|b60| Evangelium am 5 Sontage nach Trinitatis.
Lucä 5, 1−11. verbunden mit Prediger Salomonis 9, 10−12.
Nach überstandener {Math[.] 4, 1−11.} Versuchung vom Teufel trat der Herr Jesus, als Lehrer, öffentlich unter den Juden auf. In der Landschaft Judäa, − (Palästina, das Land der Juden, ward zu den Zeiten Jesu, in drei Landschaften getheilt: Judäa, Samaria und Galiläa. Dies war das Land an der West-Seite des Jordans. Das Land jenseit dieses Flusses, auf der Ost-Seite desselben, hieß Perana) − legte Johannes der Täufer vier feierliche Zeugnisse von ihm ab. (Joh. 1, 15−47.) Gleich darauf reisete Jesus nach Galiläa, der Landschaft zurück; wo er, zu Nazareth erzogen worden. Hier eröfnete er sein Lehr-Amt so gleich mit Wunder-Thaten: und mit Berufung seiner Apostel und Jünger.Nach überstandener {Math[.] 4, 1−11.} Versuchung vom Teufel trat der Herr Jesus, als Lehrer, öffentlich unter den Juden auf. In der Landschaft Judäa, − (Palästina, das Land der Juden, ward zu den Zeiten Jesu, in drei Landschaften getheilt: Judäa, Samaria und Galiläa. Dies war das Land an der West-Seite des Jordans. Das Land jenseit dieses Flusses, auf der Ost-Seite desselben, hieß Perana) − legte Johannes der Täufer vier feierliche Zeugnisse von ihm ab. (Joh. 1, 15−47.) Gleich darauf reisete Jesus nach Galiläa, der Landschaft zurück; wo er, zu Nazareth erzogen worden. Hier eröfnete er sein Lehr-Amt so gleich mit Wunder-Thaten: und mit Berufung seiner Apostel und Jünger.
„Es begab sich.[“] (vers 1.) Lucas bestimmt also keine Zeit bei dieser Begebenheit. Er schaltet sie bloß gelegentlich, wie es seine Absicht fordert, ein. Aus Matthäo aber, Kap. 4, 18−Ende, verglichen mit vers 1−17. und Marco 1, 1−19. sehen wir, daß sie bald nach dem Anfange seines Lehr-Amtes, und Rückkunft in Galiläam geschehen. − {v. 1.} Einsmahls also drang |b61| sich das Volk zu ihm die Lehre Gottes (die Religion) zu hören, Jesus aber stand damahls eben am See Genezaret. Dieser Land-See, hat den Nahmen von der angränzenden Gegend Gennesar Matth. 14, 34. Die Evangelisten nennen ihn auch, den Galiläischen See; denn er liegt an der Landschaft Galiläa: Matth. 4, 18. auch den See von Tiberias; so hieß nämlich die anliegende Stadt Johann. 6, 1. Die Landschaft Galiläa war der fruchtbahrste und volkreichste Theil von Palästina. Sie war fast einem beständigen Garten änlich: zehn Monathe im Jahr stand alles im Flor. Der kleinste Flecken darin hatte zwölf tausend Einwohner. Ein so blühendes Land; angefüllt mit Menschen; voll von Römern, der damahls am meisten gesitteten Nation, ein Land wo die Handlung blühete und Sitten der Einwohner verfeinerte − kan man das, wie die schmäsüchtigen Einwohner von Judäa thaten, und noch jezo die Feinde der Religion thun, einen abgelegenen Winkel, und seine Nation ein dummes Volk nennen? War das nicht ein − schicklicher Schauplaz der Wunder Jesu? Schicklicher noch, als Judäa und Jerusalem?„Es begab sich.[“] (vers 1.) Lucas bestimmt also keine Zeit bei dieser Begebenheit. Er schaltet sie bloß gelegentlich, wie es seine Absicht fordert, ein. Aus Matthäo aber, Kap. 4, 18−Ende, verglichen mit vers 1−17. und Marco 1, 1−19. sehen wir, daß sie bald nach dem Anfange seines Lehr-Amtes, und Rückkunft in Galiläam geschehen. − {v. 1.} Einsmahls also drang |b61| sich das Volk zu ihm die Lehre Gottes (die Religion) zu hören, Jesus aber stand damahls eben am See Genezaret. Dieser Land-See, hat den Nahmen von der angränzenden Gegend Gennesar Matth. 14, 34. Die Evangelisten nennen ihn auch, den Galiläischen See; denn er liegt an der Landschaft Galiläa: Matth. 4, 18. auch den See von Tiberias; so hieß nämlich die anliegende Stadt Johann. 6, 1. Die Landschaft Galiläa war der fruchtbahrste und volkreichste Theil von Palästina. Sie war fast einem beständigen Garten änlich: zehn Monathe im Jahr stand alles im Flor. Der kleinste Flecken darin hatte zwölf tausend Einwohner. Ein so blühendes Land; angefüllt mit Menschen; voll von Römern, der damahls am meisten gesitteten Nation, ein Land wo die Handlung blühete und Sitten der Einwohner verfeinerte − kan man das, wie die schmäsüchtigen Einwohner von Judäa thaten, und noch jezo die Feinde der Religion thun, einen abgelegenen Winkel, und seine Nation ein dummes Volk nennen? War das nicht ein − schicklicher Schauplaz der Wunder Jesu? Schicklicher noch, als Judäa und Jerusalem?
{v. 2.} Und sahe (da sahe Jesus)
zwei Schiffe (Fischer-Boote)
am See stehen. {siehe v. 10. u. 11. Math[.] 4, 18. 21. Marc. 1, 16–19.} Das eine gehörte
Petro und seinem Bruder
Andreas: das zweite
Jacobo und seinem Bruder
Johannes.
Die Fischer aber waren ausgetreten und wuschen ihre Neze. {v. 3−7. } Jesus nun trat in der Schiffe eines, welches Simonis war; und bat ihn, daß ers ein wenig vom Lande |b62| führete. Und er sazte sich, und lehrete das Volk aus dem Schiff. Und als er hatte aufgehöret zu reden, sprach er zu Simon: fahret auf die Höhe, tiefer hinein in den See,
und werfet eure Neze aus, daß ihr einen Zug thut. Und Simon antwortete, und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Nez auswerfen. Und da sie das thaten, beschlossen sie eine grosse Menge Fische, und ihr Nez zerriß. Und sie winkten ihren Gesellen, die im andern Schiff waren, dem
Jacobo und
Johanni nebst ihren Leuten,
daß sie kämen, und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen, und fülleten beide Schiffe voll, also, daß sie sunken. − Das Wunder hiebey, bestand nicht darin daß Jesus etwa Fische geschaffen. Sondern, daß bloß auf seinen Macht-Spruch, eine so erstaunlich grosse Menge, sich gerade an dem Ort und zu der Zeit versamlete.
{v. 8−10.} Da das Simon Petrus sahe, fiel er Jesu zu den Knien, und sprach: Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch. Denn es war ihn ein Schrecken ankommen, und alle, die mit ihm waren, über diesem Fischzug, den sie mit einander gethan hatten; Desselbigen gleichen auch Jacobum und Johannem, die Söhne Zebedäi, Simonis Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; denn von nun an wirst du Menschen fahen. „Ins künftige solst du eine viel edlere Beschäftigung haben. Menschen
|b63| zum Gehorsam gegen die Religion zu bringen, dazu berufe ich dich.“ −
{v. 11.} Und sie füreten die Schiffe zu Lande, und verliessen alles, und folgeten ihm nach. Nämlich
Petrus mit seinem Bruder
Andreas: nebst den zwei Brüdern,
Jacobus und
Johannes.
{v. 2.} Und sahe (da sahe Jesus)
zwei Schiffe (Fischer-Boote)
am See stehen. {siehe v. 10. u. 11. Math[.] 4, 18. 21. Marc. 1, 16–19.} Das eine gehörte
Petro und seinem Bruder
Andreas: das zweite
Jacobo und seinem Bruder
Johannes.
Die Fischer aber waren ausgetreten und wuschen ihre Neze. {v. 3−7. } Jesus nun trat in der Schiffe eines, welches Simonis war; und bat ihn, daß ers ein wenig vom Lande |b62| führete. Und er sazte sich, und lehrete das Volk aus dem Schiff. Und als er hatte aufgehöret zu reden, sprach er zu Simon: fahret auf die Höhe, tiefer hinein in den See,
und werfet eure Neze aus, daß ihr einen Zug thut. Und Simon antwortete, und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Nez auswerfen. Und da sie das thaten, beschlossen sie eine grosse Menge Fische, und ihr Nez zerriß. Und sie winkten ihren Gesellen, die im andern Schiff waren, dem
Jacobo und
Johanni nebst ihren Leuten,
daß sie kämen, und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen, und fülleten beide Schiffe voll, also, daß sie sunken. − Das Wunder hiebey, bestand nicht darin daß Jesus etwa Fische geschaffen. Sondern, daß bloß auf seinen Macht-Spruch, eine so erstaunlich grosse Menge, sich gerade an dem Ort und zu der Zeit versamlete.
{v. 8−10.} Da das Simon Petrus sahe, fiel er Jesu zu den Knien, und sprach: Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch. Denn es war ihn ein Schrecken ankommen, und alle, die mit ihm waren, über diesem Fischzug, den sie mit einander gethan hatten; Desselbigen gleichen auch Jacobum und Johannem, die Söhne Zebedäi, Simonis Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; denn von nun an wirst du Menschen fahen. „Ins künftige solst du eine viel edlere Beschäftigung haben. Menschen
|b63| zum Gehorsam gegen die Religion zu bringen, dazu berufe ich dich.“ −
{v. 11.} Und sie füreten die Schiffe zu Lande, und verliessen alles, und folgeten ihm nach. Nämlich
Petrus mit seinem Bruder
Andreas: nebst den zwei Brüdern,
Jacobus und
Johannes.
Hier sehen wir alles würdig einem Gesandten Gottes. Jesus gebeut: und die Natur gehorchet, und leistet augenblicklich Gehorsam. Schaaren von Fischen strömen in dem Augenblick herbei. Alles dies geschiehet in einem volkreichen Lande, an einem öffentlichen Plaz, im Angesicht vieler Menschen. Und was war der Zweck dieses Wunders? Menschen von seiner göttlichen Sendung an die Welt zu überzeugen: Apostel zu bestellen, Prediger einer Religion; welche Gott so höchst anständig und der Welt unaussprechlich heilsam ist. − Er, Jesus, ist also ein Gesandter Gottes. Seine Lehre ist {v. 1.} Gottes Lehre!Hier sehen wir alles würdig einem Gesandten Gottes. Jesus gebeut: und die Natur gehorchet, und leistet augenblicklich Gehorsam. Schaaren von Fischen strömen in dem Augenblick herbei. Alles dies geschiehet in einem volkreichen Lande, an einem öffentlichen Plaz, im Angesicht vieler Menschen. Und was war der Zweck dieses Wunders? Menschen von seiner göttlichen Sendung an die Welt zu überzeugen: Apostel zu bestellen, Prediger einer Religion; welche Gott so höchst anständig und der Welt unaussprechlich heilsam ist. − Er, Jesus, ist also ein Gesandter Gottes. Seine Lehre ist {v. 1.} Gottes Lehre!
Nicht bloß, für unsern Glauben, sondern auch für unser Leben ist diese Geschichte lehrreich. − {v. 5.} Die ganze Nacht hatte Petrus vergebens gearbeitet: es war also unwahrscheinlich, daß er nun am Tage einen reichen Fang thun werde. Dies, und was sonst noch für Zweifel eine klügelnde Vernünftelei erdenken mochte, verleugnet er, so bald Jesus sprach. Und das verschafte ihm reichen Seegen und Lohn. So müssen auch wir, bei unbegreiflichen Befehlen Gottes, Befehlen, deren Weisheit und Heilsamkeit wir nicht einsehen, unsre Zweifel seinem Ansehen demütig unterwerfen. So bald die nie irrende Weisheit |b64| spricht: da ist zweifeln gegen ihre Sprüche nicht Vernunft, sondern Unverstand. Genau prüfen, ob sie redet? Und sodenn, wie Abraham, unverzüglich gehorchen. Das ist Pflicht und Vernunft!Nicht bloß, für unsern Glauben, sondern auch für unser Leben ist diese Geschichte lehrreich. − {v. 5.} Die ganze Nacht hatte Petrus vergebens gearbeitet: es war also unwahrscheinlich, daß er nun am Tage einen reichen Fang thun werde. Dies, und was sonst noch für Zweifel eine klügelnde Vernünftelei erdenken mochte, verleugnet er, so bald Jesus sprach. Und das verschafte ihm reichen Seegen und Lohn. So müssen auch wir, bei unbegreiflichen Befehlen Gottes, Befehlen, deren Weisheit und Heilsamkeit wir nicht einsehen, unsre Zweifel seinem Ansehen demütig unterwerfen. So bald die nie irrende Weisheit |b64| spricht: da ist zweifeln gegen ihre Sprüche nicht Vernunft, sondern Unverstand. Genau prüfen, ob sie redet? Und sodenn, wie Abraham, unverzüglich gehorchen. Das ist Pflicht und Vernunft!
Wenn, ferner,
{v. 8.} Petrus, erstaunt über den Reichthum des Seegens, der ihm zu Theil ward, sogleich an seine Unwürdigkeit denkt: so ist das auch für uns ein schönes Beispiel. Von Gott können wir gar nichts verdienen. Wir, die wir Ihm ganz, mit allem was wir sind und haben, zugehören! Und wenn wir Sein Gesez so vollkom
men gehalten daß gar nichts fehlet: so müssen wir sagen:
{Lucä 17, 10} Herr wir sind geringe Knechte. Wir haben nichts weiter gethan als was wir zu thun schuldig waren! − Wie schön stehet uns denn an, mit allen Fürungen Gottes zufrieden zu seyn! Bei jedem Guten, das wir hier geniessen, mit
Petro zu bekennen:
Herr ich bin ein sündiger Mensch! Und in die Lobpreisung
Jacobs einzustimmen:
Herr ich bin unwerth auch des geringsten Guten das du mir giebest! Dies fordert Vernunft
und Gerechtigkeit. Und dies wird uns auch zum würdigen Gebrauch unsrer Gaben leiten!
Wenn, ferner,
{v. 8.} Petrus, erstaunt über den Reichthum des Seegens, der ihm zu Theil ward, sogleich an seine Unwürdigkeit denkt: so ist das auch für uns ein schönes Beispiel. Von Gott können wir gar nichts verdienen. Wir, die wir Ihm ganz, mit allem was wir sind und haben, zugehören! Und wenn wir Sein Gesez so vollkom
men gehalten daß gar nichts fehlet: so müssen wir sagen:
{Lucä 17, 10} Herr wir sind geringe Knechte. Wir haben nichts weiter gethan als was wir zu thun schuldig waren! − Wie schön stehet uns denn an, mit allen Fürungen Gottes zufrieden zu seyn! Bei jedem Guten, das wir hier geniessen, mit
Petro zu bekennen:
Herr ich bin ein sündiger Mensch! Und in die Lobpreisung
Jacobs einzustimmen:
Herr ich bin unwerth auch des geringsten Guten das du mir giebest! Dies fordert Vernunft
und Gerechtigkeit. Und dies wird uns auch zum würdigen Gebrauch unsrer Gaben leiten!
Dem Willen Gottes müssen wir auch alle, noch so schäzbahre Güter der Erde, willig und froh aufopfern. So verliessen hier Petrus und seine Mit-Gesellen, auf Jesu Befehl, alles ihr zeitliches Vermögen, und folgten ihm nach. Dies ist die feierlichste Huldigung Gottes, wenn wir so, durch die That bekennen, daß Er Licht schaffen kan wo Nacht ist, und selbst |b65| den grösten Verlust zum reichsten Gewinn zu machen vermag. Dies Vertrauen ward schon dem {Röm. 4, 20–22.} Abraham, als Verdienst angerechnet. Wie unendlich muß die Liebe Gottes seyn, da Ihm Vertrauen zu Ihm so überaus wohl gefällt!Dem Willen Gottes müssen wir auch alle, noch so schäzbahre Güter der Erde, willig und froh aufopfern. So verliessen hier Petrus und seine Mit-Gesellen, auf Jesu Befehl, alles ihr zeitliches Vermögen, und folgten ihm nach. Dies ist die feierlichste Huldigung Gottes, wenn wir so, durch die That bekennen, daß Er Licht schaffen kan wo Nacht ist, und selbst |b65| den grösten Verlust zum reichsten Gewinn zu machen vermag. Dies Vertrauen ward schon dem {Röm. 4, 20–22.} Abraham, als Verdienst angerechnet. Wie unendlich muß die Liebe Gottes seyn, da Ihm Vertrauen zu Ihm so überaus wohl gefällt!
Nur gar zu geneigt sind wir Menschen allenthalben Wunder zu wünschen und zu erwarten. Der Kranke, der Niedrige schmeichelt sich mit der Hofnung, Gott werde ihn ohne Mittel gesund machen; und aus dem Staube empor heben. Und wenn man vom Seegen Gottes bei seinen Arbeiten und Unternehmungen spricht: so denkt man sich gemeiniglich eine unmittelbahre Darzwischenkunft der Gottheit dabei. Ist denn etwa das tägliche Aufgehen und Untergehen der Sonne, ein geringerer Beweiß der Macht Gottes, als das Stillestehen derselben? Ist es weniger schwer, diese ungeheuren Massen, die Erde und Himmels-Körper in regelmäßigen Lauf-Bahnen zu erhalten, als sie in ihrem Lauf zu hemmen? Ist es nicht ein gleicher Beweiß der Macht; Heil-Kräfte in die Pflanzen und Gewächse zu legen; als den Kranken durch einen Macht-Spruch gesund zu machen? Zeuget das järliche Wachsen des Getraides und der Nahrung, nicht eben so sehr von Gottes Macht, als wenn er sie vom Himmel herab regnen ließ? Wunder verherrlichen Gott bei weitem nicht so sehr, als der gewönliche regelmäßige Lauf der Dinge. Denn jene sind nur Beweise seiner Macht: diese aber auch zu gleicher Zeit Beweise seiner Weisheit. Nirgends hat uns daher Gott Wunder |b66| zu unsrer Erhaltung und Beglückung versprochen. Er hat uns vielmehr an den fleißigen und klugen Gebrauch der Mittel der Natur gewiesen, welcher Er einmahl ihre Geseze gegeben und ihren Gang vorgezeichnet . – Also einen solchen wundertätigen Seegen in unserm Beruf und Stande, dergleichen hier Petro zu Theil ward, haben wir gar nicht zu hoffen. – Aber stehen denn unsre Geschäfte und Schicksahle, gar nicht unter der Aufsicht und dem Seegen Gottes?Nur gar zu geneigt sind wir Menschen allenthalben Wunder zu wünschen und zu erwarten. Der Kranke, der Niedrige schmeichelt sich mit der Hofnung, Gott werde ihn ohne Mittel gesund machen; und aus dem Staube empor heben. Und wenn man vom Seegen Gottes bei seinen Arbeiten und Unternehmungen spricht: so denkt man sich gemeiniglich eine unmittelbahre Darzwischenkunft der Gottheit dabei. Ist denn etwa das tägliche Aufgehen und Untergehen der Sonne, ein geringerer Beweiß der Macht Gottes, als das Stillestehen derselben? Ist es weniger schwer, diese ungeheuren Massen, die Erde und Himmels-Körper in regelmäßigen Lauf-Bahnen zu erhalten, als sie in ihrem Lauf zu hemmen? Ist es nicht ein gleicher Beweiß der Macht; Heil-Kräfte in die Pflanzen und Gewächse zu legen; als den Kranken durch einen Macht-Spruch gesund zu machen? Zeuget das järliche Wachsen des Getraides und der Nahrung, nicht eben so sehr von Gottes Macht, als wenn er sie vom Himmel herab regnen ließ? Wunder verherrlichen Gott bei weitem nicht so sehr, als der gewönliche regelmäßige Lauf der Dinge. Denn jene sind nur Beweise seiner Macht: diese aber auch zu gleicher Zeit Beweise seiner Weisheit. Nirgends hat uns daher Gott Wunder |b66| zu unsrer Erhaltung und Beglückung versprochen. Er hat uns vielmehr an den fleißigen und klugen Gebrauch der Mittel der Natur gewiesen, welcher Er einmahl ihre Geseze gegeben und ihren Gang vorgezeichnet . – Also einen solchen wundertätigen Seegen in unserm Beruf und Stande, dergleichen hier Petro zu Theil ward, haben wir gar nicht zu hoffen. – Aber stehen denn unsre Geschäfte und Schicksahle, gar nicht unter der Aufsicht und dem Seegen Gottes?
Dies wird uns der mit dem Evangelio verbundene {Pred. Sal. 9, 10–12.} Ausspruch Salomons lehren. Eine der schwierigen Stellen in der Bibel, welche vernünftigen Freunden der Religion manche Zweifel verursachet, und von ihren Feinden nicht wenig gemishandelt wird!Dies wird uns der mit dem Evangelio verbundene {Pred. Sal. 9, 10–12.} Ausspruch Salomons lehren. Eine der schwierigen Stellen in der Bibel, welche vernünftigen Freunden der Religion manche Zweifel verursachet, und von ihren Feinden nicht wenig gemishandelt wird!
Bei den Geschäften dieses Lebens giebt es, wie die Erfahrung lehret, zwey grosse Abwege, worauf sich eine Menge von Menschen verirren. Einige leben in einem eingebildeten, thörigten, abergläubigen Vertrauen auf Gott dahin: erwarten ihre Nahrung, Versorgung, und alles, in Faulheit und Trägheit, nur von Gott; ohne in Seine Ordnung sich zu begeben, und die von ihm bestimmte Mittel zu brauchen. Andere hingegen erwarten von ihm nichts. Sondern rastloß arbeiten sie, und suchen, in profaner Gottes-Vergessenheit, alles nur durch ihren Fleiß, Macht und Klugheit zu erringen. Für beiden Lastern, dem abergläubigen Vertrauen des Faulen; so wie der Gottes-Vergessenheit des Vereitelten, zu warnen: und im Ge|b67|gentheil, einen emsigen, klugen und gewissenhaften Fleiß, verbunden mit einem demütigen Vertrauen auf Gott zu empfehlen: dies ist der Inhalt dieser Stelle. Bei den Geschäften dieses Lebens giebt es, wie die Erfahrung lehret, zwey grosse Abwege, worauf sich eine Menge von Menschen verirren. Einige leben in einem eingebildeten, thörigten, abergläubigen Vertrauen auf Gott dahin: erwarten ihre Nahrung, Versorgung, und alles, in Faulheit und Trägheit, nur von Gott; ohne in Seine Ordnung sich zu begeben, und die von ihm bestimmte Mittel zu brauchen. Andere hingegen erwarten von ihm nichts. Sondern rastloß arbeiten sie, und suchen, in profaner Gottes-Vergessenheit, alles nur durch ihren Fleiß, Macht und Klugheit zu erringen. Für beiden Lastern, dem abergläubigen Vertrauen des Faulen; so wie der Gottes-Vergessenheit des Vereitelten, zu warnen: und im Ge|b67|gentheil, einen emsigen, klugen und gewissenhaften Fleiß, verbunden mit einem demütigen Vertrauen auf Gott zu empfehlen: dies ist der Inhalt dieser Stelle.
{v. 10.} Alles, so warnet Salomo den Faulen für dem abergläubigen Vertrauen auf Gott, – – alles was dir vor Handen komt zu thun, das thue frisch. (aus allen deinen Kräften.) – „Eben dies, daß es dir vor Handen komt zu thun, ist eine Anweisung des Gottes der alles regieret. Ein ausdrücklicher Befehl an dich es zu thun. So thue es denn, aus allen deinen Kräften. Nicht obenhin; nicht verdrossen; nicht gewissenloß. Sondern mit Lust; mit Anstrengung so gut als dir möglich; mit kluger Vorsicht; und mit strenger Gewissenhaftigkeit.“{v. 10.} Alles, so warnet Salomo den Faulen für dem abergläubigen Vertrauen auf Gott, – – alles was dir vor Handen komt zu thun, das thue frisch. (aus allen deinen Kräften.) – „Eben dies, daß es dir vor Handen komt zu thun, ist eine Anweisung des Gottes der alles regieret. Ein ausdrücklicher Befehl an dich es zu thun. So thue es denn, aus allen deinen Kräften. Nicht obenhin; nicht verdrossen; nicht gewissenloß. Sondern mit Lust; mit Anstrengung so gut als dir möglich; mit kluger Vorsicht; und mit strenger Gewissenhaftigkeit.“
Denn in der Hölle, (genauer, im Reich des Todes, im Grabe; wie Luther eben dieses Wort 1 Buch Mos. 37, 35. übersezt:) da du hinfärest, ist weder Werk, Kunst, Vernunft, noch Weisheit.Denn in der Hölle, (genauer, im Reich des Todes, im Grabe; wie Luther eben dieses Wort 1 Buch Mos. 37, 35. übersezt:) da du hinfärest, ist weder Werk, Kunst, Vernunft, noch Weisheit.
„Sterben must du ja; in das Reich des Todes, das Grab gehen, wohin alle deine Vorfahren gegangen. Aber nach dem Tode giebt es keine fernere Vorbereitung mehr: da hilft kein Werk, Kunst, Verstand und Weisheit weiter. Was du hier ausgesäet, das und nichts anders wirst du dort einerndten. Was du hier eingesamlet, das und nichts anders wirst du dort geniessen. – Gleich einem verständigen Landmann versäume also die Zeit der Bestel|b68|lung nicht. Denn plözlich komt der Winter. Und sodenn ist alle deine Mühe, und Sorge, und Kunst, und Schweiß vergebens.“„Sterben must du ja; in das Reich des Todes, das Grab gehen, wohin alle deine Vorfahren gegangen. Aber nach dem Tode giebt es keine fernere Vorbereitung mehr: da hilft kein Werk, Kunst, Verstand und Weisheit weiter. Was du hier ausgesäet, das und nichts anders wirst du dort einerndten. Was du hier eingesamlet, das und nichts anders wirst du dort geniessen. – Gleich einem verständigen Landmann versäume also die Zeit der Bestel|b68|lung nicht. Denn plözlich komt der Winter. Und sodenn ist alle deine Mühe, und Sorge, und Kunst, und Schweiß vergebens.“
{v. 11. 12.} Ich wandte mich und sahe wie es unter der Sonnen zugehet. Mit andern Worten: „Nachdem ich die Thorheit jener Faulen gesehen, wandte ich mich und sahe an der andern Seite, eine eben so grosse Thorheit; nämlich die stolze Selbst-Genügsamkeit, die profane Gottes-Vergessenheit.“ – Ich wandte mich und sahe, daß zum Laufen nicht hilft schnell seyn. Diese Uebersezung ist unbequem. Allerdings hilft zum Laufen das Schnell seyn; zum Kriegen das Stark seyn. Salomo selbst hatte es ja unmittelbahr vorher erinnert. v. 10. Sein Ausspruch heist im deutschen so: ich sahe, daß der Lauf nicht der Schnellen, der Krieg nicht der Krieg der Starken ist, u. s. w.{v. 11. 12.} Ich wandte mich und sahe wie es unter der Sonnen zugehet. Mit andern Worten: „Nachdem ich die Thorheit jener Faulen gesehen, wandte ich mich und sahe an der andern Seite, eine eben so grosse Thorheit; nämlich die stolze Selbst-Genügsamkeit, die profane Gottes-Vergessenheit.“ – Ich wandte mich und sahe, daß zum Laufen nicht hilft schnell seyn. Diese Uebersezung ist unbequem. Allerdings hilft zum Laufen das Schnell seyn; zum Kriegen das Stark seyn. Salomo selbst hatte es ja unmittelbahr vorher erinnert. v. 10. Sein Ausspruch heist im deutschen so: ich sahe, daß der Lauf nicht der Schnellen, der Krieg nicht der Krieg der Starken ist, u. s. w.
Der Lauf ist nicht der Schnellen, das heist, er stehet nicht in ihrer Gewalt: wie 1 Sam. 17, 47. gesagt wird, „der Sieg ist des Herrn; er stehet in Gottes Gewalt.“ Und nun ist dieser Ausspruch Salomons eben das, was uns die tägliche Erfahrung in tausend Beispielen lehret. Die Schnellen haben den Lauf nicht in ihrer Gewalt. Denn der Schnelleste kan gleiten, straucheln, zu Boden stürzen, in Ohnmacht fallen. Und so geschiehet es denn, daß der Allerlangsamste ihm zuvorkomt, und früher, als er, das Ziel erreichet.Der Lauf ist nicht der Schnellen, das heist, er stehet nicht in ihrer Gewalt: wie 1 Sam. 17, 47. gesagt wird, „der Sieg ist des Herrn; er stehet in Gottes Gewalt.“ Und nun ist dieser Ausspruch Salomons eben das, was uns die tägliche Erfahrung in tausend Beispielen lehret. Die Schnellen haben den Lauf nicht in ihrer Gewalt. Denn der Schnelleste kan gleiten, straucheln, zu Boden stürzen, in Ohnmacht fallen. Und so geschiehet es denn, daß der Allerlangsamste ihm zuvorkomt, und früher, als er, das Ziel erreichet.
Zum Streit hilft nicht stark seyn, oder richtiger:
Die Mächtigen, Gewaltigen,
haben |b69| den Krieg nicht in ihrer Gewalt. Es können sich tausend mahl tausend Dinge ereignen, die den Mächtigen hindern, seine Macht zu brauchen, oder die Wirkung davon vereiteln. Und solchergestalt geschiehet es denn, daß tausend von zehnen geschlagen, und zehntausend von hundert aufgerieben werden.
Zum Streit hilft nicht stark seyn, oder richtiger:
Die Mächtigen, Gewaltigen,
haben |b69| den Krieg nicht in ihrer Gewalt. Es können sich tausend mahl tausend Dinge ereignen, die den Mächtigen hindern, seine Macht zu brauchen, oder die Wirkung davon vereiteln. Und solchergestalt geschiehet es denn, daß tausend von zehnen geschlagen, und zehntausend von hundert aufgerieben werden.
Zur Nahrung hilft nicht geschickt seyn; zum Reichthum hilft nicht klug seyn. Richtiger übersezt: die Geschickten und Klugen haben den Ueberfluß, ja selbst die nothdürftige Nahrung nicht in ihrer Gewalt. Denn unzälige Dinge können wider ihr Vermuthen und Wollen geschehen, welche alles ihr Geschick und Klugheit zu nichte machen.Zur Nahrung hilft nicht geschickt seyn; zum Reichthum hilft nicht klug seyn. Richtiger übersezt: die Geschickten und Klugen haben den Ueberfluß, ja selbst die nothdürftige Nahrung nicht in ihrer Gewalt. Denn unzälige Dinge können wider ihr Vermuthen und Wollen geschehen, welche alles ihr Geschick und Klugheit zu nichte machen.
Daß einer angenehm sey, dazu hilft nicht, daß er ein Ding wohl könne. Die Geschickten und Verständigen haben die Gunst der Könige und andrer Menschen nicht in ihrer Gewalt. Tausend Dinge können dem weit weniger Geschickten, dem Einfältigen gar, den Vorzug für ihnen verschaffen.Daß einer angenehm sey, dazu hilft nicht, daß er ein Ding wohl könne. Die Geschickten und Verständigen haben die Gunst der Könige und andrer Menschen nicht in ihrer Gewalt. Tausend Dinge können dem weit weniger Geschickten, dem Einfältigen gar, den Vorzug für ihnen verschaffen.
Sondern alles liegt an der Zeit und Glück. Genauer: Zeit und Glück begegnet ihnen allen: oder, sie stehen alle unter Zeit und Glück. Bei jeder Unternehmung der Menschen hängt der Fortgang und Erfolg grossentheils von der Zeit, wenehr, unter was für Umständen sie geschieht? und vom Glück, den unversehenen Ereignissen ab, welche der Unverstand der Menschen, Zufall oder Glück zu nennen pflegt.Sondern alles liegt an der Zeit und Glück. Genauer: Zeit und Glück begegnet ihnen allen: oder, sie stehen alle unter Zeit und Glück. Bei jeder Unternehmung der Menschen hängt der Fortgang und Erfolg grossentheils von der Zeit, wenehr, unter was für Umständen sie geschieht? und vom Glück, den unversehenen Ereignissen ab, welche der Unverstand der Menschen, Zufall oder Glück zu nennen pflegt.
|b70| {v. 12.} Auch weiß der Mensch seine Zeit, die Zeit seines Todes, nicht. Sondern wie die Fische gefangen werden mit einem schädlichen, verderblichen, Hamen, und wie die Vögel mit dem Strick gefangen werden: so werden auch die Menschen berücket zur bösen Zeit, wenn sie plözlich über sie fällt; „so kömt auch über den Menschen, der Todt unversehen, und unvermeidlich. In der vollen Geschäftigkeit, seine grossen klugen mächtigen Anschläge auszufüren, reist ihn der Todt dahin, und zernichtet alle Entwürfe seiner Klugheit und Macht.“|b70| {v. 12.} Auch weiß der Mensch seine Zeit, die Zeit seines Todes, nicht. Sondern wie die Fische gefangen werden mit einem schädlichen, verderblichen, Hamen, und wie die Vögel mit dem Strick gefangen werden: so werden auch die Menschen berücket zur bösen Zeit, wenn sie plözlich über sie fällt; „so kömt auch über den Menschen, der Todt unversehen, und unvermeidlich. In der vollen Geschäftigkeit, seine grossen klugen mächtigen Anschläge auszufüren, reist ihn der Todt dahin, und zernichtet alle Entwürfe seiner Klugheit und Macht.“
Was kan einleuchtender seyn, als dieser Beweiß einer alles-sehenden und alles-regierenden Vorsehung? Auch die besten Mittel der Klugheit, gepaart mit der grösten Macht und dem eifrigsten Fleiß, richten ofte nichts aus; haben gar keinen, ja einen gerade widersprechenden Erfolg. Ganz unerwartete, und nicht selten, uns unbekandte Umstände, geben den menschlichen Angelegenheiten eine aller irrdischen Weisheit ganz unerwartete und unerklärliche Wendung. Der Schnelle bleibt zurück, und der Langsame, Schwerfällige komt zuerst ans Ziel. Der Schwache sieget, und der sehr viel Mächtigere wird zu Grunde gerichtet. – Dies nun hat die beiden so gemeinen, in der That ganz sinnlosen und abgeschmackten Worte, Zufall, oder Glück, und Schicksal veranlasset. Sinnloß und abgeschmackt! Denn wie ungereimt würde es seyn, von einem Hause, oder einer Stadt, deren Ursprung uns unbekandt ist, zu sagen: dieses Hauß und diese Stadt sey |b71| durch einen Zufall, durch ein Schicksal, – das heißt, durch ein Nichts – entstanden.Was kan einleuchtender seyn, als dieser Beweiß einer alles-sehenden und alles-regierenden Vorsehung? Auch die besten Mittel der Klugheit, gepaart mit der grösten Macht und dem eifrigsten Fleiß, richten ofte nichts aus; haben gar keinen, ja einen gerade widersprechenden Erfolg. Ganz unerwartete, und nicht selten, uns unbekandte Umstände, geben den menschlichen Angelegenheiten eine aller irrdischen Weisheit ganz unerwartete und unerklärliche Wendung. Der Schnelle bleibt zurück, und der Langsame, Schwerfällige komt zuerst ans Ziel. Der Schwache sieget, und der sehr viel Mächtigere wird zu Grunde gerichtet. – Dies nun hat die beiden so gemeinen, in der That ganz sinnlosen und abgeschmackten Worte, Zufall, oder Glück, und Schicksal veranlasset. Sinnloß und abgeschmackt! Denn wie ungereimt würde es seyn, von einem Hause, oder einer Stadt, deren Ursprung uns unbekandt ist, zu sagen: dieses Hauß und diese Stadt sey |b71| durch einen Zufall, durch ein Schicksal, – das heißt, durch ein Nichts – entstanden.
Gerade dieses Unerwartete und Unerklärliche in dem Lauf der menschlichen Angelegenheiten, dies was der Unverstand, Zufall und Schicksahl nennt, ist ein augenscheinlicher Beweiß einer allwaltenden Vorsehung. Wäre der Erfolg und Ausgang immer unsrer Klugheit, Fleiß und Stärke angemessen: käme der Schnelle, immer, ohne einzige Ausnahme, am ersten zum Ziel; erhielte der Mächtige, ohne Ausnahme immer Sieg; wäre der Weise immer angesehen und reich; wüste der Kluge den Augenblick seines Todes pünktlich vorher: so könte es scheinen, daß die Dinge in der Welt bloß sich selbst überlassen seyn, daß der Schöpfer sich um die Regierung der von ihm geschafnen Welt nicht bekümmere. Da es aber ofte ganz umgekehrt gehet; da der Schnelle niemahls den Lauf; der Mächtige niemahls den Sieg; der Kluge niemahls den Ueberfluß in seiner Gewalt hat; sondern Zeit und Zufall, das heißt, unerwartete, unvorhergesehene und unvermeidliche Begebenheiten, den Fort- und Ausgang aller menschlichen Unternehmungen bestimmen: so ist dieses ein sonnenklarer Beweiß, daß die höhere unsichtbare Hand des Schöpfers sich in die menschliche Angelegenheiten menget; daß Gott den Lauf aller unsrer Unternehmungen und Begebenheiten, den Anfang, Fort- und Ausgang jedes unsrer Geschäfte, bemerket, anordnet und nach Seinem Willen lenket.Gerade dieses Unerwartete und Unerklärliche in dem Lauf der menschlichen Angelegenheiten, dies was der Unverstand, Zufall und Schicksahl nennt, ist ein augenscheinlicher Beweiß einer allwaltenden Vorsehung. Wäre der Erfolg und Ausgang immer unsrer Klugheit, Fleiß und Stärke angemessen: käme der Schnelle, immer, ohne einzige Ausnahme, am ersten zum Ziel; erhielte der Mächtige, ohne Ausnahme immer Sieg; wäre der Weise immer angesehen und reich; wüste der Kluge den Augenblick seines Todes pünktlich vorher: so könte es scheinen, daß die Dinge in der Welt bloß sich selbst überlassen seyn, daß der Schöpfer sich um die Regierung der von ihm geschafnen Welt nicht bekümmere. Da es aber ofte ganz umgekehrt gehet; da der Schnelle niemahls den Lauf; der Mächtige niemahls den Sieg; der Kluge niemahls den Ueberfluß in seiner Gewalt hat; sondern Zeit und Zufall, das heißt, unerwartete, unvorhergesehene und unvermeidliche Begebenheiten, den Fort- und Ausgang aller menschlichen Unternehmungen bestimmen: so ist dieses ein sonnenklarer Beweiß, daß die höhere unsichtbare Hand des Schöpfers sich in die menschliche Angelegenheiten menget; daß Gott den Lauf aller unsrer Unternehmungen und Begebenheiten, den Anfang, Fort- und Ausgang jedes unsrer Geschäfte, bemerket, anordnet und nach Seinem Willen lenket.
|b72| Und so sind wir zu der grossen Wahrheit geleitet, die allein bei unsern Geschäften, die wahre Weisheit lehret: daß, nämlich, alle unsre Geschäfte lediglich von Gottes Seegen abhängen. – Gott allein ist es, welcher uns 1) die Kräfte, 2) die Gelegenheiten zu unsern Geschäften giebt. 3) Er allein regieret den Fort- und Ausgang jeder Arbeit. Dies ist es, was wir uns unter dem Seegen Gottes bei unsern Beruf- und Standes-Geschäften, zu denken haben. |b72| Und so sind wir zu der grossen Wahrheit geleitet, die allein bei unsern Geschäften, die wahre Weisheit lehret: daß, nämlich, alle unsre Geschäfte lediglich von Gottes Seegen abhängen. – Gott allein ist es, welcher uns 1) die Kräfte, 2) die Gelegenheiten zu unsern Geschäften giebt. 3) Er allein regieret den Fort- und Ausgang jeder Arbeit. Dies ist es, was wir uns unter dem Seegen Gottes bei unsern Beruf- und Standes-Geschäften, zu denken haben.
Gott allein ist es, der uns die Kräfte giebt arbeiten zu können. Dieser Gebrauch unsrer Augen, Ohren, und anderer Sinne; diese Hände, Füsse, und übrige Glieder unsers Leibes; diese Gesundheit und Munterkeit; die Sprache; die Vernunft, Gedächtniß, kurz, alle die mannigfaltigen Glieder und Kräfte des Leibes und der Seele, die uns in den Stand sezen, die Arbeiten der Hände und des Kopfs auszurichten: von wem sind sie anders, als von Gott?Gott allein ist es, der uns die Kräfte giebt arbeiten zu können. Dieser Gebrauch unsrer Augen, Ohren, und anderer Sinne; diese Hände, Füsse, und übrige Glieder unsers Leibes; diese Gesundheit und Munterkeit; die Sprache; die Vernunft, Gedächtniß, kurz, alle die mannigfaltigen Glieder und Kräfte des Leibes und der Seele, die uns in den Stand sezen, die Arbeiten der Hände und des Kopfs auszurichten: von wem sind sie anders, als von Gott?
Du Handwerks-Mann! wie würdest du deine Hand-Arbeiten verrichten? Geschäftige Haus-Frau und zärtliche Mutter! Wie würdest du deine Kinder tragen und pflegen, und dein Haus-Wesen anordnen? Krieges-Held! wie würdest du für das Vaterland fechten? Kauf- und Handels-Mann! wie würdest du Waaren verschreiben, und absezen, und Rechnungen füren? Gelehrter! wie würdest du in die Geheimnisse der Künste und Wissenschaften dringen, und sie andern lehren können? – – wenn du gleich einem |b73| Stein und Holz gebildet wärest! Oder ein Schlagfluß deine Augen blind gemacht, und deine Hände und Füsse und Zunge gelämet! Oder ein unglücklicher Fall dein Gehirn beschädiget und den Verstand verrücket hätte! – – O so bleibe denn nicht, gleich dem unvernünftigen Thier, an dem kleben, was du vor dir siehest! So hebe denn, diese gesunde Augen, diese geschäftigen Hände, dein reges Herz, deinen denkenden Geist, erhebe sie, als Mensch, zum Himmel empor! Verehre und preise demütig und dankvoll den Gott, durch den wir {Apost. gesch. 17, 28.} leben, beweget werden und sind!Du Handwerks-Mann! wie würdest du deine Hand-Arbeiten verrichten? Geschäftige Haus-Frau und zärtliche Mutter! Wie würdest du deine Kinder tragen und pflegen, und dein Haus-Wesen anordnen? Krieges-Held! wie würdest du für das Vaterland fechten? Kauf- und Handels-Mann! wie würdest du Waaren verschreiben, und absezen, und Rechnungen füren? Gelehrter! wie würdest du in die Geheimnisse der Künste und Wissenschaften dringen, und sie andern lehren können? – – wenn du gleich einem |b73| Stein und Holz gebildet wärest! Oder ein Schlagfluß deine Augen blind gemacht, und deine Hände und Füsse und Zunge gelämet! Oder ein unglücklicher Fall dein Gehirn beschädiget und den Verstand verrücket hätte! – – O so bleibe denn nicht, gleich dem unvernünftigen Thier, an dem kleben, was du vor dir siehest! So hebe denn, diese gesunde Augen, diese geschäftigen Hände, dein reges Herz, deinen denkenden Geist, erhebe sie, als Mensch, zum Himmel empor! Verehre und preise demütig und dankvoll den Gott, durch den wir {Apost. gesch. 17, 28.} leben, beweget werden und sind!
Doch! alle diese so grosse, so wundervolle Kräfte, was würden sie uns helfen, wenn wir nicht auch die
Gelegenheiten zu unsern Geschäften
fänden! Lebten wir in einem Lande, wo innerer Krieg, Rauben und Morden alle Ordnung zerstöret und alle gesellschaftliche Verbindung zerreißt; oder hätten Mangel der Bekandtschaft, mächtige Factionen, und änliche Dinge, uns die Beförderung zu einem Amte und Plaz unmöglich gemacht; oder fiele das Ansehen unsrer
Stadt: so würden wir bei allen unsern Kräften und Geschick zum Arbeiten, dennoch ohne Geschäfte leben, und auf der Folter des Müßigganges liegen. Alles dieses nun, jede Gelegenheit zu einem Gewinn, einer Arbeit, einem Geschäfte, hänget abermahls lediglich – von Gott ab. Dem Gott, welcher
{Apost. gesch. 17, 26.} gemacht, daß von einem Blut das ganze Menschen-Geschlecht auf der Erde entstanden; und jedem Menschen Grenze und Ziel bestimt, wo? und wie lange? er leben soll.
Doch! alle diese so grosse, so wundervolle Kräfte, was würden sie uns helfen, wenn wir nicht auch die
Gelegenheiten zu unsern Geschäften
fänden! Lebten wir in einem Lande, wo innerer Krieg, Rauben und Morden alle Ordnung zerstöret und alle gesellschaftliche Verbindung zerreißt; oder hätten Mangel der Bekandtschaft, mächtige Factionen, und änliche Dinge, uns die Beförderung zu einem Amte und Plaz unmöglich gemacht; oder fiele das Ansehen unsrer
Stadt: so würden wir bei allen unsern Kräften und Geschick zum Arbeiten, dennoch ohne Geschäfte leben, und auf der Folter des Müßigganges liegen. Alles dieses nun, jede Gelegenheit zu einem Gewinn, einer Arbeit, einem Geschäfte, hänget abermahls lediglich – von Gott ab. Dem Gott, welcher
{Apost. gesch. 17, 26.} gemacht, daß von einem Blut das ganze Menschen-Geschlecht auf der Erde entstanden; und jedem Menschen Grenze und Ziel bestimt, wo? und wie lange? er leben soll.
|b74| Hauptsächlich aber zeiget sich der Seegen Gottes, bei dem Fort- und Ausgange unsrer Arbeiten. – Dieser Fortgang und Erfolg unsrer Geschäfte hänget von einer Menge Ursachen und Umstände ab, die weder wir noch irgend ein Monarch und Mensch, die alle Mächte der ganzen Welt zusammengenommen, nicht in ihrer Gewalt haben. Der eine Seefahrende, wird mit seinem Schiff in den Hafen getrieben, und der andere, am Felsen zerschmettert und in den Abgrund versenket. Der eine Kranke geräth an einen verständigen Arzt, der ihn geschickt und glücklich behandelt: wärender Zeit ein andrer bei eben der Klugheit und Vorsicht, einem Unverständigen in die Hände fällt, der ihn tödtet, oder gar zeitlebens elend macht. Die heilsamste Arzenei thut an dem einen Kranken ihre volle Wirkung; und einem andern wird sie durch unvermuthete Zufälle ein Gift. Ein mittelmäßig Gelehrter trift günstige Verbindungen an, sein geringes Geschick mit dem grösten Vortheil sehen zu lassen; da hingegen der weit Gelehrtere in der Dunkelheit und dem Staube schmachtet. Der wenig erfahrne Kaufmann erwirbt durch einen einzigen glücklich getroffenen Handel mehr Reichtümer, und ein sehr mittelmäßiger Staatsmann schwingt sich in einem günstigen Augenblick zu höheren Posten hinauf, als der ungleich erfahrnere und geschicktere in seinem ganzen Leben erringen kan. Eine Cur, ein Proceß, eine Predigt, eine Ermahnung, ein Haus-Geschäfte, oder irgend eine andre Arbeit schlagen überaus glücklich aus: da hingegen einem andern eben so, ja noch mehr geschickten, vorsich|b75|tigen und geschäftigen Mann fast alles verunglückt! – – Wer ist so blöde, oder vielmehr so blind, daß er hier und in tausend änlichen Fällen, die Hand desjenigen nicht sehen solte, welcher – – „als Gott über alles, mit eben dem Auge den Held umkommen und den Sperling fallen, Welten und Sonnen-Stäubchen untergehen, hier eine Wasser-Blase, und dort eine Welt zertrümmern siehet!“ – Wer siehet, höret und fület hier nicht die Wahrheit jener allererhabensten Lehre Jesu: {Math. 10, 29. 30.} Kein Sperling fällt todt zur Erde nieder ohne den Willen eures Vaters im Himmel. Und, – alle Haare auf eurem Haupte sind gezälet!|b74| Hauptsächlich aber zeiget sich der Seegen Gottes, bei dem Fort- und Ausgange unsrer Arbeiten. – Dieser Fortgang und Erfolg unsrer Geschäfte hänget von einer Menge Ursachen und Umstände ab, die weder wir noch irgend ein Monarch und Mensch, die alle Mächte der ganzen Welt zusammengenommen, nicht in ihrer Gewalt haben. Der eine Seefahrende, wird mit seinem Schiff in den Hafen getrieben, und der andere, am Felsen zerschmettert und in den Abgrund versenket. Der eine Kranke geräth an einen verständigen Arzt, der ihn geschickt und glücklich behandelt: wärender Zeit ein andrer bei eben der Klugheit und Vorsicht, einem Unverständigen in die Hände fällt, der ihn tödtet, oder gar zeitlebens elend macht. Die heilsamste Arzenei thut an dem einen Kranken ihre volle Wirkung; und einem andern wird sie durch unvermuthete Zufälle ein Gift. Ein mittelmäßig Gelehrter trift günstige Verbindungen an, sein geringes Geschick mit dem grösten Vortheil sehen zu lassen; da hingegen der weit Gelehrtere in der Dunkelheit und dem Staube schmachtet. Der wenig erfahrne Kaufmann erwirbt durch einen einzigen glücklich getroffenen Handel mehr Reichtümer, und ein sehr mittelmäßiger Staatsmann schwingt sich in einem günstigen Augenblick zu höheren Posten hinauf, als der ungleich erfahrnere und geschicktere in seinem ganzen Leben erringen kan. Eine Cur, ein Proceß, eine Predigt, eine Ermahnung, ein Haus-Geschäfte, oder irgend eine andre Arbeit schlagen überaus glücklich aus: da hingegen einem andern eben so, ja noch mehr geschickten, vorsich|b75|tigen und geschäftigen Mann fast alles verunglückt! – – Wer ist so blöde, oder vielmehr so blind, daß er hier und in tausend änlichen Fällen, die Hand desjenigen nicht sehen solte, welcher – – „als Gott über alles, mit eben dem Auge den Held umkommen und den Sperling fallen, Welten und Sonnen-Stäubchen untergehen, hier eine Wasser-Blase, und dort eine Welt zertrümmern siehet!“ – Wer siehet, höret und fület hier nicht die Wahrheit jener allererhabensten Lehre Jesu: {Math. 10, 29. 30.} Kein Sperling fällt todt zur Erde nieder ohne den Willen eures Vaters im Himmel. Und, – alle Haare auf eurem Haupte sind gezälet!
Zu dieser allergenauesten, so bis aufs allerkleinste sich erstreckenden Regierung unsrer Arbeiten, bedarf Gott keiner Wunderwerke. Bloß durch die Stellung, Anordnung, und Verbindung der natürlichen Ursachen bestimt Er den Fort- und Ausgang aller unsrer Unternehmungen.Zu dieser allergenauesten, so bis aufs allerkleinste sich erstreckenden Regierung unsrer Arbeiten, bedarf Gott keiner Wunderwerke. Bloß durch die Stellung, Anordnung, und Verbindung der natürlichen Ursachen bestimt Er den Fort- und Ausgang aller unsrer Unternehmungen.
{2 B. Mos. 2.} Pharao giebt den Befehl alle Knaben der Hebräer zu tödten. Und dieser Befehl, wer solte es denken! hat durch einen unvermutheten Zusammenfluß von allerlei Umständen, den ganz entgegen gesezten Erfolg, daß ein hebräischer Knabe, Moses, selbst an dem Hofe dieses Königes erzogen wird.{2 B. Mos. 2.} Pharao giebt den Befehl alle Knaben der Hebräer zu tödten. Und dieser Befehl, wer solte es denken! hat durch einen unvermutheten Zusammenfluß von allerlei Umständen, den ganz entgegen gesezten Erfolg, daß ein hebräischer Knabe, Moses, selbst an dem Hofe dieses Königes erzogen wird.
{2 Samuel. 15–18.} Absalom, der verruchte und mit blinder Zärtlichkeit geliebte, – Denn, verblendete Eltern! beides ist gemeiniglich beisammen. Was ihr Zärtlichkeit nennt, dadurch macht ihr eure
|b76| Kinder zu
Bösewichtern! – – Dieser zärtlich geliebte Sohn
Davids also, hatte ihm seine blinde Zärtlichkeit belohnet; sich gegen seinen Vater empöret, und ihn genötiget, zu Fusse aus Jerusalem zu fliehen.
Ahitophel,
{2 Samuel. 16, 23.} dessen Aussprüche als Götter-Sprüche angesehen wurden, gab ihm den staatsklugen Rath, keine Zeit zu verliehren; sondern dem
David, ehe er eine Parthei sich samlen könte, sogleich nachzusezen und das Leben zu nehmen. Hätte
Absalom diesen Rath befolgt: so war
David unausbleiblich verlohren. Allein – – gerade in diesem critischen Augenblick, räth der alte
Husai das Gegentheil. Wider alles Vermuthen findet er Eingang beim
Absalom. Und nun kehret sich alles um!
David kömt wieder auf seinen verlohrnen Thron. Und
Absalom, wird an einem Baum hängend, mit einem Spieß durchbohret.
{2 Samuel. 15–18.} Absalom, der verruchte und mit blinder Zärtlichkeit geliebte, – Denn, verblendete Eltern! beides ist gemeiniglich beisammen. Was ihr Zärtlichkeit nennt, dadurch macht ihr eure
|b76| Kinder zu
Bösewichtern! – – Dieser zärtlich geliebte Sohn
Davids also, hatte ihm seine blinde Zärtlichkeit belohnet; sich gegen seinen Vater empöret, und ihn genötiget, zu Fusse aus Jerusalem zu fliehen.
Ahitophel,
{2 Samuel. 16, 23.} dessen Aussprüche als Götter-Sprüche angesehen wurden, gab ihm den staatsklugen Rath, keine Zeit zu verliehren; sondern dem
David, ehe er eine Parthei sich samlen könte, sogleich nachzusezen und das Leben zu nehmen. Hätte
Absalom diesen Rath befolgt: so war
David unausbleiblich verlohren. Allein – – gerade in diesem critischen Augenblick, räth der alte
Husai das Gegentheil. Wider alles Vermuthen findet er Eingang beim
Absalom. Und nun kehret sich alles um!
David kömt wieder auf seinen verlohrnen Thron. Und
Absalom, wird an einem Baum hängend, mit einem Spieß durchbohret.
{1 B. Mos. 37–46} Josephs Geschichte ist eine Kette solcher, wider alles Vermuthen zusammentreffender Umstände, die allen Unternehmungen einen ganz widersprechenden Ausgang geben. Schon liegt er in der Grube, und erwartet von seinen mörderischen Brüdern den Todt. Gerade in dieser Zeit – warum denn nicht einen Tag früher oder später! – reisen nach
Aegypten ziehende Kaufleute vorbei. Nun ändern seine Brüder den Vorsaz und verkaufen ihn. Die Kaufleute gerathen
in Aegypten, gerade an den
Potiphar, dem sie den
Joseph zum Sclaven verhandeln. Seine Helden-Tugend bringt ihn bald darauf ins Gefängniß: und zwar gerade zu der Zeit, als zwei vor
|b77|nehme Hof-Bediente eben daselbst gefangen sassen. Durch den einen von diesen wird er dem Könige bekandt; und endlich, der vornehmste Staats-Bediente. – Verändert diese Umstände, rückt nur einen einzigen aus seiner Lage, lasset jene Kaufleute nur um einen Tag früher oder später ankommen, den
Joseph anderswo als in Aegypten, an einen andern als den
Potiphar verkauft werden u. s. f.: so wäre die Unschuld, die heldenmäßigste Tugend, elend umgekommen. Aber durch diese
Zusammen-Kettung geschahe es, daß
Joseph die Brüder, die ihn ermorden wolten, von dem peinlichsten Tode, dem Hunger, rettet; und aus einem gefangenen Sclaven, Premier-Minister des angesehensten Reiches in der damahligen Welt wird.
{1 B. Mos. 37–46} Josephs Geschichte ist eine Kette solcher, wider alles Vermuthen zusammentreffender Umstände, die allen Unternehmungen einen ganz widersprechenden Ausgang geben. Schon liegt er in der Grube, und erwartet von seinen mörderischen Brüdern den Todt. Gerade in dieser Zeit – warum denn nicht einen Tag früher oder später! – reisen nach
Aegypten ziehende Kaufleute vorbei. Nun ändern seine Brüder den Vorsaz und verkaufen ihn. Die Kaufleute gerathen
in Aegypten, gerade an den
Potiphar, dem sie den
Joseph zum Sclaven verhandeln. Seine Helden-Tugend bringt ihn bald darauf ins Gefängniß: und zwar gerade zu der Zeit, als zwei vor
|b77|nehme Hof-Bediente eben daselbst gefangen sassen. Durch den einen von diesen wird er dem Könige bekandt; und endlich, der vornehmste Staats-Bediente. – Verändert diese Umstände, rückt nur einen einzigen aus seiner Lage, lasset jene Kaufleute nur um einen Tag früher oder später ankommen, den
Joseph anderswo als in Aegypten, an einen andern als den
Potiphar verkauft werden u. s. f.: so wäre die Unschuld, die heldenmäßigste Tugend, elend umgekommen. Aber durch diese
Zusammen-Kettung geschahe es, daß
Joseph die Brüder, die ihn ermorden wolten, von dem peinlichsten Tode, dem Hunger, rettet; und aus einem gefangenen Sclaven, Premier-Minister des angesehensten Reiches in der damahligen Welt wird.
Was hier im Grossen geschahe, das wird jeder aufmerksame, auch bei seiner Lebens-Geschichte im Kleinen finden. Lasset uns nur mit dieser Absicht, in dem Buch der Welt studiren: diese unerwartete Fort- und Ausgänge der menschlichen Angelegenheiten, in unserm eignen Leben, in dem Umgange mit andern, beim Lesen der Geschichte, zu unserm Augenmerk machen. Und wir werden allenthalben Spuhren des allgegenwärtigen und allwirkenden Gottes entdecken. Allenthalben sichtbahre Beweise von der lehr- und trostreichen Wahrheit finden, daß alle unsre Geschäfte und Unternehmungen, lediglich von Gottes Seegen abhängen. Was hier im Grossen geschahe, das wird jeder aufmerksame, auch bei seiner Lebens-Geschichte im Kleinen finden. Lasset uns nur mit dieser Absicht, in dem Buch der Welt studiren: diese unerwartete Fort- und Ausgänge der menschlichen Angelegenheiten, in unserm eignen Leben, in dem Umgange mit andern, beim Lesen der Geschichte, zu unserm Augenmerk machen. Und wir werden allenthalben Spuhren des allgegenwärtigen und allwirkenden Gottes entdecken. Allenthalben sichtbahre Beweise von der lehr- und trostreichen Wahrheit finden, daß alle unsre Geschäfte und Unternehmungen, lediglich von Gottes Seegen abhängen.
Und diese Wahrheit wird uns, zu der ächten Weisheit, bei Ausrichtung unsrer Geschäfte, |b78| leiten; oder uns lehren, was wir thun müssen, um uns den Seegen Gottes bei unsern Berufs- und Standes-Arbeiten zu verschaffen.Und diese Wahrheit wird uns, zu der ächten Weisheit, bei Ausrichtung unsrer Geschäfte, |b78| leiten; oder uns lehren, was wir thun müssen, um uns den Seegen Gottes bei unsern Berufs- und Standes-Arbeiten zu verschaffen.
Hängen alle unsre Kräfte und Gelegenheiten, nebst dem Fort- und Ausgange, bei jedem unsrer Geschäfte, lediglich von Gott ab: so ist jede Kraft und Geschicklichkeit zum Arbeiten, ein Talent das uns Gott giebt! Jede Gelegenheit zu heilsamen Berufs- und Standes-Geschäften, ein Befehl, den uns Gott Selbst, dazu ertheilet. Jedes unsrer Geschäfte, ein Geschäfte, ein Dienst Gottes Selbst. – Folglich, im Müßiggange leben, oder unsre Geschäfte nur obenhin verrichten; das heißt, Gottes Gaben verschwenden. Die Mittel der Klugheit zur glücklichen Ausrichtung unsrer Geschäfte verabsäumen; heißt, Gottes Anordnungen verachten. Bestechungen, Schmeicheleien, heimliche Ränke, Verkleinerungen und Herabsezungen unsrer Amts-Gehülfen, Prahlereien, Lustigmachen und Possenreissen, und andre niedrige sündliche Mittel anwenden, um unsern Geschäften guten Fortgang zu schaffen; das heißt, uns Den zum Feinde machen, von welchem aller Seegen zu unsren Geschäften abhängt. Vorsäzlich zum Feinde, und den glücklichen Fort- und Ausgang unsrer Geschäfte unmöglich machen.Hängen alle unsre Kräfte und Gelegenheiten, nebst dem Fort- und Ausgange, bei jedem unsrer Geschäfte, lediglich von Gott ab: so ist jede Kraft und Geschicklichkeit zum Arbeiten, ein Talent das uns Gott giebt! Jede Gelegenheit zu heilsamen Berufs- und Standes-Geschäften, ein Befehl, den uns Gott Selbst, dazu ertheilet. Jedes unsrer Geschäfte, ein Geschäfte, ein Dienst Gottes Selbst. – Folglich, im Müßiggange leben, oder unsre Geschäfte nur obenhin verrichten; das heißt, Gottes Gaben verschwenden. Die Mittel der Klugheit zur glücklichen Ausrichtung unsrer Geschäfte verabsäumen; heißt, Gottes Anordnungen verachten. Bestechungen, Schmeicheleien, heimliche Ränke, Verkleinerungen und Herabsezungen unsrer Amts-Gehülfen, Prahlereien, Lustigmachen und Possenreissen, und andre niedrige sündliche Mittel anwenden, um unsern Geschäften guten Fortgang zu schaffen; das heißt, uns Den zum Feinde machen, von welchem aller Seegen zu unsren Geschäften abhängt. Vorsäzlich zum Feinde, und den glücklichen Fort- und Ausgang unsrer Geschäfte unmöglich machen.
Unsre Arbeiten, als einen Dienst Gottes, mit Anstrengung aller unsrer Kräfte, und Aufmerksamkeit auf jedes rechtmäßige Mit|b79|tel der Klugheit, ausrichten. Sie mit unwandelbarer Gewissenhaftigkeit, einem Herzen, voll von Liebe zu Gott und Seinen Menschen, thun. Uns den Gedanken tief einprägen, und immer geläufiger machen, {1 Cor. 15, 10} daß aller Seegen dazu, lediglich von Gott komt. Und an jedem Morgen, bei jeder wichtigen Arbeit, Ihn darum demütig anflehen. – Dies ist der einzig-sichere Weg, zum Seegen Gottes! Unsre Arbeiten, als einen Dienst Gottes, mit Anstrengung aller unsrer Kräfte, und Aufmerksamkeit auf jedes rechtmäßige Mit|b79|tel der Klugheit, ausrichten. Sie mit unwandelbarer Gewissenhaftigkeit, einem Herzen, voll von Liebe zu Gott und Seinen Menschen, thun. Uns den Gedanken tief einprägen, und immer geläufiger machen, {1 Cor. 15, 10} daß aller Seegen dazu, lediglich von Gott komt. Und an jedem Morgen, bei jeder wichtigen Arbeit, Ihn darum demütig anflehen. – Dies ist der einzig-sichere Weg, zum Seegen Gottes!
Durch dieses weise Betragen werden wir unsre Arbeiten, Gott Selbst heiligen. Sie zu dem Range eines Gottes-Dienstes erheben. Und alsdenn können wir auch versichert seyn: daß jede einzelne Arbeit in unserm rechtmäßigen Beruf und Stand, mit dem Beifall Gottes unternommen wird; daß sie so gewiß auf Gottes besondern Befehl geschiehet, als wenn wir Seine Stimme vom Himmel herab gehöret hätten; daß sie den für uns und das Ganze, besten Erfolg haben muß; daß sie eine Vorbereitung zu jenem höhern Posten, und jenen erhabenen Geschäften in unserm Vaterlande, dem Himmel; und eine Aussaat ist, die uns dort, reiche, herrliche, ewige Früchte tragen wird!Durch dieses weise Betragen werden wir unsre Arbeiten, Gott Selbst heiligen. Sie zu dem Range eines Gottes-Dienstes erheben. Und alsdenn können wir auch versichert seyn: daß jede einzelne Arbeit in unserm rechtmäßigen Beruf und Stand, mit dem Beifall Gottes unternommen wird; daß sie so gewiß auf Gottes besondern Befehl geschiehet, als wenn wir Seine Stimme vom Himmel herab gehöret hätten; daß sie den für uns und das Ganze, besten Erfolg haben muß; daß sie eine Vorbereitung zu jenem höhern Posten, und jenen erhabenen Geschäften in unserm Vaterlande, dem Himmel; und eine Aussaat ist, die uns dort, reiche, herrliche, ewige Früchte tragen wird!