<lem>wenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Andern finden.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_106_1">
<label>Diss. de fide historica recte aestimanda in den Opuscul. phil. crit.
p. 64 seqq.</label>
<p>Gemeint sind Johann August Ernestis bereits zuvor (vgl. I § 120)
angeführten <hi>Opuscula philologica critica</hi> (1764), die genannte
Abhandlung findet sich aaO 64–101.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_106_2">
<label>Ant. Pagi Critica in Annal. Baronii</label>
<p>Vgl. II § 104.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_106_3">
<label>mosheimischen Werken über die Kirchengeschichte</label>
<p>Vgl. I § 283; II § 102.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_106_4">
<label>Beausobre Hist. crit. du Manicheisme</label>
<p>Gemeint ist die noch immer bedeutende <hi>Histoire Critique de Manichée
et du Manichéisme</hi> (1734/1739) des reformierten Theologen Isaac
de Beausobre (1659–1738).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_106_5">
<label>semlerischen hieher gehörigen Schriften</label>
<p>Vgl. II § 104.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_106_6">
<label>C. W. F. Walchs Entwurf einer vollständigen Historie der
Ketzereyen</label>
<p>Vgl. II § 102 c.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_106_7">
<label>Plankischen Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs</label>
<p>Die sechsbändige <hi>Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der
Bildung unsers protestantischen Lehrbegriffs vom Anfang der
Reformation bis zu der Einführung der Konkordienformel</hi>
(1781–1800) stammt von Gottlieb Jakob Planck (1751–1833) und ist dessen
wohl bedeutendstes Werk. Die ersten drei Bände erschienen 1791–1798 in
zweiter Auflage, als Fortsetzung folgte die <hi>Geschichte der
protestantischen Theologie von der Konkordienformel an bis in die
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts</hi> (1831).</p></note>
</div>
<div n="107" type="section" id="section_2_107">
<head><app>
<lem>107</lem>
<rdg wit="#a" type="v">394</rdg>
</app>.</head>
<p>Der <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Einfluß, <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#c" type="v">welchen</rdg>
</app> die <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Theile der Geschichte, und besonders der Kirchengeschichte, auf
einander haben, macht es uns 6) besonders zur Pflicht, so sehr wir unsre
Ursachen haben können, und so sehr uns der ungemein <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="411[!]"/> Umfang der Geschichte nöthigen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, uns auf die <pb edRef="#b" n="143"/> Untersuchung gewisser Theile
einzuschränken, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> keinen <pb edRef="#c" n="126"/> gering zu achten, oder ganz zu <app>
<lem>vernachläßigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigen</rdg>
</app>. Die geringfügigsten Umstände haben oft die <app>
<lem>größesten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössesten</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">größten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Revolutionen</term>
</index>Revolutionen hervorgebracht; oft ist nicht die Sache, <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#c" type="v">oder</rdg>
</app> die Art wichtig, wie man sich <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> benommen hat; und oft findet sich über die Ursachen merkwürdiger
Veränderungen in gewissen Theilen der Geschichte <app>
<lem>allein</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allein,</rdg>
</app> oder <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">doch</rdg>
</app> mehr Aufschluß als in dem, welchen man bearbeitet.</p>
<note place="end">Die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_107_1"/>Geschichte der sogenannten <app>
<lem>drey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">drei</rdg>
</app>
<app>
<lem>Kapitel</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Capitel</rdg>
</app>, der <app>
<lem>Zänkereyen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zänkereien</rdg>
</app> der Patriarchen unter einander, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_107_2"/><app>
<lem>nestorianischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Nestorianischen</rdg>
</app>
<app>
<lem>besonders</lem>
<rdg wit="#a" type="v">besonders,</rdg>
</app> und der <app>
<lem>monophysitischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Monophysitischen</rdg>
</app> Händel, des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_107_3"/>Bilderstreits, des Einflusses der Höfe, und wiederum <app>
<lem>einzelner</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzler</rdg>
</app> Personen auf diese, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen Streitigkeiten, auch verschiedner <app>
<lem>merkwürdigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">merkwürdigen,</rdg>
</app> sonderlich <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_107_4"/>Bettelorden, <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> das zur Genüge lehren.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_107_1">
<label>Geschichte der sogenannten drey Kapitel</label>
<p>Vgl. II § 98.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_107_2">
<label>nestorianischen besonders und der monophysitischen Händel</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_107_3">
<label>Bilderstreits</label>
<p>Vgl. II § 113.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_107_4">
<label>Bettelorden</label>
<p>Vgl. II § 98.</p></note>
</div>
<div n="108" type="section" id="section_2_108">
<head><app>
<lem>108</lem>
<rdg wit="#a" type="v">395</rdg>
</app>.</head>
<p>Die Wahrheit einer bezeugten <index indexName="subjects-index">
<term>Begebenheit</term>
</index>Begebenheit ist nicht bloß nach Zeugnissen, sie ist auch nach der
Natur der Sache und nach dem ganzen Umfang ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umstände zu beurtheilen, und wenn die Nachrichten über diese von
einander <app>
<lem>abweichen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">abweichen</rdg>
</app> oder einander <app>
<lem>widersprechen:</lem>
<rdg wit="#c" type="v">widersprechen,</rdg>
</app> so müssen sie mit einander verglichen, und in den wahrscheinlichsten
Zusammenhang gebracht werden. Deswegen ists 7) nicht genug, viele Thatsachen <app>
<lem>oder Ereignisse</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> zu <app>
<lem>sammlen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sammeln;</rdg>
</app> man muß alle Umstände derselben zusammennehmen, sie ordnen, <app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> sehen, was <pb edRef="#a" n="412[!]"/>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Vergleichung</term>
</index>Vergleichung übrig bleibt. <app>
<lem>Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dieß</rdg>
</app> giebt <pb edRef="#b" n="144"/> der Geschichte und <app>
<lem>unsren</lem>
<rdg type="v" wit="#c">unsern</rdg>
</app> Begriffen davon mehr <index indexName="subjects-index">
<term>Deutlichkeit</term>
</index>Deutlichkeit, und verhütet zugleich, daß man die Thatsachen nicht
gleich verwirft, weil man sie verschieden oder widersprechend angegeben <app>
<lem>findet,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">findet;</rdg>
</app> nicht einen <index indexName="subjects-index">
<term>Zusammenhang</term>
</index>Zusammenhang oder Vorfälle und Absichten erdichtet, die nie gewesen
sind, und dadurch die Wahrheit der Geschichte verdirbt, indem man sie
reini<pb edRef="#c" n="127"/>gen oder unterhaltend machen will. Wiefern
man sich hier Vermuthungen erlauben dürfe, ist schon <app>
<lem>im ersten Theil, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Geschichte überhaupt,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_222">225</ref></rdg>
</app> gesagt worden.</p>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_109-117">
<div n="109" type="section" id="section_2_109">
<head><app>
<lem>109</lem>
<rdg wit="#a" type="v">396</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Dies</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Dieß</rdg>
</app> giebt auch 8) den Stoff zum wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Pragmatisches</term>
</index>Pragmatischen, ohne welches die Geschichte bloß ein Gegenstand der
Neugier und ein Spiel der Einbildungskraft, wenigstens nicht <index indexName="subjects-index">
<term>nutzbar</term>
</index>nutzbar zur <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung des <app>
<lem>Verstandes und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Herzens, wird. Nur muß man wirklich aus der Geschichte durch <app>
<lem>fleissige</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">fleißige</rdg>
</app> Beobachtung lernen, nicht bloß unsre <app>
<lem>Meinungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Meynungen</rdg>
</app> oder Vorurtheile bestätigen <app>
<lem>zu</lem>
<rdg type="om" wit="#a"/>
</app> wollen; man muß die gute und schlechte Seite der Dinge mit gleicher
Sorgfalt beobachten. So wird sie uns ein lehrreicher Schauplatz der
göttlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Fürsehung</rdg>
</app>, die auch das Schlecht- und Bösescheinende zu ihren Absichten
braucht, eine Schule, wo man eben sowohl <app>
<lem>aus</lem>
<rdg wit="#a" type="v">von</rdg>
</app> Andrer Fehlern als ihrem guten Betragen lernen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>.</p>
<note place="end"><pb edRef="#a" n="413[!]"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Sehr <app>
<lem>wenige</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wenige</rdg>
</app> haben die Kirchengeschichte eigentlich <hi>pragmatisch</hi> erzählt.
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Weismann, Christian Eberhard</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2t4j3">Weismann</persName></hi> in den
Memorabilibus H. E. hat sie praktisch und zur Erbauung <pb edRef="#b" n="145"/> anwendbar machen wollen. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Fleury, Claude</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2sw07">Fleury</persName></hi> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Racine, Bonaventure</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2tmwj">Racine</persName></hi> haben auf
eben <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app> Zweck <app>
<lem>mit gearbeitet</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hingearbeitet</rdg>
</app>. Eigentlich pragmatisch aber, in dem <app>
<lem>oben</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">§. <ref target="#section_1_225">228</ref></rdg>
</app> angegebnen Sinn, sind <app>
<lem>nur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorzüglich</rdg>
</app> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Spittler, Ludwig Timotheus von</term>
</index><persName ref="textgrid:253k3"><app>
<lem><hi>spittlerischen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Spittlerschen</hi></rdg>
</app></persName> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_5"/><app>
<lem><index indexName="persons-index">
<term>Krause, Johann Christoph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2554n">krausischen</persName></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Schmidt, Johann Ernst Christian</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:250jw">Schmidtschen</persName></hi></rdg>
</app> Handbücher, und, unter den etwas <app>
<lem>größern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössern</rdg>
</app> Werken, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Cramer, Johann Andreas</term>
</index><persName ref="textgrid:2sw00"><app>
<lem><hi>cramerische</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Cramersche</hi></rdg>
</app></persName>
<index indexName="persons-index">
<term>Bossuet, Jacques Bénigne</term>
</index><persName ref="textgrid:2svzz">Bossuet</persName> und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Schroeckh, Johann Matthias</term>
</index><persName ref="textgrid:24h2x"><app>
<lem><hi>schröckhische</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Schröckhsche</hi></rdg>
</app></persName> christliche Kirchengeschichte, auch zum Theil die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds"><app>
<lem><hi>semlerischen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Semlerschen</hi></rdg>
</app></persName> Anmerkungen, wie in Absicht auf <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Theile der Kirchengeschichte die oben (<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_109_10"/>§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_106">106</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_112">399</ref></rdg>
</app> ††</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_2_106">106.</ref>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 2.</rdg>
</app>) genannten Werke. <app>
<lem>Schade ists, daß man <app>
<lem>in diesen Büchern</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> gemeiniglich das Pragmatische nicht in seinem ganzen Umfang,
sondern nur nach gewissen Rücksichten, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> in Absicht auf die Hierarchie, die freye Untersuchung
unter den Christen <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> genommen hat.</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_1">
<label>Weismann in den Memorabilibus H. E.</label>
<p>Vgl. II § 102 c.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_2">
<label>Fleury</label>
<p>Vgl. II § 103.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_3">
<label>Racine</label>
<p>Hier handelt es sich um den französischen Geistlichen und Historiker
Bonaventure Racine (1708–1755). Im <hi>avertissement</hi> zum ersten
Band seines auch ins Deutsche übersetzten Überblickswerkes <hi>Abrégé de
l'histoire ecclésiastique</hi> (1748–1756) stellt Racine heraus,
dass er für die Erarbeitung v.a. Fleury herangezogen habe. Gerade die
gemeinsame Nennung mit Fleury lässt den Mauriner (vgl. II § 104)
Robert-Florimond Racine (1700–1777) an dieser Stelle
ausscheiden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_4">
<label>spittlerischen</label>
<p>Vgl. II § 102.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_5">
<label>krausischen</label>
<p>Gemeint ist Johann Christoph Krause (1749–1799), ab 1787
außerordentlicher, ein Jahr später ordentlicher Professor für
Philosophie in Halle, und sein über den ersten Band nicht
hinausgekommenes <hi>Handbuch der christlichen, besonders teutschen,
politischen Kirchengeschichte</hi> (1785).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_6">
<label>Schmidtschen Handbücher</label>
<p>Hier handelt es sich um Johann Ernst Christian Schmidts (1772–1831)
unvollendetes sechsbändiges <hi>Handbuch der Kirchengeschichte</hi>
(1801–1820), dem Friedrich Wilhelm Rettberg (1805–1849) einen siebenten
Band (1834) folgen ließ.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_7">
<label>cramerische Bossuet</label>
<p>Vgl. II § 103.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_8">
<label>schröckhische christliche Kirchengeschichte</label>
<p>Vgl. II § 103.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_9">
<label>semlerischen Anmerkungen</label>
<p>Betrachtet man das umfangreiche Gesamtwerk Johann Salomo Semlers, so
dürfte an dieser Stelle kaum um ein deutschsprachiger Titel gemeint
sein. Unter den lateinischen Werken kommen die <hi>Commentarii historici
de antiquo christianorum statu. Tomus primus</hi> (1771) bzw.
<hi>Tomi secundi pars prima</hi> (1772) in Frage. Vergleicht man
jedoch II § 103 (Anm. 1), fällt auf, dass Semler dort wie auch hier mit
Bossuet bzw. Cramer und Schroeckh zusammengestellt ist, so dass mit den
<hi>semlerischen Anmerkungen</hi> vermutlich die <hi>Selecta
capita</hi> (vgl. II § 103) gemeint sind.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_109_10">
<label>§. 399 ††</label>
<p>Gemeint ist die zweite Anmerkung in II § 393 a.</p></note>
</div>
<div n="110" type="section" id="section_2_110">
<head><app>
<lem>110</lem>
<rdg wit="#a" type="v">397</rdg>
</app>.</head>
<p>Wer sich mit recht eigentlichem <index indexName="subjects-index">
<term>Fleiß</term>
</index>Fleiß auf die Kirchengeschichte legen wollte, müßte sich nicht <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">bloß</rdg>
</app> auf <app>
<lem>die Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dieselbe</rdg>
</app>
<pb edRef="#c" n="128"/> im Ganzen und <app>
<lem>deren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dessen</rdg>
</app> allgemeine Uebersicht einschränken, sondern auch die <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Theile <app>
<lem>derselben</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> besonders studieren. Denn <app>
<lem>die Kirchengeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">diese Geschichte</rdg>
</app> ist von einem so gar weitläufigen Umfang, daß man überaus viel
Wichtiges gar nicht kennen lernt, wenn man sich bloß an die <index indexName="subjects-index">
<term>Universalkirchengeschichte</term>
</index>Universalkirchengeschichte hält, ja daß man diese nicht einmal recht
gründlich, deutlich und pragmatisch machen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, ohne <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sich</rdg>
</app> eine genauere Kenntniß jener <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Theile <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">erworben zu haben</rdg>
</app>. Daher werden in der allgemeinen Kirchengeschichte viele sehr
wichtige <app>
<lem>Sachen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gegenstände</rdg>
</app> (<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> Geschichte der Leh<pb edRef="#a" n="414[!]"/>ren und des
mannichfaltigen Aberglaubens, Ge<pb edRef="#b" n="146"/>schichte des <app>
<lem>sich nach und nach gebildeten</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Jesuitismus <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">in seiner allmähligen Entwickelung</rdg>
</app> und seines geheimen Einflusses <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app>) ganz und gar nicht, oder nur sehr wenig berührt, oder nicht richtig
und vollständig genug <index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufgeklärt; ja von manchen wichtigen <index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umständen weiß man die Zeit nicht genau, oder man betrachtet gewisse <app>
<lem>Erscheinungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begebenheiten</rdg>
</app> nur nach ihrem Ausbruch, nicht nach den lange <app>
<lem>versteckten Vorarbeiten dazu <ref type="note" target="#noe_2_2_110_note1">†)</ref>;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verborgenen Vorbereitungen; <ref type="note" target="#noe_2_2_110_note1">*)</ref></rdg>
</app> oder die Geschichte merkwürdiger <app>
<lem>Veränderungen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Veränderungen</rdg>
</app> wird <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Abtheilung in gewisse Perioden so sehr zerstückelt, daß man sie
wenigstens nicht so gut übersehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, als wenn man die Geschichte der <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app> Lehren oder <app>
<lem>Parteien</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Partheyen <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></rdg>
</app> besonders untersuchte.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_110_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *)</rdg>
</app> So wird <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> in den gewöhnlichen Abhandlungen der Kirchengeschichte die Lehre
vom <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Abendmahl und von der Versöhnung <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, so verschiedne
Vorstellungen es <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> darüber immer gab, <app>
<lem>jene</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erstere</rdg>
</app> kaum vor dem Ursprung der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_110_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Radbert, s. Paschasius Radbertus</term>
<term>Paschasius Radbertus</term>
</index><persName ref="textgrid:2tqdw"><app>
<lem>radbertschen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Radbertschen</rdg>
</app></persName> Streitigkeiten im 9ten, diese kaum vor dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_110_2"/>Ursprung der <app>
<lem>antitrinitarischen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>antrinitarischen</sic>
<corr type="editorial">antitrinitarischen</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>Aeusserungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Aeußerungen</rdg>
</app> im 16ten Jahrhundert, <app>
<lem>berührt. Seit</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">berührt; seit</rdg>
</app> dem 7ten Jahrhundert verschwinden die Antitrinitarier fast ganz aus
der Geschichte, und kommen erst im 16ten wieder zum Vorschein, <app>
<lem>ohngeachtet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ungeachtet</rdg>
</app> nicht zu <app>
<lem>leugnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">läugnen</rdg>
</app> ist, daß der Saame davon in Spanien, dem südlichen Frankreich und <app>
<lem>Italien,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Italien</rdg>
</app> immer geblie<pb edRef="#c" n="129"/>ben, und nur erst spät öffentlich
ausgebrochen ist. Ueberhaupt, wenn die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Meinungen über eine Lehre keinen merklichen Einfluß in gewisse <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Revolutionen in der Kirche <app>
<lem>geäussert haben:</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">geäußert haben,</rdg>
</app> so herrscht in der <pb edRef="#b" n="147"/> allgemeinen
Kirchengeschichte, indem man bloß diese verfolgt, das <app>
<lem>tiefeste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">tiefste</rdg>
</app> Still<pb edRef="#a" n="415[!]"/>schweigen von jenen unmerklichern
Veränderungen. Daher selbst die entsetzlichen Lücken in der Geschichte der
Lehren, wenn man diese bloß aus der allgemeinen Kirchengeschichte
zusammengetragen hat, wie man sich <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> aus <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_110_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Priestley, Joseph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:25dg2">Priestley's</persName></hi>
Geschichte der Verfälschungen des Christenthums leicht durch den Augenschein
überzeugen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl">{Durch die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_110_4"/>neuern Bearbeitungen der
Dogmengeschichte, für welche <index indexName="persons-index">
<term>Münscher, Wilhelm</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:3c0qd">Münscher</persName></hi>
zu früh gestorben ist, sind jedoch schon viele dieser Lücken
ausgefüllt. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice>}</hi></rdg>
</app></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_110_1">
<label>radbertschen Streitigkeiten im 9ten</label>
<p>Mit dem später heilig gesprochenen Benediktiner Radbert (ca. 790–859),
der dem Kloster von Corbie ab ca. 844 für mehrere Jahre als Abt
vorstand, verbindet sich v.a. die gelegentlich auch als erster
Abendmahlsstreit (vgl. II § 83) bezeichnete Auseinandersetzung um das
Abendmahlsverständnis. In seinem Hauptwerk <hi>De corpore et sanguine
Domini</hi> vertrat er die Transsubstantiationslehre und die
tatsächliche Gegenwart Christi im Abendmahl (Realpräsenz) und stand
damit in Opposition zu Ratramnus von Corbie (gest. ca. 870), der in
einer Schrift gleichen Namens ausführte, die Wandlung von Brot und Wein
sei nicht körperlich (<hi>corporaliter</hi>), sondern rein geistig
(<hi>spiritualiter</hi>) vorzustellen und daher nur bildhaft
(<hi>figuraliter</hi>). Das Sakrament bleibe als Mysterium immer
unter dieser <hi>figura</hi> verborgen, eine Identifikation des
historischen Passionsleibes Christi mit dem sakramentalen Abendmahlsleib
sei daher abzulehnen. Im Abendmahlsstreit um Berengar von Tours (ca.
1000–1088) brach dieser Konflikt erneut auf (vgl. II § 113).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_110_2">
<label>Ursprung der antitrinitarischen Aeusserungen im 16ten
Jahrhundert</label>
<p>Die in Deutschland gelegentlich im reformatorischen und täuferischen
Kontext vertretene antitrinitarische Lehre von der Einheit der
göttlichen Person geht v.a. auf den Spanier Michael Servetus (1511–1553)
und seine <hi>De trinitatis erroribus libri septem</hi> (1531) zurück,
verbindet sich dem Namen nach jedoch insbesondere mit Lelio (1525–1562)
und seinem Neffen Fausto Sozzini (1539–1604), dessen posthum
veröffentlichter <hi>Rakower Katechismus</hi> (poln. 1605; dt. 1608;
lat. 1609) als wohl wichtigste antitrinitarische Lehrschrift gelten
kann. Die nach ihnen benannten Sozinianer konnten v.a. in Osteuropa
(Polen, Siebenbürgen u.a.) ein beachtliches Kirchenwesen etablieren
(daher die ebenfalls verbreitete Bezeichnung <hi>Polnische Brüder</hi>)
und wirkten später etwa auf die niederländischen Arminianer oder die
englischen Deisten (vgl. II § 189) und Unitarier. Mit der
Sammelbezeichnung <hi>Antitrinitarier</hi> wurden seit dem 17. Jh.
jedoch alle Theologen und ihre Anhänger bezeichnet, die die Kritik am
altkirchlichen Trinitätsdogma zur Hauptlehre erklärten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_110_3">
<label>Priestley's Geschichte der Verfälschungen des Christenthums</label>
<p>Joseph Priestleys (1733–1804) zweibändige <hi>History of the corruptions
of Christianity</hi> (1782) ist unter dem Titel <hi>Geschichte der
Verfälschungen des Christenthums</hi> (1785) von dem Kieler
Theologen Jakob Christoph Rudolf Eckermann (1754–1837) übersetzt
worden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_110_4">
<label>neuern Bearbeitungen der Dogmengeschichte, für welche Münscher zu
früh gestorben ist</label>
<p>Der Marburger Theologe Wilhelm Münscher (1766–1814) ist v.a. durch sein
in Teilen mehrfach neu aufgelegtes und weit verbreitetes vierbändiges
<hi>Handbuch der christlichen Dogmengeschichte</hi> (1797–1809)
hervorgetreten, das jedoch nur die patristische Zeit abdeckt. Daneben
ist das ebenfalls weit verbreitete und nach Münschers Tod bis zur
dritten Auflage weitergeführte <hi>Lehrbuch der christlichen
Dogmengeschichte</hi> (1811) zu nennen.</p></note>
</div>
<div n="111" type="section" id="section_2_111">
<head><app>
<lem>111</lem>
<rdg wit="#a" type="v">398</rdg>
</app>.</head>
<p>Zu diesen besondern Haupttheilen der christlichen Kirchengeschichte gehört
<hi>zuerst</hi>
<app>
<lem><hi>die</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app>
<hi>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Schicksale</term>
</index>Schicksale</hi>
<app>
<lem><hi>des</hi> (wahren oder vermeintlichen) <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index><hi>Christenthums</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>der christlichen Religion</hi>, selbst in
ihrer Echtheit und Entstellung</rdg>
</app>, und, mit derselben, <hi>der christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche</hi>
<app>
<lem>in der Welt</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> der Ausbreitung und Einschränkung, des Verfalls, oder gar des
Aussterbens <app>
<lem>beyder</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beider</rdg>
</app> in gewissen Ländern. <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bei</rdg>
</app> dieser Geschichte <app>
<lem>müßte wohl</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">muß nun</rdg>
</app> untersucht werden: von woher die Werkzeuge dieser Ausbreitung <app>
<lem>gekommen?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gekommen,</rdg>
</app> unter welchem Einfluß sie <app>
<lem>gestanden?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gestanden,</rdg>
</app>
<app>
<lem>was für ein</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">in welchem Geist sie das</rdg>
</app> Christenthum <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> ausgebreitet haben? was für eine Art der Religion sie in solchen
Ländern <app>
<lem>vorgefunden?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vorgefunden,</rdg>
</app> wie weit sie sie ausgerottet, oder geschwächt, oder mit <app>
<lem>ihrem Christenthum verschmelzt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">der neuen Lehre verschmolzen</rdg>
</app> haben? wie weit sich in solchen Gegenden diese Fortpflanzung <app>
<lem>erstrekt?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erstreckt,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">erstreckt?</rdg>
</app> ob über eine ganze Nation oder nicht? und über welchen Theil
derselben? ob sie <app>
<lem>das Christenthum mit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sich der</rdg>
</app> Gewalt oder <app>
<lem>auf welchem gelindern Wege ausgebreitet</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">gelinderer Mittel zu ihren Zwecken bedient</rdg>
</app>, und von welchen Ursachen der <app>
<lem>größere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grössere</rdg>
</app> oder geringere <pb edRef="#c" n="130"/> Fortgang abgehan<pb edRef="#b" n="148"/>gen? welche Wirkungen diese fortgepflanzte
Erkenntniß auf die <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Cultur</term>
</index>Cultur</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kultur</rdg>
</app> solcher Länder gehabt, <pb edRef="#a" n="416[!]"/>
<app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> wie weit sie <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">durch</rdg>
</app> sie gehemmt und vermindert <app>
<lem>habe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>? welche Veränderungen daraus in der ganzen Verfassung solcher Völker
entstanden? besonders wie und wonach die <index indexName="subjects-index">
<term>Verfassung</term>
</index>Verfassung einer neuentstandenen Kirche gebildet worden <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, und in welchem Verhältnisse sie in der Folge gegen die Staats- und
übrige Verfassung gestanden habe? Auf eben diese Fragen müßte <app>
<lem>ohngefähr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ungefähr</rdg>
</app> auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Verfall</term>
</index>Verfall und Untergang des Christenthums in gewissen Gegenden gesehen
werden. – <app>
<lem>Hiezu</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Hierzu</rdg>
</app> gehört eine sehr genaue Kenntniß der Völker- und Ländergeschichte und
Verfassung zu verschiedenen <app>
<lem>Zeiten; diese würde</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Zeiten. Diese wird</rdg>
</app> aber, wegen des <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Einflusses der Religion, eben so sehr durch jene Untersuchungen
<index indexName="subjects-index">
<term>aufklären</term>
</index>aufgeklärt werden, als die Geschichte der innern Veränderungen der
christlichen Kirche Licht aus diesen <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Umstände</term>
</index>Umständen bekommen <app>
<lem>würde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">muß</rdg>
</app>, in welchem unstreitig der Grund von vielen besondern Veränderungen
und Einrichtungen gewisser Kirchen oder des Fortgangs und der Hindernisse
derselben, gelegen <app>
<lem>hat <ref type="note" target="#noe_2_2_111_note1">†)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">hat. <ref type="note" target="#noe_2_2_111_note1">*)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_111_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> des Wachsthums oder der Schwächung der kirchlichen, sonderlich <app>
<lem>päbstlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">päpstlichen</rdg>
</app> Gewalt, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> schwachen oder bessern Einrichtungen der Staatsverfassung; der
sogenannten Orthodoxie oder Heterodoxie, und ihrer Schicksale nach der
politischen Verfassung, oder den Umständen und Absichten eines Staats oder
Regenten <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> Die Geschichte des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_111_1"/>Arianismus und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_111_2"/>Pelagianismus unter <pb edRef="#b" n="149"/>
<app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Herrschaften und in <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Zeiten <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> hier <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">vorzüglich</rdg>
</app> zum <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app> dienen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_111_1">
<label>Arianismus</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_111_2">
<label>Pelagianismus</label>
<p>Vgl. II § 88.</p></note>
</div>
<div n="112" type="section" id="section_2_112">
<head><pb edRef="#a" n="417"/>
<app>
<lem>112</lem>
<rdg wit="#a" type="v">399</rdg>
</app>.</head>
<p>Ein <app>
<lem><hi>andrer</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>anderer</hi></rdg>
</app>, <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> auch wohl der wichtigste, <app>
<lem>obgleich</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">aber auch</rdg>
</app> schwerste, und am wenigsten mit rechter Genauigkeit bear<pb edRef="#c" n="131"/>beitete Theil der <app>
<lem>Kirchengeschichte <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_112_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_112_note1">†)</ref></rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirchengeschichte, <ref type="note" target="#noe_2_2_112_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> ist die <hi>Geschichte der christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre</term>
</index>Lehre</hi>, und überhaupt der <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungen</term>
</index>Vorstellungen in der Religion. Diese Geschichte müßte <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sich</rdg>
</app> 1) <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> nicht bloß auf die in der heiligen Schrift bekannt gemachten Lehren,
sondern auf alle <index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen erstrecken, die wenigstens <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einem Theil der Christen geherrscht haben, sofern sie in die Religion
schlagen, oder dahin gezogen worden sind, sie mögen zur natürlichen oder
geoffenbarten Kenntniß der Religion gehören, es mögen davon vermeintliche
Spuren in der Bibel aufgefunden, oder sie anderwärts her genommen seyn. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_112_note2">††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_112_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> 2) Sie müßte nicht nur das Schicksal der Lehren der heiligen Schrift <app>
<lem>selbst, unter den Christen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">selbst in der christlichen Kirche</rdg>
</app>, sondern auch der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen <app>
<lem>enthalten</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>, die man sich unter <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">den</rdg>
</app> Christen davon gemacht hat, und die Schicksale dieser <app>
<lem>Vorstellungen. <ref type="note" target="#noe_2_2_112_note3">†††)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Vorstellungen <ref type="note" target="#noe_2_2_112_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref>
enthalten.</rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_112_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> Mit so <app>
<lem>großem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossem</rdg>
</app> Fleiß einige Stücke dieser Geschichte untersucht worden sind (<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_112_1"/><hi>Anweisung</hi> zur <app>
<lem>theologischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">theologisch.</rdg>
</app>
<app>
<lem>Bücherkenntniß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bücherkenntniß,</rdg>
</app> §. <app>
<lem>392–402):</lem>
<rdg wit="#c" type="v">392–402.),</rdg>
</app> so ist es doch meistens nur aus polemischen Absichten und zur
Beantwortung der Frage über das Alterthum gewisser Lehren und Vorstellungen
geschehen. Dieser Umstand hat nicht nur die <app>
<lem><app>
<lem>Un<pb edRef="#b" n="150"/>parteylichkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unpartheylichkeit</rdg>
</app> bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Unparteilichkeit bei</rdg>
</app> dieser Untersuchung oft verhindert, und das, was Geschichte seyn
sollte, in eine polemische Abhandlung verwandelt; sie hat auch verursacht,
daß fast nur die Geschichte solcher Lehren untersucht worden, <pb edRef="#a" n="418"/> über welche sich ganze <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> unter den Christen getrennt <app>
<lem>haben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben</rdg>
</app> (namentlich der zwischen der römischen <app>
<lem>Kirche</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> und andern <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Kirchen</rdg>
</app> streitigen <app>
<lem>Lehren,) und daß</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Lehren), dagegen</rdg>
</app> die Geschichte der übrigen Lehren meistens unbearbeitet liegen
geblieben ist. Daher ist auch die Geschichte einer Lehre in neuern Zeiten
fast nie mitgenommen <app>
<lem>worden;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">worden,</rdg>
</app> so wie man auch noch gar keine auch nur <app>
<lem>einigermaßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einigermassen</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>ganze</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>ganz vollständige</hi></rdg>
</app> Geschichte der christlichen Lehre hat.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_112_note2" place="end"><pb edRef="#c" n="132"/>
<app>
<lem>††) Hieher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2) Hierher</rdg>
</app> gehört die ganze Geschichte philosophischer Hypothesen und des
religiösen Aberglaubens unter den Christen, die aus dem Juden- oder
Heidenthum in die Kirche übergingen; die ganze <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_112_2"/>Emanationslehre, die
von der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_112_3"/>Seelenwanderung, von den Schutzengeln, von den Wirkungen der bösen
Geister, von Zauberern und Hexen, deren Gemeinschaft mit bösen Geistern,
selbst dem Tanzen mit ihnen auf Bergen (wovon schon im vierten Jahrhundert
Spuren in den Morgenländern sind) <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></note>
<note n="3" id="noe_2_2_112_note3" place="end"><app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> So hat es nicht nur <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_112_4"/><app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Vorstellungen vom Verdienst <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> und guten Werken,
vom Gesetz und Evangelium, gegeben, sondern es ist auch eine dieser Lehren
durch <app>
<lem>übertriebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übertriebenen</rdg>
</app> Werth der andern, oft <app>
<lem>vernachläßigt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vernachlässigt</rdg>
</app>, und durch ganz fremde und unbiblische Vorstellungen verdunkelt, zu
gewissen Zeiten und in gewissen <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> darin gar nichts näher, oft wieder nur zu viel bestimmt
worden.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_112_1">
<label>Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 392–402</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_112_2">
<label>Emanationslehre</label>
<p>Unter Emanation versteht man das Ausfließen (<hi>emanatio</hi>) des
Vielen aus dem Einen, ohne dass sich das Eine dabei vermindert oder
verändert. Die ursprünglich der vorsokratischen Philosophie entstammende
(Licht, Wärme, Düfte etc.), seit Platon jedoch nur noch latent
vorhandene Vorstellung der Emanation erlebte zur Erklärung des
Verhältnisses von göttlicher Transzendenz und Immanenz dann v.a. in
gnostischen Systemen einen erneuten Aufschwung. Dogmatisch haben
Emanationslehren im Rahmen der Schöpfungs-, aber auch der Trinitätslehre
Bedeutung erlangt, wurden in diesen Zusammenhängen jedoch bereits in
altkirchlicher Zeit scharf kritisiert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_112_3">
<label>Seelenwanderung, von den Schutzengeln, von den Wirkungen der bösen
Geister, von Zauberern und Hexen […] Spuren in den Morgenländern
sind</label>
<p>Hier dürfte v.a. Balthasar Bekkers (1634–1698) <hi>De Betoverde
Weereld</hi> (1691–1693) im Hintergrund stehen. Die drei Bände
wurden unter dem Titel <hi>D. Balthasar Bekkers reformirten Predigers in
Amsterdam bezauberte Welt</hi> (1781–1782) von Johann Moritz
Schwager (1738–1804) ins Deutsche übersetzt und von dessen Lehrer Johann
Salomo Semler durchgesehen und vermehrt. Während des Studiums in Halle
zählte neben Semler auch Nösselt zu Schwagers Lehrern.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_112_4">
<label>verschiedne Vorstellungen vom Verdienst Christi und guten
Werken</label>
<p>Vgl. I § 61; II § 83.</p></note>
</div>
<div n="113" type="section" id="section_2_113">
<head><pb edRef="#b" n="151"/>
<app>
<lem>113</lem>
<rdg wit="#a" type="v">400</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Und, da</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Da</rdg>
</app> die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen von einer <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre</term>
</index>Lehre entweder aus <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Erklärungen der heiligen Schrift, oder aus <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Grundsätzen der Philosophie und deren <app>
<lem>ver<pb edRef="#a" n="419"/>schiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Anwendung, oder aus verschieden <app>
<lem>angenommner</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angenommener</rdg>
</app> Tradition, oder nach <app>
<lem>verschiednem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenem</rdg>
</app> innern Gefühl, entstanden sind: so <app>
<lem>würden 3)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werden</rdg>
</app> ferner <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">3)</rdg>
</app> die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen über die Gültigkeit, den Werth und die rechte Anwendung
dieser Quellen, und die Schicksale, welche diese Meinungen gehabt haben, mit
in Anschlag kommen müssen; auch 4) die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen von dem Werth gewisser Bestimmungen einer Lehre, <app>
<lem>ihrem</lem>
<rdg type="v" wit="#a">ihren</rdg>
</app> Einfluß in <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Lehren, und der Nothwendigkeit, sie von einem Christen zu <app>
<lem>fordern;</lem>
<rdg wit="#c" type="v">fordern,</rdg>
</app> mithin zugleich 5) der Ursprung und das Schicksal vorher unbekannter
und ungewöhnlicher Meinungen, auf die man erst gefallen ist, um <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Lehren oder <pb edRef="#c" n="133"/> Vorstellungen zu <app>
<lem>vertheidigen;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vertheidigen. Hiermit sind</rdg>
</app> 6) die neuen <index indexName="subjects-index">
<term>Erklärungen</term>
</index>Erklärungen gewisser Schriftstellen und neue versuchte Beweise für
gewisse Meinungen, so wie umgekehrt <app>
<lem>der Verfall und die Verdächtigung andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">das Verschwinden oder Verdächtigwerden
anderer</rdg>
</app> Erklärungen <app>
<lem>darüber;</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">darüber zu verbinden. Auch darf man</rdg>
</app> 7) die eingeführte <index indexName="subjects-index">
<term>Terminologie</term>
</index>Terminologie und <app>
<lem>der verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den verschiedenen</rdg>
</app> oder <app>
<lem>veränderte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">veränderten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sprachgebrauch</term>
</index>Sprachgebrauch in der Theologie, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">überhaupt</rdg>
</app> 8) <app>
<lem>alle Umstände</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">nichts von den Umständen übersehen</rdg>
</app>, die zu solchen Vorstellungen, ihren Abwechselungen, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">ihrer</rdg>
</app> behaupteten Nothwendigkeit, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">oder ihren</rdg>
</app> Beweisen <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> Gelegenheit gegeben haben.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app>
<app>
<lem>Einen merkwürdigen Beleg</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Eine merkwürdige Beylage</rdg>
</app> zum 4ten und den übrigen Stücken dieses §. giebt <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die <pb edRef="#b" n="152"/> Lehre vom <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Abendmahl</term>
</index>Abendmahl. Unstreitig <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#c" type="v">enthalten</rdg>
</app> sowohl <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> Kirchenväter, als alte <app>
<lem>Liturgien</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Liturgieen</rdg>
</app>, Stellen, die für die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_1"/>Vorstellung von einer reellen Gegenwart, oder gar
einer Verwandlung des <app>
<lem>Brodts</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brods</rdg>
</app> und Weins, zu <app>
<lem>seyn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">stimmen</rdg>
</app> scheinen, <app>
<lem>so wie</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">als</rdg>
</app> andere für <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
</app> Zeichen und Bilder. Erst im 7ten Jahr<pb edRef="#a" n="420"/>hundert
fing man in den Morgenländern an, die Ausdrücke, <foreign lang="grc">σημειον</foreign>, <foreign lang="grc">συμβολον</foreign>, <foreign lang="grc">τυπος</foreign>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> weniger, und dagegen jene <app>
<lem>gröbere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gröberen</rdg>
</app> Vorstellungen und Ausdrücke zu brauchen, um den <hi>wahren</hi>
Körper <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>, gegen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_2"/>Manichäer und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_3"/>Aphtartodoketen, <app>
<lem>festzustellen. Nachdem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">festzustellen, und, nachdem</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_4"/><index indexName="persons-index">
<term>Karl I.</term>
</index><persName ref="textgrid:255g5">Karl der <app>
<lem>Große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Grosse</rdg>
</app></persName> (im 2ten Buch de cultu imag. <choice>
<abbr>c.</abbr>
<expan>caput</expan>
<expan>capitulum</expan>
</choice>
<app>
<lem>27</lem>
<rdg wit="#c" type="v">27.</rdg>
</app>) den Ausdruck <hi>Bild</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName></hi> verworfen
hatte, um den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_5"/>Beweis
des <app>
<lem>zweyten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">2ten</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">zweiten</rdg>
</app> nicäischen Concilii für den Bilderdienst zu widerlegen, den dieses
daher genommen hatte, daß <app>
<lem>Brodt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brod</rdg>
</app> im <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Abendmahl ein Bild <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> würde, auch der
Mißverstand jener derbern Ausdrücke von Verwandlung <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice> dazu gekommen war, fing die Vorstellung von <app>
<lem>Zeichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Zeichen</hi></rdg>
</app>
<app>
<lem>an,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">an</rdg>
</app> auch in der lateinischen Kirche zu sinken, und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Radbert, s. Paschasius Radbertus</term>
<term>Paschasius Radbertus</term>
</index><persName ref="textgrid:2tqdw"><app>
<lem>Radbert</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Radbert</hi></rdg>
</app></persName> konnte schon im 9ten Jahrhundert mit seiner Meinung
einiges Glück machen, die, alles damaligen Widerspruchs <app>
<lem>ohngeachtet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ungeachtet</rdg>
</app>, in der Mitte des 11ten Jahrhunderts schon so überhand genommen
hatte, daß <index indexName="persons-index">
<term>Berengar von Tours</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0q8"><app>
<lem>Berenger</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Berengar</hi></rdg>
</app></persName> die gegenseitige Meinung als eine <app>
<lem>Ketzerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ketze<pb edRef="#c" n="134"/>rei</rdg>
</app> abschwören mußte. Und doch legte selbst <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_7"/><app>
<lem>Pabst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Papst</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Gregorius VII.</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0q9">Gregor <app>
<lem>7.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">VII.</rdg>
</app></persName> noch keinen so <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Werth auf die herrschende Meinung, daß er anfänglich <index indexName="persons-index">
<term>Berengar von Tours</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0q8"><app>
<lem>Berengers</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Berengar's</rdg>
</app></persName> Beweis aus dem Alterthum für gültig erkannte, und
hernach selbst mit seiner Erklärung zufrieden war. (<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Berengar von Tours</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0q8">Berengarii</persName> Stelle in
<index indexName="persons-index">
<term>Lessing, Gotthold Ephraim</term>
</index><persName ref="textgrid:25dnd"><app>
<lem><hi>Leßings</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Leßing's</hi></rdg>
</app></persName>
<index indexName="persons-index">
<term>Berengar von Tours</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0q8">Berengar. <pb edRef="#b" n="153"/>
Turonens.</persName>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 152 <choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Martène, Edmond</term>
</index><persName ref="textgrid:2vd9r">Martene</persName> nov. thesaur.
anecdot. <choice>
<abbr>Tom.</abbr>
<expan>Tomus</expan>
</choice> IV. <choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 103.) Erst der Widerspruch der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_10"/>Albigenser <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> gegen die nun immer mehr um sich greifende <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_11"/>Lehre von der <app>
<lem>Brodtverwandlung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brodverwandlung</rdg>
</app> bewog den <app>
<lem>Pabst</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Papst</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Innozenz III.</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0qb">Innocenz <app>
<lem>3.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">III.</rdg>
</app></persName> auf der <app>
<lem>lateranensischen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lateranensisch.</rdg>
</app> Kirchenversammlung im Jahr <app>
<lem>1215</lem>
<rdg wit="#c" type="v">1215,</rdg>
</app> diese Lehre zur Lehre der Kirche zu machen, und die Verfolgung der
anders <app>
<lem>Denkenden</lem>
<rdg wit="#a" type="v">denkenden</rdg>
</app>, als <app>
<lem>Ketzerey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ketzerei</rdg>
</app>, zu gebieten. – Wer <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm"><app>
<lem>Luthers</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Luther's</rdg>
</app></persName> Lehre über das <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">heilige</rdg>
</app> Abendmahl in seinen vom <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_12"/><app>
<lem><choice>
<abbr>N. Test.</abbr>
<expan>Neues Testament</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><choice>
<abbr>N. T.</abbr>
<expan>Neues Testament</expan>
</choice></rdg>
</app> und von <app>
<lem>dem babylonischen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">der babylonisch.</rdg>
</app> Gefängniß <app>
<lem>1520 herausgegebnen Schriften</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">1520. herausgegebenen Schriften,</rdg>
</app> mit den folgenden, nach <app>
<lem>entstandnem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">entstandnen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">entstandenem</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_13"/>Streit <pb edRef="#a" n="421"/> mit den Schweitzern, sein Benehmen <app>
<lem>beym <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_14"/>Marpurger</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beim Marburger</rdg>
</app> Religionsgespräch, wieder etwas anders <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_15"/>wittenbergischen Concordie, und wieder auf die erste Art seit <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_16"/>Erscheinung der
<index indexName="persons-index">
<term>Zwingli, Ulrich</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0qc"><app>
<lem>zwinglischen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zwingli'schen</rdg>
</app></persName> Werke im Jahr 1543, so wie das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_17"/>Betragen einiger
seiner Schüler seit der Erscheinung des Zürcher Consensus im Jahr <app>
<lem>1549,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">1549</rdg>
</app> und noch mehr <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_18"/>Concordienformel, nach <app>
<lem>entstandnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstandenen</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_19"/>kryptocalvinischen
Händeln in Sachsen, vergleicht, der wird sich sehr leicht diese
Abwechselungen in den Vorstellungen vom <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Abendmahl, und den verschiedenen Werth, den man darauf gelegt hat,
erklären können.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 2. Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2) Bei</rdg>
</app> der 5ten <app>
<lem>Anmerkung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bemerkung</rdg>
</app> des §. <app>
<lem>dienet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dient</rdg>
</app> die Lehre von der Concomitanz zum <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app>, welche durch die von der Transsubstantiation veranlaßt worden ist,
und wieder die von der Entbehrlichkeit des Kelchs im <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Abendmahl erzeugt hat, so wie man auf die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_20"/>Lehre von der
Ubiquität der Mensch<pb edRef="#b" n="154"/>heit <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> zuerst durch die
Lehre von der wesentlichen Gegenwart des Leibes <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> im <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Abendmahl geleitet wurde; – <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der 6ten, die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_21"/>Erklärung der Stelle <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:14:28">Joh. 14, 28.</citedRange></bibl> von der <foreign lang="grc">ἀγεννησια</foreign> des <app>
<lem>Vaters;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Vaters,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:9"><app>
<lem>Röm.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Rö<pb edRef="#c" n="135"/>mer</rdg>
</app> 9.</citedRange></bibl> und <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> gleichlautenden von der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_22"/>augustinianischen <app>
<lem>Prädestination;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Prädestination,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Eph:5:32">Ephes. 5,
32.</citedRange></bibl> von der Ehe als einem <app>
<lem>Sacrament;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Sacrament,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Sakrament;</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:2:16">Ebr. 2,
16.</citedRange></bibl> von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_23"/>Vereinigung <app>
<lem>beyder</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beider</rdg>
</app> Naturen in <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>; und die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_24"/>Bedenklichkeit,
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:3:21">Apgesch. 3,
21.</citedRange></bibl> durch quem oportuit coelo capi zu
übersetzen, aus Furcht der Ubiquität zu nahe zu treten; – <app>
<lem>Bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der 7ten die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_25"/>verschiednen Bedeutungen der <foreign lang="grc">ὁμοουσιας</foreign>
vor und nach dem ersten nicäischen Concilium, <app>
<lem>desgl.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">desgleichen</rdg>
</app> der Wörter <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_113_26"/><foreign lang="grc">ὑποστασις</foreign>, <foreign lang="grc">φυσις</foreign>, <foreign lang="grc">φυσικη ἑνωσις</foreign>,
<foreign lang="grc">συγκρασις</foreign>, <foreign lang="grc">φθαρτον</foreign>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice>
<app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den arianischen, nestorianischen und monophysitischen
Streitigkeiten.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_1">
<label>Vorstellung von einer reellen Gegenwart, oder gar einer Verwandlung
des Brodts und Weins […] so wie andere für bloße Zeichen und
Bilder</label>
<p>Gemeint sind v.a. die Auseinandersetzungen um das Abendmahl im 9. (vgl.
II 110) und 11. Jh. sowie die der Reformationszeit (vgl. II §
83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_2">
<label>Manichäer</label>
<p>Mit dem auf den im Perserreich wirkenden Religionsstifter Mani
(216–276/277) zurückgehenden Manichäismus war dem Christentum im
römischen Reich des 3. Jh.s ein ernsthafter Konkurrent erwachsen, der
sich auch weit nach Asien ausbreiten und nicht zuletzt aufgrund seiner
synkretistischen Anlage zu einer Weltreligion avancieren konnte. Manis
streng hierarchischer (u.a. Unterscheidung von <hi>electi</hi> und
<hi>auditores</hi>) Kirche, der zeitweise auch Augustin (vgl. II §
19) zuneigte, lag ein komplexer Mythos zugrunde, nach dem sich die
ursprünglich voneinander getrennten Reiche der Finsternis bzw. Materie
und des Lichts bzw. Gottes im Kampf vermischen, um sich am Ende der Welt
wieder und endgültig voneinander zu trennen. Seine ethische Dimension
entfaltet dieser Mythos im Hinblick auf die Befreiung des in der Materie
gefangenen Lichts, der in diesem Zusammenhang als Mittler auftretende
Christus hat dabei nach manichäischer Vorstellung nur zum Schein eine
materielle Gestalt angenommen (Doketismus) und daher auch nur scheinbar
den Tod erlitten. V.a. der strenge Dualismus findet sich später auch bei
den Bogomilen (II § 128), Paulizianern und Katharern (vgl. II § 19)
sowie den Priscillianisten (vgl. II § 98). Da die Bezeichnung
<hi>Manichäismus</hi> christlicherseits großzügig zur Etikettierung
von Häretikern (im 16. Jh. etwa auch Luther u.a.) verwendet wurde,
bleibt der tatsächliche Einfluss der Manichäer jedoch nicht selten
umstritten. Als bis heute bedeutendes Grundlagenwerk gilt noch immer
Isaac de Beausobres <hi>Histoire Critique</hi> (vgl. II §
106).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_3">
<label>Aphtartodoketen</label>
<p>Unter Aphthartodoketen (nach Julian von Halikarnassos und Gaianus,
kurzzeitig Bischof von Alexandrien, auch als Julianisten bzw. Gaianisten
bezeichnet) versteht man eine monophysitische Glaubensrichtung der
Spätantike, die die Auffassung vertrat, der Leib Christi sei bereits vor
der Auferstehung unsterblich und unvergänglich (<foreign lang="grc">ἄφθαρτος</foreign>), d.h., Christi Leiden und Tod seien nur
scheinbar gewesen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_4">
<label>Karl der Große (im 2ten Buch de cultu imag. c. 27)</label>
<p>Die Beschlüsse des Zweiten Konzils von Nicäa (s.u.) stießen am
fränkischen Hof, der auf dieser Synode nicht vertreten war, auf massiven
Widerstand, so dass Karl der Große (747–814) 792 mit dem <hi>Capitulare
adversus synodum</hi> Auszüge der besonders zu beanstandenden
Passagen zur Richtigstellung an Papst Hadrian I. (gest. 795) übersandte
und zudem mit dem als <hi>Libri Carolini</hi> bekannten Werk <hi>De
impio imaginum cultu</hi> (1731 von Christoph August Heumann
besorgt) eine ausführliche Widerlegung der Konzilsbeschlüsse verfassen
ließ. Im Schulterschluss mit Byzanz wies Hadrian die fränkische Position
jedoch kategorisch zurück. Als die Beschlüsse von Nicäa auf der Synode
von Frankfurt (794) nochmals thematisiert wurden, lehnte der fränkische
Klerus wider Rom und Byzanz die Bilderverehrung offiziell ab. Im
Hintergrund dürfte jedoch v.a. ein Übersetzungsproblem stehen, denn
während in den griechischen Konzilsbeschlüssen von Nicäa zwischen
<hi>Verehrung</hi> (<foreign lang="grc">προσκύνησις</foreign>)
und der allein Gott zukommenden <hi>Anbetung</hi> (<foreign lang="grc">λατρεία</foreign>) unterschieden wurde, wurden in der
lateinischen Übersetzung beide Begriffe mit <hi>adoratio</hi> (Anbetung)
wiedergegeben. Nicht gemeint ist die von Bischof Jonas von Orléans (ca.
760–843) gegen den radikalen Ikonoklasten Claudius von Turin (gest. ca.
827) gerichtete Schrift <hi>De cultu imaginum</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_5">
<label>Beweis des zweyten nicäischen Concilii für den Bilderdienst</label>
<p>Das im Rahmen des byzantinischen Bilderstreites (vgl. II § 83) unter
römisch-katholischer, nicht aber unter fränkischer (s.o.) Beteiligung
abgehaltene Zweite Konzil von Nicäa (787) hob die bilderfeindlichen
Beschlüsse des vorangegangenen Konzils von Hiereia (754) auf und
entschied, dass Bilder zu <hi>verehren</hi>, aber nicht
<hi>anzubeten</hi> seien. Hatte die ikonoklastische Politik der
Kaiser Leo III. (ca. 680–741) und Konstantin V. (718–775) in Hiereia
noch zur Exkommunikation des Johannes von Damaskus (vgl. II § 115)
geführt, wurde er auf dem von der für ihren minderjährigen Sohn
Konstantin VI. (ca. 771–797) regierenden bilderfreundlichen Kaiserwitwe
Irene (ca. 752–803) einberufenen Konzil von Nicäa
rehabilitiert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_6">
<label>Radbert konnte schon im 9ten Jahrhundert […] daß Berenger die
gegenseitige Meinung als eine Ketzerey abschwören mußte</label>
<p>Im Abendmahlsstreit des 11. Jh.s vertrat Berengar von Tours (ca.
1000–1088) im Anschluss an Radberts (ca. 790–859) Gegenspieler Ratramnus
von Corbie (gest. ca. 870) eine Position, die der Lehre von der
Transsubstantiation und der Realpräsenz, wie sie sich seit den
radbertschen Streitigkeiten des 9. Jh.s etabliert hatte (vgl. II § 110),
zuwider lief. Berengar, dessen symbolistische Abendmahlslehre v.a. von
Lanfranc von Pavia (auch Bec) (ca. 1010–1089), dem späteren Erzbischof
von Canterbury, zurückgewiesen wurde, wurde ab 1050 mehrfach, u.a. in
Tours (s.u.), verurteilt und gezwungen, sich zur orthodoxen Lehre zu
bekennen. Seine endgültige Unterwerfung geschah auf der Fastensynode in
Rom (1079) und dem Konzil von Bordeaux (1080), doch hielt sich Berengar
nicht an das gegen ihn ergangene Lehrverbot.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_7">
<label>Pabst Gregor 7.</label>
<p>Der v.a. im Zusammenhang des Investiturstreits und durch die nach ihm
benannten <hi>Gregorianischen Reformen</hi> bekannte Gregor VII.
(1073–1085) war vor seiner Wahl zum Papst unter dem Namen Hildebrand
zwischen 1054 und 1058 als päpstlicher Legat in Frankreich tätig. In
dieser Eigenschaft leitete er die Synode von Tours (1054), auf der die
Auseinandersetzung um die Abendmahlslehre des Berengar (s.o.) beigelegt
werden sollte, und wirkte darauf hin, dass Berengar nach Rom reisen und
seinen Fall dort klären lassen sollte. Da jedoch alle Klärungsversuche
scheiterten, sah sich Hildebrand nach seiner Papstweihe gezwungen,
dieses Verfahren erneut aufzunehmen. Als er Berengar 1078 nach Rom
berief, ließ er ihn, anfangs noch um einen Ausgleich bemüht, ein offen
und unverfänglich formuliertes Bekenntnis ablegen. Neben den
Kirchenvätern soll Gregor zusätzlich eine himmlische Offenbarung
angeführt haben, in der ihm Berengars Rechtgläubigkeit bestätigt wurde.
Berengars Verurteilung im darauffolgenden Jahr konnte jedoch nicht
verhindert werden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_8">
<label>Berengarii Stelle in Leßings Berengar. Turonens. S. 152 f.</label>
<p>Gemeint ist Gotthold Ephraim Lessings <hi>Berengarius Turonensis oder
Ankündigung eines wichtigen Werkes desselben, wovon in der
Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel ein Manuscript befindlich,
welches bisher völlig unerkannt geblieben</hi> (Braunschweig 1770).
Lessings Bericht über die von ihm während seiner Zeit als Bibliothekar
in Wolfenbüttel entdeckte Handschrift führte zu einer Korrektur des
überkommenen Berengarbildes.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_9">
<label>Martene nov. thesaur. anecdot. Tom. IV. p. 103</label>
<p>Im vierten des von den Maurinern (vgl. II § 104) Edmond Martène
(1654–1739) und Ursin Durand (1682–1771) erarbeiteten (vgl. II § 129)
fünfbändigen <hi>Thesaurus novus anecdotorum</hi> (1717) findet sich an
der angebenen Stelle das <hi>Juramentum Berengarii Turonici clerici
factum Romae in ecclesia Lateranensi de Eucharistia tempore Gregorii
Septimi Papae</hi> (aaO 103–114).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_10">
<label>Albigenser</label>
<p>Der Name <hi>Albigenser</hi> bezeichnet ursprünglich die in der
südfranzösischen Stadt Albi aufgetretenen Katharer (vgl. II § 19).
Insbesondere seit dem ab 1209 geführten Albigenserkreuzzug wurden beide
Bezeichnungen synonym verwendet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_11">
<label>Lehre von der Brodtverwandlung bewog den Pabst Innocenz 3. auf der
lateranensischen Kirchenversammlung im Jahr 1215 […] anders Denkenden,
als Ketzerey, zu gebieten</label>
<p>Auf der von Innozenz III. (1198–1216) einberufenen Vierten Lateransynode
(1215) wurde u.a. die Lehre von der Transsubstantiation (vgl. II § 83)
fixiert (Kanon 1). Gleichzeitig wurden umfassende Ketzereibestimmungen
erlassen, die jeden Widerspruch gegen die Lehren des Konzils mit Bann
und Exkommunikation bedrohten (Kanon 3).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_12">
<label>N. Test. und von dem babylonischen Gefängniß 1520</label>
<p>Gemeint sind der <hi>Sermon von dem neuen Testament, das ist von der
heiligen Messe</hi> (WA 6 [1888], [349] 353–380) aus dem Jahr 1520,
in dem sich die Vorstellung von der Konsubstantiation, jedoch noch keine
explizite Kritik an der Transsubstantiationslehre (vgl. II § 83) findet,
sowie der zu den reformatorischen Hauptschriften zählende lateinische
Traktat <hi>De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium</hi> (WA 6
[1888], [484] 497–573), in dem Kelchentzug (vgl. II 83), der Missbrauch
der Messe und die Transsubstantiation als Grund für die Gegenwart
Christi im Abendmahl angeprangert werden und zum ersten Mal die
Siebenzahl der Sakramente bestritten wird.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_13">
<label>Streit mit den Schweitzern</label>
<p>Gemeint ist der Mitte der 1520er Jahre aufbrechende erste
Abendmahlsstreit der Reformationszeit, der eine massive theologische
Auseinandersetzung nach sich zog (vgl. II § 83). V.a. durch die
Beschlüsse des Reichstags zu Speyer (1529) spitzte sich die politische
Lage der nach ihrer dortigen Protestation benannten Protestanten
gleichzeitig soweit zu, dass Landgraf Philipp von Hessen (1504–1567) auf
ein militärisches Bündnis gegen Kaiser und Papst drängte und im Hinblick
auf konfessionelle Geschlossenheit zum Marburger Religionsgespräch
(s.u.) einlud.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_14">
<label>Marpurger Religionsgespräch</label>
<p>Das auf Initiative des um die Einheit aller protestantischen Kräfte
(s.o.) bemühten Landgrafen Philipp von Hessen (1504–1567) zustande
gekommene Marburger Religionsgespräch (1529) sollte eine Klärung der
wichtigsten theologischen Differenzen zwischen Luther und den Schweizern
um Zwingli bringen. Wie die <hi>Marburger Artikel</hi>, die kurze Zeit
später gemeinsam mit den <hi>Schwabacher Artikeln</hi> (vgl. II § 212)
zur Grundlage der Lehrartikel der <hi>Confessio Augustana</hi> (vgl. II
§ 211) werden sollten, zeigen, ist dies in einigen Punkten durchaus
gelungen, doch konnte in der seit Jahren (s.o.) ausgetragenen Frage nach
dem Abendmahlsverständnis (vgl. II § 83) keine Einigung erzielt
werden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_15">
<label>wittenbergischen Concordie</label>
<p>Vgl. II § 98.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_16">
<label>Erscheinung der zwinglischen Werke im Jahr 1543</label>
<p>Diese Ausgabe erschien auf Betreiben Heinrich Bullingers (1504–1575), der
nach dem Tod Zwinglis im Jahre 1531 zu dessen Nachfolger gewählt worden
war.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_17">
<label>Betragen einiger seiner Schüler seit der Erscheinung des Zürcher
Consensus im Jahr 1549</label>
<p>Bei dem von dem Zürcher Heinrich Bullinger (1504–1575) und dem Genfer
Calvin erzielten <hi>Consensus Tigurinus</hi> (1549) handelt es sich um
eine 26 Artikel umfassende Einigung der Schweizer Reformierten in der
Sakramenten- und hier v.a. in der Abendmahlslehre. Verworfen wurden die
katholischen Lehren von der Transsubstantiation (vgl. II § 83) sowie das
mit der Realpräsenz und Ubiquität Christi (s.u.) rechnende und später in
der <hi>Konkordienformel</hi> fixierte lutherische Abendmahlsverständnis
(vgl. II § 83). Während der <hi>Consensus Tigurinus</hi> maßgeblich zur
Annäherung der reformierten Positionen beitrug, vergrößerte er
gleichzeitig den Abstand zu den Lutheranern.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_18">
<label>Concordienformel</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_19">
<label>kryptocalvinischen Händeln in Sachsen</label>
<p>Vgl. II § 98.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_20">
<label>Lehre von der Ubiquität der Menschheit Christi […] wesentlichen
Gegenwart des Leibes Christi im heil. Abendmahl geleitet wurde</label>
<p>Durch die Lehre von der Ubiquität (Allgegenwart) wird in der lutherischen
Theologie seit dem 16. Jh. die Realpräsenz Jesu Christi im Abendmahl
begründet. Anders als in der katholischen Transsubstantiationslehre
(vgl. II § 83) kann Christus deswegen leiblich im Abendmahl anwesend
sein, weil er nicht nur seiner göttlichen Natur nach an der göttlichen
Allgegenwart partizipiere, sondern auch seiner menschlichen Natur nach,
da beide Naturen Christi nicht von einander zu trennen seien und sich
wechselseitig durchdringen (<hi>Communicatio idiomatum</hi>) (vgl. I §
63). Die später in die <hi>Konkordienformel</hi> (vgl. II § 83)
aufgenommene Ubiquitätslehre wurde von katholischer, aber auch auf
reformierter Seite, etwa im <hi>Consensus Tigurinus</hi> (s.o.),
verworfen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_21">
<label>Erklärung der Stelle Joh. 14, 28. von der <foreign lang="grc">ἀγεννησια</foreign> des Vaters</label>
<p>Die subordinatianistisch anmutende und insbesondere für den arianischen
Streit (vgl. I § 63) einschlägige Feststellung, der Vater sei größer als
der Sohn (Joh 14,28), hat bereits in der Zeit der Alten Kirche
unterschiedliche Deutungen nach sich gezogen. Mithilfe der Vorstellung,
dass allein der Vater ungezeugt, d.h. ohne Ursache (<foreign lang="grc">ἀγεννησία</foreign>/<hi>innascibilitas</hi>), sei und
der Sohn und der Heilige Geist aus dem Vater (vgl. jedoch das
<hi>Filioque</hi>) hervorgehen (<foreign lang="grc">γέννησις</foreign>/<hi>generatio</hi> bzw. <foreign lang="grc">ἐκπόρευσις</foreign>/<hi>processio</hi>), kann der Vater zwar im
Hinblick auf diese trinitätsinternen Relationen als größer verstanden
werden, nicht aber im Hinblick auf die <foreign lang="grc">οὐσία</foreign> (vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_22">
<label>augustinianischen Prädestination</label>
<p>Ausgehend von der Idee der Erbsünde, d.h. der Vorstellung von der
Übertragung der Sünde Adams auf seine Nachkommen, vertrat der
Kirchenvater Augustin höchst einflussreich eine Prädestinationslehre,
nach der der Mensch im Hinblick auf sein Heil allein von der Gnade
Gottes abhängt (vgl. II § 83), der die einen zum Heil und die anderen
zur Verdammnis vorherbestimmt hat (doppelte Prädestination bzw.
doppelter Ausgang) (vgl. II § 212). Anders als in der Konzeption des
Pelagius (vgl. II § 88) hat der Mensch keinen Einfluss auf sein
Heil.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_23">
<label>Vereinigung beyder Naturen in Christo</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_24">
<label>Bedenklichkeit, Apgesch. 3, 21. durch quem oportuit coelo capi zu
übersetzen, aus Furcht der Ubiquität zu nahe zu treten</label>
<p>Bereits im Zusammenhang des in lateinischer Sprache verfassten und für
den Schulunterricht bestimmten Wittenberger Katechismus (1571) war es
v.a. deswegen zu massiver Kritik gekommen, weil Apg 3,21 <foreign lang="grc">ὃν δεῖ οὐρανὸν μὲν δέξασθαι</foreign> im Anschluss an
Theodor Beza passivisch übersetzt worden war. Luther hatte das
Relativpronomen <foreign lang="grc">ὅν</foreign> an dieser Stelle als
Subjekt aufgefasst und aktivisch übersetzt, Christus müsse den Himmel
einnehmen, die passivische Übersetzung fasst ὅν dagegen als Objekt auf
und übersetzt, Christus müsse in den Himmel aufgenommen werden bzw. dort
gefangen sein. Da die passivische Übersetzung nahelegt, Christus sei
nach der Himmelfahrt seiner menschlichen Natur nach ausschließlich im
Himmel gegenwärtig, so dass in der Folge die durch die Ubiquitätslehre
(s.o.) begründete leibliche Anwesenheit Christi im Abendmahl auch seiner
menschlichen Natur nach unmöglich sei, wurde sie auf lutherischer Seite
abgelehnt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_25">
<label>verschiednen Bedeutungen der <foreign lang="grc">ὁμοουσιας</foreign> vor und nach dem ersten nicäischen
Concilium</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_113_26">
<label><foreign lang="grc">ὑποστασις</foreign>, <foreign lang="grc">φυσις</foreign>, <foreign lang="grc">φυσικη ἑνωσις</foreign>,
<foreign lang="grc">συγκρασις</foreign>, <foreign lang="grc">φθαρτον</foreign> u. a. bey den arianischen, nestorianischen und
monophysitischen Streitigkeiten</label>
<p>Zu den Begriffen <foreign lang="grc">ὑπόστασις</foreign> und <foreign lang="grc">φύσις</foreign> vgl. II § 83, zur Einheit beider
Naturen Christi (<foreign lang="grc">φυσικὴ ἕνωσις</foreign>), ihrer
Vermischung (<foreign lang="grc">σύγκρασις</foreign>) und zum
vergänglichen (<foreign lang="grc">φθαρτόν</foreign>) Leib (s.o.)
Christi vgl. I § 63.</p></note>
</div>
<div n="114" type="section" id="section_2_114">
<head><pb edRef="#a" n="422"/>
<app>
<lem>114</lem>
<rdg wit="#a" type="v">401</rdg>
</app>.</head>
<p>Schon der <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Umfang dieser Geschichte macht die Untersuchung derselben sehr
schwer, und vielleicht ist <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> keinem Theil der Kirchenhistorie, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> den andern oben <app>
<lem>angegebnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angegebenen</rdg>
</app> Wissenschaften (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_104">104</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_104">391</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>flg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><ref target="#section_2_104">104.</ref>
<choice>
<abbr>fg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app>) eine ausgebreitete Kenntniß der historischen <index indexName="subjects-index">
<term>Denkmahle</term>
</index>Denkmahle und der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsschriften</term>
</index>Religionsschriften aller christlichen Völker und Zeiten, eine genaue
Bekanntschaft mit dem mannichfaltigen kirchlichen Sprachgebrauch und der
Geschichte der <app>
<lem>Philosophie,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Philosophie</rdg>
</app> nöthiger, fast <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> keinem ist auch strenge <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Unparteylichkeit</term>
</index>Unparteylichkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Unpartheylichkeit</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Unparteilichkeit</rdg>
</app> zu beobachten schwerer, als <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem. Aber es belohnt sich auch der darauf gewandte Fleiß genug
durch <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Vortheile, die <pb edRef="#b" n="155"/> schon oben <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Nutzen der Kirchengeschichte angegeben sind, und <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> vorzüglich <app>
<lem>können</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> aus dieser Lehrgeschichte gezogen <app>
<lem>werden. Unsre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">werden können. Unsere</rdg>
</app> Einsichten in <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a" type="v">der</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion bleiben immer sehr eingeschränkt, wenn man die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Gestalten und Seiten nicht kennt, in und auf welchen sich eine Sache
dem menschlichen Verstande darstellt. Man bleibt um so mehr auf seinen
Meinungen ersessen, und taub gegen alle <app>
<lem>bessre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bessere</rdg>
</app> Einsichten, je weniger Seiten einer Sache, und je weniger man die
<index indexName="subjects-index">
<term>Gründe</term>
</index>Gründe kennt, die <app>
<lem>Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andere</rdg>
</app>, an<pb edRef="#c" n="136"/>ders zu urtheilen, oder sich <app>
<lem>auszudrucken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">auszudrücken</rdg>
</app>, bewogen haben. Nur alsdann <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> man dem Mißverstand und <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">den</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Wortstreitigkeiten</term>
</index>Wortstreitigkeiten vorbeugen, die so ganz alle richtige Entscheidung
verhindern, Irrthümern und <app>
<lem>Zweydeutigkeiten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Zweideutigkeiten</rdg>
</app> auf den Grund kommen, richtiger und billiger <pb edRef="#a" n="423"/>
von <app>
<lem>Andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anderer</rdg>
</app> Meinungen und ihrer Unschuld oder ihrem Werth urtheilen, und selbst
bestimmter denken und sich <app>
<lem>ausdrucken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausdrücken</rdg>
</app> lernen, wenn man hinlänglich mit der Geschichte dieser Lehren und der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen davon bekannt ist.</p>
<app type="structural-variance">
<lem><note n="1" place="end"><seg id="var_2_114_note1_p1"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Der Eifer, mit dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_1"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Nestorius von
Konstantinopel</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:305xp"><app>
<lem>Nestorius</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Nestorius</hi></rdg>
</app></persName> und die Morgenländer sich dem Ausdruck
<hi>Mutter Gottes</hi>
<app>
<lem>(<foreign lang="grc">Θεοτόκος</foreign></lem>
<rdg wit="#a" type="v">(<foreign lang="grc">Θεοτοκος</foreign></rdg>
</app>) <app>
<lem>widersetzten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">wiedersetzten</rdg>
</app>, hingegen auf stete Unterscheidung der <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> Naturen in <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christo</persName>
drangen, und umgekehrt des <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_2"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Cyrill von Alexandrien</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:305xq"><app>
<lem>Cyrillus</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Cyrillus</hi></rdg>
</app></persName> Eifer für jenen und wider diese, gründete
sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> jenen auf die Furcht <app>
<lem>für den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_3"/>Apollinarismus</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">vor dem
<hi>Apollinarismus</hi></rdg>
</app>, der in Syrien, und <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> diesem auf den Eifer gegen den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_4"/><app>
<lem>Arianismus</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Arianismus</hi></rdg>
</app>, der in Aegypten mehr herrschte. Dieses <app>
<lem>Beyspiel</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Beispiel</rdg>
</app>, so wie <pb edRef="#b" n="156"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_5"/><index indexName="persons-index">
<term>Jovinian</term>
</index><persName ref="textgrid:3076f"><app>
<lem>Jovinians</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Jovinian's</hi></rdg>
</app></persName> Satz: omnia peccata paria <app>
<lem>esse;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">esse,</rdg>
</app> der dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_6"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Johannes Philoponus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3078"><app>
<lem>Johannes Philoponus</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Johannes
Philoponus</hi></rdg>
</app></persName> Schuld <app>
<lem>gegebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gegebene</rdg>
</app>
<app>
<lem>Tritheismus;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Tritheismus,</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Agricola, Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:30783"><app>
<lem>Joh. Agricola</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Joh. Agricola</hi></rdg>
</app></persName> und der <app>
<lem>Antinomer</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Antinomer</hi></rdg>
</app> Eifer wider das <app>
<lem>Gesetz;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Gesetz,</rdg>
</app> der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_8"/>Streit über den Satz: ob gute Werke
zur Seligkeit nöthig sind? und tausend <app>
<lem>andre Beyspiele</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">andere Beispiele</rdg>
</app>, erläutern das hier Gesagte.</seg></note>
<note n="2" place="end"><milestone edRef="#c" type="structure" unit="p"/><seg id="var_2_114_note1_p2"><app>
<lem>Vergl.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Vergleiche</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_9"/><index indexName="persons-index">
<term>Ernesti, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h06">J. A.
Ernesti</persName></hi> Opuscula theologica, 13te <app>
<lem>Abhandl.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Abhandlung</rdg>
</app> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_114_10"/><index indexName="persons-index">
<term>Walch, Christian Wilhelm Franz</term>
</index><persName ref="textgrid:2svz4"><app>
<lem><hi>J.</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>C.</hi></rdg>
</app>
<hi>W. F. Walch</hi></persName> Gedanken von der Geschichte
der Glaubenslehre, <app>
<lem>zweyte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zweite</rdg>
</app> Ausgabe, Göttingen 1764.<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3c0t3"/> 8.</seg></note></lem>
<rdg type="varying-structure" wit="#c"><note place="end"><p copyOf="#var_2_114_note1_p1"/>
<p copyOf="#var_2_114_note1_p2"/></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_1">
<label>Nestorius und die Morgenländer sich dem Ausdruck Mutter Gottes
(<foreign lang="grc">Θεοτόκος</foreign>) widersetzten […]
Unterscheidung der beyden Naturen in Christo drangen</label>
<p>Zum nestorianischen Streit vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_2">
<label>Cyrillus Eifer für jenen und wider diese</label>
<p>Als der große Gegenspieler des Nestorius von Konstantinopel (s.o.) sah
Bischof Kyrill von Alexandrien (gest. 444) in der nestorianischen Lehre,
Christi göttliche und menschliche Natur sei geteilt und unvermischt,
einen Angriff auf die Trinität, im Hinblick auf Maria war er ein
Verfechter der Bezeichnung <hi>Gottes</hi>gebärerin (<foreign lang="grc">Θεοτόκος</foreign>). Vor dem Hintergrund des
Machtkampfes zwischen Rom und Konstantinopel konnte Kyrill Papst
Caelestinus I. (422–432) von seiner Position überzeugen, so dass
Nestorius auf dem Konzil von Ephesus (431), einem Zentrum der
Marienverehrung, verurteilt wurde.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_3">
<label>Apollinarismus</label>
<p>Vgl. II § 102.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_4">
<label>Arianismus</label>
<p>Vgl. I § 63.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_5">
<label>Jovinians Satz: omnia peccata paria esse</label>
<p>Der im Jahre 390 als Häretiker verurteilte und v.a. aus der Darstellung
des Hieronymus (<hi>Adversus Iovinianum</hi>) bekannte Mönch Jovinianus
(gest. vor 406) vertrat eine antiasketische Lehre, nach der Ehe und
Ehelosigkeit, Fasten und Genuß, freiwillige Armut und Reichtum u.Ä. für
alle, die die Taufe bewahren, den gleichen himmlischen Verdienst nach
sich ziehen. Der in diesem Zusammenhang von Augustin referierte
Grundsatz Jovinians, alle Sünden seien gleich (<hi>omnia peccata paria
esse</hi>), ist stoischer Herkunft.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_6">
<label>Johannes Philoponus Schuld gegebne Tritheismus</label>
<p>Als Philosoph ist der neuplatonisch geschulte Johannes Philoponus (gest.
nach 575) insbesondere als Kritiker des Neuplatonismus sowie als
Aristoteles-Kommentator hervorgetreten, in seinen später verfassten
theologischen Werken optierte er u.a. für den Monophysitismus (vgl. I §
63) und hob gleichzeitig die Unterschiedenheit der drei trinitarischen
Personen hervor, die er als drei Substanzen betrachtete (vgl. II § 83).
Auch wenn Johannes aus diesem Grund auf dem Dritten Konzil von
Konstantinopel (680/681) als Tritheist verurteilt wurde, gehört er zu
den wichtigsten Gelehrten des 6. Jh.s und hat die byzantinische und
arabische Philosophie wie auch das naturphilosophische Denken des
Mittelalters und der Frühen Neuzeit beeinflusst.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_7">
<label>Joh. Agricola und der Antinomer Eifer wider das Gesetz</label>
<p>Die guten Beziehungen des Reformators Johannes Agricola (1492/1494–1566)
zu Luther und Melanchthon wurden ab 1525 in seiner Zeit als Rektor und
Prediger in Eisleben und auch nach seiner 1536 erfolgten Rückkehr nach
Wittenberg von Differenzen im Hinblick auf die Bedeutung des Gesetzes
überschattet, die Agricola 1540 fluchtartig an den brandenburgischen
Kurfürstenhof wechseln ließen. Gegen die lutherische Auffassung, das
Gesetz lege das vollkommene Angewiesensein des sündigen Menschen auf die
Gnade Gottes offen (<hi>usus elenchticus</hi>), vertrat Agricola die
Position, dass das Gesetz keine Bedeutung für das Heil besitze, sondern
der Glaube allein zureiche. Dieser erste antinomistische Streit flammte
im Zusammenhang des sog. majoristischen Streites zwischen
Gnesiolutheranern und Philippisten wenige Jahre später als zweiter
antinomistischer Streit erneut auf. Eine Entscheidung brachte die
<hi>Konkordienformel</hi> (II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_8">
<label>Streit über den Satz: ob gute Werke zur Seligkeit nöthig sind</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_9">
<label>J. A. Ernesti Opuscula theologica, 13te Abhandl.</label>
<p>Die dreizehnte Abhandlung in Johann August Ernestis <hi>Opuscula
theologica</hi> (1773) trägt den Titel <hi>De theologiae historicae
et dogmaticae coniungendae necessitate et modo universo</hi> (aaO
565–590).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_114_10">
<label>J. W. F. Walch</label>
<p>Die <hi>Gedanken von der Geschichte der Glaubenslehre</hi> stammen, wie
in der Erstauflage der <hi>Anweisung</hi> korrekt bibliographiert, von
Christian Wilhelm Franz Walch.</p></note>
</div>
<div n="115" type="section" id="section_2_115">
<head><app>
<lem>115</lem>
<rdg wit="#a" type="v">402</rdg>
</app>.</head>
<p>Unter den <app>
<lem>Quellen der christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrgeschichte</term>
</index>Lehrgeschichte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Quellen der christlichen
Lehrgeschichte</hi></rdg>
</app> haben die Schriften dererjenigen den ausgebreitetsten <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, welche über christliche Lehren geschrieben haben, es <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app> daß sie ihre <app>
<lem>eigne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenen</rdg>
</app> Gedanken darüber <app>
<lem>äusserten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerten</rdg>
</app>, oder <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Meinungen darüber, oder wenigstens eine Er<pb edRef="#c" n="137"/>klärung und einen bestimmten Sinn einer christlichen Lehre <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app>. Durch sie wird <pb edRef="#a" n="424"/> man nicht nur mit mehrern
Vorstellungen über einen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrpunct</term>
</index>Lehrpunct</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrpunkt</rdg>
</app>, man wird auch zum Theil mit den Gründen bekannt, wodurch man jene
unterstützt hat, oder mit den Meinungen, die auf jene geführt, oder ihr ein
gewisses <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> verschafft haben; welchen Nutzen <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app>
<app>
<lem>Denkmahle</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Denkmale</rdg>
</app>, selbst öffentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Bekenntnißschriften</term>
</index>Bekenntnißschriften, nicht leisten, wenn sie nicht zugleich Schutz-
und Vertheidigungsschriften sind. Diejenigen christlichen Schriftsteller,
welche <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der in gewissen christlichen Ländern herrschenden <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrpartey</term>
</index>Lehrpartey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehrparthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrpartei</rdg>
</app> ein vorzügliches <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> erlangt haben, <pb edRef="#b" n="157"/> entweder als Zeugen und treue
Fortpflanzer derjenigen Vorstellung von einer Lehre, die dergleichen <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app> für die richtigste hält, oder als solche, welche die richtige
Vorstellung getroffen haben, sind in so fern die wichtigsten, als ihr
Ansehen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> solchen <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> die Kraft eines Beweises erlangt hat, und man aus ihrer Geschichte
sieht, wie und warum sie, wenigstens in gewisser Absicht, dieses Ansehen
erhalten haben. In diesem Ansehen stehen die sogenannten <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenväter</term>
</index><hi>Kirchenväter</hi> (Patres) <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen <app>
<lem>den <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">denen</rdg>
</app>, welche eine <app>
<lem>historische Lehrtradition</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>historische Lehrtradition</hi></rdg>
</app> als verbindlich zum Glauben ansehen, <app>
<lem>bey andern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei Andern</rdg>
</app> aber als Zeugen der Vorstellungen, die in den herrschenden Kirchen
für die richtigsten gehalten worden sind, oder wenigstens jetzt gehalten
werden.</p>
<note n="1" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 1.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Anm.</hi> 1)</rdg>
</app> Bekanntlich ist der <app>
<lem>Begrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriff</rdg>
</app> von <hi>Kirchenvätern</hi> sehr schwankend, und muß es, nach dem
bisher Gesagten, seyn. Denn da es 1) mehrere herrschende <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> giebt, worunter sich <pb edRef="#a" n="425"/> jede für die
rechtgläubigste hält, und jede in ihren Meinungen, <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> in denen, worin sie sich von andern unterscheidet, von gewissen
Schriftstellern gestimmt worden ist: so hat <app>
<lem>mancher</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Mancher</rdg>
</app> in einer den ehrwürdigen Namen eines Vaters bekommen, der in der
andern als Ketzer <pb edRef="#c" n="138"/> angesehen, oder nicht geachtet
wird; wie <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_1"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Theodorus von Mopsuestia</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3078c"><app>
<lem>Theodor von Mopsveste</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Theodor von Mopsveste</hi></rdg>
</app></persName> in der chaldäischen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_2"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Cyrill von Alexandrien</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:305xq"><app>
<lem>Cyrill von Alexandrien</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Cyrill von Alexandrien</hi></rdg>
</app></persName> in der <app>
<lem>jacobitischen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_3"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Ambrosius von Mailand</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sx6x">Ambrosius</persName>, <index indexName="classics-index">
<term><persName>Hieronymus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sjxs">Hieronymus</persName>, <index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustin</persName>, Pabst
<index indexName="persons-index">
<term>Leo III.</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0t7">Leo 3.</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">jakobitischen
<hi><persName>Ambrosius</persName>,
<persName>Hieronymus</persName>,
<persName>Augustin</persName>, Papst <persName>Leo
III.</persName></hi></rdg>
</app> und <index indexName="classics-index">
<term><persName>Gregor d. Gr.</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3c0t8"><app>
<lem>Gregor der <app>
<lem>Große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Grosse</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Gregor der Große</hi></rdg>
</app></persName> in der lateinischen Kirche <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> 2) Manche, <index indexName="classics-index">
<term><persName>Tertullian</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2v8z2"><app>
<lem>Tertullian</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Tertullian</hi></rdg>
</app></persName>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> und <index indexName="classics-index">
<term><persName>Origenes</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5jq"><app>
<lem>Origenes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Origenes</hi></rdg>
</app></persName>, <pb edRef="#b" n="158"/> haben, durch irgend eine
Ursach, entweder kein entscheidendes dogmatisches <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> erlangt oder es <app>
<lem>verlohren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verloren</rdg>
</app>, und werden nur als Zeugen oder Erhalter der <index indexName="subjects-index">
<term>Tradition</term>
</index>Tradition geachtet. 3) In einer herrschenden Kirche ist nicht immer
eine Vorstellung die herrschende, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_4"/><app>
<lem>augustinianische</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Augustinianische</hi></rdg>
</app> Vorstellung von Prädestination, den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_5"/>Kräften des Menschen und der Gnade, die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_6"/>Lehre von der <app>
<lem>Brodtverwandlung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brodverwandlung</rdg>
</app> und der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_7"/>Kelchsverweigerung; daher <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_8"/>(der sehr pelagianisirende) <index indexName="classics-index">
<term><persName>Hilarius von Poitiers</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:31qw9"><app>
<lem>Hilarius von Poitiers</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Hilarius von Poitiers</hi></rdg>
</app></persName> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_9"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Cassian</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:31qwb"><app>
<lem>Cassian</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Caßian</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Cassian</hi></rdg>
</app></persName> lange nicht das <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> erlangt oder erhalten haben, das sich <index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd"><app>
<lem>Augustin</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Augustin</hi></rdg>
</app></persName> erwarb. <app>
<lem>Ueberhaupt, so</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Ueberhaupt so,</rdg>
</app> wie durch <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Zufälle und Zeitumstände gewisse Vorstellungen herrschend, und durch
Kirchengesetze bestätigt, folglich die <app>
<lem>Freyheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app> im Glauben gehemmt worden; so wie herrschende Kirchen sich von andern
herrschenden Kirchen getrennt haben, jede sich auf Tradition berufen, und
jede gesehen hat, mit welchen Schriftstellern <hi>ihr</hi> Lehrbegriff am
meisten einstimmte, oder von ihnen am deutlichsten war vorgetragen worden:
so hat sie diese erhoben, <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> wenn sie von <hi>ihrer</hi> Kirche waren, und die andern sinken oder
liegen <app>
<lem>laßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">lassen</rdg>
</app>. So gelten, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> den <app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_10"/>heilige
<index indexName="persons-index">
<term>Bernhard von Clairvaux</term>
</index><persName ref="textgrid:3078s"><app>
<lem>Bernhard</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Bernhard</hi></rdg>
</app></persName> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_11"/><index indexName="persons-index">
<term>Thomas von Aquin</term>
</index><persName ref="textgrid:3093k"><app>
<lem>Thomas von Aquino</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Thomas von Aquino</hi></rdg>
</app></persName> in der lateinischen Kirche überhaupt mehr, als <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_12"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Clemens von Alexandrien</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:30gp0"><app>
<lem>Clemens von Alexandrien</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Clemens von Alexandrien</hi></rdg>
</app></persName> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_13"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Johannes von Damaskus</persName></term>
</index><app>
<lem><persName ref="textgrid:30gp3">Johann von Da<pb edRef="#a" n="426"/>mascus</persName>, <index indexName="classics-index">
<term><persName>Hieronymus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sjxs">Hieronymus</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Johann von Damascus</persName>,
<persName>Hieronymus</persName></hi></rdg>
</app> mehr als <index indexName="classics-index">
<term><persName>Origenes</persName></term>
</index><app>
<lem><persName ref="textgrid:2r5jq">Origenes</persName>, <index indexName="classics-index">
<term><persName>Ambrosius von Mailand</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sx6x">Ambrosius</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><persName>Origenes</persName>,
<persName>Ambrosius</persName></hi></rdg>
</app> mehr als <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_14"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Basilius d. Gr.</persName></term>
</index><app>
<lem><persName ref="textgrid:30j34">Basilius</persName>,</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi><persName>Basilius</persName></hi>, –</rdg>
</app> so sehr auch <index indexName="classics-index">
<term><persName>Hieronymus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sjxs"><app>
<lem>Hieronymus</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Hieronymus</hi></rdg>
</app></persName> und <index indexName="classics-index">
<term><persName>Ambrosius von Mailand</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2sx6x"><app>
<lem>Ambrosius</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Ambrosius</hi></rdg>
</app></persName> die <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> andern ausgeschrieben haben.</note>
<note n="2" place="end"><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Anm.</hi></rdg>
</app> 2.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2)</rdg>
</app> So wie das dogmatische <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app> der Kirchenschriftsteller den <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app> der <hi>Kirchenväter</hi>
<pb edRef="#b" n="159"/> sehr schwankend macht: so auch die Gewohnheit,
diesen Namen nur auf Schriftsteller einer <app>
<lem>gewissen Zeit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>gewissen Zeit</hi></rdg>
</app> einzuschränken. Manche <pb edRef="#c" n="139"/> rechnen dahin nur
Schriftsteller der <app>
<lem>sechs ersten Jahrhunderte; andre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>sechs ersten Jahrhunderte</hi>; Andere</rdg>
</app> dehnen den Namen bis auf den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_15"/>Ursprung der <app>
<lem>Scholastiker</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Scholastiker</hi></rdg>
</app>, oder vielmehr bis auf die Zeit aus, wo im <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_16"/>12ten Jahrhundert
<index indexName="persons-index">
<term>Petrus Lombardus</term>
</index><persName ref="textgrid:30b93"><app>
<lem>Peter der Lombarde</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Peter der Lombarde</hi></rdg>
</app></persName> in der lateinischen Kirche angefangen hat, ein
theologisches System aus den Aussprüchen der Kirchenväter <app>
<lem>zusammenzusetzen; noch andre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">zusammenzusetzen. Noch Andere</rdg>
</app> geben diesen Namen auch <app>
<lem>andern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Andern</rdg>
</app> bis gegen die Zeiten der Reformation. Vielleicht rührt der
<hi>erste</hi> gewöhnlichste <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehrbegriff</rdg>
</app> daher, daß seit dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_17"/>7ten Jahrhundert <index indexName="classics-index">
<term><persName>Isidor von Sevilla</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:31qkj"><app>
<lem>Isidorus von Seville</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Isidorus von Seville</hi>,</rdg>
</app></persName> und nach ihm <app>
<lem>mehrere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Mehrere</rdg>
</app> in der lateinischen Kirche angefangen, die Sentenzen vorhergehender
Schriftsteller unter gewisse Rubriken zusammenzutragen, so wie es <index indexName="classics-index">
<term><persName>Johannes von Damaskus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:30gp3">Johann von Damascus</persName> im
8ten in der griechischen Kirche that, und daß seit <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#c" type="v">der</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_18"/>Synodo Trullana im
Jahr 692, noch mehr aber seit der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_19"/>Trennung der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> von der griechischen Herrschaft, und des griechischen und
abendländischen Kaiserthums im 8ten Jahrhundert, und vollends der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_20"/>griechischen und
lateinischen Kirche im 9ten, jede Kirche ihre Tradition und Kirchengesetze
vor sich gehabt, also keine Schriftsteller mehr von da an ein dogmatisches
Ansehen, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> ihrer besondern Kirche, bekommen haben, <app>
<lem>zumal</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zumahl</rdg>
</app> da seitdem <hi>theils</hi> in <app>
<lem>beyden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beiden</rdg>
</app> Kirchen fast alle Schriftsteller die vorhergehenden ausgeschrieben,
und sich selbst dadurch das Ansehen der Orthodoxie zu geben gesucht,
<hi>theils</hi>
<pb edRef="#a" n="427"/> die römischen Bischöfe eine <app>
<lem>beynahe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beinahe</rdg>
</app>
<app>
<lem>ausschließende</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausschliessende</rdg>
</app>
<pb edRef="#b" n="160"/> gesetzgebende Gewalt erlangt haben. Die <app>
<lem><hi>zweyte</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>zweite</hi></rdg>
</app> Bedeutung, die der lateinischen Kirche eigen ist, rührt ohne Zweifel
vom Ursprung der compilirten Sentenzen <index indexName="persons-index">
<term>Petrus Lombardus</term>
</index><persName ref="textgrid:30b93"><app>
<lem>Peters</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Peter's</rdg>
</app> des Lombarden</persName> her, die seitdem das allgemeine Lehrbuch
wurden, und von der gedachten <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_21"/>entscheidenden Gewalt der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> in allen Streitigkeiten über noch nicht bestimmte Lehrfragen. Die
<hi>dritte</hi> ist die ungewöhnlichste, und hat einigen wenigen
Schriftstellern, als dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_22"/><app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">heiligen</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Thomas von Aquin</term>
</index><persName ref="textgrid:3093k">Thomas</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_115_23"/><index indexName="persons-index">
<term>Gerson, Johannes</term>
</index><persName ref="textgrid:30b92">Gerson</persName>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">u. a.,</rdg>
</app> bloß wegen ihres <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Ansehens diesen Namen zuwege gebracht.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_1">
<label>Theodor von Mopsveste in der chaldäischen</label>
<p>Theodor von Mopsuestia (ca. 350–428) ist während seines sich über vier
Jahrzehnte erstreckenden Episkopats als bedeutender theologischer
Schriftsteller hervorgetreten. Sein dogmatisches Schrifttum wurde im
Zuge des Drei-Kapitel-Streites (vgl. II § 98) zwar nahezu vollständig
vernichtet, war jedoch zuvor längst ins Syrische übersetzt worden, große
Teile seiner Exegetica sind im griechischen Original oder in
lateinischer Übersetzung überliefert. Zwar galt Theodor zu Lebzeiten als
orthodox, doch wurde er im Rahmen der nestorianischen
Auseinandersetzungen (vgl. I § 63) von Kyrill von Alexandrien (s.u.;
vgl. II § 114) als Häretiker desavouiert. Tatsächlich erreichte die
Zwei-Naturen-Lehre mit Theodor, neben seinem Schüler Nestorius der
bedeutendste Theologe der chaldäischen, d.h. nestorianischen, Kirche
(ostsyrisches Christentum), einen vorläufigen Höhepunkt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_2">
<label>Cyrill von Alexandrien in der jacobitischen</label>
<p>Der als Gegner des Nestorianismus bekannte Kyrill von Alexandrien (vgl.
II § 114) vertrat eine monophysitische Christologie (vgl. I § 63), die
sich nach dem Konzil von Ephesus (431) rasch durchsetzen konnte und die
Anhänger einer antiochenischen Christologie, wie sie von etwa Theodor
von Mopsuestia (s.o.) vertreten wurde, nach Osten bis in das
Sassanidenreich abdrängte. Die nach dem Bischof und Kirchenorganisator
Jakob Baradäus (gest. 578) benannte jakobitische Kirche ist eine
Fremdbezeichnung für die sich auf Kyrill berufende syrisch-orthodoxe
Kirche (westsyrisches Christentum), wird von dieser jedoch abgelehnt.
Von einem syrisch-orthodoxen Monophysitismus zu sprechen, ist insofern
problematisch, als die Christologie eines Eutyches (gest. nach 454)
verworfen wurde. Im Hinblick auf das syrische Christentum insgesamt
werden die aus häresiologischem Kontext stammenden Bezeichnungen
<hi>Monophysiten</hi> und <hi>Nestorianer</hi> (s.o.) heute
vermieden.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_3">
<label>Ambrosius, Hieronymus, Augustin, Pabst Leo 3. und Gregor der Große in
der lateinischen Kirche</label>
<p>Ambrosius (vgl. II § 104), Hieronymus (vgl. II § 83), Augustin (vgl. II §
19) und Papst Gregor I. d. Gr. (vgl. II § 121) werden als die vier
großen Kirchenlehrer des lateinischen Westens zusammengefasst (im 19.
Jh. ergänzt durch Johannes von Damaskus [s.u.]) und als Heilige verehrt.
Papst Leo III. hatte Karl d. Gr. zum Kaiser gekrönt (vgl. II §
98).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_4">
<label>augustinianische Vorstellung von Prädestination</label>
<p>Vgl. II § 113.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_5">
<label>Kräften des Menschen und der Gnade</label>
<p>Im Zusammenhang der zuvor genannten Prädestinationslehre Augustins (s.o.)
ist hier sicher zuerst an die pelagianischen (vgl. II § 88), dann aber
auch an die jansenistischen Streitigkeiten (vgl. II § 98) zu denken; zum
Verhältnis von Glaube (<hi>fides</hi>) und guten Werken (<hi>bona
opera</hi>) vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_6">
<label>Lehre von der Brodtverwandlung</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_7">
<label>Kelchsverweigerung</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_8">
<label>(der sehr pelagianisirende) Hilarius von Poitiers</label>
<p>Wenige Jahre nach seiner Taufe wurde der aus vornehmer nicht-christlicher
Familie stammende Hilarius (Pictaviensis) (ca. 315–367) Bischof von
Poitiers und im Rahmen des arianischen Streites einer der bedeutendsten
Verteidiger des nizänischen Glaubens (vgl. II § 63). Da er die
Verurteilung des Athanasius von Alexandrien (II § 83) verweigerte und im
Verbund mit anderen Bischöfen Saturninus von Arles (gest. nach 361) –
Arianer und führender Vertreter der kaiserlichen Religionspolitik in
Gallien – exkommunizierte, wurde er von Constantius II. (317–361) 356
nach Phrygien exiliert. Hier mit der Theologie des Ostens in Kontakt
gekommen, hielt er Verbindung zu seinen gallischen Mitbischöfen und
setzte seinen Kampf gegen den Arianismus auch nach seiner Rückkehr 361
fort. Ein kurz darauf unter seiner Leitung in Paris abgehaltenes Konzil
erneuerte die Exkommunikation des Saturninus; der Versuch, den
homöischen Bischof Auxentius von Mailand abzusetzen, scheiterte. 1851
schließlich zum Kirchenlehrer erhoben, ist Hilarius als Exeget und
Hymnendichter hervorgetreten, sein dogmatisches Hauptwerk <hi>De
trinitate</hi> ist auch unter dem programmatischen Alternativtitel
<hi>Contra Arianos</hi> bekannt. Dass Hilarius im Hinblick auf die
Erbsündenlehre eine andere Position als Augustin (vgl. II § 113)
erkennen lässt und von daher als <hi>pelagianisierend</hi> (vgl. II §
88) bezeichnet werden kann, ist im 18. Jh. <hi>opinio
communis</hi>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_9">
<label>Cassian</label>
<p>Nach seinem Klostereintritt in Bethlehem und einem mehr als zehnjährigen
Aufenthalt bei den Mönchen Palästinas und Ägyptens (Evagrius Ponticus),
zog Johannes Cassianus (ca. 360–435) im Zuge der origenistischen
Streitigkeiten (vgl. II § 98) 399 nach Konstantinopel, nach der
Verbannung des Johannes Chrysostomus (II § 104) zu dessen Verteidung
nach Rom und schließlich in das südliche Gallien, wo er 415 in Marseille
ein Frauen- (St. Salvator) und ein Männerkloster (St. Victor) gründete.
Seine die monastischen Verhältnisse im Osten widerspiegelnden
<hi>Institutiones</hi> und <hi>Conlationes</hi> machen Cassian zum
frühesten Lehrautor des lateinischen Mönchtums, bei <hi>De incarnatione
contra Nestorium</hi> handelt es sich um den einzigen
Widerlegungsversuch des Nestorius aus dem lateinischen Westen. Im
Hinblick auf die Erbsünden- und Prädestinationslehre Augustins (vgl. II
§ 113) geht auch Cassian von der Unmöglichkeit der Sündenfreiheit aus,
betont jedoch die zusammen mit der Gnade Gottes wirkende Freiheit des
menschlichen Willens. Dieser pelagianisierende (vgl. II § 88) Mittelweg
wird seit dem 16. Jh. mit dem Begriff <hi>Semipelagianismus</hi> belegt,
der jedoch wie auch der Begriff <hi>Pelagianismus</hi> weniger auf die
historische Kontroverse um Pelagius abgestellt ist, sondern im
Wesentlichen der dogmatischen (polemischen) Beschreibung des
Verhältnisses von göttlicher Gnade und der Möglichkeit menschlichen
Zutuns dient.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_10">
<label>heilige Bernhard</label>
<p>Der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux (ca. 1090–1153) gehört zu den
bedeutendsten Theologen nicht nur des Mittelalters. Aus seinem
unermüdlichen weltlichen und kirchlichen Wirken seien die Parteinahme
für Papst Innozenz II. (1130–1143) gegen Anaklet II. (1130–1138), die
Auseinandersetzung mit Abaelard (vgl. II § 186), sein Wirken gegen die
Katharer (vgl. II § 19) sowie seine Predigtinitiative für den letztlich
erfolglosen Zweiten Kreuzzug (1147–1149) hervorgehoben. Theologisch ist
Bernhard einer der Hauptvertreter der mittelalterlichen Christusmystik
(v.a. Passionsmystik) und Marienverehrung (<hi>doctor marianus</hi>),
sein hervorragender sprachlicher Stil brachte ihm den Titel <hi>doctor
mellifluus</hi> (vgl. die gleichnamige Enzyklika des Jahres 1953)
ein. Bereits 1174 heilig gesprochen, wurde der bisweilen als letzter
Kirchenvater geltende Bernhard 1830 offiziell zum Kirchenlehrer
erhoben.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_11">
<label>Thomas von Aquino</label>
<p>Der zu den bedeutendsten Denkern des Abendlandes gehörende Dominikaner
und Scholastiker (vgl. II § 19) Thomas von Aquin (ca. 1225–1274) ist
philosophisch, v.a. vermittelt über seinen Lehrer Albertus Magnus (gest.
1280), Aristoteles verpflichtet, der nach seiner Wiederentdeckung nicht
nur Thomas (sondern etwa auch den von ihm bekämpften Averroisten) als
entscheidende Autorität einer außerchristlichen Vernunft galt.
Theologisches Grundanliegen ist die Vermittlung von natürlicher
Vernunfteinsicht und geoffenbarter Wahrheit. Ausweis seiner als exzessiv
zu bezeichnenden wissenschaftlichen Arbeit ist ein monumentales Werk,
aus dem die <hi>Summa contra gentiles</hi>, v.a. aber die <hi>Summa
Theologiae</hi> als systematische Hauptschriften hervorragen.
Kirchlicherseits wurde Thomas' philosophisches und theologisches Werk
zunächst zögernd (Verurteilung des Aristotelismus einschließlich einiger
Lehren des Aquinaten im 13. Jh.), nach seiner Heiligsprechung 1323
jedoch umso stärker rezipiert. 1567 zum Kirchenlehrer erhoben, ist sein
Einfluss bis in die Gegenwart hinein beachtlich (Neuthomismus bzw.
Neuscholastik).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_12">
<label>Clemens von Alexandrien</label>
<p>Über (Titus Flavius) Clemens von Alexandrien (gest. ca. 220) ist wenig
bekannt und manches umstritten. In der Mitte des 2. Jh.s vielleicht in
Athen geboren, unternahm er ausgedehnte Studienreisen und schloss sich
in Alexandrien schließlich Pantaenus (2. Jh.) und seiner
Katechetenschule an. Nachdem er seinem verehrten Lehrer als Schulleiter
nachgefolgt war, verließ er Alexandrien im Jahre 202. Dies dürfte nicht
so sehr mit der Verfolgung unter Septimius Severus (146–211), sondern
vielmehr mit Bischof Demetrius (gest. 232) in Zusammenhang gestanden
haben, der auch mit Origenes in Konflikt geraten sollte (vgl. II § 85).
Clemens' Hauptwerk, die sieben Bücher umfassenden <hi>Teppiche</hi>
(<foreign lang="grc">Στρωματεῖς</foreign>), stellen kein
dogmatisches System dar, sondern sind der antiken Buntschriftstellerei
zuzuordnen. Im Mittelpunkt steht die nicht im häretischen Sinne
<hi>gnostische</hi> Erkenntnis der christlichen Offenbarung.
Insgesamt lässt sich sein Werk als Versuch einer Synthese von biblischem
Glauben und griechischem Denken verstehen, exegetisch ist ein Rückgriff
auf Philo (gest. ca. 45) und dessen allegorische Schriftauslegung
erkennbar. Clemens' Einfluss etwa auf den größeren Alexandriner Origenes
ist unverkennbar, sein Ansehen wohl auch mit den Streitigkeiten um
dessen Lehre (vgl. II § 98) verknüpft.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_13">
<label>Johann von Damascus</label>
<p>Johannes von Damaskus (ca. 675–754) entstammte einer christlichen Familie
der griechischen Oberschicht, die hervorragende Beziehungen zum Hof
unterhielt. Um 700 zog sich Johannes aus dem Dienst des Kalifen in das
Kloster Mar Saba bei Jerusalem zurück, entfaltete als Priester und
Berater des Patriarchen eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit
und schuf mit seinem dreiteiligen Hauptwerk <hi>Quelle der
Erkenntnis</hi> (<foreign lang="grc">Πηγὴ γνώσεως</foreign>) eine
systematische Summe christlicher Dogmatik, die sich als prägnante
Zusammenfassung der altkirchlichen Lehrtradition darstellt und auf die
mittelalterliche Scholastik (vgl. II § 19) gewirkt hat. Der letzte Teil
wurde als <hi>Expositio fidei</hi> ins Lateinische übersetzt, in
Anlehnung an die Sentenzen des Petrus Lombardus (s.u.) in vier
Abteilungen untergliedert und vielfach auch als <hi>Sententiae
Damasceni</hi> bezeichnet. Überdies verfasste Johannes Abhandlungen
gegen Häretiker, bezog im byzantinischen Bilderstreit gegen die
Ikonoklasten Position (vgl. II § 113) und ist als Autor von Hymnen und
dichterischen Werken (die Zuschreibung des Mönchsromans <hi>Barlaam und
Josaphat</hi> ist nicht mehr zu halten) hervorgetreten. Durch sein
handschriftlich breit überliefertes und in viele Sprachen übersetztes
Werk avancierte er in der griechischen Orthodoxie zum Normtheologen und
gilt nach seiner Rezeption im lateinischen Abendland ab dem 12. Jh. als
letzter gemeinsamer Kirchenlehrer des Ostens und des Westens
(s.o.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_14">
<label>Basilius</label>
<p>Basilius d. Gr. (ca. 329–378) entstammt einer begüterten und christlichen
Familie und war nach Studienaufenthalten in Konstantinopel und Athen
355/356 kurzzeitig als Rhetoriklehrer in seiner Heimatstadt Caesarea
tätig. Nach einer entschiedenen Hinwendung zum christlichen Glauben
begann Basilius, wohl dem Beispiel seiner Schwester Makrina folgend, ein
monastisches Leben mit intensivem Bibelstudium, wandte sich als
Teilnehmer von Synoden und Unterstützer seines weniger talentierten
Bischofs Eusebius zunehmend jedoch auch kirchenpolitischen Aufgaben zu.
Im Jahre 370 zum Bischof von Caesarea ernannt, sah er sich mit
unterschiedlichen Auseinandersetzungen konfrontiert, als Hauptlinien
seines Wirkens können jedoch die Konsolidierung des nizänischen
Christentums (vgl. I § 63) und die Annäherung an den Westen
hervorgehoben werden. Zwar blieben seine Bemühungen um eine Union mit
Rom erfolglos, doch gelangen ihm und seinen Mitstreitern die Befestigung
der neunizänischen Orthodoxie in Kleinasien. Sein umfang- und
facettenreiches Werk macht Basilius zu einem der bedeutendsten Theologen
der Antike. Basilius, sein jüngerer Bruder Gregor von Nyssa (gest. vor
400) und sein Freund Gregor von Nazianz (vgl. II § 102) werden als die
<hi>drei Kappadozier</hi> bezeichnet, neben Gregor von Nazianz,
Johannes Chrysostomus (vgl. II § 104) und Athanasius (vgl. II § 83)
zählt er zu den vier griechischen Kirchenlehrern.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_15">
<label>Ursprung der Scholastiker</label>
<p>Unter Verweis etwa auf Berengar von Tours (vgl. II § 113) oder Anselm von
Canterbury (gest. 1109) wird der Ursprung der Scholastik (vgl. II § 19)
Ende des 18. Jh.s eingedenk aller damit verbundenen Unwägbarkeiten immer
wieder im 11. Jh. verortet. Noch vor der Gründung von Universitäten sind
dabei bischöfliche oder Klosterschulen von besonderer
Bedeutung.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_16">
<label>12ten Jahrhundert Peter der Lombarde […] angefangen hat, ein
theologisches System aus den Aussprüchen der Kirchenväter
zusammenzusetzen</label>
<p>Der aus der Lombardei stammende Scholastiker (vgl. II § 19) Petrus
Lombardus (ca. 1095–1160) kam ca. 1135 nach Paris und zählte hier zu den
bedeutendsten Lehrern an der Domschule zu Notre-Dame. 1159 wurde er zum
Bischof geweiht. Neben biblischen Glossen (vgl. II § 19) ist sein Name
insbesondere mit den aus seiner Lehrtätigkeit hervorgegangenen
vierbändigen <hi>Sententiae</hi> verbunden (<hi>magister
sententiarum</hi>), einer Zusammenstellung von Kirchenväter- bzw.
Kirchenlehrerzitaten. Dieses Werk wurde in der Folge immer wieder
kommentiert (u.a. von Thomas von Aquin, Albertus Magnus und Bonaventura)
und blieb, insbesondere nachdem die hier vertretene Trinititätslehre auf
der Vierten Lateransynode (1215) gegen Joachim von Fiore (vgl. II § 83)
gebilligt worden war, trotz mancher Kritik bis in das 16. Jh. hinein (im
römisch-katholischen Kontext bisweilen deutlich länger) das allgemeine
und wichtigste theologische Lehrbuch. Angeordnet sind die
<hi>Sentenzen</hi> nach heilsgeschichtlichem Schema (I. Gotteslehre,
II. Schöpfungs- und Sündenlehre, III. Christologie und Tugendlehre, IV.
Sakramentenlehre und Eschatologie), eine ausgearbeitete Ekklesiologie
fehlt, die Gnadenlehre wird im Zusammenhang mit dem Urstand (vgl. II.)
formuliert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_17">
<label>7ten Jahrhundert Isidorus von Seville […] angefangen, die Sentenzen
vorhergehender Schriftsteller unter gewisse Rubriken
zusammenzutragen</label>
<p>Der einer hispano-römischen Familie entstammende Isidor von Sevilla (ca.
560–636) erhielt vermutlich an der bischöflichen Schule von Sevilla, wo
sein älterer Bruder Leander (geb. vor 549) ab 584 das Bischofsamt
versah, eine umfassende Ausbildung und folgte seinem Bruder ab 601 im
Amte nach. Nach der Einigung Spaniens unter dem westgotischen König
Leovigild (gest. 586) und der Bekehrung der arianischen (vgl. I § 63)
Westgoten zum Katholizismus auf dem Dritten Konzil von Toledo (589)
bestand Isidors Aufgabe insbesondere in der Reorganisation der Kirche
und des Bildungswesens, die er in Zusammenarbeit mit König Sisebut
(gest. 621) und dessen Nachfolger Suinthila (gest. 631) vornahm. Aus
Isidors didaktischen, exegetischen, dogmatischen und kirchenrechtlichen
Schriften ragen die 20 Bücher umfassenden <hi>Etymologiae</hi> oder
<hi>Origines</hi> als Hauptwerk hervor, das erst von seinem Schüler
Braulio von Saragossa (gest. 651) in seine endgültige Form gebracht
wurde und durch seinen enzyklopädischen Charakter einen großen Teil des
antiken Bildungsgutes an das Mittelalter überliefert hat. Im Blick sind
hier jedoch auch die v.a. auf Augustin und Gregor d. Gr. (vgl. II § 121)
fußenden <hi>Sententiae</hi>, ein dogmatisches und ethisches Lehrbuch
für die westgotische Gesellschaft. Zu bemerken ist, dass Isidors
Autorität Anlass zu Fälschungen gegeben hat (vgl. II § 83).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_18">
<label>Synodo Trullana im Jahr 692</label>
<p>Die nach dem Kuppelbau (<hi>trullum</hi>) des Versammlungsorts, der
konstantinopolitaner Kaiserresidenz, benannte zweite trullanische Synode
(692) wurde 691 von Kaiser Justinian II. (ca. 668–711) einberufen und
sollte der Klärung von Angelegenheiten dienen, die im Rahmen des Zweiten
bzw. Dritten Konzils von Konstantinopel (553 bzw. 680/681) offen
geblieben waren. Da v.a. Fragen der kirchlichen Praxis (Fastengebote,
Simonieverbot, Verbot von Wahrsagerei und antiken Bräuchen, Zölibat, Ehe
u.a.m.) entschieden wurden, die der Westen bisweilen anders handhabte,
verweigerte Papst Sergius I. (gest. 701) zunächst die Zustimmung.
Nachträglich und insofern der römischen Lehre nicht entgegenstehend
wurden die insgesamt 102 <hi>in trullo</hi> verabschiedeten Kanones
jedoch auch im Westen akzeptiert. Als Abschluss der vorangegangenen
konstantinopolitaner Konzilien hat die zweite trullanische Synode die
kirchliche Praxis des orthodoxen Christentums entscheidend geprägt und
der Auseinanderentwicklung von griechischer und lateinischer Kirche
Vorschub geleistet.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_19">
<label>Trennung der Päbste von der griechischen Herrschaft, und des
griechischen und abendländischen Kaiserthums im 8ten Jahrhundert</label>
<p>Die im byzantinischen Bilderstreit (vgl. II § 113) präludierte Loslösung
des Papsttums von Byzanz und die heute als <hi>Zweikaiserproblem</hi>
diskutierte Entwicklung eines östlichen (Konstantinopel) und eines
westlichen Kaisertums (Frankenreich) sind eng miteinander verbunden.
Nach dem Untergang Westroms sah sich das oströmische Reich als
alleiniger Nachfolger des römischen Imperiums, verschiedene Versuche,
das Kaisertum im Westen zu erneuern, scheiterten. Im Jahre 754 schloss
dann der von den Langobarden bedrängte Papst Stephan II. (752–757) in
Abwendung von Byzanz ein Bündnis mit dem fränkischen König Pippin d. J.
(714–768), der dem Papst gegen die Langobarden beistehen sollte. Im
Gegenzug wurde Pippin zum Schutzherrn Roms (<hi>patricius
Romanorum</hi>) ernannt, zudem sollte seine und auch die Herrschaft
seiner Söhne Karl und Karlmann durch päpstliche Salbung bestätigt und
dynastisch abgesichert werden. Nach Pippins Sieg über die Langobarden
gingen umfangreiche langobardische Hoheitsbereiche, aber auch
byzantinisches Territorium in Mittelitalien an den Papst (Pippinsche
Schenkung). Diese Gebiete stehen am Beginn des Kirchenstaates, der in
Gestalt des Vatikans bis heute existiert. Ihren Höhepunkt fand die
Verbindung zwischen Papst und fränkischem Königshaus dann in der Krönung
Karls d. Gr. durch Papst Leo III. (vgl. II § 98).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_20">
<label>griechischen und lateinischen Kirche im 9ten</label>
<p>Gemeint ist wohl das in die Vorgeschichte des Großen Schismas von 1054
gehörende Photios-Schisma, das 858 mit der Verbannung des Ignatios (ca.
798–877) und der Einsetzung des Photios (ca. 810–894) als Patriarch von
Konstantinopel begann. Nachdem Papst Nikolaus I. (858–867) Photios
exkommuniziert und das Patriarchat des Ignatios bestätigt hatte,
erklärte Photios Papst Nikolaus für abgesetzt, so dass es zu einem
kurzzeitigen Schisma zwischen der Ost- und der Westkirche kam, in dessen
Zusammenhang bereits bekannte, sich später jedoch kirchentrennend
auswirkende Grundsatzfragen (v.a. nach dem <hi>Filioque</hi>)
aufgeworfen wurden. Mit der Machtübernahme Basileios' I. (ca. 812–886)
wurde der auch von dem neuen Papst Hadrian II. (867–872) gestützte
Ignatios im Jahre 867 wieder als Patriarch eingesetzt, doch gelang
Photios nach Ignatios' Tod die Rückkehr ins Amt. Nach seiner Bestätigung
durch Synodalbeschluss wies er den Primatsanspruch Roms erneut zurück
und unterstrich die Gleichrangigkeit beider Patriarchate (vgl. II §
102).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_21">
<label>entscheidenden Gewalt der Päbste in allen Streitigkeiten über noch
nicht bestimmte Lehrfragen</label>
<p>Vgl. II § 98.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_22">
<label>heil. Thomas</label>
<p>D.i. Thomas von Aquin (s.o.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_115_23">
<label>Gerson</label>
<p>Johannes (Jean) Gerson (1363–1429), Theologe und Kanzler der Sorbonne,
wandte sich ab der Jahrhundertwende verstärkt Studierenden und Laien zu.
Vor diesem Hintergrund entwarf er ein Reformprogramm für die Pariser
Fakultät und verfasste volkssprachliche Schriften, die später auch ins
Lateinische übersetzt wurden. Zudem machte er in Vorlesungen die
mystische Gotteserkenntnis gegenüber der Wissenschaft stark. Als
Teilnehmer am Konzil von Konstanz (1414–1418) sprach er sich als
Gutachter für die der <hi>devotio moderna</hi> verpflichteten <hi>Brüder
und Schwestern vom Gemeinsamen Leben</hi> aus. In der Sache des
Pariser Juristen und Theologen Jean Petit (ca. 1364–1411), der die
brutale Ermordung des Herzogs von Orléans 1407 als Tyrannenmord
gerechtfertigt hatte und deswegen bereits posthum 1413/1414 in Paris
verurteilt worden war, setzte er sich für eine erneute Verurteilung ein
und musste nach dem Konzil vor dem Herzog von Burgund, der diesen Mord
veranlasst hatte, ins Exil nach Rattenberg am Inn und ins Kloster Melk
fliehen. Seine letzten zehn Lebensjahre verbrachte er schriftstellerisch
in Lyon. Gerson gilt als einer der prägenden Theologen des 15. Jh.s und
wird, auch wenn er in Konstanz die Verurteilung des Jan Hus u.a. (vgl.
II § 83; II § 98) mitverantwortet hat, bisweilen in die Vorgeschichte
der Reformation eingeordnet.</p></note>
</div>
<div n="116" type="section" id="section_2_116">
<head><pb edRef="#c" n="140"/>
<app>
<lem>116</lem>
<rdg wit="#a" type="v">403</rdg>
</app>.</head>
<p>Nach dem Namen der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenväter</term>
</index>Kirchenväter</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Kirchenväter</hi></rdg>
</app> (Patrum) nennt man die Erklärungen derselben über die christlichen
Lehren zusammengenommen, oder den <app>
<lem>Inbegrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Inbegriff</rdg>
</app> ihrer Vorstellungen von dem, was zur christlichen Lehre gerechnet
wird, <index indexName="subjects-index">
<term>Patristik</term>
</index><hi>Patristik im engern Verstande</hi>, oder besser <hi>patristische
Theologie</hi><app>
<lem>, auch wohl <hi>historische Theologie</hi> im engsten Sinn</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app>. Im <hi>weitern Verstande</hi> aber begreift man unter
<hi>Patristik</hi> nicht nur dieses, sondern auch zugleich mit alle
Kenntnisse, die zur Verständlichkeit und zum Gebrauch ihrer Schriften nöthig
sind. Nun <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ist, wie schon bemerkt,</rdg>
</app> der <app>
<lem>Begrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Begriff</rdg>
</app>, der mit dem Namen der <hi>Kirchenväter</hi> verbunden wird,
vieldeutig (§. <app>
<lem><ref target="#section_2_115">115</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#section_2_115">402</ref></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_115">115.</ref></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Anm.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem><app>
<lem>2</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>), und</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2.);</rdg>
</app> Protestanten <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">aber</rdg>
</app> erkennen kein <app>
<lem>dogmatisches</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>dogmatisches</hi></rdg>
</app>, sondern bloß <app>
<lem>historisches Ansehen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>historisches Ansehen</hi></rdg>
</app> derselben, welches die Kirchenväter mit jedem christlichen
Schriftsteller gemein haben. Daher könnte man Patristik, wie patri<pb edRef="#a" n="428"/>stische Theo<pb edRef="#b" n="161"/>logie, auch
<hi>in dem weitesten Verstande</hi>, von der Bekanntschaft mit den
Umständen und dem <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegrif</term>
</index>Lehrbegrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrbegriff</rdg>
</app> christlicher Schriftsteller nehmen. Wenigstens gilt das, was im
Folgenden davon gesagt wird, von allen Schriftstellern über christliche
Lehre, obwohl <app>
<lem>insbesondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">insbesondere</rdg>
</app> von denen, deren entscheidendes dogmatisches Ansehn in <app>
<lem>denenjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denjenigen</rdg>
</app> Kirchen anerkannt wird, welche sich an eine gewisse dogmatische
Tradition, als Erkenntnißgrund der rechten <app>
<lem>christlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">christl.</rdg>
</app> Lehre, halten.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Diese Kenntnisse machen also einen Theil der Kirchengeschichte aus,
und, wenn Patristik im <hi>engern</hi> Sinn genommen wird, einen Theil der
Geschichte christlicher Lehre.</note>
</div>
<div n="117" type="section" id="section_2_117">
<head><pb edRef="#c" n="141"/>
<app>
<lem>117</lem>
<rdg wit="#a" type="v">404</rdg>
</app>.</head>
<p>Wer diese Kenntnisse besitzen will, der muß nicht nur die Schriftsteller
selbst, wenigstens die merkwürdigern, kennen, die sich über die christliche
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehre</term>
</index>Lehre entweder selbst erklärt, oder Erklärung Anderer darüber <app>
<lem>erwähnt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnt</rdg>
</app> haben; er muß auch wissen, was sie darüber für Schriften bekannt
gemacht <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>? ob diese Schriften und die dahin gehörigen Stellen und Lesearten
wirklich ihnen, oder wem sie sonst angehören? und welchen Werth oder
wenigstens Ansehen sie und ihre Schriften erlangt, besonders was <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">sie</rdg>
</app> für Veränderungen <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> dadurch in der Kirche hervorgebracht haben?</p>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="section_2_118-131">
<div n="118" type="section" id="section_2_118">
<head><app>
<lem>118</lem>
<rdg wit="#a" type="v">405</rdg>
</app>.</head>
<p>Die Mühe, welche man auf das Studium der Schriften der eigentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenväter</term>
</index>Kirchenväter (im <pb edRef="#a" n="429"/>
<pb edRef="#b" n="162"/> gewöhnlichsten und engsten Verstande) wendet,
belohnt sich zwar sehr wenig durch wirkliche <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung der christlichen <app>
<lem>Erkenntniß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Erkenntniß,</rdg>
</app> oder durch wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Erbauung</term>
</index>Erbauung, weil es den Meisten unter ihnen an gründlicher Kenntniß
des Sprachgebrauchs der heiligen Schrift und an gesunder Philosophie fehlte,
sie sich unglaublich viel <app>
<lem>willkührliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">willkürliche</rdg>
</app> Einfälle zu gute hielten, und sie <app>
<lem>meistens,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">meistens</rdg>
</app> – die wenigstens, welche eben das meiste Ansehen der Rechtgläubigkeit
erlangt <app>
<lem>haben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben</rdg>
</app> – die <app>
<lem>hergebrachte</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hergebrachten</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrvorstellung</term>
</index>Lehrvorstellung fortpflanzten, oder derselben ihre Erklärungen
anpaßten. Auch waren sie so wenig unfehlbar, als <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">immer Kenner</rdg>
</app> der ältern Vorstellungen von den christlichen Lehren unter <app>
<lem>Christen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Christeu</sic>
<corr type="editorial">Christen</corr>
</choice></rdg>
</app> und des wahren Sinnes <app>
<lem>derselben hinlänglich kundig, noch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">derselben, oder</rdg>
</app> uneingenommen genug für und wider die <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit</term>
</index>Wahrheit dieser Vorstellungen, als daß sie nicht <app>
<lem>hätten,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hätten</rdg>
</app> mehr nach dem Herkommen, als nach reinen Gründen, Wahrheit und <app>
<lem>Aechtheit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Echtheit</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Tradition</term>
</index>Tradition entscheiden sollen. Sie können daher für <pb edRef="#c" n="142"/> uns, die wir diese Fehler an ihnen erkennen, und den
Widerspruch sehen, in welchen sie theils oft mit sich selbst, theils mit
andern eben so angesehenen, wenigstens eben so achtungswürdigen,
Kirchenvätern <app>
<lem>stehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">stehen</rdg>
</app>, keine Quelle der Erkenntniß wahrer christlichen Lehre seyn.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> die in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_118_1"/><hi>Anweisung</hi> zur Kenntniß der Bücher in der Theologie §. <app>
<lem>28</lem>
<rdg wit="#c" type="v">28.</rdg>
</app> und <app>
<lem>389</lem>
<rdg wit="#c" type="v">389.</rdg>
</app> angeführten Schriften, nebst den daselbst §. <app>
<lem>393</lem>
<rdg wit="#c" type="v">393.</rdg>
</app> bis <app>
<lem>402</lem>
<rdg wit="#c" type="v">402.</rdg>
</app>
<app>
<lem>erwähnten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnten</rdg>
</app> protestantischen Schriftstellern über die Geschichte der christlichen
Lehre.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_118_1">
<label>Anweisung zur Kenntniß der Bücher in der Theologie […] daselbst §.
393 bis 402</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
</div>
<div n="119" type="section" id="section_2_119">
<head><pb edRef="#a" n="430"/>
<pb edRef="#b" n="163"/>
<app>
<lem>119</lem>
<rdg wit="#a" type="v">406</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Dennoch</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Deswegen</rdg>
</app> hat auch dieses Studium, und überhaupt die Bekanntschaft mit denen,
welche über die christliche Lehre geschrieben haben, <app>
<lem>sonderlich wenn sie im Ruf der vorzüglichen Richtigkeit
christlicher Erkenntniß stehn,</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> seinen <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen. 1) Je weniger entfernt diese <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenväter</term>
</index>Kirchenväter von den Zeiten der Apostel waren, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><ref type="note" target="#noe_3_2_119_note1">*)</ref></rdg>
</app> oder je mehr sie in ihrem Vortrag <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
</app> Ausdrücke und Redensarten der heiligen Schrift in einem deutlichern
Zusammenhang brauchen, oder statt derselben deutlichere setzen, oder je mehr
sie Volksmeinungen <app>
<lem>erwähnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">erwehnen</rdg>
</app>, auf welche auch in der heiligen Schrift angespielt wird: <app>
<lem>je</lem>
<rdg wit="#c" type="v">desto</rdg>
</app> brauchbarer sind sie zur Kenntniß des eigentlichen Sprachgebrauchs
und Sinnes der <index indexName="subjects-index">
<term>Bibel</term>
</index>Bibel; so wie sie 2) dadurch, daß sie uns so viele Stellen der
heiligen Schrift aufbehalten haben, zur <index indexName="subjects-index">
<term>Kritik</term>
</index>Kritik des Textes des neuen Testaments unentbehrlich bleiben. 3)
Sind es wirklich selbst denkende, und wenigstens da, wo sie nicht durch
hergebrachte kirchliche Vorstellungen oder Meinungen ihrer besondern
Philosophie gehindert wurden, untersuchende Männer: so führen sie uns auf
manche nützliche Aussichten und Entdeckungen, auf die wir selbst, <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> einem gewissen gewohnten <app>
<lem>Gesichtskreis</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gesichtskreise</rdg>
</app>, nicht gerathen seyn würden, und tragen in so fern viel wenigstens
zur Erweiterung <app>
<lem>unsrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">unserer</rdg>
</app> Erkenntniß der christlichen <pb edRef="#c" n="143"/> Lehre <app>
<lem>bey;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bey,</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">bei;</rdg>
</app> verhindern wenigstens, daß wir nicht so leicht in die gewöhnlichen
Fehler <app>
<lem>dererjenigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">derjenigen</rdg>
</app>, die nur <app>
<lem>vor</lem>
<rdg wit="#c" type="v">für</rdg>
</app> sich untersuchen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> auf ein<pb edRef="#a" n="431"/>seitige <pb edRef="#b" n="164"/>
Vorstellungen und auf die Einbildung, daß unsre Zeiten allein <index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärt</term>
</index>aufgeklärt sind, verfallen. Hauptsächlich aber sind sie 4) die
vornehmsten Quellen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> allen Theilen der Kirchengeschichte, vornehmlich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Geschichte der christlichen Lehre, aus welchen wir nicht nur die
Kenntniß der Veränderungen in der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche und <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre</term>
</index>Lehre, nebst deren Ursachen und Folgen, sondern auch die Kenntniß
der kirchlichen Sprache schöpfen können; und <app>
<lem>so fern</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">sofern</rdg>
</app> gewähren sie auch 5) den Nutzen, der oben der Kirchengeschichte in
Absicht auf die systematische Theologie <app>
<lem>beygelegt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigelegt</rdg>
</app> wurde. Finden sich 6) in ihnen <app>
<lem>Aeusserungen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Aeußerungen</rdg>
</app>, die von den jetzt herrschenden Vorstellungen in der Kirche <app>
<lem>abgehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">abgehen</rdg>
</app>, so dienen deren Kenntnisse uns <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">alsdenn</rdg>
</app> wenigstens zur <index indexName="subjects-index">
<term>Schutzwehr</term>
</index>Schutzwehr gegen unglimpfliche Beurtheilungen oder Verketzerungen,
und machen doch eher harte Richter in Glaubenssachen geneigt, Meinungen, die
von den hergebrachten abgehen, mit mehrerer Mäßigung <app>
<lem>anzusehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anzusehen</rdg>
</app>, oder erst zu untersuchen.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end" id="noe_3_2_119_note1"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> Wären nur gerade die, welche dem Ursprunge des
Christenthums am nächsten stehen, bessere Sprachkenner, bessere
Kritiker, bessere Hermeneuten gewesen! – Hätten die Gelehrtern nur
nicht so viel fremde Ideen zum Christenthum mitgebracht! Hätte es
nur nicht unter ihnen so vielen an rechtem philosophischem Geist
gefehlt, – dann würden sie doch noch weit wichtiger für uns seyn.
<hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
</div>
<div n="120" type="section" id="section_2_120">
<head><app>
<lem>120</lem>
<rdg wit="#a" type="v">407</rdg>
</app>.</head>
<app type="structural-variance">
<lem><p><seg id="var_3_120_p1">Wer <app>
<lem>Muße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Musse</rdg>
</app> genug und Neigung hätte, die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenväter</term>
</index>Kirchenväter und Kirchenschriftsteller zu studieren,
würde doch 1) wegen ihrer <app>
<lem>großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grossen</rdg>
</app> Menge, und weil so viele einander ausgeschrieben, oder
doch wenig oder nichts Eignes haben, was <pb edRef="#c" n="144"/> man nicht in Andern schon besser fände, eine vorsichtige Wahl
unter ihnen beobachten, und die vorzüglich ausheben müssen,
welche <hi>theils</hi> für Andre <pb edRef="#a" n="432"/> den
Ton angegeben, und durch ihr erlangtes <app>
<lem>Ansehn <pb edRef="#b" n="165"/> Andre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ansehen Andere</rdg>
</app> nach sich gezogen, <hi>theils</hi> gewisse <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Lehrpuncte</term>
</index>Lehrpuncte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehrpunkte</rdg>
</app> oder Theile der Kirchengeschichte am deutlichsten und
ausführlichsten abgehandelt haben; 2) eben daher, und um sie
recht verstehen zu können, sich vorher wohl von ihren Umständen
und Schriften vorläufig unterrichten, und sowohl alle oben (§. <app>
<lem><app>
<lem><ref target="#section_2_104">104</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref target="#section_2_104">104.</ref></rdg>
</app>) angegebene</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref target="#section_2_104">391</ref>) angegebne</rdg>
</app> Hülfsmittel mitbringen, als die daselbst bemerkten Regeln
beobachten; und 3) um den <index indexName="subjects-index">
<term>Hauptnutzen</term>
</index>Hauptnutzen zu erreichen, den man aus dieser Lectüre in
Absicht auf die Kirchengeschichte und den Ursprung und Fortgang
der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Vorstellungen von der christlichen Lehre ziehen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, die Kirchenschriftsteller nach der Zeitordnung, ihre <app>
<lem>einzelne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzle</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">einzelnen</rdg>
</app> Schriften aber nach ihren <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Arten oder <app>
<lem>Classen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Klassen</rdg>
</app>, lesen, und <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> die correctesten und mit den zweckmäßigsten Erläuterungen
versehenen Ausgaben zu gebrauchen suchen, unter welchen sich
die, welche die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_120_1"/>Benedictiner von der <app>
<lem>Congregation des heiligen <index indexName="persons-index">
<term>Maurus von Subiaco</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0mb">Maurus</persName></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Congregation des heiligen
<persName>Maurus</persName></hi></rdg>
</app> besorgt haben, besonders auszeichnen.</seg>
<seg id="var_3_120_note1">
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="p"/><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Wer sich <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> diesem Studium nicht mit <app>
<lem>besondern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besonderm</rdg>
</app> Fleiß widmen könnte, thäte wenigstens wohl, die <app>
<lem>trefliche <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_120_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Rösler, Christian Friedrich</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svzs">rößlerische</persName></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">treffliche</rdg>
</app> Bibliothek der Kirchenväter in Uebersetzungen und
Auszügen <app>
<lem>(Leipzig 1776–86<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svzv"/> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von
<hi><persName>Rößler</persName></hi>, Leipzig
1776–1786,</rdg>
</app> 10 <app>
<lem>Theilen in <app>
<lem>gr.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">groß</rdg>
</app> 8.)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Theile,</rdg>
</app> zu studieren, aus <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#c" type="v">denen</rdg>
</app> auch die, welche weiter gehen wollen, das lernen können,
worauf sie vornehmlich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> Lesung dieser Schriftsteller ihre Aufmerksamkeit zu
richten haben.</seg></p>
<note place="end"><milestone type="structure" edRef="#c" unit="no-p"/><seg id="var_3_120_note2">Die <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">übrigen</rdg>
</app> hier nöthigen Schriften <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_120_3"/><hi>Anweisung</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> §. 409 <app>
<lem><choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<abbr>folg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></rdg>
</app></seg></note></lem>
<rdg wit="#c" type="varying-structure">
<p copyOf="#var_3_120_p1"/>
<note place="end"><join scope="branches" target="#var_3_120_note1 #var_3_120_note2"/></note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_120_1">
<label>Benedictiner von der Congregation des heiligen Maurus besorgt
haben</label>
<p>Vgl. II § 104.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_120_2">
<label>rößlerische Bibliothek der Kirchenväter in Uebersetzungen und
Auszügen (Leipzig 1776–86 in 10 Theilen in gr. 8.)</label>
<p>Zusammengestellt und erarbeitet hat dieses Werk Christian Friedrich
Rösler (1736–1821).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_120_3">
<label>Anweisung etc. §. 409 flgg.</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
</div>
<div n="121" type="section" id="section_2_121">
<head><pb n="433" edRef="#a"/>
<pb edRef="#b" n="166"/>
<pb edRef="#c" n="145"/>
<app>
<lem>121</lem>
<rdg wit="#a" type="v">408</rdg>
</app>.</head>
<p>Zunächst mit der <index indexName="subjects-index">
<term>Geschichte</term>
</index>Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehre</term>
</index>Lehre ist die <hi>Geschichte der theologischen Wissenschaften</hi>
verbunden, die man, auch wie jene, Historiam doctrinae (der Gelehrsamkeit)
genannt hat; denn von der Versäumniß oder der <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung gewisser Arten <app>
<lem>der Kenntnisse</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">von Kenntnissen</rdg>
</app>, der Sprachkunde, Kritik, Philosophie, Geschichte und der schönen
Wissenschaften, mußte <app>
<lem>freylich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">freilich</rdg>
</app> die Gestalt der theologischen <app>
<lem>Wissenschaften</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wissenschaften,</rdg>
</app> und somit auch der Vorstellungen von christlichen <app>
<lem>Lehren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehren,</rdg>
</app> abhängen. Doch <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> diese Geschichte eben sowohl für einen Theil der Literar- als der
Kirchengeschichte angesehen werden. Sie müßte zeigen: wie die theologischen
und die dazu diensamen Wissenschaften, oder doch Kenntnisse, von Zeit zu
Zeit und in verschiedenen Gegenden, unter den Christen beschaffen gewesen,
und wodurch sie zu- oder <app>
<lem>abgenommen?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">abgenommen;</rdg>
</app>
<app>
<lem>wer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wer</rdg>
</app>, wie <app>
<lem>weit</lem>
<rdg type="v" wit="#c">weit,</rdg>
</app> und <app>
<lem>wodurch,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">wodurch er</rdg>
</app> auf diesen Fortgang oder Verfall Einfluß gehabt <app>
<lem>habe?</lem>
<rdg wit="#a" type="v">habe.</rdg>
</app> Dadurch würden alle Theile der Kirchengeschichte gewinnen, und man
würde auf manche oft verkannte oder nicht genug erkannte Hindernisse und
Hülfsmittel derselben aufmerksam gemacht werden.</p>
<note place="end"><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice></rdg>
</app> Man denke nur an die aus dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_1"/>Judenthum und der Hieroglyphik <app>
<lem>andrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anderer</rdg>
</app> Völker ins Christenthum <app>
<lem>übergangne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übergegangene</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Allegoriesucht</term>
</index>Allegoriesucht; an die aus der morgenländischen, griechischen und
neuplatonischen Philosophie <app>
<lem>herübergeleitete</lem>
<rdg wit="#c" type="v">herübergeleiteten</rdg>
</app> Principien; an den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_2"/>Einfluß der theologischen Streitigkeiten seit dem
4ten Jahrhundert, und das <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app> emporgekommene Anse<pb edRef="#b" n="167"/>hen menschlicher ge<pb edRef="#a" n="434"/>setzmäßig <app>
<lem>gemachter</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gemachten</rdg>
</app> Entscheidungen; an die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_3"/>Wirkungen des ausgebreiteten Mönchsgeistes auf
die Cultur; an den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_4"/>Einfluß des <index indexName="classics-index">
<term><persName>Origenes</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5jq">Origenes</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_5"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Chrysostomus</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:276c6">Chrysostomus</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_6"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Augustin von Hippo</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2r5hd">Augustins</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_7"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Gregor d. Gr.</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:3c0t8">Gregorius des <app>
<lem>Großen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Grossen</rdg>
</app></persName>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_8"/><app>
<lem>Scholastiker <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Scholastiker,</rdg>
</app> der sogenannten <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_9"/>Pietisten, <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_10"/>Methodisten <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></rdg>
</app> auf Andre. – Einige Versuche in dieser Geschichte sind in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_121_11"/><hi>Anweisung</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> §. <app>
<lem>389</lem>
<rdg wit="#c" type="v">389.</rdg>
</app> angezeigt.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_1">
<label>Judenthum und der Hieroglyphik andrer Völker ins Christenthum
übergangne Allegoriesucht</label>
<p>Im Rahmen der in der Aufklärungszeit verbreiteten und nicht mehr allein
auf Schrift beschränkten Beschäftigung mit der Hieroglyphik (Warburton,
Diderot, Herder u.a.) wurde angenommen, dass die gesamte, also auch
religiöse Denkart der ältesten Völker (v.a. der Ägypter) hieroglyphisch,
d.h. bildsprachlich bzw. sinnbildlich, verfasst gewesen sei und dass
sich dies u.a. auch in den Vorstellungen des frühen Christentums
niedergeschlagen habe.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_2">
<label>Einfluß der theologischen Streitigkeiten seit dem 4ten Jahrhundert
[…] Ansehen menschlicher gesetzmäßig gemachter Entscheidungen</label>
<p>Gemeint sind v.a. die christologischen Auseinandersetzungen des 4. Jh.s
und die mit ihnen verbundenen, die Lehre der Kirche feststellenden
Konzilsentscheidungen (vgl. I § 63).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_3">
<label>Wirkungen des ausgebreiteten Mönchsgeistes auf die Cultur</label>
<p>Gemeint ist die <hi>Mönchsmoral</hi> (vgl. II § 199), von der Nösselt
auch als <hi>Mönchsmaximen</hi> (vgl. II § 186) spricht.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_4">
<label>Einfluß des Origenes</label>
<p>Vgl. II § 85.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_5">
<label>Chrysostomus</label>
<p>Vgl. II § 104.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_6">
<label>Augustins</label>
<p>Vgl. II § 19; II § 113.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_7">
<label>Gregorius des Großen</label>
<p>Der aus einer römischen Senatorenfamilie stammende, auch als auch Gregor
der Große bekannte spätere Papst Gregor I. (590–604) schlug zunächst
eine Verwaltungslaufbahn ein und hatte 572/573 als <hi>praefectus
urbi</hi> die höchste Position der römischen Zivilverwaltung inne.
Nur wenige Jahre später legte er dieses Amt jedoch nieder und wandte
sich einem monastischen Leben zu, 590 folgte er schließlich Papst
Pelagius II. (579–590) nach, für den er zuvor als Berater tätig war.
Sein Pontifikat gestaltete sich äußerst schwierig (Glaubensspaltungen,
Hungersnöte, Missstände im Klerus etc.), doch konnte der in seiner
Grabinschrift als <hi>consul Dei</hi> bezeichnete Gregor aufgrund seiner
administrativen Fähigkeiten angemessen reagieren und zudem auch die
Mission vorantreiben (vgl. II § 128). Seine große Bedeutung (vgl. II §
115) beruhte jedoch nicht nur auf seinem Wirken als Reformpapst, sondern
nicht zuletzt auch auf seinen Bibelkommentaren und Homilien.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_8">
<label>Scholastiker</label>
<p>Vgl. II § 19.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_9">
<label>Pietisten</label>
<p>Vgl. II § 98.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_10">
<label>Methodisten</label>
<p>Der in der dritten Auflage der <hi>Anweisung</hi> nachgetragene
Methodismus (aufgrund des strukturierten Lebensstils eine ursprünglich
abwertende Bezeichnung) entstand in den 1730er Jahren als geistliche
Erneuerungsbewegung innerhalb der anglikanischen Kirche und war in
seiner Frühphase durch puritanische, pietistische und brüder-unitäre
(herrnhutische) Einflüsse geprägt. Verbunden ist diese Zeit v.a. mit den
Namen George Whitefield (1714–1770) sowie John (1703–1791) und Charles
Wesley (1707–1788). Kennzeichnend für den frühen Methodismus waren eine
intensive Predigttätigkeit, die Organisation in kleinen Gruppen
außerhalb der Amtskirche sowie ein grundlegend spirituelles Gepräge. Die
Gnadenlehre rechnet mit einem freien Willen, das Erlösungswerk Christi
gilt anders als bei Augustin (vgl. II § 113) oder Calvin allen Menschen,
die alle die Möglichkeit der christlichen Vollkommenheit besitzen. In
der Folgezeit breitete sich der Methodismus zu einer weltweiten
Religionsgemeinschaft aus, spaltete sich jedoch in eine Reihe
methodistischer Kirchen auf.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_121_11">
<label>Anweisung etc. §. 389</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
</div>
<div n="122" type="section" id="section_2_122">
<head><pb edRef="#c" n="146"/>
<app>
<lem>122</lem>
<rdg wit="#a" type="v">409</rdg>
</app>.</head>
<p>Wenn die Verschiedenheit der Vorstellungen über gewisse <app>
<lem>Lehren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Lehren,</rdg>
</app> oder der daher entstandenen Einrichtungen und <app>
<lem>Gebräuche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gebräuche,</rdg>
</app> für so wichtig angesehen wurde, daß man, wenigstens von der <app>
<lem>Einen</lem>
<rdg type="v" wit="#a">einen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Seite <ref type="note" target="#noe_2_2_122_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Seite, <ref type="note" target="#noe_2_2_122_note1">*)</ref></rdg>
</app> glaubte, nicht mehr mit den hier anders Denkenden oder Handelnden <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Kirchengemeinschaft</term>
</index>Kirchengemeinschaft unterhalten zu dürfen: so <app>
<lem>entstanden besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bildeten sich besondere</rdg>
</app> Gesellschaften oder <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Religionsparteyen</term>
</index><hi>Religionsparteyen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Religionspartheyen</hi></rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Religionsparteien</hi></rdg>
</app>, in welchen, durch eine <app>
<lem>entstandne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstandene</rdg>
</app> eben so beurtheilte Verschiedenheit, wieder neue erzeugt wurden.
Aller Nutzen, den die Geschichte der Lehre haben <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>, findet auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der <hi>Geschichte der</hi>
<app>
<lem><app>
<lem><hi>Religionsparteyen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Religionspartheyen</hi></rdg>
</app> statt,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Religionsparteien</hi> Statt;</rdg>
</app> ja der Nutzen dieser letztern ist <app>
<lem>gewissermassen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewissermaßen</rdg>
</app> noch <app>
<lem>größer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösser</rdg>
</app>, und diese Geschichte unterhaltender und lehrreicher, weil sie <app>
<lem><app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Revolutionen, die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">große, durch solche Trennungen</rdg>
</app> in der Kirche <app>
<lem>durch solche Trennung entstanden sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">entstandene Revolutionen</rdg>
</app>, und keine <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blosse</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">bloßen</rdg>
</app> Gegenstände der Speculation, sondern <app>
<lem>Handlungen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Thatsachen</rdg>
</app> mit ihren Ursachen und <app>
<lem>Folgen,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Folgen</rdg>
</app> darstellt.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_122_note1" place="end"><app>
<lem>†) Denn meistens</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> *) Meistens</rdg>
</app> lag die Schuld der Trennung nicht an denen, die etwas Neues oder von
den <pb edRef="#a" n="435"/> herrschen<pb edRef="#b" n="168"/>den Meinungen
und Einrichtungen Abgehendes einzuführen schienen, sondern an der
herrschenden <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app>, die <app>
<lem><choice>
<sic>dergleichem</sic>
<corr type="editorial">dergleichen</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
<rdg type="typo-correction" wit="#c">dergleichen</rdg>
</app> nicht dulden wollte, und die <app>
<lem>anders Denkenden</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Dissentirenden</rdg>
</app> ausstieß. So wollten sich weder die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_122_1"/>Pelagianer noch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_122_2"/>Jansenisten von der Kirche trennen; selbst, <app>
<lem>ausgestoßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgestossen</rdg>
</app> durch Anathemen, haben sie keinen abgesonderten Gottesdienst oder
andre Einrichtungen eingeführt, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="v">und,</rdg>
</app> wo es <app>
<lem>gewissermassen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gewissermaßen</rdg>
</app>, wie <app>
<lem>bei</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bey</rdg>
</app> den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_122_3"/>holländischen Jansenisten, geschehen müssen, haben sie doch immer sich für
Glieder der Kirche erklärt, die sie <app>
<lem>ausgestoßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ausgestossen</rdg>
</app> hatte. Blieb die Verschiedenheit nur in <app>
<lem><hi>Meinungen:</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Meinungen:</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Meinungen</hi>,</rdg>
</app> so entstand keine <app>
<lem>besondre äusserliche <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">besondere äußerliche Partei</rdg>
</app>, wie man <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Streitigkeiten in unsrer Kirche, den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_122_4"/><app>
<lem>synkretistischen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>synkretist schen</sic>
<corr type="editorial">synkretistischen</corr>
</choice></rdg>
</app>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_122_5"/>pietistischen <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> sieht; wohl aber, wenn die Verschiedenheit <app>
<lem><app>
<lem><hi>äusserlicher</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>äußerlicher</hi></rdg>
</app>
<hi>Einrichtungen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">äusserlicher Einrichtungen</rdg>
</app> dazu <pb n="147" edRef="#c"/> kam, oder die Verschiedenheit in
Meinungen keine <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> Gemeinschaft <app>
<lem>zuzulaßen</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">zuzulassen</rdg>
</app> schien, wie <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_122_6"/>Trennungen der Taufgesinnten.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_122_1">
<label>Pelagianer</label>
<p>Vgl. II § 88.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_122_2">
<label>Jansenisten</label>
<p>Vgl. II § 98.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_122_3">
<label>holländischen Jansenisten […] haben sie doch immer sich für Glieder
der Kirche erklärt, die sie ausgestoßen hatte</label>
<p>Hier handelt es sich um die Altkatholiken, die nach dem Tode des Petrus
Codde (1648–1710), der als Apostolischer Vikar mit Sitz in Utrecht den
niederländischen Katholiken vorstand, aufgrund seiner vorgeblichen Nähe
zum Jansenismus (vgl. II § 98) jedoch suspendiert wurde. Unter Berufung
auf das dem Utrechter Bistum im Hochmittelalter verliehene Recht der
Bischofswahl wurde im Jahre 1723 Cornelius Steenoven (gest. 1725) zum
Erzbischof von Utrecht gewählt. Geweiht wurde Steenoven durch den
ebenfalls aufgrund seiner vorgeblichen Nähe zum Jansenismus
suspendierten französischen Missionsbischof Dominique-Marie Varlet
(1678–1742). Nach der umgehend erfolgten Exkommunikation Steenovens und
seiner Anhänger bildete sich in Utrecht mit Unterstützung der
niederländischen Regierung die altkatholische Kirche heraus, die von
Beginn an immer wieder um eine Verständigung mit Rom bemüht war und
mehrfach, da Katholizität nach altkatholischem Verständnis nicht
notwendigerweise mit der Anerkennung des römischen Primates verbunden
ist (vgl. II § 98), an ein allgemeines Konzil appelliert hatte. Nach dem
Ersten Vatikanischen Konzil (1870) gründete sich 1889 die Utrechter
Union, in der heute mehrere altkatholische Kirchen zusammengeschlossen
sind.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_122_4">
<label>synkretistischen</label>
<p>Unter dem synkretistischen Streit versteht man eine in der zweiten Hälfte
des 17. Jh.s geführte Auseinandersetzung zwischen der lutherischen
Hochorthodoxie und der Universität Helmstedt um Georg Calixt
(1586–1656). Zunächst mit antikatholischer Zielrichtung hatte dieser die
Vorstellung von der Lehrübereinstimmung innerhalb der ersten fünf
Jahrhunderte entwickelt (<hi>consensus antiquitatis</hi> bzw.
<hi>quinquesaecularis</hi>), die dann zur Grundlage der von Calixt
anvisierten Kircheneinheit wurde. Diese sollte letztlich in einer
Universalkirche aus Orthodoxen, Katholiken, Lutheranern und Reformierten
bestehen. Derartige Unionsbestrebungen wurden als Synkretismus und
Verrat an der reformatorischen Lehre auf lutherischer Seite abgelehnt,
Calixt im Rahmen des Thorner Religionsgesprächs (1645) v.a. auf
Betreiben Abraham Calovs (1612–1686) nicht als ihr Vertreter anerkannt.
Als kurz darauf Anhänger Calixts nach Königsberg berufen wurden und
Cölestin Myslenta (1588–1653), bedeutender Vertreter der ostpreußischen
Orthodoxie, entfernt wurde, löste dies eine Welle von Streitschriften
aus. Nach Calixts Tod nahmen die Auseinandersetzungen ab, lebten im
Zusammenhang der Religionsgespräche von Kassel (1661) und Berlin
(1662–1663) unter der Führung des Helmstedters Friedrich Ulrich Calixt
(1622–1701) auf der einen und des Wittenbergers Calov auf der anderen
Seite jedoch erneut auf und kamen erst mit dem Tod Calovs zu einem
Ende.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_122_5">
<label>pietistischen</label>
<p>Vgl. II § 98.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_122_6">
<label>Trennungen der Taufgesinnten</label>
<p>Unter Taufgesinnten (niederl. Doopsgezinde) sind die aus der deutschen,
schweizerischen und niederländischen Täuferbewegung der Reformationszeit
hervorgegangenen Religionsgemeinschaften zu verstehen, die sich laut der
von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl.
II § 124 c) grob in die nach Menno Simons (1496–1561) benannten
Mennoniten und die englischen Baptisten gliedern. Im Hinblick auf die
Lehre zeichnen sich die Taufgesinnten v.a. durch die Verwerfung der
Kindertaufe sowie eine besondere Bibeltreue und Kirchenzucht aus,
daneben spielt die Ablehnung von Waffengewalt und ein begrifflich
unverstelltes Verständnis des Trinitätsdogmas eine besondere Rolle. Seit
der Reformation haben sich die Taufgesinnten immer wieder gespalten (im
niederländischen Raum etwa in die Waterländer, die Sonnisten und
Lammisten u.a.), sich an bestehende Glaubensgemeinschaften (z. B.
Arminianer, Remonstranten) angenähert und mit den Amish und den
Hutterern besondere Formen der religiösen Vergemeinschaftung
hervorgebracht.</p></note>
</div>
<div n="123" type="section" id="section_2_123">
<head><app>
<lem>123</lem>
<rdg wit="#a" type="v">410</rdg>
</app>.</head>
<p>In einer solchen Geschichte <app>
<lem>müßte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">muß nun</rdg>
</app> der Ursprung und Fortgang einer solchen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Partey</term>
</index>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app>; ihr eigentlicher Unterschied von der <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app>, von der sie getrennt worden, und von Andern, sowohl in Lehren und
Lehrvorstellungen, als auch in <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app> Einrichtungen; besonders <app>
<lem>müßten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">aber</rdg>
</app> die genauern Bestimmungen in der Lehre, die sie entweder eingeführt,
wenigstens mehr und als erheblicher hervorgezogen, oder nicht <app>
<lem>hatte <app>
<lem>zulaßen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zulassen</rdg>
</app>, noch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hätte zulassen, und</rdg>
</app> jedermann aufgedrungen wissen wollen, sowohl nach den Erklärungen,
die sie selbst, als <pb edRef="#b" n="169"/> die ihnen ihre Gegner gegeben,
nebst der Wich<pb edRef="#a" n="436"/>tigkeit, die <app>
<lem>beyde</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beide</rdg>
</app> auf den <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied gelegt <app>
<lem>hätten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">haben</rdg>
</app>; desgleichen ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Bekenntnißschriften</term>
</index>Bekenntnißschriften und deren genau bestimmte Absicht, und weiter
oder enger ausgedehnte Verbindlichkeit; die wieder in dieser <app>
<lem><app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
</app> entstandnen verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Partei enstandenen verschiedenen</rdg>
</app> Erklärungen eben derselben gemeinschaftlichen <app>
<lem>Lehre;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehre,</rdg>
</app> die dadurch erzeugten Zwistigkeiten, oder gar <app>
<lem>Trennungen;</lem>
<rdg type="v" wit="#a">Trennungen,</rdg>
</app> und, auf eben die gedachte Art, die Geschichte, die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrvorstellungen</term>
</index>Lehrvorstellungen und <index indexName="subjects-index">
<term>Einrichtungen</term>
</index>Einrichtungen dieser neuen Abtheilungen der <app>
<lem>Partey</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Parthey</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Partei</rdg>
</app>; endlich die Annäherung an andre <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app>, oder Zusammenschmelzung mit denselben, wenigstens die zu einer
solchen Vereinigung gemachten Versuche, deutlich <app>
<lem>aus einander gesetzt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">auseinandergesetzt</rdg>
</app>, und <app>
<lem>alles</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Alles</rdg>
</app> so zusammenhängend vorgelegt werden, daß man <app>
<lem>die Mittel</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dadurch von den Mitteln,</rdg>
</app> sich auszubreiten oder zu erhalten, <app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#c" type="v">den</rdg>
</app> Ursachen und Folgen aller ihrer Meinungen, Unternehmungen und
Einrichtungen <app>
<lem>einsehen könnte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">einsähe</rdg>
<rdg wit="#c" type="pp">eine deutliche Einsicht bekomme</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="124" type="section" id="section_2_124">
<head><pb edRef="#c" n="148"/>
<app>
<lem>124</lem>
<rdg wit="#a" type="v">411</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Vorzüglich</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Es</rdg>
</app> verdient diese Geschichte <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">gewiß</rdg>
</app> eine recht genaue Bearbeitung; sie ist aber auch <app>
<lem>sehr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vorzüglich</rdg>
</app> schwer, <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> weil sie eine ungemein ausgebreitete Kenntniß, selbst von der
politischen und Literargeschichte, selbst von vielen kleinen, an <app>
<lem>Oertern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Orten</rdg>
</app>, wo man sie nicht sucht, zerstreuten Nachrichten erfordert; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> weil, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> von <app>
<lem>unterdruckten</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">unterdrückten</rdg>
</app> oder <app>
<lem>ausgestorbnen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Parteyen</term>
</index>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">ausgestorbenen Parteien</rdg>
</app>, entweder wenig Nachrichten bekannt, oder diese <app>
<lem>unterdruckt</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">unterdrückt</rdg>
</app> worden, oder diese <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> sich nicht deutlich er<pb edRef="#b" n="170"/>klärt, oder ihre Gegner
die Vorstellungen sol<pb edRef="#a" n="437"/>cher <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app> zu sehr nach ihren eignen Vorstellungen genommen haben; <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> nirgends aber der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Parteygeist</term>
</index>Parteygeist</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheygeist</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteigeist</rdg>
</app> mehr als hier die Sachen verstellt hat, entweder eigne Fehler zu <app>
<lem>bedecken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bedecken,</rdg>
</app> und unsichtbar zu machen, oder die Fehler der Andern in einem <app>
<lem>gehässigem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gehäßigem</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">gehässigen</rdg>
</app> Lichte vorzustellen. <app>
<lem>–</lem>
<rdg wit="#a #c" type="om"/>
</app> Auf ein genaues und <app>
<lem>unparteyisches</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unpartheyisches</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">unparteiisches</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Zeugenverhör</term>
</index>Zeugenverhör, das den Werth und die Beschaffenheit der Nachrichten
bis auf seine kleinsten Falten entwickelt, kommt hier das Meiste an; aber
oft fehlt es an Zeugen, oder sie widersprechen einander, oder sind sonst <app>
<lem>verdächtig; und daher</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verdächtig. Daher</rdg>
</app> ist die <app>
<lem>Aufspürung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Auffindung</rdg>
</app> und wahrscheinliche Zusammensetzung kleiner <index indexName="subjects-index">
<term>Spuren</term>
</index>Spuren, <app>
<lem><app>
<lem>dergleichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verglichen</rdg>
</app> mit</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Berücksichtigung</rdg>
</app> der <app>
<lem>Denkungs-</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Denk-</rdg>
</app> und Handlungsart der Menschen überhaupt, noch mehr aber der <app>
<lem>dabey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">dabei</rdg>
</app>
<app>
<lem>Interessirten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Intereßirten</rdg>
</app>, <app>
<lem>durch Spuren in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">und was von</rdg>
</app> ihren <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">Umständen</rdg>
</app> sonst <app>
<lem>bekannten Umständen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bekannt ist</rdg>
</app>, oder <app>
<lem>doch</lem>
<rdg wit="#c" type="om"/>
</app> aus den Sitten der Zeit, des Landes und der Gesellschaft <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">hervorgeht</rdg>
</app>, eben so nothwendig.</p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="ptl"><note place="end"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1) Wie viel auch gegen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_124_1"/><index indexName="persons-index">
<term>Arnold, Gottfried</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svzb">G.
Arnold's</persName></hi> unparteiische Kirchen- und
Ketzergeschichte bis aufs Jahr 700, Frankfurt 1700,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svzd"/> zu sagen
seyn mag – er hat viel dazu beigetragen, den Blick freier, das
Urtheil unbefangener zu machen, und manchen verdienten Ketzer zu
Ehren zu bringen. <hi rend="right-aligned"><choice>
<abbr>A. d. H.</abbr>
<expan>Anmerkung des Herausgebers</expan>
</choice></hi></note></rdg>
</app>
<note place="end"><pb edRef="#c" n="419[!]"/>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">2)</rdg>
</app> Die bisherigen Versuche in diesem Fache <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_124_2"/><hi>Anweisung</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> §. 472 <app>
<lem><choice>
<abbr>flgg.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice> Noch</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>fg.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_124_3"/><index indexName="persons-index">
<term>Baumgarten, Siegmund Jacob</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svzh">J. S.
Baumgarten's</persName></hi> Geschichte der
Religionsparteien bleibt noch immer sehr brauchbar. Doch</rdg>
</app> ist <index indexName="persons-index">
<term>Walch, Christian Wilhelm Franz</term>
</index><persName ref="textgrid:2svz4"><hi>C. W. F.</hi>
<app>
<lem><hi>Walchs</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Walch's</hi></rdg>
</app></persName> Entwurf einer vollständigen Historie der <app>
<lem>Ketzereyen <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> Leipz. <app>
<lem>1762–1785<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svz6"/></lem>
<rdg wit="#a" type="v">1762–1785.</rdg>
</app> in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Ketzereien etc., Leipzig 1762–1785.,</rdg>
</app> 11 <app>
<lem>Theilen in</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Theile,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice> 8. das musterhafteste Werk dieser Art, wenigstens in Absicht auf
das Zeugenverhör, hauptsächlich vom 5ten Theil an. Aber wer giebt uns eine
eben so gute Fortsetzung über die <app>
<lem>folgende</lem>
<rdg wit="#c" type="v">folgende,</rdg>
</app> größtentheils noch dürftigere oder verwirrtere Geschichte solcher <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app>? In Absicht auf einen Theil der Geschichte der
evangelisch-lutherischen <pb edRef="#b" n="171"/> Kirche <app>
<lem>wird</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ist</rdg>
</app> es die <index indexName="persons-index">
<term>Planck, Gottlieb Jakob</term>
</index><app>
<lem>(<hi><persName ref="textgrid:2505r">Plankische</persName></hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">(<persName>plankische</persName></rdg>
</app>) Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der Bildung des
protestantischen <app>
<lem>Lehrbegriffs,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Lehrbegriffs</rdg>
</app>
<app>
<lem>werden, wovon bisher erst <app>
<lem>3</lem>
<rdg wit="#a" type="v">2</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">6</rdg>
</app> Bände, <app>
<lem><app>
<lem>der dritte in 2 Theilen,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Leipz. <app>
<lem>1781, 83, 88</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">1781</rdg>
</app> und <app>
<lem>89<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svz9"/></lem>
<rdg wit="#a" type="v">83</rdg>
</app> in <choice>
<abbr>gr.</abbr>
<expan>groß</expan>
</choice>
<app>
<lem>8, auch vom erstern eine zweyte verbesserte Auflage
1791,<ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:2svz8"/></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">8.</rdg>
</app> erschienen sind</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Leipzig 1781–1800</rdg>
</app>.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_124_1">
<label>G. Arnold's unparteiische Kirchen- und Ketzergeschichte bis aufs Jahr
700, Frankfurt 1700</label>
<p>Der erste Band (Teil 1/2) von Gottfried Arnolds (1666–1714)
<hi>Unparteyische[r] Kirchen- und Ketzer-Historie. Von Anfang des
Neuen Testaments biß auff das Jahr Christi 1688</hi> stammt aus dem
Jahr 1699, der zweite Band (Teil 3/4) aus dem Jahr 1700 enthält die
<hi>Fortsetzung und Erläuterung</hi>. Allerdings ist der erste Band
1700, diesmal mit herrschaftlichen <hi>privilegiis</hi>, erneut
erschienen. Nösselt selbst hat die Ausgabe aus dem Jahr 1729 besessen
(vgl. Bibl. Nöss. 148 Nr. 56.57).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_124_2">
<label>Anweisung etc. §. 472 flgg.</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_124_3">
<label>J. S. Baumgarten's Geschichte der Religionsparteien</label>
<p>Siegmund Jacob Baumgartens <hi>Abris einer Geschichte der
Religionsparteien, oder gottesdienstlichen Geselschaften, und
derselben Streitigkeiten so wol als Spaltungen, ausser und in der
Christenheit</hi> (1755) ist 1766 als <hi>Geschichte der
Religionspartheyen</hi> von Johann Salomo Semler erneut
herausgegeben worden. Es fällt auf, dass Nösselt dieses Werk seines
Lehrers Baumgarten in den ersten beiden Auflagen der <hi>Anweisung</hi>
nicht nennt.</p></note>
</div>
<div n="125" type="section" id="section_2_125">
<head><pb edRef="#a" n="438"/>
<app>
<lem>125</lem>
<rdg wit="#a" type="v">412</rdg>
</app>.</head>
<p>Man <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> nicht sagen, daß man eine <index indexName="subjects-index">
<term>Gesellschaft</term>
</index>Gesellschaft kenne, wenn man nicht die Absicht <app>
<lem>kennt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kennt,</rdg>
</app> wozu sie zusammengetreten ist, oder vereinigt bleibt, und wenn man
der <index indexName="subjects-index">
<term>Einrichtungen</term>
</index>Einrichtungen unkundig ist, die zur Beförderung und Erhaltung dieser
Absicht gemacht worden sind; ja selbst darum ist die Kenntniß ihrer
Geschichte nothwendig, um solche Absichten und die deswegen eingeführten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Anstalten</term>
</index>Anstalten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Anstalten,</rdg>
</app> nebst deren Abänderungen zu begreifen. Diese Anstalten und
Einrichtungen <app>
<lem>zusammengenommen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zusammengenommen,</rdg>
</app> nennt man die <index indexName="subjects-index">
<term>Verfassung</term>
</index><hi>Verfassung</hi> einer solchen Gesellschaft, dergleichen auch <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der christlichen Kirche, als einer Gesellschaft betrachtet, <app>
<lem>statt finden</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">stattfinden</rdg>
</app> muß; und so fällt in die Augen, daß ihre Kenntniß eben so nothwendig <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei,</rdg>
</app> als die Kenntniß der christlichen Kirchengeschichte, wiewohl sie auf
einander ein wohlthätiges Licht werfen. Billig sollte man also diese
Kenntniß der <hi>christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenverfassung</term>
</index>Kirchenverfassung</hi> von der christlichen Kirchengeschichte
selbst absondern, <app>
<lem>ohngefähr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ohngefehr</rdg>
</app> so, wie man <pb edRef="#c" n="150"/> die Statistik von der
Staatengeschichte getrennt hat. Weil aber dieses noch nicht, wenigstens
nicht nach dem ganzen <app>
<lem>Umfang <pb edRef="#b" n="172"/> dieser</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Umfange der kirchlichen</rdg>
</app> Verfassung, geschehen ist, und doch die Kenntniß der einen von der
andern abhängt: so <app>
<lem>nehmen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">betrachten</rdg>
</app> wir sie hier als einen Theil der christlichen Kirchengeschichte.</p>
</div>
<div n="126" type="section" id="section_2_126">
<head><pb edRef="#a" n="439"/>
<app>
<lem>126</lem>
<rdg wit="#a" type="v">413</rdg>
</app>.</head>
<p>In ihrem ganzen Umfang müßte diese Geschichte vorstellen: 1) den <app>
<lem>äusserlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied der Christen, <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> anfänglich nur zwischen Unterrichtenden und Zuhörern, mit gleichen
Rechten <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> öffentlichen <app>
<lem>Angelegenheiten;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Angelegenheiten,</rdg>
</app> hernach in schon geordneten <app>
<lem>Gemeinen, bey</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Gemeinden, bei</rdg>
</app> zunehmenden Vorzügen der an eine <app>
<lem>Gemeine</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemeinde</rdg>
</app> gebundenen Lehrer, zwischen Klerikern und Laikern, so wie unter
jenen, zwischen Bischöfen, Aeltesten, Diakonen und den niedrigern
Kirchendienern, nebst allen erst nach und nach <app>
<lem>entstandnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstandenen</rdg>
</app> Abtheilungen dieser Arten, unter diesen aber zwischen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_126_1"/>Katechumenen,
Gläubigen und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_126_2"/><app>
<lem>Gefallnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gefallenen</rdg>
</app>, mit Einschluß der Mönche und Orden, als einer Mittelgattung, seit
dem 4ten <app>
<lem>Jahrhundert –</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Jahrhundert;</rdg>
</app> den Unterschied zwischen <app>
<lem>einzelnen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">einzlen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Gemeinen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemeinden</rdg>
</app> und nach und nach <app>
<lem>entstandnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstandenen</rdg>
</app> engern und weitern <app>
<lem>Diökesen –</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Diökesen;</rdg>
</app> die eingeführte Kirchenzucht und <app>
<lem>nachwärts</lem>
<rdg wit="#c" type="v">nachmals</rdg>
</app> aufgekommene, sehr <app>
<lem>mannichfaltig</lem>
<rdg wit="#c" type="v">mannigfaltig</rdg>
</app> abgeänderte, <app>
<lem>Gerichtsbarkeit –</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Gerichtsbarkeit;</rdg>
</app> die <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Arten von <app>
<lem>bloßen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blossen</rdg>
</app> Lehranstalten, Synoden oder Concilien von sehr <app>
<lem>verschiednem</lem>
<rdg wit="#a" type="v">verschiednen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenem</rdg>
</app> Umfang und <app>
<lem>Ansehn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ansehen</rdg>
</app>, Kirchengesetze und Kirchenordnungen, als Mittel, den Wohlstand der <app>
<lem>Gemeinen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemeinden</rdg>
</app>, und nachher die Gerichtsbarkeit, zu <app>
<lem>erhalten –</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">erhalten;</rdg>
</app> die <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> dem Gottesdienst <pb edRef="#b" n="173"/> und kirchlichen Handlungen
eingeführten Gebräuche, und darüber gemachte Ordnungen in <app>
<lem>Liturgien</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Liturgieen</rdg>
</app>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_126_3"/>Pönitentialbüchern <app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr>u. dergl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice></rdg>
</app> 2) Alles <pb edRef="#c" n="151"/> dieses in seiner ganzen <index indexName="subjects-index">
<term>Verschiedenheit</term>
</index>Verschiedenheit in <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Kirchen und Ländern sowohl als Zeiten, <pb edRef="#a" n="440"/> und
3) <app>
<lem>bey entstandnen verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">bei entstandenen verschiedenen</rdg>
</app>, keine Kirchengemeinschaft mehr mit den andern unterhaltenden, <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenparteyen</term>
</index>Kirchenparteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchenpartheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Kirchenparteien</rdg>
</app>; 4) das <app>
<lem>hienach</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hiernach</rdg>
</app> sehr <app>
<lem>verschiedne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedene</rdg>
</app> Verhältniß der Kirchen gegen nicht <app>
<lem>christliche,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">christliche</rdg>
</app> und hernach gegen christliche Obrigkeiten, der <app>
<lem>Gemeinen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Gemeinden</rdg>
</app> und Diökesen gegen einander, und eben so der <app>
<lem>verschiednen <app>
<lem>Kirchenparteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchenpartheyen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verschiedenen Kirchenparteien</rdg>
</app> gegen einander (<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> in Absicht auf Wiedertaufe der <app>
<lem>Uebergetretnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Uebergetretenen</rdg>
</app>); endlich 5) die jedesmaligen Ursachen und Folgen des Aufkommens oder
der <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Einrichtungen aller solcher Anstalten, besonders in Absicht auf die
mannichfaltige Gestalt und den dadurch sehr verschieden gebildeten <app>
<lem>Character</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">Charakter</rdg>
</app> der Christen.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_126_1">
<label>Katechumenen</label>
<p>D.h. Taufanwärter (vgl. III § 10 c).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_126_2">
<label>Gefallnen</label>
<p>Die Frage, wie mit den vom Glauben Abgefallenen (Apostaten) umzugehen
sei, durchzieht das frühe Christentum, wurde jedoch im Zuge der
decischen Verfolgung besonders dringend. Als Decius (ca. 190–251) als
Loyalitätsbeweis ein Opfer für die Götter forderte, kamen einige
Christen, die daraufhin als Gefallene (<hi>lapsi</hi>) bezeichnet
wurden, dieser Aufforderung nach (<hi>sacrificati</hi>) oder konnten
zumindest eine betreffende Bescheinigung (<hi>libellum</hi>) vorweisen
(<hi>libellatici</hi>), andere bekannten sich zu ihrem Glauben und
erlitten das Martyrium (<hi>confessores</hi> bzw. <hi>martyres</hi>).
Die Frage nach den <hi>lapsi</hi> führte schließlich zum sog.
Ketzertaufstreit, an dem u.a. Cyprian von Karthago (vgl. II § 129)
maßgeblich beteiligt war.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_126_3">
<label>Pönitentialbüchern</label>
<p>Die seit dem frühen Mittelalter der Regelung der Buße dienenden <hi>libri
poenitentiales</hi> bzw. <hi>poenitentialia</hi> listen Sünden und
die dazugehörigen Bußleistungen auf.</p></note>
</div>
<div n="127" type="section" id="section_2_127">
<head><app>
<lem>127</lem>
<rdg wit="#a" type="v">414</rdg>
</app>.</head>
<p>Hier ist ein in der That noch sehr unbebautes Feld, das <app>
<lem>Wenige</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wenige</rdg>
</app> ausgenommen, was hierüber in den Kirchengeschichten sehr im
Allgemeinen gesagt wird, oder in Absicht auf <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Theile dieser Verfassung in einigen gelehrten Werken geschehen ist.
Zwar hat man daraus unter dem Namen der <hi>christlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Alterthümer</term>
</index>Alterthümer</hi> eine besondere Wissenschaft zu machen <app>
<lem>gesucht,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gesucht</rdg>
</app> (<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice> die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_127_1"/><hi>Anweisung</hi> zur theol. <app>
<lem>Bücherkenntniß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bücherkenntniß,</rdg>
</app> §. 435 <app>
<lem><choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">f.),</rdg>
</app> aber in den meisten allgemeinern Werken dieser <pb edRef="#b" n="174"/> Art, dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_127_2"/><index indexName="persons-index">
<term>Bingham, Joseph</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2svzn">Bingham</persName></hi>
<choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> und seinen Ausschreibern, wird man fast durchaus die so sehr <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Zeiten und Kirchen in <app>
<lem>verschiednen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verschiedenen</rdg>
</app> Gegenden unter einander geworfen, und <index indexName="subjects-index">
<term>Einrichtungen</term>
</index>Einrichtungen der ältern christlichen Kirche <app>
<lem>beygelegt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beigelegt</rdg>
</app> finden, <pb edRef="#a" n="441"/> die nur <app>
<lem>hie</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hier</rdg>
</app> und da oder dann und wann üblich <app>
<lem>waren; sie</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">waren. Sie</rdg>
</app> gehen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> weitem nicht über die ganze Kirche, <app>
<lem>zumahl</lem>
<rdg wit="#c" type="v">zumal</rdg>
</app> der neuern Zeiten, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">ja</rdg>
</app> gemeiniglich nicht über das <app>
<lem>vierte und sechste</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">4te oder 6ste</rdg>
</app> Jahrhundert hinaus; <pb edRef="#c" n="152"/> zeigen meistens nur
gewisse <app>
<lem>vorhandne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vorhandene</rdg>
</app> Einrichtungen an, ohne ihren Ursprung, Absicht und Fortgang zu <app>
<lem>untersuchen,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">untersuchen;</rdg>
</app> und erstrecken sich nur auf Einrichtungen der herrschenden Kirche,
unbekümmert um die Einrichtung der verschiedenen <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app>.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_127_1">
<label>Anweisung zur theol. Bücherkenntniß §. 435 f.</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_127_2">
<label>Bingham</label>
<p>Joseph Bingham (1668–1723) war zunächst <hi>Fellow</hi> am <hi>University
College</hi> in Oxford, musste sich nach Häresievorwürfen jedoch
nach Hampshire in den kirchlichen Dienst zurückziehen. Hier entstanden
seine zehnbändigen <hi>Origines Ecclesiasticae, or, The Antiquities of
the Christian Church</hi> (1708–1722), die sich v.a. durch die
umfangreiche Benutzung von Primärquellen und die Ordnung des Materials
auszeichnen. Später entstanden eine lateinische und eine niederländische
Übersetzung sowie eine kürzere Fassung in deutscher Sprache.</p></note>
</div>
<div n="128" type="section" id="section_2_128">
<head><app>
<lem>128</lem>
<rdg wit="#a" type="v">415</rdg>
</app>.</head>
<p>Gleichwohl ist die Kenntniß dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Verfassung</term>
</index>Verfassung theils unentbehrlich, theils wenigstens sehr nützlich, 1)
weil weder die <app>
<lem>Denkmahle</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Denkmähler</rdg>
</app>, noch die Schriften, worauf sich die Kenntniß der Kirchengeschichte
gründet, noch irgend ein Theil der Kirchengeschichte selbst, ohne diese
Kenntniß verstanden werden <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. – Denn, so wie falsche Meinungen oder Mißverstand richtiger Lehren
Gelegenheit zu gewissen <index indexName="subjects-index">
<term>Kircheneinrichtungen</term>
</index>Kircheneinrichtungen gegeben <app>
<lem>haben</lem>
<rdg wit="#a" type="v">hat</rdg>
</app>: so, umgekehrt, wurden diese wieder eine Veranlassung zu <app>
<lem>Irrthümern <ref type="note" target="#noe_2_2_128_note1">†)</ref>.
Aeusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Irrthümern. <ref type="note" target="#noe_2_2_128_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref>
Aeußerliche</rdg>
</app> Einrichtungen gaben eben sowohl Gelegenheit zu Spaltungen und
besondern <app>
<lem>Parteyen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Partheyen</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Parteien</rdg>
</app>, als der <index indexName="subjects-index">
<term>Unterschied</term>
</index>Unterschied in Lehren und Vorstellungen. <app>
<lem><ref type="note" target="#noe_2_2_128_note2">*)</ref></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><ref type="note" target="#noe_2_2_128_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> – Ausbreitung des Christenthums wurde immer <pb edRef="#b" n="175"/>
mehr Ausbreitung der <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche</term>
</index>Kirche, und der kirchlichen <app>
<lem>mehr</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> als der christlichen <app>
<lem>Lehren <ref type="note" target="#noe_2_2_128_note3">††)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Lehren. <ref type="note" target="#noe_2_2_128_note3"><hi rend="superscript">3</hi>)</ref></rdg>
</app> – Und überhaupt läßt sich schlechterdings nicht erklären, wie gewisse
Lehren, Vorstellungen oder Ge<pb edRef="#a" n="442"/>wohnheit herrschend <app>
<lem>worden</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geworden</rdg>
</app> sind, und mit den wesentlichen Lehren des <index indexName="subjects-index">
<term>Christenthum</term>
</index>Christenthums <app>
<lem>einerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">einerlei</rdg>
</app> Rang oder gar Vorrang bekommen haben; wie das <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_1"/>sanfte und leichte
<index indexName="subjects-index">
<term>Joch</term>
</index>Joch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> in das eiserne
Joch der Kirche verwandelt, das innere Christenthum durch das <app>
<lem>äusserliche</lem>
<rdg wit="#c" type="v">äußerliche</rdg>
</app> verdrängt worden, der Geist des Christenthums, der nur durch
Ueberzeugung und Liebe wirken soll, in Zwang und Unterdrückung ausgeartet,
aus einer Gesellschaft, wo wir alle Brüder, und nur Einer, <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>, unser Herr seyn
soll, ein geist<pb edRef="#c" n="153"/>licher Staat entstanden <app>
<lem>sey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">sei</rdg>
</app>, als aus der nach und nach entsprungenen und umgebildeten Verfassung
der <app>
<lem><app>
<lem>Kirche</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirche.</rdg>
</app>
<ref type="note" target="#noe_2_2_128_note4">†††)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Kirche. <ref type="note" target="#noe_2_2_128_note4"><hi rend="superscript">4</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_128_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app> So gab die Einbildung vom Fegfeuer oder Reinigung nach dem Tode und
die <app>
<lem>übertriebne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">übertriebene</rdg>
</app> Achtung gegen Heilige und Märtyrer, Gelegenheit zu Einführung der
Seelmessen, zur <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_2"/>Kanonisation und Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien, den
Wallfahrten nach heiligen <app>
<lem>Oertern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Orten</rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice>;</lem>
<rdg type="pp" wit="#a">u. d. gl.</rdg>
</app> und umgekehrt, veranlaßten Kircheneinrichtungen, <app>
<lem><choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">als</rdg>
</app> die ungebührliche Erhebung der Geistlichen über die Laien, daß der
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_3"/>Gebrauch des <app>
<lem>Brodts</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brods</rdg>
</app> im <app>
<lem>heil.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">heiligen</rdg>
</app> Abendmahl allein Dogma der Kirche wurde; die Einführung der Beichte
und der von Priestern <app>
<lem>geweihten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geweyhten</rdg>
</app> Dinge, daß die Lehre von den sieben <app>
<lem>Sacramenten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sakramenten</rdg>
</app>, und von der Kraft aufkam, die sie erst von dem Priester bekommen;
unbestimmte und <pb edRef="#b" n="176"/> grob <app>
<lem>verstandne</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verstandene</rdg>
</app> Kirchenformeln, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> Meßkanon, daß die Lehre vom Meßopfer, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_4"/><app>
<lem>Brodtverwandlung</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brodverwandlung</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice> entstand.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_128_note2" place="end"><app>
<lem>*)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> Wie die Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_5"/>Montanisten, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_6"/>Novatianer, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_7"/>Meletianer, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_8"/>Quartodecimaner, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_9"/>Luciferianer, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_10"/>Gegner der
chalcedonischen Kirchenversammlung, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_11"/>Trennung der griechischen <pb edRef="#a" n="443"/> von der lateinischen Kirche seit dem 9ten Jahrhundert, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_12"/>Bogomilen, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_13"/><app>
<lem>Hussiten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Hußiten</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> von der römischen Kirche, lehrt.</note>
<note n="3" id="noe_2_2_128_note3" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> Geschichte der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_14"/>Bekehrung der Angelsachsen im <app>
<lem>6ten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">6sten</rdg>
</app>, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_15"/>Deutschen und Sachsen durch <index indexName="persons-index">
<term>Bonifatius</term>
</index><persName ref="textgrid:2whg5">Bonifacius</persName>
<choice>
<abbr>u. a.</abbr>
<expan>und andere</expan>
</choice> im 8ten, der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_128_16"/><app>
<lem>Bulgarn</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Bulgaren</rdg>
</app> im 9ten Jahrhundert.</note>
<note n="4" id="noe_2_2_128_note4" place="end"><app>
<lem>†††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">4)</rdg>
</app> Die ganze Geschichte der Concilien, der Patriarchen, Metropolitanen
und Bischöfe, und ihrer Streitigkeiten unter einander, sonderlich der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> und des <app>
<lem>Pabstthums</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Papstthums</rdg>
</app>, ist ein Commentar hierüber.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_1">
<label>sanfte und leichte Joch Christi in das eiserne Joch der Kirche
verwandelt</label>
<p>Vgl. Mt 11,29f. bzw. Jer 28,13f.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_2">
<label>Kanonisation und Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_3">
<label>Gebrauch des Brodts im heil. Abendmahl allein Dogma der Kirche
wurde</label>
<p>Zum Abendmahl <hi>sub una specie</hi> vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_4">
<label>Brodtverwandlung</label>
<p>Vgl. II § 83.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_5">
<label>Montanisten</label>
<p>Die Informationen über die Montanisten, die sich selbst <hi>Neue
Prophetie</hi> nannten, von ihren Gegnern als <hi>phrygische</hi>
oder <hi>kataphrygische Häresie</hi> bezeichnet wurden und erst ab dem
4. Jh. den Namen ihrer Gründungsfigur trugen, sind vergleichsweise vage.
Gemeinsam mit den Prophetinnen Priscilla (Prisca) und Maximilla trat
Montanus in der Mitte des 2. Jh.s in Phrygien auf und scheint zum
Zeitpunkt des Todes der Maximilla um 179 bereits gestorben zu sein.
Neben ekstatischen Prophetien zeichnet sich der Montanismus durch
Naherwartung, schroffe Askese und Martyriumsfreude aus und konnte sich
trotz großkirchlicher Widerstände bis zum Ende des 2. Jh.s. bis nach Rom
sowie nach Nordafrika und Gallien verbreiten. Auch wenn sich besonders
prominent bei Tertullian (vgl. II § 129) montanistische Einflüsse
feststellen lassen, hat der Montanismus nie größere Bedeutung erlangt.
Zwar sind montanistische Gemeinden noch im 4. Jh. belegt, doch war ihre
Ausgrenzung aus der Großkirche bereits im 3. Jh. vollzogen, später waren
sie Verfolgungen ausgesetzt, die zu ihrem Niedergang führten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_6">
<label>Novatianer</label>
<p>Der hochgebildete und in Rom nicht zuletzt wegen seines Hauptwerks <hi>De
trinitate</hi> geschätzte Novatian (ca. 200–258) übernahm nach dem
Tod Fabians (gest. 250) während der decischen Verfolgung und der damit
verbundenen Sedisvakanz die führende Rolle in der römischen Gemeinde und
trat in dieser Eigenschaft mit Cyprian (vgl. II § 129) über die Frage
nach den <hi>lapsi</hi> (vgl. II § 126) in Kontakt. Als ein Jahr später
der in der Bußfrage gemäßigtere Cornelius (gest. 253) zum Nachfolger
Fabians gewählt wurde, ließ sich Novatian ebenfalls zum Bischof weihen,
und es kam zum Schisma. Nachdem Novatian und seine Anhänger durch eine
Synode von 60 Bischöfen aus der Kirche ausgeschlossen worden waren,
begann er mit der Organisation einer eigenen Kirche der <hi>Reinen</hi>
(griech. <foreign lang="grc">καϑαροί</foreign>) und lehrte, dass
allein Gott und nicht die Kirche den Abgefallenen vergeben könne. Nach
dem vermutlich während der valerianischen Verfolgung erlittenen
Märtyrertod ihres Gründers vertrat die novatianische Kirche im 4. Jh.
christologisch eine orthodoxe Position, wurde später jedoch gewaltsam
unterdrückt. Einzelne Gemeinden konnten sich bis in das 7. Jh.
halten.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_7">
<label>Meletianer</label>
<p>Wie die Novatianer forderten auch die auf Meletius von Lykopolis (gest.
nach 325) zurückgehenden Meletianer einen rigorosen Umgang mit den
<hi>lapsi</hi> (vgl. II § 126). Während der diokletianischen
Verfolgung hatte Meletius das durch die Inhaftierung anderer ägyptischer
Bischöfe und die Flucht Petrus' I. von Alexandrien (gest. 311)
entstandene Machtvakuum gegen den Widerstand der abwesenden
Kirchenführer für seine kirchenpolitischen Zwecke ausgenutzt und den
ägyptischen Klerus nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Durch
Verhaftung und Zwangsarbeit zum <hi>confessor</hi> geworden, vertrat
Meletius nach der Rückkehr des Petrus eine unnachgiebige Haltung
gegenüber den <hi>lapsi</hi>, wurde des Bischofsamtes enthoben, konnte
jedoch eine <hi>Kirche der Märtyrer</hi> gründen, die dann in die
Auseinandersetzung um den Arianismus (vgl. I § 63) hineingezogen wurde.
Während Meletius selbst gegen Arius auftrat, stieß dieser bei den
Meletianern grundsätzlich auf große Zustimmung, so dass das Konzil von
Nicäa (325) das meletianische Schisma ausdrücklich verurteilte, Meletius
als Bischof und die von ihm Geweihten jedoch unter Auflagen bestätigt
wurden. Erst im 5. Jh. verloren die Meletianer an Bedeutung, können
jedoch bis in das 8. Jh. nachgewiesen werden. Wohl nicht gemeint ist
hier das von Lucifer von Calaris (s.u.) verursachte und nach Meletius
von Antiochien (gest. 381) teils <hi>antiochenisch</hi>, teils
<hi>meletianisch</hi> genannte Schisma.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_8">
<label>Quartodecimaner</label>
<p>Mit dem Sammelbegriff <hi>Quartodezimaner</hi> wurden Christen
bezeichnet, die das Osterfest nach der jüdischen Berechnung des
Pessachfestes am 14. Tag des Monats Nisan feierten und so nach der
Chronologie des Johannesevangeliums den Kreuzestod Christi im Zentrum
des Ostergeschehens sahen. Gegen diese christologische Ausdeutung des
Pessachfestes (die wohl als älteste Form des Osterfestes gelten kann)
stand die Praxis, das Osterfest nach dem Auferstehungsgeschehen
auszurichten und es immer an einem Sonntag zu begehen. Zu den
Schwierigkeiten, die sich dann auch im Zusammenhang mit der Fastenzeit
ergaben, kam, dass dem quartodezimanischen Ostertermin bisweilen auch
die Chronologie der synoptischen Evangelien zugrundegelegt wurde, nach
der die Kreuzigung am 15. Nisan stattfand. Nachdem auf dem Konzil von
Nicäa (325) der Sonntagstermin durchgesetzt und die Verbindung zum
jüdischen Pessachfest damit endgültig durchtrennt worden war, verlor die
quartodezimanische Osterpraxis schnell an Verbreitung. In der von Semler
herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c)
wird bemerkt, dass es später zu Auseinandersetzungen um die Deutung der
Bestimmungen von Nicäa gekommen sei und man die von Rom abweichenden
Kirchen in Gallien und Britannien ebenfalls als Quartodezimaner
bezeichnet habe.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_9">
<label>Luciferianer</label>
<p>Der ältnizänische, radikal antiarianische Bischof Lucifer von Calaris
(Cagliari) auf Sardinien (gest. 370), der 355 verbannt worden war, weil
er der Absetzung des Athanasius nicht zustimmen wollte, weihte nach
seiner 362 erfolgten Rehabilitierung den Presbyter und Eustathianer
Paulinus (gest. 388) zum Bischof von Antiochien. Da Lucifer den dem
Arianer Eudoxius (gest. 370) im Jahre 360 nachgefolgten Meletius von
Antiochien (gest. 381), der eine führende Rolle unter den Jungnizänern
einnehmen und als Vorgänger Gregors von Nazianz (vgl. II § 102) das
Erste Konzil von Konstantinopel (381) leiten sollte, nicht als
rechtgläubig anerkannte, trug er maßgeblich zur Verlängerung des
antiochenischen Schismas bei, das erst im 5. Jh. beigelegt werden
konnte. Gelegentlich wird diese Verlängerung auch als meletianisches
Schisma (s.o.) bezeichnet. Hinzu kommt, dass die Weihe des Paulinus zum
Bischof auf der Synode von Alexandrien (362) keine Billigung fand und
Lucifer den hier von Athanasius für Antiochien unternommenen
Vermittlungsversuch (<hi>Tomus ad Antiochenos</hi>) als zu nachgiebig
empfand. Das so herbeigeführte luciferianische Schisma verbreitete sich
v.a. auf Sardinien und in Spanien, war jedoch nicht von langer Dauer.
Nach Lucifers Tod übernahm Gregor von Elvira (gest. 392) eine führende
Rolle.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_10">
<label>Gegner der chalcedonischen Kirchenversammlung</label>
<p>Gemeint sind v.a. die auf dem Konzil von Chalcedon (451) verworfenen
Monophysiten, Nestorianer und Arianer (vgl. I § 63).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_11">
<label>Trennung der griechischen von der lateinischen Kirche seit dem 9ten
Jahrhundert</label>
<p>Vgl. II § 115.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_12">
<label>Bogomilen</label>
<p>Bei den auf den zur Zeit des bulgarischen Zaren Petăr I. (gest. 969)
lebenden, jedoch weitgehend unbekannten Priester Bogomil (d.h. Gottlieb)
zurückgehenden Bogomilen handelt es sich um eine bedeutende
Ketzerbewegung, die vom 10. bis zum 15. Jh. in Südosteuropa verbreitet
war, aber auch nach Westen wirkte und etwa die Katharer (vgl. II § 19)
beeinflusste. Im 18. Jh. leitete man den Namen von der von den Bogomilen
häufig verwendeten Formel <hi>Bogomilui</hi> (Gott erbarme dich) her und
nahm als ihren Anführer einen Mönch namens Basilius an, der wegen seiner
Lehransichten in Konstantinopel verbrannt wurde. Wie die Paulizianer
(vgl. II § 19) u.a. zeichnen sich auch die Bogomilen durch ein
dualistisches Weltbild aus, das durch die eigene
Ungerechtigkeitserfahrung noch verstärkt worden sein dürfte und nach dem
nicht Gott, sondern der abgefallene Satanael die Welt geschaffen habe.
In der Suche nach dem fernen, wahren Gott, die in teils schroffer Askese
gipfelte, verwarfen sie kirchliche Hierarchien, Liturgie und Sakramente,
Gotteshäuser samt Kreuz und Ikonen sowie die Heiligung des Sonntags,
zudem lehnten sie das Alte Testament ab.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_13">
<label>Hussiten</label>
<p>Vgl. II § 83; II § 98.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_14">
<label>Bekehrung der Angelsachsen im 6ten</label>
<p>Obgleich zeitgleich von Irland aus in Schottland und Nordengland
missioniert wurde, verbindet sich die Christianisierung der Angelsachsen
mit Papst Gregor dem Großen (vgl. II § 121), in dessen Auftrag der
römische Missionar Augustin von Canterbury (gest. ca. 604) im Jahre 597
nach Kent kam, König Aethelberht (560–616) zum Christentum bekehren und
die angelsächsische Mission als erster Bischof von Canterbury
anschließend weiter vorantreiben konnte. Auf der Synode von Whitby (664)
konnten die Vertreter des römischen Katholizismus ihre iroschottische
Konkurrenz entscheidend schwächen, die endgültige Konsolidierung des
römischen Christentums und seiner Strukturen vollzog sich dann unter
Erzbischof Theodor von Tarsus bzw. Canterbury (668–690). Als
bedeutendste Quelle dieser Zusammenhänge ist die 731 fertiggestellte
<hi>Historia ecclesiastica gentis Anglorum</hi> des Beda Venerabilis
(ca. 672–735) zu nennen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_15">
<label>Deutschen und Sachsen durch Bonifacius u. a. im 8ten</label>
<p>Nachdem der bei Exeter geborene Wynfrith bzw. Winfried (ca. 675–754) im
Alter von etwa 40 Jahren als Missionar nach Kontinentaleuropa kam, ließ
er sich nach einem gescheiterten Missionsversuch unter der Friesen von
Papst Gregor II. (715–731) eine Vollmacht erteilen, erhielt den Namen
Bonifatius und wurde nach weiteren Missionsreisen 722 im Rom zum
Missionsbischof geweiht. Auf Bitten des Papstes erhielt Bonifatius zudem
einen Schutzbrief von Karl Martell (ca. 688–741), der seine
Missionsbemühungen darüber hinaus jedoch kaum unterstützte. Bekannt ist
die in der <hi>Vita Sancti Bonifatii</hi> berichtete Fällung der
Donareiche im hessischen Geismar. Im Jahre 732 zum Erzbischof erhoben,
konnte Bonifatius die Errichtung kirchlicher Hierarchien im fränkischen
Missionsgebiet nicht wie geplant umsetzen, und auch die 742 auf dem von
Karl Martells Sohn Karlmann (ca. 708–754) einberufenen <hi>Concilium
Germanicum</hi> gefassten Beschlüsse fanden Gegner in Adel und
Geistlichkeit, so dass sich Bonifatius, nachdem Karlmann 747 zugunsten
Pippins d. J. (714–768) abgetreten war, ebenfalls zurückzog. Als er
später abermals unter den Friesen missionierte, wurde Bonifatius
erschlagen und in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda bestattet. Die
der auch auf dem Kontinent aktiven iroschottischen Mission
entgegenstehende Romverbundenheit (s.o.) des sog. <hi>Apostels der
Deutschen</hi> hatte einigen Einfluss auf die Allianz der Karolinger
mit Rom. Diese kam nicht zuletzt im Zusammenhang der von Karl d. Gr.
(747–814) geführten Kriege gegen die Sachsen zum Ausdruck, die nach der
Taufe des <hi>dux Saxonum</hi> Widukind im Jahre 785 und der Errichtung
von Bistümern auf sächsischem Gebiet (Münster u.a.) christianisiert
wurden. Ein weiterer bedeutender Missionar ist etwa der auch als
<hi>Apostel der Friesen</hi> bekannte Angelsachse Willibrord (ca.
658–739).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_128_16">
<label>Bulgarn im 9ten Jahrhundert</label>
<p>Die im Zusammenhang der Auseinandersetzung zwischen der griechischen von
der lateinischen Kirche (s.o.) stehende Bekehrung der Bulgaren im 9. Jh.
erfolgte, nachdem der bulgarische Zar Boris I. (gest. 907) 864/865 das
Christentum byzantinischer Prägung und den Taufnamen Michael annahm,
sich nach Erhalt der <hi>Responsa Nicolai papae ad consulta
Bulgarorum</hi> Nikolaus' I. (858–867) im Jahre 866 jedoch Rom
unterstellte. Als die daraufhin erfolgte Latinisierung des bulgarischen
Christentums (v.a. die Annahme des <hi>Filioque</hi>) auf den Unwillen
des Patriarchen Photios (ca. 810–894) stieß und Boris 869/870 das
bulgarische Christentum erneut an Konstantinopel anschloss, stieß dies
wiederum auf den Unwillen Roms. Nach 885 nahm Boris von lateinischen und
fränkischen Bischöfen vertriebene Schüler der bedeutenden
Slawenmissionare Kyrill (gest. 869) und Method (gest. 885) auf (v.a.
Kliment von Ochrid), die für die Ausbreitung des auf Kyrill und Method
zurückgehenden Kirchenslawischen und eine eigenständige
bulgarisch-orthodoxe Identität sorgten. Das erste bulgarische
Patriarchat entstand im sog. Goldenen Zeitalter unter Simeon I.
(864–927), verlor seine Eigenständigkeit nach der Eroberung durch den
als <hi>Bulgarentöter</hi> bekannten byzantinischen Herrscher Basileios
II. (976–1025) im Jahre 1018 jedoch vorläufig wieder.</p></note>
</div>
<div n="129" type="section" id="section_2_129">
<head><app>
<lem>129</lem>
<rdg wit="#a" type="v">416</rdg>
</app>.</head>
<p>Und sonach <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app> ohne diese Kenntniß 2) kein <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsatz</term>
</index>Lehrsatz, der, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> den klaren Sätzen der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und den ausdrücklichen Aussprüchen der heiligen Schrift, in
die <index indexName="subjects-index">
<term>Theologie</term>
</index>Theo<pb edRef="#c" n="154"/>logie aufgenommen worden, gründlich, und
für die, welche kirchliche Tradition als Quelle der christlichen Wahrheit
annehmen, überzeugend beurtheilt, noch die Unverbindlichkeit <app>
<lem>besondrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besonderer</rdg>
</app> Vorstellungen von einer christlichen Lehre für jeden Christen,
deutlich dargethan, noch <app>
<lem>3),</lem>
<rdg wit="#c" type="v">3)</rdg>
</app> zur Aufrechterhaltung der christlichen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Freyheit</term>
</index>Freyheit,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Freiheit</rdg>
</app> hinlänglich gezeigt werden, daß gewisse positive <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchenrechte</term>
</index>Kirchenrechte uns gar nicht <app>
<lem>ver<pb edRef="#b" n="177"/>binden <ref type="note" target="#noe_2_2_129_note1">†)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">verbinden. <ref type="note" target="#noe_2_2_129_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> Sehr nützlich ist endlich diese <app>
<lem>Kenntniß</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kenntniß,</rdg>
</app> 4) um den Ursprung und die Absichten solcher Einrichtungen kennen zu
lernen, die wir noch in unsern Kirchen haben, wohin sie aus dem frühern oder
spätern <index indexName="subjects-index">
<term>Alterthum</term>
</index>Alterthum ge<pb edRef="#a" n="444"/>kommen sind, und danach ihren
wahren Werth oder Verbindlichkeit zu <app>
<lem>beurtheilen <ref type="note" target="#noe_2_2_129_note2">††)</ref>.</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">beurtheilen. <ref type="note" target="#noe_2_2_129_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app></p>
<note n="1" id="noe_2_2_129_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>Z. B.</abbr>
<expan>Zum Beispiel</expan>
</choice> alles das, was auf der angeblich göttlichen Einführung der
bischöflichen Würde und dem <app>
<lem>sogenannten</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>sogenannnten</sic>
<corr type="editorial">sogenannten</corr>
</choice></rdg>
</app> Primat des römischen Bischofs beruht. <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice> das unschätzbare Werk <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_1"/>de la Primauté en l'Eglise, par <index indexName="persons-index">
<term>Blondel, David</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0hq">D. <app>
<lem><hi>Blondel</hi>,</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><hi>Blondel</hi></rdg>
</app></persName> und <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> in der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_2"/><hi>Anweisung</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> §. <app>
<lem>453.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">453</rdg>
</app> genannte Werke.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_129_note2" place="end"><app>
<lem>††)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">2)</rdg>
</app> So hat der Exorcismus in der Taufe, wenn er ja schon zu <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_3"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Cyprian von Karthago</persName></term>
</index><persName ref="textgrid:2v52w"><app>
<lem><hi>Cyprians</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Cyprian's</hi></rdg>
</app></persName> Zeit im dritten Jahrhundert in <app>
<lem>Afrika</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Africa</rdg>
</app> üblich war, (wie man aus dessen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_4"/><app>
<lem>76sten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">76stem</rdg>
</app> Brief <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice>
<app>
<lem>157.</lem>
<rdg wit="#a #c" type="v">157</rdg>
</app> nach <index indexName="persons-index">
<term>Baluze, Etienne</term>
</index><persName ref="textgrid:2v68t">Baluze</persName> Ausgabe,
geschlossen <app>
<lem>hat,)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hat),</rdg>
</app> sicherlich aus der <app>
<lem>Einbildung,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Einbildung</rdg>
</app> (die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_5"/><index indexName="classics-index">
<term><persName>Tertullian</persName>
<title>an.</title>
<measure>39.57</measure></term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2v8z2">Tertullian</persName></hi> de <app>
<lem>anima</lem>
<rdg wit="#c" type="v">anima,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>c.</abbr>
<expan>caput</expan>
<expan>capitulum</expan>
</choice> 39 und 57 <app>
<lem>erwehnt,)</lem>
<rdg wit="#c" type="v">erwähnt),</rdg>
</app> daß der Satan in den <app>
<lem>Heidenkindern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Heiden-Kindern</rdg>
</app> wohnte, und durch die Anrufung der Götzen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Niederkunft der Weiber eingeladen würde, solche Kinder zu
bewohnen, oder aus einer ähnlichen Grille, seinen Ursprung. – Der unter uns
noch herrschende unbiblische, und gewiß aus der spätern römischen Kirche
herübergeleitete <app>
<lem>Begriff</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Begrif</rdg>
</app> von <hi>Consecration</hi> des heiligen Abendmahls, wodurch <app>
<lem>Brodt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Brod</rdg>
</app> und Wein der Leib und das Blut <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> werden, und die
Kraft desselben bekommen sollen, ist ganz gegen den Sprachgebrauch der
ältesten christlichen Kirche (<choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_6"/><index indexName="persons-index">
<term>Pfaff, Christoph Matthäus</term>
</index><persName ref="textgrid:253jr"><app>
<lem><hi>Pfaffs</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Pfaff's</hi></rdg>
</app></persName> Disp. de consecr. <app>
<lem>Euchar.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Euch.</rdg>
</app> vet. in <choice>
<abbr>s.</abbr>
<expan>sein</expan>
</choice> Syntagm. Diss. <pb edRef="#b" n="178"/>
<choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 407 <app>
<lem><choice>
<abbr>sq.</abbr>
<expan>sequens</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>sq.)</sic>
<corr type="editorial">sq.</corr>
</choice></rdg>
</app> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Ernesti, Johann August</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:24h06">Ernesti</persName></hi> Antimur. <choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 24 <choice>
<abbr>sq.</abbr>
<expan>sequens</expan>
</choice>), die das Wort nicht anders als <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Tim:4:5">1 Tim. 4, 5.</citedRange></bibl> nahm. –
So ist der Gebrauch <pb edRef="#c" n="155"/>
<app>
<lem>unsrer evangelischen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">unserer <hi>evangelischen</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>epistolischen Texte</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>epistolischen Texte</hi></rdg>
</app> (Pericopen), die man billig mit meistens weit lehrreichern Stellen
der Bibel vertauschen sollte, lange nicht so <app>
<lem>alt</lem>
<rdg wit="#c" type="v">alt,</rdg>
</app> als man sich gemeiniglich einbildet, wie man sich aus dem <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_8"/>alten römischen
Calen<pb edRef="#a" n="445"/>dario in <index indexName="persons-index">
<term>Martène, Edmond</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2vd9r">Martene</persName></hi> und
<index indexName="persons-index">
<term>Durand, Ursin</term>
</index><hi><persName ref="textgrid:2vfsh">Durand</persName></hi> thesauro
novo anecdot. <choice>
<abbr>Tom.</abbr>
<expan>Tomus</expan>
</choice> V. <choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 65 <choice>
<abbr>seq.</abbr>
<expan>sequens</expan>
</choice> leicht überzeugen <app>
<lem>kan</lem>
<rdg wit="#c" type="v">kann</rdg>
</app>. – Und der in unsern Formeln <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Taufe der <hi>Kinder</hi> übliche (selbst gegen die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_9"/>Apolog. Aug. Confess. <choice>
<abbr>p.</abbr>
<expan>pagina</expan>
</choice> 51 laufende) Ausdruck: „was ihm von <index indexName="persons-index">
<term>Adam</term>
</index><persName ref="textgrid:3c0tb">Adam</persName>
<app>
<lem>angebohren</lem>
<rdg wit="#c" type="v">angeboren</rdg>
</app> ist, und <hi>er selbst dazu gethan hat</hi>,“ war in alten Agenden
nur auf <app>
<lem>dem Rande</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">den Rand</rdg>
</app> gesetzt, als ein Ausdruck, der <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Taufe <hi>erwachsener</hi> Personen sollte hinzugefügt werden,
und ist aus Unverstand oder Irrthum hernach in den Text gezogen, und
allgemein gemacht worden. (<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_129_10"/><index indexName="persons-index">
<term>Hartknoch, Christoph</term>
</index><persName ref="textgrid:2vfsj"><app>
<lem><hi>Hartknochs</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Hartknoch's</hi></rdg>
</app></persName> preußische <app>
<lem>Kirchenhistorie</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Kirchenhist.</rdg>
<rdg wit="#c" type="v">Kirchenhistorie,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice> 637.)</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_1">
<label>de la Primauté en l'Eglise, par D. Blondel</label>
<p>Vgl. II § 90.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_2">
<label>Anweisung etc. §. 453</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_3">
<label>Cyprians</label>
<p>Caecilius Cyprianus (ca. 200–258) entstammte einer wohlhabenden,
nicht-christlichen Familie aus der Oberschicht Karthagos, erhielt eine
Rednerausbildung und war zunächst als Rhetoriklehrer tätig. Unter dem
Einfluss des Presbyters Caecilianus wandte er sich ab 240 dem
Christentum zu und stieg nach seiner Taufe bis 248/249 schnell zum
Bischof von Karthago auf. Cyprian, der während der decischen Verfolgung
selbst aus Karthago geflohen war, griff als wichtigster
nordafrikanischer Bischof in die insbesondere mit Novatian (vgl. II §
128) geführten Auseinandersetzungen um die <hi>lapsi</hi> und den
Ketzertaufstreit ein (vgl. II § 126). Ein unter seiner Leitung
herbeigeführter Synodalbeschluss im Jahre 253 regelte die Wiederaufnahme
aller reuigen <hi>lapsi</hi>, im Rahmen des Ketzertaufstreites hielt
Cyprian im Gegensatz zu Stephanus I. von Rom (gest. 257) die von Ketzern
und Schismatikern gespendeten Sakramente für ungültig, wodurch es zu
einem zwischenzeitlichen Bruch zwischen der nordafrikanischen Kirche,
den sie unterstützenden kleinasiatischen Bischöfen und Rom kam. Auskunft
über die Positionen Cyprians, der im Zuge der 257 einsetzenden
valerianischen Verfolgungen hingerichtet wurde, geben erhaltene Briefe
und Traktate, die insgesamt einen bedeutenden Einblick in das Kirchen-
und Gemeindeleben der vorkonstantinischen lateinischen Kirche bieten und
den Einfluss des zweiten großen nordafrikanischen Lateiners, Tertullian
(s.u.), erkennen lassen.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_4">
<label>76sten Brief S. 157. nach Baluze Ausgabe</label>
<p>Die häufig aufgelegten <hi>Opera</hi> (1726) Cyprians wurden durch den
französischen Historiker Etienne Baluze (1630–1718) vorbereitet und von
den Maurinern (vgl. II § 104) ediert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_5">
<label>Tertullian</label>
<p>Über das Leben des in Karthago wirkenden, ersten lateinischen (aber
zweisprachigen) christlichen Autors Quintus Septimius Florens
Tertullianus (ca. 150–220) ist wenig bekannt. Wie Cyprian (s.o.) ist er
in einem nicht-christlichen Umfeld aufgewachsen und erhielt eine
umfassende Bildung. Vor 197 wurde er getauft. In seinen Schriften, die
in Abwehr nicht-christlicher und häretischer Positionen (<hi>Adversus
Marcionem, Adversus Praxean</hi> u.a.) vorwiegend apologetisch
motiviert sind, vertritt er großkirchliche Positionen, später wird ein
zunehmend montanistischer Einfluss erkennbar. Insgesamt sind 31 Werke
erhalten, als das bedeutendste kann das <hi>Apologeticum</hi> gelten.
Sein Latein muss als eigenwillig bezeichnet werden, besonders
richtungsweisend ist Tertullian im Hinblick auf die Terminologie der
westlichen Trinitätstheologie (vgl. II § 83). Immer wieder
festzustellende juristische Kenntnisse haben dazu geführt, dass er
bisweilen mit einem Juristen gleichen Namens identifiziert
wurde.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_6">
<label>Pfaffs Disp. de consecr. Euchar. vet. in s. Syntagm. Diss. p. 407
sq.</label>
<p>Christoph Matthäus Pfaffs <hi>Dissertatio de consecratione Eucharistiae
in primitiva ecclesia usitata</hi> findet sich in den <hi>Syntagma
dissertationum theologicarum</hi> (1720), 395–540, die auf der hier
angegebenen Seite beginnende Erörterung altkirchlicher Positionen fängt
mit Cyprian an.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_7">
<label>Ernesti Antimur. p. 24 sq.</label>
<p>Vgl. II § 105.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_8">
<label>alten römischen Calendario in Martene und Durand thesauro novo
anecdot. Tom. V. p. 65 seq.</label>
<p>Im fünften und letzten Band des von den Maurinern (vgl. II § 104) Edmond
Martène (1654–1739) und Ursin Durand (1682–1771) erarbeiteten
<hi>Thesaurus novus anecdotorum</hi> (1717) (vgl. II § 113) findet
sich der <hi>Antiquum Calendarium Sanctae Romanae Ecclesiae</hi> (aaO
63–84), dem eine <hi>admonitio</hi> (aaO 63f.) vorangestellt
ist.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_9">
<label>Apolog. Aug. Confess. p. 51</label>
<p>Zur <hi>Apologia Confessionis Augustanae</hi> vgl. II § 211.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_129_10">
<label>Hartknochs preußische Kirchenhistorie S. 637</label>
<p>Christoph Hartknochs (1644–1687) <hi>Preussische Kirchen-Historia</hi>
(1686) bietet als Beleg dafür, dass es sich bei dem in der
<hi>Anweisung</hi> angeführten Beispiel des Taufformelzusatzes
ursprünglich nur um eine auf die Erwachsenentaufe zielende Marginalie
handelt, die nicht in Kraft gesetzte <hi>Deutsche Kirchenordnung</hi>
des Jahres 1558.</p></note>
</div>
<div n="130" type="section" id="section_2_130">
<head><app>
<lem>130</lem>
<rdg wit="#a" type="v">417</rdg>
</app>.</head>
<p><app>
<lem>Die</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Um die</rdg>
</app> Ursachen sowohl der Einführung als der Veränderungen solcher
besondern <index indexName="subjects-index">
<term>Einrichtungen</term>
</index>Einrichtungen in gewissen Kirchen zu entdecken, ist, <app>
<lem>ausser</lem>
<rdg wit="#c" type="v">außer</rdg>
</app> den andern allgemeinern Hülfsmitteln und Kenntnissen <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> der Kirchengeschichte, vorzüglich nöthig, die bürgerlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Verfassungen</term>
</index>Verfassungen zu der Zeit und an dem Ort, wo sie entstanden, die
Beschaffenheit des <app>
<lem>Klima</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Klima's</rdg>
</app>, die Volksmeinungen sowohl, als die unter den Gelehrtern <app>
<lem>herrschende</lem>
<rdg wit="#c" type="v">herrschenden</rdg>
</app> philosophischen Hypo<pb edRef="#b" n="179"/>thesen, auch <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchentheologie</term>
</index>Kirchentheologie, und überhaupt die Meinungen, Gebräuche und <app>
<lem>andre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">andere</rdg>
</app> Einrichtungen, die unter Juden und Heiden, da, wo Kirchen gepflanzt
worden, üblich gewesen, und wonach man sich <app>
<lem>bey</lem>
<rdg wit="#c" type="v">bei</rdg>
</app> den Einrichtungen der Kirchen sehr gerichtet hat, nebst den
Verbindungen zu kennen, in welchen solche Kirchen mit andern gestanden, und
was in diesen für Einrichtungen getroffen worden.</p>
</div>
<div n="131" type="section" id="section_2_131">
<head><pb edRef="#a" n="446"/>
<pb edRef="#c" n="156"/>
<app>
<lem>131</lem>
<rdg wit="#a" type="v">418</rdg>
</app>.</head>
<p>Einige Theile dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Verfassung</term>
</index>Verfassung, oder die Geschichte <app>
<lem>besondrer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besonderer</rdg>
</app> Arten von kirchlichen Einrichtungen, sind schon einzeln bearbeitet
worden, als: die <hi>Hierarchie</hi>, die <hi>religiösen Orden</hi>, die
<hi>Kirchengesetze</hi>
<app>
<lem>allerley</lem>
<rdg wit="#c" type="v">allerlei</rdg>
</app> Art, die <hi>Kirchenversammlungen</hi>, und was zur <hi>Liturgie</hi>
<app>
<lem>gehört,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">gehört;</rdg>
</app> wenigstens fehlt es nicht an Hülfsmitteln <app>
<lem>dazu <ref type="note" target="#noe_2_2_131_note1">†)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">dazu, <ref type="note" target="#noe_2_2_131_note1"><hi rend="superscript">1</hi>)</ref></rdg>
</app> in welchen noch <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grosse</rdg>
</app> Schätze unbearbeitet liegen. Es wäre, nach dem, was bisher schon
gesagt worden, <app>
<lem>überflüssig</lem>
<rdg wit="#a" type="v">überflüßig</rdg>
</app>, den <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen des Studiums dieser besondern Theile, oder die Art, wie sie
studiert werden <app>
<lem>müßten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">müssen</rdg>
</app>, anzugeben. Ob jemand diese Theile? welche? und in welcher Rücksicht?
er sie besonders zu treiben habe, muß jeden sein <app>
<lem>eignes</lem>
<rdg wit="#c" type="v">eigenes</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Bedürfniß</term>
</index>Bedürfniß lehren. Für den künftigen <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer der <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion unter <app>
<lem>uns</lem>
<rdg wit="#c" type="v">uns,</rdg>
</app> möchte das <app>
<lem>besondre</lem>
<rdg wit="#c" type="v">besondere</rdg>
</app> Studium der Geschichte der <index indexName="subjects-index">
<term>Hierarchie</term>
</index>Hierarchie überhaupt, und besonders der <app>
<lem>Päbste</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Päpste</rdg>
</app> und des <app>
<lem>Pabstthums <ref type="note" target="#noe_2_2_131_note2">††)</ref>,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Papstthums, <ref type="note" target="#noe_2_2_131_note2"><hi rend="superscript">2</hi>)</ref></rdg>
</app> so wie unsrer evangelisch-lutherischen Kircheneinrichtungen, sie
mögen erst durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Reformation</term>
</index>Reformation eingeführt, oder aus der Kirche vor der Refor<pb edRef="#b" n="180"/>mation genommen seyn, die meiste Wichtigkeit
haben.</p>
<note n="1" id="noe_2_2_131_note1" place="end"><app>
<lem>†)</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><choice>
<abbr><hi>Anm.</hi></abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> 1)</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Siehe</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_2_131_1"/><hi>Anweisung</hi>
zur Kenntniß der Bücher <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> §. <app>
<lem>423–447</lem>
<rdg wit="#c" type="v">423–447.</rdg>
</app> und 451–469.</note>
<note n="2" id="noe_2_2_131_note2" place="end"><app>
<lem>††) <hi>Pabstthum</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">2) <hi>Papstthum</hi></rdg>
</app> heißt manchmal der <app>
<lem>Inbegrif</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Inbegriff</rdg>
</app> derjenigen Lehren, die durch das Ansehen der römischen Bischöfe
eingeführt worden sind; und so wäre dessen Geschichte ein Theil der
Geschichte christlicher Lehre. Bisweilen aber begreift man <pb edRef="#a" n="447"/> darunter den ganzen Umfang der <app>
<lem>päbstlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">päpstlichen</rdg>
</app> Macht, oder der angeblichen Rechte der römischen Bischöfe, und ihren
Einfluß auf die Veränderungen der Lehre und der Kirche; und die Geschichte
desselben würde den Ursprung, Fortgang und Abfall dieser Macht, nebst den
Ursachen derselben, oder den dazu gebrauchten Mitteln, und die dadurch <app>
<lem>entstandnen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">entstandenen</rdg>
</app> Wirkungen, in sich fassen müssen.</note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_2_131_1">
<label>Anweisung zur Kenntniß der Bücher etc. §. 423–447 und 451–469</label>
<p>Vgl. I § 43.</p></note>
</div>
</div>
</div>