|c210| Evangelium am 15 Sontage nach Trinitatis.
Matthäi 6, v. 19–Ende.
Gottes Gnade und die Tugend für sein einziges Glück achten; vor allen Dingen mit der Wahrheit des Christenthums seinen Verstand, und mit der Tugend desselben sein Herz zieren; und sodenn alles Irrdische, mit ganz uneingeschränkter Zuversicht dem Allmachtigen überlassen; belehret durch das Christenthum und versichert durch die Früchte des Glaubens, daß Gott ein Vater, ein Allwissender, Allmächtiger und unendlich Gütiger Vater jedes Tugendhaften ist: – dies ist das einzige Mittel, uns von allen den sklavischen Sorgen für das Zeitliche, die uns so sehr beschimpfen und quälen, zu befreien. Das Mittel, alle Unruhe und Schwermuth zu verbannen, und an deren Stelle, Ruhe, Heiterkeit, Freude in die Seele zu leiten. Dies ist wahre Philosophie! Die ächte Kunst stets froh zu seyn!Gottes Gnade und die Tugend für sein einziges Glück achten; vor allen Dingen mit der Wahrheit des Christenthums seinen Verstand, und mit der Tugend desselben sein Herz zieren; und sodenn alles Irrdische, mit ganz uneingeschränkter Zuversicht dem Allmachtigen überlassen; belehret durch das Christenthum und versichert durch die Früchte des Glaubens, daß Gott ein Vater, ein Allwissender, Allmächtiger und unendlich Gütiger Vater jedes Tugendhaften ist: – dies ist das einzige Mittel, uns von allen den sklavischen Sorgen für das Zeitliche, die uns so sehr beschimpfen und quälen, zu befreien. Das Mittel, alle Unruhe und Schwermuth zu verbannen, und an deren Stelle, Ruhe, Heiterkeit, Freude in die Seele zu leiten. Dies ist wahre Philosophie! Die ächte Kunst stets froh zu seyn!
Was ist das höchste Gut, das einzige wahre Glück des Menschen? Eine Frage, von der das ganze Glück unsers Lebens abhängt, welche die sich selbst überlassene Vernunft verwirret und noch immerfort das menschliche Leben vergället: wie einleuchtend, richtig und kräftig beantwortet sie unser Heiland in wenigen Zeilen! – {v. 19.} Ihr sollt euch nicht Schäze sammlen auf Erden; genauer, „Sammlet nicht eure Schäze, auf der Erde.“ |c211| „Haltet nicht die Güter der Erde für euer höchstes Gut, euren Schaz, euer Kleinod.“ Sammlen kan und mag der Christ auch irrdische Schäze. Aber nur keinen derselben, auch die Schäze der ganzen Welt nicht, für seinen Schaz, sein Glück achten. Denn, – sie alle sind nichtig, vergänglich – wo die Motten und der Rost sie fressen, und die Diebe einbrechen und sie stehlen. – Unsterbliche Seelen! Welch ein dürftiges, jämmerliches Glück für euch, was niemahls, keinen einzigen Augenblick, in eurer Gewalt stehet! Was tausend und aber tausend Zufälle euch wider euren Willen rauben können! – Menschen, Herren der Welt! Welch ein schimpfliches Glück für euch, was euch zu Sklaven der Sterblichen, der Würmer und des Staubes macht! Ein Glück, das euch die Würmer zernagen, der Rost zerfressen, und die Diebe stehlen können!Was ist das höchste Gut, das einzige wahre Glück des Menschen? Eine Frage, von der das ganze Glück unsers Lebens abhängt, welche die sich selbst überlassene Vernunft verwirret und noch immerfort das menschliche Leben vergället: wie einleuchtend, richtig und kräftig beantwortet sie unser Heiland in wenigen Zeilen! – {v. 19.} Ihr sollt euch nicht Schäze sammlen auf Erden; genauer, „Sammlet nicht eure Schäze, auf der Erde.“ |c211| „Haltet nicht die Güter der Erde für euer höchstes Gut, euren Schaz, euer Kleinod.“ Sammlen kan und mag der Christ auch irrdische Schäze. Aber nur keinen derselben, auch die Schäze der ganzen Welt nicht, für seinen Schaz, sein Glück achten. Denn, – sie alle sind nichtig, vergänglich – wo die Motten und der Rost sie fressen, und die Diebe einbrechen und sie stehlen. – Unsterbliche Seelen! Welch ein dürftiges, jämmerliches Glück für euch, was niemahls, keinen einzigen Augenblick, in eurer Gewalt stehet! Was tausend und aber tausend Zufälle euch wider euren Willen rauben können! – Menschen, Herren der Welt! Welch ein schimpfliches Glück für euch, was euch zu Sklaven der Sterblichen, der Würmer und des Staubes macht! Ein Glück, das euch die Würmer zernagen, der Rost zerfressen, und die Diebe stehlen können!
{v. 20.} Samlet aber eure Schäze im Himmel „d. h. Schäze die im Himmel aufbewahret werden;“ – die Thaten ächter Tugend; und den damit verbundenen Beifall Gottes vers 33. 1 Timoth. 6, 17–19. – Wo sie weder Motten noch Rost verzehren, und wo die Diebe nicht einbrechen und sie stehlen. „Schäze die keiner endlichen Macht unterworfen sind; die euch kein Feuer verbrennen, kein Ocean wegschwemmen, kein Erdbeben verschlingen, kein Orkan entreissen, kein Wetterstrahl zerschmettern, keine Zeit zernichten, kein König und Kaiser und alle Monarchen zusammen, und alle Kräfte der Erde; die euch die ganze vereinigte Macht und List der Welt nicht neh|c212|men kan! Schäze, die unter Gottes Schuz immer in eurer Gewalt bleiben! Die euch selbst der Todt nicht raubet! Die euch in die Ewigkeit folgen, und durch alle Ewigkeiten begleiten und beglücken!“ – Mensch, Herr der Welt! Unsterblicher Geist! Siehe da die einzigen Schäze die deiner werth sind! Die Lehre, o grabe sie mit Flammen-Schrift in die Seele, wovon es abhängt, ob du – ein Weiser oder ein Thor, Glücklich oder Elend bist! – Denn,{v. 20.} Samlet aber eure Schäze im Himmel „d. h. Schäze die im Himmel aufbewahret werden;“ – die Thaten ächter Tugend; und den damit verbundenen Beifall Gottes vers 33. 1 Timoth. 6, 17–19. – Wo sie weder Motten noch Rost verzehren, und wo die Diebe nicht einbrechen und sie stehlen. „Schäze die keiner endlichen Macht unterworfen sind; die euch kein Feuer verbrennen, kein Ocean wegschwemmen, kein Erdbeben verschlingen, kein Orkan entreissen, kein Wetterstrahl zerschmettern, keine Zeit zernichten, kein König und Kaiser und alle Monarchen zusammen, und alle Kräfte der Erde; die euch die ganze vereinigte Macht und List der Welt nicht neh|c212|men kan! Schäze, die unter Gottes Schuz immer in eurer Gewalt bleiben! Die euch selbst der Todt nicht raubet! Die euch in die Ewigkeit folgen, und durch alle Ewigkeiten begleiten und beglücken!“ – Mensch, Herr der Welt! Unsterblicher Geist! Siehe da die einzigen Schäze die deiner werth sind! Die Lehre, o grabe sie mit Flammen-Schrift in die Seele, wovon es abhängt, ob du – ein Weiser oder ein Thor, Glücklich oder Elend bist! – Denn,
{v. 21–23.} Wo euer Schaz ist, da ist auch euer Herz. „Was ihr für euren Schaz, euer Glück achtet, dahin werden auch eure vornehmsten Wünsche und Bestrebungen gehen.“ Was das Auge für den Leib ist, das sind die Urtheile über unser Glück für die Seele. Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn nun dein Auge einfältig, (richtiger übersezt, Gesund) ist, so wird dein ganzer Leib helle sein. Ist aber dein Auge ein Schalk, (krank) so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn demnach das Licht in dir, (deine Vernunft) Finsterniß ist; (mit Unwissenheit und Irrtümern angefüllt ist) wie groß wird denn deine Finsterniß seyn? („so werden alle deine Urtheile und Handlungen, verkehrt und verderblich seyn.“) Welch ein schreckliches Elend, – blind seyn! Aber noch weit, weit schrecklicher ist das Elend, Unwissend oder Irrend in Absicht des höchsten Guts seyn!{v. 21–23.} Wo euer Schaz ist, da ist auch euer Herz. „Was ihr für euren Schaz, euer Glück achtet, dahin werden auch eure vornehmsten Wünsche und Bestrebungen gehen.“ Was das Auge für den Leib ist, das sind die Urtheile über unser Glück für die Seele. Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn nun dein Auge einfältig, (richtiger übersezt, Gesund) ist, so wird dein ganzer Leib helle sein. Ist aber dein Auge ein Schalk, (krank) so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn demnach das Licht in dir, (deine Vernunft) Finsterniß ist; (mit Unwissenheit und Irrtümern angefüllt ist) wie groß wird denn deine Finsterniß seyn? („so werden alle deine Urtheile und Handlungen, verkehrt und verderblich seyn.“) Welch ein schreckliches Elend, – blind seyn! Aber noch weit, weit schrecklicher ist das Elend, Unwissend oder Irrend in Absicht des höchsten Guts seyn!
Also, nicht die Irrdischen Güter, sondern lediglich die Himmlischen, Gottes Gnade und |c213| Seeligkeit im Himmel, und den an allen Tugenden reichen Glauben welcher uns dazu füret, für unser höchstes Gut, unser ganzes und allerhöchstes Glück achten; hierauf unsre vornehmsten Wünsche und eifrigsten Bestrebungen richten: dies ist der {Kolos. 3, 1–2.} himmlische Sinn des Christen: Die Güter der Erde für ganz und gar nichts achten, sie schüchtern wegwerfen, sie als Sünde fliehen: das ist nicht himmlischer-, sondern Mönchs-Sinn! Sie für Alles, für unentbehrlich zu seinem Glück, für sein wahres Glück, sein höchstes Gut achten: das ist Sklaven-Sinn! {v. 19–20.} Die Irrdischen Güter bleiben uns keinen Augenblick sicher: die himmlischen dagegen kan uns keine Zeit, kein Zufall und Gewalt, kan uns Erde, und Hölle nicht rauben. {v. 21–23.} Die Anhänglichkeit an den Irrdischen Gütern stürzet uns in viele schimpfliche und allerunseligste Irrtümer und Sünden; denn es ist keine einzige Sünde die nicht aus jener unvernünftigen Sinnlichkeit fliesset. Aber der ächte Himmelsche-Sinn leitet zu lauter – Grossen, Edlen, ewig-ersprieslichen Gesinnungen und Handlungen.Also, nicht die Irrdischen Güter, sondern lediglich die Himmlischen, Gottes Gnade und |c213| Seeligkeit im Himmel, und den an allen Tugenden reichen Glauben welcher uns dazu füret, für unser höchstes Gut, unser ganzes und allerhöchstes Glück achten; hierauf unsre vornehmsten Wünsche und eifrigsten Bestrebungen richten: dies ist der {Kolos. 3, 1–2.} himmlische Sinn des Christen: Die Güter der Erde für ganz und gar nichts achten, sie schüchtern wegwerfen, sie als Sünde fliehen: das ist nicht himmlischer-, sondern Mönchs-Sinn! Sie für Alles, für unentbehrlich zu seinem Glück, für sein wahres Glück, sein höchstes Gut achten: das ist Sklaven-Sinn! {v. 19–20.} Die Irrdischen Güter bleiben uns keinen Augenblick sicher: die himmlischen dagegen kan uns keine Zeit, kein Zufall und Gewalt, kan uns Erde, und Hölle nicht rauben. {v. 21–23.} Die Anhänglichkeit an den Irrdischen Gütern stürzet uns in viele schimpfliche und allerunseligste Irrtümer und Sünden; denn es ist keine einzige Sünde die nicht aus jener unvernünftigen Sinnlichkeit fliesset. Aber der ächte Himmelsche-Sinn leitet zu lauter – Grossen, Edlen, ewig-ersprieslichen Gesinnungen und Handlungen.
Auch die Irrdischen Güter haben ihren Werth.
{1 Tim. 4, 1–6.} Sie sind Geschöpfe, und Geschenke
Gottes.
{Lucä 16, 9.} Sie sind Mittel, uns die Freundschaft
Gottes und
Seine Seeligkeit zu verschaffen. Man
kan; man
soll daher auch diese begehren, suchen, besizen, geniessen.
{1 Tim. 6, 17–19.} Sie aber als
Unentbehrlich zu unserm Glück, oder gar als unser Glück selbst suchen, das kan mit dem Dienste
Gottes nicht bestehen.
{v. 24.} Niemand kan zweien Herren
dienen, eigentlich,
|c214| „als
Leibeigener, aus allen Kräften dienen.“ Denn die Leibeigenen gehören ihren Herren ganz mit allem was sie sind und haben.
Immer wird er den einen weniger, und den andern mehr lieben; dem einen anhängen und den andern vernachläßigen. Ihr könnet nicht Gott, und auch dem Reichthum, aus allen Kräften dienen. „Eines Herren Dienst muß schlechterdings aufgegeben werden. Wollet ihr dem Reichthum, als
Leibeigene, aus allen euren Kräften dienen, so müsset ihr den Dienst
Gottes fahren lassen. –
Darum ermahne ich euch, entsaget jener sklavischen Anhänglichkeit an die Güter der Erde.
{v. 25.} Darum,Auch die Irrdischen Güter haben ihren Werth.
{1 Tim. 4, 1–6.} Sie sind Geschöpfe, und Geschenke
Gottes.
{Lucä 16, 9.} Sie sind Mittel, uns die Freundschaft
Gottes und
Seine Seeligkeit zu verschaffen. Man
kan; man
soll daher auch diese begehren, suchen, besizen, geniessen.
{1 Tim. 6, 17–19.} Sie aber als
Unentbehrlich zu unserm Glück, oder gar als unser Glück selbst suchen, das kan mit dem Dienste
Gottes nicht bestehen.
{v. 24.} Niemand kan zweien Herren
dienen, eigentlich,
|c214| „als
Leibeigener, aus allen Kräften dienen.“ Denn die Leibeigenen gehören ihren Herren ganz mit allem was sie sind und haben.
Immer wird er den einen weniger, und den andern mehr lieben; dem einen anhängen und den andern vernachläßigen. Ihr könnet nicht Gott, und auch dem Reichthum, aus allen Kräften dienen. „Eines Herren Dienst muß schlechterdings aufgegeben werden. Wollet ihr dem Reichthum, als
Leibeigene, aus allen euren Kräften dienen, so müsset ihr den Dienst
Gottes fahren lassen. –
Darum ermahne ich euch, entsaget jener sklavischen Anhänglichkeit an die Güter der Erde.
{v. 25.} Darum,
ermahne ich euch, Sorget nicht, (eigentlich, sorget nicht ängstlich), für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet: auch nicht für euren Leib womit ihr euch bekleiden werdet. Ist nicht das Leben mehr, als die Speise? Und der Leib mehr, als die Kleidung? „Der Gott, welcher uns diesen Leib und dieses Leben, ungleich wichtigere Güter als Essen, Trinken und Kleidung, geschenket, der müste ja nicht Weise; Er müste auch nicht Gütig seyn; sondern uns Leib und Leben zur Plage gegeben haben; wenn Er uns bei treuem Gebrauch der Mittel, bei treuer Vollziehung aller unsrer Pflichten, die Mittel zu ihrer Erhaltung versagen wolte.“ ermahne ich euch, Sorget nicht, (eigentlich, sorget nicht ängstlich), für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet: auch nicht für euren Leib womit ihr euch bekleiden werdet. Ist nicht das Leben mehr, als die Speise? Und der Leib mehr, als die Kleidung? „Der Gott, welcher uns diesen Leib und dieses Leben, ungleich wichtigere Güter als Essen, Trinken und Kleidung, geschenket, der müste ja nicht Weise; Er müste auch nicht Gütig seyn; sondern uns Leib und Leben zur Plage gegeben haben; wenn Er uns bei treuem Gebrauch der Mittel, bei treuer Vollziehung aller unsrer Pflichten, die Mittel zu ihrer Erhaltung versagen wolte.“
{v. 26.} Sehet dort die Vögel, die in der Luft umherfliegen! Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammlen nicht in Scheuren. Gleich|c215|wohl ernäret sie euer Allmächtiger Vater. Seyd ihr denn nicht weit besser als sie? „Näret Gott die unvernünftigen Thiere, deren Schöpfer er nur ist: wie vielmehr wird Er uns, Menschen, deren {Hebr. 12, 9.} Vater Er auch ist und zwar ein Allmächtiger Vater, bei redlicher Ausübung aller unsrer Pflichten alles geben, was von irrdischen Gütern uns nötig ist?“{v. 26.} Sehet dort die Vögel, die in der Luft umherfliegen! Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammlen nicht in Scheuren. Gleich|c215|wohl ernäret sie euer Allmächtiger Vater. Seyd ihr denn nicht weit besser als sie? „Näret Gott die unvernünftigen Thiere, deren Schöpfer er nur ist: wie vielmehr wird Er uns, Menschen, deren {Hebr. 12, 9.} Vater Er auch ist und zwar ein Allmächtiger Vater, bei redlicher Ausübung aller unsrer Pflichten alles geben, was von irrdischen Gütern uns nötig ist?“
{v. 27.} Und wer unter euch kan durch alle seine ängstliche Sorgen seinem Lebens-Alter nur eine Elle hinzusezen? „Kein Mensch kan durch alle Sorgen, sein Leben auch nur um das Geringste verlängern. Gott hat die Zahl unsrer Lebens-Tage bestimmt, die wir zwar auf vielerlei Art verkürzen, aber auf keine Weise verlängern können. Und eben dieser Rathschluß seiner ewigen Macht und Weisheit hat auch schon die zulängliche Nahrung für jeden Tag bestimt den wir in der Welt leben sollen.“{v. 27.} Und wer unter euch kan durch alle seine ängstliche Sorgen seinem Lebens-Alter nur eine Elle hinzusezen? „Kein Mensch kan durch alle Sorgen, sein Leben auch nur um das Geringste verlängern. Gott hat die Zahl unsrer Lebens-Tage bestimmt, die wir zwar auf vielerlei Art verkürzen, aber auf keine Weise verlängern können. Und eben dieser Rathschluß seiner ewigen Macht und Weisheit hat auch schon die zulängliche Nahrung für jeden Tag bestimt den wir in der Welt leben sollen.“
{v. 28–30.} Und warum sorget ihr ängstlich für die Kleidung? betrachtet dort die Blumen im Felde, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht, und spinnen nicht. Und ich versichere euch; Selbst Salomo, (unter seiner Regierung blühete das Israelitische Reich am stärksten; und die Juden, zu denen hier
Jesus redet, kanten keinen glänzenderen Hoff-Staat.)
selbst Salomo in aller seiner Pracht war nicht bekleidet, wie eine einzige derselben. „Der glänzendeste Hoff-Staat ist nicht so prächtig als ein Blumenbette.“ Keine Kunst kan die Schönheit der Natur errei
|c216|chen. Ein Weiser des Alterthums hatte den reichsten Monarchen in allem seinem Glanz auf dem Thron gesehen. Die Hofleute fragten ihn: ob er je etwas schöneres gesehen habe? „Ja! antwortete er, die Häne, Pfauen, und Fasanen!“ –
Da nun Gott das Gras auf dem Felde, welches heute stehet und morgen schon in den Ofen geworfen
wird, so prächtig bekleidet, wie vielmehr euch, ihr Kleingläubige?{v. 28–30.} Und warum sorget ihr ängstlich für die Kleidung? betrachtet dort die Blumen im Felde, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht, und spinnen nicht. Und ich versichere euch; Selbst Salomo, (unter seiner Regierung blühete das Israelitische Reich am stärksten; und die Juden, zu denen hier
Jesus redet, kanten keinen glänzenderen Hoff-Staat.)
selbst Salomo in aller seiner Pracht war nicht bekleidet, wie eine einzige derselben. „Der glänzendeste Hoff-Staat ist nicht so prächtig als ein Blumenbette.“ Keine Kunst kan die Schönheit der Natur errei
|c216|chen. Ein Weiser des Alterthums hatte den reichsten Monarchen in allem seinem Glanz auf dem Thron gesehen. Die Hofleute fragten ihn: ob er je etwas schöneres gesehen habe? „Ja! antwortete er, die Häne, Pfauen, und Fasanen!“ –
Da nun Gott das Gras auf dem Felde, welches heute stehet und morgen schon in den Ofen geworfen
wird, so prächtig bekleidet, wie vielmehr euch, ihr Kleingläubige?
{v. 31.} Nie sorget demnach ängstlich, was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns bekleiden? Denn so ängstlich sorgen die Heiden. „Diese kennen kein Leben nach dem Tode. Kein Wunder also, wenn sie ihr ganzes Glück im Ueberfluß der Speisen, Getränke und andrer irrdischen Güter suchen. Sie wissen nichts von der Vorsehung. Es ist also natürlich, daß jede Noth und Bedrängniß im Zeitlichen, sie in ängstliche Sorgen, Verzweifelung, und sklavische Schrecken stürzet. Für die irrdischen Güter so ängstlich sorgen, nach ihnen mit allen seinen Wünschen und Kräften Rastlos streben, das ist – heidnisch.“{v. 31.} Nie sorget demnach ängstlich, was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns bekleiden? Denn so ängstlich sorgen die Heiden. „Diese kennen kein Leben nach dem Tode. Kein Wunder also, wenn sie ihr ganzes Glück im Ueberfluß der Speisen, Getränke und andrer irrdischen Güter suchen. Sie wissen nichts von der Vorsehung. Es ist also natürlich, daß jede Noth und Bedrängniß im Zeitlichen, sie in ängstliche Sorgen, Verzweifelung, und sklavische Schrecken stürzet. Für die irrdischen Güter so ängstlich sorgen, nach ihnen mit allen seinen Wünschen und Kräften Rastlos streben, das ist – heidnisch.“
{v. 32–33. } Denn, euer Allmächtiger Vater weiß, daß ihr das alles bedürfet. Trachtet aber vor allen Dingen nach der Tugend die euch das Christenthum lehret. (Die christliche Religion heisset in der Bibel,
das Reich Gottes, die Herrschaft
Gottes über die Seelen der Menschen durch Wahrheit und Tugend
Johannis 18, 36–38. Das Wort, welches hier durch
Ge|c217|rechtigkeit übersezt worden, bedeutet auch den Gehorsam gegen alle Gebothe
Gottes, oder die
Tugend,
Kapitel 5, 20.)
So wird das alles, was vom Irrdischen zu eurem Wohl nötig ist,
euch zufallen, als eine Zugabe ertheilet werden. –
Gott ist nach Belehrung des Christenthums,
der Vater der Menschen. Nicht bloß
Schöpfer und Erhalter wie bei den Thieren. Sondern auch
Vater, indem
Er uns mit einem unsterblichen, und durch
Seinen Sohn zu einer seeligen Ewigkeit erlöseten Geiste begabet. Ein
Allmächtiger Vater der alles beherrschet. Ein
Allwissender Vater, der sogar
{Math. 10, 30.} jedes Haar auf unserm Haupte gezälet. Ein
Liebreicher Vater, der uns bei einem durch Tugend wirksamen Glau
ben alles Irrdische das uns wirklich heilsam ist, als eine
Zugabe schenket. „Trachtet vor allen Dingen nach
der Tugend die euch das Christenthum lehret.“
Glaube an Jesum und
Tugend sind so unzertrennlich verbunden,
{S. z. E[.] Joh. 3, 16. verglichen mit Römer 2, 7.} daß die Bibel beides als Einerlei ansiehet, und Glaube an statt Tugend, so wie Tugend an statt Glaube sezet. – „
Sodenn wird euch das Irrdische, als eine Zugabe von
Gott geschenket werden!“
{v. 32–33. } Denn, euer Allmächtiger Vater weiß, daß ihr das alles bedürfet. Trachtet aber vor allen Dingen nach der Tugend die euch das Christenthum lehret. (Die christliche Religion heisset in der Bibel,
das Reich Gottes, die Herrschaft
Gottes über die Seelen der Menschen durch Wahrheit und Tugend
Johannis 18, 36–38. Das Wort, welches hier durch
Ge|c217|rechtigkeit übersezt worden, bedeutet auch den Gehorsam gegen alle Gebothe
Gottes, oder die
Tugend,
Kapitel 5, 20.)
So wird das alles, was vom Irrdischen zu eurem Wohl nötig ist,
euch zufallen, als eine Zugabe ertheilet werden. –
Gott ist nach Belehrung des Christenthums,
der Vater der Menschen. Nicht bloß
Schöpfer und Erhalter wie bei den Thieren. Sondern auch
Vater, indem
Er uns mit einem unsterblichen, und durch
Seinen Sohn zu einer seeligen Ewigkeit erlöseten Geiste begabet. Ein
Allmächtiger Vater der alles beherrschet. Ein
Allwissender Vater, der sogar
{Math. 10, 30.} jedes Haar auf unserm Haupte gezälet. Ein
Liebreicher Vater, der uns bei einem durch Tugend wirksamen Glau
ben alles Irrdische das uns wirklich heilsam ist, als eine
Zugabe schenket. „Trachtet vor allen Dingen nach
der Tugend die euch das Christenthum lehret.“
Glaube an Jesum und
Tugend sind so unzertrennlich verbunden,
{S. z. E[.] Joh. 3, 16. verglichen mit Römer 2, 7.} daß die Bibel beides als Einerlei ansiehet, und Glaube an statt Tugend, so wie Tugend an statt Glaube sezet. – „
Sodenn wird euch das Irrdische, als eine Zugabe von
Gott geschenket werden!“
{v. 34.} So sorget denn, nie ängstlich für den morgenden Tag. Denn der morgende Tag wird schon für sich selbst sorgen. („wird euch, ihr redlichen Freunde christlicher Tugend, das mitbringen was euch nötig ist“) Ein jeder Tag hat Beschwerde genug. Warum wollet ihr sie noch durch ängstliche Sorgen vermehren?{v. 34.} So sorget denn, nie ängstlich für den morgenden Tag. Denn der morgende Tag wird schon für sich selbst sorgen. („wird euch, ihr redlichen Freunde christlicher Tugend, das mitbringen was euch nötig ist“) Ein jeder Tag hat Beschwerde genug. Warum wollet ihr sie noch durch ängstliche Sorgen vermehren?
|c218| Alles irrdische das zu eurem Glück gehöret, wird euch als eine Zugabe, von Gott geschenket werden. Der morgende Tag wird euch mitbringen was ihr bedürft. Diese Zusagen gehören blos für die redlich tugendhaften, für die welche vor allen Dingen nach der Tugend streben die uns das Christenthum vorschreibt. Vers 33. Nur diejenigen welche {Römer 8, 12–15.} ein göttlicher Geist treibet, welche nicht nach den sündlichen Begierden leben sondern nach den Vorschriften der Religion, nur diese sind Gottes Kinder, haben Theil an Seinen Zusagen, Seiner Vaterliebe. Kein ungebesserter, kein sicherer Sünder kan, und darf also Gott vertrauen. Was kann elender, entsezlicher seyn! Von seinem Schöpfer darf er kein Glück hoffen! Geräth er in Verlegenheit; er darf keinen Rath von seinem Schöpfer erwarten. Wird ihm Ueberfluß irrdischer Güter zu Theil; er darf sie nicht als Beweise der Gunst seines Schöpfers ansehen. Ueberfällt ihn ein Leiden; kein Trost, keine Hülfe für ihn bey seinem Schöpfer! Und der Todt – O daß er keinen von uns in solchem unseeligen Zustande treffe! |c218| Alles irrdische das zu eurem Glück gehöret, wird euch als eine Zugabe, von Gott geschenket werden. Der morgende Tag wird euch mitbringen was ihr bedürft. Diese Zusagen gehören blos für die redlich tugendhaften, für die welche vor allen Dingen nach der Tugend streben die uns das Christenthum vorschreibt. Vers 33. Nur diejenigen welche {Römer 8, 12–15.} ein göttlicher Geist treibet, welche nicht nach den sündlichen Begierden leben sondern nach den Vorschriften der Religion, nur diese sind Gottes Kinder, haben Theil an Seinen Zusagen, Seiner Vaterliebe. Kein ungebesserter, kein sicherer Sünder kan, und darf also Gott vertrauen. Was kann elender, entsezlicher seyn! Von seinem Schöpfer darf er kein Glück hoffen! Geräth er in Verlegenheit; er darf keinen Rath von seinem Schöpfer erwarten. Wird ihm Ueberfluß irrdischer Güter zu Theil; er darf sie nicht als Beweise der Gunst seines Schöpfers ansehen. Ueberfällt ihn ein Leiden; kein Trost, keine Hülfe für ihn bey seinem Schöpfer! Und der Todt – O daß er keinen von uns in solchem unseeligen Zustande treffe!
Ihr Freunde der Tugend aber, sehet hier das
Fundament eurer Ruhe und Freude.
{v. 25.} Gott, euer Freund und Vater ist es, der euch täglich an jedem Morgen euren Leib und Leben giebt. Güter die weit wichtiger, als Nahrung und Kleidung; die für euch das Unterpfand sind daß er euch, auch diese weit geringere geben wird! –
{v. 26.} Er näret und beglücket so gar die unvernünftigen Thiere. –
|c219| {v. 27.} Er hat jeden Tag, jeden Augenblick
eures Lebens berechnet. Schon von Ewigkeit her hat
Er das Ziel eures Lebens bestimt; und eben dadurch auch die Mittel es zu erhalten verordnet. –
{v. 28–30.} Selbst die leblosen Dinge kleidet
Er mit mehr als königlicher Pracht. Wozu anders; als für euch die ihr diese Pracht bemerken, und darin
Ihn den Schöpfer anbeten könnet? –
{v. 31–33.} Er, der Schöpfer und Regent unsrer Welt, und der Millionen, Millionen anderer Welten, Er ist euer
Vater. Ein
Allmächtiger! Ein
Allweiser und Allwissender! Ein
Allgütiger Vater! – – Auf dieses
Fundament lässet sich ein
Vertrauen, eine Ruhe, Zufriedenheit, vernünftige Sicherheit, und Heiterkeit bauen, welche nichts, die ganze Welt
nicht, erschüttern kan.
{Psalm 46, 2–4} Gott ist unsre Zuflucht. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich – die Erde bebet, und der Ocean brauset, und die Berge ins Meer stürzen, und die Welt zertrümmert.Ihr Freunde der Tugend aber, sehet hier das
Fundament eurer Ruhe und Freude.
{v. 25.} Gott, euer Freund und Vater ist es, der euch täglich an jedem Morgen euren Leib und Leben giebt. Güter die weit wichtiger, als Nahrung und Kleidung; die für euch das Unterpfand sind daß er euch, auch diese weit geringere geben wird! –
{v. 26.} Er näret und beglücket so gar die unvernünftigen Thiere. –
|c219| {v. 27.} Er hat jeden Tag, jeden Augenblick
eures Lebens berechnet. Schon von Ewigkeit her hat
Er das Ziel eures Lebens bestimt; und eben dadurch auch die Mittel es zu erhalten verordnet. –
{v. 28–30.} Selbst die leblosen Dinge kleidet
Er mit mehr als königlicher Pracht. Wozu anders; als für euch die ihr diese Pracht bemerken, und darin
Ihn den Schöpfer anbeten könnet? –
{v. 31–33.} Er, der Schöpfer und Regent unsrer Welt, und der Millionen, Millionen anderer Welten, Er ist euer
Vater. Ein
Allmächtiger! Ein
Allweiser und Allwissender! Ein
Allgütiger Vater! – – Auf dieses
Fundament lässet sich ein
Vertrauen, eine Ruhe, Zufriedenheit, vernünftige Sicherheit, und Heiterkeit bauen, welche nichts, die ganze Welt
nicht, erschüttern kan.
{Psalm 46, 2–4} Gott ist unsre Zuflucht. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich – die Erde bebet, und der Ocean brauset, und die Berge ins Meer stürzen, und die Welt zertrümmert.
So sey denn euer Vertrauen auf Gott, unwandelbar, unbeweglich feste. Aber es sey auch ein
ächtes, ein wirklich tugendhaftes, christliches
Vertrauen. 1)
Erleuchtet muß das Vertrauen eines Christen seyn. Gebauet auf jenes Fundament; die vernünftige Kentniß und Ueberzeugung von
Gottes Eigenschaften und Vorsehung. Sonst ist es Fül- und Gedankenlosigkeit. 2) Ein
Wohlgeordnetes Vertrauen. Nichts mehr von
Gott erwarten als
Er uns versprochen; und dieses nur unter der von
Ihm gesezten Bedingung erwarten. Sonst ist es Hofnung des Thoren,
|c220| nicht aber Vertrauen des Christen. 3) Ein
Geschäftiges Vertrauen. Geschäftig in Ausrichtung
jeder Pflicht, und im Gebrauch
jedes natürlichen oder geistlichen Mittels unser Unglück zu hindern und unser Glück zu befördern. Denn diese Mittel kommen auch von
Gott.
Alle unsre Sorgen auf Gott legen; aber dabei auch vorsichtig seyn und wachsam. 1
Petri 5, 7. 8.
Vorsichtig handeln, als die Weisen, sich in die Zeit schicken,
Epheser 5, 15. 16; dies unterscheidet das ächte christliche Vertrauen, von der Unbesonnenheit, Tollkünheit, und Versuchung Gottes. Gleich
Paulo.
{Apost. Gesch. 23, 11–17.} Als er zu
Jerusalem gefangen sas, brachte man ihm die Nachricht daß die Juden eine Verschwörung gegen sein Leben gemacht. Selbst durch eine Offenbarung hatte ihm
Gott versprochen, sein Leben zu schüzen. Gleichwohl wartet er nicht
träge auf diese Hülfe; sondern braucht die Mittel der Klugheit welche ihm
Gott anweiset. Er läßt dem römischen Chiliarchen jene Nachricht sagen. Und nun wird er der Gefahr entrissen, die ihm sonst wahrscheinlich das Leben gekostet hätte. –
{Apost. Gesch. 27, 21. Ende.} Auf seiner gefärlichen See-Reise nach
Rom erhielt er gleichfals eine Offenbarung
Gottes, daß er mit allen die auf dem Schiff waren, solte erhalten werden. Dennoch ermahnet er seine Gefärten, Speise zu sich zu nehmen; und dringet darauf daß sie alle auf dem Schiffe bleiben und
arbeiten musten. Ohne Zweifel war es
Gott eben so leicht, sie auch ohne Speise, und ohne Arbeit zu erhalten. Aber
Seine Macht wird nie, wie die Macht der Sterblichen, von Einfällen, Herrschsucht, Unverstand, oder Kurzsich
|c221|tigkeit
, sondern von der höchsten Weisheit geleitet. 4) Ein
Demütiges Vertrauen.
Gott nicht
Zeit und
Art vorschreiben, wann? und wie?
Er unser Glück befördern soll. In jeder frohen Begebenheit die wohlthätige Hand
Gottes erkennen und anbeten; stets eingedenk daß
{Jakobi 1, 16. 17.} Er der Vater
alles Glücks, der Geber
jedes Guten ist. Und selbst die dunkelsten und bittersten Fürungen als
gut und
heilsam
verehren. Wie
{Hebr. 11, 8.} Abraham, so bald
Gott winkt, Eltern und Kinder und Ehegatten und Freunde verlassen, und ausgehen, ohne zu wissen wohin? Versichert daß alle Weisheit der Menschen und erhabensten Geister gegen
Gottes Weisheit, nur Thorheit ist. 1
Korinther 3, 19. 20. 5) Ein
Unwandelbar-Festes Vertrauen. Kei
ne Gefahr, keine anscheinende Unwahrscheinlichkeit oder Unmöglichkeit, keinen noch so langen Verzug der Hülfe uns schrecken lassen. Ihm vertrauen,
als Gott: folglich auch bei dem allerschmerzlichsten Leiden, da wo wir nichts als Finsterniß und Abgründe vor uns sehen, dennoch feste versichert bleiben daß Er alles mit uns wohl mache. So war das Vertrauen
Abrahams beschaffen; und dies, merkt es wohl
Christen! zu einer Zeit wo die Kentnisse von
Gott und Religion, nur Kinderkentnisse gegen die unsrigen waren. In welche schreckliche Verwirrung stürzte ihn der Befehl
Gottes seinen Sohn, den geliebtesten, den einzigen zu opfern; und mit eigener Hand zu opfern! Dies war ja gerade der Sohn durch welchen ihm
Gott eine zahlreiche Nachkommenschaft versprochen! Muste ihn nicht Welt und Nachwelt für einen Barbaren halten! Die Vorwürfe seines sterbenden Sohnes,
|c222| wie musten sie nicht sein Vater-Herz zerreissen? Und der Todeskummer seiner Freundin! Und das Beben, das Bluten seines Vater-Herzens! War es möglich, daß ein Sterblicher auch hier nicht wankte, auch hier vertrauete
? Ja!
{Hebr. 11, 17–19 vergl. 1 B. Mose 22.} du siegtest Vater der Gläubigen! O wir Männer in der Kentniß, wie sind wir gegen dich, Kinder im Heldenmuth! im Vertrauen!
So sey denn euer Vertrauen auf Gott, unwandelbar, unbeweglich feste. Aber es sey auch ein
ächtes, ein wirklich tugendhaftes, christliches
Vertrauen. 1)
Erleuchtet muß das Vertrauen eines Christen seyn. Gebauet auf jenes Fundament; die vernünftige Kentniß und Ueberzeugung von
Gottes Eigenschaften und Vorsehung. Sonst ist es Fül- und Gedankenlosigkeit. 2) Ein
Wohlgeordnetes Vertrauen. Nichts mehr von
Gott erwarten als
Er uns versprochen; und dieses nur unter der von
Ihm gesezten Bedingung erwarten. Sonst ist es Hofnung des Thoren,
|c220| nicht aber Vertrauen des Christen. 3) Ein
Geschäftiges Vertrauen. Geschäftig in Ausrichtung
jeder Pflicht, und im Gebrauch
jedes natürlichen oder geistlichen Mittels unser Unglück zu hindern und unser Glück zu befördern. Denn diese Mittel kommen auch von
Gott.
Alle unsre Sorgen auf Gott legen; aber dabei auch vorsichtig seyn und wachsam. 1
Petri 5, 7. 8.
Vorsichtig handeln, als die Weisen, sich in die Zeit schicken,
Epheser 5, 15. 16; dies unterscheidet das ächte christliche Vertrauen, von der Unbesonnenheit, Tollkünheit, und Versuchung Gottes. Gleich
Paulo.
{Apost. Gesch. 23, 11–17.} Als er zu
Jerusalem gefangen sas, brachte man ihm die Nachricht daß die Juden eine Verschwörung gegen sein Leben gemacht. Selbst durch eine Offenbarung hatte ihm
Gott versprochen, sein Leben zu schüzen. Gleichwohl wartet er nicht
träge auf diese Hülfe; sondern braucht die Mittel der Klugheit welche ihm
Gott anweiset. Er läßt dem römischen Chiliarchen jene Nachricht sagen. Und nun wird er der Gefahr entrissen, die ihm sonst wahrscheinlich das Leben gekostet hätte. –
{Apost. Gesch. 27, 21. Ende.} Auf seiner gefärlichen See-Reise nach
Rom erhielt er gleichfals eine Offenbarung
Gottes, daß er mit allen die auf dem Schiff waren, solte erhalten werden. Dennoch ermahnet er seine Gefärten, Speise zu sich zu nehmen; und dringet darauf daß sie alle auf dem Schiffe bleiben und
arbeiten musten. Ohne Zweifel war es
Gott eben so leicht, sie auch ohne Speise, und ohne Arbeit zu erhalten. Aber
Seine Macht wird nie, wie die Macht der Sterblichen, von Einfällen, Herrschsucht, Unverstand, oder Kurzsich
|c221|tigkeit
, sondern von der höchsten Weisheit geleitet. 4) Ein
Demütiges Vertrauen.
Gott nicht
Zeit und
Art vorschreiben, wann? und wie?
Er unser Glück befördern soll. In jeder frohen Begebenheit die wohlthätige Hand
Gottes erkennen und anbeten; stets eingedenk daß
{Jakobi 1, 16. 17.} Er der Vater
alles Glücks, der Geber
jedes Guten ist. Und selbst die dunkelsten und bittersten Fürungen als
gut und
heilsam
verehren. Wie
{Hebr. 11, 8.} Abraham, so bald
Gott winkt, Eltern und Kinder und Ehegatten und Freunde verlassen, und ausgehen, ohne zu wissen wohin? Versichert daß alle Weisheit der Menschen und erhabensten Geister gegen
Gottes Weisheit, nur Thorheit ist. 1
Korinther 3, 19. 20. 5) Ein
Unwandelbar-Festes Vertrauen. Kei
ne Gefahr, keine anscheinende Unwahrscheinlichkeit oder Unmöglichkeit, keinen noch so langen Verzug der Hülfe uns schrecken lassen. Ihm vertrauen,
als Gott: folglich auch bei dem allerschmerzlichsten Leiden, da wo wir nichts als Finsterniß und Abgründe vor uns sehen, dennoch feste versichert bleiben daß Er alles mit uns wohl mache. So war das Vertrauen
Abrahams beschaffen; und dies, merkt es wohl
Christen! zu einer Zeit wo die Kentnisse von
Gott und Religion, nur Kinderkentnisse gegen die unsrigen waren. In welche schreckliche Verwirrung stürzte ihn der Befehl
Gottes seinen Sohn, den geliebtesten, den einzigen zu opfern; und mit eigener Hand zu opfern! Dies war ja gerade der Sohn durch welchen ihm
Gott eine zahlreiche Nachkommenschaft versprochen! Muste ihn nicht Welt und Nachwelt für einen Barbaren halten! Die Vorwürfe seines sterbenden Sohnes,
|c222| wie musten sie nicht sein Vater-Herz zerreissen? Und der Todeskummer seiner Freundin! Und das Beben, das Bluten seines Vater-Herzens! War es möglich, daß ein Sterblicher auch hier nicht wankte, auch hier vertrauete
? Ja!
{Hebr. 11, 17–19 vergl. 1 B. Mose 22.} du siegtest Vater der Gläubigen! O wir Männer in der Kentniß, wie sind wir gegen dich, Kinder im Heldenmuth! im Vertrauen!
Wären wir stärker in dieser Tugend: wie würden da, alle jene Aengstliche, Rastlose, Sklavische Sorgen für das Irrdische von uns weichen? Diese Sorgen die unsern Charakter so sehr verschlimmern; und unser Herz so sehr peinigen! Welche Ruhe und Heiterkeit würde da, aus dieser Tugend in unsre Seele, und hieraus in unser ganzes Leben fliessen? Wie würden wir da, Herren der Zukunft, der Welt, und der Ewigkeit seyn? Mit Paulo stets sagen können, {1 Kor. 3, 22.} Alles ist mein. Leben und Todt. Das Gegenwärtige und die Zukunft, alles ist Mein. Wie Groß, wie Glücklich ist die Seele, die so denkt und handelt! Sehet hier die Früchte des christlichen Vertrauens auf Gott!Wären wir stärker in dieser Tugend: wie würden da, alle jene Aengstliche, Rastlose, Sklavische Sorgen für das Irrdische von uns weichen? Diese Sorgen die unsern Charakter so sehr verschlimmern; und unser Herz so sehr peinigen! Welche Ruhe und Heiterkeit würde da, aus dieser Tugend in unsre Seele, und hieraus in unser ganzes Leben fliessen? Wie würden wir da, Herren der Zukunft, der Welt, und der Ewigkeit seyn? Mit Paulo stets sagen können, {1 Kor. 3, 22.} Alles ist mein. Leben und Todt. Das Gegenwärtige und die Zukunft, alles ist Mein. Wie Groß, wie Glücklich ist die Seele, die so denkt und handelt! Sehet hier die Früchte des christlichen Vertrauens auf Gott!
Bemerkt endlich, hier und im zehnten Kapitel Matthäi, die Allerhabenste Lehre Jesu von der Vorsehung Gottes! Auch für das Essen, Trinken, und die Kleidung jedes Menschen sorget Gott. Auch für die Nahrung der Vögel. Auch für den Flor der Blumen. Auch für jedes gemeinste Gräschen. Kein Sperling fällt ohne Seinen Willen todt zur Erde nieder. Jedes Haar |c223| auf der Menschen Haupt ist von Ihm gezälet. – Wie groß, Unendlich muß der Verstand seyn, der das Kleinste so wie das Gröste mit Einem Blick übersiehet, bei dem so wenig etwas Ueber, als Unter seiner Kentniß ist! Wie Unermeslich die Güte, aus welcher so viele Millionen, Millionen Ströhme von Freude und Glück jeden Augenblick fliessen! – Welch ein Herr, der mit gleichem Auge alle Sonnen und die Haare auf der Menschen Häuptern zälet, den Held sterben und den Sperling fallen, eine Blase des spielenden Kindes bersten und eine Welt zertrümmern siehet! O einziger würdiger Gegenstand unsrer Anbetung! Ewiger hilf uns Schwachen, Dir so zu gehorchen als es Deine Majestät verdienet!Bemerkt endlich, hier und im zehnten Kapitel Matthäi, die Allerhabenste Lehre Jesu von der Vorsehung Gottes! Auch für das Essen, Trinken, und die Kleidung jedes Menschen sorget Gott. Auch für die Nahrung der Vögel. Auch für den Flor der Blumen. Auch für jedes gemeinste Gräschen. Kein Sperling fällt ohne Seinen Willen todt zur Erde nieder. Jedes Haar |c223| auf der Menschen Haupt ist von Ihm gezälet. – Wie groß, Unendlich muß der Verstand seyn, der das Kleinste so wie das Gröste mit Einem Blick übersiehet, bei dem so wenig etwas Ueber, als Unter seiner Kentniß ist! Wie Unermeslich die Güte, aus welcher so viele Millionen, Millionen Ströhme von Freude und Glück jeden Augenblick fliessen! – Welch ein Herr, der mit gleichem Auge alle Sonnen und die Haare auf der Menschen Häuptern zälet, den Held sterben und den Sperling fallen, eine Blase des spielenden Kindes bersten und eine Welt zertrümmern siehet! O einziger würdiger Gegenstand unsrer Anbetung! Ewiger hilf uns Schwachen, Dir so zu gehorchen als es Deine Majestät verdienet!