156. Die grose Verschiedenheit der individuellen Beschaffenheit der Besserungsbedürftigen Menschen macht es zwar unmöglich, alle an einerley Methode und Form, und an eben dieselbe Folge der zur Sinnesänderung zusammengehörigen Theile genau zu binden. Jedoch können mit Nutzen im Allgemeinen
die einzelnen Stücke der Sinnesänderung in folgende natürliche Ordnung gebracht werden. Der Christ, a) bey
|a112| welchem eine historische Kenntnis derjenigen Religionslehren, durch welche die Besserung bewirkt wird, (§.
155. ) vorausgesetzt werden kan, oder der doch sie kennen zu lernen Gelegenheit hat, Röm. 10, 14. 17. muß b) vor allen Dingen zur Aufmerksamkeit und zum Nachdenken über diese Wahrheiten und über seinen moralischen Zustand gebracht
werden; Luc. 15, 17. Act. 16, 30. welches die göttliche Regierung auf sehr mannichfalige Art veranstalten kan. c) Verweilet nun der Mensch bey der Betrachtung der Wahrheiten, ohne durch Leichtsinn oder vorsezliche Ablenkung des Gemüths ihren Eindruck zu hindern, Luc. 8, 12. Act. 13, 46. 24, 25. und denkt er an diese Wahrheiten in Beziehung auf sich selbst; Act. 2, 37. so wird d) die Erkenntnis derselben in ihm lebendig werden. e) Sein Gewissen sagt ihm, er sey ein Sünder. Ps. 32, 5. 51, 5. Luc. 18, 13. 1 Joh. 1, 8–10. Ps. 19, 13. Die Vorstellung der Schändlichkeit, Strafbarkeit, und Schädlichkeit seiner bisherigen Gesinnungen und Handlungen, f) bringt in ihm ein Misfallen an sich selbst, nebst den Empfindungen der Schaam, Furcht und Reue hervor, Jer. 31, 18. 19. Joel 2, 12. 13 Luc. 15, 17–19. 2 Cor. 7, 9–11. von welchen eine oder die andere stärker ist, je nachdem der Mensch Gott als seinen Schöpfer und Wohlthäter, oder als seinen Richter lebhafter sich denkt, oder die Vorstellung von dem sich selbst und andern zugefügten Schaden die Oberhand hat. Diese Empfindungen werden um so viel stärker oder schwächer, länger oder kürzer anhaltend seyn, je nachdem theils die Empfindsamkeit des Menschen gröser oder geringer ist, theils sein Gemüth zu der Zeit gestimmt ist, theils heterogene Vorstellungen und Empfindungen die Wirckung jener mehr oder weniger unterbrechen, theils die Betrachtung der zu diesem Zwecke dienlichen Religionswahrheiten fleißig fortgesezt wird, theils die Wahrheiten auf eine die Leidenschaften mehr oder weniger erregende Art vorgestellt werden. Folgen
|a113| dieser Empfindungen sind, daß der Mensch nicht nur die Sünde nie begangen zu haben wünscht, und sie aufrichtig zu verabscheuen anfängt, Ez. 36, 31. 2 Cor. 7, 11. sondern daß auch h) die Ueberzeugung, er bedürfe einer Besserung, und der Wunsch, ein frommer und Gott wohlgefälliger Mensch zu werden, in den festen Vorsatz übergeht, nicht mehr zu sündigen, sondern sich zu bessern. Daß dieser Vorsatz ernstlich sey, beweiset er durch den treuen Gebrauch der zur Ausführung desselben dienlichen Mittel. Dahin gehöret die fortgesezte Betrachtung der Religionswahrheiten, das Gebet um göttlichen Beistand, Ps. 51, 12. 13. die Vermeidung der Gelegenheiten zum Sündigen, die Aufmerksamkeit auf seine Gedanken, Begierden, Reden und Handlungen, der Widerstand gegen die Reize zur Sünde vermittelst der erneuerten Erinnerung an die zur Unterlassung der Sünde antreibende Bewegungsgründe, Bereuung der gethanen neuen Fehltritte u. s. w. Weil aber eingewurzelte Neigungen und Gewohnheiten nicht so leicht besieget und in die entgegenstehenden verwandelt werden, auch die unordentliche Stärke der Sinnlichkeit den besten Vorsätzen im Wege stehet, und es dem Menschen noch an Kräften fehlet, das Gute das er will zu vollbringen, und den göttlichen Gesetzen einen uneingeschränkten und willigen Gehorsam zu leisten; Röm. 7, 15. 18. 19. 21. 23. so bleiben die mehresten eine Zeitlang in diesem Zustande, da sie zwischen Tugend und Laster hin und her wanken. Ja bey vielen werden die guten Vorsätze entweder gar nicht, oder nur zum Theil ausgeführt, weil sie ihr aufgewachtes Gewissen wieder einschläfern, es geschehe dieß nun durch Vorurtheile, Luc. 3, 8. (z. B. es sey mit der Besserung zu spät, es habe damit noch Zeit, wir seyen so schlimm nicht als andere, man fordere allzuschwehre ja unmögliche Dinge, Gott werde nach seiner Barmherzigkeit und um des Verdienstes Christi willen es nicht so genau mit uns nehmen, sondern den Willen für die That gel
|a114|ten lassen u. d. gl.) oder durch Zerstreuungen und Leichtsinn, Matth. 13, 19. oder durch genährte Vorstellungen von den mit der Sünde verbundenen Vergnügungen und Vortheilen, denen man ungerne entsaget. Matth. 13, 20‒22. i) Fährt hingegen der Mensch in dem treuen Gebrauch der schon erwähnten Mittel fort, so entstehet, neben der festen Entschließung, durch eine vollständige Sinnesänderung wahrhaftig gut und christlich fromm zu werden, ein sehnliches Verlangen nach einer gründlichen Beruhigung des Herzens, Ps. 25, 6. 7. 11. 17. 18. 51, 3. 4. 9. 10. 11. 14. welches durch die Lehren von der Allgemeinheit und Gröse der Liebe Gottes, von den durch Christum erduldeten Strafen unsrer Sünden und der durch seinem Tod gestifteten Versöhnung, von der Bereitwilligkeit Gottes allen sich bessernden Sündern ohne Ausnahme um Christi willen zu verzeihen, ihnen die Strafen zu erlassen und die Seligkeit ihnen
zu schenken, (§.
128. 129. 144. ) Joh. 3, 16. Matth. 18, 11. ff. Luc. 19, 10. immer mehr belebet und vergrösert wird. Ps. 25, 6‒18. k) Erkennet nun der Mensch die christlichen Religionslehren, und darunter insbesondere die nur erwähnten, für wahr und gewiß, findet er an sich bey sorgfältiger Prüfung seiner selbst die Merkmale eines sich Bessernden, und wendet er demnach jene Sätze auf sich selbst an; 1 Tim. 1, 15. so entstehet in ihm die Hoffnung, und (oft nach und unter manchen Zweifeln) das feste Vertrauen
auf Gottes Zusage und die gewisse Zuversicht, (der
Glaube an Christum, in engerer Bedeutung) daß Gott auch ihm um Christi willen seine Sünden vergebe und sein gnädiger Gott sey, zu dem er sich, wofern er seine Gnade nicht wieder muthwillig verscherze, statt der verdienten Strafen, alles Guten in Zeit und Ewigkeit gänzlich versehen könne und dürfe. Röm. 4, 5. 17‒21. 24. 25. 5, 1. 3, 22. 25. 28. 30. Gal. 2, 16. 3, 11. 12. 13. Ebr. 10, 19‒22. 156. Die grose Verschiedenheit der individuellen Beschaffenheit der Besserungsbedürftigen Menschen macht es zwar unmöglich, alle an einerley Methode und Form, und an eben dieselbe Folge der zur Sinnesänderung zusammengehörigen Theile genau zu binden. Jedoch können mit Nutzen im Allgemeinen
die einzelnen Stücke der Sinnesänderung in folgende natürliche Ordnung gebracht werden. Der Christ, a) bey
|a112| welchem eine historische Kenntnis derjenigen Religionslehren, durch welche die Besserung bewirkt wird, (§.
155. ) vorausgesetzt werden kan, oder der doch sie kennen zu lernen Gelegenheit hat, Röm. 10, 14. 17. muß b) vor allen Dingen zur Aufmerksamkeit und zum Nachdenken über diese Wahrheiten und über seinen moralischen Zustand gebracht
werden; Luc. 15, 17. Act. 16, 30. welches die göttliche Regierung auf sehr mannichfalige Art veranstalten kan. c) Verweilet nun der Mensch bey der Betrachtung der Wahrheiten, ohne durch Leichtsinn oder vorsezliche Ablenkung des Gemüths ihren Eindruck zu hindern, Luc. 8, 12. Act. 13, 46. 24, 25. und denkt er an diese Wahrheiten in Beziehung auf sich selbst; Act. 2, 37. so wird d) die Erkenntnis derselben in ihm lebendig werden. e) Sein Gewissen sagt ihm, er sey ein Sünder. Ps. 32, 5. 51, 5. Luc. 18, 13. 1 Joh. 1, 8–10. Ps. 19, 13. Die Vorstellung der Schändlichkeit, Strafbarkeit, und Schädlichkeit seiner bisherigen Gesinnungen und Handlungen, f) bringt in ihm ein Misfallen an sich selbst, nebst den Empfindungen der Schaam, Furcht und Reue hervor, Jer. 31, 18. 19. Joel 2, 12. 13 Luc. 15, 17–19. 2 Cor. 7, 9–11. von welchen eine oder die andere stärker ist, je nachdem der Mensch Gott als seinen Schöpfer und Wohlthäter, oder als seinen Richter lebhafter sich denkt, oder die Vorstellung von dem sich selbst und andern zugefügten Schaden die Oberhand hat. Diese Empfindungen werden um so viel stärker oder schwächer, länger oder kürzer anhaltend seyn, je nachdem theils die Empfindsamkeit des Menschen gröser oder geringer ist, theils sein Gemüth zu der Zeit gestimmt ist, theils heterogene Vorstellungen und Empfindungen die Wirckung jener mehr oder weniger unterbrechen, theils die Betrachtung der zu diesem Zwecke dienlichen Religionswahrheiten fleißig fortgesezt wird, theils die Wahrheiten auf eine die Leidenschaften mehr oder weniger erregende Art vorgestellt werden. Folgen
|a113| dieser Empfindungen sind, daß der Mensch nicht nur die Sünde nie begangen zu haben wünscht, und sie aufrichtig zu verabscheuen anfängt, Ez. 36, 31. 2 Cor. 7, 11. sondern daß auch h) die Ueberzeugung, er bedürfe einer Besserung, und der Wunsch, ein frommer und Gott wohlgefälliger Mensch zu werden, in den festen Vorsatz übergeht, nicht mehr zu sündigen, sondern sich zu bessern. Daß dieser Vorsatz ernstlich sey, beweiset er durch den treuen Gebrauch der zur Ausführung desselben dienlichen Mittel. Dahin gehöret die fortgesezte Betrachtung der Religionswahrheiten, das Gebet um göttlichen Beistand, Ps. 51, 12. 13. die Vermeidung der Gelegenheiten zum Sündigen, die Aufmerksamkeit auf seine Gedanken, Begierden, Reden und Handlungen, der Widerstand gegen die Reize zur Sünde vermittelst der erneuerten Erinnerung an die zur Unterlassung der Sünde antreibende Bewegungsgründe, Bereuung der gethanen neuen Fehltritte u. s. w. Weil aber eingewurzelte Neigungen und Gewohnheiten nicht so leicht besieget und in die entgegenstehenden verwandelt werden, auch die unordentliche Stärke der Sinnlichkeit den besten Vorsätzen im Wege stehet, und es dem Menschen noch an Kräften fehlet, das Gute das er will zu vollbringen, und den göttlichen Gesetzen einen uneingeschränkten und willigen Gehorsam zu leisten; Röm. 7, 15. 18. 19. 21. 23. so bleiben die mehresten eine Zeitlang in diesem Zustande, da sie zwischen Tugend und Laster hin und her wanken. Ja bey vielen werden die guten Vorsätze entweder gar nicht, oder nur zum Theil ausgeführt, weil sie ihr aufgewachtes Gewissen wieder einschläfern, es geschehe dieß nun durch Vorurtheile, Luc. 3, 8. (z. B. es sey mit der Besserung zu spät, es habe damit noch Zeit, wir seyen so schlimm nicht als andere, man fordere allzuschwehre ja unmögliche Dinge, Gott werde nach seiner Barmherzigkeit und um des Verdienstes Christi willen es nicht so genau mit uns nehmen, sondern den Willen für die That gel
|a114|ten lassen u. d. gl.) oder durch Zerstreuungen und Leichtsinn, Matth. 13, 19. oder durch genährte Vorstellungen von den mit der Sünde verbundenen Vergnügungen und Vortheilen, denen man ungerne entsaget. Matth. 13, 20‒22. i) Fährt hingegen der Mensch in dem treuen Gebrauch der schon erwähnten Mittel fort, so entstehet, neben der festen Entschließung, durch eine vollständige Sinnesänderung wahrhaftig gut und christlich fromm zu werden, ein sehnliches Verlangen nach einer gründlichen Beruhigung des Herzens, Ps. 25, 6. 7. 11. 17. 18. 51, 3. 4. 9. 10. 11. 14. welches durch die Lehren von der Allgemeinheit und Gröse der Liebe Gottes, von den durch Christum erduldeten Strafen unsrer Sünden und der durch seinem Tod gestifteten Versöhnung, von der Bereitwilligkeit Gottes allen sich bessernden Sündern ohne Ausnahme um Christi willen zu verzeihen, ihnen die Strafen zu erlassen und die Seligkeit ihnen
zu schenken, (§.
128. 129. 144. ) Joh. 3, 16. Matth. 18, 11. ff. Luc. 19, 10. immer mehr belebet und vergrösert wird. Ps. 25, 6‒18. k) Erkennet nun der Mensch die christlichen Religionslehren, und darunter insbesondere die nur erwähnten, für wahr und gewiß, findet er an sich bey sorgfältiger Prüfung seiner selbst die Merkmale eines sich Bessernden, und wendet er demnach jene Sätze auf sich selbst an; 1 Tim. 1, 15. so entstehet in ihm die Hoffnung, und (oft nach und unter manchen Zweifeln) das feste Vertrauen
auf Gottes Zusage und die gewisse Zuversicht, (der
Glaube an Christum, in engerer Bedeutung) daß Gott auch ihm um Christi willen seine Sünden vergebe und sein gnädiger Gott sey, zu dem er sich, wofern er seine Gnade nicht wieder muthwillig verscherze, statt der verdienten Strafen, alles Guten in Zeit und Ewigkeit gänzlich versehen könne und dürfe. Röm. 4, 5. 17‒21. 24. 25. 5, 1. 3, 22. 25. 28. 30. Gal. 2, 16. 3, 11. 12. 13. Ebr. 10, 19‒22.