Wenn die Bestimmung des Menschen und das höchste Ziel seiner Wünsche, wahre und dauerhafte Glückseligkeit, nicht auf dieses Erdenleben eingeschränkt ist; /c–c\ wenn er, als ein vernünftiges Wesen, dieses Ziel anders nicht erreichen kanc1, als durch Weisheit und Tugend; /c–c\ wenn ∥c2 Religion beidea3 lehrt, unterhält,a4 und dazu die kräftigste Ermunterung giebt, ja ohne sie,a5 Weisheit, nicht wahre Weisheit, Tugend, nicht beständige Tugend seyn /ckan: /a–a\c\ ∥c6 so giebt es für den edlenc7 Geist des Menschen keine würdigere Beschäftigung, als das Bestreben, ∥c8 Religion aufs überzeugendste /ckennen zu lernenc\ ∥c9 und aufs willigste auszuübenc10.
/cMan kan bey derc\ ∥c1 Religion ∥c2, wie beyc3 allen andern Gegenständen, einen Unterschied zwischen einer gemeinen und einer philosophischen Kennt|a2|niß ∥c4 machen. Letztere findet nur alsdannac5 statt, /cwenn ichc\ ∥c7 eine Sache im ∥c8 Zusammenhange mit /ceinerc\ andern, /cd. i. so erkenne,c\ wie sie der Grund oder,ac9 die Folge /cvon der andernc\ ∥c10 ist, oder, mit andern Worten, wenn /cichc\ sie /cmit meiner Vernunft erkenne; und siec\ ∥c11 ist in dem Grade vollkommnerc12, je mit meh|b2|rern Dingen ichc13 sie so verbunden denkec14 und je mehrere solchec15 Verbindungen /cichc\ zwischen denselben /ceinsehec\ ∥c16.
/aEine solche eigentlich zusammenhängende oder philosophische Kenntniß irgend einer Art von Gegenständen, macht eben den Kunstverständigen in weiterer Bedeutung aus, /cso fernc\ ∥c1 er von dem bloß gemeinen Kenner, dem Studierten ∥c2 (homme de lettres,)c3 dem bloß mechanisch Handelnden oder Arbeitenden unterschieden wird, und ∥c4 eben sowohl den Gelehrtenc5 als den /cwahrhaftigen Künstlerc\ ∥c6 bezeichnet. Denn eigentliche Kunst (Τεχνην oder Artem) legt man doch nur dem beyc7, der seine Kenntnisse in ∥c8 einer Art von Dingen nicht bloß Andern abgelernt oder nur aus Beobachtung geschöpft, sondern auch darüber selbst gedacht, ihren Gründen und Folgen oder möglichen Anwendung nachgeforscht, sich eben sowohl feste und sichere Regelnc9 und überhaupt allgemeine Kenntnisse, als deutliche Begriffe von der Art seiner Beschäftigungen,c10 erworben hat. Freylichc11 muß er historische und philosophische Kenntnisse davon zugleich besitzen. Historische, oder einen ansehnlichen |b3| Vorrath und Stoff, den er hernach verarbeiten kanc12, oder dessen er zur Verarbeitung seiner Kenntnisse bedarf, das heißt: er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum). Aber eben so nothwendig ist, daß er, was er weiß, gut wisse, und besonders im Zusammenhange oder philosophisch einsehe, weil davon selbst die immer mehrere Vollständigkeit |c5| der Kenntniß einer Sache, und noch mehr die Sicherheit und rechte Anwendung derselben, abhängt. – Nicht minder unterscheidet man selbst unter den Kunstverständigen den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten; und dieser Unterschied scheint sich auf den verschiednenc13 nächsten Zweck zu gründen, wonach man beyc14 Erwerbung einer gewissen Art von Kenntnissen trachtet. Dieser Zweck besteht immer in der Befriedigung gewisser Bedürfnisse oder des Gefühls von dem Werth gewisser Kenntnisse,c15 und diese Bedürfnisse können entweder sinnliche oder geistige seyn, /cd. i.c\ ∥c16 entweder den Körper und äusserlichec17 Verhältnisse betreffen, in welchen wir gegen irgend Etwas stehen, was ausserc18 uns ist, und auf unsre Glückseligkeit /ceinc\ Einfluß haben kann, als Gesundheit, Nahrung, Sicherheit, Hülfe von Andern, Vergnügung der Sinne /cu. d. g.c\ ∥c19, oder die Vollkommenheit des Geistes, Kenntniß des Wahren, Nützlichen, Guten und Schönen, nebst der Bildung des ganzen Charakters, unsrerc20 Denk- und Handlungsart, befördern. Dienen nun zusammenhängende Kenntnisse einer gewissen Art von Gegenständen,c21 zunächst zur Befriedigung geistiger Bedürfnisse:c22 |b4| so macht der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Wissenschaft /caus. Zielenc\ ∥c23 sie aber zunächst auf Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse ab:c24 so würde der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Kunst heissenc25 müssen. Will man also den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten unterscheiden:c26 so würde derjenige verdienen ein Gelehrter genannt zu werden, der vorzügliche zusammenhängende Kenntnisse in irgend einer Wissenschaft besitzt, d. i. dergleichen Kenntnisse von solchen Gegenständen, die zunächst geistige Bedürfnisse befriedigen sollen; und Gelehrsamkeit wäre dann vorzüglichec27 Bekanntschaft mit |c6| Gegenständen der so eben beschriebenen Art; da hingegen alle diejenigen /cmüßtenc\ zu den Nichtgelehrten gerechnet werden ∥c28, denen es an Kenntnissen gewisser /cArten von Sachenc\ ∥c29 ganz fehlt, oder die davon keine vorzügliche, oder keine zusammenhängende Kenntnisse (in dem vorhin angegebenen Sinne des Wortes) haben, oder deren Kenntnisse Gegenstände betreffen, welche zunächst nur sinnliche Bedürfnisse ∥c30 befriedigen.a\
Daß die gelehrtec1 Erkenntniß der Religion an sich einen großena2 Vorzug vor der /cgemeinenc\ ∥c3 habe, wird niemand leugnenc4, wer nicht glaubt, Unwissenheit seyc5 besser als Kenntniß, mangelhafte Kenntniß besser als vollkommnere. Aber die, welche die gelehrtere Erkenntniß in der Religion für unnöthig oder gar für gefährlich /chalten –c\ ∥c6 wenn |a4| sie dies nicht aus Trägheit oder Eigendünkel /cbehauptena7 –c\ ∥c8 haben entweder nie den Nutzen und gewissermassenc9 die Unentbehrlichkeit einer solchen Kenntniß recht überdacht, oder stehen in dem |b7| Wahn, daß beyc10 solchem Streben nach weiterer Aufklärung, die Religion selbst, sowohl die Kenntniß und der Glaube an sie, als die gottselige Gesinnung, /aleiden möchtea\ ∥a11. Gegen jene müßte also der Nutzenc12, gegen diese,c13 die Unschuldc14 der Gelehrsamkeit,c15 gezeigt werden.
Wie nützlich und selbst wie unentbehrlich unter gewissen Umständen gelehrte Erkenntniß der Religion seyc1, läßt sich am besten beyc2 den einzelnena3 zur Bildung eines angehenden Theologen dienlichen Wissenschaften zeigen. Diesc4 ist die Ursach, warum es in dieser Anleitung bis dahin verschoben wird. Hier seyc5 es genugc6 im Allgemeinen zu bemerken:c7 daß es beyc8 jeder rechten Kenntniß einer Wahrheit, also auch jeder Lehre in der Religion, auf dreyc9 Stücke ankomme: daß man sie – recht verstehe – recht beurtheile und – recht anwende. Das dritte setzt das zweytec10, so wie das zweytec11 das erste voraus. Wo es an einem dieser dreyc12 Stücke fehlt, kanna13 die Erkenntniß dieser Lehre nie das seyn, was sie seyn /csoll, Mittelc\ ∥c14 zur Wahrheit, und,c15 durch diese,c16 zur Glückseligkeit zu gelangen. Beyc17 Angabe des Nutzens einzelnera18 Theile der Gelehrsamkeit in der Religion, müßte also stets ihr Einfluß auf diese dreyc19 Stücke in Anschlag genommen werden.
/cWenn denn aber nunc\ ∥c1 Gelehrsamkeit für die Religion gefährlich wäre?c2 Das ist sie gewiß /anicht; und wer dies gleichwohl meint, macht sich entweder von Gelehrsamkeit, oder Religion, oder von dem, was gefährlich ist, falsche Begriffe. Ohne Wegräumung dieses dreyfachenc3 Mißverstandes wird mana\ ∥a4 wider und für die Unschuld der Gelehrsamkeit mit gleichem Glück streitenac5 und die Sache ∥c7 unverglichen bleiben ∥a8.
/a ∥c1 Gelehrsamkeit /c–c\ reicht sowohlc2 den nöthigen Stoffc3 zur Erkenntniß und Beurtheilung einer Sache,c4 dar, /calsc\ ∥c5 die Regelnc6, wonach dieser beurtheilt, gewürdigt und richtig angewendet werden mußc7 (§. 3.).c8 Sie kanc9 also, ihrec10 Natur nach, dem Wahren und Guten nicht nachtheilig seyn; und wenn sie es wird:c11 so liegt der Grund davon entweder in unvollständigen oder unrichtigen Kenntnissen und Regelnc12, wonach man verfährt, oder in dem Gelehrten selbst, /cso fernc\ ∥c13 er von richtigen Kenntnissen und Regeln keinen genugsamen und rechten Gebrauch macht. In beydenc14 Fällen kanc15 der entstehende Schade nicht der Gelehrsamkeit beygemessenc16 werden, sondern im erstern,c17 dem Mangel der Gelehrsamkeit, im letzternc18 aber entweder dem Vorurtheil, nach welchem der Gelehrte von der Gelehrsamkeit Alles erwartet, da sie doch nur den Verstand aufklären und leiten kanc19, um dadurch den Weg zur Besserung des Herzens zu bahnen, oder der Gleichgültigkeit gegen das Gute, die zum Theil selbst aus jenem Vorurtheile, zum Theil aus der Macht sinnlicher Neigungen und Leidenschaften entspringt. *)a\
Was ist Religion? – Sind es wahre, gegründete, die strengste Prüfung aushaltende, Gott |b10| und das Verhältniß zwischen ihma1 und den Menschen betreffende Sätze? – Oder sind es bloßea2 Meinungen und menschliche Einfälle, |c11| Zusätze zur Religion, an welchen wir mit Zuversicht und Ergebenheit hängen;c3 weil sie uns /aentwedera\ von Jugend auf geläufig worden, wir aber das Gegentheil als wahr zu denken ungewohnta4 sind, oder esa5 nur als wahr zu vermuthen und zu prüfen, uns nicht einmahl in den Sinn kommt; /aodera\ weil das Ansehen frommer oder in der Welt vielgeltender Lehrer uns für ihre Richtigkeit Gewähr zu leisten scheint; oder weil wir sie |a7| behaglich finden, es seyc6, daß sie uns eignec7 Untersuchung und Mühe ersparen, oder wir dabeyc8 keine nachtheilige, ofta9 wohl gar gute,c10 Folgen für unsrec11 Frömmigkeit und Gemüthsruhe bemerken? – Oder betreffen siec12 ihrer Natur nach, Gott und das Verhältniß zwischen ihm und uns eigentlich, weder mittel- noch unmittelbar, gar nicht; scheinen sie uns vielmehr nur dahin zu gehören, weil wir sie in ehrwürdigen Büchern neben und mit Religionswahrheiten gefunden haben, oder unsre Einbildungskraft sie mit diesen Sätzen der Religion einmala13 so verknüpft hat, daß wir befürchten, einsc14 müsse mit dem andernc15 stehen oder fallen? – Im ersten Fall kanc16 Gelehrsamkeit der Religion nicht nachtheilig seyn; sie bewährt sie eben,a17 und hilft jene wahren Lehren von den erdichteten und falschen absondern. Hilft sie im zweytenc18 Fall unächtec19 Zusätze zerstören, so ist sie für die wahre Religion wohlthätig und vertilgt das Unkraut, unter dem wahre Religion ersticken würde. Im drittena20 raubt sie dem Menschen we|b11|nigstens nichts von Religion; aber sie macht auch den Gebrauch solcher fremden Lehren, wenn sie ja noch Wahrheit enthalten, für die Religion unschädlich, und zieht den Fleiß der Menschen von entbehrlichernc21 Beschäftigungen ab,a22 und ∥c23 auf solche, die wichtig und heilsam /csindc\ ∥c24.
Was ist gefährlich für Religion? Sicherlich nicht, was jene eben erwähnte unächtec1 oder fremdec2 Zusätze zerstört oder absondert, hingegen,c3 wahre Religionslehren als wahrea4 darstellt, bestätigt, |a8| ausserc5 Zweifel setzt, und nützlicher anwenden lehrt. Zwar kanc6 Gelehrsamkeit, wie zugestanden wurde (§. 7ac7), durch Zufall und Mißbrauch gefährlich und eine Quelle neuer Uebel werden. Aber – /cwas giebtsc\ ∥c8 irgend ∥c9, das nicht /cdergleichen werden kanc\ ∥c10? Empfindlichkeit, selbst Vernunft, /cder edlere Theil desc\ ∥c11 Menschen, selbst Gottseligkeit, /cmachen uns eben so fähig und aufgelegt zuc\ ∥c12 Mißvergnügen, Sorgen und Kummer,c13 wovon die /cThiere und c\ ∥c14 leichtsinnige Menschen nichts oder wenig empfinden,c15 als sie auf der andern Seite Quellec16 des höhern und reinern Vergnügens, nothwendigesc17 Mittel /czur Vollkommenheitc\ ∥c18 sind, die das Thier und der Leichtsinnige oder Gleichgültige weder begreift noch /cerreicht; undc\ ∥c19 wer mag mit diesen tauschen? wer lieber hungern als essen, aus Furchtc20 seine Gesundheit zu verderben? – Unwissenheit, eingeschränkte Einsichten, Mangel des reifern Ueberlegens sind ihrer Natur nach schädlich,c21 wahre Gelehrsamkeit nie. Nur durch zufällige |b12| Umstände können jene unschädlich, diese nachtheilig werden. Aber nicht der Zufall, nur die Natur ist der rechte Maaßstab, den Werth der Dinge zu bestimmen. – Endlich läßt sich doch ∥c22 Mißbrauch, /claßena23 c\ ∥c24 sich neuec25 Uebel/c, so viel an uns ist,c\ verhüten, wenn wir /cunsc\ ∥c26 feste und sicherea27 Regeln machen, wonach wir untersuchen; wenn wir in Bestimmung dessen, was wahr und falsch, nützlich oder schädlich ist, nicht weiter gehn,c28 als der Stoff /c(die data)c\, den wir zu verarbeiten, oder wonach wir zu urtheilen haben,c29 |c13| und unsrec30 Kräfte reichen; wenn wir unsere Urtheile von dem Maaßc31 unserer Kräfte und von dem Werthc32 der Dinge in eben |a9| dem Verhältnisse berichtigen und verbessern, in welchem sich unsere Einsichten erweitern. *) Aber um alles dieses zu können, müssen wir Vielesa33 wissen und viel geprüft haben;a34 wir werden also in dem Grade gegen Mißbrauch gesichert seyn, in welchem wir gesucht habenc35 immer gelehrter zu werden. Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott, der auch unsrec36 Fehltritte zum Besten zu lenken weiß!
„Aber das /cWissen blähet auf.c\ ∥c1“ – Freylichc2, wenn Wissen /a(γνωσις)a\, wie es der Apostel nimmt (1 Kor. 8, 1),a3 so viel ist, als die Meinung, daß man woran recht thue, verbunden mit der Meinung, daß man es alsdanna4 auch thun dürfe, ohne Rüksichtac5 auf unsern unaufgeklärternc6 Nächsten, den |b13| wir durch unser unvorsichtigesa7 Beyspielc8 verleiten, etwas uns nachzuthun, was er nicht für rechtc9 erkennt; und überhaupt als unreife oder übel angewendete Wissenschaft. Nicht so, wahre Gelehrsamkeit ∥a10, die, weil sie uns /cunsre Schwächen, Lücken derc\ ∥c11 Erkenntniß, ∥c12 Verschiedenheit der Ueberzeugung beyc13 verschiedenen Menschen, und Schwierigkeiten beyc14 Untersuchungen fühlbar macht, eben sowohl Bescheidenheit als Schonung des Nächsten befördert.
„Viel Wissen, oder Trachten danach, zer|a10|streut; wir vergessen die Anwendung aufs Herz; was bloß Mittel seyn |c14| sollte, wird zum Zweck gemacht.c1“ – /aMüßiggang, oder nicht genugsame oder unnütze Beschäftigungc2 a\ ∥a3 zerstreut auch und läßt Verstand und Herz leerc4 (Matth. 12, 44. 45).c5 Eingeschränkte Kenntniß, wonach man doch immer urtheilen und handeln muß, macht verlegen und verursacht entweder Zeitverlust und unnöthige Zerstreuung über dem Suchen desjenigen, was man nicht zu finden weiß, oder gebiert Leichtsinn und Gewissenlosigkeit. Wo nicht Vielesa6 im Kopfc7 ist, läßt sich auch nicht Vielesa8, wenigstens nicht recht, anwenden. /cBloß Vielesa9 wissenc\ ∥c10 ist nicht Gelehrsamkeitc11 (§. /c3). Bildetc\ ∥c12 das Wissen zu dem aus, was wahre Gelehrsamkeit ist (§. 2ac13 und 7ac15), und der Vorwurf fällt von selbst weg. Je mehr man in wahrer Gelehrsamkeit fortrückt, desto mehr lernt man sich sammlen, verhütet Zerstreuung, und lernt ∥c16 besser anwenden.
„Aber man glaubtc1 um so weniger, je mehr man weißc2; und Gelehrsamkeit ist eine reiche Quelle von Zweifeln.c3“ – Aber wer viel glaubt, wird auch viel betrogen; dagegen sichert demnach nichts besser, als daß man Vielesa4 und daß man es gut wissea5; also setzt uns wieder Gelehrsamkeit in den Standc6 zu wissen, wo man glauben dürfe oder nicht? /a–a\ Der Gelehrte zweifelt ∥c7 mehr wie der Ungelehrte. Aber Zweifel sind nicht immer schädlich; sie sind ein kräftiger Antrieb zur Untersuchung, wobeyc8 man immer gewinnt; sie sind sogar das einzige natürliche Mittel, von Vorurtheilen und |a11| Irrthümern zurückzukommen. /a–a\ Und in dem Maaßc9, wie man in der Gelehrsamkeit wächst, nehmen auch die Kenntnisse zu, um den Ungrund schädlicher Zweifel einzusehen, und es wächst die Fertigkeit, sie aufzu|c15|lösen; denn Zweifel entstehen aus Unwissenheit,a10 und werden nur schädlich, wenn man mit ihnen nicht umzugehen weiß.
„Gleichwohl lehrt Erfahrung und Geschichte, daß es eben Gelehrte waren, die Irrthümer aufbrachten, die die Religion von ihrer Einfalt zurückführten, die sie ihrer Geheimnisse zu berauben suchten.c1“ – Wenn dies Gelehrte gethan haben sollten:c2 so müßte erst, ehe man sie verdammen wollte, das ausgemacht werden, was oben §. 8c3 erinnert ist. Aber gewiß sind jene /cvorgeworfenec\ Verderbnisse der Religion /cmehrc\ ∥c4 Folgen der Un|b15|wissenheit, des Mißverstandes, der Schwärmereyc5 oder des aftergelehrten Dünkels, /cwelchenc\ ∥c6 eben /adiea\ Gelehrsamkeit /acentgegen arbeitetac\ ∥ac7.
„Indessen erschweretc1 doch die Gelehrsamkeit,ac2 und die davon abhängende eingeführte Schulsprache,ac3 die Kenntniß der Religion.c4“ – Wenn sie sonst nöthig oder nützlich ist:c5 so müssen uns die Schwierigkeiten nicht abschrecken, sie in unserec6 Gewalt zu bekommen. Kann sie aber jemand ohne Nachtheil der Wahrheit und Gründlichkeit, oder muß er sie, nach seinen Umständen, entbehren:c7 so überlaßeac8 er, ohne Verachtung oder Verun|a12|glimpfung, das, was erc9 entbehren kann, demc10, der dessen fähig und bedürftig ist.
Denn so sehr es allgemeine Pflicht eines jeden Menschen ist, sich um Religion zu bekümmern, und nach Gottseligkeit zu trachten; so nöthig es ist, nicht nur zu lernen, sondern auch das, was man von der Religion weiß, zu er|c16|halten, fester zu gründenc1, zu vermehren, zu berichtigen, lebhafter und eindrücklicher zu machen, und von Zeit zu Zeit zu erwecken und anzufrischen: so fehltsc2 doch dem größten Theil der Menschen an Fähigkeit, Hülfsmitteln, Mußea3, und daher auch mit an Uebung in der Erkenntniß und Gottseligkeit. Um so geläufiger und wirksamer sind beyc4 den meisten Unwissenheit oder seichte Kenntnisse in der Religion, |b16| Vorurtheile und grobe oder nach jedes Leidenschaften gebildete Vorstellungen von Gott und unsichtbaren Dingen überhaupt, wodurch ihnen alles Ungewohnte befremdlich, jeder aufsteigende oder gehörte Zweifel aber eine neue Nahrung des Leichtsinns oder der Aengstlichkeit wird. Wie sehr darunter erleuchtete Gewissenhaftigkeit und davon abhängende gute Gesinnung und Betragen eines Menschen sowohl als seine wahre Gemüthsruhe leiden müsse, ist leicht zu begreifen.
Es wäre also großesa1 und /cseligesc\ ∥c2 Verdienst, wenn, wie in allen andern menschlichen Angelegenheiten, die, so mehr vermögen, den Schwächern |a13| oder Zerstreutern, auch hierin zu Hülfe kämen. Und wenn sie durch ihre Umstände in den Stand gesetzt würden, sich ganz diesem Geschäfte zu widmen; wenn sie durch ihre vorzüglichern Kenntnisse, durch die sorgfältigste Anschmiegung an Anderer Bedürfnisse, durch die zärtlichste Sorge für deren Gewissen und Gemüthsruhe, durch Klugheit, durch tugendhaftes und gottseliges Beyspielc3 und durch das auf diesesa4 alles gegründete innerliche Ansehen, Weisheit, Tugend und Religion,c5 nicht nur lehrten, sondern auch empfählenc6; wenn sie dadurch Lehrer, Leiter und Muster für das Gewissen der |c17| übrigen Menschen würden: /cwas undc\ wie wirksam könnten sie ∥c7 für menschliche Glückseligkeit seyn?c8
Wenn nun in der menschlichen Gesellschaft die, welche es einsehen, daß sie selbst den Fleiß nicht auf Religion und Bildung ihres Verstandes und Herzens danach wenden können, den sie solltena1 und wünschten (§. 15ac2), diese Angelegenheit und die ganze Sorge für ihre geistliche Wohlfahrt oder einc3 Theil dieser /cSorge, andernc\ ∥c4 übertrügen, welchen sie am meisten die vorerwähntec5 Eigenschaften (§. 16ac6) zutrauten: so entstünden dadurch in der Gesellschaft die, welche man in Beziehung auf den Unterricht in der Religion,c7 Prediger, in Rücksicht auf die Anwendung derselben nach jedes besondern Gemüthsbedürfnissen,c8 Seelsorger, und überhaupt Lehrer der Religion zu nennen pflegt. Ein höchst nützlicher und respectablerc9 Stand, der nur dem verächtlich oder gleichgültig scheinen kanna10, werc11 |a14| ihn entweder nicht aus diesem Gesichtspunkta12 betrachtet, oder /cwemc\ ∥c13 Tugend, Gewissen und Religion, so weit es nicht in seine eigennützigec14 Absichten schlägt, /cnichts istc\ ∥c15.
Selbst dem Staatc1, wenn er seine Pflichten, Vortheile und Rechte kennt, kanc2 dieser Stand, man mag ihn den geistlichenc3 oder wie man willc4 nennen, so wenig gleichgültig seyn, als /adie Sorgea\, wie er besetzt wird. – Die Rechte der Menschheit, und unter diesen sind die Rechte des Gewissens die höchsten, können durch keine Art von Verbindungen und Gesetzen aufgehoben werden:ac5 |b18| und wer die Regierung eines Staats übernimmt, der übernimmt |c18| auch, ausdrücklich oder stillschweigend, die Pflicht, die Tugend und Religion seiner Unterthanen nicht nur nicht zu kränken, sondern sie auch, so viel er kanc6, zu /cbefördern *).c\ ∥c7 – Je mehr und je allgemeiner wahre Religion erkannt, je ∥c8 für wohlthätigerc9 und /cunentbehrlicher siec\ ∥c10 zur Glückseligkeit gehalten, je angelegentlicher und genauer sie befolgt wird: desto weniger geschieht den Gesetzen und guten Anstalten, ohne welche keine Gesellschaft bestehen kanc11, öffentlicher oder heimlicher Abbruch; desto williger thut jeder, auch ungesehen und unerinnert, Gutes,a12 und wirkt desto eifriger zum gemeinen Besten; desto mehr ersetzt sich das, was der Tugend an bürgerlicher Ermunterung abgeht, durch Zufriedenheit des Gewissens, und noch weit mehr durch die Vorstellung des Wohlgefallens Gottes |a15| und seiner, selbst über die Gränzen dieses Lebens reichenden, Belohnung.
Unmöglich kanac1 die Religion ihrer Natur nach schädlich seyn. Sie wird es bloß durch Mißverstand, Schwärmereyc2 und ausschweifende Leidenschaften. Dieses zu verhüten und den /cunent|b19|behrlichen seligenc\ ∥c3 Einfluß der Religion auf die ge|c19|meine und besondere Wohlfahrt zu befördern, sind in dem Staatc4 Anstalten nöthig, wodurch immer richtigere Begriffe von Sittlichkeit und Religion sowohlc5 als wirksamster Antriebc6 sie auszuüben, oder tugendhafte und gottselige Gesinnungc7, allgemeiner gemacht werden. Weil aber die, welche fähig seyn möchten, Tugend und Religion /crichtigstc\ ∥c8 und nachdrücklichstc9 zu lehren und zu empfehlen, schwerlich dieses Geschäftec10 angelegentlich genug treiben werden, wenn sie sich ihm nicht ganz und unzerstreut widmen können; anderec11 hingegen, die genug Eifer haben möchten, nicht immer die dazu erforderlichen Fähigkeiten oder Kenntnisse besitzen, und in diesem Fall der Religion und dem Staatc12 mehr schädlich als nützlich werden: |a16| so macht dies nicht nur, wie zu andern öffentlichen Angelegenheiten, einen besondern Stand nöthig, dergleichen man auch beyc13 allen nur einigermassenc14 gesitteten Völkern findet,c15 sondern der Staat hat auch die Pflicht und das Recht, für dessen würdigste Besetzung und für Einrichtungen zu sorgen, wodurch das innerliche Ansehen der dazu bestimmten Personen (§. 16.a16) durch äusserlichesc17 verstärkt,a18 und jederc19 derselben in den Stand gesetzt werde, mit /cgehöriger Angelegenheitc\ ∥c20 und aufs wirksamste die /cihm obliegendec\ ∥c21 Pflichten zu erfüllen.
Diese /ceinmala1 würdig zu leistenc\ ∥c2 und die /cwichtigen Absichten zu erfüllenc\ ∥c3, wozu der geistliche Stand da ist, ∥c4 dazu gehört die gewissenhafteste Prüfung, ob man ∥c5 dazu fähig und fest entschlossen /csey, undc\ ∥c6 ein ununterbrochenes Bestreben, immer /cdazuc\ fähiger und geneigterc7 zu werden. Eine solche Vorbereitung erfordert, daß man /cwisse: –c\ ∥c8 welche Arten von Kenntnissenc9 nützlich oder unentbehrlich sind, um sich zu einema10 künftigen Lehrer der Religion zu /cbilden –c\ ∥c11 welche Fähigkeitenc12 nöthig sind, um diese zu erlangen und auf das nützlichste zu Anderer Besten /canzuwenden – undc\ ∥c13 welche Hülfsmittel und Uebungen dazu dienen.
Alles, was ein künftiger Lehrer der Religion in Absicht auf Kenntnissec1 zu thun /chätte, vereinigetc\ ∥c2 sich in /cdrey Hauptbeschäftigungen, – daß und wie erc\ ∥c3 sie /czu sammlen –c\ ∥c4 anzuordnen,a5 /coder zusammen zu stellen –c\ und für andrec6 anzuwenden /chabe. –c\ ∥c7 Um sich den nöthigen Vorrath zu einer eignenc8 wohlgegründeten Kenntniß und Ueberzeugung von der Religion zu verschaffen, würdec9 er /csichc\ vor allen Dingen umc10 Kenntniß der Natur überhaupt ∥c11, und /cbesondersa12 nachc\ ∥c13 seiner Bestimmung zum Lehrer der Religion, /cum die Kenntniß der Natur Gottesc\ ∥c14 und /cder geistigenc\ ∥c15 Natur des Menschen ∥c16 zu /cbekümmern habenc\ ∥c17, weil ohne diese Kenntniß, welche die Philosophie darreicht, weder eine recht überzeugende Erkenntniß von dem Verhältniß |b21| zwischen Gott und den Men|c21|schen, womit sich die Religion beschäftigt, erhalten, noch ein richtiger Gebrauch der Vernunft beyc18 solchen Untersuchungen gemacht werden könntec19.
/cUnd weilc\ ∥c1 das Christenthum /csichc\ auf die nähere Offenbarung Gottes in der heiligen Schrift gründet; diese aber in der hebräischen oder chaldäischen und griechischen Sprache zu uns gekommen ist; und erstrec2 wenigstens ohne Bekanntschaft mit den verwandten Dialekten nicht gründlich verstanden werden /ckan; ausserdemc\ ∥c3 auch die heilige Schrift /ctheils sichc\ ∥c4 auf viele historische Umstände bezieht, theils manche historische Kenntnisse zura5 Beurtheilung |a18| der Glaubwürdigkeit der heiligen Bücher überhaupt oder in einzelnen Stellen erfordert werden: so würd'c6 er nach /causgebreiteter undc\ genauer Kenntniß der hebräischen und griechischen, auchc7 der mit jener verwandten Sprachen, /cnach einiger Kenntnißc\ ∥c8 der alten Geschichte und anderera9 historischen Hülfswissenschaften trachten, auch sich durch sicherea10, auf Vernunft und Beobachtung der Natur gedachter Sprachen, wie sie in der heil.c11 Schrift gebraucht sind, gegründete Regeln und fleißige Uebung in Erklärung alter Schriften zu einem gründlichen Ausleger bilden müssen.
So würde auch eine pragmatische Kenntniß der Geschichte überhaupt, und besonders der |b22| Veränderungen, die mit der Religion und der darauf gegründeten Kirche vorgegangen sind, ausserc1 dem schon erwähnten Nutzen, einen mächtigen Eindruck von dem /aso weisena\ Gangc2 der göttlichen Fürsehung geben, der zur Erweckung der Aufmerksamkeit |c22| auf die Religion und ihren unaussprechlichen Werth sowohl,a3 als auf die ganze /cgutec\ Gesinnung gegen Gott so unentbehrlich ist. Sie würde den großena4 Einfluß der gebrauchten oder vernachläßigtenc5 Vorerkenntnisse beyc6 der Religion und dem Christenthum, die seligen Folgen einer durch bescheidnenc7 und regelmäßigen Gebrauch der Vernunft und der heiligen Schrift aufgeklärten Religion und ihrer gewissenhaften Befolgung, so wie die traurigen Folgen des Gegentheils /clehrenc\, einleuchtend machen,a8 und da|a19|durch eindrücklichc9 zu jenem ermunternc10 und fürc11 diesem warnen. Sie würde auch zeigen, wie weit man in der gründlichen und heilsamen Erkenntniß der Religion /cvor- oder rückwärts gekommen seyc\ ∥c12, und dadurch zu erkennen geben, was man von /cVorarbeiten in derc\ ∥c13 Religion /cbenutzen oder wegräumen undc\ ∥c14 verbessern ∥c15 müsse.
Um die dazu nöthigen Hülfsmittel sicherer gebrauchen zu können, würdec1 nicht nur zum Theila2 die Kenntniß der /acvorhinerwähnten Sprachen,ac\ ∥ac3 sondern auch die ∥c5 der lateinischen sehr /cnöthig, vielleichtc\ ∥c6 auch diec7 einiger /candernc\ ∥c8 nützlich seyn; wenigstens in so fernc9 als jene,ac10 die unter Gelehrten am meisten zum Vortrag gelehrter Sachen ge|b23|brauchte /cistc\, in diesen aber ∥c11 erhebliche Aufklärungen über manche Theile der Theologie /cmitgetheilt sindc\ ∥c12. Daß eine genaue Bekanntschaft und besondrec13 Fertigkeit in der Muttersprache aus eben diesem Grunde und noch weit mehr zur nutzbarstenc14 Mittheilung der Religionskenntnisse an Andreac15, unentbehrlich seyc17, scheint so wenig einer Erinnerung zu bedürfen, als daß zur Erlangung aller bisher erwähnten |c23| Kenntnisse,a18 und überhaupt zur Benutzung dessen, was uns von andernc19 vorgearbeitet worden, Kenntniß der besten Bücher, sonderlich der in allen Theilen der Theologie geschriebenen, nöthig seyc20.
Beyc1 dem Studium der Sprachen, Lesung |a20| und Auslegung alter Schriften, Beurtheilung der Quellen, woraus man Religions- und andrec2 Kenntnisse schöpfen soll, und überhaupt zu der,c3 auch beyc4 der Religion,c5 so nöthigen Unterscheidung des Aechtenc6 und /cUnächten, würdec\ ∥c7 die Kenntniß und Fertigkeit in der /cKritik, nichts weniger als entbehrlich seync\ ∥c8. Eben dieses gilt von den schönen Wissenschaften, die sich mit Bildung des /cgutenc\ Geschmacks beschäftigen, der auf die Unterscheidung des Schicklichen und Unschicklichen, auf das nützlichec9 Studium alter Schriften und /cderc\ Sprachen, auf die gleich weite Entfernung von Schwärmereyc10 und Spitzfindigkeit, und auf das Empfehlende des Vortrags, ja selbst des Betragens, einen /csehr wichtigenc\ ∥c11 Einfluß hat.
/cMit alle dem wäre diesc\ ∥c1 eigentlich nur Vorbereitungc2 auf das Studium der Theologie,a3 und durch Hülfe jener Kenntnisse und Uebungen müßteac4 sich erst eine wohl zusammenhängende gründliche Kenntniß der theoretischen und praktischen Religionslehren bilden. Sollteac6 diese auf eignerc8 gewissenhaftesten Ueberzeugung beruhen:c9 so würdec10 man selbst die einzeln erlangten Kenntnisse mit einander verglichen, durch einander geläutert, bestimmt und bestätigt haben müssen. Immer würden aber auch /cAnderer abgehendec\ ∥c11 Vorstellungen davonc12 sowohl,a13 als die Erklärung der /cGesellschaftc\ ∥c14, zu der man sich, |c24| nach /avorhergegangener Ueberzeugung,a\ ∥a15 daß sie unter allen andern der Vernunft und heiligen Schrift am nächsten komme, bekennt, mit in |a21| Anschlag zu nehmenc16 seyn. Auf diese Art entstündec17 die Nothwendigkeit der Kenntniß von thetischer Theologie, theologischenc18 Moral, Polemik und Symbolik.
/cUnd nun die fruchtbarstec\ ∥c1 Mittheilung und Empfehlung der erlangten Religionskenntnisse an Andrec2 durch Unterricht und /cBeyspiel; das gesammtec\ ∥c3 Betragen eines Religionslehrers gegen die,a4 soc5 sich seiner Leitung /canvertrauen. Hiezu bedürftec\ ∥c6 es der Kenntniß, wie der Vortrag aufs lehrreichste und eindrücklichste einzurichten wärec7, sowohl der an einander hängende in Predigten, als der mehr zerstückte in Gesprächen über die Religion, kurz,a8 |b25| Kenntniß der Homiletik und /cKatechetik. Ferner, der Kenntniß des ganzen vorsichtigena9, weisenc\ ∥c10 und /cerbaulichen Verhaltensc\ ∥c11 eines Lehrers und Seelsorgers, oder /cder sogenannten Pastoral-Theologie. Und endlichc\ ∥c12 der Kenntniß geistlicher Rechte und Kirchengesetze, oder der geistlichen Rechtsgelahrtheit.
Schon die Menge und der grossec1 Umfang gedachter Wissenschaften eröffnena2 dem angehende Theologen ein /cunermeßlichesc\ ∥c3 Feld,a4 und erfordern keine gemeine Fähigkeiten, Uebungen und Hülfsmittel, wenn man es darin zu einiger Vollkommenheit bringen will. Ueberdiesa5 wird jede dieser Wissenschaften von Zeit zu Zeit reicher und weitläufiger. Und noch ist nicht einmala6 in Anschlag |a22| gebracht worden, daß man auch aus diesem Stande gemeiniglich die Lehrer in Schulen |c25| nimmt,a7 und die Forderungen an sie bis zum Ungebührlichena8 häuft; daß auch noch andrec9 Wissenschaften sehr nützlich und nothwendig sind, die entweder nicht, wie die vorhin berührten, einen unmittelbaren Einfluß in das Studium der Theologie haben, oder von dem Lehrer der Religion, nicht als von einem solchen, verstanden zu werden brauchen; und daß es eben so schwer, wo nicht noch schwerer ist, das Falsche und Ueberflüßigec10 in diesen Wissenschaften zu entdecken und zu vergessen, als das Wahre und Nützliche zu lernen.
/cAeusserst schädlich und vergeblichc\ ∥c1 würde es ∥c2 seyn, wenn man es darauf anlegen wollte, alle diese Wissenschaften, die den angehenden Theologen bilden können, wenigstens mit /cgleichemc\ ∥c3 eigenen Fleissec4, zu studieren;ac5 ein Unternehmen, wozu man beyc7 dem Gefühl vorzüglicher Kräfte und beyc8 herrschender Liebe zu den Wissenschaften, oft auch aus Eitelkeit, leicht versucht werden kanc9. Denn /c–c\ nur wenige Menschen besitzen ausserordentlichec10 Fähigkeiten, und auch diese haben sie nur vorzüglich zu gewissen Arten von Kenntnissen und Wissenschaften. /c–c\ Nur wenige werden durch günstige Umstände der Mußea11 und hinlänglicher Hülfsmittel unterstützt, um jenen Vorsatz, wennsc12 ihnen auch nicht an Kräften und rastlosenc13 Fleiß fehlte, einigermassenc14 durchsetzen zu können. /c–c\ Niemalsa15 kanc16 auch eine solche ins Unbestimmte gehende Wißbe|a23|gierde und einiger glücklichec17 Fortgang derselben anders,a18 als auf Unkosten der Gründlichkeit und Reife der /cEinsichten –c\ ∥c19 anderer oft noch theurer /cPflichten – undc\ ∥c20 der Leibes- und /cGemüthskräfte geschehen; überhauptc\ ∥c21 aber /cniemandc\ ∥c22 sich /ceine solche Absicht beygehenc\ ∥c23 lassen, es in vielerleyc24 Wis|c26|senschaften zur Vollkommenheit zu bringen, /cwerc\ ∥c25 den Umfang der Wissenschaftenc26, die Größea27 und Schwierigkeiten der dabeyc28 nöthigen Beschäftigungen, und das eingeschränkte oder sehr erschöpfliche Maaß der menschlichen Kräfte kennt.
Doch unendlich seltner ist dieser Fehler des |b27| zu vielenc1, als der entgegenstehende Hang und das Vorurtheil, daß man, die Pflichten eines würdigen Lehrers der Religion zu erfüllen, nur wenig brauche;c2 ein Vorurtheil, das, ausserc3 unrichtigen Begriffen von dem Umfang und Zusammenhang der Gelehrsamkeit und ihrem Einfluß auf gründliche und lebendige Religionskenntnisse, *) durch flüchtiges und seichtes Studierena4 auf Schulen, durch Liebe zur Gemächlichkeit, durch das Studierena5 um guter Tage willen, manchmahl auch durch natürliche Muthlosigkeit, und noch mehr durch üblec6 aber mit Ansehen und Reichthümern belohnte /cBeyspiele Andrerc\ ∥c7, sehr unterstützt wird.
/cAllein, soc\ ∥c1 verschieden /cdie Absichten sind, wozuc\ ∥c2 ein angehender Geistlicher bestimmt werden |b28| kan;ac3 so verschieden daher ∥c5 der Grad der Vollkommenheit ist, der, nach jener besondern Bestimmung, von ihm gefordert werden mag;a6 und so billig ein Unterschied zwischen einem Prediger und einem eigentlichen Theologen gemacht wird, von welchen jenera7 Ungelehrte belehren und leiten, /cdieser,c\ ∥c8 Lehrer /cselbstc\ bilden soll: so ist es /c– zuvörderstc\ ∥c9 wenigstens,a10 nicht immer gewiß, wozu /cman einmahlc\ ∥c11 bestimmt werden /cwird; und esc\ ∥c12 ist ∥c13 nicht nur für die Gelehrsamkeit,a14 sondern auch für die Religion selbst sehr nachtheilig, wenn die, so sich ein sehr kleines Ziel setzten, und deswegen wenig lernten, /ahernacha\ ∥c15 zu /aansehnlichernc16 a\ Stellen /cbefördert werdenc\ ∥c17, wo sie künftige Lehrer /cbildenc\ ∥c18 oder befördern /asollen. Die Folge davon ist alsdann, daß sie, als Schul- oder akademische Lehrer,c19 Anderna\ ∥a20 nicht mittheilen können, was sie selbst nicht /ahaben; daß sie das als entbehrlicha\ ∥a21 oder /averächtlich vorstellen, was sie eigentlich und vornehmlich lehren solltenc22; daß sie durch beydesc23 gelehrte Anstalten,c24 in blossec25 Volksschulen oder Anstalten für den künftigen Handwerker oder Geschäftsmann verwandeln, und sie, wie die Gelehrsamkeit selbst, immer mehr vernichten helfen. Sind sie aber als Obere anderer Lehrer angestellt, so sehen sie sich, als selbst Versäumte,a\ ungern ∥a26 von denena27, die in der bürgerlichen /aoder kirchlichena\ Gesellschaft /aunter ihnen stehen, übertroffen; forderna\ ∥a28 daher auch ∥a29 von ihnen /adas nicht, was sie selbst nicht besitzen; können nicht mit Weisheita\ ∥a30, oder /awollen nichta\ ∥a31 mit Gerechtigkeit,ac32 jedem seine Bestimmung, nach dem Maaß seiner mehrern |c28| oder mindern /aVollkommenheit anweisen; |b29| werden oft verleitetc33 ihre Gewalt zu mißbrauchen, um die, welche ihnen an Kenntnissen überlegen sind, zu unterdrücken oder nieder zu halten;c34 und so sind sie, selbst ihres höhern Postens unwürdig, oft Werkzeuge, fähigere Männer an Ausführung guter Absichten zu hindern, und gute Anstalten, über deren Erhaltung und immer steigenden Flor sie wachen sollten, zu Grunde zu richtena\ ∥a35.
Hiernächst ist der Vollkommenheit, wonach jeder, wonach besonders der ringen solltea1, wer andrec2 leiten,a3 und für sie Muster seyn will, nichts so nachtheilig, als wenn man sich das Ziel so |a25| kurz steckt, nach welchem man laufen will. Es verräth schon wenig Trieb, wenig Gefühl seiner Kräfte,a4 und wenig Entschlossenheit, folglich auch wenig Beruf,a5 sich vor andernc6 auszuzeichnen, wenn man sehr eingeschränkte Absichten hat. Je kürzeresc7 und ∥c8 leichter zu /cerreichendesc\ ∥c9 Ziel, desto weniger Anstrengung.c10 Natürliche Trägheit und aufstoßendec11 Hindernisse ziehen ohnehin vielc12 vom Fleiß ab. – Und warum bestimmen wir, was und wie viel jemand lernen soll, nur nach Beschaffenheit des Amts, nicht auch eben so sehr nach jedes /cFähigkeit undc\ ∥c13 darauf gegründete Neigung ∥c14? Dieses giebt doch eigentlich den wahren göttlichen Beruf zu einer Beschäftigung, worin wir es am weitesten bringen,a15 und womit wir gerade am nützlichsten werden können. Wenn denn auch äusserlichec16 Umstände uns auf einen andern Posten stellen:c17 |b30| so hört doch die Verbindlichkeit nicht auf, jene mit und neben /cunsern äusserlichenc\ ∥c18 Beruf zu treiben, es seyc19, uns auf |c29| einen andern Stand, der unsern Fähigkeiten und Neigungen angemeßnera20 ist, vorzubereiten, oder, weil doch die eigentliche Theologie von mehrernc21 Wissenschaften Licht und Unterstützung erhalten /ckan, diec\ ∥c22 Wissenschaften dazu zu benutzen, wodurch wir ihr die meiste Aufklärung und den meisten Eingang verschaffen können.
Unausprechlichen Schaden thun hiebeyc1 besonders übelverstandnec2 Begriffe von Gemeinnützigkeit, die wenigstens so oft zur Decke der Unwissen|a26|heit, der Trägheit, der Verachtung unerreichbarer Kenntnisse,a3 und des eingeschränkten Eigendünkels dienen müssen. – Gemeinnützig soll doch wohl das heißen,a4 was für Jedermann, was also selbst für den großena5 Haufen,c6 nutzbar ist,a7 oder doch nutzbar gemacht werden kanc8; unda9 wenn man darauf dringt, der Lehrer der Religion solle nur das Gemeinnützige lehren,a10 und darauf studierena11: so will man ohne Zweifel, er solle theils weiter nichtsc12 von der Religion vortragen, als was Jeder fassen,a13 und wovon Jeder Nutzen haben könne, theils darauf bedacht seyn,a14 es /csoc\ zu lehren, daß es auch Leuten von den gemeinsten Fähigkeiten einleuchte und nutzbar werde; brauche denn auch weiter nichts zu lernen,a15 als jene Jedem faßliche und nützliche Wahrheiten,a16 und die Kunst,a17 sie /cfürc\ Jedem nutzbar zu machen; wonach man seinen Fleiß ohngefähra18 |b31| auf die nothdürftigsten Kenntnisse der Glaubens- und Sittenlehre und auf Homiletik und Katechetik einzuschränken pflegt.
Daß man /cdieses schlechterdings treibenc\ ∥c1 müsse, ∥c2 daß auch der geringste Lehrer der Religion diese Kenntnisse und Geschicklichkeit nicht entbehren könne, wenn er auch /cnun einigermaßen ein würdiger Lehrer seyn wolle,c\ ∥c3 wer mag das /cleugnen? und werc\ ∥c4 nicht zugeben, daß das übrigec5 nicht in den Vortrag vor dem großena6 Haufen gehöre? Daß der Lehrer aber /aweiter nichtsa\ ∥a7 brauche; daß er seinen wichtigen Pflichten ein Genüge thue, wenn er nura8 in dem angegebenen Ver|c31|stande gemeinnützig |a27| zu werden suche; daß er selbst für den gemeinen Mann damit hinlänglicha9 sorge; daß, um dieses gewissenhaft leisten zu können, wenigea10 Kenntnisse erfordert werden,a11 und eigentliche Gelehrsamkeit entbehrlich seyc12 – wer dies behaupten kanc13, möchte wohl über seine Pflichten,a14 und über die Mittel sie zu erfüllen, wenig nachgedacht haben,a15 oder weniga16 davon zu urtheilen,c17 im Stande seyn.
Denn 1)a1 ist ∥c2 doch unleugbarc3, daß die Religion unsäglichen Schaden leide,a4 und wenigstens /cbey weitenc\ ∥c5 den heilsamen Eindruck nicht machea6, den sie machen /ckönnte –c\ ∥c7 wenn der geistliche /cStand,a8 c\ ∥c9 oder /cwenn Lehrer der Religion verachtet sind,c\ ∥c10 und der wird mit aller Arbeit wenig oder nichts fruch|b32|ten, der nicht seinem Stande Ehre zu machen,a11 und diesen selbst in Achtung zu erhalten weiß. So lange die, welche von ihm Belehrungc12 oder Erinnerungen annehmen sollen, denken, es seyc13 nichts leichterc14 als ein Prediger zu werden – ein Vorurtheil, das sehr leicht entsteht,a15 und sich bestärkt, wenn sie sehen, wie viela16 Unwürdige, die nichts /agelernetc17 haben,a\ ∥a18 und sich selbst nicht einmahlc19 zu regieren vermögen, die es auch wohl selbst nicht verheelenc20, wie bald sie mit ihrer sogenannten Vorbereitung und ∥c21 Amtsverrichtungen fertig werden können, ins Amt kommen;c22 – so lange sie sich einbilden, das allesc23, was sie von ihm lernen solltena24, wüßten sie schon – und das werden sie destomehrac25 glauben, wenn der Lehrer weiter nichts als das |a28| /cGemeine weiß; –c\ ∥c26 so lange sie ihm vorwerfena27 können, er spreche bloßc28 wie er von andernc29 gelernt habe, und es mit Unwillen glaubenc30, |c32| daß /cer bey Andrer sauren Arbeitenc\ ∥c31, für wenige Stunden Unterricht und einige /cKrankenbesuchec\ ∥c32, in Gemächlichkeit das Fett des Landes genießea33: so lange bleibt er, und mit ihm sein Stand und seine Beschäftigung, verachtet. Es ist nicht abzusehen, was ihn, ausserc34 dem Bestreben,a35 sich andernc36 nützlich zu machen, gegen dieses Vorurtheil schützen,a37 oder dieses von ihm ablehnen könne, als vorzügliche Einsichten, wodurch andrec38 von seiner Ueberlegenheit gewiß werden. In so fern ist ihm Gelehrsamkeit nöthig, verächtlichen Vorurtheilen zu entgehen, sich das so nöthige Vertrauen zu verschaffen,a39 und selbst im Stande zu seyn,a40 sein Ansehen wirklich geltend zu machen.
Und schränkt sich denn /a2)a\ seine ganze Pflicht bloß auf den /callgemeinen Unterrichtc\ ∥c1 ein? Ist nicht die Sorge für das geistliche Beste einzelnera2 Menschen, die ihm anvertraut sind, eine eben so wichtige, wo nicht wichtigere, wenigstens noch mühsamere Pflicht? Wenn er nun gelehrtere,ac3 oder, wie sehr zu wünschen ist, nachdenkende Zuhörer hat; wenn diese auf dunkle Stellen oder Zweifel in der Religion stossenc5 – ein Fall,a6 der sich beyc7 einigem Nachdenkena8 beyc9 Anwendung des Gelernten auf unsernc10 Gemüthszustand, beyc11 der immer gemeiner werdenden Aufklärung und /cLectüre,c\ ∥c12 den Religionsstreitigkeitena13, in die sich selbst der gemeine Mann mehr,c14 wie sonst,c15 mischt, |a29| und der überhand nehmenden Irreligion, gar nicht selten ereignet –; wenn siec16 ihm dergleichen Zweifel oder Gewissensfälle vorlegenc17, es seyc18, ihn auf die Probe zu stellen,a19 oder wirklich Belehrung und Gewissensruhe zu |c33| erhalten: /c–c\ wird er, ich sage nicht bloß, sein Ansehen erhalten, sondern auch für ihre Seele wirklich sorgen können, wenn ihm nicht Gelehrsamkeit, selbst in Sprachen, in Philosophie, /cinc\ Geschichte, zu Hülfe kommt, und er ∥c20 genöthigt ist,a21 sie mit allgemeiner Versicherung seines Mißfallens, mit Warnungen /cfürc\ ∥c22 Vernunft /cundc\ ∥c23 Nachstellungen des bösen Feindes,a24 und mit Forderung eines blinden Glaubens mehr abzuweisen,a25 undc26 sich verächtlich, die Religion selbst aber verdächtiga27 zu machen,c28 als ihnen die Zweifel zu benehmen, und ihr Gewissen zu leiten,ac29 oder zu beruhigen? Oder gehört nicht schon Gelehrsamkeit dazu, um ihnen |b34| nur begreiflich zu machen, warum sich keine nähere Belehrung geben lasse, oder daß die wahre und praktische Religion dabeyc30 nichts einbüßea31, wenn die Zweifel gar nicht, oder doch den Fragenden nicht,c32 benommen werden können?
Warum soll denn auch /a3)a\ das Gemeinnützige den Maaßstab hergeben, wornachc1 man den Werth eines Mannes oder einer Kenntniß schätzen, und worauf man am meisten sehen müsse, wenn man sich einer besonderen Beschäftigung widmen wolle? Gott hat die Gaben und Neigungen sehr |c34| mannigfaltig ausgetheilt, ohne Zweifel in der weisen Ab|a30|sicht, daß, weil nicht jeder /calles kan,c\ ∥c2 einer mit seinen /cbesondern Gaben,c\ ∥c3 dem, der /cdergleichen wozu nichtc\ ∥c4 hat, in die Hände arbeiten solle. Und es zeigt sich die Weisheit dieser Einrichtung dadurch, daß, wenn /calle Einerleyc\ ∥c5 darum trieben, weil es das Gemeinnützigste wäre, nicht nur unendlich viel Nützliches entbehrt, sondern auch viel Gemeinnütziges gar nicht,a6 oder nur sehr unvollkommen erhalten werden würde, wenn nicht das minder Nützliche zu dem Wichtigern mitwürktec7, ja sogar das Gemeinnützige, der Ackerbau z. B., ungemein viel von seinem /cWerth bey andernc\ ∥c8 verlieren müßtea9, wenn sich allec10 darauf verstünden,a11 oder allec12 damit beschäftigten. Man muß daher den Werth einer Beschäftigung nicht nach ihrenc13 ausgebreitetern oder auffallendern unmittelbaren Nutzen, sondern nach den größerna14 Fähigkeiten und der Mühe, die sie kostet, |b35| /cund /aman mußa\c\ ∥c15 den Werth eines Mannes nicht nach dem beurtheilen, womita16 er sich beschäftigt, sondern nach dem Fleiß,a17 den er darauf verwendet hat, um es darin zur möglichsten Vollkommenheit zu bringen. Es ist eine unverantwortliche Empörung gegen Gottes weise /cOrdnung –c\ ∥c18 die wir doch überall zum Muster nehmen /csollten –c\ ∥c19 mit Verachtung auf das herabzusehen, was nicht so gemeinnützig als etwas /cAndres scheint – zumahlc\ ∥c20 wenn das Gemeinnützige anders nichts ist,a21 als was zur unmittelbaren Befriedigung körperlicher oder zeitlicher Bedürfnisse dient; /c–c\ dadurch den mannigfaltigen Fleiß zu ersticken, und gerade gegen das am ungerechtesten zu werden, was die seltensten Talente voraussetzt, die größestec22 Anstrengung und Ge|a31|nauigkeit erfordert, und meistens die wenigste Ermunterung oder Belohnung findet.
Sorgt man aber auch /a4)a\ in der That selbst für den gemeinen Mann hinlänglich, wenn man sich bloß auf das vermeinte Gemeinnützige in der Religion einschränkt? – Nicht zu gedenken, daß es einen großen Unterschied unter dem /asogenanntena\ /cgemeinen Mannc\ ∥c1/a, und noch mehr unter denena\ giebt, /adie keine Gelehrte von Profession sind,a\ und /adaßa\ mancher darunter mehr Fähigkeit und natürlichen Wahrheitssinn (sensus communis) hat, als sich der Lehrer einbildet: sollen wir nur immer seine gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen? uns nur immer an seine jetzigec2 Fähigkeiten anschmiegen? |b36| ihn nie weiterc3 heben? /aniea\ schlafende Fähigkeiten /cerwecken? und,c\ ∥c4 wenn wir vorhersehen können, daß er, durch unsre Belehrung erwecktc5, bald mehr bedürfen werde, ∥c6 nicht schon zumc7 voraus dafür sorgen, daß Bedenklichkeiten, die gegen das Vorgetragene entstehen könnten, mehr schon durch den Unterricht abgeschnitten, als veranlaßt,a8 und danna9 erst mit Mühe gehoben werden; und daß, wenn er einmahlc10 weiter gerückt seyn werde, und unsre Belehrung nicht mehr haben könne, ihm doch gleichwohl schon fürs Künftige geholfen seyc11?
Wenn man nun vollends /a5)a\ gar nicht einmahlc1 im Stande wäre, das Gemeinnützige Andern /agemeinnützig mitzutheilena\ ∥a2, ohne vorher recht Vielesa3, selbst was man gar nicht vorzutragen hat, und |a32| ohne es recht gut gelernt zu haben? – Zuerst muß der Lehrer doch für sich, und er muß gewissenhaft lernen, so daß er von dem,a4 was er /cAndre lehren,a5 c\ ∥c6 und ihnen empfehlen will, selbst wahrhaftig |c36| überzeugt,a7 und dafür eingenommen seyc8, wie wird er sonst zu Andrerc9 Ueberzeugung und mit Wärme reden können? Aber dazu gehören viele Kenntnisse, aus /awelchen, zusammengenommen,a\ ∥a10 Ueberzeugung entsteht, viele eignec11 Erfahrungen und vielec12 Uebung,a13 allesc14, auch das Entferntere, auf das Herz und zur Bildung seiner eignenc15 guten Gesinnung anzuwenden. Und ein Lehrer muß Vielesa16 sich bekannt machen, was gar nicht für seine Zuhörer gehört,a17 oder, nach der gewöhnlichen Sprache, nicht |b37| gemeinnützig ist, um vorc18 sich ∥c19 gewiß zu seyn, daß, was er auch ihnen, wegen ihrer Unfähigkeit, nicht beweisen kann oder darf,a20 z. B. gewisse Erklärungen von Stellen der heiligen Schrift, er ihnen gleichwohl sicher und auf sein bloßes Ansehen vortragen könne. Es ist auch ganz etwas anders, mit eignenc21 Augen sehen, als bloß auf /cAndrer Creditc\ ∥c22 annehmen; und, wenn gleich der gemeine Christ das letztrec23 thun darf und muß /a(§. 15):c24 a\ ∥a25 so ists doch dem Lehrer, der Andernc26 vordenken soll, wenn er sich durch sich selbst /cwovonc\ ∥c27 überzeugen kanc28, nicht zu verzeihena29, daß er sich nur mit dem begnügt,a30 was Andrec31 ihm vorgedacht haben. Ja, selbst wenn er auch Anderer Vorarbeit benutzen will:c32 so muß er's doch gewissenhaft thun, also, beyc33 der so grossenc34 Verschiedenheit der Meinungen, beurtheilen können, was das Richtigste /csey; undc\ ∥c35 wie kanc36 er dasc37 ohne ∥c38 viele dazu gehörige,a39 z. B. philologische und historische Kenntnisse ∥c40?
Soll er ferner nur das Gemeinnützige lehren:c1 so muß er die gehörige Wahlc2 zwischen dem zu treffen wissen, |c37| was er zu sagen hat oder nicht. Diese Wahl erfordert, daß er mehr wissec3 als er zu sagen braucht, sonst lästac4 sich nicht wählen,c5 und daß er den Werth desjenigen, was er vortragen könnte, zu würdigen verstehe, sonst kanna6 er nicht das Gemeinnützige ausheben. Er wird vielmehr entweder aus Armuth an Sachen, was er weiß, ohne Unterschied vortragen,a7 und dadurch die Gemeinnützig|b38|keit aufgeben, oder das Alltägliche vortragen müssen,a8 und dadurch die Zuhörer ermüden,a9 oder dem Vortragc10 nicht das Unterhaltende geben können. – Endlich ist das Schwerste, gemeinnützige Sachen auch gemeinnützig,a11 /cd. i.c\ ∥c12 so zu sagen, daß es auch Unverständigernc13, Trägen, Eingenommenen und Gleichgültigen einleuchtend, wichtig und rührend werde. Dazu gehört wieder nicht nur viele, selbst feine, Kenntniß des menschlichen Herzens, um zu wissen, wo und wie man jeder Art /cZuhörerc\ ∥c14 am besten beykommec15, sondern auch die Geschicklichkeit,a16 /calles auf mehrernc\ ∥c17 Seiten anzusehn,ac18 eine Sache, die sich wieder ohne Mannigfaltigkeit und Reichthum der Erkenntniß nicht erreichen läßt.
Zwischen beydenc1 bisher erwähnten Abwegen des zu vielen oder zu wenigen Lernens (§. /c29–40) gehetc\ ∥c2 die rechte Straßea3 mitten durch; und die würde man halten /ckönnen –c\ ∥c4 wenn man sich den Zweck, Inhalt, Umfanga5 und Einfluß einer jeden Wissenschaft oder Art von Kenntnissen auf andrec6, vorläufig recht bekannt machte; /c–c\ wenn man danachc7 und nach unparteyischerac8 Prüfung seiner Fähigkeiten und Umstände, genau untersuchte, |a35| worauf man sich hauptsächlich zu legen hätte; /c–c\ wenn man alsdanna10 von den übrigen Wissenschaften so viel lernte,a11 als zur gründlichen Kenntniß dessen, was man vorzüglich treiben will, unentbehrlich ist; /c–c\ wenn man sich um die besten Hülfsmittel in jeder Wissenschaft bekümmerte, um diejenigen Wissenschaften, welche man /cbeyc\ ∥c12 Seite laßenac13 müssen, nachholen, und die, welche man bereits getrieben, noch vollständiger lernen zu können; /c–c\ wenn man endlich, um sich Zeit zu sparen,ac14 und allesc15 aufs vortheilhafteste zu treiben, die |b41| beste Art kennen zu lernen suchte, wie man, mit Beyseitsetzungc16 des Unnöthigen oder Mindernöthigen, allesc17 aufs kürzeste und sicherste lernte.
/cHiezu würdec\ ∥c1 eine allgemeinere Anleitung, wie sich ein angehender Theologe oder künftigec2 Lehrer der Religion zu bilden /chättec\ ∥c3 sehr dienlich /cseyn, und diese müßte danna4 c\ ∥c5 von den Kenntnissen handeln, die er erlangen, von den Fähigkeiten,a6 die er haben, und von den /cHülfsmittelnc\ ∥c7 und ∥c8 Uebungen,a9 die er /cbrauchen müßte (§. 20.).a10 c\ ∥c11
Eine solche Anleitung /cmüßte –c\ ∥c1 in Absicht auf Kenntnisse oder Wissenschaften, /cgleichsam wie eine Landcharte,c\ ∥c2 zeigen, welche Wissenschaften zur Theologie inc3 sich oder als nothwendige Hülfswissenschaften gehören; welchen Umfang, welchen |b42| Nutzen oder Einfluß eine jede auf die andere hat; wie weit eine jede bisher bebaut ist; wo und welche Lücken in ihr sind; wie /csie könnten ergänzt,a4 c\ ∥c5 und wie überhaupt jede, oder /cwodurch,c\ ∥c6 noch vollkommnerc7 werden ∥c8. – /cBey den nöthigenc\ ∥c9 Fähigkeiten müßtenc10 ihre Nothwendigkeit, ihre Kennzeichen,a11 und die beste Art,a12 sie möglichst zu ersetzen und zu verbessern, /cangegeben, undc\ ∥c13 – beyc14 den Hülfsmitteln und /cUebungen,c\ ∥c15 die besten Bücher, die sichersten Regeln,a16 jede Wissenschaft zu studierena17, und die vortheilhafteste Art der Uebung /cvorgestellt werdenc\ ∥c18.
/cSonach würde dergleichen Anleitung einen großena1 Nutzen haben, der zugleich zu erkennen gäbea2, nach welchem Gesichtspunct man die Theologie oder einzelnea3 Theile derselben studierena4 müsse. In so fernc\ ∥c5 sie zeigtec6, was und wie viel zu einem würdigen Lehrer der Religion /cgehörte, würdec\ ∥c7 sie unsc8 in den Stand setzen, unsc9 gewissenhaft zu prüfen,a10 ob wirc11 dazu fähig seyn möchtenc12 oder nicht. Diese Prüfung kanc13 nie sorgfältig genug seyn. /cWie kan manc\ ∥c14 immer mit wahrer Zufriedenheit auf seine getroffnec15 Wahl /czurück sehen, – wenn manc\ ∥c16 nicht überzeugt ist, daß unsc17 Gott zu denc18 gewählten Standc19 berufen hat, daß /cwir unsc\ ∥c20 seines Wohlgefallens und Segens dabeyc21 getrösten könnenc22, daß /cwir unsc\ ∥c23 nicht /cdem Standc\ ∥c24 entzogen habenc25, den er unsc26 durch das Maaß der geschenkten Kräfte und der darauf gegründeten Neigungen angewiesen /chatte? –c\ ∥c27 wenn man |a38| sieht, wie unnütz man ist, |c42| wenigstens wie /cbey weitenc\ ∥c28 nicht so nützlich man ∥c29 für die Welt seyn /ckan in dem gewählten Stande,a30 c\ ∥c31 als in einem andern,c32 und wie lästig man denen fallen muß, die durch uns gezüchtigt werden,a33 und uns äusserlicherc34 Umstände wegen behalten /cmüssen,c\ ∥c35 wie hinderlich /azugleicha\ für Andrec36, mit welchen ihnen weit besser gerathen /cwäre? –c\ ∥c37 wenn man hinterher gewahr wird, daß man nicht nur oft selbst seinem zeitlichen Glückea38 im Lichte gestan|b44|den, sondern – welchesc39 noch schlimmer ist – daß /cunsc\ die Beschäftigungen dieses Berufs schwer und /cverdrießlich werden,c\ ∥c40 daß man, statt Zutrauen zu haben, verachtet wird,c41 daß man auch wohl oft, wegen gebrauchter schlechtenc42 Mittel,a43 sich äusserlichc44 fortzubringen,a45 oder wegen bloß zeitlicher Absichten beyc46 der Wahl seines Berufs, mit Abscheu an sich selbst denken muß?
Wie nun eine solche Anleitung hiedurchc1 den, der keinen Beruf zu einem Lehrer der Religion hätte, noch zu rechter Zeit erinnern könnte, sich einer andern Beschäftigung zu widmen, der er mehr gewachsen wäre,a2 und wodurch er, nach Gottes Absichten, Andern nützlicher werden würde: so könnte sie hingegen den, der sich wirklich aufgelegt dazu fühlte,a3 und seiner ganzen Pflicht, als ein solcher Lehrer, Genüge thun wollte, den Umfang dieser Pflichten und die beste Art sie zu erfüllen, lehren. Die Vorstellung dieses großena4 Umfangs würdec5 ihn nicht niederschlagen. Denn, wo ihm Schwie|a39|rigkeiten aufstießena6, kämenc7 sie ihm nicht unerwartet; er kenntec8 denn auch schon /cdurch diese Anleitungc\ die Mittel,a9 sie zu überwinden;c10 und dies würdec11 ihn, nebst dem erkannten Nutzen und Einfluß einer Wissenschaft und Beschäftigung auf die andrec12, sogara13 zu desto mehrernc14 Fleiß ermuntern.
Da indessen Niemand allesc1 mit gleichem Fleiß und gleich glücklichem Erfolg treiben /ckann: so würde |b45| siec\ ∥c2 jedem die Beschäftigungen anweisenc3, welche nach seinen Fähigkeiten und Neigungen eigentlich für ihna4 gehörten, um sich nicht zu sehr zu zerstreuen, und, indem er seinen Fleiß theiltec5, in keinem Theil der Theologie etwas einigermaßena6 Vollkommnesc7 zu leisten. /cSie würde ihn demnach, da erc\ ∥c8 keinen Theil der Theologie zu seiner Hauptbeschäftigung ganz entbehren /ckan,c\ ∥c9 auch ∥c10 lehren ∥c11, wie viel er daraus zu seinem Hauptzweck bedürftec12; wie und wodurch er sich am besten darin forthelfen, und, wenn er etwas hätte beyc13 Seite laßenac14 müssen, das er hinterher noch brauchte, wie er esc15, nach seinen Bedürfnissen, nachholen könntec16.
Endlich würdec1 sie ihm Zeit, Mühe und Kosten ersparen helfen. Denn man hat schon viel gewonnen, wenn man weiß,a2 was /cfür uns nothwendig undc\ ∥c3 entbehrlich oder minder wichtig /cistc\; was /cunsc\ schon gut vorgearbeitet,a4 oder was zu ergänzen und zu verbessern ist; in welcher Ordnung |a40| man jedes aufs Beste vornehmen kanc5; welche Hülfsmittel zu jeder Zeit, beymc6 Anfang oder Fortgang, die dienlichsten sind. Und über dieses alles soll uns eine solche Anleitung unterrichten.
Noch einleuchtender wird ihre Nothwendigkeit, wenn man einen Blick auf die jetzige Verfassung oder vielmehr den Verfall unsrerc1 Schulen und Universitäten wirft. – Unstreitig eilt man |b46| jetzt viel früher als sonst, und im Gan|c44|zen genommen,c2 viel unbereiteter, von jenen auf diese. Mag's seyn, daß man durch die neuerliche Einrichtung unsrer Schulen mehr auch für den Ungelehrten, für die Bildung des guten Bürgers, für Abschneidung vieler Umwege beyc3 dem Studierena4, gesorgt hat;c5 für die, welche sich den eigentlichen Wissenschaften widmen sollen, hat man gewiß, /cim gleichen Maaßc\ ∥c6, nicht gesorgt. Wer dieses Urtheil einer Unbilligkeit zeihen will, den kanc7 man /cauffordern –c\ ∥c8 wenn er unsre meisten Schulen kennt,a9 und weiß, was zur gründlichen Kenntniß der Wissenschaften /cgehört – unparteyischa10 c\ ∥c11 die Fragen zu beantworten: /c–c\ Treibt man nicht jetzt zu Vielerleyc12 auf Schulen? /c– zuc\ ∥c13 viele sinnliche Beschäftigungen,a14 und zu wenig solche, die zur eigentlichen Bildung des Geistes dienen? /c– unterc\ ∥c15 den Wissenschaftena16 diejenigen zu wenig, welche zur Vorbereitung auf die übrigen nöthig sind, Sprachenc17 z. B., und die hingegen, welche schon mehr andrec18 Kenntnisse voraussetzen, und den höhernc19 Schulen vorbehalten |a41| werden sollten, zu früh oder zu viel? /c–c\ Sieht man eben so sehr darauf, daß etwas recht gut und gründlich, als daß Vielesa20 gelernt werde,c21 und istsc22 besser, weniger und gut, oder Vielesac23 und obenhin, zu lernen? /c–c\ Wird die Jugend auch genug geübt, und zu eignemc25 Nachdenken und ∥c26 Arbeiten, auch wenn sie beschwerlich sind, angehalten? – Wird sie genug gegen Zerstreuung, Flüchtigkeit und Dünkela27 verwahrt?
Wenn in Schulen nicht genug aufc1 Universitäten vorbereitet wird:c2 so kanc3 vieles auf diesen gar nicht von den Lernenden verstanden, ja /aes kanc4 a\ ihnen nicht einmahlc5 die |c45| Nothwendigkeit mancher Kenntnisse,a6 und wie viel zur Gründlichkeit des Wissens gehört, recht einleuchtend gemacht werden. Selten verstattet dies, nebst dem Mangel des Geschmacks an Wissenschaften und ihrer gründlichen Kenntniß, dem Mangel der Zeit, und der Menge dessen,a7 was sie erst, oder was sie besser,c8 lernen sollen, das Versäumte nachzuholen; zumala9 wenn sie nicht gewöhnt worden sind, sich selbst zu treiben. Eilen sie danna10, wie gewöhnlich, zu schnell wieder von Universitäten weg; finden, beyc11 einer /cübelverstandnen Freyheitc\ ∥c12, mehr Geschmack an Vergnügungen als anc13 Studierena14; und kommt die Einbildung dazu, daß sie vieles nicht erst zu lernen bedürftenc15, oder gar der Kitzel, sich bald hören zu laßen,ac16 und sich danna18 für reif genug zum Amte zu halten: – was wäre daa19 auszurichten?
Die einzige Hülfe – wo sie noch möglich ist,c1 – könnte für die, welche Theologie studierena2 wollen, von einem Unterrichtea3 über den Umfang der Wissenschaften, die Erfordernisse und Hülfsmittel beyc4 der Theologie, erwartet werden. Er kanc5 doch die so nöthige Selbstkenntniß beyc6 denen, die noch nicht, oder nicht ganz, verdorben sind, und die Kenntniß befördern, wie viel dazu gehöre, um mit Würde den Beruf eines Lehrers der Religion zu führen. Und, /c–c\ wenn Universitäten die eigentlichen Pflanzschulen künftiger Lehrer sind; /c–c\ wenn man da am sichersten und vollständigstena7 erfahren kanc8, wie weit bis jetzt das Feld der Theologie bebaut ist; /c–c\ wenn so viel davon abhängt, daß |a43| man gleich im Anfang seine akademischena9 Studien gut einrichte;c10 daß man sich nicht durch Mode oder /adurcha\ selbst noch Rathsbedürfige oder aus Leidenschaften Rathende, sondern durch Verständigere und der Sachen Kundige leiten lasse; daß man frühzeitig lerne, /cwas? warum?c\ ∥c11 und wie?c12 man auf Universitäten hören müsse:a13 – so wird eine solche Anweisung immer nicht nur eine gute Vor|b49|bereitung auf das übrige Studierena14, sondern auch eine große Beyhülfec15 auf das künftige weitere Fortschreiten nach vollendeten Universitätsjahrena16 seyn.
Unter den Büchern, die einen solchen Unterricht,a1 oder vielmehr einige Beyträgec2 dazu,a3 enthalten, /cund wovon die allermeistenc\ ∥c4 entweder unsernc5 Zeitbedürfnissen,a6 oder der Aufklärung, den Grundsätzen und der Verfassung evangelischera7 /cKirchen, gar nicht angemessen sind, verdienen, wiewohl in sehr verschiedner Absicht, verglichen zu werden:c\
Alles, was man in einer solchen Anleitung mit Recht erwarten /ckan, betriftc\ ∥c1 entweder die Kenntnisse, die ein angehender Lehrer der Religion zu erlangen suchen, oder die Fähigkeiten, die er |a45| besitzen, oder die Uebungen, die er anstellen muß /c(§. 42)c\. Und weil alle zu seiner Bildung, als eines Religionslehrersa2, nöthige Kenntnisse oder Wissenschaften entweder Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften sind, oder die eigentliche Theologie,a3 d. i. die Lehren der Religion und die richtigen Vorstellungen davon selbst, nebst den dazu nöthigen Beylagenc4, enthalten, oder die Mittheilung derselben an Andre,ac5 und die ganze weise und nutzbare Führung des Lehramts betreffen: so wird die folgende Anleitung vier Theile begreifen: