65.
/a66. Soll etwas wirklich werden, so muß es von Gott für das Beste in dem besten Zusammenhange erkannt /bwerden (§. 44.).b\ ∥b1 Diese Vorstellung des unendlichen Verstandes ista\
|a37| |c79| 67. ∥a1 Der Rathschluß Gottes /aa)a\ ist ewig, 1 Cor. 2, 7. Eph. 1, 4. 3, 9. 11. 2 Tim. 1, |d80| 9. |b58| unveränderlich, Ps. 33, 11. frey, (§. 45.) heilig, gütig, Röm. 11, 11. 12. 30–32. weise und unerforschlich.a2 Röm. 11, 33. /ab)a\ Sein Gegenstand sind alle äußerea3 Werke Gottes; also das Entstehen, die Fortdauer und alle Veränderungen der moralischen sowohl als physischen Welt. So wie nun die Welt Ein Ganzes ist, /aund Gott alles, was er erkennet und will, auf einmal erkennet und will,a\ so ist auch eigentlich der Rathschluß Gottes nur ein einzigera4, der alles was jemals wirklich ist umfasset, obgleich wir Menschen, aus Mangel eines eben so umfassenden Blicksa5, so viele Rathschlüsseab6 uns denken, als Dinge wirklich werden. /ac)a\ So fern sie die Schicksale einzelner Menschen bestimmen, beziehen sie sich entweder auf die zeitliche und irdische Glückseligkeit derselben, oder auf die moralische und ewige. Jene richten sich nicht immer nach dem freien Verhalten der Menschen Röm. 9, 11–21. 1 Cor. 15, 19. 2 Tim. 3, 12. ob sie gleich die natürlichen Folgen guter und böser Handlungen nicht aufheben oder ändern, allemal weise Ursachen haben, und auf Erhaltung der möglichsten Vollkommenheit des Ganzen abzwecken. Diese sind jederzeit ∥a7 dem von Ewigkeit vorhergesehenen freien Verhalten der Menschen genau angemessen,a8 |c80| Röm. 9, 30.d9 – 10, 4. 10–21. 11, 20. /aund können, so fern sie dieses von Ewigkeit untrüglich vorhergesehene Verhalten voraussetzen, in einem richtigen Sinne bedingt genennt werden.a\ – |d81| Von den Rathschlüssenab10 Gottes über die Wiederherstellung des gefallenen Menschengeschlechts, unten /a§. 128–131a\.
|b59| 68. Gott (§. 35. ∥a1 56. c.d2) ist der /aSchöpfer Himmels und der Erde, 1 Mos. 1, 1. 2, 1. Ps. 121, 2. 146.bd3 6. Act. 14, 15. oderd4 welches einerley ist, dera\ ∥a5 Urheber, die ∥d6 wirkende Ursache, der Welt in ihrem ganzen Umfange.a7 Jes. 40, 26. Jer. 10, /a12–16. Ps. 136.d8 5–9.a\ ∥a9 Joh. 1, 3. 10. Act. 17, 24. Röm. 11, 36. 1 Cor. 8, 6. Col. 1, 16. Hebr. 1, 2. vergl. 10. 11, 3. ∥a10 Von allem, was ist, hat er nicht nur die Materie her|a38|vorgebracht, die /a/bnach der Lehre der Bibelb\ ihr Daseyn von ihm hata\ ∥a11, Hebr. 11, 3. (vergl. Röm. 4, 17. und 2 Macc. 7, 28.) sondern auch jedem Dinge seine Form gegeben, seine Kräfte ihm verliehen, Ps. 104. 94, 9. Act. 17, 28. die Gesetze seiner Veränderung ihm vorgeschrieben, 1 Mos. 1, 14–16. Ps. 74, 16. 17. 104, 13. 14. 19. Matth. 19, 4–6. und jedes in Verbindung mit allen übrigen gesetzta12. Er schuf die ganze Körperwelt; nicht |c81| nur unsre Erde 1 Mos. 1, 2. folgg. Jer. 27,b13 5. mit allen ihren mannichfaltigen, zum Theilab14 uns unsichtbar kleinen, Theilen, sondern auch das ganze Weltall, Nehem. 9, 6. Ps. 8, 4. 33, 6. vor dessen, allen menschlichen Begrif übersteigen|d82|dem, Umfange unserm Blicke schwindlichtd15 wird. Er schuf aber auch das weite Reich der an Kräften so verschiedenen Geister, Hebr. 12, 9. Col. 1, 16. und er ists auch, der den Menschen schuf. 1 Mos. 1, 26–30. 2, 7. ∥a16 Ps. 119, 73. ∥a17 Jes. 45, 12.
69. Dieß alles schuf Gott im Anfang, /a(denn diese Welt ist, nach den Vorstellungen der Bibel, nicht gleich ewig mit Gott),b1 a\ ∥a2 1 Mos. 1, 1. Ps. 90, 2. Joh. 1, 1–3. 17, 5. er allein,a3 Jes. 44, 24. |b60| nach seinem freien Wohlgefallen, Ps. 115, 3. (§. 45. ∥a4) durch bloßenab5 Willen, /a(§. 66.)a\ Hebr. 11, 3. vergl. Apocal. 4, 11. Ps. 33, 6. Jes. 48, 13. /aalsoa\ unmittelbar, ohne Mittelursachen, /a(§. 51.)a\ ∥a6 Ps. 33, 9. Röm. 4, 17. durch seine Allmacht. Jer. 32, 17.
70. /aa)a\ Alle Geschöpfe, und ihre Beschaffenheit, und ihre Handlungen, und ihre Verbindung mit andern, und die Folgen alles dessen, sahe Gott, als er sie schuf, auf das vollständigste, deutlichstea1 und untrüglichste voraus. ∥a2 Und gleichwohl /abeschloß er,a\ ∥a3 diese ∥a4 Welt /azu schaffen, und sie so zu schaffen, wie sie ist; |c82| er, den nichts nöthigen konnte eine Welt zu schaffen, wenn sie seinen Absichten nicht gemäs war, (§. 45.) unda\ ∥a5 der keine andere als die bestena6 Absichten haben, und zu deren Erreichung keine anderna7 als die vollkommensten Mittel /aanwenden kann, (§. 46.) und den nichts hindern konnte, der Welt eine andere Ein|d83|richtung zu geben, /dd. i. eine andere Welt zu schaffen,d\ wenn eine andere seinen Absichten besserd8 entsprochen hätteb9 (§. 51.).b10 Es muß also keine /dWelt oderd\ Einrichtung der Weltd11 möglich gewesen seyn, welche zua\
71. Die im poetischhistorischen Stil des frühesten Weltalters vorgetragene /dMosaisched\ Beschreibung der Schöpfung der Welt und ∥d1 Einrichtung unsrer /dErded\ ∥d2 1 Mos. /d1, 2. folgg.d\ ∥d3 /aa)a\ hat zum Zweck, den Satz: es ist nichts, durchaus nichts, großesa4 oder kleines, nahes oder fernes, das nicht |d84| sein Daseyn durch den allmächtigen Willen des Gottes, den die Israeliten verehren, bekommen habed5; dem Menschen, selbst dem noch so sinnlichen Menschen, aufs tiefste einzuprägen. Diesen wichtigen Satz lehret jene Beschreibung deutlich und unwidersprechlich. /ab)a\ Aber nicht eben so deutlich und entscheidend beantwortet sie alle Fragen, die hiebey einem Forscher einfallen können, als: ob unser Erdball erst vor ungefähr 6000 Jahren /a(und viel länger scheintb6 er von Menschen nicht bewohnt /bzub\ seyn)a\ aus Nichtsd7 geschaffen, oder ob er damals nur erst ausgebildet, oder auch aufs neue umgebildet worden sey? ob damals der ganze Erdboden zugleich, oder etwanab8 nur die höchsten Gegenden Asiens ihre völlige Ausbildung und jetzige Einrichtung bekommen haben? ob zu eben der Zeit, und also erst vor sechs Jahrtausenden, die übrigen großenab9 Welt|b62|körper hervorgebracht worden, oder ob sie älter seyen? |c84| ob die Welt, oder auch die Erde, mit |a40| allem was daraufa10 und darinnena11 ist, in einem Augenblick von Gott hervorgebracht und dargestellet worden, oder ob sie nach und nach, in der von Mose erzählten Ordnung, in sechs Tagen, oder auch in so viel Zeitperioden von unbestimmter Länge, geschaffen sey? Fragen, welche, nebst andern änlichen, jeder nach seiner besten Einsicht gewissenhaft beantworten darf, ohne daß er dadurch dem biblischen Religionsunterricht zu nahe träte.
|d85| 72. Eben der Gott, der der Welt ihr Daseyn gab, (§. 68. /a65.) kanna\ ∥a1 auch ihr und allen ihren Theilen ohne Ausnahme die Fortdauer gewähren; und da die Welt /anicht ohne Gott unda\ für sich selbst fortdauern und sich erhalten kanna2, so muß er es thun, wenn sie dauren soll. Und er thuts, und durch seinen beschließendena3 Willen (§. 44. 66.a4) Hebr. 1, 3.b5 Col. 1, 17. Joh. 5, 17. Ps. 148, 5. 6. erhält era6 ∥d7 nicht nur die einfachen Wesen, /abz. B. die Geister,ab\ und diejenigen Körper, die seit ihrer Erschaffung, ohne sich fortzupflanzen, da zu seyn nie aufgehört haben, /ab/dz. E.d\ ∥d8 ganze Weltkörper,ab\ Ps. 104, 5. 19. 148, 3–6. ingleichem alle auf eine bestimmte Zeitlang zur Wirklichkeit kommende einzelneab9 Dinge, /abz. B. Pflanzen und Thiere,ab\ welche, vermöge der |c85| von Gott in sie gelegten Fruchtbarkeit, 1 Mos. 1, 12. 22. 28. 8, 17. 9, 1. ihres Gleichen hervorbringen können, Ps. 104, 30. und dann aufhören, indem sie in ihre Bestandtheile aufgelöset werden, aus welchen neue Körper sich bilden, Matth. 6, 27. 10, 29–31. Ps. 36, 7. |b63| 90, 3. 5. 104, 29. 30. Hiob,ab10 10, 8–12. sondern auch die Gattungen daurena11 so fort, daß die vor Jahrtausenden von ihnen angegebenen Merkmale noch jetzta12 an ihnen |d86| kenntlich sind, Ps. 104, 30. 139, 13–16. Act. 17, 26. und daß die Individuen jeder Art in Absicht ihrer Menge stets /abim Ganzen genommenab\ eine zweckmäsige Proportion halten.
73. /d/aGott /bist es, der nicht nurb\ ∥b1 diejenigen Geschöpfe,a\ ∥a2 die keiner andern als Mittel ihrer Erhaltung /abedürfen, sondernb3 auch die, welchea\ ∥a4 ohne dergleichen Mitteld\ ∥d5 nicht fortdauern /akönnen/d/b, erhältb\. Den letzterend\a\ ∥a6, zu welchen /adie Pflanzen unda\ ∥a7 die Thiere, und also /adie Menschen gehören, /dverschaffet Gott died\ ∥d8 ihnena\ ∥a9 nöthigen /aMittel /dder Erhaltungd\ z. B. die /dNahrungsmittel. Dießd\ ∥d10 geschieheta\ ∥a11 zwar nach dem Laufe der /aNatur; aber Gott ist doch dera\ ∥a12 Urheber /aauch von diesema\ ∥a13. 1 Mos. 1, 29. 30. 8, 22. Ps. 104, ∥a14 10–18. 27. 28. 145, 15. 16. 147, 8. 9. 14. Matth. 6, 25–31. ∥a15 Act. 14, 17.
|c86| 74. /aDiea\ ∥a1 in der Welt in Geistern und an Körpern geschehendenab2 Veränderungen /awerdena\ durch Anwendung solcher Kräfte gewirkt ∥a3, welche ihren letzten Grund nicht in den Geschöpfen selbst,a4 sondern in Gott /ahaben. Auch diese Kräfte eines jeden Geschöpfsa\ ∥a5 jeder Art, durch welche solche Veränderungen bewirkt werden, erhält /aGott durch seinen allmächtigen Willena\, und /aläßta\ die von ihm festgesetzten Naturgesetze, nach welchen sie wirken, /afortdauern.d7 a\ ∥a6 Act. 17, 28. Matth. 5, 45. ∥a8 Ps. 135, 6. 7. 139, 13. 14. ∥a9 148, 6. 8. Hiob 10, 8.ab10 ff.
|b64| 75. /aDadurch, daß Kräfte da sind, welche angewendet werden können, und physische Gesetze, |d87| an welche die Art und Weise der Anwendung gebunden ist, ist noch nicht bestimmt, weder wozu sie, noch daß sie wirklich in einzelnen Fällen angewendet werden. Allein a)a\ ∥a1, da der Allweise durch /adie Anwendung der Kräfte seinera\ ∥a2 Geschöpfe und ∥a3 durch die /adaraus entstehendena\ ∥a4 Veränderungen /ain der Welta\ ∥a5 gewisse Absichten erreichen will,a6 (§. 46. 70.) die unmöglich unerfüllt bleiben können, (§. 46.a7) so stehet /aauch selbsta\ dieb8 /aAnwendung aller Kräftea\ ∥a9 aller Geschöpfe, nebst allen daraus entstehenden Veränderungen in der Welt, dergestalt unter Gottes Regierung, /aoder Vorsehung in engerem Verstande,a\ daß /abeidea\ ∥a10 |c87| nicht anders erfolgen, als es zu Erreichung der Absichten, wozu sie von Gott bestimmt sind, /aalso zur Vermehrung der Vollkommenheit und Glückseligkeit des Ganzen,a\ erforderlich ist. Eben hierdurch übt Gott |a42| die ihm als Schöpfer zustehende Oberherrschaft über die Welt aus, Act. 17, 24. 1 Cor. 10, 26. Ps. ∥a11 50, 10–12. /a104, 24. und eben daher kanna\ ∥a12 er auch Begebenheiten untrüglich voraussagen, die erst langeab13 nachher aus bloßab14 natürlichen /abzufälligenab\ Ursachen sich entwickeln;a15 z. E. /aMatth. 24.a\ Act. 11, 28. /aes wäre auch sonst das Gebet um göttliche Hülfe und Beystandd16 Röm. 15, 30–32. Eph. 6, 18. 19. Phil. 4, 6. sinnlos, und das Vertrauen auf Gott, wozu die Bibel so oft ermuntert, vergeblich. b) Gleichwie aber alle durch die angewandten Kräfte der Geschöpfe hervorzubringendenb17 a\ ∥a18 Veränderungen in |d88| der Welt Gegenstände der göttlichen Vorhersehung sind, /awelche auch selbst die Entschließungen frei|b65|handelnder Kreaturen umfassetb19,a\ (§. 42.a20) so gehören sie auch sämmtlich mit zu dem freien Rathschlusseab21 Gottes über die Welt, (§. 67.a22) und haben ihren Grund in /ader jedesmaligen Verbindung der Dinge und ina\ den vorhergehenden Umständen, welche zuletzt von der ursprünglichen göttlichen Einrichtung der Dinge abhängen; wie denna23 auch /aalle Veränderungen in der Welt, wenn sie zur Wirklichkeit kommen sollen,a\ die gött|c88|liche Erhaltung der Geschöpfe und ihrer Kräfte voraussetzen. /aHieraus ergiebt sich, theils, daß die Regierung der Welt nichts anders ist, als die Ausführung des ewigen Rathschlussesb24 Gottes über die Veränderungen, welche in der Welt zur Wirklichkeit kommen sollen, daß sie durch bloßes Wollen geschiehet, und daß es ein kindischer Gedanke /dist,d\ ∥d25 sie als eine Art einer Bemühung oder als ein stetes Eingreifen in die Maschineb26 und /burplözlichd27 b\ nach Beschaffenheit der Umständed28 beschlossenesb29 Nachhelfen derselben /dsich vorzustellend\ ∥d30, theils, daß nichts geschehen kann ohne Gottes Willen.a\
76. Nichts ist so klein, das nicht unter Gottes Regierung ∥a1 stünde, und zu einem der,ab2 in einer unübersehbaren Reihe zusammengeketteten,ab3 Zwecke Gottes gehörte ∥d4. Er sorgt nicht nur |d89| für die Gattungen, sondern auch für die Individuen, und ordnet auch selbst ihre kleinsten Umstände. Matth. 10, 29. 30. Auch sind alle Veränderungen der leblosen Dinge, des Erdbodens, der Himmelskörper, der Luft, des Wassers, der Pflanzen, u. s. f. der Vorsehung Gottes unterworfen, Hiob 38, 22–38. z. B. der Lauf der Gestirne,a5 Ps. 104, 19. 20. die Witterung,a6 1 Mos. 8, 22. Ps. 147, 8. 16–18. |b66| 148, 8. /aJer. 5,d7 24.a\ Amos 4, 7. Act. 14, 17. Ueberfluß und Mangel an Lebensmittelna8, Ps. 104, 13.a9 |c89| ff. 27,ab10 28. 5 Mos. 28, 11. 23. 24. 11, 17. Amos 4, 6. Donnerwetter, Ps. 29. Erdbeben, Ps. 104, 32. welches alles die Bibel als von Gott kommend vorstellet, ∥d11 weil ∥d12 die natürlichen Ursachen dieser Dinge von seiner Regierung abhängen. Die leblosen Geschöpfe aber und ihre Veränderungen zielen alle mittelbar oder unmittelbar zum Nutzen der Lebenden ab:a13 und unter den Lebenden sind die Unvernünftigen bestimmt den Vernünftigen Vortheile zu schaffen. Jedem empfindenden Geschöpfe soll es möglichst wohl gehen, Ps. 36, 6–9. /a145, 9.a\ und jedes |a43| muß zum Besten des Ganzen das Seinige beitragen. Und damit dießd14 statt haben möge, wird jedes Geschöpf in eine solche Verbindung mit andern gesetzta15, durch welche dieser doppelte Zweck erreicht werden kanna16. Ps. 104, 10–18.
|d90| 77. /aNicht wenigera\ ∥a1 stehen die Veränderungen, so wie der /avernünftigen Kreaturena\ ∥a2 überhaupt, also auch der Menschena3, Matth.d4 6, 26. 30. 10, 31. Ps. 33, 13. ∥a5 unter Gottes /aRegierung, welches zumal für die Frommen höchst tröstlich ist. Ps. 1, 6. 33, 18. Jes. 40, 31. Röm. 8, 28.a\ ∥a6 Bey einzelnen Menschen zeigt sie sich a) bey der Geburt, in Absicht auf Zeit, Ps. 113, 9. Hiob 38, 21. Ort, Geschlecht, Beschaffenheit und Umstände der Eltern; b) in dem Maasd7 der |c90| Leibes-a8 und Seelenkräfte, und dem Temperamente; c) in der Beschaffenheit der Erziehung, und den Gelegenheiten seine Kräfte zu entwickeln, und seinen Charakter zu bilden; d) ind9 der Wahl der Lebensart, ∥d10 |b67| der Bestimmung des Kreisesd11 in welchem man wirken soll, und ∥d12 der Anweisung des Zirkels von Menschend13 mit denen man in nähern Zusammenhang /abkommtab\ ∥ab14, es sey nun in Absicht der häuslichen, bürgerlichen und kirchlichen Gesellschaft, oder der freundschaftlichen und andern Verbindungen; e) in der Anordnung unserer gesammtena15 Schicksale, Sprüchw. 20, 24. 5 Mos. 28.b16 der frölichen sowohl, Ps. 113, 7. 8. 127, 1. 2. 1 Sam. 2, 5. 7.a17 8. als der traurigena18, Jes. 45, 7. z. E. des Mangels oder Ueberflussesab19 an den Nothwendigkeiten oder Bequemlichkeiten des Lebens, Ps. 33, 19. Sprüchw. 10, 22. der Krankheitena20 und Wiedergenesung, ∥a21 Joh. 9, 3. 11, 4. Phil. 2,a22 27. der Rettung aus Gefahren,abd23 Ps. 34, 8. Ps. 91. Jac. |d91| 5, 11. f) in Absicht der freien Handlungen, Jac. 4, 13–16. 1 Cor. 16, 7. Röm. 1, 10. indem theils die Umstände, in welche die Vorsehung uns seztab24, Bestimmungsgründe zur Fassungab25 oder Abänderung unsrer Entschliesungend26, uns an die Hand geben; Sprüchw. 21, 1. |a44| theils die Ausführung unsrer Entschlüsseab27 bald erleichtert, Sprüchw. 5, 51.,abd29 bald erschwehrt, bald verhindert wird; Ps. 37, 12. 13. Jes. 8, |c91| 10. theils andre als die abgezwecktena32 Folgen daraus entstehen.d33 1a34 Mos. 50, 20. Jerem. 10, 23. Ps. 33, 10. 11. 37, 14. 15. g) in der Bestimmung der Zeit, Art und übrigen Umstände des Todes, Matth. 6, 27. 10, 28–31. Ps. ∥a35 90, 3. 5–10. 91, 3–7. 139, 16. welche Dinge jedoch,a36 von keinem unbedingten Rathschlusseab37 abhängen, daher der Mensch dasjenige natürliche Lebensziel, welches er sonst wohl erreichen könnte, auch abkürzen Ps. 55, 24. Sprüchw. 3, 1. 2. 4, 10. 10, 27. ingleichem |b68| die Verkürzungen desselben, welche äusere Umstände oder andere Menschen befürchten lassen, oft verhüten /akann.a\ ∥a38
78. In Rücksicht auf das ganze menschliche Geschlecht oder größerea1 Theile desselben, zeigt Gottes Regierung sich a) in Bestimmung der Zahl der Gebohrnen und Sterbenden, und in Erhaltung der Proportion zwischen beiden Geschlechtern;a2 Ps. 104, 30. b) in Beförderung nützlichera3 Kenntnisse, indem die Zeit und die Um|d92|stände der Erfindung nützlicher Künste, die Revolutionen in den Wissenschaften, die Wanderungen derselben von einem Volk zum andern etc. unter Gottes Regierung stehen; c) in Beförderung der sittlichen Güte, z. E. durch
79. Daß die göttliche Regierung, ∥a1 theils höchst weise, aber eben daher ∥ab2 oft uns unbegreiflich, Jes.d3 55, 8. 9. theils höchst gütig, Ps. 145, 17. Act. 14, 17. Röm. 8, 28. theils so eingerichtet sey, daß das moralische Gute dadurch befördert werde, Act. 17, 27. Joh. 11, 4. Amos 4, 6–11. lehrt nicht nur die Bibel, sondern auch die Erfarung, zumal wenn man sich gewöhnt, |d93| auf die kleinscheinenden Umstände und auf die großenab4 oft unerwar|b69|teten Folgen ihres zufälligen Zusammentreffens Achtab5 zu geben. Aus dieser ganzen Lehre aber ergiebt sich, daß es in der Welt weder einen blinden Zufall, /aSprüchw. 16, 33.a\ noch ein unwidertreibliches Schicksal gebe.
80. Durch die mannichfaltigen Uebel,ab1 die in der Welt sind /a*)a\, darf weder unsere Ue|c93|berzeugung von der Gewißheita2 einer göttlichen Vorsehung und von deren Weisheit und Güte, noch unsere Zufriedenheit mit den Werken Gottes und den Anordnungen seiner Vorsehung, gestört/a, noch unser Vertrauen und unsre Liebe und Dankbarkeit gegen Gott geschwächta\ werden. Denn was das |d94| moralische Böse betrift, so ist gewißa3, a) daß Gott, der es allerdings vorhergesehen und zuzulassen /a(§. 44.) beschlossenb4 a\ ∥a5 hat, Ps. 81, /a12.a\ 13. Act. 14, 16. Röm. 1, 24. dennoch,a6 so fern es böse ist, weder Urheber noch Beförderer desselben seyn könne, /a(§. 47.)a\ sondern daß es aus andern, unten /a(§. 119–126.)a\ näher aufzusuchenden Quellen, entsprungen seyn müssea7; Jac. 1, 13–17. b) daß eine solche Einrichtung vernünftiger Geschöpfe, vermöge |c94| welcher ihnen das moralische Böse unmöglich gemacht |b70| /awürdea\ ∥a8, der Weisheit Gottes nicht angemessen gewesen wäre; /aindem selbst die nützlichsten Kräfte, womit unsre Natur begabt ist, wenn sie nicht alle zugleich in der richtigsten Proportion gehörig geübt und ausgebildet, oder wenn sie auf unrechte Gegenstände oder übermäßigd9 angewendet werden, das Böse erzeugen, und doch gewiß, ohne weit grössered10 Unvollkommenheit unsrer Natur, weder ganz mangeln, noch merklich schwächer und unwirksamer seyn könnten; so wie auch die physischen Gesetze, an welche ihre Wirksamkeit gebunden ist, manche (moralisch betrachtet) verkehrte, einseitige, zu heftige Wirkung mit sich bringen, und dennoch höchst nothwendig waren, wenn unsre Natur erhalten, unser Geist veredelt und vervollkommet, und wir glücklich seyn und es immer mehr werden sollten; c) daß eben so wenig jede unrechte Anwendung unsrer an sich guten Kräfte durch die Allmacht oder durch eine von der jetzigen ganz verschiedene Anordnung |d95| des Zusammenhangs der Dinge gehindert werden durfte, wenn der Mensch sich zur Tugend bilden und diese einen Werth haben sollte; welches beides nicht statt fände, wenn der Mensch, vom Anfang seines Daseyns an,b11 ohne eigne Anstrengung jede ihm nützliche Wahrheit erkennete, jedesmal zur rechten Zeit an dieselbe in |c95| dem nöthigen Grade der Deutlichkeit und Lebhaftigkeit erinnert würde, ihm nie etwas anders als nur das wahre Beste zu wollen verstattet wäre, jeder Reitz, der stark genug seyn möchte um seiner Unschuld gefährlich zu werden, von ihm entfernt bliebe, Einwirkungen von ausen ihn stets unwiderstehlich zum Guten hintrieben u. d. gl. d)a\ ∥a12 daß Gott die ernstlichstend13 Anstal|b71|ten zur Verminderung /ades moralischen Bösena\ ∥a14 gemacht habe; e)a15 daß dieses Böse die Absichten Gottes so wenig vereiteln könne, Ps. 33, 10. 11. daß es vielmehr zu Erreichung derselben mitwirken, und das Gute, nämlich wahre Vollkommenheit und Glückseligkeit, im Ganzen genommen, mit befördern müsse,ab16 1 Mos. 50, 20. Act. 4, 27. 28. Röm. 11, 32. /aund also von dem Heiligsten zugelassen werden konnte.a\
|a46| 81. Das physische Uebel aber ist zum Theil eine natürliche und nothwendige Folge des moralischen, und dient in dieser Verbindung, als ein Mittel größeremab1 Uebel vorzubeugen, zu Erreichung der wohlthätigsten Zwecke; zum Theil |d96| war /aein gewisser Grad von Eingeschränktheit und Unvollkommenheiten, die uns empfindlich fallen und wenigstens zu mancherley physischen Uebeln die Gelegenheit sind,a\ ∥a2 nothwendig, wenn jedes Geschöpf das seyn sollte, was es ist, und, nach dem |c96| gewiß allgütigen und allweisen Plane Gottes, in der Stufenleiter der (ohnehin eingeschränkten) Geschöpfe seyn mußte; zum Theil war /adas Uebela\ ∥a3 unvermeidlich, wenn jedes Geschöpf in demjenigen Verhältnisseab4 gegen die übrigen stehen sollte, welches der unendliche Verstand Gottes für das dem Ganzen vortheilhafteste untrüglich erkannt hat/a; zum Theil entspringt auch das physische Uebel, so wie das moralische, aus der höchst wohlthätigen Wirksamkeit der in die Natur jedes Dinges von dem Allgütigen gelegten Kräfte, wenn diese zufolge eines, gleichwohl zum besten Zusammenhang der Dinge gehörigen, Zusammenflusses von Umständen auf einen |b72| unrechten Gegenstand oder mit Uebermaaß angewendet werdena\. Es entdecken auch die Menschen bey dem Fortschritte ihrer Kenntnisseab5 immer mehr, daß Dinge, die für schädlich, wenigstens für unnütz und zwecklosa6, gehalten wurden, nicht schlechtweg /aunnütz, nocha\ ∥a7 allen schädlich sind, sondern wirklich einen Nutzen stiften, und mit überwiegenden Vortheilen verknüpft sind, welche zugleich mit jenen Uebeln wegfallen würden. Und eben das gilt von vielen Begebenheiten, die anfangs dem Wohl einzelner Menschen oder ganzer Gesellschaf|d97|ten nachtheilig zu seyn schienen; wie jederb8 Nachdenkende aus der Erfarung und der Geschichte wissen kanna9. Insbesondere dienet ein großera10 Theil der phy|c97|sischen Uebel nicht nur zur schnellern und grössernabd11 Entwickelung unsrer Kräfte, sondern auch zur Beförderung der Tugend und der religiösen Gesinnungen unter den Menschen. /aHebr. 12, 4–11.a\
82. Auserdem muß noch wohl erwogen werden, 1) daß kein Mensch ein Recht hat, eine reine ungetrübte Glückseligkeit, oder einen bestimmten Grad derselben, /az. B. eben denselben, welchen ein andrer genießt,a\ als eine Schuldigkeit von Gott zu fodern;ab1 Röm. 9, 20. 21. 2) daß wir und andere empfindende Geschöpfe doch unläugbar unsäglich viel Gutes stets genießenab2; 3) daß die Menschen viele Uebel leicht vermeiden ∥d3 könnten; 4) daß sie bey jedem noch so kleinen Uebel sehr empfindlich, hingegen bey unzähligen Gütern fühllos zu seyn, und diese eher als jene zu vergessen, auch |a47| das Uebel bloßab4 von der bösen Seite zu betrachten, /adie damit verbundenen Vortheile aber zu übersehena\ pfle|b73|gen; 5) daß die Welt nicht um der Menschen willen allein, wenn gleich die Erde vorzüglich für sie, da ist; 6) daß wir nur den kleinsten Theil der Welt, und auch den nur sehr unvollkommen kennen, und die Verbindungen, Absichten und /ains unendliche fortlaufendena\ Folgen der Dinge |d98| höchst unvollständig einsehen, und daher das wahre Verhältnisd5 des Nutzensa6 zum Schaden, |c98| und der Summe des Guten zur Summe des Bösen zu überschauena7 nicht im Stande sind; 7) daß wir jetzt noch in der ersten Epoche unsers Daseyns uns befinden/a, unda\ 8) daß die Ewigkeit vieles, was uns hier dunkel bleibt, aufklären wird. 9) Was insbesondere die /aLeiden der Frommena\ ∥a8 betrifft, so ist zu merken,a9 a) daß /adie Frommena\ ∥a10 von dem gemeinen Loosea11 der Menschen keine Ausnahme verlangen können; b) daß dasjenige Glück, welches der Tugendhafte ausschließungsweise genießt, am wenigsten in die Augen fällt/ab, und daher leicht übersehen, oder doch nicht genug in Anschlag gebracht wirdab\; c) daß es größtentheilsab12 Vorurtheil ist, wenn man glaubt, der Tugendhafte habe mehr zu leiden, als der Lasterhafte (Matth.d13 16, 24. Act. 14, 22.a14 2 Tim. 3, 12.) d) daß Fromme ∥d15 an manchen Widerwärtigkeitend16 die sie treffen, ∥a17 selbst Schuld sind; 1 Petr. 2, 18–20. 4, 15. ∥a18 e) daß alle Dinge ihnen doch zum Besten gereichen; Röm. 8, 28. 5, 3. Jac. 1, 2. Matth. 5, 10. /aHebr. 12d19, 11.a\ f) daß sie unter dem Leiden durch mehrere und grösserea20 Trostgründe unterstüzt werden 2 Cor. 1, 5. Ps. 34, 20. Röm. 8, 26.a21 ff. g) daß desto größerea22 Belohnungen in einer andern Welt ihnen bevorstehen. Röm. 8, 17. ff. 1 Petr. 4, 12–14. 2 Cor. 4, 17. /a18.a\
|b74| |c99| |d99| 83. Die Veränderungen in der Welt geschehen unter Gottes Regierung /aa)a\ ordentlicher Weise nach dem Laufea1 der Natur, indem sie /adurch diea\ ∥a2 von Gott /ain die Geschöpfe gelegten Kräfte bewirkt werden, und den jedem Dingea\ ∥a3 vorgeschriebenen Veränderungsgesetzen /agemäsa\ ∥a4 erfolgen. /ab)a\ Was in der Körper oder der Geister Welt nicht so geschiehet, es sey nun daß die Wirkung an sich, oder nur den besondern Umständen nach, /abentwederab\ die Kräfte der Natur /aüberhaupt, /bd(welche wir freilich zu bestimmen nicht wagen dürfen),bd\ oder doch die Kräfte desjenigen, der eine von ihm nicht vorherzusehende Veränderung ankündigt oder bewirkt, übersteige,d5 oder von den einmal festgeseztenb6 Veränderungsgesetzen abweichea\ ∥a7; das /dge|a48|schieht durchd\ ∥d8 ein Wunder.
84. So oft daher die Absichten Gottes in ihrem ganzen Umfange durch die nach den Naturgesetzen wirkende /abund unter Gottes Regierung stehendeab\ natürlichen Kräfte erhalten werden können, geschehen keine Wunder, sondern Gott bedient sich der zu Erreichung jener Zwecke von ihm hervorgebrachten und weis|c101|lich eingerichteten natürlichen Kräfte. /aWäre es daher gleich kindisch, sich vorzustellen, es sey Gott mühsamer odera\ ∥a1 schwehrer ein Wunder zu thun, als die natürlichen Veränderungen in der Welt zu bewirken; indem beides nichts weiter als ein Wollen Gottes erfordert;a2 so erkennen wir doch aus vorstehenden Sätzen sowohl als aus der Erfarung, /aa)a\ daß Wunder nur sehr sparsam geschehen, und daß darum /ab)a\ sehr glaubwürdige Zeugnisseab3 dazu gehören, uns von der Wirklichkeit eines Wunders zu versichern. /aWo aber diese vorhanden sind, ∥d4 eine /bgroße und der Güte und Weisheitb\ Gottes würdige Absicht des Wunders sich erkennen läßt, /bddas Faktum auf keine Weise natürlich erklärt werden kann,bd\ und derjenige, welcher Wun|d102|der zu verrichten versichert, ein /bverständiger, gesezter undb\ rechtschaffener ∥b5 Mann ist, auf den kein billiger Verdacht der Schwärmerey und des Selbstbetrugs oder |b76| irgend einer Art der Betrügerey fallen kann, da verdienen sie allen Glauben. /bAn eben diesen Merkmalen erkennet man auch die vielen erdichteten oder fälschlich geglaubten Wunder alter und neuer Zeit.b\a\ Zwar /ac)a\ in den frühern |a49| Zeiten der Welt, und bei Einführung neuer Religionseinrichtungen durch auserordentliche Bevollmächtigte Gottes, waren sie, aus leicht einzusehenden Gründen, häufiger. Aber /ad) jetzta\ ∥a6 noch Wunder zu erwarten, berechtigt uns |c102| weder Schrift noch /abErfarung, und ist eine höchstgefährliche, auf Abwege nur allzuleicht verleitende Sache;ab\ ∥ab7 ob esab8 gleich jederzeit der göttlichen Allmacht möglich /abbleibt, Wunder zu wirkenab\ ∥ab9.
85. Je genauer der Mensch die sämmtlichen Geschöpfe kennen lernt, desto vortheilhafter ist es für seine Religion; (§. 70.) aber innerhalb der Grenzen der Dogmatik liegt doch nur die Betrachtung der Engel /a*)a\ und der Menschen. Von |d103| /abdem, was in der Bibel vonab\ den ersternd1 /abvorkommt,ab\ ist es zu unserm Zwecke genug, zu bemerken,a2 a) daß sie endliche Geister sind, ∥d3 die mit höhern Geisteskräften als die Menschen begabet, aber mit kei|c103|nem dem unsrigen ähnlichenad4 Körper verbunden sind; ∥d5 und daß es dergleichen wirklich/d, in nicht geringer |b77| Anzahl, Matth. 26, 53. Hebr. 12, 22.d\ gebe; Act. 23, 8. Hebr. 1,a6 14.d7 Matth. 22, 30. ∥ab8 Luc. 20, 36. /d/abMatth. 24, 36. Luc.ab\ 1, 11. 19. Eph. 3, 10.d\ 1 Petr. 1, 12. /dHebr. 2, 7.d\ ∥a9 obgleich im biblischen, zumal poetischen, Sprachgebrauche alle Mittel und Werkzeuge, deren sich Gott zu Vollziehung seines Willens bedient, häufig Engel uneigentlich genannt werden, 2 Sam. 24, 15.a10 ff. 1 Chron. 22, 14. ff. Ps. 78, 49. vergl. 2 Mos. 12, 12. 13. /aPs.a\ 104, 4. Act. 12,b11 23. und durch Erwähnung der Engel oft nur bildliche Beschreibungen von göttlicher Hülfe, zumal wenn sie unerwartet und von ungewönlicherd12 Art gewesen, oder von andern durch Gottes Regierung bewirkten Vorfällen, deren Ursachen man nicht genau kannte, u. d. gl. gegeben werden; 2 Kön. 19, 35. |d104| Ps. 34, 8. 91, 11. 12. Luc. 16, 22. wobeya13 jedoch immer die uralte Idee, daß es solche geistige Werkzeuge der /dVorsehungd\ ∥d14 gebe, ingleichen die sinnliche Vorstellung, daß Gott auf seinem Throne, gleich dem mächtigsten Monarchen, mit Schaaren von Engeln, als seinen vornehmsten Dienern, umringt sey, 1 Kön. 22, 19. Jes. 6, 2. Dan. 7, 10. |a50| Matth. 18, 10. Luc. 1, 19. zum Grunde liegt. b) Daß die guten Engel einen hohenb15 Grad moralischer Vollkommenheit besitzen ∥a16, z. E. Luc. |c104| /d2, 13.d\ 15, 10. /d2 Cor. 11, 14.d\ und einer großenab17 Glückseligkeit /bgenießen.a19 b\ ∥b20 Luc. 20, 36. c) Daß sie, die ohnehin gewißa21 nicht unthätig seyn können, auf eine von uns nicht zu bestimmende Weise, von Gott bey der Regierung der Welt als Diener gebraucht werden,a22 Hebr. 1, 14. Luc. 1, 19. welches jedoch eben nicht für ihr einziges oder beständiges Geschäft |b78| gehalten werden muß; daß sie bey diesen Verrichtungen zuweilen,a23 /dCol. 1, 16.d\ jedoch nur in den ältesten Zeiten vor Samuel, /ab(wo aber auf die Beschaffenheit der damaligen Sprache mit Rücksicht zu nehmen ist),ab\ und zu Christi und der Apostel Zeiten, /dsichtbar gewordend\ ∥d24 sind; Hebr. 13, 2. Luc. 1, 11. 26. 2, 9. ff. Matth. 28a25, 2. ff. Act. 1, 10. 12, 7. ff. /abwenn man nicht etwa manche dieser Erscheinungen lieber für bloße Visionen halten will;ab\ und daß sie auch /ain den Stellen vom künftigena\ ∥a26 allgemeinen /aGericht, als Begleiter des ∥b27 Richters/b, |d105| vielleicht um dessen Erhabenheit und Majestät lebhafter den damaligen Menschen zu schildern,b\ genenneta\ ∥a28 werden. Matth. 25, 31. 13, 39. 41. 2 Thess. 1, 7. ∥d29 /abGegenwärtig aber Erscheinungen der Engel oder ungewöhnliche Wirkungen von denselben zu erwarten, ist weder in der Bibel, noch in den Vernunftwahrheiten, noch in der Erfarung einiger Grund vorhanden. Sich nach dergleichen sehnen, ist Schwachheit und Schwärmerey. Solche Dinge aber vor|c105|geben, ist entweder Einfalt oderd30 Leichtgläubigkeit, oder absichtliche Täuschung und Betrügerey; wie sich noch immer bey angestellter genauer Untersuchung gefunden hat.ab\
86. Zufolge dem Inhalt der Bibel giebt es auch böse /dEngelab1 oderd\ /aGeisterb2. a)a\ ∥a3 Sie sind ohne allen Zweifel von Gott gut erschaffen, und müssen also durch eigne Verschuldung in ihren jetzigen Zustand gerathen seyn. Joh. 8, 44. 1 Joh. 3, 8. vergl.d4 2 Petr. 2, 4. Jud. 6.d5 Insbesondere redet die Bibel von einem Teufel, Joh. 8, 44. Matth. 25, 41. vergl.d6 Apoc. 12, /d9. dem sie /aeine in Vergleichung mit der menschlichen großea\ ∥a7 Machtd\ ∥d8 Eph. 6, 12. und /d/aviela\ Arglistd\ ∥d9 2 Cor. 11, 14. Eph. 6, 11. /dbeilegt, und ihn durchgehendsd\ als /adas Ideal der höchsten Bosheit und Schadenfreudea\ ∥a10 schildertd11. Jedoch müssen die bösen Geistera12 die höchste Oberherrschaft Gottes anerkennen,a13 Jac. 2, 19. und ∥d14 können ∥d15 unmöglich |d106| ohne Gottes Zulassungab16 etwas thun /aoder jemand schadena\ ∥d17. Auch sind sie schon einer schwehren Strafe unterworfen, welche dereinst, wie es scheint, noch ∥ab18 vermehrt werden /absollab\. Matth. 25, 41. 2d19 Petr. 2, 4.d20 /ab)a\ Es ist aber bey biblischen Stellen, die des Teufels oder Satans erwähnen, der /dmorgenländische Sprachgebrauchd\ ∥d21 nicht aus der Acht zu |a51| lassena22, vermöge welches der Teufel oft ein Symbol von |c106| göttlichen Strafen (von welchen man |b79| in der alten Zeit glaubte, daß Gott sie nicht unmittelbar, sondern durch Mittelspersonen vollziehe) und von allem dem ist, was Menschen in Schaden und Unglück bringt;a23 z. E. 1 Chron. 22,b24 1. vergl. 2 Sam. 24, 1. so wie er auch in einigena25 Stellen /dnurd\ zur poetischen Fiktion gehöret. Hiob.abd26 1, 6. ff. 1 Kön. 22, 19.a27 ff. Zachar. 3, 1. 2. /ac)a\ Man muß sich auch vorsehen, daß man aus gewissen Namen und Beschreibungen, die aus dem gemeinen Sprachgebrauche in der Bibel beibehalten werden, z. E. Eph. 2, 2. nicht übereilt auf die eigentliche Beschaffenheit der bösen Geister Schlüsseab28 mache.
87. Der Hauptbegriff von bösen Geistern, welcher in der Bibel herrscht, ist der, daß sie ∥ab1 Urheber /aund Beförderera\ des Bösen unter den Menschen seyen; welche Idee in der ältesten Welt mit der damals gemeinen Vorstellung zusammenhieng, daß man alle etwas ungewöhnli|d107|chere, böse sowohl als gute, Ereignisseab2 der unmittelbaren Wirkung unsichtbarer Wesen, zu allererst Gottes selbst, hernach auch andrer Geistera3 zuschrieb; in den spätern biblischen Büchern aber (Weish. 2, 24.) näher dahin bestimmt wurde, daß der Teufel in so fern als Urheber des Bösen beschrieben wird, als er das erste Beispiel von Versün|c107|digung gegeben, Joh. 8, 38–41.a4 1 Joh. 3, 8. 9. 10. 12. an Sünden sein Gefallen hat,a5 Joh. 8, 44. Eph. 2, 2. 2 Tim. 2, 26. und /aden Fall der ersten Menschena\, nachd6 einer damals schon gewöhnlichen Erklärungsart der mosaischen Beschreibung, Weish. 2, 24. /avon welcher auch im N. T. Spuren vorzukommen scheinen,a\ Joh. 8, 44. Apoc. 12, 9.d7 ∥a8 |b80| befördert hat. Da nun in der Bibel die Versündigung Adams als die erste /abentfernteab\ Quelle aller übrigen Sünden, Röm. 5, 12. 19. unter welchen Abgötterey und Götzendienst oben an stehen, angesehen wird, ingleichem als die erste Ursache der Krankheiten (Joh. 5, 14. 9,d9 2.) und besonders des Todes: Röm. 5, 12. 15. 17. 21. 6, 23. 1 Cor. 15, 56. so |a52| /abegreift mana\ ∥a10 hieraus, warum /a/bund in wie fernb\ nach Neutestamentlichemd11 Sprachgebraucha\ alle diese Folgen des Falles als Wirkungen des Teufels /avorgestellt zua\ ∥a12 werden /apflegena\, und /din welchem Sinnab13 d\ ∥d14 es /abmithinab\ zu verstehen sey, wenn die Verführung der Menschen zu allerley Sünden, Eph. 2, 2. Joh. 13, 2. /a27.a\ Act. 5, 3. Luc. 22, 31. /a1 Joh. 3, 8.a\ die Verhinderung |d108| alles Guten, Luc. 8, 12. 2 Cor. 4, 4. Eph. 6, 11. 12. und die Verfolgung desselben Röm. 16, 20. 1 Petr. 5a15, 8. 9. dem Teufel beigelegt, ihm eine Herrschaft über die /aheidnischea\ abgöttische Welt zugeschrieben, Act. 26, 18. Col. 1, 13. Eph. 2, 2. vergl. 3. und |c108| er als Urheber der Krankheiten Luc. 13, 16. Act. 10, 38. 2 Cor. 12, 7. und als der Gewalthaber des Todes (den doch über jeden Menschen gewißa16 Gott selbst /averhängt),b18 a\ ∥a17 Hebr. 2, 14.a19 Joh. 8, 44. /ageschildert, und auch das ihm beigelegt wird, was offenbar nicht unmittelbar von ihm, sondern von ruchlosen ihm änlichen Menschen geschieht. Z. B. Röm. 16, 20. 1 Thess. 2, 18. 1 Petr. 5, 8. 9. /bWir werden also nicht irren, wenn wir, wo nicht alle, doch die meisten Stellen dieser Art von bloß mittelbarend20 Wirkungen des Satans verstehen.b\a\
88. Ob der Teufel /aa)a\ ehemalsd1 auf menschliche Seelen, z. E. bey den Orakeln, falschen Propheten u. s. w. und auf die Körperwelt,a2 z. E. bey einigen Dämonischen,a3 Matth. 8, 28. ff. unmittelbar gewirkt |b81| habe, ist eine historische und exegetische Frage, deren Verneinung auf Religionssätze keinen Einfluß hat. /ab)a\ Wenigstens jeztd4 noch dergleichen unmittelbare Wirkungen anzunehmen, befiehlt weder die Bibel, noch die Erfarung, noch die durch die Offenbarung erleuchtete Vernunft; welche uns vielmehr einstimmig /aauffordern, den wahren natürlichen Ursachen |d109| derjeningen Erscheinungen und Begebenheiten, deren Urheber der Teufel oder andre Geister seyn sollen, nachzuspühren, und unsa\ verpflichten, wenig|c109|stens das allermeiste, was man ehemals theils aus /aLeichtgläubigkeit und Unwissenheit,a\ ∥a5 theils aus Bosheit für noch fortdaurende unmittelbare satanische Wirkungen hielt, z. E. Zauberey, Hexerey u. d. gl. für ganz unchristlichen Aberglauben zu erklären, ∥a6 die in uns aufsteigende böse Gedanken und Begierden /aabera\ aus der unreinen Quelle unsers eignen Herzens Matth. 15,a7 19. Gal. 5, 16–21.d8 Röm. 7, 5. 8. 11. 17–20. 23. Jac. 1, 14. 15. herzuleiten. /abUnd dies ist desto sicherer, da wir ohnehin gegen die Versuchungen des Satans keine andere Waffen brauchen könnten, als eben dieselben, mit welchen wir die in unserm Herzen selbst aufsteigenden unordentlichen Begierden bestreiten müssen.ab\