V.
Vater:Das Christenthum würde im Erkenntniß, wie in
der Ausübung sehr gewinnen, wenn man die durch alle Schriften desneuen Testaments in Anrufungen, Danksagungen, oder auch eigentlichen Belehrungen herrschende Vorstellung Gottes, als eines
Vaters, mehr
|a360| auf die Religion selbst anwendete. In einem so erfreulichemLichte kannte der Israelit Gott nicht, wagte es nur sehr spät, und höchst selten Gott Vater zu nennen Jes. 63, 16.Mal. 2, 10., wurde selbst mehr an Gott, als einen Oberherrn gewiesen, auch dann, wann er ihm als Vater bekannt gemacht wurde, 5 B.M. 32, 5.Mal. 1, 6.– und es hängt also hiermit genau zusammen, was ich bey dem Ausdruck
Furcht Gottes erinnert habe.
Uebelist im Schluß des V. U. nach der ganzen Absicht desselben, und in Vergleichung mit Joh. 17, 15.2 Tim. 4, 18. die ganze Mühseligkeit dieses Lebens, und besonders der damaligen Jünger Jesu: Siehe
Versuchung .
Uebersehen:Apostg. 17, 30.s.
Vergebung .
Ueberkleiden,2 Cor. 5, 2. 4.so viel, als den neuen geistlichen Leib mit dem gegenwärtigen ohne dazwischen kommende Verwesung dieses sogleich vertauschen.
Ueberwältigen,Matth. 16, 18.s.
Pforte, Hölle .
Uebung, leibliche 1 Tim. 4, 8. ist nach v. 3. 4. die strenge Enthaltung von Dingen, die an sich erlaubt sind.
Verbergen,verborgen: (Röm. 16, 25.) Eph. 3, 9.s.
Geheimniß Col. 2, 3.
siehe
Schatz 1 Cor. 14, 25.s.
Prophet 1 Petr. 3, 4.ist,
derverborgneMensch des Herzens, die gottselige Gemüthsfassung, so wie das gleichfolgende,
mitsanftenstillemGeiste, auf die äußerliche Sittsamkeit geht.
|a361|Verdammen,1 Joh. 3, 20. 21. sollte das hier vorkommende griechische Wort, welches LutherGal. 2, 11. richtiger übersetzt hat, anklagen, Vorwürfe machen, gegeben werden: So braucht es Josephusindenjüd. Alterth.V, 1, 27. S. 281.
Verdienst: Ohne Verdienst gerecht werden Röm. 3, 24., nicht aus Verdienst der Werke 9, 12.11, 6., oder aus Gnaden selig werden, nicht aus den Werken Eph. 2, 8. 9. hat seine nächste Beziehung auf die Juden und Heyden, die damals zum Christenthum übergingen; s.
gerecht ,selig ,Werke .
Vergeben die – Vergebung der – Sünden:Die Sache, die unter diesen Ausdrücken in dem neuen Testament vorgestellt wird, soll überhaupt das göttliche Wohlgefallen an jedem zurückkehrenden und sich besserndenSünder, anzeigen; welches auch in der Gleichnißrede von dem verlornen Sohn Luc. 15. so lebhaft ausgezeichnet wird: Das ists also auch, was das Evangelium allen, die dieses Wohlgefallens fähig zu werden suchen, versichert. Hiermit muß man aber die Vergebung der Sünden, die den Juden und Heyden in den ersten Tagen des Christenthums angekündigt wurde, nicht vermengen.
In Ansehung der Juden, war sie eineBekanntmachung,daßGott keine Sündopfer weiter verlange, durch deren Darbringung nemlich die Juden ihre beständig fortdauernde Verschuldung gleichsam anerkannt, und |a362|Gott, als der Annehmer derselben, die Stafe nicht erließ, sondern nur von Zeit zu Zeit aufschob; wie es Paulus ausdrücklich vorstellt Röm. 3, 25. – die bisher unter göttlicher Geduld, besser, Verschonung, geblieben waren. Daher ward nun diesen der Tod Jesu verkündiget, wie er zur Vergebung der Sünden, und also Aufhebung aller Sündopfer geschehen sey, (Matth. 26, 28.Eph. 1, 7.Ebr. 10,18.) und ihnen beym Uebergang zum Christenthum, nebst der bessern Religion Vergebung der Sünden angekündiget, Marc. 1, 4.Luc. 1, 77.Apostg. 5, 31.13, 38.1 Joh. 1, 9.2, 2.
Für die zum Christenthum übertretenden Heyden, war sie eine eben so feyerliche Bekanntmachung, daß Gott dieZeitender Unwissenheit und des Aberglaubens übersehenhabe, nach der ausdrücklichen Bezeugung des Apostels,Apostg. 17, 30.26, 18.
Nach diesem verschiedenen Verhältniß muß man nun die Sache erklären, wenn von Juden und Heyden zugleich die Rede ist, Luc. 24, 47.Apostg. 10, 43. und gesagt wird, daß Gott ihnen schon vergeben habe in Christo, Eph. 4, 32.Col. 3, 13. ob sie gleich zum Theil immer noch als sehr unordentliche Menschen beschrieben werden.
Vergehen:Röm. 13, 12.s.
Nacht
; 1 Joh. 2, 17.s.
Wesen .
Verklären,deutlicherverherrlichen; Joh. 7, 39.12, 23. 28.13, 31. 32.17, 1. 5. |a363|Apostg. 3, 13.vergl.Phil. 2, 9. – Joh. 16, 14.17, 4.Phil. 3, 21.
Ich bin in ihnen verkläretJoh. 17, 10. ist so viel, als das gleichvorhergehende, sie haben wahrhaftig erkannt – gesandt hast.
Verleugnen,Jesum Christum, Jud.4., siehe
Herr : –
Sich selbstMatth. 16, 24.denäußerlichenVortheilen beym Judenthum, als ein damaliger Nachfolger Jesu entsagen –
das ungöttliche WesenTit. 2, 12. dem heidnischen Unglauben entsagen.
Vernehmen, nicht, was des Geistes Gottes ist 1 Cor. 2, 14., es nicht verstehen; siehe
Mensch .
Verneuern,2 Cor. 4, 16.s.
Mensch .
Vernunft,vernünftig:Luther hat beyde Wörter zuweilen in der Uebersetzung
gebraucht, wo nach dem Grundtext ganz andre gewählt werden müssen.
Vernünftig steht also am rechten Orte Röm. 12, 1.1 Petr. 2,2., aber unrichtigCol. 2,4., wo er vielleicht vernünftelnde Reden gemeint hat. Gewiß ist, daß das griechische Wort gerade das Gegentheil von vernünftigen Unterweisungen, alle gesuchte Rednerkünste und blumichte Ausschmückungen des grösten Unsinns bedeute – Sophistereyenwäre das eigentliche Wort, wenn es genug deutsches Ansehen hätte; und manmüste also etwa übersetzen – daß euch niemand durch einnehmendesGeschwätz verführe –
|a364|Vernunft ist eben so unrichtig gebraucht 2 Cor. 10, 5. für das eigentliche
Einbildungen – wir Apostel unterwerfen alle menschliche Einbildungen dem Gehorsam der Lehre Jesu; s.
gefangen nehmen ,
Christus ,dichten : Theophylact vergleicht hierbey nicht unrichtig die Geschichte aus Apostg. 13, 8. ff. wo der Apostel den Elymas mit seinen Zaubereyen zu schanden machte. Gleich vorher ist unter
Anschlägen die Demonstrirsucht zu verstehen, die auch in der vernünftigen Religion von je her so viel Unheil gestiftet hat, und dem simpeln Evangelio Jesu so gut als die aberwitzigen Einbildungen der Heyden von Ober- und Untergöttern u. s. w. entgegen ist.
Phil. 4, 7. ist das Wort
Vernunft bequemer gebraucht; ich würde aber doch lieber,
Verstand übersetzen, daß der Sinn sey, „eine gottgefällige einträchtige Gesinnung, die weit schätzbarer ist, als aller Verstand, bewahre euch insgesamt bey der Lehre Jesu,“ s.
Christus ,Friede Gottes .
Verordnen, ist Röm. 8, 29. 30.Eph. 1, 5. 11. schlechtweg,
bestimmen; s.
Vorsatz – Apostg. 13, 48. steht ein ganzandres Wort im Grundtext, so wie auch die Redart,
zum ewigen Leben verordnet seyn, gleich vorher v. 46. durch den Gegensatz,
sich selbst desselben nicht werthachtenerklärt wird: Man könnte also übersetzen – soviel ihrer wahrer dauerhafter Glückseligkeit fähig waren –
|a365|Versehen,zuvor;Röm. 8, 29.
geht nur auf das göttliche Wohlgefallen, die römischen Christen der Erleuchtungen des Evangelii mit zuerst theilhaftig zu machen, und in diesem Verstande muß auch 1 Petr. 1, 2.
Versehung, d. i.Wohlgefallen genommen werden.
Versiegeln, uneigentlich für, bekräftigen, bestätigen; Joh. 3, 33.6, 27. – verherrlichen2 Cor. 1, 22.Eph. 1, 13.verwahrenEph. 4, 30. – Röm. 15, 28. kömmt es in einer besondern Bedeutung vor, daß es so viel ist, als, sicher überbringen.
Versöhnen,Versöhnung: Beyde Wörter gehen auf die Wiedervereinigung der Menschen mit Gott durch Christum, die als eine förmliche Aussöhnung vorgestellt wird. Sie wird aber mit dem Opfertod Jesu Christi verknüpft, weil dadurch alle Sündopfer, bey welchen man sich Gott dachte, wie er sich immer noch die Strafe vorbehalte, aufgehoben wurden, und damit der ganzen Welt die Versicherung bestätiget , daß Gott für das Vergangne weiter keine menschliche Opfer verlange, den Menschen die vorigen Sünden nicht zurechnen wolle 2 Cor. 5, 18., aber um so viel mehr fürs Zukünftige aufrichtigen und thätigen Gehorsam fodre. –
Gott hat die Zeit der Unwissenheit übersehen; nun aber gebeut er allen Menschen Buße – siehe
Vergebung . Es ist übrigens schon erinnert worden, daß Eph. 2, 16. für,
in einem Leibe eigentlich
zu einem Leibe übersetzt werden
|a366| sollten; s.
Leib . Die Redart,
Gott war inChristo2 Cor. 5, 19., kann in diesem Zusammenhang wohl nichts anders anzeigen sollen, als daß dieser göttliche Rathschluß den Menschen die Sünde nicht zuzurechnen, Jesu Christo zur Bekanntmachung und Vollziehung anvertrauet worden, Gott, wie der Apostel gleich vorher sagt, v. 18. durch ihn denselben ausgerichtet habe, durch ihn die Lehre von der Versöhnung verkündigen lassen u. s. w., s.
Amt , und Joh. 10, 38.14, 10. 11.17, 21.12, 49. 50.13, 20.
14, 24. 31.15, 15.17, 4. 6. 7. 8. (die Worte,
die du mir gegeben hast; wohin also auch das
Wort der Versöhnung gehört) 14.
Verstand:1 Cor. 1, 19.Eph. 3, 4.Col. 1, 9.2, 2.sollte dafür in der deutschen Uebersetzung das Wort, Einsicht, stehen – ich will die Einsichten der Gelehrten zu schanden machen – daraus ihr meine Einsichten in die christliche Religion erkennen werdet – in allerley geistlicher Weisheit und Einsicht – zu allen gründlichen Einsichten – Nach der dritten Stelle geht Weisheit wohl mehr auf die Fähigkeit nützliche Einsichten zu erlangen und anzuwenden; und so verbindet Plutarch beyde Wörter miteinander in der Abhandlung von der brüderlichen Liebe nicht weit vom Anfang.
Versuchen,Versuchung: – Das Zeitwort bedeutet einen
auf die Probe stellen, Ebr. 3, 9.Matth. 16, 1.Marc. 8, 11.Matth.
|a367| 19, 3.Marc. 10, 2.Matth. 22, 35.Marc. 12, 15.Apostg. 15, 10.
1 Cor. 10, 9.
reizen zu etwas, Jac. 1, 13. 14.
verführen1 Cor. 7, 5.Gal. 6, 1.
–
versucht werden, Noth und Elend erfahren Ebr. 2, 18.4, 15. Und in dieser Bedeutung
der
Noth und
Trübsale wird das Nennwort durchgehends im neuen Testament genommen Math. 6, 13.Marc. 14, 38.1 Cor. 10, 13.2 Pet. 2, 9.1 Tim. 6, 9.denn auch hier soll es die Sorgen und unruhigen ängstlichen Bestrebungen des Habsüchtigen, und also die Noth, die er sich selbst macht, anzeigen, so wie
Strick, eigentlich
Verstrickungen, die Abwege, auf die er dabey geräth.
Verwesen;2 Cor. 4, 16.s.
Mensch .
Verwirren;Röm. 14, 1.s.
Gewissen .
Unfruchtbar:Eph. 5, 11, sind unfruchtbare Werke derFinsterniß, unnatürliche wollustige Ausschweifungen, die die Bevölkerung hindern: Fast mit ähnlichen Worten zeichnet sie Philo aus in der Schrift von AbrahamS. 20. 21. der MangeyschenAusgabe..
Ungerechtigkeit, genauer, Lasterhaftigkeit, Matth. 24, 12.Röm. 1, 18.4, 7.6, 13. 19.2 Thess. 2, 12.2 Tim. 2, 19.Tit. 2, 14.
Unnütz:Luc. 17, 10. und Matth. 12, 36. stehen im Grundtext Wörter von ganz verschiedener Bedeutung. Beym Matthäus sind unnützeWorte, der Sprache und dem Zusammenhang nach v. 31. 32., die bittersten Verleumdungenund Lästerungen, Ca|a368|lumnien; hingegen unnütze Knechte beym Lucas eigentlich Unwürdige, die nichts weiter thun, als was sie zur höchsten Noth müssen: Die Griechen haben ein andres Wort für unnütz, welches Philem. v. 11. vorkömmt.
Unwürdig, besser unehrerbietig1 Cor. 11, 27. 29. so wie auch die Lateiner ihr gleichgeltendes Wort brauchen, wo von dem Betragen gegen andre die Rede ist.
Volk, heiliges, des Eigenthums, 1 Petr. 2, 9. 10.s.
heilig ,Eigenthum .
Vollenden: Es ist einerley griechisches Wort, welches Luther in dem Brief an die Hebräer 5, 9.10, 14.11, 40. durch
vollenden, und in den übrigen Stellen
vollkommen machenübersetzt 2[,]10.7, 19. 28.10, 1.12, 23.(vollkommne Gerechte). Allein von Jesugesagt ist es aus der Einweyhungsceremonie der Hohenpriester des Alten Testaments genommen, und bedeutet also
einweyhen,2, 10.5, 9.7, 28., wo es eigentlich heißen sollte: –
Nach derMosaischenKirchenordnung werden nurschwachesterbliche Menschen zu Hohenpriestern eingesetzt, aber durch den Eid(v.21.),
der erst nach der Bekanntmachung jener gesprochen worden, ist der Sohn auf ewig dazueingeweyht
worden – Dann bedeutet es, von den Menschen gesagt,
völlig lossprechen, und ist also die Uebersetzung:
7, 19.Denn dieMosaische Kirchenordnung konnte niemand völlige Losspre|a369|chung verschaffen, sondern war nur eine Anleitung zu der beßrenHofnung, durch welche wir Gott (ohne Furcht) anbeten.
10, 1. Die Mosaische Kirchenordnung, da sie nur den Schatten von den künftigen Glückseligkeiten enthielt, – konnte durch die Opfer, welche jährlich auf einerley Weise dargebracht wurden, unmöglich völligeLossprechung verschaffen.
– 14. Durch Ein Opfer hat er ein für allemal denen, die begnadigt werden sollten, völlige Lossprechung verschaft.
11, 39. Jene alle haben durch ihren Glauben zwar ein rühmliches Zeugniß erhalten, aber die Erfüllung der Verheißung (des Messias) nicht erlebt; weil Gott für uns diese glückliche Begebenheit ausersehen hatte, damit sie nicht ohne uns (wir alle zugleich) losgesprochen würden.
12, 23. – und zu den begnadigten Gerechten.
S.
Vergebung ,Versöhnung ; wo schon erinnert worden, daß die Sünden nach dem Mosaischen Gottesdienst als behalten vorgestellt wurden.
Vollender, des Glaubens, Ebr. 12, 1.siehe
Anfänger .
Vollkommen: Nach dem ebräischen Sprachgebrauch ist dies so viel, als rechtschaffenMatth. 5, 48.Phil. 3, 15. Doch kann auch hier die folgende Bedeutung statt finden. Es wird nemlich auch von denen gesagt, die |a370|richtige Einsichten in die Religion haben, Col. 1, 28.4, 12.Ebr. 5, 14. und daher ist VollkommenheitHebr. 6, 1. das gründlichere Erkenntniß der Religion; das Vollkommne eben dasselbe1 Cor. 13, 10.Es ist also auch ein vollkommner, oder besser, gesetzter, Mann, der wohlunterrichtete Christ Eph. 4, 13. und so sollte auch für vollkommen im Gegensatz der Kinder1 Cor. 14, 20. übersetzt werden; an dem Verständniß aber werdet gesetzte Menschen.
Vorhaut,d. i. Unbeschnittene, ist allezeit eine Benennung der
Heyden, die Paulus allein
braucht, weil sie den Gegnern, mit denen er zu thun hatte, geläufig war Eph. 2, 11. und er allein durch die Wiedersetzlichkeit der Christen aus dem Judenthum, die Beschneidung fahren zu lassen, und ohne sie die Christen aus dem Heydenthum neben sich zu dulden, dazu veranlaßt wurde Röm. 2, 26. 27.3, 30.Gal. 2, 7.5, 6. Col. 3, 4.1 Cor. 7, 18. Der Sinn ist also in der letzten Stelle des Briefs an die Galater; nach der christlichen Lehre hat der Unterscheid unter Juden und Heyden keinen Werth (siehe
Christus ), sondern etc. (s.
thätig ).
Vorsatz, von Gott gebraucht, ist es der
Entwurf, und also Röm. 8, 28.
nach dem Vorsatz berufen seyn, nach dem Entwurf, den Gott gemacht hat, einer der damaligen ersten Christen seyn (s.
versehen ) – 9, 11.
Vorsatz nach der Wahl, ein freyer aus eig
|a371|ner Macht und Gnade beschloßner Entwurf – Eph. 3, 11.
der Vorsatz von der Welt her (nach dem Grundtext und der nicht ungewöhnlichen Bedeutung des Worts
Welt), der Entwurf der Zeiten des Neuen Testaments: S.
Wahl ,Welt .