Wir kommen zu den sogenannten schönen Wissenschaften, wohin man ∥c3 Redekunst und Dichtkunst zu rechnen pflegt. – /cWas habenc\ ∥c4 diese vorc5 andern Wissenschaften und Künsten |c278| /ceignes? – Darinc\ ∥c6 ist man wohl ∥c7 eins, daß der Redner und Dichter nicht bloß ∥c8 vorstellen, /cbloßc\ lehren oder erzählen, sondern ∥c9 dergestalt vorstellen wolle, daß er für oder wider die Sache einnehme, Gefallen an der dargestellten Sache,a10 oder /cMißfallenc\ ∥c11 errege. Dieses läßt sich entweder durch die Sachen selbst bewirken, (die schon in so fern gefallen, als sie unsrec12 Thätigkeit beschäftigen,a13 und unsrec14 Wißbegierde befriedigen,)c15 oder durch die Art,a16 wie man sie vorstellt. Dieses /cletztre kanc\ ∥c17 wieder entweder durch Verdeutlichung oder durch Versinnlichung geschehen. Jenes ist der Zweck der strengern, *) dieses der schönen Wissenschaften und Künste. Die schönen Wissenschaften gehen darauf hinaus, vermittelst der Rede, also vermittelst willkührlicher, und nur durch den Gebrauch gebilligter |a261| Zeichen, die gedachte Absicht auszuführen; die schönen Künste aber, durch natürliche Zeichen, |b311| wodurch eine Vorstellung der /cSachen bewirketc\ ∥c18 werden kanc19.
Sonach sind die schönen Wissenschaften solche, welche lehren, wie man den Vortrag versinnlichen, und dadurch an dena3 Sachen selbst Gefallen oder Mißfallen erregen soll. Sie beschäftigen sich also 1) nur mit Bildung des Vortrags oder des Ausdrucks der Sachen durch Worte. |c280| 2) Ihr Zweck ist, Vergnügen, oder das Gegentheil, an den vorgetragenen Sachen zu |a263| |b313| erwecken, welches übrigens die Belehrung nicht ausschließt, nur daß diese nicht der nächste Zweck ist. Diesen Zweck suchen sie 3) durch die Form der Vorstellung oder die Art des Vortrags und die Einkleidung der Sachen zu befördern, indem sie dadurch 4) die Sachen sinnlich darstellen, welcher Vortrag eben durch dieses Sinnliche gefallen, und daher auch Gefallen an den Sachen erwecken soll. Durch das erste Stück unterscheiden sie sich von den schönen Künsten; durch die dreyc4 letztern von den strengerna5 Wissenschaften. – Da sie aber, abgesehen von der Rede, die sie als Mittel zu jener Absicht bilden sollen, einerleyc6 allgemeine Regeln mit den schönen Künsten enthalten: so läßt sich eine allgemeinere Wissenschaft entwerfen, welche die Regeln für schöne Wissenschaften und Künste zugleich, oder die Regeln der Vollkommenheit sinnlicher Erkenntniß und ihres Ausdrucks in sich faßt. A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik gegeben.
So schwer es ist, die Gränzen bestimmt anzugeben, wo sich Werke der Rede- oder Dichtkunst scheiden:c3 so läßt sich doch der Hauptcharakter von beyderleyc4 Werken beyc5 einiger Aufmerksamkeit nicht verkennen. Offenbar nähern sich jene mehr |b315| den Werken der strengern Wissenschaften,c6 (§. 262)ac7 diese, den Werken der schönen Künste. Der Charakter dichterischer Werke ist:a9 allesc10 so gegenwärtig als möglich darzustellen, die Vorstellungen davon |a265| so lebhaft zu machen, als es immer die Natur der Sache und der Rede erlaubt, d. i. viele klare oder solche Merkmale der Sachen, die eine Menge von Nebenvorstellungen erwecken, wodurch die Sachen selbst klärerc11 oder anzüglicherc12 werden, auf einmal zum Uebersehen darzustellen. Sie ziehen also oft selbst dunkle Vorstellungen mit ins Spiel; Werke der Redekunst hingegen suchen die nemlicheac13 Wirkung mehr nach undc15 nach hervor|c282|zubringen, legen das, was zur klaren Vorstellung der Sachen gehört, mehr aus einander, nehmen deutliche Vorstellungen so weit zu Hülfe, als es ohne Schwächung der sinnlichen Darstellung geschehen kanc16. Gleichwohl haben beyderleyc17 Werke den Zweck, durch /csinnliche Darstellungc\ ∥c18 der Sachenc19 Gefallen an /cden Sachenc\ ∥c20 selbst zu erregen, und, da dieses anders nicht als durch Vorstellungen geschehen kanc21, auch zu belehren. Demnach kanc22 wohl der wesentliche Unterschied zwischen den Werken der Rede- und der Dichtkunst am sichersten nach dem Zweck bestimmt werden, der in beyderleyc23 Werken am meisten hervorsticht;c24 und dieser ist, beyc25 Werken der Redekunst, Belehrung,a26 oder extensive Deutlichkeit (§. 262.a27 Anm. 2.),a28 wozu Lebhaftigkeit der Darstellung nur als Mittel gebraucht /cwird, beyc\ ∥c29 dichterischen Werken aber, Lebhaftigkeit, und Belehrung nur so weit, als sie Lebhaftigkeit befördern kanc30.
/cHienach würdec\ ∥c3 der den Namen eines Redners (Orator) verdienen, der die Geschicklichkeit besäßeac4, durch einen sinnlich deutlichen, /cundc\ der ∥c6 den Namena7 ∥c8 Dichters, welcher die Geschicklichkeit hättec9, durch einen sinnlich lebhaften Vortrag /cSachen annehmlichc\ ∥c10 darzustellen. Die Anweisung zu diesem Vortrag würdec11 die Poetik oder Dichtkunstc12 (als Wissenschaft oder Innbegriffac13 von Vorschriften genommen); die Anweisung aber zu jenema15 Vortrag, die Redekunst (Rhetorik) im weitern Verstande,a16 oder Theorie der /cBeredsamkeit seync\ ∥c17.
Schönheit wirkt auf jeden Menschen mit unwiderstehlicher Gewalt, und die schöne Gestalt, unter der eine Sache erscheint, nimmt uns für die Sache selbst ein. Man verweilt gern mit seiner Betrachtung beyc3 solchen Gegenständen, und man kanc4 sicher auf Eindruck beyc5 Andern rechnen, wenn man das, womit man Eindruck machen will, bekleidet mit diesen Reitzen darzustellen weiß. Schon diesc6 könntea7 jeden überzeugen, wie nöthig es seyc8, das zu studieren, was wirklich schön ist, und wie man einer Sache diese Gestalt geben könne; wäre es auch nur 1) um /cunsre eignec\ ∥c9 Aufmerksamkeit zu fesseln, unsrec10 Seele zu einer angenehmen Unterhaltung mit gewissen Sachen zu stimmen, unserna11 Fleiß zu ihrer Untersuchung zu erregen und zu erhalten; noch mehr,a12 um nur vorerst Andrec13 dahin zu bringen, daß sie uns hören, und, wenn |b319| sie dahin gebracht sind, eben den Antheil an der Sache nehmen, den wir ihnen einflößena14 wollen.
Und ist denn 2) unsrec3 sinnliche Erkenntniß weniger wirksam als die deutliche? Bedarf sie der Erweiterung, der Berichtigung, der Leitung, weniger als diese? Wir urtheilen und handeln doch häufiger nach Empfindung als nach Ueberlegung,c4 müssen |a269| selbst oft, wenn es uns an Zeit oder hinlänglichen Gründen der Entscheidung fehlt, dena5 Ausspruch der Empfindung überlaßenac6. Empfindung spricht gemeiniglich stärker als /cVernunft, letztrec\ ∥c7 wenigstens weit stärker für oder wider eine Sache, wenn sie durch das Urtheil der Empfindung unterstützt wird. Sinnliche Vorstellungen sind auch die Grundlage der vernünftigen; wo jene ganz mangeln, fehlt es auch an diesen; wo jene irren, theilt sich der Irrthum auch diesen mit. Jene können oft mißleiten; nur die Vernunft sichert den Menschen dagegen, nur sie kanc8 die Gesetze entwerfen, wonach die Sinnlichkeit eingeschränkt und gelenkt werden muß; diese bedarf also sowohl als der Verstand einer regelmäßigen Bearbeitung, Pflege und Richtung. Und wenn der Mensch zwischen den Thieren und /cden Engelnc\ ∥c9 in der Mitte steht, nicht bloß gröbern Empfindungen, wie jene, folgen darf, und nicht bloß vernünftigen Vorstellungen folgen kanac10 wie diese: was ist zu seiner Bildung nöthiger, als die Bildung feinerer Empfindungen, in welchen sinnliche und deutliche Vorstellungen gleichsam in einander schmelzen?
Mag es 3) seyn, daß Genie und Geschmack mehr als alle Regeln der Kunst vermag, daß ohne beydesc3 weder ein schönes Werk hervorgebracht, noch auch einmal geschätzt werden kanc4: so kanc5 doch jenes ausschweifen, und dieser verdorben werden, oder schon verdorben seyn. Beydesc6 be|c286|darf |a270| wenigstens Uebung und Nahrung. Wenn nun Genie nichts anders ist als vorzügliche Stärke der Seelenkräfte, und wenn dazu eine vorzügliche Aufgelegtheit zu sehr lebhaften oder sehr deutlichen Vorstellungen, sowohl als eine vorzügliche Reitzbarkeit des Geistes zu dergleichen Vorstellungen gehört: so wird ein Mann von Genie weit mehr Bedürfnisse fühlen als ein Andrer,ac7 er wird nicht mit dem Gemeinen zufrieden seyn, sondern nach denc9 Vollkommnern dürsten, und, ist er zu sehr lebhaften Vorstellungen aufgelegt, so wird er gerade sinnlicher Vorstellungen der Vollkommenheit /cbedürfen; daherc\ ∥c10 werden eben Werke der schönen Künste das seyn, was dem Genie die meiste Nahrung giebt, weil sie ganz eigentlich dergleichen Vorstellungen gewähren. Weil aber ein lebhafter und reitzbarer Geist auch leichter hingerissen wird:c11 so wird eben darum das fleißige Studium fester Regeln zur Beurtheilung des Schönen, d. i. der sinnlichen Vollkommenheit, ihn gegen Ausschweifungen verwahren, und seinen Geschmack, d. i. seine sinnliche Beurtheilungskraft, bilden.
Von den schönen Wissenschaften und Künsten können auch 4) viele andrec3 Wissenschaften großea4 Vortheile ziehen. Sie führen uns, wenn man sie fleißig studieretc5, auf viele feine Beobachtungen über die Kräfte, Triebfedern und Ver|c287|änderungen der menschlichen Seele, und erweitern dadurch nicht nur die Kenntniß der Psychologie, sondern leiten uns auch auf Grundsätze, viele, zum Theil widersprechend scheinende, Erscheinungen zu erklären. Hiedurchc6 gewinnt die Aesthetik, die Logik, das feinere Sprachstudium, die Geschichte, sofern sie pragmatisch behandelt wird, die Moral, in Absicht auf neue oder neubestimmte Pflichten, auf neue Bewegungsgründe, auf bessrec7 Art die Ausübung unsrerc8 Pflichten zu befördern, und eben dadurch selbst die Religion. Wie weit anziehender sind selbst alle diese Wissenschaften wordenc9, und haben die Lernbegierde selbst der Ungelehrten erregt, seitdem man ihnen durch |b322| /cHülfe der schönen Wissenschaftenc\ ∥c10 ein gefälligeres Gewand gegeben hat?
Was hilft auch 5) alle Erkenntniß, wenn sie nicht wirksam ist? Diesc3 wird sie aber, je lebhafter, und überhaupt je sinnlicher sie uns die Sachenc4, die wir begehren oder verabscheuen sollen, darstellt;c5 und diese Klarheit und Lebhaftigkeit den Vorstellungen zu geben, ist ganz eigent|a272|lich der Zweck, worauf die schönen Wissenschaften arbeiten. Ihr Studium benimmt der Denkungsart das Trockne und Einförmige, das so wenig reitzt und unterhält,c6 benimmt dem Charakter das Rauhe,a7 und macht ihn geschmeidiger, stimmt die Seele zu sanftern Empfindungen, macht sie theilnehmender an allemc8, was den Menschen interessirena9 kanc10, veredelt unsre ganze Natur. Wie sehr es daher /c–c\ 6) auf die Leidenschaften wirke, es seyc11, sie zu mildern und einzuschränken, oder sie in Bewegung zu setzen, wie sehr /c–c\ 7) auf die Beförderung aller Tugenden, bedarf keiner Ausführung. Wer fühlt die Macht der wahren Beredsamkeitc12 und Dicht|c288|kunst nicht? /cund wasc\ ∥c13 hat von jeher jeden noch so rohen Menschen oder ∥c14 Nation biegsamer und menschlicher gemacht, als Werke der ∥c15 Schönheit ∥c16? – Selbst von den höhern Wirkungen abgesehen, die alle dergleichen Werke hervorbringen können, abgesehen also davon, daß sie die Fähigkeiten des Menschen veredeln, sei|b323|nen thätigen Fleiß in Bewegung setzen und unterhalten, ihn lehren und antreiben, durch Thätigkeit nach der Vollkommenheit zu ringen, – selbst die Glückseligkeit dera17 Menschen auf Genuß und bloßesa18 Vergnügen /ceingeschränkt: veredlenc\ ∥c19 sie doch schon dieses Vergnügen,c20 sie machen es unschädlicher,c21 sie verhindern /cdiec\ zu frühe Sättigung und Uebermaaß,c22 sie befördern mehr den Geschmack an geistigen Vergnügungen, der nie den Menschen so tief sinken läßtc23 als der Geschmack /cam gröbern Vergnügenc\ ∥c24, der doch /aaucha\ den Geist immer mit beschäftigt, der ihm eher die Rückkehr zum Besin|a273|nen und den Verstand /czu Gegenvorstellungenc\ ∥c25 offen erhält.
Wenn die Werke der schönen Wissenschaften und Künste, oder diese selbst, diese angegebnenc3 Vortheile nicht wirklich gewähren, oder wenn sie gar den Geist, das Herz und die Sitten verderben helfen: so liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern an dem Mißbrauch, den man mit ihnen treibt. Eigentlich sollte Schönheit der Kunst, wie Schönheit in der Natur, nur dazu dienen, durch erregtes Vergnügen die Seele zu erheitern, zu stärken, und die Fähigkeiten des Menschen zur Thätigkeit, zum Streben nach größrerc4 Vollkommenheit, zu spannen; seine Aufmerksamkeit und seine Neigungen auf das, was wahr, was nützlich, was sittlich |c289| gut ist, zu lenken. Es sollte alle sinnliche Erkennt|b324|niß und Neigung des mit höhern Fähigkeiten gezierten, zu höhern Absichten bestimmten Menschen, unter der Regierung seiner Vernunft stehen, diese, nicht nur die Wahl, das Maaß, das Ziel aller sinnlichen Vergnügungen bestimmen, sondern auch,c5 als Begleiterin der Empfindung, allgemeinere Gesetze zur Beurtheilung des Schönen entdecken und festsetzen, das Genie und den Geschmack regelmäßig machen, und den, der schöne Werke studierte, wenn ihm dazu die Talente nicht versagt sind, zur Verfertigung ähnlicher schönen Werke bilden. Fehlt es an diesen zweyc6 Stücken; /c–c\ begnügt man sich mit dem Vergnügen, das die Werke der schönen Kunst erwecken; /c–c\ überläßt man sich bloß den |a274| sinnlichen Eindrücken,c7 studiert man diese Werke nicht nach Regeln, zieht daraus nie das Allgemeinere, was uns in ähnlichen Fällen leiten könnte: so wundere man sich nicht, /c–c\ wenn man beyc8 steter Beschäftigung mit schönen Werken, doch nie durch diese an Verstand, an Geschmack, an Herzen, an Sitten und ima9 guten Vortrag gebildet wird; /c–c\ wenn man, von dem Geist dieser Werke entwöhnt, bloß an äusserlichenc10 Verzierungen hängen bleibt, in Tändeleyenc11 seine Nahrung sucht, wichtigere Pflichen darüber vergißt, nach und nach den Geschmack an allem Ernsthaften, an aller deutlichen Kenntniß, an allemc12, was nicht geschmückt ist, oder keinen Schmuck verträgt, verliert; und /c–c\ wenn man, indem es uns an Genie oder Geschmack zu wahrhaftigc13 schönen Werken fehlt, den Empfindler oder Gecken spielt, oder, hat man jene Talente, |b325| selbst den Reitz der Schönheit zu Verstellung der Wahrheit und Empfehlung der Laster, wenigstens feinerer Ausschweifungen, mißbraucht.
/cSchöne Wissenschaftenc\ ∥c3 und das Bestreben, sich zum anzüglichenc4 und gefälligen Vortrag zu bilden, sollten keinem Gelehrten, am wenigsten dem gleichgültig seyn, der künftig ein Lehrerc5 der Religionc6 werden will. – Mag es seyn, daß Wahrheit, daß deutliche Einsicht und Ueberzeugung, der Haupt-c7 oder vielmehr der nächste Zweck der Wissenschaften seyc8, daß die überzeugende und eindringliche Kraft der Wahrheit selbst ihr Beyfallc9 verschaffe, daß es oft genug seyc10, diesen durch deutliche Darlegung der |a275| Gründe zu befördern: so liegen doch in denen, die man überzeugen will, Hindernisse genug, welche dieser Ueberzeugung und dem Eindruckc11 den Zugang versperren,a12 oder die Ueberzeugung nicht zur Entschließunga13, die Entschließunga14 nicht zur That kommen laßen,ac15 und der Eindruck, den die Wahrheit macht, kanc17 doch immer durch den Vortrag verstärkt werden. Wenn daher ein Lehrer der Religion alles Möglichea18 thun muß, um ihr und allem Guten Eingang zu verschaffen:c19 so muß er nichts vernachläßigen,ac20 was seinen Vortrag eindringlich und annehmlich machen kanc22. Ein trockner oder geschmackloser Vortrag erweckt Widrigkeit gegen Sachen selbst, oder verhindert doch den Antheil, den man daran nehmen sollte. Ein Vortrag, der |b326| sich durch seine Annehmlichkeit empfiehlt, erregt die Aufmerksamkeit, und unterhält sie, macht den Zuhörer geneigtac23 das Vorgetragnec24 zu untersuchen, und das Empfohlnec25 zu versuchen, bricht dadurch die Macht der Gleichgültigkeit, der Vorurtheile und bösen Gewohnheiten, theilt den Antheil, den der Lehrer an den Sachen verräth, auch dem Zuhörer mit, verstärkt wenigstens durch seine Reitze den Eindruck noch mehr, den die Wahrheit und das Gute |c291| an sich, und die Gründe dafür in der Seele erregen können. Wenn ein Lehrer keine Fähigkeit, Hülfsmittel oder Mußea26 hätte, sich ausgebreitete und ganz deutliche Erkenntniß zugleich mit der Geschicklichkeit im Vortrag zu erwerben:c27 so wäre es verzeihlicher, sich mit einer guten aber mäßigen Erkenntniß zu begnügen, und desto mehr Fleiß auf den Vortrag zu wenden, alsa28 beyc29 dem eifrigen Bestre|a276|ben nach Weitläufigkeit und Deutlichkeit der Erkenntniß, diesen zu vernachläßigenc30.
Und gewiß hat doch auch der Lehrer, der selbst eines gewissen Ansehensc2 und guten Vorurtheils bedarf, um die Religion wirksamer empfehlen zu können, Ursach genug, sich dieses durch feinere Sitten zu erwerben und zu erhalten. Aber der vernünftigerea3 Theil der gesitteten Welt schätzt und erwartet diese nach derjenigen Art von Ausbildung, die der Charakter und Beruf eines Gelehrten oder Lehrers mit sich zu bringen scheint, das ist, nicht nur nach ausgebreitetern und gründlichern Kenntnissen, die ihn über Andrec4 erheben, sondern auch nach der Geschicklichkeit, diese aufs wirksamste mitzutheilen. Bemerkt man diese Geschicklichkeit an einem Lehrer, und sieht man, daß er sie geflissentlich zu erwerben und zu benutzen suche: so giebt dieses den Zuhörern die |c292| Ueberzeugung, daß es ihm nicht gleichgültig seyc5, ihnen zu gefallen, sich zu ihnen herabzulaßenac6, ihnen auf dem Wege beyzukommenc7, wo sie am liebsten mit ihm wandeln; welches nothwendig mehr Zutrauen und Liebe erwecken muß, als wenn man wahrnimmt, daß ihm das Wohlgefallen der Zuhörer an seinem Vortragc8 gleich|a277|gültig, und ihm allesc9 für diese Zuhörer gut genug scheine.
Sogar um sein selbst willen sollte ein Lehrer der Religion in Bildung seines Vortrags nicht |b328| nachläßigc2 seyn. Denn wenn das wahr ist, was oben (§. 59 f.) über den Einfluß der Sprache auf die Bildung des Verstandes und Herzens gesagt wurde:c3 so wird seine Erkenntniß weit klärerc4, lebhafter und lebendiger werden, wenn er sie aufs möglichstec5 zu versinnlichen sucht, so weit es immer ohne Nachtheil der /cdeutlichen Erkenntnißc\ ∥c6 geschehen kanc7. Dazu dient aber das Studium der schönen Wissenschaften (§. /a262. 263c8a\ ∥a9); und beyc10 praktischen Wissenschaften, wie die Religion ist, die er eigentlich praktisch vortragen muß, sind die angegebnenc11 Eigenschaften der Erkenntniß, wo nicht noch wichtiger, doch wenigstens eben so wichtig, als deutlichec12 und /cbestimmte Erkenntnißc\ ∥c13. – Und wenn die immer mehrere Ausbreitung des guten Geschmacks, wie unten erhellen wird, sehr viel zur Aufklärung in der Religion und zur Läuterung der Frömmigkeit /cbeytragen kanc\ ∥c14: sollte nicht der Lehrer der Religion auch mit dahin arbeiten, daß selbst durch sein Beyspielc15, in dem Kreise wenigstens, wo Er wirken kanc16, auf einer Seite der gute Geschmack allgemeiner,a17 und somit der Anhänglichkeit an unfruchtbarenc18 Untersuchungen, der Schwärmereyc19 und dem Geiste der Kleinigkeit oder Sonderlichkeit, den verächtlichen Begriffen von Religion und Frömmigkeit gesteuretc20, auf der andern aber der Geschmack mehr veredelt würde, mehr Festigkeit und eine bessere Richtung |a278| auf dasjenige bekäme, was wahrhaftig gut und des vernünftigen Menschen würdig ist, wenn er angefangen hatc21 sich /azu nichtswürdigen Dingena\ ∥a22 und |b329| zur Weichlichkeit oder gar zur Empfehlung derc23 Ausschweifungen zu neigen?
Wenn aber die schönen Wissenschaften so leicht dem Mißbrauch unterworfen sind,c2 wenn die Beschäftigung mit ihnen so manchen guten Kopf, so manches gute Herz verdorben, für die Welt unbrauchbar, wenigstens minder brauchbar gemacht hat: wie weit wäre das Studium derselben, ∥a3 wenigstens dem zu empfehlen, der nicht ausserordentlichec4 Anlagen zum Redner oder Dichter hat, der nicht ganz eigentlich dazu geboren zu seyn scheint? – Vorausgesetzt, daß es jemandem nicht ganz an Fähigkeit,a5 sich ordentlich auszudruckena6, und von dem, was er vortragen will, mit Antheil zu sprechen, fehlte – denn ohne dieses hat er zu einem künftigen Lehrer der Religion gar keinen Beruf:c7 – so sollte man 1) nie eher an die Verschönerungc8 des Vortrags denken, ehe man nicht ordentlichc9 denken, und 2) reinc10 sich auszudruckena11 gelernt hätte. Wahrheit und Richtigkeit der Gedanken soll doch nur durch Schönheit empfohlen werden; Schönheit ohne Wahrheit ist ein bloß betrügliches Blendwerk;c12 Ordnung ist unentbehrlicher als Zierlichkeit; und es ist gar zu ungereimt, ∥c13 auf Verzierung des Hauses, hernachc14 erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festig|c294|keit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen. |a279| Wer also noch nicht deutlich und ordentlich ∥c15 denken |b330| kanc16, wer sich noch nicht selbst versteht, wer noch nicht einmal rein und den Sachen gemäß lesen, sprechen und schreiben kanc17, der müßte ∥c18 nicht /cschon etwasc\ schön ausarbeitenc19, er müßte nicht einmal schöne Werke, als solche, studieren wollen. Er würde sich sonst zum schönen Unsinn gewöhnen, seinen Geschmack und Verstand verderben, wenigstens /csich gewöhnenc\ ∥c20, nach bloßema21 Vergnügen zu haschen, und der Schönheit die weit wesentlichern Vollkommenheiten des Wahren und Guten, der Verständlichkeit und Ordnung, aufzuopfern.
Ueberhaupt ist das /cbloßea2 Vergnügenc\ ∥c3 kein genugc4 edler Zweck für die Würde des Menschen, der immer nach größerera5 Vollkommenheit streben soll. Das Vermögen zu angenehmen Empfindungen ist uns nur gegeben,a6 unsrec7 Seele zu erheitern, unsrec8 erschlafften Kräfte zur Vollkommenheit wieder zu spannen,c9 und in Thätigkeit zu setzen. Selbst das edlere, geistige Vergnügen, das den Menschen den Vorzug vor den Thieren giebt, läßt sich ohne Wahrnehmen und Gefallen an Wahrheit, Ordnung, Deutlichkeit und aller Vollkommenheit unseres Geistes, die daraus entsteht, nicht denken. Daher kanc10 auch 3) alle Beschäftigung mit schönen Wissenschaften und Werken, die nicht mit auf jene höhere Vollkommenheit geht, oder den Fleiß vermindert, den wir auf das Wachsthum in dieser wenden sollen, nicht anders als verderb|b331|lich seyn. Sie ist eine Schwelgereyc11, die uns um |a280| die gesunde Nahrung des Geistes bringt, die Auszehrung der vernünftigen Seele.
Auch kanc2 man nicht oft genug sagen, wie nöthig es seyc3, mit Unterschied und Ueberlegung (Discretion) Schönheiten in schönen Werken aufzusuchen, und in seinen eignenc4 Arbeiten anzubringen. Es ist nicht jedem leicht, das Schickliche wahrzunehmen und auszudruckenac5. Nicht zu gedenken, daß es auch einen besondern Geschmack giebt, welchen nachzuahmen vielleicht, nur unter ähnlichen Umständen mit einem Meister eines schönen Werks, erlaubt seyn möchte: so hört Schönheit auf, Schönheit zu seyn, wenn sie am unrechten Orte angebracht wird, d. i. beyc6 Sachen, die ihrer Natur nach eigentlich keiner Verschönerung, wenigstens nicht ohne Nachtheil der Deutlichkeit, fähig sind, oder die der Verschönerung nicht bedürfen, oder durch Verschönerung mehr zerstreuen, und von der Hauptsache, die empfohlen werden soll, die Aufmerksamkeit zu sehr abziehen, mit einemc7 Wort, wo sie unnatürlich, zwecklos, oder gar zweckwidrig seyn würde. Auch sollte man nicht allesc8, was man selbst schön findet, und wirklich schön seyn mag, in seinen eignenc9 Arbeiten Andern wieder mittheilen wollen; man sollte vielmehr durch das Studieren schöner Werke seinen eignenc10 Geschmack so zu bilden suchen, daß man |b332| das Gefühl des Schicklichen immer mehr zur Reife brächte, und /adaßa\ man lernte, nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen derer, vor wel|a281|chen wir zu reden oder zu schreiben haben, die Wahl und den Gebrauch des Schönen zu bestimmen.
Eben deswegen kommt viel darauf an, wie man die schönen Wissenschaften treibt? – Wie beyc2 dem Studium der Sprachen (§. 68), so würde auch hier,c3 Theorie, Lesung guter Schriftsteller und eignec4 Uebung zu verbinden seyn. – Ich setze 1) immer voraus, daß man nicht eher nach Schönheit des Ausdrucks trach|b333|ten sollte, ehe man nicht richtig denken, und sich gut ausdruckena5 gelernt hätte. Die Theorie des vernünftigen Denkens, Uebung in Bemerkung der Wahrheit, der Ordnung und der Deutlichkeit beyc6 einem Schriftsteller, Uebung in der Ausarbeitung wohl durchdachter, zusammenhängender, gut geordneter, verständlich und bestimmt geschriebnerc7 Aufsätze, müßtec8 immer vorangehnc9; und Sprachrichtigkeit in der Sprache, worin man Schrif|a282|ten lesen, oder Aufsätze verfertigen will, müßtec10 man vor allen Dingen in seiner Gewalt haben.
Hättec2 man alsdanna3 das Glück, unter Anleitung eines Mannes von reifema4 Geschmack, gute Schriftsteller lesen zu können:c5 so würdec6 2) dieses Lesen unstreitig vor aller eigent|c297|lichen Theorie vorhergehen müssen. Denn es ist anziehender und unterhaltender als trockne Theorie, die, wenn sie deutlich und praktisch werden soll, ohnehin allesc7 durch Beyspielec8 erläutern muß, welche man immer besser im Zusammenhange beurtheilen und schätzen lernt,a9 als in abgerissenena10 Stücken. Vornemlichc11 befördert dieses Lesen die Aufmerksamkeit und das eigne Gefühl des Schönen, und lehrt uns, ob wir dieses haben, ohne welches man sonst auf schöne Wissenschaften Verzicht thun müßte. – Sollte man aber eine solche Aufsicht und Anleitung eines guten Führers nicht genießena12 können:c13 so wäre wohl eher zu rathen, daß man |b334| sich die Grundsätze der schönen Wissenschaften und des guten Geschmacks aus guten Schriften bekannt machte, welche in der Absicht geschrieben sind, um durch Beyspielec14 der Schönheit und darüber gemachte Bemerkungen den Anfänger zu bilden. /cFür die Dichtkunst würden vorzüglich Engels Anfangsgründe einer Th. der Dichtungsarten (§. 264a15), für die Redekunst ein Buch wie die Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris /a1754a\ ∥a16 in gr. /a12, und noch weit mehr J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden gr. 8,a\ ∥a17 zu empfehlen seyn.c\
cAnm. Für die Redekunst gehören dahin:
Ganz vorzüglich
Für die Dichtkunst
|c298| Als Beispielsammlung würde aber
Aber nach einer solchen Anweisung müßte man 3) sogleich zum Lesen der besten Schriftsteller fortschreiten, weil auf die anschauliche Erkenntniß des Schönen so viel ankömmtc2, und Theorie mehr den Geschmack bessert,a3 und den guten befestigt, als hervorbringt und ernährt. Wie diese, in Rücksicht auf Schönheit, in ihrem ganzen Umfange zu lesen wären, ist schon oben (§. 84c4) gesagt. Hier möchten noch folgende Räthec5 nicht am unrechten Orte stehen.
Hat man ∥c2 musterhafte Schriftsteller in seiner /ceignen Sprache:c\ ∥c3 so verdienten /c4) diese –c\ ∥c4 in dera5 Art ∥c6 Schriften, wo sie musterhaft,ac7 und fremdenc8 gleich /csind – vornemlichc\ ∥c9 studiert zu werden. Denn in unsrerc10 Muttersprache denken und schreiben wir doch meistens, und sollten uns in ihr gut und schön zu denken und vorzutragen vorzüglich bildenc11. (§. 92 f.) Selbst verstehen können wir die feinern eigenthümlichen Schönheiten und Anspielungen /cder Fremdenc\ ∥c12 weniger als die unsrigen; und jede Nation hat ihren eignenc13 Geschmack, der, so fern er auch in seiner Art gut ist, doch nur mit Ueberlegung und Vorsicht in den unsrigen überzutragen wäre, undc14 nicht die gute Originalität des unsrigen durch auswärtigec15 erborgte Schönheiten, wenn sie uns zumahlc16 nicht ∥c17 so natürlich sind, zu verdrängen. ( ∥a18 §. 104.)
Ob man 5)c2 eher und mehrc3 Dichter oder Prosaisten studieren solltec4? ist eine Frage, worüber die |a284| Stimmen sehr getheilt seyn möchten. Wahr ists, Dichter gefallen meistens mehr, weil sie näherc5 auf Vergnügen als Belehrung arbeitenc6, und weit mehrere Arten der Schönheit ∥c7 vereinigen können als der Prosaist; überdiesc8 sind ihre Schönheiten hervorstechender, und also für den Anfänger bemerkbarer. Allein – Belehrung ist doch noch wichti|b336|ger als Vergnügen, und führt ihr eignesc9 Vergnügen mit sich, ohne es erst von der Einkleidung erborgen zu müssen. /c–c\ Eben das hervorstechende Schöne in den Werken der Dichtkunst verwöhnt auch den Geschmack eher, und verursacht, daß hernach das wirklich aber weniger auffallende Schöne der prosaischen Werke nicht genug Reitz für uns hat, und überhaupt der Geschmack an natürlicher Schönheit, über der Liebe zur Schönheit der Kunst und des Ausserordentlichenc10, geschwächt wird, wo nicht verlohrenc11 geht. – Endlich bedürfen wir der Prose häufiger als der Dichtkunstc12, da wir mehr in jener, seltner aber als Dichter denken, empfinden und reden,c13 und wenn die meisten guten Köpfe gute Prosaisten werden können, so sind doch nur wenige, die Fähigkeiten haben, gute Dichter zu werden.
Vorzüglich sollte man 6)c2 die, auch in Absicht auf den Vortragc3, besten Schriftsteller studieren, die in dema4 Fach gearbeitet haben, welchema5 wir uns eigentlich /awidmen. Denna\ ∥a6 es verräth doch entweder großena7 Unverstand, oder beweiset, daß man schöne Schriften nur zum Vergnügen und nicht |c300| zu höhern Absichten lese, wenn /ceiner, derc\ ∥c8 sich zum künftigen Lehrer der Religion bilden soll, sich mit Lesung |a285| derc9 Romanen, /cder Schauspiele,c\ ∥c10 und /cüberhaupt derc\ ∥c11 Schriften/c, die ihre größestea12 Schönheit von der Erdichtung haben,c\ weit mehr beschäftigt,a13 als mit solchen, welche eigentlich die /cReligion, Kenntniß,a14 c\ ∥c15 |b337| der Menschen, /czumal derer, mit denen wir zu thun haben, ihre wirkliche Beschaffenheitc\ ∥c16, Denk- und Handlungsartc17, und was am meisten auf sie wirkt, betreffen. /cMögen diese gleich wenigerc\ ∥c18 Reitz und Unterhaltung /cfür diec\ ∥c19 gewähren, welche entweder für Allesa20, was ernsthaft und vernünftig ist, oder die Angelegenheiten der Seele betriftc21, keinen Sinn, oder ihren Geschmack durch stetes Haschen nach sinnlichen Vergnügen verwöhnt /chaben: soc\ ∥c22 sind sie /cdochc\ nicht nur /cwichtiger zur wahren Vollkommenheit des Menschen als jenec\ ∥c23, sondern sie sind auch eben sowohl der /csinnlichenc\ ∥c24 Darstellung fähig/c, die das Wesen der Schönheit im Vortrag ausmachtc\. Aber es giebt verschiednec25 Arten und Grade der Schönheit, und man kanc26 nicht eben dieselben von dem Prosaisten wie von dem Dichter, von dem geistigen wie von dem sinnlichen Gegenstande, fordern. Ein Vortrag, der sich durch /cnatürliche Schönheitc\ ∥c27, durch ∥c28 Einfalt, durch klare Bestimmtheit, durch lichtvolle Ordnung, durch anständige Würde empfiehlt, der die Sachen dem schlichten Menschenverstande von annehmlichen Seiten vorstellt, der sanfte Empfindungen erregt, der mehr belehrt als hinreißt, mehr das Herz erwärmt als erhitzt, ist gewiß auch schön. Solche Wirkungen sind, wenn gleich minder lebhaft, doch heilsamer und dauerhafter,c29 und es zeigt von einem weit feinern Gefühl des wahrhaftig Schönen, wenn man |a286| diese verborgnernc30, als wenn man nur die hervorstechenden Schönheiten empfinden kanac31. – Und haben wir nicht auch /cunsre Mosheims, Jerusalems, Spaldingea32, Tellers, Eberharde, |b338| Döderleins, Niemeyers und andrec\ ∥c33, denen man selbst feinere Schönheiten des Vortrags/c, mit Discretion,c\ ablernen /ckana34? – der treflichen Schriftsteller, /aunserer Gellertea\ ∥a35, Leßings, Mendelsohns, Garvens, Engels und andrerc\ ∥c36 nicht zu gedenken, die, wenn gleich nicht alle in Schriften über die Religion, doch in andern eigentlich dogmatischen, den Ruhm der classischena37 behaupten.
/c7) Diec\ ∥c2 Aesthetik (§. 263ac3), oder /cder Theilc\ ∥c5 derselben, /cder sich mit der Schönheit der sinnlichen Erkenntniß beschäftigt,c\ ∥c6 (§. /c/a177 Anm. 2)a\ ∥a7 d. i.c\ ∥c8 die Theorie der schönen Wissenschaften und /cKünste, ist freylich nichtc\ ∥c9 ihrem ganzen Umfangc10 nach, und in Absicht auf die Beobachtungen und Regeln feiner Schönheiten, /cjedem zu wissen nöthig, der sich nicht vorzüglich diesen Wissenschaften widmen /awill. Siea\ ∥a11 c\ ∥c12 ist auch, weil sie sich mit dem dunklernc13 Theil der Seele, mit den Empfindungen, beschäftigt, und ein sehr feines Studium der Seelec14 erfordert – wenn sie anders den Charakter wahrer Philosophie behaupten /cund deutlich erklären soll,c\ ∥c15 /a–a\ nicht jedem zugänglich. Die meistenc16 könnten sich daher wohl mit den allgemeinen Grundsätzen der Schönheit, sonderlich der Schönheit der Rede, ohngefährac17 so wie sie in den /caltenc\ ∥c19 Griechen und |a287| /cRömern, vornemlichc\ ∥c20 in den hieherc21 gehörigen Schriften des Ari|c302|stoteles, Cicero und Quintilian,ac22 vorgetragen sind, und mit dem fleißigen Studieren schöner Schriften begnügen. Aber |b339| Grundsätze und Regeln überhaupt machen doch auf manches unerkannte und unmerkliche Schöne des Vortrags aufmerksam,c23 und so gewiß es ist, daß der fleißige Beobachter des Schönen in schönen Werken sich selbst ∥c24 Regeln /cdes Schönenc\ ∥c25 abziehen kan,ac26 so erleichtern doch bewährte Regelnc28 feiner Beobachter diese Beschäftigung gar sehr. Vornemlichc29 aber verbessern dergleichen Regeln den Geschmack, leiten ihn sichrerc30, und geben ihm mehr Festigkeit.
Wenn man sich 8)c2 in Abfassung solcher Aufsätze üben will, die sich auch von der Seite des schönen Vortrags empfehlen sollen:c3 so muß man nie vergessen, die strengste Kritik Andrerc4, die davon wirklich zu urtheilen im Stande sind, zu Rathe zu ziehn,c5 und zu benutzen. Kanc6 man dergleichen Richter nicht finden:c7 so wird uns selbst das unbefangnec8 Urtheil gemeiner Leser oder Zuhörer, für deren |c303| Bedürfnisse man einen solchen Aufsatz bestimmt hat, und denen es, auch beyc9 geringem Grade der Ausbildung, nicht an gesundenac10 Menschenverstande und Gefühl des Verständlichen, Schönen, Schicklichen und Eindrücklichenc11 fehlt, von großema12 Vortheil seyn. Je mehr man Schriften studiert, die eine genaue und scharfe Kritik schöner Werke enthalten, /c/a–a\ worin die Briefe,a13 die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen in 8, die Bibliothek der schönen Wissenschaften /aund freyen Künstea\, Leipz. /a1757–65 in 12 Bänden, nebst 2 Anlagen und einem Hauptregister,a\ ∥a14 und die Neuea15 Bibliothek der schönen /aWissenschaften etc. Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden in gr. 8.a\ ∥a16 vorzügliche Muster /asind: –a\ ∥a17 jec\ ∥c18 mehr wird man selbst zu einer solchen Kritik gebildet werden. /cUebrigens bedarf es kaum der Erinnerung, daß bey diesen eignen Uebungen die obigen Anmerkungen §. 278a19 und 283.a20 nie /asolltena\ vergessen werden ∥a21.c\