|a[1]|A.

Abendmahl des Herrn:1 Cor. 11, 20. ist die von Jesu seinen Jüngern vorgeschriebene Gedächtnißmahlzeit seines Leidens und Todes; wobey man also das Abend in der Zusammensetzung des deutschen Worts in einer genauern Auslegung eben nicht zu bemerken hat: SieheTestament .
gemeinschaftliches mitChristo; Offenb. Joh. 3, 20. bedeutet die gemeinschaftliche Theilnehmung an allen wahren und dauerhaften Glückseligkeiten. Nach einer freyen Uebersetzung würde der Sinn seyn: Wer sich nach meiner Belehrung richten und nach derselben aufrichtig gesinnt seyn wird, den werde ich als meinen vertrautesten Freund schätzen, und ihn an allen Vortheilen meines Evangelii Theil nehmen lassen. Das Wohlwollen selbst wird durch die bildliche Redart, ich werde zu ihm eingehen; und die Erweisungen desselben durch das folgende ausgedrückt. Einem Prediger könnte dies also gute Gelegenheit geben, von dem Glück eines aufrichtigen Christenthums, oder, wegen bekannter Mißverständnisse, von den falschen Vergnügungen der Einbildungskraft an bloß sinnlichen Vorstellungen der Religion zu reden: siehe Stimme.
|a2| Abendmahldes Lammes; Offenb. 19, 9. Im Griechischen heißt es von Wort zu Wort, Abendmahl der Hochzeit des Lammes; d. i.hochzeitliches Mahl des Lammes, kurz Hochzeit des Lammes, wie gleich vorher V. 7. Und da das Wort Hochzeit in unserer und der griechischen Sprache eine jede hohe feyerliche Zeit bedeutet; so wird an diesem Ort damit überhaupt eine gewisse Periode angezeigt, in welcher das Christenthum zur Beschämung seiner Gegner einen ausnehmend erfreulichen Ruhestand gewinnen würde: Glücklich werden denn die gepriesen, die diese heitern und ruhigen Tage erleben würden.
Gottes; 19, 17. Eine sehr erhabne Beschreibung einer schrecklichen Niederlage der damaligen Feinde des Christenthums: Gott wird vorgestellt, wie er allen Raubthieren von dem Fette der Feinde eine Mahlzeit zubereitet habe und das ganze Bild weiter ausgeführt Ezech. 39, 19. 20.
Abtreten, eigentlich abfallen, von dem lebendigen Gott, Ebr. 3, 12. heißt ein Gottesverleugner werden, und also das Christenthum im Gegensatz gegen das Heydenthum verlassen: VomGlauben1 Tim. 4, 1. vergl.v. 2. 3.ein Schwärmerwerden[.]
Aehnlich dem Glauben, siehe Weissagung .
Aelteste,im (jüdischen) VolkMatth. 26, 3. waren die Beysitzer in dem hohen Staatsrath zu Jerusalem, in welchem der Hohepriester den Vorsitz, und die Schriftgelehrten den näch|a3|sten Rang nach ihm hatten, daß also damals nach der angeführten Erzählung der ganze Rath beysammen war; siehe Hoherpriester , Schriftgelehrter .
Aeltestein der christlichenGemeine; sie werden auch Bischöffegenennt, Apostg. 20, 17. 28.Tit. 1, 5. 7. und eins wie das andre bedeutet so viel als Aufseher,Vorsteher nach der eignen Erklärung Pauli1 Tim. 5, 17. Ihr Hauptgeschäfte war also die Besorgung dessen, was zur äußerlichen Zucht und Ordnung gehörte, als die Armenpflege, (zu der sie wieder gewisse Unterbediente , Phil. 1, 1.Apostg. 6, 3. 5. 6.hatten,) die Besuchung der Kranken, die Beylegung kleiner Streitigkeiten, Bestrafung lasterhafter Gemeinglieder und zum Theil die Entscheidung vorkommender Gewissensfragen. Man vergleiche deswegen folgende Stellen unter einander, Apostelgesch.20, 17.25–35.1 Tim. 5, 17.Tit. 1, 5–9.1 Petri 5, 1–3.Apostelgesch. 11, 30.Jac. 5, 14. Mit dem eigentlichen Religionsunterricht hatten sie also nichts zu thun, welcher den ausdrücklich sogenannten Lehrern (1 Cor. 12, 28.) überlassen war; obgleich die angezeigten Amtsverrichtungen ihnen zum Theil die Fürsorge für die Erhaltung der Lehre bey ihren Gemeinen und die Zurechtweisung derselben nach ihren Vorschriften zur Pflicht machten. Daher konnte siePaulus in seinem Schreiben an den Timotheussehr richtig als Männer vorstellen, von |a4| welchen einigeam Wort und an der Lehrearbeiteten,d. i. die Ihrigen oft daran erinnerten, sie zur Befolgung derselben ermahnten u. s. w. Dergleichen Aeltesten ordneten die Apostel und die durch sie bestellten Lehrer an jedem Ort , wo sie eine Gemeine gepflanzt hattenApostg. 14, 23.Tit. 1, 5.und vermuthlich in Nachahmung der jüdischen Aeltesten, so wie diese selbst ursprünglich von Mose eingeführt worden. Doch scheint sehr bald unter den Bischöffen und Aeltesten eine Unterscheidung aufgekommen zu seyn, da schon Clemens von Rom in seinem bekannten Brief an die Corinther, nicht nur die Vorsteher (Bischöffe) und dann die Aeltesten zweymal besonders nennt, sondern auch nur zur Ehrerbietung gegen diese ermahnt, für jene aber Gehorsam und Unterwerfung fodert.
Aergern,sich ärgern, Aergerniß, Aergerniß desKreuzes: Die Ausleger haben zur Genüge gezeigt, daß aus dem eigentlichen Gebrauch des Worts, Aergerniß,in der Bedeutung einer aufgestellten Falle, und der daher abgeleiteten, ärgern, einem eine Falle stellen, sich ärgern, in dieselbe eingehen, oder sich daran stoßen, nach und nach der uneigentliche des Anstoßes, andern anstößig werden, etwas anstößig finden, entstanden sey; hiernach lassen sich denn die Stellen, Matth. 5, 29. 30. 18, 8. 9.Marci 9, 42. 43. 45. 47. Luc. 17, 2.1 Cor. 8,12. 13.2 Cor. 11, 29.Matth. 11, 6.13, 57. |a5|Marci 6, 3.Joh. 6, 61.1 Cor. 1, 23.Röm. 9, 33.Gal. 5, 11. von selbst erklären, und muß der jedesmalige Zusammenhang die Art des Anstoßes genauer bestimmen. Ich sehe auch keine Nothwendigkeit, es mit einigen beym Matthäus 18, 6. 7. in dem Verstandeiner solchen Erbitterung gegen die Religion zu nehmen, welche den andern zum Abfall verleitet; da es im 10.V. ausdrücklich mit dem Wort, verachtenals gleichgeltend verwechselt wird; einem andern anstößig werden, allezeit etwas Verachtendes mit in sich schließt; und das unwillig, verdrüßlich, erbittert werden, daß man der Sache selbst gehäßig wird, mehr die Folge des Anstoßes im natürlichen wie moralischen Fall ist. S.Fels ,Kreuz ,Gekreuzigter .
AeußerlicheSatzungen, äußerlicher Mensch: sieheSatzungen ,Mensch .
Aeußern(sich), sich einer Sache freywillig begeben: Phil. 2, 7. Er äußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt anetc.d. i.Erentsagte, mit großer Selbstverleugnung,dem Ansehen, mit welchem er in der Welt hätte leben könnenetc.S.Gestalt .
Alber; ist 2 Cor. 11, 6. so viel als,ungeübt,unerfahren und die Uebersetzung: Wennich gleich nicht beredt bin, so bin ich doch nicht unwissend. Jenes geht auf den Vortrag, dieses auf die Erkenntniß der Religion.
|a6| das Alte, der alte Mensch; sieheChristus ,Creatur ,Mensch .
Amt: So wird einigemal das christliche Lehramt ohne eine genauere Bestimmung genannt; umständlicher aber beschreibt der Apostel den Zweck und die Geschäfte desselben in den Stellen, die hierbey in einer freyen Uebersetzung folgen:
2 Cor. 3, 6. Welcher auch uns Diener der neuen Religionsverfassung tüchtig gemacht hat, die es nicht mit einem geschriebenen Gesetz, wie Moses, sondern mit Anrichtung rechtschafner Gesinnungen in den Herzen der Menschen zu thun haben: denn das geschriebene Gesetz richtete sogleich bey seiner Bekanntmachung eine schreckliche Niederlage an (es tödtet2 B. Mos. 32, 15. 19. 27. 28.) und setzte alles in Furcht und Schrecken; aber herzlich fromme Gesinnungen erheben das Herz in Ruhe und Freude (der Geist macht lebendig). 7. Wenn nun aber das Amt, dem der Ausspruch des durch jenes geschriebene und in Stein eingegrabene Gesetz veranlaßten Todesurtheils übertragen war, dem Moses ein so hellglänzendes Ansehen gab, daß die Israeliten ihn nicht ansehen konnten, wegen des verzehrenden Glanzes seines Angesichts (2 B. Mos. 34, 29f.); 8. Wie vielmehr muß das Amt, dessen Hauptgeschäft es ist, in den Herzen der Menschen gute Gesinnungen auszubreiten, ein herrliches Amt seyn? 9. Wenn, sage ich, das Amt, wel|a7|ches sogleich das Verdammungsurtheil spricht, diesen äußerlichen Glanz um sich warf; so muß ja gewiß das, welches durch gottgefälliges Wohlverhalten solchen Urtheilen entgegen lehret, um so weitvortreflicher seyn. 10. Wie denn auch überhaupt in dieser Vergleichung das noch so sehr glänzende Angesicht Mosis, wegen der überschwänglichen Herrlichkeit unsers Amts, nicht einmal für etwas so herrliches anzusehen ist: 11. Wenn endlich jenes bloß die Augen blendende Ansehen so herrlich war; wie weit vortreflicher muß das seyn, was eine wesentliche Würde hat?
Wenn man diese Uebersetzung mit der Lutherschen vergleicht, so wird man finden, daß ich eigentlich nur in einigen Kleinigkeiten von ihr abgehe. Was er z. E. umschreibt, – das Amt zu führen – gebe ich wörtlich Diener; was er beydemal aufhören giebt, übersetze ich verzehrend, oder die Augen blendend, und halte dafür, daß jener Glanz im Angesicht Mosis hier recht eigentlich so beschrieben worden, so wie auch der Apostel selbst hinzusetzt, daß ihn die Israeliten nicht hätten vertragen können: was endlich Luther im Bilde und Gegenbilde beständig Klarheit übersetzt, das gebe ich, wie es die Natur der Sprache und der Sache mit sich bringt, im Bilde, welches zur Vergleichung dienet, Glanz, und in der Anwendung desselben, Herrlichkeit. Die übrigen Verschiedenheiten gehören zu der erklärenden Umschreibung, und also zur Frey|a8|heit einer solchen Uebersetzung, die daher auch eine umständlichere Erläuterung erfodert.
So viel ist wohl ausgemacht, daß der Apostel die vorzügliche Würde des evangelischen Lehramts vor dem Mosaischen, behaupten, und deswegen beyde mit einander vergleichen will: man ist nicht weniger größtentheils darinn einig, daß er die Mosaische Gesetzgebung zum Grund der Vergleichung macht, und von da, so zu reden, den Faden derselben anspinnt. Er hatte unmittelbar vorher in gleich bildlichen Ausdrücken gesagt, den Christen sey die Religion Jesu nicht wie jenes Mosaische Gesetz auf steinernen Tafeln vorgelegt, sondern ins Herz geschrieben worden, und da er denn einmal diese Vorstellung ergriffen hatte, so führet er sie zur Ehre des Apostelamts weitläuftiger aus. Jeder aufmerksame Leser wird hiervon leicht selbst urtheilen können, und dies einmal bemerkt, es auch weiter nicht zweifelhaft finden, daß Buchstabe und Geist, im Gegensatz mit den jedem beygelegten Wirkungen des Tödtens und Lebendigmachens, nach der von mir angegebenen Erklärung zu verstehen sind. Gemeiniglich erklärt man jenen vom Gesetz, und diesen vom Evangelio. Allein, wenn auch die herrschend gewordne Entgegensetzung des Evangelii und des Gesetzes, wirklich in andern Aussprüchen der Schrift gegründet wäre, (welches doch nicht ist, und bey dem Wort Gesetz umständlicher gezeigt werden soll); so würde doch der ganze Zusam|a9|menhang der Rede hier etwas dergleichen zu suchen verbieten. Denn da der Apostel auf die in der Uebersetzung angeführte Erzählung aus der MosaischenGeschichte zielet, von einer Schrift redet, die in Steine eingegraben gewesen; so kann der Buchstabe nichts anders bedeuten, als nun eben dieses geschriebene Gesetz, oder die sogenannten zehn Gebote, und Geist im Gegensatz die evangelischenGesinnungen, das, was bildlich zu redenins Herz geschrieben wird. Die Frage wäre nun noch, wie von jenem Gesetz gesagt worden, es tödte, und da dünkt mich denn auch, daß sie aus der Geschichte am zuverlässigsten beanwortet werden könne. Der Inhalt selbst ist nemlich nichts weniger als tödtend, verdammend; er ist dem Menschen, der sich darnach richtet, zuträglich, obgleich nicht zureichend zu einer wahrhaftig beruhigenden Gemüthsfassung, weil bey aller Enthaltung der darinn verbotenen äußerlichen Ausbrüche des Lasters, das Herz noch von der Menge unordentlicher Neigungen bestürmt werden, und das Gewissen verwundet seyn kann. Dem Erfolg nach, sagt man also, sind die Vorschriften des Gesetzes tödtend, wenn der Mensch gewahr wird, daß er sie nicht beobachet habe; und das läßt sich allerdings hören. Allein so kann selbst das Evangelium zufälligerweise eben so gut tödtend werden, und da man doch einmal auch bey dieser Erklärung eine Figur der Rede annehmen muß, |a10| warum wollte man sie nicht lieber darinn suchen, daß der Apostel auf die Todesstrafe, zu der nach der Geschichte so viele verurtheilt wurden, gesehen habe, die Vergleichung noch um diesen Zug erweitere, und also das dem Gesetz der zwo Tafeln selbst zuschreibe, wozu es zufälliger Weise nur den Anlaßgab: so scheint mir selbstRöm. 4, 15.das Gesetz richtet nur Zornan eine feine Anspielung auf die erwähnte Geschichte (2 B. Mos. 32, besonders V. 19.er ergrimmte mit Zorn) zu seyn und so kann auch die Behauptung, christliche Gesinnungen machen lebendig, nichts anders sagen wollen, als was anderswo versichert wird;so uns unser Herz nicht verdammet, so haben wir Freudigkeit zu Gott. S.Testament .
2 Cor. 5, 18. Das alles, daß wir eine weit bessere Religion haben, als Juden und Heyden, ist Gottes gnädige Veranstaltung, der durch Jesum Christum uns zur Wiedervereinigung mit ihm selbst hat bringen wollen, und daher uns Aposteln dieses Geschäft übertragen hat. 19. Denn Gott war inChristo, stiftete diese Vereinigung mit ihm selbst unter den Menschen durch ihn, und zwar indem er ihnen ihreAbweichungen nicht zurechnete, und vielmehr unter uns die Lehre von dieser Vereinigung bekannt machen ließ. 20.So sind wir nun Bothschafter anChristusstatt, wie er zuerst der unmittelbare Bothschafter seines Vaters war,Gottermahnet iztdurch |a11|uns, wie zuvor durch ihn: Wir bitten an Christus statt, lasset euch wieder vereinigen mit Gott!
Wegen des Schriftgebrauchs des Worts Versöhnung, wie der sel.Lutheres übersetzte und des eigentlichen Sinns der Redart, Gott war inChristo, werde ich mich anderswo erklären, z. E.unter der Rubrik senden,versöhnen . Ich setze hiernächst als bekannt voraus, daß das Griechische, welches ichbekannt machen lassen, übersetze, eigentlich diese Bedeutung hat, wenn von Anordnungen und Gesetzen die Rede ist. Nur hier kann ich nicht unterlassen, die frühe Einsicht des vortreflichenLuthers in den eigentlichen Zweck des evangelischen Lehramts mir und andern zum Beyspiel vorzustellen. Was ich übersetze, er hatuns diesesGeschäft (nemlich der Vereinigung mit Gott)übertragen, dafür sagt er, das Amt, das die Versöhnung prediget. Nun heißt es eigentlich im Griechischen bloß das Amt der Versöhnung. Aber Luther umschreibt, und da er das sehr wohl thun konnte und einmal thun wollte, so sagt er doch nicht, das Amt, das die Versöhnung ertheilet, sondern predigt, ankündiget. Er wollte nemlich dem Apostel nicht ins Angesicht wiedersprechen, der gleich nachher den Prediger nicht Sündevergeben sondern nur ermahnen und bitten läßt, lasset euch versöhnen! Er wußte zu gut, daß wir nichts an Gottes statt wegzuschenken haben, |a12| und daher übersetzte er so. Dies wollen wir denn, die wir dieses Amt führen, wohl beherzigen, und alle gute Christen mit uns mögen es thun, nicht mehr von uns erwarten, als hier geschrieben steht, damit sie nicht von dem Wege, ihre Begnadigung bey Gott allein zu suchen, auf den Abweg einer falschen Beruhigung in einer eingebildeten göttlichen Bevollmächtigung des Predigers zur Vergebung der Sünden gerathen.
Anbeten, Anbeter. Das Wort anbeten, ist der Hauptsache nach eben so viel, als verehren, Anbetung, Verehrung, nur daß es den höchsten Grad derselben anzeigt, den Schüler ihren Lehrern, Knechte ihren Herren, Unterthanen ihren Regenten, und die Menschen Gott, als ihrem allgemeinen Oberherrn, beweisen. Und da es unter den Morgenländern der Gebrauch war, auch noch izt ist, dabey niederzufallen, sich zu Füßen zu legen oder die Knie tief zu beugen, sowerden diese Ausdrücke, nach den gleich anzuführenden Stellen, oft damit verbunden, oder auch wohl die Kniebeugen für das gewöhnliche,anbeten, gesetzt.
Von den Ehrfurchtsbezeugungen der Schüler gegen ihre Lehrer kömmt es im Neuen Testament vor, Apostg. 10, 25. Denn obgleich Petrus diese Ehre verbat, so ist doch des Cornelii Erniedrigung ein Beweis, daß man sie in seinem Zeitalter denen erwies, |a13| welche man recht hoch ehren wollte, und er sie also als einen bürgerlichen Gebrauch bey aller seiner Gottesfurcht ohne Bedenken beybehalten konnte. Die Weigerung Petri, war auf das feinere menschliche Gefühl gegründet, dem es wiedersteht, einen Mitmenschen vor sich auf den Füßen liegen zu sehen, und bey welchem man sich bescheidet, daß Gott allein eine solche Unterwerfung gebühre; welches aber der Stolz in der Seele eines Morgenländers nicht aufkommen ließ.
Es wird also auch von den Knechten im Verhältniß gegen ihre Herren gebraucht, Matth. 18, 26. Nur muß man sich hierbey einen Leibeignen denken, wie die damaligen Knechte waren, der mit allem, was er hatte, und selbst mit seinem Leben, von der Gnade seines Herrn abhieng, sein Diener und Unterthan zugleich war.
Die Unterwerfung eines Unterthanen unter seinenBeherrscher ist gemeint, Matth. 2, 11. vergl.V. 8. Denn so wenig Jesus zur Verwaltung eines irdischen Reichs bestimmt war, so hielten es doch die Weisen für seine künftige Bestimmung, und wollten ihm also gleichsam huldigen.
In so fern nun Gott der Schöpfer und Herr der ganzen Welt ist, wird ihm auch allein die Anbetung aller vernünftigen Geschöpfe vorbehalten:Matth. 4, 10.Off. 19, 10.22, 9. in Beyspielen gezeigt, wie höhere |a14| Geister ihm dieselbe bringen.Offenb. 5, 11–14.7, 11–12.4, 8. 9. und versichert, daß die Wiederherstellung derselben unter dem ganzen menschlichen Geschlechte durch Christum bewerkstelliget werden sollen. Joh. 4, 21–24.S.Geist .
Endlich wird dadurch das Verhältniß ausgedrückt, in welchem die Menschen gegen Jesum Christum als das Oberhaupt der Kirche, oder denStifter des Christenthums, stehen sollten, Phil. 2, 9. 10. Man muß nemlich auf gut Deutsch übersetzen:
Darum hat ihn Gott erhöhet, und ihm ein mit nichts zu vergleichendes Ansehen ertheilt, so daß alle vom Höchsten bis zum Niedrigsten, sich demselben unterwerfen, und alle Menschen zur Verherrlichung Gottes des Vaters bekennen sollten, daß er der allgemeine Lehrer des menschlichen Geschlechts sey. Name ist nemlich hier so viel als Ansehen, die Kniebeugen in (unter) eines Namen, sich diesem Ansehen unterwerfen, und beydes braucht keines Beweises. S.Name . Zweifelhafter ist es, wer durch die Umschreibung, dererdie imHimmel,undauf Erden, und unter der Erden sind, gemeint sey; ob alle vernünftige Creaturen, d. i. Engel, Menschen, abgeschiedene und bereits in den Zustand der Todten versetzte; oder alle heydnische Götter, denen man theils die Himmelskörper, theils unsreOberwelt, theils die unterirdischen Gegenden zur Regierung anwies, und die man |a15|dann darnach benannte? Die letzte Erklärung hat vor der ersten das voraus, daß sie dem Sprachgebrauch der guten griechischen Schriftsteller gemäß ist; aber nach eben denselben müßte doch die ausdrückliche Anzeige der Götter, dabey stehen. Es wird auch ohne allen Beweis dabey vorausgesetzt, daß diese Rangordnung der Götter allgemein bekannt und angenommen gewesen. Noch weit weniger kann die erste durch den Sprachgebrauch erwiesen werden. Und da ich gleichwohl selbst keine bessere weis, so lasse ich gern durch das unbestimmte allen, vom Höchsten bis zumNiedrigsten jedem die Freyheit, es für sich näher zu bestimmen. Der ganz eigne Gebrauch, den der Apostel von dem in der Uebersetzung, die im Himmelsind,umschriebnenWort macht (s.himmlisch ) und die ausdrückliche VersicherungEbr. 1, 4. 6. macht es freylich wahrscheinlich, daß die Engel verstanden werden könnten; aber dann weis ich doch immer noch für die unterirdischen keine wahrscheinliche Erklärung. Ueberhaupt wäre ich also geneigt, für mein Theil alle Menschen zu verstehen, (die Großen der Erde; dann den Mittelmann, endlich die Geringen und Armen) und anzunehmen, der Apostel erkläre seine Umschreibung gleich nachher durch alle Zungen eben so, wie er die Redart, sich dem AnsehenJesuunterwerfen, durch, bekennen, daßJesus Christusder Herr sey, näher bestimmt. Daß aber die Benennung |a16|Herr, den in der Uebersetzung ausgedrückten Sinn habe, wird am gehörigen Orte bewiesen werden.
Anfang: So wird das Entstehen einer Sache genannt, und daher ohne allen Zusatz oder Einschränkung durch den Zusammenhang, der Ursprung aller Dinge außer Gott.
Joh. 1, 1.Im Anfang (ehe noch etwas außer Gott war) war das Wort:S.Wort . Die hier die erste Pflanzung des Christenthums durch Jesum selbst verstehen, könnten sich zwar auf 2 Thess. 2, 13. berufen; allein es wird auch daselbst nicht so schlechtweg gesetzt, wie gleich gezeigt werden soll, und überdies hier durch das gleich folgende, alle Dinge sind durch dasselbe gemachtu. s. w. deutlich genug angezeigt, daß man vorher sich das Nichtseyn aller geschaffnen Dinge denken müsse. Ich bin nicht dagegen, daß in dem SprachgebrauchPauli, die Schöpfung, die Jesu Christo zugeschrieben wird, auf die Zeiten des Neuen Testaments gehe (s.machen ,schaffen ), aber daraus läßt sich noch kein sichrer Schluß auf den Johanneischen Sprachgebrauch machen, und der ganze Zusammenhang, in Vergleichung mit den damaligen Schöpfungstheorien der Philosophen, muß allein denselben bestimmen. Das bloße Entstehen der sichtbaren Körperwelt, kann eben so wenig gemeint seyn, da es mir wenigstens höchst wahrscheinlich ist, daß Johannes den Ausdruck aus Sprüchw. 8, 22.entlehnt hat |a17| und also auch die daselbst festgesetzte Erklärung sich dabey gedacht hat, ehe er etwas machte (selbst das uns Unsichtbare), war ich da, also auch noch vor derWeltSir. 24, 14. – dem Ganzen, allen Geschöpfen. Der Sache nach scheinen also die nicht Unrecht zu haben, die hier im Anfang erklären durchvon Ewigkeit her.
2 Petr. 3, 4. welches keiner Erläuterung bedarf.
Besonders bedeutet es nun im Neuen Testament die Dauer des menschlichen Geschlechts, Joh. 8, 44.1 Joh. 3, 8. wo man beydemal nach einer freyen Uebersetzung sagen müßte, so langeMenschengewesen sind. Siehe sündigen ,Teufel .
Nach einem ganz besondern Sprachgebrauch ist es eine Beschreibung der Gründung des Christenthums durch JesumselbstLuc. 1, 2.Joh. 15, 27.1 Joh. 1, 1.2, 7.3, 11.; oder durch dieApostel.
2 Thess. 2, 13. Wir sind verbunden, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, daß euch Gott von meiner ersten Predigt an zu der Glückseligkeit hat gelangen lassen, die ein geheiligter Sinn und eine aufrichtige Annahme des Christenthums verschaft; zu welchem Ende er euch auch durch mich das Evangelium hat predigen lassen. Sieheerwählen ,Wahrheit . Hier ist es genug, zu bemerken, daß die eigentlich |a18| hiermit zu vergleichenden Stellen1 Thess. 1, 2. 3.2, 13. diese eingeschränktere Bedeutung erfodern. Die Vergleichung kann man für sich selbst anstellen; und ist es mir wenigstens gewiß, daß man Eph. 1, 4. hiermit nicht vergleichen kann, wie denn daselbst nicht von Anfang, sondern, vorGründung der Welt, gesagt wird.
Weil nun das, was seinen Anfang nimmt, dadurch sein erstesSeyn empfängt, so wird Anfang überhaupt auch für das Erste, Vornehmste,Vortreflichste in seiner Art gesetzt.
Col. 1, 18. Er ist das Haupt des Leibes, nemlich der Gemeine, der Vornehmste und Erste derer, die vom Tode wieder erstanden sind (der Anfang und Erstgeborne von den Todten).
Offenb. 3, 14. Der treue und wahrhaftige Lehrer (Zeuge), der erste unter allen Geschöpfen Gottes (der Anfang aller Creatur Gottes), wie Hiob 40, 14.Er ist der Anfang derWegeGottes nach einer richtigernVerdeutschung,das Vornehmste unter den Werken Gottes. S.Creatur .
Anfängerund Vollender desGlaubens;Ebr. 12, 2. kann so viel, als der Stifter der Religion, heißen sollen, der alles gethan hat, was zu ihrer Bekanntmachung unter den Menschen gehörte: allein der Zusammenhang mit den unmittelbar vorhergehenden und nachfolgenden, und die Wahrnehmung, daß schlechtweg gesagt wird,des Glaubens, nicht |a19|unsers Glaubens, macht es mir wahrscheinlich, es sey hier nach der Beschreibung 11, 1. die freudige und unüberwindliche HoffnungJesu Christi zu verstehen, in dererdas vollkommenste Muster für uns geworden, auf welches also der Apostel verweiset: So würde ich also, nach einer bekannten grammaticalischen Figur, auch übersetzen:
Lasset uns aufsehen auf Jesum, das vollkommenste Muster einer solchen freudigen Hoffnung, u. s. w.
Anfechtung, wird allezeit in der Schrift vomäußerlichenElend, dieser und jener Traurigkeit des Lebens und der daraus entstehenden Beunruhigung des Herzens gebraucht: Was für eine Art des Elends gemeint sey, muß der Zusammenhang lehren. Matth. 26, 41. Luc. 22, 40–46.heißt also in Anfechtungfallen als ein damaliger Jünger Jesu bey der Wahrnehmung seiner Leiden in allerhand schwermüthige Zweifel wegen seiner Person und göttlichen Sendung verfallen; die Zeit derAnfechtungLuc. 8, 13. war jede Zeit, da die Jünger in dem Umgang mit Jesu an seinen Gefahren Theil nehmen mußten, und eben deswegen viele ihn wieder verließen:SeineAnfechtungenLuc. 22, 28. waren daher eben diese Gefahren, Nachstellungen u. s. w. und so die Anfechtungen der ersten Christen1 Petr. 1, 6.Jac. 1, 2. 12.die damaligen Religionsdrückungen.
|a20|AngehörenChristo, oder wörtlich, Christiseyn, 2 Cor. 10, 7. und Gal. 5, 24. heißt das erstemaleinApostel, daß zweytemal einChrist dem äußerlichen Bekenntniß nachseyn. Siehe unter der RubrikChristus .
Angesicht: Von Angesicht zu Angesicht, 1 Cor. 13, 12. etwas erkennen, ist eben das, was wir, im neuen Sprachgebrauch, eine anschauende Erkenntnißnennen; wo nichts dazwischen kömmt, welches die klare und deutliche Erkennung einer Sache hinderte, wie wenn sich zwey Menschen so sehen, daß ihre Gesichter auf einander stoßen. S.Spiegel .
Anklopfen, sich anmelden: Offenb. 3, 20.Matth. 7, 7. 8.Luc. 11, 9. 10. In den letzten Stellen ist nicht sowol eine Steigerung der Rede, nach welcher das folgende mehr bedeutete, als das vorhergehende, als vielmehr eine Zusammensetzung der verschiednen Arten, wodurch man sein Verlangen nach etwas zu erkennen giebt.
Anrufen den Herrn, oder, mit einem Zusatz, den Namen des Herrn, ist allezeit im Neuen Testament eine Beschreibung derer, die sich zum Christenthum bekennen, kurz, der Christen: Apostg. 2, 21.9, 14. 21.Röm. 10, 12. 13. 14.2 Tim. 2, 22. Besonders kann die letzte Stelle zum Beweis dieses Sprachgebrauchs dienen, in welcher solche Verhaltungsarten empfohlen werden, die nicht sowol |a21| die eigentliche Anrufung, sondern das Christenthum überhaupt erfodert; daß man übersetzen könnte: Jage nach – – rechtschaffnenBekennern des Christenthums. Der Grund dieses Gebrauchs ist darinn zu suchen, daß die Hebräer die Diener des einzigen wahren Gottes, die Bekenner ihrer Religion, zum Unterscheid der Abgötter, als Menschen beschrieben, die den Namen Gottesanrufen,Joel 2, 32. Die Apostel behielten also diesen Sprachgebrauch bey, und mit Verwandlung des Namens Gottes in den Jesu eigenthümlichen Herr, machten sie dies zu einer die Christen von den Juden unterscheidenden Benennung.
Anschreiben: Ich erinnere hier vorläufig, und werde es bey der Erklärung der Wörter,Buch des Lebens ,Himmel , umständlicher zu beweisen suchen, daß die Redart, im Himmel angeschrieben seyn, Hebr. 12, 23. nichts anders anzeigen soll, als ein Glied der christlichen Kircheseyn, daß die freye Uebersetzung wäre:
Ihr seyd kommen – – – – zu der Gemeine derer, die zuerst (der Erstgebohrnen) in die christliche Kirche sind aufgenommen worden.
Die ganze Rede erhebt sich vom 18ten V. zu einer sehr prächtigen und fortreißenden Vorstellung der Würde eines Christen, und alles ist in Ausdrücken abgefaßt, die aus dem Judenthum entlehnt sind: mitten unter diesen |a22| kömmt nun auch die angezeigte Redensart vor; und wie die Juden ihre Kirche den Himmel nannten, so nennt der Verfasser dieses Briefs die christliche Kirche gleichfalls so; wie die Namen jener in gewisse Register (Bürgerlisten Ps. 69, 29.Dan. 12, 1.) eingetragen waren, und das nun eben so viel bedeutete, als ein Israelitseyn, so stellt er auch die Christen, als Glieder der Kirche,figürlich vor, wie sie in die Bücher des Himmels (der Kirche) eingetragen sind.
Apostel, ein Gesandter, und ist nebst dem Wort Engel von einerley Bedeutung; beydes die griechische Uebersetzung eines hebräischen Worts, welches eben das bedeutet. Ich zeichne es aber hier aus, ohne mich lange bey den vielen Stellen aufhalten zu wollen, in welchen bekanntermaßen die ersten von Jesu selbst verordneten zwölf Prediger des Evangelii so genannt werden; und bemerke nur die einzige
Hebr. 3, 1. wo er selbst und das sehr eigentlich nach seiner eignen Bezeugung so genannt wird,Joh. 20, 21. und man das Ganze übersetzen muß: derohalben, meine christlichen Brüder (s.heilig ), die ihr des Berufs zur christlichen Kirche seyd theilhaftig worden (s.himmlisch ), betrachtet doch recht genau den Gesandten und obersten Bevollmächtigten unsers Religionsbekenntnisses – denHohenpriester, den wir bekennen, übersetzt der sel.Luther; allein im Grie|a23|chischen heißt es von Wort zu Wort den Apostel und Hohenpriester unsers Bekenntnisses, und dieser Zusatz geht auf beyde vorhergehende Benennungen: Wenn es also gleich die griechische Wortfügung leidet, zu übersetzen, der Hohepriester, den wir bekennen, so leidet es doch die Sache nicht, eben so richtig zu sagen, der Gesandte, den wir bekennen. Unser Bekenntniß ist also hier eben das, was 2 Cor. 9, 13. mit demselben griechischen Wort das Bekenntniß des Evangelii genannt wird, undHoherpriester, nach der uralten egyptischen und jüdischen Staatsverfassung, eben so viel, als Gesandter, nur mit dem Unterscheid, daß jener mit einer grössern Autorität versehen war, ein Minister plenipotentiaire, nach der neuern Art zu reden. Man muß sich nach und nach an diese Ideen gewöhnen, so fremd sie auch ins Ohr fallen, so lange man sich auch bloß an die deutsche Uebersetzung oder an die gewöhnlichen Erklärungen hält. S.Hoherpriester .
Anziehen; wird im uneigentlichen Verstande sehr schön von der Annehmung gewisser Gesinnungen gebraucht, die man sich so zu eigen macht, als ein Kleid, das man anzieht: hiervon ist nemlich das Bild hergenommen, und braucht man deshalb nicht erst aus der jüdischen und Platonischen Philosophie, in welcher die Tugend als die Kleidung der Seele vorgestellt wurde, die Erläuterung herbey zu holen, da man sie näher haben kannEs. 61, 10. |a24|Sir. 27, 9. Man versteht also auch sogleich, was es heißt, anziehen herzlichesErbarmenCol. 3, 12.dieLiebev.14.den neuen Menschenv. 10. und Eph. 4, 24. nemlich sich jene Tugenden zu eigen machen, und eine gebesserte Lebensart annehmen: S.Mensch . Besonders heißt nun Jesum ChristumanziehenRöm. 13, 14. seine Gesinnungen annehmen, und Gal. 3, 27. sein Jünger werden; das erstemal ist der Vergleichungsgrund hergenommen von einem bessern Kleide, das man beym Aufstehen mit den Nachtkleidern verwechselt, welches die ganze fortgesetzte Vergleichung beweißt; und da es die Absicht derselben war, vor gewissen herrschenden Lastern zu warnen, so kann die Benennung Jesu Christi hier nichts anders, als seine heilige Gemüths-undLebensart, bedeuten. Das zweytemal wird auf die Kleidung angespielt, welche der Täufling anzog, nachdem er aus dem Wasser wieder heraufstieg, ohne daß man eben die spätere Einführung des sogenannten Westerhemdes dabey zu denken hat; und weil denn die Taufe selbst als die Einweyhung zum Christenthum betrachtet wurde, und der Getaufte nun ein Christ nach dem Bekenntniß war, so heißt als ein solcher Christum angezogen haben, sein Bekenner gewordenseyn[.] Es kann um so weniger dabey an eine innerliche Verbesserung gedacht werden, da der Apostel hierbey keine andre Absicht hatte, (vergl.V. 28.) als zu bewei|a25|sen, daß zwischen Juden und Heyden, als Christen, weiter kein äußerlicher Vorzug statt finde, welchen jene nemlich sich mit großer Heftigkeit zueignen wollten.
Arm:geistlich armseyn; s.geistlich .
Auferwecken: Es ist hier bloß zu bemerken, und vielleicht wäre auch dies als zu bekannt, nicht einmal nöthig, daß dieses Wort einmal nach allgemeinem Geständniß von der Darstellung Jesu Christi zumMessias gebraucht wird, Apostg. 3, 26. Weniger zugestanden ist es, daß es eben diese Bedeutung Apostelg. 13, 33.hat, und der Apostel erst im 34stenV. zur Auferweckungvon den Todten, (wie dießauch ausdrücklich dabey steht) übergehe. Allein so abgeneigt ich anfangs selbst gewesen , es so zu erklären, so sehr bin ich doch nun überzeugt, daß der ausdrückliche Gebrauch des Worts ohne den Zusatz von den Todten und mit demselben, so wie die ganze Absicht des Apostels, diese Erklärung erfodere.
Aufheben das HauptLuc. 21, 28. heißt sich freuen, weil dies der natürliche Ausdruck eines vergnügten freudigen Herzens ist. Die Redart ist zwar nicht gut griechisch, aber dem ebräischen Sprachgebrauch desto angemeßner und kömmt vorPs. 24, 7. Denn machet die Thore weit, sollte eigentlich übersetzt seyn, erhebet eure Häupter, ihr Thore, wie ich anderswo gezeigt habe.
Aufhelfen, unterstützen, Röm. 8, 26.
|a26|Auflösen,Matth. 5, 17.19.ungültig machen und das gegenseitige erfüllen, vollgültig machen: S.erfüllen .
Aufnehmen, annehmen, oder sich eines andern annehmen, wieMatth. 18, 5.Marc. 9, 37. Dann braucht Luther dasselbe Wort, wo das Griechische eigentlich duldenbedeutet;Röm. 14, 1. 3.Duldet die, die schwach an Religionseinsichten sind, Gott selbst duldet sie; 15, 7.duldet euch unter einander, gleichwie auchChristusuns (Apostel) geduldet hat. Einige wollen es zwar lieber beydemal erklären durch, mit Gelindigkeit bessern, und berufen sich deswegen auf eine Stelle beym Josephus, in den jüdischen Alterthümern, III, 6, 5. 6. Allein es wird auch ausdrücklich das Wort, Fehler, daselbst hinzugesetzt: Ich wollte also lieber eine Stelle aus des Aelians vermischten Geschichten III, 15. damit vergleichen, wo gesagt wird, daß das Volk, von welchem er redet, einen gewissen schändlichen Gebrauch unter sich dulde und Aelian dasselbe Wort braucht.
Aufstehenvon Schlaf ist Röm. 13, 11. (nach der daselbst angestellten Vergleichung des Heydenthums mit der Nacht und des Christenthums mit dem Tag) so viel als, Laster und Untugenden ablegen.
von den TodtenEph. 5, 14.das Heydenthum verlassen.
|a27|Augeum Auge, Matth. 5, 38. in Beziehung auf 2 Buch Mos. 21, 24.3 Buch Mos. 24, 20. soll die Proportion zwischen Strafen und Verbrechen und das genaue Verhältniß, welches bey jenen in Ansehung dieser zu beobachten ist, anzeigen.
Auserwählt: Hiervon ist die allgemeine Bedeutung diese, daß es etwas anzeiget, das in seiner Art einen Vorzug vor den andern hat; und daher bekommt es folgende besondre Bedeutungen im NeuenTestament.
Einmal werden darunter Menschen verstanden, die sich zum Apostelamt und überhaupt zum Christenthum schicken: und so kömmt es vor, Matth. 20, 16.22, 14. Unter der großen Menge derer, die mein Evangelium äußerlich annehmen werden, werden doch nur wenige der Erleuchtungen desselben würdig seyn, sich demselben gemäß verhalten: Dies ist der Verstand der letzten Stelle.
Dann zeigt es die rechtschaffnenChristen oder vielleicht auch Israeliten an, die die Zerstörung Jerusalems in der Stadt selbst erleben würden, Matth. 24, 22. 24.31.Marci 13, 27.Jesus will sagen,um solcher willen, damit nicht auch diese mit in dem allgemeinen Elend verderben, wird die Dauer der Belagerung verkürzetwerdenwennes möglich wäre, und ihre eigne gesetzte Gemüthsfassung es zuließe, sowürden |a28|auch die Rechtschaffensten mitverführtwerden.
Drittens werden diejenigen also bezeichnet, die von demHeyden-oder Judenthum zum Christenthum übergetreten waren, und also schon in so weit einen äußerlichen Vorzug vor Juden und Heyden hatten. In diesem Verstand beschreibt Petrus die Christen überhaupt als ein auserwähltesGeschlecht1 Petr. 2, 9. nemlich der Absonderung nach vom Juden- und Heydenthum, und Paulus nennt sie AuserwählteGottesCol. 3, 12. An ihre moralische Beschaffenheit konnte er so wenig dabey denken, als Petrus, da er sie, ungeachtet dieses Titels, als Menschen betrachtet, denen es noch an wohlwollenden Gesinnungen gegen andre fehle, und Petrus so deutlich alle übrige Benennungen der jüdischen Kirche, die auch nur auf äußerliche Vorzüge giengen, der christlichen zueignet. Wir müssen auch glauben, daß beyden ihr Sprachgebrauch des ebräischen und dem gleichgeltenden griechischen Worts besser bekannt war, als daß sie etwas anders, ohne ihre weitere ausdrückliche Erklärung, hätten dabey denken sollen: und nach denselben wurde das ganze Volk in Ansehung seiner Wahl zu einem eignen abgesonderten Staat bey allen seinen Unsittlichkeiten auserwählt genannt; 1 Chron. 17, 13.Ps. 105, 43. Mir ist daher fast kein Zweifel, daß selbst Röm. 8, 33. nur die Christen überhaupt, |a29| ohne auf ihre innere Beschaffenheit zu sehen, zu verstehen sind, da der Apostel daselbst nur einen allgemeinen Vorzug des Christenthums in der Lehre von der Begnadigung bey Gott beschreiben will: Doch werde ich hierinn mich gern belehren lassen; wenn man die Anwendung des gedachten Sprachgebrauchs auf diese Stelle bedenklicher finden sollte, als sie es mir vorjetzt scheint.
Ausgehen von jemand, heißt von ihm kommen, entweder was die Veränderung des Orts anlangt, oder, in Ansehung seines Ursprungs. Nach der letzten Bestimmung ist es denn so viel, als seinen Ursprung von ihm haben, und wird von dem heiligen Geist gesagt, Joh. 15, 26.s.Geist . In der ersten Bedeutung braucht es Jesus von seinerSendung in dieWeltJoh. 13, 3.16, 27. 28. 17, 18. Es haben zwar schon einige der ältesten Kirchenlehrer, Hilarius,Cyrillus, u. a. diese Redart für eine Beschreibung des ewigen Ursprungs Jesu von Gott gehalten, es hat aber auch andre gegeben, die nichts weiter, als die Sendung, darunter verstanden haben (s.Augustin im 2 B.5C. von der Dreyeinigkeit). Diese Erklärung scheint auch das für sich zu haben, daß einmal in derselben Wortverbindung (4 B. Mos. 11, 31.) ausgehen so viel als senden ist; dann von dem Ausgang des heiligen Geistes ein andres Zeitwort im Griechischen gebraucht wird, und endlich Jesus es |a30| selbst so zu erklären scheint: denn nachdem er das einemal schlechtweg gesagt hatte, er sey von Gott ausgegangen (Joh. 13, 3.), so setzt er das zweytemal hinzu, undkommen in dieWelt(16, 28.) und das drittemal (17, 8.) verwechselt er das Ausgehen vom Vater,mitdem Gesandtseyn in dieWelt, so wie das, wahrhaftig erkannt haben, mitglauben:Luther selbst übersetzt das erstemal, daß er von Gott kommen war.
Ausgießen ist uneigentlich so viel als mittheilen, ohne eben auf das reichere Maaß der Mittheilung zu sehen; in folgenden StellenApostg. 10, 45.Röm. 5, 5.Tit. 3, 6. wo noch das reichlich besonders dazu gesetzt wird. Von Gott versteht es sich ohnedem, daß er nicht kärglich austheilet, und einem jeden giebt, was für ihn zureichend ist.
Austilgen, die Handschrift, heißt sie löschen; aus demBuchedesLebens,s.Buch .
Auswendig ein Jude seyn Röm.2, 28. bedeutet, ein gebohrner Jude seyn, der nach den Sitten seines Volks und Landes lebt.
Ausziehen:s.Mensch ;Fürstenthümer .