|c487| Evangelium am dritten Sontage nach Epiphanias.
Matthäi 8, 1–13.
Der Aussaz, eine sehr ekelhafte, auch schmerzliche, ansteckende, und zum Theil unheilbahre Krankheit, ist nebst der Pest die fürchterlichste Geissel des menschlichen Geschlechts. Sie war unter den Juden, welche sie vermuthlich aus Aegypten, diesem Vaterlande der Pest und des Aussazes mitgebracht, so gemein, {3 Buch Mose 13 folg.} daß auch die Geseze des Staats Verordnungen des wegen machten. Den Priestern (denn diese beschäftigten sich nicht bloß mit der Religion, sondern auch mit der Geschichte, Arzeneikunde und allen Zweigen der Gelehrsamkeit) war es aufgetragen, diese Krankheit zu untersuchen; die damit Behafteten aus der Gesellschaft zu entfernen; und besonders, zu erkennen ob jemand davon wirklich geheilet sey, und wiederum in den Umgang mit andern gelassen werden könne. Nach geschehener Reinigung muste der Geheilte sich dem Priester zeigen, und wenn dieser ihn für Rein erkläret, alsdenn ein Reinigungs-Opfer bringen.Der Aussaz, eine sehr ekelhafte, auch schmerzliche, ansteckende, und zum Theil unheilbahre Krankheit, ist nebst der Pest die fürchterlichste Geissel des menschlichen Geschlechts. Sie war unter den Juden, welche sie vermuthlich aus Aegypten, diesem Vaterlande der Pest und des Aussazes mitgebracht, so gemein, {3 Buch Mose 13 folg.} daß auch die Geseze des Staats Verordnungen des wegen machten. Den Priestern (denn diese beschäftigten sich nicht bloß mit der Religion, sondern auch mit der Geschichte, Arzeneikunde und allen Zweigen der Gelehrsamkeit) war es aufgetragen, diese Krankheit zu untersuchen; die damit Behafteten aus der Gesellschaft zu entfernen; und besonders, zu erkennen ob jemand davon wirklich geheilet sey, und wiederum in den Umgang mit andern gelassen werden könne. Nach geschehener Reinigung muste der Geheilte sich dem Priester zeigen, und wenn dieser ihn für Rein erkläret, alsdenn ein Reinigungs-Opfer bringen.
{vers 1–3.} Ein solcher Elender war es, der sich Jesu darstellete, als er nach gehaltener Berg-Predigt Matth. 5 – 7., in Begleitung einer Menge Volks vom Berge herabstieg. Er fiel vor ihm |c488| nieder und sprach, Herr! Du kanst mich, wenn du wilst, gesund machen! Und Jesus streckte seine Hand aus, rürete ihn an und sprach – Ich wills! Sey Gesund! – Wie würdig einem Gesandten Gottes! So zuversichtlich! Ohne alle Umwege! Mit zwei Macht-Worten! Und so liebesvoll! – Und augenblicklich ward er von seinem Aussaze gesund.{vers 1–3.} Ein solcher Elender war es, der sich Jesu darstellete, als er nach gehaltener Berg-Predigt Matth. 5 – 7., in Begleitung einer Menge Volks vom Berge herabstieg. Er fiel vor ihm |c488| nieder und sprach, Herr! Du kanst mich, wenn du wilst, gesund machen! Und Jesus streckte seine Hand aus, rürete ihn an und sprach – Ich wills! Sey Gesund! – Wie würdig einem Gesandten Gottes! So zuversichtlich! Ohne alle Umwege! Mit zwei Macht-Worten! Und so liebesvoll! – Und augenblicklich ward er von seinem Aussaze gesund.
{vers 4.} Jesus aber sprach zu ihm. Siehe dich vor und sage es Niemand[.] Nämlich, wie das folgende lehret, bevor er von einem Priester für wirklich geheilt erkläret worden. Sonst hätten Boshafte die Heilung verdächtig machen, auch selbst der Priester sie ableugnen können. Denn mann muß die Menschen nehmen wie sie sind, nicht wie sie seyn solten. Ganz vollkommen eben dieselbe Sache bekomt bei eben dem Menschen, drei ganz widersprechende Gestalten, nachdem er sie mit dem Auge eines Freundes, oder eines Feindes, oder eines Gleichgültigen betrachtet. Sondern gehe hin, und zeige dich dem Priester (zur Untersuchung) und bringe das Opfer das Moses verordnet: ihnen (den Juden) zur Ueberzeugung, d. h. „damit sie, meine Feinde durch eigene Ansicht, von der Wahrheit der geschehenen Heilung überfüret werden.“{vers 4.} Jesus aber sprach zu ihm. Siehe dich vor und sage es Niemand[.] Nämlich, wie das folgende lehret, bevor er von einem Priester für wirklich geheilt erkläret worden. Sonst hätten Boshafte die Heilung verdächtig machen, auch selbst der Priester sie ableugnen können. Denn mann muß die Menschen nehmen wie sie sind, nicht wie sie seyn solten. Ganz vollkommen eben dieselbe Sache bekomt bei eben dem Menschen, drei ganz widersprechende Gestalten, nachdem er sie mit dem Auge eines Freundes, oder eines Feindes, oder eines Gleichgültigen betrachtet. Sondern gehe hin, und zeige dich dem Priester (zur Untersuchung) und bringe das Opfer das Moses verordnet: ihnen (den Juden) zur Ueberzeugung, d. h. „damit sie, meine Feinde durch eigene Ansicht, von der Wahrheit der geschehenen Heilung überfüret werden.“
So war Jesus nur immer bedacht, auf allen Seiten um sich her wohlzuthun. Hier heilet er einen Aussäzigen. Da verhindert er Sünden. Dort breitet er Wahrheit und Tugend aus. – {Apost. Gesch. 10, 38.} Er gieng umher, wohlzuthun. Sehet da unser Muster, Christen!So war Jesus nur immer bedacht, auf allen Seiten um sich her wohlzuthun. Hier heilet er einen Aussäzigen. Da verhindert er Sünden. Dort breitet er Wahrheit und Tugend aus. – {Apost. Gesch. 10, 38.} Er gieng umher, wohlzuthun. Sehet da unser Muster, Christen!
|c489| {vers 5–12.} Als er aber nach Kapernaum kam, bat ihn ein Hauptmann, (er that es, durch seine Freunde, wie
Lukas erzält Kapit. 7, 3.)
Herr, ließ er ihm sagen,
einer meiner Sklaven (Sie
he Lucä 7, 2)
liegt in meinem Hause an der Gicht, unter grossen Schmerzen, tödtlich krank (Lucä 7, 2)
Jesus antwortete, ich komme ihn gesund zu machen. Herr, erwiederte der Hauptmann durch seine Freunde,
ich bin unwerth daß du dich zu mir bemühest. Du darfst ja nur befehlen, so wird mein Knecht gesund. Denn ich bin ein Mensch, ein Unterthan, und habe Soldaten unter mir. Wenn ich nun zu diesem spreche, Gehe! so geht er: oder zu einem andern, komme her! so kömt er: oder zu meinem Sklaven, thue das! so thut ers. Der Sinn ist. „
Mir, der ich doch nur ein Mensch, und noch dazu ein Unterthan bin, stehen meine Untergebenen augenblicklich zu Gebothe. So stehet auch dir, der du mehr als Mensch bist, wie ich versichert bin, die Natur zu Gebothe.“ – Schwerlich hat ein Jude so hohe und richtige Begriffe von
Jesu gehabt! –
Als Jesus das hörete, verwunderte er sich und sprach zu denen die ihn begleiteten, Wahrlich! selbst in Israel (unter den Juden)
habe ich ein solches Vertrauen nicht gefunden. Der Hauptmann war zwar kein Gözendiener; sondern betete den wahren
Gott an, nach
Lucä 7, 5. Aber er bekannte sich auch nicht, zur jüdischen Religion. Und alle diese nanten die Juden, nach ihrem unsinnigen und barbarischen Sekten-Stolz, verächtlicher Weise,
Heiden.
|c490| Hier konten sie, hier können auch wir sehen,
daß bei Gott kein Ansehen der Person gilt.
Sondern in jeder Nation ist der, Ihm angenehm, der ihn fürchtet und recht thut. –
Jesus fuhr fort,
ich sage euch aber, viele werden vom Morgen und Abend kommen und mit Abraham, Isak,
und Jakob an der Tafel des Himmelreichs seyn. (d. i. „meine Religion annehmen.[“]
Lucä 14, 16 f. Siehe oben
Seite 13. f.)
Hingegen die für dieses Reich bestimmte, (die Juden, denen die Religion zuerst geprediget ward
Siehe am angef. O.)
werden in die Finsterniß hinaus geworfen werden, wo mann wehklaget und mit den Zänen klappert[.] (Siehe
Seite 269
) Der Sinn ist, „die Juden werden der Vortheile meiner Religion verlustig gehen.“ Das Bild ist von einem Gastmahl hergenommen, welches in einer külen Jahres-Zeit, des Nachts, in einem prächtigen erleuchteten Pallaste gehalten wird. Draussen, vor dem Pallast, ist es kalt, und dunkel.
|c489| {vers 5–12.} Als er aber nach Kapernaum kam, bat ihn ein Hauptmann, (er that es, durch seine Freunde, wie
Lukas erzält Kapit. 7, 3.)
Herr, ließ er ihm sagen,
einer meiner Sklaven (Sie
he Lucä 7, 2)
liegt in meinem Hause an der Gicht, unter grossen Schmerzen, tödtlich krank (Lucä 7, 2)
Jesus antwortete, ich komme ihn gesund zu machen. Herr, erwiederte der Hauptmann durch seine Freunde,
ich bin unwerth daß du dich zu mir bemühest. Du darfst ja nur befehlen, so wird mein Knecht gesund. Denn ich bin ein Mensch, ein Unterthan, und habe Soldaten unter mir. Wenn ich nun zu diesem spreche, Gehe! so geht er: oder zu einem andern, komme her! so kömt er: oder zu meinem Sklaven, thue das! so thut ers. Der Sinn ist. „
Mir, der ich doch nur ein Mensch, und noch dazu ein Unterthan bin, stehen meine Untergebenen augenblicklich zu Gebothe. So stehet auch dir, der du mehr als Mensch bist, wie ich versichert bin, die Natur zu Gebothe.“ – Schwerlich hat ein Jude so hohe und richtige Begriffe von
Jesu gehabt! –
Als Jesus das hörete, verwunderte er sich und sprach zu denen die ihn begleiteten, Wahrlich! selbst in Israel (unter den Juden)
habe ich ein solches Vertrauen nicht gefunden. Der Hauptmann war zwar kein Gözendiener; sondern betete den wahren
Gott an, nach
Lucä 7, 5. Aber er bekannte sich auch nicht, zur jüdischen Religion. Und alle diese nanten die Juden, nach ihrem unsinnigen und barbarischen Sekten-Stolz, verächtlicher Weise,
Heiden.
|c490| Hier konten sie, hier können auch wir sehen,
daß bei Gott kein Ansehen der Person gilt.
Sondern in jeder Nation ist der, Ihm angenehm, der ihn fürchtet und recht thut. –
Jesus fuhr fort,
ich sage euch aber, viele werden vom Morgen und Abend kommen und mit Abraham, Isak,
und Jakob an der Tafel des Himmelreichs seyn. (d. i. „meine Religion annehmen.[“]
Lucä 14, 16 f. Siehe oben
Seite 13. f.)
Hingegen die für dieses Reich bestimmte, (die Juden, denen die Religion zuerst geprediget ward
Siehe am angef. O.)
werden in die Finsterniß hinaus geworfen werden, wo mann wehklaget und mit den Zänen klappert[.] (Siehe
Seite 269
) Der Sinn ist, „die Juden werden der Vortheile meiner Religion verlustig gehen.“ Das Bild ist von einem Gastmahl hergenommen, welches in einer külen Jahres-Zeit, des Nachts, in einem prächtigen erleuchteten Pallaste gehalten wird. Draussen, vor dem Pallast, ist es kalt, und dunkel.
{v. 13. } Dem Hauptmann aber sagte Jesus; Gehe hin es geschehe was du wilst! Und sein Sklave ward zur Stunde gesund.{v. 13. } Dem Hauptmann aber sagte Jesus; Gehe hin es geschehe was du wilst! Und sein Sklave ward zur Stunde gesund.
{v. 10.} Wie vortheilhaft war das Vertrauen dieses Mannes! Nie wäre ihm sonst Hülfe wiederfahren. Es gereicht unsrer Religion zu grosser Ehre, daß sie allenthalben, das
ganz Uneingeschränkte Vertrauen auf Gott, so dringend anempfiehlet. Sie will, wir sollen uns vornehmlich, durch einen an allen Tugenden reichen Glauben und durch treuen Gebrauch aller von
Gott uns ange
|c491|wiesenen Klugheits-Mittel,
geschickt machen,
Gott vertrauen
zu dürfen. Sodann aber, wenn wir unsre Pflicht
Ganz und
Recht gethan: dann sollen wir
Gott, mit dem ganz unwandelbahren und uneingeschränkten Vertrauen ehren, daß
Er,
Alles wohl mache. Sodann es
Gott zutrauen, daß wir in keiner Sache, und in keinem Augenblick, anders als Glücklich seyn
können. Ein
solches Vertrauen, an
der einen Seite
Wohlgeordnet und an der andern ganz
Uneingeschränkt, erkläret die Bibel für ein Hauptstück des Gottesdienstes.
Römer 4, 20. 21. Sie leget ihm grosse Verheissungen bei,
Hebräer 10, 35. Ja wir erhalten dadurch, nach ihrer Versicherung, gleichsam ein
Recht auf die Erfüllung der Zusagen
Gottes.
Abraham ehrete Gott mit Vertrauen: und das ward ihm als Tugend angerechnet. Römer 4, 21. 22. – Wie würdig
Gott, und unsern Bedürfnissen angemessen ist diese Lehre?
Gott würdig! Kan ein
Vater zärtlicher handeln?
Unsern Bedürfnissen angemessen! Ohne solches Vertrauen auf
Gott ist keine Ruhe in diesem Leben möglich. Was aber kan kräftiger seyn es uns einzuflössen, als jene Lehren der Bibel?
{v. 10.} Wie vortheilhaft war das Vertrauen dieses Mannes! Nie wäre ihm sonst Hülfe wiederfahren. Es gereicht unsrer Religion zu grosser Ehre, daß sie allenthalben, das
ganz Uneingeschränkte Vertrauen auf Gott, so dringend anempfiehlet. Sie will, wir sollen uns vornehmlich, durch einen an allen Tugenden reichen Glauben und durch treuen Gebrauch aller von
Gott uns ange
|c491|wiesenen Klugheits-Mittel,
geschickt machen,
Gott vertrauen
zu dürfen. Sodann aber, wenn wir unsre Pflicht
Ganz und
Recht gethan: dann sollen wir
Gott, mit dem ganz unwandelbahren und uneingeschränkten Vertrauen ehren, daß
Er,
Alles wohl mache. Sodann es
Gott zutrauen, daß wir in keiner Sache, und in keinem Augenblick, anders als Glücklich seyn
können. Ein
solches Vertrauen, an
der einen Seite
Wohlgeordnet und an der andern ganz
Uneingeschränkt, erkläret die Bibel für ein Hauptstück des Gottesdienstes.
Römer 4, 20. 21. Sie leget ihm grosse Verheissungen bei,
Hebräer 10, 35. Ja wir erhalten dadurch, nach ihrer Versicherung, gleichsam ein
Recht auf die Erfüllung der Zusagen
Gottes.
Abraham ehrete Gott mit Vertrauen: und das ward ihm als Tugend angerechnet. Römer 4, 21. 22. – Wie würdig
Gott, und unsern Bedürfnissen angemessen ist diese Lehre?
Gott würdig! Kan ein
Vater zärtlicher handeln?
Unsern Bedürfnissen angemessen! Ohne solches Vertrauen auf
Gott ist keine Ruhe in diesem Leben möglich. Was aber kan kräftiger seyn es uns einzuflössen, als jene Lehren der Bibel?
{v. 5.} Herr! mein Sklave liegt zu Hause tödtlich
krank; sprach der Hauptmann zu
Jesu.
Ich will kommen und ihn gesund machen, war die Antwort. – Ein Hauptzug in dem Charakter
Jesu! Und eines jeden
ächten Schülers von Ihm!
Wohlthun, und zwar, auf
die gefälligste Art. Ein Herz begierig jeder Noth abzuhelfen, und jeden Menschen zu erfreuen, haben. Stets bereit seyn zu helfen und zu beglücken, da
|c492| wo wir nur immer können. Und wenn wir es können, es ohne Verzug, und mit allen Beweisen einer wirklich freundschaftlichen Zuneigung thun. Das
soll der Christ. Das kan auch nur der Christ. Er der
Gott über alles, und in
jedem Menschen,
Gott selbst liebet!
Matthäi 22, 37–40.
Römer 12, 4 –
Kapitel 13, 10. 1
Johannis 4, 9–21.
{v. 5.} Herr! mein Sklave liegt zu Hause tödtlich
krank; sprach der Hauptmann zu
Jesu.
Ich will kommen und ihn gesund machen, war die Antwort. – Ein Hauptzug in dem Charakter
Jesu! Und eines jeden
ächten Schülers von Ihm!
Wohlthun, und zwar, auf
die gefälligste Art. Ein Herz begierig jeder Noth abzuhelfen, und jeden Menschen zu erfreuen, haben. Stets bereit seyn zu helfen und zu beglücken, da
|c492| wo wir nur immer können. Und wenn wir es können, es ohne Verzug, und mit allen Beweisen einer wirklich freundschaftlichen Zuneigung thun. Das
soll der Christ. Das kan auch nur der Christ. Er der
Gott über alles, und in
jedem Menschen,
Gott selbst liebet!
Matthäi 22, 37–40.
Römer 12, 4 –
Kapitel 13, 10. 1
Johannis 4, 9–21.
{vers 10-12 .} In JEDEM Menschen! Denn bei
Gott ist kein Ansehen der Person.
Einen solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden, sagt
Jesus von einem Heiden. Also in jeder Nation, und in jeder Religions-Parthei, einen jeden der ein Mensch ist, liebt
Gott. Jeden will er beglücken. Jeder ist
Sein Freund, wenn er das ihm verliehene Talent wohl gebraucht.
{Römer 3, 29.} Gott ist nicht bloß der Juden Gott, sondern auch der Heiden Gott. Er ist der
Vater aller Geister.
Hebräer 12, 9. Das
{Apost. Gesch. 17, 26.} ganze Menschen-Geschlecht, auf der ganzen weiten Erde, ist
{Eph. 3, 14. 15.} Seine Familie. – –
VATERLAND, das ist also für den Christen, nicht der Winkel wo er gebohren worden, und lebt; nicht die wenigen Menschen mit denen er in einem Lande verbunden. Sondern, die
ganze weite Erde, und das
Ganze Menschen-Geschlecht. Das
bürgerliche Vaterland müssen wir
vorzüglich lieben; denn
Gott hat es mit uns in
nähere Verbindung gesezt. Aber es
alleine lieben; alle Quellen des Glücks nur in seine Grenzen verschliessen wollen; andre Menschen gleichgültig ansehen oder gar verachten
, weil sie nicht von unsrer Nation, von unsrer Religion sind; eine solche
Engherzigkeit kan mit dem
|c493| Christenthum nicht bestehen. In dem Herzen des Christen muß die ganze Welt Plaz haben!
{vers 10-12 .} In JEDEM Menschen! Denn bei
Gott ist kein Ansehen der Person.
Einen solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden, sagt
Jesus von einem Heiden. Also in jeder Nation, und in jeder Religions-Parthei, einen jeden der ein Mensch ist, liebt
Gott. Jeden will er beglücken. Jeder ist
Sein Freund, wenn er das ihm verliehene Talent wohl gebraucht.
{Römer 3, 29.} Gott ist nicht bloß der Juden Gott, sondern auch der Heiden Gott. Er ist der
Vater aller Geister.
Hebräer 12, 9. Das
{Apost. Gesch. 17, 26.} ganze Menschen-Geschlecht, auf der ganzen weiten Erde, ist
{Eph. 3, 14. 15.} Seine Familie. – –
VATERLAND, das ist also für den Christen, nicht der Winkel wo er gebohren worden, und lebt; nicht die wenigen Menschen mit denen er in einem Lande verbunden. Sondern, die
ganze weite Erde, und das
Ganze Menschen-Geschlecht. Das
bürgerliche Vaterland müssen wir
vorzüglich lieben; denn
Gott hat es mit uns in
nähere Verbindung gesezt. Aber es
alleine lieben; alle Quellen des Glücks nur in seine Grenzen verschliessen wollen; andre Menschen gleichgültig ansehen oder gar verachten
, weil sie nicht von unsrer Nation, von unsrer Religion sind; eine solche
Engherzigkeit kan mit dem
|c493| Christenthum nicht bestehen. In dem Herzen des Christen muß die ganze Welt Plaz haben!
{vers 6. Luc. 7,} Ein Sklave war es, für den wir den heidnischen Herren so besorgt sehen. Ein Sklave ist ein Mensch, gerade wie der König. Dies sieht
und fület schon die blosse Natur. Aber nach dem Christenthum ist er noch mehr. Völlig unsers
gleichen vor
Gott. Ein
{Eph. 6, 9. Col. 4, 1.} Unterthan Gottes wie wir.
Unser Bruder. Ein
Glied der Familie Gottes. Hier haben wir also die deutlichste Erklärung so wie die kräftigste Empfehlung unsrer Christen-Pflichten gegen unsre Dienstbothen. 1)
Gerechtigkeit, und 2)
Güte, aber 3) Eine
Erleuchtete Güte. Das ist die
Anweisung wodurch das Christenthum, dieser Seegen der
Väterlichen Gesellschaft, (Siehe Seite 456
f.) es nicht weniger für die
Herrschaftliche wird.
{vers 6. Luc. 7,} Ein Sklave war es, für den wir den heidnischen Herren so besorgt sehen. Ein Sklave ist ein Mensch, gerade wie der König. Dies sieht
und fület schon die blosse Natur. Aber nach dem Christenthum ist er noch mehr. Völlig unsers
gleichen vor
Gott. Ein
{Eph. 6, 9. Col. 4, 1.} Unterthan Gottes wie wir.
Unser Bruder. Ein
Glied der Familie Gottes. Hier haben wir also die deutlichste Erklärung so wie die kräftigste Empfehlung unsrer Christen-Pflichten gegen unsre Dienstbothen. 1)
Gerechtigkeit, und 2)
Güte, aber 3) Eine
Erleuchtete Güte. Das ist die
Anweisung wodurch das Christenthum, dieser Seegen der
Väterlichen Gesellschaft, (Siehe Seite 456
f.) es nicht weniger für die
Herrschaftliche wird.
Täglich siehet man eine Menge von Menschen, welche auch hier in den Ausschweifungen an beiden Seiten herumirren. Bald macht mann durch eine
unzeitige Strenge und unchristliche Härte, sein Haus zu einer Wohnung der Zwietracht und des Zankes. Bald aber macht mann durch eine
unkluge Nachsicht
, die Hausgenossen, Mägde, Diener, und Bediente aller Art, zu Betrügern und Bösewichtern; sich selbst zum Thoren und Raube; und sich nebst seiner Familie zum Opfer der Verschwendung und Raubsucht seiner Dienstbothen. Die Religion
Jesu zeiget auch hier die Mittelstrasse, welche uns sicher und leicht zum Glück füret.
Täglich siehet man eine Menge von Menschen, welche auch hier in den Ausschweifungen an beiden Seiten herumirren. Bald macht mann durch eine
unzeitige Strenge und unchristliche Härte, sein Haus zu einer Wohnung der Zwietracht und des Zankes. Bald aber macht mann durch eine
unkluge Nachsicht
, die Hausgenossen, Mägde, Diener, und Bediente aller Art, zu Betrügern und Bösewichtern; sich selbst zum Thoren und Raube; und sich nebst seiner Familie zum Opfer der Verschwendung und Raubsucht seiner Dienstbothen. Die Religion
Jesu zeiget auch hier die Mittelstrasse, welche uns sicher und leicht zum Glück füret.
|c494| Ihr Herren! Thut eben dasselbe (Treue und Güte, siehe Vers 5–8) gegen eure Dienstbothen. (Mädge, Diener, und Bediente aller Art) Leget das verdrüsliche Wesen ab. Bedenkt daß auch euer Herr im Himmel ist, bei welchem kein Ansehen der Person gilt. Epheser 6, 9. – Was Gerecht und Billig ist, ihr Herrschaften! Thut gegen die Bediente, und bedenkt daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt. Kolosser 4, 1. – Treue, Gerechtigkeit ist das geringste, was wir unsern Hausgenossen schuldig sind. Ihnen den versprochenen Lohn richtig bezahlen. Ihn zur bestimten Zeit entrichten: denn, ihn ohne ihre Einwilligung ihnen vorenthalten, das heißt ihnen einen Theil davon rauben. Alles mit einem Wort, pünktlich erfüllen was wir ihnen versprochen. Dies sind wir ihnen im eigentlichsten Verstande schuldig. Denn dazu können sie uns durch die Macht der Obrigkeit zwingen. |c494| Ihr Herren! Thut eben dasselbe (Treue und Güte, siehe Vers 5–8) gegen eure Dienstbothen. (Mädge, Diener, und Bediente aller Art) Leget das verdrüsliche Wesen ab. Bedenkt daß auch euer Herr im Himmel ist, bei welchem kein Ansehen der Person gilt. Epheser 6, 9. – Was Gerecht und Billig ist, ihr Herrschaften! Thut gegen die Bediente, und bedenkt daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt. Kolosser 4, 1. – Treue, Gerechtigkeit ist das geringste, was wir unsern Hausgenossen schuldig sind. Ihnen den versprochenen Lohn richtig bezahlen. Ihn zur bestimten Zeit entrichten: denn, ihn ohne ihre Einwilligung ihnen vorenthalten, das heißt ihnen einen Theil davon rauben. Alles mit einem Wort, pünktlich erfüllen was wir ihnen versprochen. Dies sind wir ihnen im eigentlichsten Verstande schuldig. Denn dazu können sie uns durch die Macht der Obrigkeit zwingen.
Güte aber, dies sind wir ihnen nach
bürgerlichen Gesezen nicht schuldig. Hierin muß es sich also zeigen, ob wir Christenthum, ob wir Religion haben. Haben wir diese, das heißt,
lieben wir unsre Hausgenossen, als unsre Miterlösete und unsre Brüder in der Familie
Gottes; so werden wir 1)
die Arbeiten ihren Kräften anmessen. Nie, und wenn auch ihr Dienst sie dazu verpflichtet, Arbeiten von ihnen fordern, die ihre Gesundheit zerstören. Nie sie unaufhörlich, ohne die nöthige Ruhe und Erhohlung anstrengen. Und insbesondre, den
Sontag, als den von
Gott selbst, ihnen angewiesenen Ruhetag ihnen nicht entziehen.
|c495| Ihnen an diesem Tage die Erholung von den schwerern Arbeiten, und die nöthige Zeit geben, die Kirche zu besuchen, die geheime Andacht abzuwarten, und sich eine anständige Ergözung zu machen. – 2)
Eben die christliche Liebe muß uns geneigt machen,
ihre Fehler mit Nachsicht zu tragen. Mit Ernst und Strenge über die Abwartung des Dienstes halten; und immer mit den Untergebenen zanken, bei jeder Kleinigkeit sie mit Verweisen überschütten: das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Jenes können, und müssen wir thun; und dennoch die Fehler in
Neben-Sachen; oder die unvorsäzlichen Vergehungen in der Haupt-Sache gütig übersehen. Denn auch wir bei aller unsrer besserer Einsicht und Erziehung, haben ja unsre Fehler. Das beschwerliche Loos,
zu dienen, welches unserm Untergebenen zugefallen, muß uns die wir in nichts, andre Menschen sind als er, ja bewegen ihm desto mehr Erleichterung zu gönnen. Und
Christen! Blickt nur
zu dem Herren im Himmel hinauf! Wie viel trägt
Er an uns! Trägt es täglich! Trägt es so herablassend!
Matthäi 18, 21–Ende. – 3)
Ferne muß also von uns, ihr christliche Herrschaften,
aller gebietherische Stolz gegen unsre Bediente und Mägde seyn! Sind
Befehle zu ertheilen: gebt sie mit Gelassenheit, und Sanftmuth. Sind
Verweise zu geben und
Strafen zu üben: thut es nie im Zorn. Lasset die erste Hize verrauchen; um in külem Blut zu überlegen, wie weit ihr in euren Verweisen und Strafen gehen
müßt. Müsset, sage ich, denn als Christen, werdet ihr doch wohl kein Vergnügen darin suchen. Und sodenn richtet euch genau nach dem, was euch
|c496| jene ernstliche Ueberlegung vorgeschrieben. – 4) Die
Güte eines Christen,
belohnet, ferner,
die Dienste der Untergebenen so reichlich als sie kan. Diese Dienste sind sie uns zwar schuldig; sie werden von uns bezahlt. Aber warum wollen wir ihnen nicht das Vergnügen machen, sie uns
mit Lust zu leisten? Wir
Christen, deren gros
ser Zweck, nach
Gottes und unsers Heilandes Muster,
Vergnügen und
Wohlthun seyn muß!
Lobt sie also, wenn sie es verdienen: wißt, der Bettler, der von Lumpen flattert, hat eine eben solche Seele, eben solche Ehrbegierde als wir, die wir von Seide rauschen.
Danket ihnen für ihren guten Dienst, wenn ihr nicht zu besorgen habt, daß sie dadurch unverschämt werden. Vor allen Dingen aber, geizt nicht in euren Geschenken.
Beschenket sie
so reichlich als ihr könnt. Gebt lieber weniger Allmosen, um euren Hausgenossen reichlicher geben zu können. Sie gehen uns noch näher an, als die Armen. Und die christliche, das heißt, wahre, erleuchtete Wohlthätigkeit muß nicht bloß der Armuth aufhelfen; sondern auch, welches noch wichtiger ist,
Armuth verhindern. – 5)
Gütig seyn gegen unsre Hausgenossen, fordert auch, daß
wir uns ihrer in jeder Noth treulich annehmen. Sind sie krank; sind sie unvermögend ferner zu dienen; gerathen sie in irgend eine besondre Noth: stellt euch alsbald an ihren Plaz. Fragt euch „
Was würde ich in diesem Fall von meiner Herrschaft wünschen?“ Und dann erinnert euch der Regel unsers Herren,
{Matthäi 7, 12.} was ihr wollet daß euch andre thun sollen, das thut auch ihr ihnen. Unsers Herren,
|c497| der uns gelehret, daß
{Apost. Gesch. 20, 35.} Geben seeliger ist denn
Nehmen. – 6)
Vor allen Dingen aber müssen christliche Herrschaften, für
die Seele ihrer Hausgenossen sorgen. „Ihr, sagt ihr, seyd keine Prediger! Keine Gelehrte! Ihr könnet also eure Dienstbothen, Mägde und andre Bediente nicht
unterrichten!“ – Wohl! Aber ihr, und ein jeder kan auf viele andre Art für die Seele seiner untergebenen Hausgenossen sorgen. –
Ueberlasset sie nicht dem Müssiggange. Haltet nie mehr Bediente, als ihr hinlänglich beschäftigen könnet: denn Müssiggang ist die schreckliche Mutter aller Laster der Dienstbothen.
Wachet über ihre Sitten, ihre ganze Auffürung. Gewönet sie durch Erinnerung, Warnung, Verweise, Drohungen und auf jede andre schickliche Art, zur Mässigkeit, zur Ordnung, zur Sauberkeit, zur Eingezogenheit, Verträglichkeit u. s. f. Sprecht nicht „was geht mich das an! Was soll ich mich damit ärgern!“ Geht euch denn das nichts an,
unsterbliche Seelen vom Tode retten?
Jakobi 5, 19. 20.
Haltet mit ihnen, wenn es seyn kan, eine Haus-Andacht: leset da mit ihnen die Bibel oder irgend ein andres gutes Andachtsbuch. Ihr seyd freilich keine Prediger. Aber ihr seyd doch, als Christen,
königliche Priester
Gottes. 1
Petri 2, 9.
Ueber alles andre aber, gebt ihnen ein gutes Beispiel. Hier, in unserm Hause, hier,
Christen! ist es besonders, wo wir das
{Matthäi 5, 16.} Licht unsrer Arbeitsamkeit, Mässigkeit, Dienstfertigkeit, Gefälligkeit, Freundlichkeit und andrer Tugenden,
sollen leuchten lassen; damit unsre Bedienten, Mägde, Hausverwalter, Kammerdiener, und wie sie sonst
|c498| heissen, zusamt unsern Kindern, dadurch zu eben solchen Tugenden gebracht, und auf solche Art zu glücklichen Menschen in Zeit und Ewigkeit gemacht werden. –
Mit einem Worte,
Gütig seyn müssen wir Christen gegen unsre Dienstbothen. Ihnen
Wohlthun; als Mit-Geschöpfen und Mit-Erlöseten, die
Gott Selbst, uns
empfohlen; deren Glück
Er von unsrer Güte abhängig gemacht hat.
Güte aber, dies sind wir ihnen nach
bürgerlichen Gesezen nicht schuldig. Hierin muß es sich also zeigen, ob wir Christenthum, ob wir Religion haben. Haben wir diese, das heißt,
lieben wir unsre Hausgenossen, als unsre Miterlösete und unsre Brüder in der Familie
Gottes; so werden wir 1)
die Arbeiten ihren Kräften anmessen. Nie, und wenn auch ihr Dienst sie dazu verpflichtet, Arbeiten von ihnen fordern, die ihre Gesundheit zerstören. Nie sie unaufhörlich, ohne die nöthige Ruhe und Erhohlung anstrengen. Und insbesondre, den
Sontag, als den von
Gott selbst, ihnen angewiesenen Ruhetag ihnen nicht entziehen.
|c495| Ihnen an diesem Tage die Erholung von den schwerern Arbeiten, und die nöthige Zeit geben, die Kirche zu besuchen, die geheime Andacht abzuwarten, und sich eine anständige Ergözung zu machen. – 2)
Eben die christliche Liebe muß uns geneigt machen,
ihre Fehler mit Nachsicht zu tragen. Mit Ernst und Strenge über die Abwartung des Dienstes halten; und immer mit den Untergebenen zanken, bei jeder Kleinigkeit sie mit Verweisen überschütten: das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Jenes können, und müssen wir thun; und dennoch die Fehler in
Neben-Sachen; oder die unvorsäzlichen Vergehungen in der Haupt-Sache gütig übersehen. Denn auch wir bei aller unsrer besserer Einsicht und Erziehung, haben ja unsre Fehler. Das beschwerliche Loos,
zu dienen, welches unserm Untergebenen zugefallen, muß uns die wir in nichts, andre Menschen sind als er, ja bewegen ihm desto mehr Erleichterung zu gönnen. Und
Christen! Blickt nur
zu dem Herren im Himmel hinauf! Wie viel trägt
Er an uns! Trägt es täglich! Trägt es so herablassend!
Matthäi 18, 21–Ende. – 3)
Ferne muß also von uns, ihr christliche Herrschaften,
aller gebietherische Stolz gegen unsre Bediente und Mägde seyn! Sind
Befehle zu ertheilen: gebt sie mit Gelassenheit, und Sanftmuth. Sind
Verweise zu geben und
Strafen zu üben: thut es nie im Zorn. Lasset die erste Hize verrauchen; um in külem Blut zu überlegen, wie weit ihr in euren Verweisen und Strafen gehen
müßt. Müsset, sage ich, denn als Christen, werdet ihr doch wohl kein Vergnügen darin suchen. Und sodenn richtet euch genau nach dem, was euch
|c496| jene ernstliche Ueberlegung vorgeschrieben. – 4) Die
Güte eines Christen,
belohnet, ferner,
die Dienste der Untergebenen so reichlich als sie kan. Diese Dienste sind sie uns zwar schuldig; sie werden von uns bezahlt. Aber warum wollen wir ihnen nicht das Vergnügen machen, sie uns
mit Lust zu leisten? Wir
Christen, deren gros
ser Zweck, nach
Gottes und unsers Heilandes Muster,
Vergnügen und
Wohlthun seyn muß!
Lobt sie also, wenn sie es verdienen: wißt, der Bettler, der von Lumpen flattert, hat eine eben solche Seele, eben solche Ehrbegierde als wir, die wir von Seide rauschen.
Danket ihnen für ihren guten Dienst, wenn ihr nicht zu besorgen habt, daß sie dadurch unverschämt werden. Vor allen Dingen aber, geizt nicht in euren Geschenken.
Beschenket sie
so reichlich als ihr könnt. Gebt lieber weniger Allmosen, um euren Hausgenossen reichlicher geben zu können. Sie gehen uns noch näher an, als die Armen. Und die christliche, das heißt, wahre, erleuchtete Wohlthätigkeit muß nicht bloß der Armuth aufhelfen; sondern auch, welches noch wichtiger ist,
Armuth verhindern. – 5)
Gütig seyn gegen unsre Hausgenossen, fordert auch, daß
wir uns ihrer in jeder Noth treulich annehmen. Sind sie krank; sind sie unvermögend ferner zu dienen; gerathen sie in irgend eine besondre Noth: stellt euch alsbald an ihren Plaz. Fragt euch „
Was würde ich in diesem Fall von meiner Herrschaft wünschen?“ Und dann erinnert euch der Regel unsers Herren,
{Matthäi 7, 12.} was ihr wollet daß euch andre thun sollen, das thut auch ihr ihnen. Unsers Herren,
|c497| der uns gelehret, daß
{Apost. Gesch. 20, 35.} Geben seeliger ist denn
Nehmen. – 6)
Vor allen Dingen aber müssen christliche Herrschaften, für
die Seele ihrer Hausgenossen sorgen. „Ihr, sagt ihr, seyd keine Prediger! Keine Gelehrte! Ihr könnet also eure Dienstbothen, Mägde und andre Bediente nicht
unterrichten!“ – Wohl! Aber ihr, und ein jeder kan auf viele andre Art für die Seele seiner untergebenen Hausgenossen sorgen. –
Ueberlasset sie nicht dem Müssiggange. Haltet nie mehr Bediente, als ihr hinlänglich beschäftigen könnet: denn Müssiggang ist die schreckliche Mutter aller Laster der Dienstbothen.
Wachet über ihre Sitten, ihre ganze Auffürung. Gewönet sie durch Erinnerung, Warnung, Verweise, Drohungen und auf jede andre schickliche Art, zur Mässigkeit, zur Ordnung, zur Sauberkeit, zur Eingezogenheit, Verträglichkeit u. s. f. Sprecht nicht „was geht mich das an! Was soll ich mich damit ärgern!“ Geht euch denn das nichts an,
unsterbliche Seelen vom Tode retten?
Jakobi 5, 19. 20.
Haltet mit ihnen, wenn es seyn kan, eine Haus-Andacht: leset da mit ihnen die Bibel oder irgend ein andres gutes Andachtsbuch. Ihr seyd freilich keine Prediger. Aber ihr seyd doch, als Christen,
königliche Priester
Gottes. 1
Petri 2, 9.
Ueber alles andre aber, gebt ihnen ein gutes Beispiel. Hier, in unserm Hause, hier,
Christen! ist es besonders, wo wir das
{Matthäi 5, 16.} Licht unsrer Arbeitsamkeit, Mässigkeit, Dienstfertigkeit, Gefälligkeit, Freundlichkeit und andrer Tugenden,
sollen leuchten lassen; damit unsre Bedienten, Mägde, Hausverwalter, Kammerdiener, und wie sie sonst
|c498| heissen, zusamt unsern Kindern, dadurch zu eben solchen Tugenden gebracht, und auf solche Art zu glücklichen Menschen in Zeit und Ewigkeit gemacht werden. –
Mit einem Worte,
Gütig seyn müssen wir Christen gegen unsre Dienstbothen. Ihnen
Wohlthun; als Mit-Geschöpfen und Mit-Erlöseten, die
Gott Selbst, uns
empfohlen; deren Glück
Er von unsrer Güte abhängig gemacht hat.
Gütig seyn, Wohlthun, ihr sehet leicht, das heißt nicht, ihnen alles hingehen, sie nach ihren Einfällen schalten lassen, uns nebst den Unsrigen ihnen Preiß geben. Denn was ist das für ein Wohlthun; wenn wir um
Einem nicht zuwider zu seyn,
mehrere andere beleidigen? Und noch dazu den Einen damit in Laster und Unglück stürzen? Wohlthun müssen wir Christen, nach
Grundsäzen und nicht nach
Trieben und Einfällen. Denn Wohlthaten übel angelegt sind Uebelthaten; weil sie mehr schaden als nüzen. Es giebt Menschen die sich freiwillig zu Sklaven ihrer Bedienten machen. Der
Gutherzige ist zu weichlich sich ihren Anschlägen auf sein Geld mit Nachdruck zu widersezen. Der
Gemächliche scheuet sich vor der Mühe, dem Verdruß, den unordentlichen Hausgenossen die Wahrheit zu sagen, ihre Ränke zu entdecken und zu vereiteln. Der
Eitele wird durch jedes Gespenst übler Nachrede in Schrecken gejagt; seine Bediente können nehmen so viel sie begehren, und verwirren so viel sie wollen, wenn sie ihn nur als einen guten Herrn loben. Dadurch sind nun so manche Hausgenossen, die gut waren und noch besser geworden wären bis auf die Wurzel verdor
|c499|ben; so viele Familien zu Grunde gegangen; eine Menge Schulden gemacht die man am Ende nicht bezahlen konte, und so viele Menschen um das Ihrige gebracht worden. – Solch ein Unterschied ist zwischen
Güte und
Güte! –
Aechte, Erleuchtete Güte muß es seyn, die ihr gegen eure Hausgenossen übet! Güte die sie und andre zu guten und glücklichen, nicht aber zu bösen und unglücklichen Menschen macht.
Ihr müsset daher, sie immer in einer gewissen Entfernung halten. Gesprächig und gefällig gegen sie seyn, als
Bediente, nicht aber als gegen
Freunde und
Vertraute. Ihr verwirret sonst den Unterschied der Stände, den
Gott mit solcher Weisheit und Güte festgestellt. Und machet eure Dienstbothen unbescheiden, und am Ende unverschämt. –
Ueberhaupt müsset ihr eure Hausgenossen kennen lernen, ihre Meinungen und Neigungen und Gemütsarten ausstudiren. Sind sie schüchtern, bescheiden, gutartig: so könnet ihr eurer Freundlichkeit freieren Lauff lassen. Findet ihr sie aber eigenwillig, herrschsüchtig und eigennüzig: so brauchet mehr Zurückhaltung und Ernst. –
Gebt ihnen so viel es seyn kan, keine Gelegenheiten euch zu hintergehen. Ihr werdet sonst Verfürer eurer Bedienten: ihr stellet sie auf Proben denen die wenigsten gewachsen sind. –
In allen Stücken sehet mit euren eigenen Augen. Wenn ihr mit den Augen der Bedienten sehet: so müsset ihr auch nach ihrem Willen wollen. –
Ueberlegt die Befehle wohl die ihr ihnen gebet, und dann haltet mit Strenge darüber. Ohne Ordnung werden sie und ihr,
|c500| bald zu Grunde gehen. – Mit einem Wort,
liebt eure Hausgenossen, aber
nicht als blinde leibliche Väter, die lieber Thorheiten und Laster, als Thränen und traurige Gesichter an ihrem Kinde sehen.
Sondern, als der
weise Vater der Geister, welcher uns bald mit Freundlichkeit lockt, bald mit Ernst züchtiget, damit wir der Heiligkeit theilhaftig werden. – Gleicht ihr jenen irrdischen Vätern, so werden euch zwar eigennüzige herrschsüchtige Dienstbothen und die ihnen gleichen, als Gute Herren loben. Aber euer Gewissen wird euch über kurz oder lang, als Uebelthäter verdammen. Ja selbst diese Bediente werden am Ende, über
euch als die Urheber ihrer Unordnung, Verwilderung, Laster und Elendes seufzen. – Sehet da,
Christen! eure Häuser, als Tempel, wo ihr täglich
Gottesdienst verrichten, täglich euch als die
königlichen Priester Gottes zeigen sollet, und könnet!
Gütig seyn, Wohlthun, ihr sehet leicht, das heißt nicht, ihnen alles hingehen, sie nach ihren Einfällen schalten lassen, uns nebst den Unsrigen ihnen Preiß geben. Denn was ist das für ein Wohlthun; wenn wir um
Einem nicht zuwider zu seyn,
mehrere andere beleidigen? Und noch dazu den Einen damit in Laster und Unglück stürzen? Wohlthun müssen wir Christen, nach
Grundsäzen und nicht nach
Trieben und Einfällen. Denn Wohlthaten übel angelegt sind Uebelthaten; weil sie mehr schaden als nüzen. Es giebt Menschen die sich freiwillig zu Sklaven ihrer Bedienten machen. Der
Gutherzige ist zu weichlich sich ihren Anschlägen auf sein Geld mit Nachdruck zu widersezen. Der
Gemächliche scheuet sich vor der Mühe, dem Verdruß, den unordentlichen Hausgenossen die Wahrheit zu sagen, ihre Ränke zu entdecken und zu vereiteln. Der
Eitele wird durch jedes Gespenst übler Nachrede in Schrecken gejagt; seine Bediente können nehmen so viel sie begehren, und verwirren so viel sie wollen, wenn sie ihn nur als einen guten Herrn loben. Dadurch sind nun so manche Hausgenossen, die gut waren und noch besser geworden wären bis auf die Wurzel verdor
|c499|ben; so viele Familien zu Grunde gegangen; eine Menge Schulden gemacht die man am Ende nicht bezahlen konte, und so viele Menschen um das Ihrige gebracht worden. – Solch ein Unterschied ist zwischen
Güte und
Güte! –
Aechte, Erleuchtete Güte muß es seyn, die ihr gegen eure Hausgenossen übet! Güte die sie und andre zu guten und glücklichen, nicht aber zu bösen und unglücklichen Menschen macht.
Ihr müsset daher, sie immer in einer gewissen Entfernung halten. Gesprächig und gefällig gegen sie seyn, als
Bediente, nicht aber als gegen
Freunde und
Vertraute. Ihr verwirret sonst den Unterschied der Stände, den
Gott mit solcher Weisheit und Güte festgestellt. Und machet eure Dienstbothen unbescheiden, und am Ende unverschämt. –
Ueberhaupt müsset ihr eure Hausgenossen kennen lernen, ihre Meinungen und Neigungen und Gemütsarten ausstudiren. Sind sie schüchtern, bescheiden, gutartig: so könnet ihr eurer Freundlichkeit freieren Lauff lassen. Findet ihr sie aber eigenwillig, herrschsüchtig und eigennüzig: so brauchet mehr Zurückhaltung und Ernst. –
Gebt ihnen so viel es seyn kan, keine Gelegenheiten euch zu hintergehen. Ihr werdet sonst Verfürer eurer Bedienten: ihr stellet sie auf Proben denen die wenigsten gewachsen sind. –
In allen Stücken sehet mit euren eigenen Augen. Wenn ihr mit den Augen der Bedienten sehet: so müsset ihr auch nach ihrem Willen wollen. –
Ueberlegt die Befehle wohl die ihr ihnen gebet, und dann haltet mit Strenge darüber. Ohne Ordnung werden sie und ihr,
|c500| bald zu Grunde gehen. – Mit einem Wort,
liebt eure Hausgenossen, aber
nicht als blinde leibliche Väter, die lieber Thorheiten und Laster, als Thränen und traurige Gesichter an ihrem Kinde sehen.
Sondern, als der
weise Vater der Geister, welcher uns bald mit Freundlichkeit lockt, bald mit Ernst züchtiget, damit wir der Heiligkeit theilhaftig werden. – Gleicht ihr jenen irrdischen Vätern, so werden euch zwar eigennüzige herrschsüchtige Dienstbothen und die ihnen gleichen, als Gute Herren loben. Aber euer Gewissen wird euch über kurz oder lang, als Uebelthäter verdammen. Ja selbst diese Bediente werden am Ende, über
euch als die Urheber ihrer Unordnung, Verwilderung, Laster und Elendes seufzen. – Sehet da,
Christen! eure Häuser, als Tempel, wo ihr täglich
Gottesdienst verrichten, täglich euch als die
königlichen Priester Gottes zeigen sollet, und könnet!