<div type="chapter" xml:id="bs_d_5">
<head><choice>
<orig>Fünfter Brief.</orig>
<supplied reason="toc-title">Fünfter Brief</supplied>
</choice></head>
<p>Daß die Absicht des Recensenten den <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index><hi>symbolischen</hi> Büchern geradehin ungünstig seye, werden Sie bald
noch umständlicher sehen. Wenn er es als seinen Gedanken äusserte, stünde es ihm
frey, wie vielen andern; zumal, da ich nicht einmal weis, ob er eine
Verpflichtung dagegen auf sich hat. Er gehet aber weiter, und will nicht
zugeben, daß eine eigene <index indexName="subjects-index">
<term>Privaterkenntnis</term>
</index>Privaterkenntnis des Lehrers <hi>für ihn selbst</hi>, dabey, neben dem
Inhalte der symbolischen Bücher, statt finden könne; daher sucht er in meinen
Schriften manches auf, um den Schlus <choice>
<sic>zumachen</sic>
<corr type="editorial">zu machen</corr>
</choice>, daß solche Bücher <hi>nun abgeschaft werden sollten</hi>. Auch wider
diesen Saz, als Aufgabe, hätte ich nichts; ich habe es selbst gesagt, daß unsere
Obrigkeiten ihren Vorfahren in dem <foreign xml:lang="lat">jure Sacrorum
externorum</foreign> succediren, und daher Kirchliche Verordnungen
fortsetzen, einschränken, ändern, erweitern können; so gut als die Fürsten und
Staaten im 16ten Jahrhundert; folglich würden aber auch würdige,
<hi>Theologen</hi> und Lehrer, auf denen das Zutrauen des Volks hierinn
beruhet, zu dieser <hi>neuen Untersuchung</hi> oder Berathschlagung mit gezogen
werden; wie bey der <hi>augspurgischen</hi> Confession, <hi>Apologie,
schmalkaldischen</hi>
<pb xml:id="bs_d_page_155" n="155" edRef="#d"/> Artikeln und Formula concordiae.
Wir sehen es an mehrern Beispielen, <choice>
<abbr>z. E.</abbr>
<expan>zum Exempel</expan>
</choice>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_0"/><foreign xml:lang="lat">articuli visitationis Saxonicae</foreign>: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_0a"/><foreign xml:lang="lat">consensus helueticus</foreign>
und ihrer <hi>Geschichte</hi> oder ihrem abwechselnden Erfolge. Aber aus diesem
<foreign xml:lang="lat">jure Sacrorum</foreign>, wie es besonders durch
nachherige Verträge feierlich für die öffentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgesellschaft</term>
</index>Religionsgesellschaft festgesezt worden: können <index indexName="subjects-index">
<term>Privatus</term>
</index><hi>Privati</hi> kein Recht herleiten, diese ruhigen Gesellschaften
täglich zu stören und zu zerrütten; unter den Vorspiegelungen, einer viel
bessern Religionsform und eines <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsystem</term>
</index>Lehrsystems zu grösserer <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit der Menschen: als wenn wir an christlicher Wohlfahrt
einen grossen Mangel hätten. Ich denke, daß ich deutlich genug hievon rede.</p>
<p>Aber nun die Beschuldigung wider mich. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_1"/>„<quote corresp="#quote_bs_z46_13">Wer
kann sich auch, wenn er immer lieset, daß ein jeder <hi>für sich selbst</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>selbst denken</term>
</index>denken und glauben kann, was er für wahr erkennet; und daß dennoch
das Ansehen der <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index><hi>symbolischen</hi> Bücher so ganz ungekränkt erhalten werden
müsse, daß es keinem Lehrer einmal erlaubt seye, nur Vorschläge zur weitern
Berichtigung des öffentlichen Lehrbegrifs zu thun, (denn sonst würde er
Herrn <choice>
<abbr><hi>D.</hi></abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> nicht so
hart deswegen angesehen haben) enthalten, zu fragen –</quote>
<supplied>“</supplied></p>
<p>Lesen Sie meine ehrliche Antwort auf diese <hi>vorsezliche <index indexName="subjects-index">
<term>Verwirrung</term>
</index>Verwirrung und <index indexName="subjects-index">
<term>Verdrehung</term>
</index>Verdrehung der Sache</hi>. 1) Ich habe es schon abgelehnet, daß Herr <choice>
<abbr><hi>D</hi><supplied>.</supplied></abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> nur
<hi>Vorschläge</hi> zur Berichtigung des <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrbegriffs, Berichtigung des</term>
</index>Lehrbegrifs gethan habe; denn dis hiesse der Lehrbegrif von <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_2"/>Erbsünde, Bekehrung,
Genug<pb xml:id="bs_d_page_156" n="156" edRef="#d"/>thuung, wobey gar ein
<index indexName="subjects-index">
<term>Menschenopfer</term>
</index>Menschenopfer bisher zum Grunde liege, Rechtfertigung – solle <hi>nur
weiter berichtiget werden</hi>. Können Sie, mein Freund, es <hi>gleichgültig
ansehen</hi>, daß die <hi>berlinische Bibliothek</hi> hier so gar die
<hi>historische</hi> platte <index indexName="subjects-index">
<term>Wahrheit, historische</term>
</index>Wahrheit, die Lage des Bekenntnisses, so öffentlich <hi>verdrehen
will</hi>? Ist es eine geringe Sache, mich auf diese Weise vor den Augen des
ganzen Teutschlands unterdrücken zu wollen? Es ist durchaus <hi>ungerecht
gehandelt</hi>, Herrn <choice>
<abbr><hi>D</hi><supplied>.</supplied></abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> auf diese
gewaltthätige Weise noch gar <hi>ein Verdienst</hi> daraus zu machen, daß er
alle drey Kirchen, so voll Einbildung auf sein <hi>Ich</hi>, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_3"/>wie jener Ungenannte oben
ehrlich sagte, beschuldigte, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_4"/>ihre Lehrsätze von Erbsünde – – seyen <hi>wider <index indexName="subjects-index">
<term>Schrift</term>
</index>Schrift und <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft</hi>. Kann man diese alsdenn durch <hi>Vorschläge
berichtigen</hi>? Kein denkender <hi>Leser</hi> wird sich hier hintergehen
lassen. 2) Will ich diese <index indexName="subjects-index">
<term>Verwirrung</term>
</index><hi>Verwirrung</hi> auseinander legen, die der <hi>Recensent</hi> zu
Hülfe rufte. Es wird von allen <hi>Lehrern</hi> gerade dieser Zweck ihres
Lehrens, das sie nach den <hi>symbolischen</hi> Büchern, <foreign xml:lang="lat">materialiter</foreign> fortsetzen, gesucht und erreicht: daß jeder Zuhörer
nun selbst für sich <index indexName="subjects-index">
<term>selbst denken</term>
</index>denken und glauben soll; denn der Lehrer kann nicht <hi>für die
einzelnen Zuhörer denken und glauben</hi>. Aus der Lehre sammlet sich der
Zuhörer <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntnis</term>
</index>Erkenntnis, und sie soll und mus seine <index indexName="subjects-index">
<term>individuell</term>
</index><hi>individuelle</hi> Erkenntnis, Ueberzeugung, Entschliessung – werden.
Eben daher nun, weil es <hi>unzählige</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Modifikationen</term>
</index><hi>Modificationen</hi> der eigenen Vorstellungen giebt und geben soll,
wird ein <hi>Hauptinhalt</hi> der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrwahrheiten</term>
</index>Lehrwahrhei<pb xml:id="bs_d_page_157" n="157" edRef="#d"/>ten, <foreign xml:lang="lat">loci communes</foreign>, allen Lehrern von einer <index indexName="subjects-index">
<term>Kirchensozietät</term>
</index><hi>Kirchensocietät</hi> überreichet; diese <hi>Lehrsätze</hi>, <foreign xml:lang="lat">materias, articulos</foreign>, sollen sie treiben und
erklären; und nun freuet sich der Lehrer und die protestantische Kirche, wenn
ihre Zuhörer und Mitglieder über diese Wahrheiten nachdenken; freilich denkt sie
jeder in seiner besondern <hi>moralischen <index indexName="subjects-index">
<term>Lokalität, moralische</term>
</index>Localität</hi>; diese <foreign xml:lang="lat">varietas</foreign>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_5"/>gehört aber <choice>
<sic>zur</sic>
<corr type="editorial">zum</corr>
</choice>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ganze, moralisches</term>
</index><hi>moralischen Ganzen</hi> der Gesellschaft. Giebts einen menschlichen
Körper ohne Füsse, Hände, Magen – ? das öffentliche <hi>Ansehen lutherischer
<index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index>symbolischer</hi> Bücher beruhet geradehin auf dem Willen und Befehl
der lutherischen Obrigkeit; diese will die Absicht erreichen, daß die Glieder
ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsgesellschaft</term>
</index>Religionsgesellschaft in eben den Lehrsätzen den öffentlichen Unterricht
bekommen sollen, welche diese lutherische Kirchengesellschaft ferner erhalten
und fortsetzen. Diese Absicht wird auch durch unsere Lehrer, welche nach den
<hi>lutherischen <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index>symbolischen</hi> Büchern ihren <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht einrichten, wirklich erreichet, und zeigt sich in den
öffentlichen Kirchen, wo man zur Religionsübung, bey Taufe, Abendmahl,
gemeinschaftlichen Gebeten, Anhörung der Predigt, zusammen kommt; denn
öffentliche Anstalten haben einen öffentlichen <hi>gemeinschaftlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Endzweck</term>
</index>Endzweck</hi>. Nun kommt jezt die <index indexName="subjects-index">
<term>Privatreligion</term>
</index><hi>privat Religion</hi>; <hi>die ist frey</hi>; sie wird nicht weiter
durch das Obrigkeitliche Ansehen und durch <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index><hi>symbolische</hi> Bücher bestimmt; wenn ein Christ selbst <hi>seines
<index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissens wegen, Anwendungen</hi> davon auf seine eigene privat
Religion macht. Die <index indexName="subjects-index">
<term>Privatreligion</term>
</index>privat Religion ist also nicht an die <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index>symbolischen <pb xml:id="bs_d_page_158" n="158" edRef="#d"/> Bücher
gebunden. Der Christ kann <hi>privatim</hi> allerley ihm <index indexName="subjects-index">
<term>erbaulich</term>
</index>erbauliche Schriften lesen, welche aber nicht in den Vortrag der Lehren
einfliessen können, wenn sie zugleich den <hi>Lehrsätzen</hi> dieser
öffentlichen Gesellschaft entgegen sind. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_6"/>In der <hi>römischen</hi> Kirche ist diese <index indexName="subjects-index">
<term>Privatfreiheit</term>
</index><hi>Privatfreiheit</hi> so bekannt und ausgemacht, daß jeder Gelehrte
seine <hi>Privatmeynungen</hi> so gar drucken lassen kann; wenn er nur sich
bescheidet, die öffentliche Autorität der Kirche nicht anzugreifen, und also
unnütze Störungen und Unruhen zu machen. <foreign xml:lang="lat">Scholastice
disputo</foreign>, ist die ganze Antwort auf noch so ernstliche römische
<foreign xml:lang="lat">censuras</foreign>. Ist etwa bey
<hi>Protestanten</hi> weniger Recht? Nun wird doch wohl ein jeder Leser mich
verstehen, wenn ich lehre, die <hi>Privat Erkenntnis</hi> und Vorstellung des
<index indexName="subjects-index">
<term>Lutheraner</term>
</index><hi>Lutheraners</hi> ist nicht an die <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index><hi>symbolischen</hi> Bücher gebunden; es ist ganz unleugbar wahr. Wir
lebten ja sonst in einer <hi>greulichern Sclaverey</hi>, als sie im Pabstthum
jemalen gewesen ist; wo doch <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_7"/><index indexName="persons-index">
<term>Gerson, Jean</term>
</index><persName ref="textgrid:30b92"><hi>Gerson</hi></persName> schreiben
durfte, es kann der Fall seyn, daß eine gemeine Frau die rechte christliche
Glaubenslehre behält; und viele Gelehrte und vornehme Leute sie verlohren haben.
Es ist auch ausgemacht, daß ein Christ seine <hi>Privaterkenntnis nicht für
andere Christen öffentlich</hi> aufstellen, und verlangen darf, man solle
ihn zum Richter über die <hi>öffentliche Lehre</hi> machen: die öffentliche
Lehre soll nicht für einen <hi>Privatus</hi> allein eingerichtet werden.</p>
<p>Aber nun weiter 3) <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_8"/><hi>Vorschläge</hi> – sind einem jeden treuen Lehrer, Professor – gerade
<pb xml:id="bs_d_page_159" n="159" edRef="#d"/> in seine <index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index>Pflicht mit eingerechnet; eben darum sucht man <hi>geschikte</hi>
Personen, und <hi>examinirt Candidaten</hi>, um zu sehen, ob sie die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsätze</term>
</index><hi>Lehrsätze</hi> völlig, für unsere Zeit, gefasset haben, und im
Stande sind, statt <hi>der wenigen Zeilen</hi>, die in <hi>augspurgischer</hi>
Confession <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice>
<choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> damalen zu einem besondern Zweck, enthalten sind, sie zu erklären, und
darüber also ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrgeschicklichkeit</term>
</index><hi>Lehrgeschiklichkeit</hi> an den Tag zu legen. Wo kämen denn die
<hi>vielen tausend</hi> Schriften und <index indexName="subjects-index">
<term>Predigten</term>
</index>Predigten unserer Lehrer her? Sind das etwa <hi>Abschriften</hi> der
<hi>symbolischen</hi> Bücher? Ich habe also keine <hi>neue Entdekung</hi>
gemacht, wenn ich es oft wiederhole, die <hi>Lehrgeschiklichkeit</hi> ist eine
immerfortgehende Fertigkeit; sie ist immer grösser, oder schlechter. Jede
<hi>Societät</hi> verlangt, ihre Lehrer sollen jezt, <hi>in jetziger <index indexName="subjects-index">
<term>Lokalität</term>
</index>Localität</hi> lehren: sonst liessen wir blos <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_8a"/><index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm">Luthers</persName> Kirchenpostille
ablesen. Nun halten Sie doch des <hi>Recensenten</hi> unredliche Anzeige gegen
meine <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung: Herr <index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> habe nur
wollen Vorschläge thun, zu Berichtigung des <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrsystems, Berichtigung des</term>
</index>Lehrsystems: und ich hätte eine solche Ungerechtigkeit begangen,
<hi>dieses</hi> an Herrn <choice>
<abbr><hi>D.</hi></abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> nicht zu
leiden. Daß in der <hi>berlinischen Bibliothek</hi> einem alten ehrlichen
Professor auf der königlichen Universität zu <index indexName="subjects-index">
<term>Halle (Theologische Fakultät)</term>
</index>Halle, so gar ungerecht begegnet werden konnte, oder sollte: ist
freilich manchem ein Geheimnis. Herr <index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> ist auf einmal
unsern Kirchen viel mehr werth worden, als ich. Wozu? Nun muß doch auch folgen,
was man sich nicht enthalten kann, zu fragen: <pb xml:id="bs_d_page_160" n="160" edRef="#d"/>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_9"/>„<quote corresp="#quote_bs_z47_1">wozu soll die unverbrüchliche
Beybehaltung eines Religionssystems dienen, daß weder der Lehrer, noch
irgend einer der Zuhörer verbunden oder interessiret ist für wahr zu
halten?</quote> – – wenn ein <index indexName="persons-index">
<term>Semler, Johann Salomo</term>
</index><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName> – <quote corresp="#quote_bs_z47_2 #quote_bs_z47_5">für
den ewigen Werth der <index indexName="subjects-index">
<term>symbolische Bücher</term>
</index>symbolischen Bücher eifert, so kann ihm nicht das Interesse der
Wahrheit, nicht die Sorge für die Glükseeligkeit seiner Nebenmenschen,
sondern blos politische Betrachtungen diesen Eifer eingegeben haben. Dis ist
noch glimpflich geurtheilet; sonst möchte man eine nähere Ursache
finden.</quote><supplied>“</supplied></p>
<p>Sie werden gewis recht gern mit mir dem <hi>Recensenten</hi> hier zusehen. Ich
antworte 1) es mus doch ein jedes Mitglied einer <index indexName="subjects-index">
<term>Sozietät</term>
</index>Societät wissen, daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index>Grundsätze und <hi>die Absichten</hi>, worauf die Verbindung der
Societät beruhet, <hi>kein Eigenthum</hi> eines jeden privat Mitgliedes seyen;
folglich auch nicht des <hi>Lehrers</hi>, der gerade zur Mittelspersohn,
<hi>diese Absichten</hi> immer zu erreichen und fortzusetzen, feyerlich
bestellt worden ist. Wie konnte der <hi>Recensent</hi> sich hier in eine solche
<index indexName="subjects-index">
<term>Verwirrung</term>
</index><hi>Verwirrung</hi> einhüllen? Es ist folglich <hi>immer falsch</hi>,
daß der Lehrer nicht für die <index indexName="subjects-index">
<term>Grundsätze</term>
</index><hi>Grundsätze</hi> der lutherischen Kirchengesellschaft <choice>
<sic>intereressirt</sic>
<corr type="editorial">interessirt</corr>
</choice> seyn könne. Der Fall ist ganz unmöglich. Es ist auch falsch, daß die
Zuhörer diese Grundsätze der <hi>lutherischen</hi> Kirche, als ihrer
Gesellschaft, jemalen aufgeben wollen; sie haben daher die heiligsten Verspre<pb xml:id="bs_d_page_161" n="161" edRef="#d"/>chungen ihrer Landesherren sich
geben lassen, daß ihre bisherige Gesellschaft nicht soll auf einige Weise
gewaltsam oder listig zerrissen werden. 2) Die armselige Betrachtung, <quote corresp="#quote_bs_z47_3"><hi>Sorge</hi> für die <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit der Nebenmenschen</quote> – gehört ganz und gar nicht
her; man mus zuerst gerade die <index indexName="subjects-index">
<term>Pflichten</term>
</index><hi>Pflichten</hi> vertauschen und aufheben, die man als ein Lehrer der
<hi>lutherischen</hi> Gesellschaft wirklich schon hat. Diese
<hi>Vereinigung</hi> unserer kirchlichen Gesellschaft ist gerade um der
täglichen <index indexName="subjects-index">
<term>Rotte</term>
</index><hi>Rotten</hi>, <index indexName="subjects-index">
<term>Sekte</term>
</index><hi>Secten</hi>
<choice>
<sic>nnd</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice>
<hi>Trennungen</hi> willen, von uns eingewilliget; wir wollen keinem Menschen
dis Recht einräumen, unsre Religionssocietät unter der <hi>beliebigen
Gaukeley</hi> zu zerrütten, daß wir eine <hi>grössere Glückseligkeit</hi>
für unsere Nebenmenschen alsdenn schaffen könnten. Die Liebe und Sorge für die
<index indexName="subjects-index">
<term>Erhaltung</term>
</index>Erhaltung <hi>fängt ganz gewis von sich selbst an</hi>; unsere Societät
soll nicht zerrüttet werden, unter gar keinem Vorwande; am allerwenigsten von
Herren <index indexName="persons-index">
<term>Basedow, Johann Bernhard</term>
</index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedow</hi></persName> und <index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName>. Ist die Rede
aber blos von <hi>ohnmasgeblichen</hi> Gedanken eines <hi>Privati</hi> für
andere <hi>Privatos</hi>, da hat niemand etwas dawider; denn da bleibet alles
Privatsache. 3) Die Beschuldigung, ich hätte hier <quote corresp="#quote_bs_z47_6"><index indexName="subjects-index">
<term>politische Absichten</term>
</index><hi>politische</hi> Absichten</quote> gehabt – kann ich dem Urtheil
des <index indexName="subjects-index">
<term>Publikum</term>
</index><hi>Publikum’s</hi> ganz und gar anheim geben; man siehet aber schon
vielmehr, als der <hi>Recensent</hi> sagen wollte. Ich habe als
<hi>Professor</hi> für die Bildung geschickter, würdiger,
moralischaufmerksamer Lehrer zu sorgen; ich habe noch nie etwas vorgenommen, die
<pb xml:id="bs_d_page_162" n="162" edRef="#d"/> lutherische
Religionsgesellschaft, ihren <hi>Grundsätzen, Absichten und Rechten nach</hi>,
öffentlich zu zerrütten; denn da griffe ich in res publicas ein, darauf bin ich
in meiner Bestallung nicht gewiesen: ich habe keinen Antheil an der
Staatsverwaltung. Was für <index indexName="subjects-index">
<term>politische Absichten</term>
</index>politische Absichten konnte ich aber nach 30 Jahren wohl haben? <choice>
<sic>Warem</sic>
<corr type="editorial">Waren</corr>
</choice> diese Anstalten, eine ganz neue Religion aufzubringen, die Herr <index indexName="persons-index">
<term>Basedow, Johann Bernhard</term>
</index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedow</hi></persName> mit Herrn <choice>
<abbr><hi>D.</hi></abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> anfänglich
gemeinschaftlich, <index indexName="subjects-index">
<term>kosmopolitisch</term>
</index><hi>kosmopolitischer</hi> Weise, bearbeitete, nicht wichtig genug, mich
aufmerksam zu machen? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_10"/>In
dem <hi>Almanach</hi> wird geäußert, ich hätte für meinen <foreign xml:lang="lat">Applausum</foreign> Schaden gefürchtet. Soll das hier etwa
auch zu verstehen gegeben werden? Nun hierauf mag antworten, wer es der Mühe
werth achtet. Herr <index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> hat keinem von
unsern <hi>Magistris</hi> die Zuhörer genommen; ich denke immer er würde mir
auch nicht alle entfernet haben. Meiner <index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart aber ist es darum nicht gemäs, weil ich, wie es zur Ehre
unserer Universität <hi>notorisch</hi> ist, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_11"/>die größten, gelehrtesten Männer in der <choice>
<abbr>theolog.</abbr>
<expan>theologischen</expan>
</choice> Facultät stets habe befördern helfen, von denen ich wußte, sie werden
gewis mich übertreffen.</p>
<p>Ich gestehe es, daß ich den Unwillen nicht begreifen kann, womit diese Recension
mich behandelt. Ich hatte es schon gesagt, daß <index indexName="persons-index">
<term>Luther, Martin</term>
</index><persName ref="textgrid:254tm"><hi>Luther</hi></persName> selbst in den
<hi>schmalkaldischen Artickeln unsern Lehrern</hi> es frey gegeben hat; wie
er seinen <hi>Catechismus</hi> eben so stellet, wer es besser kann, soll es so
buntkraus machen als er will; wir sehen es auch <pb xml:id="bs_d_page_263" n="263[!]" edRef="#d"/> an der <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_11a"/><foreign xml:lang="lat">Confessio Saxonica</foreign>
und <foreign xml:lang="lat">Würtembergica</foreign>, daß man die augspurgische
Confeßion für das <hi>tridentinische</hi> Concilium nicht geradehin wieder
abgeschrieben hat. Selbst die <hi>Apologie</hi> zeiget es, was die <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrgeschicklichkeit</term>
</index><hi>Lehrgeschicklichkeit Tag für Tag</hi>, noch immer zusetzt, in der
<hi>Erklärung</hi> eben derselben Sachen. <foreign xml:lang="lat">Sacrificium</foreign> und <foreign xml:lang="lat">Sacramentum</foreign> ist
in der augspurgischen Confession noch nicht <hi>erkläret</hi> worden; <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_11b"/>aber in der Apologie
geschiehet es: wirklich ohne <hi>den Inhalt</hi> der Lehren zu ändern. Eben so
unbegreiflich ist es mir, daß von <index indexName="subjects-index">
<term>Zuhörer</term>
</index><hi>Zuhörern</hi> geradehin gesagt wird, sie seyen nicht intereßiret.
Sie sind, manche wenigstens, nicht intereßiret bey den <hi>Formalien</hi>; aber
auch viele behalten alle <hi>Worte</hi> des Unterrichts, den sie einmal gefaßt
haben; will der <hi>Recensent</hi> sie bereden, es seye ihnen viel nützlicher,
Herrn <index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdts</hi></persName> Bekenntnis
nachzureden? Wir überlassen jedem Zuhörer, sich aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Unterricht</term>
</index>Unterricht <hi>eigene eigenthümliche Vorstellungen</hi> zu sammlen; weil
es nicht möglich ist, daß die <hi>Formulare</hi> der Vorstellungen der
<hi>Individuorum</hi> schon in irgend einigen <foreign xml:lang="lat">libris
Symbolis</foreign> stehen sollten. Ist aber diese <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index>Freyheit, die ich als daseyend aufstelle, selbst zu <index indexName="subjects-index">
<term>selbst denken</term>
</index>denken, weil gar niemand anders <hi>für mich</hi> denken und <index indexName="subjects-index">
<term>glauben</term>
</index>glauben kann, eben so viel, als: folglich hat weder Lehrer noch Zuhörer
eine Verbindlichkeit, oder ein Interesse, in Absicht der Grundbücher der
<hi>lutherischen</hi> Kirchen, wozu sie selbst gehören? So schändlich mus
man die Sachen verkehren, um ja mir vorzüg<pb xml:id="bs_d_page_164" n="164" edRef="#d"/>lich alle Schuld zu geben, Herrn <choice>
<abbr><hi>D.</hi></abbr>
<expan>Doctor</expan>
</choice>
<index indexName="persons-index">
<term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
</index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> aber, in der
<hi>Sache</hi> selbst, gar zu vertheidigen. Man kann ja sehen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_5_12"/>ob ich je die
<hi>Sache</hi>, Erbsünde, oder <index indexName="subjects-index">
<term>Unordnung, natürliche moralische</term>
</index>natürliche moralische Unordnung des Menschen, Genugthuung – weggeworfen
habe; wenn ich gleich die eigene freye <index indexName="subjects-index">
<term>Erkenntnis</term>
</index>Erkenntnis davon fordere und behaupte.</p>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_0"><label>articuli
visitationis Saxonicae</label>
<p>Unter dem sächsischen Herzog Johann dem Beständigen (1468/86–1532), seit 1525
Kurfürst von Sachsen, entwickelte sich die Kirchenvisitation (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_10_22"/>) zu einem
Instrument des evangelischen Kirchenregiments. Melanchthon verfasste
<hi>Articuli de quibus egerunt per visitatores in regione Saxoniae</hi>
(1527) sowie <hi>Vnterricht der Visitatorn an die Pfarhern ym Kurfurstenthum
zu Sachssen</hi> (1528), die später nochmals aufgelegt wurden:
<hi>Chursächsische Visitations Artickel vom Jahr 1527 und 1528</hi>
(1776).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_0a"><label>consensus
helueticus</label>
<p>Das „Helvetische Bekenntnis“ oder <hi>Confessio Helvetica Prior</hi> (1536)
war neben dem <hi>Consensus Tigurinus</hi> (1549) und der <hi>Confessio
Helvetica Posterior</hi> (1566) das wichtigste Dokument für die frühe
Konfessionsbildung der reformierten Kirchen in der Schweiz.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_1"><label>„Wer kann
sich [...] zu fragen –[“]</label>
<p>Leicht verändertes Zitat z46f, Hervorhebungen von Semler.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_2"><label>Erbsünde,
[...] wobey gar ein Menschenopfer bisher zum Grunde liege, Rechtfertigung
–</label>
<p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_10">a10</ref> und <ref target="#bs_a_page_14">a14.</ref><ref target="#bs_a_page_18">18</ref>
(„Menschenopfer“).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_3"><label>wie jener
Ungenannte oben ehrlich sagte</label>
<p>Vgl. <ref target="#bs_d_page_126">d126</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_4"><label>ihre
Lehrsätze von Erbsünde – – seyen wider Schrift und Vernunft</label>
<p>Erneute Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_10">a10</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_5"><label>gehört aber
zum moralischen Ganzen der Gesellschaft. Giebts einen menschlichen Körper
ohne Füsse, Hände, Magen –?</label>
<p>Vgl. 1Kor 12,12–31. Die Körpermetapher findet sich bereits in Platons
Dialogen <hi>Politeia</hi> und <hi>Timaios</hi>. Besonders wirkmächtig war
ihre Wiederaufnahme auf dem Frontispiz und in der Einleitung des
<hi>Leviathan</hi> (1651) von Thomas Hobbes (1588–1679).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_6"><label>In der
römischen Kirche ist diese Privatfreiheit so bekannt [...] Scholastice
disputo, ist die ganze Antwort auf [...] ernstliche römische
censuras</label>
<p>Semlers Einschätzung beschreibt eine in vielen katholischen Gebieten
stillschweigend geduldete Praxis („Ich disputiere [nur] als Gelehrter“), die
jedoch kirchenrechtlich keineswegs abgesichert war. In der Enzyklika
<hi>Christianae Reipublicae</hi> von Papst Clemens XIII.
(1693/1758–1769) aus dem Jahre 1766 heißt es: „Es gibt andere, die [...] es
mit menschlichen Mitteln wagen, die verborgenen Geheimnisse des Glaubens zu
ergründen, welche alles Verstehen übersteigen. [...] Sie verspotten den
Glauben einfacher Menschen. Sie entblößen die Geheimnisse Gottes. Sie
räsonieren voreilig über Fragen von höchster Wichtigkeit. Der kühne Geist
der Forscher beansprucht alles für sich, untersucht alles, lässt dem Glauben
nichts übrig, beraubt den Glauben seines Verdiensts, in dem er Beweise für
ihn in der menschlichen Vernunft sucht. [...] Die Situation macht es
notwendig mit Entschiedenheit zu kämpfen, und mit aller Kraft das tödliche
Übel auszumerzen, das durch solche Bücher verursacht wird. Der Inhalt der
Fehler wird niemals verschwinden, solange nicht die kriminellen Elemente der
Verworfenheit im Feuer brennen und vergehen“ (Übers. d. Hgg.).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_7"><label>wo doch
Gerson schreiben durfte [...] sie verlohren haben</label>
<p>Der französische Theologe und langjährige Kanzler der Pariser Universität,
Jean Gerson (1363–1429), spricht in seinem Werk an verschiedenen Stellen von
der im Vergleich zur Gelehrtenzunft teils überlegenen Frömmigkeit von Laien
und insbesondere Frauen. Ein Beispiel hierfür findet sich in der Schrift
<hi>La Montaigne de Contemplation</hi> (1400): „Wer nicht durch diese
Tür, die schlicht und niedrig ist, hineingeht, ist ein Dieb und seine
Anstrengungen sind umsonst, wie Jesus sagt [Joh 10,1]. So kommt es, dass,
wenn ein Mann mit erhobenem Kopf auftritt, d.h. völlig überzeugt von seiner
Auffassungsgabe und seinem Wissen, und sich nicht kleinmachen will nach Art
eines Kindes oder einer einfachen Frau, er niemals fähig sein wird, durch
eine so schlichte [und niedrige] Tür zu gehen. Stattdessen wird er sich
verletzen und zurückweichen [...]. Aus diesem Grund haben viele Gelehrte zu
bestimmten Zeiten gewünscht, sie wären in einem Zustand der Einfachheit
verblieben, wie ihre Mütter, ohne Buchstaben [d.i. Latein] zu kennen“
(<hi>Oeuvres Completés</hi>, 1966, Bd. 7.1, 17 [Übers. d. Hgg.]; vgl.
auch 20).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_8"><label>Vorschläge
–</label>
<p>Semler bezieht sich auf <ref target="#bs_z_page_47">z47</ref>
(„Vorschläge zur weitern Berichtigung des öffentlich festgesetzten
Lehrbegriffs“); vgl. <ref target="#bs_d_page_155">d155</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_8a"><label>Luthers
Kirchenpostille</label>
<p>Predigtsammlung, die eine immense Breitenwirkung und viele Nachdrucke
erlebte. Von Luthers eigener Hand stammt nur der Advents- und Weihnachtsteil
(Wartburgpostille, 1522), den Stephan Roth (1492–1546) 1525 um einen aus
Nachschriften erstellten Fastenteil ergänzt hat.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_9"><label>„wozu soll
[...] nähere Ursache finden.[“]</label>
<p>Zitat z47.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_10"><label>In dem
Almanach wird geäußert, ich hätte für meinen Applausum Schaden
gefürchtet</label>
<p>Vgl. <hi>Kirchen- und Ketzer-Almanach</hi> (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_1_10"/>), 165.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_11"><label>die
größten, gelehrtesten Männer [...] stets habe befördern helfen, [...] sie
werden gewis mich übertreffen</label>
<p>Vielleicht abgesehen von Johann August Eberhard (1739–1809), der seit 1778
Professor für Philosophie in Halle war und als junger Mann bei Semler
studiert hatte, bestand zum damaligen Zeitpunkt für Semlers Schüler oder
Hallesche Protegés kaum Aussicht, ihm an theologischen oder
geistesgeschichtlichen Rang gleichzukommen, geschweige denn ihn zu
„übertreffen“. Des ungeachtet spielt Semler hier wohl auf Johann August
Nösselt (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_v_4"/>),
Georg Christian Knapp (1753–1825) und August Hermann Niemeyer (1754–1828)
an, deren Berufungen an die Theologische Fakultät zu Halle bzw. (in
Niemeyers Fall) dortige Lehrtätigkeit er befürwortet hatte. Denken dürfte er
auch an den von ihm geförderten Theologen, Philosophen und Philologen
Christian Gottfried Schütz (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_f_tp_2"/>), damals Professor in Jena, den
Semler 1769 zum Inspektor am Theologischen Seminar gemacht hatte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_11a"><label> Confessio
Saxonica und Würtembergica</label>
<p>1551 verfasste Melanchthon die <hi>Confessio Saxonica</hi>, die bald auch
über Sachsen hinaus Anerkennung und an Einfluss gewann. Im selben Jahr
entstand die <hi>Confessio Wirtembergica</hi>, an der Johannes Brenz
(1499–1570) maßgebend beteiligt war.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_11b"><label>aber in
der Apologie geschiehet es</label>
<p>Vgl. <hi>Apologia Confessionis Augustanae</hi> (vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_0_82"/>), Art. 13 und vor allem
24.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_5_12"><label>ob ich je
die Sache, Erbsünde [...] Genugthuung –</label>
<p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_10">a10</ref>.</p></note>
</div>