Mit grosmütiger Aufopferung seiner selbst und von der zärtlichsten Menschenliebe beseelt hatte Jesus, am Mittwochc1, zwei Tage vor seinem Tode für die Welt, den {/cMatthäi 21[,]c\ ∥c2 23 – 22, 14c3 } Pharisäern, diesen scheinheiligen Betrügern und Tyrannen des Volks, die Larve abgezogen; ihre schwarze Bosheit dem Abscheu des Publici blos gestellt; und ihnen mit dem Ernste eines göttlichen Gesandten, die Strafen angekündiget welche sie und ihres gleichen erwarteten. Und dies war die Veranlassung zu der Geschichte in unserm Text.
{/cvers 15c\ ∥c4 } Da, nach jener Rede Jesu, berathschlageten sich die Pharisäer, ihn durch seine eigene Reden zu Fangenc5.
|a304| Es war nämlich, damahls unter den Juden eine ansehnliche Parthei, welche behauptete, „für die Juden, dies Volk Gottesc6, sey es unanständig und sündlich, irgend jemanden ausser Gottc7 unterthan zu seyn. Den Römern gehorchen, ihnen die Abgaben entrichten, sey schimpfliche Sclavereic8! Ein grösseres Unglück als der Todt! Ein ächter Jude müsse lieber sterben, als seine Freiheit hingeben.“ – Freiheit, ist nun für uns Menschen, ein so wichtiges, Begeisterndesc9 |b285| |c299| Wort, daß man sich über den reissenden Beifall den diese Meinung fand, gar nicht wundern darf. Die Vertheidiger einer übel verstandenen Freiheit, einer wahren Sclavereic10 unter dem ehrwürdigen Nahmen der Freiheit, machten sich also einen grossen Anhang; näreten den Geist des Aufrurs bei der Nation; verursachten die förmliche Empörung gegen die Römer ihre damahlige Oberherren; und richteten auf diese Art den ganzen Staat zu Grunde.
Seltsahm scheinet dies, wenn man die jezigen Juden betrachtet, welche nur zu schimpflicher Unterwerfung und Dulden scheinen gemacht zu seyn. Aber nach diesen muß man die Nation in ihrem Flor nicht beurtheilen. Noch hatten sie damahls ein |a305| Vaterland, einen Gottesdienst, einen Tempel der ihr Stolz war, zu vertheidigen. Und manc11 sahe sie mit einem /cLöwen Muthc\ ∥c12 fechten, und für Vaterland und Freiheit zu Tausenden das Leben aufopfern. – So viel vermag die Ehrbegierde über menschliche Seelen! Man seze diese Triebfeder in Wirkung, so ist Alles Leben. Man nehme sie weg, so ist alles Todt!
„Dem Kaiser zu Rom nicht unterthan seyn, ihm keine Abgaben entrichten, oder wie sie es nanten, Freiheit;“ dies war also damahls der /cLieblings Gedankec\ ∥c13 der Nation. Deswegen wäleten die Feinde Jesu, um ihm eine Falle zu legen, gerade die Frage, ob es erlaubt sey an den Kaiser zu Rom Abgaben zu entrichten; und überall, ihm zu gehorchen?
|b286| |c300| {/cvers 16c\ ∥c14 } Sie sandten zu ihm ihre Schüler samt Herodis Dienern. Dies waren vermuthlich, Hof- oder Kriegs-Bediente des damahligen Fürsten von Galiläa, Herodes, welche auch die Parthei der so genanten Freiheit nahmen. Und sprachen, – Wir wissen es, Lehrer! daß du Aufrichtig bist; (ohnec15 Verstellung und Menschen Furcht deine Meinung sagest)c16 und den Weg |a306| Gottes (genauer, die Religion) aufrichtig Lehrestc17; und Niemand scheuest, weil Ansehen der Person bei dir nichts gilt. – Eine Feine Aufmunterung, sich wider den Oberherren, für die Parthei der Misvergnügten zu erklären! Die Hofkunst, andern Lobsprüche, wovon man nichts glaubt, ja gar in ihrer Abwesenheit das Gegentheil behauptet, unverschämt ins Gesicht zu sagen; dies, was einige gar,c18 feine Lebensart nennen wollen, ist also schon eine alte Kunst. Die Pharisäer waren, wie wir hier sehen, Meister darin. Gleich als wenn Jesus, so wie sie, am Lobe ein kindisches Gefallen hätte, sagen sie ihm grosse Lobsprüche ins Gesicht. Sie rümen seine Weisheit, seine Aufrichtigkeit, seine Unerschrockenheit, seine /cSeelen Grössec\ ∥c19. Und jeder dieser Lobsprüche war ein Seil womit sie ihn, in das heimlich gelegte Nez zu ziehen suchten.
Lasset uns hieraus lernen, gegen jedes Lob das man uns Ins Gesicht sagt, mistrauisch zu seyn. Es kan zwar allerdings Fälle geben, wo man, um einen Furchtsamen zu grösserem Selbstvertrauen zu bringen; oder um jemanden zu einer löblichen Handlung aufzumuntern, oder aus änlichen guten, wichtigen Absichten, sei|a307||b287||c301|ne rümlichec20 Eigenschaften und Handlungen, ihm ins Gesicht sagen muß. Aber diese Fälle sind nicht so häufig, auch sehr leicht kentlich. Hingegen, gemeiniglich haben solche Lobsprüche ins Gesicht, nicht wahre Achtung gegen uns sondern ganz andre Dinge zur Ursache. Man bedarf unser Geld, unsere Macht, unser Ansehen. Man sucht wohl gar sündliche Gefälligkeiten von uns. Oder die Fallstricke sind schon, wie in der Geschichte unsers Textes, heimlich und künstlich gelegt, und man will uns nun hineinlocken. Zu dem Ende wendet man sich an die Eitelkeit die man bei uns vermuthet, und sucht uns durch Lobsprüche zu berauschen. – Und wir? Wir wolten uns durch solche Lobsprüche betäuben, aufblähen, zu sündlichen Gefälligkeitenc21 oder unbedachtsamen Handlungen hinreissen lassen? Durch Lobsprüche womit man uns in der That beschimpfet? Uns für Eitele Menschen, für Menschen die sich gerne loben hören und durch Lobsprüche zu allem bethören lassen, auf die unverschämteste Art, /cgerade zuc\ ∥c22 ins Gesicht erklärt?
{versc23 17.} Nun folgt die Frage, So sage uns denn, was dünket dich? Ists recht daß man dem Kaiser die Auflagen gebe? Oder nicht? Das Wort, was hier durch Zins übersezet worden, ist |a308| ein Lateinisches, und bedeutet eigentlich, die Aufzeichnung der Personen und Schäzung ihres Vermögens; und sodenn, jede Auflage, denn diese ward nach Beschaffenheit des bei der Schäzung (dem Census) angegebenen Vermögens gemacht. Lucasc24 20, 22 braucht das allgemeine Wort, welches jede Auflage bedeutet. Der Sinn |b288| |c302| der Frage war also „Ists recht dem Kaiser unterthan zu seyn? Oder nicht?“ Nichts interessirte damahls die Nation mehr als dieses. Die hin und wieder aufgestekten römischenc25 Adler; der geplünderte Tempel-Schaz; die mit Römernc26 besezte Burg Antoniac27 welche den Tempel, das Kleinod der Nation, commandirtec28; die Verkaufung der höchsten Würde im Staat, der hohepriesterlichenc29, und die willkürlicheb30 Ab- und Einsezung der Hohepriesterc31 hatte sie schon lange gegen die Römerc32 erbittert, und ängstlich begierig gemacht dieses so drükende als schimpfliche Joch abzuwerfen.
Jesus durchschauete alsbald dieses Gewebe von List und Bosheit. {/cvers 18c\ ∥c33 } Jesus aber, der ihre Bosheit sahe, sprach zu ihnen, ihr Heuchler! was stellet ihr mich auf die Probe? In der That war die Frage sehr verfänglich für Jesum; er mochte nun schweigen, oder die Frage |a309| bejahen, oder sie verneinen. Schwieg er, so beschuldigte man ihn der Menschenfurcht. Antwortete er, Ja, man müsse dem Kaiser unterthan seyn, so machte man ihn als einen sclavischc34 denkenden Menschen, bei der grossen Parthei der so genanten Freiheit verächtlich und verhaßt. Sagte er hingegen, Nein, so überlieferte man ihn dem römischen Landpfleger als einen Aufrürer.
{versc35 19.} Jesus antwortete, weiset mir die Zins-Münze. Und sie brachten ihm einen Groschen (einen Denarium, eine römische Münze) – Bei uns zwar, in unsern Zeiten wo Gewerbe und Handlung zu Lande und zu Wasser, sich so sehr |b289| |c303| weit ausgebreitet, und fast alle Länder mit einander verbunden, da gelten allerlei, auch fremde Münzen im Lande. Damahls aber, als die Handlung noch sehr eingeschränkt war; auch die Römerc36 fast den ganzen Erdboden beherrschten: damahls war der Schluß gemeiniglich, etwa einige seltene Fälle ausgenommen, sicher; „daß wo römischec37 Münze galt; oder besonders, wo in römischer Münze die öffentlichen Abgaben entrichtet wurden, daß da auch, die Römer Herren des Landes seyn.“ Dieser Schluß war auch damahls sehr gewönlich. Und dessen bedienete sich Jesus hier. |a310| – {versc38 20–22.} Wessen, sprach er, ist das Bildniß und die Umschrift? Sie antworteten, des Kaisers. – Da sprach er zu ihnen, So gebet dem Kaiser, was dem Kaiser zugehört. Und Gott was Gott zugehört. Als sie das höreten, verwunderten sie sich, liessen ihn und giengen davon.
Sie verwunderten sich; und verstummeten, wie Lucasc39 hinzusezet. Denn diese Antwort war zu gleicher Zeit, so Einleuchtend und Reichhaltig, ohne dennochb40 die Frage geradezu zu entscheiden. Einleuchtend! Dem Kaiser geben was ihm zugehört, ist eine Sache, deren Gerechtigkeit der gesunde /cMenschen Verstandc\ ∥c41 auch den Einfältigsten und Boshaftesten fülen macht. Reichhaltig! In den wenigen Worten lehret hier Jesus die ganze Pflicht eines guten Unterthanen. Gottc42 und seinem Landesherrenc43, jedem geben was ihm gebüret. Gleichwohl entscheidet diese Antwort die ihm vorgelegte Frage, nicht /cgerade zuc\ ∥c44. Dies war eben die Falle die ihm seine Fein|b290||c304|de bereitet hatten. Jesus saget daher nicht mit dürren Worten, wie sie es wünschten, Ja! Sondern mit so grosser Weisheit als Kunst löset er die Frage, in den Jedermann einleuchtenden Saz auf, |a311| Gieb einem jeden das Seine. Und solchergestalt war nun die Sache, vor den Richterstuhl ihres eigenen Gewissens gebracht, welches nicht anders, als für den Gehorsam gegen den römischen Kaiser, ihre damahlige Obrigkeit,bc45 entscheiden konte.
1) Gebet dem Kaiser (eurem Landesherren, er heisse Kaiser, König, oder Edle oder Volk u. s. f.) was ihm zugehöret. So müssen denn, christliche Unterthanen alle von der /cLandes Obrigkeitc\ ∥c46, nach /cLandes Rechtenc\ ∥c47 und Gewohnheit befohlene Abgaben, treulich entrichten. – Ruhe, Ordnung, Gerechtigkeit kan nicht seyn ohne /cCivil Bedientec\ ∥c48 und Soldaten. Diese fordern Besoldung. Und Besoldung kan die /cLandes Obrigkeitc\ ∥c49 nicht geben ohne Auflagen. Nach /cden Rechten und Gewohnheiten des Landes gemachtec\ ∥c50 Auflagen, sind also unstreitig ein Eigenthum des Landesherrenc51. Sie müssen ihm alsoc52 gegeben werden; und zwar alle, ohne die geringste Ausnahme, und aufs pünktlichste gegeben werden. Sie ihm nicht geben, ihm auch nur einige Groschen ohne sein Wissen und Willen entziehen ist folglich 1) Diebstahl: eben so wohl, und eben so schändlich und strafbahr, als wenn ein Bedienter seinem Herrenc53 die Schrän|a312|ke öfnet und das Geld stiehltbc54 – – Ja! 2) Noch ein gröberer, ein vorzüglich Grober Diebstahl: man bestiehlt seinen Wohltäter, den Landesherrn dem wir alle Ruhe, Si|b291||c305|cherheit unsers Eigenthums, und zeitliche Wohlfart zu danken haben. – 3) Und noch über das alles, ein vervielfältigter Diebstahl. Man bestiehlt dadurch nicht allein den Landesherren; sondern auch einen jeden seiner Mitbürger. Denn jene Auflagen werden zu gewissen Bedürfnissen gemacht. Komtc55 nun die Summe nicht ein, die einkommen solte, und einkommen würde wenn jeder Unterthan die Abgabe redlich bezahlte; so muß der Landesherr neue Auflagen machen. Die Mitbürger jener Betrüger, müssen also die Auflage zwei-c56 vielleicht drei- und mehrmahlc57 bezahlen; sie müssen das bezahlen was jene Defraudanten dem Landesherrnc58 entwendet. Der Defraudant kan also nie aus seinem Hause gehen ohne Vorwürfe seines Diebstahls zu hören. An jedem seiner Mitbürger den er auf der Strasse, in der Kirche, und sonst wo siehet, ist er zum Diebe geworden. – Nach diesem was schon der gesunde Menschen-Verstand lehret, wie ist es möglich, daß Menschen, die noch nicht alle Schaam verlohren ∥c59, und bis zur alleräussersten Niederträchtigkeit und |a313| Unverschämtheit herabgesunken ∥c60, auch nur einen Groschen, ihrem Landesherrnc61 wissentlich und vorsäzlich entziehen?
„Aber! muß man auch die Ungerechten Abgaben so pünktlich bezahlen? auch alsdenn, wenn man schlechterdings nicht dabei bestehen, und mit seiner Familie leben kan?“ – – Ohne allenb62 Zweifel! Denn zuerst, was nennt ihr Ungerechte, Unterdrückende Abgaben? Selten wird eine Auflage gemacht, die nicht dieser oder jener ungerecht, unterdrückend nennen solte. Ist |b292| |c306| es nun erlaubt eine Abgabe darum zu unterschlagen weil wir sie für unterdrückend halten: so wird beinahe keine einzige dürfen bezahlt werden. – Doch! angenommen sie sey es wirklichbc63: so müßt ihr dagegen gebürende Vorstellungen thun. Eher köntet ihr mit Gewalt und offenbahr die Bezahlung verweigern. Aber sie heimlich unterschlagen, dürftc64 ihr nie; das ist und bleibt grober, vervielfältigter Diebstahl. Denn eine jede Auflage, die den Rechten und Gebräuchen des Landes gemäß gemacht worden, ist und bleibt ein Eigenthum des Landesherrn. Und darüber haben wir das klare Gesez Gottes, {vergl. Römer 13, 1–7b65 } Gebet dem Landesherren was ihm zugehöret.
|a314| 2) Eben so einleuchtend ist die andre Pflicht; diebc66 dem /bcLandesherren untergeschlagenebc\ ∥bc67 Abgaben, zu Hellern und Pfennigen zu ersezen. Sie sind sein Eigenthum; und können es darum nicht aufhören zu seyn weil sie ihm heimlich entwendet worden. Wäre dieses, so könte auch euer Bediente das euch heimlich entwendete mit gutem Gewissen behalten. Jede Abgabe also, sie seybc68 welche sie wolle, jeder Thaler und Groschen den ihr dem Landesherrnc69 untergeschlagen, ist und bleibt sein Eigenthum. Ihr müsset es ihm folglich wiedergeben. Und thut ihr es mit Wissen und Willen nicht; so begehet ihr täglich, einenc70 groben Diebstahl; /ceinenc\ ∥c71 vorzüglich schändlichen Diebstahl; /ceinenc\ ∥c72 vervielfältigten Diebstahl: ihr bestehlt, ihr plündert euren Landesherrn und alle eure Mitbürger! – Kein Dieb und Räuber aber, kan je ins Reich Gottes kommen 1 Corintherc73 6, 9. 10.
|b293| |c307| „Wenn ich nun aber so viel untergeschlagen, daß ich es selbst nicht genau bestimmen kan?“ – – So must du lieber zu viel, als zu wenig wiederersezen.
„Wiec74 aber, wenn ich nun darüber, selbst nichts |a315| behalte?“ – – Um etwas zu haben, darfst du nicht stehlen. Und wenn du, nach herausgegebenem gestohlnenc75 Gut, nichts übrig behältst; so hast du ja gerade so viel als du hattest, ehe du den Landesherrn betrogen. Kontest du damahls leben, so kanst du es auch jezo – Aber alle Ausflüchte bei Seite! hundertc76 deiner Neben-Menschen verdienen sich ihren nötigen Unterhalt, sie haben nichts von Vermögen. Wenn nun diese, um Vermögen zu haben, dir das Deinige mit Gewalt oder List nehmen wolten, würdest du das Recht finden? Was du denn,c77 nicht wilst daß andre thun sollen, das thue ihnen auch nicht. Matthäi 7, 12.
„Muß ich denn, die Wiedererstattung Oeffentlich thun?“ – Dies ist auf keine Art nötig. Nichts ist hier nötig, als daß der Landesherr das Seinige erhalte. Ob er es von dir selbst, oder durch die dritte, vierte Hand erhält, das kan, und wird ihm auch, gleich seyn.
3) Was bisher von der Landes-Obrigkeit gesagt worden, das gilt aus eben dem Grunde, auch von jedem unsrer /cNeben Menschenc\ ∥c78. – Einem jeden Menschen müssen wir geben was Sein ist. |a316| Ihm nicht das allergeringste, ohne sein Wissen oder Willen, es sey nun auf eine grobe oder die allersubstilste Art nehmen. – Ihm alles ungerechter weise genommene bis zum lezten Heller heraus|b294||c308|geben. – Ihm allen Schaden den wir ihm, an seiner Seele, oder seinem Leibe, oder seiner Ehre, oder seinen Gütern, unrechtmässig zugefügt, nach allem unserm Vermögen aufs genaueste ersezen. – Dies alles ist für uns, so klare so unveränderliche Pflicht, als, Jedem das Seine zu geben. – Und thun wir es, mit Wissen und Willen nicht: so sind wir vorsäzliche Sünder. Folglich keine Bekehrte. Und haben folglich {1 Corinth.c79 6, 9. 10.c80 } auch kein Antheil an Jesu Verdienst; und der Gnade Gottesc81. Vielmehr werden uns die Strafen des Gottesc82 der über Recht und Gerechtigkeit wachet, unausbleiblich treffen. Und müssen uns treffen; so wahr als Gottc83 kein Freund des Betruges, so wahr als – Er Gott ist!
4) Gebet aber auch Gott, was Gott /bczu gehöretbc\ ∥bc84. – Das allererste und geringste davon ist, daß wir Ihm, im Umgange mit unsern Neben-Menschen, die höchste Ehrfurcht bezeugen: in der Kirche, in Gesellschaften und sonst im Umgange mit andern, nie anders, als mit ehrfurchts|a317|vollem Gesicht, Worten und Geberden, von Gott und der Bibel, und überhaupt Göttlichen Dingen sprechen. Den Nahmen Gott, vor dem Millionen Welten zittern, den Millionen Allererhabensterb85 Geister anbeten, in Gegenwart anderer leichtsinnig nennen; von Ihm mit einer Vertraulichkeit als von unsers gleichen reden; mit diesem Allerehrwürdigsten Nahmen, oder mit biblischen Aussprüchen unsre auch noch so erlaubte Scherze oder vermeinte wizige Einfälle vorbringen; dies und was dem änlich, ist, alles andre nicht anzufüren, – die alleräusserste, eine |b295| |c309| mehr als pöbelhafte Grobheit. Dessen solte sich, ich will nicht sagen jeder Christ, dessen solte sich jeder Mensch schämen, der sich nicht selbst für einen Menschen ohne alle Lebensart, für einen von den unverschämtesten gröbesten Pöbel erklären will. Dafür würde doch sicherlich ein jeder, den halten, der einem Könige Grobheiten, ins Gesicht sagte. Und alle Könige und Kaiser, alle Engel und Erzengel sind nur Knechte dieses – Ewigen Königes, dem ins Gesicht man alle jene Ungezogenheiten und Grobheiten saget und thut!
Doch! Ihr /cedlere Seelenc\ ∥c86! Lasset uns die Augen von diesen Greueln, von diesen Schandflecken |a318| der Menschheit wegwenden! Auch euch gilt das, Gebet Gott was Gott gehöret, aber in einem viel edleren Verstande. Ihm gehöret alles was wir sind und haben. Ihm geben was ihm gehöret, das heißt also, {Matthäic87 22, 37.} Ihn lieben, von ganzem Herzenc88 und von ganzer Seelec89 und aus allen unsern Kräften. Und was kan gerechterc90, was rümlicherc91, was – Süsserc92 und Entzükenderc93 seyn, als Den lieben, dessen Liebe auszudrücken, Menschen, und Engel, und die erhabensten Seinem Throne allernächsten Geister keinen Nahmen finden können! u. s. f.z\