V.

Vater im Himmel, s.himmlisch .
Väter, Vorfahren; Apostg. 7, 15. 38. 39. 44. 45.Röm. 9, 5.So verwechselt Josephus sehr oft beyde Wörter mit einander (z. E. im Buch von den Maccabäern) und Paulus selbst, 2. Tim. 1, 3.
Verbannetseyn,Röm. 9, 3.s.Christus S. 77. und Buch des Lebens S. 65. Man sollte nemlich, wie mich dünkt, nicht vergessen, daß ein Apostel das von sich sagt, der als ein solcher noch in einem besondern Verhältniß mit Christo stund.
Verdammniß, eigentlicher Verderben, Röm. 9, 22.2. Petr. 3, 7. 16.Unglück, 1. Tim. 6, 9. 2. Petr.2, 3.
Vergeben,s.zurechnen . *
Verklären,für verherrlichen, kommt auch noch Joh. 16, 14.vor, undLutherselbst hatin der Ausgabe v. 1527. dafürehrengebraucht.
Verkundschaften,auskundschaften, ausforschen,Gal. 2, 4.
Verlust,genauer,Verwerfung; Röm. 11, 15.
Vernunft:Eph. 2, 3.wieCol. 1, 21.steht das Wort Vernunft auch am unrechten Ort |z104| in der Uebersetzung. Es sollte Einbildungen, Gesinnungen, heißen, wornach schon in Absicht der lezten Stelle Herr D.Semler es in seiner Umschreibung gegeben hat und mit ihm Herr D.Gruner neuerlich in seiner praktischen Einleitung in die ReligionS. 637. Die Uebersetzung im Briefe an die Colosser würde seyn:
Die ihr ehemals nicht zum Volke Gottes gehörtet und eurer in so viele Laster ausbrechenden Gesinnung nach ihm ganz entgegen waret: S.Feind.
Die Uebersetzung der ersten Stelle, s.S. 148 .
Versöhnen,Versöhnung: Gewisser Misverständnisse wegen will ich zuerst bey der S. 366. erklärten Stelle noch folgendes anmerken: Wort für Wort sollte übersetzt werden:
Gott war in Christoversöhnend die Welt mit ihm selber:
Dies heißt nun deutschmäßiger: Gott versöhnte die Welt mit ihm selber durchChristum. Hiermit finden also folgende Fragen sogleich ihre Beantwortung: Wer hat die Welt versöhnt? Antwort: Gott selbst.Durch wem hat er es gethan? Antwort: DurchChristum. Nun entstehen aber noch die Fragen, wie hat es Gott gethan? Und wie durch Christum? Der Apostel fährt also fort die erste zu beantworten: Er rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu; |z105| und die zweyte: Er hat unter uns aufgerichtet das Wort, (deutscher) unter uns bekannt machen lassen die Lehre von der Versöhnung; d. i. vermöge des folgenden, so sind wir nun Bothschafter anChristusStatt, er hat diese Lehre von der Nichtzurechnung unsrer Sünden durch Christumzuerst bekanntmachen lassen, so wie wir sie nun an seiner Statt fortverkündigen. Hieraus entspringt nun der Sinn, wie ich ihn am angeführten Orte kurz zusammengefaßt habe. Er ist so wenig dunkel und räthselhaft ausgedruckt, daß die Corinther nur die Worte nach der Natur ihrer ihnen am besten bekannten Sprache miteinander gehörig verbinden durften und nur geneigt seyn mußten, der Reyhe der apostolischen Gedanken zu folgen, sie anzunehmen, wie er sie selbst entwickelt, um ihn auch sogleich zu verstehen. Und es ist also auch hier nur von dem LehramtChristi und seiner ausserordentlichen göttlichen Sendung dazu die Rede: s.Amt S. 10.
Hiernächst gehören hieher die Stellen Röm. 5, 10.Eph. 2, 16.Col. 1, 22. aber nicht in ein Wörterbuch das wie der Sache zu bestimmen, welches immer noch gefragt werden kann, wenn gesagt wird: Durch den Tod, durchs Creutz. Nimmt man aber alles zusammen, was ich zur Worterklärung bey erlösen ,Herr ,heiligen ,Mittler ,Opfer ,Priester ,reinigen ,selig machen und versöhnen erinnert habe; hält man sich vornehmlich an die |z106| unmittelbaren Unterweisungen Jesu von den Ursachen seiner Sendung und seines Todes, (z. E.Joh. 17.) so daß man in den Vorträgen der Apostel das Wesentliche jener immer zum Grunde legt; unterscheidet man gehörig noch allgemein-zugestandnen Auslegungsregeln, gegen wen die Apostel die Vorstellungsart eines Opfers, einer Versöhnung, brauchen; erklärt man Paulum nach seiner eignen Aussage, 1. Cor. 9, 20–22.Ich bin jedermann allerley worden (nemlich im Vortrag der Religion) auf daß ich allenthalben ja etliche selig mache: den Juden bin ich worden als ein Jude – als unter dem Gesetz, auf daß ich sie gewinne; denen die ohne Gesetz sind, als ohne Gesetz, auf daß ich auch sie gewinne; wendet man endlich auch hierbey die Wahrnehmung an, von der Herablassung (συγκαταβασει) in Ausdrücken und symbolischen Vorstellungsarten, welche man so häufig bey Erklärung des alten Testaments zu Hülfe nimmt: So wird man wohl manches auf die den Zeiten und Personen angepaßte Vorstellungsart abzurechnen haben und dann soviel reiner Gewinn für ein jedes Christen Hertz übrig bleiben, daß Jesus bis zum Tod gehorsam worden, um eine allgemeine Religion des Herzens und des Wandels ohne Opfer, Reinigungen, bestimmte Fast- und Feyertage, mit göttlicher Autoritaet aufzurichten und dadurch der Erretter des in Unwissenheit und Aberglauben, wie in La|z107|sterhaftigkeit tief verfallnen menschlichen Geschlechts zu werden. – Wohl dem, der diese Weisheit findet! Aber auch sie muß man suchen wie Schätze.
Versuchen,Versuchung: Das Zeitwort kommt noch weiter in der Bedeutung der Prüfung vor. Ebr. 11, 17.Luc. 10, 25.(stellte ihn auf die Probe) 1.Tim. 3, 10. (man nehme sie zuerst auf die Probe.)
Matth[.] 4, 1. ff.Luc. 4, 1.ff.hat es eben diese Bedeutung, man mag nun annehmen, daß die Versuchung wirklich in äußerlichen Vorspiegelungen bestanden, oder, durch Erregung dahingehöriger Bilder in der Vorstellungskraft geschehen sey. In beyden Fällen bleibt die Hauptsache immer dieselbe, daß Jesus die härteste Prüfung durch herzhaften Glauben und unbewegliche Treue gegen Gott ausgehalten.
Vertrauen: 2.Tim. 3, 14.hat Luther unrichtig übersetzt, was dir vertrauet ist: Es sollte heißen, wie es schon Hesychius erklärt hat, was dir so überzeugend vorgetragen worden; bleibe deinen erlangten Einsichten und Ueberzeugungen getreu. Richtiger ist die Luthersche Uebersetzung, Röm. 3, 2.Gal. 2, 7.1. Thess. 2, 4.
Vertreten:Röm. 8, 26. ist der Sinn: Unsrekindliche Gesinnungen gegen Gott kommen uns bey allen äußerlichen Leiden zu statten: Wenn das Gefühl von diesen uns von der einen Seite noch so sehr niederschlägt, daß |z108| wir selbst nicht sogleich wissen, was wir uns von Gott als das Beste erbitten und wo wir die Worte dazu hernehmen sollen, so ist von der andern Seitejeder Seufzer unsersGottergebenenHerzensstatt aller Worte, und dem Gott, der unser Innerstes kennet, verständlich genug (V.27.s.S. 178. ) –V.34. von Jesugesagt, geschieht es in Rücksicht auf die Fürbitten der Hohenpriester alten Testaments für das Volck und nach der symbolischenVorstellungsart, die nach meinen Ueberzeugungen bey der ganzen Anwendung des levitischen Priesterthums auf Jesum zum Grunde liegt:s.S. 294. f.
Vervortheilen,1. Thess. 4, 6.s.Handel . *
Unehrlich. Die unehrlichsten Glieder, 1. Cor. 12, 23. ist nach dem veralteten Sprachgebrauch des Worts unehrlich (s.ehrlich ) soviel als die unehrbarsten, nemlich wie sie uns scheinen: s.S. 100 .
Unfruchtbahr: So beschreibt auch Clemens von Alexandrien die unnatürlichen Laster von welchen hier die Rede ist in seiner catechetischen Anweisung im 2. Buch S. 223. des ersten Bands – ἀρρενομιξιας, τας ακαρπους σπορας.
Ungerecht: Vom Reichthum gebraucht,Luc. 16, 9. ist es für unbeständig, ungewiß, gesagt: So verwechseln die Alexandrinschen Uebersetzer das hier vorkommende griechische Wort mit einem hebräischen von derselben Bedeutung:S.wahrhaftig .*
|z109|Unreinigkeit,1. Thess. 2, 3.werden darunter niedrige, verabscheuungswürdige Leidenschaften des Geitzes und der Ehrsucht (V.5. 6.) verstanden, so wie unter List, Schmeicheleyen.
Unwissenheit,Ebr. 9, 7.eigentlicher, Vergehungen, Fehltritte; Sir. 23, 3.1. Mac. 13, 39.Text und Uebersetzung verglichen: So auch Apostg. 17, 30.
Vollkommen:Matth. 19, 21. behält es seine gewöhnliche Bedeutung – Col. 2, 10. geht es auf die Belebung der ganzen christlichen Gemeine durch Christum, ihre Vereinigung und Zusammenfassung unter ihm als den Haupt; s.Fülle . S. 39. 40. der Zusätze und im Wörterbuch S. 162. Vollkommen machen, ist Ebr. 2, 10. aus der Einweyhungsceremonie der Priester des alten Testaments zu erklären, wornach es soviel ist, als, einen in seinem Amte völlig bestätigen; und also auch 7, 28.feyerlichst einsetzen: Vom Gesetz und den jüdischen Gottesdiensten gesagt, Ebr. 7, 19.9, 9.10, 1. bedeutet es nach V. 25. der ersten, und 2. der letztern Stelle, wahre Besserung und Glückseligkeit zuwegebringen.
Vorbild, genauer, Warnung, 1. Cor. 10, 6vergl.V. 11.
Vortheil,besser,Vorzug; Röm. 3, 1. 9.
Urtheilen, für verurtheilen,Jac. 4, 11. 12.Der Apostel scheint nur auf gleichgültige Handlungen andrer zu sehen, wie Paulus Röm. |z110|14. und also sagen zu wollen: „Wenn du andre über ihr Verhalten, welches nach ihrenGewissen recht ist, lieblos beurtheilest, so wirfst du dich zum Gewissensrichter auf, welches Gott allein zukömmt.“
Sein Urtheil tragen, Gal. 5, 10. seinen Lohn schon finden.