|c173| Zweiter Abschnitt.
Allgemeinere Anstalten und Uebungen, wodurch man zu einem künftigen Lehrer der Religion gebildet werden kann.

117.

In den Schulen wird zwar der erste Grund zu den Wissenschaften, also gleich zur Bildung des künftigen Lehrers der Religion gelegt. Aber, wenn auch unsere meisten Schulen nicht einen vermischten Haufen von Lehrlingen enthielten, wovon nur ein Theil sich künftig mit den Wissenschaften beschäftigen soll, sie also dann die Anstalten nicht seyn können, worin Jünglinge zu künftigen Gelehrten, oder überhaupt zu brauchbaren Männern in höhern Ständen erzogen werden sollen: so würde es doch sehr nöthig seyn, noch andere Anstalten zu haben, wodurch, wie in Schulen, Kinder zu reifern Jünglingen, so diese zu Männern gebildet würden, die in so verschiedenen Ständen und Aemtern die Absicht eines besondern Berufs erfüllen könnten. Denn ließen sich gleich die Schulanstalten so erweitern, daß auch da diese weitere Bildung möglich würde: so unterscheiden sich doch Schulen, wo der erste Anfang dieser Bildung gemacht wird, von höhern Anstalten in zwei wesentlichen Stücken: erstlich darin, daß der Jüngling nun zu einem |c174| besondern Stande erzogen und vorbereitet werde, dem er sich für sein ganzes Leben allein oder vorzüglich widmen soll; sodann, daß er sich nun noch gewöhne, sich nicht mehr bloß von Andern leiten zu lassen, sondern selbst nach Ueberlegung das zu wählen, was ihn zu diesem besondern Stande brauchbar machen kann. Man hat also mit Recht den Zweck der Schulen nur auf diejenigen Wissenschaften eingeschränkt, die allen und jeden, wenigstens den Studierenden von allerlei Art, nützlich sind, und zu einer Vorbereitung auf alle höhere Stände und Aemter dienen können.In den Schulen wird zwar der erste Grund zu den Wissenschaften, also gleich zur Bildung des künftigen Lehrers der Religion gelegt. Aber, wenn auch unsere meisten Schulen nicht einen vermischten Haufen von Lehrlingen enthielten, wovon nur ein Theil sich künftig mit den Wissenschaften beschäftigen soll, sie also dann die Anstalten nicht seyn können, worin Jünglinge zu künftigen Gelehrten, oder überhaupt zu brauchbaren Männern in höhern Ständen erzogen werden sollen: so würde es doch sehr nöthig seyn, noch andere Anstalten zu haben, wodurch, wie in Schulen, Kinder zu reifern Jünglingen, so diese zu Männern gebildet würden, die in so verschiedenen Ständen und Aemtern die Absicht eines besondern Berufs erfüllen könnten. Denn ließen sich gleich die Schulanstalten so erweitern, daß auch da diese weitere Bildung möglich würde: so unterscheiden sich doch Schulen, wo der erste Anfang dieser Bildung gemacht wird, von höhern Anstalten in zwei wesentlichen Stücken: erstlich darin, daß der Jüngling nun zu einem |c174| besondern Stande erzogen und vorbereitet werde, dem er sich für sein ganzes Leben allein oder vorzüglich widmen soll; sodann, daß er sich nun noch gewöhne, sich nicht mehr bloß von Andern leiten zu lassen, sondern selbst nach Ueberlegung das zu wählen, was ihn zu diesem besondern Stande brauchbar machen kann. Man hat also mit Recht den Zweck der Schulen nur auf diejenigen Wissenschaften eingeschränkt, die allen und jeden, wenigstens den Studierenden von allerlei Art, nützlich sind, und zu einer Vorbereitung auf alle höhere Stände und Aemter dienen können.

118.

Zu den höhern oder solchen Anstalten, in welchen die nähere Vorbereitung zu einem besondern Beruf geschehen soll, gehören, wenigstens nach unserer jetzigen Verfassung, die Universitäten und alle Arten von Seminarien für eine besondere Klasse solcher Personen, die zu einem künftigen öffentlichen Amte bestimmt sind. Diese letztern Pflanzschulen scheinen doch, wenn wir die Sache nehmen, wie sie ist, nicht wie sie seyn könnte, mehr in der Absicht angelegt zu seyn, um nie einen Mangel an guten Lehrern zu haben, oder den Seminaristen, nach vollendetem akademischen Studium, die künftige Beförderung zu sichern, als überhaupt für die Bildung aller solcher Lehrer in einem Lande zu sorgen; es sind ihrer auch nur Wenigere, die so zum künftigen Berufe näher vorbereitet werden, und alsdann sind besondere Gesetze vorgeschrieben, nach welchen sie sich bilden müssen. Hingegen sind Univeristäten für alle künftige Religionslehrer errichtet und eingerichtet, und es ist gewöhnlich ihrer eigenen Wahl überlassen, wie sie sich da|c175|selbst aufs künftige zubereiten wollen. Auf diese sollen sich daher die hiesigen Anmerkungen allein einschränken.Zu den höhern oder solchen Anstalten, in welchen die nähere Vorbereitung zu einem besondern Beruf geschehen soll, gehören, wenigstens nach unserer jetzigen Verfassung, die Universitäten und alle Arten von Seminarien für eine besondere Klasse solcher Personen, die zu einem künftigen öffentlichen Amte bestimmt sind. Diese letztern Pflanzschulen scheinen doch, wenn wir die Sache nehmen, wie sie ist, nicht wie sie seyn könnte, mehr in der Absicht angelegt zu seyn, um nie einen Mangel an guten Lehrern zu haben, oder den Seminaristen, nach vollendetem akademischen Studium, die künftige Beförderung zu sichern, als überhaupt für die Bildung aller solcher Lehrer in einem Lande zu sorgen; es sind ihrer auch nur Wenigere, die so zum künftigen Berufe näher vorbereitet werden, und alsdann sind besondere Gesetze vorgeschrieben, nach welchen sie sich bilden müssen. Hingegen sind Univeristäten für alle künftige Religionslehrer errichtet und eingerichtet, und es ist gewöhnlich ihrer eigenen Wahl überlassen, wie sie sich da|c175|selbst aufs künftige zubereiten wollen. Auf diese sollen sich daher die hiesigen Anmerkungen allein einschränken.
Anm. Nur so weit von dem nützlichen Gebrauch die Rede ist, den Studierende von Universitäten und der dortigen Bildung zu künftigen guten Lehrern der Religion machen können, kann hier davon gehandelt werden. Von andern Umständen, Vortheilen und nützlichen Einrichtungen der Universitäten, verdient außer den Schriften von
  • Meiners, über die Geschichte des Entstehens der hohen protestantischen Schule, und
  • Heyne de universitatibus literariis in V Opusculis, VIII.,
das
  • Raisonnement über die protestantischen Universitäten in Deutschland (von J. D. Michaelis), Frankfurt und Leipzig 1768–76., 4 Theile, 8.
und von dem ganzen Verhalten bei dem akademischen Leben, das
  • Akademische Lehrbuch für studierende Jünglinge, von Joh. Christoph König, Nürnberg 1785. 8.
vor mehreren andern verglichen zu werden.

119.

So sehr man aus mancherlei Ursachen, zumal in den neuesten Zeiten, die Nutzbarkeit der höhern Schulen oder Universitäten herunter zu setzen gesucht hat; so sehr mancher sich oder Andere zu bereden sucht, – gute Köpfe könnten sich selbst genug helfen, – schon auf Schulen könnte man Alles das lernen, was bisher nur ein Eigenthum der Universitäten schien, – allenfalls könne der Unterricht und Umgang eines einzelnen Mannes, der in seinem Fache Meister sei, den, der sich eben diesem besondern Berufe widmen |c176| wolle, hinlänglich zur wirklichen guten Bestreitung dieses Berufs, wenigstens eben so gut und noch besser, zubereiten, als es auf Universitäten möglich sei: so läßt sich doch der große Werth und Vorzug der Universitäten von keinem unbefangenen Richter verkennen. Nun wird dabei vorausgesetzt, daß Universitäten wirklich so eingerichtet sind, daß sie das leisten, was sie ihrer Natur nach, und bei einer guten Einrichtung, können und sollen, und daß, wenn manche Universität nicht ganz so eingerichtet ist, doch die andere diesen Abgang ersetzen könne; deßgleichen, daß man den Zweck der Universitäten nicht verkenne, und mehr nicht fordere, als dieser Zweck mit sich bringt, der nicht dahin gehen soll, alles irgend Wissenswürdige zu lehren, sondern nur das, wozu Gelehrsamkeit erfordert wird, und sofern diese dazu hinlänglich ist.So sehr man aus mancherlei Ursachen, zumal in den neuesten Zeiten, die Nutzbarkeit der höhern Schulen oder Universitäten herunter zu setzen gesucht hat; so sehr mancher sich oder Andere zu bereden sucht, – gute Köpfe könnten sich selbst genug helfen, – schon auf Schulen könnte man Alles das lernen, was bisher nur ein Eigenthum der Universitäten schien, – allenfalls könne der Unterricht und Umgang eines einzelnen Mannes, der in seinem Fache Meister sei, den, der sich eben diesem besondern Berufe widmen |c176| wolle, hinlänglich zur wirklichen guten Bestreitung dieses Berufs, wenigstens eben so gut und noch besser, zubereiten, als es auf Universitäten möglich sei: so läßt sich doch der große Werth und Vorzug der Universitäten von keinem unbefangenen Richter verkennen. Nun wird dabei vorausgesetzt, daß Universitäten wirklich so eingerichtet sind, daß sie das leisten, was sie ihrer Natur nach, und bei einer guten Einrichtung, können und sollen, und daß, wenn manche Universität nicht ganz so eingerichtet ist, doch die andere diesen Abgang ersetzen könne; deßgleichen, daß man den Zweck der Universitäten nicht verkenne, und mehr nicht fordere, als dieser Zweck mit sich bringt, der nicht dahin gehen soll, alles irgend Wissenswürdige zu lehren, sondern nur das, wozu Gelehrsamkeit erfordert wird, und sofern diese dazu hinlänglich ist.
Anm. Handwerke, Künste und Geschäfte gehören daher nicht zur Absicht der Universitäten: dazu mag man allenfalls Kunstschulen, Handlungsakademieen, praktische Pflanzschulen errichten. Auch versteht sichs, daß der Augenschein, gewisse Handgriffe, Erfahrung, Weltkenntniß und Uebungen noch in Vielen nachhelfen, und zu einem besondern Beruf reifer machen müssen. Wenn aber Universitäten das nicht leisten, was nur dann möglich ist, wenn die Lehrlinge die nöthige Vorbereitung von Schulen mitbringen, so dient ihnen dieß zu keinem gerechten Vorwurf.

120.

Wenn auch große Köpfe, die sich selbst forthelfen können, nicht so selten wären, als sie sind, und man nicht zu den so mancherlei öffentlichen Geschäften noch mehr mittelmäßige brauchte, als jene; wenn sie auch nicht so viele ihnen eigene Fehler hätten, namentlich eine gewisse einsei|c177|tige Art zu denken, und einen, daher sowohl, als aus dem Gefühl ihrer überlegenen Kräfte, entstehenden Dünkel, Eigensinn, Ungelehrigkeit und Ungeduld, bei dem, was beschwerlich ist, zumal wenn es ins Kleine geht, zu verweilen: so bedürfen sie doch des Stoffs, den sie verarbeiten sollen, und einer großen Menge von Kenntnissen, um ihn richtig zu beurtheilen, und zu wissen, wie sie ihn anwenden sollen; sie bedürfen allgemeinerer richtiger Grundsätze, die, wenn sie richtig und allgemein seyn sollen, sich nicht bloß aus eigener Erfahrung abziehen, oder ohne tiefes Studium und ausgebreitete, von Andern entlehnte Kenntnisse sicher genug annehmen und anwenden lassen. Und, wenn sie auch dergleichen Kenntnisse von Andern entlehnen wollten, so ist dieß doch ganz etwas Anderes, als wenn sie unser Eigenthum sind, uns zu aller Zeit zu Dienste stehen, und aus den Gesichtspunkten angesehen werden, wo wir sie nöthig haben. – Auch von einem einzelnen, in seinem Fache noch so bewanderten Manne, lassen sich gründliche Kenntnisse von mehrerlei Arten, die sich doch einander mehr oder weniger die Hand bieten müssen, nicht lernen, weil er meistentheils entweder ganz nur für sein Fach, und für das, was ganz zunächst dahin einschlägt, vollkommen, oder ein seichter Vielwisser seyn wird.Wenn auch große Köpfe, die sich selbst forthelfen können, nicht so selten wären, als sie sind, und man nicht zu den so mancherlei öffentlichen Geschäften noch mehr mittelmäßige brauchte, als jene; wenn sie auch nicht so viele ihnen eigene Fehler hätten, namentlich eine gewisse einsei|c177|tige Art zu denken, und einen, daher sowohl, als aus dem Gefühl ihrer überlegenen Kräfte, entstehenden Dünkel, Eigensinn, Ungelehrigkeit und Ungeduld, bei dem, was beschwerlich ist, zumal wenn es ins Kleine geht, zu verweilen: so bedürfen sie doch des Stoffs, den sie verarbeiten sollen, und einer großen Menge von Kenntnissen, um ihn richtig zu beurtheilen, und zu wissen, wie sie ihn anwenden sollen; sie bedürfen allgemeinerer richtiger Grundsätze, die, wenn sie richtig und allgemein seyn sollen, sich nicht bloß aus eigener Erfahrung abziehen, oder ohne tiefes Studium und ausgebreitete, von Andern entlehnte Kenntnisse sicher genug annehmen und anwenden lassen. Und, wenn sie auch dergleichen Kenntnisse von Andern entlehnen wollten, so ist dieß doch ganz etwas Anderes, als wenn sie unser Eigenthum sind, uns zu aller Zeit zu Dienste stehen, und aus den Gesichtspunkten angesehen werden, wo wir sie nöthig haben. – Auch von einem einzelnen, in seinem Fache noch so bewanderten Manne, lassen sich gründliche Kenntnisse von mehrerlei Arten, die sich doch einander mehr oder weniger die Hand bieten müssen, nicht lernen, weil er meistentheils entweder ganz nur für sein Fach, und für das, was ganz zunächst dahin einschlägt, vollkommen, oder ein seichter Vielwisser seyn wird.
Anm. Die Erinnerungen in diesem bis zu dem 124sten §. beziehen sich auf die §. 119. erwähnten angeblichen Mittel welche man statt der Universitäten vorgeschlagen hat.

121.

Eben so wenig können dies die eigentlichen Schulen leisten. Denn man hat sich da so sehr mit noch ganz ungebildeten Zöglingen zu beschäftigen, die noch so wenig selbst |c178| sich helfen können, und denen dieselben Sachen so oft wiederholt werden müssen, um die ersten nothwendigsten Kenntnisse, welche die Grundlage von Andern sind, recht tief einzuprägen, und ihnen recht geläufig zu machen. Es bleibt da so wenig Zeit, Vielerlei zu treiben. Es ist selbst so wenig nützlich, sogenannte höhere Wissenschaften ohne viele Vorerkenntnisse deutlich, oder auch nur ihren Nutzen eigentlich begreiflich zu machen, und dem jugendlichen Alter Geschmack daran beizubringen, daß, wo auf Schulen vielerlei Wissenschaften, und wo besonders höhere Wissenschaften getrieben werden, nothwendig eine höchst oberflächliche und seichte Erkenntniß derselben entstehen muß, die auf das ganze Studium solcher Wissenschaften einen sehr nachtheiligen Einfluß hat. Noch dazu giebt die Beschäftigung mit sogenannten höhern Wissenschaften auf Schulen, Gelegenheit , die Vorbereitungswissenschaften, die eigentlich der Bestimmung der niedern Schulen gemäß sind, zu versäumen, oder sie nicht brauchbar genug für die künftigen Wissenschaften zu lernen, oder gar, wenn man wirklich Geschmack an höhern Wissenschaften und den Geschäften des Lebens findet, auch selbst den Geschmack an den Vorbereitungswissenschaften zu verderben, und den darauf zu verwendenden Fleiß zu vermindern. Die Erfahrung bestätigt dies nur gar zu sehr, und ein solcher unzeitiger oder zu früher Unterricht verhindert es sogar, daß man jenes Versäumte nicht einmal auf Universiäten oder anderwärts nachholen kann und mag. Denn da ist die Seele nicht mehr so beugsam und empfänglich für das, was, wie z. B. die Sprachen, sehr viel Mechanisches und ein leicht auffassendes Gedächniß erfordert. Der Geschmack ist schon so durch Gegenstände des eigentlichen Verstandes oder des geschäftigen Lebens verwöhnt; |c179| und der Dünkel, was man noch nachholen könnte, habe man schon auf Schulen vergessen, und brauche es nicht erst zu lernen, verhindert, nebst einer falschen Schaam, so sehr die nun erst rechte Erlernung, daß an einen solchen Ersatz des gar nicht oder schlecht Gelernten schwerlich zu denken ist.Eben so wenig können dies die eigentlichen Schulen leisten. Denn man hat sich da so sehr mit noch ganz ungebildeten Zöglingen zu beschäftigen, die noch so wenig selbst |c178| sich helfen können, und denen dieselben Sachen so oft wiederholt werden müssen, um die ersten nothwendigsten Kenntnisse, welche die Grundlage von Andern sind, recht tief einzuprägen, und ihnen recht geläufig zu machen. Es bleibt da so wenig Zeit, Vielerlei zu treiben. Es ist selbst so wenig nützlich, sogenannte höhere Wissenschaften ohne viele Vorerkenntnisse deutlich, oder auch nur ihren Nutzen eigentlich begreiflich zu machen, und dem jugendlichen Alter Geschmack daran beizubringen, daß, wo auf Schulen vielerlei Wissenschaften, und wo besonders höhere Wissenschaften getrieben werden, nothwendig eine höchst oberflächliche und seichte Erkenntniß derselben entstehen muß, die auf das ganze Studium solcher Wissenschaften einen sehr nachtheiligen Einfluß hat. Noch dazu giebt die Beschäftigung mit sogenannten höhern Wissenschaften auf Schulen, Gelegenheit , die Vorbereitungswissenschaften, die eigentlich der Bestimmung der niedern Schulen gemäß sind, zu versäumen, oder sie nicht brauchbar genug für die künftigen Wissenschaften zu lernen, oder gar, wenn man wirklich Geschmack an höhern Wissenschaften und den Geschäften des Lebens findet, auch selbst den Geschmack an den Vorbereitungswissenschaften zu verderben, und den darauf zu verwendenden Fleiß zu vermindern. Die Erfahrung bestätigt dies nur gar zu sehr, und ein solcher unzeitiger oder zu früher Unterricht verhindert es sogar, daß man jenes Versäumte nicht einmal auf Universiäten oder anderwärts nachholen kann und mag. Denn da ist die Seele nicht mehr so beugsam und empfänglich für das, was, wie z. B. die Sprachen, sehr viel Mechanisches und ein leicht auffassendes Gedächniß erfordert. Der Geschmack ist schon so durch Gegenstände des eigentlichen Verstandes oder des geschäftigen Lebens verwöhnt; |c179| und der Dünkel, was man noch nachholen könnte, habe man schon auf Schulen vergessen, und brauche es nicht erst zu lernen, verhindert, nebst einer falschen Schaam, so sehr die nun erst rechte Erlernung, daß an einen solchen Ersatz des gar nicht oder schlecht Gelernten schwerlich zu denken ist.

122.

Selbst Bücher können nicht ganz den Abgang des akademischen Unterrichts ersetzen, oder das so gut leisten, was der mündliche Vortrag auf Universitäten vermag. – Schon der mündliche Vortrag hat seine eigenen Vortheile. Er wirkt auf mehrere Sinne zugleich. Der abwechselnde Ton der Stimme, der die Hauptbegriffe, den Unterschied der Ideen, und das, worauf die Gedanken des Zuhörers sich vorzüglich heften sollen, merkbarer macht; die den Vortrag begleitende Geberdensprache; zum Theil auch der Affekt, womit man spricht; und die Idee von der wenigern Kunst, die da weniger als in einer ausgearbeiteten Schrift erwartet wird, und eine leichtere, sich im Reden gleichsam von selbst ergebende Ueberzeugung vorauszusetzen scheint, giebt dem Vortrage eine eigene Kraft, die sich durch keine todten Zeichen oder Buchstaben so mittheilen läßt. Und selbst die Gewohnheit, im menschlichen Leben den Unterricht durchs Gehör mitgetheilt zu bekommen, macht uns das leichter, was uns so, als was uns durch Schriftzeichen gesagt wird. Alles dieses giebt dem mündlichen Vortrage ein gewisses Leben, das uns immer weit mehr als das Todte und Leblose anzieht. Er befördert also die Aufmerksamkeit, die Verständlichkeit, die anschaulichere Erkenntniß, und den Eindruck des Gesagten weit mehr, als was wir bloß lesen. Deß |c180| nicht zu gedenken, daß man bei dem Reden sich mehr Wiederholungen, selbst mit andern Worten, erlaubt, welche verursachen, daß das, was der Zuhörer überhört, oder nicht recht verstanden hat, ihm dadurch faßlicher wird, sich ihm durch die Abänderung der Worte in eben derselben Sache bisweilen auf mehreren Seiten darstellt, wenigstens durch die Mannichfaltigkeit des Ausdrucks sich mehr empfiehlt.Selbst Bücher können nicht ganz den Abgang des akademischen Unterrichts ersetzen, oder das so gut leisten, was der mündliche Vortrag auf Universitäten vermag. – Schon der mündliche Vortrag hat seine eigenen Vortheile. Er wirkt auf mehrere Sinne zugleich. Der abwechselnde Ton der Stimme, der die Hauptbegriffe, den Unterschied der Ideen, und das, worauf die Gedanken des Zuhörers sich vorzüglich heften sollen, merkbarer macht; die den Vortrag begleitende Geberdensprache; zum Theil auch der Affekt, womit man spricht; und die Idee von der wenigern Kunst, die da weniger als in einer ausgearbeiteten Schrift erwartet wird, und eine leichtere, sich im Reden gleichsam von selbst ergebende Ueberzeugung vorauszusetzen scheint, giebt dem Vortrage eine eigene Kraft, die sich durch keine todten Zeichen oder Buchstaben so mittheilen läßt. Und selbst die Gewohnheit, im menschlichen Leben den Unterricht durchs Gehör mitgetheilt zu bekommen, macht uns das leichter, was uns so, als was uns durch Schriftzeichen gesagt wird. Alles dieses giebt dem mündlichen Vortrage ein gewisses Leben, das uns immer weit mehr als das Todte und Leblose anzieht. Er befördert also die Aufmerksamkeit, die Verständlichkeit, die anschaulichere Erkenntniß, und den Eindruck des Gesagten weit mehr, als was wir bloß lesen. Deß |c180| nicht zu gedenken, daß man bei dem Reden sich mehr Wiederholungen, selbst mit andern Worten, erlaubt, welche verursachen, daß das, was der Zuhörer überhört, oder nicht recht verstanden hat, ihm dadurch faßlicher wird, sich ihm durch die Abänderung der Worte in eben derselben Sache bisweilen auf mehreren Seiten darstellt, wenigstens durch die Mannichfaltigkeit des Ausdrucks sich mehr empfiehlt.

123.

Hat denn auch der Zuhörer Manches nicht oder nicht genug und zu seiner völligen Befriedigung verstanden, so kann er den Lehrer näher befragen, und die Schwierigkeiten oder Zweifel, die ihm übrig bleiben, von ihm aufgelöset bekommen. – Ist der Lehrer, wie man doch bei den Meisten voraussetzen kann, ein selbstdenkender und untersuchender Mann, so wird er viele Entdeckungen in dem mündlichen Vortrage mittheilen, die man in Anderer Schriften nicht findet; und ist er Schriftsteller, so wird man Vieles in diesen Schriften erst dann recht verstehen, wenn man ihn über die nämlichen Sachen reden, oder das entwickeln hört, was vielleicht in seinen Schriften nur als bloßes Resultat vorhin angesteller Untersuchungen liegt. Oft muß er auch Bedenken tragen, Etwas in Schriften zu äußern, was er entweder noch nicht öffentlich schreiben mag, weil es ihm noch nicht reif genug scheint, und was doch für den Zuhörer Winke und Veranlassungen zu wichtigen Entdeckungen geben kann, oder was er dem Publikum, welches aus sehr vermischten Lesern besteht, wegen besorglicher Mißdeutung und Mißbrauchs, nicht wohl sagen kann, das er hingegen seinen Zuhörern, die er näher kennt, für sehr zuträglich hält. – Und wie oft macht er erst während |c181| des Vortrags gewisse Entdeckungen, an die er vorher nie dachte, oder ist so glücklich, eine leichtere Wendung, einen deutlichern und bestimmtern Ausdruck zu finden; welches alles ihm vielleicht nie wieder einfällt, und für ihn, wie für jeden andern, außer denen, die ihn gehört haben, verloren ist? – Wie viel giebt es auch Dinge, die sich durch keine Schrift, selbst wenn sie von Kupferstichen begleitet ist, deutlich, wenigstens anschaulich machen lassen, bei Sprachen z. B., in der Botanik, bei Alterthümern, Kunstwerken, bei der Declamation u. s. f.? Wie nothwendig ist es dem Lernenden, nicht nur Theorieen zu hören, oder zu lesen, sondern auch Handgriffe zu sehen, ohne die er oft nicht weiß, wie er die Theorie anwenden soll?Hat denn auch der Zuhörer Manches nicht oder nicht genug und zu seiner völligen Befriedigung verstanden, so kann er den Lehrer näher befragen, und die Schwierigkeiten oder Zweifel, die ihm übrig bleiben, von ihm aufgelöset bekommen. – Ist der Lehrer, wie man doch bei den Meisten voraussetzen kann, ein selbstdenkender und untersuchender Mann, so wird er viele Entdeckungen in dem mündlichen Vortrage mittheilen, die man in Anderer Schriften nicht findet; und ist er Schriftsteller, so wird man Vieles in diesen Schriften erst dann recht verstehen, wenn man ihn über die nämlichen Sachen reden, oder das entwickeln hört, was vielleicht in seinen Schriften nur als bloßes Resultat vorhin angesteller Untersuchungen liegt. Oft muß er auch Bedenken tragen, Etwas in Schriften zu äußern, was er entweder noch nicht öffentlich schreiben mag, weil es ihm noch nicht reif genug scheint, und was doch für den Zuhörer Winke und Veranlassungen zu wichtigen Entdeckungen geben kann, oder was er dem Publikum, welches aus sehr vermischten Lesern besteht, wegen besorglicher Mißdeutung und Mißbrauchs, nicht wohl sagen kann, das er hingegen seinen Zuhörern, die er näher kennt, für sehr zuträglich hält. – Und wie oft macht er erst während |c181| des Vortrags gewisse Entdeckungen, an die er vorher nie dachte, oder ist so glücklich, eine leichtere Wendung, einen deutlichern und bestimmtern Ausdruck zu finden; welches alles ihm vielleicht nie wieder einfällt, und für ihn, wie für jeden andern, außer denen, die ihn gehört haben, verloren ist? – Wie viel giebt es auch Dinge, die sich durch keine Schrift, selbst wenn sie von Kupferstichen begleitet ist, deutlich, wenigstens anschaulich machen lassen, bei Sprachen z. B., in der Botanik, bei Alterthümern, Kunstwerken, bei der Declamation u. s. f.? Wie nothwendig ist es dem Lernenden, nicht nur Theorieen zu hören, oder zu lesen, sondern auch Handgriffe zu sehen, ohne die er oft nicht weiß, wie er die Theorie anwenden soll?

124.

Ließe sich denn auch aus Büchern alles das lernen, was man aus dem Vortrage auf Universitäten schöpfen kann: wie Viele haben Kenntniß der wirklich besten Bücher in jedem Fache, und derer, die gerade ihren Bedürfnissen angemessen sind? und wie viele Gelegenheit, sie wirklich zu bekommen? Wie viele Nebendinge, wie viel noch Unverständliches, oder wie viel noch zu schwere Kenntnisse und Untersuchungen enthalten diese, die den Anfänger zerstreuen, oder unnöthig aufhalten? wie Vieles, was ihm unerheblich und unbrauchbar, oder was ihm wichtig scheinen kann, und beiderlei, für ihn wenigstens, nicht ist? zumal da er noch so wenig mit dem Innern der Wissenschaften, mit den wahren Fortschritten der Zeit, mit dem Werthe gewisser Kenntnisse und Untersuchungen bekannt ist, als daß er sich durch diese Bücher allein sollte selbst forthelfen können. – Akademische Lehrer hingegen müssen sich, ihrem |c182| ganz eigenen Berufe nach, ganz den Wissenschaften widmen; ihre wirklichen Fortschritte besser kennen; das Wahre, das Brauchbare, das gerade der Klasse von Studierenden, mit der sie zu thun haben, deren künftigen Bestimmung und gewöhnlichen Vorbereitung nach, mit der sie auf Universitäten kommen, angemessene, und durch die Zeitbedürfnisse erforderte, gefunden haben; gerade also für diese das Wesentlichste, was ihnen nöthig ist, ausheben, und ihnen auf die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten gemäßeste Art vortragen können. Sie haben auch dazu gemeiniglich bessere Gelegenheit und Hülfsmittel, als irgend ein Anderer. Selbst ihr eigenes Interesse erfordert es, um ihr Ansehen zu erhalten, auf alles dieses bedacht zu seyn, und ihren Vortrag durch die beste Wahl, Ordnung, Deutlichkeit und Fruchtbarkeit zu empfehlen.Ließe sich denn auch aus Büchern alles das lernen, was man aus dem Vortrage auf Universitäten schöpfen kann: wie Viele haben Kenntniß der wirklich besten Bücher in jedem Fache, und derer, die gerade ihren Bedürfnissen angemessen sind? und wie viele Gelegenheit, sie wirklich zu bekommen? Wie viele Nebendinge, wie viel noch Unverständliches, oder wie viel noch zu schwere Kenntnisse und Untersuchungen enthalten diese, die den Anfänger zerstreuen, oder unnöthig aufhalten? wie Vieles, was ihm unerheblich und unbrauchbar, oder was ihm wichtig scheinen kann, und beiderlei, für ihn wenigstens, nicht ist? zumal da er noch so wenig mit dem Innern der Wissenschaften, mit den wahren Fortschritten der Zeit, mit dem Werthe gewisser Kenntnisse und Untersuchungen bekannt ist, als daß er sich durch diese Bücher allein sollte selbst forthelfen können. – Akademische Lehrer hingegen müssen sich, ihrem |c182| ganz eigenen Berufe nach, ganz den Wissenschaften widmen; ihre wirklichen Fortschritte besser kennen; das Wahre, das Brauchbare, das gerade der Klasse von Studierenden, mit der sie zu thun haben, deren künftigen Bestimmung und gewöhnlichen Vorbereitung nach, mit der sie auf Universitäten kommen, angemessene, und durch die Zeitbedürfnisse erforderte, gefunden haben; gerade also für diese das Wesentlichste, was ihnen nöthig ist, ausheben, und ihnen auf die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten gemäßeste Art vortragen können. Sie haben auch dazu gemeiniglich bessere Gelegenheit und Hülfsmittel, als irgend ein Anderer. Selbst ihr eigenes Interesse erfordert es, um ihr Ansehen zu erhalten, auf alles dieses bedacht zu seyn, und ihren Vortrag durch die beste Wahl, Ordnung, Deutlichkeit und Fruchtbarkeit zu empfehlen.

125.

Ueberhaupt haben Universitäten, außer dem schon Gesagten, ganz eigene Vortheile für die Wissenschaften und für den daraus entspringenden Nutzen, in Absicht auf das Publikum überhaupt und die Studierenden insbesondere. – Nach unserer jetzigen Verfassung sind Universitäten diejenigen Anstalten, worin fast alle diejenigen gebildet werden, die sich den Wissenschaften widmen, von welchen die Erziehung der Jugend abhängt, und mit welchen öffentliche Aemter besetzt werden, die irgend einen Einfluß in die Kultur der Länder haben. Universitäten haben also einen ungemeinen Einfluß auf die Wissenschaften und auf die davon abhängende Kultur; durch sie werden wissenschaftliche Kenntnisse am allgemeinsten ausgebreitet; und wenn dieses gleich auch durch Schriftsteller geschieht, so sind doch nicht nur die |c183| meisten wissenschaftlichen Schriftsteller auf Universitäten, sondern die Schriftsteller haben auch die allgemeinsten Kenntnisse auf Universitäten erlangt; was sie hinzu erfinden, wird von akademischen Lehrern geprüft, benutzt, verarbeitet: und so entsteht ein beständiger Umtausch und eine gegenseitige Mittheilung, die immer in dem Publikum einen gewissen Umlauf von wissenschaftlichen und nützlichen Kenntnissen erhält. – Hierzu kommt, daß, wenn auch, zur Aufnahme besonderer Wissenschaften, besondere Anstalten mit großem Vortheil können angelegt werden (Bergakademieen z. B.), doch die Universitäten dazu bestimmt sind, den Unterricht in allen eigentlichen Wissenschaften zu befördern. Da treffen also Männer zusammen, die einander, ein jeder mit seinen vorzüglichen Kenntnissen in einer besondern Wissenschaft, in die Hände arbeiten können, und wo ein jeder bei dem, was er zu mehrerer Vervollkommnung seiner Wissenschaft aus einer andern zu entlehnen hat, sich des Raths, der Unterstützung und der Vorarbeit des Andern bedienen kann. Da wird dann auch mancher Studierende, der sich sonst nur auf seine Wissenschaft und die damit unmittelbar zusammenhängenden würde eingeschränkt haben, gereitzt, sich zugleich mit andern Wissenschaften wenigstens so weit bekannt zu machen, als zu einer allgemeinen Kenntniß nöthig ist, weil er eben die Gelegenheit findet, sie zu lernen.Ueberhaupt haben Universitäten, außer dem schon Gesagten, ganz eigene Vortheile für die Wissenschaften und für den daraus entspringenden Nutzen, in Absicht auf das Publikum überhaupt und die Studierenden insbesondere. – Nach unserer jetzigen Verfassung sind Universitäten diejenigen Anstalten, worin fast alle diejenigen gebildet werden, die sich den Wissenschaften widmen, von welchen die Erziehung der Jugend abhängt, und mit welchen öffentliche Aemter besetzt werden, die irgend einen Einfluß in die Kultur der Länder haben. Universitäten haben also einen ungemeinen Einfluß auf die Wissenschaften und auf die davon abhängende Kultur; durch sie werden wissenschaftliche Kenntnisse am allgemeinsten ausgebreitet; und wenn dieses gleich auch durch Schriftsteller geschieht, so sind doch nicht nur die |c183| meisten wissenschaftlichen Schriftsteller auf Universitäten, sondern die Schriftsteller haben auch die allgemeinsten Kenntnisse auf Universitäten erlangt; was sie hinzu erfinden, wird von akademischen Lehrern geprüft, benutzt, verarbeitet: und so entsteht ein beständiger Umtausch und eine gegenseitige Mittheilung, die immer in dem Publikum einen gewissen Umlauf von wissenschaftlichen und nützlichen Kenntnissen erhält. – Hierzu kommt, daß, wenn auch, zur Aufnahme besonderer Wissenschaften, besondere Anstalten mit großem Vortheil können angelegt werden (Bergakademieen z. B.), doch die Universitäten dazu bestimmt sind, den Unterricht in allen eigentlichen Wissenschaften zu befördern. Da treffen also Männer zusammen, die einander, ein jeder mit seinen vorzüglichen Kenntnissen in einer besondern Wissenschaft, in die Hände arbeiten können, und wo ein jeder bei dem, was er zu mehrerer Vervollkommnung seiner Wissenschaft aus einer andern zu entlehnen hat, sich des Raths, der Unterstützung und der Vorarbeit des Andern bedienen kann. Da wird dann auch mancher Studierende, der sich sonst nur auf seine Wissenschaft und die damit unmittelbar zusammenhängenden würde eingeschränkt haben, gereitzt, sich zugleich mit andern Wissenschaften wenigstens so weit bekannt zu machen, als zu einer allgemeinen Kenntniß nöthig ist, weil er eben die Gelegenheit findet, sie zu lernen.

126.

Sind überdies Universitäten öffentliche Sammelplätze, wo die, welche zu Wissenschaften und öffentlichen Aemtern sollen gebraucht werden, in großer Anzahl, selbst oft aus sehr verschiedenen Gegenden und Ländern, zusammenfließen: so wird durch sie nicht nur die Ausbreitung und Circulation |c184| wissenschaftlicher Kenntnisse sehr befördert, sondern das Beispiel und die Wetteiferung reitzt und ermuntert auch den Fleiß weit mehr, als bei den Privatstudien und kleinen Schulanstalten. Es werden Bekanntschaften, besonders literarische, gestiftet, die, selbst noch nach dem Verlauf der Universitätsjahre, auf mehrere nützliche Verbindungen zu öffentlichen Verdiensten und auf das gemeinschaftliche Bestreben zur Ausbreitung und Aufklärung der Wissenschaften großen Einfluß haben. Und junge Studierende haben die sonst nirgends so vorhandene Gelegenheit, die verschiedenen Charaktere der Menschen, in Absicht auf Geschäfte ihres Standes, kennen zu lernen, und mit der so sehr verschiedenen Denkungsart und Sitten der Menschen bekannter zu werden; welches ihnen einen gewissen offnern Sinn giebt, eine gewisse mehrere Theilnehmung an öffentlichen Angelegenheiten (public Spirit) wirkt, und die eingeschränkte einseitige Dekungsart, die engherzige Gesinnung, die ausschließende unduldsame Einschränkung der Bemühungen auf Privatvortheil, wo nicht verhindert, doch einigermaßen schwächt.Sind überdies Universitäten öffentliche Sammelplätze, wo die, welche zu Wissenschaften und öffentlichen Aemtern sollen gebraucht werden, in großer Anzahl, selbst oft aus sehr verschiedenen Gegenden und Ländern, zusammenfließen: so wird durch sie nicht nur die Ausbreitung und Circulation |c184| wissenschaftlicher Kenntnisse sehr befördert, sondern das Beispiel und die Wetteiferung reitzt und ermuntert auch den Fleiß weit mehr, als bei den Privatstudien und kleinen Schulanstalten. Es werden Bekanntschaften, besonders literarische, gestiftet, die, selbst noch nach dem Verlauf der Universitätsjahre, auf mehrere nützliche Verbindungen zu öffentlichen Verdiensten und auf das gemeinschaftliche Bestreben zur Ausbreitung und Aufklärung der Wissenschaften großen Einfluß haben. Und junge Studierende haben die sonst nirgends so vorhandene Gelegenheit, die verschiedenen Charaktere der Menschen, in Absicht auf Geschäfte ihres Standes, kennen zu lernen, und mit der so sehr verschiedenen Denkungsart und Sitten der Menschen bekannter zu werden; welches ihnen einen gewissen offnern Sinn giebt, eine gewisse mehrere Theilnehmung an öffentlichen Angelegenheiten (public Spirit) wirkt, und die eingeschränkte einseitige Dekungsart, die engherzige Gesinnung, die ausschließende unduldsame Einschränkung der Bemühungen auf Privatvortheil, wo nicht verhindert, doch einigermaßen schwächt.

127.

Endlich kommen noch bei Universitäten mehrere Umstände zusammen, die sie, vor allen andern Anstalten, bequem machen, studierende Jünglinge, durch Unterricht in den Wissenschaften, auf künftige Stände vorzubereiten, und sie in den Wissenschaften weiter, als sonst, zu bringen. – Sicherlich erleichtern sie doch auf einer Seite den compendiarischen Unterricht, ersparen ihnen Mühe, vergebliche Arbeit, Zeit und Kosten, und liefern ihnen den Kern desjenigen, was in jeder Wissenschaft bisher erfunden und erprobt worden ist, also die Grundlage, auf der sie nachher |c185| immer weiter fortbauen, und die nachher erlangten einzelnen Erweiterungen, ohne Verwirrung, gleich in Ordnung bringen, und als an einen Faden anknüpfen können. – Auf der andern Seite geben sie ihnen Gelegenheit, wenn sie nur selbst wollen, weitere Aufschlüsse, feinere Bemerkungen, wenigstens die heilsamsten Räthe in Absicht auf den Fortgang in Wissenschaften, von solchen Lehrern zu bekommen, die die Obrigkeit, als die vorzüglichsten Gelehrten in ihrem Fach, und als die Geschicktesten in Mittheilung ihrer Kenntnisse an Andere, irgends finden konnte; die, ihrem Berufe nach, sich ganz einer besondern Wissenschaft widmen, und es daher, in ihr, natürlich weiter bringen können, als nicht leicht irgend jemand, der eine andere Hauptbeschäftigung hat; die durch die beständige Gelegenheit, gleich ihre bessern erlangten Kenntnisse und gemachten Entdeckungen Andern wieder mittheilen zu können, und durch den Fleiß oder die Wißbegierde der Zuhörer ermuntert, durch deren Fragen und Zweifel, durch die Wetteiferung mit andern Lehrern, und durch die Verschiedenheit der Meinungen und Methoden unter mehrern ihres Gleichen, gedrungen werden, immer weiter vorwärts zu gehen. – Auch giebt es fast überall, wo Universitäten sind, so ansehnliche öffentliche und Privat-Bibliotheken, Buchhandlungen, wenigstens Gelegenheit, leichter, als an den meisten andern Orten, die neuesten Bücher zu bekommen; und die meisten akademischen Gelehrten stehen mit auswärtigen Gelehrten in solchen Verbindungen und Briefwechsel, daß es auf Universitäten weniger, als meistens anderwärts, an den besten Hülfsmitteln zu den Wissenschaften und Gelegenheit zu weitern eigenen Fortschritten in denselben, fehlen kann. Hierzu kommt noch |c186| der Vortheil , daß Studierende von ihren Lehrern die besondern Schriften und Hülfsmittel überhaupt erfragen können, die für sie, oder um sich über besondere Gegenstände einer Wissenschaft näher zu unterrichten, die zuträglichsten sind, ohne daß sie in der Verlegenheit sind, sich von einem Ohngefähr oder öffentlichen Vorurtheile leiten lassen zu müssen.Endlich kommen noch bei Universitäten mehrere Umstände zusammen, die sie, vor allen andern Anstalten, bequem machen, studierende Jünglinge, durch Unterricht in den Wissenschaften, auf künftige Stände vorzubereiten, und sie in den Wissenschaften weiter, als sonst, zu bringen. – Sicherlich erleichtern sie doch auf einer Seite den compendiarischen Unterricht, ersparen ihnen Mühe, vergebliche Arbeit, Zeit und Kosten, und liefern ihnen den Kern desjenigen, was in jeder Wissenschaft bisher erfunden und erprobt worden ist, also die Grundlage, auf der sie nachher |c185| immer weiter fortbauen, und die nachher erlangten einzelnen Erweiterungen, ohne Verwirrung, gleich in Ordnung bringen, und als an einen Faden anknüpfen können. – Auf der andern Seite geben sie ihnen Gelegenheit, wenn sie nur selbst wollen, weitere Aufschlüsse, feinere Bemerkungen, wenigstens die heilsamsten Räthe in Absicht auf den Fortgang in Wissenschaften, von solchen Lehrern zu bekommen, die die Obrigkeit, als die vorzüglichsten Gelehrten in ihrem Fach, und als die Geschicktesten in Mittheilung ihrer Kenntnisse an Andere, irgends finden konnte; die, ihrem Berufe nach, sich ganz einer besondern Wissenschaft widmen, und es daher, in ihr, natürlich weiter bringen können, als nicht leicht irgend jemand, der eine andere Hauptbeschäftigung hat; die durch die beständige Gelegenheit, gleich ihre bessern erlangten Kenntnisse und gemachten Entdeckungen Andern wieder mittheilen zu können, und durch den Fleiß oder die Wißbegierde der Zuhörer ermuntert, durch deren Fragen und Zweifel, durch die Wetteiferung mit andern Lehrern, und durch die Verschiedenheit der Meinungen und Methoden unter mehrern ihres Gleichen, gedrungen werden, immer weiter vorwärts zu gehen. – Auch giebt es fast überall, wo Universitäten sind, so ansehnliche öffentliche und Privat-Bibliotheken, Buchhandlungen, wenigstens Gelegenheit, leichter, als an den meisten andern Orten, die neuesten Bücher zu bekommen; und die meisten akademischen Gelehrten stehen mit auswärtigen Gelehrten in solchen Verbindungen und Briefwechsel, daß es auf Universitäten weniger, als meistens anderwärts, an den besten Hülfsmitteln zu den Wissenschaften und Gelegenheit zu weitern eigenen Fortschritten in denselben, fehlen kann. Hierzu kommt noch |c186| der Vortheil , daß Studierende von ihren Lehrern die besondern Schriften und Hülfsmittel überhaupt erfragen können, die für sie, oder um sich über besondere Gegenstände einer Wissenschaft näher zu unterrichten, die zuträglichsten sind, ohne daß sie in der Verlegenheit sind, sich von einem Ohngefähr oder öffentlichen Vorurtheile leiten lassen zu müssen.
Anm. Die neuesten Schriften über diesen Gegenstand, z. B. von Schleyermacher über die Universitäten in deutschem Sinn, Berlin 1808. Steffens Vorlesungen über die Idee der Universitäten, 1808., enthalten schätzbare Beiträge zu der vorstehenden Bemerkung.
A. d. H.

128.

Die bisherigen Anmerkungen über den Werth und die Vortheile der Universitäten, hatten vornehmlich die Absicht, Studierende, die auf ihnen sollen gebildet werden, zu mehrerm Fleiß und Wahrnehmung dieser trefflichen Gelegenheit zu ermuntern, die nie wiederkommt, und durch nichts ganz ersetzt werden kann. Es ist noch übrig, Einiges von ihrer rechten Benutzung zu sagen. – Zuerst muß der, wer eine Universität bezieht, und da mit wirklichem Nutzen studieren will, einige Vorerkenntnisse mitbringen, ohne die er schlechterdings den Docenten nicht gehörig verstehen kann, weil dieser, eingedenk des Zwecks der Universitäten, die zu höhern Wissenschaften und zu weitern Fortschritten in allen Wissenschaften führen sollen, sie voraussetzt, und darauf baut, auch wegen der wenigern Unwissenden nicht den bessern Theil seiner Zuhörer mit Sachen aufhalten darf, die ihnen schon bekannt und geläufig sind. Wem es daran fehlt, der muß nothwendig zurückbleiben; er wird nicht ein|c187|mal die Lust zu lernen behalten, weil das, was er nicht versteht, ihn auch nicht interessiren kann: eine Hauptursache, warum die, welche den Schulen zu früh entlaufen sind, oder überhaupt ganz, oder in gewissen Wissenschaften versäumt auf die Universität kommen, selten etwas Rechtes lernen, und selbst aus langer Weile sich dem Müßiggange und Unordnungen ergeben. Oder er muß nur erst das Versäumte nachholen, wozu nicht immer Gelegenheit, wenigstens nicht ohne große Kosten, ist, wozu die meisten zu stolz sind, wodurch man die ohnehin so kurz auf Universitäten zugeschnittene Zeit den eigentlichen Wissenschaften entzieht, und, wenn man nicht außerordentliche Fähigkeiten und Fleiß besitzt, doch wenig vor sich bringen wird. – Zu den unentbehrlichsten Vorerkenntnissen für die, welche Theologie studieren wollen, gehört – außer der Bekanntschaft mit der Muttersprache, wie sie in Büchern herrscht, – so viele Kenntniß der lateinischen, daß man ein nicht zu schweres lateinisches Buch ohne fremde Beihülfe verstehen, und sich in dieser Sprache wenigstens nothdürftig ausdrücken könne; die ersten Anfangsgründe der griechischen Sprache, und wenigstens einiger Anfang, leichte griechische Bücher zu verstehen; ein wenigstens allgemeiner Begriff von der Geschichte und Geographie, und die nothdürftigsten Kenntnisse von der Vernunftlehre. Nicht viel entbehrlicher ist wenigstens: eben so viele Kenntniß der ebräischen wie der griechischen Sprache, eine allgemeine Bekanntschaft mit den Wissenschaften überhaupt, oder eine literarische Encyklopädie, und die nothdürftigste Kenntniß von den besten Büchern in solchen Wissenschaften, die schon auf Schulen getrieben werden, oder auf die man sich ins künftige legen will.Die bisherigen Anmerkungen über den Werth und die Vortheile der Universitäten, hatten vornehmlich die Absicht, Studierende, die auf ihnen sollen gebildet werden, zu mehrerm Fleiß und Wahrnehmung dieser trefflichen Gelegenheit zu ermuntern, die nie wiederkommt, und durch nichts ganz ersetzt werden kann. Es ist noch übrig, Einiges von ihrer rechten Benutzung zu sagen. – Zuerst muß der, wer eine Universität bezieht, und da mit wirklichem Nutzen studieren will, einige Vorerkenntnisse mitbringen, ohne die er schlechterdings den Docenten nicht gehörig verstehen kann, weil dieser, eingedenk des Zwecks der Universitäten, die zu höhern Wissenschaften und zu weitern Fortschritten in allen Wissenschaften führen sollen, sie voraussetzt, und darauf baut, auch wegen der wenigern Unwissenden nicht den bessern Theil seiner Zuhörer mit Sachen aufhalten darf, die ihnen schon bekannt und geläufig sind. Wem es daran fehlt, der muß nothwendig zurückbleiben; er wird nicht ein|c187|mal die Lust zu lernen behalten, weil das, was er nicht versteht, ihn auch nicht interessiren kann: eine Hauptursache, warum die, welche den Schulen zu früh entlaufen sind, oder überhaupt ganz, oder in gewissen Wissenschaften versäumt auf die Universität kommen, selten etwas Rechtes lernen, und selbst aus langer Weile sich dem Müßiggange und Unordnungen ergeben. Oder er muß nur erst das Versäumte nachholen, wozu nicht immer Gelegenheit, wenigstens nicht ohne große Kosten, ist, wozu die meisten zu stolz sind, wodurch man die ohnehin so kurz auf Universitäten zugeschnittene Zeit den eigentlichen Wissenschaften entzieht, und, wenn man nicht außerordentliche Fähigkeiten und Fleiß besitzt, doch wenig vor sich bringen wird. – Zu den unentbehrlichsten Vorerkenntnissen für die, welche Theologie studieren wollen, gehört – außer der Bekanntschaft mit der Muttersprache, wie sie in Büchern herrscht, – so viele Kenntniß der lateinischen, daß man ein nicht zu schweres lateinisches Buch ohne fremde Beihülfe verstehen, und sich in dieser Sprache wenigstens nothdürftig ausdrücken könne; die ersten Anfangsgründe der griechischen Sprache, und wenigstens einiger Anfang, leichte griechische Bücher zu verstehen; ein wenigstens allgemeiner Begriff von der Geschichte und Geographie, und die nothdürftigsten Kenntnisse von der Vernunftlehre. Nicht viel entbehrlicher ist wenigstens: eben so viele Kenntniß der ebräischen wie der griechischen Sprache, eine allgemeine Bekanntschaft mit den Wissenschaften überhaupt, oder eine literarische Encyklopädie, und die nothdürftigste Kenntniß von den besten Büchern in solchen Wissenschaften, die schon auf Schulen getrieben werden, oder auf die man sich ins künftige legen will.
|c188| Anm. Dies ist der geringste Anschlag, von dem nichts kann erlassen werden. Die zuletzt angegebenen Kenntnisse würden hier mit den andern völlig in Eine Klasse gesetzt worden seyn, wenn es nicht leider wirklich, auch selbst auf manchen sonst guten Schulen, noch an Gelegenheit zu diesen Kenntnissen fehlte, und nicht auf Universitäten noch eher, als zur Erlangung der Kenntnisse der ersten Klasse, Gelegenheit wäre, die dann sogeich im Anfange benutzt werden müßte, ehe man weiter gehen wollte.

129.

Diese Kenntnisse wenigstens vorausgesetzt, ist das Nächste: kluge Wahl der Vorlesungen, die man hören soll. Etwas Allgemeines läßt sich hier zwar weder über die Wahl der Wissenschaften, auf die man sich legen, noch über die Ordnung sagen, in der man sie nach einander hören sollte. Denn, nach den verschiedenen Absichten derer, die Theologie studieren wollen, ist eine oder die andere Wissenschaft, zumal Hülfs- oder Nebenwissenschaft (siehe den ersten Theil), mehr oder minder nothwendig. Die gemeiniglich kurze Dauer des akademischen Lebens erlaubt nicht, alle, die man wohl könnte, zu treiben. Und es ist weit nachtheiliger, viel und vielerlei Wissenschaften mit einander, als wenige, aber mit rechtem Fleiße, zu hören. *) Auch die Wahl ihrer Folge steht nicht immer in unserer Gewalt, weil manche Vorlesungen eben nicht, wenn man es wünschte, oder nicht von solchen gehalten werden, denen man, sich darin anvertrauen zu dürfen, glauben könnte, oder weil die Stunden, wo sie gelesen werden, mit andern nothwendigen Arbeiten besetzt sind.Diese Kenntnisse wenigstens vorausgesetzt, ist das Nächste: kluge Wahl der Vorlesungen, die man hören soll. Etwas Allgemeines läßt sich hier zwar weder über die Wahl der Wissenschaften, auf die man sich legen, noch über die Ordnung sagen, in der man sie nach einander hören sollte. Denn, nach den verschiedenen Absichten derer, die Theologie studieren wollen, ist eine oder die andere Wissenschaft, zumal Hülfs- oder Nebenwissenschaft (siehe den ersten Theil), mehr oder minder nothwendig. Die gemeiniglich kurze Dauer des akademischen Lebens erlaubt nicht, alle, die man wohl könnte, zu treiben. Und es ist weit nachtheiliger, viel und vielerlei Wissenschaften mit einander, als wenige, aber mit rechtem Fleiße, zu hören. *) Auch die Wahl ihrer Folge steht nicht immer in unserer Gewalt, weil manche Vorlesungen eben nicht, wenn man es wünschte, oder nicht von solchen gehalten werden, denen man, sich darin anvertrauen zu dürfen, glauben könnte, oder weil die Stunden, wo sie gelesen werden, mit andern nothwendigen Arbeiten besetzt sind.
Anm. *) Wenn man nicht bloß hören, sondern auch wiederholen, und selbst über das Gesagte nachdenken soll; so |c189| ists höchst verderblich, täglich mehr als vier bis fünf Stunden Vorlesungen zu hören, zumal wenn sie schwere oder solche Wissenschaften betreffen, worin uns (z. B. in der Kirchengeschichte) beinahe noch Alles fremd ist. Denn, wenn auch nicht mit auf Gesundheit und Verhütung zu großer Anstrengung zu sehen wäre; wenn man auch nicht Ursach hätte, in den Vorbereitungswissenschaften sich weiter nachzuhelfen, und fortzuschreiten: wo soll die hinlängliche Zeit zur Wiederholung und zum eigenen Nachdenken bleiben? Am schlimmsten ist diese Ueberhäufung, wenn sie im Anfange geschieht, weil man alsdann weniger mit den Sachen und mit der Art des Vortrags eines Docenten bekannt ist. Wer sehr gut vorbereitet auf die Universität kommt, kann freilich im Nothfall schon eher etwas Mehreres auf sich nehmen, weil er nicht so viel Aufhalt als ein Anderer findet. Wer sich aber, unbekümmert um das Verstehen, Wiederholen und Nachdenken, mit Lectionen überhäuft, im Vertrauen auf seine Hefte, worin er doch das Gehörte beilegen, und dereinst eine Wissenschaft daraus lernen könne, der bedenkt nicht, daß das ohne Verstand und Wahl Nachgeschriebene nothwenig sehr fehler- und mangelhaft ausfallen müsse, daß er sich dadurch zum Hören ohne Sinn und Ueberlegung gewöhne, daß er sich doch dadurch die Zeit, das Andere besser zu lernen benehme, und den Kopf verwirre, also im Grunde Wenig gewinne und Vieles verliere.

130.

Indessen sei immer dies das Erste, daß man theils das gleich Anfangs auf Universitäten nachhole, was man schon mitbringen sollte, aber es versäumt hat, theils, die Hülfswissenschaften voraus höre, ohne die man in der Theologie oder ihren Theilen nicht fortkommen kann (z. B. Metaphysik); theils, daß man sich vor allen Dingen orientire, d. i. wenn man es haben kann, sich eine An|c190|weisung zur rechten Kenntniß und zum Studium aller Theile der Theologie und der damit zunächst verbundenen Wissenschaften geben, und eine eigentliche Encyklopädie derselben (Theil 1. §. 24. Anm.) votragen lasse. – Auch bleibe immer die allgemeine Regel: von einer Wissenschaft zur andern fortzugehen, so wie die eine zur Kenntniß der andern erfordert wird. *) Ist aber die eine nicht schlechterdings zur Verständlichkeit und Ueberzeugung in der andern nothwendig; nimmt die eine Manches aus der andern, und diese wieder aus jener; oder werfen beide gegenseitiges Licht auf einander (wie z. B. Dogmatik auf Kirchengeschichte, Hermeneutik auf Auslegung, und umgekehrt): so kann es ziemlich gleichgültig seyn, welche man früher oder später höre.Indessen sei immer dies das Erste, daß man theils das gleich Anfangs auf Universitäten nachhole, was man schon mitbringen sollte, aber es versäumt hat, theils, die Hülfswissenschaften voraus höre, ohne die man in der Theologie oder ihren Theilen nicht fortkommen kann (z. B. Metaphysik); theils, daß man sich vor allen Dingen orientire, d. i. wenn man es haben kann, sich eine An|c190|weisung zur rechten Kenntniß und zum Studium aller Theile der Theologie und der damit zunächst verbundenen Wissenschaften geben, und eine eigentliche Encyklopädie derselben (Theil 1. §. 24. Anm.) votragen lasse. – Auch bleibe immer die allgemeine Regel: von einer Wissenschaft zur andern fortzugehen, so wie die eine zur Kenntniß der andern erfordert wird. *) Ist aber die eine nicht schlechterdings zur Verständlichkeit und Ueberzeugung in der andern nothwendig; nimmt die eine Manches aus der andern, und diese wieder aus jener; oder werfen beide gegenseitiges Licht auf einander (wie z. B. Dogmatik auf Kirchengeschichte, Hermeneutik auf Auslegung, und umgekehrt): so kann es ziemlich gleichgültig seyn, welche man früher oder später höre.
Anm. *) Wonach denn am rathsamsten seyn würde, unter den theologischen Wissenschaften erst Hermeneutik neben wirklicher Erklärung der heiligen Schrift; alsdann Dogmatik und Polemik zu gleicher Zeit, oder letztere nach der erstern; Kirchengeschichte, wenn man sie zweimal hören könnte, noch vor beiden, wo nicht, lieber erst nach beiden; hierauf die christliche Sittenlehre; und die Symbolik erst nach gehörter Dogmatik, Polemik und Kirchengeschichte; zuletzt, oder auch noch vor der Symbolik, die oben im dritten Theil beschriebenen praktischen Wissenschaften zu hören.

131.

Ist jemandes akademische Zeit sehr eingeschränkt, so thut er besser, nur die für ihn nothwendigsten, und solche Vorlesungen zu hören, worin er sich selbst künftig am wenigsten durch gute Bücher forthelfen kann, 1) als zu vielerlei auf einmal, oder besondere Theile der Wissenschaften, |c191| oder einzelne Wissenschaften zu wiederholtenmalen zu hören. – Freilich ist es für die gründliche Erlernung der Wissenschaften höchst nachtheilig, wenn man sie so sehr ins Enge zieht; denn man lernt sie alsdann, genau genommen, eigentlich gar nicht, zumal wenn dem Zuhörer darin beinahe Alles ganz fremd, und er alle Augenblicke in Verlegenheit ist, wie er sich orientiren solle; oder die erlangte Erkenntniß ist kaum werth, daß man sich damit abgegeben hat, und eines verständigen Studierenden unwürdig. 2) Wenn aber jemand durch äußerliche Umstände genöthigt ist, die Zeit, welche man auf Universitäten zubringt, abzukürzen, oder er hat so wenig Fähigkeiten, oder so eingeschränkte Absichten bei der Erlernung der Theologie, daß er nicht über die unterste Klasse der Geistlichen hinausgehen kann und will, und also nur nach den nothdürftigsten Kenntnissen trachtet: so ist es wohl zu entschuldigen, wenn er gelehrtere Disciplinen nur kurz hört, oder sicht mit einem bloßen Cursus (z. B. in der Philosophie) begnügt, um desto mehr Zeit auf eigentlich praktische Studien verwenden zu können. – Hat man Zeit genug, um über eine Wissenschaft mehr als Einmal zu hören, so würde dies von großem Nutzen seyn, weil doch auch der fleißigste Zuhörer viel überhört, oder nicht recht fasset, oder den Werth einzelner Bemerkungen und der Darstellung der Sachen noch nicht so einsieht, als wenn er erst noch mehrere andere Wissenschaften gehört hat, die ihn bei abermaliger Hörung einer Disciplin auf viele Sachen darin, und deren Wichtigkeit, erst aufmerksam machen werden. 3) Ist jemandes akademische Zeit sehr eingeschränkt, so thut er besser, nur die für ihn nothwendigsten, und solche Vorlesungen zu hören, worin er sich selbst künftig am wenigsten durch gute Bücher forthelfen kann, 1) als zu vielerlei auf einmal, oder besondere Theile der Wissenschaften, |c191| oder einzelne Wissenschaften zu wiederholtenmalen zu hören. – Freilich ist es für die gründliche Erlernung der Wissenschaften höchst nachtheilig, wenn man sie so sehr ins Enge zieht; denn man lernt sie alsdann, genau genommen, eigentlich gar nicht, zumal wenn dem Zuhörer darin beinahe Alles ganz fremd, und er alle Augenblicke in Verlegenheit ist, wie er sich orientiren solle; oder die erlangte Erkenntniß ist kaum werth, daß man sich damit abgegeben hat, und eines verständigen Studierenden unwürdig. 2) Wenn aber jemand durch äußerliche Umstände genöthigt ist, die Zeit, welche man auf Universitäten zubringt, abzukürzen, oder er hat so wenig Fähigkeiten, oder so eingeschränkte Absichten bei der Erlernung der Theologie, daß er nicht über die unterste Klasse der Geistlichen hinausgehen kann und will, und also nur nach den nothdürftigsten Kenntnissen trachtet: so ist es wohl zu entschuldigen, wenn er gelehrtere Disciplinen nur kurz hört, oder sicht mit einem bloßen Cursus (z. B. in der Philosophie) begnügt, um desto mehr Zeit auf eigentlich praktische Studien verwenden zu können. – Hat man Zeit genug, um über eine Wissenschaft mehr als Einmal zu hören, so würde dies von großem Nutzen seyn, weil doch auch der fleißigste Zuhörer viel überhört, oder nicht recht fasset, oder den Werth einzelner Bemerkungen und der Darstellung der Sachen noch nicht so einsieht, als wenn er erst noch mehrere andere Wissenschaften gehört hat, die ihn bei abermaliger Hörung einer Disciplin auf viele Sachen darin, und deren Wichtigkeit, erst aufmerksam machen werden. 3)
Anm. 1) Die für ihn nothwenigsten Wissenschaften bestimmt der besondere Beruf, dem er sich widmen will. Der künftige Prediger kann doch wohl eher der Kritik der |c192| Bibel, einer weitläufigen Polemik, und dergleichen gelehrterer Studien, als der Moral und der Pastoraltheologie, und der künftige Schulmann eher der Vorlesungen über symbolische Bücher, Homiletik etc. entbehren. – Hat man für eine gewisse Wissenschaft noch keine solche Bücher, die, nach dem Bedürfniß des gründlich zu unterrichtenden Anfängers, vollständig und gründlich genug wären, um selbst sich daraus eine gute Kenntniß derselben zu verschaffen, oder könnte man glauben, daß ein gewisser Docent in einer Wissenschaft, wenigstens nach den Bedürfnissen des Zuhörers, mehr leisten würde, als alle davon vorhandene Bücher: so müssen dergleichen Vorlesungen vor andern gehört werden.
2) Zum Beispiel kann hier wieder die Geschichte der christlichen Kirche dienen. Fast ihr ganzer Inhalt ist dem Anfänger unbekannt und neu; er kann sich darin nicht, wie in eigentlichen Wissenschaften, durch bloßes Nachdenken helfen; sie setzt eine Menge von geographischen, historischen, antiquarischen und statistischen Kenntnissen voraus, die immer dem Zuhörer gegenwärtig und geläufig seyn müssen, und die, wenn er sie, wie man fast durchgängig annehmen kann, nicht hat, ihm das Meiste unverständlich lassen. Auch ist sie kaum des Lernens werth, wenn sie nicht pragmatisch, im wirklichen Zusammenhange, und zum Theil, wegen der außerordentlichen Verunstaltung derselben durch Fabeln, die selbst in Religionsvorurtheile übergegangen sind, kritisch vorgetragen wird. Dazu aber gehört viel Zeit, theils wegen des nothwendigen Details, theils um die Erklärung aller historischen Begriffe einzuschichten, ohne die schlechterdings die Geschichte unverständlich bleibt, und die Vorstellung ihres Verlaufs keine Ueberzeugung gewährt.
3) Welche Lectionen am ersten verdienten, wiederholt gehört zu werden, würde nicht sowohl nach der vermeinten Wichtigkeit der Wissenschaften, die deswegen doch sehr verständlich seyn könnten (Dogmatik z. B. und Pastoraltheolo|c193|gie), sondern danach zu beurtheilen seyn, ob sie für den besondern Zuhörer schwerer als andere zu verstehen und zu behalten sind (wovon die Kirchengeschichte wieder ein Beispiel abgiebt). Dahin gehören auch die, worin man merkt, daß man noch am meisten zurück sei; worin uns ein Docent, den man darüber hörte, nicht Genüge gethan hat; und die, welche man im Anfange des akademischen Lebens hörte, wo man wegen noch nicht genugsamer Hülfskenntnisse, und selbst wegen Ungewohnheit des Vortrags eines Lehrers, Alles ohnehin nur halb gehört hat.

132.

Bei der Wahl der Lehrer, deren Unterricht man sich anvertrauen will, – wenn sie anders in unserer Gewalt steht – ist mehr Vorsichtigkeit nöthig, als man gemeiniglich denkt, weil davon der wirklich größte Nutzen abhängt, den man von dem Aufenthalt auf Universitäten zu erwarten hat. Es ist eben so nachtheilig, sich darin bloß auf Anderer Rath, als auf sein eigenes Urtheil zu verlassen. – Nicht bloß auf jenen. Denn, – außer dem, daß die, so oft am besten rathen könnten, nicht immer rathen wollen, um sich nicht jemandem aufzudringen, oder nicht für parteiisch gehalten zu werden, oder Feindschaft und Verdacht von Abneigung gegen Andere zu verhüten, oder weil sie merken, daß der Stolz der Fragenden möchte beleidigt werden, und diese sonach gerade das Gegentheil thun, – so kennen sie die besondern Bedürfnisse der Fragenden nicht genug, weil sie weder mit ihren Fähigkeiten, noch mit ihren Vorerkenntnissen und besondern Absichten bei ihrem Studieren bekannt sind; oder sie kennen die Lehrer nicht hinlänglich in Absicht auf ihren mündlichen Vortrag und ihre Fähigkeit, Anfängern gewisse Kenntnisse beizubringen; oder |c194| haben unrichtige, oft sehr seltsame, Begriffe und Vorurtheile von dem Werthe eines Lehrers; oder handeln gar nach Leidenschaften und äußerlichen Rücksichten. – Auf der andern Seite fehlt es dem Anfänger selbst gemeiniglich an eben diesen Kenntnissen, und er versteht noch zu wenig von dem, was eigentlich zu seinem künftigen Studium gehört, von der besten Art sie zu treiben, und den besten Hülfsmitteln und Vortheilen dabei, als daß er sich selbst hinlänglich rathen könnte.Bei der Wahl der Lehrer, deren Unterricht man sich anvertrauen will, – wenn sie anders in unserer Gewalt steht – ist mehr Vorsichtigkeit nöthig, als man gemeiniglich denkt, weil davon der wirklich größte Nutzen abhängt, den man von dem Aufenthalt auf Universitäten zu erwarten hat. Es ist eben so nachtheilig, sich darin bloß auf Anderer Rath, als auf sein eigenes Urtheil zu verlassen. – Nicht bloß auf jenen. Denn, – außer dem, daß die, so oft am besten rathen könnten, nicht immer rathen wollen, um sich nicht jemandem aufzudringen, oder nicht für parteiisch gehalten zu werden, oder Feindschaft und Verdacht von Abneigung gegen Andere zu verhüten, oder weil sie merken, daß der Stolz der Fragenden möchte beleidigt werden, und diese sonach gerade das Gegentheil thun, – so kennen sie die besondern Bedürfnisse der Fragenden nicht genug, weil sie weder mit ihren Fähigkeiten, noch mit ihren Vorerkenntnissen und besondern Absichten bei ihrem Studieren bekannt sind; oder sie kennen die Lehrer nicht hinlänglich in Absicht auf ihren mündlichen Vortrag und ihre Fähigkeit, Anfängern gewisse Kenntnisse beizubringen; oder |c194| haben unrichtige, oft sehr seltsame, Begriffe und Vorurtheile von dem Werthe eines Lehrers; oder handeln gar nach Leidenschaften und äußerlichen Rücksichten. – Auf der andern Seite fehlt es dem Anfänger selbst gemeiniglich an eben diesen Kenntnissen, und er versteht noch zu wenig von dem, was eigentlich zu seinem künftigen Studium gehört, von der besten Art sie zu treiben, und den besten Hülfsmitteln und Vortheilen dabei, als daß er sich selbst hinlänglich rathen könnte.

133.

Will man Andere zu Rathe ziehen, so muß man solche Lehrer, oder Mitstudierende, oder überhaupt Personen dazu wählen, die Menschen-, Zeit- und Sachkenntniß in sich vereinigen, und denen man es sicher zutrauen kann, daß sie wissen, was zur Gelehrsamkeit und zu deren Zweigen und Hülfsmitteln, zu deren Gestalt und Bedürfniß, in der Zeit, wo wir leben, und zu der besten Art gehört, überhaupt und einzelne Wissenschaften zu studieren; daß sie unsere Bedürfnisse kennen, die man, falls dies nicht seyn könnte, ihnen aufrichtig entdecken muß; und daß sie einen guten Charakter haben, zumal in Absicht auf Bescheidenheit, Uneigennützigkeit, Menschenliebe, Schonung Anderer, gewissenhafte Gefälligkeit und Aufrichtigkeit. – Will man sich selbst zugleich mit rathen – denn, was auch Andere noch so gut zu rathen scheinen, müssen wir doch nie ohne gewissenhafte Prüfung annehmen: – so muß man sich selbst dieser Tugenden und Kenntnisse bewußt seyn, oder doch vorher sich von den letztern, durch Nachfragen bei solchen, die obige Eigenschaften besitzen, und aus einer guten Anleitung zur Kenntniß der Wissenschaften und zur besten Art, sie |c195| nach den Bedürfnissen unserer Zeit zu treiben, unterrichtet haben; überall aber auf seine eigenen besondern Bedürfnisse sehen, und den Werth eines Lehrers nach richtigen Gründen beurtheilen.Will man Andere zu Rathe ziehen, so muß man solche Lehrer, oder Mitstudierende, oder überhaupt Personen dazu wählen, die Menschen-, Zeit- und Sachkenntniß in sich vereinigen, und denen man es sicher zutrauen kann, daß sie wissen, was zur Gelehrsamkeit und zu deren Zweigen und Hülfsmitteln, zu deren Gestalt und Bedürfniß, in der Zeit, wo wir leben, und zu der besten Art gehört, überhaupt und einzelne Wissenschaften zu studieren; daß sie unsere Bedürfnisse kennen, die man, falls dies nicht seyn könnte, ihnen aufrichtig entdecken muß; und daß sie einen guten Charakter haben, zumal in Absicht auf Bescheidenheit, Uneigennützigkeit, Menschenliebe, Schonung Anderer, gewissenhafte Gefälligkeit und Aufrichtigkeit. – Will man sich selbst zugleich mit rathen – denn, was auch Andere noch so gut zu rathen scheinen, müssen wir doch nie ohne gewissenhafte Prüfung annehmen: – so muß man sich selbst dieser Tugenden und Kenntnisse bewußt seyn, oder doch vorher sich von den letztern, durch Nachfragen bei solchen, die obige Eigenschaften besitzen, und aus einer guten Anleitung zur Kenntniß der Wissenschaften und zur besten Art, sie |c195| nach den Bedürfnissen unserer Zeit zu treiben, unterrichtet haben; überall aber auf seine eigenen besondern Bedürfnisse sehen, und den Werth eines Lehrers nach richtigen Gründen beurtheilen.

134.

Diese Gründe oder diese Eigenschaften eines Lehrers, die hier in Anschlag kommen, sind nicht der öffentliche Ruf oder die Celebrität eines Lehrers, überhaupt, oder an dem Orte, wo er lehrt, sondern: – 1) ob er mit der Wissenschaft, die man durch seinen Unterricht will kennen lernen, vorzüglich bekannt, vielleicht gar Meister in derselben sei; 2) ob er einen deutlichen Vortrag habe. Dieß schließt zweierlei in sich: zuerst, daß der Vortrag den Zuhörern wirklich Begriffe von den Sachen beibringe, die sie bisher nicht gekannt, oder nicht so gekannt haben, wie sie sie nun durch diesen Vortrag kennen lernen; hernach, daß er auch Ueberzeugung von der Wahrheit des Vorgetragenen wirke. – Zu dem ersten Stück gehört Faßlichkeit und Bestimmtheit. Faßlich ist der Vortrag, wenn der Zuhörer durch die nothwenigsten Vorerkenntnisse, die er auf die Universität mitbringen muß (§. 128. ), oder durch das, was der Lehrer sagt, in den Stand gesetzt wird, etwas bei dem, was gesagt wird, zu denken. Bestimmt ist er, wenn durch die gegebene Erklärung aller Mißverstand abgeschnitten, und der Zuhörer so belehrt wird, daß er die vorgetragene Sache von allen andern unterscheiden und einsehen lernt, in wie fern etwas so beschaffen und wahr ist. – Das zweite Stück, oder das Ueberzeugende des Vortrags, setzt jene beiden Eigenschaften voraus, und erfordert noch, außer diesen, Gründlichkeit, d. i., daß der Leh|c196|rer nie etwas, wenn es sich nicht von selbst versteht, sage, ohne das beizufügen, woraus der Zuhörer erkennen kann, warum es wahr sei. – Beide Stücke werden durch die Ordnung befördert, d. i. durch eine solche Stellung der Sachen und Worte, welche der Natur der Sachen und der Sprache und dem natürlichen Gange gemäß ist, den die menschliche Seele nimmt, wenn sie von dem Bekannten zum Auffinden oder Verstehen des Unbekannten fortgeht.Diese Gründe oder diese Eigenschaften eines Lehrers, die hier in Anschlag kommen, sind nicht der öffentliche Ruf oder die Celebrität eines Lehrers, überhaupt, oder an dem Orte, wo er lehrt, sondern: – 1) ob er mit der Wissenschaft, die man durch seinen Unterricht will kennen lernen, vorzüglich bekannt, vielleicht gar Meister in derselben sei; 2) ob er einen deutlichen Vortrag habe. Dieß schließt zweierlei in sich: zuerst, daß der Vortrag den Zuhörern wirklich Begriffe von den Sachen beibringe, die sie bisher nicht gekannt, oder nicht so gekannt haben, wie sie sie nun durch diesen Vortrag kennen lernen; hernach, daß er auch Ueberzeugung von der Wahrheit des Vorgetragenen wirke. – Zu dem ersten Stück gehört Faßlichkeit und Bestimmtheit. Faßlich ist der Vortrag, wenn der Zuhörer durch die nothwenigsten Vorerkenntnisse, die er auf die Universität mitbringen muß (§. 128. ), oder durch das, was der Lehrer sagt, in den Stand gesetzt wird, etwas bei dem, was gesagt wird, zu denken. Bestimmt ist er, wenn durch die gegebene Erklärung aller Mißverstand abgeschnitten, und der Zuhörer so belehrt wird, daß er die vorgetragene Sache von allen andern unterscheiden und einsehen lernt, in wie fern etwas so beschaffen und wahr ist. – Das zweite Stück, oder das Ueberzeugende des Vortrags, setzt jene beiden Eigenschaften voraus, und erfordert noch, außer diesen, Gründlichkeit, d. i., daß der Leh|c196|rer nie etwas, wenn es sich nicht von selbst versteht, sage, ohne das beizufügen, woraus der Zuhörer erkennen kann, warum es wahr sei. – Beide Stücke werden durch die Ordnung befördert, d. i. durch eine solche Stellung der Sachen und Worte, welche der Natur der Sachen und der Sprache und dem natürlichen Gange gemäß ist, den die menschliche Seele nimmt, wenn sie von dem Bekannten zum Auffinden oder Verstehen des Unbekannten fortgeht.
Anm. 1) Es ist also ein sicheres Merkmahl, daß der Lehrer entweder die vorgetragenen Sachen selbst nicht recht verstehe, oder die Bedürfnisse seiner Zuhörer nicht kenne, oder daß er nicht wirklich darauf bedacht sei, ihnen nützlich zu werden, oder daß er die Gabe des guten Vortrags nicht habe, wenn er, – in Absicht auf Faßlichkeit, nicht Alles, es sei durch eigentlichste Erklärungen (Definitionen), Beschreibungen, Beispiele oder sonstige Erläuterungen erklärt, was er nicht billig bei der Art von Zuhörern, die er vor sich hat, als bekannt voraussetzen kann; es müßte denn seyn, daß er etwas sagte, was bloß auf seiner eigenen Erfahrung beruhte, oder was er, der Kürze wegen, und um nicht die dermalige Aufmerksamkeit der Zuhörer zu zerstreuen, überginge, und auf Schriften verwiese, wo er oder Andere es näher erklärt hätten, oder es seinen Zuhörern deswegen nicht deutlicher machte, weil sie die dazu nöthigen Vorerkenntnisse noch nicht haben könnten, und er sie ihnen, ohne von seinem jetzigen Zweck abzukommen, nicht jetzt mitzutheilen vermöchte. – Eben dergleichen übles Kennzeichen, in Absicht auf Bestimmtheit, wäre dieß, wenn er zweideutig spräche, oder die Zuhörer durch seinen Vortrag in Verlegenheit ließe, wie sie das Gesagte von ähnlichen ihnen bekannten Dingen, oder wie sie ihnen gleich wahr scheinende Sätze unterscheiden könnten. – Bloße Versicherungen oder Machtsprüche, und was dem ähnlich ist (die Fälle ausgenommen, so eben erst bei der Faßlichkeit angegeben wurden), verrathen |c197| Mangel an Gründlichkeit, – Mangel des natürlichen Zusammenhangs, Mangel an Ordnung – so wie das bloße Discuriren, Mangel an allen diesen, sonderlich an den drei letzten, Eigenschaften.
2) Die Faßlichkeit des Vortrags muß man nur nicht mit der Leichtigkeit verwechseln: ein Fehler, den vornehmlich diejenigen begehen, welche verlangen, daß jeder gute Vortrag populär seyn solle. Wenn zur Einsicht einer Sache Anstrengung erfordert wird, und diese Einsicht nicht kann ohne gewisse Vorerkenntnisse, die uns geläufig sind, erhalten werden: so ist sie auch bei dem deutlichsten Vortrag demjenigen schwer, dem die letztern fehlen, oder nicht gleich zu Gebote stehen, und der sich nicht anstrengen will. Popularität kann in eigentlichen Wissenschaften nicht gefordert werden; sie sind für den nicht, der der Popularität im Vortrage bedarf. Sie würde der Bestimmtheit und Gründlichkeit schaden, und demjenigen nicht genug Unterhaltung gewähren, der, wegen mehrerer Fähigkeit, Uebung und Kenntniß der Sachen, nicht nöthig hat am Gängelbande der Popularität geleitet zu werden. – Ganz anders verhält sichs mit möglichster Verdeutlichung der Begriffe und mit der daher nöthigen langsamen, oder vielmehr bedächtigen Methode. Die erstere, und, wenn diese sonst wegen Mangel an Kenntnissen und Uebungen der Zuhörer nicht zu erreichen steht, auch die letztere, ist unumgänglich nöthig, wenn der Vortrag die vorhin erwähnten Eigenschaften haben soll. Bei Anfängern insbesondere ist sie ein Zaum der Flüchtigkeit und Ungeduld, und gewöhnt frühzeitig zu gedachten Eigenschaften, ohne die man nie in Wissenschaften zur Vollkommenheit gelangt. Wer diese der Schönheit des Vortrags aufopfern kann, ist gewiß zum Lehrer der Wissenschaften, und wer den Werth des guten Vortrags mehr nach Schönheit oder Anmuth desselben, als nach den andern Eigenschaften schätzt, zur Beurtheilung des rechten akademischen Vortrags, wie zu großen Fortschritten in den Wissenschaften, verdorben.

|c198| 135.

Wenn überdieß 3) gleich das Interessante des Vortrags (§. 37. ) nicht nothwendig zum guten Lehrvortrage, der doch immer Belehrung zum Zweck haben muß, erfordert wird, sondern es schon genug ist, wenn nur der Lehrer das Interessante der Sachen hervor zu ziehen weiß: so befördert doch das Interesse, welches er bei den Zuhöhrern den Sachen durch den Vortrag zu geben versteht, die Aufmerksamkeit derselben, und die Lust, sich damit zu beschäftigen, ja selbst die Faßlichkeit des Vortrags; und diese Eigenschaft verdient daher, nicht übersehen zu werden. Ob sie der Lehrer in seiner Gewalt habe, ist nach dem, was davon oben gesagt ist, zu beurtheilen. – Fast noch nöthiger ist es, 4) Acht zu geben, ob der Lehrer eine gute Wahl zwischen dem Nöthigen und Unnöthigen in seinem Vortrage halte. Wer für die erkannte Wahrheit und den Werth desjenigen, was er vortragen soll, eingenommen, auf das Beste seiner Zuhörer bedacht ist, den Zweck, warum er lehrt, immer vor Augen hat, und mit Besonnenheit und Ueberlegung handelt, wird sich nicht nur lustige Ausschweifungen, Ausfälle auf Andere, u. dgl. nicht erlauben; er wird selbst das Nützliche von dem Unfruchtbaren, das überhaupt Nützliche von dem, was denen, die ihn hören, zuträglich ist, absondern, also auch zu tief geschöpfte, aus dem Innersten der Wissenschaften hervorgezogene, mehr zur vollkommnern Erkenntniß und für schon Eingeweihete, als zur allgemeinern Kenntniß einer Wissenschaft und für Anfänger gehörende feinere Bemerkungen und Untersuchungen übergehen; er wird sich hingegen die Mühe nicht verdrießen lassen, auch sehr bekannte, und ihm selbst kaum noch interessirende Sachen vorzutragen, wenn sie zur voll|c199|ständigen, deutlichen und gründlichen Einsicht in die vorzutragende Wissenschaft gehören.Wenn überdieß 3) gleich das Interessante des Vortrags (§. 37. ) nicht nothwendig zum guten Lehrvortrage, der doch immer Belehrung zum Zweck haben muß, erfordert wird, sondern es schon genug ist, wenn nur der Lehrer das Interessante der Sachen hervor zu ziehen weiß: so befördert doch das Interesse, welches er bei den Zuhöhrern den Sachen durch den Vortrag zu geben versteht, die Aufmerksamkeit derselben, und die Lust, sich damit zu beschäftigen, ja selbst die Faßlichkeit des Vortrags; und diese Eigenschaft verdient daher, nicht übersehen zu werden. Ob sie der Lehrer in seiner Gewalt habe, ist nach dem, was davon oben gesagt ist, zu beurtheilen. – Fast noch nöthiger ist es, 4) Acht zu geben, ob der Lehrer eine gute Wahl zwischen dem Nöthigen und Unnöthigen in seinem Vortrage halte. Wer für die erkannte Wahrheit und den Werth desjenigen, was er vortragen soll, eingenommen, auf das Beste seiner Zuhörer bedacht ist, den Zweck, warum er lehrt, immer vor Augen hat, und mit Besonnenheit und Ueberlegung handelt, wird sich nicht nur lustige Ausschweifungen, Ausfälle auf Andere, u. dgl. nicht erlauben; er wird selbst das Nützliche von dem Unfruchtbaren, das überhaupt Nützliche von dem, was denen, die ihn hören, zuträglich ist, absondern, also auch zu tief geschöpfte, aus dem Innersten der Wissenschaften hervorgezogene, mehr zur vollkommnern Erkenntniß und für schon Eingeweihete, als zur allgemeinern Kenntniß einer Wissenschaft und für Anfänger gehörende feinere Bemerkungen und Untersuchungen übergehen; er wird sich hingegen die Mühe nicht verdrießen lassen, auch sehr bekannte, und ihm selbst kaum noch interessirende Sachen vorzutragen, wenn sie zur voll|c199|ständigen, deutlichen und gründlichen Einsicht in die vorzutragende Wissenschaft gehören.

136.

Bei einem Lehrer, von dem man wirklich, zumal nach den Zeitbedürfnissen, Nutzen ziehen will, kommt 5) sehr viel darauf an, ob er in der Erkenntniß der Wissenschaft, die er lehrt, und in Verbesserung seines Vortrags immer fortschreite. Freilich kann er nicht lauter Neues sagen, darf es auch wegen seiner Zuhörer nicht. Er muß nicht nach dem Neuen und Außerordentlichen haschen, noch über dem Neuen, das oft nicht der Rede werth ist, bewährte alte Wahrheiten vergessen, oder sie übergehen – zwei Fehler, die gemeiniglich aus Eitelkeit und bloßer Begierde zu gefallen, herrühren. Er hat nicht nöthig, es immer zu sagen, daß Etwas neu sei, oder daß er Etwas in Rücksicht auf gangbare Streitigkeiten berühre – ein Fehler, der die Zuhörer leicht verwöhnt, und ihnen Alles, was nicht außerordentlich ist, uninteressant macht; – er kann oft besser das Neue oder Ungewöhnliche verstecken, im Vertrauen auf die verständigen Zuhörer, die das Gesagte auch auf Zeitbedürfnisse wohl anwenden werden. Auch können gewisse Theile einer Wissenschaft von ihm so gut durchdacht, mit so guten Bestimmungen und Gründen unterstützt, durch treffende Beispiele so gut aufgeklärt seyn, daß Abänderung desjenigen, was er sonst darüber gesagt hat, unnöthig, oder selbst schädlich seyn würde. Allein in den Wissenschaften gehen die Verbesserungen, wenigstens Abwechselungen, und zu gewissen Zeiten gehen sie mit sehr schnellen Schritten fort. Es muß also ein akademischer Lehrer, der wirklich Interesse für die Wahrheit und für die Vollkommenheit einer Wissen|c200|schaft hat, der selbst vornehmlich dazu bestellt ist, den Fortgang und die Erweiterung der Wissenschaften zu befördern, alle solche Veränderungen sich nicht nur wohl bekannt machen; er muß sie auch prüfen, sichten, und das wirklich Gegründete und Nützliche nicht unbenutzt lassen; und dieß um so mehr, da sonst seine wißbegierigen Zuhörer bald glauben werden ihn zu übersehen, und, was für die Wahrheit selbst noch schlimmer ist, das Neue, was sie hören oder lesen, ungeprüft annehmen, oder in ihrer Ueberzeugung irre, oder doch von ihm gegen Mißverstand und Zweifel nicht genug gedeckt werden. Wie viele Verbesserungen leidet nicht auch selbst der gute Vortrag, und wie viele Gelegenheit findet nicht der aufmerksame Lehrer, selbst das Alte und Bekannte durch neue Zusätze zu erweitern, verständlicher und einleuchtender zu machen, genauer zu bestimmen, besser auszudrucken, interessanter darzustellen, und fruchtbarer anzuwenden?Bei einem Lehrer, von dem man wirklich, zumal nach den Zeitbedürfnissen, Nutzen ziehen will, kommt 5) sehr viel darauf an, ob er in der Erkenntniß der Wissenschaft, die er lehrt, und in Verbesserung seines Vortrags immer fortschreite. Freilich kann er nicht lauter Neues sagen, darf es auch wegen seiner Zuhörer nicht. Er muß nicht nach dem Neuen und Außerordentlichen haschen, noch über dem Neuen, das oft nicht der Rede werth ist, bewährte alte Wahrheiten vergessen, oder sie übergehen – zwei Fehler, die gemeiniglich aus Eitelkeit und bloßer Begierde zu gefallen, herrühren. Er hat nicht nöthig, es immer zu sagen, daß Etwas neu sei, oder daß er Etwas in Rücksicht auf gangbare Streitigkeiten berühre – ein Fehler, der die Zuhörer leicht verwöhnt, und ihnen Alles, was nicht außerordentlich ist, uninteressant macht; – er kann oft besser das Neue oder Ungewöhnliche verstecken, im Vertrauen auf die verständigen Zuhörer, die das Gesagte auch auf Zeitbedürfnisse wohl anwenden werden. Auch können gewisse Theile einer Wissenschaft von ihm so gut durchdacht, mit so guten Bestimmungen und Gründen unterstützt, durch treffende Beispiele so gut aufgeklärt seyn, daß Abänderung desjenigen, was er sonst darüber gesagt hat, unnöthig, oder selbst schädlich seyn würde. Allein in den Wissenschaften gehen die Verbesserungen, wenigstens Abwechselungen, und zu gewissen Zeiten gehen sie mit sehr schnellen Schritten fort. Es muß also ein akademischer Lehrer, der wirklich Interesse für die Wahrheit und für die Vollkommenheit einer Wissen|c200|schaft hat, der selbst vornehmlich dazu bestellt ist, den Fortgang und die Erweiterung der Wissenschaften zu befördern, alle solche Veränderungen sich nicht nur wohl bekannt machen; er muß sie auch prüfen, sichten, und das wirklich Gegründete und Nützliche nicht unbenutzt lassen; und dieß um so mehr, da sonst seine wißbegierigen Zuhörer bald glauben werden ihn zu übersehen, und, was für die Wahrheit selbst noch schlimmer ist, das Neue, was sie hören oder lesen, ungeprüft annehmen, oder in ihrer Ueberzeugung irre, oder doch von ihm gegen Mißverstand und Zweifel nicht genug gedeckt werden. Wie viele Verbesserungen leidet nicht auch selbst der gute Vortrag, und wie viele Gelegenheit findet nicht der aufmerksame Lehrer, selbst das Alte und Bekannte durch neue Zusätze zu erweitern, verständlicher und einleuchtender zu machen, genauer zu bestimmen, besser auszudrucken, interessanter darzustellen, und fruchtbarer anzuwenden?
Anm. Wer mit der Literatur der Zeit und deren Vorübungen, wäre es auch nur aus Recensionen neuer Schriften, irgend bekannt ist; und wer darauf Acht giebt, ob der Lehrer sich nicht schämt, bisweilen zu bekennen, daß er Etwas bisher nicht gewußt, oder nicht recht verstanden habe, oder ob er Etwas anders lehre und sage, als man weiß, daß er es sonst im Reden und Schriften sagte, wenigstens, ob er nicht Alt oder Neu oft als Regel des Wahren oder Falschen angebe: der wird bald entdecken, ob der Lehrer fortschreite oder zurück bleibe, und ob er es mit Wahl und Verstand thue oder nicht?

137.

Noch giebt es 6) ein sehr gegründetes Vorurtheil gegen einen Lehrer, wenn man weiß, daß er seine Vorträ|c201|ge ohne gehörige Vorbereitung halte. Denn, wenn er auch die größten Fähigkeiten, Kenntnisse und Gabe zu sprechen besäße; so ists doch unmöglich, daß ihm, zumal wenn er an Einem Tage vielerlei Beschäftigungen hat, alles das bei einer Vorlesung gleich beifiele, alle Sachen und Worte sich in der Ordnung, mit der Präcision, mit der Lebhaftigkeit darstellen, wie es würde geschehen seyn, wenn er das vorher wohl durchdacht hätte, was er sagen wollte. Es ist vielmehr ohne diese Zubereitung nothwendig, daß er oft verlegen seyn, in Verwirrung gerathen, das Erste Beste ergreifen, seine Zuhörer mit Nebendingen unterhalten, wenigstens das Zweckmäßigste versäumen oder vernachlässigen müsse. Der Mangel deutlicher Auseinandersetzung und des ordentlichen Zusammenhangs, nebst der Beimischung ganz fremdartiger, oder der ermüdenden Ausdehnung bekannter Sachen, verräth diesen Fehler bald; und wer viele Geschäfte hat, und doch dabei täglich viele Vorlesungen hält, hat die höchst wahrscheinliche Vermuthung gegen sich, daß er sich dieser Nachlässigkeit, unvorbereitet zu lesen, schuldig mache, selbst deswegen, weil ihm eben diese Menge der Arbeiten nicht Zeit genug läßt, für sich seine Kenntnisse zu erweitern, alles etwa Eingesammelte zu prüfen und zu sichten, die nöthige Wahl dessen, was er weiß, für seine Zuhörer zu machen, und die Heiterkeit des Geistes zu behalten, die zum guten Vortrage so nöthig, und, weil man zu einer gesetzten Zeit ihn halten muß, oft so schwer zu erhalten ist.Noch giebt es 6) ein sehr gegründetes Vorurtheil gegen einen Lehrer, wenn man weiß, daß er seine Vorträ|c201|ge ohne gehörige Vorbereitung halte. Denn, wenn er auch die größten Fähigkeiten, Kenntnisse und Gabe zu sprechen besäße; so ists doch unmöglich, daß ihm, zumal wenn er an Einem Tage vielerlei Beschäftigungen hat, alles das bei einer Vorlesung gleich beifiele, alle Sachen und Worte sich in der Ordnung, mit der Präcision, mit der Lebhaftigkeit darstellen, wie es würde geschehen seyn, wenn er das vorher wohl durchdacht hätte, was er sagen wollte. Es ist vielmehr ohne diese Zubereitung nothwendig, daß er oft verlegen seyn, in Verwirrung gerathen, das Erste Beste ergreifen, seine Zuhörer mit Nebendingen unterhalten, wenigstens das Zweckmäßigste versäumen oder vernachlässigen müsse. Der Mangel deutlicher Auseinandersetzung und des ordentlichen Zusammenhangs, nebst der Beimischung ganz fremdartiger, oder der ermüdenden Ausdehnung bekannter Sachen, verräth diesen Fehler bald; und wer viele Geschäfte hat, und doch dabei täglich viele Vorlesungen hält, hat die höchst wahrscheinliche Vermuthung gegen sich, daß er sich dieser Nachlässigkeit, unvorbereitet zu lesen, schuldig mache, selbst deswegen, weil ihm eben diese Menge der Arbeiten nicht Zeit genug läßt, für sich seine Kenntnisse zu erweitern, alles etwa Eingesammelte zu prüfen und zu sichten, die nöthige Wahl dessen, was er weiß, für seine Zuhörer zu machen, und die Heiterkeit des Geistes zu behalten, die zum guten Vortrage so nöthig, und, weil man zu einer gesetzten Zeit ihn halten muß, oft so schwer zu erhalten ist.
Anm. 1) Ob ein Lehrer die bisher erwähnten Eigenschaften habe, läßt sich zwar oft nur erst entdecken, wenn man ihn mehrmals gehört hat; und daher wäre es gut, wenn man einen, den man zum Lehrer wählen wollte, vorher öfters |c202| und mehrmals hinter einander, oder, noch besser, mehrere Lehrer in einem Fach über eben dieselben Sachen hören könnte. Indessen da dieß nicht leicht, wenigstens nicht von dem geschehen kann, der erst auf die Universität kommt, so muß man sich, außer der eingezogenen Erkundigung über diese Eigenschaften eines Lehrers bei denen, die ihn als einen solchen kennen, wenn sie anders die oben (§. 133. ) erwähnten Kenntnisse und Unparteilichkeit besitzen, an das vorläufig halten, was man von einem solchen nach seinen uns bekannten Schriften, oder nach dem Urtheil der Kenner, weiß. – Man kann freilich nicht von der Güte seiner Schriften auf seinen mündlichen Vortrag schließen; schreibt aber jemand viele Bücher, schreibt er sich in diesen selbst viel aus, bemerkt man in diesen die angegebenen Fehler des Vortrags, so kann man wohl fürchten, sein mündlicher Vortrag werde eben so, oder noch fehlerhafter seyn; weil er sich als Schriftsteller mehr Zeit nehmen, und man ihm so viele Achtung für's Publikum, oder wenigstens für seine eigene Ehre, zutrauen kann, daß er auf seine Schriften werde den möglichsten Fleiß gewendet haben. – Ob jemand als Kenner über einen akademischen Docenten urtheile, ist daraus abzunehmen, wenn er selbst mit der Wissenschaft, worin er den Docenten beurtheilt, wohl bekannt ist (vorausgesetzt, daß er gewissenhaft, und nicht nach Leidenschaften spricht), und wenn er (z. B. in Recensionen) mit einleuchtenden Gründen dieses sein Urtheil wahr gemacht hat.
2) Ueberhaupt aber muß man sich nie anmaßen, selbst ein Urtheil über den Werth eines Lehrers zu fällen, wenn man nicht theils diejenigen Vorerkenntnisse mit auf Universitäten bringt, die jeder Docent billig voraussetzen darf, theils selbst schon richtige Begriffe von den erforderlichen Eigenschaften des zweckmäßigen akademischen Vortrags hat. Denn ohne jene wird man seinen Vortrag oft nicht verständlich, oft sogar ungründlich finden, weil man noch gar zu unreif, und mit den bekanntesten Sachen, die man |c203| auf Schulen lernen müßte, unbekannt ist. Und wer selbst nicht weiß, was zu einem solchen guten Vortrage gehöre; wer z. B. dessen Werth nach dem Tone seiner populären Lesebücher oder unwissenschaftlicher, mehr zum Vergnügen, als zur Belehrung und Ueberzeugung, gelesener Schriften, die so sehr den Geschmack an ernsthaften und gründlichen Untersuchungen verderben; wer, sag' ich, den Werth jenes Vortrags danach beurtheilen, oder wer in einer Wissenschaft und den einzelnen Untersuchungen in denselben gleich am Ziele seyn, gleich entscheiden will, ohne erst das, was dabei zum Grunde liegen muß, wohl gefaßt, deutlich durchdacht, bedächtig untersucht zu haben: wird nie anders als verkehrt urtheilen.
3) Uebrigens, da alle menschliche Vollkommenheit, unser Wissen und unser Lehren (γινώσκειν καὶ προφητεύειν), Stückwerk; da selbst der beste Lehrer nicht immer Herr über die Heiterkeit seiner Seele ist; da die Lebensart eines seinem Beruf treuen und auf das Wachsthum seiner Kenntnisse und auf die Erweiterung der Wissenschaften eifrig bedachten Gelehrten, selbst bei allem Angenehmen, so vieles Leib und Geist Niederdrückende mit sich führt, sollte es auch nur aus der Unlust entstehen, wenn man eine Arbeit, die man gern vollenden, und eine Untersuchung, die man gern ins Reine bringen möchte, unterbrechen muß; da endlich niemand weniger über den Gelehrten in seinem Fach urtheilen kann, als der bloße Anfänger: so ist das Horazische Ubi plura nitent und Optimus ille est, qui minimis urgetur vitiis, auch in Beurtheilung der Lehrer nicht zu vergessen.

138.

Hat man sich, nach den bisher beschriebenen Regeln der Vorsichtigkeit, zum Unterricht in einer Wissenschaft denjenigen Lehrer gewählt, der unter allen, die man haben kann, dem angegebenen Muster am nächsten kommt, so |c204| muß man ihm, auf einer Seite alles vernünftige Vertrauen schenken, auf der andern sich vor aller blinden Anhänglichkeit an ihm hüten. – Je weniger man selbst Fähigkeiten, vornehmlich je weniger man Verstand hat, je träger und unthätiger, je mehr man in Kenntnissen, besonders in einer Wissenschaft, noch zurück ist, je weniger man andere Lehrer in eben dem Fache kennt, und je mehr man Stolz besitzt, der, wenn er in sich selbst nichts findet, was ihn stützen könnte, sich gern auf Andere lehnt, und durch erborgtes Licht zu glänzen sucht: desto mehr ist man in Versuchung, sich bloß an das Ansehen seines Lehrers zu hängen, ihm ungeprüft zu folgen, und ihn über alle andere zu setzen; desto unfähiger auch, künftig selbst ein Lehrer zu werden. Oft ist der Lehrer selbst Schuld daran; und, um sich von dieser Seite gegen blinde Achtung desselben zu verwahren, würde sehr dienlich seyn, in dem Falle, daß jener, anstatt bedächtig und bescheiden zu untersuchen, gern ruhmredig von sich und seinen Kenntnissen oder Erfindungen spricht, und sich wegwerfende oder verachtende Machtsprüche erlaubt, desto mehr gegen ihn auf seiner Hut zu seyn; auch, wenn man es kann, mehrere Lehrer, und, wo möglich, auf mehrern Universitäten, zu hören, welches auch noch den Vortheil hat, daß man viel Mehreres lernt, und sich nicht so sehr an einseitige Beurtheilung gewöhnt.Hat man sich, nach den bisher beschriebenen Regeln der Vorsichtigkeit, zum Unterricht in einer Wissenschaft denjenigen Lehrer gewählt, der unter allen, die man haben kann, dem angegebenen Muster am nächsten kommt, so |c204| muß man ihm, auf einer Seite alles vernünftige Vertrauen schenken, auf der andern sich vor aller blinden Anhänglichkeit an ihm hüten. – Je weniger man selbst Fähigkeiten, vornehmlich je weniger man Verstand hat, je träger und unthätiger, je mehr man in Kenntnissen, besonders in einer Wissenschaft, noch zurück ist, je weniger man andere Lehrer in eben dem Fache kennt, und je mehr man Stolz besitzt, der, wenn er in sich selbst nichts findet, was ihn stützen könnte, sich gern auf Andere lehnt, und durch erborgtes Licht zu glänzen sucht: desto mehr ist man in Versuchung, sich bloß an das Ansehen seines Lehrers zu hängen, ihm ungeprüft zu folgen, und ihn über alle andere zu setzen; desto unfähiger auch, künftig selbst ein Lehrer zu werden. Oft ist der Lehrer selbst Schuld daran; und, um sich von dieser Seite gegen blinde Achtung desselben zu verwahren, würde sehr dienlich seyn, in dem Falle, daß jener, anstatt bedächtig und bescheiden zu untersuchen, gern ruhmredig von sich und seinen Kenntnissen oder Erfindungen spricht, und sich wegwerfende oder verachtende Machtsprüche erlaubt, desto mehr gegen ihn auf seiner Hut zu seyn; auch, wenn man es kann, mehrere Lehrer, und, wo möglich, auf mehrern Universitäten, zu hören, welches auch noch den Vortheil hat, daß man viel Mehreres lernt, und sich nicht so sehr an einseitige Beurtheilung gewöhnt.

139.

Hinwiederum entspringt das zu wenige Vertrauen auf den gewählten Lehrer und die herabsetzende Kritik, die man sich gegen ihn zu Gute hält, aus eben denselben Quellen, nur daß sie mit etwas mehrerem Dünkel versetzt ist, der durch Disputirgeist, durch Gewohnheit, schnell abzuurtheln |c205| und vor bedächtiger Untersuchung zu entscheiden, so wie durch dem Umgang mit gleich rasch urtheilenden Leuten, oder mit Gelehrten, deren Urtheile man gern auffängt, und sich mit ihnen, als mit seinen eigenen Federn schmückt, erzeugt und genährt wird. Je mehr man den großen Werth der zumal einen Jüngling so wohl kleidenden Bescheidenheit (§. 111. ) erkennt, und diese Tugend annimmt; je mehr man sich selbst und seine Schwächen studiert; je mehr man sich zu überzeugen sucht, daß Verstand nicht vor den Jahren reif werde, und daß Männer, die schon viel studiert, gedacht, und sich in Untersuchungen geübt haben, natürlich weiter müssen gekommen seyn, als der Anfänger, auch bei dem besten Kopf; je mehr man endlich bedenkt, wie sehr man sich bei Verständigern und Kennern durch dieses jähe Absprechen verächtlich, und durch Undankbarkeit verhaßt mache: je mehr wird man sich gegen diese Unbescheidenheit verwahren. – Allerdings muß aber das Vertrauen auf seinen Lehrer vernünftig seyn. Einiges, was der Lehrer vorträgt, kann freilich der Zuhörer auch schon wissen und beurtheilen, Vieles aber auch nicht. Was der Lehrer anders nicht als bloß versichern (§. 134. Anm. 1.), nicht den Beweis davon führen, oder ihn begreiflich machen kann, darin muß man ihm glauben, bis man anderwärtsher von dem Gegentheil überzeugt wird, oder man muß auf alles Lernen von Andern Verzicht thun. Was die Wahl der vorzutragenden Sachen und die Methode betrifft: so muß man es ihm, als dem Verständigern und Geübtern, zutrauen, daß er am besten wissen werde, was das Zuträglichste sei. Wenn man aber glaubt, etwas schon besser zu wissen oder beurtheilen zu können, so ists doch |c206| vernünftig, sein Urtheil aufzuschieben, bis man Gründe und Gegengründe richtig gegen einander abgewogen, und dem Lehrer selbst seine Zweifel vorgelegt hat, überhaupt aber sich zu bescheiden, daß man, wegen Mangel an Kenntnissen, Erfahrung und Uebung, leichter irren und einseitig urtheilen könne, als Andere, die, nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit, es in Kenntnissen und Fertigkeiten schon weiter gebracht haben.Hinwiederum entspringt das zu wenige Vertrauen auf den gewählten Lehrer und die herabsetzende Kritik, die man sich gegen ihn zu Gute hält, aus eben denselben Quellen, nur daß sie mit etwas mehrerem Dünkel versetzt ist, der durch Disputirgeist, durch Gewohnheit, schnell abzuurtheln |c205| und vor bedächtiger Untersuchung zu entscheiden, so wie durch dem Umgang mit gleich rasch urtheilenden Leuten, oder mit Gelehrten, deren Urtheile man gern auffängt, und sich mit ihnen, als mit seinen eigenen Federn schmückt, erzeugt und genährt wird. Je mehr man den großen Werth der zumal einen Jüngling so wohl kleidenden Bescheidenheit (§. 111. ) erkennt, und diese Tugend annimmt; je mehr man sich selbst und seine Schwächen studiert; je mehr man sich zu überzeugen sucht, daß Verstand nicht vor den Jahren reif werde, und daß Männer, die schon viel studiert, gedacht, und sich in Untersuchungen geübt haben, natürlich weiter müssen gekommen seyn, als der Anfänger, auch bei dem besten Kopf; je mehr man endlich bedenkt, wie sehr man sich bei Verständigern und Kennern durch dieses jähe Absprechen verächtlich, und durch Undankbarkeit verhaßt mache: je mehr wird man sich gegen diese Unbescheidenheit verwahren. – Allerdings muß aber das Vertrauen auf seinen Lehrer vernünftig seyn. Einiges, was der Lehrer vorträgt, kann freilich der Zuhörer auch schon wissen und beurtheilen, Vieles aber auch nicht. Was der Lehrer anders nicht als bloß versichern (§. 134. Anm. 1.), nicht den Beweis davon führen, oder ihn begreiflich machen kann, darin muß man ihm glauben, bis man anderwärtsher von dem Gegentheil überzeugt wird, oder man muß auf alles Lernen von Andern Verzicht thun. Was die Wahl der vorzutragenden Sachen und die Methode betrifft: so muß man es ihm, als dem Verständigern und Geübtern, zutrauen, daß er am besten wissen werde, was das Zuträglichste sei. Wenn man aber glaubt, etwas schon besser zu wissen oder beurtheilen zu können, so ists doch |c206| vernünftig, sein Urtheil aufzuschieben, bis man Gründe und Gegengründe richtig gegen einander abgewogen, und dem Lehrer selbst seine Zweifel vorgelegt hat, überhaupt aber sich zu bescheiden, daß man, wegen Mangel an Kenntnissen, Erfahrung und Uebung, leichter irren und einseitig urtheilen könne, als Andere, die, nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit, es in Kenntnissen und Fertigkeiten schon weiter gebracht haben.

140.

Will man den gewählten Lehrer so gut benutzen, als man immer kann, so kann dieß eben sowohl durch den Umgang als durch Unterricht geschehen. – Bei Benutzung seines Unterrichts hängt sehr viel davon ab, daß man sowohl auf die mannichfaltige Art sehe, wie man ihn zu seinem Vortheil brauchen könne, als auf die dazu nöthige Gemüthsfassung. Von der letzteren ist schon oben geredet worden (§. 110 f.), und ich darf nur noch insbesondere an den ununterbrochenen Fleiß bei Besuchung der Vorlesungen erinnern, dessen einmalige Unterbrechung öftere nach sich zieht, und bald zur bösen Gewohnheit, allemal aber deswegen nachtheilig wird, weil jede Lücke Dunkelheit zurückläßt, den Zusammenhang zerreißt, und der Docent im Folgenden auf dasjenige bauet, was er, als aus dem Vorhergehenden bekannt, voraussetzt. – Also hier nur noch Etwas über die Art, den akademischen Unterricht zu benutzen.Will man den gewählten Lehrer so gut benutzen, als man immer kann, so kann dieß eben sowohl durch den Umgang als durch Unterricht geschehen. – Bei Benutzung seines Unterrichts hängt sehr viel davon ab, daß man sowohl auf die mannichfaltige Art sehe, wie man ihn zu seinem Vortheil brauchen könne, als auf die dazu nöthige Gemüthsfassung. Von der letzteren ist schon oben geredet worden (§. 110 f.), und ich darf nur noch insbesondere an den ununterbrochenen Fleiß bei Besuchung der Vorlesungen erinnern, dessen einmalige Unterbrechung öftere nach sich zieht, und bald zur bösen Gewohnheit, allemal aber deswegen nachtheilig wird, weil jede Lücke Dunkelheit zurückläßt, den Zusammenhang zerreißt, und der Docent im Folgenden auf dasjenige bauet, was er, als aus dem Vorhergehenden bekannt, voraussetzt. – Also hier nur noch Etwas über die Art, den akademischen Unterricht zu benutzen.

141.

Die nächste Absicht bei Errichtung der Universitäten und dem daselbst eingeführten Unterricht, war: angehenden |c207| Studierenden, nach genugsamer Vorbereitung auf Schulen, Belehrung über diejenigen Wissenschaften zu verschaffen, die sie bei der besondern Art ihres künftigen öffentlichen Berufs nöthig hätten, sofern dieser Beruf gelehrter Kenntnisse bedarf, und zwar eine solche Belehrung, die sie mit dem Hauptinhalte jeder Wissenschaften im Zusammenhange bekannt machen, und zur Grundlage bei dem eigenen weitern Fortbaue darin dienen könnte. Man setzte also Jünglinge voraus, die auch hierin wollten Männer werden, sich nicht mit dem akademischen Unterricht, nicht einmal mit der bloßen Anwendung desselben begnügen, sondern wirklich weiter fortbauen. Wie könnt' er auch sonst Vorbereitung auf die künftige verständige und weise Führung eines öffentlichen Amtes werden? Daraus folgt, daß , wer auf Universitäten studiert, keineswegs seine Pflicht erfülle, wenn er bloß Unterricht empfängt und einsammelt; welches allein ohnehin der Selbstthätigkeit eines vernünftigen Menschen unwürdig ist; sondern daß er nur dann jene Absicht erreiche, wenn er sich das Gelernte zu eigen macht, wenn er es als Gelegenheit zum weitern Nachdenken und Anwendung braucht, und wenn er dem Lehrer die Art ablernt, wie man bei Auffindung, Untersuchung und Mittheilung der Wahrheit verfahren müsse.Die nächste Absicht bei Errichtung der Universitäten und dem daselbst eingeführten Unterricht, war: angehenden |c207| Studierenden, nach genugsamer Vorbereitung auf Schulen, Belehrung über diejenigen Wissenschaften zu verschaffen, die sie bei der besondern Art ihres künftigen öffentlichen Berufs nöthig hätten, sofern dieser Beruf gelehrter Kenntnisse bedarf, und zwar eine solche Belehrung, die sie mit dem Hauptinhalte jeder Wissenschaften im Zusammenhange bekannt machen, und zur Grundlage bei dem eigenen weitern Fortbaue darin dienen könnte. Man setzte also Jünglinge voraus, die auch hierin wollten Männer werden, sich nicht mit dem akademischen Unterricht, nicht einmal mit der bloßen Anwendung desselben begnügen, sondern wirklich weiter fortbauen. Wie könnt' er auch sonst Vorbereitung auf die künftige verständige und weise Führung eines öffentlichen Amtes werden? Daraus folgt, daß , wer auf Universitäten studiert, keineswegs seine Pflicht erfülle, wenn er bloß Unterricht empfängt und einsammelt; welches allein ohnehin der Selbstthätigkeit eines vernünftigen Menschen unwürdig ist; sondern daß er nur dann jene Absicht erreiche, wenn er sich das Gelernte zu eigen macht, wenn er es als Gelegenheit zum weitern Nachdenken und Anwendung braucht, und wenn er dem Lehrer die Art ablernt, wie man bei Auffindung, Untersuchung und Mittheilung der Wahrheit verfahren müsse.

142.

Die Gedanken eines Andern werden alsdann die unsrigen, wenn wir nicht nur eben das bei seinen Worten oder Zeichen denken, was er dadurch wollte zu verstehen geben, sondern auch noch vielmehr, wenn wir sie, wie er, für wahr und gut erkennen. Dadurch gehen sie in unsere Vor|c208|stellungen, Ueberzeugung und Neigungen über; und so lange sie nicht auf diese Art unser Eigenthum geworden sind, können wir sie weder für uns noch für Andere brauchbar machen, weil sie mit unsern übrigen Gedanken und Neigungen nicht zusammenfließen. Wenn wir das, was wir von Andern gehört oder gelesen haben, nicht wörtlich wiederholen, sondern in eigene Worte einzukleiden, und aus der Sprache und aus der Absicht desjenigen, von dem wir sie haben, bei dem Gebrauch derselben, Grund anzugeben wissen, warum wir es so verstehen; wenn wir uns eben so Rechenschaft geben können, warum wir es für wahr halten, zumal wenn wir es durch eigene Gedanken zu verbessern oder zu vermehren wissen; wenn wir erkennen, wozu wir es gebrauchen können, und es in irgend ein Verhältniß mit unsern Bedürfnissen zu setzen verstehen: dann können wir gewiß wissen, daß es unser Eigenthum geworden ist.Die Gedanken eines Andern werden alsdann die unsrigen, wenn wir nicht nur eben das bei seinen Worten oder Zeichen denken, was er dadurch wollte zu verstehen geben, sondern auch noch vielmehr, wenn wir sie, wie er, für wahr und gut erkennen. Dadurch gehen sie in unsere Vor|c208|stellungen, Ueberzeugung und Neigungen über; und so lange sie nicht auf diese Art unser Eigenthum geworden sind, können wir sie weder für uns noch für Andere brauchbar machen, weil sie mit unsern übrigen Gedanken und Neigungen nicht zusammenfließen. Wenn wir das, was wir von Andern gehört oder gelesen haben, nicht wörtlich wiederholen, sondern in eigene Worte einzukleiden, und aus der Sprache und aus der Absicht desjenigen, von dem wir sie haben, bei dem Gebrauch derselben, Grund anzugeben wissen, warum wir es so verstehen; wenn wir uns eben so Rechenschaft geben können, warum wir es für wahr halten, zumal wenn wir es durch eigene Gedanken zu verbessern oder zu vermehren wissen; wenn wir erkennen, wozu wir es gebrauchen können, und es in irgend ein Verhältniß mit unsern Bedürfnissen zu setzen verstehen: dann können wir gewiß wissen, daß es unser Eigenthum geworden ist.

143.

Man kann aber noch weiter gehen, und es auch als Eigenthum verarbeiten, um sich gleichsam als mit einem eigenen Kapital Zinsen zu erwerben, welches dadurch geschieht, wenn man es als Gelegenheit benutzt, weiter darüber nachzudenken und es anzuwenden. (§. 141. ) Dieß führt auf eigene Entdeckungen, wodurch die Kenntnisse mit neuen bereichert werden, und selbst das von Andern Gelernte mehr berichtigt, bestätigt, und nutzbar gemacht wird. Wer dieß nicht thut und auf diese Art mit seinen Kenntnissen wuchert, wird zwar ein nützlicher und treuer Lehrer werden können, aber immer nur mittelmäßig bleiben, ohne die Gränzen seiner Wissenschaft zu erweitern.Man kann aber noch weiter gehen, und es auch als Eigenthum verarbeiten, um sich gleichsam als mit einem eigenen Kapital Zinsen zu erwerben, welches dadurch geschieht, wenn man es als Gelegenheit benutzt, weiter darüber nachzudenken und es anzuwenden. (§. 141. ) Dieß führt auf eigene Entdeckungen, wodurch die Kenntnisse mit neuen bereichert werden, und selbst das von Andern Gelernte mehr berichtigt, bestätigt, und nutzbar gemacht wird. Wer dieß nicht thut und auf diese Art mit seinen Kenntnissen wuchert, wird zwar ein nützlicher und treuer Lehrer werden können, aber immer nur mittelmäßig bleiben, ohne die Gränzen seiner Wissenschaft zu erweitern.

|c209| 144.

Nächst dem läßt sich aus dem Vortrage des Lehrers noch mehr Nutzen ziehen, wenn man nicht bloß von ihm, obgleich mit eigenem Fleiß, lernt, nicht bloß von dem Gelernten Anlaß zu eigenen Entdeckungen nimmt, sondern auch ihm ablernt, wie man es anzustellen habe, um Etwas zu finden, zu prüfen, und Andern mitzutheilen (§. 141. ); denn sonst bleibt das Lernen immer noch zu mechanisch, und mehr, obgleich eigene, Wiederholung desjenigen, was er gesagt hat: und, wenn auch der eigene Kopf auf weitere Entdeckungen führt, so werden ihm doch diese sehr erleichtert und vervielfältigt, wenn man auf die Quellen, woraus der Lehrer schöpft, Acht giebt, um sie selbst zu benutzen, und aus der Wahrnehmung des Verfahrens, das er beobachtet, allgemeine Regeln abzuziehen, die man bei ähnlichen Fällen befolgen könne. Gesetzt dann auch, daß man Vieles von dem, was der Lehrer gesagt hat, nicht lernt, oder wieder vergißt, so wird man doch durch dieses Absehen der Regeln und der Art, nach ihnen zu verfahren, eine Menge von Grundsätzen gewinnen, die immer, wenn gleich in ganz andern Fällen, große Dienste thun werden, so wie dadurch und durch eigenes Nachdenken (§. 143. ) sich, so gut üben, daß man eine Fertigkeit erhalten wird, Vieles, was man in dem Vortrage des Lehrers überhört hat, und wohl noch Mehreres über den Gegenstand zu finden.Nächst dem läßt sich aus dem Vortrage des Lehrers noch mehr Nutzen ziehen, wenn man nicht bloß von ihm, obgleich mit eigenem Fleiß, lernt, nicht bloß von dem Gelernten Anlaß zu eigenen Entdeckungen nimmt, sondern auch ihm ablernt, wie man es anzustellen habe, um Etwas zu finden, zu prüfen, und Andern mitzutheilen (§. 141. ); denn sonst bleibt das Lernen immer noch zu mechanisch, und mehr, obgleich eigene, Wiederholung desjenigen, was er gesagt hat: und, wenn auch der eigene Kopf auf weitere Entdeckungen führt, so werden ihm doch diese sehr erleichtert und vervielfältigt, wenn man auf die Quellen, woraus der Lehrer schöpft, Acht giebt, um sie selbst zu benutzen, und aus der Wahrnehmung des Verfahrens, das er beobachtet, allgemeine Regeln abzuziehen, die man bei ähnlichen Fällen befolgen könne. Gesetzt dann auch, daß man Vieles von dem, was der Lehrer gesagt hat, nicht lernt, oder wieder vergißt, so wird man doch durch dieses Absehen der Regeln und der Art, nach ihnen zu verfahren, eine Menge von Grundsätzen gewinnen, die immer, wenn gleich in ganz andern Fällen, große Dienste thun werden, so wie dadurch und durch eigenes Nachdenken (§. 143. ) sich, so gut üben, daß man eine Fertigkeit erhalten wird, Vieles, was man in dem Vortrage des Lehrers überhört hat, und wohl noch Mehreres über den Gegenstand zu finden.

145.

Doch auf den recht nützlichen Gebrauch der akademischen Vorlesungen insbesondere zu kommen, so ist es sehr nützlich, vor Anhörung der einzelnen Stunden, in dem |c210| Buche, worüber gelesen wird, das bedächtig durchzugehen, was in dieser Stunde möchte erklärt werden, und sich das zu bemerken, was man nicht versteht, oder worüber man vorzüglich Erklärung wünscht. Denn dies erspart nicht nur unnöthiges Nachschreiben, sondern es befördert auch die Aufmerksamkeit, und, wenn diese auch in der Stunde erschlaffte, so wird man doch dasjenige wenigstens vorzüglich bemerken, was uns am meisten interessirt, oder uns sonst bei dem Studium der Wissenschaften am meisten aufhalten möchte.Doch auf den recht nützlichen Gebrauch der akademischen Vorlesungen insbesondere zu kommen, so ist es sehr nützlich, vor Anhörung der einzelnen Stunden, in dem |c210| Buche, worüber gelesen wird, das bedächtig durchzugehen, was in dieser Stunde möchte erklärt werden, und sich das zu bemerken, was man nicht versteht, oder worüber man vorzüglich Erklärung wünscht. Denn dies erspart nicht nur unnöthiges Nachschreiben, sondern es befördert auch die Aufmerksamkeit, und, wenn diese auch in der Stunde erschlaffte, so wird man doch dasjenige wenigstens vorzüglich bemerken, was uns am meisten interessirt, oder uns sonst bei dem Studium der Wissenschaften am meisten aufhalten möchte.

146.

Bei dem Anhören des Vortrags selbst läßt sich zwar das dreifache Verhalten (§. 142 144. ) nicht ganz zugleich und mit genugsamer Anstrengung beobachten. Es ist genug, wenn man vor der Hand nur auf das erste (§. 142. ) bedacht ist, und alle Aufmerksamkeit auf den Vortrag mitbringt, um durchaus demselben mit seinen Gedanken zu folgen, und das Gesagte nicht bloß mit dem Gedächtniß sondern auch mit dem Verstande aufzufassen; sichs also bewußt ist, ob und was man dabei denke, ob es uns einleuchte oder zweifelhaft bleibe, nutzbar scheine oder nicht. Wer zu Wissenschaften wirklich aufgelegt ist, bei dem wird, selbst unbemerkt, die Kraft und der Trieb nachzudenken, anzuwenden, und sich allgemeine Regeln des Verfahrens abzuziehen, doch schon wirksam seyn; und diese Kraft weiter bei dem Gehörten zu brauchen, bleibt der Zeit der Wiederholung, und überhaupt der künftigen Zeit, ohnehin vorbehalten.Bei dem Anhören des Vortrags selbst läßt sich zwar das dreifache Verhalten (§. 142 144. ) nicht ganz zugleich und mit genugsamer Anstrengung beobachten. Es ist genug, wenn man vor der Hand nur auf das erste (§. 142. ) bedacht ist, und alle Aufmerksamkeit auf den Vortrag mitbringt, um durchaus demselben mit seinen Gedanken zu folgen, und das Gesagte nicht bloß mit dem Gedächtniß sondern auch mit dem Verstande aufzufassen; sichs also bewußt ist, ob und was man dabei denke, ob es uns einleuchte oder zweifelhaft bleibe, nutzbar scheine oder nicht. Wer zu Wissenschaften wirklich aufgelegt ist, bei dem wird, selbst unbemerkt, die Kraft und der Trieb nachzudenken, anzuwenden, und sich allgemeine Regeln des Verfahrens abzuziehen, doch schon wirksam seyn; und diese Kraft weiter bei dem Gehörten zu brauchen, bleibt der Zeit der Wiederholung, und überhaupt der künftigen Zeit, ohnehin vorbehalten.

147.

Sehr rathsam ist es, bei Anhörung des Vortrags sich Einiges von dem, was man hört, mit vernünftiger Wahl |c211| aufzuzeichnen; denn dies befördert die Aufmerksamkeit, weil man auch den uns oft störenden Augen und Händen eine Beschäftigung giebt: es drückt das Gehörte dem Gedächtniß besser ein, und ist bei solchen Sachen, die vorher meist oder durchaus unbekannt waren, beinahe unentbehrlich. Was man hintennach wieder vergessen hat, ist denn doch nicht verloren, und das Aufgeschriebene erinnert wieder an das, was dem Gedächtniß entfallen war. Man gewöhnt sich auch dadurch, einen ausführlichen Vortrag zu concentriren, und auf die Hauptsachen zusammen zu ziehen, welches hernach bei dem Lesen der Bücher und bei dem eignen Denken große Dienste thut. – Aber nur Einiges, und mit vernünftiger Wahl, müßte man aufschreiben: sonst fällt der letzterwähnte Nutzen weg; selbst die eigentliche Aufmerksamkeit leidet darunter, weil das Anhören bloß mechanisch geschieht; und man ist dabei ganz ausser Stande, sichs bewußt zu seyn, ob man es auch verstehe, oder während man hört und schreibt, zugleich nachzudenken.Sehr rathsam ist es, bei Anhörung des Vortrags sich Einiges von dem, was man hört, mit vernünftiger Wahl |c211| aufzuzeichnen; denn dies befördert die Aufmerksamkeit, weil man auch den uns oft störenden Augen und Händen eine Beschäftigung giebt: es drückt das Gehörte dem Gedächtniß besser ein, und ist bei solchen Sachen, die vorher meist oder durchaus unbekannt waren, beinahe unentbehrlich. Was man hintennach wieder vergessen hat, ist denn doch nicht verloren, und das Aufgeschriebene erinnert wieder an das, was dem Gedächtniß entfallen war. Man gewöhnt sich auch dadurch, einen ausführlichen Vortrag zu concentriren, und auf die Hauptsachen zusammen zu ziehen, welches hernach bei dem Lesen der Bücher und bei dem eignen Denken große Dienste thut. – Aber nur Einiges, und mit vernünftiger Wahl, müßte man aufschreiben: sonst fällt der letzterwähnte Nutzen weg; selbst die eigentliche Aufmerksamkeit leidet darunter, weil das Anhören bloß mechanisch geschieht; und man ist dabei ganz ausser Stande, sichs bewußt zu seyn, ob man es auch verstehe, oder während man hört und schreibt, zugleich nachzudenken.
Anm. Noch seltsamer ist das Nachlesen vorher abgeschriebener Hefte, die den früheren Vortrag des Docenten über diese Wissenschaft enthalten. Denn, außer der Unzuverläßigkeit solcher Nachschriften, verhindert das Ueberhören des Docenten nach der zugleich nachgelesenen Handschrift, die Aufmerksamkeit auf seinen jetzigen Vortrag. Lieset er vollends nicht bloß seine Hefte ab, und hält, wie billig, einen freien Vortrag: so geht dem Protocollirenden Alles, was jener jetzt erst und neu sagt, und über dem Suchen, wo jedes einzutragen sei, auch die Revision des Bisherigen verloren.

148.

Soll das Nachschreiben nicht seinem Zwecke mehr hinderlich als förderlich seyn, so muß es erstlich in mög|c212|lichster Kürze und Geschwindigkeit geschehen, um weder zu ermüden, noch über dem Nachschreiben etwas, vielleicht Wichtigeres, vom Vortrage zu überhören. Und dies wird sehr erleichtert, wenn man, mit Bemerkung dessen, was eigentlich die Sachen angeht, Alles wegläßt, was im Vortrage fremdartig oder bloße Einkleidung ist; wenn man sich vor der Stunde den Text, worüber gelesen wird, wohl bekannt macht (§. 145. ); und wenn man sich gewöhnt, nicht sowohl mit Abkürzungszeichen zu schreiben, als vielmehr mit Zahlen und Zeichen, die auf den Text verweisen, und bloß mit einzelnen Wörtern die Hauptgedanken, und so viel anzumerken, als hinreichend ist, an das Uebrige leicht wieder zu erinnern. – Nächst dem muß man mit weiser Wahl aufzeichnen, aus eben den und andern §. 147. angegebenen Ursachen; also – mit gänzlicher Uebergehung alles dessen, was schon im Texte steht, was man sonst schon weiß, oder von selbst finden, oder wessen man sich durch Hülfe des Andern leicht wieder erinnern kann, – die Hauptgedanken mit den angegebenen Bestimmungen, zumal wenn sie uns noch gar nicht bekannt sind, und wir sie nicht durch Nachdenken ergänzen können; die Gründe und treffende Beispiele, womit die Bemerkungen unterstützt oder erläutert werden; was der Lehrer zu reiferer Untersuchung, oder was er besonders der Aufmerksamkeit empfiehlt; und was uns selbst, während des Vortrags, zur Aufklärung, Bestätigung oder Bezweifelung einfällt. – Angestrengte Aufmerksamkeit, Verstand und Uebung gehört freilich dazu: aber wer dieß beides besitzt, dem wird die Uebung, und dadurch auch eine zweckmäßig vollständige Aufzeichnung des Gehörten bald geläufig werden, vornehmlich, wenn er bei der Wiederholung wahrnimmt, was ihm von dem Gehör|c213|ten entgangen ist, und er das Aufgezeichnete, nebst dem, was ihm dadurch erinnerlich wird, mit dem vergleicht, was Verständigere oder Geübtere ihm einzuhelfen wissen.Soll das Nachschreiben nicht seinem Zwecke mehr hinderlich als förderlich seyn, so muß es erstlich in mög|c212|lichster Kürze und Geschwindigkeit geschehen, um weder zu ermüden, noch über dem Nachschreiben etwas, vielleicht Wichtigeres, vom Vortrage zu überhören. Und dies wird sehr erleichtert, wenn man, mit Bemerkung dessen, was eigentlich die Sachen angeht, Alles wegläßt, was im Vortrage fremdartig oder bloße Einkleidung ist; wenn man sich vor der Stunde den Text, worüber gelesen wird, wohl bekannt macht (§. 145. ); und wenn man sich gewöhnt, nicht sowohl mit Abkürzungszeichen zu schreiben, als vielmehr mit Zahlen und Zeichen, die auf den Text verweisen, und bloß mit einzelnen Wörtern die Hauptgedanken, und so viel anzumerken, als hinreichend ist, an das Uebrige leicht wieder zu erinnern. – Nächst dem muß man mit weiser Wahl aufzeichnen, aus eben den und andern §. 147. angegebenen Ursachen; also – mit gänzlicher Uebergehung alles dessen, was schon im Texte steht, was man sonst schon weiß, oder von selbst finden, oder wessen man sich durch Hülfe des Andern leicht wieder erinnern kann, – die Hauptgedanken mit den angegebenen Bestimmungen, zumal wenn sie uns noch gar nicht bekannt sind, und wir sie nicht durch Nachdenken ergänzen können; die Gründe und treffende Beispiele, womit die Bemerkungen unterstützt oder erläutert werden; was der Lehrer zu reiferer Untersuchung, oder was er besonders der Aufmerksamkeit empfiehlt; und was uns selbst, während des Vortrags, zur Aufklärung, Bestätigung oder Bezweifelung einfällt. – Angestrengte Aufmerksamkeit, Verstand und Uebung gehört freilich dazu: aber wer dieß beides besitzt, dem wird die Uebung, und dadurch auch eine zweckmäßig vollständige Aufzeichnung des Gehörten bald geläufig werden, vornehmlich, wenn er bei der Wiederholung wahrnimmt, was ihm von dem Gehör|c213|ten entgangen ist, und er das Aufgezeichnete, nebst dem, was ihm dadurch erinnerlich wird, mit dem vergleicht, was Verständigere oder Geübtere ihm einzuhelfen wissen.
Anm. Es wäre ungemein wünschenswerth, daß junge Leute schon in den obersten Schulklassen eine Anleitung erhielten, wie man einen Vortrag nachschreiben solle. Aber leider halten sogar schon Schullehrer streng darauf, daß ihre Schüler Alles Wort für Wort nachschreiben müssen, was sie ihnen vortragen.
A. d. H.

149.

Nach vollendeter Vorlesung ist ein abermaliges Abschreiben nur Zeitverschwendung. Selbst das Nachlesen gewisser Schriften über eben die Sachen, die man gehört hat, nimmt Anfangs viel Zeit weg, die man besser anwenden kann. Jenes befördert auch die Trägheit und das schädliche Vertrauen auf seine guten Hefte. (§. 147. ) Für das Nachlesen großer Werke ist die Zeit auf Universitäten nicht bestimmt, wo man zunächst mehr hören und nachdenken soll. Es verwirrt auch den Zuhörer, weil in Schriften oft ganz etwas Anderes über die Sache gesagt, oder das Nämliche anders vorgetragen wird; oder es steht oft das Gelesene mit dem Gehörten in Widerspruch, und setzt in unzeitige Verlegenheit, wenn man Beides nicht mit einander vereinigen, oder beurtheilen kann, welches von beiden das Bessere sei. – Vielmehr wiederhole man bloß das Gehörte, ungefähr so, daß man sich, allenfalls mit Hülfe des erklärten Textes, doch noch besser ohne denselben, wieder das zu vergegenwärtigen sucht, was man gehört hat, und es sich gleichsam selbst vorträgt; oder, wenn wir ja so selbst nicht alles wieder finden, daß man dann das erläuterte Buch oder das Nachgeschriebene zu Rathe zieht; daß man darüber nach|c214|denke, und sich das, was uns dagegen oder darüber beifällt, wenn man es nicht gleich auflösen oder genug beurtheilen kann, aufzeichne, um es ein andermal bei mehrerer Muße und weiter erlangten Aufschlüssen genauer zu untersuchen, oder darüber, zumal wenn man etwas nicht recht verstanden oder gefaßt hat, Andere, die weiter sind, oder noch lieber den Docenten selbst, zu befragen. Nach vollendeter Vorlesung ist ein abermaliges Abschreiben nur Zeitverschwendung. Selbst das Nachlesen gewisser Schriften über eben die Sachen, die man gehört hat, nimmt Anfangs viel Zeit weg, die man besser anwenden kann. Jenes befördert auch die Trägheit und das schädliche Vertrauen auf seine guten Hefte. (§. 147. ) Für das Nachlesen großer Werke ist die Zeit auf Universitäten nicht bestimmt, wo man zunächst mehr hören und nachdenken soll. Es verwirrt auch den Zuhörer, weil in Schriften oft ganz etwas Anderes über die Sache gesagt, oder das Nämliche anders vorgetragen wird; oder es steht oft das Gelesene mit dem Gehörten in Widerspruch, und setzt in unzeitige Verlegenheit, wenn man Beides nicht mit einander vereinigen, oder beurtheilen kann, welches von beiden das Bessere sei. – Vielmehr wiederhole man bloß das Gehörte, ungefähr so, daß man sich, allenfalls mit Hülfe des erklärten Textes, doch noch besser ohne denselben, wieder das zu vergegenwärtigen sucht, was man gehört hat, und es sich gleichsam selbst vorträgt; oder, wenn wir ja so selbst nicht alles wieder finden, daß man dann das erläuterte Buch oder das Nachgeschriebene zu Rathe zieht; daß man darüber nach|c214|denke, und sich das, was uns dagegen oder darüber beifällt, wenn man es nicht gleich auflösen oder genug beurtheilen kann, aufzeichne, um es ein andermal bei mehrerer Muße und weiter erlangten Aufschlüssen genauer zu untersuchen, oder darüber, zumal wenn man etwas nicht recht verstanden oder gefaßt hat, Andere, die weiter sind, oder noch lieber den Docenten selbst, zu befragen.
Anm. Ganz dürfte doch das Nachlesen nicht zu verwerfen seyn, zumal der Lehrer es ja selbst oft empfiehlt, und ihm daran liegen kann, daß der Zuhörer noch eine andere Ansicht kennen und vergleichen lerne.
A. d. H.

150.

Außer dem akademischen Vortrage sollte man ja nicht unterlassen, auch aus dem Umgange mit seinen Lehrern den möglichsten Nutzen zu ziehen. – Es gehört schon zur Dankbarkeit gegen sie, die jeder gutgeartete Jüngling für eine seiner theuersten und angenehmsten Pflichten halten wird, ihnen Beweise seines Vertrauens nicht vorzuenthalten, als wodurch allein das engere, für Beide so wohlthätige Band der Freundschaft geknüpft werden kann. Ein edeldenkender Lehrer, dem es mehr um das Verdienst, als um den Verdienst zu thun ist, wünscht gewiß, seinem Zuhörer so nützlich als möglich zu werden, nicht nur um ihn zu Aemtern oder Wohlthaten zu verhelfen, wenn es in seiner Gewalt steht, sondern, was weit wichtiger ist, so viel, als er kann, zu seiner Bildung beizutragen. Um jenes, nach den wahren Bedürfnissen desselben und mit gutem Gewissen zu thun, muß er ihn, nach seinen Fähigkeiten, Fleiß und Charakter kennen: und dazu hat er außer dem nähern Umgang keine Gelegenheit. Um, mehr als nur im Allgemei|c215|nen an seiner Bildung zu arbeiten, ihm mehr als nur durch Verbesserung seiner Erkenntniß zu nützen, muß er mehr Gelegenheit haben, als den bloßen öffentlichen Vortrag. Und den Lehrer, unter so manchen drückenden Umständen, bei guten Willen zu erhalten, ihn zu jener vielumfassenden Wohlthätigkeit zu ermuntern: was kann erheiternder seyn, als wenn er unter so vielen, die zu dem Stande, dem sie sich äußerlich widmen, wenig oder gar keinen innern Beruf haben, die wenigen Auserwählten, die wahre Blüthe der Jugend, auf der so sehr die Hoffnung der allgemeinern Glückseligkeit der Welt beruht, wenn er die kennen lernt, wenn er sich, an diesen wenigstens, nicht vergebens gearbeitet zu haben, freuen, mit diesen in engere Verbindung treten kann, um mit angestrengterem und vorzüglicherem Fleisse an ihnen, und, durch sie, an dem allgemeinen Besten zu arbeiten?Außer dem akademischen Vortrage sollte man ja nicht unterlassen, auch aus dem Umgange mit seinen Lehrern den möglichsten Nutzen zu ziehen. – Es gehört schon zur Dankbarkeit gegen sie, die jeder gutgeartete Jüngling für eine seiner theuersten und angenehmsten Pflichten halten wird, ihnen Beweise seines Vertrauens nicht vorzuenthalten, als wodurch allein das engere, für Beide so wohlthätige Band der Freundschaft geknüpft werden kann. Ein edeldenkender Lehrer, dem es mehr um das Verdienst, als um den Verdienst zu thun ist, wünscht gewiß, seinem Zuhörer so nützlich als möglich zu werden, nicht nur um ihn zu Aemtern oder Wohlthaten zu verhelfen, wenn es in seiner Gewalt steht, sondern, was weit wichtiger ist, so viel, als er kann, zu seiner Bildung beizutragen. Um jenes, nach den wahren Bedürfnissen desselben und mit gutem Gewissen zu thun, muß er ihn, nach seinen Fähigkeiten, Fleiß und Charakter kennen: und dazu hat er außer dem nähern Umgang keine Gelegenheit. Um, mehr als nur im Allgemei|c215|nen an seiner Bildung zu arbeiten, ihm mehr als nur durch Verbesserung seiner Erkenntniß zu nützen, muß er mehr Gelegenheit haben, als den bloßen öffentlichen Vortrag. Und den Lehrer, unter so manchen drückenden Umständen, bei guten Willen zu erhalten, ihn zu jener vielumfassenden Wohlthätigkeit zu ermuntern: was kann erheiternder seyn, als wenn er unter so vielen, die zu dem Stande, dem sie sich äußerlich widmen, wenig oder gar keinen innern Beruf haben, die wenigen Auserwählten, die wahre Blüthe der Jugend, auf der so sehr die Hoffnung der allgemeinern Glückseligkeit der Welt beruht, wenn er die kennen lernt, wenn er sich, an diesen wenigstens, nicht vergebens gearbeitet zu haben, freuen, mit diesen in engere Verbindung treten kann, um mit angestrengterem und vorzüglicherem Fleisse an ihnen, und, durch sie, an dem allgemeinen Besten zu arbeiten?

151.

Wirklich hat dieser Umgang auch für den studierenden Jüngling ganz eigene Vortheile. Er kann, durch nähere Befragung des Lehrers, das, was er nicht verstanden hat, besser verstehen lernen, seine Zweifel in seinen Schooß ausschütten, umständlichere und genauere Belehrung einziehen. Er kann da von ihm Vieles lernen, was der Lehrer im öffentlichen Vortrage nicht berührte, es sei daß es ihm nicht beifiel, oder die Gränzen der Zeit, es zu sagen und auszuführen, nicht erlaubten, oder daß er Bedenken fand, vor einem vermischten Haufen zu sagen, was er gern in dem freiern vertraulichen Umgange denen mittheilt, die es tragen können, die dessen bedürftiger sind, für die es auch, weil es durch ihre eigenen Fragen oder Gedanken veranlaßt wird, |c216| mehr Interesse hat. Der Lehrer kann da weit mehr mit Rücksicht auf die besondern Bedürfnisse und Fähigkeiten des Zuhörers sprechen, als in dem Vortrage vor sehr verschiedenen Zuhörern. Er kann ihm, so zu reden, mehr Handgriffe zeigen, ihn auf den Werth der Sachen und ihrer Bestimmungen aufmerksamer machen, ihm die nützliche Anwendung derselben auf besondere Fälle einleuchtender zeigen. Dem Zuhörer werden dann auch die Vorlesungen werther; weil sie ihm durch das im Privatumgang Gehörte verständlicher werden; weil er nun glauben kann, was der Lehrer da öffentlich sagt, das sage er mit veranlaßt durch seine Fragen, und er habe dadurch Gelegenheit zu öffentlicher Belehrung Mehrerer gegeben; dieß wird seinen Fleiß noch mehr, es wird ihn selbst ermuntern, sich durch seinen Fleiß dem Lehrer noch beliebter zu machen. Und wie viele Gelegenheit bekommt dieser nun, auch den Charakter und das Herz seines Zuhörers mehr zu bilden, ihn mit der vollen Vertraulichkeit eines Vaters oder Freundes zu vermahnen, ihm zu rathen, ihm alles Gute zu erleichtern? Vor wie vielem Unfleiß und wie vielen Ausschweifungen wird dieser sich hüten, wie viele Fehler abzulegen suchen, um sein Vertrauen nicht zu verlieren, und sich seines nähern wohlthätigen Umgangs nicht unwürdig zu machen? Welche vertraulichere Freundschaft wird durch dieß alles zwischen Beiden entstehen, deren Folgen sich auch auf die Zukunft, weit über die Zeit des kurzen akademischen Lebens, erstrecken werden?Wirklich hat dieser Umgang auch für den studierenden Jüngling ganz eigene Vortheile. Er kann, durch nähere Befragung des Lehrers, das, was er nicht verstanden hat, besser verstehen lernen, seine Zweifel in seinen Schooß ausschütten, umständlichere und genauere Belehrung einziehen. Er kann da von ihm Vieles lernen, was der Lehrer im öffentlichen Vortrage nicht berührte, es sei daß es ihm nicht beifiel, oder die Gränzen der Zeit, es zu sagen und auszuführen, nicht erlaubten, oder daß er Bedenken fand, vor einem vermischten Haufen zu sagen, was er gern in dem freiern vertraulichen Umgange denen mittheilt, die es tragen können, die dessen bedürftiger sind, für die es auch, weil es durch ihre eigenen Fragen oder Gedanken veranlaßt wird, |c216| mehr Interesse hat. Der Lehrer kann da weit mehr mit Rücksicht auf die besondern Bedürfnisse und Fähigkeiten des Zuhörers sprechen, als in dem Vortrage vor sehr verschiedenen Zuhörern. Er kann ihm, so zu reden, mehr Handgriffe zeigen, ihn auf den Werth der Sachen und ihrer Bestimmungen aufmerksamer machen, ihm die nützliche Anwendung derselben auf besondere Fälle einleuchtender zeigen. Dem Zuhörer werden dann auch die Vorlesungen werther; weil sie ihm durch das im Privatumgang Gehörte verständlicher werden; weil er nun glauben kann, was der Lehrer da öffentlich sagt, das sage er mit veranlaßt durch seine Fragen, und er habe dadurch Gelegenheit zu öffentlicher Belehrung Mehrerer gegeben; dieß wird seinen Fleiß noch mehr, es wird ihn selbst ermuntern, sich durch seinen Fleiß dem Lehrer noch beliebter zu machen. Und wie viele Gelegenheit bekommt dieser nun, auch den Charakter und das Herz seines Zuhörers mehr zu bilden, ihn mit der vollen Vertraulichkeit eines Vaters oder Freundes zu vermahnen, ihm zu rathen, ihm alles Gute zu erleichtern? Vor wie vielem Unfleiß und wie vielen Ausschweifungen wird dieser sich hüten, wie viele Fehler abzulegen suchen, um sein Vertrauen nicht zu verlieren, und sich seines nähern wohlthätigen Umgangs nicht unwürdig zu machen? Welche vertraulichere Freundschaft wird durch dieß alles zwischen Beiden entstehen, deren Folgen sich auch auf die Zukunft, weit über die Zeit des kurzen akademischen Lebens, erstrecken werden?
Anm. 1) Es ist daher schon ein sehr gutes Zeichen, wenn jemand einen solchen nähern Umgang, in gedachter Absicht, sucht; und wenn man, um diese Gelegenheit zu benutzen, nicht aus bloßer Blödigkeit, oder aus Furcht, den Lehrer zu stören und ihm beschwerlich zu fallen, unterläßt: so |c217| ist sehr zu befürchten, daß böses Gewissen, oder die Furcht, sich mehr im Fleiß anstrengen, oder sich in gewissen Unordnungen einschränken zu müssen, oder Gleichgültigkeit gegen Wissenschaften, und deren gründliche Erlernung, oder gar Abneigung vom Guten und von Besserung, die Ursach dieser Zurückziehung sei. – Blödigkeit, die uns um so vieles Gute bringt, sollte Niemanden abschrecken; sie läßt sich eben durch einen solchen Umgang an besten ablegen. – Billiger ist die Furcht, dem Lehrer beschwerlich zu fallen, zumal wenn sich Viele, wie zu wünschen wäre, nach diesem Umgange bemüheten. Dieses Letzte ist, bei der Denkungsart der meisten Studierenden, sicher nicht zu befürchten, und man kann es getrost dem Lehrer überlassen, solche Anstalten zu treffen, wo er Mehrern zugleich durch den Privatumgang nützlich werden kann. – Schonung und Verhütung unzeitiger Störung in nützlichen Arbeiten ist zwar, wie bei allem Umgange, so besonders gegen Lehrer, eine große Pflicht, welche wegen der Menge der Geschäfte und wegen der mehreren Zurückziehung vom Umgange, die selbst durch ihre Lebensart nothwendig gemacht wird, weniger Zeit auf den Umgang wenden können, vielleicht auch, außer ihrem Kreise, weniger dazu aufgelegt sind. Aber, wenn man nur nicht selbstsüchtig ist, sondern überall mit Weisheit und Schonung handelt; wenn man daher nur Acht giebt, oder sich erkundigt, wann ein solcher frei von eigentlichen Arbeiten sei; sich eben so sehr darauf versteht, kurz und ohne Umschweife seine Gedanken zu sagen, als bescheiden zu seyn, und sich aller Zudringlichkeit zu enthalten; ihn nicht länger aufhält, als es der Zweck des jedesmaligen Besuchs mit sich bringt, und diesen Zweck immer dabei vor Augen hat: so wird man diese befürchtete Beschwerlichkeit leicht verhüten können.
2) Dieser Zweck sollte nicht seyn, bloß äußerliche Gefälligkeiten von dem Lehrer zu erhalten; es sei denn, daß man seines Raths in Lebensgeschäften bedürfte; oder gar sich |c218| bloß zu zeigen; oder die Zeit mit bloßen Conversationsgesprächen zu verderben, wenn er nicht etwa selbst dergleichen anfängt oder unterhält: sondern, einen lehrreichen Umgang, in Absicht auf die Bildung zu Wissenschaften und Beförderung oder Erhaltung guter Gesinnungen, zu genießen: und deswegen müßte man vorher an das denken, wovon man näher mit ihm sprechen wolle. Daß man dabei zugleich die Pflichten des Umgangs nicht vergessen müsse, bedarf kaum einer Erinnerung.

152.

Das Studieren auf Universitäten und die gute Gelegenheit, sich da, in Vorlesungen und durch den Umgang mit seinen Lehrern, zum Gelehrten oder zum Geschäftsmann zu bilden, so fern dieser auch gelehrte Kenntnisse nöthig hat, ist doch immer nur Vorbereitung auf einen künftigen Stand, zu welchem sich immer fähiger zu machen, eigener Fleiß eben so nothwendig ist, als zu der wirklichen Benutzung des akademischen Unterrichts und Umgangs. Dieser Fleiß beruht auf einer gehörigen Vertheilung seiner Zeit, und schließt, so fern er Privatfleiß, oder von dem verschieden ist, der sich bloß mit Anhörung und bloßer Wiederholung der Vorlesungen beschäftigt, dreierlei Uebungen in sich: 1) eigenes Nachdenken und Nachforschen in den Wissenschaften, nebst den Versuchen, etwas Zusammenhängendes auszuarbeiten; 2) gelehrte Uebungen in Anderer Gesellschaft; 3) das Lesen gelehrter Schriften, mit Anwendung des Gefundenen auf die Erweiterung unserer gelehrten Kenntnisse.Das Studieren auf Universitäten und die gute Gelegenheit, sich da, in Vorlesungen und durch den Umgang mit seinen Lehrern, zum Gelehrten oder zum Geschäftsmann zu bilden, so fern dieser auch gelehrte Kenntnisse nöthig hat, ist doch immer nur Vorbereitung auf einen künftigen Stand, zu welchem sich immer fähiger zu machen, eigener Fleiß eben so nothwendig ist, als zu der wirklichen Benutzung des akademischen Unterrichts und Umgangs. Dieser Fleiß beruht auf einer gehörigen Vertheilung seiner Zeit, und schließt, so fern er Privatfleiß, oder von dem verschieden ist, der sich bloß mit Anhörung und bloßer Wiederholung der Vorlesungen beschäftigt, dreierlei Uebungen in sich: 1) eigenes Nachdenken und Nachforschen in den Wissenschaften, nebst den Versuchen, etwas Zusammenhängendes auszuarbeiten; 2) gelehrte Uebungen in Anderer Gesellschaft; 3) das Lesen gelehrter Schriften, mit Anwendung des Gefundenen auf die Erweiterung unserer gelehrten Kenntnisse.
Anm. Da in diesem ganzen Buche nur die Absicht ist, eine Anweisung zur Bildung angehender Gelehrten zu geben, und in dem Theile, worauf ich hier komme, nur zum |c219| akademischen Fleiße: so brauchte ich mich nur auf die hier angegebene Stücke einzulassen.

153.

Wer seine Zeit wohl einzutheilen weiß, findet allezeit gleich etwas, womit er sich nützlich beschäftigen kann, ohne lange Weile zu haben, oder die Zeit mit der Ueberlegung zu verderben, was er jetzt wohl am besten thun könnte? Er findet auch zu Allem, was er sich zu thun vorgesetzt hat, seine Zeit: weil er nichts unternimmt, wozu er nicht schon zum voraus sich eine bestimmte Zeit angewiesen hat, und weil er diese gerade zu dem bestimmten Zweck anwendet. Er gewöhnt sich auch dadurch zur Ordnung (§. 114. ), und, wenn er sich an seine einmal festgesetzte Zeit genau hält, ohne sich durch Laune oder andere zufällige Umstände zu Ausnahmen verleiten zu lassen, gewöhnt er sich auch zu der unschätzbaren Fertigkeit, selbst das, was ihm beschwerlich oder nicht gemüthlich ist, aus Pflicht zu thun. – Diese Vortheile zu erhalten, mache man sich, wenigstens auf eine gewisse bestimmte Zeit, einen wohl überlegten Entwurf, wie man seine Arbeiten und etwa vorkommende Geschäfte täglich vertheilen wolle; man überdenke, zu welcher Zeit sich schwerere oder leichtere Arbeiten am besten verrichten lassen, wie eine die andere erleichtern oder vorbereiten könne, wie und wann man das gleich ersetzen wolle, wovon man zu der festgesetzten Zeit durch unvermeidliche Umstände gehindert worden ist; und halte streng über diesem Entwurf. Dieß wird zugleich zu der edeln Zeitsparkunst gewöhnen, und den so schädlichen Vorsatz verhüten, Alles lernen zu wollen, was man als nützlich erkennt, über welchem |c220| man, bei dem ungeheuern Umfange des Wissenswürdigen, und dem eingeschränkten Maaß menschlicher Kräfte, sich vor der Zeit schwächt, seinen Fleiß zerstreut, und bei allen dem Vielen, was man lernt, es in Keinem zur rechten Vollkommenheit bringt.Wer seine Zeit wohl einzutheilen weiß, findet allezeit gleich etwas, womit er sich nützlich beschäftigen kann, ohne lange Weile zu haben, oder die Zeit mit der Ueberlegung zu verderben, was er jetzt wohl am besten thun könnte? Er findet auch zu Allem, was er sich zu thun vorgesetzt hat, seine Zeit: weil er nichts unternimmt, wozu er nicht schon zum voraus sich eine bestimmte Zeit angewiesen hat, und weil er diese gerade zu dem bestimmten Zweck anwendet. Er gewöhnt sich auch dadurch zur Ordnung (§. 114. ), und, wenn er sich an seine einmal festgesetzte Zeit genau hält, ohne sich durch Laune oder andere zufällige Umstände zu Ausnahmen verleiten zu lassen, gewöhnt er sich auch zu der unschätzbaren Fertigkeit, selbst das, was ihm beschwerlich oder nicht gemüthlich ist, aus Pflicht zu thun. – Diese Vortheile zu erhalten, mache man sich, wenigstens auf eine gewisse bestimmte Zeit, einen wohl überlegten Entwurf, wie man seine Arbeiten und etwa vorkommende Geschäfte täglich vertheilen wolle; man überdenke, zu welcher Zeit sich schwerere oder leichtere Arbeiten am besten verrichten lassen, wie eine die andere erleichtern oder vorbereiten könne, wie und wann man das gleich ersetzen wolle, wovon man zu der festgesetzten Zeit durch unvermeidliche Umstände gehindert worden ist; und halte streng über diesem Entwurf. Dieß wird zugleich zu der edeln Zeitsparkunst gewöhnen, und den so schädlichen Vorsatz verhüten, Alles lernen zu wollen, was man als nützlich erkennt, über welchem |c220| man, bei dem ungeheuern Umfange des Wissenswürdigen, und dem eingeschränkten Maaß menschlicher Kräfte, sich vor der Zeit schwächt, seinen Fleiß zerstreut, und bei allen dem Vielen, was man lernt, es in Keinem zur rechten Vollkommenheit bringt.
Anm. Eine bestimmte Tages- und Wochenordnung kann nicht dringend genug empfohlen werden, wobei selbst auf die zufälligen Freistunden (ausfallende Collegien) Rücksicht zu nehmen ist. Sehr viel Zeit geht über dem Besinnen, was man eben thun wolle, verloren. Man fängt bald dieß, bald jenes an. Man greift nach dem angenehmsten zuerst, und verliert darüber das Wichtigere, weil es an Zeit fehlt. Bindet man sich auch nicht sklavisch an den Entwurf, so bleibt er doch ein bestimmtes Regulativ, und bringt Plan in das ganze akademische Leben, der zugleich eine treffliche Vorbereitung auf das künftige Geschäft ist. Bloß durch dieß Mittel können so viele an ordentliches Arbeiten und die Stunden zu benutzen Gewöhnten, mit halber Zeit so viel vor sich bringen, als Andere, die mit weit mehr Stunden doch nie fertig werden.
A. d. H.

154.

Von dem eigenen Nachdenken, als der ersten Art von Uebungen (§. 152. ), ist schon oben geredet worden. (§. 143. ) Das eigene Nachforschen (§. 152. ) begreift noch mehr; es schließt auch das Sammeln und Aufzeichnen desjenigen in sich, was uns selbst gelegentlich bei dem Lesen, Hören oder Denken über Wissenschaften beifällt, oder was wir von Andern mitgetheilt bekommen, aber noch bis auf weitere Prüfung und Sichtung zurücklegen müssen, weil es entweder bloße Fragmente und unvollständige Kenntnisse sind, oder wir es noch nicht genug beurtheilen können, |c221| oder weil wir darüber würden den Gang bestimmter Beschäftigungen unterbrechen müssen. – Alles, was noch hier von eigenen Aufsätzen und deren Ausarbeitung zu sagen wäre, kann man aus dem abnehmen, was oben Theil 1. §. 88. 89. und am Ende des zweiten Abschnitts im dritten Theil gesagt ist. Hier mögen nur noch folgende Anmerkungen stehen. – Man thut wohl, wenn man frühzeitig sich seine Gedanken, seine Gründe für, und seine Zweifel wider eine Sache, auch so viel, als man zu deren Beurtheilung beizubringen vermag, aufschreibt, und sich eher dadurch übt, als man Aufsätze auszuarbeiten unternimmt. – Will man sich in eigenen Aufsätzen üben, so ist es viel leichter und von mannichfaltigerem Nutzen, wenn man Anderer Meinungen und Aufsätze über irgend einen wichtigen Gegenstand prüft, als wenn man selbst seine Gedanken ausführen will; denn Fehler zu entdecken ist leichter, als selbst etwas besser zu machen. Der Vorrath von Kenntnissen ist bei Anfängern noch nicht sehr reich, und der Uebungen sind sehr viele nöthig, ehe man etwas Eigenes nicht gar zu Gemeines liefern kann. Bei der Prüfung fremder Aufsätze hat man immer etwas, woran man sich halten kann, was selbst eine Quelle oder Veranlassung zu Gedanken wird. Man gewöhnt sich auch dadurch den Sinn Anderer besser aufzufassen, strenger in Beurtheilung der Gründe zu werden, nothwendige Bestimmungen oder Einschränkungen aufzufinden: kurz, eine Sache auf mehrern Seiten zu betrachten. – Die meisten dieser Vortheile zu erreichen, wäre auch der Vorschlag nicht undienlich, sich aus gelehrten und zusammenhängend geschriebenen Büchern bisweilen eine Art von gedrängtem Auszug zu machen, wodurch der wesentlichste Inhalt im Zusammenhange dargestellt, oder in einer Art von |c222| genauen Tabelle aufgeführt würde. Man gewöhnt sich dadurch, Alles, was ein Andrer, und sonach auch was man selbst über einen Gegenstand ordentlich gedacht hat, wohl zu concentriren, das Wesentliche vom Zufälligen abzusondern, und einen Aufsatz nebst dem Verhältniß seiner Theile gegen einander besser und geschwinder zu übersehen; man gewöhnt sich zur Ordnung und zum zusammenhängenden Denken, welches uns bei unseren eigenen Aufsätzen hernach sehr zu Statten kommt. – Daß man übrigens, wenn man etwas selbst ausarbeiten will, immer nur das, dem man gewachsen ist, und was man wohl durchgedacht hat, wählen, es in der Absicht, sich im ordentlichen Vortrage zu üben, unternehmen, der Anwandlung, ein Schriftsteller zu werden, nicht bald nachgeben, und eher etwas drucken zu lassen sich nie entschließen müsse, als bis man sich lange geübt, viel Kritik darüber von Verständigern gehört hat, und etwas Neues oder auch das Bekannte neu zu sagen weiß – dieß sollte sich wohl von selbst verstehen.Von dem eigenen Nachdenken, als der ersten Art von Uebungen (§. 152. ), ist schon oben geredet worden. (§. 143. ) Das eigene Nachforschen (§. 152. ) begreift noch mehr; es schließt auch das Sammeln und Aufzeichnen desjenigen in sich, was uns selbst gelegentlich bei dem Lesen, Hören oder Denken über Wissenschaften beifällt, oder was wir von Andern mitgetheilt bekommen, aber noch bis auf weitere Prüfung und Sichtung zurücklegen müssen, weil es entweder bloße Fragmente und unvollständige Kenntnisse sind, oder wir es noch nicht genug beurtheilen können, |c221| oder weil wir darüber würden den Gang bestimmter Beschäftigungen unterbrechen müssen. – Alles, was noch hier von eigenen Aufsätzen und deren Ausarbeitung zu sagen wäre, kann man aus dem abnehmen, was oben Theil 1. §. 88. 89. und am Ende des zweiten Abschnitts im dritten Theil gesagt ist. Hier mögen nur noch folgende Anmerkungen stehen. – Man thut wohl, wenn man frühzeitig sich seine Gedanken, seine Gründe für, und seine Zweifel wider eine Sache, auch so viel, als man zu deren Beurtheilung beizubringen vermag, aufschreibt, und sich eher dadurch übt, als man Aufsätze auszuarbeiten unternimmt. – Will man sich in eigenen Aufsätzen üben, so ist es viel leichter und von mannichfaltigerem Nutzen, wenn man Anderer Meinungen und Aufsätze über irgend einen wichtigen Gegenstand prüft, als wenn man selbst seine Gedanken ausführen will; denn Fehler zu entdecken ist leichter, als selbst etwas besser zu machen. Der Vorrath von Kenntnissen ist bei Anfängern noch nicht sehr reich, und der Uebungen sind sehr viele nöthig, ehe man etwas Eigenes nicht gar zu Gemeines liefern kann. Bei der Prüfung fremder Aufsätze hat man immer etwas, woran man sich halten kann, was selbst eine Quelle oder Veranlassung zu Gedanken wird. Man gewöhnt sich auch dadurch den Sinn Anderer besser aufzufassen, strenger in Beurtheilung der Gründe zu werden, nothwendige Bestimmungen oder Einschränkungen aufzufinden: kurz, eine Sache auf mehrern Seiten zu betrachten. – Die meisten dieser Vortheile zu erreichen, wäre auch der Vorschlag nicht undienlich, sich aus gelehrten und zusammenhängend geschriebenen Büchern bisweilen eine Art von gedrängtem Auszug zu machen, wodurch der wesentlichste Inhalt im Zusammenhange dargestellt, oder in einer Art von |c222| genauen Tabelle aufgeführt würde. Man gewöhnt sich dadurch, Alles, was ein Andrer, und sonach auch was man selbst über einen Gegenstand ordentlich gedacht hat, wohl zu concentriren, das Wesentliche vom Zufälligen abzusondern, und einen Aufsatz nebst dem Verhältniß seiner Theile gegen einander besser und geschwinder zu übersehen; man gewöhnt sich zur Ordnung und zum zusammenhängenden Denken, welches uns bei unseren eigenen Aufsätzen hernach sehr zu Statten kommt. – Daß man übrigens, wenn man etwas selbst ausarbeiten will, immer nur das, dem man gewachsen ist, und was man wohl durchgedacht hat, wählen, es in der Absicht, sich im ordentlichen Vortrage zu üben, unternehmen, der Anwandlung, ein Schriftsteller zu werden, nicht bald nachgeben, und eher etwas drucken zu lassen sich nie entschließen müsse, als bis man sich lange geübt, viel Kritik darüber von Verständigern gehört hat, und etwas Neues oder auch das Bekannte neu zu sagen weiß – dieß sollte sich wohl von selbst verstehen.

155.

Gelehrte Uebungen in Gesellschaft mit andern akademischen Freunden (§. 152. ), kann man jungen Studierenden nicht genug empfehlen; sie mögen in gemeinschaftlicher Wiederholung der Vorlesungen, 1) oder in verfertigten Aufsätzen, die man von Andern streng, nach Sachen und Ausdruck, beurtheilen läßt, oder im Disputiren, zumal über dazu entworfene Ausarbeitungen, bestehen. – Solche Uebungen, vornehmlich das Disputiren, ist ein sehr gutes Mittel, zu erfahren, ob man das Gehörte recht gefaßt und verstanden, ob man dar|c223|über wirklich nachgedacht habe, ob man davon und von seiner vermeinten Ueberzeugung Rechenschaft geben, und eines Andern Gedanken in seine eigenen umkleiden könne? Mehrere sehen weiter als Einer, und leiten uns durch ihre Zweifel oder Erinnerungen auf Dinge, woran wir vielleicht nie gedacht hätten; sie veranlassen wenigstens weitere Untersuchung einer Sache. Man gewöhnt sich zugleich dadurch, eine Sache auf mehreren Seiten anzusehen, das, was man gedacht hat, so zu bestimmen, daß es gegen Einwendungen gedeckt werde, und seine eigenen Arbeiten, gegen die man oft zu viele Vorliebe hat, genauer zu prüfen. Man erlangt eine Fertigkeit, wohl zu denken und sich wohl auszudrücken. Man gewöhnt sich, vorzüglich im Disputiren, zu einer gewissen Gegenwart des Geistes, zum schnellen Durchschauen und Beurtheilen der Gedanken Anderer; selbst, wenn man auf die Art Acht giebt, wie sich der Andere, ohne Sophisterei, heraushilft, oder wie oft man, ohne es zu denken, geirrt hat, zur billigern Beurtheilung. Und wie ungemein viel thut die Wetteiferung mit Andern, den Untersuchungsgeist und die Lust an gelehrten Uebungen zu befördern? 2) Gelehrte Uebungen in Gesellschaft mit andern akademischen Freunden (§. 152. ), kann man jungen Studierenden nicht genug empfehlen; sie mögen in gemeinschaftlicher Wiederholung der Vorlesungen, 1) oder in verfertigten Aufsätzen, die man von Andern streng, nach Sachen und Ausdruck, beurtheilen läßt, oder im Disputiren, zumal über dazu entworfene Ausarbeitungen, bestehen. – Solche Uebungen, vornehmlich das Disputiren, ist ein sehr gutes Mittel, zu erfahren, ob man das Gehörte recht gefaßt und verstanden, ob man dar|c223|über wirklich nachgedacht habe, ob man davon und von seiner vermeinten Ueberzeugung Rechenschaft geben, und eines Andern Gedanken in seine eigenen umkleiden könne? Mehrere sehen weiter als Einer, und leiten uns durch ihre Zweifel oder Erinnerungen auf Dinge, woran wir vielleicht nie gedacht hätten; sie veranlassen wenigstens weitere Untersuchung einer Sache. Man gewöhnt sich zugleich dadurch, eine Sache auf mehreren Seiten anzusehen, das, was man gedacht hat, so zu bestimmen, daß es gegen Einwendungen gedeckt werde, und seine eigenen Arbeiten, gegen die man oft zu viele Vorliebe hat, genauer zu prüfen. Man erlangt eine Fertigkeit, wohl zu denken und sich wohl auszudrücken. Man gewöhnt sich, vorzüglich im Disputiren, zu einer gewissen Gegenwart des Geistes, zum schnellen Durchschauen und Beurtheilen der Gedanken Anderer; selbst, wenn man auf die Art Acht giebt, wie sich der Andere, ohne Sophisterei, heraushilft, oder wie oft man, ohne es zu denken, geirrt hat, zur billigern Beurtheilung. Und wie ungemein viel thut die Wetteiferung mit Andern, den Untersuchungsgeist und die Lust an gelehrten Uebungen zu befördern? 2)
Anm. 1) Das gemeinsame Wiederholen der Vorlesungen, ist ungleich nützlicher, als das bloße Durchlesen des Heftes. Nach dem Inhalt und Stoff kann es auf verschiedene Art geschehen: bald so, daß Einer den gehörten Vortrag summarisch wieder vorträgt, und die Uebrigen ihre Bemerkungen machen, wo sie ihn anders gefaßt haben; bald durch Fragen über historische Gegenstände, welches unter den Mitgliedern abwechselt, und sowohl von Seiten des Fragenden als des Antwortenden eine gehörige Vorbereitung voraussetzt. – Bei der eigenen Wiederholung ists übrigens besser, mehrere Lehrstunden zusammen |c224| zu ziehen, nachdem die Materie zusammenhängt, als ängstlich jeden Tag das Gehörte sogleich wieder vorzunehmen.
A. d. H.
2) Kann man es haben, so ist es immer rathsamer, gemeinschaftlich wissenschaftliche Uebungen unter den Augen und der Leitung eines Lehrers vorzunehmen. Er kann doch weiter sehen als bloße Anfänger und Ungeübte. Er kann durch sein Ansehen eher zu weit gehende leidenschaftliche Streitigkeiten verhüten; eher den verwirrt gewordenen Streit in das rechte Geleise zurückbringen; die Untersuchung ins Kurze ziehen, und mehr auf die gehörige Bestimmung des Untersuchungspunctes aufmerksam machen; dadurch und durch Gründe entscheiden, wo die Untersuchenden selbst nicht den Ausgang zu finden wissen. – Es ist auch besser, über wirklich ausgearbeitete Aufsätze noch Materien und Formen, als über bloße Sätze (Thesen) zu disputiren, und sehr vortheilhaft, wenn der nämliche Aufsatz, den der eine gemacht hat, auch von Andern nach der Reihe vertheidigt wird, weil durch Beides mehr die in dem §. erwähnten Vortheile zugleich erhalten werden.

156.

Endlich gehört noch das eigene Lesen gelehrter Schriften hierher, mit Anwendung des Gefundenen zur Erweiterung, und überhaupt zur Verbesserung unserer Kenntnisse. (§. 152. ) Gelehrter Schriften, sage ich, und deren Anwendung; denn von andern hier zu reden, von erbaulichen oder bloß oder mehr nur vergnügenden Schriften, ist mein Zweck nicht; wiewohl eine Warnung, oder, wenn man will, ein Rath wegen der Vorsichtigkeit in der Wahl und in dem Gebrauch der letztern hier nicht am unrechten Orte steht. Denn, so sehr wir auch zur Erholung und Aufheiterung des Gemüths, sowohl als zur Bildung des Geschmacks, solcher Schriften bedürfen, so ist |c225| doch die Anzahl der so genannten Lesebücher allerlei Art, zu unserer Zeit, so groß; sie werden von den Meisten so ganz ohne Unterschied, so häufig mehr als die zu den Wissenschaften gehörigen, gelesen, daß im Ganzen der daraus entstehende Schade weit größer als der Nutzen ist. Wenn auch ein großer Theil derselben nicht so offenbar die Sitten verdürbe, die Religion verächtlich, oder gegen sie gleichgültig machte, und wenig oder gar nichts zur Bildung des guten Geschmacks beitrüge, wo nicht gar ihm schadete: so ist eine unvorsichtige oder gar zu häufige Lesung derselben besonders den Studirenden darum sehr nachtheilig, weil das Gemüth zu sehr zerstreut, und vom Fleiß, der mit Beschwerlichkeit zu kämpfen hat, abgezogen; der Geschmack zu sehr an sinnliches Vergnügen und vom Ernsthaften abgewöhnt; und der Hang zu einer bloß auf Streifereien erhaschten, nicht mit Rücksicht auf einen fest ins Auge genommenen Hauptzweck des Studirens gesuchten, vielmehr fragmentarischen und unzusammenhängenden Erkenntniß, genährt, dadurch also die wahre und durch ernstliche Anstrengung zu bewirkende Bildung des Verstandes und Herzens sehr verhindert wird.Endlich gehört noch das eigene Lesen gelehrter Schriften hierher, mit Anwendung des Gefundenen zur Erweiterung, und überhaupt zur Verbesserung unserer Kenntnisse. (§. 152. ) Gelehrter Schriften, sage ich, und deren Anwendung; denn von andern hier zu reden, von erbaulichen oder bloß oder mehr nur vergnügenden Schriften, ist mein Zweck nicht; wiewohl eine Warnung, oder, wenn man will, ein Rath wegen der Vorsichtigkeit in der Wahl und in dem Gebrauch der letztern hier nicht am unrechten Orte steht. Denn, so sehr wir auch zur Erholung und Aufheiterung des Gemüths, sowohl als zur Bildung des Geschmacks, solcher Schriften bedürfen, so ist |c225| doch die Anzahl der so genannten Lesebücher allerlei Art, zu unserer Zeit, so groß; sie werden von den Meisten so ganz ohne Unterschied, so häufig mehr als die zu den Wissenschaften gehörigen, gelesen, daß im Ganzen der daraus entstehende Schade weit größer als der Nutzen ist. Wenn auch ein großer Theil derselben nicht so offenbar die Sitten verdürbe, die Religion verächtlich, oder gegen sie gleichgültig machte, und wenig oder gar nichts zur Bildung des guten Geschmacks beitrüge, wo nicht gar ihm schadete: so ist eine unvorsichtige oder gar zu häufige Lesung derselben besonders den Studirenden darum sehr nachtheilig, weil das Gemüth zu sehr zerstreut, und vom Fleiß, der mit Beschwerlichkeit zu kämpfen hat, abgezogen; der Geschmack zu sehr an sinnliches Vergnügen und vom Ernsthaften abgewöhnt; und der Hang zu einer bloß auf Streifereien erhaschten, nicht mit Rücksicht auf einen fest ins Auge genommenen Hauptzweck des Studirens gesuchten, vielmehr fragmentarischen und unzusammenhängenden Erkenntniß, genährt, dadurch also die wahre und durch ernstliche Anstrengung zu bewirkende Bildung des Verstandes und Herzens sehr verhindert wird.

157.

Ueberhaupt sollte man – weil der Zweck, warum man Universitäten bezieht, nicht ist, viel zu lesen, was ja zu Hause eben so wohl geschehen kann, sondern Bildung zur Wissenschaft durch mündlichen Unterricht und gelehrten oder lehrreichen Umgang – so lange man da lebt, nur sehr wenige Schriften lesen, nicht einmal eigentlich die, welche eben die Gegenstände betreffen, worüber man Vorlesungen hört (§. 149. ); sondern nur: einige gelehrte Zeitschriften |c226| um mit den Hülfsmitteln der Gelehrsamkeit und den Fortschritten derselben bekannt zu werden; auserlesene Hauptschriften über das, was man gerade treibt, nur (wegen der im gedachten §. angegebenen Ursachen) nicht bei der Wiederholung der Lectionen über eben diese Wissenschaften, sondern, wenn man Zeit genug von den akademischen Arbeiten übrig behält, späterhin, und mehr zur weitern Ausbildung in solchen Wissenschaften, die man nicht wiederholt hören kann, oder wo uns der Docent nicht scheint Genüge gethan zu haben; und, in eben der Absicht, vorzügliche Schriften über gewisse uns besonders wichtige besondere Punkte; allenfalls solche, die man, nach Verlauf der Universitätsjahre, wieder zu bekommen keine Gelegenheit hoffen kann. Denn die Zeit auf Universitäten, wenn man sie gehörig auskaufen und benutzen will, ist so kurz und besetzt , daß man ohnehin wenig Zeit zu der Lesung größerer Werke übrig behalten wird.Ueberhaupt sollte man – weil der Zweck, warum man Universitäten bezieht, nicht ist, viel zu lesen, was ja zu Hause eben so wohl geschehen kann, sondern Bildung zur Wissenschaft durch mündlichen Unterricht und gelehrten oder lehrreichen Umgang – so lange man da lebt, nur sehr wenige Schriften lesen, nicht einmal eigentlich die, welche eben die Gegenstände betreffen, worüber man Vorlesungen hört (§. 149. ); sondern nur: einige gelehrte Zeitschriften |c226| um mit den Hülfsmitteln der Gelehrsamkeit und den Fortschritten derselben bekannt zu werden; auserlesene Hauptschriften über das, was man gerade treibt, nur (wegen der im gedachten §. angegebenen Ursachen) nicht bei der Wiederholung der Lectionen über eben diese Wissenschaften, sondern, wenn man Zeit genug von den akademischen Arbeiten übrig behält, späterhin, und mehr zur weitern Ausbildung in solchen Wissenschaften, die man nicht wiederholt hören kann, oder wo uns der Docent nicht scheint Genüge gethan zu haben; und, in eben der Absicht, vorzügliche Schriften über gewisse uns besonders wichtige besondere Punkte; allenfalls solche, die man, nach Verlauf der Universitätsjahre, wieder zu bekommen keine Gelegenheit hoffen kann. Denn die Zeit auf Universitäten, wenn man sie gehörig auskaufen und benutzen will, ist so kurz und besetzt , daß man ohnehin wenig Zeit zu der Lesung größerer Werke übrig behalten wird.

158.

Soll aber das Bücherlesen auf Universitäten, oder noch vielmehr in der Zukunft, recht nützlich werden, so muß sie nach eben den Regeln geschehen, die oben bei der nutzbaren Anhörung der Vorlesungen angegeben sind (§. 146. ), und so, daß man sich vornehmlich über ihren Inhalt, und was während des Lesens besonders merkwürdig oder zweifelhaft oder unverständlich schien, in dem gelehrten Umgange mit Andern, sonderlich mit seinen Lehrern, bespreche, auch sich daraus das Merkwürdigste aushebe, und als Zusätze zu den Wissenschaften, die man treibt, sammle. Dadurch kann man zu einem großen Schatz von nützlichen Kenntnissen gelangen, der uns auf die Zukunft treffliche |c227| Dienste thun wird, wenn man sie mit gehöriger Wahl, mit Verstand, und so sammelt, daß man Alles bald wiederfinden kann. Unter den verschiedenen Vorschlägen, sich solche Excerpte zu machen, möchte doch immer folgende Art die diensamste seyn. Man lasse sich das Buch, worüber man eine besondere Wissenschaft auf Universitäten vortragen hört, durchschießen, oder, lieber noch, ein Buch einrichten, dessen Seiten sich auf die Seiten des erwähnten Handbuchs beziehen, an welches man sich, bei der Grundlegung zu einer Wissenschaft, gewöhnen will. In dieses trage man ein, was man nicht schon weiß, und so, daß, wenn man selbst das Buch, woraus man excerpirt, besitzt, oder leicht wieder bekommen kann, man nur mit wenig Worten die Sachen und dabei dasjenige Buch und dessen Seiten bemerke, wo über diese eine weitere Erläuterung zu finden ist. Kann man aber nicht hoffen, daß man es bei der Hand haben werde, wenn man es wieder nachschlagen will, so zeichne man sich zugleich ganz kurz die Erläuterung der Sachen, die dazu gefundenen Gründe, und dasjenige auf, was einem selbst etwa dabei von Zweifel oder Bestätigung und Erklärung beifiel, oder was man darüber bei weiterer Untersuchung oder bei Besprechung mit Andern, gefunden hat.Soll aber das Bücherlesen auf Universitäten, oder noch vielmehr in der Zukunft, recht nützlich werden, so muß sie nach eben den Regeln geschehen, die oben bei der nutzbaren Anhörung der Vorlesungen angegeben sind (§. 146. ), und so, daß man sich vornehmlich über ihren Inhalt, und was während des Lesens besonders merkwürdig oder zweifelhaft oder unverständlich schien, in dem gelehrten Umgange mit Andern, sonderlich mit seinen Lehrern, bespreche, auch sich daraus das Merkwürdigste aushebe, und als Zusätze zu den Wissenschaften, die man treibt, sammle. Dadurch kann man zu einem großen Schatz von nützlichen Kenntnissen gelangen, der uns auf die Zukunft treffliche |c227| Dienste thun wird, wenn man sie mit gehöriger Wahl, mit Verstand, und so sammelt, daß man Alles bald wiederfinden kann. Unter den verschiedenen Vorschlägen, sich solche Excerpte zu machen, möchte doch immer folgende Art die diensamste seyn. Man lasse sich das Buch, worüber man eine besondere Wissenschaft auf Universitäten vortragen hört, durchschießen, oder, lieber noch, ein Buch einrichten, dessen Seiten sich auf die Seiten des erwähnten Handbuchs beziehen, an welches man sich, bei der Grundlegung zu einer Wissenschaft, gewöhnen will. In dieses trage man ein, was man nicht schon weiß, und so, daß, wenn man selbst das Buch, woraus man excerpirt, besitzt, oder leicht wieder bekommen kann, man nur mit wenig Worten die Sachen und dabei dasjenige Buch und dessen Seiten bemerke, wo über diese eine weitere Erläuterung zu finden ist. Kann man aber nicht hoffen, daß man es bei der Hand haben werde, wenn man es wieder nachschlagen will, so zeichne man sich zugleich ganz kurz die Erläuterung der Sachen, die dazu gefundenen Gründe, und dasjenige auf, was einem selbst etwa dabei von Zweifel oder Bestätigung und Erklärung beifiel, oder was man darüber bei weiterer Untersuchung oder bei Besprechung mit Andern, gefunden hat.
Anm. Wenn Collegienhefte gleich so eingerichtet werden, daß sie entweder einen breiten Rand haben, oder durchschossen sind, so sind sie unstreitig am besten geeignet, um Alles, was man aus der Lectüre, oder gelehrten Gesprächen über irgend einen Gegenstand sammelt, darin anzumerken, und sie dadurch recht eigentlich zu Revertorien für das ganze Leben zu machen. Bei der Exegese z. B. würde man Alles, was man über die Erklärung in dunkeln Stellen gefunden, nachträglich bei der Stelle selbst anmerken. So bei der einzelnen |c228| Materie, der Dogmatik, Moral, Kirchengeschichte. Auch die hinzukommende Literatur wird weit zweckmäßiger da supplirt, als in ein Collektaneenbuch getragen, wo sich das Einzelne in der Menge so leicht verliert. – Durch gute Register, die jedes nachgeschriebene Collegium haben sollte, wird auch der Gebrauch erleichtert.
A. d. H.
Anm. Wenn Collegienhefte gleich so eingerichtet werden, daß sie entweder einen breiten Rand haben, oder durchschossen sind, so sind sie unstreitig am besten geeignet, um Alles, was man aus der Lectüre, oder gelehrten Gesprächen über irgend einen Gegenstand sammelt, darin anzumerken, und sie dadurch recht eigentlich zu Revertorien für das ganze Leben zu machen. Bei der Exegese z. B. würde man Alles, was man über die Erklärung in dunkeln Stellen gefunden, nachträglich bei der Stelle selbst anmerken. So bei der einzelnen |c228| Materie, der Dogmatik, Moral, Kirchengeschichte. Auch die hinzukommende Literatur wird weit zweckmäßiger da supplirt, als in ein Collektaneenbuch getragen, wo sich das Einzelne in der Menge so leicht verliert. – Durch gute Register, die jedes nachgeschriebene Collegium haben sollte, wird auch der Gebrauch erleichtert.
A. d. H.
Unter den Schriften, welche über die in diesem letzten Abschnitt abgehandelten Materien nachgelesen und benutzt zu werden verdienen, gehören noch folgende:
  • G. M. Brehm's Einleitung in die gesammten akademischen Studien für Ankommende auf der Akademie. Leipzig 1810.
  • C. D. Beck Grundriß zu hodegetischen Vorlesungen für angehende Studierende auf deutschen Universitäten. Leipzig 1810.
  • G. Schlegel Summe von Erfahrungen und Beobachtungen, zur Beförderung der Studien in gelehrten Schulen und Universitäten. Riga 1790.
  • J. Müller's Briefe über das Studium der Wissenschaften, besonders der Geschichte. Zürch 1798.
  • C. G. Schütz Anweisung, wie Studierende ihre Studien zu Hause einrichten sollen. Jena 1785.
  • Meiners' Anweisung für Jünglinge zum Lesen, Excerpiren und Schreiben. Bonn 1791.
  • Bergk, die Kunst Bücher zu lesen, nebst Bemerkungen über Schriftsteller und Schriftstellerei. Jena 1791.
Unter den Schriften, welche über die in diesem letzten Abschnitt abgehandelten Materien nachgelesen und benutzt zu werden verdienen, gehören noch folgende:
  • G. M. Brehm's Einleitung in die gesammten akademischen Studien für Ankommende auf der Akademie. Leipzig 1810.
  • C. D. Beck Grundriß zu hodegetischen Vorlesungen für angehende Studierende auf deutschen Universitäten. Leipzig 1810.
  • G. Schlegel Summe von Erfahrungen und Beobachtungen, zur Beförderung der Studien in gelehrten Schulen und Universitäten. Riga 1790.
  • J. Müller's Briefe über das Studium der Wissenschaften, besonders der Geschichte. Zürch 1798.
  • C. G. Schütz Anweisung, wie Studierende ihre Studien zu Hause einrichten sollen. Jena 1785.
  • Meiners' Anweisung für Jünglinge zum Lesen, Excerpiren und Schreiben. Bonn 1791.
  • Bergk, die Kunst Bücher zu lesen, nebst Bemerkungen über Schriftsteller und Schriftstellerei. Jena 1791.
Eigenthümliche Ansichten enthalten:
  • J. M. F. Schelling's Untersuchungen über die Methode des akademischen Studiums. Tübingen 1803.
Eigenthümliche Ansichten enthalten:
  • J. M. F. Schelling's Untersuchungen über die Methode des akademischen Studiums. Tübingen 1803.