<div type="chapter" xml:id="bs_d_6">
  <head><choice>
      <orig>Sechster Brief.</orig>
      <supplied reason="toc-title">Sechster Brief</supplied>
    </choice></head>
  <p>Noch einige Gedult, mein Freund! die <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>bahrdtische</hi></persName>
                    Beschuldigung, als wenn das kirchliche Lehrsystem der drey Kirchen, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_1"/>der <index indexName="subjects-index">
      <term>Schrift</term>
    </index>Schrift und <index indexName="subjects-index">
      <term>Vernunft</term>
    </index>Vernunft entgegen laufe, zum <index indexName="subjects-index">
      <term>Unglaube</term>
    </index>Unglauben führe – wird auf diese Art, wider mein eigenes Urtheil, wider
                    meine Antwort, recht geflissentlich gerettet. Der Recensent sagt, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_2"/><quote corresp="#quote_bs_z47_7">ich hätte bey der Vertheidigung
                        diese Lehrsätze fast immer in einem <hi>gemilderten Sinne</hi>, also in
                        einem <hi>andern</hi> genommen, <hi>als in welchem</hi>
      <choice>
        <abbr><hi>Hr.</hi></abbr>
        <expan>Herr</expan>
      </choice>
      <choice>
        <abbr><hi>D.</hi></abbr>
        <expan>Doctor</expan>
      </choice>
      <index indexName="persons-index">
        <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
      </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> sie
                        bestritten habe.</quote></p>
  <p>Sie werden, lieber Freund, zusehen, ob diese <hi>Retirade</hi>, die man für <choice>
      <abbr>Hrn.</abbr>
      <expan>Herrn</expan>
    </choice>
    <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> hier
                    öffentlich besorget, in guter Ordnung geschehe? Ich muß wenigstens dahin sehen,
                    daß ich dabey nicht unter die Füsse getreten werde. Zur Noth gesteht der
                    Recensent doch, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_3"/><quote corresp="#quote_bs_z47_8">freylich hätte Herr <choice>
        <abbr><hi>D.</hi></abbr>
        <expan>Doctor</expan>
      </choice>
      <index indexName="persons-index">
        <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
      </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> seinen
                        Tadel in gemässigtern und behutsamern Ausdrücken vorbringen sollen; indes
                        habe er doch offenbar nur immer <pb xml:id="bs_d_page_165" n="165" edRef="#d"/> auf die <hi>härteste</hi> und unschicklichste
                        Vorstellungsart der angeschuldeten Lehrgründe, Rücksicht
                    gehabt?</quote></p>
  <p>Ohne Zweifel werden <index indexName="subjects-index">
      <term>biedermännisch</term>
    </index>biedermännische Leser von dieser Entschuldigung urtheilen, daß sie wenig
                    edle Aufrichtigkeit und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_4"/><foreign xml:lang="lat">bonam fidem</foreign> des Urhebers entdecke. 1) Es
                    ist lange ausgemacht, daß unsern Lehrern es gewis nicht freystehet, noch weniger
                    es geheißen ist, eben die <hi>unschicklichste <index indexName="subjects-index">
        <term>Vorstellungsarten</term>
      </index>Vorstellungsart</hi> vorzuziehen; daß sie vielmehr einen solchen
                        <hi>Vortrag</hi> schaffen müssen, wornach die innere <index indexName="subjects-index">
      <term>Würde</term>
    </index>Würde und <index indexName="subjects-index">
      <term>Wahrheit</term>
    </index>Wahrheit der Sache von <hi>jetzigen</hi> Zuhörern und Lesern
                    eingestanden werden kann und mus; wenn sie nicht wider eigenes Gewissen, die
                    Sache verdrehen wollen. Noch immer mus es <hi>eine aller Annehmung würdige Lehre
                        seyn</hi>, daß <index indexName="persons-index">
      <term>Jesus Christus</term>
      <term type="alternative">Christus</term>
    </index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus Christus</persName> gekommen ist,
                    bisherige Sünder in einen bessern Zustand zu bringen. Wir billigen nicht einmal
                        <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_5"/><index indexName="persons-index">
      <term>Flacius (Illyricus), Matthias</term>
    </index><persName ref="textgrid:254bk"><hi>Flacianische</hi></persName>
                    Beschreibung der <index indexName="subjects-index">
      <term>Sünde</term>
    </index><hi>Sünde</hi>, wie es bekannt genug ist; und <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_6"/>schon mehrmahlen habe ich
                        <index indexName="classics-index">
      <term>Augustinus von Hippo</term>
    </index><persName ref="textgrid:2r5hd"><hi>Augustini</hi></persName> Stelle
                        (<foreign xml:lang="lat">de catechizandis rudibus</foreign>) nach dem <index indexName="persons-index">
      <term>Hyperius, Andreas</term>
    </index><persName ref="textgrid:24h4h"><hi>Hyperius</hi></persName>,
                    wiederholet, <foreign xml:lang="lat">aliter</foreign> mus ein Lehrer handeln
                        <foreign xml:lang="lat">cum urbanis</foreign>, <foreign xml:lang="lat">aliter</foreign> mit <foreign xml:lang="lat">agricolis</foreign>; <foreign xml:lang="lat">aliter</foreign> mit Hofleuten, <foreign xml:lang="lat">aliter</foreign> mit Gelehrten; <foreign xml:lang="lat">aliter</foreign>
                    mit Lasterhaften; aliter mit ehrbaren Menschen. Selbst in meiner Antwort habe
                    ich <choice>
      <abbr>S.</abbr>
      <expan>Seite</expan>
    </choice>
    <ref target="#bs_a_page_31">31.</ref> die Sache erklärt; und nun
                    erwischt man diese meine ehrliche Anzeige, um Herrn <choice>
      <abbr>D.</abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> zu helfen.
                        <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_7"/>Wenn also der
                    Recensent zugiebt, Herr <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> könne die
                    Wahrheit im <hi>mildern</hi> Sin<pb xml:id="bs_d_page_166" n="166" edRef="#d"/>ne, mit ehrlichen Grunde, <hi>nicht leugnen</hi>, und aber kein Lehrer
                    befehliget ist, <hi>den gröbsten Sinn</hi> mit den gröbsten alten Beschreibungen
                    zu behalten, und <hi>dadurch jetzt Anstos</hi> zu erwecken; wenn endlich in
                    allen <hi>Lehrbüchern</hi> seit den 20–30 letzten Jahren gar keine von solchen
                        <hi>härtesten</hi> und <hi>unschicklichsten</hi> Vorstellungen vorkommen: so
                    bleibt es ja eine ganz unschickliche Beschuldigung aller drey großen Kirchen in
                        <hi>Teutschland</hi>, was <hi>in dem Bekenntnis</hi> so unredlich
                    geschrieben wurde. Wie so leicht ist es einem rechtschaffenen Mann, zu sagen,
                    ich habe freylich hieran unrecht gethan! Ist das eine Beschimpfung für Herrn <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName>, oder für den
                    Herausgeber dieses Bekenntnisses? Und ist es ehrlich und würdig gehandelt, in
                    einer Zeit, wo man gleichsam schwärmt oder gaukelt, von lauter neuer <index indexName="subjects-index">
      <term>Wohltätigkeit</term>
    </index>Wohlthätigkeit und <index indexName="subjects-index">
      <term>Glückseligkeit</term>
    </index>Glückseligkeit, daß man unsre so guten so ehrlichen Lehrer also
                    beschreibet?</p>
  <p>Aber 2) auch dieses näher zu untersuchen, <hi>wo ist denn dieser härteste Sinn
                        oder Unsinn</hi> jetzt anzutreffen? In welchen symbolischen Büchern oder
                    ihren Erklärungen? Jetzt will man dem Bekenntnis dadurch helfen, es habe nur auf
                    den <hi>härtesten Sinn</hi>, von Erbsünde, Rechtfertigung, Genugthuung <choice>
      <abbr>etc.</abbr>
      <expan>et cetera</expan>
    </choice> gesehen – Kann man, ohne sich lächerlich zu machen, sagen, daß dis
                    wirklich der Fall des Bekenntnisses ist? Und hat noch je jemand die öffentliche
                        <index indexName="subjects-index">
      <term>Religionslehre</term>
    </index>Religionslehre nach den <index indexName="subjects-index">
      <term>Privatvorstellungen</term>
    </index>privat Vorstellungen einzelner einfältiger Menschen, oder schlechter
                    Verfasser, beurtheilet? Alle Leser <pb xml:id="bs_d_page_167" n="167" edRef="#d"/> des Bekenntnisses sollen sich hiemit aufdringen lassen, was <hi>der Sinn</hi>
                    des <choice>
      <sic>Hrern</sic>
      <corr type="editorial">Herrn</corr>
    </choice>
    <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdts</hi></persName> seye, damit
                    er ja noch könne entschuldiget, ich aber verdammt werden. Es sollen Herrn <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdts</hi></persName>
    <hi>unbehutsame Ausdrücke</hi> seyn; die Lehrsätze selbst aber sollen stehen
                    bleiben. Gleichwohl redet das Bekenntnis von <hi>den Artickeln selbst</hi>, die
                    er glaubet oder <hi>nicht glaubet</hi>. Es sind also so viel <index indexName="subjects-index">
      <term>Kirchen</term>
    </index>Kirchen, worinn Prinzen und Personen von erhabenem Rang, von
                    Gelehrsamkeit und alter Frömmigkeit sind, es nicht werth, daß man sagen dürfte,
                    Herr <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> that in der
                    Sache geradehin zu viel? Jener Recensent vorhin that also auch unrecht, daß er
                    dis <hi>Bekenntnis</hi> so beurtheilte; er hätte nur sagen sollen, die <index indexName="subjects-index">
      <term>Ausdrücke</term>
    </index><hi>Ausdrücke</hi> waren nicht behutsam; Herr <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> redet wahr
                    genug; denn er redet nur von dem gröbsten Sinn aller drey <index indexName="subjects-index">
      <term>Parteien</term>
    </index>Partheyen. Nun, wenn solche grosse Kirchen ein mehreres <hi>nicht
                        verlangen dürfen</hi>, sondern sich erst hier belehren lassen müssen, das
                    Bekenntnis fehle nur in unbehutsamen <hi>Ausdrücken</hi> – so mus ich ja stille
                    schweigen, und mus ja, wider alle Einsicht, glauben, was mir die christliche
                    Religion zu glauben nicht auferlegte; ich mus glauben, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_8"/>daß ich aus Bosheit, aus
                        <quote corresp="#quote_bs_z47_6"><index indexName="subjects-index">
        <term>politisch</term>
      </index><hi>politischen</hi> Absichten</quote>, oder aus – unrecht gethan
                    habe, durch meine Antwort den Recensenten in eine solche Enge zu treiben.
                    Politisch unrecht habe ich gehandelt, ist völlig wahr; der Recensent aber
                    handelt also <index indexName="subjects-index">
      <term>politisch handeln</term>
    </index>politisch recht und klug, und verstehet es, sich in die Zeit zu
                    schicken.</p>
  <p><pb xml:id="bs_d_page_168" n="168" edRef="#d"/> Nun kommt der Text näher auf
                    mich. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_9"/><quote corresp="#quote_bs_z48_1"><choice>
        <abbr>Hr.</abbr>
        <expan>Herr</expan>
      </choice>
      <choice>
        <abbr>D.</abbr>
        <expan>Doctor</expan>
      </choice>
      <index indexName="persons-index">
        <term>Semler, Johann Salomo</term>
      </index><persName ref="textgrid:250ds">Semler</persName> hätte dergleichen
                        Aeußerungen dem Herrn <choice>
        <abbr>D.</abbr>
        <expan>Doctor</expan>
      </choice>
      <index indexName="persons-index">
        <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
      </index><persName ref="textgrid:2541p">Bahrdt</persName> nicht rügen sollen,
                        da man in seinen Schriften <hi>auch dergleichen</hi> findet. So heißt es
                        unter andern in der Vorrede des ersten Bandes seiner <index indexName="subjects-index">
        <term>Vorlesungen, ascetische (Semler)</term>
      </index><hi>ascetischen</hi> Vorlesungen</quote>“ – Hier sind Sie wohl,
                    guter lieber Freund, schon selbst auf dem Wege, mich zu beschützen. 1) Die
                    Angabe oder Thesis ist: in meinen Schriften kämen <hi>eben dergleichen</hi>
                    Aeußerungen vor, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_10"/>Erbsünde, Genugthuung <choice>
      <abbr>etc.</abbr>
      <expan>et cetera</expan>
    </choice> seyen wider Schrifft und Vernunft unter die christlichen Lehrsätze
                    aufgenommen worden; seyen Quelle der Sünden und Verachtung der christlichen
                        <index indexName="subjects-index">
      <term>Religionsverachtung</term>
    </index>Religion. Diese, <hi>dergleichen</hi> Aeußerungen sollten in meinen
                    Schriften vorkommen? Nun, wenn es wahr wäre, würde ich dennoch nicht selbst es
                    für unbehutsame <index indexName="subjects-index">
      <term>Ausdrücke</term>
    </index><hi>Ausdrücke</hi> erklären dürfen. Aber ich hatte schon wider Herrn
                        <index indexName="persons-index">
      <term>Basedow, Johann Bernhard</term>
    </index><persName ref="textgrid:25094"><hi>Basedows</hi></persName> arme Urkunde
                    gesagt, sucht ihr bis an den jüngsten Tag! 2) Wenn ich aber auch in der That
                    also gröblich mich an den Lehrsätzen der christlichen Religion vergriffen hätte:
                    würde dis etwas helfen zur Entschuldigung dieses Bekenntnisses? <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_11"/>Sonst war es schlechter
                    Trost, <foreign xml:lang="lat">Socios habuisse
                        malorum</foreign><supplied>.</supplied> 3) Aber gar aus der Vorrede zu
                        <index indexName="subjects-index">
      <term>Vorlesungen, ascetische (Semler)</term>
    </index><hi>ascetischen</hi> Vorlesungen; die ich für meine Zuhörer zu
                    allernächst bestimmt habe, die auch wahrlich <hi>nicht zur Verachtung</hi> der
                        <index indexName="subjects-index">
      <term>Religionsverachtung</term>
    </index>Religion dadurch von mir sind verleitet worden! Lesen Sie doch, mein
                    Lieber, meine Worte noch einmal: <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_12"/><quote corresp="#quote_bs_z48_2"><supplied></supplied><hi>den meisten Streitigkeiten</hi> in der
                            <foreign xml:lang="lat">Formula concordiae</foreign> gehet es so, <pb xml:id="bs_d_page_169" n="169" edRef="#d"/> daß man nemlich über die Art
                        und Weise <hi>einer Vorstellung</hi> so eifersüchtig wurde, als wenn alle
                        Kraft und <hi>Wirkung der Sache selbst</hi> (diese Partheyen behielten
                            <hi>Erbsünde, Bekehrung</hi>, Rechtfertigung <choice>
        <abbr>etc.</abbr>
        <expan>et cetera</expan>
      </choice>) <choice>
        <abbr>z. E.</abbr>
        <expan>zum Exempel</expan>
      </choice> im Abendmal an solche einzige Vorstellung und <index indexName="subjects-index">
        <term>Redensarten</term>
      </index>Redensart, von Gott gebunden wäre. Diese Mangelhaftigkeit der
                        Einsicht und eigenmächtige Bestimmung einer einzigen <hi>Art der <index indexName="subjects-index">
          <term>Vorstellungen</term>
        </index>Vorstellung</hi> von einer Sache, hat von je her die leichte und
                        unanstößige Ausbreitung und Erfahrung der christlichen Religion gehindert,
                        und <hi>noch jetzt ist dieses die vornehmste Ursache von sehr vielem Anstos,
                            der endlich zur Verwerfung der ganzen Sache gereichet</hi>, weil es den
                        Schein hat, eine Gesellschaft von Menschen wolle sich das Recht geben, die
                        innern Vorstellungen andrer Menschen unter Vorschriften und gleichförmige
                        Gesetze zu fassen; da doch Gott selbst dergleichen Verschiedenheit der <choice>
        <sic>Vorstellugen</sic>
        <corr type="editorial">Vorstellungen</corr>
      </choice> nicht nur zuläßt und duldet, sondern auch befördert und
                        erhält.“</quote></p>
  <p>Ist diese meine so wahre so ernsthafte Aeusserung wirklich <hi>eben
                        dergleichen</hi> als das Bekenntnis enthält? Könnten Sie, lieber Freund, und
                    noch etliche <index indexName="subjects-index">
      <term>Biedermänner</term>
    </index>Biedermänner <hi>sagen, ja</hi>: so wollte ich gern gestehen, ey so habe
                    ich zu stark geschrieben; aber in guten Absichten; denen mein Lebenswandel auch
                    eine <index indexName="subjects-index">
      <term>Glaublichkeit</term>
    </index>Glaublichkeit schaft. Allein nehmen Sie diese Streitigkeiten in <foreign xml:lang="lat">formula concordiae</foreign>. Sind <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_12a"/><foreign xml:lang="lat">tres caussae conuersionis</foreign>, wie <index indexName="persons-index">
      <term>Melanchthon, Philipp</term>
    </index><persName ref="textgrid:24h48"><hi>Melanchthon</hi></persName> diese
                        <hi>Lehrart</hi> von dieser <hi>Sache</hi>, <foreign xml:lang="lat">conuersio</foreign>, hat, oder nicht? Dis ist die Frage; derjenige Mensch,
                        <pb xml:id="bs_d_page_170" n="170" edRef="#d"/> der seine <index indexName="subjects-index">
      <term>Bekehrung</term>
    </index><hi>Bekehrung</hi> aus 3 <foreign xml:lang="lat">caussis</foreign>
                    erkläret, hat eben dieselbe <hi>eigene <index indexName="subjects-index">
        <term>Änderung, moralische</term>
      </index>moralische</hi> Aenderung erfahren, als derjenige, der diese 3
                        <foreign xml:lang="lat">caussas</foreign> leugnet; und mit der <foreign xml:lang="lat">Formula concordiae</foreign> nur 2 <foreign xml:lang="lat">caussas</foreign>
    <hi>vor</hi> der Bekehrung ansezt. Diese Zweierley Gelehrten stritten also über
                        <foreign xml:lang="lat">modificationem</foreign> ihrer Vorstellung, und über
                    Bedeutung des Wortes <foreign xml:lang="lat">caussa</foreign>. Daher konnte ich
                    ja mit Recht angehende Lehrer warnen, ja nicht auf solche Streitigkeiten selbst
                    zu fallen, und sie für wichtig zur christlichen <index indexName="subjects-index">
      <term>Erbauung</term>
    </index>Erbauung zu halten. Noch dazu ist <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_12b"/>in unsern Staaten keine Formula concordiae den
                    Lehrern vorgelegt. Weiter, redete ich etwa hiedurch von der <hi>augspurgischen
                        Confeßion</hi>, und andern, allen <hi>lutherischen</hi> Lehrern gemeinen
                    Büchern? Gewis nicht; denn nur ein Ungelehrter könnte sagen, es seyen darinn
                    allgemeine Vorschriften über die <hi>einzige Art der Vorstellungen</hi> für alle
                    Lehrer und Zuhörer <hi>schon enthalten</hi>; und die eigene <index indexName="subjects-index">
      <term>Vorstellungen</term>
    </index>Vorstellung seye einem <index indexName="subjects-index">
      <term>Privatchristen</term>
    </index>privat Christen <hi>genommen</hi> und untersagt worden. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_12c"/>Die Ueberschrift des 3ten
                    Theils der <hi>schmalkaldischen</hi> Artickel gehört wieder her. Der Lehrer soll
                    bey seinen Zeitgenossen Vorstellungen erwecken, die sie wirklich zu den Ihrigen
                    machen können; wenn sie gleich nicht gelehrt und systematisch denken. Eben
                    darinn, in dieser <hi>eigenen Erkenntnis</hi> ist die Zufriedenheit und
                    Verbindung der <index indexName="subjects-index">
      <term>Lutheraner</term>
    </index>Lutheraner gegründet; sie können kein anderes <hi>Religionssystem</hi>
                    verlangen; und ich, der diesen Sachen doch warlich zugesehen hat, konnte am
                    wenigsten von der <index indexName="subjects-index">
      <term>Parteien</term>
    </index>Parthey seyn, die es sich zur <hi>Merite</hi> ma<pb xml:id="bs_d_page_171" n="171" edRef="#d"/>chen will, alle
                        <hi>Religionspartheyen</hi> in einer einzigen Lehrform zu vereinigen; ich
                    sehe den innersten Widerspruch, den Widerstand Gottes in seinem Plane. Und nun
                    mus weiter folgen, auch aus Herrn <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdts</hi></persName> Bekenntnis
                    kann und soll ein Lehrer alle diese Lehren eben so vortragen, daß die
                        <hi>Zuhörer</hi> über Bekehrung, Genugthuung – ferner eigene practische
                    Gedanken bekommen. Ist dis nicht gar lächerlich?</p>
  <p><ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_13"/><quote corresp="#quote_bs_z48_3">Noch ein Beyspiel, daß ich mir
                            <hi>eben solche Beschuldigungen vormals erlaubt hätte</hi>, als ich jezt
                        an Herrn <index indexName="persons-index">
        <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
      </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> tadelte.
                        In dem <hi>Versuche einer freien Lehrart</hi>, <choice>
        <abbr>S.</abbr>
        <expan>Seite</expan>
      </choice> 454 –</quote> Ich brauche dis nicht abzuschreiben. Genug 1) <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_13a"/>der <hi>Recensent</hi>
                    ist so <hi>übereilt</hi>, daß er des <index indexName="persons-index">
      <term>Baxter, Richard</term>
    </index><persName ref="textgrid:3r68c"><hi>Richard Baxters</hi></persName> Worte
                    nicht einmal unterscheiden konnte. In der That sind es <hi>die Worte</hi> dieses
                    Engeländers vor 100 Jahren. 2) Umgekehrt aber ist es ein klarer Beweis von dem
                        <index indexName="subjects-index">
      <term>Ungrund</term>
    </index><hi>Ungrund</hi> solcher Beschuldigungen wider die
                        <hi>protestantischen</hi> Kirchen. Wenn schon vor 100 Jahren Gelehrte stets
                    darauf gesehen haben, daß bey uns nicht die <hi>fehlerhafte</hi>
    <index indexName="subjects-index">
      <term>Erbaulichkeit</term>
    </index>Erbaulichkeit <hi>einzelner Lehrer</hi>, an die Stelle der <index indexName="subjects-index">
      <term>Lehre</term>
    </index>Lehre ohne solche <hi>individuelle <index indexName="subjects-index">
        <term>Modifikationen</term>
      </index>Modification</hi>, gesezt werden soll; wenn <hi>sie ganz frey</hi>
                    solche Fehler der <index indexName="subjects-index">
      <term>Einbildungskraft</term>
    </index>Einbildungskraft getadelt und widerlegt haben: so ist es doch ganz gewis
                    nicht <choice>
      <sic>andem</sic>
      <corr type="editorial">an dem</corr>
    </choice>, daß wir eine Lehrvorstellung von Genugthuung – forderten, <hi>welche
                        wider <index indexName="subjects-index">
        <term>Schrift</term>
      </index>Schrift und <index indexName="subjects-index">
        <term>Vernunft</term>
      </index>Vernunft anstiesse</hi>. Will wohl jemand lauter neue ganz andre
                    Gesänge schaffen, weil es hie und da schlechte giebt?<pb xml:id="bs_d_page_172" n="172" edRef="#d"/> Oder ganz andere Gebete, weil manche schlechte ehedem
                    gedrukt worden? Es ist also <hi>nicht an dem</hi> daß in den <foreign xml:lang="lat">libris Symbolicis</foreign>,
                    eine <hi>harte</hi> anstössige Lehre uns <hi>vorgeschrieben seye</hi>. Es ist
                    nicht an dem, daß wir die <hi>Worte und <index indexName="subjects-index">
        <term>Redensarten</term>
      </index>Redensarten</hi> dieser Bücher jezt behalten und nach lallen müsten
                    die sich doch nur aufs 16te Jahrhundert bezogen haben. Die <hi>Lehrsätze</hi>,
                    die <index indexName="subjects-index">
      <term>Sachen</term>
    </index><hi>Sachen</hi>, gehören zu dem Inhalte der Grundbücher unserer
                    Gesellschaft, wie ich schon gesagt habe; nicht aber <index indexName="subjects-index">
      <term>Formalia</term>
    </index><foreign xml:lang="lat">Formalia</foreign>. Die Frage, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_14"/><quote corresp="#quote_bs_z48_4">sollte
                        Herr <index indexName="persons-index">
        <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
      </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> bey seinen
                        Einwendungen gegen die <index indexName="subjects-index">
        <term>Genugtuungslehre</term>
      </index><hi>Genugthuungslehre</hi>, nicht auch hauptsächlich die so
                        gewöhnliche Entgegensetzung des Vaters und des Sohnes, beym Wercke der
                        Erlösung im Sinn gehabt haben</quote>: kann ja niemand besser beantworten,
                    als Herr <choice>
      <abbr><hi>D.</hi></abbr>
      <expan>Doctor</expan>
    </choice>
    <index indexName="persons-index">
      <term>Bahrdt, Carl Friedrich</term>
    </index><persName ref="textgrid:2541p"><hi>Bahrdt</hi></persName> selbst; er
                    kann ja allen andern Sinn wiederrufen; aber folglich auch, <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_d_6_15"/><hi>daß Gott blos um eines
                            <index indexName="subjects-index">
        <term>Menschenopfer</term>
      </index>Menschenopfers willen</hi> Sünde vergebe, nicht uns als Lehrsaz
                    andichten. Er sagte ja ausdrüklich <choice>
      <abbr>S.</abbr>
      <expan>Seite</expan>
    </choice>
    <ref target="#bs_a_page_22">22.</ref>
    <ref target="#bs_a_page_23">23.</ref> daß er <quote corresp="#quote_bs_a22_7">die <hi>Lehrsätze seiner Kirche</hi>
                        hiemit geprüft, und das Resultat der Prüfung hiemit bekannt gemacht
                        habe</quote>; soll dis aber ganz was anders heissen, die Entgegensetzung –
                    so hätte er ja <hi>auch ganz anders</hi> schreiben müssen.</p>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_1"><label>der Schrift
                        und Vernunft entgegen laufe, zum Unglauben führe –</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_10">a10</ref>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_2"><label>„ich hätte
                        [...] sie bestritten habe.“</label>
    <p>Leicht bearbeitetes Zitat z47, Hervorhebungen von Semler.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_3"><label>„freylich
                        hätte [...] Rücksicht gehabt?“</label>
    <p>Zitat z47f.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_4"><label>bonam
                        fidem</label>
    <p>Begriff aus dem römischen Recht (<hi>bona fides</hi>); wörtlich „guter
                        Glaube“. Was die Verwendung hier dem deutschen Ausdruck „Aufrichtigkeit“
                        hinzufügen soll, ist nicht klar.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_5"><label>Flacianische
                        Beschreibung der Sünde</label>
    <p>Matthias Flacius Illyricus, eigentlich Matija Vlačić (1520–1575),
                        lutherischer Theologe venezianisch-kroatischer Herkunft, u.a. Professor in
                        Wittenberg und Jena sowie Initiator der <hi>Magdeburger Centurien</hi>
                        (1559–1574), der ersten, von protestantischer Warte aus geschriebenen
                        Universal-Kirchengeschichte. Flacius war bekannt für seine kompromisslosen,
                        ohne Rücksicht auf Verluste oder Etikette ausgetragenen Dispute (daraus
                        womöglich abgeleitet: „Fläz“, „sich fläzen“). 1561 wurde er seines Amtes in
                        Jena enthoben, 1573 der neuen Heimat Straßburg verwiesen. Den
                        Hauptanstoßpunkt bildete seine als manichäisch verdächtigte Sündenlehre:
                        Nach Adams Fall, so Flacius, sei die Erbsünde wesentlicher (und nicht etwa
                        bloß akzidentieller) Bestandteil der menschlichen Natur. Gegen diese
                        „flacianische Beschreibung“ richtete sich der erste Artikel der
                            <hi>Konkordienformel</hi> (1577), Affirmativa 1. (vgl. Negativa 7.):
                        „Wir gläuben, lehren und bekennen, daß ein Unterschied sei zwischen der
                        Natur des Menschen, nicht allein wie er Anfangs von Gott rein und heilig
                        ohne Sünde erschaffen, sondern auch wie wir sie jetzunder nach dem Fall
                        haben, nämlich zwischen der Natur, so auch nach dem Fall noch eine Kreatur
                        Gottes ist und bleibet, und der Erbsünde [die nicht von Gott geschaffen
                        ist], und daß solcher Unterschied zwischen Gottes und des Teufels Werk sei.“
                        (BSLK 770)</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_6"><label>schon
                        mehrmalen habe ich Augustini Stelle (de catechizandis rudibus) nach dem
                        Hyperius wiederholet</label>
    <p>Andreas Hyperius, eigentlich Andreas Gerhard (1511–1564), war ein flämischer
                        Reformator und Verfasser der ersten eigenständigen protestantischen
                        Homiletik. Semler hatte mehrfach eine auf Hyperius (De Catechesi, in:
                            <hi>Varia Opuscula</hi> [1570], 436–510; 446f.) zurückgehende Paraphrase
                        bestimmter Aussagen der augustinischen Schrift <hi>De catechizandis
                            rudibus</hi> (um 400; vgl. z.B. Kap. 15.) zitiert; am ausführlichsten im
                            <hi>Apparatus ad libros symbolicos Ecclesiae Lutheranae</hi> (1775),
                        199: „Augustinus abunde docet talem <hi>aliter</hi> agere, cum his, qui ex
                        gentilitate, <hi>aliter</hi> cum illis qui ex Iudaismo veniunt;
                            <hi>aliter</hi> cum urbanis et politicis, <hi>aliter</hi> cum agricolis
                        et prorsus incultis; <hi>aliter</hi> cum grammaticis, oratoribus,
                        philosophis, <hi>aliter</hi> cum illiteratis; <hi>aliter</hi> cum his, qui
                        foedis peccatis antea fuerint assueti, <hi>aliter</hi> cum his, qui
                        inculpate vivere visi sunt, tractare omnia.“ Vgl. auch Semler, <hi>Versuch
                            einer freiern theologischen Lehrart</hi> (1777), 12; <hi>[A]ufrichtige
                            Antwort, auf Herrn Basedows Urkunde</hi> (1780), 56.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_7"><label>Wenn also
                        der Recensent zugiebt, [...] nicht leugnen [...] den gröbsten Sinn [...] zu
                        behalten</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_z_page_47">z47f.</ref></p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_8"><label>daß ich aus
                        Bosheit, aus politischen Absichten</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_z_page_47">z47</ref>, vgl. <ref target="#bs_d_page_113">d113–115.</ref><ref target="#bs_d_page_119">119–121.</ref><ref target="#bs_d_page_160">160–162</ref>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_9"><label>„Hr. D.
                        Semler hätte [...] ascetischen Vorlesungen“ –</label>
    <p>Zitat z48. Zu den <hi>[A]scetische[n] Vorlesungen</hi> vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_4_6"/>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_10"><label>Erbsünde,
                        Genugthuung etc. seyen wider Schrifft und Vernunft [...] Verachtung der
                        christlichen Religion</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_10">a10</ref>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_11"><label>Sonst war
                        es schlechter Trost, Socios habuisse malorum</label>
    <p>Das lateinische Sprichwort „Solamen miseris socios habuisse malorum“ (Trost
                        für Elende ist es, Leidensgenossen zu haben) taucht dem Wortlaut nach wohl
                        erstmals in Baruch Spinozas <hi>Ethica ordine geometrico demonstrata</hi>
                        (1677) 4. Teil, 57 (Anm.), auf. Verwandte Formulierungen sind schon
                        nachweisbar bei mittelalterlichen Autoren wie Thomas von Aquin, Dominicus de
                        Gravina und Thomas von Kempen sowie bei dem englischen Dramatiker
                        Christopher Marlowe (<hi>Doctor Faustus</hi>; postum 1604/1616), der den
                        Ausspruch Mephistopheles in den Mund legt. Griechische Vorbilder reichen bis
                        zu Thukydides (7, 75,6) und Äsops Fabel „Die Hasen und die Frösche“ (Nr.
                        143; Zählung Hausrath) zurück. – Semler zitiert hier, halb eingedeutscht,
                        eine weniger geläufige, jüngere Variante des Sprichworts mit abweichendem
                        Sinn: „Solamen <hi>miserum</hi> socios habuisse malorum“ (Es ist ein elender
                        Trost, Leidensgenossen zu haben). Zu diesem Wortspiel vgl. z.B. Christian
                        Thomasius, <hi>Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische
                            Gedancken u. Erinnerungen über allerhand auserlesene Juristische
                            Händel</hi>, Bd. 3 (<hi rend="superscript">2</hi>1724), 252.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_12"><label>[„]den
                        meisten [...] befördert und erhält.“</label>
    <p>Zitat des Zitats z48, das eine Passage der unpaginierten „Vorrede“ der
                            <hi>[A]scetische[n] Vorlesungen</hi> (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_4_6"/>), [8]f., wiedergibt.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_12a"><label>Sind tres
                        caussae conuersionis, wie Melanchthon diese Lehrart [...] hat</label>
    <p>Melanchthon lehrte eine „synergistische“ Sicht, nach der bei der Bekehrung
                        des Menschen 1) das Wort Gottes, 2) der Heilige Geist und nachrangig 3) der
                        menschliche Wille zusammenwirken.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_12b"><label>in unsern
                        Staaten keine Formula concordiae den Lehrern vorgelegt</label>
    <p>Gemeint ist Preußen, vgl. <ptr type="page-ref" target="#erl_b_v_16"/>.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_12c"><label>Die
                        Ueberschrift des 3ten Theils der schmalkaldischen Artickel gehört wieder
                        her</label>
    <p>Vgl. <ref target="#bs_d_page_134">d134</ref>. „Folgende Stücke oder Artikel
                        mögen wir mit gelehrten, vernünftigen oder unter uns selbst verhandeln, denn
                        der Papst und sein Reich achten derselben nicht viel. Denn conscientia
                        (Gewissen) ist bei ihnen nichts, sondern Geld, Ehre und Gewalt.“</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_13"><label>Noch ein
                        Beyspiel, daß ich mir eben solche Beschuldigungen vormals erlaubt hätte, als
                        ich jezt an Herrn Bahrdt tadelte. In dem Versuche einer freien Lehrart, S.
                        454 –</label>
    <p>Semler bezieht sich auf z48, dort wird aus seinem <hi>Versuch einer freiern
                            theologischen Lehrart</hi> (1777) zitiert.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_13a"><label>der
                        Recensent ist so übereilt, daß er des Richard Baxters Worte nicht einmal
                        unterscheiden konnte</label>
    <p>An der besagten Stelle in seinem <hi>Versuch einer freiern theologischen
                            Lehrart</hi> (1777), 454, zitiert Semler tatsächlich den Puritaner
                        Richard Baxter (1615–1691); allerdings ohne jegliche Distanzierung von
                        Baxters Kritik an der Satisfaktionslehre. Genau genommen bietet Semler hier
                        über mehrere Seiten jeweils kurze Ausschnitte aus Baxters Schrift; das
                        konkrete Zitat (s. <ref target="#bs_z_page_48">z48</ref>) ist
                        entnommen aus Baxter, <hi>Methodus theologiae Christianae</hi> (1681), Teil
                        III, Kap. 1, § 19 . Vgl. kritisch zu Semlers Interpretation von Baxters
                        Thesen die Rezension von Engelbert Klüpfel (s. <ptr type="page-ref" target="#erl_d_1_5"/>) in dessen <hi>Nova bibliotheca ecclesiastica
                            Friburgensis</hi> 4 (1779), 502–505.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_14"><label>sollte Herr
                        Bahrdt [...] im Sinn gehabt haben</label>
    <p>Zitat z48.</p></note>
  <note type="editorial-commentary" place="end" xml:id="erl_d_6_15"><label>daß Gott
                        blos um eines Menschenopfers willen Sünde vergebe</label>
    <p>Anspielung auf <ref target="#bs_a_page_14">a14.</ref><ref target="#bs_a_page_18">18</ref>.</p></note>
</div>