S.
Sadducäer: Diese machten die zweyte Secte unter den Juden nach den Pharisäern aus. Von dem Alten Testament nahmen sie, wenigstens äußerlich, die fünf Bücher Mosisan, daher auch Jesus aus diesen den Beweis für die Auferstehung gegen sie führt Matth. 22, 23., welche sie, nebst der ganzen Geisterlehre, leugneten Apostg. 23, 8. Indeß wurden sie, gleich den Pharisäern, zu öffentlichen Aemtern zugelassen (s.
Rath ), welches ein Beweis ist, daß die Juden den MosaischenBüchern, wenigstens dazumal, ein allgemein verbindendes Ansehen allein zugeschrieben.
Salben,Salbung: Weil die Priester des Alten Testaments bey ihrer Einweyhung gesalbt wurden, so werden die Christen, als Diener Gottes, vorgestellt, wie sie dazu von Gott gesalbt worden, und dadurch der ihnen ertheilte Unterricht verstanden 2 Cor. 1, 21.1 Joh. 2, 20. 1 Joh. 2, 27.
|a325|Mit Freudenöl salbenEbr. 1, 9.vergl.Ps. 45, 8.so viel, als überschwenglicherfreuen: Da der Psalmist einmal für
reichesMaaßder Freude (s.
Freudenöl ) diesen bildlichen Ausdruck wählen wollte, so erfoderte es die Richtigkeit der ganzen Redart, nun auch für
überschütten, oder etwas ähnliches,
salben zu sagen.
Salben mit dem heiligen GeistundKraft, Apostg. 10, 38. Hierdurch wird die reichste Mittheilung der Lehr- und Wundergaben an Jesum angezeigt.
Die Kranken mit Oel salben, Jac. 5, 14.muß wohl in Vergleichung mit Marc. 6, 13.zu den damaligen Wundercuren gehört haben.
Salz;salzen:Matth. 5, 13.Marc. 9, 49. 50.Luc. 14,34. In allen diesen Stellen ist der Vergleichungsgrund dieser, daß so wie das Salz die Speisen vor der Fäulniß bewahrt, die Apostel das jüdische Volk (denn die
Erde ist hier das jüdische Land, s.
Erde )vor Lastern und sündlichen Fertigkeiten durch ihren Unterricht verwahren sollten: – „Und wenn ihr denn also, will Jesus sagen, aus Furcht vor Verfolgungen (nach dem Zusammenhang der Rede in der ersten Stelle), oder aus Weichlichkeit und Anhänglichkeit an dem Seinigen (nach der dritten Stelle) den Muth und Eifer in Verkündigung meines Evangelii verlieren wolltet; wer soll dann die Menschen zurechtweisen? Dann seyd ihr mir so viel als nichts nütze.“ Nur in der
|a326| mittelsten kömmt man, dünkt mich, mit der Auslegung der Redart,
mit Feuer salzen, nicht fort, wenn man sie auf die Strafen der Verdammten zieht, und dann das gleich folgende
Opfer auf die Jünger Christi deutet. Ich nehme also
Feuer für eine bildliche Vorstellung des brennenden beherzten Eifers und der damit verbundenen Erhöhung der Geisteskräfte in den Aposteln, und ziehe nun in beyden Hälften das
alles (eigenlich ein
jeder) auf diese, daß der Sinn sey: – Jener ihr Feuer wird nicht verlöschen; aber auch ein jeder unter euch, meine lieben Jünger, muß durch den brennendsten Eifer zu seinem Lehramt tüchtig gemacht werden, und wer sich dazu widmet, mit aller Freudigkeit demselben vorstehen; denn das ist freylich das beste: Aber auch nichts der guten Sache nachtheiliger, als wenn es euch daran fehlen sollte etc.
Nach einem andern Vergleichungsgrund, und in so weit das Salz scharf und beißend ist, wird eine weise,treffende,AntwortCol. 4, 6. als einemit Salz gewürzte Rede beschrieben.
Samariter: Diese waren ursprünglich eine Colonie Heyden aus Assyrien 2 Buch der Kön. 17, 24., die sich um die Gegend von Samarien niedergelassen hatten, und hernach beständig in dem Besitz derselben geblieben sind. Ihre Religion war ein Gemisch von abgöttischen und jüdischen Gebräuchen v. 27ff.Daher sie Jesus selbst den Heyden an die |a327| Seite setzt, Matth. 10, 5. Ob sie nun gleich den einzigen wahren Gott bekannten und anbeteten, auch gleich den Juden den Messias erwarteten Joh. 4, 25.; so trennten sie sich doch in vielen äußerlichen Gebräuchen, und selbst der Wahl des Berges Garizim zu ihren gottesdienstlichen Zusammenkünften Joh. 4, 20ff.von den Juden. Dies verursachte denn zwischen beyden die bitterste Feindschaft; keine Parthey duldete die andre, Gewerbe, Umgang und andre gesellschaftliche Dienstleistungen waren völlig zwischen beyden aufgehoben Luc. 9, 52ff.Joh. 4, 9.; es war unter den Juden einerley Scheltwort, zu sagen, du hast den Teufel, oder, du bist ein SamariterJoh. 8, 48. und vermuthlich werden es auch die Samariter an gleichartigen Verunglimpfungen nicht haben fehlen lassen. – Indessen lassen doch einige Reden JesuLuc. 10, 33ff. und die Geschichte Luc. 17, 16.nicht unsicher vermuthen, daß die Samariter überhaupt bey allen Irrungen im Erkenntniß mehr practische Religion gehabt.
Der Befehl JesuMatth. 10, 5. wird auch niemand weiter anstößig seyn, oder mit dem nachher ertheilten Matth. 28, 19. zu streiten scheinen, da der eine wie der andre zu ganz verschiedenen Zeiten ertheilt worden, und Jesus, so lang er noch selbst unter den Menschen war, den Juden zuförderst das Evangelium verkündigen sollte.
|a328|Same: Nach dem ebräischen Sprachgebrauch bedeutet dieses Wort die
NachkommenschaftApostg. 3, 25.vergl.1 Buch Mos. 26, 4.Der
SamenAbrahamssind also die Nachkommen Abrahams, die Israeliten Luc. 1, 55. (s.
ewiglich ) Joh. 8, 33. 37.2 Cor. 11, 22.
Luc. 8, 5.1 Petr. 1, 23. wird der uneigentliche Gebrauch dieses Worts sogleich erklärt; und 1 Joh. 3, 9.Gottes Same die gottähnliche Gesinnung genannt.
Satan,Teufel:Das erste Wort ist aus der Sprache der Ebräer, das zweyte als die Uebersetzung desselben aus der Sprache der Griechen in unsre deutsche Sprache aufgenommen worden; daher auch beyde mit einanderverwechselt werden Matth. 4, 1.Marci 1, 13.Luc. 4, 2. 3. Eins wie das andre bedeutet nun eigentlich einen Verleumder, einen, nicht schlechtweg Ankläger, sondern falschen im gerichtlichen Verstande, wie denn auch die Griechen noch ein andres Wort in der Bedeutung Verleumdung daher ableiten, wofür wir in gleicher Beybehaltung des griechischen Worts und Beugung desselben nach unsrer Sprache Teufeleyen sagen könnten. Diese ursprüngliche Bedeutung hatten die Juden im Sinn, wenn sie Jesu den Vorwurf machten, du hast den Teufel, Joh. 8, 48. Bist du nicht wirklich ein Erzverleumder? wollten sie sagen, in Beziehung auf den gleich vorher erhaltnen Verweis, ihr höret nicht, wiedersetzet euch der Wahrheit etc.v. 47. Nach eben derselben |a329| antwortet Jesus, ich habe keinen Teufel, ich verleumde nicht. Eben so liegt dieselbe in der Geschichte Hiobs 1, 7ff. und der Umschreibung Offenb. 12, 10. zum Grunde. Weil nun falsche Anklage und Verleumdung die Lügen in sich schließen, so bedeutet es auch einen LügnerJoh. 8, 44. und in einem noch weitläuftigern Verstande, Wiedersacher1 Petr. 5, 8.
Nach der höhern speculativen Philosophie der Juden giebt es nun gewisse geistige den Menschen an Kräften überlegene Substanzen, die sie mit einen allgemeinen Namen den
Satanoder den
Teufel, d. i. den allgemeinen Menschenfeind nanntenMarc. 1, 13.2 Cor. 2, 11.Ihnen schrieben sie alles Unglück in der Welt, und nicht nur das ganze Sittenverderben der Menschen Offenb. 12, 9., sondern auch alle leibliche Uebel und Krankheiten zu; siehe
Beseßne ,Engel desSatans ,Schlange . Weil denn dieser Lehrsatz sehr gemißbraucht wurde, so machen ihn weder Jesus noch seine Apostel in ihren eigentlichen Anweisungen zu einem Erkänntnißstück der allgemeinen Religion,Matth. 5, 6. 7.Apostg. 17, 24.ff. weisen geradezu die Menschen auf Gott, als die Quelle alles Guten, und verweisen eben so einen jeden unmittelbar auf sich selbst, als seinen eignenFeind,Jac. 1, 13. 14.daß es also auch recht eigentlich christlichweise ist, alle hieher
|a330| gehörige Untersuchungen und Entscheidungen den Philosophen zu überlassen.
Ich bemerke nur noch, daß wohlRöm. 16, 20.1 Petr. 5, 8.Eph. 6, 11.nach der dritten Bedeutung die damaligen Verfolger der Christen unter Satan und Teufel zu verstehen sind; undLuc. 22, 3.Joh. 13, 27.der Satan nach der ersten Bedeutung als ein Verführer zu falschen Anklagen, v. 31. aber und Apostg. 5, 3. als der Eingeber der Lügen nach der zweyten Bedeutung vorgestellt wird.
Satzungen;Statuten, Luc. 1, 6.s.
Gesetz ,Rechte : Am unrechtenOrt hat Luther dieses deutsche Wort für,
Anfangsgründe, oder die
ersten Buchstaben(Ebr. 5, 12.) gebraucht Gal. 4, 3. 9.Col. 2, 8. 20., und in allen diesen Stellen werden die äußerlichen gottesdienstlichen jüdischen Gebräuche vorgestellt, weil sie zur eigentlichen Rechschaffenheit zu verhelfen, theils zu unvermögend (
schwach), theils zu mangelhaft (
dürftig) waren. Man müste also z. E.v. 20. im Brief an die Colosser übersetzen, wenn ihr nun als Christen dem jüdischen Alphabeth Abschied gegeben habt, was lasset ihr euch doch, als wenn ihr noch Juden wäret, wieder von neuem vorschreiben, du sollt das nicht anrührenetc. Das Zeitwort, welches ich
vorschreiben gebe, übersetzt Luther, mit
Satzungenfangen, ganz richtig nach dem griechischen Sprachgebrauch, in welchem es so oft von landes
|a331|fürstlichen Verordnungen vorkömmt, aber doch nicht deutlich genug.
Sauerteig: Im uneigentlichen Verstande wird es Matth. 16, 6. nach v.12. von der
falschenLehreMarc. 8, 15. von der
FreydenkereyHerodis;Gal. 5, 9. vom
Judenthum, (so daß
Teig das Christenthum ist) und 1 Cor. 5, 6. nach v. 8. von herrschenden Lastern genommen: Ein wenig Sauerteig ist also im Briefe an die Galater ein einziger Gebrauch des Judenthums, wie die Beschneidung war, und der Sinn; daß diejenigen, die sie neben dem Christenthum beybehalten wollten, dadurch das ganze Christenthum verderbten – hingegen in dem Schreiben an die Corinther das
herrschendeLaster, oder der
Lasterhafte selbst, wovon im 1. v. die Rede ist; und die Meynung des Apostels, v. 6. wisset ihr nicht, daß ein einziges lasterhaftes Gemeinglied eine ganze Gemeine anstecken kann? v.7.
darum stoßet den lasterhaften Menschen aus eurer
Gemeine aus, damit ihr ganz frey von solchen groben Vergehungen seyn möget –v.8.
lasset uns christlich leben, nicht in herrschenden Lastern, sondern in allen rechtschafnentugendhaften Erweisungen.
Schaffen: Die bloße Vergleichung der Schriftstellen Eph. 2, 10. 15.3, 9. (s.
Ding ) Col. 1, 16.untereinander und mit den Beschreibungen des Christen, als einer
neuen Creatur2 Cor. 5, 17.Gal. 6, 15., eines
|a332|nach Gottgeschaffenenneuen MenschenEph. 4, 24.Col. 3, 10., ist statt alles Beweises, daß
schaffen in diesen Stellen auf die
Anrichtungdes
Christenthums unter den Menschen gehe: In der ersten Stelle will Paulus sagen, „wir Christen sind Gottes ganz neues
Geschöpf, und
durch die christliche Lehre zu allen frommen Erweisungen
zubereitet:[“] In der zweyten; damit er aus
zwey (
Völkern, Juden und Heyden) Eine neue
Gemeine durch sich selbst
errichteteu. s. w.s.
Creatur ,Himmel Mensch . –
Es ist also auch der neue Mensch nach Gott geschaffen, der gottähnliche Mensch.
Schande, sind, Röm. 1, 27.2 Cor. 4, 2.2 Petr. 2, 13.Phil. 3, 19. (s.
Ehre .) Jud. 13.alleunnatürliche Laster.
Schatten, des
Todes, eigentlich nach dem ebräischen, die
schwärzeste, mitternächtliche,
Finsterniß, Matth. 4, 16. Schatten des
zukünftigenu.desgl.Col. 2, 17.Ebr. 8, 5.10, 1. wird durch den jedesmaligen Zusammenhang erklärt;s.
Leib .
Schatz: Hierdurch wird Röm. 14, 16. die christlicheFreyheit alles ohne Unterscheid als eine Gabe Gottes genießen zu dürfen, verstanden: Der Apostel will sagen, „hütet euch, daß durch eure Uneinigkeiten mit schwachen Brüdern, die sichs zum Gewissen machen, alles zu essen, diese eure kostbare Freyheit nicht von ihnen aus Erbitterung noch härter verdammt werde, und ihr andern, die |a333| ihr desfalls zu ängstlich seyd, lasset andern, ohne beleidigende Vorwürfe, diese Freyheit.“ –
2 Cor. 4, 7. ist Schatz die
christliche Lehre, die die Apostel verkündigten, und der Sinn: „wir verkündigen diese Lehre bey geringen äußerlichen Umständen, damit u. s. w.[“]s.
Gefäß – Col. 2, 3.kommt es wohl auf eins hinaus, ob man diese Beschreibung auf
Christum oder aufGeheimniß, d. i. die Lehre zieht. Ich bin aber doch geneigter, wegen der Parallelstelle Eph. 3, 10., die letzte Verbindung vorzuziehen; denn wie er hier den christlichen Lehrsatz von der Verbindung der Juden und Heyden zu Einer Gemeine, als eine
mannigfaltigeWeisheit Gottes beschreibt, so würde er in der ersten Stelle sie als den
Inbegriff aller Weisheit und alles Verstandes vorstellen.
Schauen; Gott, Matth. 5, 8.eine Umschreibung der höchsten Glückseligkeit, und der in diesem Leben damit verbundnen freudigen Erwartung alles Guten von Gott.
Schicken: Sich in die Zeitschicken, bedeutet Eph. 5, 16.Col. 4, 5. die Gelegenheit Gutes zu thun sich zu Nutze machen: dagegen heißt es Röm. 12, 11.so viel, als die damaligen Zeiten der Verfolgung sich gefallen lassen, sich in Geduld dabey fassen: dasGleichfolgende ist nichts anders, als eine Erweiterung dieser Ermahnung, und also auch zugleich die Bestätigung dieser Erklärung, |a334| und sollte geduldig inTrübsal eigentlich übersetzt werden, harret aus in Trübsal.
Schlagen, eines andern Gewissen, 1 Cor. 8,12, so viel, als,verwunden, ihm Gewissensbisse machen.
Schlecht, nach den alten deutschen Sprachgebrauch, eben, Luc. 3, 5.
Schlüssel – des
HimmelreichsMatth. 16, 19.vergl.Jes. 22, 22. die
Vollmacht zum Lehramt, s.
Himmelreich ; – der
Erkenntniß, Luc. 11, 52.das
Lehramt selbst, dessen Geschäft es nemlich ist, andern das Verständniß zu öfnen, sie zu unterrichten; daß also die Meynung Jesu ist: Ihr habt euch das Lehramt zugeeignet, und so angemaßt, daß das Volk alles blindlings annehmen muß, was ihr ihm für göttliche Befehle ausgebet, und jeder, der wie ich, ihm heilsamere Erkenntnisse beybringen will, von euch verfolget wird –
der Hölleund
des
TodesOffenb. 1, 18. die Macht Todte zu erwecken.
SchmachChristi, Ebr. 11, 26. sind die Lästerungen, Verfolgungen, welche Moses, gleichwie Jesus, um des allgemeinen Besten willen von den Egypternerduldete.
Schonfahren, oder
schönfahren, 2 Cor. 5, 11. ein altdeutsches Wort für
schonen, verschonen, nicht hart begegnen. Allein die ganze Uebersetzung sollte wohl diese seyn: Weil wir denn die Majestät Gottes (s.
Furcht ) kennen, so suchen wir (ohne Scheu) die Men
|a335|schen zu gewinnen (ihnen die reine Lehre annehmlich zu machen)
und Gott weis es, daß wirs aufrichtig damit meynen.
Schrift: Die Schrift vorzugsweise, oder die heilige Schrift, werden nach dem, was von der Bedeutung des Worts heilig vorher erinnert worden, die Bücher des A. T. als die Sammlung aller der Urkunden genannt, welchen die Israeliten ihre ganze gottesdienstliche und bürgerliche Einrichtung zu danken hatten. In diesem Verstande kommt auch beym Philo und Josephus die letzte Benennung sehr oft vor.
Schriftgelehrter:Matth. 22, 35.Luc. 5, 17.
30.10, 25.11, 45. 46. 52.14, 3.Apostg. 5, 34. sollte dafür
Rechtslehrer und so auch für
Meister der Schrift1 Tim. 1, 7. sonst aber durchaus in den Evangelisten der Apostelgeschichte und 1 Cor. 1, 20.
Rechtserfahrne übersetzt seyn. Jenes Wort wird ganz unrichtig verstanden, wenn man sich dabey das denkt, was wir einen Gottesgelehrten, Theologen, nennen, und sobald
man nur das Wort, Schrift, in dem Sinn nimmt, in dem ich es gleich erklärt habe; so bald man sich erinnert, daß bey den Juden die gottesdienstliche und bürgerliche Verfassung in ein genau zusammenhängendes Ganzes vereiniget war; überdem die sogenannten Schriftgelehrten mit in dem höchsten Gericht der Juden saßen: So bald wird man es nicht schwer finden einzusehen, daß man sie richtiger mit unsern
|a336| Rechtsgelehrten zu vergleichen habe, ein Theil Rechtslehrer, ein andrer Theil Rechtserfahrne, jene die theoretischen, diese die practischen Juristen der damaligen Zeit waren. In der Sprache der Ebräer hat man auch für beyde verschiedene Benennungen, so wie auch beyde in dem Grundtext
des N. T. durch eigne Namen unterschieden werden, nur daß Luther diesen Unterscheid nicht so genau beobachtet hat. Für jene brauchen die Evangelisten ein Wort, welches eigentlich einen
Gesetzlehrer bedeutet, und das ist nun wieder ein Rechtslehrer, so wie
Gesetz, das mosaische Recht, s.
Gesetz : Diese hingegen bezeichnen sie mit einem Wort, welches eigentlich
Schreiber bedeutet, wofür ich aber das
Rechtserfahrne brauche, weil wir bey Schreibern viel zu wenig denken, – und doch bey den Juden, wie bey den Römern und Griechen dergleichen sehr angesehene Männer waren, s.Cicero in der achten Rede gegen den Verres undApostg. 19, 35.Hier übersetzt auch Luther dasselbe griechische Wort schon richtiger
Canzler; denn das waren der Alten ihre Staatssecretaire, die das Archiv unter ihrer Aufsicht hatten, die Rathsschlüsse ausfertigten, und unter Beysetzung ihres Namens bekannt machten. – Oft konnte daher auch, wie bey uns, der Rechtslehrer und Rechtserfahrne in einer Person beysammen seyn, wie es der Fall beym
Gamaliel war, unter dem Paulus, nach unsrer Art zu reden, studirt
|a337| hatte Apostg. 5, 35. – Indeß waren sie doch, wie gesagt, beyde verschieden, und die meisten der letzten Gattung nur mit den Angelegenheiten der jüdischen Republick in den Rathsversammlungen beschäftiget.
Schule: Die Schulen der Juden, deren so oft in den Lebensbeschreibungen Jesu und der Apostel Erwähnung geschieht, waren Häuser, in welchen man zum Gebet zusammen kam, Matth. 6, 2. 5. oder Unterricht ertheilte, Matth. 4, 23.9, 35.13, 54.Marc. 1, 21. 39.6, 2.Luc. 4, 15.Apostg. 9, 20. 13, 20.14, 1.18, 4. oder auch geringere Rechtshändel abthat. Dergleichen Versammlungshäuser waren in allen Städten, Flecken und Dörfern des jüdischen Landes, undstunden, was die äußerliche Ordnung und Ruhe anlangt, unter der Aufsicht einer obrigkeitlichen Person, die der
Oberste der Schule (s.
Oberster ) genannt wurde. Bald muß man also Bethäuser, bald was wir eigentliche
Schulen nennen, bald auch kleinere
Gerichtshöfe darunter verstehen. An kleinen Orten mochte wohl zu dem allen nur ein einziges Versammlungshaus seyn, aber in größern Städten waren sie nach den Beschreibungen der jüdischen Gelehrten von einander unterschieden.
Schwach;Matth. 26, 41.s.
Fleisch : Röm. 14, 1. 2.15, 1.s.
Glaube : Gal. 4, 9.Ebr. 7, 18.s.
Satzungen : Und von dem Unvermögen durch bloße äußerliche Gebräu
|a338|che Gott gefällig zu werden, verstehe ich es auch Röm. 5, 6., so daß es auf die Juden geht. Sich nennt der Apostel
schwach2 Cor. 12, 10., wegen seiner Krankheit, die er daselbst beschreibt, siehe
Engel des Satans ,Pfahl –
Schwachheit ist nun eben das in der angeführten Stelle: HingegenRöm. 8, 26. wie es gleich erklärt wird, das Unvermögen bey aller Willigkeit und Aufrichtigkeit, seine Gedanken im Gebet gegen Gott überhaupt oder doch mit Freudigkeit zu erklären – Ebr. 4, 15. zeitliche Trübsale, und 2 Cor. 13, 4. die Ermanglung alles menschlichen Beystandes: Ich würde übersetzen – und ob er gleich, von allen verlassen, gekreuziget worden ist, so lebet er doch nun durch die Kraft Gottes –
Schwerdt: Mit einem
zweyschneidigen, wird das Wort Gottes Ebr. 4, 12. und Offenb. 2, 12. wegen der schrecklichen Erfolge göttlicher Drohungen verglichen,s.
Wort .
Segen,segnen: Von Gott gebraucht muß Gutes thun dafür übersetzt werden, zumE.Eph. 1, 3.Gelobet sey Gott, der uns im Christenthum mit mannigfaltigem Guten begnadiget hat durch Christum.
im Segen2 Cor. 9, 6. ist nach einer ebräischenRedformSprüchw. 11, 25.so viel, als
reichlich; s.
erndten .
Gottsegnen, als sein Geschöpf, heißt ihm
danken, ihn
loben1 Cor. 14, 16.
andre |a339| segnen, ihnen Gutes wünschen, Matth. 5, 44.Luc. 6, 28.Röm. 12, 14.1 Cor. 4, 12. den
Kelch segnen, 1 Cor. 10, 16. ein Dankgebet dabey sprechen; s.
danken .
Seelebedeutet nach dem Sprachgebrauch der Ebräer und Griechen das
Leben, das der Mensch mit den Thieren gemein hat, in folgenden Stellen – Matth. 16, 26 (vergl.v. 25.) Marc. 8, 37. Luc. 17, 33.1 Thess. 5, 23.Ebr. 4, 12. – Beym Matthäus sollte die
Uebersetzung seyn: Was hülfs dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und sein Leben darüber verlöre? Denn wenn er auch
alles besäße, was kann er geben, um es wieder zu erhalten!s.Luc. 9, 25.
Sehen: nicht auf das Seine sehen Phil. 2, 4. ist eine Erweisung des, was wir Gefälligkeitnennen, da man sich gern nach den unschuldigen Neigungen, Wünschen, und Meynungen andrer bequemt, und auch mit Beschwerlichkeit ihre Fehler und Schwachheiten duldet: So erklärt es Paulus selbst 1 Cor. 10, 33.s.suchen.
Selig,selig werden, selig machen, Seligkeit. Im Grundtext sind es verschiedene Wörter, für die Luther allezeit ohne Unterscheid diese Wörter und Redarten braucht.
Das
Einemalwird dadurch der
Wohlstandüberhaupt angezeigt, und sollte also übersetzt werden,
glücklich,glücklichseyn, Glückseligkeit, Matth. 24, 46.glücklich ist der Knecht etc.Luc. 1, 45.glücklich bist du,
|a340| die du geglaubet hast, Luc. 11, 27., glücklich ist der Leib etc. das ist eine glückliche Mutter, die einen solchen Sohn hat – v. 28.Jaglücklich sind die Gottes Wort hören etc.23, 29.,glücklich sind die UnfruchtbarenJoh. 13, 17.,glücklich seyd ihr, so ihrs thut 20, 29.,glücklich sind die nicht sehen etc.Apostg. 20, 35., geben macht glücklicher, als nehmen1 Cor. 7, 40.,glücklicher ist sie aber etc.Jac. 1, 12. 25.
Röm. 4, 8. Matth. 5, 3–10.11. Luc. 6, 22.Matth. 11, 6.13, 16.Luc. 10, 23.Matth. 16, 17.2 Cor. 7, 10.2 Tim. 3, 15.1 Thess. 5, 9.2 Petr. 3, 15.
können auch hieher gerechnet werden. Und so unterscheidet Paulus
Seligkeit vom
ewigen Leben 2 Tim. 2, 10. Dann wird dadurch
Errettung aus leiblichen Gefahren angezeigt Matth. 24, 22. – so würde kein Mensch errettet;Apostg. 4, 12. – durch welchen wir sollen heil werden – (nach dem Zusammenhangs.
Heil ); oder
Befreyung von den Uebeln der Seelen, Unwissenheit, Lasterhaftigkeit und den Folgen von beyden;Matth. 1, 21. er wird sein Volk erretten von seinen Sünden; 18, 11. – er ist gekommen alle sündige Menschen zu erretten ; Joh. 3, 17. – daß die Welt durch ihn (von ihrer Verdammniß) errettet werde; 12, 47. nicht daß ich die Welt verdamme, sondern sie von dem göttlichen Verdammungsurtheil befreye; Apostg. 15, 11.1 Tim. 1, 15.
– die Sünder zu errettenEbr. 7, 25,
|a341| daher er auch von aller Verdammung befreyen kann, die durch ihn etc.Röm. 1, 16. ein von Gott kräftig gemachtes Mittel zu erretten, Röm. 10, 10.1 Cor. 3, 15.
In so fern es nun in den damaligen Zeiten schon eine großeErrettung
war, zum
Christenthum überzugehen, heißt auch
selig werdenoft ein
Christ werden,
selig machen, zum Christen machen, Seligkeit,Christenthum: Ich rechne hieher folgende Stellen; Apostg. 2, 47. der Herr that täglich zu der Gemeine, die Christen wurden – er vermehrte sie immer mit neuen Bekennern; Apostelgesch. 16, 30. 31. was muß ich thun, um ein Christ zu werden?Röm. 11, 26. und also das ganze Israel sich zum Christenthum bekehre; Eph. 2, 5. 8. aus Gnaden seyd ihr zum Christenthum gebracht worden2 Tim. 1, 9., der uns zu Christen gemacht hat etc.Tit. 3, 5. nicht um der Werke willen – sondern nach seiner Barmherzigkeit macht er uns zu Christen – 2 Thess. 2, 13. daß euch Gott von Anfang zum Christenthum ausersehen hat; s.
Anfang.
Endlich wird damit die zukünftigeVollendung allerGlückseligkeitgemeint, Matth. 10, 22.1 Cor. 5, 5.10, 33.15, 2.Phil. 2, 12.Jac. 4, 12.1 Cor. 9, 22.1 Tim. 4, 16.1 Petr. 1, 9. 10.Ebr. 5, 9.9, 28.
|a342|Seuchtig,1 Tim. 6, 4. nach dem alten deutschen Sprachgebrauch so viel, als
siech: aber es sollte
überhaupt
aberwitzig gegeben werden, wie es nicht nur das griechische Wort zuläßt, sondern auch der Zusammenhang erfodert; da er dieselben Menschen gleich nachher als Blödsinnige, die zerrüttete Sinne haben, beschreibt, und mehr vor allen Abweichungen von der vernünftigen Lehre (s.
gesund ) warnet.
Seyn, in Christo; s.
Christus .
Siegel kann füglich Röm. 4, 11. und 1 Cor. 9, 2. für das eigentliche Bestätigung, Bekräftigung, genommen werden:
Sinn;so viel, als,
Verstand, 2 Cor. 3, 14.4, 4.11, 3.
GesinnungPhil. 4, 7.Tit. 1, 15.1 Joh. 5, 20. –
im Sinn beten, s.
beten .
Sitzenim HimmelreichMatth. 8, 11., der Glückseligkeiten des Christenthums theilhaftig werden –
zurrechtenGottes, siehe
Rechte Gottes .
Sohn,Gottes, des Höchsten, sein
eigner, eingebohrner, geliebter Sohn, oder auch ohne allen Zusatz,
der Sohn, wird Jesus genannt, wegen der Theilnehmung an der göttlichen Natur, die wir nur aus den Wirkungen erkennen, und auch nicht anders, als durch dieselben zu erklären geschickt sind. Jesus selbst hat diese seine Sohnschaftuns mit seiner Sendung zu erläutern für gut gefunden, wie seine eignen Worte lautenJoh. 10,
|a343|36., ganz wie Paulus dreymal sie genau an dieselbe knüpft Apostg. 9, 20. 22.13, 33.vergl.30. (s.
auferwecken ,)Ebr. 1, 5.Und wenn gleich der Name Christus, oder Meßias, d. i. der Gesandte Gottes mit der Benennung Sohn Gottes der Gültigkeit nach nicht einerley ist, so war er doch
alsMessiasderselbe; so, daß beydes miteinander von den Aposteln verbunden (Joh. 20, 31.), oder auch die eine Benennung mit der andern verwechselt wird Apostg. 9, 20. 22.1 Joh. 5, 1. (wer da glaubet, daß Jesus sey der
Christ) v.5. (wer da glaubet, dasJesus
Gottes Sohn ist), und also schon das Bekenntniß seiner außerordentlichengöttlichen Sendung die Annehmung seiner als des Sohnes Gottes mit in sich schließt.
Sorge,sorgen; soll nur in so fern nicht die Sache des Menschen seyn Matth. 6, 25. 28. 31. 32. 34.Phil. 4, 6., in wie fern Bekümmernisse und ein ängstliches, ermüdendes, Bestreben nach etwas anzeigt: Es muß also auch in der letzten Stelle das,nichts, ohne alle Einschränkung genommen und nur gleich deutlicher für,sorget nichts, übersetzt werden: „Lasset euch über keine irdische Angelegenheit Kummer machen.“ Imgleichen muß man 1 Petr. 5, 7.wegen der Zweydeutigkeit dieser Wörter für das Zeitwort, welches auch im Grundtext von dem Nennwort verschieden ist, ein andres wählen, daß etwa die Uebersetzung sey: „Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn Er nimmt sich eurer an.[“]
|a344| Sorgen dieser WeltMarc. 4, 19.Matth. 13, 22.Luc. 8, 14.,imgleichen Sorgen derNahrungLuc. 21, 34. sind alle Verwickelungen in zu viele irdische Angelegenheiten und Berufsarten.
Speise; ist uneigentlich das Hülfsmittel zu guten Einsichten und Fertigkeiten Joh. 6, 27. 55.; dann Joh. 4, 34. das, was die Seele erfreut und beruhiget. – StarkeSpeise Ebr.5, 14.ist die Lehre von völliger Aufhebung des Judenthums durch Christum; es sollte aber eigentlicher übersetzt werden, nahrhafte Speise, und also Speise schlechtweg im Gegensatz der Milch 1 Cor. 3,2., wo aber jeder weitläuftigere und genauere Unterricht im Christenthum zu verstehen ist.
Sprache, richtiger,
Aussprache, Mundart Matth. 26, 73.Marc. 14, 70., welche im Galiläischen von der Jerusalemschen abwich: 1 Cor. 12, 10. 28. 30.13, 8.s.
Zungen .
Sterben;unglücklich seyn Röm. 8, 13. den Lastern entsagt haben, Röm. 6, 7. 11.;
mitChristo, Röm. 6, 8. allen Untugenden so Abschied gegeben haben, wie Jesus durch seinen Tod dem zeitlichen Leben – hingegen 2 Tim. 2, 11. als Apostel oder Christ den Märtyrertod dulden;
täglich sterben1 Cor. 15, 31.
vergl.2 Cor. 4, 10.6, 9. in beständiger Todesgefahr seyn: S.
Tod .
Strafen: Dafür sollte in unsrer Uebersetzung zuweilen ein andres Wort stehen, als:
Vorstellung thun, zur Rede setzen, Matth. 18,
|a345| 15.Luc. 17, 3.2 Tim. 4, 2.Tit. 2, 15.;
ernstlichverweisenEph. 5, 11.1 Tim. 5, 20.;
überführen, überzeugen Joh. 16, 8. (s.
Sünde ) 1 Cor. 14, 24.s.
Prophet Tit. 1, 9. (s.
Wiedersacher );
befehlen2 Tim. 2, 25. – Es ist
daher wenigstens sehr zweydeutig gesagt, wenn man den Lehrern der Religion ein
Strafamtzueignet: Ihr Geschäfte soll seyn, andre zu belehren, zu überzeugen, zu ermahnen, und wenn sie das mit unermüdetem Ernst thun; so wird es schon an mannigfaltigen guten Erfolgen nicht fehlen können.
Stuhl, eigentlich
Thron; Matth. 5, 34.19, 28.23, 22.25, 31.Luc. 1, 52. 32.Apostg. 2, 30.7, 49.Ebr. 8, 1.12, 2. (s.
Gnadenstuhl ) und am häufigsten in der Offenbarung.
Stunde; ist so viel, als, die
Zeit überhaupt, und wenn es mit dem Vorwort
die oder
diese verbunden wird, der gemeinte
Zeitraum, doch ohne Bestimmung seiner eigentlichen Dauer – Matth. 8, 13.9, 22. (eigentlich, sie ward
von der Zeit an gesund) 10, 19.15, 28.17, 18.18, 1.(dazumal – um die Zeit, sprach Jesus) 24, 42. 44. 50.26, 45.Marc. 13, 11.14, 41.Luc. 2, 38.7, 21.10, 21.12, 12. 39. 40. 46.14, 17.22, 53.
(s.
Macht ) Joh. 4, 21. 23.5, 25. 28.7, 30.8, 20.(12,23.13, 1.
hat Luther im ähnlichen Fall schon selbst, die
Zeit ist kommen, übersetzt, und so auch 16,
|a346| 2. 4. 25.) 16, 2.21. 32.17, 1.Röm. 13, 11.1 Joh. 2, 18.Offenb. 3, 3. 10.14, 7. 15. –Marc. 14, 35.Joh. 12, 27.bedarf keiner besondern Erläuterung:Joh. 2, 4. ist ohne Zweifel die Zeit zum Weggehen gemeint, an welche die Mutter Jesum mit ihrer ängstlichen Anzeige erinnern wollte: S.
Tag .
Suchen – was
droben ist, s.
droben ; was
sein ist 1 Cor. 10, 24. 33.13, 5.s.
sehen ;
Gott, Ebr. 11, 6. ihn anrufen.
Sünde; sündigen, Sünde haben, thun;Sünder,Sünderinn: Der Hauptbegriff, der bey diesen Ausdrücken und Redarten zum Grunde liegt, ist die Einwilligung in jede unregelmäßige Begierde, die schon das eigne ruhige Bewußtseyn dafür erklärt Jac. 1, 14. 15. – Zwischen Sünde habenundSünde thun beym Johannes 8, 34.1 Br. 1, 8. und 3, 4. 8. 9. ist der Unterscheid, daß jenes von dem vormaligen Zustand der Christen, an die er schrieb, und dieses von dem gegenwärtigen Verhalten derselben als Christen gesagt wird; daher er die Redart, – so wir sagen, wir haben keine Sünde etc. gleich selbst verwechselt mit, – so wir sagen, wir habennicht gesündigt etc. Hingegen ist zwischen sündigen und Sünde thun weiter kein Unterscheid, nur daß k. 2, 1. übersetzt werden sollte, ob jemand gesündiget hat, für, „ob jemand sündiget“ – Er will überhaupt sagen: Wir können uns alle eben nicht rüh|a347|men, daß wir uns nicht auf mancherley Weise versündiget hätten; wenn wir denn aber nur das erkennen, so können wir uns in Christo unsrer Begnadigung versichern, und haben nur darauf zu sehen, daß wir von nun an als Christen uns vor fernern Versündigungen hüten: Denn ein solches Leben, wie ihr es bisher geführt habt, kann mit dem Christenthum nicht bestehen. –
Von keiner Sünde wissen2 Cor. 5, 21.keine Sünde gethan haben1 Petr. 2, 22.ohne Sünde seynEbr. 4, 15. sind gleichgeltende Redarten.
Die Sünde herrschen lassen, oder,ihr dienen, und gegenseitig;Röm. 6, 6. 12. 14. 17. 20.imgleichenseine Glieder ihr zu Werkzeugen leihen6, 13. ist auch einerley.
EinenzurSünde machen, wie Lutherübersetzt2 Cor. 5, 21. soll so viel seyn, als, ihn gleich einem Sünder behandeln.
Dieinnwohnende, oder,anklebende, oder anhängende SündeRöm. 7, 17. 20. 21.Ebr. 12, 1. sind die herrschend gewordnen bösen Neigungen:Justin nennt sie in der ersten Apologie 1, 7. die eigne Lasterhaftigkeit, und Epictet braucht dasselbe Wort im Handbuch XXX. 8. – Wenn dir jemand sagt, dieser oder jener habe übel von dir gesprochen, so antworte, er wuste warlich nicht alles andre Böse, das mireigen ist, sonst würde er noch mehr gesagt haben.
|a348|Die Sünde ist mächtig worden, Röm. 5, 20.s.
mächtig .
Durch
EinenMenschen ist die Sünde in die Welt kommenRöm. 5, 12. ist, in Beziehung auf die Mosaische Geschichte vom Fall, eine Beschreibung der Ausbreitungsündlicher Gewohnheiten und Fertigkeiten unter dem menschlichen Geschlecht.
Die Sünde hatgeherrschtzum(eigentlich,
im)
Todev. 21. sie hat alles Unglück in der Welt angerichtet:s.
Tod .
Die Sünde nahm Ursach am Gebot7, 8. 11. ist das, was man im Sprichwortsagt, je mehr Verbot, desto mehr Trieb, dawider zu handeln. Die ganze Redart kömmt beym
Philo in der
SchutzschriftwiederdenFlaccusS.522ff. einigemal vor, wenn er unter andern sagt: „Sobald
der Pöbel einmal einige Gelegenheit zu sündigen ergreifen kann, so bleibt er nicht bey geringen Anfängen stehen etc.[“]
Sie sind allzumal SünderRöm. 3, 23. geht auf die damalige Allgemeinheit des Sittenverderbens unter Juden und Heyden, nach dem Inhalt der beyden vorhergehenden Kapitel, und der eignen Bezeugung Pauliv. 9.
Der Leib derSündenRöm. 6, 6.s.
Leib .
Vergebung derSünden; s.
Vergebung .
Zuweilen haben nun auch diese Wörter eine eingeschränktere Bedeutung, nach welcher
Sünde denUnglauben,
Sünder Ungläubige Joh. 16, 8. 9.Gal. 2, 15.– oder auch
|a349|wohllüstigeAusschweifungen,
sündigen, unzüchtig leben,
Sünderinn eine öffentliche liederliche Weibsperson Luc. 7, 37. 39. 47. Joh. 8, 11.2 Petr. 2, 14.bedeutet. Nach einem ganz besondern Gebrauch der damaligen Juden werden unter
Sündern oft
Heyden verstanden, besonders in den Lebensbeschreibungen Jesu, wo das Wort mit dem Namen
Zöllner verbunden wird; s.
Zöllner : Und vielleicht wollte man anfangs sie damit auch nur für
Ungläubige schelten, bis man nach und nach den Begriff damit verband, als wenn die Heyden auch durchaus die verachtesten Bösewichter wären. So viel ist gewiß, daß dies der damalige Sprachgebrauch gewesen, und aus 1 Macc. 2, 44. 47. 48.vergl. mit 40.Gal. 2, 15. auch der ganzen Vorstellung Pauli in dem Brief an die Römer 2, 17ff.3, 9. erweislich. Jesus selbst scheint ihn, doch ohne Billigung, vor Augen gehabt zu haben Matth. 26, 45.Marc. 14, 41.Luc. 24, 7., wo,
den Sündern überantwortet werden, so viel ist, als,
denHeydenüberantwortet werden, Luc. 18, 32.