M.

Machen, zur Sünde, 2 Cor. 5, 21.s.Sünde .Apostg. 2, 36.Ebr. 3, 2.genauerverordnen.
Macht; besser, HerrschaftLuc. 4, 6.1 Petr. 5, 11.; das RechtJoh. 1, 12. die Vollmacht |c278|Matth. 21, 23. 24. (wer hat dich dazu bevollmächtiget?) Matth. 9, 6. (daß des Menschensohn Vollmacht habe, auf Erden die Sünde zu vergeben); die FreyheitJoh. 10, 18. (es steht bey mir, mein Leben zu lassen, und so auch es wieder zu nehmen)1 Cor. 9, 4.Gewalt, Joh. 5, 27.17, 2.Matth. 10, 1.Marc. 3, 15.Luc. 9, 1.10, 19.Offenb. 2, 26. – 1 Cor. 11, 10. ist es zwar die älteste Erklärung unter Macht einen Schleyer zu verstehen; aber es fehlt doch noch immer der Beweis aus der Sprache, wenn man sich auf ein hebräisches Wort beruft, welches Macht und Bedeckung bedeuten soll, und so zwey ganz verschiedene Grundwörter mit einander verwechselt.
Mächtig, vor Gott, 2 Cor. 10, 4. ist soviel, als von Gott kräftig gemacht, s.Röm. 1, 16.
Der Tod ist mächtig in uns, 2 Cor. 4, 12. für, wir leben in beständiger Todesgefahr; wie gleich vorher gesagt wird.
Die Sünde ist mächtig wordenRöm. 5, 20. könnte wohl freylich soviel heißen, als, sie ist vervielfältigt worden, es ist des Sündigens immer mehr worden. Allein ich denke doch, man sollte bey der Erklärung dieser Stelle mehr Gebrauch davon machen, daß der Apostel das erstemal nicht das Wort setzt, welches eigentlich Sünde bedeutet, sondern ein anders das Versehen, Abweichungenanzeigt; und daher scheint mir der Sinn zu seyn: Das mosaische Recht (s.Gesetz ) ist dazwischen gekommen (s.dieß Wort ), damit, was der Mensch nur für kleine Fehler und Abweichungen hält, als sündlich erkannt würde. |c279| Nachdem nun die Sünde in ihrer eigentlichen Grösse offenbar worden, so hat sich auch die Gnade herrlich erwiesen. – So denke ich auch, daß die Ausleger hiermit ganz richtig k. 7, 15.vergleichen.
MachtderFinsterniß, Luc. 22, 53. die Gewalt der ungläubigen jüdischen Obrigkeit – der man sich, will Jesus sagen, unterwerfen muß.
Mangeln,Ebr. 2, 7. 9. eigentlich erniedriget werden – du hast ihn eine kleine Zeit unter die Engel erniedriget; – den aber, der eine kleine Zeit unter die Engel erniedriget worden. Insofern aber der achte Psalm von der Würde des menschlichen Geschlechts überhaupt handelt, muß man dort übersetzen: Du hast ihn zwar eine Stufe geringer gesetzt, als die Engel, aber doch hast du auch ihn mit Ehre und Schmuck gekrönet –
Mann.
MännerIsrael, Apostg. 2, 22. (vergl.14.3,12.)5, 35.13, 16. alle Israeliten, ohne Unterschied der Stände.
EinvollkommnerMann werden, Eph. 4, 13. geht nach der vohergehenden Vergleichung nicht auf jedes einzelne Glied, sondern auf die Allgemeinheit der Christen. Alle zusammen machen Einen Leib aus, und wenn also das christliche Erkenntniß im Ganzen ausgebreitet wird, so wird die Gemeine ein vollkommner, völlig ausgewachsener, Mann.
Meister, ein Lehrer, Matth. 10, 24. (s.Jünger ), und daher ein gewöhnlicher Titel, den die Juden ihren Lehrern beylegten, Matth. 23, 8. 10.u. a. O. m.–Ebr. 5, 12. würde ich genauer übersetzen;
|c280| Die ihr solltet beynahe andre lehren können. –
Melchisedeck,Ebr. 5, 6. 7. 10. 11.7, 1–21. (1 B. Mos. 14, 18–20.Ps. 110, 4.) Dieser merkwürdige Mann aus der ältesten Geschichte verdient wohl in einem Wörterbuch dieser Art in einem besondern Artickel kenntlicher gemacht zu werden. Aber man hat ihn auch nur immer im Profil gesehen, nur der Aussenseite nach kennen lernen, wenn man sich begnügt einzelne dunkle Worte und Redarten in der von Paulus angestellten Vergleichung zu verstehen oder andren verständlich zu machen. Paulus selbst zeigt ihn nur im Schattenriß; er führt die Vergleichung seiner Person mit Christo nicht aus, sondern entwirft sie nur; es sind alles mehr Winke, um den Schwächern unter den Judenchristen nicht anstößig zu werden und doch den denkendern Theil auf die Hauptsache aufmerksam zu machen; sie selbst läßt er mehr errathen. So scheint mirs wenigstens. Denn er zeigt auch nur immer, daß er größer gewesen sey denn Aaron, größer denn Abraham, seine Priesterwürde edler, vortreflicher als die Aaronitische, seine Priesterschaft von ewiger Gültigkeit, (welches ich nachher erklären werde) und also auch Jesus in dem allen größer; ohne nun auch deutlich zu sagen, worinnensein priesterliches Amt bestanden, und was eigentlich ihn über denAbrahamselbst erhoben. War dieser nicht auch ein Diener (s.Priester ) desallerhöchsten Gottes? Das ist mirs nun eben; das war Abraham nicht – nicht Diener, in dem Umfange, in welchem es Mel|c281|chisedeck war – nicht, desallerhöchstenGottes, wie Melchisedeck ihn kannte – hier war mehr denn Abraham, wie Paulus selbst gesteht, aber freylich nur andeutet. Das, dünkt mich, muß also von dem Ausleger erklärt werden, dem daran gelegen ist die Einsicht in das wahre Christenthum zu erleichtern, und die Würde des Stifters desselben in Vergleichung mit dem Melchisedeck festzusetzen. Der Uebersetzer und Erklärer einzelner Worte hat seine Pflicht gethan, wenn er dem Paulus im Deutschen sagen läßt 7, 1. ein Priester,d. i.Diener des höchsten Gottes – 3.ohne (levitischen) Vater, ohne (levitische) Mutter, ohne aus levitischemGeschlecht zu seyn, ohne zu einer (durch Gesetze) bestimmten Zeit sein priesterliches Leben (seine Amtsverrichtungen) angefangen – geendiget zu haben – und sein Priesterthum ist von ewiger Gültigkeit – 6.der, dessen Familie nicht in denlevitischenGeschlechtstafeln mit aufgeführt wordenu. s. w. Dem Worterklärer mag dieß genug seyn. Dem Ausleger der in einem dogmatischen Buche vorkommenden Ideen muß es auffallen, daß die Benennung eines Priesters des Höchsten, genau zu reden, nur ein einzigesmal im A. T. vorkommt, und demjenigen, dem sie beygelegt wird, so gar von dem Abraham, diesem selbst so edlen Mann der alten Welt, mit Ehrerbietung begegnet wird; er wird also sichs zum Hauptgeschäfte machen nachzuforschen, welchen Begriff man in den damaligen Zeiten mit dieser Benennung verbunden habe; und da ich in diesem Fall mich befunden, so will ich nun so kurz als möglich das meinen Lesern |c282| mittheilen, was ich bey dieser Untersuchung herausgebracht habe.
Ich lege den Porphyr zum Grunde, welcher in der Abhandlung von derEnthaltung vom Fleischeßen 2, §. 49. nicht nur den Ausdruck Priester desallerhöchsten Gottes, einigemal braucht, sondern ihn auch erklärt, und unter andern sagt: „Der Philosoph und Priester des höchsten Gottes enthält sich alles Fleischessens um sich in vollkommnerinnerer Reinigkeit Gott zu nahen – Wie der Priester einer Particulairgottheit, die ihr zukommendeGebräuche, Reinigungen u. dergl. kennet, so weiß auch der Priester des höchsten Gottes genau, worinn die Reinigung bestehe, durch welche man in Gemeinschaft mit Gott tritt – – Und wenn die Priester geringerer Gottheiten sich und andern eine genaue äußerliche Reinigkeit zur Pflicht machen, sollte der Priester des allerhöchsten Gottes sich selbst zu einer Gruft von Leichnamen machen, vollinnrerUnreinigkeiten (die er nemlich nach den vorhergehenden Bemerkungen des Porphyrs durch die mit seiner Substanz vermischten Theilgen der Thiere in sich gezogen) nach der Gemeinschaft mit dem Vollkommensten streben?“ Ebendaselbst §. 34. sagt er von den Opfern – „dem höchsten Gott muß man nichts cörperliches darbringen – man verehrt ihn, wenn man sich richtige Vorstellungen von ihm macht. Wir müssen uns selbst ihm zum Opfer darbringen durch ihm ähnliche Gesinnungen; und §. 61. ein reines Herz und eine von Leidenschaften freye Seele ist Gott das Angenehmste.“ So braucht nun |c283| auch Jamblichus zwar den Ausdruck selbst nicht, es gehört doch aber ohnstreitig hieher, wenn er im 18. und 20. k.de mysteriis den vernünftigen Gottesverehrer so beschreibt, daß er besonders im Geiste Gott diene ohne alle materielle und cörperliche Zurüstungen, welches denn das höchste Priesterthum und daher auch nur wenigen gegeben sey.
Man kann nun wohl nicht sagen Porphyr und Jamblich wären zu neu um für das ein Zeugniß ablegen zu können, was man sich in den frühsten Zeiten bey einem Priester des Allerhöchsten gedacht . Sie haben doch gewiß aus derselben Quelle der ältesten orientalischen Philosophie die Erklärung geschöpft, aus welcher Porphyr die Benennung selbst beybehalten, wenn auch gleich die Canäle, durch welche sie von Melchisedecks Zeiten an bis auf die ihrigen fortgeleitet worden, nicht weiter bekannt sind. Man stößt doch immer wieder auf dieselbe Denkungsart in allen Ueberbleibseln der orientalischen Philosophie, zum Beweise einer allgemeinen Quelle. So sagt Philo vom Melchisedeck im 3. B. der Allegorien; er hatte erhabenewürdige Vorstellungen von Gott (wie Porphyr seinen eigentlichen Priester Gottes richtige Vorstellungen zuschreibt) und im 4. B.der vermischten Schriften (Tapeten) §. 25. stellt er den wahren Priester Gottes als den vor, der reines Herzens und Wandels ist, ganz wie Porphyr und Jamblich. –
Vergleicht man nun hiermit den Melchisedeck, so erscheint derselbe in einem hellern Lichte. Er hat würdige Vorstellungen von dem wahren Gott, |c284| daß er nicht nur sein sondern auch desAbrahams Gott sey, ob er gleich zu einem andern Volke gehörte, und über alle Völker seine Segnungen verbreite; er ist voll menschenfreundlicher Gesinnungen, indem er nicht nur dem Abraham mit Freundschaftsbezeugungen zuvorkömmt (welches man auch zum Theil für eine Folge der damals üblichen Gastfreyheit halten könnte), sondern auch mit lebhafter Freude an dem Siege desselben Theil nimmt; war eben so friedliebend und machte sich nichts mit den blutigen Zänkereyen der benachbarten Fürsten zu schaffen; nahm zwar den Zehnden vomAbraham, aber forderte ihn nicht eigennützig; scheint endlich nichts mit Opfern zu thun gehabt zu haben, wenn gleich Philo in der zuerst angeführten Stelle ohne allen Beweis ihm ein Siegsopfer darbringen läßt; oder vielmehr er hat gewiß nichts damit zu thun gehabt, wenn man den Wink des Apostels, er bleibt ein Priester in Ewigkeit, so versteht, sein Gottesdienst ist für alle Zeiten und Völker, und zu jeder Zeit und in jedem Volke, der Gott angenehmste, vor ihm allein gültige.
Nun will ich, eh ich zum Schluß komme, noch kurz sagen, wie ich mir die Gedankenreyhe des Paulus bey der Vergleichung Christus mit Melchisedeck vorstelle. Ich halte mich überzeugt, daß alles, was der Apostel im Briefe an die Hebräer von dem Tode Christi als einem Sündopfer sagt, eine Idee sey, durch die er sich nach der Opfersucht, so zu reden, der jüdischgesinnten Christen immittelst gefügt, bis er sie zu würdigern Begriffen vom Christenthum erheben könte – zur Vollkommenheit, – wie er es nennt |c285|6, 1. (s.dieVorrede zu dieser Auflage ). Da mußte er sich nun auch auf eine Vergleichung des Aaronitischen Priesterthums mit dem Priesterthum Christi einlassen. Aber er thut es ungern, er fühlt die Schwierigkeit, er will sie so unschädlich machen als möglich und doch immer die Hauptsache, daß Jesus die edelste beste Gottesverehrung unter den Menschen habe ausbreiten sollen – der vollkommenste Lehrer und das vollkommenste Muster derselben gewesen sey – diese Hauptsache will er doch auch immer durchscheinen lassen und dem Gedankencreyß der Leser zugleich darstellen; daher hat er kaum jene Vergleichung eingeleitet, kaum mit einem Worte des Aaron gedacht (4,14–16.5, 1–4.) so schaltet er die würdigere, auf sicherern Aehnlichkeitsgründen beruhende Vergleichung mit dem Melchisedeck ein, fühlt aber auch gleich wieder, wie übel man mit Menschen dran ist, die in der Religion an lauter Sinnlichkeiten kleben und die man doch gern zu mehr geistigen Begriffen erheben möchte, beklagt sich mit Wärme über solche Geistlosigkeit und ermahnt sie feyerlich zu einer ernsthaften Gemüthserhebung in mehrern Perioden (5, 11 – 6,1–20); und so sich den Weg zu ihrem Herzen gebahnet, hebt er die Vergleichung mit Melchisedeck an (k.7.) giebt aber, wie gesagt nur Winke für die Verständigen, und lenkt endlich für die Schwächern wieder auf das Aaronitische Priesterthum ein. Aber diese Winke waren auch zureichend; denn indem er so offenbar dieses dem Melchisedeckischen nachsetzt, ja es fast heruntersetzt, und die Amtswürde Christi der Melchisedeckischen ganz gleich macht; was |c286| war nun Jesus als der oberste Priester des allerhöchsten Gottes? was sollte er seyn und was wollte er seyn? Ganz was er selbst sagt, der Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit, einer vernünftigen, herzlichen, thätigen Gottesverehrung, Vorgänger(6, 20.), dessen Nachfolger wie er in das inwendige des Vorhangs hineingehen könnten, ohne Furcht mit Freudigkeit sich im Geist Gott nähern; der in geistiger Vollkommenheit erkannte, Opfer und Gaben wären nicht das, was Gott gefalle, (es möge sie bringen wer da wolle) sondern Gehorsam seines Willens ihm angenehm; der freylich sein Leben ließ für dieSchafe, wenn es drauf ankam, daß sie nicht zerstreut und von dem kaum angefangenen reinern Gottesdienst wieder zurückgeschreckt würden; freylich für seine damaligen Schüler und Bekenner sein Leben dahin gab, daß sie selbst amtstüchtiger würden, und füralle seine Freunde nach ihnen, daß das Werk Gottes und des höhern Priesterthums auch dadurch gefördert würde –
So ist nun auch jeder weise und rechtschaffene Gottesverehrer in dem Maaße, in welchem er es ist, ein Priester des Höchsten nach der OrdnungMelchisedeck, ein Diener Gottes, und wie ich weiter am Schluß des Artikels Priester gesagt habe.
War nun endlich das Abraham? Ich sage, nein! Denn einmal hatte doch auch er für einen solchen reinen Gottesdienst immer noch zuviel mit Opfern, äußerlicher Beschneidung, zu thun, und sein Gott, war zwar der Höchste, wie Mel|c287|chisedecks, aber er ward nicht so von ihm, wie vom Melchisedeck, als der Gott und Vater Aller gedacht.
Mensch. Hierbey sind folgende Redarten zu merken:
Der ersteMensch: derandre1 Cor. 15, 47. nemlich jener, der Mensch, wie er hier dem Leibe nach gestaltet ist; dieser, der Mensch, wie er in der künftigen Welt gestaltet seyn wird. Und dieß ist nun auch der irrdische – der himmlischev. 47. 48. 49. nur daß der irrdische genauer nach dem Grundtext, der irrdene genannt werden sollte, nach eben der Unterscheidung, die zwischen fleischlich und fleischern ist.
Der alte Mensch, istRöm. 6, 6.Eph. 4, 22.Col. 3, 9. die vormalige sündliche Lebensart der Juden und Heyden nach der ersten Stelle; nach den beyden andern aber, der Heyden besonders; und also im Gegensatz der neue, das beßrerechtschafne Verhalten.
Der äußerlicheMensch, 2 Cor. 4, 16. die zeitlichen Umstände, in welchen sich der Apostel befand; der innerliche, die Gemüthsfassung. Der Sinn ist: obgleich unsre äusserlichen Umstände immer schlechter werden, unsre Gefahren zunehmen, unsre Kräfte abnehmen etc. so wird doch unsreGemüthsverfassung täglich herrlicher, unsre Freudigkeit und Hofnung immer stärker u. s. w.vergl.v. 8. 9.Doch kann man auch unter jenen den Leib, und unter diesen die Seele überhaupt verstehen.
Der inwendigeMensch ist also hiermit nicht ganz einerley, Röm. 7, 22.Eph. 3, 16. und bedeutet das erstemal die Vernunft, das zweyte|c288|malchristlicheguteGesinnungen: welches der verschiedene Zusammenhang der Rede deutlich macht. Auch die platonischenPhilosophen pflegten die Vernunft den innern Menschen zu nennen und ihm den sinnlichen Theil entgegenzusetzen, wie Porphyr von der Enthaltung, 4, 20.
Der natürlicheMensch, 1 Cor. 2, 14. der sinnliche; dem nun der geistliche, der vernünftige, Mensch entgegen gesetzt wird, so wie gleich nachher. Ueberhaupt aber scheint mit dem vierzehnten Verse ein neuer Abschnitt anzugehen, so daß der Apostel, nachdem er seine Lehrart gerechtfertigt hatte, fortfährt zu zeigen, wie der Schüler beschaffen seyn müsse, dem sie nützlich seyn solle, daß der Uebergang in einer Umschreibung seyn würde: „Aber freylich kann dem ganz Sinnlichen ein solcher Vortrag von solchem Inhalt nicht gefallen. Es gehört schon ein vernünftiges Vermögen dazu, ein gründliches Urtheil darüber zu fällen; wer das hat, der wird alles gehörig zu beurtheilen wissen, und sich an nichts kehren, was den Beyfall jenes zurückhält.“
Menschensohn ist der Sprache nach gleichviel mit dem Menschenkind, welches Luther in der deutschen Uebersetzung des A. T. dafür gebraucht hat. Hier ist es nun merkwürdig, nicht nur, daß diese Benennung über 80 mal von Jesu in den Beschreibungen seines Lebens vorkömmt, sondern auch, daß er selbst sich nie anders nennt, und dagegen keiner seiner Boten, den einzigen Stephanus ausgenommen (der doch nicht einmal eigentlich darunter gerechnet werden kann) |c289|Apostg.7, 55. Nach dem jüdischen Sprachgebrauch ist Menschensohnsoviel, als ein Mensch, und daher läßt sich auch die Befremdung erklären, die das Volk äußerte, Joh. 12, 34. weil es nemlich gewohnt war einen jeden Menschen darunter zu verstehen. Man muß also wohl sagen, daß es Jesus in einer ganz besondern Absicht etwa für den Namen Messias habe brauchen wollen, um damit die jüdische Sage zu widerlegen, daß niemand werde angeben können, woher der erwartete Messias eigentlich gekommen seyJoh. 7, 27. Vermuthlich war das auch nur die Meinung des Pöbels und des größten Theils unter demselben, daß also die Antwort der Schriftgelehrten Matth. 22, 42. damit ganz wohl bestehen kann.
Menschder Sünden, oder, des Unglaubens, (s.Sünde ) 2 Thess. 2, 3.weiß ich nicht genauer zu erklären.
Mensch Gottes2 Tim. 3, 17. und Gottesmensch1 Tim. 6, 11., ein Lehrer der Religion.
Menschlich, oder welches einerley ist, menschlicher Weise reden, Röm. 6, 19.Gal. 3, 15. ein Gleichniß von menschlichen Dingen hernehmen.
Gal. 1, 11. bedeutet es, was von Menschen erfunden ist; 1 Cor. 10, 13. was Menschen erträglich ist, wie es gleich erklärt wird; und 1 Cor. 9, 8. eine Sache mit Beyspielen erläutern, die aber nichts beweisen; daß die Uebersetzung wäre: „oder sind das bloße nicht zur Sache gehörige Beyspiele? Sagt nicht auch etc.“
menschlicher Weise wandeln, nach Leidenschaften handeln, 1 Cor. 3, 3.
|c290|Milch, in dem SprachgebrauchPauli, 1 Cor. 3, 2.Ebr. 5, 12. 13. die AnfangsgründederReligion; nach der SchreibartPetri aber 1 Petr. 2, 2. und mit lautre verbunden, die reine,unverfälschte,Religion überhaupt.
Mißbrauchen;1 Cor. 7, 31. So übersetzt Luther ein Wort, welches diese Bedeutung haben kann, welches aber doch andre aus gleichen Sprachgründen so verstehen, daß es ebenfalls nichts weiter, als brauchen bedeute. Ich trete diesen bey, und denke überdieß, daß der Apostel, wenn die Bedeutung des Mißbrauchs hier statt finden sollte, nicht hätte sagen können, wie man wörtlich übersetzen sollte – die diese Welt brauchen, als mißbrauchten sie derselben nicht – Luther, der diese Härte gemerkt , übersetzt daher, daß sie derselben nicht mißbrauchen, welches aber, soviel ich urtheilen kann, die griechische Redverbindung nicht leidet, wie denn auch dieselbe beym Philo in der Stelle, die Wetstein damit vergleicht, ganz anders ist. Weil denn die Lesart überhaupt verschieden ist, so könnte man vielleicht sagen, daß der Apostel selbst beydemal das einfache Zeitwort gebraucht habe. Die Uebersetzung würde also seyn, und hiermit die vorhergehenden Sätze in diesem Einen zum Beschluß zusammengefaßt werden, in dem Sinn: „Ueberhaupt die mit irdischen Dingen zu thun haben, in Ansehung ihrer Verbindungen, Freuden, Besitze, Unternehmungen, als könnten sie auch das alles entbehren.“
|c291|Eben so sollte 1Cor. 9, 18.für mißbrauchen das einfache Wortbrauchen in der Uebersetzung stehen, da sich kein Mißbrauch in dem denken läßt, was man die Freiheit hat zu thun und in der Maaße zu thun. Es müßte also heissen:
Ist das etwa meine Vergeltung, daß ich das Evangelium umsonst predige und mich der Freyheit, die ich als Lehrer hätte, nicht bediene?
Miterbe,Röm. 8, 17.Eph. 3, 6.1 Petr. 3, 7. deutlicher, ein Mitbesitzer; s.Erbe .
Mitten. Dieses Wort hat in folgenden Stellen keinen besondern Nachdruck, und dient bloß zur Ausfüllung der Periode: Matth. 10, 16.18, 2. 20.Marc. 9, 36.Luc. 2, 46.4, 35.5, 19.8, 7.10, 3.21, 21.24, 36.Joh. 1, 26.Apostg. 17, 22.Phil. 2, 15.Ebr. 2, 12. und einigemal in der Offenbarung. Der seligeLuther hätte allezeit schlechtweg unter ihnen, sieu. dergl. übersetzen sollen, wie er auch einigemal gethan hat; Marci14, 60.Luc. 22, 27. 55.1 Thess. 2, 7.
Mittler. So wird MosesGal. 3, 19. (20.) genannt, aus der gleich dabey stehenden Ursache: – Ein Mittler ist nicht Eines Mittler, läßt sich nicht denken, wo nur Eine Parteyist. Nun ist Gott Einer (so sollte nemlich übersetzt werden, nicht, einig); es muste also noch eineParthey seyn, die mit Gott in keinem so guten Vernehmen stund, wie Abraham, dem die Verheissung geschehen war, und die also einen dazwischen kommenden Vergleich durchs Gesetz nothwendig machte – Dieß alles, denke ich, muß man nach dem Sinn des Apostels ergänzen.
|c292|– zwischen Gott und den Menschen 1 Tim. 2, 5. heißt Jesus, als der, der den Menschen durch seine Aufopferung die Bürgschaft geleistet, daß Gott alle glücklich wißen wolle (v.4.), ihr allgemeiner Vater und Helfer sey (v.3.), und dagegen Gott sich verbürget hat, alle zum Erkenntniß der Wahrheit zu leiten.
– desNeuen, eines bessern, Testaments Ebr. 8, 6.9, 15.12, 24. Auch hier behält das Wort Mittler seine ordentliche Bedeutung eines Unterhändlers, indem Gott als der vorgestellt wird, der das Testament gemacht hat:s.dies Wort .
Morgenstern2 Petri 1, 19.ist die deutliche und klare Erkenntniß der christlichen Lehre.
Mühseligseyn,s.beladen ; denn es geht eins wie das andre, und beydes aus gleichen Ursachen, auf die Juden.Doch könnte man deutlicher,ermüdet seyn, übersetzen, wie Luther schon selbst gethan hat, Joh. 4, 6.
Muthwille:1 Cor. 13, 4. würde ich, zur Unterscheidung des folgenden, übersetzen: was Luther giebt, die Liebe treibet nicht Muthwillen.