<div type="chapter" xml:id="bs_d_3">
  <head><choice>
      <orig>Dritter Brief.</orig>
      <supplied reason="toc-title">Dritter Brief</supplied>
    </choice></head>
  <p>Nun mus ich die <hi>Recension</hi> von vorn an durchgehen, um keine Gelegenheit
                    zu lassen, zu Einbildungen, daß ich dis und jenes mir als gemachten Vorwurf
                    wirklich anrechnen ließe; denn es gehet jetzt blos auf meinen <index indexName="subjects-index">
      <term>Grund und Boden, moralischer</term>
    </index><hi>moralischen</hi> Grund und Boden los, den mus ich freylich
                    beschützen. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_1"/><quote corresp="#quote_bs_z46_1"><hi>Wer sollte nicht mit uns
                            wünschen</hi>, sagt der <hi>Recensent</hi>, eine <index indexName="subjects-index">
        <term>Untersuchung, kaltblütige</term>
      </index>kaltblütige Untersuchung</quote>? Mus ich nicht wenigstens hier die
                    Anmerkung machen, daß diese <foreign xml:lang="grc">κοινοποιϊα</foreign>, wonach
                    es allgemeiner Wunsch wäre, blos eine <hi>rhetorische</hi> Figur ist? Sie wissen
                    doch, daß dis Bekenntnis in vielen teutschen Provinzen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_1a"/>auf obrigkeitlichen
                    Befehl, geradehin verboten und <hi>confiscirt</hi> worden ist, ohne es für so
                    wichtig anzusehen, eine kaltblütige Untersuchung aus Berlin zu <choice>
      <sic>erwarteu</sic>
      <corr type="editorial">erwarten</corr>
    </choice>. Ich habe auch im vorigen Briefe <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_2"/>des Ungenannten Urtheile angeführet, <pb xml:id="bs_d_page_132" n="132" edRef="#d"/> von gänzlicher Untauglichkeit,
                    Zwecklosigkeit, Nachtheiligkeit dieses Bekenntnisses; und der Verfasser behielt
                    das <hi>Prädicat</hi>, er habe <hi>davon</hi> freymüthig, bescheiden und
                    vernünftig geurtheilet; ob er gleich den theologischen Inhalt, der
                        <hi>historischen</hi>
    <index indexName="subjects-index">
      <term>Wahrheit, historische</term>
    </index>Wahrheit nach, zu untersuchen, sich nicht vorgenommen <choice>
      <sic>hatte,</sic>
      <corr type="editorial">hatte.</corr>
    </choice> Nun komme ich zu der Untersuchung des Bekenntnisses; ich finde es mit
                    so viel <hi>Hitze und <index indexName="subjects-index">
        <term>Übereilung</term>
      </index>Uebereilung, recht declamatorisch</hi> eingerichtet: daß ich
                    wirklich nicht eben ein Muster der <hi>Kaltblütigkeit</hi> vor mir fand; den
                        <index indexName="subjects-index">
      <term>Solöcismus</term>
    </index><hi>Solöcismus</hi>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_2a"/>in Ansehung des <foreign xml:lang="lat">iuris publici
                        sacri protestantium</foreign> gar nicht gerechnet, der doch in der That
                    einen Protestanten, einen Professor sehr ärgern mus; den Zusammenhang, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_3"/><foreign xml:lang="lat">antecedentia</foreign> und <foreign xml:lang="lat">consequentia</foreign>
                    bey dem Herrn <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName>, auch nicht
                    sehr gerechnet, der doch nicht wohl auszulöschen war, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_4"/>nach der alten Ordnung,
                        <foreign xml:lang="lat">quis, quid, ubi</foreign> – so ist der
                        <hi>Inhalt</hi> als historische Erzählung des <index indexName="subjects-index">
      <term>Lehrbegriff</term>
    </index>Lehrbegriffs der drey großen Kirchen, durch und durch unwahr; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_5"/>die <index indexName="subjects-index">
      <term>Anmaßung</term>
    </index>Anmassung, <index indexName="subjects-index">
      <term>Repräsentant</term>
    </index><hi>Repräsentant</hi> unserer Kirchen hiemit zu seyn, so unerträglich;
                    die Aufgabe von einer <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_6"/>Religionsform, für alle Palläste und Hütten – innerlich so unmöglich: daß es
                    doch sehr wohl begreiflich ist, ein Professor in <index indexName="subjects-index">
      <term>Halle (Theologische Fakultät)</term>
    </index>Halle kann in seinem <foreign xml:lang="lat">locali</foreign> ganz
                    anders denken, und wirklich unwillig und empfindlich über einen so unerhörten
                    Auftritt seyn, und folglich das Bekenntnis, wie es sich gehört, ganz ernstlich
                    beurtheilen; wenn gleich der <hi>Recensent</hi>, der indes einigen kleinen
                    Historien zugesehen hat, in einer <pb xml:id="bs_d_page_133" n="133" edRef="#d"/> eben so ernstlichen und viel mehr <hi>censorischen</hi> Stellung sich
                    hinsetzt, und nun ein sehr hartes Urtheil wider mich, aber für Herrn <choice>
      <abbr><hi>D<supplied>.</supplied></hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> eine
                        <hi>Absolution</hi> niederschreibet. Er tadelt, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_7"/>daß ich <quote corresp="#quote_bs_z46_2">nicht eine Zeile, <hi>kaum</hi> ein
                        Wort, <hi>noch weniger ganze Sätze erträglich</hi> finde; meinen eigenen
                        bisher behaupteten Grundsätzen ganz ungetreu, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_8"/>in dem wahren Geist
                        eines <index indexName="persons-index">
        <term>Goeze, Johann Melchior</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r67z">Göze</persName> und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_9"/><index indexName="persons-index">
        <term>Piderit, Johann Rudolph Anton</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r67x">Piderit</persName>, alle weitere
                        Berichtigung des kirchlichen <index indexName="subjects-index">
        <term>Lehrsystems, Berichtigung des</term>
      </index>Lehrsystems für unnöthig, lächerlich und verhaßt zu machen. –
                        –</quote>
  </p>
  <p>Hier müssen Sie schon etwas mehr Achtung geben; denn Sie sollen einsweilen
                    Richter seyn; die Befugnis kann ich Ihnen mit allen Recht ertheilen, über mich
                    zu richten. – Nicht eine Zeile – kaum ein Wort – dis ist wieder <index indexName="subjects-index">
      <term>Rhetorication</term>
    </index><hi>Rhetorication</hi>. Ich habe die ganzen Absätze <choice>
      <abbr>N.</abbr>
      <expan>Nummern</expan>
    </choice> 8. 9. 10. Seite <ref target="#bs_b_page_104">104.</ref>
    <ref target="#bs_b_page_105">105.</ref> meiner Antwort, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_10"/><hi>für lange bekannt
                        erklärt</hi>; sie hätten aus einem Glaubensbekenntnisse wegbleiben müssen;
                    der Herr Verfasser habe es nicht überlegt; es <hi>seyen diese Dinge</hi> kein
                    Theil der <index indexName="subjects-index">
      <term>Glaubenslehre</term>
    </index>Glaubenslehre. Sagen Sie, bin ich nicht sehr billig und gerecht? In den
                    übrigen Artikeln habe ich eben so die <hi>theologische</hi> Lehrart,
                    Lehrbestimmung, außer den Kreis des christlichen Glaubens hinaus gerückt, wie
                    alle gelehrte Theologen, sogar <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_11"/><index indexName="persons-index">
      <term>Bossuet, Jacques Bénigne</term>
    </index><persName ref="textgrid:2svzz"><hi>Bossuet</hi></persName>, und andre
                        <hi>Catholici</hi>, lange gethan haben. Ich kann aber nun nichts dafür, daß
                    also Herr <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName>, statt große
                    Eroberungen zu machen, in die Luft streitet, und freilich darinn nicht Recht
                    hat, wenn er diese Dinge bey uns <hi>anschuldiget</hi>, als Glaubensleh<pb xml:id="bs_d_page_134" n="134" edRef="#d"/>ren – <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_12"/><index indexName="subjects-index">
      <term>Menschenopfer</term>
    </index>Menschenopfer, und dergleichen Barbarismos will ich wieder schenken.
                    Aber die besondre Kunst des <hi>Recensenten</hi>, die er so kaltblütig anwendet,
                    3–4 Seiten lang, in kleinem Druck, <hi>mich als einen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_13"/><index indexName="subjects-index">
        <term>Wetterhahn</term>
      </index>Wetterhan</hi> vorzustellen, damit Herr <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> nun etwas mehr
                    Luft bekäme: Diese Kunst kann ich dem Recensenten nicht schenken; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_14"/>mag er es wieder grämliche
                    Laune – nennen. Es ist doch gar zu viel gefordert, wenn man einem die Beine
                    beschädigt, und verlangt noch dazu, er solle fein lustig hüpfen und springen. Wo
                    sollte mir denn diese <index indexName="subjects-index">
      <term>Fröhlichkeit</term>
    </index>Fröhlichkeit herkommen, welche freilich mein Gegentheil, Herr <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName>, <index indexName="persons-index">
      <term>Basedow, Johann Bernhard</term>
    </index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedow</hi></persName>
    <choice>
      <abbr>etc.</abbr>
      <expan>et cetera</expan>
    </choice>
    <choice>
      <abbr>etc.</abbr>
      <expan>et cetera</expan>
    </choice> zur täglichen Ordnung ihres menschlichen Zustandes schon lange haben?
                    Erlauben Sie mir also einige Zahlen; 1) <hi>meine <index indexName="subjects-index">
        <term>Grundsätze</term>
      </index>Grundsätze</hi> werde ich nimmer mehr verleugnen; es ist also eine
                    grobe <index indexName="subjects-index">
      <term>Parteilichkeit</term>
    </index>Partheilichkeit, mir auf dieser Seite Schaden bey den Zeitgenossen
                    zuzuziehen. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_15"/>Ich habe ja
                    in der Antwort den Herrn <choice>
      <abbr>D.</abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> selbst auf die <choice>
      <abbr><hi>schmalkald.</hi></abbr>
      <expan>schmalkaldischen</expan>
    </choice>
    <choice>
      <abbr><hi>Art.</hi></abbr>
      <expan>Artikel</expan>
    </choice> verwiesen; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_15a"/>wo
                        <index indexName="persons-index">
      <term>Luther, Martin</term>
    </index><persName ref="textgrid:254tm"><hi>Luther</hi></persName> selbst die
                    Ueberschrift gemacht hatte, über diesen Artikel <hi>mögen unsre Gelehrte
                        handeln</hi><index indexName="persons-index">
      <term>Luther, Martin</term>
    </index><persName ref="textgrid:254tm"><hi>Luther</hi></persName> hat auch
                    selbst, wie es bekannt ist, eine Probe gemacht, von der <index indexName="subjects-index">
      <term>Taufe</term>
    </index>Taufe und der Erklärung ihrer Kraft; da er <index indexName="persons-index">
      <term>Thomas von Aquin</term>
    </index><persName ref="textgrid:3093k"><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_15b"/><hi>Thomistische</hi></persName> und <index indexName="persons-index">
      <term>Duns Scotus, Johannes</term>
    </index><persName ref="textgrid:3r6gb"><hi>Skotistische</hi></persName> Theorie
                    verwirft, und eine neue annimmt. Wahrlich nicht als Theil des gemeinen
                    christlichen <index indexName="subjects-index">
      <term>Glaube</term>
    </index>Glaubens, sondern als Versuch, und Gang seiner eigenen gelehrten
                    Einsicht. Da ich <hi>den reinen Grund</hi> der <hi>protestantischen</hi>
                        Gelehr<pb xml:id="bs_d_page_135" n="135" edRef="#d"/>samkeit schon lange
                    eingesehen habe: so habe ich selbst an <hi>Berichtigung</hi> der Lehrordnung bey
                    einzelnen Artikeln, immer gearbeitet; (verstehen Sie <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_15c"/><foreign xml:lang="lat">articulis ipsis saluis</foreign>) ich höre auch nicht auf,
                        <hi>Studiosos</hi> hiezu recht ernstlich anzuleiten. Aber alle diese
                    Arbeiten sollen die <index indexName="subjects-index">
      <term>Lehrgeschicklichkeit</term>
    </index><hi>Lehrgeschicklichkeit</hi> über die <index indexName="subjects-index">
      <term>Grundwahrheiten, christliche</term>
    </index>Grundwahrheiten der christlichen Religion, in unsrer Kirche befördern,
                    vermehren, und erweitern; die <hi>Gegenstände</hi>, die Artikel selbst, bleiben.
                    Kann dis der Recensent nicht verstehen? Aber ich soll und mus Unrecht, gros
                    Unrecht gethan haben, um mit Recht straffällig zu seyn, und Herrn <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdts</hi></persName>
    <hi>Absolution</hi> zu erleichtern. Diese Arbeit wird dem <hi>Recensenten</hi>
                    sehr schlecht gelingen.</p>
  <p>2) Herr <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> wolte eine
                    ganz neue <index indexName="subjects-index">
      <term>Religion</term>
    </index>Religion; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_16"/><quote corresp="#quote_bs_a10_4"><hi>ohne</hi> jene Lehrsätze,
                            <hi>ohne Sachen</hi>, die Erbsünde, Genugthuung, Gottheit <index indexName="persons-index">
        <term>Jesus Christus</term>
        <term type="alternative">Christus</term>
      </index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName></quote> heissen,
                    darinn zu behalten. Wie reimet sich nun dieses? Habe ich etwa auch diese Merite,
                    Stiftung einer neuen <index indexName="subjects-index">
      <term>Sekte</term>
    </index>Secte, denn mehr ist es nicht und wird es nicht, haben wollen? Warum
                    will der <hi>Recensent</hi> uns den Gebrauch unserer Augen und Unsers Urtheils
                        <foreign xml:lang="lat">de Facto</foreign> nehmen, und uns erzählen, Herr
                        <hi>D.</hi>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> meine nur die
                    allergröbsten <hi>Vorstellungen</hi>? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_17"/>Daher soll <choice>
      <abbr>kaiserl.</abbr>
      <expan>kaiserliche</expan>
    </choice> <rs ref="textgrid:3r6fp">Majestät</rs> – – dis mag doch recht sichtbar unbescheiden gegen die ganze
                    teutsche Welt gehandelt heissen; nur um Herrn <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> zu helfen, ihm
                    gar eine Merite zu bereiten; und mich umgekehrt in den Verdacht eines <index indexName="subjects-index">
      <term>Heuchler</term>
    </index>Heuchlers zu bringen! 3) <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_18"/>Ich habe in der <pb xml:id="bs_d_page_136" n="136" edRef="#d"/> Antwort auf dis Bekenntnis <quote corresp="#quote_bs_z46_4">in dem wahren Geiste eines <index indexName="persons-index">
        <term>Piderit, Johann Rudolph Anton</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r67x">Piderit</persName> und <index indexName="persons-index">
        <term>Goeze, Johann Melchior</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r67z"><hi>Göze</hi></persName></quote>
                    geschrieben! Sagen Sie, lieber Freund, ob sie dieses sehen und urtheilen können?
                    es ist mein Glück, daß Ihnen <hi>Politik</hi> und eine gewisse <index indexName="subjects-index">
      <term>Menschenfurcht</term>
    </index>Menschenfurcht keine Brille leihen kann. Ich kann doch nicht leiden, daß
                    man diesen Männern hier unrecht thut; es ist der Fall gar nicht so, wie der
                        <hi>Recensent</hi> ihn vormahlen will. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_19"/>Diese Männer haben nicht geradehin <quote corresp="#quote_bs_z46_6">alle <hi>Versuche</hi></quote> – –
                    gemisbilliget; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_20"/>das, was
                    sie an mir, Herrn <index indexName="persons-index">
      <term>Teller, Wilhelm Abraham</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541s"><hi>Teller</hi></persName>
    <choice>
      <abbr>etc.</abbr>
      <expan>et cetera</expan>
    </choice>
    <choice>
      <abbr>etc.</abbr>
      <expan>et cetera</expan>
    </choice> tadelten, sahen sie wirklich <hi>als Bestandtheile</hi> der
                    christlichen Religion an, und wollten also keine Aenderung in der <index indexName="subjects-index">
      <term>Religionslehre</term>
    </index><hi>Religionslehre</hi> leiden. Und wenn ich geantwortet habe, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_21"/>so habe ich stets <foreign xml:lang="lat">majorem</foreign> eingestanden; und nur <foreign xml:lang="lat">minorem</foreign> geleugnet, <foreign xml:lang="lat">atqui</foreign> diese Vorstellungen von Besessenen, von Reinigkeit des
                    Textes <choice>
      <abbr>etc.</abbr>
      <expan>et cetera</expan>
    </choice>
    <choice>
      <abbr>etc.</abbr>
      <expan>et cetera</expan>
    </choice> sind, keine Theile der christlichen Religionslehre; <foreign xml:lang="lat">nego minorem</foreign>. Eine solche <hi>Verkehrung</hi> der
                    Sache, ein <index indexName="subjects-index">
      <term>Kniff</term>
    </index>Knif, ist der rechte Nahme von dieser Art, sollte in der
                        <hi>berlinischen Bibliothek</hi> ja nicht vorkommen; ich will die Gründe
                    nicht weiter aufstellen. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_22"/><quote corresp="#quote_bs_z46_5">Berichtigung des <index indexName="subjects-index">
        <term>Lehrsystems, Berichtigung des</term>
      </index>Lehrsystems, kirchlichen Systems,</quote> ist stets Eigenthum und
                    Beruf der <index indexName="subjects-index">
      <term>Gelehrte</term>
    </index>Gelehrten, und hängt mit der christlichen Lehre, für den gemeinen Mann,
                    gar nicht zusammen; hier ist der Zweck seine moralische <index indexName="subjects-index">
      <term>Besserung</term>
    </index>Besserung und wahre <index indexName="subjects-index">
      <term>Wohlfahrt</term>
    </index>Wohlfahrt; und diesen Zweck hat der Gelehrte auch als Christ. Aber als
                    Gelehrter unterweiset er, <choice>
      <abbr>z. E.</abbr>
      <expan>zum Exempel</expan>
    </choice> der Professor, <hi>Studiosos</hi>; denen mus er die <hi>Succeßion</hi>
                    der Kenntnisse und ihrer Ver<pb xml:id="bs_d_page_137" n="137" edRef="#d"/>knüpfung in Lehrbüchern, um ihrer Gelehrsamkeit willen, vortragen; ihre
                    Talente dadurch auffordern, durch die Entwickelung der Begriffe, Sachen,
                    Seligkeit, <index indexName="subjects-index">
      <term>Verdienst Christi</term>
    </index>Verdienst <index indexName="persons-index">
      <term>Jesus Christus</term>
      <term type="alternative">Christus</term>
    </index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName> etc. etc. allen Anstos
                    wegschaffen, und also den Unterschied zwischen Mittel und Erfolg, christliche
                    Besserung behalten. Nun hätte Herr <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> dis alles auch
                    wissen müssen, so gut, als ich; aber er hatte eine <hi>besondre Absicht
                        auszuführen</hi> sich entschlossen, mit Herrn <index indexName="persons-index">
      <term>Basedow, Johann Bernhard</term>
    </index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedow</hi></persName>; eine <index indexName="subjects-index">
      <term>Universalreligion</term>
    </index>Universalreligion, natürliche einzige <index indexName="subjects-index">
      <term>Religion, natürliche</term>
    </index>Religion; da waren alle jene Begriffe, die Sache selbst, hinderlich;
                    denn sie sezten den <hi>christlichen Character</hi> noch fort, und schlossen den
                    allgemeinen <index indexName="subjects-index">
      <term>Naturalismus</term>
    </index>Naturalismus aus. So bald ich diese Anstalten merkte, wozu freilich das
                        <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>bahrdtische</hi></persName>
                    Bekenntnis gleichsam das <hi>Signal</hi> gab, habe ich (nicht meinen so guten so
                    rechtmäßigen Grundsätzen entsagt; sondern) mich ganz gerade in den Weg gestellt,
                    um diesen neuen schlechten Arbeitern es zu <choice>
      <sic>zeigen.</sic>
      <corr type="editorial">zeigen,</corr>
    </choice> daß die christliche Religion kein alter Plunder sey; daß alle 3 <index indexName="subjects-index">
      <term>Religionsparteien</term>
    </index>Religionspartheyen in <hi>Teutschland</hi> viele gelehrte und ehrliche
                    Männer im <index indexName="subjects-index">
      <term>Lehrstand</term>
    </index>Lehrstande haben, welche das göttliche unverlezliche Ansehen der
                    christlichen Begriffe und Lehrsätze, richtig unterscheiden, von der
                    succeßivischen <hi>theologischen</hi>
    <index indexName="subjects-index">
      <term>Gelehrsamkeit</term>
    </index>Gelehrsamkeit. Alle unsre Zeitgenossen müssen nun selbst urtheilen, ob
                    der <hi>Recensent</hi> recht natürlich handle, wenn er schliesset: weil <choice>
      <abbr>D.</abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Semler, Johann Salomo</term>
    </index><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName> dem so schlechten
                    Bekenntnisse des Herrn <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan><hi>Doctor</hi></expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdts</hi></persName> sich so gar
                    ernstlich widersezt, und die historische ehrliche <index indexName="subjects-index">
      <term>Wahrheit</term>
    </index>Wahrheit zur Ehre der 3 <pb xml:id="bs_d_page_138" n="138" edRef="#d"/>
                    grossen christlichen Partheyen, so ernsthaft rettet, wider solche Verdrehungen
                    und Verzerrungen: so folget, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_23"/>daß <choice>
      <abbr>D.</abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Semler, Johann Salomo</term>
    </index><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName>
    <quote corresp="#quote_bs_z46_3"> in dem wahren Geiste eines
                            <index indexName="persons-index">
        <term>Piderit, Johann Rudolph Anton</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r67x"><hi>P.</hi></persName> und <index indexName="persons-index">
        <term>Goeze, Johann Melchior</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r67z"><hi>G.</hi></persName> schreibet, und
                        alle <hi>Versuche</hi> zur <index indexName="subjects-index">
        <term>Aufklärung</term>
      </index>Aufklärung des kirchlichen <index indexName="subjects-index">
        <term>Lehrsystem</term>
      </index>Lehrsystems – lächerlich und unnöthig machen will.</quote> Ich sage,
                    wenn der <hi>Recensent</hi> sich unterstehet, dieses noch einmal zu schreiben,
                    so mus er freilich sehr wichtige Ursachen haben, den Herrn <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan><hi>Doctor</hi></expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> und sein
                    Bekenntnis noch immer zu rechtfertigen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_24"/><foreign xml:lang="grc">πυξ και λαξ</foreign>.</p>
  <p>Noch mehr soll ich jezt <index indexName="subjects-index">
      <term>Befremdung</term>
    </index>Befremdung erregen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_25"/><quote corresp="#quote_bs_z46_7">ich,
                        der sonst so kühne Theologe, der sich durch die freie Untersuchung des
                        Canon, so gar an die in allen christlichen Partheien heilig gehaltenen
                            <index indexName="subjects-index">
        <term>Urkunden, christliche</term>
      </index>Urkunden gewagt, und einige Bücher, hauptsächlich weil sie nichts
                        zur Vollkommenheit beitragen, bestritten, wenigstens zweifelhaft gemacht
                        hat.</quote>“ Ich bitte schon im Voraus um recht viel Gedult, mein lieber
                    Freund, ich habe recht viel zu antworten; und ich verspreche es, ich will mir
                    Mühe geben, daß es Sie nicht reuen soll, diesen Brief völlig ausgelesen zu
                    haben. 1) <hi>Sonst so kühne – – also wäre ich jezt dieses Prädicats</hi>, so
                    weit es einen würdigen Sinn hat, nicht mehr werth? Ich dächte, daß ich gar
                    vielmehr ernstliche entschlossene <index indexName="subjects-index">
      <term>Kühnheit</term>
    </index>Kühnheit <hi>eben hiemit</hi> bewiesen hätte, daß ich so einen starken
                    Einfall einiger Leute, in das Gehege der wirklichen christlichen Religion, so
                    unerschrokken aufhielte, und damalen ganz allein so sehr ernstlich mich entgegen
                    stellete. Sie sehen es, mein <pb xml:id="bs_d_page_139" n="139" edRef="#d"/>
                    Freund, an dem Zorn des Herrn <index indexName="persons-index">
      <term>Basedow, Johann Bernhard</term>
    </index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedow</hi></persName>, in jener
                    Urkunde, was von meiner Kühnheit, so weit sie Beweis der guten Sache ist,
                    beurkundet wird. Aber, können Sie etwas ersinnen, in meinem so öffentlichen
                    Betragen, was da zeigete, ich wäre feige und den Grundsätzen nach flüchtig
                    worden? Wenn aber der oder jener so für sich auf <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_26"/><foreign xml:lang="lat">Consensum praesumtum</foreign> gerechnet hat, und dieser will nun bey mir
                    nicht erfolgen: heißt das etwa, ich hätte mich <hi>aus Feigheit</hi> zurück
                    gezogen? Gern möchte ich Ihnen noch dazu sagen, daß es mit der wahren
                    ernstlichen <index indexName="subjects-index">
      <term>Gelehrsamkeit</term>
    </index>Gelehrsamkeit eines guten <hi>Professors</hi> in der That so eine Sache
                    ist, wo eben nicht ein jeder, in seiner täglichen lustigen <index indexName="subjects-index">
      <term>Lebensart</term>
    </index>Lebensart sogleich fortkommen kann; und daß es eine sehr unempfohlen
                    Künheit ist, wenn der und jener etwas von meinem sauern gelehrten Schweis
                    erwischt, und nun quer Feld mit dahin gehet, um grosse Thaten zu thun. Es ist
                    mir aber schon mehrmalen so vorgekommen, und ich dachte oft an das alte Wort,
                        <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_27"/><foreign xml:lang="lat">Sic vos non vobis</foreign> – – damit ich mich aber nicht
                    selbst preise, wie es manche jezt thun, so will ich 2) auch noch darauf
                    antworten, was der <hi>Recensent so pathetisch</hi> hier einkleidet, ich hätte
                    mich so gar an den <index indexName="subjects-index">
      <term>Kanon</term>
    </index>Canon – – gewagt; und nun soll dis zuvörderst auffallen, daß ich
                        <hi>wider dis Bekenntnis</hi> so ernstlich geschrieben habe. Das würde so
                    viel heissen, wie die <hi><index indexName="subjects-index">
        <term>Rabbinen</term>
      </index>Rabinen</hi> sagen <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_28"/>kal ve chomer; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_29"/>meine Untersuchung über den <hi>Canon</hi> wäre das
                    majus, und Herrn <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdts</hi></persName>, Versuche zur
                        <index indexName="subjects-index">
      <term>Aufklärung</term>
    </index>Aufklärung (Aufhebung, <pb xml:id="bs_d_page_140" n="140" edRef="#d"/>
                    mus es heissen) des kirchlichen Systems, in diesem Bekenntnis, wären das
                        <foreign xml:lang="lat">Minus</foreign>. Der <hi>Recensent</hi> mus sehr
                    unwillig gewesen seyn, über meine jetzige so entschlossene Kühnheit, sonst
                    könnte er so <choice>
      <sic>umrichtig</sic>
      <corr type="editorial">unrichtig</corr>
    </choice> und verkehrt nicht gedacht haben. Auf einer Seite stehen also <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_30"/>meine Anleitungen <foreign xml:lang="lat">ad liberalem theologicam eruditionem</foreign>, auch über den
                        <hi>Canon</hi>, und was man immer herbey ruffen will. Auf der andern Seite
                    aber stehet dis Bekenntnis; dessen <hi>Inhalt</hi> soll nun entweder eben dieses
                    seyn, was ich so mühsam alles, Korn für Korn, selbst aufgesucht und erarbeitet
                    habe, in dem Felde der Gelehrsamkeit; ohne jemand etwas zu entwenden; oder es
                    soll dis Bekenntnis gar <hi>noch weniger tadelhaft</hi> seyn; und daher soll es
                    eine <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_31"/><index indexName="subjects-index">
      <term>Befremdung</term>
    </index><hi>Befremdung</hi> erregen, daß ich wider dieses Bekenntnis so gar
                    ernstlich geschrieben habe. Ich weis diesen <index indexName="subjects-index">
      <term>Kunstgriff</term>
    </index>Kunstgriff sehr wohl, wodurch man mich höhern Orts schwarz zu malen
                    gesucht hat; ich kann es aber leiden, bis die <hi>Zeit</hi> kommt, welche diese
                    armseligen Künste ohnehin ganz gerade für das aufstellen wird, was sie sind. Ich
                    will aber doch jezt dem <hi>Recensenten</hi> die nöthige Antwort geben.</p>
  <p>1) Niemalen bin ich so unverschämt gewesen, <hi>meine <index indexName="subjects-index">
        <term>Privatkenntnis</term>
      </index>privat Kenntnis</hi> und sehr <index indexName="subjects-index">
      <term>Gelehrsamkeit, lokale</term>
    </index><hi>locale</hi> Gelehrsamkeit, so gar wider die Grundsätze des Staats,
                    so aufzustellen, daß alle <index indexName="subjects-index">
      <term>Religionsparteien</term>
    </index>Religionspartheyen von mir für blinde oder ungewissenhafte Leute darum
                    gehalten worden wären: weil ich täglich mehr zulernte, was ich gestern noch
                    nicht <pb xml:id="bs_d_page_141" n="141" edRef="#d"/> wuste. Meine Arbeiten sind
                    besonders für angehende Gelehrte bestimmt gewesen, meinem Berufe zu Folge. Die
                    unumgängliche <hi>Succeßion</hi> und fortschreitende Ab- oder Zunahme der
                    theologischen <index indexName="subjects-index">
      <term>Gelehrsamkeit</term>
    </index>Gelehrsamkeit, habe ich als eine ausgemachte Sache behauptet, und daher
                    habe ich bey meinen Zuhörern nicht allein <index indexName="subjects-index">
      <term>Erkenntnis</term>
    </index>Erkenntnisse für den Kopf, sondern auch <index indexName="subjects-index">
      <term>Anwendung</term>
    </index>Anwendungen für ihr Herz täglich mehr anzubringen gesucht. Nun mögen
                    denkende Leser es beurtheilen, ob es möglich sey, daß ich auf solche Dinge und
                    stolze Grillen fallen könne, zu behaupten: man müsse alle drey Religionssysteme
                    caßiren; man müsse <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_32"/><quote corresp="#quote_bs_a15_4">das <index indexName="subjects-index">
        <term>Gold der Christusreligion, reines</term>
      </index>Gold der <index indexName="subjects-index">
        <term>Christusreligion</term>
      </index>Christusreligion</quote> suchen, oder <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_33"/>wie Herr <index indexName="persons-index">
      <term>Basedow, Johann Bernhard</term>
    </index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedow</hi></persName> uns
                    vorgaukelte, die <index indexName="subjects-index">
      <term>Urreligion</term>
    </index>Urreligion <hi>erforschbar</hi> machen – an die Gewaltthätigkeit und
                    Unterdrückung der eigenen <index indexName="subjects-index">
      <term>Religionsfreiheit</term>
    </index>Religionsfreyheit, womit jeder Christ jetzt zufrieden ist, nicht zu
                    denken; welche diese Eroberer und Stifter einer neuen Religionsordnung, begehen
                    mußten; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_34"/>wovon Herr <index indexName="persons-index">
      <term>Basedow, Johann Bernhard</term>
    </index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedow</hi></persName> lehrte, es
                    müßte das gute Werk einmal gethan, und das Exempel an mir statuirt werden, er
                    habe auch die <hi>Werkstätte</hi>, Akademien, gezeiget. Ich will wider diese
                    Vorläufer der neuen <index indexName="subjects-index">
      <term>Christusreligion</term>
    </index>Christusreligion nichts weiter erinnern; von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_35"/><index indexName="persons-index">
      <term>Joris, David</term>
    </index><persName ref="textgrid:3r680"><hi>David Joris</hi></persName> an – es
                    giebt doch denkende Leute, die genug daran haben, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_36"/><foreign xml:lang="lat">ex
                        ungue Leonem</foreign>.</p>
  <p>Es ist also recht ausgemacht, wenn Herr <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName>, <index indexName="persons-index">
      <term>Basedow, Johann Bernhard</term>
    </index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedow</hi></persName>, und wer dazu
                    gehört, ein mehreres nicht sich vorgesetzt hätten, in der theologischen
                    Gelehrsamkeit und Kirchensystems-Be<pb xml:id="bs_d_page_142" n="142" edRef="#d"/>rechtigungswerke, als ich ganz notorisch in <choice>
      <sic>20--30</sic>
      <corr type="editorial">20–30</corr>
    </choice> Jahren nun gethan habe; so hätten sie an die <index indexName="subjects-index">
      <term>Umänderung</term>
    </index><hi>Umänderung</hi> aller drey Religionssysteme <hi>auch so wenig
                        gedacht als ich</hi>; hätten aber eben so saure Arbeit Tag und Nacht
                    getrieben, als ich und meines gleichen, die wirklich gelehrte Männer und treu in
                    ihrem unbedankten <index indexName="subjects-index">
      <term>Beruf</term>
    </index>Berufe sind; sie hätten aber freylich nie ein so lustiges Leben führen
                    können. Herr <choice>
      <abbr>D.</abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> konnte sich <choice>
      <abbr>z. E.</abbr>
      <expan>zum Exempel</expan>
    </choice> an die <foreign xml:lang="lat">annales dogmaticos,
                        exegeticos</foreign>, der Christen machen, und in der That große Verdienste
                    einerndten; er konnte die nun ungründlichen <hi>Theorien</hi> im <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_37"/><hi><index indexName="persons-index">
        <term>Hutter, Leonhard</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r681">Hutterus</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_38"/><index indexName="persons-index">
        <term>Quenstedt, Johann Andreas</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r682">Quenstädt</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_39"/><index indexName="persons-index">
        <term>Hafenreffer, Matthias</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r683">Haffenreffer</persName>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_3_40"/><index indexName="persons-index">
        <term>Calov, Abraham</term>
      </index><persName ref="textgrid:3r684">Calov</persName></hi>, beurtheilen
                    und bessere an die Stelle setzen; zeigen, daß schon vor mehr als hundert Jahren
                    Iustificatio, Satisfactio – sehr gelehrt und gründlich untersucht worden, wenn
                    gleich nicht <hi>von teutschen Lehrern</hi> – Sehen Sie, da wären wir immer
                    gelehrte Gesellschafter gewesen; auf unsere verschiedene <index indexName="subjects-index">
      <term>Lebensart</term>
    </index>Lebensart sehe ich hier nicht; aber es ist Zeit, daß ich es sehe, daß
                    mein Brief zu lang wird.</p>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_1"><label>Wer sollte
                        nicht mit uns wünschen [...] eine kaltblütige Untersuchung?</label>
    <p>Leicht abgewandeltes Zitat z46.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_1a"><label>auf
                        obrigkeitlichen Befehl, geradehin verboten und confiscirt worden ist</label>
    <p> So berichten etwa die <hi>Gothaische[n] gelehrte[n] Zeitungen</hi>, 63. St.
                        (7.7.1779), 519f.: „Herrn D. Bahrdts Glaubensbekenntniß ist in den
                        chursächsischen Landen bey 50 Rthr. Strafe für jedes Exemplar zu verkaufen
                        verboten worden.“</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_2"><label>des
                        Ungenannten Urtheile angeführet</label>
    <p>Gemeint ist Friedrich Samuel Gottfried Sack (1738–1817), Sohn des Neologen
                        August Friedrich Wilhelm Sack (1703–1786), dem der oben erwähnte anonyme
                        Traktat <hi>Schreiben an einen Freund in G. den Herrn Doctor Bahrdt und sein
                            Glaubensbekenntniß betreffend</hi> (1779) zugeschrieben werden
                    kann.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_2a"><label>in Ansehung
                        des iuris publici sacri protestantium</label>
    <p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_10_13"/>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_3"><label>antecedentia
                        und consequentia</label>
    <p>D.i. Ursachen und Folgen.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_4"><label>nach der
                        alten Ordnung, quis, quid, ubi –</label>
    <p>Die vollständige, in der Schulrhetorik der damaligen Zeit geläufige
                        Aufzählung lautet: „quis, quid, ubi, quibus auxiliis, cur, quomodo, quando“
                        (Wer, was, wo, mit welchen Hilfsmitteln, warum, wie, wann?); bereits
                        nachweisbar bei Matthäus von Vendôme (geb. um 1130): <hi>Ars
                            versificatoria</hi>, 150, vgl. schon Cic. inv. 1, 21.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_5"><label>die
                        Anmassung, Repräsentant unserer Kirchen hiemit zu seyn</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_22">a22</ref>, vgl. auch
                            <ref target="#bs_b_page_112">b112–114</ref>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_6"><label>Religionsform, für alle Palläste und Hütten</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_13">a13</ref> („Höfen
                        bis in die Hütten“), vgl. <ref target="#bs_b_page_42">b42</ref>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_7"><label>daß ich
                        nicht eine Zeile [...] lächerlich und verhaßt zu machen. – –</label>
    <p>Gekürztes Zitat z46.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_8"><label>in dem
                        wahren Geist eines Göze</label>
    <p>Johann Melchior Goeze (1717–1786), Vertreter der lutherischen Spätorthodoxie,
                        seit 1755 Hauptpastor in Hamburg, war einer der streitlustigsten Autoren der
                        Zeit (vgl. auch <ptr type="page-ref" target="#erl_b_0_138"/>),
                        berühmt ist seine Auseinandersetzung mit Lessing im Fragmentenstreit. In den
                            <hi>Freywillige[n] Beyträge[n] zu den Hamburgischen Nachrichten aus dem
                            Reiche der Gelehrsamkeit</hi> 5, 71. St. (17.3.1778), 567f., begrüßte
                        Goeze das Reichshofratsconclusum gegen Bahrdt und drohte unverhohlen:
                        „Vielleicht wird der Herr Doctor Semler und seine Anhänger und Nachbeter
                        auch auf dieses Wort merken. Und der Herr Leßing wird anfangen zu glauben,
                        daß es keine Kleinigkeit ist, Fragmente drucken zu lassen, in welchen die
                        heil. Apostel [...] als die ärgsten Bösewichter, Leichenräuber und Lügner
                        gelästert werden.“ – Der erste Streit zwischen Goeze und Semler entzündete
                        sich bereits 1765 an der <hi>Complutensischen Polyglotte</hi>, die u.a. die
                        erste gedruckte Ausgabe des griechischen Neuen Testaments (1514) enthält und
                        in Konkurrenz zu Erasmus’ <hi>textus receptus</hi> stand. Goeze, der das
                        complutensische NT verteidigte, und Semler lieferten sich in mehreren
                        Schriften und Gegenschriften einen erbitterten Schlagabtausch. Noch weit
                        größeren Zorn erregte Semler aber dadurch, dass er in seinem <hi>Versuch
                            einiger moralischen Betrachtungen über die vielen Wundercuren und
                            Mirackel in den ältern Zeiten</hi> (1767), 64–72, eine Predigt Goezes
                        kritisierte, in der dieser Zweifel an den biblischen Berichten über
                        Besessene und Teufel für „Gotteslästerung“ erklärt hatte. Semler hielt mit
                        seiner Akkommodationstheorie (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_5_15"/>; auch <ptr type="page-ref" target="#erl_a_1_17"/>) dagegen. In der „Vorrede“ der von
                        ihm herausgegebenen <hi>Neue[n] Samlung auserlesener Canzel-Reden
                            verschiedener berümter und verdienter Lehrer der
                            Evangelisch-Lutherischen Kirche</hi> 3 (1768), [3]–86 schoss Goeze
                        scharf zurück. Es folgten u.a. Semlers <hi>Abhandlung über die rechtmäßige
                            Freiheit der academischen theologischen Lehrart, in bescheidener Antwort
                            auf Herrn Professor Danovs Sendschreiben</hi> (1771), zu Goeze vgl. z.B.
                        144, und Goezes <hi>Eine Probe von der Art, wie der Herr D. Semler seine
                            Zeugen anzuführen pflegt</hi> (1771), in der er den Vorwurf der
                        Gotteslästerung erneuerte.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_9"><label>Piderit</label>
    <p>Johann Rudolph Anton Piderit (1720–1791), Wolffianer (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_f_23_6"/>), seit 1766
                        Professor für morgenländische Sprachen und Philosophie am Collegium
                        Carolinum in Kassel. In den Jahren 1775/76 veröffentlichte er die
                        zweibändigen <hi>Beyträge zur Vertheidigung und Erläuterung des Canons der
                            Heil. Schrifft und der christlichen Religion überhaupt</hi>, in denen er
                        u.a. Michaelis, Griesbach, Semler, Spalding, Teller, Basedow und Bahrdt der
                        Heterodoxie bezichtigte. Den zweiten Band adressierte er explizit an das
                            <hi>Corpus Evangelicorum</hi> (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_n_4"/>) und verlangte die „Steurung des
                        überhand nehmenden Unfugs, wie er selbst von Lehrern der Kirche zum
                        äussersten Verderben der Jugend betrieben wird“ (<hi>Beyträge</hi> II, CLX).
                        In einem „<hi>ungedruckten Begleitungs-Schreiben</hi>“ (Piderit,
                            <hi>Antwort</hi> [s.u.], 60) verklagte er Semler im Besonderen. Dieser
                        reagierte mit einem polemischen Artikel (gestückelt wiederabgedruckt in:
                        Piderit, <hi>Antwort</hi> [s.u.]) in der <hi>Kaiserlich privilegirte[n]
                            Hamburgische[n] neue[n] Zeitung</hi>. Darin forderte er seinen
                        Kontrahenten zu einer öffentlichen Disputation heraus. Piderit replizierte
                        mit der <hi>Antwort auf Herrn D. Semlers zu Halle Seit. 16. der gelehrten
                            Beyträge zur Hamburgischen neuen Zeitung bekannt gemachten Erklärung und
                            darin an ihn geschehenen Herausfoderung</hi> (1776), in der er Semler
                        abermals scharf attackierte, die vorgeschlagene Disputation jedoch als
                        „vermessen“ ablehnte („Ich bin nicht die Evangelische Kirche“, 116). Semler
                        hatte das letzte Wort in <hi>[A]usfürliche Erklärung über einige neue
                            theologische Aufgaben, Censuren und Klagen</hi> (1777), 1–136. Piderits
                        Agitation bewirkte das Gegenteil des Gewollten, im September 1776 wurde er –
                        wenn auch nur kurzzeitig – des Amtes enthoben. Die obrigkeitliche Auflage,
                        sich der theologischen Schriftstellerei gänzlich zu enthalten, scheint bis
                        an sein Lebensende gegolten zu haben, wurde von Piderit, der sich in
                        späteren Jahren für eine Union von katholischer und evangelischer Kirche
                        (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_v_11"/>) einsetzte,
                        jedoch vermittelst anonymer Veröffentlichungen unterlaufen.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_10"><label>für lange
                        bekannt erklärt [...] kein Theil der Glaubenslehre</label>
    <p>Sinngemäße Wendungen finden sich für Bahrdts Nr. 8 (<ref target="#bs_a_page_21">a21</ref>) bereits in <ref target="#bs_b_page_103">b103</ref>, für die beiden
                        folgenden Abschnitte, wie von Semler angegeben, in b104f.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_11"><label>Bossuet</label>
    <p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_0_58"/>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_12"><label>Menschenopfer, und dergleichen Barbarismos</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_14">a14.</ref><ref target="#bs_a_page_18">18</ref>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_13"><label>Wetterhan</label>
    <p>Seit dem 14. Jh. nachweisbare Bezeichnung für einen Opportunisten.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_14"><label>mag er es
                        wieder grämliche Laune – nennen</label>
    <p>Der Rezensent spricht von einer „verdrießlichen mürrischen Laune“ (<ref target="#bs_z_page_46">z46</ref>).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_15"><label>Ich habe ja
                        in der Antwort den Herrn D. Bahrdt selbst auf die schmalkald. Art.
                        verwiesen</label>
    <p>Vgl. <ref target="#bs_b_page_107">b107</ref>; s. auch unten
                            <ref target="#bs_d_page_170">d170</ref>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_15a"><label>wo Luther
                        selbst die Ueberschrift gemacht hatte, über diesen Artikel mögen unsre
                        Gelehrte handeln</label>
    <p>Der dritte Teil der <hi>Schmalkaldische[n] Artikel</hi> (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_10_12"/>) wird von Luther
                        mit der Bemerkung eingeleitet: „Folgende Stücke oder Artikel mögen wir mit
                        gelehrten, vernünftigen oder unter uns selbst verhandeln“ (BSLK
                    433).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_15b"><label>Thomistische und Skotistische Theorie</label>
    <p>Luther wendet sich im dritten Teil der <hi>Schmalkaldische[n] Artikel</hi>,
                        Art. 5 explizit gegen die Taufauffassungen des Thomas von Aquin (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_0_25"/>) und Johannes Duns
                        Scotus (1266–1308); vgl. der Sache nach schon <hi>De captivitate
                            Babylonica</hi> (1520), WA 6, 531, 31–37.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_15c"><label>articulis
                        ipsis saluis</label>
    <p>Wörtlich „unter Wahrung der Artikel selbst“; gemeint ist „ohne die
                        (Glaubens-)Artikel substanziell zu verändern“; s.u. <ref target="#bs_d_page_263">d263[!]</ref> Semlers Wiederaufnahme dieses
                        Gedankens: „ohne den <hi>Inhalt</hi> der Lehren zu ändern“.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_16"><label>ohne jene
                        Lehrsätze, ohne Sachen, die Erbsünde, Genugthuung, Gottheit Christi –
                        heissen</label>
    <p>Anspielung auf a10.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_17"><label>Daher soll
                        kaiserl. Majestät – –</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_24">a24</ref>, vgl. auch <ref target="#bs_a_page_15">a15</ref>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_18"><label>Ich habe
                        [...] in dem wahren Geiste eines Piderit und Göze geschrieben!</label>
    <p>Zitat z46; vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_3_8"/> (Goeze); <ptr type="page-ref" target="#erl_d_3_9"/> (Piderit).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_19"><label>Diese
                        Männer haben nicht geradehin alle Versuche – – gemisbilliget</label>
    <p>Bezieht sich auf <ref target="#bs_z_page_46">z46</ref> („alle
                        dahin zielende Versuche“ etc.).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_20"><label>das, was
                        sie an mir, Herrn Teller etc. etc. tadelten</label>
    <p>Zu Semler vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_3_8"/> (Goeze); <ptr type="page-ref" target="#erl_d_3_9"/> (Piderit). Wilhelm Abraham Teller
                        (1734–1804), zunächst Professor in Helmstedt, ab 1767 Propst und
                        Oberkonsistorialrat in Berlin (Cölln), gehört zu den profiliertesten
                        Aufklärungstheologen und war u.a. Gründungsmitglied der Berliner
                        Mittwochsgesellschaft. Neben seinem <hi>Lehrbuch des Christlichen
                            Glaubens</hi> (1764) erregte insbesondere das <hi>Wörterbuch des Neuen
                            Testaments</hi> (<hi rend="superscript">1</hi>1772; <hi rend="superscript">6</hi>1805, BdN IX) nicht nur unter orthodoxen
                        Theologen Widerspruch; vgl. auch <ptr type="page-ref" target="#erl_b_v_14"/>. Piderit bezeichnete Teller in
                        seinen <hi>Beyträge[n] zur Vertheidigung und Erläuterung des Canons</hi>
                        (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_3_9"/>) als „Berliner
                        Wörterkrämer“ (<hi>Beyträge</hi> II, CXIV) und zählte ihn zu den
                        „Protestantische[n] Jesuiten“, die uns „geradezu ins Gesichte [sagen], daß
                        sowohl das Athanasianische Glaubens-Bekänntniß und die Augspurgische
                        Confeßion, Unsinn und Wahnwizz unsrer Zeiten, als die Schrift selbst, ein
                        Buch sey, für das nur noch, die Dummheit und der Aberglaube, die
                        Ehrerbietigkeit hegen kann, die ihr bisher alle Augspurgische
                        Confessions-Verwandten geheiliget haben“ (XXIV–XXVI; vgl. Aufzählung: XXIX).
                        Goeze erwähnt Teller hingegen kaum. In <hi>Leßings Schwächen</hi>, 3. St.
                        (1778), 117, zitiert er zunächst Lessings Behauptung, der Hamburger
                        Hauptpastor habe „die Ehre und das Vergnügen [...], den Herrn <hi>Basedow,
                            Teller, Semler, Bahrdt, den Verfassern der allgemeinen Bibliothek, und
                            seiner Wenigkeit die Verdammung anzukündigen, und solches deswegen, weil
                            sie nicht gerade dasjenige glaubten, was [er] glaubte</hi>“, um dann mit
                        unvermuteter Ironie festzustellen: „Der Verfasser [Lessing] bleibt so lange
                        der unverschämteste Lügner, bis er mir diese Verläumdung erweiset, bis er
                        mir in meinen Schriften die Seite zeigt, wo sie stehet, und wo ich des Hn.
                            <hi>Tellers</hi> Nahmen genant habe.“ Vgl. Lessing, <hi>Anti-Goeze</hi>
                        3 (1778), [3]f.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_21"><label>so habe ich
                        stets majorem eingestanden; und nur minorem geleugnet</label>
    <p>Die lateinischen Bezeichnungen für Ober- und Untersatz (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_5_14"/>) lauten
                            <hi>propositio major</hi> und <hi>propositio minor</hi>. Es ist nicht
                        völlig klar, an was für einen Syllogismus Semler hier denkt. Folgende
                        Rekonstruktion erscheint jedoch plausibel: 1. (propositio major) Alles, was
                        essentieller Bestandteil der christlichen Religion ist, sollte auch
                        Bestandteil der Religionslehre sein. 2. (propositio minor) Vorstellungen von
                        Besessenen, von Reinigkeit des Textes etc. sind essentielle Bestandteile der
                        christlichen Religion. 3. (conclusio) Also: Vorstellungen von Besessenen,
                        von Reinigkeit des Textes etc. sollten Bestandteil der Religionslehre sein.
                        Nach dieser Deutung betont Semler, um dem Vorwurf des Deismus oder
                        Naturalismus zu entgehen, dass er im Zuge seiner Zurückweisung von (3)
                        lediglich (2), nicht jedoch (1) geleugnet habe. </p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_22"><label>Berichtigung des Lehrsystems</label>
    <p>Vgl. z46.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_23"><label>daß D.
                        Semler in dem wahren Geiste eines P. und G. schreibet, [...] unnöthig machen
                        will</label>
    <p>Verändertes Zitat z46. Mit „P. und G.“ sind Piderit (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_3_9"/>) und Goeze (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_3_8"/>) gemeint.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_24"><label><foreign xml:lang="grc">πυξ και λαξ</foreign></label>
    <p>Mit Faust und Ferse („mit Händen und Füßen“).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_25"><label>„ich, der
                        sonst so kühne Theologe, [...] gemacht hat.“</label>
    <p>Leicht verändertes Zitat z46.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_26"><label>Consensum
                        praesumtum</label>
    <p>Begriff aus der Rechtslehre (vgl. z.B. Kant, <hi>Die Metaphysik der
                            Sitten</hi> [1797], AA 6, 292). Gemeint ist ein stillschweigend
                        unterstelltes (jedoch nicht explizit eingeholtes) Einverständnis in einer
                        bestimmten Sache.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_27"><label>Sic vos non
                        vobis – –</label>
    <p>Anspielung auf die Aneignung fremden geistigen Eigentums, nach einer Episode
                        aus dem <hi>Donatus auctus</hi> (DA), einer humanistischen
                        Lebensbeschreibung Vergils aus dem 15. Jh., die die Schrift <hi>Vita
                            Vergilii</hi> des Aelius Donatus (4. Jh.) erheblich anreicherte, welche
                        wiederum in großen Teilen auf ein verlorengegangenes Werk Suetons (um
                        70–nach 122) zurückgehen dürfte. Vgl. DA 68–70: Vergil verfasste ein
                        Lobgedicht auf den Kaiser Augustus, für dessen Autor sich jedoch der
                        mittelmäßige Dichter Bacillus ausgab und Ehrungen und Geschenke erhielt.
                        Daraufhin schrieb Vergil die Worte „sic vos non vobis“ viermal untereinander
                        auf ein Blatt Papier. Augustus forderte dazu auf, sie sinnvoll zu
                        vervollständigen. Nachdem andere an der Aufgabe gescheitert waren, ergänzte
                        Vergil die Verse schließlich wie folgt: „sic vos non vobis nidificatis aves.
                        sic vos non vobis vellera fertis oves. sic vos non vobis mellificatis apes.
                        sic vos non vobis fertis aratra boves.“ (So baut ihr Nester, Vögel, nicht
                        für euch. So tragt ihr Wolle, Schafe, nicht für euch. So macht ihr Honig,
                        Bienen, nicht für euch. So zieht ihr Pflüge, Rinder, nicht für
                    euch.).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_28"><label>kal ve
                        chomer</label>
    <p>Entspricht in der talmudischen Tradition dem lateinischen <hi>argumentum a
                            fortiori</hi>. Eine Aussage wird unter Verweis auf eine stärkere, d.h.
                        begründungslastigere, vom Hörer jedoch bereits akzeptierte Aussage
                        gerechtfertigt: „Wenn die Wohnung für ein Ehepaar zu klein ist, dann erst
                        recht (kal va chomer / a fortiori) für eine dreiköpfige Familie.“</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_29"><label>meine
                        Untersuchung über den Canon</label>
    <p>Gemeint ist die <hi>Abhandlung von freier Untersuchung des Canon</hi>, 4 Bde.
                        (1771–1775).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_30"><label>meine
                        Anleitungen ad liberalem theologicam eruditionem</label>
    <p>Der vollständige Titel lautet <hi>Institutio Brevior Ad Liberalem Eruditionem
                            Theologicam</hi>, 2 Bde. (1765/66).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_31"><label>Befremdung</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_z_page_46">z46</ref>
                        („Befremdend und auffallend muß [...] einem jeden seyn“).</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_32"><label>das Gold
                        der Christusreligion</label>
    <p>Anspielung auf a15.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_33"><label>wie Herr
                        Basedow uns vorgaukelte, die Urreligion erforschbar machen</label>
    <p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_0_92"/> .</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_34"><label>wovon Herr
                        Basedow lehrte, [...] das Exempel an mir statuirt werden [...], die
                        Werkstätte, Akademien, gezeiget</label>
    <p>Anspielung auf § 40 der Basedowschen <hi>Urkunde</hi> (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_1_8"/>): „Oeffentliche Freymüthigkeit der
                        selbstdenkenden, und mit ihren Lehrformen unzufriedenen Kirchenlehrer, zu
                        befördern, soviel ich dadurch kann, das ist einer der Hauptzwecke dieser
                        Urkunde. Sie zeigt meinen Mitgenossen und Nachfolgern, welche eben dasselbe
                        herzlich wünschen werden, an des H. D. Semlers Exempel, <hi>die Möglichkeit
                            und Werkstatt des Mittels</hi>, welches <hi>oft</hi> und an
                            <hi>Mehrern</hi> gebraucht werden muß, bis sich, hie und da, öffentliche
                        Freymüthigkeit ohne Zurückhaltung zeigen wird.“ (32)</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_35"><label>David
                        Joris</label>
    <p>David Joris (1501–1556), flämischer Glasmaler und täuferischer Laienprophet.
                        Nach seiner Verbannung aus dem holländischen Delft empfing er um 1534 die
                        Erwachsenentaufe und spielte eine wichtige Rolle unter den melchioritischen
                        Täufern nach dem Fall des Münsteraner Täuferreiches (Bocholter Treffen
                        1536). Trotz schwerer Verfolgung seiner Anhänger hielt er sich bis 1544 in
                        Antwerpen auf. Unter dem Namen „Johan von Brügge“ lebte er anschließend
                        recht unbehelligt als Bürger in Basel, wo ihm erst postum der Ketzerprozess
                        gemacht wurde. In den frühneuzeitlichen Häresiologien galt er seitdem als
                        Erzketzer. Zahlreiche seiner spiritualistischen Schriften haben sich
                        erhalten, die um 1700 in Teilen des radikalen Pietismus eine erneute
                        Leserschaft fanden.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_36"><label>ex ungue
                        Leonem</label>
    <p>Von der Pranke auf den Löwen, d.h. vom Teil aufs Ganze, schließen. Plutarch,
                            <hi>de defectu oracolorum</hi> 3, 410C schreibt eine entsprechende
                        griechische Wendung dem Dichter Alkaios von Lesbos (ca. 630–580 v. Chr.) zu
                        (fr. 113, Zählung Bergk). Anders der syrische Satiriker Lukian von Samosata
                        (ca. 125–nach 180), der in dem griechischen Dialog <hi>Hermotimus</hi>, 54f.
                        behauptet, der Bildhauer Phidias (5. Jh. v. Chr.) habe von einer
                        Löwenpranke, die man ihm zeigte, erfolgreich auf die Größe des ganzen Tiers
                        geschlossen.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_37"><label>Hutterus</label>
    <p>Gemeint ist Leonard Hutter (auch: Hütter; 1563–1616), nach Studium in
                        Straßburg, Heidelberg und Jena seit 1596 Professor der Theologie in
                        Wittenberg. Hütter war als Verfechter und wirkmächtiger Interpret der
                            <hi>Konkordienformel</hi> maßgeblich an der Ausbildung der lutherischen
                        Orthodoxie beteiligt.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_38"><label>Quenstädt</label>
    <p>Johann Andreas Quenstedt (1617–1688), nach Studium in Helmstedt ab 1649
                        Professor in Wittenberg, einflussreicher Vertreter der lutherischen
                        Orthodoxie, bekannt für seine Polemiken gegenüber anderen theologischen
                        Positionen.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_39"><label>Haffenreffer</label>
    <p>Mathias Hafenreffer (1561–1619), nach Studium in Tübingen Hofprediger in
                        Stuttgart, ab 1592 Theologieprofessor in Tübingen, 1617 Kanzler der
                        Universität. Hafenreffer zählt zu den orthodoxen Verfechtern der
                            <hi>Konkordienformel</hi>. </p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_3_40"><label>Calov</label>
    <p>Gemeint ist Abraham Calov/Kalau (1612–1686), nach Studium in Königsberg und
                        Rostock zunächst 1640 Extraordinarius in Königberg, 1643 Rektor und Pastor
                        in Danzig, ab 1650 Ordinarius in Wittenberg. Calov gilt als Vertreter der
                        lutherischen Orthodoxie, der sich gegen Sozinianer, aber auch gegen die aus
                        seiner Sicht verfehlte Berliner Kirchenpolitik zur Wehr setzte.</p></note>
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