<body xml:id="bs_c">
<div type="chapter" xml:id="bs_c_1">
<p><pb xml:id="bs_c_page_3" edRef="#c" type="sp" n="3"/> Herr Doktor <index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds"><hi>Semler</hi></persName> in Halle, hat
auf mein <hi>Glaubensbekenntniß</hi><ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3rnj8"/>, welches weder eine <hi>Frage</hi> noch eine
<hi>Widerlegung</hi> war, eine <hi>Antwort</hi><ptr type="bibliographic-object" target="textgrid:3rnn5"/> geschrieben. In dieser
Antwort hat er in Absicht auf politische <index indexName="subjects-index">
<term>Duldung</term>
</index>Duldung solche Grundsätze geäusert, die destomehr befremden müssen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_2"/>jemehr er bisher selbst einer
viel weitern <index indexName="subjects-index">
<term>Duldung</term>
</index>Duldung zu bedürfen geschienen hat. Denn er ist in Ansehung vieler
Punkte nur in so weit von mir unterschieden, daß er, außer der abweichenden
Meinung, auch die <index indexName="subjects-index">
<term>orthodox</term>
</index>orthodoxe Meinung entweder selbst oder in ei<pb xml:id="bs_c_page_4" n="4" edRef="#c"/>nem andern Sinne vorträgt, der nicht der Sinn der Abfasser
der öffentlichen Glaubensbekenntnisse ist.</p>
<p>Ich erkläre hiermit, daß ich, um nicht das <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum zu ärgern, gegen diese Antwort nicht schreiben werde. Ich mache
also, blos um einige darinnen gegen mich enthaltene Beschuldigungen zu
zernichten, folgendes bekannt.</p>
<p>1. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_3"/>Herr Doktor <index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName> entschuldigt das so
befremdende Unternehmen gegen mein Glaubensbekenntniß zu schreiben damit: daß
ich gesagt: <quote corresp="#quote_bs_a23_1"><hi>Tausende sind
meiner Meinung</hi>
<choice>
<abbr><hi>etc.</hi></abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice></quote></p>
<p rend="margin-horizontal">Antwort. a. Da ich ihn unter den Tausenden nicht genannt
habe, so konnte er noch zu den mehrern Tausenden gehören, die der Meinung nicht
sind, welche ich als die meinige bekannt habe.</p>
<p rend="margin-horizontal">b. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_4"/>In der Einleitung sagt er selbst, daß er mir schon in einem Briefe, ehe mein
Glaubensbekenntniß erschienen war, gedrohet habe gegen dasselbe zu schreiben:
also, ehe er noch wuste <pb xml:id="bs_c_page_5" n="5" edRef="#c"/> daß ich
darinnen von jenen Tausenden reden würde. Offenbarer Widerspruch! Und in einer
solchen Sache!</p>
<p>2. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_5"/><choice>
<abbr>H.</abbr>
<expan>Herr</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">S.</persName> beschuldigt mich, ich hätte
eine <hi>neue <index indexName="subjects-index">
<term>Universalreligion</term>
</index>Universalreligion</hi> der Welt <hi>aufdringen</hi> und die <index indexName="subjects-index">
<term>Staatsgesetze</term>
</index>Staatsgesetze <hi>abändern</hi> wollen.</p>
<p rend="margin-horizontal">Antwort. Ich erkläre hiermit, und der Augenschein lehrt
es in meinem gedruckten Bekenntnisse, daß ich solches keinem Menschen habe
<hi>aufdringen</hi> wollen – der Gesetzgebenden Macht, oder einem Theile
derselben, Vorstellungen gegen ein Gesetz thun, heist nicht: <index indexName="subjects-index">
<term>Staatsgesetze</term>
</index><hi>Staatsgesetze abändern</hi>. – <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_6"/>In England sind häufige Bittschriften über die
Abschaffung der <index indexName="subjects-index">
<term>Subscription</term>
</index>Subscription an die Gesetzgebende Macht ergangen, und nie hat man den
Bittenden daraus ein <index indexName="subjects-index">
<term>Verbrechen</term>
</index>Verbrechen gemacht, noch weniger Schuld gegeben, sie hätten die <index indexName="subjects-index">
<term>Staatsgesetze</term>
</index>Staatsgesetze abändern wollen.</p>
<p>3. <choice>
<abbr>H.</abbr>
<expan>Herr</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">S.</persName> macht mir ein <index indexName="subjects-index">
<term>Verbrechen</term>
</index>Verbrechen daraus, daß ich einige Sätze der <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index>symbolischen Bücher für falsch und schädlich erklärt und diese Bücher,
(in ihrer jetzigen <pb xml:id="bs_c_page_6" n="6" edRef="#c"/> Ausdehnung) für
unnütz und die <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen belastend erkannt habe.</p>
<p rend="margin-horizontal">Antwort. 1. Es ist erlaubt, <hi>menschliche</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Meinungen</term>
</index>Meinungen, irrig oder der <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität nachtheilig zu nennen. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Blackburne, Francis</term>
</index><persName ref="textgrid:3r67q"><hi>Blackburne</hi></persName>,
Archidiakonus von York nennt in seinem Confessional, einige Sätze der <index indexName="subjects-index">
<term>Neununddreißig Artikel</term>
</index>39 Artikel <hi>unmoralisch</hi> und <hi>absurd</hi> (welches ich nicht
gethan habe.) Man hat ihn zu widerlegen gesucht, aber niemand hat es ihm zu
einem <index indexName="subjects-index">
<term>Verbrechen</term>
</index><hi>Verbrechen</hi> gemacht.</p>
<p rend="margin-horizontal">2. Dadurch, daß ich mich so über einige Sätze der
Bekenntnißbücher erklärt habe, habe ich mich nicht einmal von der
<hi>Lutherischen</hi> Kirche losgesagt. <index indexName="persons-index">
<term>Blackburne, Francis</term>
</index><persName ref="textgrid:3r67q"><hi>Blackburne</hi></persName> ist
Archidiakonus von York geblieben, ohngeachtet er sich weit stärker erklärt
hatte, als ich. Man muß abwarten, daß ich ausdrücklich selbst erkläre, ich wolle
kein lutherischer Doktor der Theologie mehr seyn, so wie es <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_8"/><index indexName="persons-index">
<term>Lindsey, Theophilus</term>
</index><persName ref="textgrid:3r67r"><hi>Lindsey</hi></persName> in England in
Ansehung seiner Rektorschip in Carterick gethan hat. Bis dahin muß man
voraussetzen, daß ich mein <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen wieder beruhigt habe, und meiner innern Ueberzeugung
ohngeachtet, die Lehren der Glaubensbücher öffentlich vortragen und erklären
kann, welches <pb xml:id="bs_c_page_7" n="7" edRef="#c"/> nach <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_9"/>der von <choice>
<abbr>H.</abbr>
<expan>Herr</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">S.</persName> so empfolnen <hi>doppelten
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrart, doppelte</term>
</index>Lehrart</hi> gar leicht geschehen kann.</p>
<p>4. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_10"/><choice>
<abbr>H.</abbr>
<expan>Herr</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">S.</persName> versichert, ich hätte alle
Lehrer der Kirche <hi><index indexName="subjects-index">
<term>Heuchler</term>
</index>Heuchler</hi> gescholten, die nicht eben solche Bekenntnisse ablegen
wollten.</p>
<p rend="margin-horizontal">Antwort. Ich habe, wie der Augenschein lehret, das nicht
gesagt. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_11"/>Ich habe blos
behauptet: <hi>ich</hi> – <hi>würde</hi> ein <index indexName="subjects-index">
<term>Heuchler</term>
</index>Heuchler seyn, wenn ich, so aufgefodert, die erkannte Warheit
verschweigen wollte.</p>
<p>Ich überlasse es übrigens einem denkenden und empfindenden <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index>Publikum zu beurtheilen, mit was für einem Herzen man die feindseligen
Ausstreuungen gegen einen Wehrlosen und Unglücklichen, sammlen und drucken
lassen kann. Wenn Leute von gemeiner <index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart, gemeine</term>
</index>Denkungsart, bey solchen Umständen, wie die meinigen sind, auf einen
Gedruckten und Waffenlosen losschlagen, ihn schänden, und Lügen oder
verunstaltete Warheiten wider ihn aus<pb xml:id="bs_c_page_8" n="8" edRef="#c"/>breiten, weil sie es <hi>eben jetzt</hi> ungestraft thun können, dann wundert
man sich nicht. Aber wenn selbst ein Mann von Talent und Verdiensten sich mit
unter diesen Haufen mischt, dann gehört das unter die Dinge, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_c_12"/>von denen <index indexName="persons-index">
<term>Saurin, Jacques</term>
</index><persName ref="textgrid:3r67s"><hi>Saurin</hi></persName> einmal sagt:
„<hi>Lasset uns einen <index indexName="subjects-index">
<term>Vorhang</term>
</index>Vorhang vorziehen!</hi>“</p>
<signed><choice>
<abbr>D.</abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p">Bahrdt</persName>.</signed>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_1"><label>August
Mylius</label><p>August Mylius (1731–1784) führte seit 1763 eine
Verlagsbuchhandlung in Berlin. Bei Mylius kam etwa Goethes <hi>Stella</hi>
(1776) heraus. Neben einigen Schriften von Bahrdt erschienen bei ihm auch
andere Neologen, so etwa Tellers <hi>Wörterbuch</hi> (<hi rend="superscript">1</hi>1772; <hi rend="superscript">6</hi>1805, BdN IX).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_2"><label>jemehr er
bisher selbst einer viel weitern Duldung zu bedürfen geschienen
hat</label><p>Vgl. den ganz ähnlichen Vorwurf in <ref target="#bs_e_page_18">e18</ref> und <ref target="#bs_z_page_46">z46</ref>. Zu Semlers Verstößen
gegen die Orthodoxie vgl. seine Sicht auf die Inspiriertheit der Bibel <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_42"/>, auf Engel <ptr type="page-ref" target="#erl_b_5_10"/>, auf die Macht des
Teufels <ptr type="page-ref" target="#erl_b_8_2"/>
etc.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_3"><label>Herr Doktor
Semler entschuldigt [...] Tausende sind meiner Meinung etc.</label><p>Bahrdt
bezieht sich auf <ref target="#bs_b_page_III">b[III]</ref>;
dort spielt Semler seinerseits auf <ref target="#bs_a_page_23">a23</ref> an.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_4"><label>In der
Einleitung sagt er selbst [...] gegen dasselbe zu schreiben</label><p>Vgl.
<ref target="#bs_b_page_2">b2</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_5"><label>H. D. S.
beschuldigt mich [...] abändern wollen</label><p>Zum Vorwurf, eine
Universalreligion einführen zu wollen, vgl. z.B. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_v_10"/>, <ref target="#bs_b_page_19">b19f.</ref><ref target="#bs_b_page_29">29.</ref><ref target="#bs_b_page_38">38.</ref><ref target="#bs_b_page_57">57.</ref><ref target="#bs_b_page_63">63–66</ref>; zum Vorwurf der
Abänderung von Gesetzen vgl. z.B. <ref target="#bs_b_page_7">b7.</ref><ref target="#bs_b_page_12">12.</ref><ref target="#bs_b_page_20">20.</ref><ref target="#bs_b_page_63">63</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_6"><label>In England
sind häufige Bittschriften über die Abschaffung der Subscription [...]
ergangen</label><p>Bahrdt denkt vor allem an die sog. <hi>Feathers Tavern
Petition</hi> (1772), benannt nach dem Ort ihrer Abfassung: einem
Gasthaus im Zentrum Londons. Angestoßen durch das <hi>Confessional</hi>
(1766) Francis Blackburnes (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_c_7"/>)
forderten die rund 250 Unterzeichner, darunter viele Geistliche, die
Abschaffung der verpflichtenden Unterschrift (Subscription) unter die
<hi>Thirty-nine Articles of Religion</hi> (1563/1571) der anglikanischen
Kirche. Eine solche Unterschrift war Voraussetzung für die Übernahme
kirchlicher Ämter sowie für Studienabschlüsse in Oxford und Cambridge. Die
Bittschrift wurde im Unterhaus debattiert, jedoch u.a. nach einer
ablehnenden Rede des Philosophen Edmund Burke (1729–1797) mit großer
Mehrheit zurückgewiesen. Immerhin sprach Burke sich bei gleicher Gelegenheit
für größtmögliche Toleranz gegenüber sog. <hi>Dissenters</hi> aus. Eine
Wiedervorlage der Petition scheiterte 1774.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_7"><label>Blackburne,
Archidiakonus von York nennt in seinem Confessional, einige Sätze der 39
Artikel unmoralisch und absurd</label><p>Francis Blackburne (1705–1787) war
ein anglikanischer Theologe und Archidiakon von Cleveland (1750–1787) in der
Diözese York. In seinem Hauptwerk <hi>The Confessional, or a Full and Free
Inquiry into the Right, Utility, Edification, and Success of
Establishing Systematical Confessions of Faith and Doctrine in
Protestant Churches</hi> (1766; <hi rend="superscript">3</hi>1770)
verfocht Blackburne die Ansicht, dass Protestanten allein auf die Bibel und
nicht auf Bekenntnisschriften verpflichtet werden sollten. Bei den „39
Artikeln“ handelt es sich um die unter der Regentschaft Elisabeths I.
(1533/58–1603) im Jahre 1563 zusammengestellten und 1571 in finaler
Überarbeitung verbindlich gemachten Glaubensartikel der <hi>Church of
England</hi>. Blackburne bezeichnet in seinem <hi>Confessional</hi> zwar
einige der Argumente, die für ein verbindliches Bekenntnis vorgetragen
wurden, als „absurd“ und „unmoralisch“, nicht jedoch „Sätze der 39 Artikel“
selbst. Der Abgeordnete Sir William Meredith (1725–1790), der die
<hi>Feathers Tavern Petition</hi> (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_c_6"/>) im britischen Unterhaus einbrachte, war weniger
zimperlich: „Several of the Articles are absolutely unintelligible, and
indeed contradictory and absurd.“ (<hi>The Parliamentary History of England
from the Earliest Period to the Year 1803</hi> XVII, 1813,
247).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_8"><label>Lindsey [...]
in Ansehung seiner Rektorschip in Carterick</label><p>Theophilus Lindsey
(1723–1808) gründete im April 1774 die erste, sich offen als solche
bekennende unitarische Gemeinde Englands (<hi>Essex Street Chapel</hi>,
London). Beim Eröffnungsgottesdienst waren u.a. Benjamin Franklin
(1706–1790) und Joseph Priestley (1733–1804) anwesend. Lindsey war mit der
Stieftochter Francis Blackburnes (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_c_7"/>) verheiratet, verließ aber anders als sein Schwiegervater nach dem
Scheitern der <hi>Feathers Tavern Petition</hi> (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_c_6"/>) die anglikanische Kirche. Die Stelle als Vikar und
Leiter einer Sonntagsschule in Catterick (nicht „Carterick“) in North
Yorkshire hatte er Ende 1773 aufgeben müssen. Bahrdt hatte Priestley während
seines Londonaufenthalts 1777/78 besucht und sich mit ihm „manche Stunden
[...] über deutsche Theologie und englische sechs [sic!] und dreissig
Artikel-Religion spöttisch ergossen“ (<hi>Geschichte seines Lebens</hi> III,
1791, 327).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_9"><label>der von H. D.
S. empfolnen doppelten Lehrart</label><p>Siehe z.B. <ref target="#bs_b_page_102">b102</ref>. Zu Semlers Hypothese
von der „doppelten Lehrart“ Jesu und der Apostel – einer für „Anfänger“ und
einer anderen für „fähigere Zuhörer“ – vgl. <hi>Beantwortung der Fragmente
eines Ungenanten insbesondere vom Zweck Jesu und seiner Jünger</hi>
(1779), 18–22; der Begriff „doppelte Lehrart“ fällt wohl erstmals in:
<hi>Abhandlung von freier Untersuchung des Canon</hi> III (1773), 198f.
Zwar betrifft Semlers These zunächst einmal nur die Schriftauslegung, aber
er macht verschiedentlich klar, dass gute Lehrer zu jeder Zeit eine doppelte
(oder gar multiple) Lehrart angewandt haben und auch gegenwärtig anwenden
sollten; vgl. etwa <hi>[A]ufrichtige Antwort, auf Herrn Basedows
Urkunde</hi> (1780), 55f. </p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_10"><label>H. D. S.
versichert [...] ablegen wollten</label><p>Vgl. z.B. <ref target="#bs_b_page_XVI">b[XVI].</ref><ref target="#bs_b_page_10">10–12.</ref><ref target="#bs_b_page_35">35.</ref><ref target="#bs_b_page_62">62.</ref><ref target="#bs_b_page_115">115</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_11"><label>Ich habe blos
behauptet: ich – würde ein Heuchler seyn</label><p>Bahrdt bezieht sich auf
<ref target="#bs_a_page_9">a9</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_c_12"><label>von denen
Saurin einmal sagt: „Lasset uns einen Vorhang vorziehen!“</label><p>Jacques
(Jacob) Saurin (1677–1730) war ein französischstämmiger protestantischer
Theologe, dessen Familie nach Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) ins
Genfer Exil geflohen war. Er wirkte an wallonisch-reformierten Kirchen in
London und Den Haag. Die rhetorisch ausgefeilten Predigten Saurins machten
auf Zeitgenossen großen Eindruck und waren durch Klarheit des Vortrags und
liberale Geisteshaltung gekennzeichnet. Im genauen Wortlaut heißt es an der
von Bahrdt zitierten Stelle: „Doch lasset uns einen Vorhang über diese
blutigen Auftritte ziehen“ (<hi>Predigten über die Leidensgeschichte Jesu
und andre damit verwandte Materien</hi>, übersetzt von Gottlieb Lebrecht
Heyer, 2. Teil, <hi rend="superscript">3</hi>1764, 199f.).</p></note>
</div>
</body>