Diese /bcGleichnis Redebc\ ∥bc2 ist der heilsamste Unterricht, zur Beschämung für diejenigen, welche zufrieden mit sich selbst und stolz auf ihre Tugend, unaufhörlich über das grosse Verderben der Welt klagen; und für uns alle zur Belehrung, wie wir unsern Seelen-Zustand mit Sicherheit beurtheilen können[.]bc3 – {/bcvers 9bc\ ∥bc4 } Jesus sagte zu etlichen, (oder, Gegen etliche, die er vielleicht damahls gegenwärtig sahe) die sich selbst vermassen daß sie fromm wären und verachteten die andern, folgendes Gleichniß. Ge|a150|gen solche also, 1) die sich eine ganz volkomnebc5 Tugend zutrauen. Der Pharisäer zerstümmelte erst die Tugend, er machte sich selbst ein Gespinst von Religion: und nun war es ganz natürlich und nothwendigbc6 daß er sich für einen ganz volkomnenbc7 Heiligen ansahe. 2) Die auf ihre vermeinte Tugend sich stüzen; ihr Glück, nicht als ein Geschenk der Gnade Gottesc8 erflehen, sondern als einen verdienten Lohn von ihmc9 fordern, und 3) die sich mit ihrer wahren oder vermeinten Tugend brüsten; alles um sich her herabsezen, verachten, verdammen, die Tugend ihrer Neben-Menschen zerstören, um auf diese Ruinen das Gebäude |b147| |c147| ihres eignen Ruhms zu errichten. Kurz, gegen solche die sich auf ihre Tugend verlassen und ihre /bcNeben Menschenbc\ ∥bc10 verachten, machte Jesus folgende Erzälung.
{/bcvers 10bc\ ∥bc11 } Es giengen zwei Menschen hinauf in den /cTempel; diec\ ∥c12 Tempel-Gebäude zu Jerusalem standen auf einem Berge. Von dem Vorhofe der Heiden, wo diejenigenbc13 die nicht Juden warenbc14 sich versamleten, stieg man zu dem Vorhofe des Volks, und von diesem zu dem Vorhofe der |a151| Priester hinauf.b15 – zuc16 beten: einer ein Pharisäer, der andre ein Zöllner. Unter der jüdischen Nation gärete schon damahls der Geist des Aufrursc17 gegen die Römer ihre damahligec18 Oberherren. Die von diesen bestellte Zoll-Einnehmer, oder Pächterbc19 waren daher dem Volk äusserst verhaßt; um so mehr, da sie in der That, wie es gemeiniglichbc20 besonders bei Zoll-Verpachtungen geschiehet, viele Ungerechtigkeiten und Erpressungen verübten. – Ein nichtswürdiger Mensch, ein Bösewicht, und ein Zöllner waren darum bei den Juden Einerlei. Welch ein ungeheurer Abstand zwischen einem Zöllner, und einem Pharisäer dem Gözen der Nation!
{versbc21 11. 12.} Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also. – Genauer ist folgende Uebersezung: „der Pharisäer stellete sich allein, von den übrigen abgesondert, dahin:“ um nämlich desto mehr gesehen, und gehöret zu werden. Das paßt ganz volkommenbc22 zu dem Characterc23 der Pharisäerc24, {Matth.bc25 6, 5bc26 } welche an den Ecken der /bcQueer Strassenbc\ ∥bc27 stille standen um zu beten. Und nun sprach er mit erhabener Stimme, |b148| |c148| folgendes Gebet aus. Ich |a152| danke dir Gott! daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen, diese Räuber, Ungerechte, Ehebrecher; oder auch wie dieser Zöllner. Zweimahl in der Woche faste ich; und gebe den Zehnten von allem das ich habe, (eigentlich, ich gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften den Armen. vergl. 5 Buchbc28 Mose 14, 22–29.)
{/bcvers 13bc\ ∥bc29 } Der Zöllner aber stand von /cfernen, fernec\ ∥c30 von dem Pharisäer stand er unbemerkt da,c31 und wagte es nicht, nur seine Augen gen Himmel aufzuheben; erc32 hob nicht seine Hände gen Himmel, auch nur die Augen aufzuschlagen wagte er nicht.c33 Sondern schlug an seine Brust, und sprach, Gott! erbarme dich über mich, den Sünder! michc34, der ich auf nichts mich stüzen, nichts vor dir sagen kanbc35 als daß ich ein Sünder bin.c36
{/bcvers 14bc\ ∥bc37 } Ich sage euch, dieser gieng hinab gerechtfertiget vor jenem; genauer, „dieser gieng hinab Gelobt, mit dem Beifall Gottesc38, nicht aber jener.“ {Siehe Lucä 16, 15bc39 } Denn, – wer sich selbst erhöhet der wird erniedriget werden. „Wer |a153| sich selbst erhebet, wie der Pharisäer mit seiner eingebildeten /bcengel reinenbc\ ∥bc40 Tugend sich brüstet, der wird erniedriget werden, den wird Gottc41 durch das Verdammungs-Urtheil zu Schanden machen.“ – Und wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet werden. „Wer aber seine Niedrigkeit fület; wie der Zöllner, seine Unwürdigkeit und Strafbarkeit vor Gottc42, tief empfindet: der wird erhöhet werden, den wird |b149| |c149| Gottc43 mit seinemc44 Beifall und Lobc45 ehren und erfreuen.“
Dies nun ist die Lehre (die Moral) dieser Erzälung. Jesus stellet uns hier, zwei Beispiele vor, um uns in dem einen die Blendwerke des menschlichen Herzens; und in dem andern, die Natur der wahren Besserung die uns Gottes Gunst verschaffet, vor die Augen zu mahlen. Und beide zusammen,c46 lehren, daß der Stolz nebst seiner unzertrenlichen Begleitung der Lieblosigkeit und Menschen-Feindschaft, Gottc47 äusserst verhaßt sey: die Demuth hingegen diese vertrauteste Freundin der Menschen-Liebe, mit Seinemc48 Beifall und Gunst beehret werde. – {Jacobibc49 4, 6. 1 Petr. 5, 5bc51 } daß |a154| Gott den Stolzen sich widersezt, die Demütigen aber mit Gnade aufnimmt.
So lasset uns denn an dem Beyspielbc52 des Pharisäers lernen, was wir bei der Beurtheilung unsrer selbst und unsrer Neben-Menschen zu meiden? und worauf wir dabei vornehmlich zu sehen haben? Zunächst sehen wir alsbald, daß dies Gebet die Sprache seines Herzens war: er als ein Jude von Religion kante die Allwissenheit Gottesc53 so gut, daß man ohne ihn zu einem völlig Unsinnigen zu machen nicht annehmen kan, er habe Gottc54 selbst betrügen wollen. Nein! Er war hierin nicht ein Betrüger, sondern der Betrogene! – Aber er muste ja, wird man denken, sich selbst kennen, wissen was für niedrige, schändliche Absichten und Neigungen in seiner Seele herrschten, wissen daß vor Gottc55 Menschen-Liebe besser sey als alle Opfer u. s. w. Freilich hätte |b150| |c150| er dies alles wissen können, wenn nicht der Stolz, die Haabsucht nebst andern schändlichen Neigungen über das alles eine glänzende Farbe gestrichen, oder eine dicke Decke gehangen hätten. – Bei der Beurtheilung seiner selbst heftete er bloß seine Augen auf das äussere, |a155| und verschloß sie gänzlich vor den innern Absichten. Zweimahl in der Woche fastete er; und den zehnten Theil seiner Einkünfte gab er den Armen. Es ist wahr, {Matth.bc56 23, 14. Lucä 11, 42.b57 } er that das um die Lobsprüche der Welt zu erhaschen, und desto sicherer die Häuser der Wittwen und Waisen fressen zu können. Allein hiervon zogen jene in der Seele herrschende Leidenschaften seine Augen ab, oder stellten es ihm in einem ganz falschen Lichte dar. – Eben darum sahe er auch nichts von seinen Fehlern[.]bc58 Er wolte sie nicht sehen. Und so hielte er sich für ganz engelreinbc59. Keine Sylbe höret man in seinem Gebet, von Bitte um Gnade und Nachsicht. Er thut nichts als Gottc60 seine Tugenden vorrechnen. – Jac61 so gar seinebc62 Laster sahe er nicht. {/bcMatth. 23bc\ ∥bc63 Lucä 11, 39–Ende Matth.bc64 5, 20–Endebc66 } Jene kindische Rang- und Titel-suchtc67, jene Betrügereien und Verleumdungen, jene grobe himmelschreiende Ungerechtigkeiten und Erpressungen, jene gottlose Beschönigungen der Meineide, jene unzüchtige Neigungen, jener schwarze Neid, boshafte /bcSchaden Freudebc\ ∥bc68, grausame Rachbegierde, höllische Feindseligkeit, nebst dem ganzen abscheulichen Wust von lieblosen und menschenfeindlichen Gesinnungen und Thaten: wie kam esbc69 daß dies |a156| alles ihm selbst unbemerkt blieb, daß er dennoch mit so viel Zuversicht im Herzen und Ruhe auf seinem Gesicht hintreten und sagen konte, Gott |b151| |c151| ich danke dir daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen, ein Räuber, Ungerechter, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner? Daher kam es, weil jede dieser schändlichen Leidenschaften ihm gleichsam ein Glaß vor die Augen rückte, und durch hundert Casuistereienc70, Laster in gleichgültige Dinge, in Tugend gar, verkehrete. „Ich kan es mir nicht verheelen daß ich so manchen meiner Mitbürger durch eidliche Versprechungen hintergangen; aber Betrug und Meineid war das nicht: {Matth.bc71 5, 33. Kapitelbc72 23, 16–22.b73 } denn ich habe mich wohl gehütet, den Nahmen Gottesc74 dabei auszusprechen, ich schwor ihnen bloß bei dem Tempel, oder bei dem Altar, oder bei dem Himmel. Und zudem war die Absicht rümlich, warum ich ihn hintergieng. Dortc75 einen andern habe ich um alles das Seinige gebracht: aber mit Recht; er war ein Bösewicht; und das Geld konte in keine bessere Hände kommen als die meinigen. Dasc76 Gut jener Witwe habe ich durch Gewalt an mich gezogen, worüber sie nebst ihrer ganzen Familie verhungerte[.]bc77 |a157| Was konte ich mehr thun als es auf den Spruch der Obrigkeit ankommen lassen? Der Richter war zwar mein Clientc78: was ist aber unrechts darin, sich Clientenc79 zu machen? Ichc80 bin es mir freilich bewust, daß ich allerlei Begierden nach dieser und jener Person bei mir hege; {Johannisbc81 8, 3–9bc82 } und jener vertraute Umgang mit meines Nächsten Ehefrau macht Aufsehen, und entzweiet sie mit ihrem Mann. Allein mein Gewissen giebt mir das Zeugniß, {Matth.bc83 5, 27. 28bc84 } daß ich nie das Ehebett eines Mannes geschändet.“ – Dies war ohne Zweifel die Sprache, welche seine ungerechte, räu|b152||c152|berische, ehebrecherische Neigungen ihm eingaben. Und nun gieng er ruhig hin und dankte Gottbc85 daß er kein Ungerechter, Räuber und Ehebrecher wie andre Menschen sey. So wie noch bis auf unsre Zeit so mancher Geizige, am Abend eines Tages, an dem er hundert seiner /bcNeben Menschenbc\ ∥bc87 betrogen; und so mancher Verleumder und Afterredner, der aus einer Gesellschaft nach Hause komtbc88 wo er den guten Nahmen seiner Mitbürger ermordet, sich auf die Knie wirft und Gottc89 dankt daß er den Tag so wohl hingebracht und für die Ewigkeit gelebt habe.
|a158| Doch kaum ist es wahrscheinlich, daß der Pharisäer noch so viele Mühe angewandt um sich selbst zu prüfen. Denn es ist gewönlich, daß man bei diesem Geschäfte nicht In sich selbst hinein, sondern,bc90 Um sich herum siehet. Wir schauen umher, ob wir nicht Menschen finden, die Laster an sich haben wovon wir frei sind, oder frei zu seyn glauben. Haben wir diese gefunden: so ist alles geschehen; so stehet alles gut mit uns. Und indem wir dergestalt Andere geprüfet, so bilden wir uns ein Uns selbst geprüft zu haben. Soc91 sahe der Pharisäer nicht auf sich selbst; sondern auf andre Menschen, und auf den Zöllner. Und nun war das Urtheil gefällt, ich danke dir Gott daß ich nicht bin – wie andre Menschen, oder wie dieser Zöllner.
Und – welch ein liebloses, menschenfeindliches Bild machte er von seinen Nebenmenschenbc92? Allenthalben sahe er nichts, als Räuber, Ungerechte, Ehebrecher. Freilich hatte |b153| |c153| die damahlige Welt durch Aberglauben und Laster eine sehr traurige Gestalt. Aber so sehr war Religion und Tugend noch nicht verbant, daß sie nicht, |a159| selbst unter den Juden zu Jerusalemc93, selbst unter den Pharisäern ihre Anhänger gefunden ∥c94. Alle diese Tugenden wurden unsichtbahr, oder verdächtig; Thorheiten wurden zu Unsinn, Fehler zu Verbrechen, Schwachheiten zu Bosheit vergrössert: so bald der Stolz in der Seele des Pharisäers das /bcRichter Amtbc\ ∥bc95 übernahm. Denn dies war der Schatten, um seine eigne Fehler zu verdunkeln, und seine armseelige Schein-Tugenden zu erhöhen. Um Plaz für das grosse Gebäude seines Ruhms zu erhalten, ward alle Tugend seiner Neben-Menschen unbarmherzig und grausam zertrümmert.
Doch, der gröste Kunstgriff war noch übrig: jener uralte, aus der Hölle abstammende Kunstgriff, wodurch schon so manche unsterbliche Seelen in die Sclavereic96 des Satans gezogen worden; nämlich die Schmiedung einer eigenen Religion. Die sündlichen Leidenschaften und die Religion sind unverträgliche Nachbahren, die sich um des Friedens willen bald von einander trennen. /bc–bc\ Die Religion ist ihnen lästigbc97 sie muß daher ganz, oder zum Theil weggeschaffet werden. |a160| Und wie? Die Tugenden werden mit verächtlichen, und die Laster mit sanften, oder rümlichen Nahmen belegt. Aufrichtigkeit heißt nun Einfalt, und Falschheit Klugheit. Liebesvolle Beurtheilung andrer, übertriebene Aengstlichkeit; Verleumdung hingegen und Afterreden, Feine |b154| |c154| Lebensart. Bekentniß der Religion in Gesellschaften, unzeitiger Eifer; und Verheimlichungbc98 Verdrehung derselben, kluge Vertheidigung. Hurerei,bc99 und Ehebruch, sind Liebe, Zärtlichkeit; oder höchstens menschliche Schwachheiten. Nun ist man auf einmahl von allen den beschwerlichen Gesezen der Religion los. Diejenigen ihrer Geseze aber, die uns keine Ueberwindung kosten, die gerade mit unserm Temperament zusammenstimmen, lässet man in Ansehen; man erklärt sie gar aufs strengeste, und machet wohl noch, eigene Zusäze. Nun ist die Leib-Religionc100 des Menschen fertig. Und durch diesen Proceß ist nun eine gebahnte Strasse zu jedem beliebigen Laster eröfnet, und das Kunststück erfunden, – bei den gröbsten Lastern der gröste Heilige zu seyn. Des Pharisäers ganze Religion war, kein Räuber, Ungerechter, Ehebrecher nämlich in {v. 11. 12bc101 } dem Sin zu seyn, den er diesen Wor|a161|ten gab; zweimahl in der Woche zu fasten und den Zehnten seiner Einkünfte den Armen zu geben. Und so war er denn, bei allen jenen groben Lastern, dennoch der gröste Heilige.
Sehet hier das menschliche Herz, das sich allenthalben und zu allen Zeiten gleich ist, bis auf seine geheimec102 Falten entwickelt! Auch wir sind Menschen. Sicher können wir also annehmen, daß diese Blendwerke, bald das eine bald das andre, auch bei uns, nur mehr oder weniger, das Urtheil über unsern Seelen-Zustand leiten. Nichts halten wir für leichter als uns selbst zu kennen. Und nichts ist gleichwohl selte|b155||c155|ner als dieses. Denn wir sind blind gegen die geheimec103 Absichten unsrerbc104 Handlungen, gegen unsre Fehler, ja selbst gegen unsrec106 Laster. Oder, wir prüfen nicht uns, sondern andre. Oder, wir klagen so ofte und so eifrig über das Verderben und die Bosheit der Welt, daß wir uns am Ende im Ernste einbilden, wir seyn Christen, weil wir so eifrig über den Verfall des Christenthums klagen. Oder, wir schmieden uns eine eigene Religion, und machen uns selbst den /bcMaaß Stabbc\ ∥bc107 unsern Werth zu |a162| messen. Ist es nun noch Wunder, daß auch ganz Unwissende und Verblendete, schlechte, niedrige, ja die schändlichsten Menschen, sich dennoch immer mit den Träumen von ihren grossen Einsichtenc108 Untrüglichkeit, und Tugend /cergözen: daßc\ ∥c109 wir {/bcOffenbahrung Johan.bc\ ∥bc110 3, 17.} sprechen, ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts; ob wir gleich Elend und Jämmerlich, Arm, Blind und Bloß sind? – – Wohl uns, wenn wir den so gleich hinzugefügten Rath Jesu befolgen, {/bcvers 18bc\ ∥bc112 } salbe deine Augen mit Augensalbe daß du sehen mögest!
Diese Augensalbec113 – dieses Mittel gegen jene unselige Verblendungen der Eigenliebe und sündlichen Begierden, ist das Beispiel des Zöllners. – {v. 13bc114 } Der Zöllner aber stand ferne von dem Pharisäer, und wagte es nicht, auch nur seine Augen gen Himmel aufzuheben. Wie sehr war dieser durchdrungen von dem lebhaften Gefül seiner Verschuldung: seiner Unwürdigkeit, und Strafbahrkeitc115 vor Gottc116! – Er schlug an seine Brust. Ein Ausdruck des in|b156||c156|nigsten Schmerzes! Er betrachtete die Sünden nicht als eine Kleinigkeit, als eine unzertrenlichec117 |a163| Schwachheit der menschlichen Natur: sondern, wie sie es auch wirklich sind, als die einzige und äusserste Schande und Unglück eines Menschen. Darum war seine ganze Seele mit Schaam und Reue über seine ehemahlige Vergehungen angefüllt. /bc–bc\ Und aus diesem Schaamvollen und Besserungsbegierigen Herzen brach der Seufzer hervor: Gott! Erbarme dich über mich Sünder! – – {/bcvers 14bc\ ∥bc118 } Dies ist die Gestalt einer Seele die Gottc119 gefällt! Gottc120 ist unser Einziger Gesezgeber und Richter. Wir alle hingegen sind Sünder: ein grosser Theil von uns garc121 vorsäzliche Sünder, und auch der Held in der Tugendc122 hat immer noch seine Fehler. Jede Sünde aber ist, Undank der schwärzesten Art; Ungehorsam gegen Gottc123, und Störung der Ordnung, Ruhe und Wohlfarth der menschlichen Gesellschaft. – Was ist nun billiger und vernünftiger, als daß wir uns, bloß nach den Gesezen Gottesc124 beurtheilen; uns prüfen in der Absicht, Fehler und Sünden an uns zu finden; insbesondre die geheimec125 Absichten bei unsern Handlungen, und die innerlich herrschendec126 Neigungen der Seele prüfen; unsre Sünden mit inniger Schaam und Reue betrachten; alles |a164| lediglich von der Barmherzigkeit Gottesc127 durch Christum Jesum hoffen; und diesen so Unendlich-Barmherzigen desto feuriger lieben? Alsdenn wird es auch von uns heissen: {v. 14.} Er gieng weg, mit dem Beifall und Lobe Gottes.z\