|c108| Evangelium am 8
Sontage nach Trinitatis.
Matthäi 7, v. 13–27.
Jede Geschicklichkeit kostet Mühe. Von der Kunst an, Staaten zu regieren, bis zu der Kunst hinab, das Holz zu spalten, womit wir unsre
Zimmer erwärmen; komt man nie ohne Arbeit und Anstrengung zu einigem Geschick. Diese Mühe wächst mit der Grösse der Kunst. Wie viel Schriften muß man lesen, wie sein Nachdenken anstrengen, wie viel Uebungen unternehmen, wie viel Ergözungen aufopfern, und wie viel Arbeiten, saure Arbeiten thun; um es in irgend einer Wissenschaft zu einiger Vollkommenheit zu bringen? – Und die allerwichtigste Sache,
die Tugend: die gröste, würdigste unter allen Künsten in der Welt, die Kunst
Tugendhaft zu seyn, solte keine Mühe kosten?
Jede Geschicklichkeit kostet Mühe. Von der Kunst an, Staaten zu regieren, bis zu der Kunst hinab, das Holz zu spalten, womit wir unsre
Zimmer erwärmen; komt man nie ohne Arbeit und Anstrengung zu einigem Geschick. Diese Mühe wächst mit der Grösse der Kunst. Wie viel Schriften muß man lesen, wie sein Nachdenken anstrengen, wie viel Uebungen unternehmen, wie viel Ergözungen aufopfern, und wie viel Arbeiten, saure Arbeiten thun; um es in irgend einer Wissenschaft zu einiger Vollkommenheit zu bringen? – Und die allerwichtigste Sache,
die Tugend: die gröste, würdigste unter allen Künsten in der Welt, die Kunst
Tugendhaft zu seyn, solte keine Mühe kosten?
Die Tugend, oder, das Glück, – denn, nur sie ist unser einziges Glück – hat ihren Tempel auf einem hohen steilen Berge. Der Weg dahin ist beschwerlich, enge und rauh. Nur mit vieler Mühe und Vorsicht windet man sich durch alle die engen Fußsteige, hebt sich Schritt vor Schritt immer etwas höher, und klimmet den jähen Berg |c109| hinauf. Und da muß man sich noch, durch ein enges Thor, zum Tugend-Tempel hinein drängen. {v. 13.} Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist Weit, und Breit ist der Weg, der zur Verdamniß (zum Verderben, Unglück) hinfüret. Ohne Bild! „Die Religion eurer Irrlehrer, (Vers 15.) der Pharisäer (siehe Kapit. 5, 20. 21–Ende) schmeichelt den sündlichen Lüsten. Sie gestattet, und begünstiget, Groll, Feindseligkeiten, Rachbegierde, Meineide so gar und Unzucht. Sie füret euch zum Laster; folglich ins Unglück.“ Und ihrer sind viel die darauf wandeln. „Nur gar zu viele eurer Landsleute folgen, wie ihr sehet, diesen unseeligen Fürern!“Die Tugend, oder, das Glück, – denn, nur sie ist unser einziges Glück – hat ihren Tempel auf einem hohen steilen Berge. Der Weg dahin ist beschwerlich, enge und rauh. Nur mit vieler Mühe und Vorsicht windet man sich durch alle die engen Fußsteige, hebt sich Schritt vor Schritt immer etwas höher, und klimmet den jähen Berg |c109| hinauf. Und da muß man sich noch, durch ein enges Thor, zum Tugend-Tempel hinein drängen. {v. 13.} Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist Weit, und Breit ist der Weg, der zur Verdamniß (zum Verderben, Unglück) hinfüret. Ohne Bild! „Die Religion eurer Irrlehrer, (Vers 15.) der Pharisäer (siehe Kapit. 5, 20. 21–Ende) schmeichelt den sündlichen Lüsten. Sie gestattet, und begünstiget, Groll, Feindseligkeiten, Rachbegierde, Meineide so gar und Unzucht. Sie füret euch zum Laster; folglich ins Unglück.“ Und ihrer sind viel die darauf wandeln. „Nur gar zu viele eurer Landsleute folgen, wie ihr sehet, diesen unseeligen Fürern!“
{v. 14.} Aber, die Pforte ist Enge, und der Weg ist Schmal, der zum Leben, (zum Glück) hinfüret. „Meine Religion hingegen[“] (siehe Kapit. 5, 20. und 21, bis Kapit. 7, 12.) „fordert strenge Heiligkeit des Herzens so wie des Lebens.“ Und wenig ist ihrer die ihn finden! „Nur wenige eurer Landsleute nehmen meine Religion an.“{v. 14.} Aber, die Pforte ist Enge, und der Weg ist Schmal, der zum Leben, (zum Glück) hinfüret. „Meine Religion hingegen[“] (siehe Kapit. 5, 20. und 21, bis Kapit. 7, 12.) „fordert strenge Heiligkeit des Herzens so wie des Lebens.“ Und wenig ist ihrer die ihn finden! „Nur wenige eurer Landsleute nehmen meine Religion an.“
Es ist klar für jeden, der sehen will, daß unser Heiland hier, nur von der Aufnahme seiner Religion unter den damahligen Juden spricht. Die Irrlehrer, vor denen er warnet, Vers 15., sind, wie wir sehen werden, die Pharisäer. Er spricht vor einer Versamlung, die aus Juden bestand, welche so schändlich von den Pharisäern betrogen, mit verbundenen Augen und hüpfend, in die Abgründe des Lasters |c110| und Unglücks gestürzet wurden. Matth. 23. Wie ofte klaget Er über die Verblendung der Juden Seiner Zeit, welche gegen alle die Tausend Wunderwerke und sonnenklare Beweise, dennoch gröstentheils seine Religion verwarfen; und verkündiget ihr dagegen eine desto bessere Aufnahme unter den Heiden? (Siehe z. E. oben Seite 17. f.) Man würde also diese Rede Jesu falsch verstehen, wenn man sie von allen Menschen, und allen Zeiten verstehen wolte; daß nämlich, nur der kleinste Theil des menschlichen Geschlechts seelig werde. Ach! warum kämpfen und eifern wir doch so sehr dafür, das Reich des Teufels zu vergrössern, und die Hölle zu bevölkern? Nein! Nein! Weder hier, noch sonstwo in der Bibel, wird eine solche melancholische Sache gelehret! Bloß von den Juden, und auch nicht von diesen allen, sondern nur den Juden Seiner Zeit, redet hier Jesus. „Gesellet euch zu den Wenigen von euren Landsleuten, die meine Religion annehmen. Gewiß viele von ihnen, folgen den Blendwerken und Eingebungen der Pharisäer, welche ihren Lüsten schmeicheln. Meine Religion hingegen ist Feind allen sündlichen Lüsten, kostet Mühe, und wird verfolget. Darum sind auch Wenige eurer Landsleute, welche sie annehmen.“ Dies ist der Sinn dieser Worte!Es ist klar für jeden, der sehen will, daß unser Heiland hier, nur von der Aufnahme seiner Religion unter den damahligen Juden spricht. Die Irrlehrer, vor denen er warnet, Vers 15., sind, wie wir sehen werden, die Pharisäer. Er spricht vor einer Versamlung, die aus Juden bestand, welche so schändlich von den Pharisäern betrogen, mit verbundenen Augen und hüpfend, in die Abgründe des Lasters |c110| und Unglücks gestürzet wurden. Matth. 23. Wie ofte klaget Er über die Verblendung der Juden Seiner Zeit, welche gegen alle die Tausend Wunderwerke und sonnenklare Beweise, dennoch gröstentheils seine Religion verwarfen; und verkündiget ihr dagegen eine desto bessere Aufnahme unter den Heiden? (Siehe z. E. oben Seite 17. f.) Man würde also diese Rede Jesu falsch verstehen, wenn man sie von allen Menschen, und allen Zeiten verstehen wolte; daß nämlich, nur der kleinste Theil des menschlichen Geschlechts seelig werde. Ach! warum kämpfen und eifern wir doch so sehr dafür, das Reich des Teufels zu vergrössern, und die Hölle zu bevölkern? Nein! Nein! Weder hier, noch sonstwo in der Bibel, wird eine solche melancholische Sache gelehret! Bloß von den Juden, und auch nicht von diesen allen, sondern nur den Juden Seiner Zeit, redet hier Jesus. „Gesellet euch zu den Wenigen von euren Landsleuten, die meine Religion annehmen. Gewiß viele von ihnen, folgen den Blendwerken und Eingebungen der Pharisäer, welche ihren Lüsten schmeicheln. Meine Religion hingegen ist Feind allen sündlichen Lüsten, kostet Mühe, und wird verfolget. Darum sind auch Wenige eurer Landsleute, welche sie annehmen.“ Dies ist der Sinn dieser Worte!
{v. 15.} Aber, so färet Er fort;
Aber (darum warne ich euch)
sehet euch vor, vor den falschen Propheten, (den Irrlehrern)
die in Schaafskleidern zu euch kommen: inwendig sind sie reissende Wölfe. Elias und
|c111| Elisa, welche in so überaus grossem Ansehen bei den Juden standen, trugen Kleider von Fellen. – Die
alte Welt müssen wir nicht nach der jezigen beurtheilen
. Pracht war damahls grossentheils unbekandt. Die Menschen närten und kleideten sich noch auf die simpelste Art. – Jene Propheten trugen also, Mäntel von Schaaf-Fellen. 2
Kön. 1, 8. 2, 12.
In Schaafs-Fellen gehen, das heist also,
sich das Ansehen der alten, redlichen, grossen Propheten,
eines Elias und Elisa geben wollen. Nun vergleiche man hiemit das Bild
Jesu von den Pharisäern.
{Math. 6, 2. 5. 16.} Sie gaben Allmosen um gesehen zu werden. Sie verrichteten lange Gebete an den Ecken der Stadt. Sie brauchten allerlei Künste, das Gesicht blaß zu machen; damit ein jeder voll Bedauren und Ehrfurcht ausrufe,
ach! der heilige Mann! Seine strenge Fasten kosten ihm noch das Leben! {Math. 23.} Unzäliche Ränke brauchten sie, um auf dem Markte gegrüsset, und
Rabbi! Rabbi! genant zu werden. – Wer kan noch, den
Pharisäer verkennen, wenn Jesus sagt:
Sehet euch vor, vor den Irrlehrern, die in Schaafs-Fellen zu euch kommen; inwendig aber sind sie reissende Wölfe. Man lese nur das 23ste Kapitel
Matthäi, nebst
Lucä 11, 37–Ende des Kapitels. Und sage, ob etwas Schändlicheres und Pestilentialischeres unter der Sonne zu erdenken sey, als die Lehre und das Leben eines
Pharisäers?
{v. 15.} Aber, so färet Er fort;
Aber (darum warne ich euch)
sehet euch vor, vor den falschen Propheten, (den Irrlehrern)
die in Schaafskleidern zu euch kommen: inwendig sind sie reissende Wölfe. Elias und
|c111| Elisa, welche in so überaus grossem Ansehen bei den Juden standen, trugen Kleider von Fellen. – Die
alte Welt müssen wir nicht nach der jezigen beurtheilen
. Pracht war damahls grossentheils unbekandt. Die Menschen närten und kleideten sich noch auf die simpelste Art. – Jene Propheten trugen also, Mäntel von Schaaf-Fellen. 2
Kön. 1, 8. 2, 12.
In Schaafs-Fellen gehen, das heist also,
sich das Ansehen der alten, redlichen, grossen Propheten,
eines Elias und Elisa geben wollen. Nun vergleiche man hiemit das Bild
Jesu von den Pharisäern.
{Math. 6, 2. 5. 16.} Sie gaben Allmosen um gesehen zu werden. Sie verrichteten lange Gebete an den Ecken der Stadt. Sie brauchten allerlei Künste, das Gesicht blaß zu machen; damit ein jeder voll Bedauren und Ehrfurcht ausrufe,
ach! der heilige Mann! Seine strenge Fasten kosten ihm noch das Leben! {Math. 23.} Unzäliche Ränke brauchten sie, um auf dem Markte gegrüsset, und
Rabbi! Rabbi! genant zu werden. – Wer kan noch, den
Pharisäer verkennen, wenn Jesus sagt:
Sehet euch vor, vor den Irrlehrern, die in Schaafs-Fellen zu euch kommen; inwendig aber sind sie reissende Wölfe. Man lese nur das 23ste Kapitel
Matthäi, nebst
Lucä 11, 37–Ende des Kapitels. Und sage, ob etwas Schändlicheres und Pestilentialischeres unter der Sonne zu erdenken sey, als die Lehre und das Leben eines
Pharisäers?
{v. 16.} An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Deutlicher übersezt, könnet, werdet ihr sie erkennen. „Nichts ist leichter, als einzusehen, daß diese |c112| unter euch angebetete Pharisäer; Irrlehrer und Reissende Wölfe sind. {Math. 5, 21. 27. 33. 38. 43.} Sehet nur auf ihre einleuchtend gottloose und schädliche Lehren in der Moral! Groll, Ehebrecherische Begierden, Privat-Rache sey keine Sünde. Und besonders; gehet ihnen nur ins Geheime nach. Da werdet ihr bald sehen, was für Ehebrecher, Betrüger, Räuber und Mörder sie sind!“{v. 16.} An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Deutlicher übersezt, könnet, werdet ihr sie erkennen. „Nichts ist leichter, als einzusehen, daß diese |c112| unter euch angebetete Pharisäer; Irrlehrer und Reissende Wölfe sind. {Math. 5, 21. 27. 33. 38. 43.} Sehet nur auf ihre einleuchtend gottloose und schädliche Lehren in der Moral! Groll, Ehebrecherische Begierden, Privat-Rache sey keine Sünde. Und besonders; gehet ihnen nur ins Geheime nach. Da werdet ihr bald sehen, was für Ehebrecher, Betrüger, Räuber und Mörder sie sind!“
Kan man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringet gute Früchte; aber ein fauler Baum (schlechter Baum) bringet arge Früchte. Ein guter Baum kan nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kan nicht gute Früchte bringen. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen, und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. „Also noch einmahl! Es kan euch nicht schwer seyn, sie an ihren Lehren und Thaten zu erkennen! Jene zeigen sie euch, als Irrlehrer; und diese, als reissende Wölfe. So lasset euch denn durch sie nicht abhalten, meine Religion anzunehmen.“ Kan man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringet gute Früchte; aber ein fauler Baum (schlechter Baum) bringet arge Früchte. Ein guter Baum kan nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kan nicht gute Früchte bringen. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen, und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. „Also noch einmahl! Es kan euch nicht schwer seyn, sie an ihren Lehren und Thaten zu erkennen! Jene zeigen sie euch, als Irrlehrer; und diese, als reissende Wölfe. So lasset euch denn durch sie nicht abhalten, meine Religion anzunehmen.“
Jedoch! Es ist noch nicht genug, daß ihr meine Religion
bekennet.
Thun müßt ihr sie, wenn sie euch zum Glück füren soll.
{v. 21. } Es werden nicht alle die zu mir sagen Herr! Herr! (die sich äusserlich zu meiner Religion bekennen)
in das Himmelreich kommen: sondern die |c113| den Willen thun meines Vaters der im Himmel ist. (Im Himmel seyn, ist ein in der Bibel
{Siehe z. E. Psalm 113, 4. 5. und 115, 3.} gewönliches Bild der Oberherrschaft und Allmacht
Gottes. Besser würde man folglich dies übersezen, meines
allmächtigen Vaters.) –
{vers 22. 23.} Viele werden zu mir sagen an jenem Tage: (dem Tage des
Welt-Gerichts)
Herr! Herr! haben wir nicht in deinem Nahmen (durch deine Macht und für deine Religion)
geweissaget? Haben wir nicht durch deine Macht Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht durch deine Macht viel Thaten (Wunderwerke)
gethan? Dann werde ich ihnen bekennen, (öffentlich, im Angesicht der Menschen und Engel, sagen)
Ich habe euch noch nie erkant, weichet alle von mir, ihr Uebeltäter. „Nie habe ich euch für meine Anhänger erkant. Gehet von mir, ihr Lasterhaften!“ – Denn selbst unter denen, welche in der apostolischen Kirche die Wunder-Gaben des
heil. Geistes empfingen, fanden sich Stolze, Lieblose, Zanksüchtige, und in andern Sünden lebende Menschen.
Jedoch! Es ist noch nicht genug, daß ihr meine Religion
bekennet.
Thun müßt ihr sie, wenn sie euch zum Glück füren soll.
{v. 21. } Es werden nicht alle die zu mir sagen Herr! Herr! (die sich äusserlich zu meiner Religion bekennen)
in das Himmelreich kommen: sondern die |c113| den Willen thun meines Vaters der im Himmel ist. (Im Himmel seyn, ist ein in der Bibel
{Siehe z. E. Psalm 113, 4. 5. und 115, 3.} gewönliches Bild der Oberherrschaft und Allmacht
Gottes. Besser würde man folglich dies übersezen, meines
allmächtigen Vaters.) –
{vers 22. 23.} Viele werden zu mir sagen an jenem Tage: (dem Tage des
Welt-Gerichts)
Herr! Herr! haben wir nicht in deinem Nahmen (durch deine Macht und für deine Religion)
geweissaget? Haben wir nicht durch deine Macht Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht durch deine Macht viel Thaten (Wunderwerke)
gethan? Dann werde ich ihnen bekennen, (öffentlich, im Angesicht der Menschen und Engel, sagen)
Ich habe euch noch nie erkant, weichet alle von mir, ihr Uebeltäter. „Nie habe ich euch für meine Anhänger erkant. Gehet von mir, ihr Lasterhaften!“ – Denn selbst unter denen, welche in der apostolischen Kirche die Wunder-Gaben des
heil. Geistes empfingen, fanden sich Stolze, Lieblose, Zanksüchtige, und in andern Sünden lebende Menschen.
{v. 24–27. } Darum, wer diese meine Rede (die Berg-Predigt Kapit. V–VII.)
höret und thut sie: der ist gleich einem klugen Mann, der sein Haus auf einen Felsen bauet. Als nun ein Plaz-Regen fiel, und die Winde stürmeten, und auf das Haus stiessen: da fiel es doch nicht. Denn es war auf den Felsen gegründet. – Wer aber diese meine Rede höret und thut sie nicht: der ist einem Thoren gleich, welcher sein Haus auf den Sand bauete. Ein Plaz-Regen fiel, |c114| und die Gewässer rauschten, und die Winde stürmeten, und stiessen auf das Haus. Da fiel es ganz und gar zu Boden. „Bei dem
blossen Bekenner meiner Religion, werden alle die süssen Hofnungen, womit er sich schmeichelt, mit seinem äussersten Schrecken sich endigen, in ewiges Unglück sich verwandeln. Wer hingegen sie
bekennet und ausübet; dessen Hofnung wird ihm
hier schon, Sicherheit, Ruhe und Freude geben; und
dort, in ewig frohen Genuß übergehen.“
{v. 24–27. } Darum, wer diese meine Rede (die Berg-Predigt Kapit. V–VII.)
höret und thut sie: der ist gleich einem klugen Mann, der sein Haus auf einen Felsen bauet. Als nun ein Plaz-Regen fiel, und die Winde stürmeten, und auf das Haus stiessen: da fiel es doch nicht. Denn es war auf den Felsen gegründet. – Wer aber diese meine Rede höret und thut sie nicht: der ist einem Thoren gleich, welcher sein Haus auf den Sand bauete. Ein Plaz-Regen fiel, |c114| und die Gewässer rauschten, und die Winde stürmeten, und stiessen auf das Haus. Da fiel es ganz und gar zu Boden. „Bei dem
blossen Bekenner meiner Religion, werden alle die süssen Hofnungen, womit er sich schmeichelt, mit seinem äussersten Schrecken sich endigen, in ewiges Unglück sich verwandeln. Wer hingegen sie
bekennet und ausübet; dessen Hofnung wird ihm
hier schon, Sicherheit, Ruhe und Freude geben; und
dort, in ewig frohen Genuß übergehen.“
Noch, christlicher Leser, haben wir es in unsrer Gewalt, diesem klugen Mann zu gleichen. Allerdings hat die Uebung der Tugend, oder der Religion, (denn beides ist Einerlei) ihre, auch grosse, Schwierigkeiten. Hier in diesem unserm Stande der Zucht, ist die Bahn der Tugend nicht immer mit Rosen bestreut: noch manche rauhe, dornigte Pläze finden sich da. {v. 14.} Die Pforte ist Enge und der Weg ist Schmal der zum Glück hinfüret. Da in dem ehrenvollen Dienst der Tugend finden sich, so manche Verlegenheiten: nicht immer erlaubet es unsre Kurzsichtigkeit, daß wir den Willen Gottes, unsre Pflicht deutlich und zuversichtlich erkennen. So manche Aengstlichkeiten beunruhigen uns, auch wenn wir nach Ueberlegung gehandelt. Da sind immer noch, so manche sündliche Begierden zu bekämpfen, schwer zu bekämpfen, welche die vor unsrer Bekehrung eingewurzelte böse Gewohnheiten zurücke lassen. Und zuweilen fordert die Tugend von uns, Opfer die uns viel Selbst-Ueberwindung kosten. Gesundheit, irrdisches Ansehen, Reichtümer, Leben, ja gar den zeitlichen Wohl|c115|stand derer die mit unserm Herzen verbunden sind, müssen wir zuweilen für die Tugend waagen, und verliehren.Noch, christlicher Leser, haben wir es in unsrer Gewalt, diesem klugen Mann zu gleichen. Allerdings hat die Uebung der Tugend, oder der Religion, (denn beides ist Einerlei) ihre, auch grosse, Schwierigkeiten. Hier in diesem unserm Stande der Zucht, ist die Bahn der Tugend nicht immer mit Rosen bestreut: noch manche rauhe, dornigte Pläze finden sich da. {v. 14.} Die Pforte ist Enge und der Weg ist Schmal der zum Glück hinfüret. Da in dem ehrenvollen Dienst der Tugend finden sich, so manche Verlegenheiten: nicht immer erlaubet es unsre Kurzsichtigkeit, daß wir den Willen Gottes, unsre Pflicht deutlich und zuversichtlich erkennen. So manche Aengstlichkeiten beunruhigen uns, auch wenn wir nach Ueberlegung gehandelt. Da sind immer noch, so manche sündliche Begierden zu bekämpfen, schwer zu bekämpfen, welche die vor unsrer Bekehrung eingewurzelte böse Gewohnheiten zurücke lassen. Und zuweilen fordert die Tugend von uns, Opfer die uns viel Selbst-Ueberwindung kosten. Gesundheit, irrdisches Ansehen, Reichtümer, Leben, ja gar den zeitlichen Wohl|c115|stand derer die mit unserm Herzen verbunden sind, müssen wir zuweilen für die Tugend waagen, und verliehren.
Aber, diese Unruhe, Mühe, Arbeit, und Schmerz, wird schon hier in diesem Leben, durch die Freuden der Tugend bei weitem überwogen. Schon hier hat sie ihren Lohn bei sich. Schon hier giebt nur sie allein, wahres, daurendes Glück.
Das Bewustseyn seine Pflicht gethan zu haben;
die Versicherung des gnädigen Beifalls und der Vater-Liebe des Allmächtigen durch
Jesum Christum;
der beständige, vertraute Umgang mit
Gott;
die unbeweglich-feste Hofnung einer seeligen Ewigkeit. Sehet da die
Quellen der Tugend-Freuden! Freuden die viel Ausgebreiteter, Reiner, Stärker, und Beständiger sind, als die Freuden der Erde.
Die innere Seelen-Ruhe;
die vernünftige feste Sicherheit für sein ganzes Glück;
das edle Gefallen an sich selbst;
die kindliche Zuversicht zu
Gott; nebst
dem Vorschmack des Ewigen Glücks! Was kan uns die ganze Welt geben, das mit diesen Freuden zu vergleichen wäre? Ein Mensch, der
In Sich, Ruhe und Beifall des Gewissens;
Ueber Sich, in dem Allmächtigen, einen Vater; und
Vor Sich, eine Ewigkeit voll unaussprechlicher Freude siehet: der muß gewiß in herrschender Ruhe, Zufriedenheit, und unter vielfachen himlischen Freuden sein Leben hinbringen.
Eng ist die Pforte die zum Glück füret. –
{Röm. 14, 17. 18.} Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, „der Vorzug des Christenthums bestehet nicht in der Erlaubniß alles zu essen und zu trinken, ohne sich an die lästigen Geseze
Mosis zu binden.“
Sondern Gerechtigkeit und Friede und Freu|c116|de im heil. Geist. „Sondern darin, daß es den Menschen
zur
Tugend, und dadurch zur Ruhe und
Freude des heil. Geistes füret.“
Denn wer darin Christo dienet; der ist Gott gefällig und den Menschen werth. „Die Tugend welche uns das Christenthum lehret, ist das einzige Mittel, uns den Beifall
Gottes, und selbst die Achtung der Welt zu verschaffen.“
Aber, diese Unruhe, Mühe, Arbeit, und Schmerz, wird schon hier in diesem Leben, durch die Freuden der Tugend bei weitem überwogen. Schon hier hat sie ihren Lohn bei sich. Schon hier giebt nur sie allein, wahres, daurendes Glück.
Das Bewustseyn seine Pflicht gethan zu haben;
die Versicherung des gnädigen Beifalls und der Vater-Liebe des Allmächtigen durch
Jesum Christum;
der beständige, vertraute Umgang mit
Gott;
die unbeweglich-feste Hofnung einer seeligen Ewigkeit. Sehet da die
Quellen der Tugend-Freuden! Freuden die viel Ausgebreiteter, Reiner, Stärker, und Beständiger sind, als die Freuden der Erde.
Die innere Seelen-Ruhe;
die vernünftige feste Sicherheit für sein ganzes Glück;
das edle Gefallen an sich selbst;
die kindliche Zuversicht zu
Gott; nebst
dem Vorschmack des Ewigen Glücks! Was kan uns die ganze Welt geben, das mit diesen Freuden zu vergleichen wäre? Ein Mensch, der
In Sich, Ruhe und Beifall des Gewissens;
Ueber Sich, in dem Allmächtigen, einen Vater; und
Vor Sich, eine Ewigkeit voll unaussprechlicher Freude siehet: der muß gewiß in herrschender Ruhe, Zufriedenheit, und unter vielfachen himlischen Freuden sein Leben hinbringen.
Eng ist die Pforte die zum Glück füret. –
{Röm. 14, 17. 18.} Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, „der Vorzug des Christenthums bestehet nicht in der Erlaubniß alles zu essen und zu trinken, ohne sich an die lästigen Geseze
Mosis zu binden.“
Sondern Gerechtigkeit und Friede und Freu|c116|de im heil. Geist. „Sondern darin, daß es den Menschen
zur
Tugend, und dadurch zur Ruhe und
Freude des heil. Geistes füret.“
Denn wer darin Christo dienet; der ist Gott gefällig und den Menschen werth. „Die Tugend welche uns das Christenthum lehret, ist das einzige Mittel, uns den Beifall
Gottes, und selbst die Achtung der Welt zu verschaffen.“
Und was ist das für eine Tugend, welche das Christenthum lehret? –
{v. 21.} Den Willen Gottes thun. – Also nicht gewisse unerklärliche, oder plözliche, und lebhafte Empfindungen. Nicht, wenn mann bei ausserordentlichen Wohlthaten, und sonst, Regungen der Dankbarkeit gegen
Gott; oder bei Betrachtung des Leidens
Jesu, Traurigkeit, und Schmerz fület. Nicht, wenn man die Religions-Lehren wohl gelernet, und eifrig bekennt. Nicht, wenn man die Nahmen Tugend und
Gott, immer im Munde füret; davon beredt, und mit Wärme, und mit Begeisterung spricht. Nicht, wenn man einige Geseze
Gottes thut, und sich den Ruhm eines bürgerlich-rechtschaffenen Mannes erworben. Dies alles, und was sonst unsre sündliche Begierden, in Gestalt der Tugend uns vormahlen, ist höchstens nur der Weg, den
Willen Gottes zu thun. –
Thun müssen wir den
Willen Gottes. Also 1) Seine Gebothe
{Jak. 2, 10. 11.} alle, Ungetheilt, ohne
einzige Ausnahme und Einschränkung zu befolgen suchen: denn sonst thun wir nicht den Willen
Gottes, sondern unsern selbst gemachten Willen. 2) Sie
{2 Kor. 1, 12.} Redlich, Lauter zu befolgen suchen; vornehmlich aus der Absicht, uns
Gott für
Seine Unermesliche Liebe durch
Jesum Christum, dankbar zu zeigen:
|c117| denn sonst
thun wir den Willen des Ehrgeizes, Eigennuzes, und unsrer Selbst-Liebe, nicht aber den Willen
Gottes. 3) Sie
{Philipper 1, 9–11.} Immer besser zu üben suchen: denn sonst thun wir abermahls nicht den Willen
Gottes, wenn wir ihn nur
einigermaassen thun. 4) Sie endlich,
{1 Kor. 15, 58.} Unaufhörlich bis an den Todt, zu befolgen suchen. – Also, die aus dankbarer Liebe gegen
Gott fliessende redliche Bestrebung,
Seine Gebothe, Ungetheilt, Lauter, Immer besser, und Unaufhörlich auszuüben. – Dies ist ächte, christliche Tugend!
Und was ist das für eine Tugend, welche das Christenthum lehret? –
{v. 21.} Den Willen Gottes thun. – Also nicht gewisse unerklärliche, oder plözliche, und lebhafte Empfindungen. Nicht, wenn mann bei ausserordentlichen Wohlthaten, und sonst, Regungen der Dankbarkeit gegen
Gott; oder bei Betrachtung des Leidens
Jesu, Traurigkeit, und Schmerz fület. Nicht, wenn man die Religions-Lehren wohl gelernet, und eifrig bekennt. Nicht, wenn man die Nahmen Tugend und
Gott, immer im Munde füret; davon beredt, und mit Wärme, und mit Begeisterung spricht. Nicht, wenn man einige Geseze
Gottes thut, und sich den Ruhm eines bürgerlich-rechtschaffenen Mannes erworben. Dies alles, und was sonst unsre sündliche Begierden, in Gestalt der Tugend uns vormahlen, ist höchstens nur der Weg, den
Willen Gottes zu thun. –
Thun müssen wir den
Willen Gottes. Also 1) Seine Gebothe
{Jak. 2, 10. 11.} alle, Ungetheilt, ohne
einzige Ausnahme und Einschränkung zu befolgen suchen: denn sonst thun wir nicht den Willen
Gottes, sondern unsern selbst gemachten Willen. 2) Sie
{2 Kor. 1, 12.} Redlich, Lauter zu befolgen suchen; vornehmlich aus der Absicht, uns
Gott für
Seine Unermesliche Liebe durch
Jesum Christum, dankbar zu zeigen:
|c117| denn sonst
thun wir den Willen des Ehrgeizes, Eigennuzes, und unsrer Selbst-Liebe, nicht aber den Willen
Gottes. 3) Sie
{Philipper 1, 9–11.} Immer besser zu üben suchen: denn sonst thun wir abermahls nicht den Willen
Gottes, wenn wir ihn nur
einigermaassen thun. 4) Sie endlich,
{1 Kor. 15, 58.} Unaufhörlich bis an den Todt, zu befolgen suchen. – Also, die aus dankbarer Liebe gegen
Gott fliessende redliche Bestrebung,
Seine Gebothe, Ungetheilt, Lauter, Immer besser, und Unaufhörlich auszuüben. – Dies ist ächte, christliche Tugend!
Ohne diese ist schlechterdings kein Antheil an Gottes Gnade und der Seligkeit seines Himmels Möglich. Sehet hier die eigene Erklärung unsers Richters! Nur die werden in den Himmel kommen, welche den Willen Gottes thun. v. 21. Selbst eifrige Bekenner der reinen Lehre, und Wunderthäter, die ihn nicht gethan, werden von ihm dereinst als Menschen, die er nie für die Seinigen erkant, weggewiesen werden, Vers 22. 23. Die Hofnungen desjenigen, welcher mit der Reinigkeit seines Glaubens, oder dem Eifer seines Bekentnisses, oder der Stärke seiner Empfindungen, oder dem Glanz seiner Thaten, sein Gewissen einwieget, werden sich in Schrekken, und ewiges Unglück verwandeln. Vers 24–27. Und warum? – {Röm. 3, 23–25. vergl. mit Kap. 6. u. 8. Gal. 5, 6. 13–Ende.} Weil der wahre Glaube an das Verdienst, und die Lehre Jesu, allemahl Tugend-Reich, mit der Tugend unzertrenlich verbunden; weil ein Glaube ohne Tugend, ein Traum, ein Leichnam ist. Jakobi 2, 26.Ohne diese ist schlechterdings kein Antheil an Gottes Gnade und der Seligkeit seines Himmels Möglich. Sehet hier die eigene Erklärung unsers Richters! Nur die werden in den Himmel kommen, welche den Willen Gottes thun. v. 21. Selbst eifrige Bekenner der reinen Lehre, und Wunderthäter, die ihn nicht gethan, werden von ihm dereinst als Menschen, die er nie für die Seinigen erkant, weggewiesen werden, Vers 22. 23. Die Hofnungen desjenigen, welcher mit der Reinigkeit seines Glaubens, oder dem Eifer seines Bekentnisses, oder der Stärke seiner Empfindungen, oder dem Glanz seiner Thaten, sein Gewissen einwieget, werden sich in Schrekken, und ewiges Unglück verwandeln. Vers 24–27. Und warum? – {Röm. 3, 23–25. vergl. mit Kap. 6. u. 8. Gal. 5, 6. 13–Ende.} Weil der wahre Glaube an das Verdienst, und die Lehre Jesu, allemahl Tugend-Reich, mit der Tugend unzertrenlich verbunden; weil ein Glaube ohne Tugend, ein Traum, ein Leichnam ist. Jakobi 2, 26.
{Jakobi 2tes Kapit.} „Nun so kan ich denn von meinem Antheil an Jesu Verdienst gewiß seyn; da ich nie wider, |c118| sondern immer nach meinem Gewissen handele?“ – Unseliges Vorurtheil! {v. 22.} Dies thaten die auch, welche sich eingebildet, es sey genug, wenn man Jesum Herr nenne, seine Religion der Welt predige, und durch Wunderwerke beweise. {v. 23.} Und dennoch waren sie nie von Jesu, für die Seinigen erkant[.] Du handelst immer Nach deinem Gewissen? Aber ist dein Gewissen auch Richtig, oder ist es, wie das Gewissen jener unheiligen Bekenner und Wunderthäter, voll grober Irtümer? – „Wie kan ich aber anders handeln, als nach meiner besten Einsicht?“ – Gehe fleißig und täglich mit dem Gesezbuche Gottes um lerne daraus Seinen Willen immer besser kennen. Berichtige auf diese Art erst, dein Gewissen. Sodenn handele stets nach Gewissen. So {v. 21.} thust du den Willen Gottes, und kanst folglich sicher hoffen in den Himmel zu kommen. {Jakobi 2tes Kapit.} „Nun so kan ich denn von meinem Antheil an Jesu Verdienst gewiß seyn; da ich nie wider, |c118| sondern immer nach meinem Gewissen handele?“ – Unseliges Vorurtheil! {v. 22.} Dies thaten die auch, welche sich eingebildet, es sey genug, wenn man Jesum Herr nenne, seine Religion der Welt predige, und durch Wunderwerke beweise. {v. 23.} Und dennoch waren sie nie von Jesu, für die Seinigen erkant[.] Du handelst immer Nach deinem Gewissen? Aber ist dein Gewissen auch Richtig, oder ist es, wie das Gewissen jener unheiligen Bekenner und Wunderthäter, voll grober Irtümer? – „Wie kan ich aber anders handeln, als nach meiner besten Einsicht?“ – Gehe fleißig und täglich mit dem Gesezbuche Gottes um lerne daraus Seinen Willen immer besser kennen. Berichtige auf diese Art erst, dein Gewissen. Sodenn handele stets nach Gewissen. So {v. 21.} thust du den Willen Gottes, und kanst folglich sicher hoffen in den Himmel zu kommen.
{v. 21.} THUN sollen wir den Willen Gottes. Folglich
, sind
auch die Unterlassungs-Sünden, verdamliche, oder
Tod-Sünden. Nicht bloß der Diebstahl, sondern auch die muthwillig unterlassene christliche Wohlthätigkeit; nicht bloß die Ungerechtigkeit, sondern auch die muthwillig unterlassene christliche Dienstfertigkeit; nicht bloß das liebloose Uebelreden, sondern auch die vorsäzlich unterlassene Empfelung unsrer Neben-Menschen u. s. w., ziehet uns
Gottes Misfallen und das Urtheil der Verdamniß zu. Denn,
{v. 19.} ein jeder Baum der
nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins
Feuer geworfen. Und unser Erlöser und Richter sagt nicht,
Matth. 25, 42. 43. „Ihr habt mich unterdrückt, betrogen etc. Sondern, ihr habt mich
nicht gespeiset, nicht getränket, ihr habt für mich
nicht gesorgt.
|c119| Darum gehet von mir in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“
{v. 21.} THUN sollen wir den Willen Gottes. Folglich
, sind
auch die Unterlassungs-Sünden, verdamliche, oder
Tod-Sünden. Nicht bloß der Diebstahl, sondern auch die muthwillig unterlassene christliche Wohlthätigkeit; nicht bloß die Ungerechtigkeit, sondern auch die muthwillig unterlassene christliche Dienstfertigkeit; nicht bloß das liebloose Uebelreden, sondern auch die vorsäzlich unterlassene Empfelung unsrer Neben-Menschen u. s. w., ziehet uns
Gottes Misfallen und das Urtheil der Verdamniß zu. Denn,
{v. 19.} ein jeder Baum der
nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins
Feuer geworfen. Und unser Erlöser und Richter sagt nicht,
Matth. 25, 42. 43. „Ihr habt mich unterdrückt, betrogen etc. Sondern, ihr habt mich
nicht gespeiset, nicht getränket, ihr habt für mich
nicht gesorgt.
|c119| Darum gehet von mir in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“
Fast unerschöpflich ist diese Rede
Jesu an Wichtigen, Gemeinnüzigen Lehren. Lasset uns nur noch, daraus lernen,
{v. 15.} Irr-Lehrer und
Reissende Wölfe zu erkennen. – Sehet euch vor, vor den Irr-Lehrern die in Schaafs-Fellen zu euch kommen, inwendig aber sind sie reissende Wölfe! Können das auch ungelehrte, gemeine Christen thun? Ja! denn hier sind die zwei so leichten als sicheren Kenzeichen: Ihre
Lehren, und ihre
Thaten. Jene zeigen uns bald, ob sie
Irr-Lehrer; und diese, ob sie bloß
für ihren Eigennuz arbeitende Miethlinge, oder gar
Reissende Wölfe sind. – Wenn dein Lehrer Dinge vorträgt, die dem göttlichen Ansehen der Bibel widersprechen, oder ihren klaren Aussprüchen entgegen sind; vornehmlich, wenn er eine Moral lehret, die sündlichen Lüsten schmeichelt, und die allgemeine Menschen-Liebe, dieses königliche Gesez
Gottes, schwächt: so siehest du klar den
Pharisäer, vor dem dich
Jesus warnet. Fliehe ihn und seine Lehre! – Wenn dein Lehrer nicht
thut; was er
lehret; wenn er in herrschendem Geiz, Ehrsucht, Zwietracht, Ungerechtigkeit u. s. w. lebt: so sey versichert, es ist ihm nicht um die Schaafe zu thun, sondern um ihre Wolle. Nicht für dich prediget
er, sondern für deinen Geldkasten. Fliehe ihn, wenn du kanst. Wenn nicht; so prüfe wenigstens immer, desto genauer, seine Lehren: denn sündliche Leidenschaften verschlimmern eben so wohl den Verstand als das Herz; ein
Lasterhafter Lehrer wird ofte, auch ein
Irriger Lehrer seyn. Prüfe jede seiner Lehren. Findest du sie der Bibel gemäß:
{Math. 23, 2. 3.} so
|c120| thue nach seinen Reden, aber nicht nach seinen Thaten!
Fast unerschöpflich ist diese Rede
Jesu an Wichtigen, Gemeinnüzigen Lehren. Lasset uns nur noch, daraus lernen,
{v. 15.} Irr-Lehrer und
Reissende Wölfe zu erkennen. – Sehet euch vor, vor den Irr-Lehrern die in Schaafs-Fellen zu euch kommen, inwendig aber sind sie reissende Wölfe! Können das auch ungelehrte, gemeine Christen thun? Ja! denn hier sind die zwei so leichten als sicheren Kenzeichen: Ihre
Lehren, und ihre
Thaten. Jene zeigen uns bald, ob sie
Irr-Lehrer; und diese, ob sie bloß
für ihren Eigennuz arbeitende Miethlinge, oder gar
Reissende Wölfe sind. – Wenn dein Lehrer Dinge vorträgt, die dem göttlichen Ansehen der Bibel widersprechen, oder ihren klaren Aussprüchen entgegen sind; vornehmlich, wenn er eine Moral lehret, die sündlichen Lüsten schmeichelt, und die allgemeine Menschen-Liebe, dieses königliche Gesez
Gottes, schwächt: so siehest du klar den
Pharisäer, vor dem dich
Jesus warnet. Fliehe ihn und seine Lehre! – Wenn dein Lehrer nicht
thut; was er
lehret; wenn er in herrschendem Geiz, Ehrsucht, Zwietracht, Ungerechtigkeit u. s. w. lebt: so sey versichert, es ist ihm nicht um die Schaafe zu thun, sondern um ihre Wolle. Nicht für dich prediget
er, sondern für deinen Geldkasten. Fliehe ihn, wenn du kanst. Wenn nicht; so prüfe wenigstens immer, desto genauer, seine Lehren: denn sündliche Leidenschaften verschlimmern eben so wohl den Verstand als das Herz; ein
Lasterhafter Lehrer wird ofte, auch ein
Irriger Lehrer seyn. Prüfe jede seiner Lehren. Findest du sie der Bibel gemäß:
{Math. 23, 2. 3.} so
|c120| thue nach seinen Reden, aber nicht nach seinen Thaten!
„Wie aber? Wenn dieser Pharisäer die undurchdringliche Larve der Heuchelei vornimmt?“ – Erstlich, ist die Heuchelei selten ganz allgemein: auch der geübteste Heuchler giebt sich bloß. Je mehr man seine Begierden an der einen Seite einschränkt, desto mehr brechen sie an der andern hervor: gleich einem Strohm, der über sein Ufer tritt, wenn man ihn durch starke Dämme einschränkt. Der Heuchler verbirgt seine schändliche Neigungen, aus Furcht vor der Welt. Diese Furcht ist bei ihm nicht immer gegenwärtig und wirksam: aber die schändlichen Begierden, die im Grunde seiner Seele herrschen, sind es. Und so wird er gemeiniglich der Thor seiner sündlichen Leidenschaften; von ihnen zu Ausschweifungen hingerissen; und auf diese Art, seinen Mitbürgern entdeckt. – {Lucä 11, 37–Ende und Math. 23.} Ueberdem giebt uns Jesus gewisse Kenzeichen, die den Heuchler verrathen, oder doch wenigstens verdächtig machen. In äusseren, körperlichen Handlungen sehr strenge und pünktlich seyn; die Tugend seiner Neben-Menschen gerne verdächtig machen, und zwar hinter allerlei gleisnerischen Gestalten; allerlei Aufsehenmachender Andächteleien sich befleißigen; für die Lehr-Punkte der Religion eifern und von der Moral verächtlich sprechen; in Kleinigkeiten Pünktlich, und in wichtigen Dingen Gleichgültig seyn; u. s. w. So sind die Heuchler aller Zeiten, und aller Nationen beschaffen. Und an diesen Früchten könnt ihr sie erkennen!„Wie aber? Wenn dieser Pharisäer die undurchdringliche Larve der Heuchelei vornimmt?“ – Erstlich, ist die Heuchelei selten ganz allgemein: auch der geübteste Heuchler giebt sich bloß. Je mehr man seine Begierden an der einen Seite einschränkt, desto mehr brechen sie an der andern hervor: gleich einem Strohm, der über sein Ufer tritt, wenn man ihn durch starke Dämme einschränkt. Der Heuchler verbirgt seine schändliche Neigungen, aus Furcht vor der Welt. Diese Furcht ist bei ihm nicht immer gegenwärtig und wirksam: aber die schändlichen Begierden, die im Grunde seiner Seele herrschen, sind es. Und so wird er gemeiniglich der Thor seiner sündlichen Leidenschaften; von ihnen zu Ausschweifungen hingerissen; und auf diese Art, seinen Mitbürgern entdeckt. – {Lucä 11, 37–Ende und Math. 23.} Ueberdem giebt uns Jesus gewisse Kenzeichen, die den Heuchler verrathen, oder doch wenigstens verdächtig machen. In äusseren, körperlichen Handlungen sehr strenge und pünktlich seyn; die Tugend seiner Neben-Menschen gerne verdächtig machen, und zwar hinter allerlei gleisnerischen Gestalten; allerlei Aufsehenmachender Andächteleien sich befleißigen; für die Lehr-Punkte der Religion eifern und von der Moral verächtlich sprechen; in Kleinigkeiten Pünktlich, und in wichtigen Dingen Gleichgültig seyn; u. s. w. So sind die Heuchler aller Zeiten, und aller Nationen beschaffen. Und an diesen Früchten könnt ihr sie erkennen!