152. Die Erfarungb1 lehrt, daß die mehresten Glieder der Kirche, oder getaufte Christen, welche zum Gebrauch ihrer Vernunft |c219| gelanget sind, nicht diejeni|a107|ge moralische Beschaf|b167|fenheit an sich haben, welche nach |c220| der Vorschrift der göttlichen Gesetze und zu Erreichung ihrer erhabenen Bestimmung (§. 90. 94.) erfor|d220|derlich ist, und ohne welche sie der |c221| durch Christum erworbenen Begnadigung (§. 142. B.a2 143.) nicht theilhaftig werden können. (§. 129.) Einige leben in offenbaren Sünden und Lastern; Röm. 6, 12. 16. 17. 1.abd3 29–32. 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, /abd19 bis 21.abd\ ∥abd4 1 Tim[.]abd5 1, 9. 10. andere unterdrücken die äusserenab6 Ausbrüche des Lastersab7 und nehmen wohl gar einen heuchlerischen Schein der |c222| Tugend an, Matth. 6, 2,abd8 5. 16. 23, 13. /afolgg.d9 27. 28.a\ da doch die Lie|b168|be zum Laster in ihnen herrschend ist; andere thun zwar manches Gute und haben einen Abscheu für dem Laster und einige Liebe zur Tugend, aber nicht /aima\ ∥a10 ganzen Umfange /aderselbena\, oder doch nicht aus den gehörigen Bewegungsgründen, nicht aus freudigem Gehorsam gegen unsernd11 durch Christum versöhnten Vater. (§. 127. f. 116.) Einige betrügen sich selbst und halten sich für besser als sie sind; Matth. 19, 20. Luc. 18, 11. 12. andere ängstiget von Zeit zu Zeit das Bewußtseynab12 ihres schlechten moralischen Zustandes, ohne daß sie es zu einer gründlichen und dauerhaften Besserung kommen lassen; Röm. 7, 15. ff. noch andre leben |b169| ganz sorgenlos, ohne auf den Zustand ihres Gemüths aufmerksam zu seyn, oder die Gefahr desselben ernstlich zu erwägen; Ps. 50, 21. ja einige scheinen durch lange Gewohnheit im Sündigen und durch stete Leichtsinnigkeit bey dem Gebraucheab13 der Besserungsmittel so fühllos geworden zu seyn, daß kaum noch irgend etwas einen |d221| Eindruck auf ihr Gemüth machen kanna14. Matth. 13, 15.
153. Alle diese Christen /aa)a\ bedürfen einer Besserung, Luc. 5, 31. 32. ohne welche sie, nach den klaren Aussprüchen der Bibel, einer ewigen Seligkeit nicht empfänglich sind. Matth. 7, |b170| 21. Marc. 16, 16. Joh. 3, |c223| 5. 6. 18. Röm. 2, 13. 1 Cor. 6, 9. 10. |a108| Gal. 5, 19. 21. Eph. 5, 3–6. Jac. 1, 22. 25. indem es nicht auf das /abäussere Bekenntnißab\ ∥ab1 der Religion, /aHebr. 4, 2.a\ sondern auf einen durch Liebe thätigen Glauben, Gal. 5, 6. 6, 15. und auf Uebereinstimmung der Gesinnungen und Handlungen mit den göttlichen Vorschriften /aJoh. 15, 14.a\ ankommt. Diese Besserung /ab)a\ nennt die heiligeab2 Schrift eine Sinnesänderung (Busseab3) Matth. 3, 2. Act. 2, 38. 3, 19. /a26. 8, 22.a\ und verbindet mit ihr den Glauben, Marc. 1, 15. Act. 20, 21. begreifet zuweilen aber auch alles,a4 was dazu gehöret,a5 unter dem Glauben an Christum:a6 Marc. 16, 16. Joh. 3, |b171| 15. 16. 18. Röm. 1, ∥a7 16. /a17.a\ 3, 22. 24. 28. 30. 4, 5. 5, 1. Eph. 2, 8. welcher
|b172| 154. Was zur Sinnesänderung erfordert werde ∥d1, erkennet man leicht, wenn |d223| man überlegt, wie |a109| ein gebesserter Christ beschaffen seyn sollea2, und dann /ab(§. 155. /d156.d\)ab\ untersucht, |d224| was in einem Sünder vorgehen müsseab3, wenn er diese Beschaffenheit erlangen willa4. Der Christ |d225| soll nämlich a) nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit, so wie Christus und seine Apostel sie gelehrt haben, |c225| oderd5 welches einerley ist, nach der möglichsten Aenlichkeit mit /aGotta\ ∥a6, unabläßig streben. /a(§. 127.) b)a\ ∥a7 Dieses Bestreben, wenn es stete seyn, zur Fertigkeit werden, und bis zur Würde einer christlichen Tugend sich erheben soll, muß aus einem willigen und kindlichen Gehorsam fliessenab8, c) der seinen Grund in Liebe und Vertrauen zu Gott hat. d) Soll aber Liebe und Vertrauen zu Gott in einem Sünder erweckt werden, der nicht durch Selbstbetrug geblendet ist, so muß er gewiß seyn, daß Gott ihm seine Sündena9 vergebe. e) Da nun Gott uns nur um |d226| Christi willen vergiebt, /a(§. 143.)a\ so muß der Mensch Christum als denjenigen wirklich anerkennen und mit voller Zuversicht annehmen, der durch seinen unschuldig für die Schuldigena10 erlittenend11 Tod /ab(vergl. §. 144.)ab\ uns Vergebung /ader Sündena\ und /afolglich auch /b(§. 143. d.d12)b\ diea\ Seligkeit zu Wegeab13 gebracht habe. f) Und damit er geneigt gemacht werde, auch für seine eigene Person Christum als den Grund seiner Hofnungenab14 anzunehmen, /dso mußd\ ∥d15 ein ernstliches Verlangen nach der Theilnehmung an den durch Christum erworbenen Gütern in ihm erweckt /dwerden;d\ ∥d16 g) /dwelches durchd\ /aeine lebendige Ueberzeugung vona\ ∥a17 seiner Strafwürdigkeit /dbewirkt wirdd\ ∥d18. h) Demnach muß der Mensch nicht nur Gottes Gebote kennen und darnach sicha19 |b173| prüfen, sondern es ist auch eine lebendige Erkenntnißd20 |c226| und feste Ueberzeugung von der Wahrheit dessen nöthig, was die Bibel von Christo als unserm Erlöser lehret. i) Da auch ein Christ wohl wissen kanna21 und soll, daß der Heiligste und Allgerechte unmöglich Sünden vergeben kanna22, so lange der Mensch zu sündigen fortfährt und an der Sünde ein Wohlgefallen hat, so muß er theils den ernsten Vorsatz fassen, von allen Sünden ohne Ausnahme abzulassen, den durch sie angerichteten |a110| Schaden nach Möglichkeit wieder gut zu machen, und in allen Stücken einer ächten christlichen Tugend sich zu befleißigen; theils ∥d23 seine begangenena24 Sünden aufrichtig verabscheuen und bereuen; |d227| k)d25 welches eine richtige Kenntnis und Beurtheilung der Sünde voraussetzt; die also zum Anfang der Besserung erfordertab26 wird.
155. Vergleicht man dießd1 mit dem oben §. /ab115–117.ab\ ∥ab2 beschriebenen verderbten Zustande eines noch ungebesserten Menschen, so erhellet α) daß sowohl im Verstande als im Willen eine Besserung vorgehen müsseab4; obgleich die Wirkungen auf den einen nicht von den Wirkungen auf den andern getrennt werden können, und die Besserung des Willens eben dadurch erhalten wird, wenn dem Verstande die Religionswahrheiten nahe gebracht, und der Erkenntnis derselben hinlängliches Leben oder Wirksamkeit verschafft wird. Hier|c227|aus ergiebt sich auch schon, β) daß die Sinnesänderung nicht auf eine physische oder magische, sondern auf eine moralische, der vernünftigen freien Natur des Menschen angemessene Art, vorgehe. Und |b174| dießd5 bezeuget auch die Bibel, indem sie lehret, a) daß die Besserung des Menschen vermittelst der erkannten Religionswahrheiten geschehe: Luc. 8, /abd11 bis 15.abd\ ∥abd6 Joh. 17, 3. 17. Röm. 10, 14. 1 Thess. 2, 13. Jac. 1, 18. 1 Petr. 1, 23. ∥d7 Denn es kanna8 weder überhaupt eine religiöse Gesinnung angerichtet werden, ohne Kenntnis von Gott, von seinen Eigenschaften und Werkena9, von der moralischen Natur und Bestimmung und dem Zustande des Menschen nach dem Tode; Hebr. 11, 6. |d228| noch kanna10 das Gott Misfälliged11 in unsrer Gesinnung und unsern Handlungen eingesehen und verabscheuet, oder ein Gott wohlgefälliger Gehorsam beschlossen werden, ohne Kenntnis dessen, was die göttlichen Vorschriften von dem Menschen fordern, (des Gesetzes) und was die Bibel von dem gegenwärtigen ∥d12 moralischen Zustande des Menschen lehret; und eben so wenig kanna13 Liebe und Vertrauen |a111| zu Gott erweckt und das aufwachende Gewissen beruhigt werden, ohne Ueberzeugung von dem, was die Schrift von den göttlichen Rathschlüssenab14 über die Beseligung der sündigenden Menschen, von Christo, von den Absichten seiner Sendung in die Welt und den Früchtend15 sei|c228|nes Todes, und von den Verheisungen und Zusicherungen, welche er den sich bessernden Sündern gegeben hat, uns saget. (des Evangelii.ab16) Weiter lehrt die Bibel, b) daß das bloßea17 historische Wissen dieser Wahrheiten nicht hinreiche, sondern daß eine lebendige Erkenntnis und eine stete Anwendung derselben auf sich selbst bey dem Menschen, wenn er gebessert werden soll, erfordert werde; Act. 16, 14. 17, 11. Jac. 1, 21. 23–25. c) daß der Mensch, auch noch nach angefangener Besserung, |b175| um immer tiefere Einsichten in die Religionslehren Gott bitten, Jac. 1, 5. Eph. 1, 16–20. /a1 Petr. 2, 1. 2.a\ und die Wahrheiten selbst fleißig wiederhohlen und andächtig betrachten müsse; Jac. 1, 25. d) daß er den Eindruck der Lehren auf sein Herz hindern, |d229| und der erkannten Wahrheit widerstreben könne; Matth. 7, 26. Luc. 8, 13. 14. Act. 18, 5. 6. 24, 25. 28, 24–27. e) daß er die Gelegenheiten, zur Sünde hingerissen zu werden, sorgfältig vermeiden, hingegen alle Gelegenheiten, die zum Fortgange seiner Besserung beförderlich seyn können, suchen und benutzen, und f) überhaupt bey dem Geschäfte seiner Besserung grossenab18 Ernst und Eifer beweisen müsse. Matth. 7, 13. 14. 1 Cor. 9, 24–27. 2 Cor. 7, 1. ∥a20
|c229| 156. /aIm Allgemeinen können (vergl. §. 152.d1 Anm. /b/dd. e.d\b\ ∥d2) die zusammengehörigena\
|a115| 157. So bald dieses Vertrauen zu Gott in dem Menschen erweckt und also das Gewissen desselben beruhigt ist;a1 bringt die Betrachtung der /agrossenb3 a\ ∥a2 Liebe Gottes und Christi und der er|d234|haltenen unverdienten Wohlthat, /avon deren Grösseb4 der Begnadigte innigst gerühret ist, a)a\ eine aufrichtige Gegenliebe |c234| und Dankbarkeit hervor. 1 Joh. 4, 19. 2 Cor. 5, 14. Und da diese stets unterhalten und vermehret wird, (wenn gleich die Empfindungd5 der Regungen derselben eben so wenig an Stärkea6 sich immer gleich bleibet, als die ∥d7 Empfindung der Freude über die erlangte Vergebung) /a/bsob\ ista\ ∥a8 sie die Quelle eines willigen und kindlichen Gehorsams, 2 Cor. 5, 15. 1 Cor. 6, 19. 20. Röm. 6, 11. 18. welcher ein neues Principium der moralischen Handlungen des Menschen wird, und in alles sein Thun und Lassen einen Einfluß hat. Eph. 4, 32. Tit. 2, 11‒14. Nunmehr hat der Mensch /ab)a\ Lust, Gottes Gebote zu hal|b180|ten. Denn er ∥d9 weiß, daß er seine dankbare Liebe zu Gott anders nicht als durch Haltung seiner Gebote, /ad(von deren Vortreflichkeit und Wohlthätigkeit er innigst überzeugt ist),b10 ad\ und insbesondere durch Liebe und thätiges Wohlwollen gegen seinea11 Nebenmenschen, erweisen könneab12, 1 Joh. 2, 3‒6. 4, 20. 5, 3. und daß eben dieselbe Lehre Christi, der er seine Beruhigung und die /aGewißheit der wiederhergestelltena\ ∥a14 Gnade Gottes verdankt, auch ausdrücklich und oft bezeugeab15, daß niemand ohne stetes Streben nach moralischer Unsträflichkeit und ohne fortdauernden Eifer in der Tugend, der Gnade Gottes oder irgend ei|d235|nes durch Christum uns verschaften Guten theilhaftig seyn könne; /aMatth. 7, 21.a\ 1 Joh. 1, 6.a16 7. |c235| 3, 6‒10. Röm. 6, 1‒6. 11‒14. 18. 19. /a1 Cor. 6, 9. 10. 2 Tim. 2, 19.a\ Eph. 2, 10. Tit. 2, 11‒14. Hebr. 12, 14. 2 Petr. 1, 3‒11. welcher Theil der Lehre Jesu zugleich mit jenem, der der Grund unserer Beruhigung ist, geglaubt und mit vollem Beifall angenommen werden muß, keinesweges aber von jenem abgesondert werden kanna17 oder darf. Gal. 5, 6. /aEph. 4, 19. 20. ff. 1 Thess. 4, 7.a\ Jac. 2, 14‒16.ab18 Der Mensch hat aber auch nunmehr /ac)a\ Kräfte zur Erfüllung der göttlichen Vorschriften. Denn sein Verstand ist |a116| aufgeklärt und zur lebendigen Erkenntnisd19 der Religionswahrheiten gebracht; Eph. 1, 17‒19. 5, 8. 9. 2 Tim. 2, 25. er beschäftigt sich gern mit den Lehren der Religion, welche sowohl die Vorschriften selbst als die Bewegungsgründe zu Befolgung derselben ihm vorhält; /abeide sind ihm, da er sich in Betrachtung derselben immerfort übt, stets gegenwärtig;a\ die Macht der Sinnlichkeit, die |b181| den Menschen ehedem beherrschte, (§. /abd115 bis 117.)abd\ ∥abd20 ist durch die in ihm hervorgebrachte Liebe zu Gott, und durch die erwecktea22 überwiegende Begierde nach höhern moralischen und unsichtbaren, zum Theilab23 schon gekosteten zum Theilab24 aber mit der größtenab25 Zuversicht erwarteten Röm. 5, 8. 9. 10. 8, 14‒16. 31. ff. Gütern dergestalt geschwächt, daß die |d236| Vorstellungen von der Bestimmung und den |c236| Pflichten des Menschend26, die unregelmäßigen Begierden und Leidenschaften im Zaum zu halten vermögend sind, und daß dem Menschen der wirkliche Gebrauch seiner Freiheit wieder hergestellt ist, und der Wille der erkannten Wahrheit mit Leichtigkeit folgen kanna27. So gelangt der Mensch ∥d28 zur wirklichen Fertigkeit in einem aus Liebe und Gehorsam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner moralischer Vollkommenheit.
158. Und so wäre denn alles bewirkt, was geschehen muste, wann dem so sehr in Verfall gerathenen Menschen geholfen werden sollte, (§. 127.) und /dder Menschd\ ∥d1 wäre in einen gänzlich neuen, von dem vorigen völlig verschiedenen, glücklichen und seiner erhabnen Bestimmung gemäsend2 Zustand versetzta3. Röm. 12, 2. Gal. 2, 20. 6, 15. vergl. 5, 6. /a(§. 153. c.)b4 a\ Nun ist er geheiliget Eph. 4, 24. 1 Thess. 5, 23. Hebr. 12, 14. 1 Petr. 1, 16. und zeigt in seinem ganzen Verhalten würdige Früchte seiner Besserung. Matth. 3, 8. 7, 20. Act. 26, 20. Jede Gelegenheit zu Gottgefälligen Handlungen ergreift er gern, Gal. 5, 25. Phil. 4, 8. und übt sichd5 um Gottes willend6 in dem |a117| Kampfe gegen die zuweilen noch /aaufsteigendenb7 |b182| bösena\ ∥a8 Begierden, 2 Cor. 7, 1. Gal. 5, 16. 17. Col. 3, 5‒9. Hebr. 12, 1. und in der ununter|d237|brochenen Erfüllung aller |c237| seiner Pflichten. Röm. 12, 1. 2. Col. 1, 10. Hebr. 12, 12. 13. 1 Petr. 1, 14. 15. 2 Petr. 1, 5‒10.
159. /aa)a\ Aus jener Fertigkeit in einem aus kindlichem Gehorsam herrührenden Bestreben nach allgemeiner christlicher moralischer Vollkommenheit, (§. 157. ∥d1) entspringen die einzelnen frommen /ainnern und äussernb2 a\ Handlungen eines bis zur Heiligung gebesserten Christen, oder die christlichen guten Werke; Matth. 5, 16. /aRöm. 2, 7. 10.a\ Eph. 2, 10. Col. 1, 10. Tit. 2, 14. welche /ab)a\ nur dann die im N. T. erforderte Eigenschaften haben, wenn sie nach der Vorschrift des göttlichen Gesetzes Matth. 15, 9. und aus kindlichem Gehorsam Röm. 12, 2. 2 Cor. 5, 15. Phil. 1, 11. verrichtet werden: obgleich dieser weder die einzige Triebfeder solcher Handlungen nothwendig seyn muß, noch auch es möglich ist, sich dieses Bewegungsgrundes jedesmal deutlich bewußt zu seyn. Jedoch kommt es vornehmlich, und eben so sehr als auf das Materielle der Handlung, auf den Gemüthszustand des Menschen und auf die Gesinnung, mit welcher er die That verrichtet, an; Gal. 5, 22. ob nämlich Liebe zu Gott in dem Menschen herrschend sey, und ob es sein unerschütterlicher Grundsatz sey, um Gottes willen /aund um dessen heilige und liebevolle Absichten, so |c238| viel an ihm ist, zu befördern,a\ alles erkannte |d238| Gute zu thun, und alles erkannte Böse zu meiden. Denn wo dießd3 nicht ist, da ist die pflichtmäßigsteab4 und nützlichste That keine |b183| christlich fromme Handlung oder gutes Werk, ob sie gleich übrigens /a/bsehrb\ löblich und aucha\ Gott wohlgefällig seyn /akann/b, und nicht unbelohnt bleiben wirdb\a\ ∥a5. Röm. 2, 14. 26. 27. Act. 10, 4. 34. 35. /abVergl. §. 152. Anmerk. /da.d\ab\ ‒ Gute Werke aber /ac)a\ werden von jedem gebesserten Christen, so fern sie ihm zu thun möglich sind, nothwendig erfordert; (§. 157.) /aGal. 5, 25. 1 Joh. 2, 6. 3, 7.a\ und ohnerachtet der |a118| Mensch /ad)a\ dadurch unmöglich etwas bey Gott verdienen kanna6, Röm. 11, 35. Luc. 17, 9.a7 so hat sie doch /ae)a\ Gott aus Gnaden zu belohnen verheissen,ab8 Röm. 2, 6. 7. 10. 1 Tim. 4, 8. Hebr. 6, 10. /aMatth. 25, 34. ff. wie sich dann der Grad der Belohnung nach dem Grade des Eifers den wir beweisen, keine Gelegenheit,b10 in guten Werken uns zu üben,b11 vorbeizulassen, richten wird. (§. 50. c. /dγ.d\ 103.) Matth. 25, 20‒29. Gal. 6, 7. 2 Cor. 9, 6.a\
160. Die moralische Güte, zu welcher der Mensch nunmehr gebracht ist, bleibt indessen in diesem Leben immer /aα)a\ unvollkommen, 1 Joh. 1, 8. 2, 1.a1 Phil. 3, 12‒14. und findet sich bey den Gebesserten in sehr verschiedenen Graden. Daher ist nöthig, daß |c239| der Christ nicht nur /aβ) im Guten beharre (vergl. §. sq.) |d239| 1 Cor. 10, 12. 15, 58. Hebr. 10, 35. 36. 2 Petr. 1, 10. unda\ die /aneuena\ Fehltritte, welche er begehet, ernstlich bereue, 1 Joh. 1, 9. Vergebung derselben bey Gott täglich suche, Ps. 19, 13. und seine guten Vorsätze oft wieder erneure; sondern daß er auch /aγ)a\ im Guten immer zu wachsen und zuzunehmen, Phil.a2 3, 12‒15. Col. 1, 10. 11. /a2 Petr. 3, 18.a\ und zu einer Stärke und Festigkeit in der christlichen Tugend zu gelangen suche. Die Mittelabd3 |b184| welche die Religion Jesu uns hiezu empfiehlt, Eph. 6, /a13. 14. 1 Thess. 5, 6‒8.a\ ∥a4 sind a) Wachsamkeit über sich selbst, 1 Cor. 16, 13. /a1 Petr. 4, 7.a\ b) Gebet, Matth. 26, 41. Luc. 21, 36. Eph. 6, 18. c) fleißige Betrachtung der Religionswahrheiten, Eph. 1, 16‒20. 6, 17. Col. 1, 9. /a1 Petr. 2, 2.a\ 2 Petr. 3, 18. und d) Besuchung des öffentlichen Gottesdienstes, /aHebr. 10, 25.a\ e) nebst dem Genusseab5 des heil. Abendmahls; (Siehe §. 165.) /a1 Cor. 11, 26.a\ f) stete Uebung des Glaubens, Eph. 6, 16. Phil. 3, 8‒10. /aCol. 1, 23. Hebr. 6, 11. 12.a\ 1 Joh. 2, 1. g) öftere Erneuerung der Empfindungen der Liebe gegen Gott und Jesum, vermittelst oft wiederhohlter Vorstellung der ausserordentlichenab6 Anstalten zu unsrer Errettung, der grossenab7 uns wiederfahrnen moralischen Wohlthaten, und der unaussprechlichen |c240| Seligkeitd9 die unser wartet; /aHebr. 10, 19‒24. 12, 28.a\ 1 Petr. 1, 17‒19. h) Uebung in der Ver|d240|leugnung unsrer selbsta10 u. s. f. Auch i) kommt Gott selbst durch die Regierung der Schicksale der Menschen ihnen öfters |a119| zu Hülfe, bald durch erwiesene Wohlthaten, bald durch zugeschickte Leiden und Trübsale; /aHebr. 12, 11. Jac. 1, 2. 3.a\ daher der Christ auf diese Führungen Gottes aufmerksam seyn, und sie der Absicht gemäs zu benutzen trachten muß.
161. Diese Uebungen in der Gottseligkeit sind um so viel nothwendiger, da der gebesserte Mensch in seinen ehemaligen verderbten Zustand wieder zurückfallen kanna1; welches geschiehet, wenn er vorsätzlich sündiget, und also /aden göttlichen Gesetzena\ ∥a2 den Gehorsam aufkündiget. Ezech. 3, 20. |b185| 1 Tim. 1, 19. Doch stehet auch einem solchen, so lange er lebt, der Weg zu einer /dabermaligen Besserungd\ ∥d3 offen. Jes. 65, 2. Luc. 22, 32. Denn die Bibel lehrt nichts von einem Zeitpunkt in dem menschlichen Leben, hinter welchem es unmöglich sey, sich zu bessern und Vergebung seiner Sünden zu erlangen. Hebr. 3, 7. 13. Ez. 18, 21‒23. /aMatth. 18, 21. 22. vergl. 6, 12.a\ Allein das ist gewißa4, daß die Besserung /dimmer schwehrerd\ ∥d5 wird, je länger man sie aufschiebt, und je öfter der auf dem Wege der Besserung schon Begriffene zu seinem vorigen sündlichen Leben |c241| wieder zurückkehrt,a6 2 Petr. 2, 20‒22. /a(Hebr. 6, 4‒9.) so wie es auch sehr unvernünftig ist, eine so wich|d241|tige Sache der höchst ungewissen Zukunft zu überlassen.a\ ∥a7
162. Nach der Lehre der Bibel ist der Urheber der bisher beschriebenen Sinnesänderung ∥d1, Gott, Ps. 51, 12. (Jer.a2 31,b3 18.)a4 Ezech. 11, 19. 36, 26. 27. Act. 16, 14. Eph. 2, 10. /a3, 16. 20.a\ Phil. /a(1, 6.)a\ ∥a5 2, 13. 1 Thess. 5, 23. /a2 Thess. 2, 17.a\ Hebr. 13, 20. 21. Jac. 1, /a17.a\ 18. 1 Petr. 1, /a3‒5. 5, 10.a\ ∥a6 und insbesondere der heil. Geist, Tit. 3, 5. 1 Cor. 6, 11. /aEph. 3, 15.b7 a\ Denn der Mensch hat in seinem ungebesserten Zustande für sich weder Lust noch Kräfte, eine solche vollständige christliche Sinnesänderung in sich hervorzubringen, als oben beschrieben worden ist. Gott muste nicht nur diejenige Religions|a120|wahrheiten bekannt machen, /aEph. 1, 9. 17. 18. 1 Joh. 2, 20. welche, wegen ihres Inhalts sowohl als wegen ihrer auf göttlicher Autorität beruhen|d242|den Zuverläßigkeitb8, kräftig und wirksam genug waren, Röm. 1, |b186| 16. 1 Cor. 1, 18. Jac. 1, 21. daß durch sie, der Grösseb9 des menschlichen Verderbens ungeachtet,a\ ∥a10 eine solche /amoralische Veränderung in den Gesinnungen und Neigungen und in der Handlungsart des Menschen bewirkt, fortgesetzt und erhalten werden konnte;a\ ∥a11 sondern Gotta12 muß auch Gelegenheiten verschaffen, theils daß |c242| der Mensch diese Wahrheiten erlernen /akann, (§. 129.)a\ ∥a13 theils daß sie Eindruck auf sein Gemüth machen können.
163. Auf eben dem Wege der Sinnesänderung, auf welchem der Mensch geheiliget wird, (§. 158.) gelangt er auch zur Begnadigung |b187| und wird beglückt, welches man mit einer biblischen Redensart die Rechtfer|c243|tigung des Menschen ∥d1 zu nennen pflegt. Röm.a2 3, 20. 21. /a(vergl. 1, 17. 18.)a\ 22. 24. 26. 28. 30. 4, 2. 3. /a5. 6. 7.a\ 22–25. |a121| 5, 1. /a2 Cor. 3, 9. 5, 18.a\ vergl. Eph. 2,b3 8. /a(vergl. Vers 5. 6. und Col. 2, 1.b4 1, 14.)a\ Das Glückd5 welches dem Menschen hierdurch zu Theil wird, /dbestehetd\ ∥d6 darin, /dα)d\ daß ihm alle bisher begangene Sünden um Christi willen (§. 143. 144.) vergeben werden, 2 Cor. 5, 21. 19,ab7 14. Röm. 4, 5–8. 3, 24. 25. Act. 13, 38. 39. so daß er von allen denjenigen Stra|d244|fen, von welchen Christus uns erlöset hat, (§. 143.) wirklich befreiet ist. /dDaherd\ ∥d8 darf der Mensch ∥d9 alles Gute, wozu er nur eine Empfänglichkeit hat, eben so zuversichtlich von Gott erwarten, ∥d10 als wenn er bisher nie gesündigt, Gottes Misfallen nie sich zugezogen, noch Strafen verdient hätte; Röm. 8,d11 32–34. ob es gleich gewißa12 bleibt, daß der Mensch, wenn er ohne zu sündigen von Kindheit an fromm gewesen wäre, oder weniger und minder schwehr gesündigt hätte, eine noch grössereab13 Empfänglichkeit zu /aeinem noch reineren Genusseb15 noch mehreresb16 a\ ∥a17 Guten haben würde. /dβ)d\ /aSonach hat era\ ∥a18 /dalso auchd\ ∥d19 eine sichere Anwartschaft auf die ewige Seligkeit, und die positiven Belohnungen des künftigen Lebens. (§. 102. 143.) Tit. 3, 7. Daraus /dfolgtd\ ∥d20 dann weiter, /aRöm. 5, 1.a\ daß der Begnadigteb21 a) von aller ängstigenden Furcht befreiet ∥a22, Röm. 8, 15. |c244| 1 Joh. 3, 19–21.b23 /aund /bin seinemb\ ∥b24 a\ ∥a25 Gewissen völlig beruhigt ist, Röm. 8, 33. /ab)a\ ∥a26 daß er Gott als seinen liebevollen Vater, und sich als dessen geliebtes Kind betrachten darf, Röm. 8, 14–17. Gal. 4, |b188| 5–7. und des Wohlgefallens Gottes, so wie dessen /astetera\ ∥a27 Fürsorge (§. 77.) sich getrösten /akann; und weiß, alles was ihm begegnet, seynb28 liebreiche Schickungen seines gnädigen Vaters; Röm.d29 8, 28. 35–39. |d245| 5, 3. Hebr. 12, 4–11. c)a\ ∥a30 daß er mit kindlichem Zutrauen alle seine Anliegen Gott im Gebet vortragen darf;a31 Röm. 5, 2. 8, 15. 26. 27. Hebr. 4, 16. Jac. 1, 5. 6. Matth.b32 7, 11. d)a33 daß er /aeine fromme Freude über seinen jetzigen glücklichen Zustand empfindet; 2 Cor. 13, 11. Phil. 3, 1. 4, 4. e)a\ ∥a34 |a122| daß er mit getroster Freudigkeit die ewige Seligkeit hoffen, Röm. 5, 2. Tit. 2, 13. Hebr. 9, 28. und daher f)a35 dem Tode muthig entgegen sehen kanna36. Phil. 1, 21. 23. 2 Cor. 4, 2. 4.
164. Zu dieser Begnadigung /aa)a\ gelangt der Christ /a(§. 130.)a\ anders nicht als durch den Glauben; Röm.a1 3, 20,abd2 21. 22. 25. 27. 28. 30. 4, 3. 5. 10. 11. 12. 20. 21. 22. 24. 5, 1. /aAct. 26, 18.a\ nämlich denjenigen Glauben an Christum, der §. 156. nr. k. beschrieben ward, mehrere Theile der vollständigen christlichen Sinnesänderung voraussetzt, ∥d3 und ∥d4 wahre Liebe zu Gott, willigen Gehorsam, |c245| Lust und Kraft die göttliche Vorschriften zu erfüllen, und ein unabläßiges Streben,ab5 Gott in allen Gesinnungen und Handlungen immer ähnlicherabd6 zu werden, ∥d7 hervorbringt, ∥d8 und sich in guten Werken äussertab9. ∥d10 Denn blosserab11 historischer Glaube, oder leichtsinniges Berufen auf Christi Verdienst oder Gottes |d246| Barmherzigkeit und Verheisungen, bey einem noch ungebesserten Herzen, kanna13 niemand berechtigen, sich unter die Begnadigten, denen ihre Sünden vergeben sind, zu zählen. /ab)a\ Hingegen |b189| kanna14 man auch die Begnadigung nicht verdienen, Röm. 4, 4. 5. weder durch Bereuung der Sünden, noch durch fromme Handlungen, oder auch christlich gute Werke. /a(§. 143.)a\ Denn wenn gleich jene vorausgesetzt wird, und diese unausbleiblich erfolgen müssen Eph. 2, 9. 10. und nothwendig sind, (§. 159.) /aso daß der Begnadigte der erlangten Gnade sich selbst wieder verlustig machen würde, wenn er es am Eifer in der Ausübung guter Werke fehlen lassen wollte; wie dann auch eben dieser fromme Eifer das einzige sichere Merkmal ist, daß unser Glaube rechter Art, und wir also wahrhaftig Begnadigte seyn: Joh. 15, 10. Röm. 8, 9. 14. 16. 1 Joh. 2, 4. 5. 3, 10. 21.a\ so spricht doch Paulus ausdrücklich den Einfluß in /adie Erlangung dera\ ∥a15 Begnadigung den Werken ab, Röm.a16 3, 20. 28. 4, 2. 4. 5. Eph. 2, 9. unter welchen er /a(nach meiner ∥d17 Einsicht)a\ nicht |c246| bloßa18 |d247| die nach den Vorschriften des Mosaischen Gesetzes, sondern auch die nach dem Natur und Mo|d248|ralgesetz verrichteten Werke verstanden haben muß, indem er theils im ganzen Zusammenhange von Uebertretungena19 dieses letzternab20 Gesetzes, |a123| deren sich Heiden ∥d21 sowohl als Juden schuldig machten, redet, Röm. 1, 21. 24.b22 28–32. 2, 6. 7. 10. 14. 15. 21. 22. 23. 26. 27. 3, 10–21. theils auch solche Werke, dergleichen /dAbrahamd\ ∥d23 thun konnte, ausschliessetab24. Röm.a25 4, /d2–5.d\ ∥d26 Dagegen behauptet er, wir würden umsonst und ohne unser Verdienst begnadigt, Röm.a27 3, 24. 4, 4. 5. um der durch Christum geschehenen Erlösung willen, Röm. 3, 24. 4, 25. 5, 9. welche der Mensch durch den Glauben annimmt und auf sich anwendet. /ac)a\ Daß aber gerade der Glaube dasjenige ist, wo|b190|durch der Mensch der Begnadigung wirklich theilhaftig wird, ist nicht nur der Natur der Sache höchst angemessen, und zur Beförderung der christlichen Tugend, die vom ächten Glauben unzertrennlich ist, sehr geschickt, sondern scheint auch vornehmlich um deswillenab28 von Gott so angeordnet zu seyn, weil ∥d29 Vertrauen auf Gottes ∥d30 Verheisung unstreitig die ihm wohlgefälligste Verehrung ist. Röm.a31 4, 20. 21. 22.
165. Zu den Beförderungsmitteln der christlichen Tugend (§. 160. c.a1) gehöret auch |c247| der Genuß des heiligen Abendmahls, welche religiöseab2 Handlung Christus kurz vor seinem Leiden und Sterben eingesetzet, Matth. 26, 26–28. Marc. 14,b3 22–24. Luc. 22, 19. 20. und als eine solche, welche die Christen aller folgenden Zeiten, zu oft wiederhohlten malen, begehen sollten, verordnet hat. 1 Cor. 10,b4 16. 17. 21. 11, 20–29. Sie bestehet aber darind5, daß wir nicht nur Brod sondern auch Wein, welche (durch eine gottesdienstliche Person) feierlich dazu bestimmt worden, 1 Cor. 10, 16. zur Erneuerung des Andenkens an |a124| Christum, seinen Tod, und dessen Folgen, 1 Cor. 11, 24. 26. Luc. 22, 19. /a(gemeinschaftlicha\ 1 Cor. 10, 17. 11, 20. 21. 22. 33. /a34.)a\ ∥a6 essen und trinken.
166. Daß wir, indem wir Brod und Wein bey dem Abendmahle essen und trinken, zugleich dend1 für uns getödtetenab2 Leibd3, und dasd4 zur Vergebung |b191| unsrer Sünden /dvergossene Blutd\ ∥d5 Christi /dempfangend\ ∥d6, lehret Christus in den Worten der Einsetzung: dießd7 ist mein Leib, dießd8 ist mein /aBlut;b9 vergl. 2 Mos. 24, 8.a\ ∥a10 ∥b11 und Paulus /dbestätigt esd\, wenn er sagt, daß wir im Abendmahle an dem Leibe und Blute Christi theilnehmen, 1 Cor. 10, 16. und daß man durch unwürdiges Verhalten bey dem Genusseab12 des Abendmahls sich an dem Leibe und Blute des Herrn versündige. 1 Cor. 11, 27. 29. Die Frage aber, wie ∥d13 wir den Leib und das |c248| Blut Christi empfangen, welche zu beklagenswürdigen Spaltungen Anlaß gegeben hat, wird von den Theologen /ader verschiedenen Kirchenpartheiend14 nach verschiedenen Hypothesen, die freilich nicht von gleicher Güte sind, beantwortet.a\
|d251| 167. Nämlich das Abendmahl ist a) eine sinnliche und rührende Vorstellung der ∥d1 Hauptlehre der christlichen Religion, von der durch den Tod Christi geschehenen Erlösung der Menschen, und b) ein feierliches |a125| Bekenntnis dieser grossenab2 Wahrheit. c) Wer nun dieselbe von Herzen glaubt, (§. 156.) dem werden alle durch Christi Tod uns erworbene Güter (Vergebung der Sünden, das Recht auf die künftige Seligkeit etc.) wirklich zugeeignet, und d) er hat davon jedesmal die feierlichste Versicherung im Abendmahle, e) durch welche sein Glaube gestärkt, und also auch seine Liebe zu Gott und sein williger Gehorsam unterhalten und |b192| befördert werden. f) Weil aber Christus mit seinem Blute den neuen Bund (die göttliche Zusage, daß alle, welche sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, §. /abd156 bis 159.abd\ ∥abd4 begnadiget werden, §. 163.) versie|c249|gelt hat, so übernimmtab6 derjenige, der im Abendmahle ∥d7 Christi /dLeib und Blut empfängt,d\ ∥d8 die stärkste ∥d9 Verpflichtung, in allen Stücken dieser Ordnung sich gemäs zu verhalten. /ab(§. 142. d.)ab\ Hiernächst g) kanna10 auch durch /abgemeinschaftlichen Genuß dieses Mahlesab\ ∥ab11 der gemeinschaftliche Antheil an allen Gütern, welche die Religion Jesu gewähret, vorgestellet, und das Band der brüderlichen Liebe unter den Christen enger geknüpft werden.a12 1 Cor. 10, 17.
|d252| 168. Folglich a) /aist es am schicklichsten,a\ ∥a1 ∥d2 diese religiöseab3 Handlung, wo möglich, in der öffentlichen Versammlung der Christen /avorzunehmena\ ∥a4. b) Wer sich nicht zur Religion Jesu bekennet, oder wer zur Betrachtung der im Abendmahle sinnlich vorgestellten Wahrheiten ganz unfähig ist, kanna5 an dieser Handlung nicht theilnehmen. c) Niemand hat den vollen Nutzen von derselben (welcher ganz moralisch ist, und mithin sich nicht auf den Körper bezieht), der sich nicht in der vorhin erwähnten Ordnung befindet, oder sich in sie begiebt. d) Der Kommunikant soll sich lebhaft an die grossenab6 Wahrheiten erinnern, welche das Abendmahl so rührend vorstellt; nämlich an die Lehren von der Liebe Gottes, welche er in Sendung seines Sohnes bewie|a126|sen, von der Liebe Christi gegen uns, welche ihn bewog für uns zu leiden und zu sterben, und von den |c250| grossenab8 Folgen des für uns übernommenen Todes Jesu. Andächtige Betrachtung die|b193|ser Wahrheiten, und die Erwägung der bey /abwürdigem Genusseab\ ∥ab10 des Abendmahls geschehendend11 Zueignung aller Früchte des Todes Christi, soll der Kommunikant seine Hauptbeschäftigung seyn lassen, und e) dadurch die Empfindungen des lebhaftesten Danks in sich nähren, zum Lobe Gottes und zum Preiseab12 Christi sich ermuntern, und in den Gesinnungen,ab13 welche das Christenthum fordert, besonders auchab14 |d253| in den Gesinnungen eines allgemeinen Wohlwollens gegen seine Mitchristen, sich befestigen. f) Dem allem zu Folged15 wird er zwar ohne Leichtsinn, der /ahöchst strafbara\ ∥a16 seyn würde, aber auch ohne abergläubische Furcht, mit Ehrfurcht und inniger religiöser Freude, diese Gedächtnisfeier des für ihn so wohlthätigen Todes Jesu begehen, und eine so erfreuliche und ihm so vortheilhafte Handlung gern und oft wiederhohlen.
169. Zur Beförderung des würdigen Genusses des Abendmahls hat die Kirche vor demselben die Beichte verordnet, in welcher denen, die ernstlich bezeugen, daß sie sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, die Vergebung ihrer Sünden und die Gnade Gottes von einem Prediger angekündigt wird. Diese /aHandlung, ob sie gleich von |b194| Christo nicht vorgeschrieben und mancherley Mißbrauch unterworfen ist, kann doch da, wo sie einmal |c251| eingeführt ist,a\ ∥a1 dazu /agenutzt werdena\ ∥a2, die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihren Gemüthszustand zu befördern; ihnen eine Veranlassung zu geben, daß sie manche Anliegen ihres Herzens ihrem Lehrer freier entdecken, und von diesem einen nähern, ihren Umständen angemessenen, Unterricht bekommen können; ihnen die Anwendung der göttlichen Zusagen auf sich selbst zu erleichtern etc.
|a127| |d254| 170. Die Taufe und das Abendmahla1 belegen die Theologen mit dem gemeinschaftlichen Namen der Sakramente ∥d2, weil diese äussereab3 religiöse Handlungen dießd4 mit einander gemein haben, daß sie nicht nur feierliche Bekenntnisse der christlichen Religion, und sinnliche Vorstellungs-a5 und Erinnerungsmittel der wichtigsten Wahrheiten derselben sind, sondern auch von Gott mit der angehängten Verheisung verordnet sind, daß denenjenigen, welche der Einsetzung gemäs diese Handlungen begehen, gewisse unsichtbare geistliche Güter /ab(§.d6 151. b. c. und §. 167. d. e.)ab\ mitgetheilt werden. – Beide, (und mehrere hat Christus, dessen Religion nicht in äussernab7 Gebräuchen bestehen sollte, nicht befohlen,) empfehlen sich durch die |b195| Leichtigkeit, mit der sie allenthalben vorgenommen werden |d255| können, durch ihre Simplicität, und durch ihre Bedeutsamkeit und Schicklichkeit zu ihrem Zwecke, nicht nur in Hinsicht auf die zur Zeit der Anordnung lebende Menschen, |c252| sondern auch in Ansehung der Christen aller folgenden Zeiten. Aus ihnen leuchtet die unermeßliche Güte und Weisheit ihres Stifters eben so /dsehrd\ hervor, als aus allen Lehrsätzen seiner Religion, die niemand, der nicht ganz verwildert ist, richtig kennen kanna8, ohne sie zu lieben, von ihrer Vortreflichkeit gerührt zu seyn, ihre Göttlichkeit einzugestehen, sie für die größteab9 Wohlthat, die ihm Gott erwiesen hat, anzuerkennen, und täglich Gott für das Glück, ein Christ zu seyn, zu dankena10. Möchten doch alle, |a128| welche /aden edlen Beruf haben,a\ das Volka11 in dieser göttlichen Religion /azua\ unterrichten ∥a12, sie in ihrer wahren,a13 simpeln, ehrwürdigen, einnehmenden Gestalt darstellen, und nicht durch unweises Aufdringen entbehrlicher Spekulationen die Herzen vieler, zum Theil gutmeinender, Menschen von ihr entfernen.
Ende.