|b344| Evangelium am 2. Advents-Sontage.
Lucä 21, 5–36.
Dies ist die Weissagung Jesu von der Zerstörung Jerusalem, und dem gänzlichen Untergange des jüdischen Staats und Gottesdienstes; welche wir schon oben S. 307 f. erwogen haben. Lucas berichtet sie kürzer, als Matthäus; doch aber mit einigen wichtigen Umständen, die bei jenem fehlen. Ein neuer Beweiß daß die Evangelisten, nicht einander abgeschrieben; sondern jeder ein für sich bestehender, und geltender Zeuge ist.Dies ist die Weissagung Jesu von der Zerstörung Jerusalem, und dem gänzlichen Untergange des jüdischen Staats und Gottesdienstes; welche wir schon oben S. 307 f. erwogen haben. Lucas berichtet sie kürzer, als Matthäus; doch aber mit einigen wichtigen Umständen, die bei jenem fehlen. Ein neuer Beweiß daß die Evangelisten, nicht einander abgeschrieben; sondern jeder ein für sich bestehender, und geltender Zeuge ist.
{vers 5–7.} Als, so erzält Lucas, einige (der Apostel) mit Jesu von dem Tempel sprachen, wie er mit prächtigen Steinen und Geschenken gezieret sey, sagte er zu ihnen: Dieses was ihr da sehet, es komt die Zeit wo kein Stein davon auf dem andern wird unzertrent gelassen werden. Sie aber fragten ihn – Herr! wenn wird das geschehen, und welches Anzeichen wird es ankündigen? – Matthäus, wie wir oben gesehen, gedenket ausser dieser Frage, noch einer andern von dem Ende der Welt. Lucas füret bloß die eine an, von Zerstörung des Tempels. Darum hat er auch in der Antwort Jesu nichts von dem Ende der Welt, wie Matthäus im 25 Kapitel.{vers 5–7.} Als, so erzält Lucas, einige (der Apostel) mit Jesu von dem Tempel sprachen, wie er mit prächtigen Steinen und Geschenken gezieret sey, sagte er zu ihnen: Dieses was ihr da sehet, es komt die Zeit wo kein Stein davon auf dem andern wird unzertrent gelassen werden. Sie aber fragten ihn – Herr! wenn wird das geschehen, und welches Anzeichen wird es ankündigen? – Matthäus, wie wir oben gesehen, gedenket ausser dieser Frage, noch einer andern von dem Ende der Welt. Lucas füret bloß die eine an, von Zerstörung des Tempels. Darum hat er auch in der Antwort Jesu nichts von dem Ende der Welt, wie Matthäus im 25 Kapitel.
{vers 8.} Jesus sagte. Sehet euch vor daß ihr nicht betrogen werdet. Denn viele werden |b345| sich meine Würde anmaassen, und sagen, – Ich bins! (nämlich! der Messias) Oder, die Zeit ist da! (nämlich der Zukunft des Messias.) Folget ihnen nicht. (Siehe oben S. 309 f.){vers 8.} Jesus sagte. Sehet euch vor daß ihr nicht betrogen werdet. Denn viele werden |b345| sich meine Würde anmaassen, und sagen, – Ich bins! (nämlich! der Messias) Oder, die Zeit ist da! (nämlich der Zukunft des Messias.) Folget ihnen nicht. (Siehe oben S. 309 f.)
{vers 9.} Wenn ihr aber von Kriegen, und Empörungen höret, erschrecket nicht. Denn das muß vorhergehen. Aber der Untergang (des Staats) ist noch nicht so gleich da. – Schon seit vielen Jahren tumultuirten die Juden gegen ihre Oberherren, die Römer. Der letzte Krieg dauerte sieben Jahr. {vers 9.} Wenn ihr aber von Kriegen, und Empörungen höret, erschrecket nicht. Denn das muß vorhergehen. Aber der Untergang (des Staats) ist noch nicht so gleich da. – Schon seit vielen Jahren tumultuirten die Juden gegen ihre Oberherren, die Römer. Der letzte Krieg dauerte sieben Jahr.
{v. 10. 11.} Ferner sprach er: Ein Volk wird gegen das andre und ein Reich gegen das andre sich auflehnen. (die Juden gegen die Römer, und die Römer gegen die Juden.) Auch starke Erdbeben hin und wieder, und Hungers-Noth und Pest; diese schrecklichen Strafen werden sich einstellen. – Wirklich ward dieser Schauplaz jener Bösewichter, damahls durch Erdbeben erschüttert. Und was konte man bei den Kriegen, unter sich und gegen ihre Obern, anders als Hungers Noth, und seinen treuen Gesellschafter, die Pest erwarten.{v. 10. 11.} Ferner sprach er: Ein Volk wird gegen das andre und ein Reich gegen das andre sich auflehnen. (die Juden gegen die Römer, und die Römer gegen die Juden.) Auch starke Erdbeben hin und wieder, und Hungers-Noth und Pest; diese schrecklichen Strafen werden sich einstellen. – Wirklich ward dieser Schauplaz jener Bösewichter, damahls durch Erdbeben erschüttert. Und was konte man bei den Kriegen, unter sich und gegen ihre Obern, anders als Hungers Noth, und seinen treuen Gesellschafter, die Pest erwarten.
{v. 12–19.} Vor diesem allen aber werden sie (die Juden)
euch anfallen, euch verfolgen, in die Synagogen und Gefängnisse ziehen, und vor Kaiser und Statthalter stellen; um meiner Religion willen. Dies aber wird euch wiederfahren, zur Belehrung. (damit ihr Gelegenheit habt meine Religion vor allerlei Völkern
|b346| zu predigen. Siehe
Matthäi 24, 14.
und bei
Marco vers 10)
Präget es euch demnach wohl ein, daß ihr nicht Ursache habt für eure Vertheidigung ängstlich zu sorgen. Denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, welcher alle eure Feinde zu widerstehen nicht vermögen. Selbst Eltern, und Brüder, und Verwandte, und Freunde werden euch anklagen, und einige von euch tödten. Und von allen werdet ihr um meinet willen gehasset werden. Aber kein Haar von eurem Haupte soll verlohren gehen! Nur! Durch Beharrung rettet eure Seelen!{v. 12–19.} Vor diesem allen aber werden sie (die Juden)
euch anfallen, euch verfolgen, in die Synagogen und Gefängnisse ziehen, und vor Kaiser und Statthalter stellen; um meiner Religion willen. Dies aber wird euch wiederfahren, zur Belehrung. (damit ihr Gelegenheit habt meine Religion vor allerlei Völkern
|b346| zu predigen. Siehe
Matthäi 24, 14.
und bei
Marco vers 10)
Präget es euch demnach wohl ein, daß ihr nicht Ursache habt für eure Vertheidigung ängstlich zu sorgen. Denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, welcher alle eure Feinde zu widerstehen nicht vermögen. Selbst Eltern, und Brüder, und Verwandte, und Freunde werden euch anklagen, und einige von euch tödten. Und von allen werdet ihr um meinet willen gehasset werden. Aber kein Haar von eurem Haupte soll verlohren gehen! Nur! Durch Beharrung rettet eure Seelen!
{vers 20} Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren eingeschlossen sehet: alsdenn seyd versichert, daß die gänzliche Zerstörung da ist. {Siehe oben S. 333.} Wer denn in Judäa ist der fliehe in die Berge. Und wer sich zu Jerusalem befindet, der verlasse die Stadt. Und wer auf dem Lande ist, gehe nicht in die Stadt. Denn dies ist die Zeit der Strafe, wo alle Drohungen vollzogen werden. (Siehe 5 Buch Mose 28–30) Bedaurenswürdig sind die Schwangern und Säugenden! Denn Schwer wird das Elend in dem jüdischen Lande, und die Strafe über dieses Volk seyn. Durchs Schwerdt werden sie umkommen. Und unter alle Völker gefangen weggefüret werden. Jerusalem aber werden fremde Nationen bewohnen, bis daß die Zeit der Völker vollendet ist. Und fürchterliche Zeichen werden an Sonne und Mond und Ster|b347|nen geschehn. (der ganze Staat wird zu Grunde gehen. Siehe oben S. 312 f.) Die Einwohner des Landes werden voller Angst seyn, wenn die Tiefe des Meeres brausen wird, (Ein neues Bild des schrecklichen Krieges.[)] „Sie[“], so beschreibt Jesaias die Nation welche Gott zur Bestrafung der Juden herbeifüren werde, Kapitel 5, 26–Ende. „Sie wird gegen sie brausen wie das Meer, Sie blickt das Land an, und siehe Finsterniß und Angst! Die Sonne wird verdunkelt!“ – Sterben werden die Menschen für Schrecken und Erwartung dessen was noch über das Land kommen wird. Denn die Himmels-Körper werden erschüttert werden. (der Staat wird ganz und gar zu Grunde gerichtet werden.) Und alsdenn werden sie des Menschen Sohn, durch die Wolken, mit grosser Macht und Majestät kommen sehen. (Dies ist eine bildliche Beschreibung der Zerstörung der Stadt, Tempels und Staats der Juden. Siehe oben S. 309. f.){vers 20} Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren eingeschlossen sehet: alsdenn seyd versichert, daß die gänzliche Zerstörung da ist. {Siehe oben S. 333.} Wer denn in Judäa ist der fliehe in die Berge. Und wer sich zu Jerusalem befindet, der verlasse die Stadt. Und wer auf dem Lande ist, gehe nicht in die Stadt. Denn dies ist die Zeit der Strafe, wo alle Drohungen vollzogen werden. (Siehe 5 Buch Mose 28–30) Bedaurenswürdig sind die Schwangern und Säugenden! Denn Schwer wird das Elend in dem jüdischen Lande, und die Strafe über dieses Volk seyn. Durchs Schwerdt werden sie umkommen. Und unter alle Völker gefangen weggefüret werden. Jerusalem aber werden fremde Nationen bewohnen, bis daß die Zeit der Völker vollendet ist. Und fürchterliche Zeichen werden an Sonne und Mond und Ster|b347|nen geschehn. (der ganze Staat wird zu Grunde gehen. Siehe oben S. 312 f.) Die Einwohner des Landes werden voller Angst seyn, wenn die Tiefe des Meeres brausen wird, (Ein neues Bild des schrecklichen Krieges.[)] „Sie[“], so beschreibt Jesaias die Nation welche Gott zur Bestrafung der Juden herbeifüren werde, Kapitel 5, 26–Ende. „Sie wird gegen sie brausen wie das Meer, Sie blickt das Land an, und siehe Finsterniß und Angst! Die Sonne wird verdunkelt!“ – Sterben werden die Menschen für Schrecken und Erwartung dessen was noch über das Land kommen wird. Denn die Himmels-Körper werden erschüttert werden. (der Staat wird ganz und gar zu Grunde gerichtet werden.) Und alsdenn werden sie des Menschen Sohn, durch die Wolken, mit grosser Macht und Majestät kommen sehen. (Dies ist eine bildliche Beschreibung der Zerstörung der Stadt, Tempels und Staats der Juden. Siehe oben S. 309. f.)
In der ganzen Geschichte findet man kein Volk, welches mit fast allen Völkern des Erdbodens sich vermischet, und dennoch als ein eigenes erhalten hätte. – Sie alle sind durch den Strudel fremder Nationen unter denen sie gelebet, oder durch das Meer der Zeit verschlungen. Aber die Juden erhalten sich, schon mehrere tausend Jahre. Erhalten sich bei der Vermischung mit fast allen Nationen der Erde: denn beinahe ist kein Land wo nicht Juden sind. Erhalten sich bei allem dem Druck, der Verachtung, den Verfolgungen, den Blut|b348|bädern, welche Raubsucht und Grausamkeit hinter der Larve der Religion, unter ihnen von je her angerichtet. Troz aller Zeit und irrdischen Macht bleiben sie noch immerfort, ein durch Sitten, Gebräuche, Geseze, Gottesdienst von andern Nationen der Erde verschiedenes Volk. – Auch wird Jerusalem, seit seiner Zerstörung durch die Römer, immer von fremden Völkern beherrscht und bewohnt. – Sehet hier ein immerwärendes vor unsern Augen stehendes Denkmahl der Wahrheit unsrer Religion! Diese Nation die unter uns lebt, ruft uns gleichsam täglich zu, – Seyd Christen! – O daß wir es, nicht bloß durch Bekentniß, sondern auch durch die That wären! Durch das was so recht eigentlich den Christen ausmacht; durch herzliche und grosmütige Liebe zu allen Menschen, auch insbesondre zu diesen unsern mitleidenswürdigen Brüdern!In der ganzen Geschichte findet man kein Volk, welches mit fast allen Völkern des Erdbodens sich vermischet, und dennoch als ein eigenes erhalten hätte. – Sie alle sind durch den Strudel fremder Nationen unter denen sie gelebet, oder durch das Meer der Zeit verschlungen. Aber die Juden erhalten sich, schon mehrere tausend Jahre. Erhalten sich bei der Vermischung mit fast allen Nationen der Erde: denn beinahe ist kein Land wo nicht Juden sind. Erhalten sich bei allem dem Druck, der Verachtung, den Verfolgungen, den Blut|b348|bädern, welche Raubsucht und Grausamkeit hinter der Larve der Religion, unter ihnen von je her angerichtet. Troz aller Zeit und irrdischen Macht bleiben sie noch immerfort, ein durch Sitten, Gebräuche, Geseze, Gottesdienst von andern Nationen der Erde verschiedenes Volk. – Auch wird Jerusalem, seit seiner Zerstörung durch die Römer, immer von fremden Völkern beherrscht und bewohnt. – Sehet hier ein immerwärendes vor unsern Augen stehendes Denkmahl der Wahrheit unsrer Religion! Diese Nation die unter uns lebt, ruft uns gleichsam täglich zu, – Seyd Christen! – O daß wir es, nicht bloß durch Bekentniß, sondern auch durch die That wären! Durch das was so recht eigentlich den Christen ausmacht; durch herzliche und grosmütige Liebe zu allen Menschen, auch insbesondre zu diesen unsern mitleidenswürdigen Brüdern!
{vers 28} Wenn dieses aber geschiehet, so sehet auf und erhebet eure Häupter – denn eure Befreiung ist nahe. Nämlich von den Verfolgungen der Juden. Die Juden waren, wie wir aus der Apostelgeschichte auch den Briefen des N. T. (z. E. 1 Thessal. 2, 14–16. 1 Petri) ersehen, die allerersten und grausamsten Feinde der Christen. Wie wütete z. E. Saulus gegen sie? Apostelgeschicht 9.{vers 28} Wenn dieses aber geschiehet, so sehet auf und erhebet eure Häupter – denn eure Befreiung ist nahe. Nämlich von den Verfolgungen der Juden. Die Juden waren, wie wir aus der Apostelgeschichte auch den Briefen des N. T. (z. E. 1 Thessal. 2, 14–16. 1 Petri) ersehen, die allerersten und grausamsten Feinde der Christen. Wie wütete z. E. Saulus gegen sie? Apostelgeschicht 9.
{v. 29–31} Auch sagte er ihnen das in einem Gleichniß. Stellet, sprach er, euch einen Feigenbaum, oder einen andern Baum vor. Wenn sie ausschlagen, so sehet ihr alsbald daß der |b349| Sommer nahe ist. Gleicherweise, wenn ihr jenes sich zutragen sehet, seyd versichert daß das Reich Gottes nahe ist. (das Reich Gottes, d. h. die christliche Kirche. Der Sinn ist „alsdenn ist die Gründung meiner Kirche da.“ Die Mosaische Haushaltung Gottes, durch Opfer und andre Gebräuche daurete bis zum Untergange des Tempels. Dies war das Ende der Mosaischen, und der Anfang der Christlichen Haushaltung.) – vergl. oben Seite 316. u. 317.{v. 29–31} Auch sagte er ihnen das in einem Gleichniß. Stellet, sprach er, euch einen Feigenbaum, oder einen andern Baum vor. Wenn sie ausschlagen, so sehet ihr alsbald daß der |b349| Sommer nahe ist. Gleicherweise, wenn ihr jenes sich zutragen sehet, seyd versichert daß das Reich Gottes nahe ist. (das Reich Gottes, d. h. die christliche Kirche. Der Sinn ist „alsdenn ist die Gründung meiner Kirche da.“ Die Mosaische Haushaltung Gottes, durch Opfer und andre Gebräuche daurete bis zum Untergange des Tempels. Dies war das Ende der Mosaischen, und der Anfang der Christlichen Haushaltung.) – vergl. oben Seite 316. u. 317.
{vers 32. 33.} Ich versichere euch, dies Menschenalter wird nicht sterben bevor das alles geschehen. Eher können Himmel und Erde vergehen, als daß diese meine Reden nicht erfüllet würden. Siehe oben S. 314 und 317.{vers 32. 33.} Ich versichere euch, dies Menschenalter wird nicht sterben bevor das alles geschehen. Eher können Himmel und Erde vergehen, als daß diese meine Reden nicht erfüllet würden. Siehe oben S. 314 und 317.
{v. 34. 35} Sehet euch aber vor, daß eure Seelen nicht mit Schwelgen und Saufen, (allerlei ausschweifenden Ergözungen) oder mit ängstlichen Sorgen der Erde belastet werden; und dieser Gerichts Tag (über Jerusalem Siehe Seite 314 f.) euch unerwartet überfalle. Denn, gleich einem Bliz, wird er über alle Einwohner dieses Landes (der Juden) kommen.{v. 34. 35} Sehet euch aber vor, daß eure Seelen nicht mit Schwelgen und Saufen, (allerlei ausschweifenden Ergözungen) oder mit ängstlichen Sorgen der Erde belastet werden; und dieser Gerichts Tag (über Jerusalem Siehe Seite 314 f.) euch unerwartet überfalle. Denn, gleich einem Bliz, wird er über alle Einwohner dieses Landes (der Juden) kommen.
{v. 36.} Wachet denn stets und betet! So werdet ihr würdig befunden werden, diesem allen was geschehen wird zu entfliehen. Und vor des Menschen Sohn (dem Richter) bestehen. Folgsamkeit gegen diese Reden Jesu; stete Aufmerksamkeit auf sich selbst; Vermeidung |b350| der damahls unter der Nation herrschenden Schwelgerei und Unbesonnenheit; und kluge Voraussicht, waren die Mittel sie dem Abgrunde zu entreissen, welcher schon damahls sich zu öfnen anfieng; und bald hernach Stadt und Tempel, und Nation verschlang. Siehe oben Seite 309.{v. 36.} Wachet denn stets und betet! So werdet ihr würdig befunden werden, diesem allen was geschehen wird zu entfliehen. Und vor des Menschen Sohn (dem Richter) bestehen. Folgsamkeit gegen diese Reden Jesu; stete Aufmerksamkeit auf sich selbst; Vermeidung |b350| der damahls unter der Nation herrschenden Schwelgerei und Unbesonnenheit; und kluge Voraussicht, waren die Mittel sie dem Abgrunde zu entreissen, welcher schon damahls sich zu öfnen anfieng; und bald hernach Stadt und Tempel, und Nation verschlang. Siehe oben Seite 309.
{vers 34–36.} Dies ist auch der rechte, christliche Gebrauch den wir von schweren Unfällen unsrer Nebenmenschen zu machen haben. Sich darüber innerlich freuen, das – wird man denken ist Unmenschlich. Dies ist es freilich. Aber warum drängen wir uns denn so herbei, das Leiden andrer in der Nähe zu beschauen? Warum sind die Trauer-Gerüste und Richtplätze immer mit Menschen angefüllt? Warum forschen wir so nach den kleinsten Umständen? Warum reden wir so gerne mit einer Art von innerer Genugthuung von dem Elende unsrer Nebenmenschen? – Nicht weniger Unmenschlich ist es, den Gnaden Stand andrer, deswegen in Verdacht zu ziehen: oder gar ihre schwere Leiden für Straf-Gerichte Gottes zu erklären. – Uns selbst dadurch vor Gott demütigen; das Gefül der Nichtigkeit alles irrdischen Glücks bei uns stärken; und auf solche Art, {Hebräer 13, 3.} uns Gerürter über die Noth unsrer Brüder, und Geschäftiger machen sie zu erleichtern und zu endigen: dies ist christlicher Gebrauch der Leiden andrer!{vers 34–36.} Dies ist auch der rechte, christliche Gebrauch den wir von schweren Unfällen unsrer Nebenmenschen zu machen haben. Sich darüber innerlich freuen, das – wird man denken ist Unmenschlich. Dies ist es freilich. Aber warum drängen wir uns denn so herbei, das Leiden andrer in der Nähe zu beschauen? Warum sind die Trauer-Gerüste und Richtplätze immer mit Menschen angefüllt? Warum forschen wir so nach den kleinsten Umständen? Warum reden wir so gerne mit einer Art von innerer Genugthuung von dem Elende unsrer Nebenmenschen? – Nicht weniger Unmenschlich ist es, den Gnaden Stand andrer, deswegen in Verdacht zu ziehen: oder gar ihre schwere Leiden für Straf-Gerichte Gottes zu erklären. – Uns selbst dadurch vor Gott demütigen; das Gefül der Nichtigkeit alles irrdischen Glücks bei uns stärken; und auf solche Art, {Hebräer 13, 3.} uns Gerürter über die Noth unsrer Brüder, und Geschäftiger machen sie zu erleichtern und zu endigen: dies ist christlicher Gebrauch der Leiden andrer!
Leiden sind das gemeine Loos der Menschheit. Selbst Klugheit und Tugend kan uns dafür nicht sichern. Aber Unglück ist bloß das Antheil der Thorheit. – „Seyd redliche Thäter der Religion |b351| Jesu! So wird Gott, euer Freund seyn. Nun ist euer Glück gemacht; Für Ewig gemacht. Sodenn muß euch auch im Zeitlichen, alles, was zu eurem wahren Glück gehöret, zu Theil; sodenn muß selbst das Leiden für euch, Glück werden. Es Muß: wenn auch alle List, Macht und Bosheit der Welt und Hölle sich dawider vereinigte!“ – Rettet eure Seele durch Beharrung an meiner Lehre! Vers 19.Leiden sind das gemeine Loos der Menschheit. Selbst Klugheit und Tugend kan uns dafür nicht sichern. Aber Unglück ist bloß das Antheil der Thorheit. – „Seyd redliche Thäter der Religion |b351| Jesu! So wird Gott, euer Freund seyn. Nun ist euer Glück gemacht; Für Ewig gemacht. Sodenn muß euch auch im Zeitlichen, alles, was zu eurem wahren Glück gehöret, zu Theil; sodenn muß selbst das Leiden für euch, Glück werden. Es Muß: wenn auch alle List, Macht und Bosheit der Welt und Hölle sich dawider vereinigte!“ – Rettet eure Seele durch Beharrung an meiner Lehre! Vers 19.
{vers 18.} Kein Haar von eurem Haupte soll verlohren gehen! – So ist denn, ihr Freunde Gottes, nichts so klein in eurem Leben: der Allwissende kennet, und bemerket es. So seyd ihr Unverlezlich: der Allmächtige schüzt euch. Alles um euch her wird dunkel. Schwere Gewitter ziehen sich von allen Seiten über eurem Haupte zusammen, und entreissen euch Tag und Himmel. So weit euer Auge reicht, sehet ihr nichts als Nacht und Grausen. Die ganze Welt empöret, verschwöret sich gegen euch. Aber – kein Haar von eurem Haupte, soll verlohren gehen!{vers 18.} Kein Haar von eurem Haupte soll verlohren gehen! – So ist denn, ihr Freunde Gottes, nichts so klein in eurem Leben: der Allwissende kennet, und bemerket es. So seyd ihr Unverlezlich: der Allmächtige schüzt euch. Alles um euch her wird dunkel. Schwere Gewitter ziehen sich von allen Seiten über eurem Haupte zusammen, und entreissen euch Tag und Himmel. So weit euer Auge reicht, sehet ihr nichts als Nacht und Grausen. Die ganze Welt empöret, verschwöret sich gegen euch. Aber – kein Haar von eurem Haupte, soll verlohren gehen!
{vers 34–36.} Doch! unser Vertrauen auf Gott muß, soll es heldenmütig werden, vor allen Dingen Wohlgeordnet seyn. 1) Uns der Gnade Gottes durch einen tugendreichen Glauben versichern, 2) und in allen Stücken seinen Willen redlich thun, oder welches einerlei ist, alle rechtmässige Mittel der Klugheit aufsuchen und brauchen, mit Pauli Worten, Sich in die Zeit schicken. Bei Vernachlässigung dieser Klugheits-Mittel Gott vertrauen, ist Aberglaube. Bei sicherem Sünden Leben es |b352| thun, ist Gotteslästerung. 2 Corinther 6, 17 – 7, 1. Epheser 5, 15. 16. 1 Petri 5, 7. 8.{vers 34–36.} Doch! unser Vertrauen auf Gott muß, soll es heldenmütig werden, vor allen Dingen Wohlgeordnet seyn. 1) Uns der Gnade Gottes durch einen tugendreichen Glauben versichern, 2) und in allen Stücken seinen Willen redlich thun, oder welches einerlei ist, alle rechtmässige Mittel der Klugheit aufsuchen und brauchen, mit Pauli Worten, Sich in die Zeit schicken. Bei Vernachlässigung dieser Klugheits-Mittel Gott vertrauen, ist Aberglaube. Bei sicherem Sünden Leben es |b352| thun, ist Gotteslästerung. 2 Corinther 6, 17 – 7, 1. Epheser 5, 15. 16. 1 Petri 5, 7. 8.
Sich in die Zeit schicken, schließt auch besonders, die Kunst in sich, immer für den Gegenwärtigen Augenblick zu leben. Es ist eine gewisse Rastlosigkeit in unsrer Natur, die sich immer in die Zukunft drängt, uns immer aus der Zeit in welcher wir leben hinaus reißt, und dadurch beides für die Gegenwärtige und Künftige Zeit ungeschickt macht. Diese heilet Jesus durch die zwei grossen Lehren: mit aller Aufmerksamkeit und Treue seine jedesmahlige Pflicht thun, und das Uebrige Ganz, Gott anheim geben. (vers 34–36. und 18) – So geschäftig seyn in unsrer Pflicht, als müsse alles bloß von uns und nichts von Gott geschehn. Und so Uneingeschränkt seyn in unserm Vertrauen auf Gott; als thäte Gott alles und wir gar nichts. – >Goldene Regel! Das einzige Mittel, unsre Reise durchs Leben weise und ruhig zu füren; und glücklich zu endigen!Sich in die Zeit schicken, schließt auch besonders, die Kunst in sich, immer für den Gegenwärtigen Augenblick zu leben. Es ist eine gewisse Rastlosigkeit in unsrer Natur, die sich immer in die Zukunft drängt, uns immer aus der Zeit in welcher wir leben hinaus reißt, und dadurch beides für die Gegenwärtige und Künftige Zeit ungeschickt macht. Diese heilet Jesus durch die zwei grossen Lehren: mit aller Aufmerksamkeit und Treue seine jedesmahlige Pflicht thun, und das Uebrige Ganz, Gott anheim geben. (vers 34–36. und 18) – So geschäftig seyn in unsrer Pflicht, als müsse alles bloß von uns und nichts von Gott geschehn. Und so Uneingeschränkt seyn in unserm Vertrauen auf Gott; als thäte Gott alles und wir gar nichts. – >Goldene Regel! Das einzige Mittel, unsre Reise durchs Leben weise und ruhig zu füren; und glücklich zu endigen!