<div type="section-group" id="less_5_SonEpiph">
<app>
<lem><div type="section" id="less_section_5soepiph">
<head type="main"><pb type="sp" n="481" edRef="#a" id="less_481"/>
<pb edRef="#b" n="960"/>
<pb edRef="#c" n="510"/>
<choice>
<orig>Evangelium am fünften Sontage nach Epiphanias.</orig>
<supplied reason="toc-title">5. Sonntag nach Epiphanias (Mt
13,24–30.36–43)</supplied>
<supplied reason="column-title">5. Sonntag nach Epiphanias (Mt
13,24–30.36–43)</supplied>
</choice></head>
<head type="sub"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:13:24" to="Mt:13:30"><hi>Matthäi</hi> 13,
24–30</citedRange></bibl>
<hi>und</hi>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:13:36" to="Mt:13:43"><app>
<lem><hi>vers</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Vers</hi></rdg>
</app> 36–43.</citedRange></bibl></head>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Dieses</hi></hi> dreizehnte Kapitel
<hi>Matthäi</hi> enthält eine Menge <ptr target="#sonep5_erl_3" type="editorial-commentary"/><seg type="margin">Siehe oben <choice>
<abbr>S.</abbr>
<expan>Seite</expan>
</choice>
<ref target="textgrid:257vt#less_1">1.</ref>
<ref target="textgrid:257vt#less_2">2.</ref></seg> angenehmer,
lehrreicher und rürender <app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Gleichnis Reden</hi></hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi><hi rend="spaced-out">Gleichnis-Reden</hi></hi></rdg>
</app>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, worin er
bald die Schicksahle seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Religion</term>
</index>Religion entdeckt, bald eine wichtige <index indexName="subjects-index">
<term>Lebensregel</term>
</index><app>
<lem>Lebens Regel</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Lebens-Regel</hi></rdg>
</app> oder andre nüzliche Lehre mit so viel Kraft als Klarheit
vorträgt. In dieser von dem <hi>Weizen und</hi>
<ptr target="#sonep5_erl_2" type="editorial-commentary"/><index indexName="subjects-index">
<term>Afterweizen</term>
</index><app>
<lem><hi>After Weizen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>After-Weizen</hi></rdg>
</app> lehret er so einleuchtend und nachdrücklich, eine Wahrheit,
welche Tausenden und Millionen Menschen, Wohlstand, Ruhe und Leben
gesichert hätte, wenn sie gehörig befolget worden!</p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:13:24" to="Mt:13:30">vers <app>
<lem>24–30</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">24–30.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Das</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Das</hi></rdg>
</app>
<hi>Himmelreich</hi>, sprach er, (die <index indexName="subjects-index">
<term>Kirche, christliche</term>
</index>christliche Kirche Siehe oben <hi>Seite</hi>
<app>
<lem><ref target="textgrid:259rn#less_82">82</ref></lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">83</rdg>
</app>) <hi>ist gleich einem Menschen der reine Saat auf seinen
Acker aussäete.</hi> – Die Juden, als verständige Landwirthe
laasen das Getraide zur Aussaat. Schon <index indexName="persons-index">
<term>Mose</term>
</index>
<persName ref="textgrid:2z6t7"><hi>Moses</hi></persName> hatte es
ihnen <app>
<lem>befohlen.</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">befohlen,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lev:19:19">3 <hi>Buch
Mos.</hi> 19, 19.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Dtn:22:9">5 Buch
<hi>Mos.</hi> 22, 9.</citedRange></bibl> – <hi>Als man
aber schlief, kam sein Feind, und streuete Afterweizen zwischen
den reinen Weizen, und gieng davon.</hi> Dieser Afterweizen
schlägt eben so tiefe Wurzel als der edle. Er <app>
<lem>kan <app>
<lem>daher,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">daher</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#b" type="pp">kan, daher</rdg>
</app>
<app>
<lem>auch</lem>
<rdg wit="#c" type="v">auch,</rdg>
</app> nicht ausgerottet werden, ohne der Wurzel des rei<pb edRef="#b" n="461"/><pb edRef="#c" n="511"/>nen Weizens zu
schaden. – <hi>Als nun die Pflanze grünete, und <index indexName="subjects-index">
<term>Frucht</term>
</index>Frucht trug, da zeigte sich auch der Afterweizen. Die
Knechte aber des <index indexName="subjects-index">
<term>Hausherr</term>
</index>Hausherren sprachen zu ihm, Herr, hast</hi>
<pb n="482" edRef="#a"/>
<hi>du nicht reine Saat auf deinen Acker gesäet? woher komt denn der
Afterweizen? Er antwortete, Ein Feind hat das gethan. Die
Knechte versezten, wilst du, so wollen wir hingehen und ihn
ausjäten. – <hi rend="spaced-out">Mit nichten</hi>, antwortete
der Hausherr. Denn ihr möchtet, indem ihr den Afterweizen
ausjäten wollet, auch den reinen Weizen ausrotten. Lasset beides
bis zur Erndte, zusammen wachsen. Und zur Zeit der Erndte werde
ich den Schnittern befehlen, Sammlet erstlich den Afterweizen
und bindet ihn in Bündel um ihn zu verbrennen. Den reinen Weizen
aber bringet in meine Scheure.</hi></p>
<p><ptr target="#sonep5_erl_4" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Mt:13:36" to="Mt:13:42">vers <app>
<lem>36–43</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">36–43.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Die</hi></hi>
<app>
<lem>Auslegung</lem>
<rdg wit="#b" type="typo-correction"><choice>
<sic>Anslegung</sic>
<corr type="editorial">Auslegung</corr>
</choice></rdg>
</app> ist, wie sie <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> selbst
giebt, folgende. <hi>Der die reine Saat säet, ist des Menschen
Sohn</hi> (der Herr <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus</hi></persName> Siehe
<hi>Seite</hi>
<app>
<lem><ref target="textgrid:259sc#less_274">274</ref></lem>
<rdg wit="#b" type="v">258</rdg>
<rdg wit="#c" type="v"><choice>
<sic>258</sic>
<corr type="editorial">273</corr>
</choice></rdg>
</app>.) <hi>Der Acker ist die Welt. Die reine Saat, sind die
Glieder des Reichs</hi> (wahre Christen) <hi>der Afterweizen
aber, die Bösen. Der Feind der ihn säete, der Teufel. Die
Erndte, ist das Ende der Welt: die Schnitter aber, die <index indexName="subjects-index">
<term>Engel</term>
</index>Engel. So wie man nun den Afterweizen</hi>
<app>
<lem><hi>zusammensamlet</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>zusammensammlet</hi></rdg>
</app>
<hi>und ihn verbrennet: so wird es auch am Ende der Welt
geschehen.</hi>
<app>
<lem><hi>Des Menschen Sohn</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Der Menschen-Sohn</hi></rdg>
</app>
<hi>wird seine Engel aussenden, um aus seinem Reich alle</hi>
<app>
<lem><hi>Scandale</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Skandale</hi></rdg>
</app>
<hi>und Lasterhafte <pb edRef="#b" n="462"/>
<pb edRef="#c" n="512"/> zu</hi>
<app>
<lem><hi>samlen</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>sammlen</hi></rdg>
</app><hi>, damit man sie in den glühenden Ofen werfe; wo sie heulen
und mit den Zänen knirschen werden. Die Tugendhaften aber werden
alsdenn in dem Reiche ihres Vaters leuchten gleich der <index indexName="subjects-index">
<term>Sonne</term>
</index>Sonne. – Wer Ohren hat zu hören, der höre!</hi></p>
<p><pb n="483" edRef="#a" id="less_483"/>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Ja</hi></hi></lem>
<rdg wit="#b" type="v"><hi>Ja</hi></rdg>
</app><hi>!</hi> wahrlich! <hi>Verstopfen</hi> muß man vorsäzlich
seine Ohren, um nicht zu hören; so laut wird hier die <hi>Duldung
aller <index indexName="subjects-index">
<term>Irrgläubiger</term>
</index>Irrgläubigen und Lasterhaften</hi> geprediget!
<hi>Verschliessen</hi> muß man vorsäzlich seine Augen, um die
Ungerechtigkeit, Abscheulichkeit der <hi>Intoleranz</hi> nicht zu
sehen: so helle strahlt sie hier in die Augen. Alle jene <app>
<lem>Scandale</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Skandale</rdg>
</app>, die Gefängnisse, die <index indexName="subjects-index">
<term>Scheiterhaufen</term>
</index>Scheiterhaufen, die <ptr target="#sonep5_erl_5" type="editorial-commentary"/><index indexName="subjects-index">
<term>Trauergerüst</term>
</index><app>
<lem>Trauer Gerüste</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Trauer-Gerüste</rdg>
</app>, die Felder und Richtpläze mit <index indexName="subjects-index">
<term>Menschenblut</term>
</index>Menschenblut überschwemmet, Processionen wo man <app>
<lem>Gott, Seine</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Gott, Seine</hi></rdg>
</app> Menschen opferte; Menschen, Christen, die zur Rechten und zur
Linken, die Glieder der Familie <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app> an Fesseln schmieden, in dumpfige Kerker versenken,
schaarenweise aus dem Lande jagen, auf die Galeeren treiben, und in
ihrem und der <app>
<lem>ihrigen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Ihrigen</rdg>
</app> Blute begraben; das alles in der <app>
<lem>Meinung Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Meinung, <hi>Gott</hi></rdg>
</app> damit einen Dienst zu <app>
<lem>thun.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">thun,</rdg>
</app>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Joh:16:2"><hi>Johannis</hi> 16, 2.</citedRange></bibl> Menschen
die den Acker <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app> fast von allem Weizen entblössen, in der Einbildung, daß sie
lauter Afterweizen <app>
<lem>ausjäten.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">ausjäten!</rdg>
</app> – <hi><hi rend="spaced-out">Er</hi></hi> dem die Zukunft so
klar war als das Gegenwärtige, <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesus Christus</hi></persName>
der beste Freund, der gröste <app>
<lem>Wohltäter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Wohlthäter</rdg>
</app>, der Erretter und Beglücker der Menschen, sahe dies alles
vorher. Aus der Fülle seines Herzens das lauter Zärtlichkeit gegen
die Menschen alle, als seine Kinder war, rief er daher <pb edRef="#b" n="463"/>
<pb edRef="#c" n="513"/> mit lauter Stimme – – <hi>Wer Ohren hat zu
hören, der höre!</hi></p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">So</hi></hi> höret es denn <app>
<lem>alle</lem>
<rdg wit="#c" type="v">alle,</rdg>
</app> die ihr <app>
<lem>Christen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Christen</hi></rdg>
</app> seyn <app>
<lem>wollet!</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">wollet;</rdg>
</app> 1) <hi><hi rend="spaced-out">Gott allein</hi>, <hi rend="spaced-out">Er allein</hi> hat sich das entscheidende
Gericht in <index indexName="subjects-index">
<term>Religion, Sachen der</term>
</index>Sachen der Religion vorbehalten.</hi> Dinge welche die
<index indexName="subjects-index">
<term>bürgerliche Rechte</term>
</index>bürgerlichen Rechte, <hi>Menschen</hi> und <hi>Menschen</hi>
ange<pb n="484" edRef="#a"/>hen, richtet der Staat, im Nahmen <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app>. Aber <hi>Sachen der Religion</hi>, Dinge die den
<hi>Menschen und Gott</hi> betreffen, richtet <hi><hi rend="spaced-out">Gott</hi></hi><app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">allein</rdg>
</app>. Ueber <hi>Irrthum</hi> also und <app>
<lem><hi>Wahrheit</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Wahrheit</hi>,</rdg>
</app> in Sachen die <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> und <app>
<lem>Seinen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Seinen</hi></rdg>
</app> Dienst betreffen; über <hi>Gewissenhaftigkeit</hi> und
<hi>Gewissenloosigkeit</hi>! Dies <hi><hi rend="spaced-out">kan</hi></hi> nur allein <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> richten: denn niemand als der <hi>Allwissende</hi>, kan über
das Maaß der Talente, und über die Absichten eines Menschen, sicher
und gerecht sprechen. Gott <hi><hi rend="spaced-out">will</hi></hi>
es auch nur Allein richten: <hi><hi rend="spaced-out">Er</hi></hi>
hat es sich, als ein <hi>besonderes</hi>
<app>
<lem><hi>Majestäts Recht</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Majestäts-Recht</hi></rdg>
</app> vorbehalten. – 2) <app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Die</hi></hi></lem>
<rdg type="v" wit="#c"><hi>Die</hi></rdg>
</app>
<hi>Religion muß also, schlechterdings nicht, durch irgend einige
weltliche Macht und Zwang ausgebreitet werden.</hi> In Sachen
der Religion, giebt es für <index indexName="subjects-index">
<term>menschliche Gerichte</term>
</index>menschliche Gerichte, kein <hi>Verbrechen</hi>; und
<hi>Strafen</hi>. Da etwas zu Verbrechen machen, und mit Strafen
belegen: das ist wahres Verbrechen, Verbrechen der schwärzesten Art,
<hi>Majestäts-Schändung Gottes</hi>. Einen Menschen also, zur
Ablegung seiner <app>
<lem>Irrtümer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Irrthümer</rdg>
</app> und zur Annehmung der Religion, durch <app>
<lem>Geld Strafen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Geld-Strafen</rdg>
</app>, Gefängnisse, Landes-Verweisung, und sonst durch irgend eine <app>
<lem>gröbere</lem>
<rdg wit="#c" type="v">grössere</rdg>
</app> oder geringere weltliche Macht <app>
<lem>zwingen:</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">zwingen;</rdg>
</app> das ist – – wer Ohren <pb edRef="#b" n="464"/>
<pb edRef="#c" n="514"/> hat zu <app>
<lem>hören</lem>
<rdg wit="#c" type="v">hören,</rdg>
</app> der höre! – das ist <hi>Eingriff in die Majestäts-Rechte
Gottes! – Verbrechen der verlezten Majestät in Gottes
Staat!</hi> – – <app>
<lem>„Herr</lem>
<rdg wit="#c" type="v">„Herr,</rdg>
</app> sollen wir den Afterweizen ausjäten? – <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:13:29 Mt:13:30">vers <app>
<lem>29 30</lem>
<rdg wit="#b #c" type="pp">29. 30.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>Mit nichten! Sondern</hi> lasset beides bis zur Erndte zusammen
wachsen. Und alsdenn werde <hi><hi rend="spaced-out">Ich</hi></hi>
den Schnittern befehlen, <app>
<lem>Samlet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Sammlet</rdg>
</app> den Afterweizen, und bindet ihn in Bündel ihn <pb n="485" edRef="#a" id="less_485"/> zu verbrennen: den reinen Weizen
aber bringet in meine Scheure!“</p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">So will</hi></hi> es Gott! – Und Er <hi><hi rend="spaced-out">will</hi></hi> auch hier, wie sonst immer,
nur aus Liebe zu Seinen Menschen. – <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:13:29"><app>
<lem>vers 29</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">v. 29.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<app>
<lem>„Mit</lem>
<rdg wit="#b" type="v">Mit</rdg>
</app> nichten! Denn ihr <app>
<lem>möchtet</lem>
<rdg wit="#c" type="v">möchtet,</rdg>
</app>
<app>
<lem><hi>indem</hi></lem>
<rdg wit="#b" type="v"><hi>„indem</hi></rdg>
</app>
<hi>ihr den Afterweizen</hi> ausjäten wollet, auch den Reinen Weizen
ausrotten!“ <ptr target="#sonep5_erl_6" type="editorial-commentary"/>Seit <index indexName="persons-index">
<term>Saulus, s. Paulus</term>
<term>Paulus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:251kf"><hi>Saulo</hi></persName> an, welcher
<seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Apg:6" to="Apg:7"><app>
<lem>Apostelgeschicht 6–7</lem>
<rdg wit="#b #c" type="pp">Apost. Gesch. 6–7.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<index indexName="persons-index">
<term>Stephanus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:3rq2z">Stephanum</persName> und die ersten
Christen verfolgte, bis auf die <app>
<lem>geharnischte</lem>
<rdg wit="#c" type="v">geharnischten</rdg>
</app> Missionarien herunter, welche unsre Brüder in
<hi>Frankreich</hi>, Schaarenweise mit <index indexName="subjects-index">
<term>Kugeln und Schwerter</term>
</index>Schwerdtern und Kugeln
ums Leben brachten, hat kein wütender Eiferer und Verfolger gelebt,
so grausam, so wild, so <ptr target="#sonep5_erl_1" type="editorial-commentary"/><index indexName="subjects-index">
<term>tiger- und teufelmäßig</term>
</index>Tyger- und Teufelmässig er auch immer wütete, der sich nicht
eingebildet, – <hi>er rotte lauter Afterweizen aus</hi>. – Und wie
ist es möglich, daß wir, die Untersten in <app>
<lem>Gottes Geister Staat,</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Gottes</hi> Geister-Staat;</rdg>
</app> die wir noch dazu, erst in unserm <hi>Kinder-Stande</hi>
<app>
<lem>leben,</lem>
<rdg wit="#c" type="v">leben;</rdg>
</app> wir, in deren Köpfen neben Einer sichern Wahrheit vielleicht
Zehn <app>
<lem>Irrtümer</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Irrthümer</rdg>
</app> stehen; wie ist es möglich, daß wir, in jedem Fall mit
völliger Sicherheit den Afterweizen von dem Reinen unterscheiden
können? Jede <index indexName="subjects-index">
<term>Religionspartei</term>
</index><app>
<lem>Religions Parthei</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Religions-Parthei</rdg>
</app>
<index indexName="subjects-index">
<term>glauben</term>
</index>glaubt sich im Besiz der reinsten Wahrheit. Der Heuch<pb edRef="#b" n="465"/><pb edRef="#c" n="515"/>ler sieht in den
Augen der Menschen, gerade so aus als der Tugendhafte. Was der Eine
für ausgemachte Wahrheit hält, das erkläret ein Andrer für Irrthum,
wohl gar für <app>
<lem>verdamlichen</lem>
<rdg wit="#c" type="v">verdammlichen</rdg>
</app> Irrthum. Auch bei dem Besten mengen sich <app>
<lem/>
<rdg wit="#c" type="pt">zuweilen</rdg>
</app> eigennüzige, stolze Absichten, unter der <index indexName="subjects-index">
<term>Larve</term>
</index>Larve der Sache <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app>, ins Spiel. Wäre nun das <app>
<lem>Bestrafungs Recht</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Bestrafungs-Recht</rdg>
</app> in Sachen der Religion den Menschen überlassen, so müste die
Welt eine <ptr target="#sonep5_erl_7" type="editorial-commentary"/><app>
<lem>Mörder Grube</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Mörder-Grube</rdg>
</app> werden. Der <pb n="486" edRef="#a"/>
<index indexName="subjects-index">
<term>Katholiken</term>
</index><app>
<lem>Catholik</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Katholik</hi></rdg>
</app> würde den <index indexName="subjects-index">
<term>Protestant</term>
</index><app>
<lem>Protestanten</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Protestanten</hi></rdg>
</app>, und dieser jenen, und beide den <ptr target="#sonep5_erl_8" type="editorial-commentary"/><index indexName="subjects-index">
<term>Sozinianer</term>
</index><app>
<lem>Sozinianer</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Socinianer</hi></rdg>
</app> zum Scheiterhaufen reissen. Und angenommen, daß wir
Protestanten der reine Weizen sind, so wäre es um die Religion
gethan. Denn alle andre <app>
<lem>Religions Partheien</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Religions-Partheien</rdg>
</app>, die uns für Kezer halten, würden uns anfallen und als
Afterweizen ausrotten. – Darum sagt die ewige Weisheit, <hi>Mit
nichten! Denn indem ihr den Afterweizen ausjäten wollet, würdet
ihr den Reinen Weizen ausrotten!</hi></p>
<p><hi><hi rend="spaced-out">Keine</hi></hi> Religion kan erdacht
werden, die mit dem <app>
<lem>Verfolgungs Geist</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Verfolgungs-Geist</rdg>
</app> aller Art, dem feineren wie dem groben, in grösserer
Feindschaft steht als die <hi>christliche</hi>. Einen Menschen wegen
seiner <index indexName="subjects-index">
<term>Religionsmeinungen</term>
</index><app>
<lem>Religions Meinungen</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Religions-Meinungen</rdg>
</app> und Handlungen auf irgend eine Art verfolgen, oder hassen,
ihn durch irgend eine Gewalt zur Ablegung seiner Meinungen <app>
<lem>zwingen:</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">zwingen;</rdg>
</app> das ist nach ihren Grundsäzen <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange from="1Tim:2:1" to="1Tim:2:6">1 Timotheum 2, <app>
<lem>1–6</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">1–6.</rdg>
</app></citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange from="Lk:9:51" to="Lk:9:56">Lucä 9, <app>
<lem>51–56</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">51–56.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi>eine Verleugnung und</hi> Schmähung des Verdienstes <index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName>, dieses
<hi>allgemeinen</hi> Welt-Heilandes! Ist eine Verdammung des
Göttlichen Betragens, welcher jeden der ein Mensch ist liebt, und so
lange er hier lebt, zu bessern und zu beglücken sucht! Eine Ver<pb edRef="#b" n="466"/><pb edRef="#c" n="516"/>heerung des Reiches <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app>! Eine verwegene Uebertretung so vieler und ernstlicher
Befehle <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app>! Ist eine <index indexName="subjects-index">
<term>unsinnige Empörung</term>
</index>unsinnige Empörung, ein Verbrechen der beleidigten
Majestät in <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app> Staat! Und dennoch, dennoch – o lasset uns die Augen von
diesen <index indexName="subjects-index">
<term>schreckliche Auftritte</term>
</index>schrecklichen Auftritten wegwenden, welche die Menschheit
aufs äusserste beschimpfen, welche ewige <ptr target="#sonep5_erl_10" type="editorial-commentary"/><index indexName="subjects-index">
<term>Schandsäule</term>
</index>Schand-Säulen jener <index indexName="subjects-index">
<term>Hölle, Geist der</term>
</index>höllischen Geister in <index indexName="subjects-index">
<term>Menschengestalt</term>
</index><app>
<lem>Menschen Gestalt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Menschen-Gestalt</rdg>
</app> sind, die sich <app>
<lem>Christen</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Christen</hi></rdg>
</app> nannten!</p>
<p><pb n="487" edRef="#a"/>
<hi><hi rend="spaced-out">Zunächst</hi></hi> Christen! lasset uns
nie vergessen, es uns tief einprägen, daß wir <hi>trügliche</hi>
Menschen sind. Unsre Meinung, glauben wir, ist <hi>Gottes Wort</hi>.
Aber dies glaubt der <app>
<lem>Catholik</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Katholik</rdg>
</app>, der <ptr target="#sonep5_erl_9" type="editorial-commentary"/><index indexName="subjects-index">
<term>Quäker</term>
</index>Quäker von der seinigen auch. Wer soll, wer kan nun den
Streit zwischen uns entscheiden? – <hi>Der Allwissende!</hi>
<app>
<lem><hi><hi rend="spaced-out">Er</hi></hi></lem>
<rdg wit="#b #c" type="v"><hi>Er</hi></rdg>
</app>, die ewige Liebe, der einen jeden, nur nach dem <app>
<lem>Masse</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Maasse</rdg>
</app> seiner Kräfte, und der Redlichkeit seines Betragens richtet!
Gesezt also, unser <index indexName="subjects-index">
<term>Nebenmensch</term>
</index>Nebenmensch irret, er irret in einem wichtigen, dem
allerwichtigsten Punkt. Darum ist er noch nicht bei <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> verurtheilt. Denn bei <app>
<lem>Ihm verdamt</lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Ihm</hi> verdammt</rdg>
</app> kein Irrthum, als nur der <hi>Verschuldete</hi>. Weg demnach
mit den Urtheilen, „dieser Mensch, diese <app>
<lem>Religions Parthei</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Religions-Parthei</rdg>
</app> steckt in <hi>verdammlichen</hi>
<app>
<lem>Irrtümern</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Irrthümern</rdg>
</app>! Ist ein Feind <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app>!“ Solch ein Urtheil schickt sich für <app>
<lem><hi>uns</hi></lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">uns</rdg>
</app> nicht; und ist eben darum verwegen, liebloos, und <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> abscheulich. Bloß für den <hi>Allwissenden</hi> schickt es
sich zu urtheilen, welcher Irrthum verdammlich sey oder nicht?</p>
<p><pb edRef="#b" n="467"/>
<pb edRef="#c" n="517"/>
<hi><hi rend="spaced-out">Vielmehr</hi></hi> müssen wir jeden
Menschen, der uns scheint ein Irrender, oder gar ein Feind <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app> zu seyn; jeden noch so gröblich irrenden; jeden Juden, Heiden
oder andern Nichtchristen; jeden Lasterhaften; selbst den
offenbahren Feind, <app>
<lem>Verächter</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verächter,</rdg>
</app> und <index indexName="subjects-index">
<term>Religion, Spötter der</term>
</index>Spötter der Religion – von <hi>ganzem Herzen, eben also wie
unsern</hi>
<index indexName="subjects-index">
<term>Glaubensbruder</term>
</index><app>
<lem><hi>Glaubens Bruder</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="pp"><hi>Glaubens-Bruder</hi></rdg>
</app>
<hi>lieben</hi>. – <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:14:10">Römer
14, <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">10.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Ihn</hi> nie wegen seiner
Religions-Meinungen verachten.</hi> Bei dem Nahmen Jude, Heide,
<index indexName="subjects-index">
<term>Sozinianer</term>
</index>Socinianer <choice>
<abbr>u. s. f.</abbr>
<expan>und so ferner</expan>
</choice> nie etwas verächtliches denken. – <hi><hi rend="spaced-out">Noch</hi> weniger ihn mit kränkenden, oder
schimpflichen Nahmen belegen.</hi> – <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Röm:14:4 Röm:14:10 Röm:14:13">Römer 14, 4. <app>
<lem>10</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">10.</rdg>
</app> 13.</citedRange></bibl>
<bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:5:22">Matthäi <app>
<lem><choice>
<sic>5.</sic>
<corr type="editorial">5,</corr>
</choice></lem>
<rdg wit="#b #c" type="typo-correction">5,</rdg>
</app> 22.</citedRange></bibl> Siehe oben Seite <app>
<lem><choice>
<sic>86</sic>
<corr type="editorial"><ref target="textgrid:259rn#less_85">85</ref></corr>
</choice></lem>
<rdg type="v" wit="#b #c">86</rdg>
</app>
<choice>
<abbr>f.</abbr>
<expan>folgend</expan>
</choice></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Erzittern</hi></hi> müssen wir <app>
<lem>für</lem>
<rdg wit="#c" type="v">vor</rdg>
</app> dem Gedanken, ihn als einen <app>
<lem>Verdamten</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Verdammten</rdg>
</app> anzusehen, oder <pb n="488" edRef="#a"/> gar dafür zu
erklären. Schwachheit ist es, einem zur fremden <app>
<lem>Religions Parthei</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Religions-Parthei</rdg>
</app> gehörigen Verstorbenen, den <hi>Titel</hi>, (denn nichts mehr
als dieses ist es doch im gemeinen Rede Gebrauch) <app>
<lem><hi>Seeliger</hi></lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Seeliger</hi>,</rdg>
</app> zu verweigern. Unschicklich in dem Munde eines Christen ist
es, von seiner <app>
<lem>Seligkeit</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Seeligkeit</rdg>
</app> geheimnisvoll reden. Abscheulich aber und <index indexName="subjects-index">
<term>satanisch</term>
</index>Satanisch ist es, sie ihm geradezu absprechen. – <hi><hi rend="spaced-out">Lieben</hi></hi> müssen wir ihn von
<hi>ganzem Herzen</hi>: seine Seligkeit liebreich hoffen; sein
Glück durch alle nur mögliche Freundschafts-Dienste befördern, und
dafür mit heisser <index indexName="subjects-index">
<term>Inbrunst</term>
</index>Inbrunst zu <app>
<lem>Gott</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gott</hi></rdg>
</app> beten. So werden wir uns als <hi>Schüler</hi>
<index indexName="persons-index">
<term>Christus, s. Jesus Christus</term>
<term>Jesus Christus</term>
</index>
<persName ref="textgrid:255cd"><hi>Jesu</hi></persName> zeigen, <ptr target="#sonep5_erl_11" type="editorial-commentary"/><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:9:56"><app>
<lem>Lucä</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">Luc.</rdg>
</app> 9, <app>
<lem>56</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">56.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg> der nicht gekommen die
Menschen zu zerstören sondern zu beglücken! So werden wir <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Lk:6:35"><app>
<lem>Lucä</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">Luc.</rdg>
</app> 6, 35.</citedRange></bibl></seg> Kinder des <app>
<lem>Gottes</lem>
<rdg wit="#c" type="v"><hi>Gottes</hi></rdg>
</app> seyn, der gütig ist auch gegen die Undankbahren und
Bösen!</p>
<p><seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:13:30"><app>
<lem>vers 30</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">v. 30.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg>
<hi><hi rend="spaced-out">Wenn</hi></hi> endlich, unser Allmächtige
Hausherr will, daß hier noch, Gute und Böse gemischt bei <pb edRef="#b" n="468"/>
<pb edRef="#c" n="518"/> einander leben <app>
<lem>sollen:</lem>
<rdg wit="#b #c" type="v">sollen;</rdg>
</app> so ist dies freilich für den Tugendhaften, die Quelle mancher
schwerer Versuchungen, peinlicher <app>
<lem>Kämpfe</lem>
<rdg wit="#c" type="v">Kämpfe,</rdg>
</app> und bitterer Leiden. Aber auch die Quelle vieler edlen Thaten
und erhabenen Freuden. <app>
<lem>Schäzet Freunde Gottes und der Tugend!</lem>
<rdg wit="#c" type="pp">Schäzet, <hi>Freunde Gottes und der
Tugend!</hi></rdg>
</app> Schäzet das Gewicht des Postens worauf euch der Allwissende
Zeuge und Gnädige Vergelter eurer Handlungen hingestellet! Traget
durch bessernde Reden, und <index indexName="subjects-index">
<term>exemplarischer Wandel</term>
</index>exemplarischen Wandel, alles bei, um die
Bösen mit denen ihr lebet, zu bessern und zu <app>
<lem>beglücken.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">beglücken!</rdg>
</app> Rettet so viele <index indexName="subjects-index">
<term>Seele, unsterbliche</term>
</index>unsterbliche Seelen als ihr <app>
<lem>könt.</lem>
<rdg wit="#c" type="v">könnt!</rdg>
</app> Und wenn ihr denn, dergestalt euren Beitrag zum Himmel
geliefert: alsdenn erwartet sicher und froh, daß ihr – <seg type="margin"><bibl type="biblical-reference"><citedRange n="Mt:13:30"><app>
<lem>vers <app>
<lem>43.</lem>
<rdg wit="#b" type="v">43</rdg>
</app></lem>
<rdg wit="#c" type="pp">v. 43.</rdg>
</app></citedRange></bibl></seg> in <hi>dem himmlischen
Reiche eures Vaters leuchten werdet gleich der Sonne</hi>!</p>
</div></lem>
<rdg type="om" wit="#z"/>
</app>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_1">
<label>Tyger- und Teufelmässig</label>
<p>Zu „Tiger“ vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:259s4.5#sontr13_erl_1"/> (die Kombination mit „Teufel“ findet sich auch <ref target="textgrid:25dfn.5#less_451_c">c451</ref>).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_2">
<label>After Weizen</label>
<p>„After“ in der Bedeutung des Geringeren, Schlechteren (vgl. <hi>Grimm</hi>,
z. St.; vgl. auch <ptr type="page-ref" target="textgrid:259rt.5#sontr11_erl_7"/>) fand sich die bereits zu Leß’
Zeiten nur noch in Komposita (vgl. <hi>Adelung</hi>, z. St.) und entspricht
in etwa dem Präfix „pseudo“. An dieser Stelle ist der sog. Schwindelweizen
oder auch Taumel-Lolch (<foreign lang="lat"><hi>lolium
temulentum</hi></foreign>) gemeint.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_3">
<label>{Siehe oben S. 1. 2.} angenehmer, lehrreicher und rürender Gleichnis
Reden [...] Kraft als Klarheit vorträgt</label>
<p>Neben <ref target="textgrid:257vt.5#less_1">a1f.</ref> vgl. auch <ref target="textgrid:259rr.5#less_121">a121</ref>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_4">
<label>{vers 36–43} Die Auslegung [...] Wer Ohren hat zu hören, der
höre!</label>
<p>Wiedergegeben wird Mt 13,37–43.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_5">
<label>Trauer Gerüste</label>
<p>Vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:25dfh.5#adv2_erl_2"/>.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_6">
<label>Seit Saulo an [...] mit Schwerdtern und Kugeln ums Leben brachten</label>
<p>Zu Saulus vgl. <ptr type="page-ref" target="textgrid:25dfh.5#adv2_erl_4"/>.
Durch das Edikt von Fontainebleau (1685), das die im Edikt von Nantes (1598)
fixierte Religionsfreiheit der Protestanten aufhob, hatte sich die Lage der
Protestanten in Frankreich massiv verschlechtert. Das Verbot der
Religionsausübung, mit dem auch ein Verlust bürgerlicher Rechte einherging,
hatte zur Folge, dass die sog. Hugenotten zu Hunderttausenden das Land
verließen. Widerstand, allen voran der in den Cevennen (1702–1705), wurde
gewaltsam niedergeschlagen. Leß kann als Kenner der Lage gelten (vgl. die
<hi>Einleitung</hi>, XIII Anm. <ref type="note" target="#fussnote10">10</ref>). Wenige Jahre nach Leß formuliert J. G. Heym,
Neue Sammlung von Predigten auf alle Sonn- und Festtage des ganzen Jahres
über selbst erwählte biblische Schriftstellen, Bd. 1, 1781, 346 ähnlich:
„Jede Religionsparthey glaubt sich in dem Besitz der reinsten Wahrheit zu
seyn, von dem schnaubenden Saul an, bis auf jene geharnischte Missionarien
in Frankreich, welche die Irrigen mit Feuer und Schwerd
verfolgten“.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_7">
<label>Mörder Grube</label>
<p>Vgl. Mk 11,17 parr.; Jes 56,7; Jer 7,11 nach der älteren
Luther-Übersetzung.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_8">
<label>Sozinianer</label>
<p>Benannt sind die Sozinianer (vgl. S. J. Baumgarten, Geschichte der
Religionspartheyen, hg. von J. S. Semler, 1766, 908–946 [= § 150–158]) nach
Lelio (1525–1562) und seinem Neffen Fausto Sozzini (1539–1604), dessen
posthum veröffentlichter <hi>Rakower Katechismus</hi> (poln. 1605; dt. 1608;
lat. 1609) als wohl wichtigste antitrinitarische Lehrschrift gelten kann.
V.a. in Osteuropa (Polen, Siebenbürgen u.a.) konnten die Sozinianer ein
beachtliches Kirchenwesen etablieren (daher die ebenfalls verbreitete
Bezeichnung „Polnische Brüder“) und wirkten später etwa auf die
niederländischen Arminianer oder die englischen Deisten und Unitarier. Im
17. und 18. Jh. war die Bezeichnung „Sozinianismus“ zu einem weit verbreiteten
Sammelbegriff geworden, mit dem pauschal jede Kritik am altkirchlichen
Trinitätsdogma gescholten wurde.</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_9">
<label>Quäker</label>
<p>Der Name <hi>Quäker</hi> (auch <hi>Zitterer</hi> oder <hi>Tremulanten</hi>)
(vgl. S. J. Baumgarten, Geschichte der Religionspartheyen, hg. von J. S.
Semler, 1766, 1014–1047 [= § 178–181]) wurde der während des <hi>Englischen
Bürgerkrieges</hi> (1642–1651) entstandenen <hi>Religious Society of Friends</hi>
aufgrund des ekstatischen Zuckens während der bisweilen öffentlich
abgehaltenen Gottesdienste beigelegt. Der Gegensatz zur Staatskirche
(Ablehnung der äußerlich sichtbaren Sakramente, aber auch der als unbiblisch
deklarierten kirchlichen Trinitätslehre u.a.m.) führte schnell zu einem
Verbot der Quäker. Nachdem sie durch die <hi>Toleranzakte</hi> (1689) das
Recht auf freie Religionsausübung erhalten hatten, entwickelten sie sich zu
einer respektierten Religionsgruppe, die sich früh auch in Nordamerika
etablieren konnte (vgl. das „Heilige Experiment“ von
Pennsylvania).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_10">
<label>Schand-Säulen</label>
<p>D.i. ein Denkmal, das nicht zur Ehre, sondern zur Schande einer Person
errichtet wird. Bisweilen wird jedoch auch ein Pranger oder Schandpfahl als
Schandsäule bezeichnet (vgl. <hi>Grimm</hi>, „Schandsäule“).</p></note>
<note type="editorial-commentary" place="end" id="sonep5_erl_11">
<label>{Lucä 9, 56} der nicht gekommen die Menschen zu zerstören sondern zu
beglücken</label>
<p>In früherer Textgestalt schiebt Lk 9,56 <foreign lang="grc">ὁ γὰρ υἱὸς
τοῦ ἀνθρώπου οὐκ ἦλθεν ψυχὰς ἀνθρώπων ἀπολέσαι, ἀλλὰ σῶσαι</foreign> ein
(vgl. <hi>Wettstein</hi>, z. St.).</p></note>
</div>