<div type="chapter" id="gr_chapter_iv">
<head id="gr_IV_head"><pb edRef="#a" n="53"/>
<choice>
<orig>Bestimmung und moralische Natur des Menschen.</orig>
<supplied reason="toc-title">IV. Bestimmung und moralische Natur des
Menschen</supplied>
<supplied reason="column-title">IV. Bestimmung und moralische Natur des
Menschen</supplied>
</choice></head>
<div type="section-group" id="gr_IV_A">
<div n="89" type="section" id="gr_section_89">
<p>89. Unter allen Geschöpfen auf dem <app>
<lem>Erdboden</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Erdboden,</rdg>
</app> ist <hi>der</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Mensch</term>
</index><hi>Mensch</hi> das edelste und Gott <app>
<lem>änlichste,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">änlichste.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:17:28">Act. 17, 28.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>und hat unter allen die erhabenste <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index><hi>Bestimmung</hi>
<app>
<lem><ref type="note" target="#gr_3_89_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app>. Schon <hi>in</hi>
<pb edRef="#c" n="110"/>
<pb edRef="#d" n="110"/>
<hi>diesem Leben</hi> auf Erden kann man a)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">a) Man kan</rdg>
</app> ihm mit Grunde eine <index indexName="subjects-index">
<term>Herrschaft</term>
</index>Herrschaft über die übrigen Kreaturen beilegen, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Gen:1:26">1 Mos. 1, 26.</citedRange>
</bibl> so fern <app>
<lem>allein er</lem>
<rdg wit="#a #b" type="pp">er allein</rdg>
</app> ein Recht, und <pb edRef="#b" n="82"/> die zu Ausübung desselben
nöthige Geschicklichkeit hat, alle und jede ihm vorkommende Geschöpfe (<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> §. <app>
<lem><ref target="#gr_section_76">76.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#gr_section_76">76</ref></rdg>
</app>) zu seinem wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen zu gebrauchen. b) Er allein <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> und soll Ordnung und Glück rings um sich her unter seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Mitgeschöpfe</term>
</index>Mitgeschöpfen <app>
<lem>und besonders unter seinen Brüdern, den Menschen,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> mit Bewustseyn verbreiten, und dadurch die Absichten Gottes
befördern; c) insbesondere derjenigen Gesellschaft, deren Glied er ist, nach
seinem von der <index indexName="subjects-index">
<term>Vorsehung</term>
</index>Vorsehung bestimmten <app>
<lem>Verhältnisse</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Verhältniße</rdg>
</app> gegen dieselbe, <app>
<lem>(§. <ref target="#gr_section_77">77.</ref> d.)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> sich <app>
<lem>nüzlich</lem>
<rdg wit="#b" type="v">nützlich</rdg>
</app> machen; d) die ihm <app>
<lem>mitgetheilten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">mitgetheilte</rdg>
</app> Kräfte durch immer fortdauernde Entwickelung und stete Uebung erhöhen
und vermehren; e) <app>
<lem>unzähliges</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">unzähliches</rdg>
</app> Gute, <pb edRef="#d" n="111"/> dessen kein andres Geschöpf <app>
<lem>auf Erden</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in gleichem Um<pb edRef="#c" n="111"/>fange fähig ist, <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> aber f) jene höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit, die auf Erkenntnis der Wahrheit und sittliche Güte,
und vorzüglich auf Religion sich gründet, (§. <ref target="#gr_section_1">1.</ref>
<ref target="#gr_section_2">2.</ref>
<ref target="#gr_section_3">3.</ref>) genießen, und daher g) <app>
<lem>unablässig</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">unabläßig</rdg>
</app> nach mehrerer Erkenntnis und moralischer <index indexName="subjects-index">
<term>Aenlichkeit</term>
</index>Aenlichkeit mit Gott streben.</p>
<app>
<lem><note id="gr_3_89_note1" place="bottom">*) Bey <app>
<lem>den</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>dem</sic>
<corr type="editorial">den</corr>
</choice></rdg>
</app> Belehrungen über die <hi>Bestimmung und</hi>
<milestone unit="fn-break" edRef="#d" n="110*"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Würde</term>
</index><hi>Würde des Menschen</hi>, muß dahin gesehen wer<milestone unit="fn-break" edRef="#c" n="110*"/>den, daß dem Menschen
<index indexName="subjects-index">
<term>Achtung</term>
</index>Achtung gegen sich selbst, gegen jeden, auch den geringsten,
seiner Mitmenschen, und gegen die Menschheit überhaupt eingeprägt,
daß manchen gangbaren aber schädlichen Vorurtheilen über unsre
Bestimmung entgegen gearbeitet, daß der Ungrund des Vorwurfs, als
bilde die christliche Religion nur Menschen für den Himmel und nicht
für die Erde, einleuchtend gemacht, und daß das Verhältniß dieses
Lebens zum künftigen ins Licht gesetzt werde.</note></lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>
</div>
<div n="90" type="section" id="gr_section_90">
<p>90. Doch ist die <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grose</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index><hi>Bestimmung des Menschen</hi>
<app>
<lem><hi>nicht bloß auf dieses</hi>
<app>
<lem><hi>irrdische</hi></lem>
<rdg wit="#b" type="v"><hi>irdische</hi></rdg>
</app>
<hi>Leben eingeschränkt</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nicht blos auf dieses irdische Leben
eingeschränkt</rdg>
</app>, sondern <app>
<lem>reicht</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">reichet</rdg>
</app> bis in die <index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit hinaus. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:18">2 Cor. 4, 18.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:3:2">1 Joh. 3, 2.</citedRange>
</bibl> Zwar <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ist der Mensch nicht <app>
<lem>bloß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blos</rdg>
</app> um der Zukunft willen da<app>
<lem>, und er lebt seiner Bestimmung entgegen, wenn er über dem <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmel der Erde vergißt, oder sich zu jenem auf eine solche
Art geschickt machen will, daß er darüber auf dieser unbrauchbar
wird</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>. Das gegenwärtige Leben ist nicht <app>
<lem>blos</lem>
<rdg wit="#b #d" type="v">bloß</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Mittel</term>
</index>Mittel, sondern auch <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Zweck</term>
</index>Zweck</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Zwek</rdg>
</app>; und daher soll der <pb edRef="#b" n="83"/> Mensch nicht alle seine
Gedanken lediglich nur darauf richten, um dereinst <index indexName="subjects-index">
<term>glücklich</term>
</index>glücklich erst zu <app>
<lem><hi>werden</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">werden</rdg>
</app>, eben als wenn nicht <app>
<lem>itzt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jezt</rdg>
</app> schon seine <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung wäre, es zu <app>
<lem><hi>seyn</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">seyn</rdg>
</app>; sondern er soll vielmehr jeden gegenwärtigen Augenblick schon
genießen, und in jeder Periode seines <pb edRef="#a" n="54"/> Daseyns
möglichst glücklich seyn; wie denn auch das jetzige Leben, wenn nur die
Menschen ihre jetzige Bestimmung zu erreichen sich mehr angelegen seyn
ließen, <pb edRef="#d" n="112"/> schon für sich, und ohne <pb edRef="#c" n="112"/> Rücksicht auf das, was jenseits des Grabes unser wartet, des
Daseyns immer werth wäre. Allein <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>noch</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>uoch</sic>
<corr type="editorial">noch</corr>
</choice></rdg>
</app> unendlich höhere, und alle <app>
<lem><hi>Ewigkeiten</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ewigkeiten</rdg>
</app> hindurch steigende <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeiten</term>
</index>Seligkeiten sind von Gott uns nach dem Tode zugedacht, wenn wir das
gegenwärtige Leben unsrer jetzigen Bestimmung gemäs <app>
<lem>anwenden;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">anwenden.</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Phil:3:20">Phil. 3, 20.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Kol:3:1" to="Kol:3:4">Col. 3, 1–4.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>und es ist die weiseste und wohlthätigste Einrichtung Gottes, daß
rechter <index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß dieses Lebens zugleich die beste Vorbereitung zur
<index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit des künftigen ist, und daß umgekehrt das
rechte Bestreben dereinst glücklich zu werden, ein wirksames Mittel
ist, es itzt schon zu seyn.</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></p>
</div>
<div n="91" type="section" id="gr_section_91">
<p>91. <app>
<lem>a) Im <index indexName="subjects-index">
<term>Tod</term>
</index><hi>Tode</hi>
<app>
<lem><ref type="note" target="#gr_3_91_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> stirbt <app>
<lem>nur</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>uur</sic>
<corr type="editorial">nur</corr>
</choice></rdg>
</app> unser Leib, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:8:10">Röm. 8, 10.</citedRange>
</bibl> dessen aufgelösete Theile <pb edRef="#c" n="113"/>
<pb edRef="#d" n="113"/> jedoch nicht umkommen, sondern nur in
andere Körper <app>
<lem>übergehen</lem>
<rdg wit="#b" type="v">übergehen.</rdg>
</app> (§. <app>
<lem><ref target="#gr_section_72">72.</ref>).</lem>
<rdg wit="#b" type="v"><ref target="#gr_section_72">72.</ref>)</rdg>
</app> b) Unsre</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Denn unsre</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Seele</term>
</index>Seele <app>
<lem>aber</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ist, wie wir nach Gründen <app>
<lem>der</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>drr</sic>
<corr type="editorial">der</corr>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft schon hoffen dürfen, und aus der Bibel <app>
<lem>gewiß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewis</rdg>
</app> wissen, <index indexName="subjects-index">
<term>unsterblich</term>
</index><hi>unsterblich</hi>. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:10:28">Matth. 10, 28.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Joh:11:24" to="Joh:11:26">Joh. 11, 24–26.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Thess:4:13" to="ff">1 Thess. 4, 13. <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange>
</bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:1:10">2 Tim. 1, 10.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Thess:4:13" to="ff">1 Thess. 4, 13. <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:20:27 Lk:20:37">Luc. 20, 27. 37.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>Mein</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Im <hi>Tode</hi> stirbt nur unser Leib, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:8:10">Röm. 8, 10.</citedRange>
</bibl> dessen aufgelösete Theile jedoch nicht umkommen, sondern nur
in andere Körper übergehen. (§. <ref target="#gr_section_72">72.</ref>) Unser</rdg>
<rdg wit="#b" type="v">Unser</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ich</term>
</index>Ich <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">aber</rdg>
</app> dauert ununterbrochen fort, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:20:37 Lk:20:38">Luc. 20, 37. 38.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:1">2 Cor. 5, 1.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:9:27">Hebr. 9, 27.</citedRange>
</bibl> und behält das <index indexName="subjects-index">
<term>Bewustseyn</term>
</index>Bewust<pb edRef="#b" n="84"/>seyn seiner selbst, und die deutliche
Erinnerung an die vorhergegangenen Zustände, und an <app>
<lem>das</lem>
<rdg wit="#d" type="v">das,</rdg>
</app> was <app>
<lem>ich</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">wir</rdg>
</app> hier empfunden, gedacht und gethan <app>
<lem>habe</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">haben</rdg>
</app>. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:16:23" to="ff">Luc. 16, <app>
<lem>23.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">23</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl> Ja unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Seele</term>
</index>Seele wird, von diesem groben <index indexName="subjects-index">
<term>Körper</term>
</index>Körper getrennt, ihre Thätigkeit desto freier äusern, und ihren
Wirkungskreis desto mehr erweitern können; <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:13:9" to="1Kor:13:12">1 Cor. 13,
9–12.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:3:2">1 Joh. 3, 2.</citedRange>
</bibl> so wie wir auch, durch die Schei<pb edRef="#d" n="114"/>dung von <pb edRef="#c" n="114"/> diesem Leibe, von <app>
<lem>unzähligen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">unzählichen</rdg>
</app> dringenden <app>
<lem>Bedürfnissen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Bedürfnißen</rdg>
</app>, körperlichen Schmerzen, und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">manchen</rdg>
</app>
<app>
<lem>Reizungen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Reitzungen</rdg>
</app>
<app>
<lem>zur</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>znr</sic>
<corr type="editorial">zur</corr>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde befreiet werden. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:8:23">Röm. 8, 23.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:7:5 Röm:7:18 Röm:7:23 Röm:7:24">7, 5. 18. 23.
24.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Es <app>
<lem>hat</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ist</rdg>
</app> daher der <index indexName="subjects-index">
<term>Tod</term>
</index>Tod, an sich betrachtet, nichts <app>
<lem>schreckliches an sich, sondern ist vielmehr als eine
<hi>Wohlthat</hi>, als</lem>
<rdg wit="#d" type="ppl">schreckliches, vielmehr wäre ein
immerwährendes, wenn gleich noch so glückliches, Leben auf Erden
doch immer für uns Verlust einer höhern <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit, zu der wir Fähigkeit haben. Der <index indexName="subjects-index">
<term>Tod</term>
</index>Tod hingegen ist der stärkste Schritt, den der Mensch thun
kann, sich der Erreichung seiner großen <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung zu nähern,</rdg>
</app> ein <index indexName="subjects-index">
<term>Uebergang</term>
</index>Uebergang zu einem vollkommnern Leben, <app>
<lem>anzusehen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">und also wahrer Gewinn</rdg>
</app>; <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="2Kor:5:6" to="2Kor:5:8">2 Cor. 5, 6–8.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Phil:1:21 Phil:1:23">Phil. 1, 21. 23.</citedRange>
</bibl> gleichwie auch der Verlust des <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genusses irrdischer</lem>
<rdg wit="#a #b" type="pp">Genußes irdischer</rdg>
</app> Güter durch die Fähigkeit zu weit edlerem <app>
<lem>Genusse</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Genuße</rdg>
</app> reichlich ersetzt wird. Doch <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="ptl">ist eine längere Fristung unsers irrdischen
Lebens, so fern wir dadurch Gelegenheit bekommen, schon hier eine
höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Stufe</term>
</index>Stufe moralischer <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit zu erreichen und mehr Gutes zu wirken,
gleichfalls eine schätzbare Wohlthat von Gott. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Phil:1:22 Phil:1:24">Phil. 1, 22.
24.</citedRange>
</bibl> Der Christ wünschet sich den Tod zwar nicht, um nur
zeitlichen Leiden, die er als Mittel zu seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Vervollkommung</term>
</index>Vervollkommung betrachtet, zu entgehen; aber heiter und
getrost sieht er ihm entgegen. Allein nur dem</rdg>
</app>
<app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> der Tod <app>
<lem>eigentlich nur dem</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>
<pb edRef="#a" n="55"/> wahrhaftig erfreulich seyn, der hier auf dieser Welt
schon seiner <app>
<lem>hohen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">jetzigen</rdg>
</app> Bestimmung gemäs gelebt hat, und mit Gesinnungen, welche den
göttlichen änlich sind, stirbt. <pb edRef="#d" n="115"/>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:5:29">Joh. 5, 29.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:11:25 Joh:11:26">11, 25, 26.</citedRange>
</bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:9:24 1Kor:9:25">1 Cor. 9, 24. 25.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:9">2 Cor. <app>
<lem>5,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">5.</rdg>
</app> 9.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:10">10.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:11:35">Hebr. 11, 35.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:1:4 1Petr:1:5">1 Petr. 1, 4. 5.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:3:2">1 Joh. 3, 2.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Joh:3:3">3.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:16:22" to="ff">Luc. 16, 22 <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange>
</bibl></rdg>
</app></p>
<app>
<lem><note id="gr_3_91_note1" place="bottom">*) Hier, wo wir eben von
der Bestimmung des Menschen in diesem und jenem Leben geredet haben,
und nun im Begriff stehen, zur <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_91_1"/>Betrachtung der <index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index>moralischen <index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur des Menschen überzugehen und dabey die Lehre von
Belohnungen und Stafen vor und nach dem <index indexName="subjects-index">
<term>Tod</term>
</index>Tode abzuhandeln, scheint der bequemste Ort zu seyn, das,
was von dem Leben nach dem Tode zu wissen nöthig ist, einzuschalten.
Hiebey ist aber das, was die Bibel deutlich lehret, sorgfältig von
bloßen Vermuthungen und Hypothesen abzusondern. Die letztern
überläßt man gern ihren Liebhabern, aber dem Volk müs<milestone unit="fn-break" edRef="#c" n="113*"/><milestone unit="fn-break" edRef="#d" n="113*"/>sen sie nicht als <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehren</term>
</index>Religionslehren vorgetragen werden. Und selbst <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_91_2"/>bey den
Erläuterungen des bedächtlich kurzen und meist bildlichen
Unterrichts der Bibel muß man sich an richtige und feste <index indexName="subjects-index">
<term>Erklärungsregeln</term>
</index>Erklärungsregeln binden, damit das Volk bey den Bildern, die
freilich nicht wohl ganz vermieden werden und sogar bey dem
sinnlichen Haufen eine gute Wirkung thun können, Etwas, und etwas
Wahres, denken lerne, und von kindischen und schwärmerischen
Erwartungen zurückgehalten werde. <choice>
<abbr>Vergl.</abbr>
<expan>Vergleiche</expan>
<expan>Verglichen</expan>
</choice> die <choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice>
<app>
<lem>c.</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> zu §. <app>
<lem><ref target="#gr_section_95">95.</ref></lem>
<rdg wit="#d" type="v"><ref target="#gr_section_89">89.</ref></rdg>
</app></note></lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_91_1"><label>Betrachtung der moralischen Natur des Menschen</label><p>Die
englische, von den Cambridge Platonists beeinflusste Moralphilosophie
hat das neologische Menschenbild entscheidend geprägt: Anthony Ashley
Cooper, 3. Earl of Shaftesbury (1671–1713) hat in Abgrenzung zu Thomas
Hobbes' (1588–1679) These vom menschlichen Naturzustand als „Krieg aller
gegen alle“ dem Menschen eine positive Sozialnatur zugesprochen, aus der
unter der Voraussetzung angemessener Bildung ein mit dem ästhetischen
Sinn verbundenes sittliches Gefühl hervorgehe (<hi>An inquiry concerning
virtue or Merit</hi>, 1699; von Spalding 1747 ins Deutsche
übersetzt). Dieser Gedanke des <hi>moral sense</hi> inspirierte nicht
zuletzt die Neologie dahingehend, dass sie in der
vervollkommnungsfähigen Moralität des Menschen die natürliche Bestimmung
des Menschen erkannte.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_91_2"><label>bey den
Erläuterungen des bedächtlich kurzen und meist bildlichen Unterrichts
der Bibel muß man sich an richtige und feste Erklärungsregeln
binden</label><p>Die neutestamentliche Hermeneutik bildete einen
Schwerpunkt der Lehrtätigkeit Griesbachs. Ab 1778 hielt er an der
Universität Jena Vorlesungen zur „Auslegungskunst der heiligen Schrift“,
die 1815 unter dem Titel <hi>Vorlesungen über die Hermeneutik des N. T.
mit Anwendung auf die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Christi</hi> neu
herausgegeben worden sind. Griesbach entwickelt in der
Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Interpretationen des
reformatorischen Schriftverständnisses seine Hermeneutik, die
weitestgehend dem Ansatz der grammatisch-historischen Auslegung folgt,
allerdings die menschliche Vernunft als Vermögen zu sachgemäßer
Interpretation sowie den geschichtlichen Zugang stärker hervorhebt und
schließlich den Schwerpunkt auf den „Lehrer der Religion“, welcher
„Selbstdenker bilden will“ (aaO 165), verlagert. Insbesondere in der
Hermeneutikvorlesung lässt sich der Einfluss der neologischen
Unterscheidung von Theologie und Religion auf die aufklärerische
Schriftauslegung nachweisen.</p></note>
</div>
<div n="92" type="section" id="gr_section_92">
<p>92. Denn <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> das <hi>Leben nach dem Tode</hi> ist nichts anders als eine
unmittelbare und eigentliche <index indexName="subjects-index">
<term>Fortsetzung</term>
</index><hi>Fortsetzung des jetzigen</hi>; wir nehmen <app>
<lem>unsere</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>nnsere</sic>
<corr type="editorial">unsere</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Denkungsart</term>
</index>Denkungsart,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Denkungsart</rdg>
</app> Gesinnungen und Fertigkeiten in jene Welt mit, und dort dauern alle
Folgen unsrer jetzigen Gesinnungen und Handlungen fort. <app>
<lem>Röm.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Röm<supplied>.</supplied></rdg>
</app> 2, <app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Röm:2:5" to="Röm:2:12">5–12.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Röm:2:5" to="Röm:2:10">5–10.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:2:12">12.</citedRange>
</bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:2:16">16.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:58">1 Cor. 15, 58.</citedRange>
</bibl>
<pb id="gr_b_page_85" edRef="#b" n="85"/>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:17">2 Cor. 4, 17.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:10">5, 10.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Gal:6:7" to="Gal:6:10">Gal. 6, 7–10.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:6:8">Eph. 6, 8.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Tim:6:18 1Tim:6:19">1 Tim. 6, 18. 19.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:9:27">Hebr. 9, 27.</citedRange>
</bibl></rdg>
</app> Es wird daher sogleich nach dem Tode <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:20:37 Lk:20:38">Luc. 20, 37. 38.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:23:43">23, 43.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:16:22">16, 22.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:16:27">27.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Phil:1:23">Phil. 1, <pb edRef="#c" n="115"/>
23.</citedRange>
</bibl> der Tugendhafte <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">höchst</rdg>
</app> glücklich, und der Lasterhafte <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">höchst</rdg>
</app> unglücklich, jeder genau nach der <index indexName="subjects-index">
<term>Proportion</term>
</index>Proportion seines Verhaltens, seyn. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Lk:16:23" to="Lk:16:25">Luc. 16, 23–25.</citedRange>
</bibl> Und <app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> in diesem Zustande werden beide bleiben, bis es dereinst, zu einer <app>
<lem>Zeit,</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Zeit</rdg>
</app> welche kein Mensch vorher wissen <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Thess:5:1 1Thess:5:2">1 <app>
<lem>Thess.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Tess.</rdg>
</app> 5, 1. 2.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Petr:3:10"><app>
<lem>2</lem>
<rdg wit="#d" type="v">(2</rdg>
</app> Petr. 3, <app>
<lem>10.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">10.)</rdg>
</app></citedRange>
</bibl> Gott gefallen wird, die jetzige Einrichtung desjenigen Theils der <app>
<lem>Welt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Welt,</rdg>
</app> den wir bewohnen, aufzuheben und zu zerstören, und dessen <app>
<lem>letzten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lezten</rdg>
</app> oder <hi>jüngsten Tag</hi> kommen zu lassen. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="2Petr:3:7" to="2Petr:3:13"><app>
<lem>2</lem>
<rdg wit="#d" type="v">(2</rdg>
</app> Petr. 3, <app>
<lem>7–13.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">7–13.)</rdg>
</app></citedRange>
</bibl></p>
</div>
<div n="93" type="section" id="gr_section_93">
<p>93. An diesem <app>
<lem>letzten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lezten</rdg>
</app> Tage unsrer Welt <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> werden alle Menschen, welche seit der Schöpfung verstorben sind, mit
ihren aus dem <index indexName="subjects-index">
<term>Grab</term>
</index>Gra<pb edRef="#d" n="116"/>be <hi>wieder</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>erweckt</term>
</index><hi>erweckten Leibern</hi>, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:15:12" to="ff">1 Cor. 15, <app>
<lem>12.</lem>
<rdg wit="#a" type="v">12</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:15:35" to="ff">35. <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:52">52.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:14">2 Cor. 4, 14.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Thess:4:16">1 Thess. <app>
<lem>4,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">4.</rdg>
</app> 16.</citedRange>
</bibl> die alsdann Lebenden aber mit verwandelten oder umgebildeten <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Körper</term>
</index>Körpern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Leibern</rdg>
</app>, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:51 1Kor:15:52">1 Cor. 15, 51. 52.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:53">53.</citedRange>
</bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Thess:4:17">1 Thess. 4, 17.</citedRange>
</bibl> wieder dargestellt werden. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:5:25 Joh:5:28 Joh:5:29">Joh. 5, 25. 28.
29.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:24:15">Act. 24, 15.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem><app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Diese neuen</lem>
<rdg wit="#b" type="typo-correction"><choice corresp="#gr_b_corr_2">
<sic>Diese neuen</sic>
<corr type="authorial">b) Diese neuen</corr>
</choice></rdg>
</app> Körper <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="ptl">werden aus dem Grundstoffe unsrer jetzigen
entwickelt werden, und zu diesen sich verhalten, wie die Aehre zu
dem ehemaligen, nun in Fäulnis übergegangenen, Saatkorn.</rdg>
</app>
<pb edRef="#a" n="56"/>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:15:36" to="1Kor:15:42">1 Cor. 15,
36–42.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:50 1Kor:15:53">50. 53.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>werden</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:54">54.</citedRange>
</bibl> Daß sie</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">der <index indexName="subjects-index">
<term>Vergänglichkeit</term>
</index>Vergänglichkeit und Zerstörung nicht unterworfen seyn, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:26 1Kor:15:54">1 Cor. 15, 26.
54.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:20:36">Luc. 20, 36.</citedRange>
</bibl> mithin</rdg>
</app> die jetzigen an <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheiten</term>
</index>Vollkommenheiten <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">sehr</rdg>
</app>
<app>
<lem>weit</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> übertreffen, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:20:36">Luc. 20, 36.</citedRange>
</bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="1Kor:15:42" to="1Kor:15:50">1 Cor. 15,
42–50.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="2Kor:5:1" to="ff">2 Cor. 5, 1. <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Phil:3:21">Phil. 3, 21.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">mithin</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">ohne Zweifel</rdg>
</app> zu höherer <index indexName="subjects-index">
<term>Vervollkommung</term>
</index>Vervollkommung der <index indexName="subjects-index">
<term>Seelen</term>
</index>Seelen, zum <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genusse</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Genuße</rdg>
</app> reinerer Freuden, und zu einer ausgebreitetern <app>
<lem>Wirksamkeit</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Wirksamkeit, wie es unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung alsdann erfordern wird,</rdg>
</app> geschickt eingerichtet<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">seyn</rdg>
</app><app><lem>, und der Vergänglichkeit und Zerstörung nicht unterworfen</lem><rdg wit="#d" type="om"/></app> <app>
<lem>seyn.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">seyn werden,</rdg>
</app>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:15:26 1Kor:15:54">1 Cor. 15, 26.
54.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:20:36">Luc. 20, <pb edRef="#c" n="116"/>
36.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Auch giebt die Schrift</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">lehrt die Schrift; welche auch</rdg>
</app> zu erkennen<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">giebt</rdg>
</app>, daß <app>
<lem>alsdann</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">in jenem Leben</rdg>
</app> manche körperliche Handlungen, wel<pb edRef="#b" n="86"/>che <app>
<lem>jetzt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">jezt</rdg>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> zu unsrer <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">irrdischen</rdg>
</app> Bestimmung und zur Erhaltung und <index indexName="subjects-index">
<term>Fortpflanzung</term>
</index>Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts mitgehören, aufhören
sollen. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:20:35 Lk:20:36">Luc. 20, 35. 36.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:6:13">1 Cor. 6, 13.</citedRange>
</bibl> Mehr aber können wir hiervon nicht wissen<app>
<lem>, und brauchen es auch nicht</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>.</p>
</div>
<div n="94" type="section" id="gr_section_94">
<p>94. <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> An eben diesem <app>
<lem>letzten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">lezten</rdg>
</app> Tage unsrer Welt wird <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Jesus Christus</persName> das
<hi>allgemeine</hi>
<hi>Gericht</hi> über die Menschen halten, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:25:31" to="ff">Matth. 25, 31. <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:5:22 Joh:5:27">Joh. 5, 22. 27.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:17:31">Act. 17, 31.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:5:10">2 Cor. 5, 10.</citedRange>
</bibl> da dann alle ihre Handlungen, auch die geheimsten oder unrecht
beurtheilten, die verkann<pb edRef="#d" n="117"/>te Tugend und das glänzende
Laster, in ihrem wahren <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Lichte <app>
<lem>aufgestellt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">erscheinen</rdg>
</app>, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:2:12 Röm:2:16">Röm. 2, 12. 16.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:4:5">1 Cor. 4, 5.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:25:35 Mt:25:40 Mt:25:42 Mt:25:45">Matth. 25, 35. 40.
42. 45.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Mt:7:21" to="Mt:7:23">7, 21–23.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:9:41 Mk:9:42">Marc. 9, 41. 42.</citedRange>
</bibl> und nebst dem <index indexName="subjects-index">
<term>Schicksal</term>
</index>Schicksale, das jeder durch seine Handlungen sich zugezogen hat, <app>
<lem>offenbar</lem>
<rdg wit="#a #b" type="pp">allgemein bekannt gemacht</rdg>
</app> werden sollen. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:25:34 Mt:25:41">Matth. 25, 34. 41.</citedRange>
</bibl> Und <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> dann erst wird, wie es scheint, (denn die Bibel unterscheidet nicht
immer genau, was gleich nach dem Tode, und was erst am Ende der Welt
geschehen <app>
<lem>wird),</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">wird,)</rdg>
</app> ein jeder das ganze volle Maas der <app>
<lem>(positiven §. <ref target="#gr_section_102">102.</ref>
<app>
<lem>C.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">c.</rdg>
</app>
<ref target="#gr_section_109">109.</ref>
<app>
<lem>b</lem>
<rdg wit="#b #d" type="v">b.</rdg>
</app>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index><hi>Belohnungen</hi> und <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><hi>Strafen</hi>, (<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> §. <app>
<lem><ref target="#gr_section_">99.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#gr_section_">99</ref></rdg>
</app>
<app>
<lem><choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice>)</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ff.),</rdg>
</app> seinem Verhalten in dem gegenwärtigen Leben gemäs, zugetheilt
bekommen. <pb edRef="#c" n="117"/>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:25:46">Matth. 25, 46.</citedRange>
</bibl> Die Frommen werden zum Ziele der erhabnen <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung des Menschen, zum gemeinschaftlichen und ewig daurenden <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genusse</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Genuße</rdg>
</app> unaussprechlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Seligkeiten</term>
</index>Seligkeiten <app>
<lem>gelangen;</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">gelangen,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:17">2 Cor. 4, 17.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Thess:4:17">1 Thess. 4, 17.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:4:8">2 Tim. 4, 8.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:12:22 Hebr:12:23">Hebr. 12, 22. 23.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>die</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Die</rdg>
</app> Lasterhaf<pb edRef="#a" n="57"/>ten aber alle Ewigkeiten hindurch <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">(§. <ref target="#gr_section_111">111.</ref>)</rdg>
</app> es empfinden müssen, daß man sich <app>
<lem>äusserst</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">äuserst</rdg>
</app> elend <app>
<lem>mache</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">macht</rdg>
</app>, wenn man die wohlthätigen <pb edRef="#b" n="87"/> Gesetze Gottes <app>
<lem>übertritt</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">übertrit</rdg>
</app>, und seiner erkannten Bestimmung entgegen handelt. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:25:46">Matth. 25, 46.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:9:47 Mk:9:48">Marc. 9, 47. 48.</citedRange>
</bibl></p>
</div>
</div>
<div type="section-group" id="gr_IV_B">
<div n="95" type="section" id="gr_section_95">
<p><pb edRef="#d" n="118"/> 95. <app>
<lem><ref type="note" target="#gr_3_95_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Gott hat den Menschen mit den <hi>Mitteln seine hohe</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index><hi>Bestimmung zu er</hi><pb edRef="#c" n="118"/><pb edRef="#d" n="119"/><hi>reichen</hi>, hinlänglich versehen. <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Selbst das Vorstellungs- und <index indexName="subjects-index">
<term>Begehrungs-Vermögen</term>
</index>Begehrungs-Vermö<pb edRef="#c" n="119"/>gen ist an solche <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>physisch</term>
</index><hi>physische Gesetze</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">physische Gesetze</rdg>
</app> gebunden, welche den <pb edRef="#b" n="88"/> Menschen allmälich zu
ver<pb edRef="#c" n="120"/>vollkommen geschickt sind, und die er nicht
überschreiten <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>. Weil aber eine durch <app>
<lem>bloße unwillkührliche</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">blose</rdg>
</app> Befolgung der physischen Gesetze allein erlangte <index indexName="subjects-index">
<term>Vollkommenheit</term>
</index>Vollkommenheit, dem Menschen noch keinen <index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index>moralischen Werth geben könnte, welcher ohne <app>
<lem>b) <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index><hi>Freiheit</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Freiheit</rdg>
</app> sich nicht denken läßt; so ist das <index indexName="subjects-index">
<term>Begehrungsvermögen</term>
</index>Begehrungsvermögen durch diese Gesetze nicht dergestalt bestimmt,
daß alle vernünftige Willkühr dabey wegfiele. Denn <app>
<lem><foreign lang="grc">α</foreign>) die <index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden des Menschen sind nicht von blinden, oder (wie bey
den Thieren <app>
<lem>dieß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dies</rdg>
</app> der Fall ist) auf gewisse <pb edRef="#b" n="89"/> Gegenstände
und auf ein bestimmtes Maas eingeschränkten Trieben abhängig,
sondern gehen auf alles, was <pb edRef="#d" n="120"/> gut und zur
Erweiterung seiner Kräfte fördersam ist. Und diesen in seiner Natur
liegenden, an sich unbestimmten,</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">wenn gleich die <index indexName="subjects-index">
<term>Erfarung</term>
</index>Erfarung lehrt, daß die Instinkte von Zeit zu Zeit auch ohne
Willkühr des Menschen sich thätig erweisen; so hängt doch die
grösere oder kleinere Gewalt derselben nicht nur grosentheils von
dem vorhergegangenen willkührlichen Verhalten des Menschen ab,
sondern es ist auch gewis, daß er durch vernünftige Vorstellungen
sich selbst bestimmen und den ihm anerschaffenen</rdg>
</app> stets regen <index indexName="subjects-index">
<term>Trieb</term>
</index>Trieb nach <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit <app>
<lem>kann er</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> durch die <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft <app>
<lem>regieren. <foreign lang="grc">β</foreign>) Ist auch zuweilen ein
<pb edRef="#c" n="121"/> blinder Trieb ohne Willkühr des
Menschen wirksam, so geschieht <app>
<lem>dies</lem>
<rdg wit="#b" type="v">dieß</rdg>
</app> doch bey solchen, die die Kultur ihres Geistes nicht <app>
<lem>vernachlässigt</lem>
<rdg wit="#b" type="v">vernachläßigt</rdg>
</app> haben, selten, und auch dann hat die größere oder kleinere
Gewalt solcher Triebe großen<pb edRef="#b" n="90"/>theils in dem
vorhergegangenen willkührlichen Verhalten des Menschen ihren Grund.
Ferner <foreign lang="grc">γ</foreign>) hängen zwar die Begierden
zum Theil, wie bey den Thieren, von sinnlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen ab; aber der Mensch kann theils solchen
Empfindungen, die ihn zu unrechtmäßigem Verhalten reizen möchten,
häufig ausweichen, theils kann er, wenn er will, den <app>
<lem>Eindruck</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Eindrnck</sic>
<corr type="editorial">Eindruck</corr>
</choice></rdg>
</app> äusserer Dinge schwächen oder verstärken, theils sind die
Empfindungen nicht die einzige Triebfeder der Begierden, sondern
<foreign lang="grc">δ</foreign>) der Mensch kann sich, weil
er <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft hat, auch nach <app>
<lem>Vorstellungen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vorstellungen,</rdg>
</app> die nicht zunächst vom Körper abhängen, ja durch
Vorstellungen künftiger niemals empfundener Dinge, durch den
Gedanken an Gott, an das Gesetz, an die Schicklichkeit oder
Unschick<pb edRef="#b" n="91"/>lichkeit, Gemeinnützigkeit oder <app>
<lem>Gemeinschädlichkeit</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Schädlichkeit</rdg>
</app> einer Handlung, an noch so entfernte Folgen derselben <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> bestimmen. c) Der auf sich selbst aufmerksame Mensch ist
sich daher sehr oft innigst bewußt, nicht nur, daß er anders handeln
sollte, <pb edRef="#d" n="121"/> sondern auch, daß er anders handeln
könnte, als er handelt, und daß, wenn er <app>
<lem>dießmal</lem>
<rdg wit="#d" type="v">diesmal</rdg>
</app> nicht anders konn<pb edRef="#c" n="122"/>te, es seine eigne
<index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index>Schuld war. d) Und deshalb kann es ihm zur Pflicht gemacht
werden, so zu handeln, wie er selbst gesteht nicht nur handeln zu
sollen, sondern auch, wenn er es nur darnach anfängt, zu können. Und
wenn er es nicht thut, kann es ihm zugerechnet und er dafür bestraft
werden, so wie im entgegengesetzten Fall ihm ein moralischer Werth
und Belohnung zuerkannt werden kann. e)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">regieren kan.</rdg>
</app> Und hierin besteht <app>
<lem>seine</lem>
<rdg wit="#a" type="v">die</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index><hi>moralische</hi>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index><hi>Natur</hi>, durch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><hi>Natur des Menschen</hi>, ohne</rdg>
</app> welche er <app>
<lem>zu Erreichung seiner erhabenen <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung geschickt und moralischer</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">keiner moralischen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit fähig <app>
<lem>ist</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wäre</rdg>
</app>.</p>
<app>
<lem><note id="gr_3_95_note1" place="bottom">*) <app>
<lem/>
<rdg wit="#b" type="ptl">Bey den Belehrungen a) über die
<hi>Bestimmung und</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Würde</term>
</index><hi>Würde des Menschen</hi>, muß dahin gesehen
werden, daß dem Menschen <index indexName="subjects-index">
<term>Achtung</term>
</index>Achtung gegen sich selbst, gegen jeden, auch den
geringsten, seiner Mitmenschen, und gegen die Menschheit
überhaupt eingeprägt, daß manchen gangbaren aber schädlichen
Vorurtheilen über unsre Bestimmung entgegen gearbeitet, daß
der Ungrund des Vorwurfs, als bilde die christliche Religion
nur Menschen für den <index indexName="subjects-index">
<term>Himmel</term>
</index>Himmel und nicht für die Erde, einleuchtend gemacht,
und daß das Verhältniß dieses Lebens zum künftigen ins Licht
gesetzt werde. Es scheint auch hier b) der bequemste Ort zu
seyn, von dem <hi>Leben nach dem Tode</hi> zu handeln, wobey
aber das, was die Bibel deutlich lehret, sorgfältig von
bloßen Vermuthungen und Hypothesen abzusondern ist. Die
letztern überläßt man gern ihren Liebhabern, aber dem Volk
müssen sie nicht als <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehren</term>
</index>Religionslehren vorgetragen werden. Und selbst bey
den Erläuterungen des bedächtlich kurzen und meist
bildlichen Unterrichts der Bibel muß man sich an richtige
und feste Erklärungsregeln binden. c)</rdg>
</app> Den Menschen <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> mit seiner <index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index><hi>moralischen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index><hi>Natur</hi> näher bekannt zu machen, ist allerdings
Pflicht des Religions<milestone unit="fn-break" edRef="#b" n="88*"/>lehrers, weil gänzliche Unwissenheit hierin leicht Irrthümer, die
der <index indexName="subjects-index">
<term>Religiosität</term>
</index>Religiosität und <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität nachtheilig sind, und Unterlassung wichtiger
Pflichten erzeuget. Wie weit er aber hierin zu gehen habe, muß die
Fähigkeit und das Bedürfniß der <index indexName="subjects-index">
<term>Lehrlinge</term>
</index>Lehrlinge entscheiden. Schon erwachsenen Jünglingen, zumal
aus den kultivirteren Ständen, wird inzwischen der Inhalt dieses
ganzen Abschnittes <app>
<lem>von einem geschickten Lehrer</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> verständlich gemacht werden können; und es scheint <milestone unit="fn-break" edRef="#c" n="118*"/>
<app>
<lem>dieß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dies</rdg>
</app> um so nöthiger, da <app>
<lem>man</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> von diesen Materien <app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#d" type="v">durch</rdg>
</app> mancherley <app>
<lem>Büchern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bücher</rdg>
</app> Sätze <app>
<lem>ausbreitet</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">in Umlauf kommen</rdg>
</app>, die in ihrer Anwendung <app>
<lem>nur allzuleicht</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">leicht</rdg>
</app> schädlich werden. <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> Und da selbst achtungswerthe <index indexName="subjects-index">
<term>Philosophen</term>
</index>Philosophen über einige Punkte, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> über die Lehre von der <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index><hi>Freiheit</hi>, in einem Streit befangen sind, welcher <app>
<lem>sobald</lem>
<rdg wit="#b" type="v">so bald</rdg>
</app> wohl nicht entschieden werden möchte, <app>
<lem>und wenigstens beweiset, daß es hier noch Dunkelheiten gebe
und keine völlige Evidenz da sey,</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> so wird man die Billigkeit haben, es dem <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehrer</term>
</index>Religionslehrer nicht für Schwäche oder blinde
Anhänglichkeit an irgend ein System anzurechnen, wenn er bey der
Wahl unter den streitigen <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungsarten</term>
</index>Vorstellungsarten mit darauf Rücksicht nimmt, welche sich,
seiner Einsicht nach, am besten mit den ihm deutlichen Lehren der
Bibel, die er als einen von Gott kommenden Unterricht verehret,
vereinigen <app>
<lem>lasse</lem>
<rdg wit="#d" type="v">las<milestone unit="fn-break" edRef="#d" n="119*"/>sen</rdg>
</app>, und zugleich mit den wenigsten Bedenk<milestone unit="fn-break" edRef="#b" n="89*"/>lichkeiten dem Volk
vorgetragen werden könne. Uebrigens ist die Sache des
Religionslehrers nicht sowohl, die menschliche Freiheit zu erklären,
als vielmehr so davon zu handeln, daß die Menschen einsehen, was sie
thun und lassen müssen, um immer freier zu werden, und daß sie sich
überzeugen, daß <app>
<lem>dieß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dies</rdg>
</app> möglich sey. <app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#b" type="v">d)</rdg>
</app>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_95_1"/><app>
<lem>Genaue Untersuchungen über <hi>göttliche Gesetze,
Belohnungen</hi>
<app>
<lem>und</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b"><choice>
<sic>uud</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>Bestrafungen</hi></lem>
<rdg wit="#b" type="typo-correction"><choice>
<sic><hi>Bestrafuugen</hi></sic>
<corr type="editorial"><hi>Bestrafungen</hi></corr>
</choice></rdg>
</app> sind nicht nur an sich <index indexName="subjects-index">
<term>nützlich</term>
</index>nützlich, da krasse Vorstellungen <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> von Himmel und Hölle einen höchst schädlichen
Einfluß auf Re<milestone unit="fn-break" edRef="#c" n="119*"/>ligion und Moralität haben, sondern in unsern Zeiten haben
sie auch dadurch noch mehr Wichtigkeit bekommen, daß in
Schriften, welche von Jedermann gelesen werden, viel darüber
gesagt und zum Theil eine Theorie davon <app>
<lem>aufgestellt</lem>
<rdg wit="#b" type="v">aufgestellet</rdg>
</app> worden ist, welche mit dem Unterricht den die Bibel
davon giebt und mit der erweislichen <index indexName="subjects-index">
<term>Schriftlehre</term>
</index>Schriftlehre von der <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice>
<app>
<lem>schwerlich</lem>
<rdg wit="#b" type="v">schwehrlich</rdg>
</app> zu vereinigen seyn möchte. Es ist daher nöthig, diese
Materien, besonders die von <hi>positiven Strafen</hi>, so
abzuhandeln, daß den sehr häufigen Misverständnissen und den <app>
<lem>eben hieraus vornehmlich</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">daraus</rdg>
</app> entstehenden Einwürfen vorgebeugt werde, und hingegen
in die Augen falle, daß unsre Lehre<app>
<lem>, wenn sie richtig gefaßt wird,</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> nichts Vernunftwidriges <milestone unit="fn-break" edRef="#b" n="90*"/> oder Gott unanständiges enthalte.
Diesen Zweck leichter zu erreichen, machen wir den Anfang
von den Untersuchungen über die <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen, bey welchen man gemeiniglich weniger
Schwierigkeiten zu finden glaubt, auch nicht so ängstliche
Blicke auf das übrige <app>
<lem><choice id="gr_c_95_corr1" corresp="#gr_c_corr_4">
<sic>Sistem</sic>
<corr type="authorial">System</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b">System</rdg>
</app> wirft, als bey der Lehre von positiven <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen. <app>
<lem>Hat man, was von den Belohnungen gesagt wird,
richtig gefaßt, so wird es leicht seyn, eben das
auch auf die Strafen anzuwenden, und sich hierdurch
von <choice>
<sic>deu</sic>
<corr type="editorial">den</corr>
</choice> letztern richtigere Begriffe zu
bilden.</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> Was aber die <hi>natürlichen guten und schlimmen
Folgen</hi> der Handlungen anlangt, so hat der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehrer</term>
</index>Religionslehrer gute Ursachen, sie aus dem
Gesichtspunkt der Be<milestone unit="fn-break" edRef="#c" n="120*"/>lohnungen und Strafen zu betrachten. Der
<index indexName="subjects-index">
<term>Philosoph</term>
</index>Philosoph mag sie, wenn er will, aus einem andern
ansehen; ein wahrer Widerspruch scheint doch nicht statt zu
haben. Es gilt gewissermaaßen auch hier, was in der <choice>
<abbr>Anmerk.</abbr>
<expan>Anmerkung</expan>
</choice> zu §. <ref target="#gr_section_35">35.</ref>
gesagt worden ist. <app>
<lem>d)</lem>
<rdg wit="#b" type="v">e)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> Den bildlichen Ausdruck: <index indexName="subjects-index">
<term>Ebenbild</term>
</index><hi>Ebenbild Gottes</hi>, zu einem ganzen <app>
<lem>Artickel</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Artikel</rdg>
</app> auszuspinnen, scheint nicht rathsam. Was man dahin zu rechnen
pflegte und Grund hat, kann füglich in diesem und dem folgenden
Abschnitte gelegentlich mitgenommen werden.</note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_95_1"><label>Genaue
Untersuchungen über göttliche Gesetze, Belohnungen und
Bestrafungen</label><p>Nach frühneuzeitlicher Auffassung verhängt nicht
nur die weltliche Obrigkeit, sondern v.a. auch Gott als Herrscher und
Richter Strafen in Form von Krieg und Naturkatastrophen. Das in der
Apokalyptik prophezeite Weltende wurde als letztes großes Strafgericht
über die Menschheit verbildlicht. Vor allem Luthers Suche nach dem
gnädigen Gott vollzog sich im Horizont mittelalterlicher
Gerichtsvorstellungen von einem gerechten, d.h. belohnenden und
strafenden Gott. Im Unterschied zur Satisfaktionstheorie Anselms von
Canterbury (ca. 1033–1109) verstand er das Strafleiden Christi als
Versöhnungshandeln Gottes. Die teilweise miteinander korrespondierenden
theologischen und juristischen Debatten der neuzeitlichen
Geistesgeschichte sind durch das relative Nebeneinander von Vergeltungs-
und Präventionstheorien geprägt. Die Präsenz des Strafrechts in der
<hi>Anleitung</hi> erklärt sich historisch daraus, dass bis weit ins
Zeitalter der Aufklärung Sturmfluten und Erdbeben (bspw. Lissabon 1755)
die theologische Frage nach Sinn und Ursache göttlicher Strafen
provozierten. Noch 1796 deuteten die Kirchen die Invasion der Truppen
der französischen Republik in Süddeutschland als Strafe Gottes.
</p></note>
</div>
<div n="96" type="section" id="gr_section_96">
<p>96. <app>
<lem>Freilich a) ist der Mensch nicht so <index indexName="subjects-index">
<term>frey</term>
</index>frey, daß er auch etwas anders wollen könnte, als <hi>was er
sich in dem Augenblick, da er</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>wählen</term>
</index><hi>wählen soll, als gut vorstellt</hi>. Und b) diese
gegenwärtige Vorstellung, von welcher sein Wollen oder Nichtwollen
abhängt, wird theils entweder unmittelbar durch eine Empfindung
erweckt, oder ist ein Glied einer vielleicht weit rückwärts
reichenden <index indexName="subjects-index">
<term>Ideenkette</term>
</index>Ideenkette, welche sich itzt nicht mehr abändern läßt und
zuletzt in einer Empfindung sich verliehrt; <app>
<lem>wie denn überhaupt die Empfindungen es sind, welche dem
Menschen den Stoff zu seinen Vorstellungen zuführen;</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> theils hat <pb edRef="#b" n="92"/> jene Vorstellung, nach
welcher der <app>
<lem>Wille</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Willen</rdg>
</app> sich bestimmt, ihren Grund in der individuellen <index indexName="subjects-index">
<term>Fähigkeit</term>
</index>Fähigkeit, <pb id="gr_c_page_123" edRef="#c" n="123"/>
Richtung und Uebung des Verstandes, der Einbildungskraft, des
Gedächtnisses <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> des Menschen, <pb edRef="#d" n="122"/> in der
Beschaffenheit seiner gesammten Kenntnisse, in den äusern Umständen,
unter welchen er sich entschließen und wählen soll, in seiner
jetzigen Gemüthsstimmung, in der Erziehung, (die darum so <app>
<lem>äusserst</lem>
<rdg wit="#b" type="v">äuserst</rdg>
</app> wichtig <app>
<lem>ist),</lem>
<rdg wit="#b #d" type="v">ist,)</rdg>
</app> in der Gewohnheit <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> Allein <app>
<lem><choice corresp="#gr_c_corr_5">
<sic>e)</sic>
<corr type="authorial">c)</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b #d">c)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">{<hi>Nämlich</hi> die <index indexName="subjects-index">
<term>Begierden</term>
</index>Begierden des Menschen sind nicht von blinden, oder (wie bey
den Thieren dieß der Fall ist) auf gewisse Gegenstände und auf ein
bestimmtes Maas eingeschränckten Trieben abhängig, sondern gehen auf
alles, was gut und zur Erweiterung seiner Kräfte fördersam ist. Zwar
hängen sie zum Theil, wie <pb edRef="#a" n="58"/> bey den Thieren,
von sinnlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen ab, welche dem Menschen überhaupt den Stoff
aller seiner Vorstellungen zuführen; aber er kan theils den Eindruck
äuserer Dinge schwächen oder verstärken, theils die durch Empfindung
erlangte Vorstellungen verschiedentlich bearbeiten, theils sind die
Empfindungen nicht die einzige Triebfeder der Begierden, sondern der
Mensch hat <index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und kan sich auch nach Vorstellungen, die nicht
zunächst vom Körper abhängen, ja durch Vorstellungen künftiger,
niemals empfundener, Dinge bestimmen. Vermöge der Einrichtung seiner
Natur, kan er zwar nichts anders wollen, als was er sich in dem
Augenblicke, da er wählen soll, als gut vorstellt; und seine jetzige
Vorstellung, welche den Grund seines Wollens enthält, hängt an einer
Ideenkette, welche sich zulezt in etwas auserhalb des Menschen
verliehrt. Aber</rdg>
</app> der Mensch hat doch eine <app>
<lem><hi>gewisse Gewalt über seine eigene Ideen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gewisse Gewalt über seine eigne Ideen</rdg>
<rdg wit="#b" type="pp">gewisse Gewalt über seine eigene Ideen</rdg>
</app>; er <app>
<lem>kann, <foreign lang="grc">α</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kan,</rdg>
</app> vermöge der eigenthümlichen Thätigkeit seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Seele</term>
</index>Seele, <app>
<lem>die durch die Empfindung erlangten Vorstellungen verschiedentlich
bearbeiten,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> den vorräthigen Stoff zu <index indexName="subjects-index">
<term>Ideen</term>
</index>Ideen auf mannichfaltige Weise verbinden, trennen, und abändern;
neue Beziehungen derselben auf einander entdecken, und solchergestalt der
Form nach neue Ideen in sich hervorbringen, und die Reihe seiner
Vorstellungen selbst anordnen. Auch <app>
<lem>kann er sich die Fertigkeit erwerben</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">hat er das Vermögen</rdg>
</app>, den ersten <index indexName="subjects-index">
<term>Eindrücke</term>
</index>Eindrücken von <app>
<lem>dem</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dem,</rdg>
</app> was ihm als gut oder böse erscheint, zu widerstehen, und seine <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Entschließungen</term>
</index>Entschließungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Entschliesungen</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">Entschliessungen</rdg>
</app> zurückzuhalten, bis er die Gründe derselben <index indexName="subjects-index">
<term>vernünftig</term>
</index>vernünftig abgewogen hat. Hierzu kommt noch die Fähigkeit zu wissen,
warum er einen Gegenstand <app>
<lem>so sich</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">sich so</rdg>
</app> vorstelle, daß gewisse <app>
<lem>Entschliessungen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Entschliesungen</rdg>
<rdg wit="#b #d" type="v">Entschließungen</rdg>
</app> daraus erfolgen, und <app>
<lem>das Vermögen,</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> durch eigne Thätigkeit in eine <app>
<lem>andere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andre</rdg>
</app> Lage des Körpers und des Gemüths sich zu setzen, in welcher <pb edRef="#c" n="124"/> seine <index indexName="subjects-index">
<term>Denkkraft</term>
</index>Denkkraft eine andere Richtung <app>
<lem>bekommt. Und was <foreign lang="grc">β</foreign>) die übrigen
Punkte betrift, welche auf die jedesmalige Entschließung einen
Einfluß haben, so ist es nur allzuoft eigne <pb edRef="#d" n="123"/>
Schuld des Menschen, daß seine <index indexName="subjects-index">
<term>Seelenkräfte</term>
</index>Seelenkräfte, besonders sein Verstand, so <pb edRef="#b" n="93"/> wenig kultivirt, seine <index indexName="subjects-index">
<term>Einbildungskraft</term>
</index>Einbildungskraft verwildert und mit Bildern, die seiner
Tugend nachmals gefährlich werden, angefüllt ist <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> daß seine <app>
<lem>Kenntnisse</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Kenntniße</rdg>
</app> so klein oder schlecht oder tod sind, daß er in Umständen,
welche es ihm erschwehren das wahre <index indexName="subjects-index">
<term>Gutes</term>
</index>Gute zu wählen, sich itzt befindet, daß sein <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth für das Gute verstimmt ist, von allzuheftigen
Leidenschaften bestürmt wird <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> daß böse <index indexName="subjects-index">
<term>Gewohnheiten</term>
</index>Gewohnheiten überhand genommen haben, daß ferner das <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissen</term>
</index>Gewissen übertäubt ist, das Andenken an Gott und Pflicht so
selten und unvollkommen erwacht, solche Ideen, die bey der Wahl ihn
richtig leiten könnten, ihm nicht geläufig sind <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> Seine Lage würde itzt im kritischen Augenblick anders
seyn, wenn er vormals in Zeitpunkten, da die Umstände nicht so
dringend waren, böse Gewohnheiten noch nicht so tiefe Wurzel
geschlagen hatten, die Leidenschaften nicht brauseten, und die
Stimme des Gewissens sich lauter hören ließ, auf diese geachtet, den
sich ihm anbietenden Unterricht mit weniger Leichtsinn angenommen
und benutzt, über seine Pflicht und den wahren <pb edRef="#c" n="125"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Werth</term>
</index>Werth der Dinge nachgedacht, alles von mehrern Seiten
anzusehen sich gewöhnt, gute Vorsätze oft erneuert, in richtigen
Grundsätzen sich befestigt, schlimme Gewohnheiten geschwächt, in
Mäßigung seiner Begierden und Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung
sich geübt, <pb edRef="#d" n="124"/> auf künftige Gefahren sich
bereitet hätte <choice>
<abbr>u. d. gl.</abbr>
<expan>und dergleichen</expan>
</choice> Denn durch diese und änliche Mittel kann der Mensch seine
<index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index>moralische <index indexName="subjects-index">
<term>Freiheit</term>
</index>Freiheit nicht nur erhalten, sondern auch immer weiter
ausdehnen. Sind also gleich d) Menschen in dem Augenblick der <index indexName="subjects-index">
<term>Wahl</term>
</index>Wahl oft wirklich unvermögend, <app>
<lem>dasjenige</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dasjenige,</rdg>
</app> was sie selbst in ruhigen <pb edRef="#b" n="94"/> Stunden
deutlich und mit Ueberzeugung für das Beste erkennen, zu wählen, und
ist also ihre Freiheit oft sehr eigeschränkt, so ist <app>
<lem>dieß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dies</rdg>
</app> doch meistens mehr Fehler der Menschen, als der Einrichtung
der menschlichen Natur. <choice>
<abbr>Vergl.</abbr>
<expan>Vergleiche</expan>
<expan>Verglichen</expan>
</choice> jedoch §. <ref target="#gr_section_115">115</ref>–<ref target="#gr_section_117">117</ref>.</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">bekommt.}</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="97" type="section" id="gr_section_97">
<p>97. Es hat auch Gott an mannichfaltigen <hi>Mitteln</hi> es nicht fehlen <app>
<lem>lassen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">laßen</rdg>
</app>, die Menschen von <app>
<lem>dem,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">dem</rdg>
</app> was ihnen gut <app>
<lem>ist,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ist</rdg>
</app> zu unterrichten, und ihren Willen zu Be<pb edRef="#a" n="59"/>folgung
desselben <hi>moralisch zu lenken</hi>. Als der Schöpfer, Erhalter und <app>
<lem>größte</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">gröste</rdg>
</app> Wohlthäter der Menschen, der alle ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Schicksale</term>
</index>Schicksale <app>
<lem>in</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>iu</sic>
<corr type="editorial">in</corr>
</choice></rdg>
</app> seiner Gewalt hat, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">und</rdg>
</app> vermöge seines Wesens nichts anders als ihr untrüglich eingesehenes
Beste <app>
<lem>wollen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">wollen,</rdg>
</app>
<app>
<lem>und daher nie als Tirann, sondern nur <pb edRef="#c" n="126"/> als
<index indexName="subjects-index">
<term>Vater</term>
</index>Vater sie behandeln kann</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kan</rdg>
</app>, ist er ihr höchster unumschränkter <index indexName="subjects-index">
<term>Oberherr</term>
</index><hi>Oberherr</hi>, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">dessen Rechte nicht durch die Rechte eines
andern eingeschränkt werden können, und</rdg>
</app> dem sie unbedingten Gehorsam, <app>
<lem>nicht nur</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sowohl</rdg>
</app> ihrer <index indexName="subjects-index">
<term>Abhängigkeit</term>
</index>Abhängigkeit <app>
<lem>sondern auch</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">als</rdg>
</app> ihrer eignen <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit wegen, zu leisten verbunden sind<app>
<lem>, weil sein Wille mit der ewigen höchsten Regel des Besten
nothwendig einerley ist</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>. Daher <app>
<lem/>
<rdg wit="#a #b" type="pt">hat</rdg>
</app> er ihr freies Verhalten durch <index indexName="subjects-index">
<term>Gesetze</term>
</index><hi>Gesetze</hi> be<pb edRef="#d" n="125"/>stimmt, <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">(§. <ref target="#gr_section_50">50.</ref>)</rdg>
</app> welche <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">die untrüglichste Erkenntnisquelle von dem, was
wahrhaft gut ist, sind, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Ps:19:8" to="Ps:19:12">Ps. 19,
8–12.</citedRange>
</bibl></rdg>
</app> wegen der Allgenugsamkeit Gottes (§. <app>
<lem><ref target="#gr_section_41">41.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#gr_section_41">41</ref></rdg>
</app>) auf nichts anders als das Beste der Menschen selbst <app>
<lem>und der Welt</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> abzwecken <app>
<lem>können. (§. <app>
<lem><ref target="#gr_section_50">50.</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#gr_section_50">50.</ref>)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="ppl">können, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:12:2">Röm. 12, 2.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Jes:48:17 Jes:48:18">Jes. 48, 17.
18.</citedRange>
</bibl> und schon deswegen nicht ohne unausbleiblichen Nachtheil
übertreten werden können.</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="98" type="section" id="gr_section_98">
<p>98. Sie sind entweder natürliche oder positive. <hi>Natürliche</hi> heißen
diejenige, welche in der <index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur des Menschen, in seiner wesentlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Abhängigkeit</term>
</index>Abhängigkeit von Gott, und in der allgemeinen Verbindung, in welche
jeder Mensch mit andern Geschöpfen <app>
<lem>gesetzt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gesezt</rdg>
</app> ist, ihren Grund haben: die daher <pb edRef="#b" n="95"/> durch
Aufmerksamkeit auf diese Stücke, ohne nähere <app>
<lem><app>
<lem>Bekanntmachung</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Bekanntmachung,</rdg>
</app> (obgleich auch diese dazu kommen kann)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Bekanntmachung,</rdg>
</app> erkannt werden können, und allgemein und unveränderlich sind.
<hi>Positive</hi> hingegen (§. <ref target="#gr_section_9">9.</ref>)
sind diejenige, welche <app>
<lem>der Gesetzgeber um besondre Zwecke, welche nicht aus der</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">in gewissen, nicht in der allgemeinen</rdg>
</app> Natur der Dinge <app>
<lem>selbst bekannt sind, zu erreichen, oder auch um die Art und Weise,
wie einem natürlichen Gesetz Genüge geleistet werden soll, nach
seinem freien aber <pb edRef="#c" n="127"/> weisen <index indexName="subjects-index">
<term>Wille</term>
</index>Willen, näher zu bestimmen, gegeben hat, und welche</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gegründeten, sondern zufälligen, Verknüpfungen
ihren Grund haben,</rdg>
</app> eben darum weder nothwendig allgemein, noch unveränderlich sind, und
von Menschen nicht sicher ohne vorgängige Bekanntmachung erkannt werden
können, mithin aber auch niemanden ver<pb edRef="#d" n="126"/>pflichten, dem
sie ohne seine Schuld unbekannt bleiben. Sofern sie <app>
<lem>einen objectiven</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">in gewissen daseyenden Dingen ihren</rdg>
</app> Grund haben, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>uud</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></rdg>
</app> nicht anders als nach der Regel der höchsten Weisheit und Güte <app>
<lem>abgefasset</lem>
<rdg wit="#a" type="v">abgefaßet</rdg>
</app> seyn können, (§. <ref target="#gr_section_45">45.</ref>) sind sie
nicht ganz willkührlich, noch so beschaffen, daß sie eben so gut anders seyn
könnten; ob es gleich kurzsichtigen Menschen bisweilen so scheinet, und sie
von Gottes freiem Willen allerdings abhängen. Daß Gott dergleichen <index indexName="subjects-index">
<term>Gesetze</term>
</index>Ge<pb edRef="#a" n="60"/>setze geben könne, <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> nicht geleugnet werden; und daß er wirklich solche gegeben habe,
lehrt die Bibel <choice>
<abbr>A.</abbr>
<expan>Altes</expan>
</choice> und <choice>
<abbr>N. T.</abbr>
<expan>Neues Testament</expan>
</choice> Allemal aber haben sie, eben so wie die natürlichen, den Vortheil <app>
<lem>dessen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dessen,</rdg>
</app> der sie <app>
<lem>befolgt</lem>
<rdg wit="#d" type="v">befolgt,</rdg>
</app> zur Absicht, Act. 17, <app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:17:25">25.</citedRange>
</bibl> sollte es auch nur seyn, den Menschen Gelegenheit zu geben,
ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Religiosität</term>
</index>Religiosität auf eine nicht gefährliche Art zu <app>
<lem>beweisen,</lem>
<rdg wit="#b" type="v">beweisen</rdg>
</app> und durch Uebung ihre frommen Gesinnungen und ihre Fertigkeit
in frommen Handlungen zu stärken. Gewöhnlich aber entdeckt sich dem
<index indexName="subjects-index">
<term>forschend</term>
</index>for<pb id="gr_b_page_96" edRef="#b" n="96"/>schenden
Blick, wenigstens durch die Folgen, auch ihre <app>
<lem>anderweitige</lem>
<rdg wit="#b" type="v">anderweite</rdg>
</app> Zweckmäßigkeit und Wohlthätigkeit (§. <ref target="#gr_section_9">9.</ref>).</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:17:24">24.</citedRange>
</bibl> ohne daß sie ihn jemals nöthigen, wie menschliche Gesetze
oft thun, sein wahres Wohl dem Vortheil andrer, oder des Ganzen,
aufzuopfern.</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="99" type="section" id="gr_section_99">
<p><pb edRef="#c" n="128"/> 99. Zum <index indexName="subjects-index">
<term>Gehorsam</term>
</index>Gehorsam gegen die göttlichen Gesetze könnten uns <app>
<lem>schon die</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">schon, auser der</rdg>
</app> Schönheit<app>
<lem>, Schicklichkeit und Gemeinnützigkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> der von dem Heiligsten<app>
<lem>, Allgütigen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> und Allweisen vorgeschriebenen Handlungen, die Hoffnung einer durch
sie zu erlangenden <app>
<lem>größern <app>
<lem>Aehnlichkeit</lem>
<rdg wit="#b #d" type="v">Aenlichkeit</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">grösern Aenlichkeit</rdg>
</app> mit <app>
<lem>dem Allervollkommensten</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Gott</rdg>
</app>, die Ehrfurcht vor dem Un<pb edRef="#d" n="127"/>endlichen <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">und Allervollkommensten</rdg>
</app>, <app>
<lem>und</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>uud</sic>
<corr type="editorial">und</corr>
</choice></rdg>
</app> die <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gegen unsern <app>
<lem>größten</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">grösten</rdg>
</app> Wohlthäter, <app>
<lem>auch ohne Rücksicht auf unsern eignen <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> bewegen. Um aber diese <index indexName="subjects-index">
<term>Motive</term>
</index><hi>Motive</hi><app>
<lem>, welche auf den <index indexName="subjects-index">
<term>sinnlich</term>
</index>sinnlichen Menschen nicht stark genug wirken,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> noch mehr zu verstärken, und solchergestalt desto kräftiger uns
anzutreiben an unsrer eignen <index indexName="subjects-index">
<term>Vervollkommung</term>
</index>Vervollkommung <app>
<lem>und an dem Wohl des Ganzen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> zu arbeiten, hat Gott mit den durch die Gesetze bestimmten Handlungen
<index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index><hi>Belohnungen und</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><hi>Strafen</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt"><ref type="note" target="gr_d_99_note1">*)</ref></rdg>
</app> verknüpft, <app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">(§. <ref target="#gr_section_50">50.</ref>)</rdg>
</app> wel<pb edRef="#d" n="128"/>che auf die den <app>
<lem>sämmtlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sämtlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index>moralischen Eigenschaften Gottes gemäseste Art eingerichtet <app>
<lem>sind (§. <app>
<lem><ref target="#gr_section_50">50.</ref>)</lem>
<rdg wit="#b" type="v"><ref target="#gr_section_50">50.</ref>).</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">sind. (<choice>
<abbr>Ebendas.</abbr>
<expan>Ebendaselbst</expan>
</choice>) Und da das <index indexName="subjects-index">
<term>Strafrecht</term>
</index>Strafrecht Gottes nicht auf einerley Gründen mit dem
Strafrechte menschlicher Regenten beruhet, und alle
Unvollkommenheiten, welche den menschlichen Belohnungen und Strafen
unzertrennlich ankleben, bey den göttlichen nothwendig wegfallen
müssen, so kan die Beschaffenheit menschlicher Belohnungen und
Strafen bey der Beurtheilung der göttlichen um so weniger zum
Maasstabe sicher angenommen werden, je nachtheiliger eine verkehrte
Vorstellung davon den religiösen Gesinnungen ist.</rdg>
</app></p>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="ptl"><note place="bottom" id="gr_d_99_note1">*)
Genaue Untersuchungen über <hi>göttliche Gesetze, Belohnungen</hi>
und <hi>Bestrafungen</hi> sind nicht nur an sich nützlich, da krasse
Vorstellungen <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> von Himmel und Hölle, einen höchst schädlichen Einfluß auf
Religion und <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität haben, sondern <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_99_1"/>in unsern Zeiten haben sie auch dadurch noch
mehr Wichtigkeit bekommen, daß in Schriften, welche von Jedermann
gelesen werden, viel darüber gesagt und zum Theil eine Theorie davon
aufgestellt worden ist, welche mit dem Unterricht, den die Bibel
davon giebt, und mit der erweislichen <index indexName="subjects-index">
<term>Schriftlehre</term>
</index>Schriftlehre von der <index indexName="subjects-index">
<term>Erlösung</term>
</index>Erlösung <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christi</persName>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> schwerlich zu vereinigen seyn möchte. Es ist daher nöthig,
diese Materien, besonders die von <hi>positiven</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><hi>Strafen</hi>, so abzuhandeln, daß den sehr häufigen
Misverständnissen und den eben hieraus vornehmlich entstehenden
Einwürfen vorgebeugt werde, und hingegen in die Augen falle, daß
unsre Lehre, wenn sie richtig gefaßt wird, nichts Vernunftwidriges
oder Gott unanständiges enthalte. Diesen <milestone unit="fn-break" edRef="#d" n="128*"/> Zweck leichter zu erreichen, machen wir
den Anfang von den Untersuchungen über die <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen, bey welchen man gemeiniglich weniger
Schwierigkeiten zu finden glaubt, auch nicht so ängstliche Blicke
auf das übrige System wirft, als bey der Lehre von positiven
Strafen. Hat man, was von den Belohnungen gesagt wird, richtig
gefaßt, so wird es leicht seyn, eben das auch auf die Strafen
anzuwenden, und sich hierdurch von den letztern richtigere <index indexName="subjects-index">
<term>Begriffe</term>
</index>Begriffe zu bilden. Was aber die <hi>natürlichen guten und
schlimmen</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Folgen</term>
</index><hi>Folgen</hi> der Handlungen anlangt, so hat der
Religionslehrer gute Ursachen, sie aus dem Gesichtspunkt der
Belohnungen und Strafen zu betrachten<supplied>.</supplied> Der
<index indexName="subjects-index">
<term>Philosoph</term>
</index>Philosoph mag sie, wenn er will, aus einem andern ansehen;
ein wahrer Widerspruch scheint doch nicht statt zu haben. Es gilt
gewissermaaßen auch hier, was in der Anmerk. zu §. 35. gesagt worden
ist.</note></rdg>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_99_1"><label>in unsern
Zeiten [...] Schriften, welche [...] mit der erweislichen Schriftlehre
von der Erlösung Christi u. s. w. schwerlich zu vereinigen seyn
möchte</label><p>Angesichts des Lehrstreits um die Satisfaktionstheorie
ist offensichtlich, auf welche zeitgenössischen Schriften Griesbach hier
anspielt: Nachdem Johann Gottlieb Töllner (1724–1774) in seiner
biblisch-theologischen Untersuchung nur noch den passiven Leidens- und
Sterbensgehorsam Jesu als Genugtuungsleistung anerkannt hatte (<hi>Der
thätige Gehorsam Jesu Christi</hi>, 1768), ging Johann August
Eberhard (1739–1809) noch einen Schritt weiter. Die bereits bei Töllner
angelegte Aufhebung des Zusammenhangs von Schuld und Strafe führte er
derart fort, dass er den Zweck der Strafe konsequent an die moralische
Besserung des betreffenden Subjekts knüpfte. Damit reduzierte sich der
Opfertod Christi auf eine erzieherische Maßnahme, und die
stellvertretende Wirksamkeit des Kreuzestodes wich der
subjektorientierten Selbsterlösung durch sittliche Besserung (<hi>Neue
Apologie des Sokrates</hi>, 1772/78). In dem zunehmenden Bestreben,
das moralische Individuum als Subjekt der Versöhnung zu erkennen, äußert
sich eine entscheidende theologiegeschichtliche Entwicklung des späten
18. Jh.s, an der auch Griesbachs <hi>Anleitung</hi>
partizipiert.</p></note>
</div>
<div n="100" type="section" id="gr_section_100">
<p>100. Der <index indexName="subjects-index">
<term>Zweck</term>
</index><hi>Zweck der</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index><hi>Belohnungen</hi> ist, <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app> des physischen Guten und der <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit unter den <index indexName="subjects-index">
<term>vernünftig</term>
</index>vernünftigen Geschöpfen mehr zu machen, und also Gottes Güte desto
preiswürdiger darzustellen; <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app> hierdurch unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe und <index indexName="subjects-index">
<term>Dankbarkeit</term>
</index>Dankbarkeit gegen Gott, und <pb edRef="#a" n="61"/> mithin auch
unser Bestreben ihm zu gefallen, anzufeuern; <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app> von der Hei<pb edRef="#c" n="129"/>ligkeit Gottes, dem alles <pb edRef="#d" n="129"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Gutes</term>
</index>Gute, aber auch nur das Gute gefällt, und von der untadelhaften
Beschaffenheit seiner Regierung uns zu <app>
<lem>überzeugen: <hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">überzeugen; theils</rdg>
</app> das physische und das moralische Gute so genau mit einander zu
verknüpfen, daß dieses ein Mittel zu jenem seyn, und daß folglich,
vermittelst des in <pb edRef="#b" n="97"/> unsre Natur gelegten Verlangens
nach dem ersten, unsere <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstliebe</term>
</index>Selbstliebe für das <app>
<lem>letztere <app>
<lem>interessirt</lem>
<rdg wit="#b" type="v">intereßirt</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">leztere intereßirt</rdg>
</app> werden möchte, und uns also die Ausübung unsrer Pflichten erleichtert
würde. Denn es <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> und soll jede verheisene Belohnung uns zum Streben nach moralischer
Güte <app>
<lem>anreizen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">anreitzen</rdg>
</app>; jede wirklich erhaltene aber, nicht nur bey dem, welcher sie <app>
<lem>empfängt,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">empfängt</rdg>
</app>
<app>
<lem>dieß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dieses</rdg>
</app> Bestreben erhalten und verstärken, sondern auch andere zur
Nacheiferung antreiben.</p>
</div>
<div n="101" type="section" id="gr_section_101">
<p>101. Auf gute Handlungen folgen theils natürliche, theils positive <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index><hi>Belohnungen</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">Belohnungen</rdg>
</app>. Die <hi>natürlichen</hi>
<app>
<lem>sind, nach der einmal von Gott gemachten Einrichtung der <index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur, unausbleiblich mit jeder guten Handlung verbunden,
und</lem>
<rdg wit="#d" type="ppl">sind solche gute und erfreuliche Folgen
moralisch guter Handlungen, welche aus der Natur der letztern,
verglichen mit der Natur des Menschen und derjenigen Dinge, welche
eine natürliche Beziehung auf ihn haben, von selbst und
unausbleiblich entspringen. Und wenn gleich keine besondere
Veranstaltung des Gesetzgebers und Richters nöthig ist, um sie in
jedem einzelnen Falle hervorzubringen, so können wir sie doch, da
Gott es ist, der der Natur diese Einrichtung, nach welcher solche
Handlungen solche <pb edRef="#d" n="130"/> Folgen erzeugen, gegeben
hat, mit Recht als von ihm kommende Belohnungen unsers
pflichtmäsigen Verhaltens ansehen. Sie</rdg>
</app> fangen schon <hi>in diesem Leben</hi>
<app>
<lem><app>
<lem>an (§. <ref target="#gr_section_2">2.</ref>).</lem>
<rdg wit="#a #b" type="pp">an. (§. <ref target="#gr_section_2">2.</ref>)</rdg>
</app> Sie</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">an, (§. <ref target="#gr_section_2">2.</ref>)
und</rdg>
</app> erstrecken sich <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app> auf unsere Lage in dem gesellschaftlichen Leben, auf die äuseren
<index indexName="subjects-index">
<term>Glücksumstände</term>
</index>Glücksumstände, auf die Konstitution des Körpers, und auf den <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">ungestörteren</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">unschädlicher</rdg>
</app> sinnlicher Vergnügungen; <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app> und <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> auf <app>
<lem>unser <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">unsern Geist</rdg>
</app>, indem nicht nur die <pb edRef="#c" n="130"/> Fähigkeiten <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">und Kräfte</rdg>
</app> desselben <app>
<lem>durch gute Handlungen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> erhöhet, <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">das Vermögen moralisch <index indexName="subjects-index">
<term>frey</term>
</index>frey zu handeln gestärkt, (§. <ref target="#gr_section_98">98.</ref> c.)</rdg>
</app> und gute Fertigkeiten <app>
<lem>vergrößert</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vergrösert</rdg>
</app> werden, sondern auch Gemüthsruhe und Zufriedenheit, nebst andern sehr
mannichfaltigen höchst angenehmen Empfindungen, durch das Bewußtseyn, recht,
unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung gemäs, und Gott wohlgefällig gehandelt zu haben,
erzeuget, erhalten, und vermehret werden. Die natürlichen Belohnungen der
zweiten Art dauern <hi>in dem künftigen Leben</hi> und in alle <index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit fort, und <app>
<lem>breiten sich immer weiter und weiter aus</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">ziehen selbst wieder neue glückliche Folgen nach
sich</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="102" type="section" id="gr_section_102">
<p><pb edRef="#a" n="62"/> 102. <hi>Positive</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index><hi>Belohnungen</hi>
<app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> nennen wir diejenige, welche nicht von selbst aus der <pb id="gr_b_page_98" edRef="#b" n="98"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur der guten <app>
<lem>Handlung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Handlungen</rdg>
</app>, verglichen mit der Natur des Menschen und andrer Dinge in der Welt,
fließen, sondern nach dem freien Willen des <app>
<lem>Gesezgebers</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Gesetzgebers</rdg>
</app> erfolgen. <app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:4:4">Röm. 4, 4.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<pb edRef="#d" n="131"/> Ob dergleichen von Gott <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> schon <app>
<lem><hi>in diesem Leben</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">in diesem Leben</rdg>
</app> ertheilt werden, läßt sich so leicht nicht entscheiden. Denn die
<index indexName="subjects-index">
<term>Vernunft</term>
</index>Vernunft und die <index indexName="subjects-index">
<term>Erfarung</term>
</index>Erfarung <app>
<lem>lehren</lem>
<rdg wit="#d" type="v">lehrten</rdg>
</app> hierüber nichts sicheres, und die <app>
<lem>Schriftstellen</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Schrifstellen</sic>
<corr type="editorial">Schriftstellen</corr>
</choice></rdg>
</app>, welche diese Frage zu bejahen scheinen, können entweder ganz füglich
auf die natürlichen guten Folgen der Tugend und Frömmigkeit gedeutet werden,
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Tim:4:8">1 Tim. 4, 8.</citedRange>
</bibl> (<choice>
<abbr>Kap.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Tim:6:6">6, 6.</citedRange>
</bibl>) <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:10:29 Mk:10:30"><app>
<lem>Marc<supplied>.</supplied></lem>
<rdg wit="#a #b #d" type="v">Marc.</rdg>
</app> 10, 29. 30.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange from="Spr:3:2" to="ff"><app>
<lem>Sprüchw.</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Spüchw.</sic>
<corr type="editorial">Sprüchw.</corr>
</choice></rdg>
</app> 3, 2. <choice>
<abbr>ff.</abbr>
<expan>folgende</expan>
</choice></citedRange>
</bibl> oder beziehen sich auf die in ihrer Art einzige Anordnung der
Schicksale des jü<pb edRef="#c" n="131"/>dischen <app>
<lem>Volks</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Volcks</rdg>
</app>. <ptr type="editorial-commentary" target="#erl_102_1"/><app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Dtn:28">5 Mos. 28.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Dtn:5:29">5, 29.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>(im Hebr. 26.)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Jes:1:19">Jes. 1, 19.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#b" type="typo-correction"><choice corresp="#gr_b_corr_3">
<sic>5 Mos. 28, 5. 29. Jes. 1, 19.</sic>
<corr type="authorial"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Dtn:28">5 Mos. 28.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Dtn:5:29">5, 29.</citedRange>
</bibl> (im Hebr. 26.) <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Jes:1:19">Jes. 1, 19.</citedRange>
</bibl></corr>
</choice></rdg>
</app> 2 Mos. <app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ex:10:22">10, 22.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="pp"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ex:20:12">20, 12.</citedRange>
</bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Eph:6:2">Eph. 6, 2.</citedRange>
</bibl> Daß aber <app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<hi>in jener Welt</hi> zu den natürlichen Belohnungen noch positive <app>
<lem>hinzukommen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">hinzu <app>
<lem wit="#a"><choice>
<sic>kommeu</sic>
<corr type="editorial">kommen</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#b" type="typo-correction">kommen</rdg>
</app></rdg>
</app> werden, geben die in der Bibel von dem künftigen Leben <app>
<lem>vorkommenden</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">vorkommende</rdg>
</app> Beschreibungen deutlich zu erkennen. Ihre eigentliche Beschaffenheit
aber näher anzugeben, sind wir auser Stande. Nur so viel <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> man mit einiger <app>
<lem>Zuverlässigkeit</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Zuverläßigkeit</rdg>
</app> behaupten: <app>
<lem><foreign lang="grc">α</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="v">a)</rdg>
</app> durch die Umbildung unsers jetzigen groben <index indexName="subjects-index">
<term>Körper</term>
</index>Körpers in einen <app>
<lem>weit</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> vollkommenern<app>
<lem>, <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">(§. <ref target="#gr_section_93">93.</ref> b.)</rdg>
</app> welche man für keine natürliche Folge unsrer Gesinnungen und
Handlungen halten kann,</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> fällt die Ursache <app>
<lem>unzähligen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">unzählichen</rdg>
</app> physischen <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebels</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ubels</rdg>
</app> weg, <app>
<lem>(§. <ref target="#gr_section_93">93.</ref>)</lem>
<rdg wit="#a #d" type="om"/>
</app> und entsteht eine Empfänglichkeit zu mehrerem physischen Guten, und <app>
<lem>zum reineren</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">zu reinerem</rdg>
</app>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genusse</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Genuße</rdg>
</app> der natürlichen guten Folgen guter Handlungen. Ein Vortheil, von dem
zwar auch der Lasterhafte nicht ganz <app>
<lem>ausgeschlossen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">ausgeschloßen</rdg>
</app> seyn wird, der aber ihn, aus an<pb edRef="#d" n="132"/>dern Ursachen,
wenig oder nichts glücklicher machen <app>
<lem>kann. <foreign lang="grc">β</foreign>) Da wir doch in jenem
Leben in irgend eine Verbindung mit andern Dingen unstreitig wieder
ver<pb edRef="#b" n="99"/>setzt werden, die sich zur
Beschaffenheit unsrer Gesinnungen und Handlungen nicht wie eine
Wirkung zu ihrer Ursache verhält, sondern von dem freien Willen des <app>
<lem>Allgerechten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Gottes</rdg>
</app> abhängt, <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">der schon hier unsre Schicksale
anordnete, und auch dort sie mit weiser Güte bestimmen
wird:</rdg>
</app> so wird der <app>
<lem>Fromme</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Fromme, wann die Zeit der Vergeltung (§.
<ref target="#gr_section_94">94.</ref> b.) gekommen seyn
wird,</rdg>
</app> von Gott ohne Zweifel</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kan. b) Der Fromme wird</rdg>
</app> in eine solche, uns übrigens unbekannte, Ver<pb edRef="#c" n="132"/>bindung der Dinge gesetzt werden, in welcher theils die auser seinem Wesen
befindlichen <app>
<lem>Hindernisse</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Hinderniße</rdg>
</app>, seine <app>
<lem>sämmtlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sämtlichen</rdg>
</app> Kräfte zu erweitern, an Erkenntnis und moralischer Güte zuzunehmen,
und die <app>
<lem>natürlich</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> daraus entspringende neue <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit möglichst rein zu <app>
<lem>genießen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">geniesen</rdg>
</app>, wegfallen, theils nie versiegende <app>
<lem>Quellen</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#a"><choice>
<sic>Qüellen</sic>
<corr type="editorial">Quellen</corr>
</choice></rdg>
</app> ihm zuströmen werden, <app>
<lem>durch deren ununter<pb edRef="#a" n="63"/>brochenen Gebrauch
er</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">aus denen er ununterbrochen schöpfen, und
dadurch</rdg>
</app> alle seine Kräfte ohne Ende erhöhen, Gott an <app>
<lem>Kenntnissen</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Kenntnißen</rdg>
</app> und Gesinnungen immer änlicher werden, und daher in einem immer
fortdauernden <index indexName="subjects-index">
<term>Gefühl</term>
</index>Gefühle des unaufhörlichen Zuwachses der möglichst reinen <app>
<lem>Seeligkeit</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Seligkeit</rdg>
</app> stehen wird. <app>
<lem>d)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Dieß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dies</rdg>
</app>, mit den natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen in jener Welt zusammengenommen, ist es, was die Bibel
ewiges <app>
<lem>Leben,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Leben</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Joh:3:16 Joh:3:36">Joh. 3, 16. 36.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:25:46">Matth. 25, 46.</citedRange>
</bibl>
<ptr type="editorial-commentary" target="#erl_102_2"/><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:6:23"><app>
<lem>Röm. 6,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Rom. 7,</rdg>
</app> 23.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Tim:6:19">1 Tim. 6, 19.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>Seligkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Seligkeit</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:1:9">1 Petr. <pb edRef="#d" n="133"/> 1,
9.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Hebr:2:10">Hebr. <app>
<lem>2,</lem>
<rdg wit="#b" type="v">2.</rdg>
</app> 10.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>Herrlichkeit,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Herrlichkeit</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Kor:4:17">2 Cor. 4, 17.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:2:10">2 Tim. 2, 10.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:5:4">1 Petr. 5, 4.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem>Himmelreich,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Himmelreich</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:4:1 2Tim:4:18">2 Tim. 4, 1. 18.</citedRange>
</bibl>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice> nennet, und unter mancherley <app>
<lem>reizenden</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">reitzenden</rdg>
</app> Bildern beschreibt, die aber nothwendig der <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Fassungskraft</term>
</index>Fassungskraft</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Faßungskraft</rdg>
</app> der damaligen Menschen gemäs gewählt werden musten, und an denen man
also auch nicht hangen bleiben <app>
<lem>darf.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">darf,</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>z. E.</abbr>
<expan>zum Exempel</expan>
</choice>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:8:11">Matth. 8, 11.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:16:22">Luc. 16, 22.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:23:43">23, 43.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Tim:4:8">2 Tim. 4, 8.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Petr:1:4">1 Petr. 1, 4.</citedRange>
</bibl>
<choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice></p>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_102_1"><label>5 Mos.
28. 5, 29. (im Hebr. 26.)</label><p>Griesbach verweist an dieser Stelle,
etwas missverständlich, auf Dtn 28 und dann Dtn 5,29. Die Klammer
bezieht sich auf eine Versverschiebung der Biblia Hebraica: Dtn 5,29
entspricht dort Vers 26.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="erl_102_2"><label>Rom. 7,
23.</label><p>In der ersten Auflage ist wohl Röm 6,23
gemeint.</p></note>
</div>
<div n="103a" type="section" id="gr_section_103a">
<p><app>
<lem><supplied>1</supplied>03.</lem>
<rdg wit="#a #b #d" type="v">103.</rdg>
</app> Daß die Belohnungen in jenem Leben dem Grade unsrer moralischen Güte
ge<pb edRef="#c" n="133"/>nau <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>proportioniren</term>
</index>propor<pb edRef="#b" n="100"/>tionirt</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>proportionirt</hi></rdg>
</app> seyn werden, ist <app>
<lem>gewiß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewis</rdg>
</app>. (§. <ref target="#gr_section_50">50.</ref>) Ob aber das Mehrere <app>
<lem>oder</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">und</rdg>
</app> Wenigere durch ein verschiedenes Maas der positiven Belohnungen, oder
allein durch den verschiedenen Grad der natürlichen, werde <app>
<lem>bewirkt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bewürkt</rdg>
</app> werden, wissen wir <app>
<lem>nicht gewiß, obgleich bey der §. <ref target="#gr_section_102">102.</ref> gegebenen Vorstellung von dem Positiven in den
Belohnungen, das letztere glaublicher scheinen könnte. Aber das ist
wohl sicher</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">nicht; wohl aber dieß</rdg>
</app>, daß auch bey den Seligen, da doch kein Mensch ganz gut ist, <app>
<lem>ein Theil (§. <ref target="#gr_section_106">106.</ref>) der</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">die</rdg>
</app> natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Folgen</term>
</index>Folgen ihrer nicht gesetzmäsigen Handlungen (indem die durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christum</persName> geschehene
Erlösung auf die natürlichen Folgen sich nicht geradehin beziehet <app>
<lem>§. <ref target="#gr_section_143">143.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>) fortdauern, und ihre <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit, nach der gerechtesten Proportion, <app>
<lem>vermindert</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">vermindern</rdg>
</app>
<app>
<lem>werden</lem>
<rdg wit="#d" type="v">werde</rdg>
</app>.</p>
</div>
<app>
<lem><div n="103b" type="section" id="gr_section_103b">
<p>103. b. Da <app>
<lem>das <index indexName="subjects-index">
<term>Strafrecht</term>
</index><hi>Strafrecht</hi> Gottes nicht auf einerley
Gründen mit dem Strafrechte menschlicher Regenten beruhet,
und alle Unvollkommenheiten, welche menschlichen Strafen
ankleben, bey den göttlichen nothwendig wegfallen
müssen,</lem>
<rdg wit="#d" type="ppl">menschliche Regenten ihr Strafrecht aus
Gründen herleiten, die auf Gott nicht <pb edRef="#d" n="134"/> angewendet werden können, und da menschlichen Strafen
mannichfaltige Mängel ankleben, die theils von der
Unvollkommenheit aller menschlichen Dinge und Verfassungen,
theils von Lokalumständen, theils von den persönlichen
Eigenschaften des Regenten und Richters herrühren:</rdg>
</app> so kann die <app>
<lem>Beschaffenheit menschlicher Strafen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>Beschaffenheit menschlicher
Strafen</hi></rdg>
</app> bey der Beurtheilung der göttlichen um so weniger zum
Maasstabe sicher angenommen werden, je nachtheiliger eine verkehrte
Vorstellung davon den religiösen Gesinnungen ist.</p>
</div></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<div n="104" type="section" id="gr_section_104">
<p><pb edRef="#c" n="134"/> 104. Daß Gott bey seinen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><hi>Strafen</hi>
<app>
<lem>A)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">(§. <ref target="#gr_section_99">99.</ref>)</rdg>
</app> so viele <index indexName="subjects-index">
<term>Zwecke</term>
</index><hi>Zwecke</hi> sich wirklich vorsetze, als nur dadurch zugleich
erhalten werden können, dafür ist uns seine Weisheit Bürge; so wie die
höchste Güte seines Willens, dafür, daß er Strafen nicht um ihrer selbst
willen, noch um seinen entbrannten Zorn gleichsam abzukühlen, <app>
<lem>noch nach blinder Willkühr, <pb edRef="#b" n="101"/> (§. <ref target="#gr_section_44">44.</ref>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> beschließe, sondern sie allemal als Mittel zu <pb edRef="#a" n="64"/>
Abwendung eines <app>
<lem><app>
<lem>größern</lem>
<rdg wit="#d" type="v">grössern</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebels</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">grösern Ubels</rdg>
</app> und zu Erlangung eines <app>
<lem>größern</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösern</rdg>
</app> Guts verhänge; also zur Vermehrung der <index indexName="subjects-index">
<term>Glückseligkeit</term>
</index>Glückseligkeit in dem Reiche der <index indexName="subjects-index">
<term>vernünftig</term>
</index>vernünftigen Geister, durch Beförderung ihrer moralischen Güte und
des Gehorsams gegen die göttlichen Gesetze, durch Aufrechthaltung des
Ansehens dieser <app>
<lem>bloß wohlthätigen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Gesetze, <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Ps:50:21">Ps. 50, 21.</citedRange>
</bibl></rdg>
</app> und durch Offenbarung der <app>
<lem>sämmtlichen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">sämtlichen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index>moralischen <app>
<lem>Eigen<pb edRef="#d" n="135"/>schaften</lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction"><choice>
<sic>Eigen<pb edRef="#d" n="135"/> chaften</sic>
<corr type="editorial">Eigen<pb edRef="#d" n="135"/>schaften</corr>
</choice></rdg>
</app>
<app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Gottes, seiner weisen heiligen Güte,
Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, welche jederzeit aus seinen
Strafen hervorleuchten</rdg>
</app>. <app>
<lem>B)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<hi>Bey</hi>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt"><hi>den übrigen</hi></rdg>
<rdg wit="#d" type="pt"><hi>den</hi></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Bürger</term>
</index><hi>Bürgern des Staats Gottes</hi>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:10:11">1 Cor. 10, 11.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> sollen die an einem ihrer Mitbürger, der gesündigt hat, vollzogene
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen, <app>
<lem><choice>
<sic>bewi ken</sic>
<corr type="editorial">bewirken</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#a" type="v">bewircken</rdg>
<rdg wit="#b #d" type="typo-correction">bewirken</rdg>
</app> a) eine lebhafte Vorstellung von dem höchsten Misfallen Gottes an
allem moralischen <index indexName="subjects-index">
<term>Böses</term>
</index>Bösen; <app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Röm:1:18">Röm. 1, 18.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> mithin <app>
<lem>tiefe</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">tiefste</rdg>
</app> Verehrung des Heiligsten, und <index indexName="subjects-index">
<term>Liebe</term>
</index>Liebe gegen das allervollkommenste Wesen; wodurch dann weiter der
Eifer, ihm <app>
<lem>sich</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> wohlgefällig <app>
<lem/>
<rdg wit="#a #b" type="pt">sich</rdg>
</app> zu machen, vermehrt wird. b) <app>
<lem>Eine</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eine</rdg>
</app> lebendige <app>
<lem>Ueberzeugung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Uberzeugung</rdg>
</app> von der untadelhaften Regierung Gottes, der, ohne eignen Nachtheil
des Thä<pb edRef="#c" n="135"/>ters, seine auf das Wohl des Ganzen
abzielende <app>
<lem>Gesetze</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Gesetze,</rdg>
</app> nie übertreten, noch irgend einer seiner Kreaturen einen Schaden
zufügen läßt; (und jede <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde ist, wenigstens <app>
<lem>mittelbar</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">mittelbar,</rdg>
</app> mit Schaden für unsre Mitgeschöpfe <app>
<lem>verbunden). Dies</lem>
<rdg wit="#a #b" type="pp">verbunden.) Dieß</rdg>
</app> aber soll uns zum <app>
<lem>Dank</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Danck</rdg>
</app> für die väterliche <index indexName="subjects-index">
<term>Fürsorge</term>
</index>Fürsorge Gottes für unser ungestörtes Wohl ermuntern. c) <app>
<lem>Eine</lem>
<rdg wit="#a" type="v">eine</rdg>
</app> auf <index indexName="subjects-index">
<term>Induktion</term>
</index>Induktion sich gründende <app>
<lem>Ueberzeugung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Uberzeugung</rdg>
</app>, daß das moralische Böse jederzeit physisches <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Ubel</rdg>
</app> zur Folge <app>
<lem>habe</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">habe, und daß Sünde immer den Sünder unglücklich
mache</rdg>
</app>; durch welche <app>
<lem>Ueberzeugung</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Uberzeugung</rdg>
</app> die so mächtige <index indexName="subjects-index">
<term>Selbstliebe</term>
</index>Selbstliebe erregt werden soll, dem moralischen <app>
<lem>Bösen,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Bösen</rdg>
</app> als ein starker <app>
<lem>Damm,</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Damm</rdg>
</app> sich entgegen <app>
<lem>zu setzen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zusetzen</rdg>
</app>. <index indexName="subjects-index">
<term>Strafexempel</term>
</index>Strafexempel sollen den der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde noch ergebenen <pb edRef="#b" n="102"/> schrecken, den auf der
Rückkehr zum <pb edRef="#d" n="136"/> Guten begriffenen in seinem Vorsatze <app>
<lem>stärken</lem>
<rdg wit="#a" type="v">stärcken</rdg>
</app>, den wirklich gebesserten standhaft machen, und ganz schuldlose
Geister warnen. – Bey allem dem aber muß vorausgesetzt werden, daß die
Strafe als eine solche, und als von Gott verhänget, erkannt werde. <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="ptl">C) <hi>Der Gestrafte selbst</hi> soll von dem
höchsten Misfallen Gottes an der Sünde nachdrücklich überführet, von
fernern Versündigungen zurückgehalten, und wo möglich gebessert
werden.</rdg>
</app></p>
</div>
<div n="105" type="section" id="gr_section_105">
<p>105. <app>
<lem><hi>Der Gestrafte selbst</hi>
<app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> soll von dem höchsten Misfallen Gottes an der Sünde
nachdrücklich überfüh<pb edRef="#a" n="65"/>ret, von fernern
Versündigungen zurückgehalten, und wo möglich gebessert werden. <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app>
<app>
<lem>Ob</lem>
<rdg wit="#a" type="v">{Ob</rdg>
</app> aber durch Strafen die <app>
<lem>zuletzt</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zulezt</rdg>
</app> erwähnte <app>
<lem>Absicht allemal</lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>Absicht allemal</hi></rdg>
</app> und ohne Ausnahme wirklich <app>
<lem>erreicht</lem>
<rdg wit="#d" type="v"><hi>erreicht</hi></rdg>
</app> werde, <app>
<lem>(wel<pb edRef="#c" n="136"/>ches <app>
<lem>ohnehin</lem>
<rdg wit="#d" type="v">ohne</rdg>
</app> eine den Christen entbehrliche <ref type="note" target="#gr_3_105_note1">*)</ref>
<app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Spekulation</term>
</index>Spekulation ist),</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">Speculation ist,)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<pb edRef="#d" n="137"/> entscheidet die Bibel nicht deutlich; und <app>
<lem>wenn man auch eine endlose</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">aus einer endlosen</rdg>
</app> Dauer der <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen <app>
<lem>(§. <ref target="#gr_section_111">111.</ref>) annimmt, so kann doch
auch daraus auf die verfehlte Absicht derselben und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">auf</rdg>
</app> unterbliebene <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung des Gestraften nicht ganz <app>
<lem>zuverlässig geschlossen</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">zuverläßig geschloßen</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kan auch nichts ganz zuverläßiges
geschloßen</rdg>
</app> werden. <app>
<lem>Es <app>
<lem>scheinet</lem>
<rdg wit="#d" type="v">scheint</rdg>
</app> daher der Vermuthung, daß die Gestraften sich wirklich
bessern werden, nichts sonderlich im Wege zu stehen.
<hi>Gesetzt</hi> aber <hi>die Strafe bessere nicht</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Sollte aber auch die Strafe nicht</rdg>
<rdg wit="#b" type="pp">Gesetzt aber die Strafe besserte nicht</rdg>
</app> allemal<app>
<lem/>
<rdg wit="#a" type="pt">bessern</rdg>
</app>, so würde es doch übereilt seyn, davon <app>
<lem><foreign lang="grc">α</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> einen Einwurf gegen die göttliche Weisheit <app>
<lem>in An<pb edRef="#c" n="137"/>ordnung der <app>
<lem>Strafen</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Strafe</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> herzunehmen. Denn so oft wegen des freien Verhaltens der Geschöpfe
die nächste Absicht Gottes nicht erfüllt <app>
<lem>zu werden scheint</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wird</rdg>
</app>, sind wir berechtiget zu <app>
<lem>schließen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">schliessen</rdg>
</app>, daß Gott, der <app>
<lem>dieß</lem>
<rdg wit="#a #d" type="v">dies</rdg>
</app> vorhergesehen und <pb edRef="#b" n="103"/>
<app>
<lem>zugelassen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">zugelaßen</rdg>
</app> hat, selbst hierdurch <app>
<lem>andere</lem>
<rdg wit="#a" type="v">andre</rdg>
</app> höhere <index indexName="subjects-index">
<term>Zwecke</term>
</index>Zwecke zu erreichen <app>
<lem>beschlossen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">beschloßen</rdg>
</app> habe. Und <app>
<lem>überdieß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">überdies</rdg>
</app> ist die Besserung des Gestraften wenigstens nicht der einzige nächste
Zweck der Strafe<app>
<lem>, und können also, im Falle unterbleibender <app>
<lem>Besserung</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Besserung,</rdg>
</app> noch auser jenen höheren Zwecken mehrere andere nähere und
nächste <app>
<lem>Zwecke</lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app> durch die Strafe erreicht werden</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>. Eben so würde es für schwache Sterbliche zu kühn seyn, aus dem
angenommenen Falle <app>
<lem><foreign lang="grc">β</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> einen Einwurf gegen die göttliche Gü<pb edRef="#d" n="138"/>te zu
machen, als wenn diese nicht damit bestehen <app>
<lem>könne</lem>
<rdg wit="#a" type="v">könnte</rdg>
</app>, daß Gott ein <index indexName="subjects-index">
<term>vernünftig</term>
</index>vernünftiges <index indexName="subjects-index">
<term>Geschöpf</term>
</index>Geschöpf zu einer Strafe verdammet, die nicht für dieses Geschöpf
selbst, sondern nur für andere einen <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen hat. <app>
<lem>Nur dann wäre dieser Einwurf gegründet, wenn die Strafe (welches
aber unmöglich ist) unverdient und unproportionirt wäre; oder wenn
Gott den Sünder zu bessern keine andre Mittel anwendete, als nur
Strafen, welche ihres Zwecks verfehlen; oder wenn die von Gott
verhängten Strafen, statt die Besserung zu befördern, sie <app>
<lem>hinderten</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verhinderten</rdg>
</app> und unmöglich machten, welches aber bey göttlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen nicht angenommen, sondern gewiß <pb edRef="#c" n="138"/> behauptet werden kann, daß die Schuld der
unterbliebenen <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung auf den Gestraften selbst zurückfalle. <app>
<lem>Ueberdieß</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Ueberdies</rdg>
</app> kann doch der Schuldige deswegen, weil er sich durch Strafe
nicht bessern lassen will, von dieser nicht freigesprochen werden;
und endlich wäre es, unter den vorausgesetzten Umständen, wenn sie
ja statt finden, der göttlichen Güte gemäß, das durch die Fortdauer
der Strafe zu erhaltende Wohl des Ganzen, dem Wohl des einzelnen <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">durch seine eigene Schuld
unverbesserlichen</rdg>
</app> Geschöpfs vorzuziehen. Wollte man aber sagen, daß Gott einem
solchen Elenden, der sich nie bessert und also ewig gestraft werden
muß, das Daseyn nicht hätte geben sollen, so <app>
<lem>nimt</lem>
<rdg wit="#b #d" type="v">nimmt</rdg>
</app> man ohne allen Beweis an, daß neben der <index indexName="subjects-index">
<term>Empfindung</term>
</index>Empfindung <pb edRef="#b" n="104"/> ewigdauernder Strafen
(deren <pb edRef="#d" n="139"/> eigentliche Beschaffenheit man
ohnehin nicht weiß) nicht zugleich auch der <index indexName="subjects-index">
<term>Genuß</term>
</index>Genuß so vieles andern Guten statt haben könne, daß die
<index indexName="subjects-index">
<term>Existenz</term>
</index>Existenz für einen solchen Unglücklichen doch noch eine
Wohlthat sey.</lem>
<rdg wit="#a" type="ppl">Denn theils giebt Gott dem Menschen, noch auser
der Strafe, viele andere <index indexName="subjects-index">
<term>Motive</term>
</index>Motive zur Besserung; theils kan man nicht sagen, daß von
Gott verhängte Strafen die Besserung hindern oder <choice>
<sic>uumöglich</sic>
<corr type="editorial">unmöglich</corr>
</choice> machen sollten, sondern die <index indexName="subjects-index">
<term>Schuld</term>
</index>Schuld daß der Mensch nicht gebessert wird, fällt gewis
allemal auf ihn selbst zurück; theils straft Gott gewis nie
unproportionirt; theils kan der Sünder doch nicht ganz ungestraft
bleiben; theils muß, unter diesen Umständen, das Wohl des einzelnen
Geschöpfs dem Wohl des Ganzen nachstehen.}</rdg>
</app></p>
<app>
<lem><note id="gr_3_105_note1" place="bottom">*) Sie wird hier nur
deswegen erwähnt, weil solche, die ewigdauernde Strafen, nach den
Ausdrücken der Bibel, behaupten zu müssen glauben, leicht durch die
Frage: ob denn die Gestraften sich bessern werden, oder nicht?
entweder in ihrem Glauben an die Bibel, <app>
<lem>welche nach ihrer Einsicht ewige Strafen lehret,</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> oder an den göttlichen Eigenschaften<app>
<lem>, denen es zu widersprechen scheint, daß Gott ewig, ohne
doch seinen Zweck zu erreichen, strafe,</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> irre gemacht werden können. <app>
<lem>Bekommt der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionslehrer</term>
</index>Religionslehrer mit solchen Personen zu thun, so
kann er die im Paragraph <app>
<lem>enthaltene</lem>
<rdg wit="#d" type="v">enthaltenen</rdg>
</app> Bemerkungen nützen. Der ganzen Schwierigkeit aber
entgehen diejenigen, welche entweder keine ewig<milestone unit="fn-break" edRef="#d" n="137*"/>dauernde positive
Strafen annehmen, oder sich dieselben so, wie §. <ref target="#gr_section_109">109.</ref> und <ref target="#gr_section_111">111.</ref> gelehret werden
wird, vorstellen.</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app></note></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
</div>
<div n="106" type="section" id="gr_section_106">
<p>106. <hi>Natürliche Strafen</hi>
<app>
<lem>a) nennt man</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">sind</rdg>
</app>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">(<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> §. <ref target="#gr_section_101">101</ref>)</rdg>
</app> solche physische <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel, welche ohne weitere Veranstaltung des Gesetzgebers, aus der
<index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur jeder bösen Handlung, verglichen mit der Natur des Menschen
und derer <app>
<lem>Dinge</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Dinge,</rdg>
</app> die na<pb edRef="#a" n="66"/>türlich eine Beziehung auf ihn haben, <app>
<lem>von</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>vou</sic>
<corr type="editorial">von</corr>
</choice></rdg>
</app> selbst und unausbleiblich für den Thäter entspringen. <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Schon <hi>in diesem Leben</hi> äu<pb edRef="#c" n="139"/>sern sie
sich, <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app> in Absicht unsrer Lage in dem gesellschaftlichen Leben, der äusern
<index indexName="subjects-index">
<term>Glücksumstände</term>
</index>Glücksumstände, des Körpers, und des <app>
<lem>Genusses</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">Genußes</rdg>
</app> sinnlicher Vergnügungen; <app>
<lem><hi>theils</hi></lem>
<rdg wit="#a" type="v">theils</rdg>
</app> und <app>
<lem>vornemlich</lem>
<rdg wit="#a #b" type="v">vornehmlich</rdg>
</app> in Absicht auf <app>
<lem>unser <index indexName="subjects-index">
<term>Gemüth</term>
</index>Gemüth</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">unsern Geist</rdg>
</app>. Denn, nicht zu gedenken, daß sündliche Handlungen nicht selten die
<index indexName="subjects-index">
<term>physisch</term>
</index>physische Verstärkung unsrer Geisteskräfte hindern, so vermehren sie
die Gewalt unordentlicher sinnlicher <index indexName="subjects-index">
<term>Triebe</term>
</index>Triebe und <app>
<lem>Neigungen;</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Neigungen,</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">Neigungen, vermindern unsre moralische Freiheit
(§. <ref target="#gr_section_96">96.</ref> c. <foreign lang="grc">β</foreign>.)</rdg>
</app> verstärken böse Fertigkeiten, berauben uns der Gemüthsruhe und
Zufriedenheit, stören <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">selbst</rdg>
</app> unsre <index indexName="subjects-index">
<term>intellektuell</term>
</index>intellektuelle <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Vergnügungen</term>
</index>Vergnügungen</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>Vergnüguugen</sic>
<corr type="editorial">Vergnügungen</corr>
</choice></rdg>
</app>, und verursachen, erhalten und <app>
<lem>vermehren</lem>
<rdg wit="#a" type="v">vermehren,</rdg>
</app> durch das <app>
<lem>Bewußtseyn</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Bewustseyn</rdg>
</app> unrecht, <app>
<lem>unserer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unsrer</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Bestimmung</term>
</index>Bestimmung entgegen, und Gott unserm <app>
<lem>Schöpfer, Wohlthäter und</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Oberherrn <pb edRef="#d" n="140"/> misfällig gehandelt zu haben, sehr
mannichfaltige höchst unangenehme Empfindungen, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> der Schaam, der Furcht <choice>
<abbr>u. s. w.</abbr>
<expan>und so weiter</expan>
</choice>
<app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Die natürlichen Strafen der zweiten Art <app>
<lem>dauren</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dauern</rdg>
</app> in dem künftigen Leben <app>
<lem/>
<rdg wit="#a #b" type="pt">und</rdg>
</app>
<hi>in alle</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index><hi>Ewigkeit</hi>, sogar in <app>
<lem>gewissem Maase</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">gewissen Maaße</rdg>
</app> auch nach erfolgter <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besse<pb id="gr_b_page_105" edRef="#b" n="105"/>rung, fort, und <app>
<lem>breiten sich</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">haben selbst wieder</rdg>
</app>, wenn nichts dazwischen kommt, <app>
<lem>immer weiter aus</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">neue traurige Folgen für den Menschen</rdg>
</app>.</p>
</div>
<div n="107" type="section" id="gr_section_107">
<p>107. <hi>Positive</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index><hi>Strafen</hi>
<app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> sind <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">(<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> §. <ref target="#gr_section_102">102.</ref>)</rdg>
</app> solche physische <index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel, welche nicht anders als durch eine <app>
<lem>besondere Veranstaltung</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">besondere, von der freien Entschließung</rdg>
</app> des Gesetzgebers und <app>
<lem>Richters,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">Richters</rdg>
<rdg wit="#d" type="pp">Richters abhängende Veranstaltung</rdg>
</app> zu den natürlichen bösen Folgen einer <app>
<lem>unrechtmäßigen</lem>
<rdg wit="#a" type="v">unrechtmäsigen</rdg>
</app> Handlung <app>
<lem>hinzukom<pb edRef="#c" n="140"/>men.</lem>
<rdg wit="#d" type="ppl">hinzukommen, und daher, weil sie nicht in der
<index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur der Dinge selbst gegründet sind, nach Befinden erlaßen
werden können.</rdg>
</app>
<app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Wenn dergleichen von Gott <app>
<lem>verhänget</lem>
<rdg wit="#d" type="v">verhängt</rdg>
</app> werden, so sind sie <app>
<lem>gewiß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewis</rdg>
</app> allemal nach den Regeln der höchsten Weisheit und Güte, nicht nach
einer blinden Willkühr bestimmt, und haben alle <app>
<lem>Eigenschaften</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Vollkommenheiten</rdg>
</app> göttlicher Strafen überhaupt (§. <ref target="#gr_section_99">99.</ref>
<ref target="#gr_section_104">104.</ref>) an sich; <app>
<lem>c)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> können aber entweder nach dem unter Gottes Regierung stehenden
natürlichen Laufe der Dinge bewirkt werden: in welchem Falle jedoch eine
vorgängige oder mit der Vollziehung verbundene <index indexName="subjects-index">
<term>Erklärung</term>
</index>Erklärung geschehen muß, daß es wirk<pb edRef="#a" n="67"/>liche
Strafen <app>
<lem>seyen</lem>
<rdg wit="#d" type="v">seyn</rdg>
</app>; oder sie erfolgen durch irgend eine unmittelbare Wirkung Gottes.</p>
</div>
<div n="108" type="section" id="gr_section_108">
<p><pb edRef="#d" n="141"/> 108. Daß es <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> überhaupt <hi>positive Strafen gebe</hi>, wird theils durch
mancherley Betrachtungen über die Natur <app>
<lem>und <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">geringe</rdg>
</app> Wirksamkeit</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> der andern Art von <app>
<lem>Strafen wahrscheinlich,</lem>
<rdg wit="#d" type="ppl">Strafen, und durch den Umstand, daß der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünder</term>
</index>Sünder die natürlichen Strafen desto weniger, als solche,
empfindet, je ruchloser, abgehärteter und Gottesvergessener er ist,
wahrscheinlich;</rdg>
</app> theils durch manche in der Bibel erzählte <index indexName="subjects-index">
<term>Beispiele</term>
</index>Beispiele <app>
<lem>bestätiget,</lem>
<rdg wit="#a" type="v">bestätigt,</rdg>
<rdg wit="#d" type="v">bestätiget;</rdg>
</app>
<app>
<lem><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Gen:6:13">1 Mos. 6, 13.</citedRange>
</bibl></lem>
<rdg wit="#b" type="typo-correction"><bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Gen:6:13"><choice corresp="#gr_b_corr_4">
<sic>1 Mos. 5, 13.</sic>
<corr type="authorial">1 Mos. 6, 13.</corr>
</choice></citedRange>
</bibl></rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Sam:12:10 2Sam:12:11 2Sam:12:14">2 Sam. 12, 10. 11.
14.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Apg:5:5 Apg:5:9">Act. 5, 5. 9.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="1Kor:5:3 1Kor:5:4 1Kor:5:5"><app>
<lem>1 Cor. 5, 3. 4. 5.</lem>
<rdg wit="#b" type="typo-correction"><choice corresp="#gr_b_corr_5">
<sic>1 Cor. 6, 3. 4. 5.</sic>
<corr type="authorial">1 Cor. 5, 3. 4. 5.</corr>
</choice></rdg>
</app></citedRange>
</bibl> theils durch <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="ptl">die Lehre der Schrift, daß das Leben nach dem
Tode ein Stand der <index indexName="subjects-index">
<term>Vergeltung</term>
</index>Vergeltung seyn solle, noch glaublicher gemacht, indem der
natürlichen Strafen dort sogar weniger seyn werden, als hier; theils
durch</rdg>
</app> die so oft wiederhohlte und deutliche Versicherung der Bibel <app>
<lem>gewiß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewis</rdg>
</app>, daß Gott <index indexName="subjects-index">
<term>Sünden</term>
</index>Sünden vergebe, <app>
<lem>welches</lem>
<rdg wit="#b" type="v">welche</rdg>
</app> nicht <app>
<lem>bloß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blos</rdg>
</app> von Verwandlung der natürlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen in heilsame Züchtigungen, oder von Aufhebung einiger
natürlichen, aber zugleich moralisch bösen Folgen der Sünde, (der <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">sogenannten</rdg>
</app> geistlichen Strafen) <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice>
<pb edRef="#b" n="106"/> der Furcht vor Gott <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> sondern hauptsächlich von Erlassung positiver <pb edRef="#c" n="141"/>
<app>
<lem>Strafen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">Strafen, als welche eigentlich allein erlassen
werden können,</rdg>
</app> verstanden werden muß; wozu man noch die biblischen Stellen setzen <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app>, in welchen es heißt, <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">die Leiden, welche</rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index><persName ref="textgrid:255cd">Christus</persName>, der
Unschuldigste, <app>
<lem>habe für uns Strafe erlitten</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">erduldet habe, seyen als eine Strafe, die er für
unsre Sünde erlidten, anzusehen</rdg>
</app>. Daß aber <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> schon <hi>in diesem Leben</hi>
<pb edRef="#d" n="142"/> auf Sünden positive Strafen folgen, <app>
<lem><foreign lang="grc">α</foreign>) kann</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kan</rdg>
</app> man mit nicht mehrerer Gewißheit, und nur unter änlichen <app>
<lem>Einschränkungen <app>
<lem>bejahen</lem>
<rdg wit="#b" type="v">behaupten</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Einschränckungen behaupten</rdg>
</app>, als bey den Belohnungen, (§. <app>
<lem><ref target="#gr_section_102">102.</ref></lem>
<rdg wit="#a" type="v"><ref target="#gr_section_102">102</ref></rdg>
</app>) und das aus eben denselben Gründen. <app>
<lem><foreign lang="grc">β</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Sehr übereilt aber ist es, wofern keine besondere göttliche Erklärung
darüber da ist, gewisse <index indexName="subjects-index">
<term>Unglücksfälle</term>
</index>Unglücksfälle <app>
<lem>(<hi>sogenannte Strafgerichte</hi>)</lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><hi>sogenannte Strafgerichte</hi>,</rdg>
</app> welche aus natürlichen Ursachen einzelne Personen oder ganze <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">Gegenden und</rdg>
</app> Länder treffen, für solche Strafen auszugeben; ob sie gleich unter
Gottes Regierung allerdings zu Vermehrung des <index indexName="subjects-index">
<term>moralisch</term>
</index>moralisch Guten und Verminderung des moralisch Bösen mitwirken
können und sollen. <app>
<lem><foreign lang="grc">γ</foreign>) Besonders</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Eben so</rdg>
</app> muß man sich <app>
<lem>hiebey, wenn man nicht den Begriff von Strafen ganz verwirren und
die ungegründete Meinung von <index indexName="subjects-index">
<term>Strafgerichte</term>
</index>Strafgerichten unterhalten will,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> hüten, die übeln Folgen des Physischen <app>
<lem>(Materiellen)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> einer unrechtmäsigen Handlung, welche bald natürlich, bald auch <app>
<lem>bloß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">blos</rdg>
</app> zufällig sind, <app>
<lem>und daher wohl <app>
<lem>oft</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> für positiv gehalten werden,</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> mit den Folgen des Moralischen <app>
<lem>(Formellen)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> derselben zu verwechseln. Nur die <app>
<lem>letzten können</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">lezten sind</rdg>
</app> als Strafen <app>
<lem>betrachtet werden</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">zu betrachten</rdg>
</app>; die ersten nicht<app>
<lem>, wenn sie gleich noch so auffallend und <pb edRef="#c" n="142"/>
ungewöhnlich seyn, und daher von vielen für göttliche Strafen
angesehen werden sollten</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>. Denn nur moralische Handlungen, und zwar so ferne sie moralisch
sind, können bestraft oder belohnt werden.</p>
</div>
<div n="109" type="section" id="gr_section_109">
<p><pb edRef="#a" n="68"/>
<pb edRef="#b" n="107"/>
<pb edRef="#d" n="143"/> 109. Von der eigentlichen Beschaffenheit der
positiven <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen <hi>in jenem Leben</hi>, <app>
<lem>hat uns Gott, nach seiner Weisheit,</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">wissen wir</rdg>
</app> nur einiges wenige <app>
<lem>Allgemeine wissen lassen</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">Allgemeine.</rdg>
</app> (<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> §. <app>
<lem><ref target="#gr_section_102">102.</ref>).</lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><ref target="#gr_section_102">102.</ref>
c)</rdg>
</app> Wir haben nämlich <app>
<lem>A)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> guten Grund zu glauben, a) daß durch den <index indexName="subjects-index">
<term>Tod</term>
</index>Tod und die mit dem Körper <app>
<lem>durch Gottes Veranstaltung</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> vorgehende <app>
<lem>große</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grose</rdg>
</app> Veränderung, dem Lasterhaften die Quelle entzogen wird, aus welcher
er in diesem Leben fast alle seine <app>
<lem>angenehme</lem>
<rdg wit="#d" type="v">angenehmen</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Empfindungen</term>
</index>Empfindungen <app>
<lem>schöpfte</lem>
<rdg wit="#d" type="v">schöpfen</rdg>
</app>, wodurch er sich gegen die <index indexName="subjects-index">
<term>Gewissensbisse</term>
</index>Gewissensbisse, und gegen andre aus der <index indexName="subjects-index">
<term>Sünde</term>
</index>Sünde entspringende böse <index indexName="subjects-index">
<term>Folgen</term>
</index>Folgen, fühllos machte. b) Die Verdammten<app>
<lem>, welche <app>
<lem>gewis</lem>
<rdg wit="#d" type="v">gewiß</rdg>
</app> in jenem Leben eben so wie in diesem mit tausenderley Dingen
umgeben seyn werden, die auf sie wirken,</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> werden in eine solche, uns übrigens unbekannte, Verbindung der Dinge <app>
<lem><app>
<lem><app>
<lem><choice>
<sic>dnrch</sic>
<corr type="editorial">durch</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#d" type="typo-correction">durch</rdg>
</app> Gottes Veranstaltung</lem>
<rdg wit="#b" type="pp">von Gott</rdg>
</app> gesetzt</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">gesezt</rdg>
</app> werden, <app>
<lem>(§. <app>
<lem><ref target="#gr_section_103a">103.</ref></lem>
<rdg wit="#d" type="pp"><ref target="#gr_section_102">102.</ref>
c. <foreign lang="grc">β</foreign>.</rdg>
</app>)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> welche verursachet, daß sie sowohl die Grausen erregende
Abscheulichkeit ihrer den wohlthätigsten Gesetzen Gottes, ihres höchsten
Oberherrn und <app>
<lem>größten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">grösten</rdg>
</app> Wohlthäters, zuwiderlaufenden Handlungen, auf das <app>
<lem>lebhaf<pb edRef="#c" n="143"/>teste</lem>
<rdg wit="#a" type="v">allerlebhafteste</rdg>
</app> sich vorstellen und empfinden, als auch die höchst unangenehmen
natürlichen Folgen, die sie sich <app>
<lem>dadurch</lem>
<rdg wit="#d" type="v">dadurch,</rdg>
</app> theils negativ theils <app>
<lem>positiv</lem>
<rdg wit="#d" type="v">positiv,</rdg>
</app> zugezogen haben, in ihrem ganzen Umfange fühlen müssen. c) Das
Bewustseyn alle diese leicht vermeidlichen <app>
<lem>und durch jene positiven Veranstaltungen <app>
<lem><app>
<lem>(a</lem>
<rdg wit="#d" type="v">a)</rdg>
</app> und b)</lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app> erst recht fühlbar gewordenen</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>Uebel</term>
</index>Uebel sich <pb edRef="#d" n="144"/> selbst zugezogen zu haben, aller
dagegen in Händen gehabten Mittel <app>
<lem>ungeachtet</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ohnerachtet</rdg>
</app>, wird sie höchst unglücklich machen; <app>
<lem>gewiß</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gewis</rdg>
</app> unendlich unglücklicher, als in diesem Leben der heftigste <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">bloß</rdg>
</app> körperliche <index indexName="subjects-index">
<term>Schmerz</term>
</index>Schmerz jemand machen <app>
<lem>kann <app>
<lem><ref type="note" target="#gr_3_109_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#b" type="om"/>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="pp">kan</rdg>
</app>. Ob aber <app>
<lem>B)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> zu allem diesem noch etwas mehreres, <choice>
<abbr>z. B.</abbr>
<expan>zum Beispiel</expan>
</choice> der Natur ihrer Leiber angemessene körperliche Schmerzen <choice>
<abbr>etc.</abbr>
<expan>et cetera</expan>
</choice> hinzukommen werden, darüber <pb edRef="#b" n="108"/> läßt sich <app>
<lem>nichts</lem>
<rdg wit="#a" type="v">wenig</rdg>
</app>
<app>
<lem>sagen</lem>
<rdg wit="#a" type="typo-correction"><choice>
<sic>fagen</sic>
<corr type="editorial">sagen</corr>
</choice></rdg>
</app>. Doch hat man <app>
<lem>auf alle Fälle</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> keine unendliche Intension der peinigenden Empfindungen anzunehmen,
welche vielmehr in ihrem Grade nach dem Grade der <index indexName="subjects-index">
<term>Moralität</term>
</index>Moralität der begangenen Sünden sich genau richten wird. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:12:47 Lk:12:48">Luc. 12, 47. 48.</citedRange>
</bibl>
<app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt"><choice>
<abbr>Vergl.</abbr>
<expan>Vergleiche</expan>
<expan>Verglichen</expan>
</choice> §. <ref target="#gr_section_103a">103.</ref></rdg>
</app> Auch ist kein Grund da zu leugnen, daß die natürlichen guten Folgen
guter Handlungen, (weil doch kein Mensch ganz böse ist) auch selbst bey den
Verdammten fortdauern werden. <app>
<lem><choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> §. <ref target="#gr_section_103a">103.</ref></lem>
<rdg wit="#d" type="om"/>
</app></p>
<app>
<lem><note id="gr_3_109_note1" place="bottom">*) Sollten nicht bey
dieser <index indexName="subjects-index">
<term>Vorstellungsart</term>
</index>Vorstellungsart von positiven Strafen, welcher die Bibel
keinesweges entgegen ist, die Schwierigkeiten, die man sonst bey der
Sache findet, so ziemlich von selbst wegfallen?</note></lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>
</div>
<div n="110" type="section" id="gr_section_110">
<p><pb edRef="#a" n="69"/>
<pb edRef="#c" n="144"/> 110. Den <app>
<lem>gesammten</lem>
<rdg wit="#a" type="v">gesamten</rdg>
</app> unglückseligen Zustand der Bestraften in jenem Leben, <app>
<lem>fasset</lem>
<rdg wit="#a" type="v">faßet</rdg>
</app> die Bibel zusammen, wenn sie von der <index indexName="subjects-index">
<term>Hölle</term>
</index><hi>Hölle</hi> (<foreign lang="grc">γεεννα</foreign> nicht
<foreign lang="grc">ᾁδης</foreign>) <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:10:28">Matth. 10, 28.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:18:9">18, 9.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:23:33">23, 33.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:9:47 Mk:9:48">Marc. 9, 47. 48.</citedRange>
</bibl> der ewigen Strafe, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:25:46">Matth. 25, 46.</citedRange>
</bibl> dem ewigen Verderben, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Thess:1:9">2 Thess. 1, 9.</citedRange>
</bibl>
<pb edRef="#d" n="145"/> und der Quaal oder Pein, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:16:23 Lk:16:24 Lk:16:25">Luc. 16, 23. 24.
25.</citedRange>
</bibl> redet, und unter dem Bilde eines ewigen Feuers, <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:18:8">Matth. 18, 8.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:9:48">Marc. 9, 48.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Lk:16:24">Luc. 16, 24.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:13:42">Matth. 13, 42.</citedRange>
</bibl> und andern änlichen, Entsetzen erregenden, Bildern <app>
<lem>(die also auch für nichts anders als <index indexName="subjects-index">
<term>Bilder</term>
</index>Bilder zu nehmen sind)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ihn beschreibet. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:9:48">Marc. 9, 48.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Offb:21:8">Apocal. 21, 8.</citedRange>
</bibl></p>
</div>
<div n="111" type="section" id="gr_section_111">
<p>111. Die <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen der <index indexName="subjects-index">
<term>Verdammte</term>
</index>Verdammten werden endlos seyn, oder <hi>ewig dauern</hi>. <bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mt:25:41 Mt:25:46">Matth. 25, 41. 46.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="2Thess:1:9">2 Thess. 1, 9.</citedRange>
</bibl>
<bibl type="biblical-reference">
<citedRange n="Mk:9:48">Marc. 9, 48.</citedRange>
</bibl> Denn so viel ist doch <app>
<lem>a)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> ganz unleugbar, <app>
<lem>und muß dem Volke fleißig eingeschärfet werden,</lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app> daß ein <app>
<lem>großer</lem>
<rdg wit="#a" type="v">groser</rdg>
</app> Theil der <hi>natürlichen</hi> Strafen so beschaffen ist, daß weder
der Tod, noch Besserung, noch irgend etwas anders, auser der <index indexName="subjects-index">
<term>Vernichtung</term>
</index>Vernichtung des <index indexName="subjects-index">
<term>Sünder</term>
</index>Sünders, oder einer unmittelbaren Wirkung der Allmacht, ihnen ein
Ende machen kann. Eben so <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> man auch nicht füglich anders denken, als daß, <pb edRef="#b" n="109"/> selbst <app>
<lem>in dem nicht unwahrscheinlichen <app>
<lem>(§.</lem>
<rdg wit="#d" type="v">(§</rdg>
</app>
<ref target="#gr_section_105">105.</ref>)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">im</rdg>
</app> Falle der Besserung, der Zustand des Gebesserten, vergleichungsweise,
zu dem Zustande <pb edRef="#c" n="145"/> des sogleich zur Seligkeit
gelangten immer fort <app>
<lem>ungefähr</lem>
<rdg wit="#a" type="v">ohngefehr</rdg>
</app> eben so sich verhalten werde, wie sich Anfangs bey ihrem Eintritte in
die <index indexName="subjects-index">
<term>Ewigkeit</term>
</index>Ewigkeit jener gegen diesen verhielt. <app>
<lem>b)</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Ob aber, und in <app>
<lem>wie fern</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">wiefern</rdg>
</app>, auch das <hi>Positive</hi> der göttlichen Strafen von unendlicher
Dauer seyn werde, <app>
<lem>kann</lem>
<rdg wit="#a" type="v">kan</rdg>
</app> man wohl unentschieden lassen, ohne den angeführten Schriftstellen,
oder irgend ei<pb edRef="#d" n="146"/>ner <app>
<lem><index indexName="subjects-index">
<term>Glaubenswahrheit</term>
</index>Glaubenswahrheit</lem>
<rdg wit="#d" type="v">Religionswahrheit</rdg>
</app> zu nahe zu treten. Doch würde es zu kühn seyn, wenn man behaupten
wollte <app>
<lem><ref type="note" target="#gr_3_111_note1">*)</ref></lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>, daß endlose positive Strafen durchaus den göttlichen Eigenschaften <app>
<lem>widersprächen</lem>
<rdg wit="#b" type="v">widersprächen.</rdg>
</app>
<app>
<lem>(§. <app>
<lem><ref target="#gr_section_105">105.</ref>).</lem>
<rdg wit="#b" type="v"><ref target="#gr_section_105">105.</ref>)</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Denn <app>
<lem><foreign lang="grc">α</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="v">a)</rdg>
</app> wir kennen die <index indexName="subjects-index">
<term>Natur</term>
</index>Natur und eigentliche Beschaffenheit der künftigen <app>
<lem>positiven</lem>
<rdg wit="#a" type="om"/>
</app> Strafen viel zu wenig, um hierüber sicher urtheilen zu <app>
<lem>können, und nach der §. <ref target="#gr_section_109">109.</ref>
gegebenen Vorstellung von denselben, ist ihre ewige Fortdauer gar
nichts widersprechendes oder unwahrscheinliches; <foreign lang="grc">β</foreign>) gesetzt, daß im Falle <pb edRef="#c" n="146"/> der Besserung die positiven Strafen aufhören sollten,
so folgt doch noch nicht, daß die in jener Welt erst Gebesserten an <app>
<lem>denjenigen</lem>
<rdg wit="#b" type="v">denienigen</rdg>
</app> positiven <index indexName="subjects-index">
<term>Belohnungen</term>
</index>Belohnungen Antheil bekommen werden, die denen verheisen
sind, welche noch in diesem Leben sich <app>
<lem>bessern</lem>
<rdg wit="#b" type="typo-correction"><choice>
<sic>besseru</sic>
<corr type="editorial">bessern</corr>
</choice></rdg>
</app>; die Ausschließung aber von positiven Belohnungen kann als
eine fortdauernde positive Strafe angesehen werden; <foreign lang="grc">γ</foreign>) vorausgesetzt, daß der Gestrafte sich
bessere, so führt seine <index indexName="subjects-index">
<term>Besserung</term>
</index>Besserung unausbleiblich ihre natürliche Belohnung <pb edRef="#d" n="147"/> mit sich, und schon hierdurch wird eine
gerechte Proportion erhalten; <foreign lang="grc">δ</foreign>)
sollte er aber sich nicht bessern, so widerspricht die Fortdauer der
Strafe den Eigenschaf<pb edRef="#b" n="110"/>ten Gottes <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">dennoch</rdg>
</app> nicht; (§. <ref target="#gr_section_105">105.</ref>) und
überhaupt <foreign lang="grc">ε</foreign>)</lem>
<rdg wit="#a" type="pp">können; b) der <index indexName="subjects-index">
<term>Nutzen</term>
</index>Nutzen, der für andere <index indexName="subjects-index">
<term>vernünftig</term>
</index>vernünftige Geschöpfe daraus entstehen <pb edRef="#a" n="70"/> mag, kan von uns nicht übersehen werden; c)</rdg>
</app> wenn Gott wirklich ewige <index indexName="subjects-index">
<term>Strafen</term>
</index>Strafen verhängt, so dürfen wir <app>
<lem>es ihm zutrauen, daß seine Weisheit Mittel <app>
<lem>wisse</lem>
<rdg wit="#a #b" type="pp">wissen werde</rdg>
</app>, sie mit seiner Güte zu vereinigen</lem>
<rdg wit="#d" type="pp">versichert seyn, daß sie auf eine seiner
höchsten Güte und Weisheit gemäse Art eingerichtet seyn werden</rdg>
</app>.</p>
<app>
<lem><note id="gr_3_111_note1" place="bottom">*) Inzwischen thun es doch
viele; vermuthlich, weil sie sich von diesen Strafen andere Begriffe
machen, als wir. Weil nun vielen gutgesinnten Christen dergleichen
Behauptungen bedenklich und anstössig scheinen, so muß der <index indexName="subjects-index">
<term>Volkslehrer</term>
</index>Volkslehrer im Stande seyn, solchen Personen <app>
<lem/>
<rdg wit="#d" type="pt">allenfalls</rdg>
</app> Belehrung darüber zu ertheilen. Auserdem aber gehören
dergleichen Untersuchungen für die Schule, und nicht in die
Kirche.</note></lem>
<rdg wit="#a #b" type="om"/>
</app>
</div>
</div>
</div>