|c310| Evangelium am 24 Sontage nach Trinitatis.
Matthäi 9, 18–26. vergl. mit den Erzälungen Marci, Kapit. 5, 21–43 und Lucä 8, 40–56.
Bald im Anfange seines Lehramtes arbeitete
Jesus daran, die Menschen von der unwürdigen, schädlichen, verderblichen Moral der Pharisäer, zu der ächten Tugend zu füren. Gleich als wäre der Mensch, Ganz Körper; gleich als stünde die Religion mit dem alltäglichen Leben in keiner Verbindung
, als wäre sie gar, ein bequemes Werkzeug die schimpflichen Lüste des lasterhaften Herzens desto besser zu befriedigen, sezten sie allen Werth auf
Fasten, Waschen, Allmosengeben, und änliche
bloß körperliche Handlungen. Sie machten das Leben des Menschen, zu einem Gemisch von Befriedigungen seiner Lüste und Bestechungen der Gottheit. Gleich anfangs drang daher
Jesus darauf; nicht
Fasten, sondern
Tugend (redliche dankbahre Liebe zu
Gott,
Seinen Gebothen und
Seinen Menschen) mache die
Religion, den Gottgefälligen Dienst aus.
{v. 14–17.}Fasten ohne tugendhaftes Herz und Leben sey etwas eben so unschickliches und ungereimtes, als wenn man aus einem neuen Kleide ein Stück ausschneiden, um ein altes damit auszubessern; oder jungen gärenden Wein in alte morsche Schläuche thun wolte.
Bald im Anfange seines Lehramtes arbeitete
Jesus daran, die Menschen von der unwürdigen, schädlichen, verderblichen Moral der Pharisäer, zu der ächten Tugend zu füren. Gleich als wäre der Mensch, Ganz Körper; gleich als stünde die Religion mit dem alltäglichen Leben in keiner Verbindung
, als wäre sie gar, ein bequemes Werkzeug die schimpflichen Lüste des lasterhaften Herzens desto besser zu befriedigen, sezten sie allen Werth auf
Fasten, Waschen, Allmosengeben, und änliche
bloß körperliche Handlungen. Sie machten das Leben des Menschen, zu einem Gemisch von Befriedigungen seiner Lüste und Bestechungen der Gottheit. Gleich anfangs drang daher
Jesus darauf; nicht
Fasten, sondern
Tugend (redliche dankbahre Liebe zu
Gott,
Seinen Gebothen und
Seinen Menschen) mache die
Religion, den Gottgefälligen Dienst aus.
{v. 14–17.}Fasten ohne tugendhaftes Herz und Leben sey etwas eben so unschickliches und ungereimtes, als wenn man aus einem neuen Kleide ein Stück ausschneiden, um ein altes damit auszubessern; oder jungen gärenden Wein in alte morsche Schläuche thun wolte.
|c311| {v. 18. 19.} Eben sprach er noch hievon.
Da kam der Obersten einer (
das Haupt, der Vorsteher der Synagoge zu
Kapernaum. Siehe bei
Luka vers 41)
fiel vor ihm nieder und sprach, Meine Tochter ist jezt gestorben. (genauer übersezt,
stirbt schon, oder wie
Marcus sagt vers 23
ringet mit dem Tode. Es war übrigens die einzige Tochter dieses Mannes, ein Kind von ohngefär zwölf Jahren Siehe bei
Luka vers 42). –
Aber komm, und lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig (gesund). Die Macht, sie in der Ferne, durch einen blossen Befehl zu heilen, trauete er
Jesu nicht zu.
Jesus aber bequemte sich liebreich in die Schwachheit dieses Mannes.
Er stund auf, und folgete ihm, nebst seinen Jüngern. – So müssen auch wir
Christen,
Liebesvolle Herablassung üben: in allen
unsündlichen Dingen, uns nach den Meinungen und Schwachheiten unsrer Neben-Menschen gütig bequemen, um ihnen nicht ohne Noth Verdruß zu machen, hingegen sie für uns zu gewinnen. So mancher Mensch ist von dem Wege des Irrthums, Lasters und Elendes, zur Wahrheit und Tugend und Glück gefüret worden; indem man ihm einen Rang gab der ihm nicht gebürte von ihm aber ängstlich gesuchet ward; oder seinem Eigensinn zu Gefallen sich einen kleinen Zwang anthat. So enthielte sich
{1 Kor. 9, 19–23.} Paulus wenn er mit strengen Juden lebte aller der Speisen die ihr Gesez untersagte, that sich allen den Zwang an den es forderte. (denen die
unter dem Gesez waren, ward er, wie unter dem Gesez,) Lebte er mit solchen welche das Ansehen des Gesezes
Mose verwarfen, so aß er alles und
|c312| that alles wie sie (denen die
ohne Gesez ward er als ohne Gesez, um diese zu gewinnen). Jede Schwachheit der Einsicht duldete er, in jeden unschädlichen Irrthum bequemte er sich; so ward er
Allen Alles, damit er viele gewinne. Ein Haupt-Kennzeichen der
christlichen, evangelischen
Menschenliebe! Wie
Jesus, unser Herr und Lehrer und Muster,
nimmt sie das Wohl andrer wie das ihrige zu Herzen;
duldet darfür gerne, auch manchen Verlust,
übernimmt manche Beschwerden, Mühe, und Nachtheil;
stets bereit ihre Gemächlichkeit, Ansehen, Gesundheit, und Leben für das gemeine Beste aufzuopfern!
|c311| {v. 18. 19.} Eben sprach er noch hievon.
Da kam der Obersten einer (
das Haupt, der Vorsteher der Synagoge zu
Kapernaum. Siehe bei
Luka vers 41)
fiel vor ihm nieder und sprach, Meine Tochter ist jezt gestorben. (genauer übersezt,
stirbt schon, oder wie
Marcus sagt vers 23
ringet mit dem Tode. Es war übrigens die einzige Tochter dieses Mannes, ein Kind von ohngefär zwölf Jahren Siehe bei
Luka vers 42). –
Aber komm, und lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig (gesund). Die Macht, sie in der Ferne, durch einen blossen Befehl zu heilen, trauete er
Jesu nicht zu.
Jesus aber bequemte sich liebreich in die Schwachheit dieses Mannes.
Er stund auf, und folgete ihm, nebst seinen Jüngern. – So müssen auch wir
Christen,
Liebesvolle Herablassung üben: in allen
unsündlichen Dingen, uns nach den Meinungen und Schwachheiten unsrer Neben-Menschen gütig bequemen, um ihnen nicht ohne Noth Verdruß zu machen, hingegen sie für uns zu gewinnen. So mancher Mensch ist von dem Wege des Irrthums, Lasters und Elendes, zur Wahrheit und Tugend und Glück gefüret worden; indem man ihm einen Rang gab der ihm nicht gebürte von ihm aber ängstlich gesuchet ward; oder seinem Eigensinn zu Gefallen sich einen kleinen Zwang anthat. So enthielte sich
{1 Kor. 9, 19–23.} Paulus wenn er mit strengen Juden lebte aller der Speisen die ihr Gesez untersagte, that sich allen den Zwang an den es forderte. (denen die
unter dem Gesez waren, ward er, wie unter dem Gesez,) Lebte er mit solchen welche das Ansehen des Gesezes
Mose verwarfen, so aß er alles und
|c312| that alles wie sie (denen die
ohne Gesez ward er als ohne Gesez, um diese zu gewinnen). Jede Schwachheit der Einsicht duldete er, in jeden unschädlichen Irrthum bequemte er sich; so ward er
Allen Alles, damit er viele gewinne. Ein Haupt-Kennzeichen der
christlichen, evangelischen
Menschenliebe! Wie
Jesus, unser Herr und Lehrer und Muster,
nimmt sie das Wohl andrer wie das ihrige zu Herzen;
duldet darfür gerne, auch manchen Verlust,
übernimmt manche Beschwerden, Mühe, und Nachtheil;
stets bereit ihre Gemächlichkeit, Ansehen, Gesundheit, und Leben für das gemeine Beste aufzuopfern!
{v. 20.} Auf dem Wege in das Haus des Vorstehers der Synagoge, trat eine Frau, die schon zwölf Jahre den Blutfluß gehabt, von hinten zu ihm, und rürete den Saum seines Kleides an. Denn, dachte sie bei sich selbst, wenn ich nur sein Kleid anrüre, so werde ich gesund. – Zwölf Jahre hatte die Geplagte gelitten; zwölf Jahre nach einander ein sieches Leben gefürt. Schrecklich! Aber doch nicht über die Kräfte des Menschen! Der Allweise Arzt und Vater der Natur leget uns nie mehr auf, als wir tragen können.{v. 20.} Auf dem Wege in das Haus des Vorstehers der Synagoge, trat eine Frau, die schon zwölf Jahre den Blutfluß gehabt, von hinten zu ihm, und rürete den Saum seines Kleides an. Denn, dachte sie bei sich selbst, wenn ich nur sein Kleid anrüre, so werde ich gesund. – Zwölf Jahre hatte die Geplagte gelitten; zwölf Jahre nach einander ein sieches Leben gefürt. Schrecklich! Aber doch nicht über die Kräfte des Menschen! Der Allweise Arzt und Vater der Natur leget uns nie mehr auf, als wir tragen können.
{Siehe Lucä 8, 43.} Die Mitleidenswürdige hatte ihr ganzes Vermögen an die Aerzte verwendet. Aber vergebens! Nun war alle menschliche Hülfe, ohne Nuzen versucht. Auch der lezte Funke der Hofnung war verloschen. Und siehe! – gerade nun komt die Hülfe. Getrost denn, ihr ohne Hofnung |c313| leidende Brüder! Ist gleich bei Menschen ferner keine Hülfe für euch; so ist noch Hülfe bei Gott. Auch ohne Wunder zu thun, (denn dergleichen hat er uns nicht versprochen) kan Er der Herr der Natur euch helfen. Nur Seiner Gunst versichert euch, durch einen an allen Tugenden reichen Glauben. Und die ganze Natur ist für euch, {Psalm 91, 10–13.} Schuzengel, das Werkzeug eures Glücks!{Siehe Lucä 8, 43.} Die Mitleidenswürdige hatte ihr ganzes Vermögen an die Aerzte verwendet. Aber vergebens! Nun war alle menschliche Hülfe, ohne Nuzen versucht. Auch der lezte Funke der Hofnung war verloschen. Und siehe! – gerade nun komt die Hülfe. Getrost denn, ihr ohne Hofnung |c313| leidende Brüder! Ist gleich bei Menschen ferner keine Hülfe für euch; so ist noch Hülfe bei Gott. Auch ohne Wunder zu thun, (denn dergleichen hat er uns nicht versprochen) kan Er der Herr der Natur euch helfen. Nur Seiner Gunst versichert euch, durch einen an allen Tugenden reichen Glauben. Und die ganze Natur ist für euch, {Psalm 91, 10–13.} Schuzengel, das Werkzeug eures Glücks!
Vergebens, – hatte sie ihr ganzes Vermögen an die Aerzte gegeben. Denn freilich können die Aerzte nicht
Alles. Aber ist es billig daraus zu schliessen, daß sie
Nichts können? Unläugbahr haben doch hundert Pflanzen und andre Dinge, grosse Wirkungen auf unsern Körper, zu seinem Schaden oder zu seinem Nuzen. Eben so klar ist es, daß Männer die ihre ganze Lebenszeit darauf verwenden, jene Pflanzen und änliche Dinge, und die Natur, den Bau unsers Körpers kennen zu lernen, davon mehr wissen müssen, als wir.
Gott selbst, hat sie folglich zu Werkzeugen unsrer Erhaltung bestellt.
Er selbst verweiset uns an sie. Nie kan es also mit unsrer Pflicht bestehen, wenn
wir gegen die Aerzte den Starken Geist spielen, und ihre ganze Kunst als etwas unnüzes verachten; oder ihrem
Rath unsre, nicht selten abergläubige,
Einfälle vorziehen. In Krankheiten einen gelehrten und erfahrnen Arzt auswählen
, ihn befragen; und sodenn seinem Rath nach vernünftiger Ueberlegung strenge folgen; das ist eine
Christen-Pflicht. Denn wir sind nicht, Herren über unsre Gesundheit und
Leben. Verachten wir also, oder vernachlässigen wir mit Vorsaz ein Mittel das uns
Gott anweiset sie zu erhalten: so legen wir Hand an uns selbst, und rauben uns das Leben.
|c314| – „Was aber hat dies mit dem
Christenthum, der
Religion zu thun?“ – Wann,
Christen! wann wollen wir doch das unseelige Vorurtheil ab
legen, daß die Religion mit unserm alltäglichen Leben nichts zu thun habe? Die so genante Religion der Abgötter und Abergläubigen mag den Menschen seinem Unverstande und seinem Schicksahl überlassen. Die wahrhaftig Göttliche muß die
Fürerin seines Lebens seyn. In unsern Häusern; unsern Gerichts- Studier- und Arbeits-Stuben; auf unsern Kranken-Betten; in unsern Gesellschaften; in dem Betragen gegen unsre Ehegatten, Kinder, und Hausgenossen: da, da ist es wo wir uns als
Christen zeigen müssen.
{1 Kor. 10, 31.} Wenn ihr esset, oder trinket, oder was ihr sonst thut, Alles thut zur Ehre Gottes, „alles sey der Abdruck eines Herzens voll von Ehrfurchtsvoller Dankbahrkeit gegen
Gott, und Liebe zu
Seinen Menschen.“
{Kol. 3, 17.} Alles was ihr unternehmet, es sey in Reden oder Thaten, alles thut im Nahmen des Herren Jesu, voll von Dank gegen Gott, den Vater, durch ihn. „Alles geschehe nach den Vorschriften der Lehre
Jesu, und getrieben von Dank gegen einen
Gott, der uns durch
Christum so unaussprechlich seegnet.“ – – Gegen seine Ehegatten, Kinder und Hausgenossen sich liebreich betragen; einen ungerechten Proceß aufgeben; durch rümliche Urtheile und gütige Unterstüzung Menschen erfreuen; hier einen Seufzer seiner Nebenmenschen stillen, dort eine Thräne abtrocknen; einem Menschen einen vergnügten Augenblick machen; und jede andre gute
That, ist unendlich mehr werth vor
Gott und
|c315| nach dem Urtheil
Seiner Religion, als wenn tausend Neidische, Haabsüchtige, Ungesellige, Falsche und andern Sünden Ergebene die sich
Christen nennen, bei Betrachtung der Religions-Wahrheiten, tausend Müssige Empfindungen fülen, und in tausend Fruchtlose Entzückungen fallen. –
Christen! Mit Flammen-Schrift werde
Jakobi Ausspruch 1, 27 unsrer Seele eingegraben. „
Die wahre ächte Religion bei
Gott, dem Vater der Menschen, ist –
Witwen und Waisen[“] (Menschen aller Art, besonders Nothleidende) „
beglükken, und sich von der Welt unbefleckt bewahren.[“]
Vergebens, – hatte sie ihr ganzes Vermögen an die Aerzte gegeben. Denn freilich können die Aerzte nicht
Alles. Aber ist es billig daraus zu schliessen, daß sie
Nichts können? Unläugbahr haben doch hundert Pflanzen und andre Dinge, grosse Wirkungen auf unsern Körper, zu seinem Schaden oder zu seinem Nuzen. Eben so klar ist es, daß Männer die ihre ganze Lebenszeit darauf verwenden, jene Pflanzen und änliche Dinge, und die Natur, den Bau unsers Körpers kennen zu lernen, davon mehr wissen müssen, als wir.
Gott selbst, hat sie folglich zu Werkzeugen unsrer Erhaltung bestellt.
Er selbst verweiset uns an sie. Nie kan es also mit unsrer Pflicht bestehen, wenn
wir gegen die Aerzte den Starken Geist spielen, und ihre ganze Kunst als etwas unnüzes verachten; oder ihrem
Rath unsre, nicht selten abergläubige,
Einfälle vorziehen. In Krankheiten einen gelehrten und erfahrnen Arzt auswählen
, ihn befragen; und sodenn seinem Rath nach vernünftiger Ueberlegung strenge folgen; das ist eine
Christen-Pflicht. Denn wir sind nicht, Herren über unsre Gesundheit und
Leben. Verachten wir also, oder vernachlässigen wir mit Vorsaz ein Mittel das uns
Gott anweiset sie zu erhalten: so legen wir Hand an uns selbst, und rauben uns das Leben.
|c314| – „Was aber hat dies mit dem
Christenthum, der
Religion zu thun?“ – Wann,
Christen! wann wollen wir doch das unseelige Vorurtheil ab
legen, daß die Religion mit unserm alltäglichen Leben nichts zu thun habe? Die so genante Religion der Abgötter und Abergläubigen mag den Menschen seinem Unverstande und seinem Schicksahl überlassen. Die wahrhaftig Göttliche muß die
Fürerin seines Lebens seyn. In unsern Häusern; unsern Gerichts- Studier- und Arbeits-Stuben; auf unsern Kranken-Betten; in unsern Gesellschaften; in dem Betragen gegen unsre Ehegatten, Kinder, und Hausgenossen: da, da ist es wo wir uns als
Christen zeigen müssen.
{1 Kor. 10, 31.} Wenn ihr esset, oder trinket, oder was ihr sonst thut, Alles thut zur Ehre Gottes, „alles sey der Abdruck eines Herzens voll von Ehrfurchtsvoller Dankbahrkeit gegen
Gott, und Liebe zu
Seinen Menschen.“
{Kol. 3, 17.} Alles was ihr unternehmet, es sey in Reden oder Thaten, alles thut im Nahmen des Herren Jesu, voll von Dank gegen Gott, den Vater, durch ihn. „Alles geschehe nach den Vorschriften der Lehre
Jesu, und getrieben von Dank gegen einen
Gott, der uns durch
Christum so unaussprechlich seegnet.“ – – Gegen seine Ehegatten, Kinder und Hausgenossen sich liebreich betragen; einen ungerechten Proceß aufgeben; durch rümliche Urtheile und gütige Unterstüzung Menschen erfreuen; hier einen Seufzer seiner Nebenmenschen stillen, dort eine Thräne abtrocknen; einem Menschen einen vergnügten Augenblick machen; und jede andre gute
That, ist unendlich mehr werth vor
Gott und
|c315| nach dem Urtheil
Seiner Religion, als wenn tausend Neidische, Haabsüchtige, Ungesellige, Falsche und andern Sünden Ergebene die sich
Christen nennen, bei Betrachtung der Religions-Wahrheiten, tausend Müssige Empfindungen fülen, und in tausend Fruchtlose Entzückungen fallen. –
Christen! Mit Flammen-Schrift werde
Jakobi Ausspruch 1, 27 unsrer Seele eingegraben. „
Die wahre ächte Religion bei
Gott, dem Vater der Menschen, ist –
Witwen und Waisen[“] (Menschen aller Art, besonders Nothleidende) „
beglükken, und sich von der Welt unbefleckt bewahren.[“]
{v. 22.} Da wendete sich Jesus um, sahe sie an und sprach, Getrost meine Tochter! Dein Glaube hat dir geholfen. („dein Vertrauen zu mir hat dich gesund gemacht.“ Denn dieses fürete sie zu Jesu, dessen Macht ihr half.){v. 22.} Da wendete sich Jesus um, sahe sie an und sprach, Getrost meine Tochter! Dein Glaube hat dir geholfen. („dein Vertrauen zu mir hat dich gesund gemacht.“ Denn dieses fürete sie zu Jesu, dessen Macht ihr half.)
{v. 24.} Als er aber in das Haus des Synagogen-Vorstehers kam, und die Pfeiffer sahe und das Getümmel der Menschen, sprach er. Dies war nämlich, ein uralter Gebrauch bei dem Absterben geliebter Personen, der noch jezt im Orient üblich ist. Man sang Trauerklagen über den Verstorbenen, und begleitete sie mit dem Laut der Flöte. Diese Trauer-Musik war beides, die lezte Ehrenbezeugung für den Verstorbenen, und eine Aufrichtung der Leidtragenden. Denn in schweren Leiden ist es ein grosses Labsahl, wenn wir unserm Schmerz nachhängen und unsern Thränen freien Lauf lassen können. Dies erleichtert unsre Brust und schwemmet gleichsam, den |c316| herz-bedrükenden Schmerz hinweg. Unser Heiland tadelt diesen Gebrauch nicht. Er, der Gesellige, der jedes unschuldige Mittel menschliche Seelen zu erleichtern und zu erfreuen, {Math. 11, 19.} durch sein Beispiel heiligte, und Luc. 15 22–25. durch seine Lehre leitete! – Hier aber war eine solche Trauer-Musik unzeitig, da die Verstorbene alsbald wiederum aufleben und ihre Familie mit Freude erfüllen solte. Weichet, sprach er daher, denn das Mägdlein ist nicht todt sondern es schläft. Und sie verlachten ihn.{v. 24.} Als er aber in das Haus des Synagogen-Vorstehers kam, und die Pfeiffer sahe und das Getümmel der Menschen, sprach er. Dies war nämlich, ein uralter Gebrauch bei dem Absterben geliebter Personen, der noch jezt im Orient üblich ist. Man sang Trauerklagen über den Verstorbenen, und begleitete sie mit dem Laut der Flöte. Diese Trauer-Musik war beides, die lezte Ehrenbezeugung für den Verstorbenen, und eine Aufrichtung der Leidtragenden. Denn in schweren Leiden ist es ein grosses Labsahl, wenn wir unserm Schmerz nachhängen und unsern Thränen freien Lauf lassen können. Dies erleichtert unsre Brust und schwemmet gleichsam, den |c316| herz-bedrükenden Schmerz hinweg. Unser Heiland tadelt diesen Gebrauch nicht. Er, der Gesellige, der jedes unschuldige Mittel menschliche Seelen zu erleichtern und zu erfreuen, {Math. 11, 19.} durch sein Beispiel heiligte, und Luc. 15 22–25. durch seine Lehre leitete! – Hier aber war eine solche Trauer-Musik unzeitig, da die Verstorbene alsbald wiederum aufleben und ihre Familie mit Freude erfüllen solte. Weichet, sprach er daher, denn das Mägdlein ist nicht todt sondern es schläft. Und sie verlachten ihn.
Sie verlachten ihn. Denn wo ist eine Ehrwürdige Person, oder Sache, über welche nicht Unverstand und Leichtsin Gelächter erregen könte! Man sey nur leichtsinnig und unverschämt genug, der ehrwürdigsten Wahrheit, wie hier geschahe, eine falsche Deutung zu geben. Oder man seze sie mit niedrigen, verächtlichen, lächerlichen Dingen in Verbindung: so verbreitet sich das Verächtliche und Lächerliche auch über das Ehrwürdigste. So kan man, selbst die Gottheit, bei Unverständigen verächtlich und lächerlich machen. – Nie reisse uns denn, das Gelächter der Menge hin, eine Person oder Sache zu verachten. Denn die Menge ist leichtsinnig und unverständig. Und nichts mehr als dieses ist nötig, auch die Erhabenste Wahrheit und Ehrwürdigste Person dem Gelächter auszusezen.Sie verlachten ihn. Denn wo ist eine Ehrwürdige Person, oder Sache, über welche nicht Unverstand und Leichtsin Gelächter erregen könte! Man sey nur leichtsinnig und unverschämt genug, der ehrwürdigsten Wahrheit, wie hier geschahe, eine falsche Deutung zu geben. Oder man seze sie mit niedrigen, verächtlichen, lächerlichen Dingen in Verbindung: so verbreitet sich das Verächtliche und Lächerliche auch über das Ehrwürdigste. So kan man, selbst die Gottheit, bei Unverständigen verächtlich und lächerlich machen. – Nie reisse uns denn, das Gelächter der Menge hin, eine Person oder Sache zu verachten. Denn die Menge ist leichtsinnig und unverständig. Und nichts mehr als dieses ist nötig, auch die Erhabenste Wahrheit und Ehrwürdigste Person dem Gelächter auszusezen.
{v. 25. 26.} Da nun die Menge hinaus gewiesen war, ergriff Jesus der sich schon im Zimmer befand, die Verstorbene bei der Hand, und sprach, stehe auf. – Alsbald stand sie auf. Und das Gerücht von dieser That verbrei|c317|tete sich durch das ganze Land. Bemerket hier die Würde, mit welcher Jesus dieses Wunder verrichtet. Keine geheimnisvolle Worte, keine lange Reden, keine weitläufige Anstalten, womit Betrüger die Menschen zu betäuben und zu verblenden suchen! {Siehe Lucä 8, 51–56.} Er entfernet das Getümmel der Menge, damit seine Handlung desto aufmerksamer betrachtet und desto genauer untersucht werden könte. Nur Petrum, Johannem und Jakobum und die Eltern der Verstorbenen läßt er im Zimmer. Und nun spricht er – das Machtwort, stehe auf! Diese so offene, unverhohlne, und zuversichtliche Art zu handeln, zeiget uns klar den Redlichen, der das wirklich war wofür er sich angab, ein Gesandter Gottes. – Bemerket auch die edle Einfalt mit welcher die Evangelisten diese Sache erzälen. So umständlich aber ohne allen Schmuck und Pracht, wie wenn von einer ganz gewönlichen Begebenheit die Rede wäre. Und diese Simplicität ist das Gepräge der Wahrheit.{v. 25. 26.} Da nun die Menge hinaus gewiesen war, ergriff Jesus der sich schon im Zimmer befand, die Verstorbene bei der Hand, und sprach, stehe auf. – Alsbald stand sie auf. Und das Gerücht von dieser That verbrei|c317|tete sich durch das ganze Land. Bemerket hier die Würde, mit welcher Jesus dieses Wunder verrichtet. Keine geheimnisvolle Worte, keine lange Reden, keine weitläufige Anstalten, womit Betrüger die Menschen zu betäuben und zu verblenden suchen! {Siehe Lucä 8, 51–56.} Er entfernet das Getümmel der Menge, damit seine Handlung desto aufmerksamer betrachtet und desto genauer untersucht werden könte. Nur Petrum, Johannem und Jakobum und die Eltern der Verstorbenen läßt er im Zimmer. Und nun spricht er – das Machtwort, stehe auf! Diese so offene, unverhohlne, und zuversichtliche Art zu handeln, zeiget uns klar den Redlichen, der das wirklich war wofür er sich angab, ein Gesandter Gottes. – Bemerket auch die edle Einfalt mit welcher die Evangelisten diese Sache erzälen. So umständlich aber ohne allen Schmuck und Pracht, wie wenn von einer ganz gewönlichen Begebenheit die Rede wäre. Und diese Simplicität ist das Gepräge der Wahrheit.
Hier sehen wir denn, einen augenscheinlichen Beweis für die Wahrheit der Lehre Jesu von dem künftigen Leben. Daß seine redlichen Anhänger nie sterben, sondern unaufhörlich leben; und aus diesem irrdischen, in das bessere, in das himmlische, Ewig-beglückte Leben hinübergehen, wie könnten wir hieran noch zweifeln, da Jesus sich hier als den Herren des Lebens so augenscheinlich zeiget? {Joh. 5, 25.} Es kömt die Stunde, sagt er, – Denn sie ist schon jezt – daß die Todten die Stimme des Sohnes Gottes hören, und aufleben wer|c318|den. – Sie ist schon jezt. Damit verweiset er auf die Proben die er schon damahls gab. Er, der hier die Tochter Jairi; der den Jüngling zu Nain; der den schon verwesenden Leichnam Lazari, mit einem Wort ins Leben rief, {Joh. 5, 25. 29.} Er hat sicherlich die Schlüssel des Todes und Grabes; Apost. Gesch. 3, 15. Er ist der Gebieter des Lebens.Hier sehen wir denn, einen augenscheinlichen Beweis für die Wahrheit der Lehre Jesu von dem künftigen Leben. Daß seine redlichen Anhänger nie sterben, sondern unaufhörlich leben; und aus diesem irrdischen, in das bessere, in das himmlische, Ewig-beglückte Leben hinübergehen, wie könnten wir hieran noch zweifeln, da Jesus sich hier als den Herren des Lebens so augenscheinlich zeiget? {Joh. 5, 25.} Es kömt die Stunde, sagt er, – Denn sie ist schon jezt – daß die Todten die Stimme des Sohnes Gottes hören, und aufleben wer|c318|den. – Sie ist schon jezt. Damit verweiset er auf die Proben die er schon damahls gab. Er, der hier die Tochter Jairi; der den Jüngling zu Nain; der den schon verwesenden Leichnam Lazari, mit einem Wort ins Leben rief, {Joh. 5, 25. 29.} Er hat sicherlich die Schlüssel des Todes und Grabes; Apost. Gesch. 3, 15. Er ist der Gebieter des Lebens.
Auch dieser hinfällige Leib soll also wieder leben. Nichts von dem was je zu uns gehöret, soll verlohren gehn. Aber weit vollkommener. Er, der jezo in diesem Stande des Verfalls, durch die Sünde zerrüttet, ofte ein Kerker der Seele ist, er wird dort ein Pallast für sie seyn. Dan wenn die Stimme des Sohnes Gottes,
Todte! stehet auf! erschallen wird;
{1 Kor. 15, 43–Ende.} dan wird dieser jezo verwesliche Leib zum Unverweslichen; der jezo Verunstaltete zum Schönen; der nun Schwache Kränkliche, zu einem Muntern und Jugendlich Starken; der jezige –
Thierische Leib, – zu einem
Geistigen umgebildet hervorgehen.
Auch dieser hinfällige Leib soll also wieder leben. Nichts von dem was je zu uns gehöret, soll verlohren gehn. Aber weit vollkommener. Er, der jezo in diesem Stande des Verfalls, durch die Sünde zerrüttet, ofte ein Kerker der Seele ist, er wird dort ein Pallast für sie seyn. Dan wenn die Stimme des Sohnes Gottes,
Todte! stehet auf! erschallen wird;
{1 Kor. 15, 43–Ende.} dan wird dieser jezo verwesliche Leib zum Unverweslichen; der jezo Verunstaltete zum Schönen; der nun Schwache Kränkliche, zu einem Muntern und Jugendlich Starken; der jezige –
Thierische Leib, – zu einem
Geistigen umgebildet hervorgehen.
Schon diese Hofnung ist entzückend. Aber, Jesus Christus der Gebiether des Lebens hat uns eine noch unendlich entzückendere gegeben. Wir, die wir hier nach seiner Lehre und Muster leben, wir – sterben ganz und gar nicht. Nur unser Leib stirbt; und auch der nicht auf immer. Wir aber, das ist unser Geist, der eigentliche Mensch, wir gehen augenblicklich, aus diesem Kerker in die Freiheit der Kinder Gottes; aus dieser Fremde in unser Vaterland; aus dieser niedrigen Gegend des göttlichen Gebiethes in die höhere, |c319| glänzendere. Gehen, Hebr. 11, 10. In die Stadt von Gott selbst gebauet, die Stadt des ewigen Gottes, Kap. 12, 22–24. Zu den Myriaden der Engel, Zu der festlichen Versamlung und Gemeinde der noch erhabenren Geister, der vornehmsten Bürger des Himmels; und Zu dem Regenten dieser Stadt, – dem Gott aller Völker; Zu den Geistern der vollendeten Tugendhaften; und Zu dem Mitler des neuen Bundes Jesu. {Phil. 1 23. 2 Kor. 5, 6–8.} Der Todt unsers Leibes ist der Anfang des Rechten Lebens, ist der Augenblick, wo wir hin zum Vater gehen.Schon diese Hofnung ist entzückend. Aber, Jesus Christus der Gebiether des Lebens hat uns eine noch unendlich entzückendere gegeben. Wir, die wir hier nach seiner Lehre und Muster leben, wir – sterben ganz und gar nicht. Nur unser Leib stirbt; und auch der nicht auf immer. Wir aber, das ist unser Geist, der eigentliche Mensch, wir gehen augenblicklich, aus diesem Kerker in die Freiheit der Kinder Gottes; aus dieser Fremde in unser Vaterland; aus dieser niedrigen Gegend des göttlichen Gebiethes in die höhere, |c319| glänzendere. Gehen, Hebr. 11, 10. In die Stadt von Gott selbst gebauet, die Stadt des ewigen Gottes, Kap. 12, 22–24. Zu den Myriaden der Engel, Zu der festlichen Versamlung und Gemeinde der noch erhabenren Geister, der vornehmsten Bürger des Himmels; und Zu dem Regenten dieser Stadt, – dem Gott aller Völker; Zu den Geistern der vollendeten Tugendhaften; und Zu dem Mitler des neuen Bundes Jesu. {Phil. 1 23. 2 Kor. 5, 6–8.} Der Todt unsers Leibes ist der Anfang des Rechten Lebens, ist der Augenblick, wo wir hin zum Vater gehen.
Dieses grosse Ziel aller christlichen Wünsche, Hofnungen und Bestrebungen komme uns denn nie aus unserm Gesicht. Dieses lasset uns täglich, in unsrer geheimen Andacht beschauen. Hierauf lasset uns unsre Augen heften, dies stets in unserm Herzen tragen. – Dies wird das Gewürz unsrer irrdischen Freuden; der Balsam für unsre Leiden; die Stärkung in unsrer Ohnmacht; und das Licht seyn, welches über jeden Schritt unsrer Reise so wie Klarheit, also auch Anmuth und Leben verbreitet.Dieses grosse Ziel aller christlichen Wünsche, Hofnungen und Bestrebungen komme uns denn nie aus unserm Gesicht. Dieses lasset uns täglich, in unsrer geheimen Andacht beschauen. Hierauf lasset uns unsre Augen heften, dies stets in unserm Herzen tragen. – Dies wird das Gewürz unsrer irrdischen Freuden; der Balsam für unsre Leiden; die Stärkung in unsrer Ohnmacht; und das Licht seyn, welches über jeden Schritt unsrer Reise so wie Klarheit, also auch Anmuth und Leben verbreitet.