102.
Positive Belohnungen a) nennen wir diejenige, welche nicht von selbst aus der
Natur der guten Handlung, verglichen mit der Natur des Menschen und andrer Dinge in der Welt, fließen, sondern nach dem freien Willen des Gesezgebers erfolgen. Röm. 4, 4. Ob dergleichen von Gott b) schon
in diesem Leben ertheilt werden, läßt sich so leicht nicht entscheiden. Denn die Vernunft und die Erfarung lehren hierüber nichts sicheres, und die Schriftstellen, welche diese Frage zu bejahen scheinen, können entweder ganz füglich auf die natürlichen guten Folgen der Tugend und Frömmigkeit gedeutet werden, 1 Tim. 4, 8. (Kap. 6, 6.) Marc[.] 10, 29. 30. Sprüchw. 3, 2. ff. oder beziehen sich auf die in ihrer Art einzige Anordnung der Schicksale des jü
|c131|dischen Volks. 5 Mos. 28. 5, 29. (im Hebr. 26.) Jes. 1, 19. 2 Mos. 10, 22. Eph. 6, 2. Daß aber c)
in jener Welt zu den natürlichen Belohnungen noch positive hinzukommen werden, geben die in der Bibel von dem künftigen Leben vorkommenden Beschreibungen deutlich zu erkennen. Ihre eigentliche Beschaffenheit aber näher anzugeben, sind wir auser Stande. Nur so viel kann man mit einiger Zuverlässigkeit behaupten:
α) durch die Umbildung unsers jetzigen groben Körpers in einen weit vollkommenern, welche man für keine natürliche Folge unsrer Gesinnungen und Handlungen halten kann, fällt die Ursache unzähligen physischen Uebels weg, (§.
93. ) und entsteht eine Empfänglichkeit zu mehrerem physischen Guten, und zum reineren Genusse der natürlichen guten Folgen guter Handlungen. Ein Vortheil, von dem zwar auch der Lasterhafte nicht ganz ausgeschlossen seyn wird, der aber ihn, aus andern Ursachen, wenig oder nichts glücklicher machen kann.
β) Da wir doch in jenem Leben in irgend eine Verbindung mit andern Dingen unstreitig wieder versetzt werden, die sich zur Beschaffenheit unsrer Gesinnungen und Handlungen nicht wie eine Wirkung zu ihrer Ursache verhält, sondern von dem freien Willen des Allgerechten abhängt, so wird der Fromme von Gott ohne Zweifel in eine solche, uns übrigens unbekannte, Ver
|c132|bindung der Dinge gesetzt werden, in welcher theils die auser seinem Wesen befindlichen Hindernisse, seine sämmtlichen Kräfte zu erweitern, an Erkenntnis und moralischer Güte zuzunehmen, und die natürlich daraus entspringende neue Glückseligkeit möglichst rein zu genießen, wegfallen, theils nie versiegende Quellen ihm zuströmen werden, durch deren ununterbrochenen Gebrauch er alle seine Kräfte ohne Ende erhöhen, Gott an Kenntnissen und Gesinnungen immer änlicher werden, und daher in einem immer fortdauernden Gefühle des unaufhörlichen Zuwachses der möglichst reinen Seeligkeit stehen wird. d) Dieß, mit den natürlichen Belohnungen in jener Welt zusammengenommen, ist es, was die Bibel ewiges Leben, Joh. 3, 16. 36. Matth. 25, 46. Röm. 6, 23. 1 Tim. 6, 19. Seligkeit, 1 Petr. 1, 9. Hebr. 2, 10. Herrlichkeit, 2 Cor. 4, 17. 2 Tim. 2, 10. 1 Petr. 5, 4. Himmelreich, 2 Tim. 4, 1. 18. u. s. w. nennet, und unter mancherley reizenden Bildern beschreibt, die aber nothwendig der Fassungskraft der damaligen Menschen gemäs gewählt werden musten, und an denen man also auch nicht hangen bleiben darf. z. E. Matth. 8, 11. Luc. 16, 22. 23, 43. 2 Tim. 4, 8. 1 Petr. 1, 4. u. s. w. 102.
Positive Belohnungen a) nennen wir diejenige, welche nicht von selbst aus der
Natur der guten Handlung, verglichen mit der Natur des Menschen und andrer Dinge in der Welt, fließen, sondern nach dem freien Willen des Gesezgebers erfolgen. Röm. 4, 4. Ob dergleichen von Gott b) schon
in diesem Leben ertheilt werden, läßt sich so leicht nicht entscheiden. Denn die Vernunft und die Erfarung lehren hierüber nichts sicheres, und die Schriftstellen, welche diese Frage zu bejahen scheinen, können entweder ganz füglich auf die natürlichen guten Folgen der Tugend und Frömmigkeit gedeutet werden, 1 Tim. 4, 8. (Kap. 6, 6.) Marc[.] 10, 29. 30. Sprüchw. 3, 2. ff. oder beziehen sich auf die in ihrer Art einzige Anordnung der Schicksale des jü
|c131|dischen Volks. 5 Mos. 28. 5, 29. (im Hebr. 26.) Jes. 1, 19. 2 Mos. 10, 22. Eph. 6, 2. Daß aber c)
in jener Welt zu den natürlichen Belohnungen noch positive hinzukommen werden, geben die in der Bibel von dem künftigen Leben vorkommenden Beschreibungen deutlich zu erkennen. Ihre eigentliche Beschaffenheit aber näher anzugeben, sind wir auser Stande. Nur so viel kann man mit einiger Zuverlässigkeit behaupten:
α) durch die Umbildung unsers jetzigen groben Körpers in einen weit vollkommenern, welche man für keine natürliche Folge unsrer Gesinnungen und Handlungen halten kann, fällt die Ursache unzähligen physischen Uebels weg, (§.
93. ) und entsteht eine Empfänglichkeit zu mehrerem physischen Guten, und zum reineren Genusse der natürlichen guten Folgen guter Handlungen. Ein Vortheil, von dem zwar auch der Lasterhafte nicht ganz ausgeschlossen seyn wird, der aber ihn, aus andern Ursachen, wenig oder nichts glücklicher machen kann.
β) Da wir doch in jenem Leben in irgend eine Verbindung mit andern Dingen unstreitig wieder versetzt werden, die sich zur Beschaffenheit unsrer Gesinnungen und Handlungen nicht wie eine Wirkung zu ihrer Ursache verhält, sondern von dem freien Willen des Allgerechten abhängt, so wird der Fromme von Gott ohne Zweifel in eine solche, uns übrigens unbekannte, Ver
|c132|bindung der Dinge gesetzt werden, in welcher theils die auser seinem Wesen befindlichen Hindernisse, seine sämmtlichen Kräfte zu erweitern, an Erkenntnis und moralischer Güte zuzunehmen, und die natürlich daraus entspringende neue Glückseligkeit möglichst rein zu genießen, wegfallen, theils nie versiegende Quellen ihm zuströmen werden, durch deren ununterbrochenen Gebrauch er alle seine Kräfte ohne Ende erhöhen, Gott an Kenntnissen und Gesinnungen immer änlicher werden, und daher in einem immer fortdauernden Gefühle des unaufhörlichen Zuwachses der möglichst reinen Seeligkeit stehen wird. d) Dieß, mit den natürlichen Belohnungen in jener Welt zusammengenommen, ist es, was die Bibel ewiges Leben, Joh. 3, 16. 36. Matth. 25, 46. Röm. 6, 23. 1 Tim. 6, 19. Seligkeit, 1 Petr. 1, 9. Hebr. 2, 10. Herrlichkeit, 2 Cor. 4, 17. 2 Tim. 2, 10. 1 Petr. 5, 4. Himmelreich, 2 Tim. 4, 1. 18. u. s. w. nennet, und unter mancherley reizenden Bildern beschreibt, die aber nothwendig der Fassungskraft der damaligen Menschen gemäs gewählt werden musten, und an denen man also auch nicht hangen bleiben darf. z. E. Matth. 8, 11. Luc. 16, 22. 23, 43. 2 Tim. 4, 8. 1 Petr. 1, 4. u. s. w.