{/cMatthäi 21c\ ∥c2 } Schon hatte Jesus seinen feierlichen Einzug zu Jerusalem, den Einzug zu seinem Leiden und Tode gehalten. Diese lezten Tage seines Lebens brachte er noch, mitten unter seinen boshaftesten Feinden, mit Wohlthätigen Lehren und Werken zu. Zwei Tage vor seinem Tode am Kreuz, hielte er im Tempel alle die Reden, die uns Matthäus im 21–25 Kapit. aufgezeichnet; Reden voll von Eifer für das Wohl seiner Feinde und der Welt. Noch macht er den lezten Versuch diese hartnäckigec3 Feinde seiner Person und Lehre zu gewinnen, welche um das /cSonnen Lichtc\ ∥c4 der Wahrheit nicht zu sehen, vorsäzlich ihre Augen verschlossen. Er weissaget ihnen in {Matthäic5 21, 28 – 22, 14. verglichenc6 mit Marci 12, 1–12. Lucäc7 20, 9–19.} dreyenc8 Gleichnis-Reden ihren beharrlichen Unglauben; und die traurigen Schicksale der Nation, als die Folgen davon.
Die {Matthäic9 21, 28–32.} Erste dieser Lehr-Erzälungen, von zweien Söhnen, mahlet ihnen die bittere Wahrheit vor Augen; daß die von ihnen so sehr verachtetec10 Zöllner, die göttliche Religion williger aufnehmen würden als sie, die Heuchler. (vers 31. 32c11) Die {Matth.bc12 21, 33–46bc14 } zweite kündiget |b252| |c267| ihnen gar die Verstossung ihrer Nation, und die |a268| Aufnahme der Heiden zu Gottesc15 Volk an. Die Juden, dies ist der Inhalt der Erzälung von den Weingärtnern, werden Gottes Bothen, selbst seinen Sohn tödten. Darum wird Gott sie verstossen, und an ihrer Statt, die Heiden zu seinem Volk machen. (vers 43–Ende) Die lezte endlich, von dem königlichen Gastmahl, gehet noch weiter, und sagetc16 ihnen den gänzlichen Untergang ihres Staats vorher. Alles dieses {Matthäic17 23, 37.} in der gütigen Absicht, sie von ihrer Verblendung zu befreien, dem Abgrunde des Elendes zu entreissen, ihren Staat blühend, und sie alle für Zeit und Ewigkeit glücklich zu machen.
{versc18 1. 2bc19 } Das Himmelreich „die Religion, die ich vom Himmel zu den Menschen gebracht“, (Siehe Seite 82bc20.) ist gleich einem Könige. „Folgende Geschichte von einem Könige der seinem Sohn zu Ehren ein grosses Gastmahl anstellete, wird euch die Schicksahle meiner Religion bei eurem Volke lehren.“ Einem Könige, der seinem Sohn Hochzeit machte. Dies Wort bedeutet auch sonst, ein grosses Gastmahl. Der König nahm seinen Prinzen zum Mit-Regenten an, und bei dieser Feierlichkeit richtete er ein grosses Gastmahl aus. So wird es vers 4 erklärt. Und dies passet weit besser zu dem ganzen Inhalt des Textes, als das Bild von einer Hochzeit. – Wenn die Bibel dieses Bild gebraucht, so verstehet sie darunter immer die Bestellung Jesu zum Könige der Welt. Wie wir noch jezo, ganze Reiche unter dem Bilde eines Frauenzimmers, den |b253| |c268| König als ihrenb21 Ehemann, und die Thronbestei|a269|gung des Königes, als die Vermälung mit ihr vorstellen: so beschreibet auch die Bibel {Psalm 45. 2 Cor.c22 11, 2.} die Thronbesteigung Jesu, unter dem Bilde der Vermälung mit ganzen Staaten, mit allen Reichen der Welt. Nie redet sie von Vermälung Jesu mit einzelnenc23 Menschen, nie nennet sie eine einzelnec24 Seele, die Braut, und Jesum ihren Bräutigam: so wenig als wir von einem Könige sagen daß er sich mit jedem einzelnen Unterthan vermäle. Ein Misverstand ist es also, wenn man dieses Bild vom Ehestande und der ehelichen Liebe, auf jeden Frommen anwendet. Ein Misverstand, welcher seit jenen unwissenden Schwärmern die ihn zuerst gemein gemacht, bis auf unsre Zeiten, sehr unseelige, oder vielmehr entsezliche Folgen gehabt! Denn kan etwas entsezlicherc25 seyn, als die Religion und ihre theureste Lehre von Glauben und Tugend, in Tändeleien, Romane, wo nicht gar in Unzucht verwandeln?
{/cvers 3–7c\ ∥c26 } Der König nun, sandte seine Knechte aus, die Eingeladenen zum Gastmahl zu ruffen. Sie aber wolten nicht kommen. Abermahls sandte er andre Knechte aus mit dem Befehl, saget den Eingeladenen, meine Mahlzeit ist bereit, die gemästeten Rinder sind geschlachtet, und alles bereit, kommet zum Gastmahl. Aber sie kehreten sich daran nicht, sondern giengen, der eine auf sein Landgut, der andre zu seinem Gewerbe. Die übrigen griffen gar seine Knechte, verhönetenc27, und tödteten sie. Da das der Kö|b254||c269|nig hörete, ward er zornig, und schickte |a270| seine Heere aus, und brachte diese Mörder um, und verbrante ihre Stadt. Dies war in der That das Schicksahl der Juden. Siehe oben Seite 133 folg.
{/cvers 8–10.c\ ∥c28 } Hierauf sagte er zu seinen Knechten, die Mahlzeit ist zwar bereit; aber die Eingeladenen warens nicht werth. Gehet also zur Stadt hinaus, – die Einwohner der Stadt, waren die Juden; die Menschen ausser der Stadt, sind also die Heiden – Und wen ihr da findet, den rufet zum Gastmahl. Die Knechte giengen aus auf die Landstrassen, und hohleten zusammen alle die sie antraffenc29. Und der Saal ward voll von Gästen. Soc30 geschahe es auch. Eine Menge, eine grosse Menge von Heiden nahm die Lehre Jesu begierig an. Apostelgeschichtc31 10 folg.
{/cvers 11–13b32 c\ ∥c33 } Der König aber gieng hinein die Gäste zu sehen; und fand einen Menschen der kein Fest-Kleid anhatte. Wie? mein Freund, sprach er zu ihm, du bist hieher gekommen ohne ein Fest-Kleid? – Er aber verstummete. Da befahl der König den Bedienten, bindet ihm Hände und Füsse, und werft ihn hinaus in die Finsterniß. Da mag er wehklagen und mit den Zänen klappen. (Das Gastmahl ward in einem wohl erleuchteten Saal, und in der kalten Jahreszeit gehalten. Draussen also war es kalt und finster.) – Diese Menge von Gästen ward von der Landstrasse aufgenom|b255||c270|men, (vers 10) gleichwohl waren sie alle bis auf |a271| Einen einzigenc34 mit Feierkleidern angethan. Und über diesen, der wie die übrigen arm war, und so gleich von der Strasse in den Pallast gefüret worden, ward der König entrüstet und ließ ihn aus dem Saal stossen, weil er kein festliches Kleid an hatte. Das scheint nach unsern Sitten seltsam. Aber man muß wissen, daß der König den Gästen allen, dergleichen Kleider hatte geben lassen. Zwar finden wir nicht, daß dieses bei den Morgenländern gebräuchlichc35 war. Aber ein sehr starker Vorrath von Kleider-Anzügen, (die nach morgenländischer Art nicht wie die unsrigen an den Leib passen, sondern lange weite Talare sind) eine Samlungc36 von tausenden solcher Anzüge war bei ihnen ein Hauptstück des Reichthums und der Pracht. Hiob 27, 16. Jacobic37 5, 2. Und bei gewissen feierlichen Gelegenheiten pflegte man, Geschenke von Kleidern zu machen; wie /cso Joseph,b38 c\ ∥c39 bei einem Gastmahl, jedem seiner Brüder ein Kleid, und dem Benjamin fünfe geben ließ. 1 Buch Mose 45, 22. Eben dieses war auch hier /cwahrscheinlichc\ geschehen, bei einer so grossen Feierlichkeit wo der Regent seinen Prinzen zum Mit-Regenten aufnahm. Mit Recht ward also jener mit seinem schmuzigen Kleide von dem Gastmahl ausgeschlossen.
Und die Lehre dieser Erzälung? – Jesus giebt sie uns selbst an, vers 14, viele werden eingeladen, aber nur wenige gelangen zum Gastmahl. Die vielen, von denen hier Jesus redet, sind die Juden seiner Zeit. Selbst der |b256| |c271| Evangelist erinnert, daß die Zuhörer es gar recht |a272| also gedeutet. (Matthäi 21, 45)c40 Der ganze Inhalt dieser, so wie der zwei vorigen Erzälungen, lehret es auch. Und die Geschichte sezt es ausser allen Zweifel.
Vergebens suchet man also hier, einen Unterricht von der Ordnung des Heils, oder sonst andern Stücken der Religion. Vergebens untersucht man, was durch die zweimahlige Einladung, die gemästetec41 Rinder, das Landgut, das Gewerbe, was durch die Finsterniß draussen, verstanden werde? Das alles sind bloß Zierathenc42 der Erzälung, Umstände die nach damahligen Landes-Sitten, oder willkürlich gewälet worden um der Geschichte, Zusammenhang, Wahrscheinlichkeit und Anmuth zu geben. Nichts weiter lehret hier Jesus, als – die Schicksalec43 seiner Religion unter den damahligen Juden. Diese hüllet er in die Decke jener unterhaltenden Erzälungbc44 ein. Er saget damit vorher 1) dem grösten Theil der jüdischen Nation werde das Christenthum geprediget werden. „Viele werden berufen.“ Und die Apostel, Petrus besonders und Paulus, predigten wirklich auch, zu allererst den Juden. Apostelgeschichte 2–9. Kapitel 13. 17. 2) Die meisten aber würden die Religion verachten. „Wenige aber gelangen zum Gastmahl.“ In der That fanden auch die Apostel nur wenig Eingang bei diesem Volk. (Siehe die angezogenec45 Stellen) 3) {/cvers 6b46 c\ ∥c47 } Einige würden so gar die Lehrer des Christenthums verhönen, und tödten. Petrus, Johannes |b257| |c272| und Paulus wurden von den Juden zu Jerusalem |a273| und an andern Orten, auf das grausamste verfolgt und behandelt. Den Jacobusc48 und Stephanus ermordeten sie. Und überhaupt hatte das Christenthum im Anfange keine heftigere, und wirklich wütende Feinde als die Juden. S. z. E. Apostelgeschichte 5, 17 – Kapitel 7 imgleichen Kap. 12. 13. 14. – 4) {/cvers /b11[.] 12b\ ∥b49 c\ ∥c50 } Andre würden zwar die Religion annehmen, aber ihr nicht gemäß leben, oder sie bald wiederum verlassen. Die grösten Feinde Pauli waren, wie wir besonders aus seinen Briefen an die Corintherc51, Galater, Philipper und Colosserc52 sehen, die aus den Juden Bekehrte; Menschen voll von Neid, Zanksucht, Aberglauben und barbarischemb53 /cVerfolgungs Geistc\ ∥c54. 5) Indessen werde die Religion, auch unter ihnen einige, obgleich wenige, Anhänger finden. vers 14 „wenige kommen zum Gastmahl[.]“bc55 So ward auch die erste christliche Kirche aus Juden und Samaritern gesamlet. Apostel-Geschichtec56 2 – 9. {Apostel-Geschichtebc57 2, 37–47.b58 } Und die Mutter aller christlichen Gemeinden war die zu Jerusalem. 6) Desto stärkere Aufnahme werde seine Lehre unter den Heiden finden. (vers 8–10bc59). {Apostel-Gesch.bc60 13, 46.} „Euch[“], so redet Paulus zu den Juden nach so vielen fruchtlosen Versuchen sie zum Glück des Christenthums zu füren, „Euch muste die göttliche Religion zuerst geprediget werden. Da ihr sie aber von euch stosset und euch dadurch unwerth des ewigen Glücks beweiset das sie euch anbiethet: siehe! so wenden wir uns zu den Heiden.“ Und in wenig Jahren sahe man zahlreiche Christen-Gemeinden zu Rom, Corinthc61, |b258| |c273| Athen, Thessalonich, und in allen heidnischen |a274| Ländern von Europa, Asia, und Africac62, den dreyc63 damahls bekandten Welt-Theilen. – 7) Die Juden würden wegen ihrer Frevelthaten, mit dem gänzlichen Untergange ihres ganzen Staats und Gottesdienstes bestrafet werden. versc64 7. Und /cvierzig Jahrec\ ∥c65 nachher, war Jerusalemc66, der Tempel, und der ganze Staat und Gottesdienst nicht mehr. Auf die fürchterlichste Art ward das alles durch die Römerc67 zu Grunde gerichtet. (Siehe oben Seite 138 f[.]c68)
So genau, so pünktlich sagte Jesus die Schicksahle seiner Religion vorher. Ein neuer Beweis seiner göttlichen Sendung! Und ein neuer Grund unsers Vertrauens auf seine Zusagen! Er saget es aber auch vorher, daß diese seine Religion gegen alle Verfolgungen, und Wuth ihrer Feinde, gegen alle Gewalt der Welt bestehen; bis ans Ende der Welt bestehen werde;bc69 daß selbst alle Mächte der Hölle sie nicht überwältigen werden.
{Matthäic70 16, 13. 14.} In der Gegend der Stadt Cäsarea Philippi fragte Jesus seine Jünger, wer sagen die Leute daß /cdes Menschen Sohnc\ ∥c71 sey? Nach einer genauern Uebersezung „Für wen halten die Menschen, mich, den Niedrigen Menschen?“ /cDes Menschen Sohnc\ ∥c72, ein Niedriger Mensch, diesen Nahmen leget sich Jesus sehr ofte beyc73, darum weil er von niedrigem Herkommen war, und von den Menschen seiner Zeit für nichts als einen blossen, schlechten, niedrigen Menschen gehalten ward. – Die Apostel antworteten,bc74 |b259| Einige für Johannem den Täufer. (sie glaub|a275|ten, er sey nach seiner Hinrichtung von Herode, wiederum auferstanden) Andre, für Eliam. Noch andre für |c274| Jeremiam; oder sonst einen der alten Propheten. (Denn die Juden standen in dem Aberglauben, vor der Zukunft des Messias, werde Elias, und alle die grossen Propheten des A. Test., nach der Reihe aus dem Grabe aufstehen, um unter den Juden die Zukunft des Messias zu verkündigen.[)]
{versc75 /b15. 16.b\ ∥b76 } Ihr aber, fuhr Jesus fort, für wen haltet Ihr mich? Da antwortete Simon Petrus, du bist /cChristus,b77 (derc\ ∥c78 Messias, der von Gottc79 versprochene König der Weltc80) der Sohn des wahren Gottes. (oder nach Lucä 9, 20., du bist der Christ Gottes, der von Gott gesandte König der Welt.)
{versc81 /b17. 18c82 b\ ∥b83 } Hierauf sprach Jesus zu ihm, glücklich bist du Simon Jonas Sohn. Denn Fleisch und Blut hat dir das nicht /coffenbahretb84. (Keinc\ ∥c85 Mensch hat dich dies gelehretc86) Sondern mein allmächtiger Vater. Hinwiederum sage ich dir, du heißt Petrus. (dies griechische Wortc87 bedeutet, einen Felßc88) Und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen; so daß selbst die Pforten der Hölle (genauer übersezt, die Mächte der Hölle, alle höllische Mächte oder Reiche) sie nie zerstören werden. {/cvers 19c\ ∥c89 } Dir aber /cwerde ich die Schlüssel des Himmelreichs gebenc\ ∥c90. – Jesus unterscheidet hier im 19 versc91, Petrum, von jenem Felsen versc92 18 wor|b260|auf er seine Gemeinde bauen will. Es ist also |a276| klar, daß durch diesen Felsen, nicht Petrus zu verstehen sey, sondern jene Wahrheit, (vers 16) daß Jesus der von Gott gesandte Welt-Heiland ist. Auf diese Wahrheit, von einem Armen, Unansehnlichen, Gekreuzigten Heiland der Welt,bc93 will er eine Religion gründenb94, die ge|c275|gen alle Mächte der Hölle ewig bestehen soll! Siehe 1 Corintherc95 1, 17 – 2, 5. – Und gesezt, Jesus habe hier Petrum gemeint; so würde ihm dadurch keine Herrschaft, ja überall kein Vorzug fürc96 den übrigen Aposteln gegeben; noch weniger eine Herrschaft über die Welt und sichtbahre Stadthalterschaft Jesu aufgetragen. Denn was hier Jesus ihm sagt, das dänet er Matthäi 18, 18 und Johannis 20, 23 auf alle andre Apostel aus. Und mehr als einmahl erkläret er, auf das nachdrücklichste erkläret er, daß in seinem Reich an kein herrschenc97 zu denken sey. Das Evangelium predigen, dafürc98 verfolget werden, das niedrigste verachteste Leben füren, ein Diener aller Menschen seyn, das sey der Characterc99, der Vorzug seines Apostels. Matthäi 20, 20–23 und /cvers 24–28[.]b100 c\ ∥c101
{/cvers 19c\ ∥c102 } Dir aber (so sezet er seine Rede an Petrum fort) werde ich die Schlüssel zum Himmelreich (der christlichen Kirche) geben. Die Kirche Jesu, wird hier unter dem Bilde eines Pallastes, oder einer Stadt vorgestellet. Die Schlüssel dazu, den Auftrag also, sie zu eröfnen, giebt hier Jesus dem Petrus. Der Sinc103 ist folglich; „du solst zu allererst meine Kirche gründen; die erste christliche Gemeinde sammlen.“ – Dies |b261| beweiset, und bestätiget auch die Geschichte. Pe|a277|trus war am Tage der Ausgiessung des heil. Geistes, der {/bcApostel Geschichtebc\ ∥bc104 2, 14–Endec105 } erste Prediger des Christenthums. Und auf diese Predigt bekandten sich dreyc106 tausend Juden zur Lehre Jesu. Dies war die Allererste christliche Gemeinde. Oder in dem Bilde unsers Textes zu reden, Nun war das Himmelreich durch Petrum aufgeschlossen.
Undc107 alles was du auf Erden binden |c276| wirst, das soll auch im Himmel gebunden seyn. Alles aber was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöset seyn. Es ist schon für sich klar, daß dieses gar nicht mit jenen Schlüsseln des Himmelreichs zusammenhängt. Denn mit Schlüsseln bindet und löset man nicht. Binden, und Lösen aber, bedeutet in der Bibel, etwas für Unrecht, Sünde; oder für Recht, erlaubt erklären. Der Sinc108 ist folglich „Dubc109 solst ein Untrüglicher Lehrer der Welt seyn.“ (vergleiche Johannis 16, 13) Ein Vorzug, den Jesus nicht bloß Petro, sondern auch jedem Apostel ertheilet. Matthäi 18, 18. Johannis 20, 23.
Abermahls neue Beweise daß Jesus, Herr der Zukunft ist. Er saget hier vorher; |a278| 1) Petrus werde die allererste christliche Gemeinde samlenc110. Und er war es auch wirklich, der nicht allein unter den Juden (Apostelgesch. 2 – 9bc111) sondern auch unter den Unbeschnittenen Proselyten (Apostel-Gesch. 10) die christliche Kirche gründete. – 2) Diese Kirche, diese |b262| Religion solle auf die Wahrheit gegründet werden, daß Jesus, /cdes Menschen Sohnc\ ∥c112, der Niedrige, der Gekreuzigte, derbc113 Messias, der Welt-Heiland, ist. Was kan unwahrscheinlicher seyn? Wer soltec114 es glauben, daß eine Religion, welche das ganze Glück des Menschen auf einen am Kreuze gestorbenen gründet, auch nur zehn Anhänger finden werde? Gleichwohl sind schon über /csiebzehn hundertc\ ∥c115 Jahre verflossen, in welchen diese Religion sich in der Welt erhalten; und nicht allein erhalten, sondern auch von einem sehr ansehnlichen und gesittestenc116 Theile der Welt |c277| als ihr Kleinod geehret worden. Und noch sehen wir in allen vier Welttheilenc117, ganze Nationen, die aufgeklärtesten und gesittesten Nationen, Jesumc118 den Gekreuzigten als ihren Herren, und Erlöser verehren. Wir sehen also mit unsern Augen, die Wahrheit der Lehre Jesu!
|a279|Sob119 weit hat es die Geschichte schon bestätiget. Und dies ist uns Bürge dafür,c120 daß auch das Uebrige dieser Weissagung gewiß erfüllet werde. Die Zusage nämlich, Selbst die Mächte der Hölle werden sie nie zerstören!
Für wen ist diese Rede Jesu tröstlicher; wen muß sie mehr zum Dank anfeuren? als uns, /cmeine Leserc\ ∥c121, die wir von heidnischen Vorfahren abstammen?c122 Noch immer würden wir wie sie, Gözen anbeten, in dem Schlamc123 des Aberglaubens stecken, jedem Betrüger Preiß stehen, tausendfachen Vergnügens beraubet, und von tausend Schrecken gepeiniget werden; wenn nicht der König des |b263| Himmels, auf die Landstrassen gesendet um Gäste herbeizuhohlen; wenn nicht Jesus, auch uns, durch {/bcApostelgeschichtebc\ ∥bc124 9, 15bc125 } Paulum das Himmelreich eröfnen lassen!c126
Er sey denn auch uns, /cChristus des wahren Gottes Sohnc\ ∥c127! Seine Lehre sey der Felß unsers Glaubens; und Sein Muster die Regel unsers Lebens. Die Dankbahrkeitb128, unsre eigene Ehre, unser Glück in Zeit und Ewigkeit verpflichtet uns dazu, uns auf diese Art, {Apostelgesch.bc129 13, 46.} Werthc130 des ewigen Glücks zu beweisen, welches uns seine Religion anbiethet[.]bc131 |a280| Und alsdenn, laß der Unglaube, Schwärmerei, und Irthumc132, laß die ganze Welt gegen dieses unser Kleinod aufstehen. Nichts kan es uns rauben, denn die Zusage unsers Herren ist da, – Selbst die Mächte der Hölle werden sie nicht überwältigen!z\