<div type="chapter" id="gr_chapter_0">
<head id="gr_vorerinnerung_head"><choice>
<orig><pb edRef="#a" type="sp" n="3"/>
<pb edRef="#b" type="sp" n="1"/>
<pb edRef="#c" type="sp" n="1"/>
<pb edRef="#d" type="sp" n="1"/> Vorerinnerung.</orig>
<supplied reason="toc-title">Vorerinnerung</supplied>
<supplied reason="column-title">Vorerinnerung</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="gr_vorerinnerung">
<div type="section" n="I" id="gr_section_i">
<p>Die <hi>populäre</hi>
<app>
<lem><hi>Dogmatik</hi> ist</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>Dogmatik</hi>, <choice>
<abbr>d. h.</abbr>
<expan>das heißt</expan>
</choice></rdg>
</app> der Inbegriff derjenigen theoretischen <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten oder <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubenslehren</term>
</index>Glaubenslehren, <app>
<lem>von welchen auch solche Christen, die keine Theologen werden
wollen, unterrichtet werden sollen und können. Dahin gehören aber
alle <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmen</term>
</index>Dogmen,</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> welche auf die durch die Religion <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>Jesu zu bewirkende moralische <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung und</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Beglückung</term>
</index>Beglückung der Menschen einen nähern Einfluß haben, und <app>
<lem>dabey einer auch den Nichttheologen verständlichen Behandlung fähig
sind. Von</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">daher <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_vorerinnerung_1"/>in den populären Unterricht vom
theoretischen Theil der Religion allein gehören, unterscheidet sich
von</rdg>
<rdg wit="#b" type="pp">weil sie allein gemeinnützig und
gemeinverständlich sind, auch allein in den populären Unterricht vom
theoretischen Theil der Religion gehören. Sie <hi>unterscheidet
sich</hi> von</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Schuldogmatik</term>
</index>Schuldogmatik <app>
<lem><hi>unterscheidet sich</hi> demnach die populäre</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> durch <app>
<lem><app>
<lem>ihren</lem>
<rdg wit="#b" type="v">den</rdg>
</app> Zweck, <app>
<lem>ihren</lem>
<rdg wit="#b" type="v">den</rdg>
</app> Inhalt <app>
<lem>oder die Auswahl der abzuhandelnden Lehrsätze</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app>, und <app>
<lem>ihre</lem>
<rdg wit="#b" type="v">die</rdg>
</app> Behandlungsart. <app>
<lem>Der <hi>Zweck</hi> der populären Dogmatik ist, die <index indexName="subjects-index">
<term>Bildung</term>
</index>Bildung einsichtsvoller Christen zu befördern;
dahingegen</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Denn</rdg>
</app> durch den Vortrag der Schuldogmatik <app>
<lem/>
<rdg wit="#b" type="pt"><hi>soll</hi> der</rdg>
</app> Schulgerechte <app>
<lem>Theologen zubereitet werden sollen. In Absicht des
<hi>Inhalts</hi> muß zwar auch die populäre Dogmatik in
ihrer Art und zu ihrem Zweck vollständig seyn, und darf
nicht auf die <pb edRef="#c" n="2"/>
<pb edRef="#d" n="2"/> ersten Anfangsgründe der
Christenlehre eingeschränkt werden, weil sie sonst für
fähigere und im Nachdenken geübte Christen nicht zureichend
wäre, und selbst die gründliche Einsicht in die
vorgetragenen Lehrsätze</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Theolog,</rdg>
</app> durch die <app>
<lem>gelassenen Lücken erschwehret werden würde. <app>
<lem>Gleichwohl aber bleibt</lem>
<rdg wit="#d" type="ppl">Es kann sogar wegen des
Bedürfnisses vieler Zeitgenossen, denen durch <index indexName="subjects-index">
<term>Jugendunterricht</term>
</index>Jugendunterricht, Lektüre und Gewohnheit
gewisse Theorien nun einmal wichtig sind, rathsam
oder nöthig seyn, manches, was sonst entbehrlich
wäre, aufzunehmen, um nicht Viele der Stützen ihrer
Tugend und Gemüthsruhe unbedachtsam zu berauben, und
um an die Stelle krasser und vielleicht schädlicher
Vorstellungsarten vernünftigere, schriftmäsigere und
unschädliche an die Hand geben zu können. Aber in
der Regel, und wenn nicht Rücksichten auf die nur
bemerkten Umstände eine Ausnahme zu machen rathen,
bleibt gleichwohl</rdg>
</app> aus</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Erlernung</rdg>
</app> der populären <app>
<lem>Dogmatik billig alles ausgeschlossen</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">aber der einsichtsvolle Christ gebildet
werden. Alles</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Inhalt, Behandlungsart, und Zweck. Alles</rdg>
</app>, was seine Stelle in der Schuldogmatik <app>
<lem>bloß <app>
<lem>gewißen, zumal ältern und nur die theologischen Systeme
betreffenden</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">gewissen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blos gewissen</rdg>
</app> Streitigkeiten, oder den nicht geradehin zu verachtenden Bemühungen
der <index indexName="subjects-index">
<term>Scholastiker</term>
</index>Scholastiker zu <pb edRef="#b" n="2"/> verdanken <app>
<lem><app>
<lem>hat, oder</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">hat; alles,</rdg>
</app> was nicht ohne unmittelbare Anwendung gelehrter <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfsmittel</term>
</index>Hülfsmittel verständlich gemacht werden kann, oder in
keinem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hat; alles was nicht in einem</rdg>
</app> nahen Zusammenhang mit der moralischen <index indexName="subjects-index">
<term>Beglückung</term>
</index>Beglückung der Menschen stehet, sondern <app>
<lem>bloße</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blose</rdg>
</app>, obgleich nicht <app>
<lem>immer</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> unnütze, gelehrte <pb edRef="#d" n="3"/> Spekulation über
Religionswahrheiten ist, <app>
<lem>zumal wenn sie</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">oder</rdg>
</app>
<app>
<lem>mit Recht</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">nicht ohne Grund</rdg>
</app> von uns für problematisch gehalten <app>
<lem><app>
<lem>wird. Bey dem <hi>Vortrage</hi> der zur populären Dogmatik
gehörigen Lehren enthält man sich alles dessen, wodurch er
den nichttheologischen Zuhörern unverständlich werden würde.
Man braucht daher</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">werden kan, gehört zur populären
Dogmatik eben so wenig, als</rdg>
</app> die</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">wird, bleibt von dem <hi>Inhalt</hi> der
populären Dogmatik ausgeschlossen. Bey ihrem <hi>Vortrag</hi>
enthält man sich der</rdg>
</app> in den Schulen der Theologen mit gutem <app>
<lem><app>
<lem>Grunde</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Grund</rdg>
</app> eingeführte technische</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Grund eingeführten technischen</rdg>
</app><index indexName="subjects-index">
<term>Terminologie</term>
</index>
<app>
<lem><app>
<lem>Terminologie nicht, und redet eben so wenig in bloß</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Terminologie, ohne deßwegen nur in</rdg>
</app> biblischen, oft eben so schwehr zu verstehenden, <index indexName="subjects-index">
<term>Formeln</term>
</index>Formeln <app>
<lem/>
<rdg wit="#b" type="pt">zu reden</rdg>
</app>; man vermeidet eigentlich gelehrte<app>
<lem>, <pb edRef="#c" n="3"/>
<choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice> solche</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> Beweißarten, <app>
<lem>deren Gründlichkeit und Stärke ohne wissenschaftliche
Kenntnisse nicht eingesehen werden kann; man</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> wählt die zum <app>
<lem>leichtern Verstand und zur praktischen Behandlung</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Zweck</rdg>
</app> bequemste Ordnung, und stellet die <index indexName="subjects-index">
<term>Dogmen</term>
</index>Dogmen geflissentlich von der Seite vor, von welcher sie
Menschen zu bessern oder zu beruhigen am wirksamsten seyn
können.</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">Terminologie. Durch den Vortrag der <index indexName="subjects-index">
<term>Schuldogmatik</term>
</index>Schuldogmatik wird der Schulgerechte Theolog, gebildet durch
die Erlernung der populären aber der einsichtsvolle Christ.</rdg>
</app></p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_vorerinnerung_1"><label>in den populären Unterricht</label><p>Die zunehmende
Verstaatlichung des Schulwesens und die Herausbildung der Pädagogik zu
einer eigenständigen Wissenschaft sind historische Wegmarken im Übergang
von der Katechetik zur aufklärerischen Religionspädagogik. Zu deren
epochenspezifischen Charakteristika gehört die Unterrichtsmethode der
Sokratik, die das herkömmliche Memorieren katechetischer Texte durch ein
praxisorientiertes Dialogverfahren ersetzte und vor allem von der
philanthropischen Bewegung um Johann Bernhard Basedow (1724–1790) und
Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811) realisiert wurde. Allerdings
gehörte der schulische Religionsunterricht im 18. Jh. als Teil der
kirchlichen Verkündigung zum Arbeitsfeld des professionalisierten
Pfarrers. Analog zum Lehrerbegriff bezieht sich die Rede vom Religions-
oder Volksunterricht im populartheologischen Diskurs der Aufklärung auf
die Gesamtheit der Pfarrertätigkeiten: Auch Predigt,
Sakramentsverwaltung, Konfirmation etc. gelten als „populärer
Unterricht“.</p></note>
</div>
<div type="section" n="II" id="gr_section_ii">
<p>II. <app>
<lem>Billig sollte jeder, zumal nach <index indexName="subjects-index">
<term>Aufklärung</term>
</index>Aufklärung strebender, Laie eine so richtige, vollständige
und gründliche Kenntniß der populären Dogmen der Christen sich zu
verschaffen suchen, als es ihm nach seinen Fähigkeiten und Umständen
möglich ist. Allein dem Prediger, der</lem>
<rdg wit="#a #b" type="pp">Der Prediger soll</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>bloß</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blos für sich als</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#b" type="pt">für sich als</rdg>
</app> Christ<app>
<lem/>
<rdg wit="#a #b" type="pt">die <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubenslehren</term>
</index>Glaubenslehren der Christen kennen</rdg>
</app>, sondern <app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#b" type="v">als</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">als</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Lehrer</term>
</index>Lehrer <app>
<lem><app>
<lem>von Christen ist, und andere in diesen Dogmen unterrichten
soll, ist doch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">des Volcks zu einem nach verschiedenen Absichten
verschiedenen Vortrag derselben geschickt seyn. Mithin muß
er</rdg>
</app> eine</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">des Volks zu einem nach verschiedenen Absichten
verschiedenen Vortrag derselben geschickt seyn.</rdg>
</app>
<app>
<lem><app>
<lem>vorzügliche Kenntniß derselben, und folglich</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Ihm ist also</rdg>
</app> ein eigenes <index indexName="subjects-index">
<term>Studium</term>
</index><hi>Studium der popu</hi><pb edRef="#d" n="4"/><hi>lären
Dogmatik</hi> nöthig. Die hierdurch erlangte <app>
<lem>Einsicht in die <index indexName="subjects-index">
<term>Glaubenslehren</term>
</index>Glaubenslehren</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Kenntniß der Dogmen</rdg>
</app> ist nicht geradehin mit</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>gelehrte Kenntnis</hi> der populären
Dogmatik sich erwerben. Diese unterscheidet sich von</rdg>
</app> derjenigen <app>
<lem>einerley, wodurch der Schulgerechte Dogmatiker</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Kenntnis der Glaubenslehren, die billig jeder
aufgeklärte Laie</rdg>
</app> sich <app>
<lem>auszeichnet; sie unterscheidet sich aber auch von der Kenntniß <app>
<lem>eines, obgleich wohlunterrichteten, Laien</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">der Glaubenslehren, welche billig jeder
aufgeklärte Laie sich zu verschaffen suchen sollte,</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zu verschaffen suchen sollte,</rdg>
</app> durch mehrere Vollständigkeit, strengere Ordnung, <app>
<lem>größere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösere</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="4"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Deutlichkeit</term>
</index>Deutlichkeit und Bestimmtheit, und vornehmlich durch die <pb edRef="#b" n="3"/> Geschicklichkeit, die Lehrsätze <app>
<lem>nicht nur</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> bündig aus der Bibel <app>
<lem>und <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> zu beweisen, und <app>
<lem>sie</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> gegen Einwürfe, die auser der Schule ersonnen <pb edRef="#c" n="4"/>
sind, zu vertheidigen<app>
<lem>, sondern auch nach verschiedenen Absichten verschiedentlich,
jedoch immer deutlich, praktisch und so sie vorzutragen, wie es den
Fähigkeiten und Bedürfnissen der jedesmaligen Zuhörer angemessen
ist. Hierzu aber gehöret gewiß eine tiefe Einsicht in den ganzen
Umfang der populären Dogmen, in ihren Zusammenhang untereinander, in
ihre Gründe, und in die <app>
<lem>mannigfaltigen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mannichfaltigen</rdg>
</app> Arten ihrer möglichen praktischen <index indexName="subjects-index">
<term>Anwendung</term>
</index>Anwendung; welches alles ein sehr ernstliches Studium
derselben voraussetzt</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>.</p>
</div>
<div type="section" n="III" id="gr_section_iii">
<p>III. <app>
<lem>Die hier zu ertheilende <hi>Anleitung zum Studium der populären
Dogmatik soll</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>Die gelehrtbehandelte populäre Dogmatik</hi>
ist</rdg>
</app>
<hi>weder</hi> mit einer in <app>
<lem>den</lem>
<rdg type="v" wit="#b">dem</rdg>
</app> gewöhnlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Homilienton</term>
</index>Homilienton eingekleideten <index indexName="subjects-index">
<term>Schuldogmatik</term>
</index>Schuldogmatik, an welcher nichts als vielleicht die Form populär
ist, <hi>noch</hi> mit einem auf <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Erbauung</term>
</index>Erbauung <choice>
<abbr>d. i.</abbr>
<expan>das ist</expan>
</choice></lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> Ver<pb edRef="#d" n="5"/>mehrung <app>
<lem>moralischer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">praktischer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten der Christen unmittelbar abzielenden <app>
<lem>Vortrage</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Vortrag</rdg>
</app> der <app>
<lem>Dogmatik</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dogmen</rdg>
</app>, <hi>noch</hi> mit der Anweisung, <app>
<lem>was überhaupt bey dem <app>
<lem>Vortrage</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Vortrag</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wie der Vortrag</rdg>
</app> der Religionslehren für das Volk, in <app>
<lem>Katechesationen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Katechisationen</rdg>
</app> oder zusammenhängenden Reden, <app>
<lem>um ihn faßlich und eindringlich zu machen, zu beobachten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">faßlich einzurichten</rdg>
</app> sey, <hi>noch</hi> mit der <index indexName="subjects-index">
<term>katechetisch</term>
</index>katechetischen Theologie, welche <app>
<lem>nur bey den Anfangsgründen stehen bleibt, und auser den Dogmen auch
die <index indexName="subjects-index">
<term>Moral</term>
</index>Moral begreifen sollte</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">engere, zum Theil auch weitere, Grenzen
hat</rdg>
<rdg wit="#b" type="pp">engere, zum Theil auch weitere Grenzen hat</rdg>
</app>, <hi>noch</hi> auch mit der biblischen Theologie, welche in einer
schicklichen Ordnung die <pb edRef="#c" n="5"/> mit biblischen Wörtern
ausgedrückten Begriffe und Sätze entwickelt, und bey der populären Dogmatik
zum Grunde liegen muß, <hi>einerley</hi>
<app>
<lem><hi>seyn</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>. Am nächsten mit <app>
<lem>der populären Dogmatik</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">ihr</rdg>
</app> verwandt, und auf sie gebauet, ist die <hi>praktische Dogmatik</hi>,
welche sich mit Darlegung des Einflußes der theoretischen <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten auf <index indexName="subjects-index">
<term>Tugend</term>
</index>Tugend und <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit beschäftigt. <app>
<lem>Beide</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Beyde</rdg>
</app> können füglich mit einander verbunden werden, – wenn es die <app>
<lem>zum <app>
<lem>Vortrage</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Vortrag</rdg>
</app> bestimmte</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Zeit erlaubt. <app>
<lem>Doch kann es auch hinreichen, wenn an einzelnen Beispielen die <app>
<lem>wirkliche</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> praktische Anwendung der populär behandelten Dogmen gezeigt
wird.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><ref type="note" target="#gr_a_vorerinnerung_note">*)</ref></rdg>
</app></p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="ptl"><note place="bottom" id="gr_a_vorerinnerung_note">*) Bey mehrern Dogmen sollen
mündlich Beispiele gegeben werden.</note></rdg>
</app>
</div>
<div type="section" n="IV" id="gr_section_iv">
<p>IV. Die wichtigsten <index indexName="subjects-index">
<term>Hülfsmittel</term>
</index><hi>Hülfsmittel</hi> sind, Studium der Bibel, eine von den <app>
<lem>bloß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blos</rdg>
</app> in der Schu<pb edRef="#b" n="4"/>le brauchbaren Subtilitäten
entladene <index indexName="subjects-index">
<term>Philosophie</term>
</index>Philosophie, und <app>
<lem>Kenntniß</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Kenntnis</rdg>
</app> des Menschen. An <pb edRef="#d" n="6"/>
<hi>Büchern</hi>, welche zu unserm Zweck mehr oder <app>
<lem>minder genutzt</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">weniger genuzt</rdg>
</app> werden können, fehlt es seit einiger Zeit <app>
<lem>weniger als ehedem</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nicht ganz</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div type="section" n="V" id="gr_section_v">
<p>V. Jeder Prediger soll zugleich, wenigstens in gewissem Grade, Theolog seyn.
Daher <hi>muß</hi>
<app>
<lem><hi>er</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">er</rdg>
</app>
<hi>auch die</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Schuldogmatik</term>
</index><hi>Schuldogmatik kennen</hi>. Diese <app>
<lem>dient ihm zu einer auf seine Bestimmung näheren Bezug habenden
Uebung im schärfern zusammenhängenden Nachdenken, und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> wird ihm selbst zur geschickten Führung seines <index indexName="subjects-index">
<term>Amt</term>
</index>Amts wichtige Dienste lei<pb edRef="#a" n="5"/>sten; zwar <app>
<lem>nicht</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>nichr</sic>
<corr type="editorial">nicht</corr>
</choice></rdg>
</app> unmittelbar auf der Kanzel, oder bey dem kate<pb edRef="#c" n="6"/>chetischen Unterricht<app>
<lem>, oder vor dem Krankenbette, oder im Beichtstuhl</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>; denn an <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> diese Orte gehört sie nicht hin: wohl aber zur Erlangung einer desto
tiefern und zusammenhängendern Einsicht in die <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_vorerinnerung_2"/>Theorie der
Religion, zur Befestigung seiner eignen Ueberzeugung, zur Hebung
beträchtlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Zweifel</term>
</index>Zweifel bey sich und andern, zur Beurtheilung mancher von
Schuldogmatikern seiner eignen oder andrer Religionspartheyen gemachten
Einwürfe, zur <app>
<lem>unpartheyischen Prüfung der verschiedenen Systeme der
Theologen, zur</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> Widerlegung gefährlicher Irrthümer, (im Fall ihn Pflicht hierzu <app>
<lem>auffordern</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">auffodern</rdg>
</app> sollte,) zum Verstand theologischer Bücher, zumal der ältern, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="v">selbst</rdg>
</app> der symbolischen, <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice></p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_vorerinnerung_2"><label>Theorie der Religion</label><p>Die zeitgenössische theologische
Fachwelt verband mit dem Begriff weder eine rein soziologisch
verfahrende Religionstheorie noch eine religionswissenschaftliche
Verhältnisbestimmung exklusivistischer, inklusivistischer oder
pluralistischer Ausprägung. Vielmehr verweist hier die „Theorie der
Religion“ auf die theologische Beschäftigung mit der
<hi>christlichen</hi> Religion, die sodann auch zum zentralen
Anliegen aufklärerischer Dogmatik geworden ist. So hat die
protestantische Aufklärungstheologie in ihrer Religionstheorie vor allem
dem Gedanken einer natürlichen Religion dadurch Rechnung getragen, dass
sie zwischen der „Religion Jesu“ und der kirchlichen Lehrtradition
unterschieden und die subjektive Aneignung christlich-religiöser Gehalte
betont hat. Insofern musste die Religion als „eine Angelegenheit des
Menschen“ (J.J. Spalding, vgl. SpKA I/5) von der Theologie als
Fachwissenschaft, deren reflektiertes Hauptthema sie freilich wurde,
konsequent unterschieden werden. Griesbach verwendet den Begriff
mehrfach als Gattungsbezeichnung seiner eigenen Schrift.</p></note>
</div>
<div type="section" n="VI" id="gr_section_vi">
<p>VI. Da es, wie die <index indexName="subjects-index">
<term>Erfarung</term>
</index>Erfarung auch bezeugt, <app>
<lem>bedenklich</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bedencklich</rdg>
</app> ist, dem künftigen Prediger allein es zu überlassen, aus der
Schuldogmatik <app>
<lem>(ob ihr <pb edRef="#d" n="7"/> gleich in neuerer Zeit viele unnütze
Auswüchse abgeschnitten worden, und sie daher der populären näher
ge<pb edRef="#b" n="5"/>bracht ist,)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> sich selbst eine populäre zu abstrahiren, so ist eine <app>
<lem>besondere</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>
<hi>Anweisung</hi> zur <app>
<lem>letztern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">leztern</rdg>
</app>
<hi>nicht überflüßig</hi>. <app>
<lem>Doch überlassen wir es billig dem <index indexName="subjects-index">
<term>Volkslehrer</term>
</index>Volkslehrer, <app>
<lem/>
<rdg wit="#b" type="pt">theils</rdg>
</app> aus den Sätzen, welche einer populären Behandlung fähig sind,
diejenigen, welche gerade für seine Zuhörer und zu jeder Art der
Vorträge schicklich sind, jedesmal auszuwählen, und die, welche nur
bey Privatun<pb edRef="#c" n="7"/>terredungen mit <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>aufgeklärter</term>
</index>aufgeklärteren</lem>
<rdg type="v" wit="#d">aufgeklärten</rdg>
</app> Personen zu benutzen sind, von solchen, die in öffentliche
Belehrungen des Volks gehören, zu <app>
<lem>unterscheiden. Denn es wäre gewiß eben so unnütz als
weitläuftig, und zeugte von sehr <app>
<lem>wenigem</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wenigen</rdg>
</app> Zutrauen zu den Fähigkeiten derer, die <index indexName="subjects-index">
<term>Volkslehrer</term>
</index>Volkslehrer sind oder werden wollen, wenn man über
jeden besondern Fall besondere Vorschriften geben wollte.
Die allgemeine populäre Dogmatik, welche allen Arten von
<index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehrer</term>
</index>Religionslehrern zu nützen bestimmt ist, fasset
daher</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">unterscheiden, theils die eigentlich
populäre Form ihnen zu geben. Denn die populäre Dogmatik
fasset</rdg>
</app> alles in sich, was Lehrer der Religion (im Gegensatz gegen
Lehrer der Theologie) unter allerley Umständen, auf mannichfaltige
Weise, bald der Jugend, bald dem Volk, bald <app>
<lem>kultivirteren</lem>
<rdg wit="#b" type="v">cultivirteren</rdg>
</app> Personen, nach ihren verschiedenen Bedürfnissen, öffentlich
oder privatim, von theoretischen <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index>Religionswahrheiten <index indexName="subjects-index">
<term>populär</term>
</index>populär vorzutragen haben, und enthält also freilich
manches, was weder in <app>
<lem>Katechesationen</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Katechisationen</rdg>
</app> noch in Predigten gehöret. <app>
<lem>Eben so bleibt es auch <pb edRef="#d" n="8"/> dem
Volkslehrer überlassen, den Materialien, welche ihm die
populäre Dogmatik darbietet, die eigentliche populäre Form
zu geben. Wenigstens wäre es ganz unzweckmäßig,</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Auch wäre es nicht zweckmäsig,</rdg>
</app> eine akademische Anleitung <app>
<lem>zum Studium der populären Dogmatik selbst populär
einzukleiden, und sie in so fern zum Muster eines populären
Vortrags aufzustellen. Auch gehörte es nicht zur Absicht
dieses Buchs, (§. <ref target="#gr_section_iii">III.</ref>)
eine nähere An<pb edRef="#c" n="8"/>weisung zu geben, wie
die Lehren der populären Dogmatik in Absicht auf den Vortrag
auf eine wahrhaft populäre Art vor dem <index indexName="subjects-index">
<term>Volk</term>
</index>Volk zu behandeln seyen. Doch soll in einigen
Anmerkungen auf manche der wichtigsten Rücksichten, welche
der Volkslehrer zu nehmen hat, hingedeutet werden</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">zur gelehrten Kenntnis der populären
Dogmatik in populärer Form vorzutragen</rdg>
</app>.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></p>
</div>
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