Beyc2 allen Schritten, die ein Mensch mit Ueberlegung thut, und vorzüglich beyc3 der Wahl eines Berufs oder einer Beschäftigung, der er ganz eigentlich seine ersten Kräfte widmen will, wird er sich allezeit zweyc4 Fragen vorlegen, wenigstens eher nicht wählen, als bis er von diesen /czwey Punctena5 c\ ∥c6 gewiß ist. Erstlich: Wenn ichc7 eine gewisse Absicht habec8, was wird erfordert, wenn sie erreicht werden soll? /cHernach: Bin ichc\ ∥c9 der, der diesc10 leisten kanc11? oder wie /cwerde ichc\ ∥c12 es ∥c13? – Wir haben bisher von dem Zweck der Religion und des zu ihrer Förderung bestimmten Lehrstandes sowohl, als von den dazu nöthigen Wissenschaften, und der zu jenem Zweck diensamen Anwendung derselben,a14 geredet, und dadurch den, |a728| der sich diesem |b154| Berufe widmen will, in den Stand zu setzen gesucht, dasc15 überzeugend einzusehnc16, was zur würdigen Bekleidung desselben erfordert werde. Noch ist also nur die zweytec17 Frage übrig, die eine sehr ernstliche Untersuchung verdient.
Denn,c2 gesetzt, ichc3 hätte die Fähigkeiten nicht, die zur Erfüllung meinerc4 Pflichten, als eines Lehrers der Religion, erforderlich sind; ichc5 hätte auch keine gegründete Hoffnungc6 sie durch gehörige Uebung meinerc7 Kräfte zu erlangen; oder ichc8 nähme mirc9 nicht einmal die Mühe, reiflich zu überlegen, ob ichc10 sie hätte oder erlangen könnte:a11 was würden die Folgen davon seyn? – In Absicht auf /cmichc\ ∥c12, – und wenn ichac13 selbst keinen Geschmack an diesen Beschäftigungen fände, – daß ichc15 dann die Pflicht meinesc16 Berufs entweder gar nicht, oder mit Widerwillen oder /cGleichgültigkeit, erfülletec\ ∥c17, und /cmir allesc\ ∥c18, was mirc19 das Vornehmste und Liebste seyn sollte, eine stete Quaal und elende Sclavenarbeitc20 würde; – wenn ichc21 aber doch noch diese Beschäftigungen liebte – daß ichc22 dann auf die größtentheils vergeblich verwendete Mühe und Zeit, die ichc23 hätte nützlicher und nutzbarer brauchen können, mit Reue zurück, so wie mit Gram in die Zukunft hinsehen müßte. /a–a\ In Absicht auf Andrec24 aber, wie muß mirc25 zu Muthe seyn, /cwenn ich bedenke:c\ ∥c26 daß ichc27 die Erwartung derer, die michc28 zu diesem Stande berufen, mirc29 ihre wichtigste Angelegenheit, die |a729| Sorge für die Religion, für ihr Gewissen, für |b155| ihre Gemüthsruhe, anvertraut haben, die /cmichc\ ∥c30 selbst deswegen von ihrem Vermögen erhalten, und /cmichc\ von andern bürgerlichen Beschäftigungen lossprechen, wenn ichc31 also diese und meinec32 Hauptabsicht nicht, wenigstens nicht mit gebührendenc33 Fleiß, erfüllte noch erfüllen könnte; wenn ichc34 ihnen zur großena35 Last fiele;ac36 und Andern |c140| hinderlich gewesen wäre, die weit würdiger diesen Beruf würden bekleidet /chaben? Wiec\ ∥c37 sehr müßte dieses alles meinc38 Leben verbittern, mirc39 selbst noch im Tode die angenehme Rücksicht auf ein bestmöglichst angewendetes Leben, und die süßea40 Aussicht auf die Zukunft rauben?c41
Unumgänglich nothwendig also, ehe man sich dem Berufc2 eines Lehrers der Religion widmet, ist: einmal, zu wissen: ob man diesem Stande und den darinnc3 zu erfüllenden Pflichten gewachsen sey;c4 folglich wohl zu untersuchen:c5 welche Fähigkeiten dieser Beruf und dessen ganzer Umfang erfordert? und woraus man es abnehmen könne, daß man sie besitze oder nicht? damit man im Stande seyc6, sich vernünftig und gewissenhaft zu prüfen. Hernachc7, zu untersuchen: durch welche Mittel oder Uebungen man diese Fähigkeiten, nebst den /cbey diesena8 c\ ∥c9 Beruf nöthigen Kenntnissen, erlangen und vermehren, und wie man diese Mittel aufs vortheilhafteste dazu anwenden könne.