V.

Vater; im Himmel, s.himmlisch .Das Christenthum würde übrigens im Erkenntniß wie in der Ausübung sehr gewinnen, wenn man die |c386| durch alle Schriften desneuen Testaments in Anrufungen, Danksagungen, oder auch eigentlichen Belehrungen herrschende Vorstellung Gottes, als eines Vaters, mehr auf die Religion selbst anwendete. In einem so erfreulichenLichte kannte der Israelit Gott nicht, wagte es nur sehr spät, und höchst selten Gott Vater zu nennen Jes. 63, 16.Mal. 2, 10. wurde selbst an Gott mehr als einen Oberherrn gewiesen auch dann, wann er ihm als Vater bekannt gemacht wurde, 5 B.M. 32, 5.Mal. 1, 6.Es hängt also hiermit genau zusammen, was ich bey dem Ausdruck Furcht Gottes erinnert habe.
Uebelsind im Schluß des V. U. nach der ganzen Absicht desselben und in Vergleichung mit Joh. 17, 15.besonders2 Tim. 4, 18. die Mühen, Beschwerden und Gefahren, welche von dem damaligen Bekenntniß Christi unzertrennlich waren. Indeß bin ich auch nicht dagegen daß man die Urheber der Leiden andrer und besonders der Jünger Christi verstehen könne, und dann der Sinn in Ansehung der Allgemeinheit der Menschen wäre; befreye uns von allen Widersachern, so wie Joh. 17, bewahre uns für allen bösen Menschen; vergl.2 Thess. 3, 3. wo Luther nicht uneben der Arge übersetzt, wie 1 Joh. 3, 12. Denn es ist soviel gewiß, daß er durchgehends, wo das in diesen Stellen gebrauchte griechische Wort vorkömmt, nicht das Wort Uebel hätte erwählen sollen, da der Grieche für dieses sein eignes Wort hat. Es müßte also etwa heissenMatth. 5, 39.ihr sollt eurem Beleidiger nicht gleiches mit gleichem vergelten, für, ihr |c387|sollt nicht widerstreben dem Uebel; und 1 Joh. 3, 12. noch genauer, Cain, der Bösewicht, der seinenetc.
Ueberkleiden,2 Cor. 5, 2. 4.soviel, als den neuen geistlichen Leib mit dem gegenwärtigen ohne dazwischen kommende Verwesung dieses sogleich vertauschen.
Ueberschatten; bedecken, und so denn weiter fruchtbar machen Luc. 1, 35. Der griechische Uebersetzer braucht es Ps. 91, 4. für das hebräische Wort, welches eigentlich bedecken heißt, wie auch Luther daselbst übersetzt hat, und in welchem Sinn es gleichfalls beym Herodot gegen das Ende des ersten Buchs vorkömmt. Der eingeschränktere oder bestimmtere Begriff, der ihm hier beygelegt wird, kann zum Beyspiele der meisterhaftesten Wohlanständigkeit im Ausdruck dienen.
Uebersehen,Apostg. 17, 30.s.Vergebung .
Ueberwältigen,Matth. 16, 18.s.Pforte, Hölle .
Uebung; leibliche 1 Tim. 4, 8. ist nach v. 3. 4. die strenge Enthaltung von Dingen, die an sich erlaubt sind.
Verbannetwerden, von Christo;Röm. 9, 3.s.Christus .
Verbergen,verborgen; (Röm. 16, 25.) Eph. 3, 9.s.Geheimniß .Col. 2, 3.s. Schatz .1 Cor. 14, 25.s.Prophet .1 Petr. 3, 4.istderverborgeneMensch des Herzens, die gottselige Gemüthsfassung, so wie das gleichfolgende, mitsanftemstillemGeiste, auf die weibliche Sittsamkeit geht.
|c388|Verdammen.1 Joh. 3, 20. 21. sollte das hier vorkommende griechische Wort, welches LutherGal. 2, 11. richtiger übersetzt hat, anklagen, Vorwürfe machen, gegeben werden: So braucht es Josephusindenjüd. Alterth.V, 1, 27.
Verdammniß, eigentlicher Verderben, Röm. 9, 22.2 Petr. 3, 16.Unglück, 1 Tim. 6, 9. 2 Petr.2, 3.Bestrafung, 2 Petr. 3, 7.
Verdienst. Ohne Verdienst gerecht werden Röm. 3, 24., nicht aus Verdienst der Werke 9, 12.11, 6., oder aus Gnaden selig werden, nicht aus den Werken Eph. 2, 8. 9. hat seine nächste Beziehung auf die Juden und Heyden, die damals zum Christenthum übergiengen; s.gerecht ,selig ,Werke ,zurechnen .
Vergeben die – Vergebung der – Sünden:Die Sache, die unter diesen Ausdrücken in dem neuen Testament vorgestellt wird, soll überhaupt das göttliche Wohlgefallen an jedem zurückkehrenden und sich besserndenSünder anzeigen, welches auch in der Gleichnißrede von dem verlohrnen Sohn Luc. 15. so lebhaft ausgezeichnet wird. Das ists also auch, was das Evangelium allen, die dieses Wohlgefallens fähig zu werden suchen, versichert. Hiermit muß man aber die Vergebung der Sünden, die den Juden und Heyden in den ersten Tagen des Christenthums angekündigt wurde, nicht vermengen.
In Ansehung der Juden war sie eineBekanntmachung,daßGott keine Sündopfer weiter verlange, durch deren Darbringung nemlich die Juden ihre beständig fortdauernde Verschuldung gleichsam anerkannt, undGott ge|c289[!]|dacht wurde, wie er die Stafe nicht erließ, sondern nur von Zeit zu Zeit aufschob; wie es Paulus ausdrücklich vorstellt Röm. 3, 25. – die bisher unter göttlicher Geduld, besser, Verschonung, Nachsicht,geblieben waren. Daher ward nun diesen der Tod Jesu verkündiget, wie er zur Vergebung der Sünden, und also Aufhebung aller Sündopfer, geschehen sey, (Matth. 26, 28.Eph. 1, 7.Ebr. 10,18.) und ihnen beym Uebergang zum Christenthum, nebst der bessern Religion Vergebung der Sünden angekündiget, Marc. 1, 4.Luc. 1, 77.Apostg. 5, 31.13, 38.1 Joh. 1, 9.2, 2.
Für die zum Christenthum übertretenden Heyden war sie eine eben so feyerliche Bekanntmachung, daß Gott dieZeitender Unwissenheit und des Aberglaubens übersehenhabe, nach der ausdrücklichen Bezeugung des ApostelsApost. 17, 30.26, 18.
Nach diesem verschiedenen Verhältniß muß man die Sache erklären, wenn von Juden und Heyden zugleich die Rede ist, Luc. 24, 47.Apost. 10, 43. und gesagt wird, daß Gott ihnen schon vergeben habe in Christo, Eph. 4, 32.Col. 3, 13. ob sie gleich zum Theil immer noch als sehr unordentliche Menschen beschrieben werden. S.versöhnen ,zurechnen .
Vergehen.Röm. 13, 12.s.Nacht ; 1 Cor. 7, 31.s.Wesen .
Verklären,deutlicher,verherrlichen; Joh. 7, 39.12, 23. 28.13, 31. 32.16, 14.(woLutherzuerstin der Ausgabe von 1527 richtigerehrengebraucht hatte)17, 1. 5.14.Apostg. 3, 13.vergl.Phil. 2, 9. – Phil. 3, 21.
|c390|Ich bin in ihnen verkläretJoh. 17, 10. ist soviel, als das gleichvorhergehende, sie haben wahrhaftig erkannt – gesandt hast.
Verkundschaften,Gal. 2, 4.ausforschen. Sie wollten sehen, will der Apostel sagen, ob ich mir wirklich die Freyheit herausnähme meinen Neubekehrten unter den Griechen die Nichtbeschneidung nachzugeben.
Verleugnen,Jesum Christum, Jud.v.4. s. Herr Sich selbstMatth. 16, 24.denäußerlichenVortheilen beym Judenthum, als ein damaliger Nachfolger Jesu entsagen – das ungöttliche WesenTit. 2, 12. dem heidnischen Unglauben entsagen.
Verlust,genauerVerwerfung; Röm. 11, 15.
Vernehmen, nicht, was des Geistes Gottes ist 1 Cor. 2, 14., es nicht verstehen, nicht darauf achten; s.Mensch .
Verneuern,2 Cor. 4, 16.s.Mensch .
Vernunft,vernünftig,vernünftiglich.Luther hat diese Wörter zuweilen in der Uebersetzung gebraucht, wo nach dem Grundtext ganz andre gewählt werden müssen.
Sie stehen am rechten Orte Marci 12, 34.Röm. 12, 1.Phil. 4, 7. (obgleich hier es genauer Verstandheissen könnte, s.Christus ,Friede )1 Petri 2,2. Dagegen müssen sie in folgenden Stellen mit andern verwechselt werden –Col. 2,4. Gewiß ist, daß das griechische Wort gerade das Gegentheil von vernünftigen Unterweisungen, alle gesuchte Rednerkünste und blumichte Ausschmückungen eines Sophisten im üblen Verstande, bedeutet. Schönrednerey |c391|wäre das eigentliche Wort, wenn es genug deutsches Ansehen hätte. Mankönnte vielleicht übersetzen: daß euch niemand durch einnehmendesGeschwätze, Gewäsche, verführe –
2 Cor. 10, 5. kömmt gleichfalls das von Luthern durch Vernunft übersetzte griechische Wort nie in dieser Bedeutung bey einem griechischen Schriftsteller vor. Es bedeutet Gedanken, Gesinnung; wornach es heissen müßte nach der figürlichen Einleitung des Gedanken im 3. 4. V. mit Ergreifung des Bildes von einem Vertheidigungskrieg: wir zernichten alle feindliche Anschläge und alle Verschanzungen, welche gegen das Erkenntniß Gottes aufgeworfen werden und nehmen gefangen alles, was feindlich denkt, daß es sichChristo und seinem Evangelium unterwerfe.
Ganz so ist dieß der Sinn desEph. 2, 3.undCol. 1, 21.gebrauchten Worts. Die Uebersetzung der ersten Stelle s.bey Fleisch ; die zweyte würde seyn:
Die ihr ehemals nicht zum Volke Gottes gehörtet und nach eurer in so viele Laster ausbrechenden Gesinnung ihm ganz entgegen waret.
Verordnen, ist Röm. 8, 29. 30.Eph. 1, 5. 11. schlechtweg, bestimmen; s.Vorsatz – Apostg. 13, 48. steht ein andres Wort im Grundtext und die ganzeRedart, zum ewigen Leben verordnet seyn, wird gleich vorher v. 46. durch den Gegensatz, sich selbst desselben nicht werthachtenerklärt. Man könnte übersetzen; sovielihrer wahrer dauerhafter Glückseligkeit fähig waren.
|c392|Versehen,zuvor;Röm. 8, 29. geht nur auf das göttliche Wohlgefallen, die römischen Christen der Erleuchtungen des Evangelii mit zuerst theilhaftig zu machen, und in diesem Verstande muß auch 1 Petr. 1, 2.Versehung, d. i.Wohlgefallen genommen werden.
Versiegeln, uneigentlich für, bekräftigen, bestätigen; Joh. 3, 33.6, 27. – verherrlichen2 Cor. 1, 22.Eph. 1, 13.–verwahrenEph. 4, 30. – Röm. 15, 28. kömmt es in der besondern Bedeutung vor, daß es so viel ist, als, sicher überbringen.
Versöhnen,Versöhnung. Beyde Wörter gehen auf die Vereinigung der Juden mit andern Völkern, und also der Menschenunter einander zu einer Religion Eph. 2, 16.Col. 1, 20. 22. (s.Leib ,Himmel ), oder ihreWiedervereinigung mit Gott durch Christum. 2 Cor. 5, 18–21.Röm. 5, 20. Im Briefe an die Corinther würde ich ungefähr so übersetzen: Das alles haben wir Gott zu danken, welcher durchChristumuns wieder mit sich vereinigethat, unduns (Aposteln)das Geschäfte dieser Wiedervereinigung aufgetragen. Gott hat, sage ich, die Menschen mit sich selbst durchChristumausgesöhnt, indem er ihnen ihre Abweichungen nicht zugerechnet hat und die Bekanntmachtung dessen unter uns festgesetzt. Das verkündigen wir euch also anChristusstatt, als wenn Gott durch uns zu euchredete,wir bitten anChristusstatt: Lasset euch versöhnen mit Gott; der denGerechtestenfür uns als einen Sünder hat behandeln lassen, damit wir |c393|selbst gute, ihmgefällige,Menschen würden. Die Ausleger sind einmal in so fern ziemlich einig, daß im 19. V. es wörtlich heissen sollte,Gott war inChristoversöhnend die Welt mit ihmselber. Hiernächst ist nun aber auch in Ansehung des Sinnes und mithin des dogmatischen Gebrauchs dieser Stelle, mir wenigstens so viel einleuchtend, daß in derselben nur von dem LehramteChristi und seiner göttlichen Sendung dazu die Rede sey, so wie es allen einleuchtend seyn muß, daß in dem Hauptsatz und der Wiederholung desselben keiner Aussöhnung Gottes mit dem Menschen, sondern nur einer Aussöhnung der Menschen mit Gott gedacht wird. Die ganz natürliche Gedankenfolge des Apostels ist, nach meinen Einsichten, diese: DieMenschen sollen mit Gott versöhnt werden; er hat alle Anstalten dazu durchChristumgemacht; und wir sollen nun diesesfrohe Geschäfte unter euch ausrichten. Er hat sie durchChristumgleichsam eingeleitet, indem er den Menschen durch ihn Begnadigunganbieten und die Ordnung bekannt machen lassen, in welcher diese Aussöhnung mit ihm geschehen soll. Wir ermahnen und bitten also anGottes undChristusstatt, lasset euch versöhnen mit Gott! Thut nun auch das Eurige! Es soll euch alles vergeben seyn, wenn ihr zu gottergebenen Gesinnungen zurückkehret; lasset uns nicht umsonst bitten! Denndas ist ja ganz die göttliche Absicht gewesen, in derJ. C.bey aller Schuldlosigkeit als dergrösteUebelthäter so vieles geduldet und gelitten hat, damitdießgeschähe,wirwieder gute Menschen würden.
|c394| Was sich noch weiter hierüber sagen liesse, gehört nicht in ein Wörterbuch. Vielleicht aber daß sich noch hierzu in der Vorrede Gelegenheit findet.
Verstandkönnte1 Cor. 1, 19.Eph. 3, 4.Col. 1, 9.2, 2.mit Einsicht verwechselt werden – – ich will die Einsichten der Gelehrten zu schanden machen – woraus ihr meine Einsichten in die christliche Religion erkennen werdet – in allerley geistlicher Weisheit und Einsicht – zu allen gründlichen Einsichten – Nach der dritten Stelle geht Weisheit wohl mehr auf die Fähigkeit nützliche Einsichten zu erlangen und anzuwenden; und so verbindet Plutarch beyde Wörter mit einander in der Abhandlung von der brüderlichen Liebe nicht weit vom Anfang.
Versuchen,Versuchung: – Das Zeitwort bedeutet, einen auf die Probe stellen, Ebr. 3, 9.Matth. 16, 1.Marc. 8, 11.Matth. 19, 3.Marc. 10, 2.Matth. 22, 35.Marc. 12, 15.Luc. 10, 25.Apostg. 15, 101 Cor. 10, 9.Ebr. 11, 17. 1Tim. 3, 10. (man nehme sie erst auf die Probe);reizen zu etwas, Jac. 1, 13. 14.verführen1 Cor. 7, 5.Gal. 6, 1. – versucht werden, Noth und Elend erfahren Ebr. 2, 18.4, 15. Und in dieser Bedeutung der Noth und Trübsale wird das Nennwort durchgehends im neuen Testament genommen Matth. 6, 13.Marc. 14, 38.1 Cor. 10, 13.2 Pet. 2, 9.1 Tim. 6, 9.denn auch hier soll es die Sorgen und unruhigen ängstlichen Bestrebungen des Habsüchtigen, und also die Noth, die er sich selbst macht, anzeigen, so wie Strick, |c395| eigentlich Verstrickungen, die Abwege, auf die er dabey geräth.Matth. 4, 1. Luc. 4, 1ff.habe nun die Versuchung wirklich in äusserlichen Vorspiegelungen bestanden, oder sey durch Erregung dahin gehöriger Bilder in der Vorstellungskraft geschehen; so bleibt die Hauptsache immer dieselbe, daß nemlichJesus die unbeweglichste Treue gegen Gott bewiesen habe.
Vertrauen. 2Tim. 3, 14.bleibe indem, dasdu gelernet hast und dirvertrauetist, besser: bleibe deinen erlangten Einsichten und Ueberzeugungen getreu. Sonst steht das Wort am rechten Orte in der Lutherschen Uebersetzung, Röm. 3, 2.Gal. 2, 7.1 Thess. 2, 4.
Vertreten.Röm. 8, 26. ist der Sinn: Unsrekindliche Gesinnungen gegen Gott kommen uns bey allen äusserlichen Leiden zu statten. Wenn das Gefühl von diesen uns von der einen Seite noch so sehr niederschlägt, daß wir selbst nicht wissen, was wir uns als das Beste von Gott erbitten sollen, so ist von der andern jeder Seufzer unsersGottergebenenHerzenseben so vielgeltend vor ihm, als das weitläuftigste Gebet, und dem Gott, der unser Innerstes kennet, verständlich genug (v.27.s.Geist ).V.34 wird es von Jesugesagt in Beziehung auf die Fürbitte des Hohenpriesters A. T. und nach der den Judenchristen angemessenenVorstellungsart, welche bey der ganzen Anwendung des Levitischen Priesterthums auf Jesum zum Grunde liegt;s.Priester .
Verwesen;2 Cor. 4, 16.s.Mensch .
Verwirren;Röm. 14, 1.s.Gewissen .
|c396|Unfruchtbar.Eph. 5, 11. sind unfruchtbare Werke derFinsterniß unnatürliche Laster, welche die Bevölkerung hindern. Es ist schändlich, von ihnen zu reden, sagt der Apostel gleich nachher, vergl.Röm. 1, 26. so wie die Griechen das Wort schändlich eigentlich von ihnen brauchen; undClemens von Alex. in der Pädagogie nennt sie eben so unfruchtbar 2, 10. vergl. mit dem Philo in der Schrift vom Abraham.
Ungerecht. Vom Reichthum gebrauchtLuc. 16, 9. ist es so viel als,ungewiß, unbeständig. So brauchen es die griechischen Uebersetzer des A.T. für ein hebräisches Wort von dieser Bedeutung.S.wahrhaftig .
Ungerechtigkeit, genauer, Lasterhaftigkeit, Matth. 24, 12.Röm. 1, 18.4, 7.6, 13. 19.2 Thess. 2, 12.2 Tim. 2, 19.Tit. 2, 14.
Unnütz.Luc. 17, 10. und Matth. 12, 36. stehen im Grundtext Wörter von ganz verschiedener Bedeutung. Beym Matthäus sind unnützeWorte, der Sprache und dem Zusammenhang nach v. 31. 32., Verleumdungenund Lästerungen, Calumnien; hingegen unnütze Knechte beym Lucas eigentlich Unwürdige, die nichts weiter thun, als was sie zur höchsten Noth müssen. Die Griechen haben ein andres Wort für unnütz, welches Philem. v. 11. vorkömmt.
Unpartheyisch.Jac. 3, 17. ziehe ich dieß von Luther gebrauchte Wort dem nicht zänkisch, oder nicht rechthaberisch vor, welches Neuere dafür gewählt haben, da dieses ohnedem schon in dem vorhergehenden friedsam sich mit denken läßt. Doch könnte man auch hier die Bedeutung des |c397|sich immer gleich seyn (nemlich, in dem Verhalten gegen andre) annehmen.
Unrein. Der unreine Geist, nach einem Ausdruck, welcher so oft in den Lebensbeschreibungen Christivorkommt, ist eben so vielaus bekannten Sprachgründen, als, der böse Geist. So sagen auch die Lateiner, ein unreiner Mensch, für Bösewicht. Daher verstehe ich nun auch unter
Unreinigkeit,1 Thess. 2, 3.die niedrigen Leidenschaften des Geizes und der Ehrsucht (v.5. 6.)
Unterthan; der Obrigkeit Matth. 8, 9. steht gar nicht im Texte, oder wenigstens nur nach einer falschen Interpunction; würde auch hier gar nicht zur Sache gehört haben. Ich denke nemlich, man sollte übersetzen: ich binaucheineobrigkeitliche Person, und habe unter mirKriegsknechte – die mir aufs Wort gehorchen müssen.
Unwissenheit,Apostg. 17, 30.Ebr. 9, 7.genauer, Vergehungen, Abweichungen; Sir. 23, 3.1 Macc. 13, 39.
Unwürdig, besser unehrerbietig1 Cor. 11, 27. 29. so wie auch die Lateiner ihr gleichgeltendes Wort brauchen, wo von dem Betragen gegen andre die Rede ist.
Volk, heiliges, des Eigenthums, 1 Petr. 2, 9. 10.s.heilig ,Eigenthum .
Vollenden. Es ist einerley griechisches Wort, welches Luther in dem Brief an die Hebräer 5, 9.10, 14.11, 40. durch vollenden, und in den übrigen Stellen vollkommen machenübersetzt, 2,10.7, 19. 28.10, 1.12, 23.(vollkommne |c398| Gerechte). Allein von Jesugesagt, ist es aus der Einweyhungsceremonie der Hohenpriester des Alten Testaments genommen, und bedeutet also einweyhen,feyerlichst einsetzen,2, 10.5, 9.7, 28., wo es eigentlich heissen sollte: – Nach derMosaischenKirchenordnung werden nurschwachesterbliche Menschen zu Hohenpriestern eingesetzt, aber durch den Eid(v.21),der erst nach der Bekanntmachung jener gesprochen worden, ist der Sohn auf ewig dazueingesetztworden. – Dann bedeutet es, von den Menschen gesagt, völlig lossprechen, oder wahre Besserung und Beruhigung zuwege bringen (nach 7, 25.10, 2.) und ist also die Uebersetzung:
7, 19.Denn dieMosaische Kirchenordnung konnte niemand völlige Lossprechung und Beruhigung verschaffen, sondern war nur eine Anleitung zu der bessrenHofnung, durch welche wir Gott (ohne Furcht) anbeten.
10, 1. Die Mosaische Kirchenordnung, da sie nur den Schatten von den künftigen Glückseligkeiten enthielt, – konnte durch die Opfer, welche jährlich auf einerley Weise dargebracht wurden, unmöglich völligeLossprechung verschaffen.
– 14. Durch Ein Opfer hat er ein für allemal denen, die begnadigt werden sollten, völlige Lossprechung verschaft.
11, 39. Jene alle haben durch ihren Glauben zwar ein rühmliches Zeugniß erhalten, aber die Erfüllung der Verheissung (des Messias) nicht erlebt; weil Gott für uns diese glückliche Begebenheit ausersehen hatte, da|c399|mit sie nicht ohne uns (wir alle zugleich) losgesprochen würden.
12, 23. – und zu den begnadigten Gerechten.
S.Vergebung ,Versöhnung ; wo schon erinnert worden, daß die Sünden nach dem Mosaischen Gottesdienst als behalten vorgestellt wurden.
Vollender des Glaubens, Ebr. 12, 1.s.Anfänger .
Vollkommen. Zuerst wird es von denen gesagt, die richtige Einsichten in die Religion haben, Phil. 3, 15.Col. 1, 28.4, 12.Ebr. 5, 14. und daher ist VollkommenheitHebr. 6, 1. das gründlichere Erkenntniß der Religion; das Vollkommne eben dasselbe1 Cor. 13, 10.
Vollkommen werden1 Cor. 14, 20. im Gegensatz der Kinder am Verständniß, feste, richtige Einsichten erlangen – am Verständniß aber werdet gesetzte Menschen.
Vollkommen seynCol. 2, 10. unter Christo, als dem Haupt, zu Einer Gemeine vereiniget seyn und durch ihn zu allen guten Fertigkeiten belebet werden; s.Fülle gleich GottMatth. 5, 48. geht auf allgemeinguteGesinnungen, das Wohlgefallen an allem, was gut und vortreflich ist, und das gleiche Bestreben darnach. Ich würde übersetzen (weil die Beybehaltung des Worts vollkommen eine Zweydeutigkeit veranlaßt, wenn es von dem Menschen wie von Gott gebraucht wird): Seyd in demUmfanggutgesinnt, in welchem euer Gott und Vater das Gute liebet und will – Matth. 19, 21. muß nun wohl der uneingeschränkte Begriff beybehalten werden, weil hier die Redart ihre Beziehung |c400| auf die vorhergehende Frage hat, was fehlt mir noch? In einer Paraphrase könnte es heissen: Willt du als ein Reicher die höchste dir zukommende Tugend ausüben, so etc.Jac. 1, 4. könnte man übersetzen; die Geduld aber soll euer ganzes Verhalten krönen, damit ihr ganz untadelhaft seydund euch nichts fehle.
Der vollkommene Mann ist nun auch etwas anders im Sprachgebrauch des Jacobus,3, 2. und PaulusEph. 4, 13. In jenem der fehlerfreye; in diesem der völlig ausgewachsene Mensch: s.Mann .
Vollkommen machen; s. gleich vorher vollenden .
Vorbild; 1 Cor. 10, 6.vergl.11. genauer, ein warnendes Beyspiel.
Vorhaut,d. i. Unbeschnittene, ist allezeit eine Benennung der Heyden, die Paulus allein braucht, weil sie den Gegnern, mit denen er zu thun hatte, geläufig war (Eph. 2, 11.) und er allein durch die Widersetzlichkeit der Christen aus dem Judenthum die Beschneidung fahren zu lassen, und ohne sie die Christen aus dem Heydenthum neben sich zu dulden, dazu veranlaßt wurde Röm. 2, 26 27.3, 30.Gal. 2, 7.5, 6. Col. 2, 11. 13.1 Cor. 7, 18. Der Sinn ist also in der letzten Stelle des Briefs an die Galater: Nach dem Christenthum hat der Unterscheid unter Juden und Heyden keinen Werth (s.Christus ), sondern etc. (s.thätig ).
Vorsatz. Von Gott gebraucht, ist es der Rathschluß Gottes, und also Röm. 8, 28.nach dem Vorsatz berufen seyn, nach dem göttlichen Rath|c401|schluß einer der damaligen ersten Christen seyn (s.versehen ) – 9, 11.Vorsatz nach der Wahl, ein freyer aus eigner Macht und Gnade gefaßter Rath – Eph. 3, 11.der Vorsatz von der Welt her (nach dem Grundtext und der nicht ungewöhnlichen Bedeutung des Worts Welt), der Rathschluß von den Zeiten des Neuen Testaments: S.Wahl ,Welt .
Vortheil,besserVorzug; Röm. 3, 1. 9.
Ursach;Ebr. 5, 9. richtiger Urheber.
Urtheilen, für verurtheilenJac. 4, 11. 12.Jacobus scheint nur von gleichgültigen Handlungen zu reden wie Paulus Röm. 14, 4. und also sagen zu wollen: „wenn du andre über ihr Verhalten, welches nach ihremGewissen recht ist, liebloß beurtheilest, so wirfst du dich zum Gewissensrichter auf, welches Gott allein zukommt.“ S. auch tragen .