|c383| Evangelium am Ersten, und Zweiten Christtage auch am Sontage nach dem Christtage.
Lucä 2, 1–40.
Dies ist, nebst der Nachricht Matthäi 2, 1–8 von der Ankunft arabischer Gelehrten zu Jerusalem, und der Flucht der Eltern Jesu nach Egypten, die Ganze Geschichte der Kindheit; und wenn wir die Erzälung von der Reise aufs Osterfest nach Jerusalem, vers 41–52 hinzusezen, auch der Jugend des Welt-Heilandes. Mehr wissen wir von ihm bis an sein Dreissigstes Jahr nicht. Auch Johannes, der doch die Mutter Jesu in seinem Hause hatte, und ohne Zweifel von ihr, nach Art der Mütter, hundert kleine Geschichte von der Kindheit ihres Sohnes; oder auch manche wichtige Auftritte in seinen reiferen Jahren gehöret hatte, sagt nicht eine Sylbe davon. Ein Beweiß der sorgfältigsten Prüfung, welche die Evangelisten und Apostel bei ihrem Glauben angestellt!Dies ist, nebst der Nachricht Matthäi 2, 1–8 von der Ankunft arabischer Gelehrten zu Jerusalem, und der Flucht der Eltern Jesu nach Egypten, die Ganze Geschichte der Kindheit; und wenn wir die Erzälung von der Reise aufs Osterfest nach Jerusalem, vers 41–52 hinzusezen, auch der Jugend des Welt-Heilandes. Mehr wissen wir von ihm bis an sein Dreissigstes Jahr nicht. Auch Johannes, der doch die Mutter Jesu in seinem Hause hatte, und ohne Zweifel von ihr, nach Art der Mütter, hundert kleine Geschichte von der Kindheit ihres Sohnes; oder auch manche wichtige Auftritte in seinen reiferen Jahren gehöret hatte, sagt nicht eine Sylbe davon. Ein Beweiß der sorgfältigsten Prüfung, welche die Evangelisten und Apostel bei ihrem Glauben angestellt!
{v. 1. 2} Um die Zeit, (nämlich, als Johannes der Täufer gebohren worden Siehe Kap. 1) ward ein Befehl vom Kaiser Augustus gegeben. Denn damahls stand Palästina, das Land der Juden, schon seit geraumer Zeit unter der Herrschaft der Römer. Von diesen war Herodes zum Könige der Juden bestellt. – Ein Befehl gieng aus, daß das ganze Land (der Juden, |c384| nicht bloß Judäa, sondern auch Samaria und Galiläa und Peräa) solte aufgeschrieben werden. Ob dies eine blosse Zälung der Einwohner, oder auch zugleich eine Schazung seyn solte, ist unbekandt; da wir von diesem Befehl des Kaisers, ausser den Worten Lucä, nichts zuverlässiges wissen. Diese Aufschreibung geschahe, ehe noch Quirinus Statthalter von Syrien war. (So können die Worte beim Luka, und so müssen sie auch übersezt werden. Denn Quirinus war nicht damahls, sondern erst zehn Jahre hernach, Statthalter von Syrien. Uebrigens war Quirinus der allererste römische Befehlshaber über die Landschaft Judäa. Bis dahin wurde sie noch von Juden, obgleich unter römischer Hoheit beherrscht.){v. 1. 2} Um die Zeit, (nämlich, als Johannes der Täufer gebohren worden Siehe Kap. 1) ward ein Befehl vom Kaiser Augustus gegeben. Denn damahls stand Palästina, das Land der Juden, schon seit geraumer Zeit unter der Herrschaft der Römer. Von diesen war Herodes zum Könige der Juden bestellt. – Ein Befehl gieng aus, daß das ganze Land (der Juden, |c384| nicht bloß Judäa, sondern auch Samaria und Galiläa und Peräa) solte aufgeschrieben werden. Ob dies eine blosse Zälung der Einwohner, oder auch zugleich eine Schazung seyn solte, ist unbekandt; da wir von diesem Befehl des Kaisers, ausser den Worten Lucä, nichts zuverlässiges wissen. Diese Aufschreibung geschahe, ehe noch Quirinus Statthalter von Syrien war. (So können die Worte beim Luka, und so müssen sie auch übersezt werden. Denn Quirinus war nicht damahls, sondern erst zehn Jahre hernach, Statthalter von Syrien. Uebrigens war Quirinus der allererste römische Befehlshaber über die Landschaft Judäa. Bis dahin wurde sie noch von Juden, obgleich unter römischer Hoheit beherrscht.)
{vers 3–5.} Die Einwohner alle, giengen also, sich aufschreiben zu lassen, ein jeglicher in seine Stadt. (den Hauptort seines Stammes) Es gieng aber auch Joseph aus der Stadt Nazareth in Galiläa, hinauf nach Judäa, (Galiläa liegt niedrig, und Judäa in einer bergigten Gegend) in die Stadt Davids, (den Geburts-Ort Davids 1 Samuel 16, 1) welche Bethlehem heißt; denn er war aus dem Hause und Familie Davids, um sich daselbst mit Maria, seiner verlobten Ehefrau, welche gerade schwanger war, aufschreiben zu lassen. Frauenzimmer wurden gewönlich nicht aufgeschrieben, weil sie nach den Gesezen der Juden nicht erbten. Aber Maria, die keine Brüder hatte, war als die älteste Tochter, Erbe ihrer Eltern, Sie hatte also ihr eigentümliches Erbtheil.{vers 3–5.} Die Einwohner alle, giengen also, sich aufschreiben zu lassen, ein jeglicher in seine Stadt. (den Hauptort seines Stammes) Es gieng aber auch Joseph aus der Stadt Nazareth in Galiläa, hinauf nach Judäa, (Galiläa liegt niedrig, und Judäa in einer bergigten Gegend) in die Stadt Davids, (den Geburts-Ort Davids 1 Samuel 16, 1) welche Bethlehem heißt; denn er war aus dem Hause und Familie Davids, um sich daselbst mit Maria, seiner verlobten Ehefrau, welche gerade schwanger war, aufschreiben zu lassen. Frauenzimmer wurden gewönlich nicht aufgeschrieben, weil sie nach den Gesezen der Juden nicht erbten. Aber Maria, die keine Brüder hatte, war als die älteste Tochter, Erbe ihrer Eltern, Sie hatte also ihr eigentümliches Erbtheil.
|c385| {vers 6. 7 } Als sie nun daselbst waren, kam die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebahr ihren ersten Sohn, wickelte ihn in Windeln, und legte ihn in die Krippe, weil kein Plaz in der Herberge war. Diese Krippe war vermuthlich in einem Schaafstalle der den Hirten zugehörte, wie aus
vers 8 und 12 zu schliessen. Hier in diesem Schaafstalle dieser Hirten, ward also
Jesus gebohren; und das war auch die Ursache, warum ihnen diese Geburt zuerst gemeldet ward. Wenigstens hat man keinen Grund, in diesem Umstande, Lehren oder gar Geheimnisse zu suchen. Die Geburt
Jesu ward, nicht dem Könige
Herodes sondern den
Hirten gemeldet; darum weil
Jesus in ihrem Gebieth, in ihrem Schaafstalle gebohren und beherberget ward.
|c385| {vers 6. 7 } Als sie nun daselbst waren, kam die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebahr ihren ersten Sohn, wickelte ihn in Windeln, und legte ihn in die Krippe, weil kein Plaz in der Herberge war. Diese Krippe war vermuthlich in einem Schaafstalle der den Hirten zugehörte, wie aus
vers 8 und 12 zu schliessen. Hier in diesem Schaafstalle dieser Hirten, ward also
Jesus gebohren; und das war auch die Ursache, warum ihnen diese Geburt zuerst gemeldet ward. Wenigstens hat man keinen Grund, in diesem Umstande, Lehren oder gar Geheimnisse zu suchen. Die Geburt
Jesu ward, nicht dem Könige
Herodes sondern den
Hirten gemeldet; darum weil
Jesus in ihrem Gebieth, in ihrem Schaafstalle gebohren und beherberget ward.
{vers 8.} Die Hirten aber, (nämlich, denen dieser Stall gehörete) waren in derselben Gegend auf dem Felde, wo sie des Nachts ihre Heerde bewachten. In Palästina ist es zwar weit wärmer als bei uns. Aber auch da, ist die Witterung im December viel zu rauh, als daß die Heerden auf freiem Felde übernachten solten. Schon dieser Umstand zeigt, daß Jesus nicht, wie man seit dem vierten Jahrhundert geglaubt, am fünf und zwanzigsten December gebohren worden. Das früheste Alterthum hielte den zwanzigsten May für seinen Geburts-Tag: welches auch mit dieser Erzälung Lucä besser übereinstimt.{vers 8.} Die Hirten aber, (nämlich, denen dieser Stall gehörete) waren in derselben Gegend auf dem Felde, wo sie des Nachts ihre Heerde bewachten. In Palästina ist es zwar weit wärmer als bei uns. Aber auch da, ist die Witterung im December viel zu rauh, als daß die Heerden auf freiem Felde übernachten solten. Schon dieser Umstand zeigt, daß Jesus nicht, wie man seit dem vierten Jahrhundert geglaubt, am fünf und zwanzigsten December gebohren worden. Das früheste Alterthum hielte den zwanzigsten May für seinen Geburts-Tag: welches auch mit dieser Erzälung Lucä besser übereinstimt.
{v. 9–12.} Und siehe! ein Engel Gottes stand bei ihnen, und ein grosser Glanz umleuchtete sie. Sie aber erschraken sehr. Da sprach der |c386| Engel zu ihnen, Fürchtet euch nicht. Ich berichte euch grosse Freude die dem ganzen Volk zu Theil wird. Denn heute ist euch der Heiland, Christus der Herr, in der Stadt Davids gebohren worden. Und dies ist das Zeichen, woran ihr ihn erkennen werdet. Ihr werdet nämlich ein Kind gewindelt, in eurer Krippe liegen finden.{v. 9–12.} Und siehe! ein Engel Gottes stand bei ihnen, und ein grosser Glanz umleuchtete sie. Sie aber erschraken sehr. Da sprach der |c386| Engel zu ihnen, Fürchtet euch nicht. Ich berichte euch grosse Freude die dem ganzen Volk zu Theil wird. Denn heute ist euch der Heiland, Christus der Herr, in der Stadt Davids gebohren worden. Und dies ist das Zeichen, woran ihr ihn erkennen werdet. Ihr werdet nämlich ein Kind gewindelt, in eurer Krippe liegen finden.
{vers 13} Und plözlich war bei dem Engel eine Menge des himmlischen Heeres, welche Gott also lobten, – Gelobet sey Gott der Allerhöchste! Denn nun ist Glück auf die Erde, und unter die Menschen Freude gebracht.{vers 13} Und plözlich war bei dem Engel eine Menge des himmlischen Heeres, welche Gott also lobten, – Gelobet sey Gott der Allerhöchste! Denn nun ist Glück auf die Erde, und unter die Menschen Freude gebracht.
{vers 15–20. } Als aber die Engel gen Himmel zurückgegangen, sprachen die Hirten unter einander, lasset uns nach Bethlehem gehen um das zu sehen was dort, nach dem Berichte Gottes geschehen. Eilig giengen sie hin, und fanden die Maria nebst Joseph, und das Kind in der Krippe liegend. Nachdem sie es gesehen, breiteten sie aus was ihnen von diesem Knaben gesaget war. Und alle die es höreten, erstaunten über das was ihnen die Hirten sagten. Maria aber behielt alle diese Begebenheiten und dachte ihnen nach. Die Hirten kehreten indessen zurück und lobpreiseten Gott über alles was sie, dem Bericht der Engel zufolge, gesehen und gehöret hatten.{vers 15–20. } Als aber die Engel gen Himmel zurückgegangen, sprachen die Hirten unter einander, lasset uns nach Bethlehem gehen um das zu sehen was dort, nach dem Berichte Gottes geschehen. Eilig giengen sie hin, und fanden die Maria nebst Joseph, und das Kind in der Krippe liegend. Nachdem sie es gesehen, breiteten sie aus was ihnen von diesem Knaben gesaget war. Und alle die es höreten, erstaunten über das was ihnen die Hirten sagten. Maria aber behielt alle diese Begebenheiten und dachte ihnen nach. Die Hirten kehreten indessen zurück und lobpreiseten Gott über alles was sie, dem Bericht der Engel zufolge, gesehen und gehöret hatten.
{v. 21.} Am achten Tage aber, an welchem er beschnitten werden muste, (Siehe 1 Buch Mose |c387| 17, 12. 3 B. Mose 12, 3) da ward ihm der Nahme, JESUS, (der Beglücker) beigelegt, welcher ihm von dem Engel, noch vor seiner Empfängniß gegeben worden. (Siehe Kapitel 1, 31 vergl. Matthäi 1, 21.){v. 21.} Am achten Tage aber, an welchem er beschnitten werden muste, (Siehe 1 Buch Mose |c387| 17, 12. 3 B. Mose 12, 3) da ward ihm der Nahme, JESUS, (der Beglücker) beigelegt, welcher ihm von dem Engel, noch vor seiner Empfängniß gegeben worden. (Siehe Kapitel 1, 31 vergl. Matthäi 1, 21.)
{vers 22–24.} Als nun die Zeit der Reinigung da war, (diese Reinigung der Sechswöchnerin geschahe am 40sten Tage nach der Niederkunft, 3 Buch Mose 12, 2–4. 6. 7.) brachten sie ihn, nach dem Geseze Mosis, nach Jerusalem um ihn Gott darzustellen; wie im Geseze Gottes geschrieben ist, 2 Buch Mose 13, 2. 4 B. Mose 3, 13. 8, 17. Jede mänliche Erstgeburth soll Gott geweihet seyn. – – Es muste nämlich jede Erstgeburth von Menschen, zum Andenken der Verschonung der israelitischen Erstgebohrnen in Egypten mit 5 Seckel gelöset; und zu dem Ende der Erstgebohrne, im Tempel dargestellet werden. – Auch um das im Geseze Gottes bestimte Opfer, (nämlich der Kindbetterin) ein Paar Turtel-Tauben, oder zwei junge Tauben darzubringen. Dies war das Opfer der Armen. Die Wohlhabenden musten ein järiges Lamm nebst einer Taube bringen. 3 B. Mose 12, 8. Das Opfer ward für die Mutter, zur Reinigung gebracht. Die Darstellung aber geschahe mit Jesu, als ihrem Erstgebohrnen Sohn.{vers 22–24.} Als nun die Zeit der Reinigung da war, (diese Reinigung der Sechswöchnerin geschahe am 40sten Tage nach der Niederkunft, 3 Buch Mose 12, 2–4. 6. 7.) brachten sie ihn, nach dem Geseze Mosis, nach Jerusalem um ihn Gott darzustellen; wie im Geseze Gottes geschrieben ist, 2 Buch Mose 13, 2. 4 B. Mose 3, 13. 8, 17. Jede mänliche Erstgeburth soll Gott geweihet seyn. – – Es muste nämlich jede Erstgeburth von Menschen, zum Andenken der Verschonung der israelitischen Erstgebohrnen in Egypten mit 5 Seckel gelöset; und zu dem Ende der Erstgebohrne, im Tempel dargestellet werden. – Auch um das im Geseze Gottes bestimte Opfer, (nämlich der Kindbetterin) ein Paar Turtel-Tauben, oder zwei junge Tauben darzubringen. Dies war das Opfer der Armen. Die Wohlhabenden musten ein järiges Lamm nebst einer Taube bringen. 3 B. Mose 12, 8. Das Opfer ward für die Mutter, zur Reinigung gebracht. Die Darstellung aber geschahe mit Jesu, als ihrem Erstgebohrnen Sohn.
{vers 25–32.} Eben damahls war ein Mann zu Jerusalem, Nahmens Simeon, tugendhaft und fromm, welcher den Trost Israels („Den, mit dessen Ankunft sich die frommen Israeliten trösteten“)
erwartete
. Ihm hatte der heilige |c388| Geist geoffenbahret, er werde nicht sterben bevor er den Erlöser welchen Gott senden wolte gesehen. Dieser nun kam durch Antrieb des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus hineinbrachten, um mit ihm zu thun was nach dem Gesez Gebrauch war, nahm er ihn in seine Arme und lobpreisete Gott. „Allgewaltiger! sprach er,
nun entlasse ruhig deinen Diener. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du allen Nationen bestimmet hast. Das Licht die Völker zu erleuchten; (den Lehrer der Welt)
und den Ruhm deines Volkes Israel!“{vers 25–32.} Eben damahls war ein Mann zu Jerusalem, Nahmens Simeon, tugendhaft und fromm, welcher den Trost Israels („Den, mit dessen Ankunft sich die frommen Israeliten trösteten“)
erwartete
. Ihm hatte der heilige |c388| Geist geoffenbahret, er werde nicht sterben bevor er den Erlöser welchen Gott senden wolte gesehen. Dieser nun kam durch Antrieb des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus hineinbrachten, um mit ihm zu thun was nach dem Gesez Gebrauch war, nahm er ihn in seine Arme und lobpreisete Gott. „Allgewaltiger! sprach er,
nun entlasse ruhig deinen Diener. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du allen Nationen bestimmet hast. Das Licht die Völker zu erleuchten; (den Lehrer der Welt)
und den Ruhm deines Volkes Israel!“
{vers 33–35.} Joseph aber, und seine Mutter wunderten sich über das was von ihm gesagt ward. Und Simeon prieß sie glücklich. – – Auch sprach er zur Maria seiner Mutter. Dieser liegt da, zum Fall und Aufrichtung vieler in Israel, (Das Bild ist hergenommen von einem Eckstein. Die Absicht des Baumeisters will, er soll zur Aufrichtung, Festhaltung, Gründung des Gebäudes dienen. Unvorsichtigen aber wird er ein Anstoß und Fall. „Obgleich, will Simeon sagen, dieses Kind nur zur Rettung und Beglückung der Menschen bestimmt worden: so werden doch viele ihn sich zum Unglück machen.“) Und zu einem Ziel des Widerspruchs. (Das Bild ist hier, ein Ziel wornach man schießt. Klagel. Jerem. 3, 12. „Er wird die heftigsten Widersezungen erfahren; die bittersten Feinde antreffen“,) Dein Herz aber, wird ein Schwerd durchbohren, wenn die |c389| Gesinnungen vieler sich offenbahren werden. (Dies geschahe besonders bei der Kreuzigung Jesu. Ihren Sohn am Kreuze hängen sehen, wie peinlich muste dieser Anblick, ihr gleich einem Dolch ins Herz dringen? Johannis 19, 25){vers 33–35.} Joseph aber, und seine Mutter wunderten sich über das was von ihm gesagt ward. Und Simeon prieß sie glücklich. – – Auch sprach er zur Maria seiner Mutter. Dieser liegt da, zum Fall und Aufrichtung vieler in Israel, (Das Bild ist hergenommen von einem Eckstein. Die Absicht des Baumeisters will, er soll zur Aufrichtung, Festhaltung, Gründung des Gebäudes dienen. Unvorsichtigen aber wird er ein Anstoß und Fall. „Obgleich, will Simeon sagen, dieses Kind nur zur Rettung und Beglückung der Menschen bestimmt worden: so werden doch viele ihn sich zum Unglück machen.“) Und zu einem Ziel des Widerspruchs. (Das Bild ist hier, ein Ziel wornach man schießt. Klagel. Jerem. 3, 12. „Er wird die heftigsten Widersezungen erfahren; die bittersten Feinde antreffen“,) Dein Herz aber, wird ein Schwerd durchbohren, wenn die |c389| Gesinnungen vieler sich offenbahren werden. (Dies geschahe besonders bei der Kreuzigung Jesu. Ihren Sohn am Kreuze hängen sehen, wie peinlich muste dieser Anblick, ihr gleich einem Dolch ins Herz dringen? Johannis 19, 25)
{vers 36–38.} Auch war da Hanna, eine Prophetin, Phanuels Tochter aus dem Stamme Asher. Sie hatte schon ein hohes Alter. Sieben Jahre hatte sie im Ehestande gelebt; und nun war sie eine Witwe, vier und achtzig Jahre alt. Diese kam nicht vom Tempel, und fastete und betete Tag und Nacht. (besuchte fleissig den Tempel, und fastete und betete viel) Gerade um diese Zeit war sie auch im Tempel, und stimmete in jenes Lob Gottes mit ein; und sprach von ihm zu allen, welche zu Jerusalem die Errettung (den Messias) erwarteten.{vers 36–38.} Auch war da Hanna, eine Prophetin, Phanuels Tochter aus dem Stamme Asher. Sie hatte schon ein hohes Alter. Sieben Jahre hatte sie im Ehestande gelebt; und nun war sie eine Witwe, vier und achtzig Jahre alt. Diese kam nicht vom Tempel, und fastete und betete Tag und Nacht. (besuchte fleissig den Tempel, und fastete und betete viel) Gerade um diese Zeit war sie auch im Tempel, und stimmete in jenes Lob Gottes mit ein; und sprach von ihm zu allen, welche zu Jerusalem die Errettung (den Messias) erwarteten.
{vers 39} Nachdem nun alles vollbracht war was das Gesez Gottes verordnete, kehreten sie zurück nach Galiläa, in ihre Wohn-Stadt, Nazaret. – {Matthäi 2, 1–18.} Nämlich, unmittelbahr nach der Geburt Jesu kamen die Gelehrten aus Arabien nach Bethlehem. Ohngefär am vierten Tage flohen seine Eltern mit ihm nach Egypten, um den mörderischen Anschlägen Herodis zu entgehen. {Lucä 2, 21.} Hier ward Jesus, am achten Tage beschnitten: denn die Reise nach Egypten konte in drei Tagen geschehen. {Matthäi 2, 19–Ende} Bald darnach starb Herodes. So gleich kehreten sie wieder zurück nach Nazaret in Galiläa. Und auf der Durchreise durch Jerusalem {Lucä 2, 22–39.} ward Jesus im Tempel dargestellt.{vers 39} Nachdem nun alles vollbracht war was das Gesez Gottes verordnete, kehreten sie zurück nach Galiläa, in ihre Wohn-Stadt, Nazaret. – {Matthäi 2, 1–18.} Nämlich, unmittelbahr nach der Geburt Jesu kamen die Gelehrten aus Arabien nach Bethlehem. Ohngefär am vierten Tage flohen seine Eltern mit ihm nach Egypten, um den mörderischen Anschlägen Herodis zu entgehen. {Lucä 2, 21.} Hier ward Jesus, am achten Tage beschnitten: denn die Reise nach Egypten konte in drei Tagen geschehen. {Matthäi 2, 19–Ende} Bald darnach starb Herodes. So gleich kehreten sie wieder zurück nach Nazaret in Galiläa. Und auf der Durchreise durch Jerusalem {Lucä 2, 22–39.} ward Jesus im Tempel dargestellt.
|c390|{vers 40} Das Kind aber wuchs, und nahm zu am Geist, voll Weisheit. Und Gottes Gnade war mit ihm. |c390|{vers 40} Das Kind aber wuchs, und nahm zu am Geist, voll Weisheit. Und Gottes Gnade war mit ihm.
Auf eine merkwürdige Art, ward hier, in Jesu die Weissagung Michä 5, 1. von Bethlehem als dem Orte der Geburt des Messias erfüllet. Die Eltern Jesu wohneten zu Nazaret in Galiläa. Hier würde auch Maria ihn gebohren haben, wenn nicht gerade um diese Zeit, der Kaiser Augustus den Befehl zur Aufschreibung gegeben hätte. Dies nötigte sie nach Bethlehem zu gehen. Und kaum war sie angekommen, so ward Jesus geboren. Warum gab Augustus diesen Befehl gerade um diese Zeit? warum nicht einige Wochen früher, oder später? Und wie? wenn Maria den Joseph nicht begleitet hätte? – Alle diese, so kleine Umstände musten hier gerade zusammentreffen. Selbst der römische Kaiser, muste ohne sein Wissen das Werkzeug werden, die Absichten Gottes zu erfüllen. Dies lehre uns die Wahrheiten, diese zwei grossen Stüzen unsers Glaubens. 1) Es wacht eine allergenaueste Vorsehung Gottes für uns. Auch die kleinsten unsrer Schicksahle werden von Gott gekandt, bemerkt, und gelenket. Selbst die mächtigsten Menschen; so wie die bösesten, können nichts anders ausrichten als was Gott will. {1 Buch Mose 37.} Die Brüder Josephs wolten ihren Neid und Bosheit befriedigen, und ihn aus der Welt schaffen. Aber sie musten auch hierin thun, was Gott haben wolte, |c391| den Joseph zum Premier Minister von Egypten, und zum Retter vieler Millionen machen. {1 Buch Mose 45, 8. Kap. 50, 20.} „Nicht ihr, sagt Joseph zu ihnen, sondern Gott hat mich hieher geschickt. Ihr dachtet es böse mit mir zu machen: Gott aber hat es gut gemacht.“ – So waren auch Herodes, Pilatus, die Pharisäer, und die ganze Nation der Juden, die sich gegen Jesum verbündeten, weit entfernt, Gottes Absichten erforschen und befördern zu wollen. Nur ihre Bosheit, Neid, Ungerechtigkeit wolten sie sättigen; diesen Leidenschaften Jesum aufopfern. Aber auch unwissend und wider Willen musten sie – {Apost. Gesch. 4, 26–28.} thun was Gott beschlossen hatte. – Auch Augustus der Kaiser dachte wohl an nichts weniger, als an Jesum und seine Messias-Würde. Gleichwohl war er es, der ihm diese sicherte. Ohne seinen Befehl zur Aufschreibung der Einwohner des ganzen Landes, würde Jesus, seyn zu Nazaret gebohren worden. Und so konte er nimmermehr der Messias; oder die Weissagung Michä müste falsch seyn. – 2) Nun aber wird unser Glaube, daß er der wahre Messias, der von Gott versprochene Beglücker der Welt ist, desto fester. Denn auch dieser Charakter des Messias, so wie alle übrige, ist in ihm erfüllet; auf eine so merkwürdige Art erfüllet worden.Auf eine merkwürdige Art, ward hier, in Jesu die Weissagung Michä 5, 1. von Bethlehem als dem Orte der Geburt des Messias erfüllet. Die Eltern Jesu wohneten zu Nazaret in Galiläa. Hier würde auch Maria ihn gebohren haben, wenn nicht gerade um diese Zeit, der Kaiser Augustus den Befehl zur Aufschreibung gegeben hätte. Dies nötigte sie nach Bethlehem zu gehen. Und kaum war sie angekommen, so ward Jesus geboren. Warum gab Augustus diesen Befehl gerade um diese Zeit? warum nicht einige Wochen früher, oder später? Und wie? wenn Maria den Joseph nicht begleitet hätte? – Alle diese, so kleine Umstände musten hier gerade zusammentreffen. Selbst der römische Kaiser, muste ohne sein Wissen das Werkzeug werden, die Absichten Gottes zu erfüllen. Dies lehre uns die Wahrheiten, diese zwei grossen Stüzen unsers Glaubens. 1) Es wacht eine allergenaueste Vorsehung Gottes für uns. Auch die kleinsten unsrer Schicksahle werden von Gott gekandt, bemerkt, und gelenket. Selbst die mächtigsten Menschen; so wie die bösesten, können nichts anders ausrichten als was Gott will. {1 Buch Mose 37.} Die Brüder Josephs wolten ihren Neid und Bosheit befriedigen, und ihn aus der Welt schaffen. Aber sie musten auch hierin thun, was Gott haben wolte, |c391| den Joseph zum Premier Minister von Egypten, und zum Retter vieler Millionen machen. {1 Buch Mose 45, 8. Kap. 50, 20.} „Nicht ihr, sagt Joseph zu ihnen, sondern Gott hat mich hieher geschickt. Ihr dachtet es böse mit mir zu machen: Gott aber hat es gut gemacht.“ – So waren auch Herodes, Pilatus, die Pharisäer, und die ganze Nation der Juden, die sich gegen Jesum verbündeten, weit entfernt, Gottes Absichten erforschen und befördern zu wollen. Nur ihre Bosheit, Neid, Ungerechtigkeit wolten sie sättigen; diesen Leidenschaften Jesum aufopfern. Aber auch unwissend und wider Willen musten sie – {Apost. Gesch. 4, 26–28.} thun was Gott beschlossen hatte. – Auch Augustus der Kaiser dachte wohl an nichts weniger, als an Jesum und seine Messias-Würde. Gleichwohl war er es, der ihm diese sicherte. Ohne seinen Befehl zur Aufschreibung der Einwohner des ganzen Landes, würde Jesus, seyn zu Nazaret gebohren worden. Und so konte er nimmermehr der Messias; oder die Weissagung Michä müste falsch seyn. – 2) Nun aber wird unser Glaube, daß er der wahre Messias, der von Gott versprochene Beglücker der Welt ist, desto fester. Denn auch dieser Charakter des Messias, so wie alle übrige, ist in ihm erfüllet; auf eine so merkwürdige Art erfüllet worden.
{vers 9–13.} Engel, Heere von Engeln, steigen vom Himmel herab und besingen die Geburt
Jesu: und
rufen ihn gleichsam, als
den König, den
Heiland der Welt aus. Eine neue Bestätigung unsers Glaubens! – Wenn aber dieser, allen damahligen Grossen der Welt unbemerkte, in einem Stal
|c392|le gebohrne, in einer Krippe liegende
Jesus, auftritt, und die allererhabensten, die allerseeligsten Wahrheiten lehret die nie in eines Menschen Sinn gekommen; und unläugbahr göttliche Wunder ohne Zahl verrichtet: so müste die Vernunft uns betrügen, und
Gott selbst uns in Irrthümer füren, wenn er nicht – das Heil, der Seegen, der Mitler, der Beglücker der Welt wäre!
{vers 9–13.} Engel, Heere von Engeln, steigen vom Himmel herab und besingen die Geburt
Jesu: und
rufen ihn gleichsam, als
den König, den
Heiland der Welt aus. Eine neue Bestätigung unsers Glaubens! – Wenn aber dieser, allen damahligen Grossen der Welt unbemerkte, in einem Stal
|c392|le gebohrne, in einer Krippe liegende
Jesus, auftritt, und die allererhabensten, die allerseeligsten Wahrheiten lehret die nie in eines Menschen Sinn gekommen; und unläugbahr göttliche Wunder ohne Zahl verrichtet: so müste die Vernunft uns betrügen, und
Gott selbst uns in Irrthümer füren, wenn er nicht – das Heil, der Seegen, der Mitler, der Beglücker der Welt wäre!
Ja! Er ist
Der, auf den die Welt schon seit
viertausend Jahren hofte;
den so viele Propheten angekündiget, die Opfer abgebildet, Erde und Himmel erwartete. –
{vers 32[.] 11. } Das
Licht der Welt! Der
Ruhm des Menschen-Geschlechts! Der Heiland! –
Nun ist uns Sündern,
Begnadigung bekandt gemacht, und erworben!
Nun ist uns die Bahn der Tugend gezeigt, und eröfnet!
Nun sind wir zu Freunden und Kindern des
Allmächtigen erhaben!
Nun wartet eine Ewigkeit voll Glück auf uns! – –
{vers 14 } Gelobet sey denn Gott der Allerhöchste! Denn nun ist Glück auf die Erde, und Vergnügen unter die Menschen gebracht!Ja! Er ist
Der, auf den die Welt schon seit
viertausend Jahren hofte;
den so viele Propheten angekündiget, die Opfer abgebildet, Erde und Himmel erwartete. –
{vers 32[.] 11. } Das
Licht der Welt! Der
Ruhm des Menschen-Geschlechts! Der Heiland! –
Nun ist uns Sündern,
Begnadigung bekandt gemacht, und erworben!
Nun ist uns die Bahn der Tugend gezeigt, und eröfnet!
Nun sind wir zu Freunden und Kindern des
Allmächtigen erhaben!
Nun wartet eine Ewigkeit voll Glück auf uns! – –
{vers 14 } Gelobet sey denn Gott der Allerhöchste! Denn nun ist Glück auf die Erde, und Vergnügen unter die Menschen gebracht!
Keine Zeit konte für die Ankunft dieses Beglückers der Welt schicklicher seyn, als die war, da
Jesus kam.
Damahls war ein sehr grosser Theil des Erdbodens unter römischer Herrschaft vereiniget. Und dieses erleichterte gar sehr die Ausbreitung des Evangelii. –
Das jüdische Volk stand schon so lange unter den
Römern, daß sie beinahe alle die feineren Kentnisse
dieses Volks sich zu eigen gemacht. Und hiedurch ward die Prüfung und der Beweiß des Christenthums sehr verstärkt:
|c393| denn es nahm nicht unter Ignoranten und Barbaren, sondern in einem aufgeklärten Lande seinen Ursprung. –
Gerade damahls waren Künste und Wissenschaften auf ihrem Gipfel. Unter
Augusto war für sie die goldene Zeit. Also nicht in einem barbarischen, sondern in dem erleuchtesten Zeitalter entstand das Christenthum. –
Aber desto tiefer war die Tugend damahls herabgesunken. Ausser dem kleinen Volk der Juden war alles Abgötter. Bei diesen aber so wie bei allen andern Nationen, herrschten die schädlichsten moralischen Grundsäze und die abscheulichsten Laster. Ungerechtigkeit, Betrug, Unzucht aller Art waren beinahe die Sitte der Welt geworden, und die Menschen-Liebe hatte sich in Partheien-Liebe verwandelt. Da nun, als das menschliche Geschlecht in den Abgrund des Lasters und Unglücks tief versunken war, da trat der
Welt-Erretter auf, um sie zur Wahrheit, Tugend und Glück zurück zu füren.
Keine Zeit konte für die Ankunft dieses Beglückers der Welt schicklicher seyn, als die war, da
Jesus kam.
Damahls war ein sehr grosser Theil des Erdbodens unter römischer Herrschaft vereiniget. Und dieses erleichterte gar sehr die Ausbreitung des Evangelii. –
Das jüdische Volk stand schon so lange unter den
Römern, daß sie beinahe alle die feineren Kentnisse
dieses Volks sich zu eigen gemacht. Und hiedurch ward die Prüfung und der Beweiß des Christenthums sehr verstärkt:
|c393| denn es nahm nicht unter Ignoranten und Barbaren, sondern in einem aufgeklärten Lande seinen Ursprung. –
Gerade damahls waren Künste und Wissenschaften auf ihrem Gipfel. Unter
Augusto war für sie die goldene Zeit. Also nicht in einem barbarischen, sondern in dem erleuchtesten Zeitalter entstand das Christenthum. –
Aber desto tiefer war die Tugend damahls herabgesunken. Ausser dem kleinen Volk der Juden war alles Abgötter. Bei diesen aber so wie bei allen andern Nationen, herrschten die schädlichsten moralischen Grundsäze und die abscheulichsten Laster. Ungerechtigkeit, Betrug, Unzucht aller Art waren beinahe die Sitte der Welt geworden, und die Menschen-Liebe hatte sich in Partheien-Liebe verwandelt. Da nun, als das menschliche Geschlecht in den Abgrund des Lasters und Unglücks tief versunken war, da trat der
Welt-Erretter auf, um sie zur Wahrheit, Tugend und Glück zurück zu füren.
{vers 7. 8.} Wenn wir endlich, hier den Sohn Gottes in solcher Niedrigkeit und Armuth erblicken; aber umgeben mit Engeln, die ihm Loblieder singen: so lasset uns lernen, und fülen, daß es eine bessere Ehre gebe als Reichthum und Glanz der Erde; daß unsre wahre und höchste Ehre, in einem Leben nach Gottes Muster, und in Seinem Beifall bestehet. Hebräer 12, 1–3. – Wenn wir Ihn, den Gott zu unserm Könige bestellt, die Bahn des irrdischen Leidens hier betreten, und hernach durch alle die rauhen, dornigten Pfade fortsezen sehen: so versichere uns dies, daß Er unser Regent, weiß wie leidenden Menschen zu Muthe ist, an unserm Schmerz Theil nimt, und desto zärtlicher zu unsrer |c394| Hülfe herbeieilet. Hebräer 2, 17. 18. Kapitel 4, 14–16. – {vers 13} Wenn die Engel mit solcher Beifreude, über das Glück der Menschen Lobgesänge anstimmen: so zeige uns dies, wie groß, wie edel es ist, nur im Vergnügen und Wohlthun unsre Freude suchen! Jakobi 3, 13–15 – – Wenn endlich Gott selbst, zu unserm Nuzen hier Engel gebraucht, wenn Er gar Seinen Eingebohrnen Sohn für uns auf die Erde sendet: in Armuth und Niedrigkeit und Leiden sendet, so flösse uns das, Ehrfurcht gegen die Menschen-Natur, Ehrfurcht gegen uns selbst ein. Wir, die der Schöpfer so hoch ehret, so unendlich liebet, wir solten nun noch Sklaven der Erde seyn? Nun noch die Fesseln der Sünde tragen? O laßt uns unsre erhabenste Würde fülen, und von dieser edelsten Ehrbegierde getrieben nur darnach vor allen Dingen streben, daß wir ihr gemäß denken, begehren, und handeln!{vers 7. 8.} Wenn wir endlich, hier den Sohn Gottes in solcher Niedrigkeit und Armuth erblicken; aber umgeben mit Engeln, die ihm Loblieder singen: so lasset uns lernen, und fülen, daß es eine bessere Ehre gebe als Reichthum und Glanz der Erde; daß unsre wahre und höchste Ehre, in einem Leben nach Gottes Muster, und in Seinem Beifall bestehet. Hebräer 12, 1–3. – Wenn wir Ihn, den Gott zu unserm Könige bestellt, die Bahn des irrdischen Leidens hier betreten, und hernach durch alle die rauhen, dornigten Pfade fortsezen sehen: so versichere uns dies, daß Er unser Regent, weiß wie leidenden Menschen zu Muthe ist, an unserm Schmerz Theil nimt, und desto zärtlicher zu unsrer |c394| Hülfe herbeieilet. Hebräer 2, 17. 18. Kapitel 4, 14–16. – {vers 13} Wenn die Engel mit solcher Beifreude, über das Glück der Menschen Lobgesänge anstimmen: so zeige uns dies, wie groß, wie edel es ist, nur im Vergnügen und Wohlthun unsre Freude suchen! Jakobi 3, 13–15 – – Wenn endlich Gott selbst, zu unserm Nuzen hier Engel gebraucht, wenn Er gar Seinen Eingebohrnen Sohn für uns auf die Erde sendet: in Armuth und Niedrigkeit und Leiden sendet, so flösse uns das, Ehrfurcht gegen die Menschen-Natur, Ehrfurcht gegen uns selbst ein. Wir, die der Schöpfer so hoch ehret, so unendlich liebet, wir solten nun noch Sklaven der Erde seyn? Nun noch die Fesseln der Sünde tragen? O laßt uns unsre erhabenste Würde fülen, und von dieser edelsten Ehrbegierde getrieben nur darnach vor allen Dingen streben, daß wir ihr gemäß denken, begehren, und handeln!
So gesinnet seyn und handeln, das ist unsre Ehre; das ist auch unser Glück. Denn dies ist das einzige Mittel ruhig und froh zu sterben. Aber nur alsdenn kan man ruhig und froh leben, wenn man ruhig und froh sterben kan. {vers 28–33.} So sahe Simeon, voll Muth, und Sehnsucht dem Tode entgegen. Er wuste, sterben sey für ihn, der von Gottes Gunst versichert war, nichts anders, als von diesem niederen Posten entlassen werden, um einen höhern zu bekleiden; aus dieser untern Gegend des göttlichen Gebieths in die höhere abgerufen werden. So aber den Todt betrachten, das können wir nur alsdenn, wenn wir durch einen in allen Tugenden geschäftigen Glauben an Jesu |c395| Verdienst und Lehre, uns dazu vorbereitet. Denn, {Galater 6, 7–10.} Irret euch nicht! Was der Mensch HIER säet, das, und nichts anders, wird er DORT erndten. Wer hier für die sündlichen Begierden gesäet, der wird von ihnen den Untergang erndten. Wer aber für den Geist (die durch Gottes Geist gewirkte Tugend) gesäet, der wird davon das ewige Glück einerndten.So gesinnet seyn und handeln, das ist unsre Ehre; das ist auch unser Glück. Denn dies ist das einzige Mittel ruhig und froh zu sterben. Aber nur alsdenn kan man ruhig und froh leben, wenn man ruhig und froh sterben kan. {vers 28–33.} So sahe Simeon, voll Muth, und Sehnsucht dem Tode entgegen. Er wuste, sterben sey für ihn, der von Gottes Gunst versichert war, nichts anders, als von diesem niederen Posten entlassen werden, um einen höhern zu bekleiden; aus dieser untern Gegend des göttlichen Gebieths in die höhere abgerufen werden. So aber den Todt betrachten, das können wir nur alsdenn, wenn wir durch einen in allen Tugenden geschäftigen Glauben an Jesu |c395| Verdienst und Lehre, uns dazu vorbereitet. Denn, {Galater 6, 7–10.} Irret euch nicht! Was der Mensch HIER säet, das, und nichts anders, wird er DORT erndten. Wer hier für die sündlichen Begierden gesäet, der wird von ihnen den Untergang erndten. Wer aber für den Geist (die durch Gottes Geist gewirkte Tugend) gesäet, der wird davon das ewige Glück einerndten.
{vers 25} Dem wahren Weisen, dem, der wie
Simeon tugendhaft und fromm ist, der hier für die Tugend unermüdet säet; diesem ist der Todt nicht allein nicht schrecklich, sondern auch
Erfreulich. – Allerdings, wenn wir die grossen Lehren des Christenthums, vom Tode des Leibes als dem Rechten Leben der Tugendhaften, nicht kennen; oder so selten damit umgehen, daß sie uns noch fremd, noch nicht in unsrer Seele einheimisch, und zu Hause sind: dann muß freilich der Anblick des Todes der unsre Augen schließt, unsern Körper zernichtet, und uns aus allen den süssen Verbindungen, aus allen den frohen Gütern der Erde reißt, uns Schrecken einjagen. Auch können, selbst dem wahren und erleuchteten Christen, gewisse Unordnungen und Schwachheiten, ofte unmerkliche Schwachheiten des Körpers, die Gegenwart des Gemüts nehmen und seine Kentnisse verdunkeln. Aber bei einem gesunden Leibes-Zustande, und richtiger, zulänglicher und
lebhafter, vertrauter Kentniß, da ist es unmöglich, daß der wahre Christ, der Freund
Gottes und der Tugend, anders als mit
Freude an den Todt denke. Denn, was ist der
Todt,
|c396| für Ihn? – Das Rechte Leben! 1
Timotheum 6, 19 – Das Aufleben der Seele! 2
Korinther 4, 16–18 –
{vers 29} Die Entlassung von diesem jezigen müsamen und gefärlichen Dienst – Das Ewige Glück!
Galater 6, 8. – Das unaussprechlich grosse und ewig daurende Glück! 2
Korinther 4, 16–18. – Der Hingang in die Gesellschaft des Himmels!
Hebräer 12, 22–24 – Der Hingang zu
Gott, zum
Vater!
Johannis 13, 1.
Hebräer 12, 22–24 – – – – Durch
solche Einsichten aufgeklärt, siehet der wahre Weise, bei dem
Tode des Leibes (denn nicht Er, sondern nur sein Leib stirbt) nicht
Todt und
Untergang, sondern, wie Stephanus, – den
Eröfneten Himmel, und die Majestät Gottes, und Jesum zur Rechten Gottes.
Apostelgeschicht 7, 55. 56.
{vers 25} Dem wahren Weisen, dem, der wie
Simeon tugendhaft und fromm ist, der hier für die Tugend unermüdet säet; diesem ist der Todt nicht allein nicht schrecklich, sondern auch
Erfreulich. – Allerdings, wenn wir die grossen Lehren des Christenthums, vom Tode des Leibes als dem Rechten Leben der Tugendhaften, nicht kennen; oder so selten damit umgehen, daß sie uns noch fremd, noch nicht in unsrer Seele einheimisch, und zu Hause sind: dann muß freilich der Anblick des Todes der unsre Augen schließt, unsern Körper zernichtet, und uns aus allen den süssen Verbindungen, aus allen den frohen Gütern der Erde reißt, uns Schrecken einjagen. Auch können, selbst dem wahren und erleuchteten Christen, gewisse Unordnungen und Schwachheiten, ofte unmerkliche Schwachheiten des Körpers, die Gegenwart des Gemüts nehmen und seine Kentnisse verdunkeln. Aber bei einem gesunden Leibes-Zustande, und richtiger, zulänglicher und
lebhafter, vertrauter Kentniß, da ist es unmöglich, daß der wahre Christ, der Freund
Gottes und der Tugend, anders als mit
Freude an den Todt denke. Denn, was ist der
Todt,
|c396| für Ihn? – Das Rechte Leben! 1
Timotheum 6, 19 – Das Aufleben der Seele! 2
Korinther 4, 16–18 –
{vers 29} Die Entlassung von diesem jezigen müsamen und gefärlichen Dienst – Das Ewige Glück!
Galater 6, 8. – Das unaussprechlich grosse und ewig daurende Glück! 2
Korinther 4, 16–18. – Der Hingang in die Gesellschaft des Himmels!
Hebräer 12, 22–24 – Der Hingang zu
Gott, zum
Vater!
Johannis 13, 1.
Hebräer 12, 22–24 – – – – Durch
solche Einsichten aufgeklärt, siehet der wahre Weise, bei dem
Tode des Leibes (denn nicht Er, sondern nur sein Leib stirbt) nicht
Todt und
Untergang, sondern, wie Stephanus, – den
Eröfneten Himmel, und die Majestät Gottes, und Jesum zur Rechten Gottes.
Apostelgeschicht 7, 55. 56.
{Apost. Gesch. 3, 15.} Jesus der Gebiether des Lebens wird gebohren: nun ist also seinem wahren Anhänger der Todt, Freude; denn er ist ihm Leben. Und nun kan er, der wahre Weise sich auch die beste Todesart wünschen, nämlich – einen Plözlichen Todt! – Der Sünder, der Sklave des Lasters und des Staubes, mag vor dem plözlichen Tode zittern: denn für ihn ist der Todt, der Eingang in die Hölle. Wiewohl! jeder sichere Sünder stirbt Plözlich. Da er die Sünde nicht lassen will, und das Werk seiner Bekehrung immer bis in den lezten Augenblick verschiebt, und immer sich schmeichelt der lezte Augenblick sey noch entfernt: so lasset ihn auch Jahre auf dem Krankenbette liegen, lasset jeden Vorbothen des Todes sich |c397| ihm zeigen: immer wird ihm doch der Todt unerwartet kommen. Eben darum weil er den Todt scheuet, wird er ihn nie erwarten. Und so stirbt er, auch nach mehrjäriger Krankheit dennoch plözlich. Aber warum solte den wahren Weisen der Gedanke erschrecken, daß man ihn morgen in dem Bette todt finden werde wohin er sich des Abends ganz gesund zur Ruhe legt! Daß ihn bei seiner Arbeit des Berufs; bei seinem Haus-Geschäfte, in einer Gesellschaft, bei einem frohen Gastmahl, ein Schlagfluß überfällt und auf der Stelle, augenblicklich seinen Körper tödtet! Warum solte ihm der Plözliche Todt, Erschrecklich seyn? Etwa, weil er ihn unbereitet antrift? Aber ein wahrer Weiser, ein wahrer Christ, ist in jedem Augenblick für die Ewigkeit bereitet. Oder, weil seine häuslichen Umstände in Verwirrung sind? Aber der wahre Christ hält seine häuslichen Umstände stets in Ordnung. Oder, weil ein so plözlicher Todt, seine Ehegatten, Kinder, und Freunde in tödtliches Schrecken stürzen werde? Aber der wahre Weise unterhält sich mit den Seinigen, oft vom Tode, und den Seeligkeiten des Todes. – – Lasset uns vielmehr die Sache umkehren, und fragen, Wie könte dem wahren Weisen, der Plözliche Todt, anders als Wünschenswerth, und Erfreulich seyn? Denn in der That ist dieses die Allerglücklichste Todes-Art. Da sterben wir, ohne alle die Schmerzen, Beängstigungen, ohne allen den fürchterlichen Pomp des langsamen Todes. Wir fülen nichts von dem Streiche des Todes: denn Streich und Todt geschiehet in einem Augenblick. Da sterben wir, auf |c398| unserm Posten: und was kan rümlicher, und angenehmer seyn, als mitten in der vollen Geschäftigkeit, von einer Art der Arbeiten, zu den weit höheren im Himmel, unmittelbahr übergehen? Da ist unser Todt der Welt sehr nüzlich: er erschüttert den sichern Sünder; und ermuntert den trägen Frommen; und tröstet kräftig den Leidenden. Da kommen wir, am geschwindesten an das Ziel unsrer besten Hofnungen und Wünsche.{Apost. Gesch. 3, 15.} Jesus der Gebiether des Lebens wird gebohren: nun ist also seinem wahren Anhänger der Todt, Freude; denn er ist ihm Leben. Und nun kan er, der wahre Weise sich auch die beste Todesart wünschen, nämlich – einen Plözlichen Todt! – Der Sünder, der Sklave des Lasters und des Staubes, mag vor dem plözlichen Tode zittern: denn für ihn ist der Todt, der Eingang in die Hölle. Wiewohl! jeder sichere Sünder stirbt Plözlich. Da er die Sünde nicht lassen will, und das Werk seiner Bekehrung immer bis in den lezten Augenblick verschiebt, und immer sich schmeichelt der lezte Augenblick sey noch entfernt: so lasset ihn auch Jahre auf dem Krankenbette liegen, lasset jeden Vorbothen des Todes sich |c397| ihm zeigen: immer wird ihm doch der Todt unerwartet kommen. Eben darum weil er den Todt scheuet, wird er ihn nie erwarten. Und so stirbt er, auch nach mehrjäriger Krankheit dennoch plözlich. Aber warum solte den wahren Weisen der Gedanke erschrecken, daß man ihn morgen in dem Bette todt finden werde wohin er sich des Abends ganz gesund zur Ruhe legt! Daß ihn bei seiner Arbeit des Berufs; bei seinem Haus-Geschäfte, in einer Gesellschaft, bei einem frohen Gastmahl, ein Schlagfluß überfällt und auf der Stelle, augenblicklich seinen Körper tödtet! Warum solte ihm der Plözliche Todt, Erschrecklich seyn? Etwa, weil er ihn unbereitet antrift? Aber ein wahrer Weiser, ein wahrer Christ, ist in jedem Augenblick für die Ewigkeit bereitet. Oder, weil seine häuslichen Umstände in Verwirrung sind? Aber der wahre Christ hält seine häuslichen Umstände stets in Ordnung. Oder, weil ein so plözlicher Todt, seine Ehegatten, Kinder, und Freunde in tödtliches Schrecken stürzen werde? Aber der wahre Weise unterhält sich mit den Seinigen, oft vom Tode, und den Seeligkeiten des Todes. – – Lasset uns vielmehr die Sache umkehren, und fragen, Wie könte dem wahren Weisen, der Plözliche Todt, anders als Wünschenswerth, und Erfreulich seyn? Denn in der That ist dieses die Allerglücklichste Todes-Art. Da sterben wir, ohne alle die Schmerzen, Beängstigungen, ohne allen den fürchterlichen Pomp des langsamen Todes. Wir fülen nichts von dem Streiche des Todes: denn Streich und Todt geschiehet in einem Augenblick. Da sterben wir, auf |c398| unserm Posten: und was kan rümlicher, und angenehmer seyn, als mitten in der vollen Geschäftigkeit, von einer Art der Arbeiten, zu den weit höheren im Himmel, unmittelbahr übergehen? Da ist unser Todt der Welt sehr nüzlich: er erschüttert den sichern Sünder; und ermuntert den trägen Frommen; und tröstet kräftig den Leidenden. Da kommen wir, am geschwindesten an das Ziel unsrer besten Hofnungen und Wünsche.
Was kan schicklicher seyn als solche Betrachtungen des Todes, an diesem Feste, welches uns an die Geburt des Herren des Lebens erinnert! Denn, warum war diese Geburt, nach der Versicherung des Engels, {vers 10} Grosse Freude? – Vornehmlich darum, weil {2 Timotheum 1, 10.} Jesus Christus, uns das Unvergängliche Leben, durch sein Evangelium in das helleste Licht gestellet. Nun können wir also, wenn wir wollen, frölich sterben. Und eben darum auch frölich leben. Was kan schicklicher seyn als solche Betrachtungen des Todes, an diesem Feste, welches uns an die Geburt des Herren des Lebens erinnert! Denn, warum war diese Geburt, nach der Versicherung des Engels, {vers 10} Grosse Freude? – Vornehmlich darum, weil {2 Timotheum 1, 10.} Jesus Christus, uns das Unvergängliche Leben, durch sein Evangelium in das helleste Licht gestellet. Nun können wir also, wenn wir wollen, frölich sterben. Und eben darum auch frölich leben.