C.

Christus bedeutet einmal die PersonChristi; dann die LehreChristi, sein Evangelium, Christenthum, christliche Religion, welches alles einerley ist. Insofern es Christum selbst bedeutet, wird eine dreyfache Gattung von Redarten davon abgeleitet. Die erste enthält Umschreibungen des Beyworts christlich, oder des Nennworts ein Christ, ein Unchrist; die zweyte apostolische Amtsausdrücke und also Umschreibungen des Worts Apostel,Apostolisch; endlich die dritte Beschreibungen der Gesinnungen und Glückseligkeiten eines Christen. Ich würde nichts dagegen einzuwenden haben, wenn jemand einige aus der dritten und zweyten Classe lieber zur zweyten Hauptordnung rechnen wollte, so daß Christus in ihrer Zusammensetzung soviel als die Lehre bedeute; in der Hauptsache würde es doch allezeit dabey bleiben müssen, daß jene die Apostel als solche, und diese die Christen, die es nicht nach dem bloßen Bekenntniß, sondern in der That und Wahrheit sind, angehen.
I. Christus, oder nach einer deutschen Endung Christ, ist nun bekanntermaßen die griechische Uebersetzung des hebräischen Meßias, bedeutet einen Gesalbten, und in sofern es Jesu besonders beygelegt wird, den Gesalbten. Dafür ward er den Juden, die schon lange einen Meßias er|d131|wartet hatten, angekündigt, Luc. 2, 11.Apostg. 2, 36.Joh. 20, 31. und dafür erkannten ihn seine Jünger Matth. 16, 16.Luc. 9, 20.Joh. 6, 69. mit seiner eignenBeystimmungMatth. 16, 17. 20.Luc. 9, 21. Aber es ist auch ausgemacht, daß sie sich nichts weiter, als einen irrdischen König, dabey dachten, und bis ans Ende seines Lebens bey dieser Vorstellung beharrten.
Christ, Christen: Diese Benennung kömmt vor Apostg. 26, 28.1 Petr. 4, 16. und ist zuerst in der Gemeine zu Antiochien eingeführt worden Apostg.11, 26.
Christlich.Dieses Beywort braucht LutherGal. 1, 22.Ebr. 6, 1. aber im Grundtext wird es auch hier beydemal umgeschrieben; und daher muß man nun eben den biblischen Sprachgebrauch der umschreibenden Ausdrücke der ersten Classe, inChristo,inChristoseyn,Christiseyn,Christoangehören, Gläubige inChristo, und der dritten,in, mitChristoleben, erklären. Man findet nemlich nicht, daß der Name Christ,Christen, zu der Apostel Zeiten allgemein geworden sey;nur Petrus, der ihn in Antiochien eingeführt hatte, braucht ihn in seinem ersten Briefe, und Lucas legt ihn dem Agrippa in den Mund, beyde in den angezeigten Stellen. Das Beywort christlich war noch gar nicht in die Sprache aufgenommen. Beydes machte also die gedachten Umschreibungen nöthig; die übrigen wurden durch angestellte Vergleichungen mit Christo veranlaßt.
1. Umschreibungen der ersten Abtheilung.
|d132| a. Wegen eines Mangels in der Sprache, die man also in einer deutschen Uebersetzung nicht beybehalten muß, sobald man die Sache mit Einem Wort ausdrücken kann. Lutherhat, wie gesagt, dieß selbst beobachtetGal. 1, 22. wo er dieselbe Umschreibung, die er 1 Thess. 2, 14.beybehalten hat – der Gemeine Gottes in Judäa inChristo Jesu, – sprachrichtiger verdeutscht – den christlichen Gemeinen in Judäa; also Gemeine inChristo Jesu, christliche Gemeine. Hiernach müssen nun auch folgende Stellen übersetzt werden –
Röm. 8, 1. So ist nun nichts verdammliches an denen Christen, die nicht nach dem Fleische wandeln etc.s.Fleisch und Geist – Das Ganze ist nemlich die Beschreibung des wahren Christen, das bloße inChristo Jesuseyn, die Umschreibung des einzigen Worts Christ.
– 16, 5. Grüßet Epänetum, meinen besten Freund, welcher einer der besten Christen von denen aus Achaja ist.
– – 7. Grüßet – – – die noch vor mir Christen geworden sind.
Röm. 16, 10. – – Den rechtschafnen Christen; s.Erfahrung .
1 Cor. 1, 2. Der Gemeine Gottes zu Corinth, den christlichen Bekennern; denn das geheiligt geht in einem solchen Zusammenhang bloß auf die äußerlichen Vorzüge des Christen vor den Heyden; s.auserwählt ,heilig .
– – 4. Ich danke meinem Gott unabläßig für die Gnade Gottes, die euch als Chri|d133|sten wiederfahren ist – oder, die euch durch die LehreChristietc.etc. und so gehört die Stelle zu N. II.
– 3, 1. Ich konnte nicht mit euch reden – – – sondern als mit unmündigen Christen.
– 15, 18. – Die verstorbnen Christen s.v.22. und 1 Thess. 4, 16.
2 Cor. 5, 17. Ist jemand (einmal) ein Christ (hat er sich einmal zum Christenthum bekannt), so ist er eine neue Creatur (ein neuer Religionsverwandter, der weiter mit dem Judenthum nichts zu thun hat): das alte ist vergangen (jener alte Gottesdienst aufgehoben), es ist alles neu worden (die äußerlichen Uebungen, wie die innere Verfassung des Herzens). S.Creatur .
Gal. 2, 4. Denn da etliche – – – unsrechristliche Freyheit auszuspüren etc.S.Freiheit .
– 3, 28f. Denn ihr seyd allzumal Eine christliche Gesellschaft (1 Cor. 12, 27. der LeibChristi, eine christliche Kirche s.Leib ). Seyd ihr aber Christen etc.Gal. 5, 24.s.angehören .
Eph. 1, 1. Den Ephesischen Bekennern und Christen.
– 2, 12. 13. Daß ihr dazumal Unchristen waret, fremde – – Nun aber da ihr Christen seyd und etc.
– 3, 21. Dem sey die Anbetung in der christlichen Gemeine zu aller Zeit –
Phil. 1, 1. Allen christlichen Bekennern.
– 2, 1. Gilt bey euch eine christliche (vielleicht auch apostolische Ermahnung, und so |d134| würde die Stelle zu N.2. gehören) Ermahnung.
Col. 1, 2. Den Colossischen Bekennern und christlichen Brüdern.
– – 28. Wir verkündigen und – daß wir einen jeden zum rechtschafnen Christen machen mögen.
1 Thess. 2, 14. Der christlichen Gemeine in Judäa.
– 4, 16.Zuerst werden die verstorbnen Christen aufstehen; dann etc.V. 14. ist das entschlafnedurchJesum eben so viel.
2 Thess. 1, 1. Der Thessalonischen Gemeine Gottes und des Herrn Jesu Christi.
1 Tim. 3, 13. Die erwerben ihnen – eine große christliche Religionsfreudigkeit.
2 Tim. 1, 13. – Die du von mir gehöret hast von der christlichen Religion: S.Glaube .
1 Petr. 3, 16. Euren guten christlichen Wandel.
b. Wegen gewisser Vergleichungen, die man nun freylich in der Uebersetzung, so lang es keine freye seyn soll, unverändert lassen , aber doch der Absicht gemäß erklären muß.
Röm. 6, 4. und Col. 2, 12.MitChristobegraben seyn, s.begraben .
– – MitChristogepflanzet seynetc.eb. das.
– – 6.Gal. 2, 19.MitChristogekreuzigetseyn; heißt das erstemal, als einChrist seine vorigen Religionsmeinungen so aufgegeben haben, wie Jesus am Kreuze sein Leben von sich gab; in der zweyten Stelle, als ein Apostel aus dem Judenthum für alle Mosai|d135|sche Gebräuche gleichsam todt seyn: S.kreuzigen ,alter Mensch .
– – 8.MitChristogestorbenseyn ist mit allen vorhergehenden Ausdrücken eine Beschreibung des Christen, der eine beßre Religion als der Jude und Heyde bekennet.
Gal. 3, 27.s.anziehen . Wie viel euer getauft sind, die sind ja eben dadurch Christen, Bekenner des Christenthums, einer wie der andre, geworden.Röm. 13, 14. geht es schon mehr auf wahrhaftig christliche Gesinnungen (s.N.3. ); so wie an beyden Orten der Zusammenhang, Grund der Vergleichung und die Form der Rede verschieden ist.
Gal. 5, 24.Christoangehörens.angehören . Es heißt nemlich im Grundtext bloß Christiseyn.
Eph. 2, 5. 6.MitChristolebendig gemacht und mit ihm auferweckt und in das himmlische Wesen versetzt wordenseyn, heißt wieder nichts anders, als ein Christ worden seyn, aus dem Heydenthum zum Christenthum eben so in ein neues Leben von bessern Einsichten und Verhaltungsarten übergegangen seyn, als Jesus durch seine Auferstehung in ein höheres Leben; s.Col. 2, 11. wo auchBeschneidungChristi so viel ist, als christliche Beschneidung, nemlich des Herzens, im Gegensatz gegen die jüdische: s.Beschneidung .
Col. 2, 20.MitChristogestorbenseyndenWelt; als ein Christ mit jüdischen Gebräuchen nichts mehr zu thun haben. S.Satzungen .
|d136|1 Petr. 4, 13.vergl.Röm. 8, 17. ist mitChristoleiden, wie es Petrusv.14. 16. selbst erklärt, als ein Christ leiden, und also für die Religion und um ihres Bekenntnisses willen; s. auch 2 Cor. 1, 5. und leiden .
2. Umschreibungen der andernAbtheilung.
Röm. 8, 39. – – mag uns abwendig machen von der Liebe, die wir zu Gott als Apostel Christi Jesu unsers Herrn tragen (doch könnte vielleicht inChristo hier auch so viel seyn, als mitChristo, oder umChristiwillen.)
Röm. 9, 3. Ich habe gewünscht, der Ehre eines Apostels verlustig zu seyn, wenn meinen Brüdern damit geholfen werden könnte (aber auch hier will ich mit niemand streiten, der es für wahrscheinlicher hält, daß der Apostel aus vollem mitleidigemGefühl noch etwas stärkeres habe sagen wollen.)
Röm. 14, 14. Ich bin es aufs gewisseste nach meinem apostolischen Beruf überzeugt; oder auch nach dem Sinn des Christenthums, und so würde die Stelle zu N. II. gehören.
– 15, 17.Darum kann ich mich als ein Apostel rühmen.
– – 17. Wer darauf als ein Apostel dringt (vielleicht ist aber auch Christodienen hier eine allgemeine Beschreibung der christlichen Gesinnung, und so würde diese Stelle zu N. 3. gehören: Ich bin zweifelhaft).
– 16, 3. Grüßet – meine Amtsgehülfen, Mitapostel.
– – 18. Denn das sind keine rechtschaffene Apostel. Hier macht es nun wohl der |d137| ganze Zusammenhang gewiß, daß von dem Lehramt die Rede sey.
1 Cor. 4, 10. Wir werden als Apostel für thöricht und aberwitzig gehalten.
– – 15. Denn ob ihr gleich noch so viele christliche Lehrmeister hättet.
– – 17. – Daß er euch erinnere meiner christlichen, apostolischen,Lehrart.
– 15, 31. Bey unserm Ruhm, den wir als Apostel haben.
– 16, 24. Meine apostolische Liebe ist euch allen gewiß – ich versichere euch derselben.
2 Cor. 10, 7. Urtheilet nur nach dem, was einem jeden sogleich in die Augen fällt! Bildet sich jemand etwas darauf ein, daß er ein Apostel, christlicher Lehrer, ist, so sollte er sich doch auch gegenseitig soviel bescheiden, daß wir das eben so gut sind, als er.
2 Cor. 12, 19. Vor Gott reden wir als Apostel.
Phil. 1, 13. Meine apostolische Unschuld ist offenbar worden.
Philemon 8. Darum wiewohl ich habe große apostolische Freudigkeit.9. ein alter Paulus, nun aber auch ein gebundener Apostel.
3. Umschreibungen der dritten Abtheilung und ihre Erklärung.
Röm. 6, 11.Gott leben inChristoJesu, als ein Christ den göttlichen Vorschriften gemäß handeln: S.leben und Gal. 2, 19. wo das,inChristoJesu, mit dem Ausdruck: demMosaischenGesetz abgestorben, d. i. kein Jude mehr seyn, verwechselt wird.
|d138|– – 8. ist das gleich vorhergehende mitChristoleben dem Sinn nach am Ende einerley; nur der Vergleichung gemäß müßte es umschrieben werden, nach seinem Uebertritt zum Christenthum neue Gesinnungen beweisen, wie Jesus durch seine Auferstehung zu einem neuen Leben eingegangen.
Gal. 2, 20.Christuslebet in mir, ich hange nicht mehr an dem Judenthum und diene Gott mit völliger Ueberzeugung, nach den Grundsätzen des Christenthums; ich bin ganz wie Christus gegen das Judenthum gesinnt. Dießkonnte alsoeigentlichnurPaulus sagen, und mit ihm zunächst, die, gleich ihm, ungeachtet aller Vorwürfe jüdisch gesinnter Christen, die unnatürliche Vermischung des Juden- und Christenthums herzhaft bestritten. Will man es aber auf die Allgemeinheit der Christen aller Zeiten ausdehnen, so würde man es von christlichen Gesinnungen überhaupt erklären, und darauf anwenden müssen. Ich bringe also hier erst folgende zwey Stellen an, die eigentlich alle Bekenner des Christenthums angehen.
Röm. 8, 9.WerChristiGeist nichthat, nicht so gesinnet ist, wie er, der ist nicht sein, ist kein Christ.Christi Geist ist also, nach der eignen Erklärung des Apostels, ChristiSinn1 Cor. 2, 16. Und diese Erklärung ist um so viel treffender, da beym Jesaias (40, 13.) dessen Worte der Apostel anführt, statt, wer hat des Herrn Sinn erkannt? gesagt wird: wer unterrichtet den Geist des Herrn?
|d139|Röm. 13, 14.Jesum Christumanziehen, seine Gesinnungen annehmen, wandeln, wie er gewandelt hat(1 Joh. 2, 6.). Es sagt also, wie schon erinnert worden, hier mehr, als Gal. 3, 27. welches aber nicht im Ausdruck selbst, sondern in dem veränderten Vergleichungsgrund liegt.
2 Tim. 3, 12.gottseligleben inChristo Jesu, sich einer wahrhaftig christlichen Gottseligkeit befleißigen. s.leben .
Röm. 8, 17.MiterbenChristi, Theilnehmer aller Glückseligkeiten des Christenthums(Tit. 3, 7.).
II. Christus bedeutet nun auch oft die LehreChristi selbst, kurz das Christenthum. Dieß ist auch wie Kennern der ältesten kirchlichen Schriftsteller nicht unbekannt seyn kann, die älteste Erklärungsart, Christus für die LehreChristi, zu nehmen. So macht Clemens von Alexandrien bey Col. 2, 8.nicht nachChristo, im 6. B. seiner vermischten Schriften §. 15. oder im 2. B. der PotterschenAusgabeS.799. die Anmerkung: „Der Apostel behauptet, die griechische Gelehrsamkeit enthielte nur Anfangsgründe, die LehreJesu hingegen die höhere Wissenschaft.[“] Die Redarten und Schriftstellen, die hieher gehören, will ich so unter einander ordnen, daß jedesmal diejenigen vorausgeschickt werden, die nach der eignen Erklärung der Apostel oder nach dem Zusammenhang diesen Begrif am deutlichsten enthalten.
Phil. 1, 15. 16. 17.(Apostg. 8, 5. vergl. 4.)Christumpredigen, verkündigen, die christliche Lehre vortragen; dennv. 14. setzt |d140| der Apostel selbst dafür, das Wort reden, die Lehre verkündigen: s.Wort .
Eph. 4, 20.Christumgelernt haben, in der christlichen Religion unterrichtet seyn; das Lehren und Lernen, welches er hier von Christo braucht, leidet keine andreErklärung. Man sollte also geradezu übersetzen – So seyd ihr wahrhaftig nicht in der Religion unterwiesen: Ihr habt einen ganz andern christlichen Unterricht erhalten.
1 Cor. 4, 10.Klug seyn inChristo, in der christlichen Lehre wohl unterrichtet seyn; ein gutes christliches Erkenntniß haben. Der Gegensatz ist sehr treffend, und das Ganze ein sehr feiner Verweis – Nun da ihr durch uns in aller christlichen Weisheit seyd unterrichtet worden, sollen wir das zum Dank haben, daß die falschen Brüder unter euch uns für Narren schelten? Wahrhaftig eine große That!
2 Cor. 1, 21.Befestiget werden inChristum, in der christlichen Lehre befestiget werden; immer ausgebreitetere, richtigere und wirksamere Einsichten erlangen. So erklärt sich der Apostel, Col. 1, 23.2, 7.
Col. 2, 6.Christumangenommenhaben, sich zur christlichen Religion bekannt haben; in ihm wandeln, nach den Vorschriften derselben leben; 8. nicht nachChristo, der christlichen Lehre nicht gemäß.
Gal. 4, 19.aufdaßChristusin euch(eigentlich,unter euch) eine Gestalt gewinne, daß die christliche Religion immer mehr Eingang und Ansehen unter euch gewinne; daß ihr wahrhaftige Christen werdet. Es ist eine |d141| fortgesetzte Vergleichung mit einer Frucht im Mutterleibe, die nur nach und nach menschliche Gestalt bekömmt, und es gehörte also zur Genauigkeit derselben, hier die Person Christi statt der Lehre zu nennen.
Gal. 5, 4.Christumverlieren, wieder von der christlichen Religion abtreten (in so fern man doch auch halb Jude seyn will und sich beschneiden läßt).
– – 6. inJesu Christogelten, nach der christlichen Lehre einen Werth haben.
Röm. 6, 3.inJesumChristgetauft seyn, auf das Bekenntniß seiner Lehre getauft seyn:s.begraben.
Phil. 3, 8.Christumgewinnen, ein völliger Christ werden, die Lehre Jesu immer reiner und unvermischter erkennen und ausüben lernen: s.Gewinn , wo die ganze Vorstellung erklärt werden soll.
1 Thess. 5, 18. Wille Gottes inChristo Jesu, die Vorschriften der christlichen Religion.
Eph. 2, 10.Geschaffen seyn inChristo Jesu, durch das Christenthum zu etwas bestimmt seyn, oder geschickt gemacht seyn: 3, 17.Christumzuwohnen, die Lehre Christi euch recht eigen zu machen.
2 Cor. 1, 20.VerheißungenGottesdie inChristoJa und Amen sind, werden die göttlichen Versicherungen alles Guten genannt, die durch das Christenthum und den Inhalt desselben ihre Bestätigung erhalten haben.
|d142|2 Cor. 11, 3. – – euch von dem unverfälschten Christenthum abwendig machen: s.Einfältigkeit .
– 13, 5. Oder findet ihr an euch selbst so wenig Veränderung, daß ihr die Lehre Christi unter euch nicht gewahr werden könnet?
Hiernach müssen die mit Herr,Jesus, dem Sinn nach ganz ähnlichen zusammengesetzten Umschreibungen auf gleiche Weise erklärt werden.
Cörper;Col. 2, 17. im Gegensatz gegen den Schatten, und bedeutet also die Sache selbst. Was aber Lutherübersetzt, der Cörper selbst ist in Christo, heißt von Wort zu Wort, der Cörper selbst istChristi. Es entsteht also die Frage, in welchem Sinn dieß zu nehmen sey, und was überhaupt die Sache sey, die den Sabbaten und Feyertagen der Juden als Schattenwerken entgegengesetzt wird? Diese nemlich, die kindlich freyere Anbetung der Christen, bey der es eigentlich nicht auf Zeiten und Oerter ankömmt, und der Sinn: die Sache selbst ist nicht mehr etwas zukünftiges, sondern bereits durch Christum zur Wirklichkeit gebracht. Der Apostel setzt nur das Wort Christus hier im Zeugungsfall, um mit dem Gegensatz, deskünftigen, eine völlige Gleichheit herauszubringen; in welchen Fällen, wie bekannt, die besten Schriftsteller sich nicht so genau an grammaticalische Regeln binden: s.Schatten .
Creatur,Röm. 8, 19.ff.Ich habe ehemals das Wort in diesem Zusammenhang von der ganzen sichtbaren Schöpfungerklärt. Nach und nach aber wird es mir wahrscheinlicher, daß die Chri|d143|sten überhaupt, die damals unter besondern Verfolgungen seufzten, darunter zu verstehen sind, und also die Steigerung ist – alle Christen – auch die bewährtesten – selbst wir Apostel. Nun fehlt zwar der Beweis aus dem anderweitigen biblischen Sprachgebrauch; aber aus den ähnlichen Vorstellungen der Aufrichtung des Christenthums, als einer Schöpfung, und der Christen, als eines geschaffnenWerks Gottes, (Eph. 2, 10.3, 9.Col. 1, 16.s.schaffen ), ließe sich doch derselbe erläutern, und, die folgende Erklärung angenommen, auch beweisen.
KeineandreCreaturRöm. 8, 39. ist soviel, als was wir sagen würden, nichts in der Welt.
AlleCreaturMarci 16, 15.Col. 1, 23. alle Menschen, nicht bloß die Heyden, welche Einschränkung, wenigstens in der letzten Stelle, wegen des Zusatzes – die unter dem Himmel ist – wohl nicht statt finden kann: Dagegen bin ich sehr geneigt, alle Creatur in der Redart
Der Erstgebohrnevor allen Creaturen, Col. 1, 15. von der ganzen Menge der Christen überhaupt zu verstehen, daß die Benennung eben so viel sey, als Haupt des Leibesv. 18. und der Erstgebohrneunter vielen BrüdernRöm. 8, 29.Luther hat nicht so ganz richtig übersetzt stattaller Creaturen – vor allenCreaturen. Man hat übrigens Offenb. 3, 14. damit zu vergleichen, wo nur die Redart und Wortstellung etwas verschieden, der Sinn aber eben derselbe ist; s.Anfang . Ich erinnere also nur noch vorläufig an diesem Ort, daß die Schöpfung, von welcher Paulus mit den Colossern redet, die Errichtung |d144| der Kirche oder der christlichen Gesellschaft ist, und wenn ich dieß, bey dem Wort schaffen , werde wahrscheinlich gemacht haben, so wird auch die gegenwärtige Erklärung ein neues Gewicht dadurch erhalten, die, wie mich dünkt, schon durch die beyden damit verglichenen Redarten höchstwahrscheinlich wird. Der Sinn wäre also – das Haupt der ganzen Christenheit – und für Sprachkenner ist es nicht nöthig, die Verwechslung des Worts Erstgebohrner mit Haupt zu rechtfertigen.
Erstling der Creatur Gottes; s.Erstling .
Neue Creatur; 2 Cor. 5, 17.Gal. 6, 15. ist hier der neue geistliche Anbeter, der Gott, ohne dazwischen kommende sinnliche Gebräuche des jüdischen Gottesdienstes, dienet; welches der ganze Zusammenhang deutlich macht, und womit also nur noch auf die neue äußerliche Form des christlichen Gottesdienstes gesehen wird, ohne die schon wirklich gebesserten Gesinnungen mit einzuschließen. Ich möchte wenigstens für mein Theil diese Benennung nicht für ganz gleichgeltend mit der Vorstellung desneuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist inHeiligkeit halten, weil hier der Zusatz die wirkliche Besserung anzeigt: durch jene Benennung aber nur angezeigt werden sollte, daß der Christ nicht weiter an den Aeußerlichkeiten des Judenthums hangen müsse. Die freye Uebersetzung beyder Stellen s. bey Christus .
Creuz, creuzigen;s.Kreuz, kreuzigen .