132. ∥d1 Die Israelitischen Propheten hatten eine Person angekündigt, /a(§. 14. d.) |c180| welchea\ ∥a2 nicht nur, um die Menschen von Sünden und den unglücklichen Folgen derselben zu |c181| befreien, unschuldig die größtenab3 Leiden und selbst den Tod erduldena4, /dJes. 53. /avergl.a\d\ /aLuc. 24, 44–46. ∥d5 1 Petr. 1, 10. 11. ∥d6 /bsondern auchb\ ∥b7 a\ ∥a8 eine allgemeine geistige Religion stiften, /dPs. 40, 7. 8. 9. /avergl.a\d\ /aHebr. 8, 6–13. 10, 1–9. ∥d9 /bundb\ ∥b10 a\ ∥a11 in dieser den vollkommen|b137|sten Unterricht ertheilen, Ps. |a87| 40, 10. 11. ∥ad12 und ∥d14 |d181| Verehrung Gottes unter allen Völkerschaften |c182| verbreitend15 werde.a16 ∥d17 Ps. 22, 28–32. /dJes. 11, 10.d\ Und weil sie diese Person, welche aus den Nachkommen Abrahams und aus der Familie Davids abstammen sollte, ∥d18 Jes. 11, 1. 10. /dMatth. 22, 42.d\ vergl. 1 Mos. 22, 18abd19 2 Sam. 7, 13. 16. am |b138| häufigsten unter dem Bilde eines grossenab20 Königs vorstelleten, /dPs. 110. Jes. 11, 1–5. 10.d\ Marc. 11, 10abd22 Luc. 19, 38. 1, 32. 33. ∥d23 der sein /d(moralisches Joh. 18, 36. 37.)a24 d\ ∥d25 Reich, ∥d26 Jes. 9, 7. das Reich Gottes, Matth. 3, 2. Marc. 1, 15. über die ganze Welt ausbreiten werde; ∥d27 Jes. /d53, 10. 11ab28 12.d\ 65, 1. 66, 18–21. ∥d29 so nenntea30 man diesen erwarteten Sohn Davids den Gesalbten des Herrn, oder Meßiasab31, Joh. 4, 25. /avergl. 1 Sam. 24, 7.a\ und den Sohn Gottes. Matth. 16,b32 16. vergl. §. 54. c.
133. Als man zur Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius diese Person begierigst erwartete, Luc. 2, 25. 3, 15. Joh. 1, 19. ff. 45. 4, 25. Matth. 11, 3. und alles zu ihrem Empfang in der Welt hinlänglich vorbereitet war, auch Johannes der Täufer auf göttlichen Befehl Luc. 3, 2. Joh. 1, 6. ∥d1 die Aufmerksamkeit des jüdischen Volksab2 aufs neue rege gemacht hatte; trat endlich Jesus auf, und erklärte auf die glaubwürdigste Art, (§. 14.) er |d182| sey der versprochene Meßiasab3 oder Christus:ad4 Matth. 16, 16. 17. 20. 26, 63. 64. Joh. 4, 25. 26. |c183| vergl. Luc. 2, 11. welche Versicherung auch seine Apostel wiederhohlten. Joh. 20, 31. 1 Joh. 2, 22. 23. Act. 2, 36. Und an ihm findet man nicht nur jene Hauptkennzeichen des Meßiasab5, sondern Gott hat auch die Vorfälle seines Lebens so eingerichtet, daß eine grosseab6 Menge anderer Umstände bey ihm eintraf, welche die Propheten von ihm vorausgesagt hatten, oder welche wenigstens, nach damals gewöhnlicher Auslegungsart, an dem Meßiasab7 erwartet wurden. Ps. 22, u. s. w. ∥d8
|a88| |b139| 134. ∥d1 Jesus war /aa)a\ ein wahrer Mensch, 1 Tim. 2, 5. Hebr. 2, 6. 7. 9. 11. 17. Phil. |d183| 2, 7.a2 von Maria, einer Jungfrau, ohne Zuthun eines Mannes, durch eine wunderthätige Wirkung Gottes, Matth. 1, 18. 20. Luc. 1, 31. 34. 35. empfangen, und gebohren; Gal. 4, 4. Röm. 1, 3. Röm. 9, 5. Luc. 2, 5. 6. 7. jedoch ohne diejenige /dsündhafte Beschaffenheitd\ ∥d3, mit welcher alle übrige Menschen (§. 123. 124.) auf die Welt kommen,d4 1 Joh. 3, 5. Hebr. 4, 15.a5 7, 26. 2 Cor. 5, 21. /dwie auch ohne der Nothwendigkeit zu sterben unterworfen zu seyn. Joh. 10, 18. vergl. Röm. 6, 23.d\ /abUebrigens aberab\ ∥ab6 hatte /aberab\ eben so wohl eine wahre menschliche Seele, Luc. 2, 40. 52. Marc. 13, 32. Joh. 11, 33–35. Luc. 19,d7 41. 12, 50. Matth. 26, 37. 38. 39. als einen wahrhaftig menschlichen Leib. Hebr. 2, 14. /aAber Christus |c184| war nicht ein gemeiner oder blosserd8 Mensch, sondern b)a\ ∥a9 /dder Logosd\ ∥d10, welcher wahrer wesentlicher /dGottd\ ∥d11 /a(§. 54–58d12) ist, c) vereinigte sich mit dem Menschen Jesu von dessen erstem Entstehen ana\ ∥a13 auf die innigste, unzertrennlichste und in ihrer Art einzige Weise, Joh. 1, 14. Hebr. 2, 14. /adergestalt, daßa\ ∥a14 /dder Logosd\ ∥d15 mit denabd16 Menschen Jesu nur /aEinen Christusd17 a\ ∥a18 ausmacht, (1 Cor. 8, 6. 1 Tim. 2, 5.) Hebr. 1, 3. 1 Tim. 3, 16. /a/bin welchem die Gottheit mit der /dMenschheitd\ ∥d19 auf das genaueste vereiniget istb\ ∥b20; daher sowohl die Handlungen, wozu /bdieseb\ beide ∥b21 das Ihrige beitragen, Gal. 3, 13. 1 Joh. 3, 8. Hebr. 1, 3. als auch |d184| das, was /bentweder der Gottheit oder der Menschheitb\ ∥b22 eigen ist, dem ganzen Christus mit Recht beigelegt wird. (Röm. 9, 5.) 1 Petr. 3, 18. 1 Joh.d23 1, 7. d) Zufolge dieser innigsten Vereinigung/d, welche jedoch den wesentlichen Unterschied |b140| der Menschheit Christi von seiner Gottheit nicht aufhebt,d\ wirket /dder Logosd\ ∥d24 in und durch den Menschen Jesus stets, wann und wie es die Bestimmung des Erlösers und Oberherrn der Menschen erfordert; und eben diesera\ ∥a25 Vereinigung ist es zuzuschreiben, ∥a26 daß /ddem Menschen Jesu /atheilsa\ göttliched\ ∥d27 /aWürde,a\ ∥a28 Majestät und Verehrung, /atheilsa\ /ddied\ ∥d29 Regierung der Welta30 ∥d31 und andered32 göttliche Werkea33 /dmit Grunde /abeigelegt werden können;a\ ∥a34 d\ ∥d35 (§. 55. 56.) Hebr. 1, 2. 3. Phil. 2, 9. 10. 11. Eph. 1, 20–22. |c185| Matth. 28, 18. Joh. 5, 19. 21–23. /a/bd25 bis 28.bd\ ∥bd36 dessen allen er nicht fähig wäre, wenn er ein blosserd37, obgleich noch so vollkommner Mensch wäre, oder wenn die Gottheit in ihm und durch ihn anders nicht wirkte, als sie in und durch andere Menschen, welche sie zu ihren Werkzeugen gebrauchet, z. B. die Apostel, wirket.a\ ∥a38
135. /aDie Wirkungen dieser Vereinigung sah man jedoch während des irdischen Lebens Jesu noch nicht (§. 147. i.) ununterbrochen und in ihrer ganzen Grösseb1, sondern nur da und in so fern, als es zua\ ∥a2 Ausführung desa3 Geschäfts, welches der Vater ihm /aauf Erden auszurichtena\ aufgetragen hatte,
136. /aJesus a) leistete den von Gott den Menschen vorgeschriebenen Gesetzen den allervollkommensten Gehorsam, z. B. Matth. 4, 4. 7. 10. Luc. 2, 51. so daß er sich nie ei|d186|ner Uebertretung derselben schuldig machte, 1 Joh. 3, 5. sondern ganz unsträflich war, und die Tugend eben so vollkommen ausübte, als er sie lehrte. Nicht weniger b) erfülleted1 er in dem ihm aufgetragenen Geschäfte ∥d2 a\ ∥a3 den Willen seines Vaters, der ihn gesandt hatte, Joh. 4, 34. 8, 28. 29. 17, 4. Phil. 2, 8. erkannte diesen für die Richtschnur seines Verhaltens, Joh. 5, 30. 6, 38. ergab sich in denselben willig, Luc. 22, 42. Hebr. 5, 7. 8. und bewies diesab4 besonders durch einen freudigena5, alle Tugenden in sich schliessenden, |c187| /aGehorsam in Uebernehmunga\ ∥a6 theils der grossenab7 Leiden, die er für die Menschen |b142| zu erduldena9 hatte, Phil. 2, 8. 1 Petr. 2, 21. 22. 23. theils aller übrigen, /dmeist schmerzlichab10 d\ ∥d11 und unangenehmen, Umstände während seines ganzen Lebens, ohne welche die Absicht seiner Sendung nicht würde haben erreicht |d187| wer|a90|den können; wozu auch die Unterwerfung unter die positiven mosaischen Gesetze gehörte, Gal. 4, 4. Luc. 2, 21. weil jene Absicht es mit sich brachte, daß er als ein Jude gebohren ward und lebte. /ac)a\
137. Als Jesus /aa)a\ unter entfernteren Vorbereitungena1 das Alter erreicht hatte, in welchem er schicklich einen Lehrer vorstellen konnte, Luc. 3, 23. und nachdem noch einige nähere Zubereitungen theils unter dem Volke, Joh. 1, 6. 7. 19–34. Matth. 3, 1–12. theils mit Jesu selbst, Matth. |b143| 3, 13–17. 4, 1–11. vorhergegangen waren, und /aera\ ∥a2 mit Lehrd3 und Wunder-Gaben, mehr als irgend ein göttlicher Gesanderad4 vor |a91| ihm, ja ohne Maas, ausgerüstet, und dadurch zu seinem Amte /abgleichsamab\ eingeweihet worden war; Act.d5 10, 38. Joh. 3, 34. 35. Luc. 3, 22. 4, 1. 14. Matth. 12, 28.a6 trat |d188| er /ab)a\ sein öffentliches Lehramt an. Matth. 4, 17. Marc. 1, 14. 15. Er behauptete von sich selbst, daß er ein ausserordentlicherab7 göttlicher Lehrer, (Prophetab8) und unter diesen der größtea9, sey. (§. 13.) Seine Zeitgenossen erkannten auch seine Vorzüge vor andern Lehrern, Matth. 7, 28.d10 29. Luc. 4, 22. 7, 16. Joh. 6, 14. 7, 31. 46. 3, 2. Matth. 9, 8. Marc. 1, 27. Joh. 9, 32. 33. 11.abd11 47. 48. und seine Apostel setztena12 sie nachher noch mehr auseinander. Joh. 1, 9. 17. 18. vergl. 3, 31.a13 ff. Hebr. 1, 1. 2, 1–4. Die Wahrheit seiner Aussage von seiner göttli|c189|chen Sendung bestätigte er /ac)a\ durch eine Reihe von Wundernab14 (§. 14. f.abd16) welche die Aufmerksamkeit des Volks wecken, und seinen Versicherungen Glauben verschaffen konnten. Nie verrichtete er sie bloßa17 zur Schau, noch brauchte er seine Wunderkraft um sich selbst Vortheile, Bequemlichkeit und Sicherheit zu verschaffen. Matth. 4, 3. 6. 12, 38. 39. 16, 1–5. Joh. 6, 30–32. 8, 59. Und /dob sie gleichd\ ∥d18 fast alle von der Art waren, daß sie zur Verminderung des menschlichen Elendes unter seinen Zeitgenossen gereichten, so war doch ihre eigentliche Absicht, die Bestätigung seiner göttlichen Sendung.
138. Sein Unterrichta1, der sich bloßa2 auf Religionslehren einschränkte, war theils ein öffent|b144|licher, theils ein vertrauter. Oeffentlich |d189| Joh. 18, 20. trug er dem Volk seine Lehre so vor, wie es dessen /ageringer Fassungskrafta\ ∥a3, und damaligen nächsten Bedürfnissen am angemessensten war; also nicht nur in hohem Grade populär, durchaus praktisch, mit /agrößter Autoritätb4a\ ∥a5, ohne Menschenfurcht oder Menschengefälligkeit, mit einer die Herzen einnehmenden natürlichen Beredsamkeit, mit Benutzung der schicklichsten Gelegenheiten; |a92| sondern auch sinnlich und meist in Bildern, mit weiser Herablassung zu derab6 schwachen Denkungsart /abseiner Palästinischen Zuhörerab\, und |c190| zu den ihnen geläufigen Beweisarten etc. in der den Juden gewöhnlichen Religionssprache, und mit liebreicher Schonung solcher Vorurtheile, die entweder nicht mit einemmale weggeräumet werden konnten, oder nicht nothwendig schädliche praktische Folgen hatten.
139. Er unterwies aber seine Zuhörer vornehmlich in den Lehren /aa)a\ von Gott und dessen allgemeinen Menschenliebe, von der Vorsehung, von dem Zustande der Vergeltung nach dem Tode, und /ab)a\ noch ausführlicher von den Pflichten ächter Gottesverehrer, besonders der Menschenliebe, von den Bewegungsgründen zur Ausübung dieser Pflichten, von seiner Meßianischenab1 Würde, von der durch ihn zu veranstaltenden Religionsverfassung, (dem Reiche Gottes),ab2 von der Absicht seiner Sendung, und von der Nothwendigkeit ihm zu glauben, ihn für den von |d190| Gott verheissenen Erretter zu erkennen, und ein festes Vertrauen in ihn zu /asetzen; womita\ ∥a3 er die Widerlegung der unter dem Volk herrschenden praktischen /aVorurtheile verband. Ausserdemb4 c) gab er aucha\ ∥a5, so weit es die Fähigkeit der Zuhörer erlaubte, einen vorläufigen Unterricht von der himmlischen Würde seiner Person, von den grossenab6 Absichten und Wirkungen seines bevorstehenden gewaltsamen Todes, und von der Abschaffung des mosaischen Gesetzes, |c191| und der zu erwartenden Einführung einer allgemeinen geistigen Religion; von welchen Dingen jedoch eine ganz richtige und vollständige Vorstellung nicht wohl vor seinem Tode und seiner Auferstehung möglich war, daher es seinen Aposteln vorbehalten blieb, hierüber, ja überhaupt über die gesammte Religionslehre, genauere und ausführlichere Belehrungen zu ertheilen. Inzwischen arbeitete Jesus, während seines Lehramtes, ihnen vor.
|a93| 140. Seinen vertrauteren Freunden, die er in seiner Schule zu künftigen allgemeinen Religionslehrern für die Welt bildete, gab er über die erwähnten Wahrheiten noch näheren Unterricht, erklärte ihnen was sie bey dem öffentlichen Vortrage nicht recht gefaßt hatten, Marc. 4, 10. 11,ab1 34. entdeckte ihnen ihre künftige Bestimmung, versicherte sie, daß er ihnen noch nicht alles, was sie zu wissen hätten, jetztab2 vortragen könne, versprach ihnen aber dabey den |d191| heiligen Geist zum Beistande,d3 /a(§. 15. d. e.)a\ der sie nicht nur an alles Gehörte erinnern, sondern auch in dem ganzen Umfange der Religionswahrheiten /dsied\ weiter unterrichten solle. Joh. 14, 26. 16, 12. 13. 14.
141. /aa) Christus selbst und seine Apostel versichern, und lernbegierige Aufmerksamkeit auf die weisen Absichten Gottes bey der An|c192|ordnung des |b146| ganzen Lebens und der Schicksale Jesu leitet uns gleichfalls darauf, daß der Zweck seiner Sendung in die Welt nicht einzig und allein gewesen sey, seine fürtrefliche Lehre vorzutragen, zu empfehlen und zu bestätigen.a\ Die /aletztea\ ∥a1 Periode seinesa2 niedrigen Lebens /aauf Erdena\ ∥a3, welche sein Leiden und Sterben begreift ∥d4, /aist |d192| noch in andern Rücksichten höchst merkwürdig und eröfnet uns neue Aussichten. b) Siea\ fieng sich mit einer ausserordentlichab5 heftigen Angst an, welche, wenn alle Umstände zusammen genommen werden, und wenn man die sonstige Seelengrösseab6 und Edelmuth Jesu /abedenkt, kauma\ ∥a7 aus solchen Ursachen befriedigend hergeleitet werden kanna8, die auch bey jedem andern frommen Leidenden unter ähnlichenad9 Umständen statt haben /dkönnten. Matth.d\ ∥d11 26, 37–44. Luc. 22, 41–44. vergl. Hebr. 5, 7.
142. Es war aber der Zweck seines Todes A) /anicht nura\ ∥a1 daß er a) das erhabenste Beispiel der Standhaftigkeit und Geduldab2 uns gäbe, (§. 136.) b) daß er, aus eigner Empfindung des größtenab3 Kummers und der äusserstenab4 Leiden, lerntea5, wie es seinen leidenden Brüdern zu Muthe sey, und daß er also zu Führung seines himmlischen Geschäfts, der Besorgung der Seligkeit der Menschen, /ab(§. 148.)ab\ vorbereitet, Hebr. 2, 17. 18. 4, 15. und ∥a6 zu demselben gleichsam eingeweihet würde. Hebr. 2, 10. 5, 9. c)a7 Daß er seine ganze Lehre mit seinem Blute versiegelte, 1 Tim. 6, 13. und besonders d)a8 die göttliche |d194| Zusage, daß alled9 welche in die von Jesu vorgeschriebene Ordnung sich begeben, Vergebung der Sünden und die ewige Seligkeit erhalten sollen, bestätigte, und gleichsam durch Darbringung eines Bundesopfers ∥d10 unwiderruflich machte, |c194| Hebr. 9, 15–20. ∥d11 und uns solchergestalt ein /dRecht zurd\ ∥d12 Vergebung der Sünde und zurd13 Seligkeit ∥d14 erwürbe; /azugleich aber auch uns zur Erfüllung unsrer Pflicht aufs kräftigste verbände; e)a\ ∥a15 daß er allen fernern Opferdienst (und mithin auch die ganze jüdische Religionsverfassung /aHebr. 7, 11. 10, 8.a\) für unnütz und abgeschaft erklärte, Hebr. 8, 6–13. 9, 12. 10, 1–18.a16 7, 15–19. und /adie Menschen, die damals allgemein an Opfer gewöhnt waren und durch diese die Gottheit zu versöhnen hoffeten, von denselben abzöge, und statt des Opferdienstesa\ ∥a17 eine geistige Religion gründete, vergl. Röm. 12, 1. 2. |b148| Hebr. 13, 13. 16. Joh. 4, /ab22–24.ab\ ∥ab18 folglich auch f)a19 den bisherigen Unterschied zwischen Juden und Heiden aufhübed20; Eph. 2, 13–19. Col. 1, 20. g)a21 daß wir den allerstärksten Beweis dadurch bekämen, sowohl von der unendlichen Liebe Gottes gegen uns, der seines eingebohrnen Sohnes nicht verschonet, sondern ihn zu unserm Besten, zu Erreichung der erwähnten Zwecke, solche Leiden und den Tod erduldena22 lassen, Joh. 3, 16. Röm. 5, 8. 1 Joh. 4, 10. |d195| als |a95| auch von der unaussprechlichen Liebe Christi, Röm. 5, 6. 7. Joh. 15, 12. 13. der um unsertwillen diesad23 alles freiwillig übernommen; welches uns theils zur dankbarsten Gegenliebe, zum willigen Gehorsam, und zum unabläßigen Eifer in der Nachahmung Christi antrei|c195|ben, Joh. 15, 12–14. 1 Cor. 6, 20. 7, 23. Eph. 4, 32. 5, 1. 2. Col. 1, 21. 22. Tit. 2, 14. Hebr. 9, 14. 1 Petr. 1, 15–19. 2, 24. theils das festeste Vertrauen auf Gott, und eine unerschütterliche Hofnungab25 der höchsten ∥d26 uns möglichen Glückseligkeit gründen soll. Röm. 5, 9. 10. 8, 31–39. – – Sonderna27 B) wir können uns aucha28 über dießd29 alles noch aus der Bibel gewissenhaft überzeugen, daß /ddas Leiden und der Tod Christi ∥a30 nicht bloßa31 der Versicherungsgrund, /asondern auch selbst der Erwerbungsgrund der Begnadigunga\ ∥a32 des strafwürdigen Sünders sey.d\
143. Nämlich, /aa) aus weiser Güte (§. 50. 104.) wollte Gott, daß auf Sünden unausbleiblich Strafen, und zwar nicht nur natürliche, (§. 106.) sondern auch in jener Welt positive, (§. 108. 109.) folgen sollten, durch welche der |b149| Sünder zugleich von den positiven Belohnungen jenes Lebens, (§. 102.) die er etwa für die von ihm doch auch zuweilen verrichteten guten Handlungen hätte hoffen mögen, ausgeschlossen seyn, und selbst im Genusseb1 der natür|d196|lichen guten Folgen seiner etwa vollbrachten guten Handlungen gestört werden mußte. b) Wäre nuna\ ∥a2 Christus nicht für uns gestorben, so würde der Sünder, hätte er auch gleich seine Vergehungen bereuet, sich gebessert, den gestifteten Schaden möglichst gut gemacht, |c196| und die Vorschriften der Religion Jesu nach seinem besten Vermögen ∥d3 zu befolgen sich bestrebt, dennoch nicht von allen den Strafen ∥d4, von welchen wir nun durch Christum befreiet worden sind, haben freyd5 ausgehen, /amithin auch nichta\ ∥a6 diejenige /aganzea\ Glückseligkeit, die wir nunmehr /dum Christi willend\ hoffen dürfen, haben erlangen können. /ac)a\ /dDurch Christi Tod aber sind diejenige, welche in der vorgeschriebenen Ordnung an seiner Erlösung theilnehmen, theils von den positiven Strafen des künftigen Lebens gänzlicha7 befreiet; theils wirda8 d\
144. Dieab1 Art und Weise, wie der Tod Jesu die Begnadigung der Sünder bewirkt habe, |d199| /abzu wissen, ist zwar dem Christen nicht schlechterdings unentbehrlich. Da aber jeder noch nähere Unterricht, welchen die Bibel über einen so wichtigen Gegenstand ertheilet, dem lernbegierigen und nach bestimmten Begriffen sich sehnenden Christen nicht anders als höchst angenehm seyn, und ihm sowohl zu einem festeren Grund seiner Beruhigungd2 als auch zum neuen Antrieb, Gott aus Dankbarkeit nach den Vorschriften Christi wohlgefällig zu leben, dienen kann, so kann man das bisher Gesagteab\ ∥ab3 nach Anleitung /abverschiedener biblischen Stellenab\ ∥ab4 noch näher dahin bestimmen, daß die verdienten Strafen uns deswegenab5 erlassen werden, weil /dChristus an unsrer statt Strafe erlitten hat.d\
|c200| 145. Die simple Vorstellung der Bibel von dieser bewundernswürdigen Anstalt zur Wiederherstellung des menschlichen Geschlechts, kanna1 und muß von den in guter Absicht erfundenen Hypothesen über diese Lehre abgesondert werden; z. B.d2 daß Christus unendliche Strafen, ja selbst die Höllenstrafen, für uns erduldeta3, und genau eben so viel /aund gerade eben dasa\ gelittend4 habe, wasa5 alle einzelne Sünder zusammengenommen würden haben leiden müssen; daß durch jedes einzelne Stück der Leiden Jesu besondere Arten von Sünden gebüssetabd6 worden seyna8; daß |d201| das Blut Christi mittelst einer physischen Kraft wirke; daß Gott eher nicht zum Erbarmen habe bewogen werden können, als bis er Blut fliessenabd9 sehen; daß ∥a10 eine vollständige Genugthuung für alle Sünden schlechterdings nothwendig, und die stellvertretendena11 Leiden Christi das einzige mögliche Mittel zu unsrer Rettung gewesen /aseyn; ob der Grund dieser Nothwendigkeit einer Genugthuung allein in Gott und dessen Strafgerechtigkeit, oder vielmehr in dem für uns daraus entstehenden grössernb12 und sicherernd13 Vortheil gesucht werden müsse? u. d. gl.a\ ∥a14
|b153| 146. Daß die rein biblische Vorstellung (§. 144.) unserer Kirche von dieser Lehre keinesweges Gott unwürdig, noch seinen Eigenschaften zuwider sey, läßt sich unter andern |c201| durch folgende Betrachtungen begreiflicher machen: 1) wenn /abman behauptetab\ ∥ab1, daß Christus /dan unsrer statt die Strafen unsrer Sünden erlittend\ ∥d2 habe, so schliessenab3 wir damit die übrigen Zwecke des Leidens und Sterbens Jesu (§. 142. A.) nicht aus, und finden da|a98|her desto weniger Schwierigkeit darin, daß der göttlichen Weisheit gerade dieses Mittel, unsre Begnadigung zu begründenab4, gefallen hat, da durch dasselbe so viele andere wichtige Zwecke zugleich erreicht wurden. 2) Unsre Lehre müßte ganz unrichtig vorgetragen oder völlig verkehrt verstanden werden, wenn durch sie irgend je|d202|mand entweder den Satz, daß jeder nach seinen eignen Gesinnungen und Handlungen belohnt und bestraft werde, zu bezweifeln verleitet, oder auf den irrigen ∥d5 Wahn gebracht würde, man könne durch fremdes Verdienst ohne eigene Rechtschaffenheit selig werden. 3) /dStrafen, die an einem andern als dem Sünder, an einemd\ ∥d6 Unschuldigen, /dvollzogen werdend\ ∥d7, sind weder nothwendig ungerecht, noch auch immer zur Besserung der /dsündigenden Menschend\ ∥d8 unwirksam/a, sondern können /dals Strafexempeld\, wenn nur die nöthigen Erklärungen von Seiten des Richters hinzukommen, ∥d9 von grossemb10 und ausgebreitetem Nutzen seyna\. Unrecht widerfuhr dem zwar unschuldig aber /afreiwillig, (§.a\ ∥a11 141.) /aaus edler Liebe zu den Menschen, und mit der gewissesten Ueberzeu|c202|gung von dem dadurch zu bewirkenden unaussprechlich grossenb12 und ewig bleibenden Nutzen,a\ leidenden Jesu gewißa13 auf keine |b154| Weise. (vergl. §. 147.a14) Und /ddas in seiner Person aufgestellte ausserordentlicheab15 Strafexempeld\ ∥d16 giebt uns die kräftigsten und edelsten Bewegungsgründe zum eifrigsten Streben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit. Denn a) bewirkt /dein solches rührendesd\ ∥d17, selbst die Einbildungskraft /dbeschäftigendes Beispiel,d\ ∥d18 eine eben so starke als vernünftige Ueberzeugung von der Abscheulichkeit und Schädlichkeit der Sünde, und von dem äusserstenab19 Misfallen Gottes an derselben, der /dsie nie unbestraft läßt, undd\ /aSünden nichta\ ∥a20 vergiebt, /aohnea\ ∥a21 ∥d22 dieses /dMisfallen /adarana\ thätig bewiesend\ ∥d23 /azu habena\ ∥a24. b) /dDem hartnäckigen Sünder wird alle Hoffnung abgeschnitten, daß Gott anders als nach der strengsten Gerechtigkeit mit ihm verfahren werde, wenn er sich durch jenes grosseab25 Strafexempel nicht zur Besserung bringen lasse. c)d\ Die Grösseab27 der Liebe Gottes gegen die Menschen ward durch diese Anstalt auf das deutlichste bewiesen. Denn da einestheils der Sünder nicht ungestraft bleiben konntea29, (§. /a50. 143. a.a\ ∥a30) und Gott doch anderntheils zu gnädig gegen uns war, alle Sünder, d. i. alle Menschen zu strafen, zumal da sie ohne |a99| ihr Verschulden mit /dsündhaftend\ ∥d31 Dispositionen auf die Welt kommen: (§. 123.) so bewog ihn seine Liebe zu den |c203| Menschen, ein Mittel anzuwenden, durch welches beide Zwecke zugleich erreicht würden.
|c204| 147. a) Am dritten Tage nach /aseinem Begräbnisseb1 a\ ∥a2 gieng Jesus, /awie er es oft vorhergesagt hatte,a\ zum Beweise, daß der Vater alles was er gelehrt und für die Menschen gethan hatte, vollkommen genehmige, wieder lebendig aus dem Grabe hervor, Act. 2, 24–32. /a17, 31. Röm. 1, 4. 4, 25.a\ 1 Cor. 15, 3–23. ∥a3 und b) nachdem er noch 40 Tage unter seinen Jüngern zugebracht hatte, um sie /avon der Wahrheit seiner Auferstehung völliger zu überzeugen und siea\ |d205| zu ihrem bevorstehenden Lehramte tüchtiger zu machen, c) ward seine Menschheit sichtbar dieser Erde entrückt, und in die Wohnungen der Seligen versetzt Act. 1, 9–11. 3, 21. /aHebr. 4, 14. 8, 1. 9, 24. 1 Petr. 3, 22.a\ d) wo er als ein wahrer Mensch, Act. 1, 11. |b156| 17, 31. obgleich e) mit einem verklärten Körper, Phil. 3, 21. vergl. 1 Cor. 5ab4, 42–53. f) /dbey fortdaurender innigster Vereinigung mit dem Logos, g)d\ für dasd5 was er auf Erden für die Menschen gethan und gelitten hat, durch ewigdaurende unaussprechliche Seligkeit und überschwengliche Herrlichkeit, belohnt wird. Phil. 2, 9–11. Luc. 24, 26. Hebr. 2, 9. 10. 12, 2. Joh. 17, 5. Denn in diesem seinem erhöheten Zustande h)d6 hat alle Niedrigkeit, welche er während seines Lebens auf Erden übernommen hatte, gänzlich aufgehört; Röm. 6, 9. |a100| 10. Hebr. /a7, 16. 25.a\ 10, 12–14. i)d7 er |c205| stehet als Mensch in dem vollen /aund ununterbrochenena\ Gebrauche der ihm, wegen der ∥d8 Vereinigung mit dem Logos, zukommenden göttlichen /aMacht und in dem vollständigsten Genusse aller eben daher rührenden Vorzüge,a\ ∥a9 (§. /a134. 135.a\ ∥a10) k)d11 genießt von allen vernünftigen seligen Geschöpfen göttliche Verehrung, Phil. 2, 10. 11. 1 Cor. 15, 25–27.a12 l)d13 nimmt Theil an der Regierung der Welt, Hebr. 1, 3. /a12, 2.a\ Eph. 1, 20. 22. /aCol. 3, 1. 1 Petr. 3, 22. vergl. 1 Cor. 15, 25.a\ m)d14 und ist besonders der allgemeine Oberherr und Regent der Menschen; /aEph. 1, 10.a\ Phil. 2, 11. Röm. 14, |d206| 9. n)d15 daher er das ganze Geschäft ihrer wirklichen Seligmachung /a(§.d16 sq.)a\ bis ans Ende der Welt besorget, /aJoh. 17, 2.a\ Hebr. 7, 24. 25. 9, 24. und o)d17 dereinst auch alle Toden erwecken, Joh. 5, 25–29. 1 Cor. 15, 21–23. 2 Cor. 4, 14. 1 Thess. 4, 16. Phil. 3, 20. 21. und p)d18 als der allgemeine Richter das ewige Schicksal eines jeden Menschen bestimmen, und /ajedema\ ∥a19 dasselbe wirklich anweisena20 wird; Matth. 25, 31. ff. Joh. 5, 22. |b157| 27. Act. 10, 42. 17, 31. 2 Cor. 5, 10. 2 Thess. 1, 7. q)d21 womit sich seine auf die Beseligung der Menschen abzielende Geschäfte endigen werden. 1 Cor. 15, 24.a22 ff.
148. Die himmlischen Geschäfte unsers erhöheten Erlösers ∥d1, welche sich auf die |c206| Beseligung der Menschen beziehen (§. 147. n.d2) die noch in dieser Welt leben, bestehen in seinen Wirkungen zur Stiftung, Ausbreitung, Erhaltung und Regierung seiner Kirche, deren Oberhaupt er ist,a3 Eph. 1, 22. 23. 4, 15. 16. 5, 23. 24. Col. 1, 18. /aund zur Beförderung der Seligkeit einzelner Menschen. Diese seine Verrichtungen werdena\ ∥a4 im N. T. /aun|d207|ter verschiedenen Bildern beschrieben. So z. B. wird er geschildert a)a\ bald /aalsa\ unser /aKönig, (vergl. §. 132.)a\ ∥a5 Luc. 1, 32. 33. ∥a6 1 Cor. 15, 24. 25. Hebr. 1, 8. 9. /awelcher, nachdem era\ ∥a7 während seines Lehramts auf Erden den Grund zu seinem moralischen Reiche gelegt, Joh. 18, /a36.a\ 37. /a(vergl. Kap. 6, 15. Röm. 14, 17. 18.)a\ Luc. 17, 20. 21. Matth. 11, 12. und durch seinen Tod theils das Eigenthumsrecht über seine Unterthanen sich erworben, Act. 20, 28. Tit. 2, 14. Eph. 5, 25–27. /a2 Petr. 2, 1.a\ theils von der tirannischen Herrschaft seiner Feinde sie befreiet hatte, Col. 1, 13. /avergl. Joh. 8, 32–36. Röm. 6, 18. Gal. 5, 1. 1 Petr. 1, 18. nunmehra\ ∥a8 |a101| im Himmel für ihr Bestes Sorge trägt, Eph. 1, 23. 5, 29. Joh. 17, 2. ihre Bitten erfüllet, Joh. 14, 13. 14. und ihnen unter mancherley Gefahren Schutz und Beistand angedeihen läßt, Joh. 16, 33. /a1 Joh. 4, 4.a\ 1 Cor. 15, /a25. 26.a\ 57. bis er sie in |b158| sein himmlisches Reich versetzen wird; 2 Tim. 4, /a18. Bald b) wird er, mit Rück|c207|sicht auf die Lieblingsideen gebohrner Juden, unter dem Bilde unsers himmlischen Hohenpriestersa\ ∥a9 Hebr. 4, 14. ff. 5, 5. ff. 7, 24. 25. ff. 8, 1. ff. und Vertretersa10 bey Gott Röm. 8, 34. 1 Joh. 2, 1. /avorgestellta\ ∥a11, welcher dadurchd12 daß er für uns /astarba\ ∥a13 (daß er sich zum Opfer für uns brachte, und vor Gott mit seinem Blute im Himmel, gleichsam im Allerheiligsten, erschien) die stetsbleibende Ursache gewor|d208|den ist, daß bis ans Ende der Welt alle sich bessernde Sünder Vergebung erlangen, und welcherabd14 nachdem er für seine freiwillig um der Mensch willen übernommene Leiden die Oberherrschaft und die Fürsorge für die Menschen von Gott aufgetragen bekommen, (durch die Darbringung seines Opfers zu einem ewigen Hohenpriester selbst eingeweihet worden) nunmehr die ihnen /aerworbenen moralischena\ ∥a15 Güter allen denend16 die seinen Wirkungen zu ihrer Besserung Raum lassen, mittheilt, (den freien Zutritt zu Gott ihnen verschaft, und sie selbst zu geweihtena17 Priestern macht) und der immerwährende Grund aller geistlicher Güter ist, die sie in Zeit und Ewigkeit geniessenab18. (bey Gott sie vertritt, für sie bittet, sie segnet u. s. w.)d19
148. b. Zur /a1)a\ Stiftung seiner Kirche gehörte a) die Bevollmächtigung seiner Apostel, allen Menschen seine Lehre zu verkündigen, und allenthalben ihm Gemeinden zu |c208| sammlen. Matth. 28, 18–20. Luc. 24, 47. Joh. 20, 21–23. Act. 1, 8. 26, 16–18. b) Die Ertheilung des heil. Geistes an die Apostel, Joh. 16, 7. Luc. 24, |b159| 49. Act. 2, 1–4.d1 33. zur Gründung der Kirche,a2 c) die Verordnung und Ausrüstung anderer ausserordentlichena3 Lehrer, 1 Cor. 12, 5. Eph. 4, 7. 11. d) diea4 Sammlung der neuen got|a102|tesdienstlichen Gesellschaft aus Juden und Heiden, welche durch died5 zu der mit der Lehre selbst verbundenen Kraft /ahinzukommendend6 |d209| ausserordentlichenb7 Wirkungena\ ∥a8 zu Stande gebracht, 1 Cor. 1, 17. 18. 2, 1–5. Gal. 2, 8. Marc. 16, 20. und durch weise Regierung der darauf eine Beziehung habenden Umstände der Welt überhaupt, /aMatth. 28, 20.a\ und der Apostel insbesondere z. E. Act. 16, 6–10. 18, 9. 10. 23, 11. befördert ward. e) Die durch die Apostel geschehene Anordnung eines beständigen Lehramtes Eph. 4, 12–16. 2 Tim. 2, 2. eines gemeinschaftlichen Gottesdienstes, und solcher Anstalten, welched9 der christlichen Gesellschaft Festigkeit und Dauer geben konnten z. B. 1 Cor. 10, 16. 17. f) Die veranstaltete Abfassunga10 der heiligen Bücher der Christen, unter dem Beistande des den Verfassern ertheilten heil. Geistes. (§. 15–18.). g) Die völlige Aufhebung der jüdischen Religionsverfassung. /a2)a\ Die Ausbreitung,ab11 Erhaltung und Regierung der gesammtena12 Kirche |c209| bewirket Christus vermittelst der ihm übergebenen Regierung der Welt und aller ihrer Veränderungen. Matth. 28, 20. Röm. 15, 18. Eph. 1, 22. 23. 2, 20,abd13 21. 5, 29.a14 Col. 2, 19. Was aber /a3)a\ die Besorgung der Seligkeit einzelner Glieder der Kirche betrift, so geschiehet sie vermittelst der christlichen Lehre, welche die Menschen bessert und zur Seligkeit zubereitet, wie auch durch die andern von Christo dazu verordneten Mit|b160|tel, (S. unten) durch die Regierung der Schicksale einzelner Menschen, und durch die §. 147. o. p.d15 |d210| schon erwähnte Verrichtungen. vergl. Eph. 5, 25–27.
149. /a*)a\ Die christliche Kirche /aa)a\ ist der Inbegriff derjenigen Menschen, welche |c210| darin übereinkommen, daß sie Gott nach der Lehre Jesu Christi verehren. /ab)a\ Sofern diese Menschen in ihrem Gemüthe übereinstim|a103|men, Gott auf diese Art zu verehren, sindab1 sie, bey allem übrigen Unterschiede, /abBrüder und machenab\ eine einige allgemeine, Röm. 12, 5. 1 Cor. 10, 17.a2 12, 13. |d211| Eph. 4, 4–6. aber /anur durch unsichtbare Bande verbundenea\ ∥a3 Kirche/a, die Christenheit,a\ aus. /aEph. 1, 22. 23.a\ Sofern sie aber zu Ausübung dieser Art der Gottesverehrung auch in |b161| eine /aäussereb4 a\ ∥a5 Verbindung getreten sind und diese unterhalten, /atheilen siea\ ∥a6 sich, nicht nur nach Ort und Zeit, sondern auch nach mancherley Unterschieden in einzelnen Lehrsätzen und Gebräuchen, in mehrere gottesdienstlichea7 Gesellschaften oder /aPartikularkirchenb8, welchea\ ∥a9 aber /ac)a\ in Rücksicht theils /dauf die Reinigkeit der Lehre, theils aufd\ ∥d10 die Zweckmäßigkeita11 der äussernab12 Einrichtung und der gottesdiestlichen Gebräuche, /abvon ungleichem Wertheab\ ∥ab13 sind; /adaher es nicht ganz gleichgültig seyn kann, zu welcher derselben |c211| man sich halte, obgleich keine im ausschliessendenb14 Besitze der Wahrheit ∥d15 ist, ∥d16 so wie es auch keine christliche Kirche giebt, die nicht sehr viele wichtige und nützliche Wahrheiten, wenn schon mit mehr oder weniger Irrthum vermischt, bekennete. Im Ganzen genommen (denn eine beurtheilende Vergleichung aller einzelnen Lehrsätze ist nicht jedermanns Sache),b17 muß man einer Kirche einen so viel grössernb18 Werth zugestehen, je mehr es Grundsatz in ihr ist, /bmit Beyseitsetzungd19 menschlichen Ansehens,b\ bloß der Bibel und der Vernunft zu folgen, und eigne Untersuchung der Wahrheit, und dadurch wahre Ueberzeugung von derselben, und immer grössere |d212| Fortschritte in Erkenntnissen zu befördern;
150. /aa)a\ Der /dZweck der /aKirche, (diea\ ∥a1 d\ ∥d2 /aErhaltung und Fortpflanzung der Lehre Jesu und die Beförderung ihrer Ausübung durch gemeinschaftliche Anstalten und |b163| /dUebungen),b3 d\ ∥d4 a\ erfordert, /ab)a\ daß ein ordentliches Lehramt in der Kirche sey, welches daher schon die Apostel angeordnet haben, (§. 148. b.) 1 Tim. 3, 1. 2 Tim. 2, 2. Tit. 1, 5. Act. 14, 23. 20, 28. und zu welchem man durch feierliche Bestellung von der Kirche, oder von |c214| denen,a5 welchen die Kirche die |a104| Verwaltung dieses Rechts aufgetragen hat, gelanget; /abdaher sich zu Vermeidung schädlicher Unordnungen niemand eigenmächtig zu einem öffentlichen Lehrer aufwerfen soll;ab\ obgleich auch ∥ab6 jeder Christ das Recht und die Pflicht hat, zur Erhaltung und Vermehrung religiöser Kenntnisseab7 und Gesinnungen bey andern, zumal bey denen, die seiner nähern Fürsorge anvertrauet sind, nach Vermögen das seinige beizutragen. Röm. 15, 14. Gal. 6, 1. Eph. 5, 19. Col. 3, 16. 1 Thess. 5, 14. Eph. 6, 4. /ac)a\ Der Lehrer,d8 /abdarf keiner Herrschaft über die Gewissen sich an|d215|maassen, und,ab\ als Lehrer bloßa9 betrachtet, /akann /berb\a\ ∥a10 kein anderes Recht über den seiner Sorgfalt anvertrautend11 Theil der Kirche (seine Gemeinde) haben, als sie zu unterrichten und zu ermahnen, Act. 20, 28. 1 Petr. 5, 2. die ∥d12 gottesdienstlichena13 Handlungen zu verrichten, und dafür seinen Unterhalt von ihr zu erwarten. 1 Cor. 9, 6–14. vergl. 1 Petr. 5, 3. Doch kanna14 sowohl die Kirche als auch die Obrigkeit einem Lehrer noch anderweite /abRechte, Befugnisse und Verrichtungen auftragenab\ ∥ab15, ingleichem /a/bmehrere Freiheiten ihm zugestehenb\ ∥b16. d) Aeussereb17 Gottesdienstlichea\ ∥a18 Handlungen hat Christus, ausserab19 dem ohnehin zum Zwecke der Kirche wesentlich gehörenden ∥d20 Lehren und Ermahnen, dem gemeinschaftlichen Gebet etc. keine andere vorgeschrieben, |c215| als die Taufe und das /aAbendmahl. (§. 151. 165.)a\ ∥a21 Alle andereab22 hat er dem Gutbefinden der Kirche selbst überlassen. Doch könnenab23 zur Erhaltung der Gottesdienstlichena24 Gesellschaft und zu Erreichung ihres Zwecks noch einige andere /abnützlich seynab\ ∥ab25, welche jede Kirche nach Befinden der Umstände anordnen und abändern /akann. e)a\ ∥a26 Die Verbindungd27 der Menschen zu einer kirchlichen Gesellschaft ändert nichts in ihren bürgerlichen oder häuslichen Verhältnissen,ab28 1 Cor. 7, 20. 24. /abund dispensiret kein Glied einer solchen Gesellschaft von der Erfüllung der ihm sonst obliegenden Pflichten.ab\ Auch ist die Kirche keinesweges eine dem Staat entgegenge|d216|setzteab29, oder dessen Rechte schmälernde Gesellschaft, sondern befördert vielmehr alle rechtmäßigea30 Absichten der bürgerlichen Gesellschaft, und sind insbesondere die Glieder der Kirche zum genauesten Gehorsam gegen die Obrigkeiten angewiesen. Röm. 13, 1. ff. 1 Petr. 2, 13–17. Luc. 20, 25. Aber auch der Staat kanna31 über die Kirche keine andere Rechte haben, als in sofern die Religion äusserlich aus|a105|geübt wird, oderd32 zum Nachtheil des Staats ausarten /dkönnte; dahingegen die innere Ausübung der Religion von jeder Obrigkeit gänzlich freygelassenab33 werden muß.d\
|c216| 151. /aa)a\ Die Aufnahme der Menschen in die Kirche Christi geschiehet, nach der Einsetzung Jesu, durch die Taufe, /a(vergl. §.d1 170.)a\ Matth. 28, 19. Marc. 16, 15. 16. Joh. 3, 5. welche durch Eintauchung in ∥a2 Wasser Act. 8, 38. 10, 47. Eph. 5, 26. oder durch Besprengung mit demselben, dergestalt verrichtet wird, daß der Mensch dabey zu derjenigen Religion, welche uns den Vater, den Sohn, und den heiligenab3 Geist verehren lehrt, Matth. 28, 19. oder welches einerley ist, die Christus gestiftet und gelehret hat, Act[.]abd4 2, 38. 8, 16. 10, 48. Röm. 6, 3. verpflichtet wird. vergl. 1 Cor. |b165| 1, 13. 15. 10, 2. Die Verrichtung dieser Handlung ist durch Verordnung der Kirche den Lehrern aufgetragen, welches auch /abganz schicklichab\ ∥ab5 ist, wenn gleich in besondern Fällen auch jeder andere Christ taufen kanna7. Es soll aber jeder Mensch,a8 der ein Christ seyn will,a9 ohne Ausnahme getauft werden, ohnerachtet man nicht behauptet, daß die Taufe allen Menschen zur Seligkeit schlechterdings nothwendig sey. /ab)a\ Bey dem allerersten Anfang der Stiftung der Kirche wurden hauptsächlich Erwachsene getauft, nachdem ihnen vorher so viel Unterricht ertheilet worden war, als |d218| zur Ueberzeugung von der Göttlichkeit der christlichen Religion nöthig war. Act. 2, 41. 8, 36. 38. /a9, 17. 18.a\ Ein solcher Mensch verpflichtete sich dadurch feierlichst zur Religion Jesu, und zur |c217| Befolgung aller ihrer Vorschriften, 1 Petr. 3, 21. wardb10 ein Glied der Kirche, /aAct. 2, 41.a\ übernahm die Verbindlichkeit,a11 als ein solches sich zu betragen, Eph. 4, 3‒5. ward aller Rechte eines solchen theilhaftig, und (vorausgesetztab12, daß er die Taufe mit aufrichtigem Herzen begehre /a1 Petr. 3, 21.a\) erhielt /aberab\ die göttliche Versicherung, daß |a106| seine Sünden ihm vergeben seynab13, Act. 2, 38. daß Gott um Christi willen ihm gnädig sey, Gal. 3, 27. und daß er bey redlichem Bestreben,ab14 der übernommenen Verpflichtung nachzukommen, die ewige Seligkeit hoffen dürfe. Marc. 16, 16. Hiernächst ist auch die Taufhandlung ungemein geschickt, die innere Besserung eines solchen Menschen nicht nur abzubilden, Röm. 6, 2‒4. Col. 2, 12. sondern auch ∥d15 zu bewirken. Eph. 5, 26. /ac)a\ Für die Kindertaufe haben wir, ausserab16 andern Gründen, ∥d17 das Exempel des größtenab18 Theils |b166| der ältesten Kirche vor uns, welches sich höchstwahrscheinlich auf ∥ab19 apostolische Beispieleab20 selbst gründet. Durch sie wird das Kind theils zur künftigen ∥d21 Annahme und Befolgung der |d219| Religion Jesu ∥d22 verpflichtet, theils zum Glied der Kirche wirklich aufgenommen, theils aller Rechte eines Christen und aller Verheisungen, die Gott den Verehrern Jesu gegeben hat, theilhaftig. vergl. Marc. 10, 14. Die Eltern aber, die ihr Kind zur Taufe bringen, werden nicht nur von dem allem feierlich |c218| versichert, sondern auch zur christlichen Erziehung des Kindes verpflichtet, damit die ihm zu Theil gewordenena23 Rechte ihm erhalten, und es dermaleinst zum wirklichen Genusseab24 und zur Ausübung derselben gelangen möge.