|c133| Evangelium am 10 Sontage nach Trinitatis.
Lucä 19, vers 41–48.
Am Montage in der Leidens-Woche, als Jesus, der Welt-Heiland durch die lezten entsezlichen Leiden des Leibes und der Seele, das Grosse Werk der Welt-Beglückung vollendete, gieng Er, Der dies alles vorher wuste und schon lange vorhergesagt hatte, mit der Ruhe und Grosmuth eines Welt-Beglückers in die Stadt hin, wo seine Mörder waren und alle jene Martern auf ihn warteten. {v. 41.} Als er nun nahe an Jerusalem kam, sahe er die Stadt an, und – Weinete über sie. Tausend Bücher können uns von dem Charakter Jesu nichts mehr sagen, als diese zwei Worte. Sie eröfnen uns gleichsam Sein ganzes Herz; lassen uns bis ins Innerste desselben schauen; und zeigen uns da, die Alleredelsten Gesinnungen, die je in einer menschlichen Brust gewohnet! Schon das finden wir sehr Edel, wenn jemand an dem Elende Anderer, die ihm unbekandt und gleichgültig sind, ein herzliches Antheil nimmt. Wir ehren und lieben den Menschen, der mit den Frölichen sich freuet, und mit den Weinenden weinet. – Thut er dies, selbst gegen seinen Feind: so wächst unsre Achtung und Liebe. – Er thut es gar gegen seinen Todt-|c134|Feind, der vor einiger Zeit sein ganzes Glück zu zerstören gesucht: und wir bewundern ihn noch mehr. – Aber der Zorn war hier schon durch die Länge der Zeit verraucht. Desto stärker wird unsere Hochachtung und Liebe, wenn er jene Zärtlichkeit gegen seinen ärgsten Feind, so gleich auf frischer That beweiset. – Und unsre Bewunderung wird Erstaunen, unsre Hochachtung Ehrfurcht, und unsre Liebe Freundschaft: wenn wir jenen Würdigen, gegen einen Feind so handeln sehen, der nach den boshaftesten Unternehmungen wider ihn, jezo eben noch im Begriff stehet ihn durch den peinlichsten und schmälichsten Todt aus der Welt zu reissen. – Urtheilet nun, welche Ehrfurcht und Liebe der Charakter Jesu verdienet!Am Montage in der Leidens-Woche, als Jesus, der Welt-Heiland durch die lezten entsezlichen Leiden des Leibes und der Seele, das Grosse Werk der Welt-Beglückung vollendete, gieng Er, Der dies alles vorher wuste und schon lange vorhergesagt hatte, mit der Ruhe und Grosmuth eines Welt-Beglückers in die Stadt hin, wo seine Mörder waren und alle jene Martern auf ihn warteten. {v. 41.} Als er nun nahe an Jerusalem kam, sahe er die Stadt an, und – Weinete über sie. Tausend Bücher können uns von dem Charakter Jesu nichts mehr sagen, als diese zwei Worte. Sie eröfnen uns gleichsam Sein ganzes Herz; lassen uns bis ins Innerste desselben schauen; und zeigen uns da, die Alleredelsten Gesinnungen, die je in einer menschlichen Brust gewohnet! Schon das finden wir sehr Edel, wenn jemand an dem Elende Anderer, die ihm unbekandt und gleichgültig sind, ein herzliches Antheil nimmt. Wir ehren und lieben den Menschen, der mit den Frölichen sich freuet, und mit den Weinenden weinet. – Thut er dies, selbst gegen seinen Feind: so wächst unsre Achtung und Liebe. – Er thut es gar gegen seinen Todt-|c134|Feind, der vor einiger Zeit sein ganzes Glück zu zerstören gesucht: und wir bewundern ihn noch mehr. – Aber der Zorn war hier schon durch die Länge der Zeit verraucht. Desto stärker wird unsere Hochachtung und Liebe, wenn er jene Zärtlichkeit gegen seinen ärgsten Feind, so gleich auf frischer That beweiset. – Und unsre Bewunderung wird Erstaunen, unsre Hochachtung Ehrfurcht, und unsre Liebe Freundschaft: wenn wir jenen Würdigen, gegen einen Feind so handeln sehen, der nach den boshaftesten Unternehmungen wider ihn, jezo eben noch im Begriff stehet ihn durch den peinlichsten und schmälichsten Todt aus der Welt zu reissen. – Urtheilet nun, welche Ehrfurcht und Liebe der Charakter Jesu verdienet!
Kaum erblickt er die Stadt Jerusalem, so Weinet er. So zärtlich war der Antheil den er an ihrem Schicksahl nahm! Und über wen? Ueber sie, diese Stadt voll von Feindschaft und Mord-Anschlägen gegen ihn. Ueber seine Mörder; seine boshaftesten und grausamsten Mörder. Sehet hier das ganze Herz unsers Jesu! – Er weinet: wie weich, wie fülbahr, wie zärtlich ist seine Seele! Nicht gleich dem zwar Rechtschaffenen, aber Hartherzigen: dessen Blut nie eine Empfindung erhizet, und dessen Auge nie eine Thräne genezet. – Aber noch weniger ist Er gleich dem Weich-herzigen, der bloß ein Spiel seiner Triebe, Recht und Unrecht verkehrt, Laster und Tugend verwirret, und mit seiner Gutherzigkeit, oft mehr Unglück anrichtet als die Füllose Menschen-Feindschaft. Jesus weinet über die Laster seiner Feinde; aber er vertheidiget, und belohnet sie nicht. |c135| Seine Fülbahrkeit ward durch Weisheit geleitet! – So ganz beschäftiget er sich mit dem Glück seiner Feinde, zu der Zeit als er selbst den entsezlichsten Martern entgegen gieng. Er vergißt seinen eigenen Schmerz, und Sich selbst: so stark rürt ihn das Schicksahl seiner Mörder. Welcher nicht zu erschütternde, Felsenfeste Heldenmuth! – Und diese Menschen, waren seine Feinde, seine ärgsten Feinde, die schon mehrere Jahre nach einander, Bosheit mit Bosheit gegen ihn gehäuft, die ihn an der empfindlichsten Seite, an seiner Ehre zu verwunden suchten; und die nun eben im Begriff standen ihn als einen Missetäter zu verleumden, zu geisseln, aufs äusserste zu verspotten, und endlich auf die allerschmälichste und peinlichste Art durch den Todt am Kreuz zu ermorden. Für diese, ist Jesus, so Ganz Zärtlichkeit. Einen höheren Grad der Grosmuth kan man nicht ersinnen! – Und seine Menschen-Liebe, wie Feurig, wie Brennend, wie zärtlich im höchsten Grade sehen wir sie hier! Seinen Schmerz, den peinlichsten Schmerz, die Erwartung der Geisselung und des Kreuzes-Todes, (die Erwartung einer Pein aber, ist weit marternder als die Duldung derselben) die Empfindung der schrecklichsten Martern und die noch schrecklichere Erwartung derselben wird ganz zernichtet durch die Liebe der Menschen, die Liebe seiner grausamsten Feinde! – O sehet da, die Fülbahrste, Erleuchteste, Heldenmütigste, Grosmütigste und Zärtlichste, Menschen-Freundlichste Seele, die jemahls einen menschlichen Körper bewohnet! Sehet den Edelsten Charakter unsers Herrn und Heilandes! |c136| Verehret ihn, betet Ihn an! Hoffet unwandelbahr fest auf Ihn! Liebet Ihn! Und – {Phil. 3, 12.} Ahmet Ihm nach!Kaum erblickt er die Stadt Jerusalem, so Weinet er. So zärtlich war der Antheil den er an ihrem Schicksahl nahm! Und über wen? Ueber sie, diese Stadt voll von Feindschaft und Mord-Anschlägen gegen ihn. Ueber seine Mörder; seine boshaftesten und grausamsten Mörder. Sehet hier das ganze Herz unsers Jesu! – Er weinet: wie weich, wie fülbahr, wie zärtlich ist seine Seele! Nicht gleich dem zwar Rechtschaffenen, aber Hartherzigen: dessen Blut nie eine Empfindung erhizet, und dessen Auge nie eine Thräne genezet. – Aber noch weniger ist Er gleich dem Weich-herzigen, der bloß ein Spiel seiner Triebe, Recht und Unrecht verkehrt, Laster und Tugend verwirret, und mit seiner Gutherzigkeit, oft mehr Unglück anrichtet als die Füllose Menschen-Feindschaft. Jesus weinet über die Laster seiner Feinde; aber er vertheidiget, und belohnet sie nicht. |c135| Seine Fülbahrkeit ward durch Weisheit geleitet! – So ganz beschäftiget er sich mit dem Glück seiner Feinde, zu der Zeit als er selbst den entsezlichsten Martern entgegen gieng. Er vergißt seinen eigenen Schmerz, und Sich selbst: so stark rürt ihn das Schicksahl seiner Mörder. Welcher nicht zu erschütternde, Felsenfeste Heldenmuth! – Und diese Menschen, waren seine Feinde, seine ärgsten Feinde, die schon mehrere Jahre nach einander, Bosheit mit Bosheit gegen ihn gehäuft, die ihn an der empfindlichsten Seite, an seiner Ehre zu verwunden suchten; und die nun eben im Begriff standen ihn als einen Missetäter zu verleumden, zu geisseln, aufs äusserste zu verspotten, und endlich auf die allerschmälichste und peinlichste Art durch den Todt am Kreuz zu ermorden. Für diese, ist Jesus, so Ganz Zärtlichkeit. Einen höheren Grad der Grosmuth kan man nicht ersinnen! – Und seine Menschen-Liebe, wie Feurig, wie Brennend, wie zärtlich im höchsten Grade sehen wir sie hier! Seinen Schmerz, den peinlichsten Schmerz, die Erwartung der Geisselung und des Kreuzes-Todes, (die Erwartung einer Pein aber, ist weit marternder als die Duldung derselben) die Empfindung der schrecklichsten Martern und die noch schrecklichere Erwartung derselben wird ganz zernichtet durch die Liebe der Menschen, die Liebe seiner grausamsten Feinde! – O sehet da, die Fülbahrste, Erleuchteste, Heldenmütigste, Grosmütigste und Zärtlichste, Menschen-Freundlichste Seele, die jemahls einen menschlichen Körper bewohnet! Sehet den Edelsten Charakter unsers Herrn und Heilandes! |c136| Verehret ihn, betet Ihn an! Hoffet unwandelbahr fest auf Ihn! Liebet Ihn! Und – {Phil. 3, 12.} Ahmet Ihm nach!
Jesus weinete über Jerusalem, und sprach, {v. 42.} Wenn du es wüstest so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit was zu deinem Frieden dienet! Nach einer genaueren Uebersezung, – Ach! wenn du doch wenigstens, Jerusalem, „Du Siz des Tempels und der Religion,“ nur noch an diesem deinem Tage, heute da der Meßias, „der Welt-Heiland selbst zu dir komt,“ bedenken möchtest, was zu deinem Glück dienet! So aber ist es deinen Augen verborgen. – Der Grund des ganzen Unglücks dieser Nation, waren die Betrügereien der falschen Meßiasse. Wenige Zeit nach der Himmelfarth Jesu stand eine Menge von Betrügern auf, die sich für den Meßias ausgaben; das Volk gegen die Römer, ihre damahligen Oberherren aufwiegelten; es blindlings in den Abgrund des Unterganges stürzten; und den siebenjärigen Krieg verursachten, welcher auf eine unerhört-schreckliche Art der Stadt und dem ganzen Staat der Juden ein Ende machte. Auch im zeitlichen würde also die Nation viel gewonnen haben, wenn sie noch damahls der Religion Jesu Gehör gegeben. Nie wäre alsdenn der Krieg gegen die Römer entstanden. Und ihr Staat würde noch jezo da, und blühender seyn, als er je gewesen. – {v. 42.} Verborgen war es vor ihren Augen, sie wolten es Jesu nicht glauben, daß ihr Unglaube den schrecklichsten Ausgang haben werde: |c137| daß die Zeit über dich, Jerusalem, kommen wird, wo deine Feinde werden um dich und deine Kinder in dir, (deine Einwohner,) eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängstigen, „einen Graben um dich herum aufwerfen, und dich einschliessen, und von allen Seiten ängstigen“ und werden dich schleiffen und keinen Stein auf dem andern lassen: darum daß du nicht erkennet hast die Zeit darin du heimgesucht bist, „Genauer, darum daß du die Gelegenheit deiner Besuchung, wo der Meßias selbst zu dir kam, nicht gebraucht.“Jesus weinete über Jerusalem, und sprach, {v. 42.} Wenn du es wüstest so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit was zu deinem Frieden dienet! Nach einer genaueren Uebersezung, – Ach! wenn du doch wenigstens, Jerusalem, „Du Siz des Tempels und der Religion,“ nur noch an diesem deinem Tage, heute da der Meßias, „der Welt-Heiland selbst zu dir komt,“ bedenken möchtest, was zu deinem Glück dienet! So aber ist es deinen Augen verborgen. – Der Grund des ganzen Unglücks dieser Nation, waren die Betrügereien der falschen Meßiasse. Wenige Zeit nach der Himmelfarth Jesu stand eine Menge von Betrügern auf, die sich für den Meßias ausgaben; das Volk gegen die Römer, ihre damahligen Oberherren aufwiegelten; es blindlings in den Abgrund des Unterganges stürzten; und den siebenjärigen Krieg verursachten, welcher auf eine unerhört-schreckliche Art der Stadt und dem ganzen Staat der Juden ein Ende machte. Auch im zeitlichen würde also die Nation viel gewonnen haben, wenn sie noch damahls der Religion Jesu Gehör gegeben. Nie wäre alsdenn der Krieg gegen die Römer entstanden. Und ihr Staat würde noch jezo da, und blühender seyn, als er je gewesen. – {v. 42.} Verborgen war es vor ihren Augen, sie wolten es Jesu nicht glauben, daß ihr Unglaube den schrecklichsten Ausgang haben werde: |c137| daß die Zeit über dich, Jerusalem, kommen wird, wo deine Feinde werden um dich und deine Kinder in dir, (deine Einwohner,) eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängstigen, „einen Graben um dich herum aufwerfen, und dich einschliessen, und von allen Seiten ängstigen“ und werden dich schleiffen und keinen Stein auf dem andern lassen: darum daß du nicht erkennet hast die Zeit darin du heimgesucht bist, „Genauer, darum daß du die Gelegenheit deiner Besuchung, wo der Meßias selbst zu dir kam, nicht gebraucht.“
{v. 45. 46.} Nun kam er in die Stadt; gieng in den Tempel, wo er den Tag darauf (Siehe Marci 11, 11. vergl. v. 12. und 15. f.) die Käufer und Verkäufer austrieb. Man hatte nämlich, aus einem der Vorhöfe des Tempels einen Markt-Plaz gemacht, wo Thiere zum Opfer verkauft, und Geld das im Tempel und zu Jerusalem gangbar war, ausgewechselt ward. Die gröbsten Betrügereien waren hier üblich, und vermuthlich auch durch die schändliche Moral der Pharisäer gebilligt. Dieser Markt-Plaz in den Tempel-Gebäuden war eine wahre Räuber-Höle. – Es stehet geschrieben, sagte Jesus zu ihnen, {Jesaiä 56, 7.} Mein Haus ist ein Bet-Haus: Ihr aber habts gemacht zur Räuber-Höle.{v. 45. 46.} Nun kam er in die Stadt; gieng in den Tempel, wo er den Tag darauf (Siehe Marci 11, 11. vergl. v. 12. und 15. f.) die Käufer und Verkäufer austrieb. Man hatte nämlich, aus einem der Vorhöfe des Tempels einen Markt-Plaz gemacht, wo Thiere zum Opfer verkauft, und Geld das im Tempel und zu Jerusalem gangbar war, ausgewechselt ward. Die gröbsten Betrügereien waren hier üblich, und vermuthlich auch durch die schändliche Moral der Pharisäer gebilligt. Dieser Markt-Plaz in den Tempel-Gebäuden war eine wahre Räuber-Höle. – Es stehet geschrieben, sagte Jesus zu ihnen, {Jesaiä 56, 7.} Mein Haus ist ein Bet-Haus: Ihr aber habts gemacht zur Räuber-Höle.
{v. 47. 48.} Die lezten Tage seines Lebens widmete Jesus noch, ganz unbesorgt für sich selbst, dem Unterricht des Volks. Den Tag über lehrete er im Tempel, {Marci 11, 17. 19.} und des Abends gieng er hinaus, in Bethanien zu übernachten. Die Hohepriester |c138| aber, (diesen Titel fürete nicht allein das jedesmahlige Haupt der Priesterschaft, sondern auch die gewesenen und abgesezten, nebst den Häuptern der vier und zwanzig Priester-Ordnungen) und die Gesezgelehrten, zusamt den Vornehmsten der Nation machten unterdessen allerlei Mord-Anschläge gegen Ihn. Denn sie fanden keinen Grund zu seiner Anklage. Auch das Volk hieng ihm an und hörete ihn.{v. 47. 48.} Die lezten Tage seines Lebens widmete Jesus noch, ganz unbesorgt für sich selbst, dem Unterricht des Volks. Den Tag über lehrete er im Tempel, {Marci 11, 17. 19.} und des Abends gieng er hinaus, in Bethanien zu übernachten. Die Hohepriester |c138| aber, (diesen Titel fürete nicht allein das jedesmahlige Haupt der Priesterschaft, sondern auch die gewesenen und abgesezten, nebst den Häuptern der vier und zwanzig Priester-Ordnungen) und die Gesezgelehrten, zusamt den Vornehmsten der Nation machten unterdessen allerlei Mord-Anschläge gegen Ihn. Denn sie fanden keinen Grund zu seiner Anklage. Auch das Volk hieng ihm an und hörete ihn.
Was hier Jesus vorhersagte und beweinete, v. 41–44. ist sieben und dreyßig Jahre nachher, zum Erstaunen pünktlich eingetroffen. Der römische Feldherr, und nachmahlige Kaiser Titus rückte mit einer Armee von sechzigtausend Mann vor die rebellische Stadt, und schloß sie rings umher mit einer Mauer ein. Seitdem war Jerusalem ein Schauplaz der allerschrecklichsten Auftritte. Die Belagerten in Faktionen zertheilt, richteten unter sich selbst entsezliche Blutbäder an. Die Hungers-Noth ward so groß, daß Eltern und Kinder sich einander die Nahrungs-Mittel wegrissen, Mütter ihre Kinder schlachteten, und die Strassen voll von Leichnamen verhungerter Menschen waren. Die durch die Hartnäckigkeit der Juden erbitterten Feinde liessen eine Menge von denen, die sich durch die Flucht retten wolten, im Angesicht der Belagerten kreuzigen, und schnitten Tausende dieser Unglücklichen lebendig auf. In der Belagerung, die fast fünf Monathe daurete, verlohren eine Million und drey mahl hundert sieben und dreyßig tausend Juden, das Leben. Nach der Einnahme wurden die Gefangenen zu |c139| Tausenden den wilden Thieren bei öffentlichen Schauspielen vorgeworfen. Alles ward hierauf dem Erdboden gleich gemacht; so daß weder von der Stadt noch dem Tempel ein Stein auf dem andern blieb. {Josephus vom Jüdischen Kriege B. V. Kapitel 10.} „Keiner Stadt, sagt der Geschichtschreiber dieser Nation, ein Jude von Geburth und Religion, welcher ein Augen-Zeuge dieses ganzen traurigen Krieges war, hat je ein solches Unglück betroffen. Und, er selbst sezet es hinzu, seit dem Anbeginn der Welt ist auch kein einziges Menschen-Geschlecht so fruchtbar an Bosheit gewesen.“ – – Man müste seine Augen zuschliessen, wenn man hier nicht den Göttlichen Gesandten sehen wolte, der die Zukunft wie das Vergangene kennet!Was hier Jesus vorhersagte und beweinete, v. 41–44. ist sieben und dreyßig Jahre nachher, zum Erstaunen pünktlich eingetroffen. Der römische Feldherr, und nachmahlige Kaiser Titus rückte mit einer Armee von sechzigtausend Mann vor die rebellische Stadt, und schloß sie rings umher mit einer Mauer ein. Seitdem war Jerusalem ein Schauplaz der allerschrecklichsten Auftritte. Die Belagerten in Faktionen zertheilt, richteten unter sich selbst entsezliche Blutbäder an. Die Hungers-Noth ward so groß, daß Eltern und Kinder sich einander die Nahrungs-Mittel wegrissen, Mütter ihre Kinder schlachteten, und die Strassen voll von Leichnamen verhungerter Menschen waren. Die durch die Hartnäckigkeit der Juden erbitterten Feinde liessen eine Menge von denen, die sich durch die Flucht retten wolten, im Angesicht der Belagerten kreuzigen, und schnitten Tausende dieser Unglücklichen lebendig auf. In der Belagerung, die fast fünf Monathe daurete, verlohren eine Million und drey mahl hundert sieben und dreyßig tausend Juden, das Leben. Nach der Einnahme wurden die Gefangenen zu |c139| Tausenden den wilden Thieren bei öffentlichen Schauspielen vorgeworfen. Alles ward hierauf dem Erdboden gleich gemacht; so daß weder von der Stadt noch dem Tempel ein Stein auf dem andern blieb. {Josephus vom Jüdischen Kriege B. V. Kapitel 10.} „Keiner Stadt, sagt der Geschichtschreiber dieser Nation, ein Jude von Geburth und Religion, welcher ein Augen-Zeuge dieses ganzen traurigen Krieges war, hat je ein solches Unglück betroffen. Und, er selbst sezet es hinzu, seit dem Anbeginn der Welt ist auch kein einziges Menschen-Geschlecht so fruchtbar an Bosheit gewesen.“ – – Man müste seine Augen zuschliessen, wenn man hier nicht den Göttlichen Gesandten sehen wolte, der die Zukunft wie das Vergangene kennet!
Dieses schrecklichste Unglück sagt er den Juden seiner Zeit vorher, bloß um sie davor zu sichern. Und bis zu Thränen wird er dadurch gerürt. {v. 41. 42.} Er sahe die Stadt an, und weinete über sie, und sprach: Ach wenn du doch, jezo noch bedenken möchtest was zu deinem Glück dienet! – Wie würdig eines Gesandten Gottes ist dieser Charakter! Fülbahrkeit durch Weisheit geleitet; Helden-Muth, Geistes-Grösse, und eine Alles umfassende für Aller Glück brennende Liebe! Und dieser Edelste, Beste, Liebenswürdigste Mensch ist noch dazu durch eben die Leiden gegangen die das Looß der Menschheit sind. Er weiß wie einem menschlichen Herzen unter der Last des Elendes zu Muthe ist. {Hebr. 2, 10–18.} Er ist durch Leiden, zu unserm Erlöser, und unserm Könige eingeweihet; dadurch |c140| zu unserm recht Mitleidigen, Barmherzigen und Treuen Hohenpriester bei Gott, gebildet worden: indem er nun durch eigene Erfahrung weiß, wie schmerzlich, wie peinlich, die Leiden dieser Zeit uns schwache Menschen rüren. – Die Natur menschlicher Seelen, (und Jesus ist bei aller seiner Erhöhung, doch noch immer ein wahrer Mensch) bringt es so mit sich, daß wir denen günstig sind, welche eben die Leiden dulden, die wir selbst ehedem geduldet. Niemand ist gegen Kranke mitleidiger, als der selbst oft krank gewesen. Niemand fült die Noth der Armen mit mehr Theilnehmung als der selbst Arm, war. Derjenige befiehlet am gütigsten der selbst ehedem gehorchet: und man läßt deswegen Prinzen, von dem untersten Posten des Soldaten hinaufsteigen, damit sie die Beschwerden des Gehorsams selbst fülen. Wie angelegentlich sorgt nicht der Seefahrer der aus der See in den Hafen zurückkomt, für den der aus dem Hafen in die See läuft? Mit gröstem Fleiß giebt er ihm Nachricht von den Stürmen, den Klippen, den Seeräubern, den Sandbänken; in wenigen Augenblicken ist er der herzlichste Freund eines Menschen den er vielleicht sonst nie gesehen; bloß weil dieser nun in eben die Gefahren gehet die er ausgestanden. – Getrost denn! Ihr Arme Neben-Menschen. Euer allmächtiger Regent weiß wie Armen zu Muthe ist: denn er selbst war arm; so arm daß er nicht hatte sein Haupt hinzulegen! Getrost ihr Rechtschaffene, durch Muthwillen oder Bosheit anderer Verspottete, Geschmähete! Unser allmächtige Regent weiß, wie tief der ungerechte |c141| Spott und Lästerung andrer eine menschliche Seele schmerzet: denn Er selbst ward gelästert, und verlachet. Getrost, ihr Kranke! Ihr unter der schwer drückenden Last eines siechen Körpers Seufzende! Ihr Schwermütige! Ihr Alle, die ihr unter einem Schmerz und Leiden weinet! Unser Allmächtige und Ewige Regent, ist selbst durch Leiden, die peinlichsten Leiden, zu unserm Könige eingeweihet; ist in dem allem, uns seinen Brüdern, darum gleich geworden; – o ein unerschöpflicher Trost! – {Hebr. 2, 18.} damit Er ein Mitleidiger und Treuer Hohepriester, für uns bei Gott würde. Da Er selbst gelitten: so kan er durch eigene Erfahrung, den Leidenden desto besser helfen.Dieses schrecklichste Unglück sagt er den Juden seiner Zeit vorher, bloß um sie davor zu sichern. Und bis zu Thränen wird er dadurch gerürt. {v. 41. 42.} Er sahe die Stadt an, und weinete über sie, und sprach: Ach wenn du doch, jezo noch bedenken möchtest was zu deinem Glück dienet! – Wie würdig eines Gesandten Gottes ist dieser Charakter! Fülbahrkeit durch Weisheit geleitet; Helden-Muth, Geistes-Grösse, und eine Alles umfassende für Aller Glück brennende Liebe! Und dieser Edelste, Beste, Liebenswürdigste Mensch ist noch dazu durch eben die Leiden gegangen die das Looß der Menschheit sind. Er weiß wie einem menschlichen Herzen unter der Last des Elendes zu Muthe ist. {Hebr. 2, 10–18.} Er ist durch Leiden, zu unserm Erlöser, und unserm Könige eingeweihet; dadurch |c140| zu unserm recht Mitleidigen, Barmherzigen und Treuen Hohenpriester bei Gott, gebildet worden: indem er nun durch eigene Erfahrung weiß, wie schmerzlich, wie peinlich, die Leiden dieser Zeit uns schwache Menschen rüren. – Die Natur menschlicher Seelen, (und Jesus ist bei aller seiner Erhöhung, doch noch immer ein wahrer Mensch) bringt es so mit sich, daß wir denen günstig sind, welche eben die Leiden dulden, die wir selbst ehedem geduldet. Niemand ist gegen Kranke mitleidiger, als der selbst oft krank gewesen. Niemand fült die Noth der Armen mit mehr Theilnehmung als der selbst Arm, war. Derjenige befiehlet am gütigsten der selbst ehedem gehorchet: und man läßt deswegen Prinzen, von dem untersten Posten des Soldaten hinaufsteigen, damit sie die Beschwerden des Gehorsams selbst fülen. Wie angelegentlich sorgt nicht der Seefahrer der aus der See in den Hafen zurückkomt, für den der aus dem Hafen in die See läuft? Mit gröstem Fleiß giebt er ihm Nachricht von den Stürmen, den Klippen, den Seeräubern, den Sandbänken; in wenigen Augenblicken ist er der herzlichste Freund eines Menschen den er vielleicht sonst nie gesehen; bloß weil dieser nun in eben die Gefahren gehet die er ausgestanden. – Getrost denn! Ihr Arme Neben-Menschen. Euer allmächtiger Regent weiß wie Armen zu Muthe ist: denn er selbst war arm; so arm daß er nicht hatte sein Haupt hinzulegen! Getrost ihr Rechtschaffene, durch Muthwillen oder Bosheit anderer Verspottete, Geschmähete! Unser allmächtige Regent weiß, wie tief der ungerechte |c141| Spott und Lästerung andrer eine menschliche Seele schmerzet: denn Er selbst ward gelästert, und verlachet. Getrost, ihr Kranke! Ihr unter der schwer drückenden Last eines siechen Körpers Seufzende! Ihr Schwermütige! Ihr Alle, die ihr unter einem Schmerz und Leiden weinet! Unser Allmächtige und Ewige Regent, ist selbst durch Leiden, die peinlichsten Leiden, zu unserm Könige eingeweihet; ist in dem allem, uns seinen Brüdern, darum gleich geworden; – o ein unerschöpflicher Trost! – {Hebr. 2, 18.} damit Er ein Mitleidiger und Treuer Hohepriester, für uns bei Gott würde. Da Er selbst gelitten: so kan er durch eigene Erfahrung, den Leidenden desto besser helfen.
Selbst bei dem Unausbesserlichen Sünder braucht Gott dennoch alle Mittel ihn zu bessern. Vergebens war alles bei den Juden zu Christi Zeit. So viele dringende Ermahnungen der Propheten; so viele Wunderwerke, unleugbahre, erstaunliche, einleuchtende Wunder Jesu; {Hebr. 1, 1.} alle die Herzerschütternden Reden, die heilsamen Drohungen, rürenden Bitten, und zärtlichen Thränen dieses höchsten Lehrers der Welt, alles ward verachtet, verworfen, mit vorsäzlicher Bosheit verworfen. Gott sahe diese ganz unbiegsame Härte, diese unausbesserliche Gottlosigkeit gar wohl vorher: Er, der die Strafen davor, so genau vorhersagte, {Apost. gesch. 15, 18.} der alle Seine Werke von Ewigkeit her kennet! Dennoch wendet Er alle jene Mittel, mit solcher Geduld an, als wenn die heilsame Wirkung davon gewiß wäre. – Und wir wollen |c142| nun noch an dem Ernste Gottes, jeden Menschen zu beglücken, zweifeln? Glauben daß Er einige schlechterdings zum Unglück verworfen habe? Nun noch – kalt seyn gegen einen Gott, der die Liebe Selbst ist?Selbst bei dem Unausbesserlichen Sünder braucht Gott dennoch alle Mittel ihn zu bessern. Vergebens war alles bei den Juden zu Christi Zeit. So viele dringende Ermahnungen der Propheten; so viele Wunderwerke, unleugbahre, erstaunliche, einleuchtende Wunder Jesu; {Hebr. 1, 1.} alle die Herzerschütternden Reden, die heilsamen Drohungen, rürenden Bitten, und zärtlichen Thränen dieses höchsten Lehrers der Welt, alles ward verachtet, verworfen, mit vorsäzlicher Bosheit verworfen. Gott sahe diese ganz unbiegsame Härte, diese unausbesserliche Gottlosigkeit gar wohl vorher: Er, der die Strafen davor, so genau vorhersagte, {Apost. gesch. 15, 18.} der alle Seine Werke von Ewigkeit her kennet! Dennoch wendet Er alle jene Mittel, mit solcher Geduld an, als wenn die heilsame Wirkung davon gewiß wäre. – Und wir wollen |c142| nun noch an dem Ernste Gottes, jeden Menschen zu beglücken, zweifeln? Glauben daß Er einige schlechterdings zum Unglück verworfen habe? Nun noch – kalt seyn gegen einen Gott, der die Liebe Selbst ist?
{v. 42. } Je stärker das Laster bei dem Menschen wird, desto Ruhiger, Sicherer ist er. Als die Bosheit der Juden aufs höchste gestiegen war, da waren sie gerade am Ruhigsten bei ihren Lastern. Weit entfernt, sich für reif zur fürchterlichsten Strafe zu halten, glaubten sie vielmehr, sie seyn
{Joh. 8, 39.} Lieblinge Gottes, und hoften gar auf Wunder
werke der
Gottheit, ihre Nation recht blühend und glänzend zu machen. So ist es auch nach der Natur menschlicher Seelen
Immer. Je mehr der Mensch einer Sünde, es sey Neid, oder Bosheit, oder Unzucht, oder irgend eine andre, nachhängt; desto mehr wird
an der einen Seite, die Macht der Sünde verstärkt, und
an der andern, die Macht der Religion geschwächt. Die Sünde wird ihm endlich zur Gewohnheit. Und nun schweigt das Gewissen gänzlich. – Wie bei einem Ungewitter, welches das Schiff gar zu weit von seinem Wege verschlagen, der Steuermann in Verzweifelung, Karte und Kompaß wegwirft und sich vom Zufall füren läßt, wohin er will: so wirft auch der Geübte Sünder, der schon sehr weit von der Tugend sich entfernet, Vernunft, Religion und Gewissen weg, und überläßt sich,
ganz und gar dem Laster.
{v. 42. } Je stärker das Laster bei dem Menschen wird, desto Ruhiger, Sicherer ist er. Als die Bosheit der Juden aufs höchste gestiegen war, da waren sie gerade am Ruhigsten bei ihren Lastern. Weit entfernt, sich für reif zur fürchterlichsten Strafe zu halten, glaubten sie vielmehr, sie seyn
{Joh. 8, 39.} Lieblinge Gottes, und hoften gar auf Wunder
werke der
Gottheit, ihre Nation recht blühend und glänzend zu machen. So ist es auch nach der Natur menschlicher Seelen
Immer. Je mehr der Mensch einer Sünde, es sey Neid, oder Bosheit, oder Unzucht, oder irgend eine andre, nachhängt; desto mehr wird
an der einen Seite, die Macht der Sünde verstärkt, und
an der andern, die Macht der Religion geschwächt. Die Sünde wird ihm endlich zur Gewohnheit. Und nun schweigt das Gewissen gänzlich. – Wie bei einem Ungewitter, welches das Schiff gar zu weit von seinem Wege verschlagen, der Steuermann in Verzweifelung, Karte und Kompaß wegwirft und sich vom Zufall füren läßt, wohin er will: so wirft auch der Geübte Sünder, der schon sehr weit von der Tugend sich entfernet, Vernunft, Religion und Gewissen weg, und überläßt sich,
ganz und gar dem Laster.
|c143|{v. 42.} Wie Gefährlich, wie Grundfalsch ist es also, die Stille unsers Gewissens, für einen Beweis unsers Gottgefälligen Zustandes zu halten! Denn je weiter der Mensch in der Bosheit komt, desto fülloser wird er. Und so ist die Stille seines Gewissens nichts anders, als Füllosigkeit, Ein Schlaff, Ein Todt seines Gewissens; eine Stille, die sich bei schweren Leiden, oder auf dem Sterbebette, oder sicher endlich nach dem Tode vor Gottes Gericht, in den schrecklichsten Tumult des Gewissens verwandelt. – Gleich der grossen Stille auf dem Meer, die ein Vorbothe des fürchterlichsten Ungewitters ist. |c143|{v. 42.} Wie Gefährlich, wie Grundfalsch ist es also, die Stille unsers Gewissens, für einen Beweis unsers Gottgefälligen Zustandes zu halten! Denn je weiter der Mensch in der Bosheit komt, desto fülloser wird er. Und so ist die Stille seines Gewissens nichts anders, als Füllosigkeit, Ein Schlaff, Ein Todt seines Gewissens; eine Stille, die sich bei schweren Leiden, oder auf dem Sterbebette, oder sicher endlich nach dem Tode vor Gottes Gericht, in den schrecklichsten Tumult des Gewissens verwandelt. – Gleich der grossen Stille auf dem Meer, die ein Vorbothe des fürchterlichsten Ungewitters ist.
Nur allein alsdenn ist die Stille des Gewissens, wahre Ruhe, Friede mit Gott, ein sicherer Beweis unsers Gottgefälligen Zustandes, wenn wir in täglichem Umgange mit Gott und Uns selbst stehen. Wenn wir, so viel immer möglich, jeden Tag mit ernstlicher, auf uns angewandten Betrachtung der Bibel anfangen; und mit genauer Prüfung unsers Herzens und Lebens endigen; wenn der Gedanke an Gott und unsre Pflicht, Religion, und Ewigkeit, bei uns herrschend geworden, uns bei jedem Anlaß einfällt und mit Wohlgefallen unterhalten wird: sodenn, aber auch nur allein alsdenn, können wir sicher und ganz zuversichtlich sagen, {2 Kor. 1, 12.} dies ist mein Ruhm, das Zeugnis meines Gewissens, daß ich vor Gott mit aller Treue wandele. {Röm. 8, 31–Ende.} Wer will mich anklagen, da Gott mich Gerecht spricht! Ist Gott für mich – was kan wider mich seyn?Nur allein alsdenn ist die Stille des Gewissens, wahre Ruhe, Friede mit Gott, ein sicherer Beweis unsers Gottgefälligen Zustandes, wenn wir in täglichem Umgange mit Gott und Uns selbst stehen. Wenn wir, so viel immer möglich, jeden Tag mit ernstlicher, auf uns angewandten Betrachtung der Bibel anfangen; und mit genauer Prüfung unsers Herzens und Lebens endigen; wenn der Gedanke an Gott und unsre Pflicht, Religion, und Ewigkeit, bei uns herrschend geworden, uns bei jedem Anlaß einfällt und mit Wohlgefallen unterhalten wird: sodenn, aber auch nur allein alsdenn, können wir sicher und ganz zuversichtlich sagen, {2 Kor. 1, 12.} dies ist mein Ruhm, das Zeugnis meines Gewissens, daß ich vor Gott mit aller Treue wandele. {Röm. 8, 31–Ende.} Wer will mich anklagen, da Gott mich Gerecht spricht! Ist Gott für mich – was kan wider mich seyn?
|c144| {v. 41.} Auch das Leiden des gröbsten Bösewichts müssen wir Christen, mit zärtlichem Mitleiden ansehen. Denn Jesus, unser Herr und Muster weinete über das Unglück, das höchst verdiente Unglück seiner Mörder. Ferne sey denn von uns jene Härte, welche sich gegen das Elend des Lasterhaften versteinert, ihn gar mit den bittersten Vorwürfen kränket! Ferne noch mehr jene Grausamkeit, welche so geflissentlich und gerne, in den Leiden andrer, Straf-Gerichte Gottes siehet, und den Leidenden durch dieses Urtheil, bis ins Herz verwundet! So etwas schickt sich nicht für Schüler Jesu; der über das Unglück der verruchtesten Menschen auf dem Erdboden – Weinet! |c144| {v. 41.} Auch das Leiden des gröbsten Bösewichts müssen wir Christen, mit zärtlichem Mitleiden ansehen. Denn Jesus, unser Herr und Muster weinete über das Unglück, das höchst verdiente Unglück seiner Mörder. Ferne sey denn von uns jene Härte, welche sich gegen das Elend des Lasterhaften versteinert, ihn gar mit den bittersten Vorwürfen kränket! Ferne noch mehr jene Grausamkeit, welche so geflissentlich und gerne, in den Leiden andrer, Straf-Gerichte Gottes siehet, und den Leidenden durch dieses Urtheil, bis ins Herz verwundet! So etwas schickt sich nicht für Schüler Jesu; der über das Unglück der verruchtesten Menschen auf dem Erdboden – Weinet!
{v. 41. 42. 47.} Und diese Menschen waren noch dazu seine ärgsten Feinde. Das Unglück seiner Lästerer, seiner grausamsten Mörder rüret ihn inniglich; rürt ihn bis zu Thränen. Recht ängstlich wünschet er, sie davon befreiet zu sehen. Aus dem Innersten seines Gerürten Herzens bricht das Gebet hervor: ach daß du doch bedenken möchtest was zu deinem Glück dienet! – So müssen auch wir Gesinnet seyn, und Handeln, wenn wir anders den Nahmen der Christen, mit Recht, und nicht zur Schande Christi tragen wollen!{v. 41. 42. 47.} Und diese Menschen waren noch dazu seine ärgsten Feinde. Das Unglück seiner Lästerer, seiner grausamsten Mörder rüret ihn inniglich; rürt ihn bis zu Thränen. Recht ängstlich wünschet er, sie davon befreiet zu sehen. Aus dem Innersten seines Gerürten Herzens bricht das Gebet hervor: ach daß du doch bedenken möchtest was zu deinem Glück dienet! – So müssen auch wir Gesinnet seyn, und Handeln, wenn wir anders den Nahmen der Christen, mit Recht, und nicht zur Schande Christi tragen wollen!
Eines der besten, oder vielmehr das
Allerkräftigste Mittel, uns zu einer solchen Grosmütigen Menschen-Liebe zu bilden, ist das
Gebet; und besonders die
Fürbitte für alle unsre Neben-Menschen. Darum will auch
Gott,
|c145| daß
eins der vornehmsten Stücke seines öffentlichen Dienstes, das Gebet, besonders für unsre Neben-Menschen seyn soll! –
{v. 46.} „Es stehet geschrieben, sagt
Jesus,
Mein Haus ist ein Bet-Haus.“ Beim
Jesaias 56, 1–9. weissaget
Gott die Ausbreitung der wahren Religion durch den
Meßias. Menschen, Nationen aus allen Welt-Gegenden werden in das
Haus Gottes kommen, zu
Ihm zu beten.
{v. 7. } Mein Haus, sagt
Gott selbst,
wird ein Bet-Haus für alle Völker seyn. – Ein
Bet-Haus also, ihr
Christen! Wenn wir denn in der Kirche zusammen kommen: so ist das Anhören der Predigt, und der Gebrauch des heiligen Abendmahls bei weitem noch nicht der ganze Gottes-Dienst.
Beten; Gott für
Seine Wohlthaten preisen, und um Schuz und Seegen anflehen;
Ihm, uns ganz aufs neue widmen; und insbesondre, für unsre hülfloose, kranke, arme, preshafte, irrende, lasterhafte Neben-Menschen zu
Ihm beten: dies, dies ist, nach
Gottes eigener Erklärung, das
Haupt-Stück des
Ihm wohlgefälligen Dienstes. Das Haus
Gottes soll nicht so wohl ein Predigt-Haus, sondern vornehmlich, – ein
Bet-Haus seyn!
Eines der besten, oder vielmehr das
Allerkräftigste Mittel, uns zu einer solchen Grosmütigen Menschen-Liebe zu bilden, ist das
Gebet; und besonders die
Fürbitte für alle unsre Neben-Menschen. Darum will auch
Gott,
|c145| daß
eins der vornehmsten Stücke seines öffentlichen Dienstes, das Gebet, besonders für unsre Neben-Menschen seyn soll! –
{v. 46.} „Es stehet geschrieben, sagt
Jesus,
Mein Haus ist ein Bet-Haus.“ Beim
Jesaias 56, 1–9. weissaget
Gott die Ausbreitung der wahren Religion durch den
Meßias. Menschen, Nationen aus allen Welt-Gegenden werden in das
Haus Gottes kommen, zu
Ihm zu beten.
{v. 7. } Mein Haus, sagt
Gott selbst,
wird ein Bet-Haus für alle Völker seyn. – Ein
Bet-Haus also, ihr
Christen! Wenn wir denn in der Kirche zusammen kommen: so ist das Anhören der Predigt, und der Gebrauch des heiligen Abendmahls bei weitem noch nicht der ganze Gottes-Dienst.
Beten; Gott für
Seine Wohlthaten preisen, und um Schuz und Seegen anflehen;
Ihm, uns ganz aufs neue widmen; und insbesondre, für unsre hülfloose, kranke, arme, preshafte, irrende, lasterhafte Neben-Menschen zu
Ihm beten: dies, dies ist, nach
Gottes eigener Erklärung, das
Haupt-Stück des
Ihm wohlgefälligen Dienstes. Das Haus
Gottes soll nicht so wohl ein Predigt-Haus, sondern vornehmlich, – ein
Bet-Haus seyn!