|b493| Evangelium am Sontage Sexagesima.
Lucä 8, 4–18. vergl. Matthäi 13, 1–23 und Marci 4, 1–23.
Auch diese Gleichnisrede vom Saatkorn, handelt von den {Siehe Seite 477 f.} Schicksahlen, der Aufnahme der Religion Jesu unter den damahligen Juden. Sie gibt uns aber auch, ein so trauriges als treffendes Gemälde, von dem menschlichen Herzen, welches sich zu allen Zeiten und unter allen Nationen völlig gleich ist.Auch diese Gleichnisrede vom Saatkorn, handelt von den {Siehe Seite 477 f.} Schicksahlen, der Aufnahme der Religion Jesu unter den damahligen Juden. Sie gibt uns aber auch, ein so trauriges als treffendes Gemälde, von dem menschlichen Herzen, welches sich zu allen Zeiten und unter allen Nationen völlig gleich ist.
{vers 5–8.} Der Säeman gieng aus zu säen. Beim Säen nun, fiel etwas an den Landweg, und ward zertreten, oder die Vögel frassen es auf. Dort fiel etwas auf einen Felß, und da es aufgieng, verdorrete es, weil es nicht Saft hatte. (nicht Erde, und Saft genug fand zu wurzeln Matthäi vers 5) Noch etwas fiel unter die Dornen. Diese wuchsen dicht zusammen und erstickten es. Andres aber fiel auf den guten Boden; es gieng auf, und trug hundertfältige Frucht. (In den fruchtbahren Ländern der wärmern Gegenden, trägt der Acker wohl zweihundertfältig.) Als er das gesagt, rief er aus, wer Ohren hat zu hören der höre!{vers 5–8.} Der Säeman gieng aus zu säen. Beim Säen nun, fiel etwas an den Landweg, und ward zertreten, oder die Vögel frassen es auf. Dort fiel etwas auf einen Felß, und da es aufgieng, verdorrete es, weil es nicht Saft hatte. (nicht Erde, und Saft genug fand zu wurzeln Matthäi vers 5) Noch etwas fiel unter die Dornen. Diese wuchsen dicht zusammen und erstickten es. Andres aber fiel auf den guten Boden; es gieng auf, und trug hundertfältige Frucht. (In den fruchtbahren Ländern der wärmern Gegenden, trägt der Acker wohl zweihundertfältig.) Als er das gesagt, rief er aus, wer Ohren hat zu hören der höre!
{v. 9. 10.} Die Jünger aber fragten ihn, was diese Gleichnisrede bedeute? – Ihr dürft, antwortete Jesus, ihr dürft die Geheimnisse meiner Religion wissen. – Diese Geheimnisse sind hier, keine Lehren, die, wie etwa die |b494| Heiden mit ihren Mysterien thaten, geheim gehalten werden solten. Das Christenthum liegt aller Welt, in allen seinen Theilen klar vor Augen. Sondern, die damahls verborgenen, geheimen, die künftigen Schicksahle des Evangelii unter den damahligen Juden. Diese wolte Jesus nur seinen Jüngern anvertrauen. Und zwar dazu, daß sie dies, und alles andre, einst öffentlich bekandtmachen solten. Siehe vers16. 17 – Zu den andern aber (den Feinden meiner Religion) spreche ich davon in Gleichnis Reden. Denn (siehe Matthäi vers 13) sehend sehen sie nicht; und hörend hören sie nicht. – Sie hatten also Augen und konten sehen, aber sie wolten nicht: sie hatten Ohren und konten hören, und sie wolten nicht. Sorglos, eigensinnig und muthwillig verwarfen sie die Religion Jesu, die er ihnen klar und nachdrücklich genug vorgetragen hatte Matthäi 5–7. Selbst dieses was er ihnen jezo verbarg, solten sie dereinst alles klar, von seinen Aposteln hören vers 16. 17. – – Wie unglücklich waren die Augen, welche in dieser Stelle, jene schreckliche, entsezliche Lehre sahen, daß Gott einigen Menschen, alle Erleuchtung und Beistand Seiner Macht willkürlich entziehe, damit – Entsezlich! – damit sie nicht seelig werden? Er, der jeden Menschen durch Jesum erlöset! Und Sich für den Vater jedes Menschen erkläret!{v. 9. 10.} Die Jünger aber fragten ihn, was diese Gleichnisrede bedeute? – Ihr dürft, antwortete Jesus, ihr dürft die Geheimnisse meiner Religion wissen. – Diese Geheimnisse sind hier, keine Lehren, die, wie etwa die |b494| Heiden mit ihren Mysterien thaten, geheim gehalten werden solten. Das Christenthum liegt aller Welt, in allen seinen Theilen klar vor Augen. Sondern, die damahls verborgenen, geheimen, die künftigen Schicksahle des Evangelii unter den damahligen Juden. Diese wolte Jesus nur seinen Jüngern anvertrauen. Und zwar dazu, daß sie dies, und alles andre, einst öffentlich bekandtmachen solten. Siehe vers16. 17 – Zu den andern aber (den Feinden meiner Religion) spreche ich davon in Gleichnis Reden. Denn (siehe Matthäi vers 13) sehend sehen sie nicht; und hörend hören sie nicht. – Sie hatten also Augen und konten sehen, aber sie wolten nicht: sie hatten Ohren und konten hören, und sie wolten nicht. Sorglos, eigensinnig und muthwillig verwarfen sie die Religion Jesu, die er ihnen klar und nachdrücklich genug vorgetragen hatte Matthäi 5–7. Selbst dieses was er ihnen jezo verbarg, solten sie dereinst alles klar, von seinen Aposteln hören vers 16. 17. – – Wie unglücklich waren die Augen, welche in dieser Stelle, jene schreckliche, entsezliche Lehre sahen, daß Gott einigen Menschen, alle Erleuchtung und Beistand Seiner Macht willkürlich entziehe, damit – Entsezlich! – damit sie nicht seelig werden? Er, der jeden Menschen durch Jesum erlöset! Und Sich für den Vater jedes Menschen erkläret!
{vers 11. 12.} Die Gleichnis Rede aber hat folgende Bedeutung. Die Saat ist die Religion, die an dem Landwege, sind diejenigen welche sie hören, alsbald aber komt der Teufel |b495| und nimt die Religion aus ihrer Seele, daß sie nicht glauben und seelig werden. – Der Herr Jesus sagt nicht, daß der Teufel dieses, durch Einwirkung auf ihre Seele thue. Er ist wie Petrus uns lehret, 2 Brief 2, 4, ferne von unsrer Erde, in einen schrecklichen Ort eingeschlossen; und kan folglich nicht mehr, auf unsre Seele wirken. Aber er war es, der unsre Stamm Eltern verfürete, und dadurch Sünde und Elend in die Welt brachte. Darum wird ihm jede Sünde, jedes Laster unter den Menschen zugeschrieben; und die Lasterhaften, Kinder des Teufels genant Johannis 8, 44. – Der Teufel nimt die Religion aus der Seele, das heißt also „die sündlichen Lüste hindern den Menschen, der Religion Gehör zu geben. Er verwirft sie geradezu, weil sie seine sündliche Lüste verdammet. Er ist wider die Religion, weil sie wider ihn ist. Siehe vers 14.“ So erkläret es Jesus selbst, beim Matthäo vers 19 „Wer die Religion höret aber nicht beherziget, von dessen Seele nimt sie der Satan.[“] Der Mensch selbst also, und nicht der Satan ist es, der die Religion sich entreißt.{vers 11. 12.} Die Gleichnis Rede aber hat folgende Bedeutung. Die Saat ist die Religion, die an dem Landwege, sind diejenigen welche sie hören, alsbald aber komt der Teufel |b495| und nimt die Religion aus ihrer Seele, daß sie nicht glauben und seelig werden. – Der Herr Jesus sagt nicht, daß der Teufel dieses, durch Einwirkung auf ihre Seele thue. Er ist wie Petrus uns lehret, 2 Brief 2, 4, ferne von unsrer Erde, in einen schrecklichen Ort eingeschlossen; und kan folglich nicht mehr, auf unsre Seele wirken. Aber er war es, der unsre Stamm Eltern verfürete, und dadurch Sünde und Elend in die Welt brachte. Darum wird ihm jede Sünde, jedes Laster unter den Menschen zugeschrieben; und die Lasterhaften, Kinder des Teufels genant Johannis 8, 44. – Der Teufel nimt die Religion aus der Seele, das heißt also „die sündlichen Lüste hindern den Menschen, der Religion Gehör zu geben. Er verwirft sie geradezu, weil sie seine sündliche Lüste verdammet. Er ist wider die Religion, weil sie wider ihn ist. Siehe vers 14.“ So erkläret es Jesus selbst, beim Matthäo vers 19 „Wer die Religion höret aber nicht beherziget, von dessen Seele nimt sie der Satan.[“] Der Mensch selbst also, und nicht der Satan ist es, der die Religion sich entreißt.
{vers 13} Die aber auf dem Felsen, sind diejenigen, welche nachdem sie die Religion angehöret, sie mit Freuden aufnehmen. Aber sie haben keine Wurzel. Nur eine Zeitlang bleiben sie der Religion getreu; und zur Zeit der Verfolgung fallen sie von ihr ab. (Siehe bei Matthäo vers 20. 21.){vers 13} Die aber auf dem Felsen, sind diejenigen, welche nachdem sie die Religion angehöret, sie mit Freuden aufnehmen. Aber sie haben keine Wurzel. Nur eine Zeitlang bleiben sie der Religion getreu; und zur Zeit der Verfolgung fallen sie von ihr ab. (Siehe bei Matthäo vers 20. 21.)
{vers 14} Das unter die Dornen gefallene, sind diejenigen welche die Religion hören, aber von den ängstlichen Sorgen (Siehe oben Seite 198 f[.]) |b496| für den Reichthum und Ergözungen des Lebens erstickt werden, und keine Frucht bringen. – „Sie fangen an zu grünen. Aber die Früchte bleiben aus; denn die ängstlichen Sorgen dieses Lebens, und die Verfürungen des Reichtums ersticken die zarte Pflanze. Siehe Matthäi v. 22.“{vers 14} Das unter die Dornen gefallene, sind diejenigen welche die Religion hören, aber von den ängstlichen Sorgen (Siehe oben Seite 198 f[.]) |b496| für den Reichthum und Ergözungen des Lebens erstickt werden, und keine Frucht bringen. – „Sie fangen an zu grünen. Aber die Früchte bleiben aus; denn die ängstlichen Sorgen dieses Lebens, und die Verfürungen des Reichtums ersticken die zarte Pflanze. Siehe Matthäi v. 22.“
{vers 15} Das endlich auf dem guten Boden, sind diejenigen, welche die gehörte Religion mit einem wahrhaftig guten Herzen behalten, und mit Beständigkeit Frucht tragen.{vers 15} Das endlich auf dem guten Boden, sind diejenigen, welche die gehörte Religion mit einem wahrhaftig guten Herzen behalten, und mit Beständigkeit Frucht tragen.
{v. 16. 17} Niemand aber der ein Licht anzündet, bedeckt es mit einem Gefäß oder versteckt es unter die Bank; sondern er stellet es auf einen Leuchter, damit ein jeder der hineinkomt erleuchtet werde. So muß auch alles Geheime kundbahr gemacht, und alles Verborgene publicirt werden. (Der Sinn ist. „Was ich jezo, zu der Menge nur halb und dunkel sage, das solt ihr einst, ihnen ohne Zurückhaltung gerade heraus sagen. Nichts, gar nichts, von allem was ich euch insgeheim lehre, solt ihr verheimlichen, sondern alles publiciren.[“] Siehe vers 10. vergl. Matthäi 10, 26.){v. 16. 17} Niemand aber der ein Licht anzündet, bedeckt es mit einem Gefäß oder versteckt es unter die Bank; sondern er stellet es auf einen Leuchter, damit ein jeder der hineinkomt erleuchtet werde. So muß auch alles Geheime kundbahr gemacht, und alles Verborgene publicirt werden. (Der Sinn ist. „Was ich jezo, zu der Menge nur halb und dunkel sage, das solt ihr einst, ihnen ohne Zurückhaltung gerade heraus sagen. Nichts, gar nichts, von allem was ich euch insgeheim lehre, solt ihr verheimlichen, sondern alles publiciren.[“] Siehe vers 10. vergl. Matthäi 10, 26.)
{v. 18} Sehet also zu, WIE ihr höret! Denn wer recht braucht, dem wird gegeben. Wer aber nicht recht braucht, dem wird auch das genommen werden, was er zu haben vermeint. – „Wer die Religion recht braucht, der wird in Kentniß und Glück immer wachsen. Wer sie aber nicht recht braucht, der wird auch die Kentnisse und Vortheile verliehren, die er etwa davon hat.“ Siehe oben Seite 324 f.{v. 18} Sehet also zu, WIE ihr höret! Denn wer recht braucht, dem wird gegeben. Wer aber nicht recht braucht, dem wird auch das genommen werden, was er zu haben vermeint. – „Wer die Religion recht braucht, der wird in Kentniß und Glück immer wachsen. Wer sie aber nicht recht braucht, der wird auch die Kentnisse und Vortheile verliehren, die er etwa davon hat.“ Siehe oben Seite 324 f.
|b497| Die beste Religion, sie die Reinste Wahrheit und das vollkommenste Glück,
fand also
nur wenige Anhänger unter den damahligen Juden. Einige verwarfen sie geradezu, ohne sie zu prüfen.
vers 12. Andre gaben sie bei der ersten schweren Verfolgung auf.
vers 13. Noch andre liessen sie, aus übergrosser Sorge für das Irrdische, bei sich nicht zur Kraft kommen.
vers 14. Nur einige endlich, nahmen sie an; und lebten ihr gemäß, und wurden durch sie glücklich.
vers 15. – – Dies ist der
Sinn dieser Gleichnisrede. Denn unser Heiland redet, nach dem 10ten Vers, vergl.
Matth. 13, 13–18 nur von seinen Zeitgenossen: und nach dem 13, von den Zeiten der Verfolgung seiner Religion. –
Unnüz sind daher die Untersuchungen, was die Vögel, der Felsen, der Landweg u. s. f. bedeute? Dies sind Umstände die Erzälung auszufüllen und zu beleben. –
Grundlos ist der Schluß, daß nur der
vierte Theil des menschlichen Geschlechts seelig werde. Solte diese Art zu schliessen gelten: so müste auch aus der Parabel
Matthäi 25, 1–13 folgen, daß die
Hälfte der Menschen; und aus der von den Talenten,
Matthäi 25, 14–30, daß
Zwei Drittel davon seelig werden.
Vergleiche Seite 479
f.
|b497| Die beste Religion, sie die Reinste Wahrheit und das vollkommenste Glück,
fand also
nur wenige Anhänger unter den damahligen Juden. Einige verwarfen sie geradezu, ohne sie zu prüfen.
vers 12. Andre gaben sie bei der ersten schweren Verfolgung auf.
vers 13. Noch andre liessen sie, aus übergrosser Sorge für das Irrdische, bei sich nicht zur Kraft kommen.
vers 14. Nur einige endlich, nahmen sie an; und lebten ihr gemäß, und wurden durch sie glücklich.
vers 15. – – Dies ist der
Sinn dieser Gleichnisrede. Denn unser Heiland redet, nach dem 10ten Vers, vergl.
Matth. 13, 13–18 nur von seinen Zeitgenossen: und nach dem 13, von den Zeiten der Verfolgung seiner Religion. –
Unnüz sind daher die Untersuchungen, was die Vögel, der Felsen, der Landweg u. s. f. bedeute? Dies sind Umstände die Erzälung auszufüllen und zu beleben. –
Grundlos ist der Schluß, daß nur der
vierte Theil des menschlichen Geschlechts seelig werde. Solte diese Art zu schliessen gelten: so müste auch aus der Parabel
Matthäi 25, 1–13 folgen, daß die
Hälfte der Menschen; und aus der von den Talenten,
Matthäi 25, 14–30, daß
Zwei Drittel davon seelig werden.
Vergleiche Seite 479
f.
Aber das menschliche Herz ist sich allenthalben gleich. Und in der That, nichts kan richtiger, und für uns erheblicher seyn, als das Bild, welches uns diese Erzälung davon schildert! Wir sehen hier die Ursachen, warum bei weitem nicht alle, die die Religion kennen, durch sie glücklich werden. Gott ist auch hier ganz unschuldig. Keine Gleichgültigkeit gegen das Wohl der Menschen! Kein me|b498|lancholischer Rathschluß welcher nur wenige zur Seeligkeit, und den grösseren Theil zum Unglück bestimt! Gott thut vielmehr alles an Seiner Seite. Er säet. Und gute Saat. Nur die Natur des Bodens ist es, welche die Saat unfruchtbahr macht. Bloß das Betragen der Menschen, machet ihr Glück, oder Unglück. – {vers 5. 10–12.} Einige verwerfen die Religion ohne sie anzuhören. Sie gleicht bei ihnen den Saatkörnern, die auf den Landweg fallen; wo sie gar nicht in die Erde kommen, sondern von dem Wanderer zertreten, und von den Vögeln gefressen werden. Die Lüste der Ungerechtigkeit, der Unzucht, der Feindseeligkeiten aller Art, und andre aus der Hölle abstammende Lüste, verblenden und beherrschen sie dergestalt, daß sie die Religion gar nicht einmahl recht anhören; sie nicht verstehen; sie geradezu verwerfen. Mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht. {Jacobi 3, 15} Der Teufel (die teuflischen Lüste) nimmt ihnen die Religion, alsbald aus der Seele. – {vers 7. 14.} Andre nehmen die Religion an, und bekennen sie mit dem Munde, verleugnen sie aber auch durch die Werke. Bei ihnen ist die Religion gleich dem Saatkorn im Unkraut. Dieses wächst viel geschwinder und stärker, beschattet die zarte Pflanze, entziehet ihr Luft und Sonne: und nun muß sie ersticken. So auch die Menschen; Sie sind nicht ohne alle Ehrfurcht gegen Gott, sie schäzen die Religion. Aber sie schäzen noch mehr ihre Lieblings Sünden. Sie wollen glauben, aber auch sündigen. Hundert rastlose Wünsche, Sorgen und Bestrebungen diese zu befriedigen, lassen ihnen keine Lust noch Musse |b499| der Religion recht nachzudenken, sie sich recht einzuverleiben. Ja diese sündliche Begierden, verschliessen ihre Augen gegen die Wahrheit. Fordert die Religion Liebe der Feinde, so ist dies über die Kräfte schwacher Menschen. Gebiethet sie ganz unbefleckte Keuschheit selbst in Gedanken; so ist auch das unmöglich. Fordert sie einen durchgängig heiligen Sinn und Wandel, so gehört das nur für die grössern Heiligen. Dergestalt wird eine Wahrheit der Religion nach der andern verdunkelt, ein Gesez derselben nach dem andern wegerklärt. Das Unkraut sündlicher Begierden nimt indessen immer mehr Boden ein! und die Religion wird eine kraftlose erstickte Pflanze, die in kurzer Zeit verdorret und in Staub zerfällt. – {vers 6. 13.} Eine dritte Classe läßt die Religion, bei sich nur halb zur Wirkung kommen. Sie gleicht, dem Saatkorn, welches auf einen Stein fällt der mit dünner Erde bedeckt ist. Es dringt in die Erde, es schießt hervor, es wächst. Aber es komt nicht zur Vollkommenheit, weil es weder Boden hat, zu wurzeln; noch Saft zu wachsen. Diese Menschen werden von der Religion inniglich gerürt. Sie fülen Schmerz über ihre Sünde, Liebe zu Gott und Jesu, Begierde nach seiner Gnade. Aber bei diesen Empfindungen lassen sie es bewenden. Durch Temperament, oder Unwissenheit verleitet ergözen sie sich immer mit ihren süssen Glaubens Empfindungen, und versäumen die Guten Werke, diese {Galat. 5, 2 Petr. 1,} Früchte in welchen sich der Glaube lebendig zeigen soll. Denn so beschreibt uns {vers 8. 15.} Jesus – die wahren ächten Anhänger seiner Religion. Diese behalten sie in einem wahrhaf|b500|tig-guten Herzen: getrieben durch Liebe zur Wahrheit und Begierde Gott zu gefallen, suchen sie die Religion immer besser zu lernen, denken ihr ofte nach, und machen sie sich so recht vertraut. Sie bringen Frucht: sie wenden jene Wahrheiten dazu an, ihre Gesinnungen, Reden und Thaten darnach zu bilden. Mit Beständigkeit tragen sie Frucht: sie bleiben der Tugend bis ans Ende treu; und an statt zu ermüden und nachzulassen, wachsen sie im Gegentheil immer mehr darin. Gleich dem guten Lande, welches die Saat in sich wohl verschliesset, sie tief wurzeln macht, und die schönsten, reichsten Früchte liefert.Aber das menschliche Herz ist sich allenthalben gleich. Und in der That, nichts kan richtiger, und für uns erheblicher seyn, als das Bild, welches uns diese Erzälung davon schildert! Wir sehen hier die Ursachen, warum bei weitem nicht alle, die die Religion kennen, durch sie glücklich werden. Gott ist auch hier ganz unschuldig. Keine Gleichgültigkeit gegen das Wohl der Menschen! Kein me|b498|lancholischer Rathschluß welcher nur wenige zur Seeligkeit, und den grösseren Theil zum Unglück bestimt! Gott thut vielmehr alles an Seiner Seite. Er säet. Und gute Saat. Nur die Natur des Bodens ist es, welche die Saat unfruchtbahr macht. Bloß das Betragen der Menschen, machet ihr Glück, oder Unglück. – {vers 5. 10–12.} Einige verwerfen die Religion ohne sie anzuhören. Sie gleicht bei ihnen den Saatkörnern, die auf den Landweg fallen; wo sie gar nicht in die Erde kommen, sondern von dem Wanderer zertreten, und von den Vögeln gefressen werden. Die Lüste der Ungerechtigkeit, der Unzucht, der Feindseeligkeiten aller Art, und andre aus der Hölle abstammende Lüste, verblenden und beherrschen sie dergestalt, daß sie die Religion gar nicht einmahl recht anhören; sie nicht verstehen; sie geradezu verwerfen. Mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht. {Jacobi 3, 15} Der Teufel (die teuflischen Lüste) nimmt ihnen die Religion, alsbald aus der Seele. – {vers 7. 14.} Andre nehmen die Religion an, und bekennen sie mit dem Munde, verleugnen sie aber auch durch die Werke. Bei ihnen ist die Religion gleich dem Saatkorn im Unkraut. Dieses wächst viel geschwinder und stärker, beschattet die zarte Pflanze, entziehet ihr Luft und Sonne: und nun muß sie ersticken. So auch die Menschen; Sie sind nicht ohne alle Ehrfurcht gegen Gott, sie schäzen die Religion. Aber sie schäzen noch mehr ihre Lieblings Sünden. Sie wollen glauben, aber auch sündigen. Hundert rastlose Wünsche, Sorgen und Bestrebungen diese zu befriedigen, lassen ihnen keine Lust noch Musse |b499| der Religion recht nachzudenken, sie sich recht einzuverleiben. Ja diese sündliche Begierden, verschliessen ihre Augen gegen die Wahrheit. Fordert die Religion Liebe der Feinde, so ist dies über die Kräfte schwacher Menschen. Gebiethet sie ganz unbefleckte Keuschheit selbst in Gedanken; so ist auch das unmöglich. Fordert sie einen durchgängig heiligen Sinn und Wandel, so gehört das nur für die grössern Heiligen. Dergestalt wird eine Wahrheit der Religion nach der andern verdunkelt, ein Gesez derselben nach dem andern wegerklärt. Das Unkraut sündlicher Begierden nimt indessen immer mehr Boden ein! und die Religion wird eine kraftlose erstickte Pflanze, die in kurzer Zeit verdorret und in Staub zerfällt. – {vers 6. 13.} Eine dritte Classe läßt die Religion, bei sich nur halb zur Wirkung kommen. Sie gleicht, dem Saatkorn, welches auf einen Stein fällt der mit dünner Erde bedeckt ist. Es dringt in die Erde, es schießt hervor, es wächst. Aber es komt nicht zur Vollkommenheit, weil es weder Boden hat, zu wurzeln; noch Saft zu wachsen. Diese Menschen werden von der Religion inniglich gerürt. Sie fülen Schmerz über ihre Sünde, Liebe zu Gott und Jesu, Begierde nach seiner Gnade. Aber bei diesen Empfindungen lassen sie es bewenden. Durch Temperament, oder Unwissenheit verleitet ergözen sie sich immer mit ihren süssen Glaubens Empfindungen, und versäumen die Guten Werke, diese {Galat. 5, 2 Petr. 1,} Früchte in welchen sich der Glaube lebendig zeigen soll. Denn so beschreibt uns {vers 8. 15.} Jesus – die wahren ächten Anhänger seiner Religion. Diese behalten sie in einem wahrhaf|b500|tig-guten Herzen: getrieben durch Liebe zur Wahrheit und Begierde Gott zu gefallen, suchen sie die Religion immer besser zu lernen, denken ihr ofte nach, und machen sie sich so recht vertraut. Sie bringen Frucht: sie wenden jene Wahrheiten dazu an, ihre Gesinnungen, Reden und Thaten darnach zu bilden. Mit Beständigkeit tragen sie Frucht: sie bleiben der Tugend bis ans Ende treu; und an statt zu ermüden und nachzulassen, wachsen sie im Gegentheil immer mehr darin. Gleich dem guten Lande, welches die Saat in sich wohl verschliesset, sie tief wurzeln macht, und die schönsten, reichsten Früchte liefert.
Das ist ein – wahrhaftig-gutes Herz! In unsern weichlichen Zeiten, wo die verzärtelte Lebensordnung, unsre besten Säfte verzehret, die Nerven erschlafet, und das jezige Menschenalter aus Männern zu Kindern macht; da höret man fast nichts öfter als diesen Nahmen, Gutes Herz. Darin sezt man den grösten, wo nicht den ganzen Ruhm des Menschen; damit vertheidiget man eine Menge von Lastern. Und was ist denn dieses gute Herz? – Eine gewisse natürliche Weichlichkeit, die uns fülbahr gegen alles, gegen die Noth andrer nachgebend, dienstfertig gegen andre macht. Das ist nun allerdings eine gute Anlage ein würdiger Mensch, ein Freund der Tugend zu werden. Aber bei weitem nicht die Tugend selbst. Sie ist nichts weiter als ein blinder Trieb, den auch die Thiere haben, welche zum Theil mit noch grösserer Zärtlichkeit für ihres gleichen sorgen. Sie machet uns fülbahr gegen die Noth andrer; aber so, wie gegen die Witterung. |b501| Sie macht uns dienstfertig, und nachgebend gegen andre; aber nur nicht gegen diejenigen die uns beleidiget, die unsern eigenen Nuzen hindern. Daher kan auch diese natürliche Weichlichkeit, sich mit allen Lastern vertragen: mit Unzucht, Ungerechtigkeit aller Art, und andern Sünden, welche tausend Elende um uns her machen. Und wenn sie nicht von Grundsäzen geleitet, und durch dankbahre Liebe zu Gott geadelt wird; so macht sie uns, nachgebend gegen das Laster, ungerecht gegen andre, und grausam selbst gegen die Unsrigen; zu Freunden und Beförderern der Laster, nicht aber zu Freunden der Menschen. Geschichte und Erfahrung stellen uns gar zu viele Menschen auf, welche durch dieses bloß-natürliche gute Herz getrieben; ihre häuslichen Umstände zerrüttet, Schulden gemacht die sie nicht bezahlen konten; in Familien, Gerichtshöfen und Städten schreckliche Verwirrungen angerichet: und selbst ihre eigene Kinder in Armuth und Elend gestürzet. – {vers 15} Ein Herz, voll Liebe zu Gott, zur Wahrheit und zur Tugend, welches sich immer besser von Gottes Willen unterrichtet, um Seine Menschen immer besser zu beglücken: das ist das wahrhaftig gute Herz; welches uns zu wahren Freunden der Menschen, zu wahren Verehrern Gottes bildet, und den Ruhm, die Würde eines Menschen ausmacht!Das ist ein – wahrhaftig-gutes Herz! In unsern weichlichen Zeiten, wo die verzärtelte Lebensordnung, unsre besten Säfte verzehret, die Nerven erschlafet, und das jezige Menschenalter aus Männern zu Kindern macht; da höret man fast nichts öfter als diesen Nahmen, Gutes Herz. Darin sezt man den grösten, wo nicht den ganzen Ruhm des Menschen; damit vertheidiget man eine Menge von Lastern. Und was ist denn dieses gute Herz? – Eine gewisse natürliche Weichlichkeit, die uns fülbahr gegen alles, gegen die Noth andrer nachgebend, dienstfertig gegen andre macht. Das ist nun allerdings eine gute Anlage ein würdiger Mensch, ein Freund der Tugend zu werden. Aber bei weitem nicht die Tugend selbst. Sie ist nichts weiter als ein blinder Trieb, den auch die Thiere haben, welche zum Theil mit noch grösserer Zärtlichkeit für ihres gleichen sorgen. Sie machet uns fülbahr gegen die Noth andrer; aber so, wie gegen die Witterung. |b501| Sie macht uns dienstfertig, und nachgebend gegen andre; aber nur nicht gegen diejenigen die uns beleidiget, die unsern eigenen Nuzen hindern. Daher kan auch diese natürliche Weichlichkeit, sich mit allen Lastern vertragen: mit Unzucht, Ungerechtigkeit aller Art, und andern Sünden, welche tausend Elende um uns her machen. Und wenn sie nicht von Grundsäzen geleitet, und durch dankbahre Liebe zu Gott geadelt wird; so macht sie uns, nachgebend gegen das Laster, ungerecht gegen andre, und grausam selbst gegen die Unsrigen; zu Freunden und Beförderern der Laster, nicht aber zu Freunden der Menschen. Geschichte und Erfahrung stellen uns gar zu viele Menschen auf, welche durch dieses bloß-natürliche gute Herz getrieben; ihre häuslichen Umstände zerrüttet, Schulden gemacht die sie nicht bezahlen konten; in Familien, Gerichtshöfen und Städten schreckliche Verwirrungen angerichet: und selbst ihre eigene Kinder in Armuth und Elend gestürzet. – {vers 15} Ein Herz, voll Liebe zu Gott, zur Wahrheit und zur Tugend, welches sich immer besser von Gottes Willen unterrichtet, um Seine Menschen immer besser zu beglücken: das ist das wahrhaftig gute Herz; welches uns zu wahren Freunden der Menschen, zu wahren Verehrern Gottes bildet, und den Ruhm, die Würde eines Menschen ausmacht!
Und zu dieser Würde füret uns die Religion, wohl gebraucht. Denn es komt nicht bloß auf das Hören an, sondern vornehmlich darauf, wie wir hören. – {vers 18} Sehet zu, WIE ihr höret! – {1 Petri 2, 2.} Täglich müssen wir das Göttliche Wort brauchen: so viel möglich keinen Tag hingehen |b502| lassen, ohne durch Betrachtung desselben, unsre Kentnisse zu befestigen, zu berichtigen, zu erweitern. – {vers 15} Aufmerksam müssen wir es brauchen; mit Samlung und Anstrengung. Und dieses werden wir nie besser thun, als wenn wir diese Andachts-Uebungen des Morgens anstellen, wo unser Gemüt noch am ruhigsten und heitersten ist. – {vers 15 Jac. 1, 21–25.} Folgsam müssen wir es brauchen. Mit Begierde daraus Gottes Willen zu lernen; und mit Entschlossenheit, alles zu glauben was Er uns da lehret, und alles zu thun was Er uns da gebeut. Dieses werden wir am besten thun, wenn wir 1) Vornehmlich das neue Testament zu unsrer Andachts-Uebung lesen. 2) Immer nur wenig lesen. 3) Und über das Gelesene uns die Fragen vorlegen, „Was fordert hier Gott von mir, wenn ich Ihm gefallen will? Und bin ich so?“ – – Solche Andachts-Uebungen fortgesezt, werden uns ohnfehlbahr zu Guten, folglich auch zu Glücklichen Menschen schaffen. Sie werden die Religion, zum Fürer, folglich auch zum Trost und Seegen unsers Lebens machen. – Sehet zu, WIE ihr höret. Wer das Gegebene recht braucht, dem wird noch immer mehr gegeben werden. Wer es aber nicht recht braucht, dem wird auch, das er hat, oder zu haben vermeinet, genommen werden.Und zu dieser Würde füret uns die Religion, wohl gebraucht. Denn es komt nicht bloß auf das Hören an, sondern vornehmlich darauf, wie wir hören. – {vers 18} Sehet zu, WIE ihr höret! – {1 Petri 2, 2.} Täglich müssen wir das Göttliche Wort brauchen: so viel möglich keinen Tag hingehen |b502| lassen, ohne durch Betrachtung desselben, unsre Kentnisse zu befestigen, zu berichtigen, zu erweitern. – {vers 15} Aufmerksam müssen wir es brauchen; mit Samlung und Anstrengung. Und dieses werden wir nie besser thun, als wenn wir diese Andachts-Uebungen des Morgens anstellen, wo unser Gemüt noch am ruhigsten und heitersten ist. – {vers 15 Jac. 1, 21–25.} Folgsam müssen wir es brauchen. Mit Begierde daraus Gottes Willen zu lernen; und mit Entschlossenheit, alles zu glauben was Er uns da lehret, und alles zu thun was Er uns da gebeut. Dieses werden wir am besten thun, wenn wir 1) Vornehmlich das neue Testament zu unsrer Andachts-Uebung lesen. 2) Immer nur wenig lesen. 3) Und über das Gelesene uns die Fragen vorlegen, „Was fordert hier Gott von mir, wenn ich Ihm gefallen will? Und bin ich so?“ – – Solche Andachts-Uebungen fortgesezt, werden uns ohnfehlbahr zu Guten, folglich auch zu Glücklichen Menschen schaffen. Sie werden die Religion, zum Fürer, folglich auch zum Trost und Seegen unsers Lebens machen. – Sehet zu, WIE ihr höret. Wer das Gegebene recht braucht, dem wird noch immer mehr gegeben werden. Wer es aber nicht recht braucht, dem wird auch, das er hat, oder zu haben vermeinet, genommen werden.