|c[1]| Anweisung
zur
Bildung angehender Theologen.
Erster Theil.
|c[2]|

|c[3]| Einleitung.

1.

Wenn die Bestimmung des Menschen und das höchste Ziel seiner Wünsche, wahre und dauerhafte Glückseligkeit, nicht auf dieses Erdenleben eingeschränkt ist; wenn er, als ein vernünftiges Wesen, dieses Ziel anders nicht erreichen kann, als durch Weisheit und Tugend; wenn die Religion beide lehrt, unterhält, und dazu die kräftigste Ermunterung giebt, ja ohne sie, Weisheit, nicht wahre Weisheit, Tugend, nicht beständige Tugend seyn kann: so giebt es für den edeln Geist des Menschen keine würdigere Beschäftigung, als das Bestreben, die Religion aufs überzeugendste kennen zu lernen und aufs willigste auszuüben.Wenn die Bestimmung des Menschen und das höchste Ziel seiner Wünsche, wahre und dauerhafte Glückseligkeit, nicht auf dieses Erdenleben eingeschränkt ist; wenn er, als ein vernünftiges Wesen, dieses Ziel anders nicht erreichen kann, als durch Weisheit und Tugend; wenn die Religion beide lehrt, unterhält, und dazu die kräftigste Ermunterung giebt, ja ohne sie, Weisheit, nicht wahre Weisheit, Tugend, nicht beständige Tugend seyn kann: so giebt es für den edeln Geist des Menschen keine würdigere Beschäftigung, als das Bestreben, die Religion aufs überzeugendste kennen zu lernen und aufs willigste auszuüben.

2.

Sofern die Religion ein Gegenstand der Erkenntniß ist, kann man bei ihr, wie bei allen andern Gegenständen, einen Unterschied zwischen einer gemeinen und einer philosophischen Kenntniß derselben machen. Letztere findet nur da statt, wo eine Sache im vollständigen Zusammenhange mit andern, wie sie der Grund oder die Folge derselben ist, oder, mit andern Worten, wenn sie wissenschaftlich erkannt wird. Sie ist in dem Grade vollkommener, je mit mehrern Dingen man sie so verbunden denkt, und je mehrere solcher Verbindungen zwischen denselben eingesehen werden.Sofern die Religion ein Gegenstand der Erkenntniß ist, kann man bei ihr, wie bei allen andern Gegenständen, einen Unterschied zwischen einer gemeinen und einer philosophischen Kenntniß derselben machen. Letztere findet nur da statt, wo eine Sache im vollständigen Zusammenhange mit andern, wie sie der Grund oder die Folge derselben ist, oder, mit andern Worten, wenn sie wissenschaftlich erkannt wird. Sie ist in dem Grade vollkommener, je mit mehrern Dingen man sie so verbunden denkt, und je mehrere solcher Verbindungen zwischen denselben eingesehen werden.
|c4| Zusammenhang wird hier nicht von jeder Verbindung genommen, als welche eben so wie die Vorstellung dieser Verbindung, zufällig und willkührlich seyn kann. Nur dann ist eine Erkenntniß philosophisch, wenn man einsieht, wie etwas von dem Andern Grund oder Folge ist, oder wenn man das Eine aus dem Andern erklären kann.

3.

Eine solche eigentlich zusammenhängende oder philosophische Kenntniß irgend einer Art von Gegenständen, macht eben den Kunstverständigen in weiterer Bedeutung aus, sofern er von dem bloß gemeinen Kenner, dem Studierten im weitesten Sinne (homme de lettres), dem bloß mechanisch Handelnden oder Arbeitenden unterschieden wird, und sodann jener Name eben sowohl den Gelehrten als den Künstler bezeichnet. Denn eigentliche Kunst (Τεχνην oder Artem) legt man doch nur dem bei, der seine Kenntnisse in irgend einer Art von Dingen nicht bloß Andern abgelernt oder nur aus Beobachtung geschöpft, sondern auch darüber selbst gedacht, ihren Gründen und Folgen oder möglichen Anwendung nachgeforscht, sich eben sowohl feste und sichere Regeln, und überhaupt allgemeine Kenntnisse, als deutliche Begriffe von der Art seiner Beschäftigungen erworben hat. Freilich muß er historische und philosophische Kenntnisse davon zugleich besitzen. Historische, oder einen ansehnlichen Vorrath und Stoff, den er hernach verarbeiten kann, oder dessen er zur Verarbeitung seiner Kenntnisse bedarf, das heißt: er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum). Aber eben so nothwendig ist, daß er, was er weiß, gut wisse, und besonders im Zusammenhange oder philosophisch einsehe, weil davon selbst die immer mehrere Vollständigkeit |c5| der Kenntniß einer Sache, und noch mehr die Sicherheit und rechte Anwendung derselben, abhängt. – Nicht minder unterscheidet man selbst unter den Kunstverständigen den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten; und dieser Unterschied scheint sich auf den verschiedenen nächsten Zweck zu gründen, wonach man bei Erwerbung einer gewissen Art von Kenntnissen trachtet. Dieser Zweck besteht immer in der Befriedigung gewisser Bedürfnisse oder des Gefühls von dem Werth gewisser Kenntnisse; und diese Bedürfnisse können entweder sinnliche oder geistige seyn, d. i., entweder den Körper und äußerliche Verhältnisse betreffen, in welchen wir gegen irgend Etwas stehen, was außer uns ist, und auf unsre Glückseligkeit Einfluß haben kann, als Gesundheit, Nahrung, Sicherheit, Hülfe von Andern, Vergnügung der Sinne u. dergl., oder die Vollkommenheit des Geistes, Kenntniß des Wahren, Nützlichen, Guten und Schönen, nebst der Bildung des ganzen Charakters, unserer Denk- und Handlungsart, befördern. Dienen nun zusammenhängende Kenntnisse einer gewissen Art von Gegenständen zunächst zur Befriedigung geistiger Bedürfnisse, so macht der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Wissenschaft aus; zielen sie aber zunächst auf Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse ab, so würde der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Kunst heißen müssen. Will man also den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten unterscheiden, so würde derjenige verdienen ein Gelehrter genannt zu werden, der vorzügliche zusammenhängende Kenntnisse in irgend einer Wissenschaft besitzt, d. i. dergleichen Kenntnisse von solchen Gegenständen, die zunächst geistige Bedürfnisse befriedigen sollen; und Gelehrsamkeit wäre dann gründliche Bekanntschaft mit |c6| Gegenständen der so eben beschriebenen Art; da hingegen alle diejenigen zu den Nichtgelehrten gerechnet werden müßten, denen es an Kenntnissen gewisser Art ganz fehlt, oder die davon keine vorzügliche, oder keine zusammenhängende Kenntnisse (in dem vorhin angegebenen Sinne des Wortes) haben, oder deren Kenntnisse Gegenstände betreffen, welche zunächst nur sinnliche Bedürfnisse betreffen und befriedigen.Eine solche eigentlich zusammenhängende oder philosophische Kenntniß irgend einer Art von Gegenständen, macht eben den Kunstverständigen in weiterer Bedeutung aus, sofern er von dem bloß gemeinen Kenner, dem Studierten im weitesten Sinne (homme de lettres), dem bloß mechanisch Handelnden oder Arbeitenden unterschieden wird, und sodann jener Name eben sowohl den Gelehrten als den Künstler bezeichnet. Denn eigentliche Kunst (Τεχνην oder Artem) legt man doch nur dem bei, der seine Kenntnisse in irgend einer Art von Dingen nicht bloß Andern abgelernt oder nur aus Beobachtung geschöpft, sondern auch darüber selbst gedacht, ihren Gründen und Folgen oder möglichen Anwendung nachgeforscht, sich eben sowohl feste und sichere Regeln, und überhaupt allgemeine Kenntnisse, als deutliche Begriffe von der Art seiner Beschäftigungen erworben hat. Freilich muß er historische und philosophische Kenntnisse davon zugleich besitzen. Historische, oder einen ansehnlichen Vorrath und Stoff, den er hernach verarbeiten kann, oder dessen er zur Verarbeitung seiner Kenntnisse bedarf, das heißt: er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum). Aber eben so nothwendig ist, daß er, was er weiß, gut wisse, und besonders im Zusammenhange oder philosophisch einsehe, weil davon selbst die immer mehrere Vollständigkeit |c5| der Kenntniß einer Sache, und noch mehr die Sicherheit und rechte Anwendung derselben, abhängt. – Nicht minder unterscheidet man selbst unter den Kunstverständigen den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten; und dieser Unterschied scheint sich auf den verschiedenen nächsten Zweck zu gründen, wonach man bei Erwerbung einer gewissen Art von Kenntnissen trachtet. Dieser Zweck besteht immer in der Befriedigung gewisser Bedürfnisse oder des Gefühls von dem Werth gewisser Kenntnisse; und diese Bedürfnisse können entweder sinnliche oder geistige seyn, d. i., entweder den Körper und äußerliche Verhältnisse betreffen, in welchen wir gegen irgend Etwas stehen, was außer uns ist, und auf unsre Glückseligkeit Einfluß haben kann, als Gesundheit, Nahrung, Sicherheit, Hülfe von Andern, Vergnügung der Sinne u. dergl., oder die Vollkommenheit des Geistes, Kenntniß des Wahren, Nützlichen, Guten und Schönen, nebst der Bildung des ganzen Charakters, unserer Denk- und Handlungsart, befördern. Dienen nun zusammenhängende Kenntnisse einer gewissen Art von Gegenständen zunächst zur Befriedigung geistiger Bedürfnisse, so macht der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Wissenschaft aus; zielen sie aber zunächst auf Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse ab, so würde der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Kunst heißen müssen. Will man also den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten unterscheiden, so würde derjenige verdienen ein Gelehrter genannt zu werden, der vorzügliche zusammenhängende Kenntnisse in irgend einer Wissenschaft besitzt, d. i. dergleichen Kenntnisse von solchen Gegenständen, die zunächst geistige Bedürfnisse befriedigen sollen; und Gelehrsamkeit wäre dann gründliche Bekanntschaft mit |c6| Gegenständen der so eben beschriebenen Art; da hingegen alle diejenigen zu den Nichtgelehrten gerechnet werden müßten, denen es an Kenntnissen gewisser Art ganz fehlt, oder die davon keine vorzügliche, oder keine zusammenhängende Kenntnisse (in dem vorhin angegebenen Sinne des Wortes) haben, oder deren Kenntnisse Gegenstände betreffen, welche zunächst nur sinnliche Bedürfnisse betreffen und befriedigen.
Anmerk. 1. Bei dem so sehr verschiedenen Sinn, in welchem Gelehrsamkeit genommen wird, und bei den so schwankenden Begriffen davon, war es wenigstens nöthig, einen bestimmten Begriff anzugeben, an den man sich in der Folge halten könnte; und der hier angegebene scheint mit dem Sprachgebrauch am meisten übereinzukommen, weil dadurch wirklich der Gelehrte nicht nur von dem ganz Unwissenden, von dem gemeinen Mann und dem Handwerker, sondern auch von dem viel gebildetern Künstler, dem Geschäftsmann und bloßen Homme de lettres unterschieden wird. Wer bloß mechanisch, oder nur durch Aufmerksamkeit und Uebung, gewisse, selbst vorzügliche Kenntnisse erlangt hat, oder so seine Geschäfte treibt, oder, mit andern Worten, der bloß routinirte Mann, heißt, nach dem Sprachgebrauche, so wenig ein Gelehrter, als bloße selbst bildende Künste, ökonomische, Finanz- und Handelskenntnisse oder Fertigkeiten, zu gelehrten Beschäftigungen gerechnet werden. Was unterscheidet aber den bloß Routinirten von dem eigentlichen Kunstverständigen, wohin auch der Gelehrte gehört, als daß jener, bei Erwerbung oder Anwendung seiner Kenntnisse mechanisch, dieser aber philosophisch verfährt? und was anders, zieht die Gränzlinie zwischen gelehrten und andern Beschäftigungen, als der Unterschied zwischen innerer geistiger, und zwischen äußerlicher Kultur? Nur muß man bei diesem letzteren Unterschiede nicht übersehen, ob eine Beschäftigung jene oder diese zunächst zur Absicht habe; denn |c7| sonst können ja gelehrte Beschäftigungen, als Sprachstudium, Mathematik, Geschichte u. s. w. getrieben werden, um unsere oder Anderer äußerliche Nothdurft, Bequemlichkeit und Vergnügen, so wie mechanische und bildende Künste, um Bildung des Geistes zu befördern.
  • S. Philosophische Blicke auf Wissenschaften und Menschenleben, von Heinzelmann und Voß, Band 1. S. 10 f.
Anmerk. 2. Auf den Unterschiede der gemeinen und der gelehrten Kenntniß der Religion, beruht der bekannte Unterschied, den man zwischen Religion und Theologie macht. Letztere, als Eigenschaft betrachtet, ist eine gelehrte Kenntniß der Religion, und ein Theologe ist daher, der eine solche Kenntniß von der Religion, d. i. von den Begriffen und Lehren besitzt, welche Gott und das gegenseitige Verhältniß zwischen Gott und den Menschen betreffen; so wie Theologie, als Wissenschaft genommen, der Inbegriff der Religionswahrheiten ist, sofern diese auf eine gelehrte Art erkannt werden. {Subtilior religionis expositio, comprehenso simul omni eruditionis apparatu, quem subtilitas illa postulat, nach Morus. Corpus placitorum religionis christianae, erudite et subtiliter expositum, et in artis formam redactum, nach Reinhard.} S. mein Programm de diversitate studiorum, quibus Theologum decet ceteris Ecclesiae doctoribus praestare. Halae 1767. in 4. – Einen Theil der Theologie macht Philosophie über Religion aus, nämlich im Unterschiede von gelehrten historischen Kenntnissen, welche auch die Religion aufklären können. S. J. G. Töllners theologische Untersuchungen, Bd. 1. Stück 1. die 9te Abhandlung. Herder von Religion, Lehrmeinungen und Gebräuchen. 1787. {De Wette über Religion und Theologie. Berlin 1815.}

|c8| 4.

Daß die gelehrte Erkenntniß der Religion an sich einen großen Vorzug vor der gemeinen oder blos populären habe, wird niemand läugnen, wer nicht glaubt, Unwissenheit sei besser als Kenntniß, mangelhafte Kenntniß besser als vollkommnere. Aber die, welche die gelehrtere Erkenntniß in der Religion für unnöthig oder gar für gefährlich halten, wenn sie dies nicht aus Trägheit oder Eigendünkel behaupten, haben entweder nie den Nutzen und gewissermaßen die Unentbehrlichkeit einer solchen Kenntniß recht überdacht, oder stehen in dem Wahn, daß bei solchem Streben nach weiterer Aufklärung, die Religion selbst, sowohl die Kenntniß und der Glaube an sie, als die gottselige Gesinnung, leiden möchte. Gegen jene müßte also der Nutzen, gegen diese die Unschuld der Gelehrsamkeit gezeigt werden.Daß die gelehrte Erkenntniß der Religion an sich einen großen Vorzug vor der gemeinen oder blos populären habe, wird niemand läugnen, wer nicht glaubt, Unwissenheit sei besser als Kenntniß, mangelhafte Kenntniß besser als vollkommnere. Aber die, welche die gelehrtere Erkenntniß in der Religion für unnöthig oder gar für gefährlich halten, wenn sie dies nicht aus Trägheit oder Eigendünkel behaupten, haben entweder nie den Nutzen und gewissermaßen die Unentbehrlichkeit einer solchen Kenntniß recht überdacht, oder stehen in dem Wahn, daß bei solchem Streben nach weiterer Aufklärung, die Religion selbst, sowohl die Kenntniß und der Glaube an sie, als die gottselige Gesinnung, leiden möchte. Gegen jene müßte also der Nutzen, gegen diese die Unschuld der Gelehrsamkeit gezeigt werden.
Anmerk. Es wird immer schwer halten , eigentliche Verächter der Gelehrsamkeit selbst von ihrem Werthe zu überzeugen. Denn davon überzeugt zu werden, bedarf es schon selbst einiger Gelehrsamkeit. Wem es daran fehlt, oder wer nur nach der einen Art gelehrter Erkenntniß, dem Vielwissen, nicht nach der andern, der philosophischen Erkenntniß (§. 3. ) getrachtet, oder nicht immer unparteiisch nachgesucht hat, welchen Werth, welchen Einfluß jedes hat, was wir erkannt haben; oder wer wenigstens nicht um eine anschauende Erkenntniß dieses Werthes und Nutzens bekümmert gewesen ist: der ist auch schwerlich einer Ueberzeugung bei dieser Frage über den Werth der Gelehrsamkeit in der Religion, wenigstens nicht in dem Grade, fähig, daß diese Ueberzeugung den scheinbaren Vorurtheilen dawider das Gleichgewicht halten könnte. Man kann hiernach beurtheilen, ob er ein befugter Richter in dieser Sache sei? Komm und Siehe! ist hier der sicherste Weg zur Ueberzeugung. |c9| Den umgekehrten Weg können nur die geführt werden, die noch nicht gegen Gelehrsamkeit eingenommen sind.

5.

Wie nützlich und selbst wie unentbehrlich unter gewissen Umständen gelehrte Erkenntniß der Religion sei, läßt sich am besten bei den einzelnen zur Bildung eines angehenden Theologen dienlichen Wissenschaften zeigen. Dieß ist die Ursach, warum es in dieser Anleitung bis dahin verschoben wird. Hier sei es genug, im Allgemeinen zu bemerken, daß es bei jeder rechten Kenntniß einer Wahrheit, also auch jeder Lehre in der Religion, auf drei Stücke ankomme: daß man sie – recht verstehe – recht beurtheile und – recht anwende. Das dritte setzt das zweite, so wie das zweite das erste voraus. Wo es an einem dieser drei Stücke fehlt, kann die Erkenntniß dieser Lehre nie das seyn, was sie seyn soll: Mittel, zur Wahrheit, und durch diese zur Glückseligkeit zu gelangen. Bei Angabe des Nutzens einzelner Theile der Gelehrsamkeit in der Religion, müßte also stets ihr Einfluß auf diese drei Stücke in Anschlag genommen werden.Wie nützlich und selbst wie unentbehrlich unter gewissen Umständen gelehrte Erkenntniß der Religion sei, läßt sich am besten bei den einzelnen zur Bildung eines angehenden Theologen dienlichen Wissenschaften zeigen. Dieß ist die Ursach, warum es in dieser Anleitung bis dahin verschoben wird. Hier sei es genug, im Allgemeinen zu bemerken, daß es bei jeder rechten Kenntniß einer Wahrheit, also auch jeder Lehre in der Religion, auf drei Stücke ankomme: daß man sie – recht verstehe – recht beurtheile und – recht anwende. Das dritte setzt das zweite, so wie das zweite das erste voraus. Wo es an einem dieser drei Stücke fehlt, kann die Erkenntniß dieser Lehre nie das seyn, was sie seyn soll: Mittel, zur Wahrheit, und durch diese zur Glückseligkeit zu gelangen. Bei Angabe des Nutzens einzelner Theile der Gelehrsamkeit in der Religion, müßte also stets ihr Einfluß auf diese drei Stücke in Anschlag genommen werden.

6.

Doch wie – wenn Gelehrsamkeit für die Religion gefährlich wäre? – Das ist sie gewiß nicht; und wer dies gleichwohl meint, macht sich entweder von Gelehrsamkeit, oder Religion, oder von dem, was gefährlich ist, falsche Begriffe. Ohne Wegräumung dieses dreifachen Mißverstandes wird man wider und für die Unschuld der Gelehrsamkeit mit gleichem Glück streiten, und die Sache wird unverglichen bleiben .Doch wie – wenn Gelehrsamkeit für die Religion gefährlich wäre? – Das ist sie gewiß nicht; und wer dies gleichwohl meint, macht sich entweder von Gelehrsamkeit, oder Religion, oder von dem, was gefährlich ist, falsche Begriffe. Ohne Wegräumung dieses dreifachen Mißverstandes wird man wider und für die Unschuld der Gelehrsamkeit mit gleichem Glück streiten, und die Sache wird unverglichen bleiben .

|c10| 7.

Echte Gelehrsamkeit reicht theils den nöthigen Stoff zur Erkenntniß und Beurtheilung einer Sache dar, theils lehrt sie die Regeln, wonach dieser beurtheilt, gewürdigt und richtig angewendet werden muß. (§. 3. ) Sie kann also, ihrer Natur nach, dem Wahren und Guten nicht nachtheilig seyn; und wenn sie es wird, so liegt der Grund davon entweder in unvollständigen oder unrichtigen Kenntnissen und Grundsätzen, wonach man verfährt, oder in dem Gelehrten selbst, sofern er von richtigen Kenntnissen und Regeln keinen genugsamen und rechten Gebrauch macht. In beiden Fällen kann der entstehende Schade nicht der Gelehrsamkeit beigemessen werden, sondern im ersteren dem Mangel der Gelehrsamkeit, im letzteren aber entweder dem Vorurtheil, nach welchem der Gelehrte von der Gelehrsamkeit Alles erwartet, da sie doch nur den Verstand aufklären und leiten kann, um dadurch den Weg zur Besserung des Herzens zu bahnen, oder der Gleichgültigkeit gegen das Gute, die zum Theil selbst aus jenem Vorurtheile, zum Theil aus der Macht sinnlicher Neigungen und Leidenschaften entspringt. *) Echte Gelehrsamkeit reicht theils den nöthigen Stoff zur Erkenntniß und Beurtheilung einer Sache dar, theils lehrt sie die Regeln, wonach dieser beurtheilt, gewürdigt und richtig angewendet werden muß. (§. 3. ) Sie kann also, ihrer Natur nach, dem Wahren und Guten nicht nachtheilig seyn; und wenn sie es wird, so liegt der Grund davon entweder in unvollständigen oder unrichtigen Kenntnissen und Grundsätzen, wonach man verfährt, oder in dem Gelehrten selbst, sofern er von richtigen Kenntnissen und Regeln keinen genugsamen und rechten Gebrauch macht. In beiden Fällen kann der entstehende Schade nicht der Gelehrsamkeit beigemessen werden, sondern im ersteren dem Mangel der Gelehrsamkeit, im letzteren aber entweder dem Vorurtheil, nach welchem der Gelehrte von der Gelehrsamkeit Alles erwartet, da sie doch nur den Verstand aufklären und leiten kann, um dadurch den Weg zur Besserung des Herzens zu bahnen, oder der Gleichgültigkeit gegen das Gute, die zum Theil selbst aus jenem Vorurtheile, zum Theil aus der Macht sinnlicher Neigungen und Leidenschaften entspringt. *)
*) Vertraute Briefe, die Religion betreffend, (von J. J. Spalding), vornehmlich im 4ten und 7ten Briefe.

8.

Was ist Religion? – Sind es wahre, gegründete, die strengste Prüfung aushaltende, Gott und das Verhältniß zwischen ihm und den Menschen betreffende Sätze? – Oder sind es bloße Meinungen und menschliche Einfälle, |c11| Zusätze zur Religion, an welchen wir mit Zuversicht und Ergebenheit hängen, weil sie uns entweder von Jugend auf geläufig worden, wir aber das Gegentheil als wahr zu denken ungewohnt sind, oder es nur als wahr zu vermuthen und zu prüfen, uns nicht einmahl in den Sinn kommt; oder weil das Ansehen frommer oder in der Welt vielgeltender Lehrer uns für ihre Richtigkeit Gewähr zu leisten scheint; oder weil wir sie behaglich finden, es sei, daß sie uns eigene Untersuchung und Mühe ersparen, oder wir dabei keine nachtheilige, oft wohl gar gute Folgen für unsere Frömmigkeit und Gemüthsruhe bemerken? – Oder betreffen sie, ihrer Natur nach, Gott und das Verhältniß zwischen ihm und uns eigentlich, weder mittel- noch unmittelbar, gar nicht; scheinen sie uns vielmehr nur dahin zu gehören, weil wir sie in ehrwürdigen Büchern neben und mit Religionswahrheiten gefunden haben, oder unsre Einbildungskraft sie mit diesen Sätzen der Religion einmal so verknüpft hat, daß wir befürchten, Eins müsse mit dem Andern stehen oder fallen? – Im ersten Fall kann Gelehrsamkeit der Religion nicht nachtheilig seyn; sie bewährt sie eben, und hilft jene wahren Lehren von den erdichteten und falschen absondern. Hilft sie im zweiten Fall unechte Zusätze zerstören, so ist sie für die wahre Religion wohlthätig und vertilgt das Unkraut, unter dem wahre Religion ersticken würde. Im dritten raubt sie dem Menschen wenigstens nichts von Religion; aber sie macht auch den Gebrauch solcher fremden Lehren, wenn sie ja noch Wahrheit enthalten, für die Religion unschädlich, und zieht den Fleiß der Menschen von entbehrlicheren Beschäftigungen ab, und lenkt ihn auf solche, die wichtig und heilsam sind, hin.Was ist Religion? – Sind es wahre, gegründete, die strengste Prüfung aushaltende, Gott und das Verhältniß zwischen ihm und den Menschen betreffende Sätze? – Oder sind es bloße Meinungen und menschliche Einfälle, |c11| Zusätze zur Religion, an welchen wir mit Zuversicht und Ergebenheit hängen, weil sie uns entweder von Jugend auf geläufig worden, wir aber das Gegentheil als wahr zu denken ungewohnt sind, oder es nur als wahr zu vermuthen und zu prüfen, uns nicht einmahl in den Sinn kommt; oder weil das Ansehen frommer oder in der Welt vielgeltender Lehrer uns für ihre Richtigkeit Gewähr zu leisten scheint; oder weil wir sie behaglich finden, es sei, daß sie uns eigene Untersuchung und Mühe ersparen, oder wir dabei keine nachtheilige, oft wohl gar gute Folgen für unsere Frömmigkeit und Gemüthsruhe bemerken? – Oder betreffen sie, ihrer Natur nach, Gott und das Verhältniß zwischen ihm und uns eigentlich, weder mittel- noch unmittelbar, gar nicht; scheinen sie uns vielmehr nur dahin zu gehören, weil wir sie in ehrwürdigen Büchern neben und mit Religionswahrheiten gefunden haben, oder unsre Einbildungskraft sie mit diesen Sätzen der Religion einmal so verknüpft hat, daß wir befürchten, Eins müsse mit dem Andern stehen oder fallen? – Im ersten Fall kann Gelehrsamkeit der Religion nicht nachtheilig seyn; sie bewährt sie eben, und hilft jene wahren Lehren von den erdichteten und falschen absondern. Hilft sie im zweiten Fall unechte Zusätze zerstören, so ist sie für die wahre Religion wohlthätig und vertilgt das Unkraut, unter dem wahre Religion ersticken würde. Im dritten raubt sie dem Menschen wenigstens nichts von Religion; aber sie macht auch den Gebrauch solcher fremden Lehren, wenn sie ja noch Wahrheit enthalten, für die Religion unschädlich, und zieht den Fleiß der Menschen von entbehrlicheren Beschäftigungen ab, und lenkt ihn auf solche, die wichtig und heilsam sind, hin.

|c12| 9.

Was ist gefährlich für Religion? Sicherlich nicht, was jene eben erwähnte unechten oder fremden Zusätze zerstört oder absondert, hingegen wahre Religionslehren als wahre darstellt, bestätigt, außer Zweifel setzt, und nützlicher anwenden lehrt. Zwar kann Gelehrsamkeit, wie zugestanden wurde (§. 7. ), durch Zufall und Mißbrauch gefährlich und eine Quelle neuer Uebel werden. Aber – giebt es irgend etwas, das nicht gemißbraucht, nicht gefährlich werden, nicht ausarten kann? Empfindlichkeit, selbst Vernunft, das Edelste im Menschen, selbst Gottseligkeit, erzeugen eben sowohl unter gewissen Umständen Mißvergnügen, Sorgen und Kummer; wovon die Thiere, wovon leichtsinnige Menschen nichts oder wenig empfinden; als sie auf der andern Seite Quellen des höhern und reinern Vergnügens, nothwendige Mittel zu Vollkommenheiten sind, die das Thier und der Leichtsinnige oder Gleichgültige weder begreift noch erreicht. Und wer mag mit diesen tauschen? wer lieber hungern als essen, aus Furcht, seine Gesundheit zu verderben? – Unwissenheit, eingeschränkte Einsichten, Mangel des reifern Ueberlegens sind ihrer Natur nach schädlich; wahre Gelehrsamkeit nie. Nur durch zufällige Umstände können jene unschädlich, diese nachtheilig werden. Aber nicht der Zufall, nur die Natur ist der rechte Maaßstab, den Werth der Dinge zu bestimmen. – Endlich läßt sich doch der Mißbrauch, und es lassen sich jene Uebel verhüten, wenn wir uns, so viel an uns ist, feste und sichere Regeln machen, wonach wir untersuchen; wenn wir in Bestimmung dessen, was wahr und falsch, nützlich oder schädlich ist, nicht weiter gehen als der Stoff , den wir zu verarbeiten, oder wonach wir zu urtheilen haben |c13| und unsere Kräfte reichen; wenn wir unsere Urtheile von dem Maaße unserer Kräfte und von dem Werthe der Dinge in eben dem Verhältnisse berichtigen und verbessern, in welchem sich unsere Einsichten erweitern. *) Aber um alles dieses zu können, müssen wir Vieles wissen und viel geprüft haben; wir werden also in dem Grade gegen Mißbrauch gesichert seyn, in welchem wir gesucht haben, immer gelehrter zu werden. Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott, der auch unsere Fehltritte zum Besten zu lenken weiß!Was ist gefährlich für Religion? Sicherlich nicht, was jene eben erwähnte unechten oder fremden Zusätze zerstört oder absondert, hingegen wahre Religionslehren als wahre darstellt, bestätigt, außer Zweifel setzt, und nützlicher anwenden lehrt. Zwar kann Gelehrsamkeit, wie zugestanden wurde (§. 7. ), durch Zufall und Mißbrauch gefährlich und eine Quelle neuer Uebel werden. Aber – giebt es irgend etwas, das nicht gemißbraucht, nicht gefährlich werden, nicht ausarten kann? Empfindlichkeit, selbst Vernunft, das Edelste im Menschen, selbst Gottseligkeit, erzeugen eben sowohl unter gewissen Umständen Mißvergnügen, Sorgen und Kummer; wovon die Thiere, wovon leichtsinnige Menschen nichts oder wenig empfinden; als sie auf der andern Seite Quellen des höhern und reinern Vergnügens, nothwendige Mittel zu Vollkommenheiten sind, die das Thier und der Leichtsinnige oder Gleichgültige weder begreift noch erreicht. Und wer mag mit diesen tauschen? wer lieber hungern als essen, aus Furcht, seine Gesundheit zu verderben? – Unwissenheit, eingeschränkte Einsichten, Mangel des reifern Ueberlegens sind ihrer Natur nach schädlich; wahre Gelehrsamkeit nie. Nur durch zufällige Umstände können jene unschädlich, diese nachtheilig werden. Aber nicht der Zufall, nur die Natur ist der rechte Maaßstab, den Werth der Dinge zu bestimmen. – Endlich läßt sich doch der Mißbrauch, und es lassen sich jene Uebel verhüten, wenn wir uns, so viel an uns ist, feste und sichere Regeln machen, wonach wir untersuchen; wenn wir in Bestimmung dessen, was wahr und falsch, nützlich oder schädlich ist, nicht weiter gehen als der Stoff , den wir zu verarbeiten, oder wonach wir zu urtheilen haben |c13| und unsere Kräfte reichen; wenn wir unsere Urtheile von dem Maaße unserer Kräfte und von dem Werthe der Dinge in eben dem Verhältnisse berichtigen und verbessern, in welchem sich unsere Einsichten erweitern. *) Aber um alles dieses zu können, müssen wir Vieles wissen und viel geprüft haben; wir werden also in dem Grade gegen Mißbrauch gesichert seyn, in welchem wir gesucht haben, immer gelehrter zu werden. Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott, der auch unsere Fehltritte zum Besten zu lenken weiß!
*) Siehe C. G. Salzmann's Vorrede zu der Schrift: Ueber die wirksamsten Mittel, Kindern Religion beizubringen. Leipzig 1780. gr. 8.

10.

„Aber das Wissen blähet auf!“ – Freilich, wenn Wissen (γνωσις), wie es der Apostel nimmt (1 Kor. 8, 1), so viel ist, als die Meinung, daß man woran recht thue, verbunden mit der Meinung, daß man es alsdann auch thun dürfe, ohne Rücksicht auf unsern schwächern Nächsten, den wir durch unser unvorsichtiges Beispiel verleiten, etwas uns nachzuthun, was er nicht für Recht erkennt; und überhaupt als unreife oder übel angewendete Wissenschaft. Nicht so, wahre Gelehrsamkeit , die, weil sie uns Schwächen und Lücken unsrer Erkenntniß, die Verschiedenheit der Ueberzeugung bei verschiedenen Menschen, und Schwierigkeiten bei Untersuchungen fühlbar macht, eben sowohl Bescheidenheit als Schonung des Nächsten befördert.„Aber das Wissen blähet auf!“ – Freilich, wenn Wissen (γνωσις), wie es der Apostel nimmt (1 Kor. 8, 1), so viel ist, als die Meinung, daß man woran recht thue, verbunden mit der Meinung, daß man es alsdann auch thun dürfe, ohne Rücksicht auf unsern schwächern Nächsten, den wir durch unser unvorsichtiges Beispiel verleiten, etwas uns nachzuthun, was er nicht für Recht erkennt; und überhaupt als unreife oder übel angewendete Wissenschaft. Nicht so, wahre Gelehrsamkeit , die, weil sie uns Schwächen und Lücken unsrer Erkenntniß, die Verschiedenheit der Ueberzeugung bei verschiedenen Menschen, und Schwierigkeiten bei Untersuchungen fühlbar macht, eben sowohl Bescheidenheit als Schonung des Nächsten befördert.

11.

„Viel Wissen, oder Trachten danach, zerstreut; wir vergessen die Anwendung aufs Herz; was bloß Mittel seyn |c14| sollte, wird zum Zweck gemacht!“ – Müßiggang, oder nicht genugsame oder unnütze Beschäftigung, zerstreut auch und läßt Verstand und Herz leer. (Matth. 12, 44. 45.) Eingeschränkte Kenntniß, wonach man doch immer urtheilen und handeln muß, macht verlegen und verursacht entweder Zeitverlust und unnöthige Zerstreuung über dem Suchen desjenigen, was man nicht zu finden weiß, oder gebiert Leichtsinn und Gewissenlosigkeit. Wo nicht Vieles im Kopfe ist, läßt sich auch nicht Vieles, wenigstens nicht recht, anwenden. Bloße Vielwisserei ist nicht Gelehrsamkeit. (§. 3. ) Bilde man nur das Wissen zu dem aus, was wahre Gelehrsamkeit ist (§. 2. und 7. ), und der Vorwurf fällt von selbst weg. Je mehr man in wahrer Gelehrsamkeit fortrückt, desto mehr lernt man sich sammlen, verhütet Zerstreuung, und lernt Alles besser anwenden.„Viel Wissen, oder Trachten danach, zerstreut; wir vergessen die Anwendung aufs Herz; was bloß Mittel seyn |c14| sollte, wird zum Zweck gemacht!“ – Müßiggang, oder nicht genugsame oder unnütze Beschäftigung, zerstreut auch und läßt Verstand und Herz leer. (Matth. 12, 44. 45.) Eingeschränkte Kenntniß, wonach man doch immer urtheilen und handeln muß, macht verlegen und verursacht entweder Zeitverlust und unnöthige Zerstreuung über dem Suchen desjenigen, was man nicht zu finden weiß, oder gebiert Leichtsinn und Gewissenlosigkeit. Wo nicht Vieles im Kopfe ist, läßt sich auch nicht Vieles, wenigstens nicht recht, anwenden. Bloße Vielwisserei ist nicht Gelehrsamkeit. (§. 3. ) Bilde man nur das Wissen zu dem aus, was wahre Gelehrsamkeit ist (§. 2. und 7. ), und der Vorwurf fällt von selbst weg. Je mehr man in wahrer Gelehrsamkeit fortrückt, desto mehr lernt man sich sammlen, verhütet Zerstreuung, und lernt Alles besser anwenden.

12.

„Aber man glaubt um so weniger, je mehr man weiß; und Gelehrsamkeit ist eine reiche Quelle von Zweifeln!“ – Aber wer viel glaubt, wird auch viel betrogen; dagegen sichert demnach nichts besser, als daß man Vieles und daß man es gut wisse; also setzt uns wieder Gelehrsamkeit in den Stand, zu wissen, wo man glauben dürfe oder nicht? – Der Gelehrte zweifelt allerdings mehr wie der Ungelehrte. Aber Zweifel sind nicht immer schädlich; sie sind ein kräftiger Antrieb zur Untersuchung, wobei man immer gewinnt; sie sind sogar das einzige natürliche Mittel, von Vorurtheilen und Irrthümern zurückzukommen. – Und in dem Maaße, wie man in der Gelehrsamkeit wächst, nehmen auch die Kenntnisse zu, um den Ungrund schädlicher Zweifel einzusehen, und es wächst die Fertigkeit, sie aufzu|c15|lösen; denn Zweifel entstehen aus Unwissenheit, und werden nur schädlich, wenn man mit ihnen nicht umzugehen weiß.„Aber man glaubt um so weniger, je mehr man weiß; und Gelehrsamkeit ist eine reiche Quelle von Zweifeln!“ – Aber wer viel glaubt, wird auch viel betrogen; dagegen sichert demnach nichts besser, als daß man Vieles und daß man es gut wisse; also setzt uns wieder Gelehrsamkeit in den Stand, zu wissen, wo man glauben dürfe oder nicht? – Der Gelehrte zweifelt allerdings mehr wie der Ungelehrte. Aber Zweifel sind nicht immer schädlich; sie sind ein kräftiger Antrieb zur Untersuchung, wobei man immer gewinnt; sie sind sogar das einzige natürliche Mittel, von Vorurtheilen und Irrthümern zurückzukommen. – Und in dem Maaße, wie man in der Gelehrsamkeit wächst, nehmen auch die Kenntnisse zu, um den Ungrund schädlicher Zweifel einzusehen, und es wächst die Fertigkeit, sie aufzu|c15|lösen; denn Zweifel entstehen aus Unwissenheit, und werden nur schädlich, wenn man mit ihnen nicht umzugehen weiß.

13.

„Gleichwohl lehrt Erfahrung und Geschichte, daß es eben Gelehrte waren, die Irrthümer aufbrachten, die die Religion von ihrer Einfalt zurückführten, die sie ihrer Geheimnisse zu berauben suchten!“ – Wenn dies Gelehrte gethan haben sollten, so müßte erst, ehe man sie verdammen wollte, das ausgemacht werden, was oben §. 8. erinnert ist. Aber gewiß sind jene Verderbnisse der Religion weit häufigere Folgen der Unwissenheit, des Mißverstandes, der Schwärmerei oder des aftergelehrten Dünkels, welchem Fehler eben die Gelehrsamkeit entgegenarbeitet.„Gleichwohl lehrt Erfahrung und Geschichte, daß es eben Gelehrte waren, die Irrthümer aufbrachten, die die Religion von ihrer Einfalt zurückführten, die sie ihrer Geheimnisse zu berauben suchten!“ – Wenn dies Gelehrte gethan haben sollten, so müßte erst, ehe man sie verdammen wollte, das ausgemacht werden, was oben §. 8. erinnert ist. Aber gewiß sind jene Verderbnisse der Religion weit häufigere Folgen der Unwissenheit, des Mißverstandes, der Schwärmerei oder des aftergelehrten Dünkels, welchem Fehler eben die Gelehrsamkeit entgegenarbeitet.

14.

„Indessen erschwert doch die Gelehrsamkeit und die davon abhängende eingeführte Schulsprache die Kenntniß der Religion!“ – Wenn sie sonst nöthig oder nützlich ist, so müssen uns die Schwierigkeiten nicht abschrecken, sie in unsre Gewalt zu bekommen. Kann sie aber jemand ohne Nachtheil der Wahrheit und Gründlichkeit, oder muß er sie, nach seinen Umständen, entbehren, so überlasse er, ohne Verachtung oder Verunglimpfung, das, was er entbehren kann, dem, der dessen fähig und bedürftig ist.„Indessen erschwert doch die Gelehrsamkeit und die davon abhängende eingeführte Schulsprache die Kenntniß der Religion!“ – Wenn sie sonst nöthig oder nützlich ist, so müssen uns die Schwierigkeiten nicht abschrecken, sie in unsre Gewalt zu bekommen. Kann sie aber jemand ohne Nachtheil der Wahrheit und Gründlichkeit, oder muß er sie, nach seinen Umständen, entbehren, so überlasse er, ohne Verachtung oder Verunglimpfung, das, was er entbehren kann, dem, der dessen fähig und bedürftig ist.

15.

Denn so sehr es allgemeine Pflicht eines jeden Menschen ist, sich um Religion zu bekümmern, und nach Gottseligkeit zu trachten; so nöthig es ist, nicht nur zu lernen, sondern auch das, was man von der Religion weiß, zu er|c16|halten, fester zu begründen, zu vermehren, zu berichtigen, lebhafter und eindrücklicher zu machen, und von Zeit zu Zeit zu erwecken und anzufrischen: so fehlt's doch dem größten Theil der Menschen an Fähigkeit, Hülfsmitteln, Muße, und daher auch mit an Uebung in der Erkenntniß und Gottseligkeit. Um so geläufiger und wirksamer sind bei den meisten Unwissenheit oder seichte Kenntnisse in der Religion, Vorurtheile und grobe oder nach jedes Leidenschaften gebildete Vorstellungen von Gott und unsichtbaren Dingen überhaupt, wodurch ihnen alles Ungewohnte befremdlich, jeder aufsteigende oder gehörte Zweifel aber eine neue Nahrung des Leichtsinns oder der Aengstlichkeit wird. Wie sehr darunter erleuchtete Gewissenhaftigkeit und davon abhängende gute Gesinnung und Betragen eines Menschen sowohl als seine wahre Gemüthsruhe leiden müsse, ist leicht zu begreifen.Denn so sehr es allgemeine Pflicht eines jeden Menschen ist, sich um Religion zu bekümmern, und nach Gottseligkeit zu trachten; so nöthig es ist, nicht nur zu lernen, sondern auch das, was man von der Religion weiß, zu er|c16|halten, fester zu begründen, zu vermehren, zu berichtigen, lebhafter und eindrücklicher zu machen, und von Zeit zu Zeit zu erwecken und anzufrischen: so fehlt's doch dem größten Theil der Menschen an Fähigkeit, Hülfsmitteln, Muße, und daher auch mit an Uebung in der Erkenntniß und Gottseligkeit. Um so geläufiger und wirksamer sind bei den meisten Unwissenheit oder seichte Kenntnisse in der Religion, Vorurtheile und grobe oder nach jedes Leidenschaften gebildete Vorstellungen von Gott und unsichtbaren Dingen überhaupt, wodurch ihnen alles Ungewohnte befremdlich, jeder aufsteigende oder gehörte Zweifel aber eine neue Nahrung des Leichtsinns oder der Aengstlichkeit wird. Wie sehr darunter erleuchtete Gewissenhaftigkeit und davon abhängende gute Gesinnung und Betragen eines Menschen sowohl als seine wahre Gemüthsruhe leiden müsse, ist leicht zu begreifen.

16.

Es wäre also großes und sich selbst belohnendes Verdienst, wenn, wie in allen andern menschlichen Angelegenheiten, die, so mehr vermögen, den Schwächern oder Zerstreutern, auch hierin zu Hülfe kämen. Und wenn sie durch ihre Umstände in den Stand gesetzt würden, sich ganz diesem Geschäfte zu widmen; wenn sie durch ihre vorzüglichern Kenntnisse, durch die sorgfältigste Anschmiegung an Anderer Bedürfnisse, durch die zärtlichste Sorge für deren Gewissen und Gemüthsruhe, durch Klugheit, durch tugendhaftes und gottseliges Beispiel und durch das auf dieses alles gegründete innerliche Ansehen, Weisheit, Tugend und Religion nicht nur lehrten, sondern auch empföhlen; wenn sie dadurch Lehrer, Leiter und Muster für das Gewissen der |c17| übrigen Menschen würden: wie wirksam könnten sie dann für menschliche Glückseligkeit werden!Es wäre also großes und sich selbst belohnendes Verdienst, wenn, wie in allen andern menschlichen Angelegenheiten, die, so mehr vermögen, den Schwächern oder Zerstreutern, auch hierin zu Hülfe kämen. Und wenn sie durch ihre Umstände in den Stand gesetzt würden, sich ganz diesem Geschäfte zu widmen; wenn sie durch ihre vorzüglichern Kenntnisse, durch die sorgfältigste Anschmiegung an Anderer Bedürfnisse, durch die zärtlichste Sorge für deren Gewissen und Gemüthsruhe, durch Klugheit, durch tugendhaftes und gottseliges Beispiel und durch das auf dieses alles gegründete innerliche Ansehen, Weisheit, Tugend und Religion nicht nur lehrten, sondern auch empföhlen; wenn sie dadurch Lehrer, Leiter und Muster für das Gewissen der |c17| übrigen Menschen würden: wie wirksam könnten sie dann für menschliche Glückseligkeit werden!

17.

Wenn nun in der menschlichen Gesellschaft die, welche es einsehen, daß sie selbst den Fleiß nicht auf Religion und Bildung ihres Verstandes und Herzens danach wenden können, den sie sollten und wünschten (§. 15. ), diese Angelegenheit und die ganze Sorge für ihre geistliche Wohlfahrt oder einen Theil dieser Sorge Andern übertrügen, welchen sie am meisten die vorerwähnten Eigenschaften (§. 16. ) zutrauten: so entstünden dadurch in der Gesellschaft die, welche man in Beziehung auf den Unterricht in der Religion Prediger, in Rücksicht auf die Anwendung derselben nach jedes besondern Gemüthsbedürfnissen Seelsorger, und überhaupt Lehrer der Religion zu nennen pflegt. Ein höchst nützlicher und achtungswerther Stand, der nur dem verächtlich oder gleichgültig scheinen kann, der ihn entweder nicht aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, oder der für Tugend, Gewissen und Religion, so weit es nicht in seine eigennützigen Absichten schlägt, keinen Werth hat.Wenn nun in der menschlichen Gesellschaft die, welche es einsehen, daß sie selbst den Fleiß nicht auf Religion und Bildung ihres Verstandes und Herzens danach wenden können, den sie sollten und wünschten (§. 15. ), diese Angelegenheit und die ganze Sorge für ihre geistliche Wohlfahrt oder einen Theil dieser Sorge Andern übertrügen, welchen sie am meisten die vorerwähnten Eigenschaften (§. 16. ) zutrauten: so entstünden dadurch in der Gesellschaft die, welche man in Beziehung auf den Unterricht in der Religion Prediger, in Rücksicht auf die Anwendung derselben nach jedes besondern Gemüthsbedürfnissen Seelsorger, und überhaupt Lehrer der Religion zu nennen pflegt. Ein höchst nützlicher und achtungswerther Stand, der nur dem verächtlich oder gleichgültig scheinen kann, der ihn entweder nicht aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, oder der für Tugend, Gewissen und Religion, so weit es nicht in seine eigennützigen Absichten schlägt, keinen Werth hat.

18.

Selbst dem Staate, wenn er seine Pflichten, Vortheile und Rechte kennt, kann dieser Stand, man mag ihn den geistlichen, oder wie man will, nennen, so wenig gleichgültig seyn, als die Sorge, wie er besetzt wird. – Die Rechte der Menschheit, und unter diesen sind die Rechte des Gewissens die höchsten, können durch keine Art von Verbindungen und Gesetzen aufgehoben werden; und wer die Regierung eines Staats übernimmt, der übernimmt |c18| auch, ausdrücklich oder stillschweigend, die Pflicht, die Tugend und Religion seiner Unterthanen nicht nur nicht zu kränken, sondern sie auch, so viel er kann, zu befördern. *) – Je mehr und je allgemeiner wahre Religion erkannt, je mehr sie für wohlthätig und unentbehrlich zur Glückseligkeit gehalten, je angelegentlicher und genauer sie befolgt wird: desto weniger geschieht den Gesetzen und guten Anstalten, ohne welche keine Gesellschaft bestehen kann, öffentlicher oder heimlicher Abbruch; desto williger thut jeder, auch ungesehen und unerinnert, Gutes, und wirkt desto eifriger zum gemeinen Besten; desto mehr ersetzt sich das, was der Tugend an bürgerlicher Ermunterung abgeht, durch Zufriedenheit des Gewissens, und noch weit mehr durch die Vorstellung des Wohlgefallens Gottes und seiner, selbst über die Gränzen dieses Lebens reichenden, Belohnung.Selbst dem Staate, wenn er seine Pflichten, Vortheile und Rechte kennt, kann dieser Stand, man mag ihn den geistlichen, oder wie man will, nennen, so wenig gleichgültig seyn, als die Sorge, wie er besetzt wird. – Die Rechte der Menschheit, und unter diesen sind die Rechte des Gewissens die höchsten, können durch keine Art von Verbindungen und Gesetzen aufgehoben werden; und wer die Regierung eines Staats übernimmt, der übernimmt |c18| auch, ausdrücklich oder stillschweigend, die Pflicht, die Tugend und Religion seiner Unterthanen nicht nur nicht zu kränken, sondern sie auch, so viel er kann, zu befördern. *) – Je mehr und je allgemeiner wahre Religion erkannt, je mehr sie für wohlthätig und unentbehrlich zur Glückseligkeit gehalten, je angelegentlicher und genauer sie befolgt wird: desto weniger geschieht den Gesetzen und guten Anstalten, ohne welche keine Gesellschaft bestehen kann, öffentlicher oder heimlicher Abbruch; desto williger thut jeder, auch ungesehen und unerinnert, Gutes, und wirkt desto eifriger zum gemeinen Besten; desto mehr ersetzt sich das, was der Tugend an bürgerlicher Ermunterung abgeht, durch Zufriedenheit des Gewissens, und noch weit mehr durch die Vorstellung des Wohlgefallens Gottes und seiner, selbst über die Gränzen dieses Lebens reichenden, Belohnung.
  • *) J. A. Eberhard's neue Apologie des Sokrates, Band 2, Berlin 1778. in 8. S. 117 folgg.
  • (J. J. Spalding) über die Nutzbarkeit des Predigtamts und deren Beförderung, zweite Auflage, Berlin 1773. 8. im ersten Abschnitt, sonderlich S. 33 folgg.
  • F. G. Lüdke über die Abschaffung des geistlichen Standes, nebst Untersuchung, ob derselbe dem Staate entbehrlich und sogar schädlich sei. Berlin 1789. Vergl. mit A. Gerard Rechtfertigung des Predigerstandes gegen Hume. Aus dem Englischen. Berlin 1787.

19.

Unmöglich kann die Religion ihrer Natur nach schädlich seyn. Sie wird es bloß durch Mißverstand, Schwärmerei und ausschweifende Leidenschaften. Dieses zu verhüten und den beseligenden Einfluß der Religion auf die ge|c19|meine und besondere Wohlfahrt zu befördern, sind in dem Staate Anstalten nöthig, wodurch immer richtigere Begriffe von Sittlichkeit und Religion sowohl, als wirksamster Antrieb, sie auszuüben, oder tugendhafte und gottselige Gesinnungen, allgemeiner gemacht werden. Weil aber die, welche fähig seyn möchten, Tugend und Religion auf das richtigste und nachdrücklichste zu lehren und zu empfehlen, schwerlich dieses Geschäft angelegentlich genug treiben werden, wenn sie sich ihm nicht ganz und unzerstreut widmen können; Andere hingegen, die genug Eifer haben möchten, nicht immer die dazu erforderlichen Fähigkeiten oder Kenntnisse besitzen, und in diesem Fall der Religion und dem Staate mehr schädlich als nützlich werden: so macht dies nicht nur, wie zu andern öffentlichen Angelegenheiten, einen besondern Stand nöthig, dergleichen man auch bei allen nur einigermaßen gesitteten Völkern findet; sondern der Staat hat auch die Pflicht und das Recht, für dessen würdigste Besetzung und für Einrichtungen zu sorgen, wodurch das innerliche Ansehen der dazu bestimmten Personen (§. 16. ) durch äußerliches verstärkt, und jede derselben in den Stand gesetzt werde, mit gehörigem Eifer und aufs wirksamste die ihr obliegenden Pflichten zu erfüllen.Unmöglich kann die Religion ihrer Natur nach schädlich seyn. Sie wird es bloß durch Mißverstand, Schwärmerei und ausschweifende Leidenschaften. Dieses zu verhüten und den beseligenden Einfluß der Religion auf die ge|c19|meine und besondere Wohlfahrt zu befördern, sind in dem Staate Anstalten nöthig, wodurch immer richtigere Begriffe von Sittlichkeit und Religion sowohl, als wirksamster Antrieb, sie auszuüben, oder tugendhafte und gottselige Gesinnungen, allgemeiner gemacht werden. Weil aber die, welche fähig seyn möchten, Tugend und Religion auf das richtigste und nachdrücklichste zu lehren und zu empfehlen, schwerlich dieses Geschäft angelegentlich genug treiben werden, wenn sie sich ihm nicht ganz und unzerstreut widmen können; Andere hingegen, die genug Eifer haben möchten, nicht immer die dazu erforderlichen Fähigkeiten oder Kenntnisse besitzen, und in diesem Fall der Religion und dem Staate mehr schädlich als nützlich werden: so macht dies nicht nur, wie zu andern öffentlichen Angelegenheiten, einen besondern Stand nöthig, dergleichen man auch bei allen nur einigermaßen gesitteten Völkern findet; sondern der Staat hat auch die Pflicht und das Recht, für dessen würdigste Besetzung und für Einrichtungen zu sorgen, wodurch das innerliche Ansehen der dazu bestimmten Personen (§. 16. ) durch äußerliches verstärkt, und jede derselben in den Stand gesetzt werde, mit gehörigem Eifer und aufs wirksamste die ihr obliegenden Pflichten zu erfüllen.
Alles bisher Gesagte §. 15 19. kann dazu dienen, angehenden Theologen Liebe und Achtung gegen den Stand, dem sie sich widmen, einzuflößen, und sie von ihrer wahren Bestimmung zu belehren.
{Dieß ist um so mehr gleich bei dem Anfang des theologischen Studiums zu wünschen, da so viele, fast die meisten, durch bloßen Zufall, die Bestimmung ihrer Aeltern, die Beschränktheit ihrer Lage, die sie von kostbareren Studien zurückschreckt, bewogen werden, sich einem Berufe zu widmen, über den sie nie nachgedacht, und dessen hohe Be|c20|deutung sie nie erkannt haben. Noch viel weniger haben sie sich geprüft, ob sie auch geistig und selbst physisch diesem Stande gewachsen seyn werden.}
A. d. H.

20.

Diese Pflichten und die hohen Zwecke, wozu der geistliche Stand da ist, einst würdig zu erfüllen, dazu gehört die gewissenhafteste Prüfung, ob man überhaupt dazu fähig und fest entschlossen sei, so wie ein ununterbrochenes Bestreben, immer fähiger und geschickter zu werden. Eine solche Vorbereitung erfordert, daß man wisse: 1) welche Arten von Kenntnissen nützlich oder unentbehrlich sind, um sich zu einem künftigen Lehrer der Religion zu bilden; 2) welche Fähigkeiten nöthig sind, um diese zu erlangen und auf das nützlichste zu Anderer Besten anzuwenden; 3) welche Hülfsmittel und Uebungen dazu dienen.Diese Pflichten und die hohen Zwecke, wozu der geistliche Stand da ist, einst würdig zu erfüllen, dazu gehört die gewissenhafteste Prüfung, ob man überhaupt dazu fähig und fest entschlossen sei, so wie ein ununterbrochenes Bestreben, immer fähiger und geschickter zu werden. Eine solche Vorbereitung erfordert, daß man wisse: 1) welche Arten von Kenntnissen nützlich oder unentbehrlich sind, um sich zu einem künftigen Lehrer der Religion zu bilden; 2) welche Fähigkeiten nöthig sind, um diese zu erlangen und auf das nützlichste zu Anderer Besten anzuwenden; 3) welche Hülfsmittel und Uebungen dazu dienen.

21.

Alles, was ein künftiger Lehrer der Religion in Absicht auf Kenntnisse zu thun hat, vereinigt sich in drei Hauptbeschäftigungen. Er muß sie auf die rechte Art zu sammlen, sie anzuordnen, und für Andere anzuwenden wissen. Um sich den nöthigen Vorrath zu einer eigenen wohlgegründeten Kenntniß und Ueberzeugung von der Religion zu verschaffen, wird er vor allen Dingen nach Kenntniß der Natur überhaupt zu streben, und besonders, bei seiner Bestimmung zum Lehrer der Religion, sich zu bemühen haben, über Gott, so weit es der endliche Verstand vermag, und über die geistige Natur des Menschen richtig denken zu lernen, weil ohne diese Kenntniß, welche die Philosophie darreicht, weder eine recht überzeugende Erkenntniß von dem Verhältniß zwischen Gott und den Men|c21|schen, womit sich die Religion beschäftigt, erhalten, noch ein richtiger Gebrauch der Vernunft bei solchen Untersuchungen gemacht werden kann.Alles, was ein künftiger Lehrer der Religion in Absicht auf Kenntnisse zu thun hat, vereinigt sich in drei Hauptbeschäftigungen. Er muß sie auf die rechte Art zu sammlen, sie anzuordnen, und für Andere anzuwenden wissen. Um sich den nöthigen Vorrath zu einer eigenen wohlgegründeten Kenntniß und Ueberzeugung von der Religion zu verschaffen, wird er vor allen Dingen nach Kenntniß der Natur überhaupt zu streben, und besonders, bei seiner Bestimmung zum Lehrer der Religion, sich zu bemühen haben, über Gott, so weit es der endliche Verstand vermag, und über die geistige Natur des Menschen richtig denken zu lernen, weil ohne diese Kenntniß, welche die Philosophie darreicht, weder eine recht überzeugende Erkenntniß von dem Verhältniß zwischen Gott und den Men|c21|schen, womit sich die Religion beschäftigt, erhalten, noch ein richtiger Gebrauch der Vernunft bei solchen Untersuchungen gemacht werden kann.

22.

Da sich aber das Christenthum auf die nähere Offenbarung Gottes in der heiligen Schrift gründet; diese aber in der hebräischen oder chaldäischen und griechischen Sprache zu uns gekommen ist; und erstere wenigstens ohne Bekanntschaft mit den verwandten Dialekten nicht gründlich verstanden werden kann; außerdem auch die heilige Schrift sich theils auf viele historische Umstände bezieht, theils manche historische Kenntnisse zur Beurtheilung der Glaubwürdigkeit der heiligen Bücher überhaupt oder in einzelnen Stellen erfordert werden: so wird er nach genauer Kenntniß der hebräischen und griechischen, und der mit jener verwandten Sprachen, desgleichen der alten Geschichte und anderer historischen Hülfswissenschaften trachten, auch sich durch sichere, auf Vernunft und Beobachtung der Natur gedachter Sprachen, wie sie in der heiligen Schrift gebraucht sind, gegründete Regeln und fleißige Uebung in Erklärung alter Schriften zu einem gründlichen Ausleger bilden müssen.Da sich aber das Christenthum auf die nähere Offenbarung Gottes in der heiligen Schrift gründet; diese aber in der hebräischen oder chaldäischen und griechischen Sprache zu uns gekommen ist; und erstere wenigstens ohne Bekanntschaft mit den verwandten Dialekten nicht gründlich verstanden werden kann; außerdem auch die heilige Schrift sich theils auf viele historische Umstände bezieht, theils manche historische Kenntnisse zur Beurtheilung der Glaubwürdigkeit der heiligen Bücher überhaupt oder in einzelnen Stellen erfordert werden: so wird er nach genauer Kenntniß der hebräischen und griechischen, und der mit jener verwandten Sprachen, desgleichen der alten Geschichte und anderer historischen Hülfswissenschaften trachten, auch sich durch sichere, auf Vernunft und Beobachtung der Natur gedachter Sprachen, wie sie in der heiligen Schrift gebraucht sind, gegründete Regeln und fleißige Uebung in Erklärung alter Schriften zu einem gründlichen Ausleger bilden müssen.

23.

So würde auch eine pragmatische Kenntniß der Geschichte überhaupt, und besonders der Veränderungen, die mit der Religion und der darauf gegründeten Kirche vorgegangen sind, außer dem schon erwähnten Nutzen, einen mächtigen Eindruck von dem so weisen Gange der göttlichen Fürsehung geben, der zur Erweckung der Aufmerksamkeit |c22| auf die Religion und ihren unaussprechlichen Werth sowohl, als auf die ganze Gesinnung gegen Gott so unentbehrlich ist. Sie würde den großen Einfluß der gebrauchten oder vernachlässigten Vorerkenntnisse bei der Religion und dem Christenthum, die seligen Folgen einer durch bescheidenen und regelmäßigen Gebrauch der Vernunft und der heiligen Schrift aufgeklärten Religion und ihrer gewissenhaften Befolgung, so wie die traurigen Folgen des Gegentheils , einleuchtend machen, und dadurch kräftig zu jenem ermuntern, und vor diesem warnen. Sie würde auch zeigen, wie weit man in der gründlichen und heilsamen Erkenntniß der Religion vorwärts oder zurückgekommen sei, und dadurch zu erkennen geben, was man von früheren, auf Religion Beziehung habenden Vorarbeiten, benutzen, verbessern oder wegräumen müsse.So würde auch eine pragmatische Kenntniß der Geschichte überhaupt, und besonders der Veränderungen, die mit der Religion und der darauf gegründeten Kirche vorgegangen sind, außer dem schon erwähnten Nutzen, einen mächtigen Eindruck von dem so weisen Gange der göttlichen Fürsehung geben, der zur Erweckung der Aufmerksamkeit |c22| auf die Religion und ihren unaussprechlichen Werth sowohl, als auf die ganze Gesinnung gegen Gott so unentbehrlich ist. Sie würde den großen Einfluß der gebrauchten oder vernachlässigten Vorerkenntnisse bei der Religion und dem Christenthum, die seligen Folgen einer durch bescheidenen und regelmäßigen Gebrauch der Vernunft und der heiligen Schrift aufgeklärten Religion und ihrer gewissenhaften Befolgung, so wie die traurigen Folgen des Gegentheils , einleuchtend machen, und dadurch kräftig zu jenem ermuntern, und vor diesem warnen. Sie würde auch zeigen, wie weit man in der gründlichen und heilsamen Erkenntniß der Religion vorwärts oder zurückgekommen sei, und dadurch zu erkennen geben, was man von früheren, auf Religion Beziehung habenden Vorarbeiten, benutzen, verbessern oder wegräumen müsse.

24.

Um die dazu nöthigen Hülfsmittel sicherer gebrauchen zu können, wird nicht nur zum Theil die Kenntniß der vorhin erwähnten biblischen Grundsprachen, sondern auch die Kenntniß der lateinischen sehr nothwendig, auch selbst einiger neueren Sprachen nützlich seyn; wenigstens in so fern, als jene die unter Gelehrten am meisten zum Vortrag gelehrter Sachen gebrauchte , in diesen aber vieles geschrieben ist, was erhebliche Aufklärungen über manche Theile der Theologie enthält. Daß eine genaue Bekanntschaft und besondere Fertigkeit in der Muttersprache aus eben diesem Grunde und noch weit mehr zur fruchtbarsten Mittheilung der Religionskenntnisse an Andere, unentbehrlich sei, scheint so wenig einer Erinnerung zu bedürfen, als daß zur Erlangung aller bisher erwähnten |c23| Kenntnisse, und überhaupt zur Benutzung dessen, was uns von Andern vorgearbeitet worden, Kenntniß der besten Bücher, sonderlich der in allen Theilen der Theologie geschriebenen, nöthig sei.Um die dazu nöthigen Hülfsmittel sicherer gebrauchen zu können, wird nicht nur zum Theil die Kenntniß der vorhin erwähnten biblischen Grundsprachen, sondern auch die Kenntniß der lateinischen sehr nothwendig, auch selbst einiger neueren Sprachen nützlich seyn; wenigstens in so fern, als jene die unter Gelehrten am meisten zum Vortrag gelehrter Sachen gebrauchte , in diesen aber vieles geschrieben ist, was erhebliche Aufklärungen über manche Theile der Theologie enthält. Daß eine genaue Bekanntschaft und besondere Fertigkeit in der Muttersprache aus eben diesem Grunde und noch weit mehr zur fruchtbarsten Mittheilung der Religionskenntnisse an Andere, unentbehrlich sei, scheint so wenig einer Erinnerung zu bedürfen, als daß zur Erlangung aller bisher erwähnten |c23| Kenntnisse, und überhaupt zur Benutzung dessen, was uns von Andern vorgearbeitet worden, Kenntniß der besten Bücher, sonderlich der in allen Theilen der Theologie geschriebenen, nöthig sei.

25.

Bei dem Studium der Sprachen, Lesung und Auslegung alter Schriften, Beurtheilung der Quellen, woraus man Religions- und andere Kenntnisse schöpfen soll, und überhaupt zu der auch bei der Religion so nöthigen Unterscheidung des Echten und Unechten, ist ferner die Kenntniß und Fertigkeit in der Kritik unentbehrlich. Eben dieses gilt von den schönen Wissenschaften, die sich mit Bildung des Geschmacks beschäftigen, der auf die Unterscheidung des Schicklichen und Unschicklichen, auf das geistvolle Studium alter Schriften und Sprachen, auf die gleich weite Entfernung von Schwärmerei und Spitzfindigkeit, und auf das Empfehlende des Vortrags, ja selbst des Betragens, einen so wesentlichen Einfluß hat.Bei dem Studium der Sprachen, Lesung und Auslegung alter Schriften, Beurtheilung der Quellen, woraus man Religions- und andere Kenntnisse schöpfen soll, und überhaupt zu der auch bei der Religion so nöthigen Unterscheidung des Echten und Unechten, ist ferner die Kenntniß und Fertigkeit in der Kritik unentbehrlich. Eben dieses gilt von den schönen Wissenschaften, die sich mit Bildung des Geschmacks beschäftigen, der auf die Unterscheidung des Schicklichen und Unschicklichen, auf das geistvolle Studium alter Schriften und Sprachen, auf die gleich weite Entfernung von Schwärmerei und Spitzfindigkeit, und auf das Empfehlende des Vortrags, ja selbst des Betragens, einen so wesentlichen Einfluß hat.

26.

Dieß alles ist jedoch eigentlich nur Vorbereitung auf das Studium der Theologie, und durch Hülfe jener Kenntnisse und Uebungen muß sich erst eine wohl zusammenhängende gründliche Kenntniß der theoretischen und praktischen Religionslehren bilden. Soll diese auf eigener gewissenhaftesten Ueberzeugung beruhen, so wird man selbst die einzeln erlangten Kenntnisse mit einander verglichen, durch einander geläutert, bestimmt und bestätigt haben müssen. Immer würden aber auch die dann abgehenden Vorstellungen Einzelnen sowohl, als die Erklärung der kirchlichen Gesellschaft, zu der man sich, |c24| nach vorhergegangener Ueberzeugung, daß sie unter allen andern der Vernunft und heiligen Schrift am nächsten komme, bekennt, mit in Anschlag zu bringen seyn. Auf diese Art entsteht die Nothwendigkeit der Kenntniß von thetischer Theologie, theologischer Moral, Polemik und Symbolik.Dieß alles ist jedoch eigentlich nur Vorbereitung auf das Studium der Theologie, und durch Hülfe jener Kenntnisse und Uebungen muß sich erst eine wohl zusammenhängende gründliche Kenntniß der theoretischen und praktischen Religionslehren bilden. Soll diese auf eigener gewissenhaftesten Ueberzeugung beruhen, so wird man selbst die einzeln erlangten Kenntnisse mit einander verglichen, durch einander geläutert, bestimmt und bestätigt haben müssen. Immer würden aber auch die dann abgehenden Vorstellungen Einzelnen sowohl, als die Erklärung der kirchlichen Gesellschaft, zu der man sich, |c24| nach vorhergegangener Ueberzeugung, daß sie unter allen andern der Vernunft und heiligen Schrift am nächsten komme, bekennt, mit in Anschlag zu bringen seyn. Auf diese Art entsteht die Nothwendigkeit der Kenntniß von thetischer Theologie, theologischer Moral, Polemik und Symbolik.

27.

Nun erst kann von der fruchtbarsten Mittheilung und Empfehlung der erlangten Religionskenntnisse an Andere durch Unterricht und Beispiel, und von dem gesammten Betragen eines Religionslehrers gegen die, welche sich seiner Leitung anvertrauen, die Rede seyn. Hierzu bedarf es der Kenntniß, wie der Vortrag aufs lehrreichste und eindrücklichste einzurichten ist, sowohl der an einander hängende in Predigten, als der mehr zerstückte in Gesprächen über die Religion, kurz, Kenntniß der Homiletik und Katechetik; desgleichen die Einsicht in das ganze vorsichtige, weise und erbauliche Verhalten eines Lehrers und Seelsorgers, oder in die sogenannte Pastoraltheologie, verbunden mit der Kenntniß geistlicher Rechte und Kirchengesetze, oder der geistlichen Rechtsgelahrtheit.Nun erst kann von der fruchtbarsten Mittheilung und Empfehlung der erlangten Religionskenntnisse an Andere durch Unterricht und Beispiel, und von dem gesammten Betragen eines Religionslehrers gegen die, welche sich seiner Leitung anvertrauen, die Rede seyn. Hierzu bedarf es der Kenntniß, wie der Vortrag aufs lehrreichste und eindrücklichste einzurichten ist, sowohl der an einander hängende in Predigten, als der mehr zerstückte in Gesprächen über die Religion, kurz, Kenntniß der Homiletik und Katechetik; desgleichen die Einsicht in das ganze vorsichtige, weise und erbauliche Verhalten eines Lehrers und Seelsorgers, oder in die sogenannte Pastoraltheologie, verbunden mit der Kenntniß geistlicher Rechte und Kirchengesetze, oder der geistlichen Rechtsgelahrtheit.

28.

Schon die Menge und der große Umfang gedachter Wissenschaften eröffnen dem angehende Theologen ein sehr großes Feld, und erfordern keine gemeine Fähigkeiten, Uebungen und Hülfsmittel, wenn man es darin zu einiger Vollkommenheit bringen will. Ueberdies wird jede dieser Wissenschaften von Zeit zu Zeit reicher und weitläufiger. Und noch ist nicht einmal in Anschlag gebracht worden, daß man auch aus diesem Stande gemeiniglich die Lehrer in Schulen |c25| nimmt, und die Forderungen an sie bis zum Ungebührlichen häuft; daß auch noch andere Wissenschaften sehr nützlich und nothwendig sind, die entweder nicht, wie die vorhin berührten, einen unmittelbaren Einfluß in das Studium der Theologie haben, oder von dem Lehrer der Religion, nicht als von einem solchen, verstanden zu werden brauchen; und daß es eben so schwer, wo nicht noch schwerer ist, das Falsche und Ueberflüssige in diesen Wissenschaften zu entdecken und zu vergessen, als das Wahre und Nützliche zu lernen.Schon die Menge und der große Umfang gedachter Wissenschaften eröffnen dem angehende Theologen ein sehr großes Feld, und erfordern keine gemeine Fähigkeiten, Uebungen und Hülfsmittel, wenn man es darin zu einiger Vollkommenheit bringen will. Ueberdies wird jede dieser Wissenschaften von Zeit zu Zeit reicher und weitläufiger. Und noch ist nicht einmal in Anschlag gebracht worden, daß man auch aus diesem Stande gemeiniglich die Lehrer in Schulen |c25| nimmt, und die Forderungen an sie bis zum Ungebührlichen häuft; daß auch noch andere Wissenschaften sehr nützlich und nothwendig sind, die entweder nicht, wie die vorhin berührten, einen unmittelbaren Einfluß in das Studium der Theologie haben, oder von dem Lehrer der Religion, nicht als von einem solchen, verstanden zu werden brauchen; und daß es eben so schwer, wo nicht noch schwerer ist, das Falsche und Ueberflüssige in diesen Wissenschaften zu entdecken und zu vergessen, als das Wahre und Nützliche zu lernen.

29.

Gerade wegen dieses großen Umfangs würde es theils schädlich, theils vergeblich seyn, wenn man es darauf anlegen wollte, alle diese Wissenschaften, die den angehenden Theologen bilden können, wenigstens mit gleicher Anstrengung des eigenen Fleißes, zu studieren: ein Unternehmen, wozu man bei dem Gefühl vorzüglicher Kräfte und bei herrschender Liebe zu den Wissenschaften, oft auch aus Eitelkeit, leicht versucht werden kann. Denn nur wenige Menschen besitzen außerordentliche Fähigkeiten, und auch diese haben sie nur vorzüglich zu gewissen Arten von Kenntnissen und Wissenschaften. Nur wenige werden durch günstige Umstände der Muße und hinlänglicher Hülfsmittel unterstützt, um jenen Vorsatz, wenn's ihnen auch nicht an Kräften und rastlosem Fleiß fehlte, einigermaßen durchsetzen zu können. Niemals kann auch eine solche ins Unbestimmte gehende Wißbegierde und einiger glücklicher Fortgang derselben anders, als auf Unkosten der Gründlichkeit und Reife der Einsichten, anderer oft noch theurer Pflichten, ja selbst der Leibes- und höheren Gemüthskräfte, geschehen. Ueberhaupt aber kann es sich kaum jemand im Ernst beigehen lassen, es in vielerlei Wis|c26|senschaften zur Vollkommenheit zu bringen, wenn er den Umfang der Wissenschaft, die Größe und Schwierigkeiten der dabei nöthigen Beschäftigungen, und das eingeschränkte oder sehr erschöpfliche Maaß der menschlichen Kräfte kennt.Gerade wegen dieses großen Umfangs würde es theils schädlich, theils vergeblich seyn, wenn man es darauf anlegen wollte, alle diese Wissenschaften, die den angehenden Theologen bilden können, wenigstens mit gleicher Anstrengung des eigenen Fleißes, zu studieren: ein Unternehmen, wozu man bei dem Gefühl vorzüglicher Kräfte und bei herrschender Liebe zu den Wissenschaften, oft auch aus Eitelkeit, leicht versucht werden kann. Denn nur wenige Menschen besitzen außerordentliche Fähigkeiten, und auch diese haben sie nur vorzüglich zu gewissen Arten von Kenntnissen und Wissenschaften. Nur wenige werden durch günstige Umstände der Muße und hinlänglicher Hülfsmittel unterstützt, um jenen Vorsatz, wenn's ihnen auch nicht an Kräften und rastlosem Fleiß fehlte, einigermaßen durchsetzen zu können. Niemals kann auch eine solche ins Unbestimmte gehende Wißbegierde und einiger glücklicher Fortgang derselben anders, als auf Unkosten der Gründlichkeit und Reife der Einsichten, anderer oft noch theurer Pflichten, ja selbst der Leibes- und höheren Gemüthskräfte, geschehen. Ueberhaupt aber kann es sich kaum jemand im Ernst beigehen lassen, es in vielerlei Wis|c26|senschaften zur Vollkommenheit zu bringen, wenn er den Umfang der Wissenschaft, die Größe und Schwierigkeiten der dabei nöthigen Beschäftigungen, und das eingeschränkte oder sehr erschöpfliche Maaß der menschlichen Kräfte kennt.

30.

Doch unendlich seltner ist dieser Fehler des zu Vielen, als der entgegenstehende Hang und das Vorurtheil, daß man, die Pflichten eines würdigen Lehrers der Religion zu erfüllen, nur wenig brauche: ein Vorurtheil, das, außer unrichtigen Begriffen von dem Umfang und Zusammenhang der Gelehrsamkeit und ihrem Einfluß auf gründliche und lebendige Religionskenntnisse, *) durch flüchtiges und seichtes Studieren auf Schulen, durch Liebe zur Gemächlichkeit, durch das Studieren um guter Tage willen, manchmahl auch durch natürliche Muthlosigkeit, und noch mehr durch üble, aber mit Ansehen und Reichthümern belohnte Beispiele Anderer, sehr unterstützt wird.Doch unendlich seltner ist dieser Fehler des zu Vielen, als der entgegenstehende Hang und das Vorurtheil, daß man, die Pflichten eines würdigen Lehrers der Religion zu erfüllen, nur wenig brauche: ein Vorurtheil, das, außer unrichtigen Begriffen von dem Umfang und Zusammenhang der Gelehrsamkeit und ihrem Einfluß auf gründliche und lebendige Religionskenntnisse, *) durch flüchtiges und seichtes Studieren auf Schulen, durch Liebe zur Gemächlichkeit, durch das Studieren um guter Tage willen, manchmahl auch durch natürliche Muthlosigkeit, und noch mehr durch üble, aber mit Ansehen und Reichthümern belohnte Beispiele Anderer, sehr unterstützt wird.
*) Vergleiche Joh. Friedrich Jacobi vermischte Abhandlungen, zweite Sammlung, Hannover 1764, in 8., im fünften, sechsten und siebenten Aufsatz, S. 93–213. mit den Briefen über die Jacobischen Gedanken, die Erziehung der Geistlichkeit und die Gelehrsamkeit betreffend, Lübeck und Leipzig 1768. 8. und: Ueber einige verkannte, wenigstens ungenutzte Mittel zur Beförderung der Industrie etc. Erstes Fragment, von J. H. Campe, Wolfenbüttel 1786. in 8. im 2ten Aufsatze, mit den in der allgemeinen deutschen Bibliothek, Band 84. S. 592 f. angezeigten Schriften und der in dem Journal für Prediger, Band 19. S. 129 f. befindlichen Beurtheilung.

|c27| 31.

So verschieden der Wirkungskreis ist, dem ein angehender Geistlicher bestimmt werden kann; so verschieden daher auch der Grad der Vollkommenheit ist, der, nach jener besondern Bestimmung, von ihm gefordert werden mag; und so billig ein Unterschied zwischen einem Prediger und einem eigentlichen Theologen gemacht wird, von welchen jener Ungelehrte belehren und leiten, dieser selbst Lehrer bilden soll: so ist es doch, zunächst wenigstens, nicht immer gewiß, wozu ein Jeder dereinst bestimmt werden möchte. Nächstdem ist es nicht nur für die Gelehrsamkeit, sondern auch für die Religion selbst sehr nachtheilig, wenn die, so sich ein sehr kleines Ziel setzten, und deswegen wenig lernten, hernach dennoch zu ansehnlicheren Stellen gelangen, wo sie künftige Lehrer auf geraden oder krummen Wegen bilden, prüfen oder befördern sollen. Die Folge davon ist alsdann, daß sie, als Schul- oder akademische Lehrer Andern nicht mittheilen können, was sie selbst nicht haben; daß sie das als entbehrlich oder verächtlich vorstellen, was sie eigentlich und vornehmlich lehren sollen; daß sie durch Beides gelehrte Anstalten in bloße Volksschulen oder Anstalten für den künftigen Handwerker oder Geschäftsmann verwandeln, und sie, wie die Gelehrsamkeit selbst, immer mehr vernichten helfen. Sind sie aber als Obere anderer Lehrer angestellt, so sehen sie sich, als selbst Versäumte, ungern von denen, die in der bürgerlichen oder kirchlichen Gesellschaft unter ihnen stehen, übertroffen; fordern daher auch von ihnen das nicht, was sie selbst nicht besitzen; können nicht mit Weisheit, oder wollen nicht mit Gerechtigkeit jedem seine Bestimmung, nach dem Maaß seiner mehrern |c28| oder mindern Vollkommenheit anweisen; werden oft verleitet, ihre Gewalt zu mißbrauchen, um die, welche ihnen an Kenntnissen überlegen sind, zu unterdrücken oder nieder zu halten: und so sind sie, selbst ihres höhern Postens unwürdig, oft Werkzeuge, fähigere Männer an Ausführung guter Absichten zu hindern, und gute Anstalten, über deren Erhaltung und immer steigenden Flor sie wachen sollten, zu Grunde zu richten.So verschieden der Wirkungskreis ist, dem ein angehender Geistlicher bestimmt werden kann; so verschieden daher auch der Grad der Vollkommenheit ist, der, nach jener besondern Bestimmung, von ihm gefordert werden mag; und so billig ein Unterschied zwischen einem Prediger und einem eigentlichen Theologen gemacht wird, von welchen jener Ungelehrte belehren und leiten, dieser selbst Lehrer bilden soll: so ist es doch, zunächst wenigstens, nicht immer gewiß, wozu ein Jeder dereinst bestimmt werden möchte. Nächstdem ist es nicht nur für die Gelehrsamkeit, sondern auch für die Religion selbst sehr nachtheilig, wenn die, so sich ein sehr kleines Ziel setzten, und deswegen wenig lernten, hernach dennoch zu ansehnlicheren Stellen gelangen, wo sie künftige Lehrer auf geraden oder krummen Wegen bilden, prüfen oder befördern sollen. Die Folge davon ist alsdann, daß sie, als Schul- oder akademische Lehrer Andern nicht mittheilen können, was sie selbst nicht haben; daß sie das als entbehrlich oder verächtlich vorstellen, was sie eigentlich und vornehmlich lehren sollen; daß sie durch Beides gelehrte Anstalten in bloße Volksschulen oder Anstalten für den künftigen Handwerker oder Geschäftsmann verwandeln, und sie, wie die Gelehrsamkeit selbst, immer mehr vernichten helfen. Sind sie aber als Obere anderer Lehrer angestellt, so sehen sie sich, als selbst Versäumte, ungern von denen, die in der bürgerlichen oder kirchlichen Gesellschaft unter ihnen stehen, übertroffen; fordern daher auch von ihnen das nicht, was sie selbst nicht besitzen; können nicht mit Weisheit, oder wollen nicht mit Gerechtigkeit jedem seine Bestimmung, nach dem Maaß seiner mehrern |c28| oder mindern Vollkommenheit anweisen; werden oft verleitet, ihre Gewalt zu mißbrauchen, um die, welche ihnen an Kenntnissen überlegen sind, zu unterdrücken oder nieder zu halten: und so sind sie, selbst ihres höhern Postens unwürdig, oft Werkzeuge, fähigere Männer an Ausführung guter Absichten zu hindern, und gute Anstalten, über deren Erhaltung und immer steigenden Flor sie wachen sollten, zu Grunde zu richten.

32.

Hiernächst ist der Vollkommenheit, wonach jeder, wonach besonders der ringen sollte, wer Andere leiten, und für sie Muster seyn will, nichts so nachtheilig, als wenn man sich das Ziel so kurz steckt, nach welchem man laufen will. Es verräth schon wenig Trieb, wenig Gefühl seiner Kräfte, und wenig Entschlossenheit, folglich auch wenig Beruf, sich vor Andern auszuzeichnen, wenn man sehr eingeschränkte Absichten hat. Je kürzer und je leichter zu erreichen das Ziel, desto weniger Anstrengung! Natürliche Trägheit und eintretende Hindernisse ziehen ohnehin Viele vom Fleiß ab. – Und warum bestimmen wir, was und wie viel jemand lernen soll, nur nach Beschaffenheit des Amts, nicht auch eben so sehr nach jedes Fähigkeit, die darauf gegründete Neigung und die angebotene Gelegenheit? Dieses giebt doch eigentlich den wahren göttlichen Beruf zu einer Beschäftigung, worin wir es am weitesten bringen, und womit wir gerade am nützlichsten werden können. Wenn denn auch äußerliche Umstände uns auf einen andern Posten stellen, so hört doch die Verbindlichkeit nicht auf, jene mit und neben unserm äußerlichen Beruf zu treiben, es sei, uns auf |c29| einen andern Stand, der unsern Fähigkeiten und Neigungen angemeßner ist, vorzubereiten, oder, weil doch die eigentliche Theologie von mehreren Wissenschaften Licht und Unterstützung erhalten kann, die Wissenschaften dazu zu benutzen, wodurch wir ihr die meiste Aufklärung und den meisten Eingang verschaffen können.Hiernächst ist der Vollkommenheit, wonach jeder, wonach besonders der ringen sollte, wer Andere leiten, und für sie Muster seyn will, nichts so nachtheilig, als wenn man sich das Ziel so kurz steckt, nach welchem man laufen will. Es verräth schon wenig Trieb, wenig Gefühl seiner Kräfte, und wenig Entschlossenheit, folglich auch wenig Beruf, sich vor Andern auszuzeichnen, wenn man sehr eingeschränkte Absichten hat. Je kürzer und je leichter zu erreichen das Ziel, desto weniger Anstrengung! Natürliche Trägheit und eintretende Hindernisse ziehen ohnehin Viele vom Fleiß ab. – Und warum bestimmen wir, was und wie viel jemand lernen soll, nur nach Beschaffenheit des Amts, nicht auch eben so sehr nach jedes Fähigkeit, die darauf gegründete Neigung und die angebotene Gelegenheit? Dieses giebt doch eigentlich den wahren göttlichen Beruf zu einer Beschäftigung, worin wir es am weitesten bringen, und womit wir gerade am nützlichsten werden können. Wenn denn auch äußerliche Umstände uns auf einen andern Posten stellen, so hört doch die Verbindlichkeit nicht auf, jene mit und neben unserm äußerlichen Beruf zu treiben, es sei, uns auf |c29| einen andern Stand, der unsern Fähigkeiten und Neigungen angemeßner ist, vorzubereiten, oder, weil doch die eigentliche Theologie von mehreren Wissenschaften Licht und Unterstützung erhalten kann, die Wissenschaften dazu zu benutzen, wodurch wir ihr die meiste Aufklärung und den meisten Eingang verschaffen können.

33.

Unausprechlichen Schaden thun hiebei besonders übelverstandene Begriffe von Gemeinnützigkeit, die wenigstens so oft zur Decke der Unwissenheit, der Trägheit, der Verachtung unerreichbarer Kenntnisse, und des eingeschränkten Eigendünkels dienen müssen. – Gemeinnützig soll doch wohl das heißen, was für Jedermann, was also selbst für den großen Haufen nutzbar ist, oder doch nutzbar gemacht werden kann; und wenn man darauf dringt, der Lehrer der Religion solle nur das Gemeinnützige lehren, und darauf studieren: so will man ohne Zweifel, er solle theils weiter nicht von der Religion vortragen, als was Jeder fassen, und wovon Jeder Nutzen haben könne, theils darauf bedacht seyn, es zu lehren, daß es auch Leuten von den gemeinsten Fähigkeiten einleuchte und nutzbar werde; brauche denn auch weiter nichts zu lernen, als jene Jedem faßliche und nützliche Wahrheiten, und die Kunst, sie Jedem nutzbar zu machen; wonach man seinen Fleiß ohngefähr auf die nothdürftigsten Kenntnisse der Glaubens- und Sittenlehre und auf Homiletik und Katechetik einzuschränken pflegt.Unausprechlichen Schaden thun hiebei besonders übelverstandene Begriffe von Gemeinnützigkeit, die wenigstens so oft zur Decke der Unwissenheit, der Trägheit, der Verachtung unerreichbarer Kenntnisse, und des eingeschränkten Eigendünkels dienen müssen. – Gemeinnützig soll doch wohl das heißen, was für Jedermann, was also selbst für den großen Haufen nutzbar ist, oder doch nutzbar gemacht werden kann; und wenn man darauf dringt, der Lehrer der Religion solle nur das Gemeinnützige lehren, und darauf studieren: so will man ohne Zweifel, er solle theils weiter nicht von der Religion vortragen, als was Jeder fassen, und wovon Jeder Nutzen haben könne, theils darauf bedacht seyn, es zu lehren, daß es auch Leuten von den gemeinsten Fähigkeiten einleuchte und nutzbar werde; brauche denn auch weiter nichts zu lernen, als jene Jedem faßliche und nützliche Wahrheiten, und die Kunst, sie Jedem nutzbar zu machen; wonach man seinen Fleiß ohngefähr auf die nothdürftigsten Kenntnisse der Glaubens- und Sittenlehre und auf Homiletik und Katechetik einzuschränken pflegt.
Anmerk. Die folgende ausführliche Bestreitung der Beschränkung alles, besonders theologischen Studiums auf das Gemeinnützige, wurde, als sie der Verfasser zu|c30|erst niederschrieb, recht vorzüglich durch den damals sich nachtheilig äußernden und verbreitenden Geist der Oberflächlichkeit und Ungründlichkeit veranlaßt, woran die durch Basedow und die philanthropische Schule beabsichtigte Erziehungsreform vorzüglichen Antheil hatte, und namentlich in viele gelehrte Schulen die Realien einführte und die Sprachen verdrängte, deren gründliche Erlernung Trapp in dem Campischen Revisionswerk sogar für den größten Theil der Studierenden für höchst überflüssig erklärte. Indeß hat sich glücklicherweise dieser Geist nicht lange behauptet. Man hat bald genug eingesehen, wohin er führe, und welche allgemeine Seichtigkeit des Willens entstehen müsse, wenn man bei jedem Gegenstande des Lernens erst ökonomisch berechnen wollte, wozu man ihn im folgenden Leben gebrauchen könne. Gewiß würde der Verfasser jetzt freudig bemerken, wie in unsern gelehrten Schulen, wie in den Vorschriften auch unsers Staates über die Prüfung anzustellender Lehrer, die Strenge wieder hervortrat, und die Forderungen, fast bis zur Uebertreibung, gesteigert sind.
A. d. H.

34.

Daß man vor allen Dingen mit dem Material alles Religionsunterrichts, welches die Glaubens- und Sittenlehre enthält, bekannt seyn, und die Geschicklichkeit besitzen müsse, es zu verarbeiten und mitzutheilen; daß auch der geringste Lehrer der Religion diese Kenntnisse und Geschicklichkeit nicht entbehren könne, wenn er auch nur einigermaaßen seinen Beruf erfüllen will: wer mag das läugnen? Wer nicht zugeben, daß das Uebrige nicht in den Vortrag vor dem großen Haufen gehöre? Daß der Lehrer aber weiter nichts brauche; daß er seinen wichtigen Pflichten ein Genüge thue, wenn er nur in dem angegebenen Ver|c31|stande gemeinnützig zu werden suche; daß er selbst für den gemeinen Mann damit hinlänglich sorge; daß, um dieses gewissenhaft leisten zu können, wenige Kenntnisse erfordert werden, und eigentliche Gelehrsamkeit entbehrlich sei – wer dies behaupten kann, möchte wohl über seine Pflichten, und über die Mittel sie zu erfüllen, wenig nachgedacht haben, oder wenig davon zu urtheilen im Stande seyn.Daß man vor allen Dingen mit dem Material alles Religionsunterrichts, welches die Glaubens- und Sittenlehre enthält, bekannt seyn, und die Geschicklichkeit besitzen müsse, es zu verarbeiten und mitzutheilen; daß auch der geringste Lehrer der Religion diese Kenntnisse und Geschicklichkeit nicht entbehren könne, wenn er auch nur einigermaaßen seinen Beruf erfüllen will: wer mag das läugnen? Wer nicht zugeben, daß das Uebrige nicht in den Vortrag vor dem großen Haufen gehöre? Daß der Lehrer aber weiter nichts brauche; daß er seinen wichtigen Pflichten ein Genüge thue, wenn er nur in dem angegebenen Ver|c31|stande gemeinnützig zu werden suche; daß er selbst für den gemeinen Mann damit hinlänglich sorge; daß, um dieses gewissenhaft leisten zu können, wenige Kenntnisse erfordert werden, und eigentliche Gelehrsamkeit entbehrlich sei – wer dies behaupten kann, möchte wohl über seine Pflichten, und über die Mittel sie zu erfüllen, wenig nachgedacht haben, oder wenig davon zu urtheilen im Stande seyn.

35.

Denn 1) ist es doch unläugbar, daß die Religion unsäglichen Schaden leide, und wenigstens bei weitem den heilsamen Eindruck nicht mache, den sie machen könnte, wenn der geistliche Stand überhaupt, oder viele Glieder desselben verachtet sind; und der wird mit aller Arbeit wenig oder nichts fruchten, der nicht seinem Stande Ehre zu machen, und diesen selbst in Achtung zu erhalten weiß. So lange die, welche von ihm Belehrungen oder Erinnerungen annehmen sollen, denken, es sei nichts leichter, als ein Prediger zu werden – ein Vorurtheil, das sehr leicht entsteht, und sich bestärkt, wenn sie sehen, wie viel Unwürdige, die nichts gelernt haben, und sich selbst nicht einmal zu regieren vermögen, die es auch wohl selbst nicht verhehlen, wie bald sie mit ihrer sogenannten Vorbereitung und ihren Amtsverrichtungen fertig werden können, ins Amt kommen – so lange sie sich einbilden, das Alles, was sie von ihm lernen sollten, wüßten sie schon – und das werden sie desto mehr glauben, wenn der Lehrer weiter nichts als das Gemeine weiß –; so lange sie ihm vorwerfen können, er spreche bloß, wie er von Andern gelernt habe, und es mit Unwillen äußern, |c32| daß er, indeß Andere im Schweiß ihres Angesichts ihr Brod mühsam erwerben, für wenige Stunden Unterricht und einige leichte, fast mechanisch werdende Amtsgeschäfte, in Gemächlichkeit das Fett des Landes genieße: so lange bleibt er, und mit ihm sein Stand und seine Beschäftigung, verachtet. Es ist nicht abzusehen, was ihn, außer dem Bestreben, sich Anderen nützlich zu machen, gegen dieses Vorurtheil schützen, oder dieses von ihm ablehnen könne, als vorzügliche Einsichten, wodurch Andere von seiner Ueberlegenheit gewiß werden. In so fern ist ihm Gelehrsamkeit nöthig, verächtlichen Vorurtheilen zu entgehen, sich das so nöthige Vertrauen zu verschaffen, und selbst im Stande zu seyn, sein Ansehen wirklich geltend zu machen.Denn 1) ist es doch unläugbar, daß die Religion unsäglichen Schaden leide, und wenigstens bei weitem den heilsamen Eindruck nicht mache, den sie machen könnte, wenn der geistliche Stand überhaupt, oder viele Glieder desselben verachtet sind; und der wird mit aller Arbeit wenig oder nichts fruchten, der nicht seinem Stande Ehre zu machen, und diesen selbst in Achtung zu erhalten weiß. So lange die, welche von ihm Belehrungen oder Erinnerungen annehmen sollen, denken, es sei nichts leichter, als ein Prediger zu werden – ein Vorurtheil, das sehr leicht entsteht, und sich bestärkt, wenn sie sehen, wie viel Unwürdige, die nichts gelernt haben, und sich selbst nicht einmal zu regieren vermögen, die es auch wohl selbst nicht verhehlen, wie bald sie mit ihrer sogenannten Vorbereitung und ihren Amtsverrichtungen fertig werden können, ins Amt kommen – so lange sie sich einbilden, das Alles, was sie von ihm lernen sollten, wüßten sie schon – und das werden sie desto mehr glauben, wenn der Lehrer weiter nichts als das Gemeine weiß –; so lange sie ihm vorwerfen können, er spreche bloß, wie er von Andern gelernt habe, und es mit Unwillen äußern, |c32| daß er, indeß Andere im Schweiß ihres Angesichts ihr Brod mühsam erwerben, für wenige Stunden Unterricht und einige leichte, fast mechanisch werdende Amtsgeschäfte, in Gemächlichkeit das Fett des Landes genieße: so lange bleibt er, und mit ihm sein Stand und seine Beschäftigung, verachtet. Es ist nicht abzusehen, was ihn, außer dem Bestreben, sich Anderen nützlich zu machen, gegen dieses Vorurtheil schützen, oder dieses von ihm ablehnen könne, als vorzügliche Einsichten, wodurch Andere von seiner Ueberlegenheit gewiß werden. In so fern ist ihm Gelehrsamkeit nöthig, verächtlichen Vorurtheilen zu entgehen, sich das so nöthige Vertrauen zu verschaffen, und selbst im Stande zu seyn, sein Ansehen wirklich geltend zu machen.

36.

Und schränkt sich denn 2) seine ganze Pflicht bloß auf den allgemeinen Unterricht ein? Ist nicht die Sorge für das geistliche Beste einzelner Menschen, die ihm anvertraut sind, eine eben so wichtige, wo nicht wichtigere, wenigstens noch mühsamere Pflicht? Wenn er nun gelehrte, oder, wie sehr zu wünschen ist, nachdenkende Zuhörer hat; wenn diese auf dunkle Stellen oder Zweifel in der Religion stoßen – ein Fall, der sich bei einigem Nachdenken bei Anwendung des Gelernten auf unseren Gemüthszustand, bei der immer gemeiner werdenden Aufklärung und Leserei, bei den Religionsstreitigkeiten, in die sich selbst der gemeine Mann mehr wie sonst mischt, und der überhand nehmenden Irreligion, gar nicht selten ereignet –; wenn man ihm dergleichen Zweifel oder Gewissensfälle vorlegt, es sei, ihn auf die Probe zu stellen, oder wirklich Belehrung und Gewissensruhe zu |c33| erhalten: wird er, ich sage nicht bloß, sein Ansehen erhalten, sondern auch für ihre Seele wirklich sorgen können, wenn ihm nicht Gelehrsamkeit, selbst in Sprachen, in Philosophie, Geschichte, zu Hülfe kommt, und er durch seine Unwissenheit genöthigt ist, sie mit allgemeiner Versicherung seines Mißfallens, mit Warnungen vor der leidigen Vernunft oder den Nachstellungen des bösen Feindes, und mit Forderung eines blinden Glaubens mehr abzuweisen, dadurch sich verächtlich, die Religion selbst aber verdächtig zu machen als ihnen die Zweifel zu benehmen, und ihr Gewissen zu leiten oder zu beruhigen? Oder gehört nicht schon Gelehrsamkeit dazu, um ihnen nur begreiflich zu machen, warum sich keine nähere Belehrung geben lasse, oder daß die wahre und praktische Religion dabei nichts einbüße, wenn die Zweifel gar nicht, oder doch den Fragenden nicht benommen werden können?Und schränkt sich denn 2) seine ganze Pflicht bloß auf den allgemeinen Unterricht ein? Ist nicht die Sorge für das geistliche Beste einzelner Menschen, die ihm anvertraut sind, eine eben so wichtige, wo nicht wichtigere, wenigstens noch mühsamere Pflicht? Wenn er nun gelehrte, oder, wie sehr zu wünschen ist, nachdenkende Zuhörer hat; wenn diese auf dunkle Stellen oder Zweifel in der Religion stoßen – ein Fall, der sich bei einigem Nachdenken bei Anwendung des Gelernten auf unseren Gemüthszustand, bei der immer gemeiner werdenden Aufklärung und Leserei, bei den Religionsstreitigkeiten, in die sich selbst der gemeine Mann mehr wie sonst mischt, und der überhand nehmenden Irreligion, gar nicht selten ereignet –; wenn man ihm dergleichen Zweifel oder Gewissensfälle vorlegt, es sei, ihn auf die Probe zu stellen, oder wirklich Belehrung und Gewissensruhe zu |c33| erhalten: wird er, ich sage nicht bloß, sein Ansehen erhalten, sondern auch für ihre Seele wirklich sorgen können, wenn ihm nicht Gelehrsamkeit, selbst in Sprachen, in Philosophie, Geschichte, zu Hülfe kommt, und er durch seine Unwissenheit genöthigt ist, sie mit allgemeiner Versicherung seines Mißfallens, mit Warnungen vor der leidigen Vernunft oder den Nachstellungen des bösen Feindes, und mit Forderung eines blinden Glaubens mehr abzuweisen, dadurch sich verächtlich, die Religion selbst aber verdächtig zu machen als ihnen die Zweifel zu benehmen, und ihr Gewissen zu leiten oder zu beruhigen? Oder gehört nicht schon Gelehrsamkeit dazu, um ihnen nur begreiflich zu machen, warum sich keine nähere Belehrung geben lasse, oder daß die wahre und praktische Religion dabei nichts einbüße, wenn die Zweifel gar nicht, oder doch den Fragenden nicht benommen werden können?
Vielleicht war in früheren Zeiten mit dem gemeinen Wissen allenfalls für den Prediger auszukommen. Seit aber wahre oder falsche Aufklärung und Bildung, sich durch die so sehr vermehrte Leserei unter alle Stände verbreitet hat, ist die Lage anders. Es ist sehr betrübt, wenn oft der Gutsbesitzer, Oekonom, Gerichtshalter mehr von Literatur und dem was in der gelehrten Republik vorgeht, weiß, als der Prediger. Und doch – wie oft ist dieß nicht der Fall?
A. d. H.

37.

Warum soll denn auch 3) das Gemeinnützige den Maaßstab hergeben, wonach man den Werth eines Mannes oder einer Kenntniß schätzen, und worauf man am meisten sehen müsse, wenn man sich einer besonderen Beschäftigung widmen wolle? Gott hat die Gaben und Neigungen sehr |c34| mannigfaltig ausgetheilt, ohne Zweifel in der weisen Absicht, daß, weil nicht jeder Alles kann einer mit seinen besonderen Gaben dem, der weniger empfangen hat, in die Hände arbeiten solle. Und es zeigt sich die Weisheit dieser Einrichtung dadurch, daß, wenn Alle Einerlei darum trieben, weil es das Gemeinnützigste wäre, nicht nur unendlich viel Nützliches entbehrt, sondern auch viel Gemeinnütziges gar nicht, oder nur sehr unvollkommen erhalten werden würde, wenn nicht das minder Nützliche zu dem Wichtigern mitwirkte, ja sogar das Gemeinnützige, der Ackerbau z. B., ungemein viel von seinem Werthe bei Andern verlieren müßte, wenn sich Alle darauf verstünden, oder Alle damit beschäftigten. Man muß daher den Werth einer Beschäftigung nicht nach ihrem ausgebreitetern oder auffallendern unmittelbaren Nutzen, sondern nach den größern Fähigkeiten und der Mühe, die sie kostet, eben daher auch den Werth eines Mannes nicht nach dem beurtheilen, womit er sich beschäftigt, sondern nach dem Fleiß, den er darauf verwendet hat, um es darin zur möglichsten Vollkommenheit zu bringen. Es ist eine unverantwortliche Empörung gegen Gottes weise Ordnung, die wir doch überall zum Muster nehmen sollten, mit Verachtung auf das herabzusehen, was nicht so gemeinnützig als etwas Anderes scheint, zumal wenn das Gemeinnützige anders nichts ist, als was zur unmittelbaren Befriedigung körperlicher oder zeitlicher Bedürfnisse dient; dadurch den mannigfaltigen Fleiß zu ersticken, und gerade gegen das am ungerechtesten zu werden, was die seltensten Talente voraussetzt, die größte Anstrengung und Genauigkeit erfordert, und meistens die wenigste Ermunterung oder Belohnung findet.Warum soll denn auch 3) das Gemeinnützige den Maaßstab hergeben, wonach man den Werth eines Mannes oder einer Kenntniß schätzen, und worauf man am meisten sehen müsse, wenn man sich einer besonderen Beschäftigung widmen wolle? Gott hat die Gaben und Neigungen sehr |c34| mannigfaltig ausgetheilt, ohne Zweifel in der weisen Absicht, daß, weil nicht jeder Alles kann einer mit seinen besonderen Gaben dem, der weniger empfangen hat, in die Hände arbeiten solle. Und es zeigt sich die Weisheit dieser Einrichtung dadurch, daß, wenn Alle Einerlei darum trieben, weil es das Gemeinnützigste wäre, nicht nur unendlich viel Nützliches entbehrt, sondern auch viel Gemeinnütziges gar nicht, oder nur sehr unvollkommen erhalten werden würde, wenn nicht das minder Nützliche zu dem Wichtigern mitwirkte, ja sogar das Gemeinnützige, der Ackerbau z. B., ungemein viel von seinem Werthe bei Andern verlieren müßte, wenn sich Alle darauf verstünden, oder Alle damit beschäftigten. Man muß daher den Werth einer Beschäftigung nicht nach ihrem ausgebreitetern oder auffallendern unmittelbaren Nutzen, sondern nach den größern Fähigkeiten und der Mühe, die sie kostet, eben daher auch den Werth eines Mannes nicht nach dem beurtheilen, womit er sich beschäftigt, sondern nach dem Fleiß, den er darauf verwendet hat, um es darin zur möglichsten Vollkommenheit zu bringen. Es ist eine unverantwortliche Empörung gegen Gottes weise Ordnung, die wir doch überall zum Muster nehmen sollten, mit Verachtung auf das herabzusehen, was nicht so gemeinnützig als etwas Anderes scheint, zumal wenn das Gemeinnützige anders nichts ist, als was zur unmittelbaren Befriedigung körperlicher oder zeitlicher Bedürfnisse dient; dadurch den mannigfaltigen Fleiß zu ersticken, und gerade gegen das am ungerechtesten zu werden, was die seltensten Talente voraussetzt, die größte Anstrengung und Genauigkeit erfordert, und meistens die wenigste Ermunterung oder Belohnung findet.

|c35| 38.

Sorgt man aber auch 4) in der That selbst für den gemeinen Mann hinlänglich, wenn man sich bloß auf das vermeinte Gemeinnützige in der Religion einschränkt? – Nicht zu gedenken, daß es einen großen Unterschied unter dem sogenannten gemeinen Manne, und noch mehr unter denen giebt, die keine Gelehrte von Profession sind, und daß mancher darunter mehr Fähigkeit und natürlichen Wahrheitssinn (sensus communis) hat, als sich der Lehrer einbildet: sollen wir nur immer seine gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen? uns nur immer an seine jetzigen Fähigkeiten anschmiegen? ihn nie empor heben? nie schlafende Fähigkeiten wecken? Und wenn wir vorhersehen können, daß er, durch unsre Belehrung geweckt, bald mehr bedürfen werde, sollen wir nicht schon im voraus dafür sorgen, daß Bedenklichkeiten, die gegen das Vorgetragene entstehen könnten, mehr schon durch den Unterricht abgeschnitten, als veranlaßt, und dann erst mit Mühe gehoben werden; und daß, wenn er einmal weiter gerückt seyn werde, und unsre Belehrung nicht mehr haben könne, ihm doch gleichwohl schon fürs Künftige geholfen sei?Sorgt man aber auch 4) in der That selbst für den gemeinen Mann hinlänglich, wenn man sich bloß auf das vermeinte Gemeinnützige in der Religion einschränkt? – Nicht zu gedenken, daß es einen großen Unterschied unter dem sogenannten gemeinen Manne, und noch mehr unter denen giebt, die keine Gelehrte von Profession sind, und daß mancher darunter mehr Fähigkeit und natürlichen Wahrheitssinn (sensus communis) hat, als sich der Lehrer einbildet: sollen wir nur immer seine gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen? uns nur immer an seine jetzigen Fähigkeiten anschmiegen? ihn nie empor heben? nie schlafende Fähigkeiten wecken? Und wenn wir vorhersehen können, daß er, durch unsre Belehrung geweckt, bald mehr bedürfen werde, sollen wir nicht schon im voraus dafür sorgen, daß Bedenklichkeiten, die gegen das Vorgetragene entstehen könnten, mehr schon durch den Unterricht abgeschnitten, als veranlaßt, und dann erst mit Mühe gehoben werden; und daß, wenn er einmal weiter gerückt seyn werde, und unsre Belehrung nicht mehr haben könne, ihm doch gleichwohl schon fürs Künftige geholfen sei?

39.

Wenn man nun vollends 5) gar nicht einmal im Stande wäre, das Gemeinnützige Andern gemeinnützig mitzutheilen, ohne vorher recht Vieles, selbst was man gar nicht vorzutragen hat, und ohne es recht gut gelernt zu haben? – Zuerst muß der Lehrer doch für sich, und er muß gewissenhaft lernen, so daß er von dem, was er Andere lehren und ihnen empfehlen will, selbst wahrhaftig |c36| überzeugt, und dafür eingenommen sei, wie wird er sonst zu Anderer Ueberzeugung und mit Wärme reden können? Aber dazu gehören viele Kenntnisse, aus welchen, zusammengenommen, Ueberzeugung entsteht, viele eigene Erfahrungen und mannigfaltiger Uebung, Alles, auch das Entferntere, auf das Herz und zur Bildung seiner eigenen guten Gesinnung anzuwenden. Und ein Lehrer muß Vieles sich bekannt machen, was gar nicht für seine Zuhörer gehört, oder, nach der gewöhnlichen Sprache, nicht gemeinnützig ist, um in sich selbst gewiß zu seyn, daß, was er auch ihnen, wegen ihrer Unfähigkeit, nicht beweisen kann oder darf, z. B. gewisse Erklärungen von Stellen der heiligen Schrift, er ihnen gleichwohl sicher und auf sein bloßes Ansehen vortragen könne. Es ist auch ganz etwas anders, mit eigenen Augen sehen, als bloß auf Anderer Glauben annehmen; und, wenn gleich der gemeine Christ das Letztere thun darf und muß (§. 15 ), so ists doch dem Lehrer, der Anderen vordenken soll, wenn er sich durch sich selbst von etwas überzeugen kann, nicht zu verzeihen, daß er sich nur mit dem begnügt, was Andere ihm vorgedacht haben. Ja, selbst wenn er auch Anderer Vorarbeit benutzen will, so muß er's doch gewissenhaft thun, also, bei der so großen Verschiedenheit der Meinungen, beurtheilen können, was das Richtigste sei. Aber wie kann er das, ohne sich zuvor viele dazu gehörige, z. B. philologische und historische Kenntnisse erworben zu haben?Wenn man nun vollends 5) gar nicht einmal im Stande wäre, das Gemeinnützige Andern gemeinnützig mitzutheilen, ohne vorher recht Vieles, selbst was man gar nicht vorzutragen hat, und ohne es recht gut gelernt zu haben? – Zuerst muß der Lehrer doch für sich, und er muß gewissenhaft lernen, so daß er von dem, was er Andere lehren und ihnen empfehlen will, selbst wahrhaftig |c36| überzeugt, und dafür eingenommen sei, wie wird er sonst zu Anderer Ueberzeugung und mit Wärme reden können? Aber dazu gehören viele Kenntnisse, aus welchen, zusammengenommen, Ueberzeugung entsteht, viele eigene Erfahrungen und mannigfaltiger Uebung, Alles, auch das Entferntere, auf das Herz und zur Bildung seiner eigenen guten Gesinnung anzuwenden. Und ein Lehrer muß Vieles sich bekannt machen, was gar nicht für seine Zuhörer gehört, oder, nach der gewöhnlichen Sprache, nicht gemeinnützig ist, um in sich selbst gewiß zu seyn, daß, was er auch ihnen, wegen ihrer Unfähigkeit, nicht beweisen kann oder darf, z. B. gewisse Erklärungen von Stellen der heiligen Schrift, er ihnen gleichwohl sicher und auf sein bloßes Ansehen vortragen könne. Es ist auch ganz etwas anders, mit eigenen Augen sehen, als bloß auf Anderer Glauben annehmen; und, wenn gleich der gemeine Christ das Letztere thun darf und muß (§. 15 ), so ists doch dem Lehrer, der Anderen vordenken soll, wenn er sich durch sich selbst von etwas überzeugen kann, nicht zu verzeihen, daß er sich nur mit dem begnügt, was Andere ihm vorgedacht haben. Ja, selbst wenn er auch Anderer Vorarbeit benutzen will, so muß er's doch gewissenhaft thun, also, bei der so großen Verschiedenheit der Meinungen, beurtheilen können, was das Richtigste sei. Aber wie kann er das, ohne sich zuvor viele dazu gehörige, z. B. philologische und historische Kenntnisse erworben zu haben?

40.

Soll er ferner nur das Gemeinnützige lehren, so muß er die gehörige Wahl zwischen dem zu treffen wissen, |c37| was er zu sagen hat oder nicht. Diese Wahl erfordert, daß er mehr wisse, als er zu sagen braucht, sonst läßt sich nicht wählen; und daß er den Werth desjenigen, was er vortragen könnte, zu würdigen verstehe, sonst kann er nicht das Gemeinnützige ausheben. Er wird vielmehr entweder aus Armuth an Sachen, was er weiß, ohne Unterschied vortragen, und dadurch die Gemeinnützigkeit aufgeben, oder das Alltägliche vortragen müssen, und dadurch die Zuhörer ermüden, oder dem Vortrage nicht das Unterhaltende geben können. – Endlich ist das Schwerste, gemeinnützige Sachen auch gemeinnützig, d. i., so zu sagen, daß es auch Unverständigeren, Trägen, Eingenommenen und Gleichgültigen einleuchtend, wichtig und rührend werde. Dazu gehört wieder nicht nur viele, selbst feine, Kenntniß des menschlichen Herzens, um zu wissen, wo und wie man jeder Art von Zuhörern am besten beikomme, sondern auch die Geschicklichkeit, Alles von mehreren Seiten anzusehen: eine Sache, die sich wieder ohne Mannigfaltigkeit und Reichthum der Erkenntniß nicht erreichen läßt.Soll er ferner nur das Gemeinnützige lehren, so muß er die gehörige Wahl zwischen dem zu treffen wissen, |c37| was er zu sagen hat oder nicht. Diese Wahl erfordert, daß er mehr wisse, als er zu sagen braucht, sonst läßt sich nicht wählen; und daß er den Werth desjenigen, was er vortragen könnte, zu würdigen verstehe, sonst kann er nicht das Gemeinnützige ausheben. Er wird vielmehr entweder aus Armuth an Sachen, was er weiß, ohne Unterschied vortragen, und dadurch die Gemeinnützigkeit aufgeben, oder das Alltägliche vortragen müssen, und dadurch die Zuhörer ermüden, oder dem Vortrage nicht das Unterhaltende geben können. – Endlich ist das Schwerste, gemeinnützige Sachen auch gemeinnützig, d. i., so zu sagen, daß es auch Unverständigeren, Trägen, Eingenommenen und Gleichgültigen einleuchtend, wichtig und rührend werde. Dazu gehört wieder nicht nur viele, selbst feine, Kenntniß des menschlichen Herzens, um zu wissen, wo und wie man jeder Art von Zuhörern am besten beikomme, sondern auch die Geschicklichkeit, Alles von mehreren Seiten anzusehen: eine Sache, die sich wieder ohne Mannigfaltigkeit und Reichthum der Erkenntniß nicht erreichen läßt.
Anmerk. 1. Schon das ist sehr übereilt, und, wenn man es besser weiß oder besser wissen könnte, ungerecht, daß man immer das Gemeinnützige sogenannten Speculationen und gelehrten Kenntnissen oder Untersuchungen entgegensetzt, und Beides für einander hinderlich und unvertragbar ausgiebt. Dieser Wahn setzt schon das voraus, was eben erst untersucht werden müßte, daß gelehrte und speculative Kenntnisse nicht gemeinnützig seyn oder werden könnten; er verwechselt zum Theil das Gemeinbekannte oder Jedermann Erkennbarere mit dem Gemeinnützigen; er schlägt den Werth des äußerlichen Wohls, mit Vernachlässigung der eigentlichen Geisteskultur, zu hoch an, oder bringt es allein in An|c38|schlag; er hält sich nur, oder zu sehr, an das, was unmittelbar nützlich ist, und übersieht was mittelbar, was auf eine entferntere und weniger in die Augen fallende Art wirkt, aber oft sehr weit reichende Wirkungen hervorbringt. Haben nicht sehr oft Bemerkungen und Versuche, die anfangs Spielerei oder Spitzfindigkeiten zu seyn schienen, z. B. in der Naturwissenschaft und Mathematik, auf sehr wichtige und äußerst gemeinnützig gewordene Entdeckungen geführt? Haben nicht oft gelehrte und spitzfindig scheinende Untersuchungen, willkührlich angenommene Sätze, die sich bloß durch ihren Nutzen empfahlen, berichtigt, genauer bestimmt, bestätigt, und aus unzuverlässigen in sichere und feste verwandelt?
Anmerk. 2. Eben den unsäglichen Schaden, den die falschen Begriffe von Gemeinnützigkeit thun, stiftet auch der mißverstandene Name eines Predigers, oder vielmehr das leidige Vorurtheil, daß ein Lehrer der Religion nur ein guter Prediger zu seyn brauche, und daß dazu sehr wenig gehöre. Wäre dies, und reichten mäßige praktische Kenntnisse der Religion nebst den sogenannten Kanzelgaben dazu hin, so ist nicht abzusehen, warum ein besonderer Stand der Prediger nöthig sei; ein frommer Laie von gutem, gesundem Verstande könnte eben dies und könnte es in mancher Absicht noch besser thun. *) Das Schlimmste ist nur, daß man den großen Haufen der Studierenden, der keinen andern innerlichen Beruf zu diesem Stande als die Hoffnung des bequemeren Fortkommens hat, nie davon überreden wird, weil es ihm an Sinn dazu fehlt, und daß von dem Nutzen solcher Sachen, die nur mittelbar nützlich sind, oder sich erst nach eigenen Versuchen und Erfahrungen bewähren, wie z. B. von Sprachen, erst nach langer Uebung eine anschauende und wirksame Ueberzeugung entstehen kann. Anfänger haben also um so mehr Ursach, dem Rath und Urtheil derer, die bei solchen Sachen hergekommen sind, mehr zu trauen, als den Vorspiegelungen der Unwissenden, die, unbekümmert um den Schaden, den |c39| sie, auch ohne ihr Denken, der Religion selbst thun, das, was sie nicht verstehen, gern für entbehrlich ausgeben.
*) Ob gerade ein jeder praktischer Religionslehrer um einer kleinen, oft von aller Literatur weit entfernten Landgemeine recht nützlich zu werden, den Weg durch das ganze Gebiet der theologischen Gelehrsamkeit machen müsse, ob sich nicht für eine gewisse Klasse eine zweckmäßigere Bildung und Vorbereitung denken ließe als die unser akademisches Triennium giebt und geben kann, wäre allerdings noch der Untersuchung werth.
A. d. H.

41.

Zwischen beiden bisher erwähnten Abwegen des zu vielen oder zu wenigen Lernens (§. 29. 40. ) geht die rechte Straße mitten durch; und die würde man halten können, wenn man sich den Zweck, Inhalt, Umfang und Einfluß einer jeden Wissenschaft oder Art von Kenntnissen auf andere, vorläufig recht bekannt machte; wenn man danach, und nach unparteiischer Prüfung seiner Fähigkeiten und Umstände, genau untersuchte, worauf man sich hauptsächlich zu legen hätte; wenn man alsdann von den übrigen Wissenschaften so viel lernte, als zur gründlichen Kenntniß dessen, was man vorzüglich treiben will, unentbehrlich ist; wenn man sich um die besten Hülfsmittel in jeder Wissenschaft bekümmerte, um diejenigen Wissenschaften, welche man hat bei Seite lassen müssen, nachholen, und die, welche man bereits getrieben, noch vollständiger lernen zu können; wenn man endlich, um sich Zeit zu sparen und Alles aufs vortheilhafteste zu treiben, die beste Art kennen zu lernen suchte, wie man, mit Beiseitsetzung des Unnöthigen oder Mindernöthigen, Alles aufs kürzeste und sicherste lernte.Zwischen beiden bisher erwähnten Abwegen des zu vielen oder zu wenigen Lernens (§. 29. 40. ) geht die rechte Straße mitten durch; und die würde man halten können, wenn man sich den Zweck, Inhalt, Umfang und Einfluß einer jeden Wissenschaft oder Art von Kenntnissen auf andere, vorläufig recht bekannt machte; wenn man danach, und nach unparteiischer Prüfung seiner Fähigkeiten und Umstände, genau untersuchte, worauf man sich hauptsächlich zu legen hätte; wenn man alsdann von den übrigen Wissenschaften so viel lernte, als zur gründlichen Kenntniß dessen, was man vorzüglich treiben will, unentbehrlich ist; wenn man sich um die besten Hülfsmittel in jeder Wissenschaft bekümmerte, um diejenigen Wissenschaften, welche man hat bei Seite lassen müssen, nachholen, und die, welche man bereits getrieben, noch vollständiger lernen zu können; wenn man endlich, um sich Zeit zu sparen und Alles aufs vortheilhafteste zu treiben, die beste Art kennen zu lernen suchte, wie man, mit Beiseitsetzung des Unnöthigen oder Mindernöthigen, Alles aufs kürzeste und sicherste lernte.

|c40| 42.

Hierzu kann eine allgemeinere Anleitung, wie sich ein angehender Theologe oder künftiger Lehrer der Religion zu bilden hat, oder eine Methodenlehre des theologischen Studiums, sehr dienlich seyn. Diese muß von den Kenntnissen handeln, die er erlangen, von den Fähigkeiten, die er haben, und von den Hülfsmitteln, die er gebrauchen, und den Uebungen, die er anstellen muß.Hierzu kann eine allgemeinere Anleitung, wie sich ein angehender Theologe oder künftiger Lehrer der Religion zu bilden hat, oder eine Methodenlehre des theologischen Studiums, sehr dienlich seyn. Diese muß von den Kenntnissen handeln, die er erlangen, von den Fähigkeiten, die er haben, und von den Hülfsmitteln, die er gebrauchen, und den Uebungen, die er anstellen muß.

43.

Eine solche Anleitung hat, in Absicht auf Kenntnisse oder Wissenschaften, gleich einer Generalcharte, zu zeigen, welche Wissenschaften zur Theologie an sich oder als nothwendige Hülfswissenschaften gehören; welchen Umfang, welchen Nutzen oder Einfluß eine jede auf die andere hat; wie weit eine jede bisher bebaut ist; wo und welche Lücken in ihr sind; wie diese zu ergänzen sind und wie überhaupt jede, oder wodurch sie noch vollkommener werden könnte. – Bei der Betrachtung der zu dem Studium erforderlichen Fähigkeiten sind ihre Nothwendigkeit, ihre Kennzeichen, und die beste Art, sie möglichst zu ersetzen und zu verbessern, anzugeben. – Bei den Hülfsmitteln und Uebungen sind die besten Bücher, die sichersten Regeln, jede Wissenschaft zu studieren, und die vortheilhafteste Art der Uebung anzuführen und ins Licht zu setzen.Eine solche Anleitung hat, in Absicht auf Kenntnisse oder Wissenschaften, gleich einer Generalcharte, zu zeigen, welche Wissenschaften zur Theologie an sich oder als nothwendige Hülfswissenschaften gehören; welchen Umfang, welchen Nutzen oder Einfluß eine jede auf die andere hat; wie weit eine jede bisher bebaut ist; wo und welche Lücken in ihr sind; wie diese zu ergänzen sind und wie überhaupt jede, oder wodurch sie noch vollkommener werden könnte. – Bei der Betrachtung der zu dem Studium erforderlichen Fähigkeiten sind ihre Nothwendigkeit, ihre Kennzeichen, und die beste Art, sie möglichst zu ersetzen und zu verbessern, anzugeben. – Bei den Hülfsmitteln und Uebungen sind die besten Bücher, die sichersten Regeln, jede Wissenschaft zu studieren, und die vortheilhafteste Art der Uebung anzuführen und ins Licht zu setzen.
Anmerk. 1. Zu den Hülfswissenschaften werden hier nur diejenigen gerechnet, welche Materialien und Grundsätze zu der Theologie liefern, oder deren man zu ihrer gründlichen Kenntniß gar nicht entbehren kann.
Anmerk. 2. Die Kenntnisse selbst bedürfen ihres Umfangs wegen der weitläufigsten Behandlung, und meistens können |c41| die dabei nöthigen Hülfsmittel und Uebungen gleich mit angegeben werden. Jene müssen auch erst bekannt seyn, ehe man die dazu erforderlichen Fähigkeiten bestimmen kann. Hiernach ist die im Folgenden beobachtete Ordnung und die verhältnißmäßige Ausführlichkeit zu beurtheilen.
Anmerk. 3. Theologische Bücher werden hier eigentlich nicht erwähnt, weil ich sie in einem andern Werke: „Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeineren Bücher in allen Theilen der Theologie, vierte vermehrte Auflage, Leipzig 1806. 8.“ angegeben habe, {womit D. G. Niemeyer's Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur, 1ster–4ter Theil, Halle 1797–1812, und Fuhrmann's Anleitung zur Kenntniß der für Kandidaten und Prediger nützlichsten Bücher, Leipzig 1801, zu verbinden ist}. Doch sollen auch hier die besten Handbücher für den angehenden Theologen, sowohl für eigentliche Theologie als die für die Hülfswissenschaften brauchbarsten, nicht übergangen werden.

44.

Der große Nutzen, welchen eine solche Anleitung gewähren kann, läßt sich leicht von mehreren Seiten darthun. Insofern sie zeigt, was und wie viel zu einem würdigen Lehrer der Religion gehört, wird sie jeden in den Stand setzen, sich gewissenhaft zu prüfen, ob er dazu fähig seyn möchte oder nicht. Diese Prüfung kann nie sorgfältig genug seyn. Wer kann immer mit wahrer Zufriedenheit auf seine getroffene Wahl zurücksehen, der nicht überzeugt ist, daß ihn Gott zu dem gewählten Stande berufen hat, daß er sich seines Wohlgefallens und Segens dabei getrösten könne, daß er sich nicht dem Stande entzogen habe, den er ihm durch das Maaß der geschenkten Kräfte und der darauf gegründeten Neigungen angewiesen hatte? Womit soll man sich beruhigen, wenn man sieht, wie unnütz man ist, |c42| wenigstens wie bei weitem nicht so nützlich man in dem gewählten Stande für die Welt seyn kann, als in einem andern; und wie lästig man denen fallen muß, die durch uns gezüchtigt werden, und uns äußerlicher Umstände wegen behalten müssen; ja wie hinderlich zugleich für Andere, mit welchen ihnen weit besser gerathen wäre? oder wenn man hinterher gewahr wird, daß man nicht nur oft selbst seinem zeitlichen Glücke im Lichte gestanden, sondern – was noch schlimmer ist – daß die Beschäftigungen dieses Berufs schwer und lästig werden; daß man, statt Zutrauen zu haben, verachtet wird; daß man auch wohl oft, wegen gebrauchter schlechter Mittel, sich äußerlich fortzubringen, oder wegen bloß zeitlicher Absichten bei der Wahl seines Berufs, mit Abscheu an sich selbst denken muß?Der große Nutzen, welchen eine solche Anleitung gewähren kann, läßt sich leicht von mehreren Seiten darthun. Insofern sie zeigt, was und wie viel zu einem würdigen Lehrer der Religion gehört, wird sie jeden in den Stand setzen, sich gewissenhaft zu prüfen, ob er dazu fähig seyn möchte oder nicht. Diese Prüfung kann nie sorgfältig genug seyn. Wer kann immer mit wahrer Zufriedenheit auf seine getroffene Wahl zurücksehen, der nicht überzeugt ist, daß ihn Gott zu dem gewählten Stande berufen hat, daß er sich seines Wohlgefallens und Segens dabei getrösten könne, daß er sich nicht dem Stande entzogen habe, den er ihm durch das Maaß der geschenkten Kräfte und der darauf gegründeten Neigungen angewiesen hatte? Womit soll man sich beruhigen, wenn man sieht, wie unnütz man ist, |c42| wenigstens wie bei weitem nicht so nützlich man in dem gewählten Stande für die Welt seyn kann, als in einem andern; und wie lästig man denen fallen muß, die durch uns gezüchtigt werden, und uns äußerlicher Umstände wegen behalten müssen; ja wie hinderlich zugleich für Andere, mit welchen ihnen weit besser gerathen wäre? oder wenn man hinterher gewahr wird, daß man nicht nur oft selbst seinem zeitlichen Glücke im Lichte gestanden, sondern – was noch schlimmer ist – daß die Beschäftigungen dieses Berufs schwer und lästig werden; daß man, statt Zutrauen zu haben, verachtet wird; daß man auch wohl oft, wegen gebrauchter schlechter Mittel, sich äußerlich fortzubringen, oder wegen bloß zeitlicher Absichten bei der Wahl seines Berufs, mit Abscheu an sich selbst denken muß?

45.

Wie nun eine solche Anleitung hierdurch den, der keinen Beruf zu einem Lehrer der Religion hätte, noch zu rechter Zeit erinnern könnte, sich einer andern Beschäftigung zu widmen, der er mehr gewachsen wäre, und wodurch er, nach Gottes Absichten, Andern nützlicher werden würde: so könnte sie hingegen den, der sich wirklich aufgelegt dazu fühlte, und seiner ganzen Pflicht, als ein solcher Lehrer, Genüge thun wollte, den Umfang dieser Pflichten und die beste Art sie zu erfüllen, lehren. Die Vorstellung dieses großen Umfangs wird ihn nicht niederschlagen. Denn, wo ihm Schwierigkeiten aufstießen, kommen sie ihm nicht unerwartet; er kennt denn auch schon die Mittel, sie zu überwinden: und dies wird ihn, nebst dem erkannten Nutzen und Einfluß einer Wissenschaft und Beschäftigung auf die andere, sogar zu desto größerem Fleiß ermuntern.Wie nun eine solche Anleitung hierdurch den, der keinen Beruf zu einem Lehrer der Religion hätte, noch zu rechter Zeit erinnern könnte, sich einer andern Beschäftigung zu widmen, der er mehr gewachsen wäre, und wodurch er, nach Gottes Absichten, Andern nützlicher werden würde: so könnte sie hingegen den, der sich wirklich aufgelegt dazu fühlte, und seiner ganzen Pflicht, als ein solcher Lehrer, Genüge thun wollte, den Umfang dieser Pflichten und die beste Art sie zu erfüllen, lehren. Die Vorstellung dieses großen Umfangs wird ihn nicht niederschlagen. Denn, wo ihm Schwierigkeiten aufstießen, kommen sie ihm nicht unerwartet; er kennt denn auch schon die Mittel, sie zu überwinden: und dies wird ihn, nebst dem erkannten Nutzen und Einfluß einer Wissenschaft und Beschäftigung auf die andere, sogar zu desto größerem Fleiß ermuntern.

|c43| 46.

Da indessen Niemand Alles mit gleichem Fleiß und gleich glücklichem Erfolg treiben kann und soll (§. 29. ), so hat eine zweckmäßig gegebene Anleitung jedem die Beschäftigungen anzuweisen, welche nach seinen Fähigkeiten und Neigungen eigentlich für ihn gehörten, um sich nicht zu sehr zu zerstreuen, und, indem er seinen Fleiß theilt, in keinem Theil der Theologie etwas einigermaßen Vollkommenes zu leisten. Da er indeß keinen Theil der Theologie zu seiner Hauptbeschäftigung ganz entbehren kann, wird sie ihn auch zu lehren haben, wie viel er daraus zu seinem Hauptzweck bedürfe; wie und wodurch er sich am besten darin forthelfen, und, wenn er etwas hätte bei Seite lassen müssen, das er hinterher noch brauchte, wie er erst, nach seinen Bedürfnissen, nachholen könne.Da indessen Niemand Alles mit gleichem Fleiß und gleich glücklichem Erfolg treiben kann und soll (§. 29. ), so hat eine zweckmäßig gegebene Anleitung jedem die Beschäftigungen anzuweisen, welche nach seinen Fähigkeiten und Neigungen eigentlich für ihn gehörten, um sich nicht zu sehr zu zerstreuen, und, indem er seinen Fleiß theilt, in keinem Theil der Theologie etwas einigermaßen Vollkommenes zu leisten. Da er indeß keinen Theil der Theologie zu seiner Hauptbeschäftigung ganz entbehren kann, wird sie ihn auch zu lehren haben, wie viel er daraus zu seinem Hauptzweck bedürfe; wie und wodurch er sich am besten darin forthelfen, und, wenn er etwas hätte bei Seite lassen müssen, das er hinterher noch brauchte, wie er erst, nach seinen Bedürfnissen, nachholen könne.

47.

Endlich wird sie ihm Zeit, Mühe und Kosten ersparen helfen. Denn man hat schon viel gewonnen, wenn man weiß, was nothwendig, entbehrlich oder minder wichtig ; was schon gut vorgearbeitet, oder was zu ergänzen und zu verbessern ist; in welcher Ordnung man jedes aufs Beste vornehmen kann; welche Hülfsmittel zu jeder Zeit, beim Anfang oder Fortgang, die dienlichsten sind. Und über dieses alles soll uns eine solche Anleitung unterrichten.Endlich wird sie ihm Zeit, Mühe und Kosten ersparen helfen. Denn man hat schon viel gewonnen, wenn man weiß, was nothwendig, entbehrlich oder minder wichtig ; was schon gut vorgearbeitet, oder was zu ergänzen und zu verbessern ist; in welcher Ordnung man jedes aufs Beste vornehmen kann; welche Hülfsmittel zu jeder Zeit, beim Anfang oder Fortgang, die dienlichsten sind. Und über dieses alles soll uns eine solche Anleitung unterrichten.

48.

Noch einleuchtender wird ihre Nothwendigkeit, wenn man einen Blick auf die jetzige Verfassung oder vielmehr den Verfall unserer Schulen und Universitäten wirft. – Unstreitig eilt man jetzt viel früher als sonst, und im Gan|c44|zen genommen viel unbereiteter, von jenen auf diese. Mag's seyn, daß man durch die neuerliche Einrichtung unsrer Schulen mehr auch für den Ungelehrten, für die Bildung des guten Bürgers, für Abschneidung vieler Umwege bei dem Studieren, gesorgt hat: für die, welche sich den eigentlichen Wissenschaften widmen sollen, hat man gewiß, in gleichem Maaße, nicht gesorgt. Wer dieses Urtheil einer Unbilligkeit zeihen will, den kann man auffordern, wenn er unsre meisten Schulen kennt, und weiß, was zur gründlichen Kenntniß der Wissenschaften gehört, unparteiisch die Fragen zu beantworten: Treibt man nicht jetzt zu Vielerlei auf Schulen? Zu viele sinnliche Beschäftigungen, und zu wenig solche, die zur eigentlichen Bildung des Geistes dienen? Unter den Wissenschaften diejenigen zu wenig, welche zur Vorbereitung auf die übrigen nöthig sind, Sprachen z. B., und die hingegen, welche schon mehr andere Kenntnisse voraussetzen, und den höheren Schulen vorbehalten werden sollten, zu früh oder zu viel? Sieht man eben so sehr darauf, daß etwas recht gut und gründlich, als daß Vieles gelernt werde; und ist's besser, weniger und gut, oder vieles und obenhin, zu lernen? Wird die Jugend auch genug geübt, und zu eigenem Nachdenken und eigenen Arbeiten, auch wenn sie beschwerlich sind, angehalten? – Wird sie genug gegen Zerstreuung, Flüchtigkeit und Dünkel verwahrt?Noch einleuchtender wird ihre Nothwendigkeit, wenn man einen Blick auf die jetzige Verfassung oder vielmehr den Verfall unserer Schulen und Universitäten wirft. – Unstreitig eilt man jetzt viel früher als sonst, und im Gan|c44|zen genommen viel unbereiteter, von jenen auf diese. Mag's seyn, daß man durch die neuerliche Einrichtung unsrer Schulen mehr auch für den Ungelehrten, für die Bildung des guten Bürgers, für Abschneidung vieler Umwege bei dem Studieren, gesorgt hat: für die, welche sich den eigentlichen Wissenschaften widmen sollen, hat man gewiß, in gleichem Maaße, nicht gesorgt. Wer dieses Urtheil einer Unbilligkeit zeihen will, den kann man auffordern, wenn er unsre meisten Schulen kennt, und weiß, was zur gründlichen Kenntniß der Wissenschaften gehört, unparteiisch die Fragen zu beantworten: Treibt man nicht jetzt zu Vielerlei auf Schulen? Zu viele sinnliche Beschäftigungen, und zu wenig solche, die zur eigentlichen Bildung des Geistes dienen? Unter den Wissenschaften diejenigen zu wenig, welche zur Vorbereitung auf die übrigen nöthig sind, Sprachen z. B., und die hingegen, welche schon mehr andere Kenntnisse voraussetzen, und den höheren Schulen vorbehalten werden sollten, zu früh oder zu viel? Sieht man eben so sehr darauf, daß etwas recht gut und gründlich, als daß Vieles gelernt werde; und ist's besser, weniger und gut, oder vieles und obenhin, zu lernen? Wird die Jugend auch genug geübt, und zu eigenem Nachdenken und eigenen Arbeiten, auch wenn sie beschwerlich sind, angehalten? – Wird sie genug gegen Zerstreuung, Flüchtigkeit und Dünkel verwahrt?

49.

Wenn in Schulen nicht genug für Universitäten vorbereitet wird, so kann vieles auf diesen gar nicht von den Lernenden verstanden, ja es kann ihnen nicht einmal die |c45| Nothwendigkeit mancher Kenntnisse, und wie viel zur Gründlichkeit des Wissens gehört, recht einleuchtend gemacht werden. Selten verstattet dies, nebst dem Mangel des Geschmacks an Wissenschaften und ihrer gründlichen Kenntniß, dem Mangel der Zeit, und der Menge dessen, was sie erst, oder was sie besser lernen sollen, das Versäumte nachzuholen; zumal wenn sie nicht gewöhnt worden sind, sich selbst zu treiben. Eilen sie dann, wie gewöhnlich, zu schnell wieder von Universitäten weg; finden, bei einer übelverstandenen Freiheit, mehr Geschmack an Vergnügungen als am Studieren; und kommt die Einbildung dazu, daß sie vieles nicht erst zu lernen bedürfen, oder gar der Kitzel, sich bald hören zu lassen, und sich dann für reif genug zum Amte zu halten: – was wäre da auszurichten?Wenn in Schulen nicht genug für Universitäten vorbereitet wird, so kann vieles auf diesen gar nicht von den Lernenden verstanden, ja es kann ihnen nicht einmal die |c45| Nothwendigkeit mancher Kenntnisse, und wie viel zur Gründlichkeit des Wissens gehört, recht einleuchtend gemacht werden. Selten verstattet dies, nebst dem Mangel des Geschmacks an Wissenschaften und ihrer gründlichen Kenntniß, dem Mangel der Zeit, und der Menge dessen, was sie erst, oder was sie besser lernen sollen, das Versäumte nachzuholen; zumal wenn sie nicht gewöhnt worden sind, sich selbst zu treiben. Eilen sie dann, wie gewöhnlich, zu schnell wieder von Universitäten weg; finden, bei einer übelverstandenen Freiheit, mehr Geschmack an Vergnügungen als am Studieren; und kommt die Einbildung dazu, daß sie vieles nicht erst zu lernen bedürfen, oder gar der Kitzel, sich bald hören zu lassen, und sich dann für reif genug zum Amte zu halten: – was wäre da auszurichten?
Parentes (Praeceptores, oder was man statt dessen setzen will) obiurgatione digni sunt, qui nolunt liberos suos severa lege proficere. Primum enim, sicut omnia, spes quoque suas ambitioni donant; deinde cum ad vota properant, cruda adhuc studia in publicum propellunt, et eloquentiam (sacram), qua nihil esse maius confitentur, pueris induunt adhuc nascentibus. Quod si paterentur laborum gradus fieri, ut studiosi iuvenes lectione severa mitigarentur, ut sapientiae praeceptis animos componerent, ut verba atroci stilo effoderent, ut, quod vellent imitari, diu audirent, sibi nihil esset magnificum quod pueris placeret: iam illa grandis oratio haberet maiestatis suae pondus. Nunc pueri in scholis ludunt, iuvenes ridentur in foro (templis), et quod utroque turpius est, quod quisquis perperam discit, in senectute confiteri non vult. Petronius im Anfange s. Satyr.

|c46| 50.

Die einzige Hülfe – wo sie noch möglich ist – könnte für die, welche Theologie studieren wollen, von einem Unterrichte über den Umfang der Wissenschaften, die Erfordernisse und Hülfsmittel bei der Theologie, erwartet werden. Er kann doch die so nöthige Selbstkenntniß bei denen, die noch nicht, oder nicht ganz, verdorben sind, und die Kenntniß befördern, wie viel dazu gehöre, um mit Würde den Beruf eines Lehrers der Religion zu führen. Und, wenn Universitäten die eigentlichen Pflanzschulen künftiger Lehrer sind; wenn man da am sichersten und vollständigsten erfahren kann, wie weit bis jetzt das Feld der Theologie bebaut ist; wenn so viel davon abhängt, daß man gleich im Anfang seine akademischen Studien gut einrichte, daß man sich nicht durch Mode oder durch selbst noch Rathsbedürfige oder aus Leidenschaften Rathende, sondern durch Verständigere und der Sachen Kundige leiten lasse; daß man frühzeitig lerne, was, warum, und wie man auf Universitäten hören müsse: – so wird eine solche Anweisung immer nicht nur eine gute Vorbereitung auf das übrige Studieren, sondern auch eine große Beihülfe auf das künftige weitere Fortschreiten nach vollendeten Universitätsjahren seyn.Die einzige Hülfe – wo sie noch möglich ist – könnte für die, welche Theologie studieren wollen, von einem Unterrichte über den Umfang der Wissenschaften, die Erfordernisse und Hülfsmittel bei der Theologie, erwartet werden. Er kann doch die so nöthige Selbstkenntniß bei denen, die noch nicht, oder nicht ganz, verdorben sind, und die Kenntniß befördern, wie viel dazu gehöre, um mit Würde den Beruf eines Lehrers der Religion zu führen. Und, wenn Universitäten die eigentlichen Pflanzschulen künftiger Lehrer sind; wenn man da am sichersten und vollständigsten erfahren kann, wie weit bis jetzt das Feld der Theologie bebaut ist; wenn so viel davon abhängt, daß man gleich im Anfang seine akademischen Studien gut einrichte, daß man sich nicht durch Mode oder durch selbst noch Rathsbedürfige oder aus Leidenschaften Rathende, sondern durch Verständigere und der Sachen Kundige leiten lasse; daß man frühzeitig lerne, was, warum, und wie man auf Universitäten hören müsse: – so wird eine solche Anweisung immer nicht nur eine gute Vorbereitung auf das übrige Studieren, sondern auch eine große Beihülfe auf das künftige weitere Fortschreiten nach vollendeten Universitätsjahren seyn.

51.

Unter den Büchern, die einen solchen Unterricht, oder vielmehr einige Beiträge dazu, enthalten, sind zwar viele ältere entweder unseren Zeitbedürfnissen, oder der Aufklärung, den Grundsätzen und der Verfassung evangelischer Kirchen nicht mehr angemessen, jedoch enthalten sie zum Theil noch treffliche Winke. Noch weniger fehlt es an neueren, welche |c47| jene benutzt und das Bedürfniß der Gegenwart zugleich berücksichtigt haben.
Unter den älteren sind vorzüglich schätzbar:
  • Desid. Erasmi Roterod. s. methodus (Compendium) verae Theologiae, bei seiner zweiten Ausgabe des griechischen neuen Testaments, von 1519, und nachher oft aufgelegt; in der neuesten Ausgabe recensuit et illustravit Io. Sal. Semler, Halae 1782. gr. 8.
  • De recte formando theologiae studio (oder unter dem Titel: de Theologo s. de ratione studii theologici) libri quatuor, Andr. Hyperio auctore, am neuesten aufgelegt Basileae (1582.) in 8.
  • Io. Franc. Buddei Isagoge historico-theologica ad Theologiam universam singulasque eius partes, Lipsiae 1727. in 4. mit den Supplementen oder der Historia Theologiae litteraria continuata (1730.) in 4.
Unter den älteren sind vorzüglich schätzbar:
  • Desid. Erasmi Roterod. s. methodus (Compendium) verae Theologiae, bei seiner zweiten Ausgabe des griechischen neuen Testaments, von 1519, und nachher oft aufgelegt; in der neuesten Ausgabe recensuit et illustravit Io. Sal. Semler, Halae 1782. gr. 8.
  • De recte formando theologiae studio (oder unter dem Titel: de Theologo s. de ratione studii theologici) libri quatuor, Andr. Hyperio auctore, am neuesten aufgelegt Basileae (1582.) in 8.
  • Io. Franc. Buddei Isagoge historico-theologica ad Theologiam universam singulasque eius partes, Lipsiae 1727. in 4. mit den Supplementen oder der Historia Theologiae litteraria continuata (1730.) in 4.
Unter den Neueren:
  • Joh. Lorenz von Mosheim kurze Anweisung, die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Christian Ernst von Windheim, Helmstädt 1756. in gr. 8.
  • Joh. Sal. Semler's Versuch einer nähern Anleitung zu nützlichem Fleiße in der ganzen Gelehrsamkeit, Halle 1757. in 8.
  • Briefe, das Studium der Theologie betreffend (von J. G. Herder) Weimar 1780 und 81. in 4 Theilen in 8. (auch in dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter Theil.)
  • G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1794. 95. und der Auszug zu Vorlesungen 1806.
  • Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen 1810.
Unter den Neueren:
  • Joh. Lorenz von Mosheim kurze Anweisung, die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Christian Ernst von Windheim, Helmstädt 1756. in gr. 8.
  • Joh. Sal. Semler's Versuch einer nähern Anleitung zu nützlichem Fleiße in der ganzen Gelehrsamkeit, Halle 1757. in 8.
  • Briefe, das Studium der Theologie betreffend (von J. G. Herder) Weimar 1780 und 81. in 4 Theilen in 8. (auch in dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter Theil.)
  • G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1794. 95. und der Auszug zu Vorlesungen 1806.
  • Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen 1810.

|c48| 52.

Alles, was man in einer solchen Anleitung mit Recht erwarten kann, betrifft, wie schon bemerkt (42. ) entweder die Kenntnisse, die ein angehender Lehrer der Religion zu erlangen suchen, oder die Fähigkeiten, die er besitzen, oder die Uebungen, die er anstellen muß . Und weil alle zu seiner Bildung, als eines Religionslehrers, nöthige Kenntnisse oder Wissenschaften entweder Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften sind, oder die eigentliche Theologie, d. i. die Lehren der Religion und die richtigen Vorstellungen davon selbst, nebst den dazu nöthigen Quellen, enthalten, oder die Mittheilung derselben an Andere, und die ganze weise und nutzbare Führung des Lehramts betreffen: so wird die folgende Anleitung vier Theile begreifen:
  • 1) Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften.
  • 2) Von den Theilen der sogenannten systematischen Theologie und ihren Quellen, der exegetischen und historischen Theologie.
  • 3) Von der Anweisung zur würdigen und zwecksmäßigen Führung des Lehramts, und
  • 4) Von den Fähigkeiten und allgemeineren Anstalten und Uebungen, wodurch ein angehender Lehrer gebildet werden kann.
Alles, was man in einer solchen Anleitung mit Recht erwarten kann, betrifft, wie schon bemerkt (42. ) entweder die Kenntnisse, die ein angehender Lehrer der Religion zu erlangen suchen, oder die Fähigkeiten, die er besitzen, oder die Uebungen, die er anstellen muß . Und weil alle zu seiner Bildung, als eines Religionslehrers, nöthige Kenntnisse oder Wissenschaften entweder Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften sind, oder die eigentliche Theologie, d. i. die Lehren der Religion und die richtigen Vorstellungen davon selbst, nebst den dazu nöthigen Quellen, enthalten, oder die Mittheilung derselben an Andere, und die ganze weise und nutzbare Führung des Lehramts betreffen: so wird die folgende Anleitung vier Theile begreifen:
  • 1) Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften.
  • 2) Von den Theilen der sogenannten systematischen Theologie und ihren Quellen, der exegetischen und historischen Theologie.
  • 3) Von der Anweisung zur würdigen und zwecksmäßigen Führung des Lehramts, und
  • 4) Von den Fähigkeiten und allgemeineren Anstalten und Uebungen, wodurch ein angehender Lehrer gebildet werden kann.
Von den besondern Uebungen, die zu einzelnen Theilen der Theologie gehören, wird bei der Abhandlung dieser einzelnen Wissenschaften gleich mit gehandelt werden.