<div type="section-group" id="less_24_SonTr">
<app>
<lem><div type="section" id="less_section_24">
<head type="main"><pb edRef="#a" type="sp" n="319" id="less_319"/>
<pb n="296" edRef="#b"/>
<pb n="310" edRef="#c"/>
<choice>
<orig>Evangelium am 24 Sontage nach Trinitatis.</orig>
<supplied reason="toc-title">24. Sonntag nach Trinitatis (Mt
9,18–26 + Mk 5,21–43; Lk 8,40–56)</supplied>
<supplied reason="column-title">24. Sonntag nach Trinitatis (Mt
9,18–26 parr.)</supplied>
</choice></head>
<head type="sub"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:9:18" to="Mt:9:26"><hi>Matthäi</hi> 9,
18–26.</citedRange></bibl>
<choice>
<abbr>vergl.</abbr>
<expan>vergleiche</expan>
<expan>verglichen</expan>
</choice> mit den Erzälungen <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mk:5:21" to="Mk:5:43"><hi>Marci</hi>, <choice>
<abbr>Kapit.</abbr>
<expan>Kapitel</expan>
</choice> 5, 21–43</citedRange></bibl> und <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:8:40" to="Lk:8:56"><hi>Lucä</hi>
<app>
<lem>–</lem>
<rdg type="om" wit="#c"/>
</app> 8, 40–56.</citedRange></bibl></head>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Bald</hi></hi> im Anfange seines Lehramtes
arbeitete <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> daran, die
Menschen von der unwürdigen, schädlichen, verderblichen Moral der
<index indexName="subjects-index">
<term>Pharisäer</term>
</index>Pharisäer, zu der ächten Tugend zu füren. Gleich als wäre
der Mensch, Ganz Körper; gleich als stünde die <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion mit dem alltäglichen Leben in keiner <app>
<lem>Verbindung</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Verbindstng</sic>
<corr type="editorial">Verbindung</corr>
</choice></rdg>
</app>, als wäre sie gar, ein bequemes Werkzeug die schimpflichen
Lüste des lasterhaften Herzens desto besser zu befriedigen, sezten
sie allen Werth auf <index indexName="subjects-index">
<term>fasten</term>
</index><hi>Fasten, <index indexName="subjects-index">
<term>Waschen, das</term>
</index>Waschen,</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Almosengeben</term>
</index><app>
<lem><hi>Allmosengeben</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Allmosengeben</hi>,</rdg>
</app> und änliche <hi>bloß körperliche</hi> Handlungen. Sie machten
das Leben des Menschen, zu einem Gemisch von Befriedigungen seiner
Lüste und Bestechungen der Gottheit. Gleich anfangs drang daher
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> darauf;
nicht <hi>Fasten</hi>, sondern <hi>Tugend</hi> (redliche dankbahre
Liebe zu <app>
<lem>Gott, Seinen</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Gott</hi>, <hi>Seinen</hi></rdg>
</app> Gebothen und <app>
<lem>Seinen</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Seinen</hi></rdg>
</app> Menschen) mache die <hi>Religion</hi>, den Gottgefälligen
Dienst aus. <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:9:14" to="Mt:9:17"><app>
<lem>vers <app>
<lem>14–17</lem>
<rdg type="v" wit="#b">14–17.</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#c">v. 14–17.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg><app>
<lem>Fasten</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Fasten</hi></rdg>
</app> ohne tugendhaftes Herz und Leben sey etwas eben so
unschickliches und ungereimtes, als wenn man aus einem neuen Kleide
ein Stück ausschneiden, um ein altes damit auszubessern; oder jungen
gärenden Wein in alte morsche Schläuche thun wolte.</p>
<p><pb n="320" edRef="#a"/>
<pb n="297" edRef="#b"/>
<pb n="311" edRef="#c"/>
<seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:9:18 Mt:9:19"><app>
<lem>vers 18 19</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">v. 18. 19.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Eben</hi></hi> sprach er noch hievon.
<hi>Da kam der Obersten einer</hi> (<hi>das Haupt</hi>, der
Vorsteher der Synagoge zu <app>
<lem><hi>Capernaum</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Kapernaum</hi></rdg>
</app>. Siehe bei <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:8:41"><app>
<lem><hi>Luca</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Luka</hi></rdg>
</app> vers 41</citedRange></bibl>) <hi>fiel vor ihm nieder
und sprach, Meine Tochter ist jezt gestorben.</hi> (genauer
übersezt, <hi>stirbt schon</hi>, oder wie <index indexName="persons-index">
<term>Markus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:2z6t5"><hi>Marcus</hi></persName> sagt <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mk:5:23">vers
23</citedRange></bibl>
<hi>ringet mit dem <index indexName="subjects-index">
<term>Tod</term>
</index>Tode</hi>. Es war übrigens die einzige Tochter dieses
Mannes, ein Kind von ohngefär zwölf Jahren Siehe bei <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:8:42"><app>
<lem><hi>Luca</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Luka</hi></rdg>
</app> vers</citedRange></bibl>
<app>
<lem>42)</lem>
<rdg type="v" wit="#c">42). –</rdg>
</app>
<hi>Aber komm, und lege deine Hand auf sie, so wird sie</hi>
<app>
<lem><hi>lebendig.</hi> (gesund)</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>lebendig</hi> (gesund).</rdg>
</app> Die Macht, sie in der Ferne, durch einen blossen Befehl zu
heilen, trauete er <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName> nicht zu.
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> aber
bequemte sich liebreich in die Schwachheit dieses Mannes. <hi>Er
stund auf, und folgete ihm, nebst seinen Jüngern.</hi> – So
müssen auch wir <app>
<lem><hi>Christen,</hi></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b #c"><choice>
<sic><hi>Christen.</hi></sic>
<corr type="editorial"><hi>Christen,</hi></corr>
</choice></rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>liebesvolle Herablassung</term>
</index><hi>Liebesvolle Herablassung</hi> üben: in allen
<hi>unsündlichen</hi> Dingen, uns nach den Meinungen und
Schwachheiten unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenmensch</term>
</index><app>
<lem>Neben Menschen</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Neben-Menschen</rdg>
</app> gütig bequemen, um ihnen nicht ohne Noth Verdruß zu machen,
hingegen sie für uns zu gewinnen. So mancher Mensch ist von dem Wege
des <app>
<lem>Irtums</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Irrthums</rdg>
</app>, Lasters und Elendes, zur Wahrheit und Tugend und Glück
gefüret worden; indem man ihm einen Rang gab der ihm nicht <app>
<lem>gebürete</lem>
<rdg type="v" wit="#c">gebürte</rdg>
</app> von ihm aber ängstlich gesuchet ward; oder seinem <app>
<lem>Eigensin</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Eigensinn</rdg>
</app> zu Gefallen sich einen kleinen Zwang anthat. So enthielte
sich <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Kor:9:19" to="1Kor:9:23">1 <app>
<lem>Corinther</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Kor.</rdg>
</app> 9, <app>
<lem>19–23</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">19–23.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<index indexName="persons-index">
<term>Paulus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:251kf"><hi>Paulus</hi></persName> wenn er
mit strengen Juden lebte aller der Speisen die ihr Gesez untersagte,
that sich allen den Zwang an den es forderte. (denen die <hi>unter
dem Gesez</hi> waren, ward er, wie unter dem Gesez,) Lebte er
mit solchen welche das Ansehen des Gesezes <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index>
<persName ref="textgrid:2z6t7"><hi>Mose</hi></persName> verwarfen,
so aß er alles und <pb n="321" edRef="#a" id="less_321"/>
<pb n="298" edRef="#b"/>
<pb n="312" edRef="#c"/> that alles wie <app>
<lem>sie.</lem>
<rdg type="v" wit="#c">sie</rdg>
</app> (denen die <hi>ohne Gesez</hi> ward er als ohne Gesez, um
diese zu gewinnen). Jede Schwachheit der Einsicht duldete er, in
jeden unschädlichen <app>
<lem>Irthum</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Irrthum</rdg>
</app> bequemte er sich; so ward er <hi>Allen Alles</hi>, damit er
viele gewinne. <ptr target="#sontr24_erl_7" type="editorial-commentary"/>Ein <app>
<lem>Haupt-Kenzeichen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Haupt-Kennzeichen</rdg>
</app> der <hi>christlichen,</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Menschenliebe, evangelische</term>
</index>evangelischen <hi>Menschenliebe</hi>! Wie <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>, unser Herr
und Lehrer und Muster, <app>
<lem>nimt</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>nimmt</hi></rdg>
</app> sie das Wohl andrer wie das ihrige zu Herzen; <app>
<lem>duldet dafür</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>duldet</hi> darfür</rdg>
</app> gerne, auch manchen Verlust, <app>
<lem>übernimt</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>übernimmt</hi></rdg>
</app> manche Beschwerden, Mühe, und Nachtheil; <app>
<lem>stets</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>stets</hi></rdg>
</app> bereit ihre Gemächlichkeit, Ansehen, Gesundheit, und Leben
für das gemeine Beste aufzuopfern!</p>
<p><ptr target="#sontr24_erl_8" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:9:20"><app>
<lem>vers 20</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">v. 20.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Auf</hi> dem Wege</hi> in das Haus des
Vorstehers der Synagoge, trat eine Frau, die schon <hi>zwölf Jahre
den Blutfluß gehabt, von hinten zu ihm, und</hi>
<app>
<lem><hi>rürete</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b"><hi>rührete</hi></rdg>
</app>
<hi>den Saum seines Kleides an. Denn, dachte sie bei sich selbst,
wenn ich nur sein Kleid anrüre, so werde ich gesund.</hi> –
<hi>Zwölf Jahre</hi> hatte die Geplagte gelitten; zwölf Jahre
nach einander ein sieches Leben gefürt. <index indexName="subjects-index">
<term>schrecklich</term>
</index>Schrecklich! Aber doch nicht
über die Kräfte des Menschen! Der <index indexName="subjects-index">
<term>Arzt, allweiser</term>
</index><app>
<lem>Allweise Arzt und Vater der Natur</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Allweise Arzt und Vater der
Natur</hi></rdg>
</app> leget uns nie mehr auf, als wir tragen können.</p>
<p><seg type="margin">Siehe <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:8:43">Lucä 8, <app>
<lem>43</lem>
<rdg type="v" wit="#c">43.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Die</hi></hi> Mitleidenswürdige hatte ihr
<hi>ganzes Vermögen an die Aerzte verwendet</hi>. Aber
vergebens! Nun war alle menschliche Hülfe, ohne Nuzen versucht. Auch
der lezte <index indexName="subjects-index">
<term>Funke der Hoffnung</term>
</index>Funke der Hofnung war verloschen. Und siehe! – gerade nun
komt die Hülfe. Getrost <app>
<lem>denn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">denn,</rdg>
</app> ihr ohne Hofnung <pb edRef="#b" n="299"/>
<pb edRef="#c" n="313"/> leidende Brüder! Ist gleich bei Menschen
ferner keine Hülfe für euch; so ist noch Hülfe bei <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app>. <pb n="322" edRef="#a"/> Auch ohne <index indexName="subjects-index">
<term>Wunder</term>
</index>Wunder zu thun, (denn
dergleichen hat er uns nicht versprochen) kan <app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Er</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>Er</hi></rdg>
</app>
<hi>der Herr der Natur</hi> euch helfen. Nur <hi>Seiner</hi> Gunst
versichert euch, durch einen an allen Tugenden reichen <index indexName="subjects-index">
<term>Glaube</term>
</index>Glauben. Und <ptr target="#sontr24_erl_9" type="editorial-commentary"/>die ganze Natur ist für euch, <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Ps:91:10" to="Ps:91:13">Psalm 91,
10–13.</citedRange></bibl></seg>
<index indexName="subjects-index">
<term>Schutzengel</term>
</index><hi>Schuzengel</hi>, das Werkzeug eures Glücks!</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Vergebens</hi></hi>, – hatte sie ihr ganzes
Vermögen an die Aerzte gegeben. Denn freilich können die Aerzte
nicht <hi>Alles</hi>. Aber ist es billig daraus zu schliessen, daß
sie <hi>Nichts</hi> können? Unläugbahr haben doch hundert Pflanzen
und andre Dinge, grosse Wirkungen auf unsern Körper, zu seinem
Schaden oder zu seinem Nuzen. Eben so klar ist es, daß Männer die
ihre ganze Lebenszeit darauf verwenden, jene Pflanzen und änliche
Dinge, und die Natur, den Bau unsers Körpers kennen zu lernen, davon
mehr wissen müssen, als wir. <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> selbst, hat sie folglich zu Werkzeugen unsrer Erhaltung
bestellt. <app>
<lem>Er</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Er</hi></rdg>
</app> selbst verweiset uns an sie. Nie kan es also mit unsrer
Pflicht bestehen, <app>
<lem>wenn</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>wrnn</sic>
<corr type="editorial">wenn</corr>
</choice></rdg>
</app> wir gegen die Aerzte den Starken Geist spielen, und ihre
ganze <index indexName="subjects-index">
<term>Kunst</term>
</index>Kunst als etwas unnüzes verachten; oder ihrem <hi>Rath</hi>
unsre, nicht selten <index indexName="subjects-index">
<term>abergläubisch</term>
</index>abergläubige, <hi>Einfälle</hi> vorziehen. <app>
<lem>Sie in</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">In</rdg>
</app> <index indexName="subjects-index">
<term>Krankheit</term>
</index>Krankheiten <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">einen <index indexName="subjects-index">
<term>gelehrt</term>
</index>gelehrten und erfahrnen <index indexName="subjects-index">
<term>Arzt</term>
</index><choice>
<sic>Arztauswählen</sic>
<corr type="editorial">Arzt auswählen</corr>
</choice>, ihn</rdg>
</app> befragen; und sodenn <app>
<lem>ihrem</lem>
<rdg type="v" wit="#c">seinem</rdg>
</app> Rath <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">nach <index indexName="subjects-index">
<term>vernünftige Überlegung</term>
</index>vernünftiger Ueberlegung</rdg>
</app> strenge folgen; das ist eine <hi>Christen-Pflicht</hi>. Denn
wir sind nicht, Herren über unsre <app>
<lem>Gesundheit und</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><choice>
<sic>Gesundheitund</sic>
<corr type="editorial">Gesundheit und</corr>
</choice></rdg>
</app> Leben. Verachten wir also, oder vernachlässigen wir mit
Vorsaz ein Mittel das uns <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> anweiset sie zu erhalten: so legen wir Hand an uns selbst,
und rauben uns das <app>
<lem><choice>
<sic>Leben,</sic>
<corr type="editorial">Leben.</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c">Leben.</rdg>
</app>
<pb n="300" edRef="#b"/>
<pb n="314" edRef="#c"/> – „Was aber hat dies mit dem <app>
<lem><choice>
<sic><hi>Christenthum</hi>.</sic>
<corr type="editorial"><hi>Christenthum</hi>,</corr>
</choice></lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#c"><hi>Christenthum</hi>,</rdg>
</app> der <hi>Religion</hi> zu thun?“ – <app>
<lem>Wenn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Wann</rdg>
</app>, <hi>Christen!</hi>
<app>
<lem>wenn</lem>
<rdg type="v" wit="#c">wann</rdg>
</app> wollen wir doch das unseelige Vorurtheil ab<pb n="323" edRef="#a" id="less_323"/>legen, daß die <app>
<lem>Religion</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b"><choice>
<sic>Religionen</sic>
<corr type="editorial">Religion</corr>
</choice></rdg>
</app> mit unserm alltäglichen Leben
nichts zu thun habe? Die so genante <index indexName="subjects-index">
<term>Religion der Abgötter</term>
</index>Religion der Abgötter und <index indexName="subjects-index">
<term>Abergläubiger</term>
</index>Abergläubigen mag den Menschen seinem Unverstande und seinem
Schicksahl überlassen. Die wahrhaftig Göttliche muß die <hi>Fürerin
seines Lebens</hi> seyn. In unsern Häusern; unsern Gerichts-
<index indexName="subjects-index">
<term>Studierstube</term>
</index><app>
<lem>Studier-</lem>
<rdg type="v" wit="#b">Studier</rdg>
</app> und Arbeits-Stuben; auf unsern <index indexName="subjects-index">
<term>Krankenbett</term>
</index>Kranken-Betten; in unsern Gesellschaften; in dem Betragen
gegen unsre <index indexName="subjects-index">
<term>Ehegatten</term>
</index>Ehegatten, <app>
<lem>Kinder</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Kinder,</rdg>
</app> und Hausgenossen: da, da ist es wo wir uns als
<hi>Christen</hi> zeigen müssen. <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="1Kor:10:31">1 <app>
<lem>Corinther</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b"><choice>
<sic>Corrinther</sic>
<corr type="editorial">Corinther</corr>
</choice></rdg>
<rdg type="v" wit="#c">Kor.</rdg>
</app> 10, <app>
<lem>31</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">31.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Wenn ihr esset, oder trinket, oder was ihr sonst thut, Alles
thut zur Ehre Gottes,</hi> „alles sey der Abdruck eines Herzens
voll von Ehrfurchtsvoller Dankbahrkeit gegen <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app>, und Liebe zu <app>
<lem>Seinen</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Seinen</hi></rdg>
</app> Menschen.“ <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Kol:3:17"><app>
<lem>Colosser</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Kol.</rdg>
</app> 3, <app>
<lem>17</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">17.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Alles was ihr unternehmet, es sey in Reden oder Thaten, alles
thut im Nahmen des Herren</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName><hi>, voll
von Dank gegen Gott, den Vater, durch ihn.</hi> „Alles geschehe
nach den <index indexName="subjects-index">
<term>Vorschrift</term>
</index>Vorschriften der Lehre <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, und
getrieben von Dank gegen einen <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app>, der uns durch <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Christum</hi></persName> so
unaussprechlich seegnet.“ – – Gegen seine Ehegatten, <app>
<lem>Kinder</lem>
<rdg type="v" wit="#b">Kindern</rdg>
</app> und Hausgenossen sich liebreich betragen; <ptr target="#sontr24_erl_10" type="editorial-commentary"/>einen
ungerechten <index indexName="subjects-index">
<term>Prozess</term>
</index>Proceß aufgeben; <ptr target="#sontr24_erl_11" type="editorial-commentary"/>durch rümliche Urtheile und gütige
Unterstüzung Menschen erfreuen; hier einen Seufzer seiner
Nebenmenschen stillen, dort eine Thräne abtrocknen; einem Menschen
einen vergnügten Augenblick <app>
<lem>machen,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">machen;</rdg>
</app> und jede andre gute <app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">That</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>That</hi></rdg>
</app>, ist unendlich mehr werth vor <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> und <pb n="301" edRef="#b"/>
<pb n="315" edRef="#c"/> nach dem Urtheil <app>
<lem>Seiner</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Seiner</hi></rdg>
</app> Religion, als wenn tausend Neidische, Haabsüchtige, <index indexName="subjects-index">
<term>ungesellig</term>
</index>Ungesellige, Falsche und andern Sünden Ergebene die sich
<hi>Christen</hi>
<pb n="324" edRef="#a" id="less_324"/> nennen, bei Betrachtung
der <index indexName="subjects-index">
<term>Religionswahrheiten</term>
</index><app>
<lem>Religions Wahrheiten</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Religions-Wahrheiten</rdg>
</app>, tausend Müssige Empfindungen <index indexName="subjects-index">
<term>fühlen</term>
</index>fülen, und in tausend Fruchtlose <app>
<lem>Entzükungen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Entzückungen</rdg>
</app> fallen. – <hi>Christen!</hi>
<ptr target="#sontr24_erl_6" type="editorial-commentary"/>Mit <index indexName="subjects-index">
<term>Flammenschrift</term>
</index><app>
<lem>Flammen Schrift</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Flammen-Schrift</rdg>
</app> werde <ptr target="#sontr24_erl_2" type="editorial-commentary"/><index indexName="persons-index">
<term>Jakobus</term>
</index>
<app>
<lem><persName ref="textgrid:3r6cz"><hi>Jacobi</hi></persName></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><persName ref="textgrid:3r6cz"><hi>Jakobi</hi></persName></rdg>
</app> Ausspruch <bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Jak:1:27">1, 27</citedRange></bibl> unsrer Seele
eingegraben. „<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Die</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c"><hi>Die</hi></rdg>
</app> wahre ächte Religion bei <app>
<lem>Gott, dem Vater der Menschen, ist</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>Gott, dem Vater der Menschen,
ist</hi></rdg>
</app> – <hi>Witwen und Waisen</hi><supplied>“</supplied> (<index indexName="subjects-index">
<term>Menschen aller Art</term>
</index>Menschen aller Art, besonders Nothleidende) „<hi>beglükken,
und sich von der Welt unbefleckt
bewahren</hi>.<supplied>“</supplied></p>
<p><ptr target="#sontr24_erl_5" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:9:22"><app>
<lem>vers 22</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">v. 22.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Da wendete sich</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>
<hi>um, sahe sie an und sprach, Getrost meine Tochter! Dein Glaube
hat dir geholfen.</hi> („dein Vertrauen zu mir hat dich gesund
gemacht.“ Denn dieses fürete sie zu <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, dessen
Macht ihr half.)</p>
<p><ptr target="#sontr24_erl_4" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:9:24"><app>
<lem>vers 24</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">v. 24.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Als</hi> er aber in das Haus des
Synagogen-Vorstehers kam, und die Pfeiffer sahe und das Getümmel
der Menschen, sprach er.</hi> Dies war nämlich, <ptr target="#sontr24_erl_3" type="editorial-commentary"/>ein uralter
Gebrauch bei dem Absterben geliebter <app>
<lem>Personen</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Personen, der noch jezt im Orient üblich
ist</rdg>
</app>. Man sang Trauerklagen über den Verstorbenen, und begleitete
sie mit dem Laut der Flöte. Diese <app>
<lem>Trauer Music</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Trauer-Musik</rdg>
</app> war beides, die lezte Ehrenbezeugung für den Verstorbenen,
und eine Aufrichtung der Leidtragenden. Denn in schweren Leiden ist
es ein grosses Labsahl, wenn wir unserm Schmerz nachhängen und
unsern Thränen freien Lauf lassen können. Dies erleichtert unsre
<index indexName="subjects-index">
<term>Brust</term>
</index>Brust und schwemmet gleichsam, den <pb n="316" edRef="#c"/>
<app>
<lem>herz-bedrük<pb n="302" edRef="#b"/>kenden</lem>
<rdg type="v" wit="#c">herz-bedrükenden</rdg>
</app> Schmerz hinweg. Unser Heiland tadelt diesen Gebrauch nicht.
Er, <index indexName="subjects-index">
<term>Gesellige, der</term>
</index>der Gesellige, der jedes unschuldige Mittel menschliche
Seelen zu erleichtern und zu erfreuen, <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:11:19"><app>
<lem>Matthäi</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Math.</rdg>
</app> 11, <app>
<lem>19</lem>
<rdg type="v" wit="#c">19.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg> durch sein Beispiel
heiligte, und <seg><app>
<lem>Lucä 15, <app>
<lem>22–25</lem>
<rdg type="v" wit="#b">22–25.</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Luc. 15 22–25.</rdg>
</app></seg> durch seine Lehre leitete! – Hier aber <pb n="325" edRef="#a"/> war eine solche <app>
<lem>Trauer Music</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Trauer-Musik</rdg>
</app> unzeitig, da die Verstorbene alsbald wiederum aufleben und
ihre Familie mit Freude erfüllen solte. <hi>Weichet,</hi> sprach er
daher, <hi>denn das Mägdlein ist nicht <index indexName="subjects-index">
<term>tot</term>
</index>todt sondern es schläft. Und sie verlachten
ihn.</hi></p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Sie</hi> verlachten ihn.</hi> Denn wo ist
eine Ehrwürdige Person, oder Sache, über welche nicht Unverstand und
Leichtsin Gelächter erregen könte! Man sey nur leichtsinnig und
unverschämt genug, der ehrwürdigsten Wahrheit, wie hier geschahe,
eine falsche Deutung zu geben. Oder man seze sie mit niedrigen,
verächtlichen, lächerlichen Dingen in Verbindung: so verbreitet sich
das Verächtliche und Lächerliche auch über das Ehrwürdigste. So kan
man, <app>
<lem>selbst die Gottheit</lem>
<rdg type="pp" wit="#c"><hi>selbst die Gottheit</hi></rdg>
</app>, bei Unverständigen verächtlich und lächerlich <app>
<lem>machen.</lem>
<rdg type="v" wit="#c">machen. –</rdg>
</app> Nie reisse uns denn, das Gelächter der Menge hin, eine Person
oder Sache zu verachten. Denn die Menge ist leichtsinnig und
unverständig. Und nichts mehr als dieses ist nötig, auch die
Erhabenste Wahrheit und Ehrwürdigste Person dem Gelächter
auszusezen.</p>
<p><ptr target="#sontr24_erl_1" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:9:25 Mt:9:26"><app>
<lem>vers</lem>
<rdg type="v" wit="#c">v.</rdg>
</app>
<app>
<lem>25. <app>
<lem>26</lem>
<rdg type="v" wit="#c">26.</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#b">25 26.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Da</hi> nun die Menge hinaus gewiesen war,
ergriff</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName>
<hi>der sich schon im Zimmer befand, die Verstorbene bei der Hand,
und sprach, stehe auf. – Alsbald stand sie auf. Und das Gerücht
von dieser That verbrei</hi><pb n="303" edRef="#b"/><pb n="317" edRef="#c"/><hi>tete sich durch das ganze Land.</hi> Bemerket
hier die Würde, mit welcher <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> dieses
Wunder verrichtet. Keine geheimnisvolle Worte, keine lange Reden,
keine weitläufige Anstalten, womit Betrüger die Menschen zu betäuben
und zu verblenden suchen! <seg type="margin">Siehe <bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:8:51" to="Lk:8:56">Lucä 8, <app>
<lem>51–56</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">51–56.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg> Er entfernet das
Getümmel der Menge, damit seine Handlung desto aufmerksamer be<pb n="326" edRef="#a"/>trachtet und desto genauer untersucht werden
könte. Nur <index indexName="persons-index">
<term>Simon, s. Petrus</term>
<term>Petrus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:2z6t8"><hi>Petrum</hi></persName><hi>,</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Johannes</term>
</index>
<persName ref="textgrid:2z6t3"><hi>Johannem</hi></persName> und
<index indexName="persons-index">
<term>Jakobus</term>
</index>
<app>
<lem><persName ref="textgrid:3rp46"><hi>Jacobum</hi></persName></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><persName ref="textgrid:3rp46"><hi>Jakobum</hi></persName></rdg>
</app> und die <hi>Eltern der Verstorbenen</hi> läßt er im Zimmer.
Und nun spricht er – das Machtwort, <hi>stehe auf!</hi> Diese so
offene, unverhohlne, und zuversichtliche Art zu handeln, zeiget uns
klar den Redlichen, der das wirklich war wofür er sich angab, ein
Gesandter <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app>. – Bemerket auch die edle Einfalt mit welcher die <index indexName="subjects-index">
<term>Evangelist</term>
</index>Evangelisten diese Sache erzälen. So <app>
<lem>umständlich,</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">umständlich</rdg>
</app> aber ohne allen <app>
<lem>Schmuk</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Schmuck</rdg>
</app> und Pracht, wie wenn von einer ganz gewönlichen Begebenheit
die Rede wäre. Und diese <index indexName="subjects-index">
<term>Simplizität</term>
</index>Simplicität ist das Gepräge der Wahrheit.</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Hier</hi></hi> sehen wir denn, <hi>einen
augenscheinlichen <index indexName="subjects-index">
<term>Beweis</term>
</index>Beweis für die Wahrheit der Lehre</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>
<hi>von dem künftigen Leben</hi>. Daß seine redlichen Anhänger nie
<index indexName="subjects-index">
<term>sterben</term>
</index>sterben, sondern unaufhörlich leben; und aus diesem
irrdischen, in das bessere, in das himmlische, Ewig-beglückte Leben
hinübergehen, wie <app>
<lem>könten</lem>
<rdg type="v" wit="#c">könnten</rdg>
</app> wir hieran noch zweifeln, da <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> sich hier
als den <hi>Herren des Lebens</hi> so augenscheinlich zeiget? <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:5:25"><app>
<lem>Johannis</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Joh.</rdg>
</app> 5, <app>
<lem>25</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">25.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Es kömt die Stunde,</hi> sagt er, <hi>– <hi rend="spaced-out">Denn sie ist schon jezt</hi> – daß die <index indexName="subjects-index">
<term>Tote</term>
</index>Todten die Stimme des Sohnes Gottes hören, und aufleben
wer</hi><pb n="304" edRef="#b"/><pb n="318" edRef="#c"/><hi>den.
– Sie ist schon jezt.</hi> Damit verweiset er auf die Proben die
er schon damahls gab. Er, der hier die Tochter <app>
<lem><hi>Jairi</hi>,</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Jairi</hi>;</rdg>
</app> der den Jüngling zu <app>
<lem><hi>Nain</hi>,</lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Nain</hi>;</rdg>
</app> der den schon verwesenden Leichnam <hi>Lazari</hi>, mit einem
Wort ins Leben rief, <ptr target="#sontr24_erl_12" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:5:25 Joh:5:29"><app>
<lem>Johannis</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Joh.</rdg>
</app> 5, 25. <app>
<lem>29</lem>
<rdg type="v" wit="#c">29.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg> Er hat sicherlich die
<index indexName="subjects-index">
<term>Todes, Schlüssel des</term>
</index>Schlüssel des Todes und Grabes; <seg><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Apg:3:15"><app>
<lem>Apostelgeschicht</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">Apost. Gesch.</rdg>
</app> 3, <app>
<lem>15</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">15.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg> Er ist der <app>
<lem><hi>Gebiether</hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Gebieter</hi></rdg>
</app>
<hi>des Lebens</hi>.</p>
<p><pb n="327" edRef="#a"/>
<hi><hi rend="spaced-out">Auch</hi></hi> dieser hinfällige Leib soll
also wieder leben. Nichts von dem was je zu uns gehöret, soll
verlohren gehn. Aber weit vollkommener. Er, der jezo in diesem
Stande des Verfalls, durch die Sünde zerrüttet, ofte ein Kerker der
Seele ist, er wird dort ein Pallast für sie seyn. <app>
<lem>Da,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Dan</rdg>
</app> wenn die Stimme des Sohnes Gottes, <hi>Todte! stehet
auf!</hi> erschallen wird; <ptr target="#sontr24_erl_13" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Kor:15:43" to="1Kor:15:49">1 <app>
<lem>Corinther</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Kor.</rdg>
</app>
<choice>
<sic>25,</sic>
<corr type="editorial">15,</corr>
</choice>
<app>
<lem><choice>
<sic>43–Eude</sic>
<corr type="editorial">43–Ende</corr>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">43–Ende.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<app>
<lem>da</lem>
<rdg type="v" wit="#c">dan</rdg>
</app> wird dieser jezo verwesliche Leib zum <app>
<lem>unverweslichen</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Unverweslichen</rdg>
</app>; der jezo Verunstaltete zum Schönen; der nun Schwache
Kränkliche, zu einem Muntern und Jugendlich Starken; der jezige –
<hi>Thierische</hi> Leib, – zu einem <hi>Geistigen</hi>
umgebildet hervorgehen.</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Schon</hi></hi> diese Hofnung ist
entzückend. Aber, <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus Christus</hi></persName>
<hi>der Gebiether des Lebens</hi> hat uns eine noch unendlich
entzückendere gegeben. Wir, die wir hier nach seiner Lehre und
Muster leben, wir – <hi>sterben ganz und gar nicht</hi>. Nur unser
Leib stirbt; und auch der nicht auf immer. Wir aber, <app>
<lem/>
<rdg type="pt" wit="#c">das ist</rdg>
</app> unser <hi>Geist</hi>, der eigentliche Mensch, wir gehen
<hi>augenblicklich</hi>, aus diesem Kerker in die <hi>Freiheit
der Kinder Gottes</hi>; aus dieser Fremde in <hi>unser
<index indexName="subjects-index">
<term>Vaterland</term>
</index>Vaterland</hi>; aus dieser niedrigen Gegend des göttlichen
Gebiethes in die höhere, <pb n="305" edRef="#b"/>
<pb n="319" edRef="#c"/> glänzendere. Gehen, <seg><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Hebr:11:10"><app>
<lem>Hebräer</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Hebr.</rdg>
</app> 11, <app>
<lem>10</lem>
<rdg type="v" wit="#c">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">In</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>In</hi></rdg>
</app>
<hi>die Stadt von Gott selbst gebauet, die Stadt des ewigen
Gottes,</hi>
<seg><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Hebr:12:22" to="Hebr:12:24"><app>
<lem>Kapitel</lem>
<rdg type="typo-correction" wit="#b"><choice>
<sic>Kapit.l</sic>
<corr type="editorial">Kapitel</corr>
</choice></rdg>
<rdg type="v" wit="#c">Kap.</rdg>
</app> 12, <app>
<lem>22–24</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">22–24.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Zu</hi> den Myriaden der <index indexName="subjects-index">
<term>Engel</term>
</index>Engel, <hi rend="spaced-out">Zu</hi> der festlichen
Versamlung und Gemeinde</hi> der noch <app>
<lem>erhabenern</lem>
<rdg type="v" wit="#b">erhabenen</rdg>
<rdg type="v" wit="#c">erhabenren</rdg>
</app> Geister, <hi>der vornehmsten Bürger des Himmels; und</hi>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">zu</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi><hi rend="spaced-out">Zu</hi></hi></rdg>
</app>
<hi>dem Regenten dieser Stadt, – dem Gott aller Völker; <hi rend="spaced-out">Zu</hi> den Geistern der vollendeten
Tugendhaften; und <hi rend="spaced-out">Zu</hi> dem Mitler des
neuen Bundes</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName><hi>.</hi>
<pb n="328" edRef="#a"/>
<seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Phil:1:23"><app>
<lem>Philipper 1, <app>
<lem>23</lem>
<rdg type="v" wit="#b">23.</rdg>
</app></lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Phil. 1 23.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="2Kor:5:6" to="2Kor:5:8">2 <app>
<lem>Corinther</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Kor.</rdg>
</app> 5, <app>
<lem>6–8</lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">6–8.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg> Der Todt unsers Leibes
ist der Anfang des Rechten Lebens, ist der Augenblick, wo wir
<hi>hin zum Vater gehen</hi>.</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Dieses</hi></hi> grosse Ziel aller
christlichen Wünsche, Hofnungen und Bestrebungen komme uns denn nie
aus unserm Gesicht. Dieses lasset uns täglich, in unsrer <index indexName="subjects-index">
<term>Andacht, geheime</term>
</index>geheimen Andacht <hi>beschauen</hi>. Hierauf lasset uns
unsre Augen <hi>heften</hi>, dies stets <hi>in unserm Herzen
tragen</hi>. – Dies wird das <index indexName="subjects-index">
<term>Gewürz der irdischen Freuden</term>
</index>Gewürz unsrer irrdischen <app>
<lem>Freuden,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Freuden;</rdg>
</app> der <index indexName="subjects-index">
<term>Balsam</term>
</index>Balsam für unsre <app>
<lem>Leiden,</lem>
<rdg type="v" wit="#c">Leiden;</rdg>
</app> die Stärkung in unsrer <app>
<lem>Ohnmacht,</lem>
<rdg type="pp" wit="#c">Ohnmacht; und</rdg>
</app> das <index indexName="subjects-index">
<term>Licht</term>
</index>Licht seyn, welches über <app>
<lem>jedem</lem>
<rdg type="v" wit="#c">jeden</rdg>
</app> Schritt unsrer Reise so wie Klarheit, also auch Anmuth und
Leben verbreitet.</p>
</div></lem>
<rdg type="om" wit="#z"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_1"><label>{vers
25. 26} Da nun die Menge [...] und sprach, stehe auf</label>
<p>Mt 9,25 wird – dies zeigt auch die folgende Marginalie – mit der
Parallelüberlieferung in Mk 5,21–43; Lk 8,40–56 harmonisiert (vgl. z.B. auch
<ptr type="page-ref" target="textgrid:25dfq.5#sonep2_erl_1"/> oder <ptr type="page-ref" target="textgrid:25dg0.5#quin_erl_7"/>): Nach Mt 9,25
und Mk 5,40 befindet sich Jesus nicht bereits im Zimmer, sondern betritt es
erst, wohingegen er sich nach Lk 8,51.54 schon in dem betreffenden Raum
aufzuhalten scheint. Des Weiteren wird Jesu Machtwort, das Mädchen möge
aufstehen, nicht in Mt 9,25, wohl aber in Mk 5,41 und Lk 8,54
überliefert.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_2"><label>Jacobi
Ausspruch 1, 27 [...] Witwen und Waisen<supplied>“</supplied> (Menschen
aller Art, besonders Nothleidende)</label>
<p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rf.5#sontr2_erl_8"/>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_3"><label>ein
uralter Gebrauch [...] Man sang Trauerklagen über den Verstorbenen, und
begleitete sie mit dem Laut der Flöte.</label>
<p>Die betreffenden antiken Belegstellen wie etwa Hom. Il. XXIV 719–722; Jos.
Bell. III 437; Cass. Dio LVI 31,3 gehören zum exegetischen Handbuchwissen
(vgl. z.B. H. E. G. Paulus, Philologisch-kritischer und historischer
Kommentar über das neue Testament I, 1800, 483).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_4"><label>{vers
24} Als er aber in das Haus [...] Und sie verlachten ihn.</label>
<p>Wiedergegeben wird Mt 9,23f.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_5"><label>{vers
22} Da wendete sich Jesus um [...] Dein Glaube hat dir geholfen.</label>
<p>Die Mt 9,22 beschließende Erfolgsmeldung, die Frau sei in derselben Stunde
gesundet, fehlt.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_6"><label>Mit
Flammen Schrift</label>
<p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259s6.5#sontr15_erl_4"/>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_7"><label>Ein
Haupt-Kenzeichen der christlichen, evangelischen Menschenliebe!</label>
<p>Zur Natur der evangelischen Menschenliebe vgl. G. Leß, Christliche Moral,
1777, 145f. (= § 98). Ein weiteres Hauptkennzeichen benennt Leß <ref target="textgrid:25dg3.5#less_557">a557</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_8"><label>{vers
20} Auf dem Wege in das Haus [...] so werde ich gesund.</label>
<p>Wiedergegeben wird Mt 9,20f.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_9"><label>die
ganze Natur ist für euch, {Ps 91, 10–13.} Schuzengel, das Werkzeug eures
Glücks</label>
<p>Zu Ps 91 heißt es G. Leß, Christliche Religions-Theorie fürs gemeine Leben,
oder Praktische Dogmatik, <hi rend="superscript">2</hi>1780, 187: „[D]ie
ganze Natur macht Gott zu seinem Schuzengel. – Das ist die allgemeine Lehre
dieses Gesanges.“ Leß wiederholt diesen Gedanken <ref target="textgrid:25dg1.5#less_547">a547</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_10"><label>einen
ungerechten Proceß aufgeben</label>
<p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259sk.5#sontr25_27_erl_2"/>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_11"><label>durch
rümliche Urtheile [...] Menschen erfreuen</label>
<p>Zum auch als „Hofkunst“ bezeichneten falschen Lob vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259sh.5#sontr23_erl_12"/>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_12"><label>{Johannis 5, 25. 29} Er hat sicherlich die Schlüssel des Todes und
Grabes</label>
<p>Es ist darüber nachzudenken, ob hier nicht Joh 5,25–29 gemeint ist. In Frage
kommt jedoch auch Joh 5,28.29, da beide Verse zusammenhängen und in Joh 5,28
Gräber (<foreign lang="grc">μνημεῖα</foreign>) erwähnt werden. Zudem
greift Joh 5,28 den bereits in der vorangegangenen Marginalie angeführten
Vers Joh 5,25 auf.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sontr24_erl_13"><label>{1
Corinther 15, 43–Ende} da wird dieser jezo verwesliche Leib [...] zu einem
Geistigen umgebildet hervorgehen</label>
<p>Genau genommen wird nicht 1Kor 15,42–49, sondern 1Kor 15,42–44 paraphrasiert.
</p></note>
</div>